16.11.2012 Aufrufe

Skript A-Schein - Sky-Team

Skript A-Schein - Sky-Team

Skript A-Schein - Sky-Team

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

A-<strong>Schein</strong> Theorieskript<br />

Aufbaukurs (Grundkurs) und Höhenflugkurs<br />

Dieses <strong>Skript</strong> gehört:<br />

Letzte Aktualisierung des <strong>Skript</strong>es 2004


Vorwort<br />

Das <strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> freut sich, dass Du Dich dazu entschlossen hast, bei uns die Ausbildung zum<br />

Gleitschirmpiloten zu beginnen. Bei uns erwartet Dich die Erfahrung aus mittlerweile 16 Jahren<br />

im Ausbildungsbetrieb. Weil für uns das Fliegen zu einem elementaren Bereich in unserem<br />

Leben geworden ist, sind wir immer mit vollem Eifer dabei, anderen die Faszination, die Schönheit<br />

und vor allem den Spaß an dieser Sportart näher zu bringen. Bei aller Freude um das Gleitschirmfliegen<br />

ist uns aber auch sehr wichtig, dass Du während Deiner Ausbildung ein hohes<br />

Sicherheitsniveau erreichst. Es ist sicher kein Zufall, dass es in der Ausbildung seit 16 Jahren<br />

keinen schweren Unfall gab.<br />

In diesem <strong>Skript</strong> haben wir uns bemüht, das notwendige Wissen, das Du als zukünftiger Gleitschirmpilot<br />

benötigst, verständlich zu vermitteln. Es lehnt sich dabei eng an die offiziellen Lehrpläne<br />

des DHV an, um Dich bestmöglich während des theoretischen Teils Deiner Ausbildung zu<br />

unterstützen. Das <strong>Skript</strong> ersetzt also keinesfalls die praktische Ausbildung.<br />

Apropos Ausbildung: Dir ist sicherlich schon aufgefallen, dass dieses <strong>Skript</strong> zwei Kurse, den<br />

Aufbau- und den Höhenflugkurs, abdeckt. Damit Du beim Lesen zu Hause schnell entscheiden<br />

kannst, ob ein Kapitel für Dich relevant ist, schaust Du einfach nach, welches Symbol sich direkt<br />

unterhalb der Kapitelüberschrift befindet:<br />

Befinden sich sowohl ein Buch ( ) als auch ein Gleitschirm ( ) darunter, so bezieht sich das<br />

Kapitel auf den Aufbaukurs. Schließlich wirst Du im Aufbaukurs mehr (nach)lesen als fliegen.<br />

Als Schüler im Höhenflugkurs kannst Du ein solches Kapitel dazu nutzen, Dein Wissen um den<br />

Aufbaukurs aufzufrischen.<br />

Befindet sich nur ein Gleitschirm ( ) darunter, so bezieht sich das Kapitel ausschließlich auf<br />

den Höhenflugkurs, da Du Dich als Schüler im Höhenflugkurs ja bereits als Gleitschirmpilot<br />

bezeichnen kannst. Als Schüler im Aufbaukurs kannst Du dieses Kapitel überspringen.<br />

Viel Spaß während Deiner Ausbildung wünscht Dir<br />

Michael Wagner, Ausbildungsleiter<br />

<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding<br />

Michael Wagner<br />

Schwarzwaldstr. 30<br />

76593 Gernsbach<br />

Tel.: 0 72 24 / 99 33 - 65<br />

Fax: 0 72 24 / 99 33 - 26<br />

Internet: http://www.sky-team.de<br />

E-Mail: info@sky-team.de


Das <strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong><br />

Michael Wagner<br />

Gleitschirmpilot der ersten Stunde.<br />

Ausbildungsleiter und Inhaber der Flugschule.<br />

Fachlehrer in den Bereichen Windenschlepp, Passagierflug und Flugfunk.<br />

DHV- Prüfungsrat, DHV-Performancetrainer, DULV Fluglehrer.<br />

Verantwortlich für das ganze <strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong>.<br />

Walter Hametner<br />

Fluglehrer und Fachlehrer für Winden- und Passagierflug.<br />

DHV- Prüfungsrat, DHV-Performancetrainer.<br />

Verantwortlich für unsere Gleitschirm-Safaries und den Thermik Technik Trainings<br />

sowie für die Ausbildung in der Eifel.<br />

Alexander Zosel<br />

Fluglehrerassistent und Tandempilot.<br />

Ex Wettkampfsportler: Snowboard (WC) und Basketball 2te Bundesliga.<br />

Ex Besitzer der Karlsruhe Kultdiscothek „Unterhaus“, 7 Jahre im Vorstand in der C.I.K..<br />

Verantwortlich für das <strong>Sky</strong>-Tem Marketing.<br />

Schnupperkurse, Grundkurse, Höhenflugausbildung.<br />

Alexander Gehring<br />

Fluglehrer, Motorschirmpilot und Tandempilot.<br />

Multimedia/Internet-Entwickler, Technischer Redakteur und<br />

Geschäftsführer der Firmen evival Services und evival Technologies GmbH & Co. KG.<br />

Verantwortliche für die Internetpräsentation des <strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong>s.<br />

Schnupperkurse, Grundkurse, Höhenflugausbildung.<br />

Oliver Lüttschwager<br />

Fluglehrerassistent, Gleitschirm-Checks und Technischer Support.<br />

Schnupperkurse, Grundkurse, Höhenflugausbildung.<br />

Jazek Kosmala<br />

Fluglehrerassistent in Ausbildung und Tandempilot.<br />

Schnupperkurse, Grundkurse, Höhenflugausbildung.<br />

Daniel Schneider<br />

Fluglehrerassistent in Ausbildung und Tandempilot.<br />

Gleitschirm-Checks, Schnupperkurse, Grundkurse


Das <strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> Seite2<br />

Daniel Kirchner<br />

Gleitschirmfluglehrer, Tandempilot, Akropilot.<br />

Höhenflugausbildung in Südtirol.<br />

Stefan Hodek<br />

Gleitschirmfluglehrer, Performance- und Sicherheitstrainer.<br />

Tandem-, Akro- undHubschrauberpilot.<br />

Verantwortlich für unsere Sicherheitstrainings.<br />

Torsten Sattler<br />

Gleitschirmfluglehrer, Performancetrainer, Liga-Pilot.<br />

Gewinner German Cup 2006.<br />

Führt unser Streckenfluglager durch.<br />

Gerd Diesel<br />

Fluglehrer und Gleitschirmpilot.<br />

Schnupperkurse, Grundkurse, Höhenflugausbildung.<br />

Oliver Müller<br />

Gleitschirm-, Tandem- und Motorschirmpilot.<br />

DHV Fluglehrer, Fachlehrer Passagierflug.<br />

Nepal, Indien und Thailand Experte Inhaber und Designer<br />

des Gleitschirm-Labels AIR AFFAIR.<br />

Hartmut Frey<br />

Gleitschirmpilot und Inhaber der Firma Sport Frey in Baiersbronn.<br />

Ehem. Wettkampfsportler in der Nordischen Kombination und im Biathlon.<br />

Ski- und Surflehrer.<br />

Verantwortlicher für Organisation, Marketing und Betreuung<br />

im Raum Baiersbronn.<br />

Dominik Förderer<br />

DHV-Fluglehrer. Fachlehrer für Passagierflug. Tandempilot, Ligapilot.


Inhaltsverzeichnis<br />

1 TECHNIK...................................................................................................14<br />

1.1 Gleitschirm........................................................................................................15<br />

1.1.1 Bauteile.....................................................................................................15<br />

1.1.2 Aufbau.......................................................................................................15<br />

1.1.3 Kappe........................................................................................................16<br />

1.1.4 (Fang-)Leinen............................................................................................17<br />

1.1.5 Verbindungselemente................................................................................18<br />

1.1.6 Beschleunigungssystem............................................................................19<br />

1.1.7 Einstellungen.............................................................................................19<br />

1.1.8 Reparatur..................................................................................................20<br />

1.1.9 Nachprüfung..............................................................................................20<br />

1.1.10 Betriebsanleitungen...................................................................................21<br />

1.1.11 Betriebsgrenzen........................................................................................21<br />

1.2 Instandhaltung..................................................................................................22<br />

1.2.1 Packen......................................................................................................22<br />

1.2.2 Lagerung...................................................................................................22<br />

1.2.3 Alterung und Pflege des Gleitschirms........................................................23<br />

1.2.4 Schädigende Einflüsse..............................................................................23<br />

1.3 Gurtzeug.............................................................................................................24<br />

1.3.1 Typen........................................................................................................24<br />

1.3.2 Bauteile.....................................................................................................24<br />

1.3.3 Aufbau.......................................................................................................25<br />

1.3.4 Größen......................................................................................................25<br />

1.3.5 Einstellung.................................................................................................25<br />

1.3.6 Schutzeinrichtungen..................................................................................26<br />

1.4 Rettungsgerät....................................................................................................27<br />

1.4.1 Funktion....................................................................................................27<br />

1.4.2 Typen........................................................................................................27<br />

1.4.3 Bauteile und Aufbau..................................................................................27<br />

1.4.4 Auslösung .................................................................................................28


1.4.5 Größen......................................................................................................28<br />

1.4.6 Containersysteme mit Vor- und Nachteilen................................................28<br />

1.4.7 Kompatibilität.............................................................................................29<br />

1.4.8 Packintervalle............................................................................................29<br />

1.5 Instrumente und Bekleidung..........................................................................30<br />

1.5.1 Instrumente...............................................................................................30<br />

1.5.2 Bekleidung ................................................................................................31<br />

1.6 Geräteprüfung...................................................................................................32<br />

1.6.1 Tests.........................................................................................................32<br />

1.6.2 Klassifizierung...........................................................................................33<br />

1.7 Messgrundlagen...............................................................................................35<br />

1.8 Aerodynamik.....................................................................................................36<br />

1.8.1 Auftrieb......................................................................................................36<br />

1.8.2 Widerstand................................................................................................37<br />

1.8.3 Kräfte im stationären Geradeausflug..........................................................39<br />

1.8.4 Strömung...................................................................................................40<br />

1.8.5 Strömungsabriss........................................................................................40<br />

1.8.6 Geschwindigkeit........................................................................................41<br />

1.8.7 Kräfte am Flügel........................................................................................43<br />

1.8.8 Stabilität....................................................................................................44<br />

1.8.9 Steuerung..................................................................................................44<br />

1.8.10 Kurvenflug.................................................................................................45<br />

1.8.11 Maßeinheiten.............................................................................................46<br />

2 FLUGTECHNIK / VERHALTEN IN BESONDEREN FÄLLEN...................47<br />

2.1 Startvorbereitungen.........................................................................................48<br />

2.1.1 Auslegen...................................................................................................48<br />

2.1.2 Vorflugcheck..............................................................................................48<br />

2.1.3 Flugplanung ..............................................................................................49<br />

2.1.4 Startcheck.................................................................................................49<br />

2.2 Start.....................................................................................................................50<br />

2.2.1 Startphasen...............................................................................................50<br />

2.2.2 Abflug........................................................................................................53<br />

2.2.3 Rückwärtsaufziehen..................................................................................53


2.2.4 Startabbruch..............................................................................................54<br />

2.2.5 Fehlstart....................................................................................................55<br />

2.3 Geradeausflug...................................................................................................56<br />

2.3.1 Bestes Gleiten...........................................................................................56<br />

2.3.2 Geringstes Sinken.....................................................................................56<br />

2.3.3 Trimmgeschwindigkeit...............................................................................56<br />

2.3.4 „Aktives Fliegen“........................................................................................57<br />

2.4 Kurvenflug.........................................................................................................58<br />

2.4.1 Kurven durch Steuerleinenzug...................................................................58<br />

2.4.2 Kurvenflug durch Gewichtsverlagerung......................................................59<br />

2.5 Landeeinteilung................................................................................................60<br />

2.5.1 Landephasen.............................................................................................60<br />

2.5.2 Flugtechnik................................................................................................61<br />

2.5.3 Peilung......................................................................................................63<br />

2.6 Landung.............................................................................................................64<br />

2.7 Besondere Windsituationen...........................................................................66<br />

2.7.1 Starkwind..................................................................................................66<br />

2.7.2 Seitenwind.................................................................................................68<br />

2.7.3 Rückenwind...............................................................................................68<br />

2.8 Kappenstörungen und Extremflugzustände...............................................69<br />

2.8.1 Seitlicher Einklapper..................................................................................69<br />

2.8.2 Frontklapper..............................................................................................70<br />

2.8.3 Stabiler Frontklapper.................................................................................71<br />

2.8.4 Seitlicher Verhänger..................................................................................71<br />

2.8.5 Strömungsabriss (Stall) im Ansatz.............................................................72<br />

2.8.6 Totaler Strömungsabriss (Fullstall).............................................................73<br />

2.8.7 Trudeln (einseitiger Strömungsabriss) im Ansatz.......................................74<br />

2.8.8 Längeres Trudeln (einseitiger Strömungsabriss)........................................74<br />

2.8.9 Sackflug....................................................................................................75<br />

2.8.10 Stabiler Sackflug........................................................................................76<br />

2.8.11 Fixseilschlepp............................................................................................77<br />

2.9 Abstiegshilfen...................................................................................................78<br />

2.9.1 Ohrenanlegen............................................................................................78<br />

2.9.2 Andere Abstiegshilfen................................................................................79


2.10 Besondere Fluggefahren................................................................................80<br />

2.10.1 Ausfall der Steuerleinen.............................................................................80<br />

2.10.2 Verknotete Leinen im Flug.........................................................................80<br />

2.10.3 Kollision.....................................................................................................80<br />

2.10.4 Einsatz des Rettungsgeräts.......................................................................81<br />

2.11 Besondere Landegefahren.............................................................................82<br />

2.11.1 Starkwindlandung......................................................................................82<br />

2.11.2 Baumlandung............................................................................................82<br />

2.11.3 Seitenwindlandung....................................................................................83<br />

2.11.4 Hanglandung.............................................................................................84<br />

2.11.5 Außenlandung...........................................................................................84<br />

2.11.6 Toplandung...............................................................................................84<br />

2.11.7 Wasserlandung .........................................................................................85<br />

2.11.8 Landung in Stromleitungen........................................................................86<br />

2.11.9 Landung in Seilbahnkabeln........................................................................86<br />

2.12 Notfälle...............................................................................................................88<br />

2.12.1 Erste-Hilfe-Maßnahmen.............................................................................88<br />

2.12.2 Notausrüstung...........................................................................................88<br />

2.12.3 Notsignale.................................................................................................89<br />

2.12.4 Einleitung von Rettungsmaßnahmen .........................................................90<br />

2.13 Menschliche Leistungsfähigkeit....................................................................93<br />

2.14 Naturschutz und Forst / Landwirtschaft und Jagd....................................95<br />

3 METEOROLOGIE......................................................................................96<br />

3.1 Lufthülle.............................................................................................................97<br />

3.1.1 Aufbau der Atmosphäre.............................................................................97<br />

3.1.2 Zusammensetzung der Luft.......................................................................97<br />

3.2 Troposphäre......................................................................................................98<br />

3.2.1 Luftdruck...................................................................................................98<br />

3.2.2 Luftdichte...................................................................................................99<br />

3.2.3 Temperatur................................................................................................99<br />

3.3 Wind..................................................................................................................100<br />

3.3.1 Richtung und Stärke................................................................................100<br />

3.3.2 Tagesverlauf............................................................................................102


3.3.3 Zusammenspiel von Hoch und Tief..........................................................102<br />

3.3.4 Windgradient...........................................................................................103<br />

3.4 Turbulenzen.....................................................................................................104<br />

3.4.1 Luv und Lee ............................................................................................104<br />

3.4.2 Thermische und dynamische Turbulenzen...............................................104<br />

3.4.3 Bodenturbulenzen ...................................................................................105<br />

3.4.4 Düsenwirkung..........................................................................................105<br />

3.4.5 Windscherung .........................................................................................106<br />

3.5 Windzirkulation...............................................................................................107<br />

3.5.1 See-/Landwind ........................................................................................107<br />

3.5.2 Hangaufwind...........................................................................................108<br />

3.5.3 Gebirgszirkulation....................................................................................108<br />

3.6 Wolken und Nebel..........................................................................................110<br />

3.6.1 Kondensation..........................................................................................110<br />

3.6.2 Niederschlag...........................................................................................110<br />

3.7 Thermik.............................................................................................................111<br />

3.7.1 Entstehung..............................................................................................111<br />

3.7.2 Thermikformen........................................................................................112<br />

3.7.3 Wolkenthermik.........................................................................................112<br />

3.7.4 Wolkenformen und Wolkenstockwerke.....................................................112<br />

3.8 Wetterentwicklung.........................................................................................115<br />

3.8.1 Wetterlagen.............................................................................................115<br />

3.8.2 Globaler Zusammenhang ........................................................................118<br />

3.9 Hochs und Tiefs..............................................................................................120<br />

3.9.1 Bildung von Tiefdruckgebieten.................................................................120<br />

3.9.2 Warmfront...............................................................................................121<br />

3.9.3 Kaltfront...................................................................................................122<br />

3.10 Gewitter............................................................................................................124<br />

3.10.1 Gewitterarten...........................................................................................124<br />

3.10.2 Bedingungen für Gewitterbildung.............................................................124<br />

3.10.3 Vorboten .................................................................................................125<br />

3.10.4 Phasen des Gewitters..............................................................................125<br />

3.10.5 Gefahren.................................................................................................126


3.11 Föhn..................................................................................................................127<br />

3.11.1 Entstehung..............................................................................................127<br />

3.11.2 Anzeichen...............................................................................................128<br />

3.11.3 Gefahren.................................................................................................129<br />

3.12 Wetterbesonderheiten im Gebirge..............................................................130<br />

3.12.1 Turbulenzen............................................................................................130<br />

3.12.2 Wettersturz..............................................................................................130<br />

3.12.3 Kaltluftausflüsse......................................................................................130<br />

3.12.4 Frontmodifikationen.................................................................................130<br />

3.12.5 Thermische Entwicklung..........................................................................131<br />

3.12.6 Talwind....................................................................................................131<br />

3.12.7 Gletscherwind..........................................................................................131<br />

3.13 Vorhersage und Beratung.............................................................................132<br />

3.13.1 Wettervorhersage....................................................................................132<br />

3.13.2 Wetterberatung........................................................................................132<br />

3.14 Regionales Wetter..........................................................................................133<br />

3.14.1 Besonderheiten.......................................................................................133<br />

3.14.2 Regionale Wetterberatung.......................................................................133<br />

4 LUFTRECHT............................................................................................134<br />

4.1 Rechtsvorschriften.........................................................................................135<br />

4.1.1 Überblick.................................................................................................135<br />

4.1.2 Luftverkehrsordnung................................................................................135<br />

4.1.3 Luftverkehrszulassungsordnung ..............................................................136<br />

4.1.4 Verordnung über Luftfahrtpersonal..........................................................136<br />

4.1.5 Betriebsordnung für Luftfahrtgerät...........................................................136<br />

4.1.6 Ausbildungs- und Prüfungsordnung des DHV..........................................136<br />

4.1.7 Flugbetriebsordnung des DHV.................................................................136<br />

4.1.8 Prüfkataloge des DHV.............................................................................136<br />

4.2 Zuständige Stellen.........................................................................................137<br />

4.2.1 BMVBW ..................................................................................................137<br />

4.2.2 LBA.........................................................................................................137<br />

4.2.3 Beauftragter............................................................................................137<br />

4.2.4 Informationsschrift...................................................................................138


4.3 Ausbildung/Pilot.............................................................................................139<br />

4.3.1 Erlaubnispflicht........................................................................................139<br />

4.3.2 Mindestalter.............................................................................................139<br />

4.3.3 Ausbildungsinhalte ..................................................................................139<br />

4.3.4 Flugauftrag..............................................................................................140<br />

4.3.5 Flugbuch.................................................................................................140<br />

4.3.6 Unterrichtsbuch.......................................................................................141<br />

4.3.7 Lernausweis............................................................................................141<br />

4.3.8 Schulungsbestätigung .............................................................................141<br />

4.3.9 Luftfahrerschein.......................................................................................141<br />

4.3.10 Prüfung ...................................................................................................142<br />

4.3.11 Umfang der Erlaubnisse..........................................................................143<br />

4.3.12 Gültigkeitsdauer......................................................................................143<br />

4.3.13 Überprüfungsflug.....................................................................................143<br />

4.3.14 Startarten................................................................................................144<br />

4.3.15 Passagierberechtigung............................................................................144<br />

4.3.16 Lehrberechtigung.....................................................................................144<br />

4.3.17 Registrierte Ausbildungsstätten................................................................145<br />

4.4 Fluggerät..........................................................................................................146<br />

4.4.1 Musterprüfung.........................................................................................146<br />

4.4.2 Klassifizierung.........................................................................................146<br />

4.4.3 Prüfstellen...............................................................................................146<br />

4.4.4 Betriebsgrenzen......................................................................................147<br />

4.4.5 Stückprüfung...........................................................................................147<br />

4.4.6 Nachprüfung............................................................................................147<br />

4.4.7 Lufttüchtigkeit..........................................................................................147<br />

4.4.8 Instandhaltung.........................................................................................148<br />

4.4.9 Lufttüchtigkeitsanweisung (LTA)..............................................................148<br />

4.4.10 Motorgetriebene Gleitschirme..................................................................148<br />

4.4.11 Straf- und Bußgeldvorschriften................................................................149<br />

4.5 Flugbetrieb.......................................................................................................150<br />

4.5.1 Grundregeln............................................................................................150<br />

4.5.2 Verantwortung.........................................................................................150<br />

4.5.3 Sicherheitsausrüstung.............................................................................150<br />

4.5.4 Kopfschutz..............................................................................................151<br />

4.5.5 Rettungsgerät..........................................................................................151


4.5.6 Rettungsschnur.......................................................................................151<br />

4.5.7 Rückenschutz..........................................................................................151<br />

4.5.8 Flugausrüstung........................................................................................151<br />

4.5.9 Wetterinformation und Wind.....................................................................152<br />

4.5.10 Sichtflugregeln.........................................................................................152<br />

4.5.11 (Sicherheits-)Mindesthöhe.......................................................................153<br />

4.5.12 Abstände.................................................................................................153<br />

4.5.13 Vorflugregeln...........................................................................................153<br />

4.5.14 Landeeinteilung.......................................................................................156<br />

4.5.15 Abwerfen von Gegenständen...................................................................156<br />

4.5.16 Kunstflug.................................................................................................156<br />

4.5.17 Wolkenflug ..............................................................................................156<br />

4.5.18 Flüge bei Nacht.......................................................................................156<br />

4.5.19 Betriebsstörungen und Unfälle.................................................................157<br />

4.5.20 Notsignale...............................................................................................157<br />

4.5.21 Unfallmeldung .........................................................................................157<br />

4.5.22 Aufsicht...................................................................................................158<br />

4.5.23 Startleiter.................................................................................................158<br />

4.5.24 Straf- und Bußgeldvorschriften................................................................159<br />

4.6 Fluggelände.....................................................................................................161<br />

4.6.1 Genehmigung..........................................................................................161<br />

4.6.2 Außenstart- und -landeerlaubnis..............................................................161<br />

4.6.3 Zuständige Stellen für die Erlaubnis.........................................................161<br />

4.7 Luftraum...........................................................................................................162<br />

4.7.1 ICAO-Luftraumklassifizierung ..................................................................162<br />

4.7.2 Luftraumgliederung..................................................................................163<br />

4.7.3 Flugbeschränkungs- und Sperrgebiete ....................................................164<br />

4.7.4 Militärisches Tiefflugsystem.....................................................................165<br />

4.7.5 ICAO-Karte..............................................................................................165<br />

4.7.6 Luftgebietsverletzungen...........................................................................165<br />

4.8 Haftung und Versicherung...........................................................................166<br />

4.8.1 Verschuldungs- und Gefährdungshaftung................................................166<br />

4.8.2 Versicherungspflicht................................................................................166<br />

4.8.3 Flugsportrisiko und Versicherungen.........................................................167


5 BUCHTIPPS, VIDEOS UND INTERNET-LINKS......................................169<br />

6 IMPRESSUM............................................................................................171


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 14<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1 Technik<br />

Dieses Kapitel umfasst das theoretische Wissen um:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Gleitschirm<br />

Instandhaltung<br />

Gurtzeug<br />

Rettungsgerät<br />

Instrumente und Bekleidung<br />

Geräteprüfung<br />

Messgrundlagen<br />

Aerodynamik<br />

Damit Du beim Lesen zu Hause schnell entscheiden kannst, ob ein Kapitel für<br />

Dich relevant ist, schaust Du einfach nach, welches Symbol sich direkt unterhalb<br />

der Kapitelüberschrift befindet:<br />

Befinden sich sowohl ein Buch ( ) als auch ein Gleitschirm ( ) darunter, so<br />

bezieht sich das Kapitel auf den Aufbaukurs. Als Schüler im Höhenflugkurs<br />

kannst Du ein solches Kapitel dazu nutzen, Dein Wissen um den Aufbaukurs<br />

aufzufrischen.<br />

Befindet sich nur ein Gleitschirm ( ) darunter, so bezieht sich das Kapitel<br />

ausschließlich auf den Höhenflugkurs. Als Schüler im Aufbaukurs kannst Du<br />

dieses Kapitel überspringen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 15<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.1 Gleitschirm<br />

1.1.1 Bauteile<br />

Ein Gleitschirm besteht aus folgenden Bauteilen:<br />

Kappe<br />

Leinen<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Tragegurte<br />

Leinenschlösser (Verbindungselemente zwischen Leinen und Tragegurten)<br />

Ein Gleitschirm an sich besteht nur aus oben genannten Teilen. Gurtzeug und<br />

Gleitschirm sind voneinander unabhängig.<br />

Kappe und Leinen sind fest miteinander verbunden und bilden somit eine Einheit.<br />

1.1.2 Aufbau<br />

Abb. 1.1: Gleitschirm (schematisch dargestellt)<br />

Gurtzeug und Gleitschirm sind voneinander unabhängig! Das Gurtzeug kannst Du, wenn Du die<br />

Geräte-Vorschriften beachtest, beliebig aussuchen. Wenn Du Gleitschirm und Gurtzeug miteinander<br />

verbindest, erhältst Du das Fluggerät, das im Volksmund als Gleitschirm bezeichnet<br />

wird. Erst dann ist der „Gleitschirm“ einsatzbereit.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 16<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.1.3 Kappe<br />

Die Kappe eines Gleitschirms, auch Segel oder Schirm genannt, ist sicherlich das auffälligste<br />

Merkmal eines Gleitschirms. Sie besteht aus reißfestem synthetisch hergestelltem Ripstop-<br />

Gewebe (Polyamid oder Polyester), das mit einer schützenden Beschichtung versehen ist.<br />

Ripstop-Gewebe verhindert ein Weiterreißen des Tuches, wenn es beschädigt wird.<br />

Liegt die Kappe vor dem Starten noch formlos am Boden, so bildet sich während des Startvorgangs<br />

eine halbstarre Tragfläche aus. Diese Tragfläche entsteht durch den Staudruck im<br />

Inneren der Kappe, der sich durch die anströmende Luft aufbaut. Stabilisiert wird die Kappe<br />

durch senkrecht stehende Wände, so genannte Zellwände, die Ober- und Untersegel miteinander<br />

verbinden. Durch den Zuschnitt der Zellwände erhält die Kappe ihr Profil.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Ein Flugzeug besitzt starre Tragflächen, d. h., das Profil der Tragflächen ist<br />

durch ein Gerippe immer fest vorgegeben.<br />

Im Gegensatz dazu besitzt eine Gleitschirmkappe lediglich flexible Trennwände<br />

im Inneren, die die Kappe während des Fluges stabilisieren.<br />

Abb. 1.2: Schnitt durch eine Kappe (schematisch dargestellt; ohne Stabilisator)<br />

Die (Fang-)Leinen eines Gleitschirms sind mit den so genannten Zellwänden verbunden. Der<br />

Raum, der durch Zellwände und Segel eingeschlossen wird, wird Zelle genannt. Jede Zelle<br />

untergliedert sich in Kammern, die durch Zellzwischenwände, so genannte Rippen, getrennt<br />

sind. Damit in der gesamten Kappe stets der gleiche Staudruck herrscht, besitzen sowohl die<br />

Zellwände als auch die Zellzwischenwände Druckausgleichsöffnungen, so genannte Crossports.<br />

Fällt eine Kammer während des Fluges ein, so fällt innerhalb dieser Kammer der Staudruck,<br />

da keine Luft mehr von vorne einströmen kann. Weil die benachbarte Kammer nun unter<br />

höherem Druck steht, entsteht ein Druckgefälle: Die Luft strömt von der benachbarten Kammer<br />

in die zusammengefallene und füllt diese wieder; der normale Staudruck wird in der eben noch<br />

zusammengefallenen Kammer wieder hergestellt.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Bei manchen Gleitschirmen sind die Kammern teilweise geschlossen, um ein<br />

stromliniengünstigeres Profil zu erhalten. Diese geschlossenen Kammern<br />

werden über Druckausgleichsöffnungen gefüllt.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 17<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

An den Außenseiten der Kappe befinden sich die Stabilisatoren, auch Stabilos genannt. Sie<br />

geben dem Gleitschirm Richtungsstabilität. Die Stabilisatoren selbst besitzen keine Einlassöffnung<br />

an der Vorderseite, werden aber durch den Staudruck in den äußersten Zellen mit Luft<br />

gefüllt. Diese mit Luft gefüllten Stabilisatoren erhöhen den Auftrieb und reduzieren den Luftwiderstand<br />

der Kappe.<br />

1.1.4 (Fang-)Leinen<br />

Die Fangleinen, oft nur kurz Leinen genannt, sind durch dreiecksförmige Verstärkungen, so<br />

genannten Flares, mit den Zellwänden des Gleitschirms verbunden. Diese Verstärkungen<br />

sorgen dafür, dass die Zugkräfte gleichmäßig über die gesamte Kappe verteilt werden. Ferner<br />

wird durch die Verstärkungen verhindert, dass der Schirm unerwünschte Falten wirft.<br />

Der Kern der Leinen besteht aus einem Bündel in Zugrichtung verlaufender Fasern. Als Fasermaterial<br />

wird meist Kevlar (gelber Kern) oder Dynamee (weißer Kern) verwendet. Kevlar-Fasern<br />

sind zwar dehnungsstabiler als solche aus Dyneema, sind aber dafür umso knickempfindlicher.<br />

Ummantelt sind diese Fasern in der Regel mit geflochtenem Polyester.<br />

Die Gesamtlänge der Leinen beträgt mehrere Hundert Meter, weshalb Sie zu einem großen Teil<br />

zum Luftwiderstand des Schirmes beitragen. Um diesen Luftwiderstand zu verringern, gabelt<br />

man die Leinen so oft wie möglich, um Leinenmaterial einzusparen. Die einzelnen Gabelungen<br />

unterteilen die Leinen in so genannte Leinen-Stockwerke. Die Kappe in Abb. 1.2 besitzt zwei<br />

solcher Stockwerke. Moderne Gleitschirme besitzen meist drei Stockwerke: das untere mit den<br />

dicken Stammleinen, das mittlere mit den Gabelleinen und das obere mit den dünne Galerieleinen.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die Trimmung – und somit das Flugverhalten des Schirms – wird durch die<br />

Länge der Leinen bestimmt. Bemerkst Du drastische Änderungen im Flugverhalten<br />

Deines Schirms, so lasse zuallererst die Leinen ausmessen.<br />

Abb. 1.3: Leinenebenen A-E eines Gleitschirms (schematisch dargestellt)


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 18<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

Zusätzlich wird, wie in Abb. 1.3 dargestellt, zwischen verschiedenen Leinenebenen unterschieden.<br />

Die vorderste Leinenebene, knapp hinter der Eintrittskante, wird als A-Leinenebene,<br />

die letzte je nach Schirmtyp als D- oder E-Leinenebene bezeichnet. Die einzelnen Leinenebenen<br />

jeder Schirmhälfte laufen getrennt in den Tragegurten zusammen.<br />

1.1.5 Verbindungselemente<br />

Abb. 1.4: Position des Leinenschlosses (hier ein Schäkel; schematisch dargestellt)<br />

Die so genannten Leinenschlösser verbinden die Leinen mit den Tragegurten. Meist kommen<br />

dabei Schraubschäkel in Dreiecksform zum Einsatz (Abb. 1.4). Diese verhindern, dass die<br />

Leinen zu sehr hin und her rutschen. Durch den Schraubverschluss am Schäkel kannst Du verwirrte<br />

Leinen schnell entwirren.<br />

Abb. 1.5: Karabiner (schematisch dargestellt)<br />

Die Karabiner (Abb. 1.5) verbinden die Tragegurte mit dem Gurtzeug. Mittlerweile gibt es<br />

speziell für Gleitschirme entwickelte Arten von Karabinern:<br />

Karabiner mit herkömmlichem Drehverschluss<br />

Karabiner mit Schnappverschluss<br />

Karabiner mit einer Kombination aus Dreh- und Schnappverschluss<br />

Quick-Out-Karabiner


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 19<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

Der Quick-Out-Karabiner besitzt eine stark abweichende Konstruktion mit dem Ziel, die Sicherheit<br />

weiter zu erhöhen.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Neben den Karabinern gibt es auch das so genannte Safe-In-Lock (SIL). Es<br />

ersetzt sowohl Karabiner als auch Beingurtschloss. Auch das SIL ist mit dem<br />

Ziel entwickelt worden, die Sicherheit weiter zu erhöhen.<br />

1.1.6 Beschleunigungssystem<br />

An den Tragegurten Deines Gleitschirms kannst Du ein Beschleunigungssystem anbringen,<br />

wenn der Hersteller dies in der Betriebsanleitung ausdrücklich erlaubt. Ein solches System<br />

ermöglicht Dir, schneller zu fliegen. Du musst dazu nur Deine Beine ausstrecken und somit den<br />

so genannten Beinstrecker betätigen. Dieser verkürzt in der Regel die vorderen Tragegurte und<br />

verkleinert somit den Anstellwinkel Deines Schirms: Dein Schirm wird 5 bis 15 km/h schneller.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

M<br />

Achtung!<br />

1.1.7 Einstellungen<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Neue Beschleunigungssysteme verändern lediglich die Form des Profils, um<br />

Deinen Schirm schneller werden zu lassen.<br />

Gefahr von Kappenstörungen und Extremflugzuständen!<br />

Nie beschleunigt in Bodennähe fliegen! Nie beschleunigt in turbulenter Luft<br />

fliegen!<br />

Dein Schirm verliert im beschleunigten Flugzustand an Stabilität und wird<br />

dadurch anfälliger für Turbulenzen. Gerade in Bodennähe ist dies sehr<br />

gefährlich.<br />

Einstellmaßnahmen an den Steuerleinen darfst Du nur dann vornehmen, wenn<br />

dies in der Betriebsanleitung des Herstellers ausdrücklich erlaubt wird. Selbst<br />

dann solltest Du die Steuerleinen nur von fachkundigen Händen einstellen<br />

lassen.<br />

Das einzige, was Du an Deinem Gleitschirm einstellen kannst, ist die Länge der Steuerleinen.<br />

Die Steuerleinen sind diejenigen Leinen, die über eine Rolle oder eine Schlaufe am hintersten<br />

Tragegurt geführt sind. Du erkennst sie auch an den Steuerschlaufen.<br />

Je nach Körpergröße bzw. Armlänge kannst Du die Länge anpassen, indem Du den Knoten, mit<br />

dem die Steuerschlafe an der Steuerleine befestigt ist, verschiebst. Dabei musst Du aber<br />

folgendes beachten:<br />

Die Länge darf nur auf diejenige Art und Weise eingestellt werden, die der Hersteller<br />

vorsieht. (Betriebsanleitung beachten!)<br />

Die Steuerleinen sollten gerade so lang sein, dass Du in einer angenehmen Position,<br />

etwa in Schulterhöhe, leicht Kontakt zum Schirm hast; d. h., dass Du die Steuerleinen<br />

dann schon spannst, die Schirmkante nicht oder nur minimal heruntergezogen wird.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 20<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

Zu kurz eingestellte Bremsen führen zu einem kritischen Flugverhalten, da Dein Schirm<br />

zu langsam fliegt.<br />

Bei zu lang eingestellten Bremsen hast Du nicht den kompletten Steuerweg zur<br />

Verfügung. Gerade bei der Landung kann dies problematisch werden.<br />

1.1.8 Reparatur<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Lese vor eigenen Reparaturversuchen unbedingt die Betriebsanleitung Deines<br />

Gleitschirms!<br />

Prüfe Deinen Gleitschirm vor jedem Flug auf folgende Beschädigungen:<br />

Risse/Löcher in der Kappe<br />

Scheuerstellen der Nähte<br />

Beschädigungen der Leinen (verdickte Stellen, fehlende Ummantelung)<br />

Beschädigungen der Leinenschlösser (feine Risse)<br />

Kleinere Risse/Löcher in der Kappe kannst Du, falls sie sich nicht an tragenden Stellen<br />

befinden, mit selbstklebendem Reparaturtuch, so genanntem Ripstop-Band, selbst flicken. Das<br />

Band muss hierbei mindestens 2 cm über dem Riss/Loch überstehen.<br />

Lasse alle anderen Beschädigungen (große Risse/Löcher, Scheuerstellen, beschädigte Leinen)<br />

nur in einer dafür autorisierten Werkstatt reparieren. Tausche beschädigte Leinenschlösser umgehend<br />

aus!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

1.1.9 Nachprüfung<br />

Nach erfolgter Reparatur kann eine Nachprüfung notwendig sein bzw. angeordnet<br />

werden! Ohne Nachprüfung verliert Dein Schirm seine Zulassung.<br />

Es hat sich gezeigt, dass Gleitschirme altern und sich deren Flugeigenschaften im Laufe der<br />

Zeit ändern können. Daher ist es seit 1992 Pflicht, Gleitschirme mindestens alle zwei Jahre in<br />

einer autorisierten Werkstatt überprüfen zu lassen. Die Nachprüfung umfasst dabei folgendes:<br />

Überprüfen des Segeltuches (Luftdurchlässigkeit, Beschädigungen)<br />

Überprüfen der Leinen (korrekte Länge, Beschädigungen, Reißtest)<br />

Überprüfen der Nähte (Scheuerstellen)<br />

Überprüfen der Haupttragegurte (Scheuerstellen)<br />

Überprüfen der Leinenschlösser (Beschädigungen)<br />

Nachmessen der Kappe<br />

Überprüfen des Anstellwinkels der Kappe


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 21<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

Kleine Mängel werden in der Regel vor Ort behoben. Ist alles in Ordnung, so erhält Dein Schirm<br />

einen offiziellen Stempel der Werkstatt. Sollte jedoch die Flugsicherheit nicht mehr gewährleistet<br />

sein, so darfst Du diesen Gleitschirm nicht mehr benutzen.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Eine Nachprüfung kann angeordnet werden.<br />

1.1.10 Betriebsanleitungen<br />

Die Betriebsanleitung ist ein Bestandteil Deines Schirmes. Fehlt sie, so besorge Dir umgehend<br />

Ersatz. Lese die Betriebsanleitung aufmerksam durch, bevor Du Dich mit einem Dir nicht vertrauten<br />

Schirm auf den Startplatz begibst.<br />

Die Betriebsanleitung teilt Dir mit, welches Gurtzeug Du verwenden musst, worauf Du beim<br />

Fliegen mit diesem Schirm genau achten musst und welche Betriebsgrenzen für den Schirm<br />

gelten.<br />

1.1.11 Betriebsgrenzen<br />

Jeder Gleitschirm hat seine Grenzen. – Daher legen Hersteller in der Betriebsanleitung zu ihren<br />

Schirmen bestimmte Betriebsgrenzen fest. Darunter zählen das empfohlene Pilotengewicht und<br />

das empfohlene Totalgewicht (Abhebegewicht) für den jeweiligen Schirm.<br />

Wir empfehlen Dir ausdrücklichst, Deinen Schirm nach diesen Gesichtspunkten auszuwählen.<br />

Unter- oder überbelastete Schirme neigen eher zu Extremreaktionen wie Sackflug oder<br />

Einklappern. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass Du mit einem Schirm, den Du im<br />

oberen Gewichtsbereich fliegst, besser (und sicherer) unterwegs bist.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die Betriebsgrenzen Deines Schirms findest Du sowohl in der Betriebsanleitung<br />

als auch auf der Gütesiegelplakette am Schirm selbst.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 22<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.2 Instandhaltung<br />

1.2.1 Packen<br />

Abb. 1.6: Richtiges Packen eines Gleitschirms<br />

Um Deinen Gleitschirm einzupacken, gehst Du so vor wie in Abb. 1.6 gezeigt. Falte Deinen<br />

Schirm jeweils zur Mitte und streiche dabei die Luft vorsichtig aus der Kappe.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

1.2.2 Lagerung<br />

Achte während des Packens besonders darauf, dass sich keine Gegenstände<br />

wie Steine in oder unter der Kappe befinden!<br />

Achte während des Packens besonders darauf, die Leinen nicht scharf zu<br />

knicken!<br />

Ein Gleitschirm ist ein empfindliches Fluggerät! Dies gilt auch bei der Lagerung. Nimm Dir<br />

deshalb folgende Regeln zu Herzen:<br />

Lagere Deinen Gleitschirm nur bei normaler Luftfeuchtigkeit (40-60 %). Zu trockene<br />

oder zu feuchte Luft schadet Deinem Schirm.<br />

Lagere Deinen Gleitschirm niemals in der Nähe von Chemikalien wie Benzin oder<br />

Lösungsmittel! Deren Dämpfe schaden Deinem Schirm.<br />

Lagere Deinen Gleitschirm lichtgeschützt. Besonders UV-Strahlung schadet Deinem<br />

Schirm nachhaltig.<br />

Lagere Deinen Gleitschirm bei konstanter Temperatur. Zu große Schwankungen, wie<br />

sie z. B. in einem Auto vorkommen, schaden auf Dauer Deinem Schirm.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 23<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.2.3 Alterung und Pflege des Gleitschirms<br />

Die Lebensdauer Deines Gleitschirms hängt im Wesentlichen davon ab, wie pfleglich Du mit<br />

ihm umgehst:<br />

UV-Strahlung, also auch Sonnenstrahlung, schädigt – trotz schützender Beschichtung –<br />

die Materialen der Kappe. Auf Dauer verliert die Kappe so ihre Luftundurchlässigkeit<br />

(Zweijahrescheck!), Dein Schirm altert unnötig schnell.<br />

Lasse Deinen Schirm also nicht unnötig in der Sonne liegen oder gar trocknen.<br />

Leichte Erdflecken auf der Kappe, wie sie nach einer missglückten Landung entstehen<br />

können, verschwinden meist nach ein paar Flügen wieder von alleine. Entferne stärkere<br />

Schmutzflecken stets mit einem weichen Tuch und handwarmem Wasser (zur Not mit<br />

ein wenig milder Seife). Benutze aber niemals Reinigungsmittel dazu! Diese greifen die<br />

Materialien der Kappe stark an.<br />

Untersuche Deinen Schirm regelmäßig auf Beschädigungen (siehe Kapitel 1.1.8).<br />

Lasse Reparaturen generell nur von einer autorisierten Fachwerkstatt ausführen.<br />

1.2.4 Schädigende Einflüsse<br />

Ein Gleitschirm ist ein empfindliches Fluggerät. Achte deshalb sehr darauf, ihn möglichst selten<br />

schädigenden Einflüssen auszusetzen:<br />

UV-Strahlung, also auch Sonnenstrahlung, schädigt die Materialien der Kappe.<br />

Lasse Deinen Schirm also nicht unnötig in der Sonne liegen oder gar trocknen.<br />

Feuchtigkeit ist Gift für Deinen Gleitschirm. Die Länge der Leinen kann sich ändern; die<br />

Kappe kann beschädigt werden.<br />

Sollte Dein Schirm feucht geworden sein, so trockne ihn an einem lichtgeschützten,<br />

warmen und gut gelüfteten Raum. Solltest Du Deinen Schirm feucht packen müssen, so<br />

lasse ihn nie längere Zeit im Packsack.<br />

Salzwasser greift die Materialen der Kappe extrem stark an.<br />

Spüle Deinen Schirm nach Kontakt mit Salzwasser mit reichlich Süßwasser, um<br />

jegliches Salz zu entfernen. Trockne anschließend Deinen Schirm wie oben<br />

beschrieben.<br />

Chemikalien wie Benzin oder Lösungsmittel (und deren Dämpfe) greifen die Materialien<br />

der Kappe extrem stark an.<br />

Lagere Deinen Schirm daher getrennt von Chemikalien.<br />

Starke mechanische Belastungen schaden Deinem Schirm.<br />

Schleife Deinen Schirm nicht über den Boden, sondern trage ihn, indem Du ihn zu einer<br />

Wolke zusammenraffst. Setze die Leinen keinen extremen Zugbelastungen (z. B. durch<br />

Verhängen) aus.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 24<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.3 Gurtzeug<br />

1.3.1 Typen<br />

Generell wird zwischen drei Gurtzeugtypen unterschieden:<br />

• Hängegurtzeug Y<br />

• Sitzgurtzeug G / GH / GX<br />

• Spezialgurtzeug S<br />

Hängegurtzeuge, vom DHV in die Gruppe Y eingeteilt, wurden früher oft während der Schulung<br />

verwendet. Durch die aufrechte Haltung im Gurtzeug befindet sich der Pilot bereits in der<br />

richtigen Haltung für Start und Landung. Längere Flüge sind aber unangenehm und können zu<br />

einem gefährlichen Blutstau in den Beinen führen. Dieses Gurtzeug wird heute nicht mehr<br />

benutzt.<br />

Sitzgurtzeuge sind vom DHV in mehrere Gruppen unterteilt: G, GH und GX. Je nach Schirm<br />

darf nur eine bestimme Gruppe von Sitzgurtzeugen benutzt werden. Fast alle neuen Sitzgurtzeuge<br />

gehören der Gruppe GH an. Die Gruppen G und GX spielen heutzutage nur noch eine<br />

untergeordnete Rolle und kommen meist nur noch bei älteren Gleitschirmen zum Einsatz.<br />

Spezialgurtzeuge, vom DHV in die Gruppe S eingeteilt, gibt es nur wenige. Als normaler Gleitschirmpilot<br />

bekommst Du sie selten zu Gesicht.<br />

1.3.2 Bauteile<br />

Ein Gurtzeug besteht im Wesentlichen aus folgenden Teilen:<br />

Sitzbrett<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Protektor<br />

Beingurten<br />

Brustgurten<br />

Schultergurten<br />

Integrierter Container für Rettungsgerät (optional)<br />

Manche Gurtzeuge besitzen keinen integrierten Container für das Rettungsgerät.<br />

Bei solchen Gurtzeugen wird ein Container extern angebracht.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 25<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.3.3 Aufbau<br />

Abb. 1.7: Gurtzeug der Gruppe GH (hier: SupAir EvoXC; schematisch dargestellt)<br />

1.3.4 Größen<br />

Gurtzeuge gibt es in unterschiedlichen Größen. Die grobe Einteilung erfolgt dabei meist anhand<br />

der Konfektionsgrößen (S, M, L, XL). Bei der Auswahl der richtigen Größe bzw. des richtigen<br />

Gurtzeugs musst Du dabei folgende Punkt beachten:<br />

Das Gurtzeug muss Dir passen.<br />

Das Sitzbrett des Gurtzeuges muss so breit wie nötig, aber so schmal als möglich sein.<br />

Du darfst nicht zu sehr auf dem Sitzbrett hin- und herrutschen können.<br />

Das Gurtzeug muss einen geprüften Rückenprotektor besitzen.<br />

Das Gurtzeug muss nach den Bauvorschriften gebaut, geprüft und zugelassen sein und<br />

darüber hinaus das Gütesiegel des DHV/OeAeC besitzen.<br />

1.3.5 Einstellung<br />

Dein Gurtzeug stellst Du so ein, wie es in der Betriebsanleitung zu Deinem Gurtzeug<br />

beschrieben ist. Dabei musst Du aber auch folgendes beachten:<br />

Das Gurtzeug muss Dir passen.<br />

Das Gurtzeug darf nirgends einschneiden oder drücken.<br />

Das Gurtzeug darf Dir keine Schwierigkeiten beim Aufrichten, Laufen und beim Hineinsetzen<br />

machen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 26<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.3.6 Schutzeinrichtungen<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Überprüfe Dein Gurtzeug regelmäßig auf Beschädigungen.<br />

Da Du beim Fliegen mit einem Gleitschirm durchaus in gefährliche Situationen kommen kannst,<br />

ist ein Gurtzeug mit Schutzeinrichtungen versehen, die die Gefahr einer ernsthaften Verletzung<br />

zumindest reduzieren. Zu diesen Schutzeinrichtungen zählen (Rücken-)Protektor und Rettungsgerät.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Dem Rettungsgerät ist ein eigenes Kapitel gewidmet.<br />

Der Protektor ist unter dem Sitzbrett und dem Rückenteil Deines Gurtzeuges eingebaut.<br />

Protektoren gibt es in zwei verschiedenen Ausführungen, den Airbag- und den Feststoff-<br />

Protektoren. Das Grundprinzip ist dennoch gleich: Ein Protektor schützt Dich vor schweren<br />

Wirbelverletzungen, indem er Deinen Aufprall auf dem Boden abdämpft. Deine Arme und Füße<br />

sind dennoch stark gefährdet, da sie neben dem Protektor durchfallen und hart auf dem Boden<br />

aufprallen können.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Zusätzlich zum Protektor kannst Du das Verletzungsrisiko mit Hilfe des so<br />

genannten Landefalls weiter verringern. Den Landefall kannst Du in unserer<br />

Flugschule üben.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 27<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.4 Rettungsgerät<br />

1.4.1 Funktion<br />

Das Rettungsgerät ist, wie der Name schon sagt, ein reines Notfallgerät. Es reduziert Deine<br />

Fallgeschwindigkeit je nach Typ und Zuladung auf etwa 7 m/s, was einem Sprung von einer<br />

etwa 2,50 Meter hohen Mauer gleichkommt. Zusammen mit dem (Rücken-)Protektor verhindert<br />

ein Rettungsgerät zwar das Schlimmste, kann aber nicht 100%ig vor Verletzungen schützen.<br />

1.4.2 Typen<br />

Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Typen von Rettungsgeräten. Neben den Rettungsgeräten<br />

mit Rundkappenschirm gibt es auch Rettungsgeräte mit Matratzenschirm, so genannte<br />

Cutaway-Systeme.<br />

Cutaway-Systeme trennen Dich im Notfall vom Gleitschirm und öffnen einen kleineren steuerbaren<br />

Matratzenschirm. Dieser Vorgang kostet aber enorm an Höhe, und die Steuerung<br />

erfordert eine zusätzliche Ausbildung. Aus diesen Gründen haben sich Cutaway-Systeme auf<br />

dem Massenmarkt nicht durchgesetzt.<br />

Praktisch alle Rettungsgeräte nutzen daher einen Rundkappenschirm. Bei diesen Rettungsgeräten<br />

bleibst Du mit Deinem Schirm verbunden, kannst aber den Rundkappenschirm nicht<br />

oder nur sehr bedingt steuern.<br />

1.4.3 Bauteile und Aufbau<br />

Abb. 1.8: Rundkappen-Rettungsschirm (schematisch dargestellt)


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 28<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

Ein Rettungsschirm ist ein einfacher Rundkappen-Fallschirm aus Nylon, der mit einer oder<br />

mehreren Mittelleinen ausgestattet ist. Diese Mittelleinen ziehen den Scheitel des Schirms nach<br />

unten und erhöhen somit zusätzlich den Luftwiderstand des Schirms.<br />

Der Rettungsschirm wird mit über die Verbindungsleine und dem V-Gabelgurt, beide aus Polyester,<br />

mit dem Gurtzeug verbunden.<br />

1.4.4 Auslösung<br />

Das Rettungsgerät darf nur in absoluten Notfällen ausgelöst werden! Dazu zählen z. B.:<br />

Zusammenstöße mit anderen Luftfahrzeugen<br />

Defekte am Schirm, die ein sicheres Landen unmöglich machen<br />

Flugsituationen, in denen der Schirm nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden kann<br />

Gefährliche Rotationen (Steilspirale, Trudeln) unmittelbar über Grund<br />

Falls Du in einer Notsituation noch genügend Höhe hast, solltest Du zuerst versuchen, Deinen<br />

Schirm unter Kontrolle zu bekommen; wie schon erwähnt, kannst Du Dich beim Einsatz des<br />

Rettungsgeräts dennoch verletzen.<br />

Ist die Höhe zu gering oder die Situation zu gefährlich, so löse das Rettungsgerät aus, indem<br />

Du den Handgriff des Rettungsgerätes mit voller Kraft nach außen ziehst bis der Innencontainer<br />

frei ist. Dann schleuderst Du den Innencontainer in hohem Bogen von Dir weg in den freien<br />

Luftraum, damit er nicht mit Deinem Gleitschirm kollidiert. Sobald die Rettungsleine gestreckt<br />

ist, öffnet sich der Rettungsschirm.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

1.4.5 Größen<br />

Um Deinen Rettungsschirm zu stabilisieren, solltest Du Deinen Gleitschirm<br />

flugunfähig machen, indem Du die Fangleinen einholst oder an den Tragegurten<br />

ziehst.<br />

Das Auslösen des Rettungsgerätes solltest Du regelmäßig üben, spätestens<br />

aber nach einem Wechsel des Gurtzeugs bzw. des Rettungsgerätes. Im Notfall<br />

kann das regelmäßige Üben über wertvolle Sekunden entscheiden!<br />

Auch Rettungsgeräte gibt es in unterschiedlichen Größen. Normalerweise wählst Du diejenige<br />

Größe aus, die auf Dein Abhebegewicht hin optimiert ist. Solltest Du einen Tandemflug planen,<br />

so wähle unbedingt ein Rettungsgerät für Tandemflüge!<br />

1.4.6 Containersysteme mit Vor- und Nachteilen<br />

Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Containersysteme: externe Containersysteme und<br />

interne Containersysteme. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 29<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

Ein externes Containersystem ist vom Gurtzeug unabhängig und kann bei einem Wechsel des<br />

Gurtzeuges meist weiterverwendet werden. Zudem kannst Du die Position des Rettungsgerätes<br />

am Gurtzeug selbst auswählen; so ist gewährleistet, dass Du das Rettungsgerät in jeder<br />

Situation auslösen kannst. Dieses System benötigt aber recht viel Platz, und das Fixieren des<br />

Rettungsgerätes ist nicht immer einfach.<br />

Ein internes Containersystem hingegen ist in Dein Gurtzeug integriert. Es sitzt meist am Rücken<br />

oder unter dem Sitzbrett; der Auslösegriff befindet sich meist farblich hervorgehoben rechts<br />

oder links am Gurtzeug. Dieses System ist kompakt und gut fixiert, lässt sich aber meist<br />

schlechter auslösen, da die Position des Auslösegriffs nicht selbst bestimmt werden kann.<br />

1.4.7 Kompatibilität<br />

Bei einem externen Containersystem musst Du darauf achten, dass Du die Verbindungselemente<br />

korrekt zusammenführst; bei einem internen Containersystem musst Du darauf<br />

achten, dass alle Bauteile zueinander kompatibel sind.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

1.4.8 Packintervalle<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Eine einwandfreie Funktion kann, besonders nach einem Wechsel eines Bauteils,<br />

nur durch die so genannte Kompatibilitätsprüfung (K-Prüfung) getestet<br />

werden.<br />

Für einen Rettungsschirm gelten die gleichen Regeln zu Pflege und Instandhaltung<br />

wie für einen Gleitschirm.<br />

Packe Deinen Rettungsschirm regelmäßig, mindestens aber jährlich neu, da dessen Leinen miteinander<br />

verkleben können. Mit verklebten Leinen öffnet Dein Rettungsschirm nur sehr<br />

langsam – im Extremfall öffnet er sich gar nicht!<br />

Besitzt das Containersystem Klettverschlüsse, so öffne diese mindestens einmal im Monat und<br />

verschließe sie wieder locker. Klettverschlüsse verketten sonst und lassen sich nur noch sehr<br />

schwer öffnen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 30<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.5 Instrumente und Bekleidung<br />

1.5.1 Instrumente<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Im <strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong>-Shop findest Du eine große Auswahl an Instrumenten. Alle<br />

Artikel werden sorgsam ausgesucht und als besonders geeignet empfunden.<br />

Als Gleitschirmpilot kannst Du folgende Instrumente während eines Fluges bei Dir haben:<br />

Höhenmesser<br />

Variometer<br />

Fahrtmesser<br />

GPS-Empfänger<br />

Kugelkompass<br />

Barograph<br />

Der Höhenmesser zeigt Dir die aktuelle Höhe im Vergleich zum Referenzpunkt an. Er kann in<br />

der Regel auf die Höhe über dem Meeresspiegel (QNH) oder auf die Höhe über dem Start-<br />

bzw. Landeplatz (QFE) eingestellt werden; er kann Dir aber nicht die Höhe über Grund (GND)<br />

anzeigen.<br />

Das Variometer zeigt Dir die Höhenänderung pro Sekunde akustisch und optisch an. Durch<br />

einen modulierten Piepton erkennst du sofort, ohne auf das Variometer blicken zu müssen, ob<br />

Du gerade steigst oder fällst.<br />

Der Fahrtmesser misst Deine Fluggeschwindigkeit. Er wird an einem langen Kabel als Schleppsensor<br />

angebracht, was in der Praxis recht hinderlich ist. Die angezeigten Werte sind aber in<br />

der Regel nicht sonderlich genau.<br />

Der GPS-Empfänger ist besonders beim Streckenflug hilfreich. Er zeigt Dir Deine genaue<br />

Position in Breite und Länge (z. B. 48,867° N, 8,200° W) an. Manche Geräte können zusätzlich<br />

eine Karte einblenden.<br />

Der Kugelkompass zeigt Dir in etwa die Himmelsrichtungen an. Er ist während des Fluges<br />

anfällig für Fliehkraftfehler. Er kann Dir aber gerade in Nebel oder in Wolken zur groben<br />

Orientierung dienen.<br />

Der Barograph zeichnet den Höhenverlauf Deines Fluges auf. Er wird meist auf Streckenflügen<br />

mitgenommen, um den Streckenflug zu dokumentieren.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Moderne Instrumente sind eine Kombination aus mehreren der oben<br />

genannten Instrumente. Wenn sie mit einer Schnittstelle versehen sind, kannst<br />

Du die Daten Deines Fluges am Computer auswerten.<br />

Als „Normalpilot“ kommst Du einem Variometer und einem Höhenmesser aus.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 31<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.5.2 Bekleidung<br />

Häufig wird gerade am Anfang zu wenig auf die passende Bekleidung und Ausrüstung Wert<br />

gelegt. Spezielle Bekleidung und Ausrüstung für den Gleitschirmsport steigern nicht nur den<br />

Spaß am Fliegen, sondern erhöhen auch die passive Sicherheit beträchtlich.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Im <strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong>-Shop findest Du eine große Auswahl an Bekleidung. Alle Artikel<br />

werden sorgsam ausgesucht und als besonders geeignet empfunden.<br />

Die passende Bekleidung und Ausrüstung umfassen folgendes:<br />

Helm<br />

Sonnenbrille<br />

Bekleidung<br />

Handschuhe<br />

Schuhe<br />

Als Helm eignet sich am besten ein spezieller Gleitschirm-Vollintegralhelm. Er ist leicht und<br />

schützt das ganze Gesicht. Ferner lässt er einen guten Kontrollblick zu und besitzt Ohröffnungen,<br />

damit Du den Fahrtwind besser hörst. Ein solcher Integralhelm erfüllt die<br />

europäische Norm für Gleitschirmhelme, wenn er das CE-Zeichen trägt.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Gleitschirmhelme werden auch als Halbschalenhelme angeboten. Diese<br />

vermitteln zwar ein schöneres Fluggefühl, können aber Dein Gesicht im Ernstfall<br />

nicht ausreichend schützen!<br />

Die Sonnenbrille sollte großflächig, aber nicht zu dunkel sein. Wichtig ist es, dass sie einen<br />

guten UV-Schutz aufweist.<br />

Die Bekleidung sollte warm, bequem und atmungsaktiv sein. Dazu eignen sich spezielle Flugoveralls<br />

bzw. Fleecebekleidung.<br />

Die Handschuhe sollten gerade bei Höhenflügen wärmen, aber nicht zu dick sein, da Du sonst<br />

den Kontakt zum Schirm verlierst. Auch hier gibt es spezielle Gleitschirmhandschuhe.<br />

Die Schuhe sollten knöchelfixierend sein, um Dich vor Verletzungen durch Umknicken zu<br />

schützen. Ein griffiges Profil ist gerade bei Start und Landung sehr von Vorteil. Auch hier gibt es<br />

spezielle Gleitschirmschuhe, die auf die Anforderungen hin optimiert sind.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 32<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.6 Geräteprüfung<br />

1.6.1 Tests<br />

Jeder neue Schirm muss eine Musterprüfung über sich ergehen lassen, bevor er offiziell<br />

zugelassen wird. Diese Prüfung umfasst dabei folgende Tests:<br />

Festigkeitstest (Schocktest und Lasttest)<br />

Flugtest (Flugverhalten und Reaktionen des Schirms)<br />

Bauausführung<br />

Der Festigkeitstest beinhaltet zwei Tests: den Schocktest und den Lasttest. Beim Schocktest<br />

wird die Festigkeit des Schirms bei schlagartigen Belastungen geprüft, wie sie bei extremen<br />

Einklapp- und Öffnungssituationen eintreten können. Beim Lasttest hingegen wird geprüft, ob<br />

der Schirm das Achtfache des angegebenen maximalen Startgewichts ohne Beschädigungen<br />

aushält.<br />

Anschließend erfolgt der Flugtest, bei dem zwei Piloten ein komplettes Testprogramm unabhängig<br />

voneinander durchfliegen. Dabei werden das Flugverhalten und die Reaktionen des<br />

Schirms während des Starts, des Fluges und während Extremsituationen bewertet. Anhand der<br />

Bewertungen erfolgt die Klassifizierung des Schirms, wobei das jeweils schlechteste Ergebnis<br />

den Ausschlag gibt.<br />

Zuletzt wird überprüft, ob ein Schirm mit allen geprüften Gurtzeugen geflogen werden kann.<br />

Gegebenenfalls wird eine Einschränkung auf eine bestimmte Gruppe von Gurtzeugen vorgenommen.<br />

Besteht ein Schirm sämtliche Prüfungen, so erhält er das Gütesiegel des DHV und des OeAeC.<br />

Abb. 1.9: Gütesiegel des DHV und des OeAeC<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Das Gütesiegel und sämtliche technische Daten eines Gleitschirms findest Du<br />

sowohl in dessen Betriebsanleitung als auch am Gleitschirm selbst (entweder<br />

in der Mitte der Kappe oder an einem der beiden Stabilisatoren).


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 33<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.6.2 Klassifizierung<br />

Der DHV unterteilt die Gleitschirme in mehrere Klassen:<br />

Klasse 1 Gleitschirme mit einfachem, weitgehend fehlerverzeihendem Flugverhalten.<br />

Klasse 1-2 Gleitschirme mit gutmütigem Flugverhalten.<br />

Klasse 2 Gleitschirme mit anspruchsvollem Flugverhalten und dynamischen Reaktionen<br />

auf Störungen und Pilotenfehler. Für Piloten mit regelmäßiger Flugpraxis.<br />

Klasse 2-3 Gleitschirme mit sehr anspruchsvollem Flugverhalten und heftigen Reaktionen<br />

auf Störungen und geringem Spielraum für Pilotenfehler. Für Piloten mit<br />

umfassender Flugerfahrung und regelmäßiger Flugpraxis.<br />

Klasse 3 Gleitschirme mit sehr anspruchsvollem Flugverhalten und sehr heftigen<br />

Reaktionen auf Störungen und geringem Spielraum für Pilotenfehler. Für<br />

Piloten mit überdurchschnittlich hohem Pilotenkönnen.<br />

Laut neuer CEN-Norm werden Schirme in folgende Klassen eingeteilt:<br />

Klasse A Gleitschirme mit einem Maximum an<br />

passiver Sicherheit und einem extrem<br />

verzeihendem Flugverhalten. Gute<br />

Widerstandsfähigkeit gegen abnormale<br />

Flugzustände.<br />

Klasse B Gleitschirme mit guter passiver<br />

Sicherheit und verzeihenden Flugverhalten.<br />

Einigermaßen widerstandsfähig<br />

gegen abnormale Flugzustände.<br />

Klasse C Gleitschirme mit mäßiger passiver<br />

Sicherheit und mit potentiell<br />

dynamischen Reaktionen auf<br />

Turbulenzen und Pilotenfehler. Die<br />

Rückkehr in den Normalflug kann<br />

präzisen Piloteneingriff erfordern.<br />

Klasse D Gleitschirme mit anspruchsvollem<br />

Flugverhalten und potentiell heftigen<br />

Reaktionen auf Turbulenzen und<br />

Pilotenfehler. Die Rückkehr in den<br />

Normalflug erfordert präzisen Piloteneingriff.<br />

Für alle Piloten einschließlich Piloten<br />

aller Ausbildungsstufen.<br />

Für alle Piloten einschließlich Piloten<br />

aller Ausbildungsstufen.<br />

Für Piloten, die das Ausleiten abnormaler<br />

Flugzustände beherrschen, die<br />

"aktiv" und regelmäßig fliegen, und die<br />

die möglichen Konsequenzen des<br />

Fliegens mit reduzierter passiver Sicherheit<br />

verstehen.<br />

Für Piloten, die über viel Übung im Ausleiten<br />

abnormaler Flugzustände verfügen,<br />

die sehr aktiv fliegen, die<br />

signifikante Erfahrungen in turbulenten<br />

Bedingungen gesammelt haben, und die<br />

die möglichen Konsequenzen des<br />

Fliegens mit einem solchen Gleitschirm<br />

akzeptieren.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 34<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Bei neuen Gleitschirmem gehen die Hersteller mehr und mehr dazu über, ihre<br />

Gleitschirme nach der CEN-Norm einzustufen. Die CEN-Norm beschreibt ein<br />

europaweit einheitliches Testverfahren, welches längerfristig die DHV-<br />

Klassifizierung ablösen soll.<br />

Neben der Klasse befindet auf der Gütesiegelplakette ebenfalls ein Zusatz, der auf die zu<br />

verwendende Gurtzeuggruppe hinweist:<br />

G Nur spezielle, namentlich aufgeführte Gurtzeuge sind mit diesem Gleitschirm<br />

zugelassen.<br />

GH Brustgurtzeuge. Alle Gurtzeuge, die der Gurtzeug-Gruppe GH angehören, sind mit<br />

diesem Gleitschirm zugelassen.<br />

GX Gurtzeuge mit festen Kreuzgurten. Alle Gurtzeuge, die der Gurtzeug-Gruppe GX<br />

angehören, sind mit diesem Gleitschirm zugelassen.<br />

S Spezialgurtzeug. Nur bestimmte Gurtzeuge, die der Gurtzeug-Gruppe S<br />

angehören, sind mit diesem Gleitschirm zugelassen.<br />

Y Hängegurtzeug. Alle Gurtzeuge, die der Gurtzeug-Gruppe Y angehören, sind mit<br />

diesem Gleitschirm zugelassen.<br />

Biplace Der Gleitschirm ist für doppelsitzigen (Tandem-)Betrieb zugelassen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 35<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.7 Messgrundlagen<br />

Die Fläche, die Dein Gleitschirm ausgelegt einnimmt, beträgt je nach Schirm zwischen 20 und<br />

30 m 2 . Für den Flug relevant ist aber lediglich die so genannte projizierte Fläche. Die projizierte<br />

Fläche zeigt sich in der Draufsicht und ist durch die Krümmung Deines Schirms während des<br />

Fluges kleiner als die Fläche, die Dein ausgelegter Schirm einnimmt.<br />

Mit Hilfe der Spannweite und der projizierten Fläche kannst Du die Streckung Deines Gleitschirms<br />

bestimmen:<br />

Die Streckung neuer Gleitschirme beträgt zwischen 4 und 6. Große Streckungen verbessern die<br />

Leistung Deines Schirmes, machen ihn aber gleichzeitig schwerer beherrschbar.<br />

Die Fläche Deines Gleitschirms wird während des Fluges durch das Eigengewicht des Schirms,<br />

das Gewicht des Piloten und durch das Gewicht der Ausrüstung belastet. Ein Maß für die<br />

Belastung Deines Schirms ist die Flächenbelastung. Mit Hilfe der oben berechneten projizierten<br />

Fläche kannst Du die Flächenbelastung Deines Schirmes ausrechnen:<br />

Die Geschwindigkeit und die Stabilität Deines Schirmes hängen von der Flächenbelastung ab.<br />

Hohe Flächenbelastung bringt mehr Stabilität und höhere Geschwindigkeit, weshalb es heute<br />

üblich ist, mit einer hohen Flächenbelastung zu fliegen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 36<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.8 Aerodynamik<br />

1.8.1 Auftrieb<br />

Während des Fliegens baut sich, wie bereits anfangs geschildert, der so genannte Staudruck in<br />

Deinem Schirm auf. Luftteilchen strömen in die Einlassöffnung an der Vorderseite des Schirms<br />

ein, können aber nicht entweichen, da Dein Schirm hinten geschlossen ist. In der Folge stauen<br />

sich die Luftteilchen im Schirm; ein Druckanstieg im Schirm ist die Folge. Dieser Druckunterschied<br />

(und die resultierende Druckkraft) ist zwar sehr gering, reicht jedoch aus, um Ober- und<br />

Untersegel auseinander zu drücken und somit das Profil zu formen (Abb. 1.10).<br />

Abb. 1.10: Staudruck-Aufbau im Schirm<br />

Die Höhe des Staudrucks hängt dabei stark von der Eigengeschwindigkeit Deines Schirmes ab.<br />

Fliegst du schnell, so ist der Staudruck groß. Fliegst Du hingegen langsam, so fällt der Staudruck.<br />

Wenn Du zu langsam fliegst, z. B. bei einem Stall, können sich die Zellen Deines<br />

Schirms komplett entleeren; das Profil fällt zusammen.<br />

Durch das speziell geformte Profil wird die Luft, die das Profil umströmt leicht nach unten abgelenkt;<br />

die Kappe erfährt eine Kraft nach oben. Diese Kraft, die Auftriebskraft F A, wird noch<br />

verstärkt, da die Luft am Obersegel schneller strömt als am Untersegel. Das Gesetz von<br />

Bernoulli besagt, dass der Druck umso geringer wird, je höher die Strömungsgeschwindigkeit<br />

ist: Es entstehen ein Unterdruck am Obersegel und ein Überdruck am Untersegel, die die<br />

Kappe förmlich nach oben ziehen.<br />

Abb. 1.11: Auftriebsverteilung am Profil (dunkle Flächen: Überdruck; helle Flächen: Unterdruck)


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 37<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

Der Auftrieb des Schirms entsteht hauptsächlich in der Mitte des Schirms. An den Außenseiten<br />

hingegen entsteht kaum Auftrieb, da die Breite des Profils – und somit auch dessen Auftrieb –<br />

zum Rand hin abnimmt (Abb. 1.12).<br />

Abb. 1.12: Auftriebskräfte am Schirm<br />

1.8.2 Widerstand<br />

In der Aerodynamik sind drei verschiedene Formen des Widerstandes von Bedeutung:<br />

der Formwiderstand<br />

der induzierte Widerstand<br />

der Restwiderstand<br />

Jeder Körper erzeugt einen Formwiderstand, der im so genannten c W-Wert ausgedrückt wird.<br />

Je niedriger der cW-Wert, desto niedriger ist der Formwiderstand. Durch Versuche mit unterschiedlich<br />

geformten Körpern hat sich herausgestellt, dass ein tropfenförmiges Profil den<br />

besten cW-Wert aufweist (Abb. 1.13).<br />

Abb. 1.13: Widerstandsbeiwerte cW verschiedener Körper


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 38<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

Aufgrund der unterschiedlichen Drücke zwischen Ober- und Untersegel kommt es an den<br />

Kappenenden zu einer Druckausgleichsströmung von unten nach oben. Je ein Wirbelzopf, ein<br />

so genannter Randwirbel, bildet sich links und rechts an den Kappenaußenenden hinter dem<br />

Schirm aus (Abb. 1.14). In Flugrichtung gesehen drehen sich die Wirbel an am linken Außenende<br />

im Uhrzeigersinn, am rechten Außenende im Gegenuhrzeigersinn. Diese Wirbel wirken<br />

wie ein zusätzlicher Widerstand. Da dieser Widerstand mit dem Erzeugen von Auftrieb<br />

zusammenhängt, wird diese Form des Widerstands induzierter Widerstand genannt.<br />

M<br />

Achtung!<br />

Abb. 1.14: Randwirbel<br />

Gefahr von Extremsituationen!<br />

Fliege niemals dicht hinter einem anderen Gleitschirm her!<br />

Das Fliegen in den Randwirbeln des vorausfliegenden Gleitschirms kann zu<br />

extremen Reaktionen Deines Schirms führen. Dies gilt besonders bei zweisitzigen<br />

Biplaces.<br />

Wenn Du langsam fliegst, ist der Anteil des induzierten Widerstands am Gesamtwiderstand<br />

besonders groß. Der Anteil nimmt jedoch ab, je schneller Du fliegst. Der induzierte Widerstand<br />

macht im Schnitt zwischen 20 und 45 % des Gesamtwiderstandes Deines Gleitschirms aus,<br />

weshalb versucht wird, ihn durch konstruktive Maßnahmen zu verringern. Die wichtigste Maßnahme<br />

hierbei ist das Vergrößern der Streckung der Kappe (Abb. 1.15). Diese Maßnahme<br />

bringt aber andere wesentliche Nachteile, z. B. extremes Flugverhalten, mit sich, so dass immer<br />

ein Kompromiss eingegangen werden muss.<br />

Abb. 1.15: Unterschiedliche Streckung bei gleicher Kappenfläche<br />

Der Widerstand, der nicht an den zum Auftrieb benötigten Teilen entsteht, wird Restwiderstand<br />

genannt. Er entsteht an den Leinen und am Piloten selbst.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 39<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.8.3 Kräfte im stationären Geradeausflug<br />

Die Gewichtskraft FG zieht Deinen Gleitschirm senkrecht nach unten. Diese Kraft ist umso<br />

größer, je größer Dein Startgewicht ist.<br />

Die Gewichtskraft FG wird kompensiert durch die Totale Luftkraft FTL, die der Gewichtskraft<br />

entgegenwirkt. In Abb. 1.16 wird dies durch die entgegengesetzten Richtungen der Kräfte<br />

anschaulich dargestellt. Die Totale Luftkraft FTL setzt sich aus Auftriebskraft F A und Widerstandskraft<br />

FW zusammen.<br />

Die Auftriebskraft FA zieht Deinen Schirm gleichzeitig nach vorne und nach oben. Sie wirkt<br />

senkrecht zur Strömungsrichtung, d. h., zu der Richtung, aus der die Luftteilchen auf Deinen<br />

Schirm treffen.<br />

Die Widerstandskraft FW bremst Deinen Schirm ab. Sie wirkt genau in Strömungsrichtung und<br />

ist eng mit dem Anstellwinkel α verknüpft.<br />

Der Anstellwinkel α ist der Winkel zwischen Strömungsrichtung und mittlerer Profilsehne, die in<br />

Abb. 1.16 als schmale Linie quer durch das Profil angedeutet ist.<br />

Die Vortriebskraft FV zeigt in die entgegengesetzte Richtung der Widerstandskraft F W. Solange<br />

Dein Schirm nicht beschleunigt oder abbremst sind Vortriebskraft und Widerstandskraft gleich<br />

groß.<br />

Die Auftriebsgegenkraft FA* ist, wie die Vortriebskraft auch, eine Komponente der Gewichtskraft<br />

FG. Sie wirkt der Auftriebskraft F A entgegen. Auftriebskraft F A und Auftriebsgegenkraft FA*<br />

sind im Idealfall gleich groß.<br />

Abb. 1.16: Kräfte im stationären Geradeausflug (Kräfte in Pfeilform dargestellt)<br />

Abb. 1.16 zeigt deutlich: Die Vortriebskraft F V zeigt immer nach schräg unten, während die<br />

Auftriebskraft FA immer kleiner als die Totalen Luftkraft FTL sein muss. D. h., Dein Schirm muss<br />

ständig an Höhe verlieren, um Auftrieb zu erzeugen. Diesen Höhenverlust kannst Du z. B.<br />

durch den Flug in thermischen Aufwinden wieder gutmachen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 40<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.8.4 Strömung<br />

Grundvoraussetzung, damit Du mit Deinem Gleitschirm überhaupt erst fliegen kannst, ist die<br />

Strömung, die am Schirm anliegt. Die einzelnen Luftteilchen gleiten dabei über Deinen Schirm.<br />

Es gibt fünf verschiedene Szenarien, bei denen Strömung an Deinem Schirm anliegt:<br />

Bei Windstille bewegt sich nur dein Schirm.<br />

Bei leichtem Gegenwind bewegen sich Luft und Schirm gegeneinander.<br />

Bei starkem Gegenwind steht Dein Schirm über Grund; nur die Luft bewegt sich.<br />

Bei sehr starkem Gegenwind bewegt sich Dein Schirm über Grund rückwärts.<br />

Bei Rückenwind haben Luft und Schirm die gleiche Bewegungsrichtung.<br />

Es kommt nur darauf an, dass die Luftteilchen von vorn nach hinten (mit ausreichender<br />

Geschwindigkeit) am Schirm entlang gleiten.<br />

Abb. 1.17: Strömung am Profil<br />

Der Punkt, an dem sich die Strömungslinien teilen nennt sich Staupunkt S. Ein Teil der<br />

Strömung fließt also am Obersegel, der andere Teil am Untersegel entlang.<br />

Ab dem so genannten Umschlagpunkt U beginnen die Luftteilchen auf der Oberfläche des<br />

Schirms zu verwirbeln. In Abb. 1.17 ist diese Zone hellgrau eingefärbt dargestellt. Hinter dem<br />

Umschlagspunkt U erhält der Schirm keinen Auftrieb mehr.<br />

1.8.5 Strömungsabriss<br />

Je mehr Du den Anstellwinkel Deines Schirms erhöhst, desto weiter wandert der Umschlagspunkt<br />

U, der sich im Normalflug am Ende Deines Schirms befindet, nach vorne. Dein Schirm


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 41<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

verliert somit Auftrieb, weil sich die Luftteilchen direkt hinter dem nun weiter vorne liegenden<br />

Umschlagpunkt leicht verwirbeln. Die Verwirbelungen werden aber umso stärker, je weiter der<br />

Umschlagspunkt nach vorne wandert. Sie werden sogar so stark, dass sich extreme Wirbel<br />

bilden (Abb. 1.18).<br />

Abb. 1.18: Strömungsabriss<br />

Wandert der Umschlagspunkt durch extremes Anstellen des Schirmes in den Bereich der<br />

vorderen Profilkante, so erreichst Du einen so genannten überzogenen Flugzustand: Am<br />

gesamten Obersegel liegt lediglich verwirbelte Strömung an. In diesem Flugzustand kann Dein<br />

Schirm keinerlei Auftrieb mehr erzeugen, es kommt zu einem so genannten Strömungsabriss<br />

(Stall): Dein Schirm bewegt sich nicht mehr vorwärts, sinkt aber gleichzeitig extrem<br />

schnell.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Ein Strömungsabriss kann auch durch zu geringe Eigengeschwindigkeit oder<br />

durch zu starken Zug an den Steuerleinen eintreten.<br />

1.8.6 Geschwindigkeit<br />

Die Geschwindigkeit Deines Gleitschirms kannst Du, neben dem Beschleunigungssystem,<br />

durch beidseitiges symmetrisches Ziehen an den Steuerleinen regeln, da Du mit ihnen den<br />

Anstellwinkel α und die Profilform Deines Schirmes ändern kannst (Abb. 1.19). Ein höherer<br />

Anstellwinkel sorgt für mehr Auftrieb, gleichzeitig wandert aber der Umschlagpunkt U nach<br />

vorne; d. h., der Auftrieb nimmt auch ab.<br />

Abb. 1.19: Steuerung der Geschwindigkeit und des Auftriebs über Steuerleinenzug


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 42<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

Zeichnest Du den Verlauf für jede Geschwindigkeit mit dem zugehörigen Sinkwert in ein<br />

Koordinatensystem ein, so erhältst Du die so genannte Geschwindigkeitspolare Deines Gleitschirms<br />

(Abb. 1.20). Sie ist abhängig von Deinem Gewicht und Deinem Schirmtyp.<br />

Abb. 1.20: Geschwindigkeitspolare<br />

Die Geschwindigkeitspolare hat die Form einer Kurve. Ihr höchster Punkt, in Abb. 1.20 als<br />

waagrechte Hilfslinie hervorgehoben, zeigt Dir auf, bei welcher Geschwindigkeit Dein Schirm<br />

den geringsten Sinkwert hat. Diese Geschwindigkeit wird Geschwindigkeit des geringsten<br />

Sinkens (GdgS) genannt.<br />

Legst Du vom Nullpunkt des Koordinatensystems eine Tangente an die Polare, so erhältst Du<br />

die Geschwindigkeit, bei der Dein Schirm seine beste Leistung (Gleitzahl) hat. Diese<br />

Geschwindigkeit wird Geschwindigkeit des besten Gleitens (GdbG) genannt. Anhand der<br />

Steigung der Tangenten kannst Du die Gleitzahl Deines Schirmes bestimmen: Die Horizontalgeschwindigkeit<br />

beträgt in Punkt 2 etwa 33 km/h, also etwa 9,2 m/s; der Sinkwert liegt bei etwa<br />

1,5 m/s. Teilst Du die Horizontalgeschwindigkeit (in m/s) durch den Sinkwert (in m/s), so erhältst<br />

Du die Gleitzahl von 6,1.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Je größer die Gleitzahl ist, desto leistungsfähiger ist Dein Schirm; d. h., bei<br />

größerer Gleitzahl kannst Du längere Strecken zurücklegen. Gleitschirme<br />

haben eine Gleitzahl zwischen 4 und 7.<br />

Die Geschwindigkeitspolare behält auch dann ihre Form bei, wenn ein schwererer bzw. ein<br />

leichterer Pilot Deinen Schirm fliegt. Sie verschiebt sich lediglich entlang der Tangente nach<br />

rechts unten bzw. links oben. Die Leistung (Gleitzahl) Deines Schirmes ändert sich dabei nicht,<br />

lediglich die GdbG und die GdgS ändern sich.<br />

Lediglich Wind hat Einfluss auf die Leistung (Gleitzahl). Bei Rückenwind verbessert sich die<br />

Gleitzahl gegenüber dem Boden, bei Gegenwind verschlechtert sie sich gegenüber dem Boden.<br />

Dein Schirm gleitet selbst in einem Luftpaket wie in ruhiger Luft; dieses Luftpaket wird aber vom<br />

Wind (mitsamt Gleitschirm) mittransportiert (Abb. 1.21).


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 43<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

Abb. 1.21: Beeinflussung der Gleitzahl durch Rücken- bzw. Gegenwind<br />

1.8.7 Kräfte am Flügel<br />

Dein Flug wird durch ein Zusammenspiel von Massenkräften (Schwerkraft, Fliehkraft) und Luftkräften<br />

bestimmt. Alle Luftteilchen, die an Deinem Schirm entlang strömen, üben auf jeden<br />

Punkt der Kappe eine Kraft, die Luftkraft, aus. Addierst Du die einzelnen Kräfte, so erhältst Du<br />

eine einzelne große Kraft, die am so genannten Druckpunkt auf die Kappe einwirkt. Der Druckpunkt<br />

liegt im vorderen Drittel der Kappe.<br />

Massekräfte wirken auf jeden Punkt Deines Gleitschirms ein. In ihrer Summe verhalten sich die<br />

einzelnen Kräfte aber so, als ob eine große Kraft, die Gewichtskraft, am Schwerpunkt des Gleitschirms<br />

einwirkt. Der Schwerpunkt befindet sich meist knapp über Deinem Kopf.<br />

Abb. 1.22: Druckpunkt (DP) und Schwerpunkt (SP) am Schirm<br />

Die Totale Luftkraft FTL setzt sich, wie bereits erwähnt, aus Auftriebskraft F A und Widerstandskraft<br />

FW zusammen. Sie wirkt immer senkrecht zur Gewichtskraft und ist abhängig von der<br />

Eigengeschwindigkeit, der Luftdichte und der Größe der Schirmstirnfläche.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 44<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.8.8 Stabilität<br />

Alle aerodynamischen Drehbewegungen führt Dein Schirm um die drei aerodynamischen Drehachsen<br />

aus, die sich im Schwerpunkt SP des Systems Schirm-Pilot schneiden (Abb. 1.23).<br />

Abb. 1.23: Drehachsen und Bewegungen am Gleitschirm (um den Schwerpunkt SP)<br />

Die Quer- und Längsstabilität erhält ein Gleitschirm durch den extrem tief liegenden Schwerpunkt.<br />

Pilot und Schirm pendeln um den gemeinsamen Schwerpunkt SP. Sobald sich beide aus<br />

ihrer Ausgangslage heraus bewegen, wirken rückstellende Drehmomente (ähnlich wie bei<br />

einem Pendel). Bei dieser Art des Stabilisierens kann es aber zu unerwünschtem (und gefährlichem)<br />

Aufschaukeln kommen, das durch „aktives“ Fliegen unterdrückt werden muss.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Alle ruckartigen Steuerbewegungen können starkes Pendeln (bis hin zum<br />

dynamischen Stall) verursachen!<br />

Richtungsstabilität (um die Hochachse) erhält Dein Schirm durch die Stabilisatoren und die<br />

spezielle Form der Kappe. Durch sie richtet sich Dein Schirm immer in Flugrichtung aus.<br />

1.8.9 Steuerung<br />

Du steuerst Deinen Gleitschirm, indem Du an den Steuerleinen ziehst. In diesem Beispiel<br />

gehen wir davon aus, dass Du eine Linkskurve einleiten willst. Das Einleiten einer Rechtskurve<br />

erfolgt analog.<br />

Um die Linkskurve einzuleiten, ziehst Du an der linken Steuerleine. Das erhöht den Anstellwinkel<br />

und den Widerstand am linken Teil der Kappe, während der rechte Teil der Kappe seine<br />

Geschwindigkeit beibehält. Es entsteht ein Drehmoment, das Deinen Schirm in die gewünschte<br />

Kurve dreht.<br />

Durch den erhöhten Anstellwinkel wächst aber gleichzeitig der Auftrieb am linken (gebremsten)<br />

Teil der Kappe. Dies wirkt der Querneigung des Schirms entgegen und ist nicht erwünscht, aber<br />

auch nicht vermeidbar. Dein Schirm „schiebt“ mehr um die Kurve als er fliegt. Ein Vorteil ist,<br />

dass das Kurvensinken geringer ausfällt und der Schirm langsamer kreist. Dabei besteht aber<br />

immer die Gefahr des Strömungsabrisses, wenn Du zu abrupt oder zu stark an den Steuerleinen<br />

ziehst.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 45<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

Den Kurvenflug kannst Du unterstützen, indem Du Dein Gewicht zur Kurveninnenseite hin<br />

verlagerst, nachdem Du an der Steuerleine gezogen hast. Dadurch verlagerst Du den Schwerpunkt<br />

etwas zur Kurvenmitte. In der Folge neigt sich Dein Schirm stärker zur Kurvenmitte.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Bei lockeren oder nicht vorhandenen Kreuzgurten kannst Du Dein Gewicht so<br />

weit zur Kurveninnenseite verlegen, dass ein Knick in der Kappe entsteht. Die<br />

dadurch schräg gestellte Fläche sorgt dafür, dass sich Dein Schirm noch mehr<br />

zur Kurvenmitte hin neigt.<br />

Die Linkskurve beendest Du, indem Du die linke Steuerleine wieder entlastest. Beide Kappenseiten<br />

erhalten wieder denselben Anstellwinkel; d. h., die linke Kappenseite beschleunigt wieder<br />

auf Trimmgeschwindigkeit: Dein Schirm fliegt wieder geradeaus.<br />

1.8.10 Kurvenflug<br />

Beim Kurvenflug hast Du das Gefühl, schwerer zu werden. Dies liegt daran, dass eine neue<br />

Kraft, die Zentrifugalkraft F Z auf Dich und Deinen Schirm einwirkt (Abb. 1.24). Aus Gewichtskraft<br />

FG und Zentrifugalkraft FZ ergibt sich die Kurvengewichtskraft F KG, die größer ist als die<br />

Gewichtskraft FG. Die Kurvengewichtskraft ist es, die Dich schwerer wirken lässt, weil sie – von<br />

Dir aus gesehen – direkt nach unten wirkt.<br />

Abb. 1.24: Kräfte beim Kurvenflug<br />

Mit zunehmender Schräglage fliegst Du zwar schneller, sinkt aber auch umso mehr, um der<br />

Kurvengewichtskraft FKG durch eine größere Totale Luftkraft FTL entgegen zu wirken. In der<br />

Regel gilt: Je größer die Schräglage, umso stärker sinkst Du.<br />

Je größer die Schräglage ist, desto stärker wirst Du auch in Dein Gurtzeug gedrückt. Diese<br />

Belastung wird in g gemessen. Bei 45° Neigung wirken 1,41 g auf dich ein, bei 60° bereits 2 g;<br />

d. h., bei 60° Schräglage wirkt die doppelte Erdbeschleunigung auf Dich ein. Du fühlst Dich also<br />

bei 60° Schräglage doppelt so schwer als Du es real bist – die Kurvengewichtskraft F KG ist dann<br />

doppelt so groß wie die Gewichtskraft FG.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 46<br />

Kapitel 1 „Technik“<br />

1.8.11 Maßeinheiten<br />

Als Gleitschirmpilot kommst Du mit folgenden Geschwindigkeitseinheiten in Berührung:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Kilometer pro Stunde (km/h)<br />

Meter pro Sekunde (m/s)<br />

Knoten (kt)<br />

Für die Umrechnung dieser Einheiten gelten folgende Faustformeln:<br />

km/h = (kt * 2) - 10 %<br />

km/h = (m/s *4) - 10 %<br />

kt = (m/s *2)<br />

Als Gleitschirmpilot kommst Du mit folgenden Druckeinheiten in Berührung:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Bar (bar)<br />

Hectopascal (hPa)<br />

Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg)<br />

Für die Umrechnung dieser Einheiten gelten folgende Faustformeln:<br />

bar = hPa/1000<br />

bar = mm Hg * 750<br />

hPa = mm Hg * 0,75<br />

Das wichtigste Leistungsmerkmal eines Gleitschirms ist dessen Gleitzahl, die bereits in<br />

Kapitel 1.8.6 erwähnt wurde. Sie berechnet sich folgendermaßen:<br />

Streng genommen besäße ein heutiger Gleitschirm die Gleitzahl 1/7, statt der häufig<br />

verwendeten Gleitzahl 7. Ein Gleitschirm mit der Gleitzahl 7 fliegt bei Windstille aus einer Starthöhe<br />

von 1 km also 7 km weit.<br />

Den Winkel, den die Flugbahn des Schirms gegenüber dem Boden einnimmt, wird Gleitwinkel<br />

genannt. Er berechnet sich folgendermaßen:<br />

Der Gleitwinkel beträgt für einen Schirm mit der Gleitzahl 1/7 also etwa 8,1°.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 47<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2 Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen<br />

Dieses Kapitel umfasst das theoretische Wissen um:<br />

Startvorbereitungen<br />

Start<br />

Geradeausflug<br />

Kurvenflug<br />

Landeeinteilung<br />

Landung<br />

Besondere Windsituationen<br />

Kappenstörungen und Extremflugzustände<br />

Abstiegshilfen<br />

Besondere Fluggefahren<br />

Besondere Landegefahren<br />

Notfälle<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Menschliche Leistungsfähigkeit<br />

Naturschutz und Forst / Landwirtschaft und Jagd<br />

Damit Du beim Lesen zu Hause schnell entscheiden kannst, ob ein Kapitel für<br />

Dich relevant ist, schaust Du einfach nach, welches Symbol sich direkt unterhalb<br />

der Kapitelüberschrift befindet:<br />

Befinden sich sowohl ein Buch ( ) als auch ein Gleitschirm ( ) darunter, so<br />

bezieht sich das Kapitel auf den Aufbaukurs. Als Schüler im Höhenflugkurs<br />

kannst Du ein solches Kapitel dazu nutzen, Dein Wissen um den Aufbaukurs<br />

aufzufrischen.<br />

Befindet sich nur ein Gleitschirm ( ) darunter, so bezieht sich das Kapitel<br />

ausschließlich auf den Höhenflugkurs. Als Schüler im Aufbaukurs kannst Du<br />

dieses Kapitel überspringen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 48<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.1 Startvorbereitungen<br />

2.1.1 Auslegen<br />

Nachdem Du Dein Gurtzeug richtig angelegt hast, legst Du Deinen Gleitschirm, wie in Abb. 2.1<br />

zu sehen ist, aus. Dazu legst Du Deinen Schirm gegen den Wind mit dem Obersegel nach<br />

unten zunächst rechteckig aus. Sollten Kammern nicht geöffnet sein, so raffst Du Deinen<br />

Schirm an der Hinterkante soweit zusammen, dass sämtliche Kammern geöffnet werden.<br />

Anschließend überprüfst Du, ob die Leinen frei sind. Dazu nimmst Du die Haupttragegurte und<br />

spannst die Leinen; achte darauf, dass sich keine Leinen unter dem Schirm befinden! Nun<br />

trennst Du die Tragegurte voneinander. Zu jedem Tragegurt müssen die entsprechenden<br />

Leinengruppen frei laufen – tun sie dies nicht, so musst Du sie unbedingt entwirren!<br />

Abb. 2.1: Richtiges Auslegen des Schirms (von oben betrachtet; schematisch dargestellt)<br />

Erst jetzt verbindest Du Dein Gurtzeug mit dem Gleitschirm und machst mit dem Vorflug- und<br />

dem Startcheck weiter.<br />

2.1.2 Vorflugcheck<br />

Jeder Gleitschirmflug erfordert einen umfangreichen Vorflugcheck, der folgendes umfasst:<br />

Überprüfen des Schirms und des Gurtzeugs auf Beschädigungen<br />

Besichtigen und Beurteilen des Start- und Landeplatzes<br />

Informieren über Besonderheiten des Fluggeländes<br />

Suchen des passenden Auslegegeländes<br />

Überprüfen des Rettungsgeräteverschlusses<br />

Korrektes Anlegen des Gurtzeugs


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 49<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Korrektes Auslegen des Schirms<br />

Sortieren und Überprüfen der Leinen und Tragegurte<br />

Korrektes Verbinden von Gleitschirm und Gurtzeug<br />

2.1.3 Flugplanung<br />

Jeder Gleitschirmflug erfordert eine gewissenhafte Flugplanung, die folgendes umfasst:<br />

Einholen und Beurteilen von aktuellen Wetterinformationen (Flugwetterbericht)<br />

Beurteilen der Wind- und Wettersituation während der Fahrt zum Start- bzw. Landeplatz<br />

Besichtigen und Beurteilen von Not- und Außenlandeplätzen<br />

2.1.4 Startcheck<br />

Unmittelbar vor dem Start erfolgt der so genannte 5-Punkte-Check:<br />

1. Pilot: Alle(!) Gurtzeugschnallen geschlossen?<br />

Karabiner unverdreht und geschlossen?<br />

Alle(!) Gurte richtig angelegt (besonders Fußgurte)?<br />

Helm auf und geschlossen?<br />

Funkgerät an?<br />

2. Leinen: Leinen frei?<br />

Tragegurte unverdreht?<br />

Beschleuniger eingehängt und unverdreht?<br />

Steuerleine frei und unverdreht?<br />

3. Kappe: Bogenförmig ausgelegt?<br />

Sämtliche Kammern offen?<br />

4. Luftraum: Auf allen Seiten weiträumig frei?<br />

5. Wind: Richtige Richtung?<br />

Nicht zu stark?<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Kein Start ohne Startcheck!<br />

Sollten andere Piloten bereits warten und auf einen Start drängen, so lasse<br />

Dich nicht aus der Ruhe bringen. Der Startcheck ist absolut lebenswichtig und<br />

darf daher nicht vernachlässigt werden!


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 50<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.2 Start<br />

2.2.1 Startphasen<br />

Sind die Startvorbereitungen erfolgreich durchlaufen, so geht es an den eigentlichen Start.<br />

Dabei wird zwischen zwei grundlegend unterschiedlichen Starttechniken unterschieden: dem<br />

Vorwärtsstart und dem Rückwärtsstart. Den Vorwärtsstart wählst Du, wenn gar kein Wind oder<br />

maximal mittelstarker Wind weht; den anspruchsvolleren Rückwärtsstart hingegen wählst Du<br />

nur bei starkem Wind.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Dieses Kapitel befasst sich ausschließlich mit dem Vorwärtsstart! Der<br />

Rückwärtsstart wird in Kapitel 2.2.3 ausführlich angesprochen.<br />

Der Vorwärtsstart wird in folgende Startphasen untergliedert:<br />

Aufziehen<br />

Kontrollieren<br />

Korrigieren<br />

Beschleunigen<br />

Abheben<br />

Nach dem Startcheck begibst Du Dich in die Grundhaltung. Dabei stehst Du aufrecht vor der<br />

Hinterkante möglichst genau vor der Mitte des Schirms. Deine Arme nimmst Du leicht nach<br />

hinten/unten; die Leinen spannst Du lediglich bei mittelstarkem Wind leicht an.<br />

Aufziehen<br />

Dazu läufst Du nach vorne gebeugt gleichmäßig mit seitlich nach hinten gestreckten Armen<br />

kräftig los. Dein Schirm öffnet sich und schöpft Luft; er bietet Dir seinen größten Widerstand.<br />

Nun führst Du die Tragegurte der A-Leinen locker nach vorne oben.<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Dein Schirm steigt schräg<br />

hoch und/oder kippt seitlich<br />

ab.<br />

Dein Schirm schießt unkontrolliert<br />

nach oben.<br />

Kontrollieren<br />

Du hast beim Aufziehen<br />

nicht mittig vor dem Schirm<br />

gestanden.<br />

Du bist zu schnell losgelaufen<br />

und/oder hast zu<br />

rasch beschleunigt.<br />

Unterlaufe Deinen Schirm in<br />

Abkipprichtung schräg nach<br />

vorne.<br />

Laufe beim nächsten Start<br />

langsamer los und beschleunige<br />

gleichmäßig.<br />

Dein Schirm steht nun über Dir: Zeit für die Kontrollphase. Dazu läufst Du mit gleichmäßiger<br />

Geschwindigkeit aufrecht weiter und schaust kurz nach oben, ob keine Leinen verheddert sind<br />

und alle Kammern geöffnet sind.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 51<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Dein Schirm kommt nicht<br />

über Deinen Kopf.<br />

Korrigieren<br />

Du hast die Tragegurte zu<br />

weit unten gefasst.<br />

Du hast die Tragegurte zu<br />

früh losgelassen.<br />

Du hast den Kontrollblick zu<br />

früh durchgeführt.<br />

Bei mittelstarkem Wind: Du<br />

hast die Leinen nicht vorgespannt.<br />

Bei leichten Piloten: Dein<br />

Schirm ist zu groß dimensioniert.<br />

Fasse die Tragegurte an<br />

den Enden.<br />

Halte die Tragegurte länger<br />

in der Hand.<br />

Beuge Dich wieder nach<br />

vorne, laufe weiter und führe<br />

den Kontrollblick später<br />

erneut durch.<br />

Spanne die Leinen beim<br />

nächsten Start vor.<br />

Wähle einen kleineren<br />

Schirm (in Deinem<br />

Gewichtsbereich).<br />

Nun kannst Du evtl. nötige Korrekturen (bis hin zum Startabbruch) durchführen.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Kannst Du nötige Korrekturen nicht erfolgreich durchführen oder ist der Startweg<br />

für Korrekturen zu kurz, so breche den Start unbedingt ab! Wie Du den<br />

Start abbrichst, erfährst Du in Kapitel 2.2.4.<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Die Außenkammern sind<br />

nach dem Aufziehen nicht<br />

gefüllt.<br />

Dein Schirm kippt seitlich<br />

ab.<br />

Beschleunigen<br />

Du hast Deinen Schirm nicht<br />

sorgfältig ausgelegt;<br />

Kammern waren beim Auslegen<br />

geschlossen.<br />

Du warst beim Aufziehen<br />

nicht mittig vor dem Schirm<br />

gestanden oder hast einen<br />

der Tragegurte nach unten<br />

gezogen.<br />

Pumpe an den Steuerleinen<br />

bis sich die Außenkammern<br />

füllen. Fasse dann erneut<br />

die Tragegurte.<br />

Unterlaufe Deinen Schirm in<br />

Abkipprichtung schräg nach<br />

vorne.<br />

Ist alles okay, so kommt das Beschleunigen: Du beugst Dich nach vorne und beschleunigst mit<br />

immer größer werdenden Schritten. Dabei ziehst Du die Steuerleinen gerade so weit nach<br />

unten, dass Dein Schirm weder hinter Dir hängt noch Dich überholt.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 52<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Abheben<br />

M<br />

Achtung!<br />

Verletzungsgefahr durch Bodenberührung!<br />

Nie direkt nach dem Abheben ins Gurtzeug setzen!<br />

Du kannst durch starkes Durchsacken oder Pendeln Deines Schirms unmittelbar<br />

nach dem Abheben hart auf dem Boden aufschlagen. Sitzt Du bereits im<br />

Gurtzeug, so hast Du keine Möglichkeit, den Aufschlag abzufedern.<br />

Die letzte Phase, das Abheben, beginnt dann, wenn Dich Dein Schirm vom Boden hebt. Du<br />

bleibst dabei in leichter Schrittstellung, um bei einem evtl. Fehlstart nicht hart auf dem Rücken<br />

zu landen. Nun kannst Du die Steuerleinen leicht nachlassen, damit Dein Schirm Fahrt aufnehmen<br />

kann.<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Dein Schirm hebt nicht ab.<br />

Dein Schirm klappt ein.<br />

Du berührst nach dem Start<br />

den Boden.<br />

Du hast zu schwach<br />

beschleunigt.<br />

Du hast die Steuerleinen zu<br />

sehr gezogen.<br />

Du hast die Tragegurte mit<br />

den Armen verkürzt.<br />

Das gewählte Startgelände<br />

ist für Deinen Schirm zu<br />

flach.<br />

Du bist beim Kontrollblick<br />

langsamer gelaufen.<br />

Du hast Dich bei zu geringer<br />

Geschwindigkeit ins Gurtzeug<br />

gesetzt.<br />

Du hast die Steuerleinen<br />

beim Abheben stark<br />

gezogen und abrupt wieder<br />

losgelassen.<br />

Du bist unmittelbar nach<br />

dem Abheben ins Gurtzeug<br />

gesprungen.<br />

Beschleunige stärker.<br />

Mache dabei immer größere<br />

Schritte.<br />

Gebe die Steuerleinen ein<br />

wenig mehr frei.<br />

Lasse Deine Arme beim<br />

Beschleunigen ausgestreckt.<br />

Suche ein steileres Startgelände.<br />

Das Gefälle muss<br />

größer als der minimale<br />

Gleitwinkel sein.<br />

Laufe während des Kontrollblicks<br />

gleichmäßig weiter.<br />

Laufe bis zum Abheben<br />

weiter und setze Dich erst<br />

nach Erreichen der Sicherheitshöhe<br />

ins Gurtzeug.<br />

Lockere die Steuerleinen<br />

beim Abheben gleichmäßig<br />

und nicht zu schnell.<br />

Setze Dich erst in Sicherheitshöhe<br />

ins Gurtzeug.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 53<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Dein Schirm pendelt nach<br />

dem Start.<br />

2.2.2 Abflug<br />

Es herrscht Rückenwind<br />

durch Leeturbulenzen.<br />

Du gibst zu abrupte Steuerbefehle<br />

nach dem Abheben.<br />

Überdenke Deine Flugplanung<br />

und Deinen Vorflugcheck<br />

(besonders das<br />

Beobachten der Windverhältnisse).<br />

Ziehe gerade in Bodennähe<br />

die Steuerleinen nur leicht.<br />

Nach dem Abheben bleibst Du zunächst in leichter Schrittstellung, ohne Dich in das Gurtzeug<br />

zu setzen. Während des Steigens auf Sicherheitshöhe musst Du sehr konzentriert sein, da<br />

mögliche Störungen ein sofortiges Reagieren erfordern!<br />

Erst nach Erreichen der Sicherheitshöhe nimmst Du die Flugposition im Gurtzeug ein. Dazu<br />

ziehst Du lediglich Deine Beine an.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Solltest Du nicht in eine bequeme Gurtzeugposition gelangen, wenn Du Deine<br />

Beine anziehst, so ist Dein Gurtzeug falsch eingestellt!<br />

2.2.3 Rückwärtsaufziehen<br />

Bei starkem Wind ist an einen Vorwärtsstart kaum zu denken. Das Aufziehen bereitet größte<br />

Probleme, da Dein Schirm so gut wie immer schräg hoch kommt und ausbricht. Ferner neigt<br />

Dein Schirm immer dazu, Dich zu überholen – eine überaus anstrengende Art zu starten.<br />

Aus diesem Grunde wird bei starkem Wind der Rückwärtsstart bevorzugt. Dabei wird in zwei<br />

Techniken unterschieden:<br />

Start mit Steuerleinen parallel<br />

Start mit Steuerleinen über Kreuz<br />

Start mit Steuerleinen parallel<br />

Beim Start mit Steuerleinen parallel hängst Du Dich wie gewohnt in die Tragegurte ein und<br />

führst, während Du Dich um 180° drehst, einen der Tragegurte über Deinen Kopf. Die Tragegurte<br />

sind nun gekreuzt.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Merke Dir genau, welcher der Tragegurte oben liegt. Liegt der linke Tragegurt<br />

oben, so drehst Du Dich später nach links zurück; liegt der rechte Tragegurt<br />

oben, so drehst Du Dich später nach rechts zurück.<br />

Nun nimmst Du die Steuerleinen parallel auf: In Blickrichtung gesehen, hält Deine linke Hand<br />

die Steuerleine für die linke Schirmhälfte und umgekehrt.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 54<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Anschließend ziehst Du Deinen Schirm mit den A-Tragegurten auf. Dazu kannst Du beide<br />

Tragegurte in eine Hand nehmen.<br />

Nachdem Du Deinen Schirm wie gewohnt stabilisiert hast, kannst Du nun entweder die Steuerleinen<br />

zuerst übergeben und Dich anschließend in Startrichtung zurückdrehen oder Dich zuerst<br />

in Startrichtung zurückdrehen und anschließend die Steuerleinen übergeben.<br />

M<br />

Achtung!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Gefahr des Vertwistens!<br />

Immer in der Richtung ausdrehen, die der oben liegende Tragegurt vorgibt!<br />

Drehst Du Dich in die falsche Richtung zurück, so vertwistet Du Dich in den<br />

Tragegurten. Ein Fehlstart ist vorprogrammiert.<br />

Beim Übergeben der Steuerleinen verlierst Du kurzzeitig die Kontrolle über<br />

Deinen Schirm. Übergebe die Steuerleinen deshalb nur dann, wenn Du Deinen<br />

Schirm sicher stabilisiert hast.<br />

Nun startest Du, wie Du es vom Vorwärtsstart her gewohnt bist.<br />

Start mit Steuerleinen über Kreuz<br />

Beim Start mit Steuerleinen über Kreuz hängst Du Dich wie gewohnt in die Tragegurte ein,<br />

nimmst die Steuerleinen auf und führst, während Du Dich um 180° drehst, einen Tragegurt über<br />

den Kopf. Die Steuerleine für die rechte Schirmhälfte befindet sich nun in Deiner linken Hand<br />

und umgekehrt.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Merke Dir genau, welcher der Tragegurte oben liegt. Liegt der linke Tragegurt<br />

oben, so drehst Du Dich später nach links zurück; liegt der rechte Tragegurt<br />

oben, so drehst Du Dich später nach rechts zurück.<br />

Anschließend ziehst Du Deinen Schirm mit den A-Tragegurten auf. Dazu kannst Du beide<br />

Tragegurte in eine Hand nehmen.<br />

Der folgende Teil erfordert einige Übung: Da Du die Steuerleinen über Kreuz in den Händen<br />

hältst, zieht Dein Schirm nach links, wenn Du die rechte Steuerleine ziehst und umgekehrt. Du<br />

musst also umdenken, wenn Du Deinen Schirm sicher stabilisieren willst.<br />

Sobald Du Deinen Schirm stabilisiert hast, drehst Du Dich in Startrichtung zurück.<br />

M<br />

Achtung!<br />

Gefahr des Vertwistens!<br />

Immer in der Richtung ausdrehen, die der oben liegende Tragegurt vorgibt!<br />

Drehst Du Dich in die falsche Richtung zurück, so vertwistet Du Dich in den<br />

Tragegurten. Ein Fehlstart ist vorprogrammiert.<br />

Nun startest Du, wie Du es vom Vorwärtsstart her gewohnt bist.<br />

2.2.4 Startabbruch<br />

Waren Korrekturversuche vergeblich oder steht anschließend zu wenig Anlaufstrecke zur Verfügung,<br />

so breche den Start sofort ab! Die Entscheidung, den Start (kontrolliert) abzubrechen,<br />

musst Du deutlich vor der Beschleunigungsphase treffen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 55<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

In flachem Gelände überziehst Du beide Steuerleinen und legst damit die Kappe kontrolliert<br />

nach hinten ab. In steilem Gelände hingegen ziehst Du lediglich eine Steuerleine, damit Dich<br />

Dein Schirm nicht aushebeln kann, und läufst aus.<br />

2.2.5 Fehlstart<br />

Fehlstart und Startabbruch unterscheiden sich grundlegend: Ein Startabbruch ist von Dir so<br />

gewollt und ist in einer unkontrollierten Situation immer vorzuziehen; ein Fehlstart hingegen tritt<br />

meist dann auf, wenn Du trotz einer unkontrollierten Situation versuchst, dennoch zu starten. Es<br />

ist äußerst schwierig, mit einem unruhigen Schirm sicher abzuheben, weil zu wenig Spielraum<br />

für weitere Störungen des Schirms vorhanden ist.<br />

Ein Fehlstart ist meist auf vermeidbare Fehler während der Startphasen zurückzuführen. Dazu<br />

zählen u. a.:<br />

Fehlender oder ungenügender Kontrollblick<br />

Bewusstes oder unbewusstes Ausbleiben von nötigen Korrekturen<br />

Zu frühes Hineinsetzen in das Gurtzeug<br />

Mangelhafte Flugplanung bzw. mangelhafter Vorflugcheck<br />

Das Resultat ist meist das gleiche: ein Absturz mit (teilweise erheblichen) Verletzungen.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Ein guter Starter ist nicht derjenige, der keine Startabbrüche macht, sondern<br />

derjenige, der seine Starts kontrolliert ausführt!


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 56<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.3 Geradeausflug<br />

2.3.1 Bestes Gleiten<br />

Wie bereits in Kapitel 1.8.6 beschrieben, kannst Du Deinen Gleitschirm mit unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten bewegen. Damit Du die Geschwindigkeit des besten Gleitens (GdbG)<br />

erreichst, lässt Du die Steuerleinen locker. Dein Schirm legt nun die größtmögliche Strecke bei<br />

geringem Sinken zurück; der beste Gleitwinkel wird erreicht.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Lese auf jeden Fall die Betriebsanleitung: Bei manchen (älteren) Schirmen<br />

musst Du die Steuerleinen ein wenig durchziehen, um die GdbG zu erreichen.<br />

Falls Du gegen einen starken Gegenwind anfliegen musst, ist die GdbG die einzig richtige<br />

Wahl. In Verbindung mit einem Beschleunigungssystem kommst Du noch besser voran.<br />

2.3.2 Geringstes Sinken<br />

Wie bereits in Kapitel 1.8.6 beschrieben, kannst Du Deinen Gleitschirm mit unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten bewegen. Damit Du die Geschwindigkeit des geringsten Sinkens (GdgS)<br />

erreichst, ziehst Du die Steuerleinen ab dem Punkt, an dem Du die Bremswirkung bemerkst,<br />

noch etwa 10 bis 30 cm (je nach Schirmtyp) herunter. Dein Schirm verlangsamt zwar, sinkt aber<br />

auch pro Sekunde deutlich weniger. Dein Schirm fliegt im Geschwindigkeitsbereich des<br />

geringsten Sinkens.<br />

Falls Du in einer Thermik Kreise fliegst, ist die GdgS die richtige Wahl.<br />

2.3.3 Trimmgeschwindigkeit<br />

Wenn Du die Steuerleinen locker hältst, so fliegt Dein Schirm mit Trimmgeschwindigkeit. Diese<br />

Geschwindigkeit ist die maximale Geschwindigkeit, die Dein Schirm ohne ein Beschleunigungssystem<br />

im normalen Flugzustand erreichen kann.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Bei den meisten Schirmen fallen Trimmgeschwindigkeit und Geschwindigkeit<br />

des besten Gleitens (GdbG) zusammen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 57<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.3.4 „Aktives Fliegen“<br />

Gerade in turbulenter Luft wird Dein Gleitschirm von Auf- und Abwinden getroffen, die Deinen<br />

Schirm rollen und/oder nicken lassen. Durch den tiefen Schwerpunkt (und durch die daraus<br />

resultierende Pendelstabilität) werden diese Bewegungen bei leichtem Rollen/Nicken ausgeglichen.<br />

Bei starken Turbulenzen mit heftigem Rollen/Nicken musst Du jedoch stabilisierend<br />

eingreifen.<br />

Diesen Roll-/Nickbewegungen kannst Du durch „aktives Fliegen“ entgegenwirken. Dabei<br />

reagierst Du frühzeitig auf die von Dir bewusst wahrgenommenen Schirmbewegungen: Durch<br />

Gegensteuern hältst Du die Kappe möglichst senkrecht über Dir.<br />

Die bevorstehenden Schirmreaktionen erkennst Du u. a. an:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

den Druckänderungen auf den Steuerleinen,<br />

der optischen Kontrolle der Fluglage (Horizont) und<br />

den Bewegungen Deines Schirms, die auf Dein Gurtzeug übertragen werden.<br />

Schirmreaktionen erkennst Du sicher nicht, wenn Du ständig hinauf zur Kappe<br />

schaust! Du verlierst dadurch jegliches Gefühl für Deine momentane Fluglage.<br />

Symptom Schirmreaktion Gegenreaktion<br />

Der Steuerdruck auf den<br />

Steuerleinen lässt beidseitig<br />

nach.<br />

Der Steuerdruck auf den<br />

Steuerleinen nimmt beidseitig<br />

zu.<br />

Der Steuerdruck nimmt nur<br />

auf einer Steuerleine ab.<br />

Der Steuerdruck nimmt nur<br />

auf einer Steuerleine zu.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Dein Schirm nickt oder<br />

schießt nach vorne.<br />

Dein Schirm nickt oder<br />

schießt nach hinten.<br />

Dein Schirm kommt seitlich<br />

nach vorne oder wird seitlich<br />

entlastet.<br />

Dein Schirm geht seitlich<br />

nach hinten oder wird seitlich<br />

belastet.<br />

Ziehe beide Steuerleinen so<br />

weit herunter, bis Du den<br />

normalen Steuerdruck<br />

wieder erreichst.<br />

Gib beide Steuerleinen so<br />

weit frei, bis Du den<br />

normalen Steuerdruck<br />

wieder erreichst.<br />

Ziehe die entlastete Steuerleine<br />

so weit herunter, bis<br />

Du den normalen Steuerdruck<br />

wieder erreichst.<br />

Gibt die belastete Steuerleine<br />

soweit frei, bis Du den<br />

normalen Steuerdruck<br />

wieder erreichst.<br />

„Aktives Fliegen“ ist ein dynamischer Prozess und fordert daher von Dir, Dich<br />

ständig an geänderte Fluglagen anzupassen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 58<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.4 Kurvenflug<br />

2.4.1 Kurven durch Steuerleinenzug<br />

Das Steuern eines Gleitschirmes ist theoretisch sehr einfach. Willst Du eine Linkskurve fliegen,<br />

so ziehst Du an der linken Steuerleine; willst Du eine Rechtskurve fliegen, so ziehst Du an der<br />

rechten Steuerleine. – In der Praxis gibt es aber zahlreiche Möglichkeiten, eine Kurve zu<br />

fliegen. Du kannst sie schnell oder langsam, steil oder flach, eng oder weit fliegen.<br />

Grundsätzlich wird zwischen drei Arten unterschieden, eine Kurve zu fliegen:<br />

Kurven aus voller Fahrt<br />

Kurven aus leicht angebremstem Zustand<br />

Kurven aus stark angebremstem Zustand<br />

Aus voller Fahrt (mit Trimmgeschwindigkeit) leitest Du eine Kurve ein, indem Du die kurveninnere<br />

Steuerleine ziehst. Die Kurve wird umso steiler und enger, je stärker Du die Steuerleine<br />

ziehst. Durch die extreme Schräglage sinkst Du schnell.<br />

Fliegst Du mit leicht gezogenen Steuerleinen, z. B. mit der Geschwindigkeit des geringsten<br />

Sinkens (GdgS), so leitest Du eine Kurve ein, indem Du die kurveninnere Steuerleine ziehst und<br />

ggf. die kurvenäußere Steuerleine nachlässt. Dein Schirm neigt sich kaum und dreht schnell;<br />

Du sinkst kaum stärker als beim Geradeausflug.<br />

Fliegst Du bereits mit stark gezogenen Steuerleinen, also unterhalb der GdgS, so lässt Du die<br />

kurvenäußere Steuerleine etwas nach. Du drehst fast auf der Stelle – immer an der Grenze<br />

zum Strömungsabriss! Fliege eine solche Kurve also immer in ausreichender Höhe!<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Dein Schirm dreht sich nicht<br />

so, wie Du es willst.<br />

Es kommt zum Trudeln mit<br />

einseitigem Strömungsabriss.<br />

M<br />

Achtung!<br />

Gefahr des Trudelns!<br />

Du hast die Steuerleine zu<br />

zaghaft gezogen bzw. nachgelassen.<br />

Du hast die Steuerleine zu<br />

schnell und/oder zu weit<br />

durchgezogen.<br />

Ziehe kräftiger an der<br />

Steuerleine bzw. lasse sie<br />

schneller nach.<br />

Genaueres zur Korrektur<br />

des Trudelns findest Du in<br />

Kapitel 2.8.7.<br />

Steuerleinen nie abrupt bzw. zu weit ziehen! In stark angebremstem Zustand<br />

extrem vorsichtig Kurven fliegen!<br />

Zu rasches Kurveneinleiten kann zu Trudeln mit einseitigem Strömungsabriss<br />

an der Kurveninnenseite der Kappe führen. Du verlierst dabei sehr rasch an<br />

Höhe; auch dann, wenn Du sofort Gegenmaßnahmen einleitest.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 59<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.4.2 Kurvenflug durch Gewichtsverlagerung<br />

Steuerst Du lediglich mit den Steuerleinen, so reagiert Dein Schirm träge und schiebt die Kurve<br />

sehr stark. Verlagerst Du aber zusätzlich zum Steuerleinenzug dein Gewicht auf die Kurveninnenseite,<br />

so wird Dein Schirm wendiger. Ferner musst Du für den gleichen Kurvenradius die<br />

Steuerleine weniger stark ziehen.<br />

Dazu leitest Du die Kurve zunächst mit der Steuerleine ein. Anschließend übst Du mit Gesäß<br />

und Oberschenkel auf der Kurveninnenseite Druck auf das Sitzbrett aus und entlastest gleichzeitig<br />

die kurvenäußere Seite des Sitzbretts.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Gurtzeuge der Gurtzeuggruppe GX machen durch ihre Kreuzgurte einen<br />

Kurvenflug mit aktiver Gewichtsverlagerung kaum möglich.<br />

Ein Kurvenflug rein durch die Gewichtsverlagerung ist kaum möglich.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 60<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.5 Landeeinteilung<br />

2.5.1 Landephasen<br />

Eine gute Vorbereitung auf die Landung triffst Du bereits im Anflug auf den Landeplatz. Dazu<br />

bestimmst Du zunächst Windstärke und -richtung.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die Windstärke und -richtung kannst Du z. B. anhand von Rauchfahnen,<br />

Windsäcken oder Flaggen – zur Not auch aus der eigenen Abdrift über dem<br />

Boden – einschätzen.<br />

Die Landephasen werden folgendermaßen eingeteilt:<br />

Position<br />

Gegenanflug<br />

Queranflug<br />

Endanflug<br />

Abb. 2.2: Landeeinteilung<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Das Lernen der optimalen Landeeinteilung ist ein langwieriger Prozess, der oft<br />

genug mit Fehlschlägen gepflastert ist.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 61<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.5.2 Flugtechnik<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Position<br />

Der gesamte Landeanflug wird mit leicht gezogenen Bremsen geflogen, um<br />

das Sinken besser kontrollieren zu können.<br />

Als Position wird der Platz bezeichnet, an dem Du überschüssige Höhe in Vollkreisen linksherum<br />

abbaust. Die Position liegt im Idealfall etwa 100 Meter seitlich auf Höhe des geplanten<br />

Landeplatzes. Hast Du eine Höhe zwischen 40 und 60 Metern erreicht, so leitest Du die Kurve<br />

aus und beginnst den Gegenanflug.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die Drehrichtung der der Vollkreise (und somit auch der Landeeinteilung) ist<br />

i. d. R. links; es sei denn, andere Piloten im Landeanflug haben bei Ihrer<br />

Landeeinteilung die Drehrichtung rechts vorgegeben.<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Du kannst keinen ausreichend<br />

langen Queranflug<br />

ausführen.<br />

Du machst eine Außenlandung<br />

aufgrund einer<br />

überraschenden Windänderung.<br />

Gegenanflug<br />

Deine Position war zu nahe<br />

an geplantem Landeplatz.<br />

Deine Position war zu weit<br />

vom geplanten Landeplatz<br />

entfernt.<br />

Beziehe die Position immer<br />

ausreichend entfernt vom<br />

Landeplatz.<br />

Beziehe die Position immer<br />

ausreichend nah am Landeplatz.<br />

Der Gegenanflug erfolgt parallel zum geplanten Endanflug. Dabei muss der Landeplatz ständig<br />

im Sichtkontakt bleiben. Beobachte die Flughöhe und den Wind genau; sie verändern Deine<br />

Fluggeschwindigkeit nachhaltig. Hast Du eine Höhe zwischen 20 und 30 Metern erreicht, so<br />

leitest Du den Queranflug ein.<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Du verschätzt Dich bei<br />

Quer- und Endanflug.<br />

Queranflug<br />

Du hast keinen Sichtkontakt<br />

zum Landeplatz gehabt und<br />

konntest so keine Einschätzung<br />

vornehmen.<br />

Suche eine Position, die<br />

auch beim Gegenanflug<br />

Sichtkontakt zum Landeplatz<br />

zulässt.<br />

Achte beim Queranflug besonders auf die Windabdrift. Der Queranflug dient dazu, letzte<br />

Höhenkorrekturen durchzuführen. Du beginnst den Endanflug, wenn Du mit Deinem Gleitwinkel<br />

bis zum Landeplatz kommst. Bist Du noch zu hoch, so verlängerst Du den Queranflug; bist Du<br />

zu niedrig, so verkürzt Du ihn (siehe dünne Linien in Abb. 2.2).


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 62<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Bei starkem Gegenwind musst Du den Endanflug früh einleiten, da Du bei<br />

starkem Gegenwind kaum Fahrt über Grund machst.<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Du musst letzte (gefährliche)<br />

Höhenkorrekturen im<br />

Endanflug machen.<br />

Du fliegst über den Landepunkt<br />

hinaus.<br />

Du verfehlst den Landeplatz.<br />

Dein Schirm pendelt, wenn<br />

Du den Endanflug einleitest.<br />

Du setzt ggf. hart auf.<br />

Endanflug<br />

Dein Queranflug ist zur<br />

180°-Kurve verkommen.<br />

Du hast den Endanflug zu<br />

früh begonnen.<br />

Du hast den Endanflug zu<br />

spät begonnen.<br />

Du hast den Endanflug mit<br />

einer Steilkurve eingeleitet.<br />

Plane immer einen ausreichend<br />

langen Queranflug<br />

ein.<br />

Plane immer einen ausreichend<br />

langen Queranflug<br />

ein.<br />

Leite den Endanflug genau<br />

dann ein, wenn Du direkt in<br />

Windrichtung zum Landeplatz<br />

kommst.<br />

Leite den Endanflug immer<br />

mit einer angebremsten<br />

flachen Kurve ein.<br />

Im Endanflug richtest Du Dich im Gurtzeug auf. Nun kannst Du mit Hilfe der Steuerleinen die<br />

Länge des Endanfluges bestimmen: Dosiertes Ziehen der Steuerleinen verkürzt den Endanflug;<br />

dosiertes Nachlassen der Steuerleinen verlängert ihn.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Der Endanflug erfolgt immer gegen den Wind. Landungen bei Rückenwind sind<br />

äußerst gefährlich!<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Dein Schirm stallt. Du hast überschüssige<br />

Höhe durch zu starken Zug<br />

an den Steuerleinen<br />

abgebaut.<br />

Dein Schirm pendelt<br />

während Deines Endanflugs.<br />

Du hast überschüssige<br />

Höhe durch S-Kurven abgebaut.<br />

Nehme Höhenkorrekturen<br />

ausschließlich im Queranflug<br />

vor.<br />

Nehme Höhenkorrekturen<br />

ausschließlich im Queranflug<br />

vor.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 63<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.5.3 Peilung<br />

Das Abschätzen der richtigen Höhe im Endanflug erfolgt nach einem einfachen, aber effektiven<br />

Prinzip: der Peilung. Wie Du in Abb. 2.3 und Abb. 2.4 siehst, ändert sich der Winkel zum Landepunkt,<br />

wenn Du zu hoch bzw. zu tief anfliegst. Bist Du zu hoch, so musst Du während des<br />

Anfluges immer weiter nach unten schauen, um den Landeplatz zu fixieren; bist Du zu niedrig,<br />

so musst Du während des Anfluges immer weiter nach oben schauen, um den Landeplatz zu<br />

fixieren.<br />

Abb. 2.3: Anflughöhe zu hoch (Peilung wandert nach unten)<br />

Abb. 2.4: Anflughöhe zu niedrig (Peilung wandert nach oben)<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Führe Höhenkorrekturen im Endanflug lediglich durch dosiertes beidseitiges(!)<br />

Ziehen oder Nachlassen der Steuerleinen durch.<br />

Im Idealfall hast Du Position, Gegenanflug und Queranflug so geplant, dass Du<br />

im Endanflug keine Höhenkorrekturen mehr durchführen musst.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 64<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.6 Landung<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Lande grundsätzlich immer gegen den Wind.<br />

Bei der Landung richtest Du Deinen Schirm durch dosierte Steuerbefehle exakt gegen den<br />

Wind aus. Die Steuerleinen hast Du dabei so weit gezogen, dass Du etwa mit der Geschwindigkeit<br />

des geringsten Sinkens (GdgS) fliegst. Spätestens in 5 Metern Höhe richtest Du Dich im<br />

Gurtzeug voll auf und bereitest Dich auf die Landung vor.<br />

M<br />

Achtung!<br />

Verletzungsgefahr!<br />

Immer frühzeitig im Gurtzeug aufrichten!<br />

Richtest Du Dich nicht frühzeitig bzw. gar nicht auf, so drohen Verletzungen an<br />

der Wirbelsäule, da Du den Landefall im Notfall nicht durchführen kannst.<br />

Gerade in Bodennähe kannst Du meist nicht schnell genug auf Störungen<br />

reagieren.<br />

In 1 bis 2 Metern Höhe bremst Du Deinen Schirm durch dosiertes, aber bestimmtes beidseitiges<br />

Ziehen der Steuerleinen stark ab. Dein Schirm wird langsam und setzt Dich im Idealfall weich<br />

ab.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Räume den Landeplatz umgehend, damit andere bereits zur Landung bereite<br />

Piloten ein freies Landefeld vorfinden.<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Du landest hart mit starker<br />

Vorwärtsbewegung.<br />

Dein Schirm stallt oder<br />

pendelt.<br />

Dein Schirm sackt durch; Du<br />

landest hart. (Verletzungsgefahr<br />

bei Sturz auf den<br />

Rücken!)<br />

Du hattest bei der Landung<br />

Rückenwind.<br />

Du hast nicht oder zu wenig<br />

abgebremst.<br />

Plane die Landeeinteilung<br />

genauer. Meist hilft eine<br />

Windfahne am Landeplatz,<br />

den Wind am Boden einzuschätzen.<br />

Ziehe die Steuerleinen bei<br />

der Landung ganz durch.<br />

Du hast zu früh abgebremst. Ziehe die Steuerleinen,<br />

sobald Du 1 bis 2 Meter über<br />

dem Boden fliegst.<br />

Du bist bei der Landung zu<br />

langsam geflogen.<br />

Ziehe die Steuerleinen lediglich<br />

bis zur Geschwindigkeit<br />

des geringsten<br />

Sinkens (GdgS).


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 65<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Dein Schirm kippt nach<br />

hinten; Du fällst auf den<br />

Rücken.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Du hast die Vollbremsung<br />

zu abrupt durchgeführt.<br />

Ziehe die Steuerleinen<br />

dosiert, aber bestimmt voll<br />

durch.<br />

Falls Du den Eindruck hast, die Landung wird durch einen Fehler zu hart, so<br />

gehe sofort in den Landefall über. Den Landefall kannst Du in der Flugschule<br />

üben.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 66<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.7 Besondere Windsituationen<br />

2.7.1 Starkwind<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Als unerfahrener Pilot bleibst Du bei Starkwind zu Deiner eigenen Sicherheit<br />

besser am Boden.<br />

Starkwind ist eine Herausforderung für jeden Gleitschirmpiloten. Das Fliegen bei Starkwind<br />

erfordert großes Geschick und genaues Wissen um die Leistungsgrenzen und das Flugverhalten<br />

des benutzten Schirms. Die Windspitzengeschwindigkeiten dürfen dabei nie über der<br />

maximalen Geschwindigkeit Deines Schirms liegen, sonst fliegst Du über Grund rückwärts.<br />

M<br />

Achtung!<br />

Erhebliche Unfallgefahr!<br />

Bei Starkwind nie fliegen, wenn die Windspitzengeschwindigkeiten über der<br />

maximalen Geschwindigkeit des Schirms liegen!<br />

Bei hohen Windgeschwindigkeiten kannst Du unter Umständen über Grund<br />

rückwärts fliegst und siehst nicht, wo genau Du hinfliegst.<br />

Liegen die Spitzenwindgeschwindigkeiten unterhalb der maximalen Geschwindigkeit Deines<br />

Schirms, so kannst Du als erfahrener Pilot zwar fliegen, musst aber unbedingt folgendes<br />

beachten:<br />

Bei zunehmendem Wind besteht immer die Gefahr, ins Lee getrieben zu werden. Die<br />

dort herrschenden Abwinde drücken Dich stark nach unten.<br />

Bei Starkwind musst Du immer mit starken Turbulenzen rechnen, besonders in Bodennähe.<br />

Der Gleitwinkel wird bei zunehmendem Wind immer schlechter. Gerade beim Landeanflug<br />

musst Du dies beachten.<br />

Bergrücken bilden lange Wirbelzöpfe aus.<br />

Starts sind nur rückwärts möglich.<br />

Die Kurvenform über Grund weicht extrem von der Kreisform ab (Abb. 2.5).<br />

Eine normale Landeeinteilung ist nicht möglich (Abb. 2.6).<br />

Wenn Du bei Starkwind eine Kurve fliegst, so ist diese über Grund immer verzerrt (Abb. 2.5).<br />

Dies musst Du während des Fluges immer beachten.<br />

Die normale Landeeinteilung ist bei Starkwind nicht möglich! Stattdessen fliegst Du, wie in<br />

Abb. 2.6 dargestellt, direkt gegen den Wind in einer Art Zick-Zack-Kurs, um permanent Höhe<br />

abzubauen, ohne allzu sehr abzudriften. Nach der Landung ziehst Du sofort(!) eine Steuerleine<br />

ganz durch, damit Dein Schirm möglichst schnell in sich zusammenfällt.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 67<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

M<br />

Achtung!<br />

Verletzungsgefahr!<br />

Beim Landen nie beide Steuerleinen ziehen! Nach einer Starkwindlandung<br />

sofort eine Steuerleine ganz durchziehen, damit der Schirm schnell auf eine<br />

Seite kippt und in sich zusammenfällt!<br />

Fällt Dein Schirm wie bei einer normalen Landung nach hinten, so bietet er<br />

dem Wind eine große Angriffsfläche. Dabei kannst Du förmlich umgerissen<br />

werden.<br />

Abb. 2.5: Kurvenformen über Grund<br />

Abb. 2.6: Landeeinteilung bei Starkwind


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 68<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.7.2 Seitenwind<br />

Bei Seitenwind kannst Du starten, wenn der Startplatz breit genug ist und nur gering geneigt ist.<br />

Dazu ziehst Du deinen Schirm gegen den Wind auf und steuerst den Schirm beim Beschleunigen<br />

in die Richtung, in der Du abheben willst.<br />

Wenn Du bei Seitenwind fliegst, so wird Dein Gleitschirm permanent in Windrichtung über<br />

Grund versetzt – Du driftest ab. Um dieses Abdriften auszugleichen, musst Du Deinen Schirm<br />

leicht in den Wind drehen (Abb. 2.7).<br />

Abb. 2.7: Abdrift<br />

Um also einen Zielpunkt zu erreichen, den Du bei Windstille durch einen simplen Geradeaus-<br />

Flug erreichen könntest, musst Du Deinen Schirm um den so genannten Vorhaltewinkel δ in<br />

den Wind drehen, um diesen Zielpunkt anzusteuern. Am einfachsten geht das, indem Du einen<br />

geeigneten Punkt anvisierst, der leicht entgegen der Windrichtung versetzt ist – Du hältst vor.<br />

Deine Fluggeschwindigkeit vF bleibt gleich, auch wenn Seitenwind mit der Windgeschwindigkeit<br />

vW herrscht. Was sich ändert ist Deine Geschwindigkeit über Grund v G. Sie ist größer als<br />

Deine Fluggeschwindigkeit vF, wenn Du mit dem Wind fliegst, und kleiner, wenn Du in den Wind<br />

drehst (Abb. 2.7).<br />

2.7.3 Rückenwind<br />

Rückenwind erhöht Deine Geschwindigkeit über Grund. Fliegst Du mit der Trimmgeschwindigkeit<br />

Deines Schirms (z. B. mit 35 km/h) und der Rückenwind bläst mit 10 km/h, so hast Du eine<br />

Geschwindigkeit über Grund von 35 + 10 = 45 km/h. Dein Gleitwinkel verbessert sich gegenüber<br />

dem Gleitwinkel bei Windstille beachtlich.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 69<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.8 Kappenstörungen und Extremflugzustände<br />

2.8.1 Seitlicher Einklapper<br />

Der seitliche Einklapper ist die häufigste Störung während eines Gleitschirmfluges. In<br />

Turbulenzen kann es passieren, dass die Kappe nicht wie sonst üblich von unten, sondern von<br />

oben angeströmt wird: Die Kappe wird nach unten gedrückt; Dein Schirm klappt ein.<br />

Generell wird zwischen folgenden seitlichen Einklappern unterschieden:<br />

kleiner Einklapper (unter einem Drittel der Kappe eingeklappt)<br />

mittlerer Einklapper (über ein Drittel der Kappe eingeklappt)<br />

großer Einklapper (mehr als die Hälfte der Kappe eingeklappt)<br />

Je nach Größe des Einklappers taucht Dein Schirm mehr oder weniger stark in einer Kurve zur<br />

eingeklappten Seite hin ab. Obwohl DHV-geprüfte Schirme diese Bewegung je nach Schirmtyp<br />

nach einer Drehung von 90° bis 360° beenden, musst Du Deinen Schirm – besonders in Bodennähe<br />

– rasch wieder unter Kontrolle bringen und den Einklapper öffnen.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Priorität hat immer die Richtungskorrektur; erst danach wird der Einklapper<br />

geöffnet!<br />

Dazu gehst Du folgendermaßen vor: Gebe den ggf. betätigten Beschleuniger unbedingt vollständig<br />

frei! Ziehe dosiert an der Steuerleine der offenen Seite, um der Drehbewegung entgegenzuwirken<br />

und diese langsam zu stoppen.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Lasse Deinen Schirm bei großen seitlichen Einklappern kurzzeitig kontrolliert<br />

weiterdrehen, um Deine Fluggeschwindigkeit zu erhöhen und einen drohenden<br />

Strömungsabriss zu vermeiden.<br />

Hast Du die Drehbewegung gestoppt und Deinen Schirm wieder unter Kontrolle, so öffnest Du<br />

noch eingeklappte Kappenteile durch kräftiges Pumpen mit der Steuerleine an der eingeklappten<br />

Seite.<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Es kommt zu einem<br />

Strömungsabriss an der<br />

offenen Kappenseite; Dein<br />

Schirm trudelt.<br />

Dein Schirm dreht anhaltend<br />

weiter und öffnet nur stark<br />

verzögert.<br />

Du hast bei einem großen<br />

Einklapper zu stark gegengesteuert,<br />

ohne den Schirm<br />

durch eine kurze<br />

kontrollierte Drehbewegung<br />

Fahrt aufnehmen zu lassen.<br />

Du hast den Beschleuniger<br />

noch betätigt gehabt, als Du<br />

die Korrekturen durchgeführt<br />

hast.<br />

Näheres zur Korrektur des<br />

Trudelns findest Du in<br />

Kapitel 2.8.7.<br />

Gebe sofort den<br />

Beschleuniger frei und fahre<br />

mit den Korrekturen fort.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 70<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Du kommst dem Hang<br />

gefährlich nahe.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

2.8.2 Frontklapper<br />

Du hast Dich nur auf das<br />

Öffnen des Einklappers<br />

konzentriert.<br />

Stoppe zuerst die Drehbewegung<br />

und öffne dann<br />

den Einklapper.<br />

Kannst Du den Einklapper nicht öffnen oder gerät Dein Schirm dabei gar außer<br />

Kontrolle, so löse sofort das Rettungsgerät aus!<br />

Fliegst Du in starken Turbulenzen, so kann eine Turbulenz, die von oben kommt, Deinen<br />

Schirm frontal einklappen lassen. Dabei schließen sich die Eintrittsöffnungen der Kappe je nach<br />

Größe des Frontklappers mehr oder weniger stark. Grundsätzlich wird zwischen zwei Formen<br />

des Frontklappers unterschieden:<br />

kleine Frontklapper (geringe Einklapptiefe)<br />

harte Frontklapper (große Einklapptiefe, große Teile der Kappe deformiert)<br />

Während sich kleine Frontklapper meist schnell und selbstständig wieder öffnen, bremsen harte<br />

Frontklapper Deinen Schirm bis hin zum Stillstand ab; starkes Pendeln und großer Höhenverlust<br />

sind meist die Folge.<br />

Gebe den ggf. betätigten Beschleuniger unbedingt vollständig frei! Öffnet sich der Frontklapper<br />

selbstständig, so ziehe beide Steuerleinen um zu verhindern, dass Dein Schirm nach vorne<br />

schießt. Öffnet er hingegen verzögert, so ziehe beide Steuerleinen dosiert, aber nicht zu stark,<br />

um das Öffnen zu unterstützen.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Ziehe die Steuerleinen niemals unmittelbar nach dem Frontalklapper. Dein<br />

Schirm befindet sich zu weit hinter Dir; akute Gefahr des Strömungsabrisses!<br />

Ziehe die Steuerleinen erst dann, wenn sich Dein Schirm wieder über Dir<br />

befindet!<br />

Öffnet sich der Frontklapper asymmetrisch, so korrigiere die anschließende<br />

Drehbewegung so, wie Du einen seitlichen Einklapper korrigierst (siehe<br />

Kapitel 2.8.1).<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Es kommt zu einem<br />

Strömungsabriss.<br />

Du hast die Steuerleinen<br />

gezogen, als Dein Schirm<br />

noch weit hinter Dir war.<br />

Du hast beim verzögerten<br />

Öffnen des Frontklappers<br />

die Steuerleinen zu stark<br />

gezogen.<br />

Näheres zur Korrektur eines<br />

Strömungsabrisses findest<br />

Du in Kapitel 2.8.5.<br />

Näheres zur Korrektur eines<br />

Strömungsabrisses findest<br />

Du in Kapitel 2.8.5.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 71<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Der Frontklapper öffnet sich<br />

nur verzögert.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Du hast den Beschleuniger<br />

noch betätigt gehabt, als Du<br />

die Korrekturen ausgeführt<br />

hast.<br />

Gebe sofort den<br />

Beschleuniger frei und fahre<br />

mit den Korrekturen fort.<br />

Kannst Du den Frontklapper nicht öffnen oder gerät Dein Schirm dabei gar<br />

außer Kontrolle, so löse sofort das Rettungsgerät aus!<br />

2.8.3 Stabiler Frontklapper<br />

Öffnet sich der Frontklapper nicht selbstständig, so spricht man von einem so genannten<br />

stabilen Frontklapper. Durch die geänderte Anströmung werden die Eintrittsöffnungen gegen<br />

das Untersegel gepresst.<br />

Um dem stabilen Frontklapper entgegenzuwirken, gibst Du den ggf. betätigten Beschleuniger<br />

unbedingt vollständig frei und ziehst die Steuerleinen beidseitig so lange, bis sich der Frontklapper<br />

wieder zu öffnen beginnt. Lasse dann die Steuerleinen deutlich nach!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Kannst Du den stabilen Frontklapper nicht öffnen oder gerät Dein Schirm dabei<br />

gar außer Kontrolle, so löse sofort das Rettungsgerät aus!<br />

2.8.4 Seitlicher Verhänger<br />

Die gefährlichste Form des seitlichen oder frontalen Einklappers ist der so genannte Verhänger.<br />

Dabei verhängen sich Teile der Außenkappe in den Leinen; ein plötzlicher schneller Spiralsturz<br />

ist die Folge. Allerdings sind Verhänger sehr selten und betreffen meist Hochleistungsgleitschirme<br />

(vor allem im beschleunigten Flug).<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Rotiert Dein Gleitschirm nach einer Extremsituation ohne Dein Zutun schnell,<br />

hat sich ein Teil der Außenkappe verhängt. Reagiere sofort darauf!<br />

Wirkst Du einem Verhänger nicht sofort und konsequent entgegen, so kannst Du den unausweichlichen<br />

Spiralsturz nicht stoppen. Die beim Spiralsturz auftretenden Kräfte können so hoch<br />

werden, dass Du durch die extreme Belastung zu keiner Reaktion mehr fähig bist.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Löse bei einem Verhänger in Bodennähe sofort das Rettungsgerät aus!<br />

Um dem seitlichen Verhänger entgegenzuwirken, musst Du zunächst die Drehbewegung<br />

stoppen, indem Du die Steuerleine an der offenen Seite ziehst und dein Gewicht zur offenen<br />

Seite hin verlagerst.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 72<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Um den Verhänger zu öffnen, hast Du mehrere Möglichkeiten:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Normalerweise reicht es, wenn Du die (meist farbig markierte) Stabilisator-Leine an der<br />

verhängten Seite herunterziehst. Dies entlastet die verhängten Leinen und kann den<br />

Verhänger öffnen.<br />

Bei einem Verhänger in den vorderen Leinenebenen ziehst Du an den äußersten<br />

A-Leinen. Dies entlastet die verhängten Leinen und kann den Verhänger öffnen.<br />

Bei einem Verhänger in den hinteren Leinenebenen pumpst Du mit den Steuerleinen.<br />

Sehr routinierte Piloten können einen Verhänger durch einen so genannten Fullstall<br />

lösen. Von diesem (radikalen) Manöver solltest Du als unerfahrener Pilot absehen!<br />

Kannst Du den Verhänger nicht öffnen, aber Deinen Schirm noch über Steuerleine<br />

und Gewichtsverlagerung steuern, so fliege sofort den nächsten Landeplatz<br />

an. Achte dabei besonders auf Turbulenzen!<br />

Kannst Du Deinen Schirm nach einem Verhänger nicht unter Kontrolle bringen<br />

oder lässt er sich nicht mehr steuern, so löse sofort das Rettungsgerät aus!<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Es kommt zu einem<br />

Strömungsabriss an der<br />

offenen Kappenseite; Dein<br />

Schirm trudelt.<br />

Du hast zu stark an der<br />

Steuerleine der offenen<br />

Kappenseite gezogen.<br />

2.8.5 Strömungsabriss (Stall) im Ansatz<br />

Näheres zur Korrektur des<br />

Trudelns findest Du in<br />

Kapitel 2.8.7.<br />

Die Mindestgeschwindigkeit Deines Gleitschirms liegt etwa bei 20 km/h, je nach Typ und<br />

Belastung. Unterschreitest Du diese Mindestgeschwindigkeit, so reißt die Strömung an der<br />

Kappe ab; den Schirm stallt.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Fliege generell nie in der Nähe der Mindestgeschwindkeit! Schon die kleinste<br />

Turbulenz kann dabei zum Strömungsabriss führen.<br />

Einen beginnenden Strömungsabriss erkennst Du am Nachlassen des gewohnten Steuerdruckes<br />

bei gleichzeitigem fast völligem Nachlassen der Fahrtgeräusche.<br />

Um einen totalen Strömungsabriss (Fullstall) zu vermeiden, musst Du sofort beide Steuerleinen<br />

ganz freigeben. Dein Schirm nimmt mit einer Nickbewegung wieder ausreichend Fahrt auf und<br />

geht in den Normalflug über.<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Dein Schirm schießt extrem<br />

schnell nach vorne.<br />

Du hast die Steuerleinen zu<br />

spät freigegeben. Dein<br />

Schirm ist bereits nach<br />

hinten in den Fullstall gekippt.<br />

Ziehe sofort die Steuerleinen<br />

kurz(!) vollständig (aber mit<br />

Gefühl), um das Vorschießen<br />

zu bremsen, damit<br />

Du nicht in die Kappe fällst.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 73<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Dein Schirm geht in einen<br />

Sackflug über.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Du hast die Steuerleinen zu<br />

langsam und/oder nicht vollständig<br />

freigegeben.<br />

Näheres zur Korrektur des<br />

Sackfluges findest Du in<br />

Kapitel 2.8.9.<br />

Fällst Du beim Versuch, den drohenden Fullstall zu verhindern in die Kappe, so<br />

versuche, das Rettungsgerät so zu werfen, dass es sich nicht in den Leinen<br />

der Kappe verheddert!<br />

2.8.6 Totaler Strömungsabriss (Fullstall)<br />

Hältst Du die Steuerleinen bei einem beginnenden Strömungsabriss weiter unten, so entleert<br />

sich die Kappe. In der Folge kippt die Kappe hinten in den totalen Strömungsabriss (Fullstall).<br />

Da die Kappe durch den fehlenden Staudruck nicht mehr stabilisiert ist, flattert sie nun heftig im<br />

Fahrtwind. Rückwärts fliegend erreichst Du eine Fallgeschwindigkeit von etwa 6 bis 8 m/s!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Beherrschst Du das sichere Ausleiten eines Fullstalls nicht, so löse sofort das<br />

Rettungsgerät aus!<br />

Um einen Fullstall sicher auszuleiten, musst Du konsequent die Steuerleinen ziehen und so<br />

lange unten halten, bis die Kappe wieder über Deinem Kopf steht. Dies ist keinesfalls einfach,<br />

da Du enorme Kraft aufwenden musst, um die Steuerleinen unten halten zu können.<br />

Steht die Kappe über Deinem Kopf, so gebe die Steuerleinen etwa zwei Sekunden symmetrisch<br />

und vollständig frei. Dabei kann es passieren, dass die Kappe extrem nach vorne schießt und<br />

einklappt. Normalerweise nickt Dein Schirm nicht weiter als 45° nach vorne und geht in einen<br />

normalen Gleitflug über.<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Dein Schirm schießt extrem<br />

schnell nach vorne.<br />

Dein Schirm dreht sich beim<br />

Ausleiten des Fullstalls.<br />

Du hast die Steuerleinen zu<br />

spät freigegeben. Dein<br />

Schirm ist bereits nach<br />

hinten in den Fullstall gekippt.<br />

Du hast den Fullstall zu<br />

langsam ausgeleitet.<br />

Du hast die Steuerleinen<br />

asymmetrisch gezogen.<br />

Ziehe sofort die Steuerleinen<br />

kurz(!) vollständig (aber mit<br />

Gefühl), um das Vorschießen<br />

zu bremsen, damit<br />

Du nicht in die Kappe fällst.<br />

Ziehe sofort die Steuerleinen<br />

kurz(!) vollständig (aber mit<br />

Gefühl), um das Vorschießen<br />

zu bremsen, damit<br />

Du nicht in die Kappe fällst.<br />

Bringe die Drehbewegung<br />

durch dosiertes Ziehen der<br />

Steuerleinen unter Kontrolle.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 74<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Dein Schirm verhängt sich<br />

beim Ausleiten des Fullstalls.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Du hast die Steuerleinen<br />

asymmetrisch gezogen.<br />

Näheres zur Korrektur des<br />

Verhängers findest Du in<br />

Kapitel 2.8.4.<br />

Kannst Du den Fullstall nicht ausleiten oder gerät Dein Schirm dabei gar außer<br />

Kontrolle, so löse sofort das Rettungsgerät aus!<br />

Fällst Du beim Versuch, den Fullstall auszuleiten in die Kappe, so versuche,<br />

das Rettungsgerät so zu werfen, dass es sich nicht in den Leinen der Kappe<br />

verheddert!<br />

2.8.7 Trudeln (einseitiger Strömungsabriss) im Ansatz<br />

Einen beginnenden einseitigen Strömungsabriss erkennst Du am Nachlassen des Steuerdrucks<br />

auf einer Seite und dem markanten „Wegschmieren“ Deines Schirms.<br />

Hat sich Dein Schirm noch nicht um volle 90° gedreht, so musst Du sofort die Steuerleine freigeben,<br />

um ein längeres Trudeln zu vermeiden. Ein DHV-geprüfter Schirm leitet die Trudelbewegung<br />

normalerweise selbstständig aus. Schießt die Kappe dabei leicht seitlich vor, ziehst<br />

Du die Steuerleine behutsam, um die vorschießende Seite abzubremsen.<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Dein Schirm trudelt weiter<br />

(längeres Trudeln).<br />

Du hast die Steuerleinen<br />

nicht vollständig freigegeben.<br />

2.8.8 Längeres Trudeln (einseitiger Strömungsabriss)<br />

Näheres zur Korrektur des<br />

längeren Trudelns findest Du<br />

in Kapitel 2.8.8.<br />

Ziehst Du nur eine Steuerleine extrem nach unten, so kommt es zu einem einseitigen<br />

Strömungsabriss. Die Seite, an der die Strömung abgerissen ist, wird von hinten angeströmt<br />

und bewegt sich daher rückwärts. Da die offene Seite weiter vorwärts fliegt, fängt Dein Schirm<br />

an, schnell um die Hochachse zu rotieren; die Kappe pendelt dabei vor und hinter Dich.<br />

Um das längere Trudeln auszuleiten, gibst Du die Steuerleinen in der Vorwärts-Pendelbewegung<br />

zügig frei, also genau dann, wenn Du nach vorne gezogen wirst und den Boden<br />

siehst.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 75<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Dein Schirm schießt bei der<br />

Ausleitung extrem seitlich<br />

nach vorne und verhängt<br />

sich.<br />

Du hast die Steuerleinen in<br />

der Rückwärts-Pendelbewegung<br />

freigegeben.<br />

Dein Schirm trudelt weiter. Du hast die Steuerleinen<br />

nicht vollständig freigegeben.<br />

Dein Schirm trudelt weiter,<br />

obwohl Du die Steuerleinen<br />

freigegeben hast (stabiles<br />

Trudeln).<br />

i<br />

Hinweis!<br />

2.8.9 Sackflug<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Deine Steuerleinen sind<br />

„gewickelt“ oder falsch eingestellt.<br />

Die Trimmung deines<br />

Schirms stimmt nicht.<br />

Näheres zur Korrektur des<br />

Verhängers findest Du in<br />

Kapitel 2.8.4.<br />

Gebe die Steuerleinen in der<br />

Vorwärts-Pendelbewegung<br />

vollständig frei.<br />

Wenn Du den Fullstall<br />

beherrscht, so leite ihn ein<br />

(siehe Kapitel 2.8.6).<br />

Löse sonst sofort das<br />

Rettungsgerät aus!<br />

Wenn Du den Fullstall<br />

beherrscht, so leite ihn ein<br />

(siehe Kapitel 2.8.6).<br />

Löse sonst sofort das<br />

Rettungsgerät aus!<br />

Kannst Du das Trudeln nicht ausleiten oder gerät Dein Schirm dabei gar außer<br />

Kontrolle, so löse sofort das Rettungsgerät aus!<br />

Sackflüge kommen bei modernen gewarteten Gleitschirmen kaum vor. Sie<br />

werden hauptsächlich durch Pilotenfehler provoziert.<br />

Veränderte Trimmung und/oder hohe Luftdurchlässigkeit des Segeltuchs<br />

können einen Sackflug begünstigen.<br />

Beim Sackflug ist die Strömung am Obersegel komplett abgerissen; lediglich am Untersegel<br />

liegt die Strömung noch an. Dein Schirm sinkt senkrecht oder sich leicht drehend nach unten.<br />

Einen beginnenden Sackflug erkennst Du am vollständigen Nachlassen der Fahrtgeräusche bei<br />

gleichzeitigem starkem Sinken. Wenn Du kurz zur Kappe hinaufschaust, sieht das Untersegel<br />

faltig/schwammig aus.<br />

Um den Sackflug auszuleiten, gibst Du sofort beide(!) Steuerleinen frei.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 76<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

M<br />

Achtung!<br />

Verletzungsgefahr!<br />

Leite einen Sackflug in Bodennähe nicht aus! Bereite Dich auf eine harte<br />

Landung mit Landefall vor!<br />

Ziehst Du eine oder beide Steuerleinen bei der Landung im Sackflug durch, so<br />

fällt Dein Schirm extrem nach hinten (Fullstall!). Du schlägst mit einer Pendelbewegung<br />

sehr hart auf dem Boden auf.<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Es kommt zu einem Fullstall.<br />

Dein Schirm bleibt im Sackflug,<br />

obwohl Du die Steuerleinen<br />

freigegeben hast.<br />

2.8.10 Stabiler Sackflug<br />

Du hast eine oder beide<br />

Steuerleinen gezogen.<br />

Du hast keinen(!) Fehler<br />

gemacht; Dein Schirm<br />

befindet sich einem stabilen<br />

Sackflug.<br />

Näheres zur Korrektur des<br />

Fullstalles findest Du in<br />

Kapitel 2.8.6.<br />

Näheres zur Korrektur des<br />

stabilen Sackfluges findest<br />

Du in Kapitel 2.8.10.<br />

Selbst wenn Du die Steuerleinen vollständig freigibst, kann es passieren, dass Dein Schirm im<br />

Sackflug bleibt.<br />

Um diesen stabilen Sackflug auszuleiten, drückst Du beide A-Gurte nach vorne bzw. ziehst sie<br />

nach unten. Besitzt Dein Schirm ein Beschleunigungssystem, so betätige zusätzlich den<br />

Beschleuniger.<br />

Hast Du den Sackflug ausgeleitet, so greife sofort nach den Steuerschlaufen, um Deinen<br />

Schirm weiter unter Kontrolle zu halten.<br />

M<br />

Achtung!<br />

Verletzungsgefahr!<br />

Leite einen Sackflug in Bodennähe nicht aus! Bereite Dich auf eine harte<br />

Landung mit Landefall vor!<br />

Ziehst Du eine oder beide Steuerleinen bei der Landung im Sackflug durch, so<br />

fällt Dein Schirm extrem nach hinten (Fullstall!). Du schlägst mit einer Pendelbewegung<br />

sehr hart auf dem Boden auf.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 77<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.8.11 Fixseilschlepp<br />

M<br />

Achtung!<br />

Lebensgefahr durch puren Leichtsinn!<br />

Führe niemals einen Fixseilschlepp bei Starkwind durch!<br />

Dein Schirm schießt förmlich nach oben, um noch schneller wieder nach unten<br />

zu rasen und Dich in den Tod zu reißen! Die einzig zulässige – und sichere –<br />

Methode ist der Windenschlepp!<br />

In den letzten Jahren kam es immer wieder zu tödlichen Unfällen, weil sich Piloten bei starkem<br />

Wind mit ihren Gleitschirm an einem fixierten Seil in die Höhe ziehen lassen wollten. Es ist ein<br />

tödlicher Irrtum zu glauben, dass der Fixseilschlepp harmlos ist!<br />

Der Grund ist rein physikalischer Natur: Wird das Seil an einem festen Gegenstand (Auto,<br />

Baum) und am Gurtzeug des Piloten fixiert, so kann der Gleitschirm bei starkem Wind der Zugkraft<br />

nur nach oben nachgeben. Pilot und Gleitschirm werden mit extremem Anstellwinkel in die<br />

Höhe katapultiert.<br />

Dabei steigt die Zugkraft innerhalb von Sekundenbruchteilen auf Werte bis zu einer halben<br />

Tonne. Kommt es dabei nicht zum kompletten Ausleinen, so bricht der Gleitschirm am Scheitelpunkt<br />

seitlich aus; er wird in den Lockout, eine Drehung um 180°, gezwungen. Der Gleitschirm<br />

rast mitsamt seinem Piloten in fast senkrechtem Sturzflug am straffen Seil nach unten und<br />

erreicht beim Aufschlag Geschwindigkeiten von über 100 km/h(!).<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Selbst Seile mit Sollbruchstellen schützen Dich vor der Gefahr eines extremen<br />

Absturzes nicht!<br />

Ein Gleitschirm ist kein Drachen, den man mit einem fixierten Seil steigen<br />

lassen kann!


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 78<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.9 Abstiegshilfen<br />

2.9.1 Ohrenanlegen<br />

Moderne Gleitschirme mit ihren guten Gleitzahlen machen es schwierig, im normalen Flug<br />

schnell an Höhe abzubauen. Läufst Du z. B. Gefahr, durch starken Aufwind in eine Wolke<br />

gezogen zu werden, musst Du Dich spezieller Abstiegshilfen bedienen.<br />

Eine dieser Abstiegshilfen ist das so genannte Ohrenanlegen. Indem Du die Außenseiten der<br />

Kappe einklappst, erhöhst Du den Luftwiderstand der Kappe enorm. Dein Schirm fliegt langsamer<br />

vorwärts, sinkt dabei aber umso schneller: Der Sinkwert beträgt zwischen 3 und 6 m/s,<br />

was meist ausreicht, um einer Gefahrensituation zu entgehen.<br />

Um die Ohren anzulegen, ziehst Du die beiden äußeren A-Leinen symmetrisch nach unten. Die<br />

Steuerleinen bleiben dabei in den Händen! Sind die Ohren angelegt, so hältst Du die A-Leinen<br />

fest.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die äußeren A-Leinen sind meist farblich markiert, um Dir das Anlegen der<br />

Ohren zu vereinfachen.<br />

Hast Du die Ohren angelegt, so steuerst Du Deinen Schirm lediglich über die Gewichtsverlagerung.<br />

Ist Dein Schirm mit einem Beschleunigungssystem ausgestattet, so kannst Du das<br />

Sinken durch das Betätigen des Beschleunigers noch verstärken.<br />

Willst Du den Schnellabstieg ausleiten, so gebe die gehaltenen A-Leinen symmetrisch frei.<br />

Öffnet sich Dein Schirm nicht von alleine wieder, so ziehe die Steuerleinen nach unten.<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Es kommt zu einem<br />

Strömungsabriss.<br />

Es kommt zu einem Frontklapper.<br />

Du hast die falschen Leinen<br />

heruntergezogen.<br />

Du hast die Steuerleinen<br />

beim Ausleiten zu sehr<br />

heruntergezogen.<br />

Du hast die A-Leinen zu<br />

abrupt heruntergezogen.<br />

Näheres zur Korrektur des<br />

Strömungsabrisses findest<br />

Du ab Kapitel 2.8.5.<br />

Näheres zur Korrektur des<br />

Strömungsabrisses findest<br />

Du ab Kapitel 2.8.5.<br />

Näheres zur Korrektur des<br />

Frontklappers findest Du in<br />

Kapitel 2.8.2.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 79<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.9.2 Andere Abstiegshilfen<br />

Neben dem Ohrenanlegen gibt es zwei weitere Abstiegshilfen: den B-Leinenstall und die Steilspirale.<br />

Beide sind extreme Manöver, die Du mit Deinem jetzigen Ausbildungsstand nicht sicher<br />

beherrschen kannst. Sie sind nur der Vollständigkeit halber erwähnt.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 80<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.10 Besondere Fluggefahren<br />

2.10.1 Ausfall der Steuerleinen<br />

Verwickeln sich die Steuerleinen Deines Schirms bereits unbemerkt beim Starten, so können<br />

sie während des Fluges blockieren. Blockieren Deine Steuerleinen, so versuche unbedingt, sie<br />

wieder freizubekommen.<br />

Bekommst Du die Steuerleinen nicht mehr frei, so kannst Du Deinen Schirm behelfsmäßig<br />

durch behutsames(!) Ziehen an den hinteren Tragegurten steuern. Eine Linkskurve leitest Du<br />

durch Ziehen am linken hinteren Tragegurt ein; eine Rechtskurve leitest Du durch Ziehen am<br />

rechten hinteren Tragegurt ein. Steuere umgehend den nächsten Landeplatz an!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die Notsteuerung mit den hinteren Tragegurten ist wenig effektiv. Unterstützen<br />

kannst Du sie durch Gewichtsverlagerung zur Kurveninnenseite hin.<br />

Eine andere Form des Steuerleinenausfalls ist das Reißen von Fangleinen. Reißen einzelne<br />

Fangleinen, so baucht das Segel zwar an manchen Stellen aus, bleibt aber meist flugtauglich<br />

und bedingt steuerbar. Kommt es allerdings zu einem so genannten Ausleiner, einem Mehrfachleinenriss,<br />

so löse sofort das Rettungsgerät aus!<br />

2.10.2 Verknotete Leinen im Flug<br />

Verknoten sich Steuerleinen während Deines Fluges, so kannst Du die Knoten meist durch<br />

kräftiges Ziehen an den verknoteten Leinen wieder öffnen. Gelingt dies nicht, Dein Schirm ist<br />

aber noch flugtauglich, so zieht Dein Schirm in der Regel nach links oder nach rechts. Steuere<br />

in diesem Fall behutsam den nächsten Landeplatz an.<br />

Leitet Dein Schirm jedoch eine Steilspirale ein oder kommt es zu einem Kappenüberwurf, so<br />

löse sofort das Rettungsgerät aus!<br />

2.10.3 Kollision<br />

Auch wenn Du die Ausweichregeln befolgst, kann es, insbesondere in turbulenter Luft, zu einer<br />

Kollision kommen. Verhängt sich Dein Schirm dabei oder ist er nach der Kollision nicht mehr<br />

flugtauglich, so löse sofort das Rettungsgerät aus!


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 81<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.10.4 Einsatz des Rettungsgeräts<br />

Das Rettungsgerät ist ein Notfallgerät und darf daher nur in absoluten Notfällen ausgelöst<br />

werden! Dazu zählen z. B.:<br />

Zusammenstöße mit anderen Luftfahrzeugen<br />

Defekte am Schirm, die ein sicheres Landen unmöglich machen<br />

Flugsituationen, in denen der Schirm nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden kann<br />

Gefährliche Rotationen (Steilspirale, Trudeln) unmittelbar über Grund<br />

Falls Du in einer Notsituation noch genügend Höhe hast, solltest Du zuerst versuchen, Deinen<br />

Schirm unter Kontrolle zu bekommen; wie schon erwähnt, kannst Du Dich beim Einsatz des<br />

Rettungsgeräts dennoch verletzen.<br />

M<br />

Achtung!<br />

Gefahr der gefährlichen Bodenannäherung!<br />

Löse in aussichtslosen, nicht kontrollierbaren Situationen immer das Rettungsgerät<br />

aus!<br />

Du verlierst zuviel Zeit, und somit wertvolle Höhe, mit aussichtslosen Korrekturversuchen.<br />

Löse das Rettungsgerät lieber einmal zuviel als einmal zuwenig<br />

aus! Es ist keine Schande, mit dem Rettungsgerät notzulanden.<br />

Ist die Höhe zu gering oder die Situation zu gefährlich, so löse das Rettungsgerät aus, indem<br />

Du den Handgriff des Rettungsgerätes mit voller Kraft nach außen ziehst bis der Innencontainer<br />

frei ist. Dann schleuderst Du den Innencontainer in hohem Bogen von Dir weg in den freien<br />

Luftraum, damit er nicht mit Deinem Gleitschirm kollidiert. Sobald die Rettungsleine gestreckt<br />

ist, öffnet sich der Rettungsschirm.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Um Deinen Rettungsschirm zu stabilisieren, solltest Du Deinen Gleitschirm<br />

flugunfähig machen, indem Du die Fangleinen einholst oder an den Tragegurten<br />

ziehst.<br />

Das Auslösen des Rettungsgerätes solltest Du regelmäßig üben, spätestens<br />

aber nach einem Wechsel des Gurtzeugs bzw. des Rettungsgerätes. Im Notfall<br />

kann das regelmäßige Üben über wertvolle Sekunden entscheiden!<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Du näherst Dich während<br />

den Korrekturversuchen zu<br />

sehr dem Boden.<br />

Das Rettungsgerät gelangt<br />

in die Kappe und verheddert<br />

sich.<br />

Du hast Dich zu sehr auf<br />

Deinen Schirm und nicht auf<br />

Deine Höhe über Grund<br />

konzentriert.<br />

Du hast das Rettungsgerät<br />

nicht in den freien Luftraum<br />

geworfen. Berechne Schirmrotationen<br />

mit ein.<br />

Löse sofort das Rettungsgerät<br />

aus!<br />

Ziehe kräftig an der Verbindungsleine<br />

zum<br />

Rettungsschirm und versuche,<br />

schnellstmöglich den<br />

Rettungsschirm wieder frei<br />

zu bekommen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 82<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.11 Besondere Landegefahren<br />

2.11.1 Starkwindlandung<br />

Die normale Landeeinteilung ist bei Starkwind nicht möglich! Stattdessen fliegst Du, wie bereits<br />

in Kapitel 2.7.1 dargelegt, direkt gegen Wind in einer Art Zick-Zack-Kurs, um permanent Höhe<br />

abzubauen, ohne allzu sehr abzudriften. Nach der Landung ziehst Du sofort(!) eine Steuerleine<br />

ganz durch, damit Dein Schirm möglichst schnell in sich zusammenfällt.<br />

M<br />

Achtung!<br />

Verletzungsgefahr!<br />

Beim Landen nie beide Steuerleinen ziehen! Nach einer Starkwindlandung<br />

sofort eine Steuerleine ganz durchziehen, damit der Schirm schnell auf eine<br />

Seite kippt und in sich zusammenfällt!<br />

Fällt Dein Schirm wie bei einer normalen Landung nach hinten, so bietet er<br />

dem Wind eine große Angriffsfläche. Dabei kannst Du förmlich umgerissen<br />

werden.<br />

Fliegst Du während es Landeanfluges über Grund rückwärts, so suche über die Schulter einen<br />

geeigneten Landeplatz. Dies ist schwierig, aber nicht unmöglich.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

2.11.2 Baumlandung<br />

Auf der windabgewandten Seite von Hindernissen wie Bäumen oder Häusern<br />

gibt es starke Lee-Turbulenzen. Vermeide daher das Landen in den Lee-<br />

Bereichen von Hindernissen.<br />

Eine Baumlandung ist schnell passiert und ist meist durch folgende Fehler begünstigt:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Falsches Einschätzen des Gleitwinkels<br />

Falsches Einschätzen des Gegenwindes<br />

Niedriges Einfliegen in großflächige Waldgebiete mit ausgedehnten Sinkgebieten<br />

In der Regel eignen sich Nadelbäume bei einer Baumlandung besser, da sie im<br />

Gegensatz zu Laubbäumen keine starren ausladenden Äste haben. Das<br />

Verletzungsrisiko ist somit bei einem Nadelbaum erheblich geringer.<br />

Kannst Du eine Baumlandung nicht mehr vermeiden, so fliege einen möglichst niedrigen Baum<br />

oder eine Baumgruppe gezielt an!


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 83<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

M<br />

Achtung!<br />

Akute Absturzgefahr!<br />

Fliege einen Baum immer gezielt an!<br />

Fliegst Du einen Baum seitlich an, so besteht die Gefahr, dass Du ihn nur<br />

streifst. Ein Absturz wäre die Folge.<br />

Bremse Deinen Schirm wie bei der normalen Landung stark ab. Nehme unmittelbar vor der<br />

Baumberührung die Arme an den Oberkörper, die Beine zusammen und die Hände vors<br />

Gesicht!<br />

Bist Du im Baum gelandet, so ergreife sofort einen stabilen Ast oder den Stamm und halte Dich<br />

fest, da Du und Dein Schirm vom Baum abrutschen können.<br />

M<br />

Achtung!<br />

Akute Absturzgefahr!<br />

Unternehme keine eigenen Rettungsversuche, wenn Du in einem hohen Baum<br />

gelandet bist.<br />

Bleibe stets im Gurtzeug hängen und sichere Dich an stabilen Ästen. Warte auf<br />

das Eintreffen von Helfern.<br />

Treffen die ersten Helfer ein, so lasse die Rettungsschnur herunter, die Du im Gurtzeug mit dir<br />

führst, damit Du ein starkes Seil hinaufziehen und festbinden kannst. Beginne den Abstieg nur<br />

dann, wenn Du das Seil ausreichend stark befestigen kannst!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Steige nur in absoluten Notfällen ohne fremde Hilfe von einem hohen Baum<br />

herunter.<br />

2.11.3 Seitenwindlandung<br />

Seitenwindlandungen solltest Du, insbesondere bei starkem Seitenwind, unbedingt vermeiden.<br />

Dein Schirm versucht bei einer Seitenwindlandung aufgrund der Winddrift in Windrichtung auszubrechen;<br />

Du musst stets gegensteuern und kannst Dich nicht voll auf die eigentliche Landung<br />

konzentrieren.<br />

Bist Du gelandet, so drehe den Schirm durch Ziehen der windzugewandten Steuerleine in den<br />

Wind und laufe ihm in einer Kurve hinterher, damit Dich Dein Schirm nicht umreißen kann.<br />

Laufe immer gegen den Wind aus.<br />

M<br />

Achtung!<br />

Verletzungsgefahr!<br />

Laufe bei einer Seitenwindlandung nie geradeaus aus!<br />

Dein Schirm wird seitlich vom Wind versetzt und wirft Dich zur Seite. Drehe<br />

Deinen Schirm daher nach dem Aufsetzen stets in den Wind und laufe in einer<br />

Kurve gegen den Wind.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 84<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.11.4 Hanglandung<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Lande nur an einem Hang, wenn sonst keine andere Landemöglichkeit besteht<br />

oder Du durch eine Notsituation dazu gezwungen bist.<br />

Beobachte vor einer Hanglandung genaustens die Windverhältnisse und untersuche die<br />

Beschaffenheit des Landeplatzes. Der Gegenanflug erfolgt parallel zum Hang mit Rücken- oder<br />

Seitenwind. Den Queranflug leitest Du ein, indem Du vom Hang weg kurvst. Der eigentliche<br />

Endanflug bei Gegen- oder Seitenwind erfolgt immer parallel zum Hang!<br />

M<br />

Achtung!<br />

Verletzungsgefahr!<br />

Niemals bergauf landen!<br />

2.11.5 Außenlandung<br />

Eine frontale Hangkollision ist lebensgefährlich! Lande daher stets quer zur<br />

Hangneigung.<br />

Kannst Du den offiziellen Landeplatz nicht mehr erreichen, so suche einen geeigneten Außenlandeplatz<br />

und fliege ihn zielstrebig an, um eine Notlandung in unwegsamem Gelände zu vermeiden.<br />

Als Außenlandeplätze eignen sich Flächen ohne hohen Bewuchs. Da solche Flächen meist<br />

sehr klein sind, musst Du überschüssige Höhe meist über Hindernissen wie Felsen abbauen.<br />

M<br />

Achtung!<br />

2.11.6 Toplandung<br />

Verletzungsgefahr!<br />

Außenlandungen stets extrem vorsichtig einleiten und ausführen!<br />

Da Du überschüssige Höhe meist über gefährlichem Gelände (Wald, Felsgebiet)<br />

abbauen musst, besteht immer die Gefahr einer Crashlandung. Ferner<br />

kannst Du das Landegelände nur schlecht beurteilen.<br />

Toplandungen sind gefährlicher als sie aussehen! Das Landen am Startplatz oder auf einer<br />

Bergkuppe verlangt viel Erfahrung und erfordert eine gute Schirmbeherrschung – und je nach<br />

Landeplatz eine gehörige Portion Mut.<br />

Bei einer Toplandung besteht immer die Gefahr, dass Aufwind- oder Leeturbulenzen Deinen<br />

Schirm in Extremmanöver zwingen. Gerade auf den höher gelegenen Startplätzen gibt es<br />

schwer zu erkennende Abwindzonen, Düsenbereiche oder Bereiche mit starker Thermik.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 85<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.11.7 Wasserlandung<br />

Wasserlandungen musst Du auf jeden Fall vermeiden! Es ist allemal besser, eine Notlandung<br />

auf festem Boden oder eine Baumlandung durchzuführen als im Wasser zu landen.<br />

Lässt sich eine Wasserung nicht mehr vermeiden, so bleibt Dir nicht viel Zeit, folgende Schritte<br />

zu unternehmen:<br />

1. Werfe den Rucksack ab.<br />

2. Löse sämtliche schwer zu öffnenden Verschlüsse (Kreuzgurte).<br />

3. Löse Brust- und Beingurte, so dass Du locker auf dem Sitzbrett sitzt.<br />

4. Öffne Anorak und Schuhe und werfe sie ab.<br />

5. Fliege das Wasser ungebremst an, damit die Kappe bei der Landung über Dich hinweg<br />

schießt.<br />

6. Steige nach der Wasserung aus dem Gurtzeug. Hast Du Dich in den Fangleinen<br />

verheddert, so bewahre Ruhe und löse Dich von den Fangleinen.<br />

7. Schwimme gegen(!) den Wind vom Schirm weg. Versuche auf keinen Fall, den Schirm<br />

schwimmend zu bergen!<br />

8. Bist Du in einem stehenden Gewässer gelandet, so steuere das nächstgelegene Ufer<br />

an; bist Du hingegen in einem fließenden Gewässer gelandet, so schwimme zunächst<br />

gegen den Strom, um Dich nicht im Schirm zu verheddern und schwimme dann quer zur<br />

Strömung zum nächstgelegenen Ufer.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Wenn Du die Wasserung ungebremst durchgeführt hast, so bleiben die Zellen<br />

Deines Schirms gefüllt; er geht nicht unter. D. h., Du kannst Deinen Schirm<br />

später mit einem Boot bergen. Berge ihn keinesfalls schwimmend!<br />

Springe keinesfalls vor der Wasserung ab! Das Schätzen der Höhe über<br />

Wasser ist sehr schwer. Es sind Fälle bekannt, bei denen Piloten unbewusst<br />

aus über 15 Metern Höhe abgesprungen sind!<br />

Symptom Fehler Korrektur<br />

Du verhedderst Dich in den<br />

Fangleinen<br />

Dein Protektor drückt<br />

Deinen Oberkörper und<br />

Deinen Kopf unter Wasser.<br />

Du hast die Wasserung mit<br />

gezogenen Steuerleinen<br />

durchgeführt.<br />

Du bist mit dem Wind vom<br />

Schirm weg geschwommen;<br />

Dein Schirm ist auf Dich zu<br />

getrieben.<br />

Du bist nach der Wasserung<br />

nicht sofort aus dem Gurtzeug<br />

gestiegen.<br />

Bewahre Ruhe und löse<br />

Dich von den Fangleinen.<br />

Schwimme dann gegen den<br />

Wind vom Schirm weg.<br />

Bewahre Ruhe und löse<br />

Dich von Fangleinen.<br />

Schwimme dann gegen den<br />

Wind vom Schirm weg.<br />

Versuche sofort, aus dem<br />

Gurtzeug zu steigen. Gefahr<br />

des Ertrinkens!


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 86<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

M<br />

Achtung!<br />

Gefahr des Ertrinkens!<br />

Trenne Dich nach der Wasserung sofort vom Gurtzeug!<br />

Dein Protektor entwickelt im Wasser Auftrieb und drückt Dich unter Wasser!<br />

2.11.8 Landung in Stromleitungen<br />

Die Landung in Stromleitungen ist absolut lebensgefährlich! Vermeide daher unbedingt eine<br />

solche Landung und ziehe selbst das Risiko einer Baumlandung oder einer Kollision mit einem<br />

Hindernis einer Landung in einer Stromleitung vor!<br />

Kollidierst Du dennoch mit einer Stromleitung, so bleibt Dein Schirm oft hängen. Selbst wenn<br />

Du nicht abzurutschen drohst, solltest Du Dich umgehend mit Hilfe mehrerer Fangleinen<br />

sichern (Abb. 2.8).<br />

Abb. 2.8: Klemmknoten zur Sicherung an Kabeln und Seilen<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Rutschst Du von einer Stromleitung ab oder rutschst Du mitsamt Schirm an der<br />

Leitung nach unten, so löse umgehend das Rettungsgerät aus! Aufgrund der<br />

geringen Höhe kann es sein, dass der Rettungsschirm nicht vollständig auslöst.<br />

Unternehme keinerlei Versuche, Dich selbst aus dieser Lage zu befreien! Warte auf eintreffende<br />

Helfer! Weise die Helfer an zu veranlassen, dass die Stromleitung vom Elektrizitätswerk<br />

abgeschaltet wird. Erst nach diesem Abschalten können die Helfer anfangen, Dich aus<br />

Deiner misslichen Lage zu befreien.<br />

2.11.9 Landung in Seilbahnkabeln<br />

Die Landung in Seilbahnkabeln ist gefährlich! Gerade die Kabel von Materialseilbahnen kannst<br />

Du sehr leicht übersehen.<br />

Kollidierst Du mit einem Seilbahnkabel, so bleibt Dein Schirm oft hängen. Selbst wenn Du nicht<br />

abzurutschen drohst, solltest Du Dich umgehend mit Hilfe mehrerer Fangleinen<br />

sichern (Abb. 2.9).


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 87<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Abb. 2.9: Klemmknoten zur Sicherung an Kabeln und Seilen<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Rutschst Du von einem Seilbahnkabel ab oder rutschst Du mitsamt Schirm am<br />

Kabel nach unten, so löse umgehend das Rettungsgerät aus! Aufgrund der<br />

geringen Höhe kann es sein, dass der Rettungsschirm nicht vollständig auslöst.<br />

Unternehme keinerlei Versuche, Dich selbst aus dieser Lage zu befreien! Warte auf eintreffende<br />

Helfer! Weise die Helfer an zu veranlassen, dass der Seilbahnbetrieb eingestellt wird.<br />

Erst nach dem Einstellen des Betriebs können die Helfer anfangen, Dich aus Deiner misslichen<br />

Lage zu befreien.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 88<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.12 Notfälle<br />

2.12.1 Erste-Hilfe-Maßnahmen<br />

Im Prinzip reicht es, wenn Du regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kurs, mit der Vertiefung in lebensrettende<br />

Sofortmaßnahmen (SM) am Unfallort, besuchst. Im Ernstfall bist Du so immer gut vorbereitet<br />

und weißt sofort, was zu tun ist.<br />

Als kleine Gedächtnisstütze findest Du hier die wichtigsten Regeln in aller Kürze; der komplette<br />

Inhalt eines Erste-Hilfe-Kurses mit SM würde den Rahmen dieses <strong>Skript</strong>s sprengen.<br />

Führe Erste-Hilfe-Maßnahmen immer in dieser Reihenfolge durch:<br />

1. Sichern der Unfallstelle; Bergen des Verletzten<br />

2. Beurteilen des Bewusstseinzustandes<br />

3. Durchführen von Sofortmaßnahmen bei lebensbedrohlichen Zuständen<br />

4. Anfordern von professioneller Hilfe<br />

5. Erstversorgen bei Verletzungen<br />

Kommt ein Rettungshubschrauber zum Einsatz, musst Du folgendes unbedingt beachten:<br />

Alle Gleitschirmpiloten in der Luft müssen sofort den Landeplatz weiträumig freimachen.<br />

Je mehr Gleitschirmpiloten in der Luft sind, umso eher ist der Hubschrauberpilot von der<br />

eigentlichen Landung abgelenkt.<br />

Mache der Besatzung mit Armzeichen (Abb. 2.10) unmissverständlich klar, ob Du Hilfe<br />

benötigst oder nicht.<br />

Sichere alle losen Dinge wie Packsäcke, Gleitschirme u. ä. am Landeplatz, damit diese<br />

nicht in den Rotor des Hubschraubers gelangen können.<br />

Folge den Anweisungen der Besatzung vorbehaltlos – selbst dann, wenn sie Dir rätselhaft<br />

erscheinen; Zeit für Diskussionen bleibt nach der Rettungsaktion!<br />

Nähere Dich dem Helikopter nur, wenn es wirklich nötig ist. Dreht sich der Rotor noch,<br />

so nähere Dich dem Helikopter stets von vorne!<br />

2.12.2 Notausrüstung<br />

Bei jedem Flug kann es passieren, dass Du selbst in einen Unfall verwickelt bist oder als<br />

Außenstehender zu einem Umfall stößt. Deshalb ist es für jeden Gleitschirmpiloten Pflicht, eine<br />

Notausrüstung bei sich zu haben. Diese umfasst folgendes:<br />

Verbandsmaterial (Wundschnellverband, Mullbinde u. a.)<br />

Rettungsleine(n)<br />

Signalraketen (rot/grün/weiß)<br />

Rettungsdecke (Wärmeschutz und Sichtzeichen)


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 89<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Signalpfeife<br />

Kappschere (zum Kappen von Leinen u. ä.)<br />

Schmerzmittel<br />

Handy mit eingespeicherten Notrufnummern<br />

(GPS-System zur genauen Standortangabe)<br />

2.12.3 Notsignale<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Notsignale dürfen, wie der Name schon andeutet, nur in Notsituationen gegeben<br />

werden!<br />

Das SOS-Notsignal kannst Du auf mehrere Arten geben:<br />

Als im Morsecode übermitteltes (Funk-)Signal<br />

Als gesprochenes (Funk-)Signal<br />

Als Sichtzeichen (Segel, Signalraketen)<br />

Als alpines Notsignal (nur in den Bergen)<br />

Willst Du das Notsignal im Morsecode übermitteln, so kannst Du das mit Hilfe des Tastfunks<br />

tun, indem Du in regelmäßigen Abständen die Taste Deines Funkgeräts 3x kurz, 3x lang,<br />

3x kurz drückst. Reagiert jemand am Sprechfunk auf Dein Notsignal, so teile ihm folgendes mit:<br />

• Was ist passiert? (Art der Verletzung)<br />

• Wer ist verletzt? (Zahl der Verletzten)<br />

• Wo befindet sich der Verletzte? (Genaue Ortsangabe)<br />

• Wie sind die Umstände? (Gelände, Wetter, Wind, Hindernisse)<br />

Alternativ kannst Du ein Notsignal auch am Sprechfunk absetzen, indem Du in regelmäßigen<br />

Abständen das Wort „Mayday“ 3x hintereinander absetzt. Reagiert jemand am Sprechfunk auf<br />

Dein Notsignal, so teile ihm folgendes mit:<br />

• Was ist passiert? (Art der Verletzung)<br />

• Wer ist verletzt? (Zahl der Verletzten)<br />

• Wo befindet sich der Verletzte? (Genaue Ortsangabe)<br />

• Wie sind die Umstände? (Gelände, Wetter, Wind, Hindernisse)<br />

Zusätzlich zu Funk und Trillerpfeife kannst Du Sichtzeichen geben. In Deiner Notausrüstung<br />

befinden sich normalerweise mehrere grüne, rote und weiße Signalraketen oder -kugeln.<br />

Schieße in einer Notsituation lediglich die roten(!) Signalraketen/-kugeln in regelmäßigen<br />

Abständen ab.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 90<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Schießt Du grüne Leuchtraketen/-kugeln ab, so zeigt dies anderen Piloten an,<br />

dass bei Deiner Notlandung nichts passiert ist. Hast Du also keine roten<br />

Raketen mehr, so beschränke Dich auf Funk, Trillerpfeife und andere Sichtzeichen.<br />

Schießt Du weiße Leuchtraketen/-kugeln ab, so zeigt dies anderen Piloten an,<br />

dass Du Dir nach einer Notlandung selbst helfen kannst und keine Hilfe<br />

benötigst.<br />

Ein nicht ganz so weit reichendes, aber dennoch aus der Luft sehr auffälliges Sichtzeichen ist<br />

die Kappe Deines Gleitschirms. Raffst Du sie nach einer Notlandung nicht gleich zusammen,<br />

sondern lässt sie liegen bzw. legst sie vollständig aus, so wissen andere Gleitschirmpiloten,<br />

dass Du Hilfe benötigst.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Ist Dir bei einer Notlandung nichts passiert, so raffe die Kappe zusammen, um<br />

anderen Gleitschirmpiloten zu zeigen, dass nichts passiert ist.<br />

Fliegt ein Hubschrauber suchend um Deine Absturzstelle herum, so gebe dessen Besatzung<br />

mit Hilfe von Armzeichen (Abb. 2.10) Bescheid, ob Du Hilfe benötigst (Yes) oder nicht (No).<br />

Abb. 2.10: Armzeichen bei Hubschraubereinsatz<br />

Als Notsignal in den Bergen hat sich das so genannte alpine Notsignal durchgesetzt. Es ist<br />

ebenso wie das SOS-Signal international. Um ein alpines Notsignal abzusetzen, gibst Du 6x pro<br />

Minute ein Zeichen (Pfeifen, Blinken, Rufen o. ä.); beantwortet wird ein solches Notsignal mit<br />

drei Zeichen pro Minute.<br />

2.12.4 Einleitung von Rettungsmaßnahmen<br />

i<br />

Hinweis!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Das Einleiten von Rettungsmaßnahmen fällt je nach Symptomen des Verunfallten<br />

unterschiedlich aus. Die wichtigsten Symptome mit den jeweils<br />

richtigen Maßnahmen findest Du zusammengefasst in der folgenden Tabelle.<br />

Das Unterlassen von Rettungsmaßnahmen ist strafbar.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 91<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Symptome Mögl. Verletzungen Sofortmaßnahmen Lagerung<br />

apathisches Verhalten<br />

/ blaue<br />

Gesichtsfarbe /<br />

feuchte, kühle<br />

Haut / schneller,<br />

kaum fühlbarer Puls<br />

Verletzter ist nicht<br />

ansprechbar /<br />

schlaffe Glieder /<br />

(Stöhnen)<br />

Blässe / Zeichen<br />

eines Schockzustandes<br />

Druckschmerzen /<br />

Schwellung im<br />

Bruchbereich (Bluterguss)<br />

/ unnatürliche<br />

Lage der<br />

Gliedmaßen /<br />

atypische Beweglichkeit<br />

unnatürliche Verformung<br />

des<br />

Gelenks / starke<br />

Schmerzen /<br />

federnde Fixation in<br />

Fehlstellung<br />

Schock Schütze den Verletzten<br />

vor Kälte,<br />

Hitze und Lärm.<br />

Bewusstlosigkeit Halte die Atemwege<br />

des Verletzten frei<br />

und schütze ihn vor<br />

Kälte. (Führe ihm<br />

ggf. Wärme mit<br />

Decken o. ä. zu.)<br />

Schwere äußere<br />

und innere(!) Verletzungen<br />

Arm- oder Beinbruch <br />

Gelenksverrenkungen<br />

Halte blutende<br />

Körperteile hoch und<br />

drücke sie ab. Lege<br />

einen Druckverband<br />

an und binde die<br />

Wunde ab.<br />

Verständige sofort<br />

einen Notarzt!<br />

Lagere den Verletzten<br />

möglichst<br />

schmerzfrei.<br />

(Schiene und fixiere<br />

ggf. das verletzte<br />

Gliedmaß. Halte<br />

dabei die Druckstellen<br />

durch<br />

Polstermaterial frei.)<br />

Fixiere das Gelenk;<br />

berücksichtige dabei<br />

dessen federnde<br />

Lage.<br />

Bringe den Verletzten<br />

in Schocklage:<br />

Oberkörper<br />

und Kopf horizontal;<br />

Beine angehoben.<br />

Bringe den Verletzten<br />

in die stabile<br />

Seitenlage: Kopf<br />

überstreckt; Mund<br />

unten; Arme und<br />

Beine stabilisieren<br />

die Seitenlage.<br />

Bringe den Verletzten<br />

in Schocklage:<br />

Oberkörper<br />

und Kopf horizontal;<br />

Beine angehoben.<br />

Lagere den Verletzten<br />

möglichst<br />

schmerzfrei. Überprüfe<br />

regelmäßig die<br />

Beweglichkeit von<br />

Fingern bzw. Zehen.<br />

(Lockere ggf. den<br />

Verband um die<br />

Schiene.)<br />

Lagere den Verletzten<br />

möglichst<br />

schmerzfrei.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 92<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

Symptome Mögl. Verletzungen Sofortmaßnahmen Lagerung<br />

Schmerzen im<br />

Rückenbereich /<br />

evtl. Unvermögen,<br />

sich aufzurichten /<br />

Kribbeln oder<br />

Gefühllosigkeit in<br />

Armen und Beinen<br />

Blutungen im<br />

Bereich des<br />

Kopfes / Bewusstlosigkeit<br />

/ Übelkeit /<br />

Kopfschmerz<br />

Wirbelverletzungen Keine!<br />

Bewege den Verletzten<br />

keinesfalls<br />

stark! Schütze ihn<br />

lediglich vor Unterkühlung!<br />

Verständige sofort<br />

einen Notarzt!<br />

Schädelverletzungen<br />

Bedecke die Wunde<br />

mit Verbandsmaterial.<br />

Verständige sofort<br />

einen Notarzt!<br />

Führe lediglich<br />

kleine(!) Veränderungen<br />

der Lage von<br />

Armen und Beinen<br />

durch, um eine<br />

möglichst schmerzfreie,<br />

aber stabile<br />

Lage des Verletzten<br />

zu erreichen.<br />

Bringe den Verletzten<br />

in die stabile<br />

Seitenlage (auf die<br />

unverletzte Seite!).<br />

Überprüfe regelmäßig<br />

Atmung und<br />

Puls des Verletzten.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 93<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.13 Menschliche Leistungsfähigkeit<br />

Der Flug mit einem Gleitschirm stellt hohe Anforderungen an Dich als Piloten. Dabei spielen<br />

weniger Deine bloße Muskelkraft, sondern vielmehr Deine Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit<br />

eine Rolle. Gerade bei Extremmanövern wie der Steilspirale wird auch Dein Kreislauf auf<br />

eine harte Probe gestellt.<br />

Die größten körperlichen Belastungen wirken beim Starten, beim Landen und bei extremen<br />

Manövern auf Dich ein. Bevor Du Dich zu einem Gleitschirmflug entschließt, musst Du<br />

folgendes zu Deiner eigenen Sicherheit beachten:<br />

Übermüdung führt zu einer deutlichen Abnahme Deiner Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit.<br />

In der Folge kannst Du Deinen Schirm nicht mehr aktiv genug fliegen; die<br />

Gefahr eines Unfalls wächst.<br />

Fliege daher stets ausgeruht! Es ist besser, auf einen Flug zu verzichten und sich auszuruhen,<br />

als auf einen gefährlichen Flug zu gehen.<br />

Alkohol- und/oder Drogenkonsum führen ebenfalls zu einer Abnahme Deiner<br />

Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, verleiten Dich aber zusätzlich zu waghalsigen,<br />

oft falsch eingeschätzten (und damit lebensgefährlichen) Manövern.<br />

Alkohol und Drogen sind vor und während eines Fluges tabu! Schließlich setzt Du Dich<br />

unter Drogeneinfluss als vernünftiger Mensch auch nicht hinter das Lenkrad Deines<br />

Autos.<br />

Medikamente sind meist nicht so harmlos wie sie im ersten Moment zu sein scheinen.<br />

Lese unbedingt den Beipackzettel aufmerksam durch. Beeinflusst ein Medikament<br />

Deine Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, beinhaltet es Alkohol und/oder kann zu<br />

Übelkeit/Erbrechen führen, so verzichte zu Deiner eigenen Sicherheit auf einen Flug.<br />

Gehe nur gesund an den Start. Bereits eine Allergie und/oder eine Erkältung reichen<br />

aus, um den Druckausgleich in Deinem Kopf empfindlich zu stören. Dabei kann unter<br />

Umständen gar Dein Trommelfell Schaden nehmen.<br />

Wird Dir bei extremen Kurvenmanövern (z. B. bei einer Steilspirale) schwarz vor Augen<br />

oder wird Dir übel, so leite das Manöver sofort aus! Du bist empfindlich gegenüber den<br />

G-Kräften, die während eines solchen Manövers auf Dich einwirken. Taste Dich nur<br />

langsam an Deine Grenzen vor!<br />

Neben den genannten körperlichen Belastungen gibt es auch die weitaus gefährlicheren<br />

psychischen Belastungen. Sie führen meist zu massiven Fehleinschätzungen. Wenn Du die<br />

folgenden Punkt beachtest, so solltest Du sicher fliegen können:<br />

Gehe niemals gehetzt an den Start, da Du in einer solchen Situation meist nicht bei der<br />

Sache bist. Gerade während des Starts kann dabei ein Unfall passieren!<br />

Nimm Dir also die Zeit für eine ausgedehnte sorgfältige Startvorbereitung und<br />

Konzentrationsphase. Lasse Dich nicht zum Start drängen!<br />

Lässt Du Dich bereits während der Startvorbereitungen zu sehr von persönlichen oder<br />

beruflichen Dingen ablenken, so wirst Du mit Sicherheit auch während des Fluges<br />

ständig abgelenkt sein.<br />

Verzichte in einem solchen Fall auf einen Start!


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 94<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Hast Du vor dem Start Angst, so verringert das Deine Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit<br />

enorm: Die Gefahr von Fehleinschätzungen wächst.<br />

Atme tief und ruhig. Verzichte bei großer Angst auf einen Start und baue Deine Angst<br />

langsam ab, indem Du an einem anderen Tag bei geringeren Start- und Fluganforderungen<br />

(evtl. unter weiterer Aufsicht) trainierst.<br />

Bist Du stark erregt, so versuche, Dich auf das sachliche Überprüfen der Situation und<br />

Deine fliegerischen Aufgaben zu konzentrieren. Atme dabei tief und ruhig.<br />

Bleibt die starke Erregung, so verzichte auf einen Start!<br />

Folge auf keinen Fall dem riskanten Beispiel anderer Piloten! Entscheide kritisch(!), ob<br />

Du bei den gegebenen Startbedingungen sicher starten, fliegen und wieder landen<br />

kannst.<br />

Merke Dir diesen Grundsatz: Starte nie gegen eigene Bedenken! Mutig ist, wer<br />

auch einmal seinen Schirm wieder zusammenpackt – und nicht derjenige, der<br />

halsbrecherisch dennoch startet!


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 95<br />

Kapitel 2 „Flugtechnik / Verhalten in besonderen Fällen“<br />

2.14 Naturschutz und Forst / Landwirtschaft und Jagd<br />

Das Gleitschirmfliegen gehört genauso zu den Natursportarten wie das Klettern oder Mountainbiken.<br />

Da Du nun auch zu den Gleitschirmpiloten gehörst, solltest Du wissen, dass es in den<br />

letzten Jahren heiße Diskussionen um die Verträglichkeit von Natur und Sport gab. In vielen<br />

Bereichen wurden Kompromisse gefunden, die Dir als Gleitschirmpiloten erlauben, relativ ungestört<br />

Deine Sportart auszuüben.<br />

Dabei musst Du stets bedenken, dass Du Dich gerade in den Bergen in einem sehr sensiblen<br />

Ökosystem bewegst. Daher ist es unbedingt nötig, einige Verhaltensregeln zu berücksichtigen,<br />

damit die Belastungen für Natur und Mitmenschen so gering wie möglich ausfallen und Konflikte<br />

mit Jägern, Bauern und Naturschützern entschärft werden.<br />

Folgende kurze Verhaltensrichtlinien solltest Du als Gleitschirmpilot tunlichst beachten:<br />

Bilde Fahrgemeinschaften oder nutze die öffentlichen Verkehrsmittel, um zum Startgelände<br />

zu gelangen.<br />

Hole Informationen über örtliche Schutzgebiete z. B. bei einem ansässigen Club ein.<br />

Das Einfliegen in solche Schutzgebiete ist zu Recht strafbar!<br />

Benutze beim Anmarsch zum Startgelände stets den gleichen Fuß-/Anfahrtsweg, damit<br />

sich das Wild an Dich als „Gast“ gewöhnen kann.<br />

Mache sowohl im Gelände als auch in der Luft keinen unnötigen Lärm.<br />

Überfliege Wild und Vieh nie in geringer Höhe! Umfliege Horste von Greifvögeln weiträumig!<br />

– Greift Dich ein Greifvogel an, so bist Du zu nahe an seinem Horst; drehe<br />

daher sofort ab!<br />

Kreist ein Greifvogel mit Dir in derselben Thermik, so verlasse die Thermik umgehend,<br />

wenn der Greifvogel zu schreien beginnt; er fühlt sich durch Dich gestört.<br />

Fliege grundsätzlich nur in großer Höhe, um die Naturbelastung gering zu halten!<br />

Nimm gerade im Frühjahr und im Frühsommer besonders Rücksicht, da in dieser Zeit<br />

der (Wild-)Nachwuchs im Wald großgezogen wird.<br />

Setze erosionsgefährdete Zonen keiner unnötigen Trittbelastung aus und schone die<br />

empfindliche Pflanzendecke. Gerade bei Startplätzen ist die Erosion besonders groß.<br />

Evtl. kannst Du den Boden und die Pflanzen mit Trittmatten schonen.<br />

Vermeide Landungen auf ungemähten Wiesen und nicht abgeernteten Feldern!<br />

Versuche im Notfall, am Rand zu landen!<br />

Landest Du dennoch in einer Wiese oder einem Feld, so biete dem Besitzer zumindest<br />

eine Entschädigung an.<br />

Packe Deinen Gleitschirm nicht im hohen Gras oder am Rande eines Feldes<br />

zusammen! Raffe Deinen Schirm zusammen und packe ihn an geeigneter Stelle<br />

zusammen.<br />

Halte Zuschauer, wenn möglich, fern!


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 96<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3 Meteorologie<br />

Dieses Kapitel umfasst das theoretische Wissen um:<br />

Lufthülle<br />

Troposphäre<br />

Wind<br />

Turbulenzen<br />

Windzirkulation<br />

Wolken und Nebel<br />

Thermik<br />

Wetterentwicklung<br />

Hochs und Tiefs<br />

Gewitter<br />

Föhn<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Wetterbesonderheiten im Gebirge<br />

Vorhersage und Beratung<br />

Regionales Wetter<br />

Damit Du beim Lesen zu Hause schnell entscheiden kannst, ob ein Kapitel für<br />

Dich relevant ist, schaust Du einfach nach, welches Symbol sich direkt unterhalb<br />

der Kapitelüberschrift befindet:<br />

Befinden sich sowohl ein Buch ( ) als auch ein Gleitschirm ( ) darunter, so<br />

bezieht sich das Kapitel auf den Aufbaukurs. Als Schüler im Höhenflugkurs<br />

kannst Du ein solches Kapitel dazu nutzen, Dein Wissen um den Aufbaukurs<br />

aufzufrischen.<br />

Befindet sich nur ein Gleitschirm ( ) darunter, so bezieht sich das Kapitel<br />

ausschließlich auf den Höhenflugkurs. Als Schüler im Aufbaukurs kannst Du<br />

dieses Kapitel überspringen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 97<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.1 Lufthülle<br />

3.1.1 Aufbau der Atmosphäre<br />

Die Erde ist von einer Lufthülle, der so genannten Atmosphäre umgeben. Die Atmosphäre<br />

unterteilt der Meteorologe in mehrere Schichten, den so genannten „Sphären“. Die Trennschichten<br />

zwischen den einzelnen Sphären werden „Pausen“ genannt.<br />

Die einzelnen (Haupt-)Sphären sind (von unten nach oben geordnet):<br />

Troposphäre<br />

Stratosphäre<br />

Mesosphäre<br />

Thermosphäre<br />

Als Gleitschirmpilot ist lediglich die unterste Sphäre, dieTroposphäre, relevant, da sich das<br />

komplette Wettergeschehen nur in ihr abspielt. Die Tropopause, die Trennschicht zwischen<br />

Troposphäre und darüber liegender Stratosphäre, stellt ein unüberwindbares Hindernis für<br />

Wolken dar. D. h., Wolken können maximal bis zur Tropopause, also in Mitteleuropa maximal<br />

11 Kilometer hoch aufsteigen.<br />

3.1.2 Zusammensetzung der Luft<br />

Trockene, gereinigte Luft besteht aus:<br />

• 78 vol% Stickstoff (N2)<br />

• 21 vol% Sauerstoff (O2)<br />

• 0,9 vol% Argon (Ar)<br />

• 0,1 vol% weitere Edelgase (z. B. Helium) und andere Spurengase (z. B. Kohlendioxid)<br />

In der Natur kommt diese Luft aber nicht vor. Tatsächlich enthält Luft immer Wasserdampf und<br />

Feststoffe wie Staubpartikel. Der Wasserdampfgehalt der Luft kann dabei zwischen 0 und<br />

4 vol% betragen.<br />

Obwohl der Wasserdampf hauptsächlich in den unteren Schichten der Atmosphäre vorkommt,<br />

ist feuchte (wasserdampfhaltige) Luft leichter als trockene! – Mag dies auf den ersten Blick nicht<br />

einleuchtend sein, gibt es dennoch eine einfache Erklärung: Ein Wassermolekül benötigt in der<br />

Luft ebenso viel Platz wie ein Sauerstoffmolekül, wiegt dabei aber etwa nur halb so viel!<br />

Verdrängt ein Wassermolekül also ein schwereres Gasmolekül (Stickstoff oder Sauerstoff), so<br />

wird das die Moleküle umgebende Luftpaket leichter; es steigt auf.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Ein alltäglicher Beweis dafür, dass feuchte Luft leichter ist, sind die Wolkenformationen,<br />

die über den Himmel ziehen. Sie sind nichts anderes als Ansammlungen<br />

feuchter Luft, die vom Boden in die Höhe gestiegen ist.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 98<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.2 Troposphäre<br />

3.2.1 Luftdruck<br />

Die Atmosphäre wird, wie jeder andere Körper auch, von der Erde angezogen und unterliegt<br />

deshalb der Schwerkraft. Die unterste, bodennahe Schicht wird dabei von den höher gelegenen<br />

zusammengepresst; der Luftdruck ist hier am größten. Der Luftdruck nimmt mit der Höhe stetig<br />

ab: Die einzelnen Luftschichten werden weniger stark komprimiert, da weniger höher gelegene<br />

Luftschichten auf sie einwirken können.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Auch im Meer macht sich das Zusammenpressen der einzelnen Wasserschichten<br />

bemerkbar. So ist der Druck in großen Tiefen (in der Nähe des<br />

Meeresgrundes) am größten.<br />

Als Luftdruck wird die Kraft bezeichnet, die das Gewicht der Atmosphäre auf eine bestimmte<br />

Fläche ausübt. Der mittlere Luftdruck in Meereshöhe beträgt 1013,2 hPa. Dies entspricht etwa<br />

dem Druck einer 10 Meter hohen Wasserschicht.<br />

Der Druck einer 10 Meter hohen Wasserschicht mag groß erscheinen, doch spürst Du von<br />

diesem Druck nichts, da er gleichmäßig von allen Seiten auf Dich einwirkt und sich dadurch aufhebt.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die Abnahme des Luftdrucks in großer Höhe ist der Grund für die lebensgefährliche<br />

Höhenkrankheit. Durch den geringen Druck in großer Höhe kannst<br />

Du weniger Sauerstoff aufnehmen als in Meereshöhe.<br />

Daher wird in Passagierflugzeugen, die in der Stratosphäre fliegen, ein<br />

konstanter Druck aufgebaut, der dem Druck in etwa 2000 Metern entspricht.<br />

Bei diesem Luftdruck kann ein Mensch mehrere Stunden ohne Beschwerden<br />

atmen.<br />

Bereiche gleichen Luftdrucks werden in Wetterkarten mit den so genannten Isobaren dargestellt.<br />

Entlang einer Isobaren herrscht der gleiche Luftdruck, der in der Wetterkarte in der<br />

Regel in Millibar (mbar) angegeben ist.<br />

Abb. 3.1: Verlauf der Isobaren in einer Wetterkarte


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 99<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

i<br />

Hinweis!<br />

3.2.2 Luftdichte<br />

Bereiche hohen Luftdrucks werden in der Regel mit einem „H“ wie Hochdruckgebiet<br />

in der Wetterkarte dargestellt.<br />

Bereiche niedrigen Luftdrucks werden in der Regel mit einem „T“ wie Tiefdruckgebiet<br />

in der Wetterkarte dargestellt.<br />

Die Luftdichte spielt für jedes Fluggerät, vom Gleitschirm bis hin zum Flugzeug eine große<br />

Rolle. Sie ist proportional zum Luftdruck, aber umgekehrt proportional zur Temperatur; d. h., in<br />

heißen Gebieten (z. B. in der Wüste) oder bei hochgelegenen Start-/Landeplätzen findest Du<br />

eine deutlich geringere Luftdichte vor. Dies führt dazu, dass ein Flugzeug eine längere Startbahn<br />

benötigt.<br />

Für Dich als Gleitschirmpiloten heißt das, dass sich Dein Gleitwinkel bei einer geringen Luftdichte<br />

deutlich verschlechtert. Die Luftdichte verringert sich ebenso wie der Luftdruck mit zunehmender<br />

Höhe.<br />

3.2.3 Temperatur<br />

Sonnenstrahlen erwärmen die Luft je nach Luftfeuchtigkeit nicht oder nur kaum. Treffen die<br />

Sonnenstrahlen jedoch auf den Boden, so werden sie einerseits von ihm reflektiert, andererseits<br />

zu einem großen Teil absorbiert: Der Boden, und mit ihm die unterste Luftschicht, wird<br />

warm.<br />

Innerhalb der Troposphäre nimmt die Temperatur mit zunehmender Höhe generell etwa um<br />

0,65 °C pro 100 Metern Höhenunterschied ab. Da in unseren Breiten die Durchschnittstemperatur<br />

am Boden etwa 15 °C beträgt, beträgt die Temperatur an der Grenze zur Tropopause<br />

bereits -50 °C!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

An manchen Tagen können hoch gelegene Luftschichten wärmer sein als tiefer<br />

gelegene. In diesem Fall spricht der Meteorologe von einer Inversion.<br />

Ist die Temperatur in einer Luftschicht gleich bleibend, so liegt eine Isothermie<br />

vor.<br />

Isothermie und Inversion sind für das Wettergeschehen im Gebirge von großer<br />

Bedeutung.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 100<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.3 Wind<br />

3.3.1 Richtung und Stärke<br />

Der Wind wird nach der Richtung, aus der er weht, benannt. Weht ein Wind von Norden in<br />

Richtung Süden, so wird er Nordwind genannt. Als Richtungsangabe kannst Du dabei zwischen<br />

den Hauptwindrichtungen (N, NO, O, SO, S, SW, W, NW) oder, wie in Flugwetterberichten<br />

üblich, zwischen Gradangaben wählen (Abb. 3.2).<br />

Abb. 3.2: Kompassrose<br />

Die Windstärke wird in Knoten angegeben. In den Wetterkarten ist die Windrichtung durch<br />

Pfeile gekennzeichnet. Diese Pfeile tragen je nach Windstärke Striche und/oder Wimpel. Ein<br />

halber Strich steht dabei für eine Windgeschwindigkeit von 5 kn (Knoten), ein langer Strich für<br />

10 kn und ein Wimpel für 50 kn (Abb. 3.3). Dabei entsprechen 1 kn etwa 1,85 km/h bzw. 1 km/h<br />

etwa 0,54 kn.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Bei den angegebenen Windgeschwindigkeiten handelt es sich um Durchschnittswerte<br />

über einen Zeitraum von 10 Minuten. Schwankt die Windgeschwindigkeit<br />

stark, so wird zusätzlich die Geschwindigkeit der stärksten<br />

Windböen mit angegeben.<br />

Bei Windvorhersagen wird keine Rücksicht auf etwaige lokale Gegebenheiten<br />

wie Berge genommen. Im Gebirge herrschen gänzlich andere Windsituationen<br />

als in der Ebene.<br />

Abb. 3.3: Befiederung der Windpfeile (exemplarisch)


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 101<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

Wind entsteht, sobald ein Druckgefälle zwischen zwei Punkten innerhalb der Atmosphäre entsteht.<br />

In der Regel weht Wind also zwischen einem Hoch- und einem Tiefdruckgebiet. Der Wind<br />

ist bestrebt, dieses Druckgefälle auf dem schnellsten, nämlich dem direkten Weg auszugleichen.<br />

Aber: Aufgrund der Erdrotation kommt es zur Ablenkung aller bewegter Luftteilchen!<br />

Diese ablenkende (<strong>Schein</strong>-)Kraft wird als Corioliskraft bezeichnet.<br />

Abb. 3.4: Corioliskraft<br />

Wie Du in Abb. 3.4 gut sehen kannst, rotiert die Erde mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten.<br />

An den Polen ist die Rotationsgeschwindigkeit gleich Null, am Äquator beträgt sie etwa<br />

1670 km/h. Die Luftteilchen werden dabei mitgerissen und rotieren mit der gleichen<br />

Geschwindigkeit um die Erde – Du empfindest Windstille.<br />

Das Luftteilchen A in Abb. 3.4 bewegt sich mit 1450 km/h vom Weltraum aus gesehen. Bewegt<br />

sich das Teilchen A nun z. B. auf ein Tiefdruckgebiet zu, das nördlich von ihm liegt, so behält es<br />

seine Rotationsgeschwindigkeit von 1450 km/h bei, während die Erde auf der Nordhalbkugel<br />

langsamer rotiert: Das Teilchen eilt dem Boden also voraus! Analog bleibt das Teilchen A hinter<br />

dem Boden zurück, wenn es sich nach Süden bewegt.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Generell gilt:<br />

Das Teilchen A wird in Bodennähe durch Reibung stark abgebremst. Die<br />

Geschwindigkeit reicht dennoch aus, um dem Boden vorauszueilen. Speziell in<br />

großer Höhe herrschen schnelle Winde, die so genannten Jetstreams vor.<br />

Die Corioliskraft wirkt senkrecht zur Windrichtung.<br />

Die Corioliskraft ist eine <strong>Schein</strong>kraft. Das Teilchen A in Abb. 3.4 erfährt keine echte<br />

Kraft. Für einen Beobachter auf der Erde sieht es aber so aus, als ob das Teilchen A<br />

eine ablenkende Kraft erfährt.<br />

Die Corioliskraft ist abhängig von der geographischen Breite: Am Äquator ist sie am<br />

kleinsten; an den Polen am größten.<br />

Die Corioliskraft wächst linear mit der Windgeschwindigkeit.<br />

Auf der Nordhalbkugel werden Luftteilchen generell nach rechts abgelenkt; auf der Südhalbkugel<br />

hingegen nach links.<br />

Die Corioliskraft wirkt nur bei großräumigen Luftbewegungen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 102<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.3.2 Tagesverlauf<br />

Der typische Tagesverlauf des Windes ist folgender:<br />

Während der wolkenlosen Nacht kühlt der Boden (und somit auch die unterste Luftschicht)<br />

merklich ab. Die unterste Luftschicht verbleibt dadurch am Boden und kann sich nicht mit den<br />

noch warmen über ihr liegenden Luftschichten vermischen – es herrscht eine so genannte<br />

Bodeninversion vor.<br />

Der Morgen ist dabei generell windstill. Winde setzen erst dann ein, wenn die Thermik zunimmt.<br />

Am frühen Nachmittag, wenn der Boden von der Sonne am stärksten aufgeheizt ist, erreichen<br />

die Winde ihre Maximalgeschwindigkeiten. Dabei erfolgt das Durchmischen der Luftschichten;<br />

der überregionale Wind kann bis zum Boden durchdringen.<br />

Abends nimmt der Wind allmählich bis hin zur Windstille ab. Der Boden kühlt wiederum aus;<br />

eine Bodeninversion bildet sich, durch die der überregionale Wind nicht dringen kann.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Werden die Luftschichten z. B. aufgrund warmer, hoch liegender Luftschichten<br />

nicht durchmischt, so bleibt der Tag windschwach.<br />

3.3.3 Zusammenspiel von Hoch und Tief<br />

Ein Hoch dreht sich auf der Nordhalbkugel grundsätzlich rechts herum. Die Luft, die den<br />

kürzesten Weg zum nächsten Tief nehmen will, wird durch die Corioliskraft zunächst nach<br />

rechts abgelenkt. Je näher sie dem Tief kommt, desto eher wird die Corioliskraft durch die Sogwirkung<br />

des Tiefs überlagert: Die Luft dreht sich in der Folge links um das Zentrum des Tiefs<br />

herum (Abb. 3.5 oben).<br />

Abb. 3.5: Zusammenspiel von Hoch- und Tiefdruckgebieten<br />

Wie Du in Abb. 3.5, unterer Teil, gut erkennen kannst, strömt die Luft bei einem Hochdruckgebiet<br />

von oben nach unten, da der Luftdruck am Boden geringer ist als im Zentrum des<br />

Hochs (Druckgefälle). Unter dem Zentrum des Tiefs strömt die Luft von unten nach oben, dem<br />

Punkt des tiefsten Luftdrucks entgegen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 103<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.3.4 Windgradient<br />

Der Wind wird in Bodennähe am stärksten abgeschwächt. Ein Maß für diese Abschwächung ist<br />

der so genannte Windgradient. Abhängig vom Untergrund (Gebirge, Wasserfläche) schwankt<br />

dieser teilweise stark.<br />

Generell gilt:<br />

In 500 Metern Höhe über Grund ist der Wind bereits doppelt so schnell wie in Bodennähe.<br />

In 1500 Metern Höhe über Grund ist der Wind etwa drei Mal so schnell wie in Bodennähe.<br />

Über großen Wasserflächen wird der Wind generell weniger stark abgeschwächt, während er<br />

im Gebirge teilweise sehr stark abgeschwächt wirkt.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 104<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.4 Turbulenzen<br />

3.4.1 Luv und Lee<br />

Die Begriffe Luv und Lee dienen dazu, zwischen windzugewandter und windabgewandter Seite<br />

eines Hindernisses, z. B. eines Berges zu unterscheiden. Das Luv ist, wie in Abb. 3.6 abgebildet,<br />

die windzugewandte Seite und das Lee die windabgewandte Seite eines Hindernisses.<br />

Abb. 3.6: Unterschied zwischen Luv und Lee<br />

M<br />

Achtung!<br />

Unfallgefahr!<br />

Nie in den Leebereich eines Bergrückens fliegen!<br />

Die Turbulenzen auf der Leeseite, besonders die Leewalzen bzw. -rotoren mit<br />

ihren starken Abwinden sind so stark, dass sie Dich regelrecht zu Boden<br />

drücken können.<br />

3.4.2 Thermische und dynamische Turbulenzen<br />

Wie bereits in Kapitel 3.2.3 beschrieben, heizt die Sonne nicht die Luft auf, sondern (fast) nur<br />

die Erdoberfläche. Von der Erde gelangt die Wärme auf zwei verschiedene Arten in die Atmosphäre:<br />

durch thermische Turbulenz und<br />

durch dynamische Turbulenz.<br />

Bei der thermischen Turbulenz bilden sich aufgeheizte Luftblasen, die gegenüber der Umgebungsluft<br />

eine höhere Temperatur (und somit mehr Auftrieb) aufweisen. Bei Windstille lösen<br />

sich die Luftblasen beim Überschreiten eines Grenzwertes vom Boden ab und steigen bis in<br />

große Höhen auf. Weht mäßiger Wind, so werden die Luftblasen bereits vor Erreichen des<br />

Grenzwertes vom Boden abgelöst. – Auf diese Weise wird die Wärme vom Boden in die Atmosphäre<br />

getragen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 105<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

Bei der dynamischen Turbulenz weht in der Regel ein starker Wind, der die Wärme vom Boden<br />

in die Atmosphäre transportiert und umgekehrt kalte Luft in Bodennähe bringt. Die Grenze<br />

zwischen thermischer Turbulenz bei mäßigem Wind und dynamischer Turbulenz sind fließend.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Näheres zum Thema thermische/dynamische Turbulenzen findest Du als<br />

Schüler des Höhenflugkurses in Kapitel 3.7.<br />

3.4.3 Bodenturbulenzen<br />

Trifft Luft auf ein Hindernis, so muss sie beim Umströmen des Hindernisses ihre Richtung der<br />

Form des Hindernisses anpassen. Muss die Luft dabei eine starke Richtungsänderung durchführen,<br />

so wird ihr Strömungsfluss erheblich gestört: die Luftteilchen verwirbeln.<br />

Bodenturbulenzen treten, wie der Name schon andeutet, nur in Bodennähe auf und werden<br />

z. B. durch Bäume, Häuser oder Geländeunebenheiten hervorgerufen. Bei großen Hindernissen<br />

kommt es im Lee zur so genannten Leeturbulenz, die sich bei scharfen Geländeabbrüchen,<br />

z. B. einem Gebirgsrücken zu den gefährlichen Leewalzen ausbilden können (siehe<br />

Kapitel 3.4.1).<br />

3.4.4 Düsenwirkung<br />

Wird ein Luftstrom eingeengt, so erhöht sich die Windgeschwindigkeit. So wirken Täler wie<br />

Düsen, die nicht nur die Windgeschwindigkeiten erhöhen, sondern auch die Windrichtung<br />

ändern können. Auch Grate können wie eine Düse wirken und die Windgeschwindigkeit erhöhen.<br />

Abb. 3.7: Düsenwirkung im Tal (dunkelgraue Berge ändern die Richtung des Windes)


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 106<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

i<br />

Hinweis!<br />

3.4.5 Windscherung<br />

Der Wind wird in einem Tal nicht nur abgelenkt, sondern strömt auch an den<br />

Hängen empor. Diesen Aufwind kannst Du zum besseren Steigen nutzen.<br />

Die Windscherung ist eine besondere Art der Turbulenz, da sie nicht auf den Einfluss der Erdoberfläche<br />

zurückgeführt werden kann. Eine Windscherung entsteht, sobald benachbarte Luftmassen<br />

unterschiedliche Bewegungsrichtungen und/oder –geschwindigkeiten haben. An ihrer<br />

Scherfläche bildet sich eine Wirbelschicht, die je nach Windstärke und –richtung schwächer<br />

oder stärker ausfällt.<br />

Abb. 3.8: Windscherung mit Wirbelschicht (bei unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten)


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 107<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.5 Windzirkulation<br />

3.5.1 See-/Landwind<br />

Das Wasser im Meer unterscheidet sich in der Wärmeleitfähigkeit vom Boden an Land. Im<br />

Wasser dringt die Wärme in Form von Sonnenstrahlen in tiefe Regionen vor, während der<br />

Boden meist nur an der Oberfläche erwärmt wird. Wasser besitzt also eine bessere Wärmeleitfähigkeit.<br />

Das Meer ist ständig in Bewegung; es kommt zum stetigen Durchmischen warmem Oberflächenwassers<br />

mit kälterem Tiefenwasser. Dies führt dazu, dass das Meerwasser am Morgen<br />

und am Mittag kaum erwärmt wird. – Der Boden jedoch erwärmt sich am Tag stark; die Luft<br />

über dem Boden steigt auf. Die Luft über dem Meer wird dabei förmlich angezogen und strömt<br />

als so genannter Seewind aufs Land (Abb. 3.9 links).<br />

Abb. 3.9: Windsystem See-/Landwind im Tagesverlauf<br />

Am Abend und in der Nacht kehrt sich dieses Windsystem um. Der Boden an Land kühlt schnell<br />

ab, da er eine geringe Speicherwärme hat. Die Wassertemperatur jedoch bleibt annähernd<br />

konstant. Ist der Boden bis auf eine Temperatur unterhalb der des Wassers abgekühlt, so setzt<br />

sich der Kreislauf in der entgegengesetzten Richtung in Kraft. Die Luft über dem Land strömt<br />

als so genannter Landwind aufs Meer (Abb. 3.9 rechts).<br />

i<br />

Hinweis!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Der Seewind kann Dir, entsprechende Stärke und genügend steilem Küstenverlauf<br />

vorausgesetzt, zu oft interessanten und meist ruhigen abendlichen<br />

Soaring-Flügen verhelfen.<br />

Der Seewind trifft nie genau rechtwinklig auf die Küstelinie, weil ihn die<br />

Corioliskraft in eine leichte Kreisbahn zwingt.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 108<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.5.2 Hangaufwind<br />

Auch Berg und Tal unterscheiden sich in ihrer Oberflächenbeschaffenheit. An Berghängen fließt<br />

das Wasser sofort ab und fließt in die Talgründe; d. h., die Berghänge trocknen schnell ab,<br />

während die Talgründe feucht bleiben.<br />

Die sonnenbeschienenen Berghänge heizen sich am Tag schneller auf als die Talgründe: Die<br />

warme Luft steigt auf; kältere Luft aus dem Tal strömt als so genannter Hangaufwind nach. Die<br />

am Berghang entlangströmende Luft löst sich spätestens am Gipfel ab.<br />

Bereits am Abend kühlen die Berghänge jedoch schneller aus als die Talgründe. Die Luft strömt<br />

nun von den Berghängen als so genannter Bergwind ins Tal herab (Abb. 3.10).<br />

Abb. 3.10: Hangauf- bzw. Hangabwinde<br />

i<br />

Hinweis!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die lokalen Hangauf- bzw. Hangabwinde und überregionale Winde können sich<br />

überlagern. Dies führt zu komplexen Luftverhältnissen und geht immer mit<br />

Turbulenzen einher.<br />

Dieser thermisch ausgelöste Hangaufwind wird in der Fachsprache<br />

anabatischer Wind, der abendliche und nächtliche Abwind katabatischer Wind<br />

genannt.<br />

3.5.3 Gebirgszirkulation<br />

Das in Kapitel 3.5.2 beschriebene Windsystem tritt fast nur an freistehenden Bergen (und selbst<br />

dort nur auf der Sonnenseite) auf. Im Gebirge mit seinen vielen Berghängen und Talgründen<br />

tritt die so genannte Gebirgszirkulation auf. Diese ist ein komplexes System aus zwei sich überlagernden<br />

Kreisläufen:<br />

Jedes Tal entwickelt an einem sonnigen Tag einen anabatischen Wind an beiden Hangflächen,<br />

dessen Aufstieg teilweise durch absinkende Luft im mittleren Talbereich ausgeglichen<br />

wird.<br />

Die an den Bergkämmen wegsteigende Warmluft bewirkt ein Anheben der gesamten<br />

Luftmasse über der Gebirgsregion. Als Ausgleich strömt kältere Luft aus dem Tal nach –<br />

es weht Talwind. Der Druckausgleich erfolgt dabei durch eine Höhenströmung in<br />

Gegenrichtung.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 109<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

Bei ungestörter Hochdrucklage haben beide Kreisläufe einen 24-Stunden-Rhythmus.<br />

Bis zum Nachmittag haben sich die Gebirgshänge schneller als die Talgründe erwärmt: Die<br />

warme Luft steigt auf und der Luftdruck fällt. Durch diese Luftdruckabnahme fließt aus dem Umland<br />

kältere Luft nach. In einer Höhenströmung fließt die warme Luft wieder zurück ins Umland<br />

(Abb. 3.11).<br />

Abends und nachts kehrt sich dieser Kreislauf (ähnlich dem See-/Landwind) wieder um, da die<br />

Bergrücken schneller auskühlen als die Talgründe. Die kalte Luft an den Bergrücken sinkt in die<br />

warmen Talgründe. Es weht Bergwind.<br />

Abb. 3.11: Gebirgszirkulation (hier nur morgens und nachmittags dargestellt)


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 110<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.6 Wolken und Nebel<br />

3.6.1 Kondensation<br />

Wasser gelangt durch Verdunstung in die Luft. Je wärmer dabei die Luft ist, desto mehr gasförmiges<br />

Wasser (Wasserdampf) kann sie aufnehmen. Hat ein Luftpaket so viel Wasser aufgenommen,<br />

wie es gerade noch halten kann, so ist die Luft in diesem Paket gesättigt.<br />

Dieses Sättigen kann auf zwei Arten geschehen: durch Zufuhr von Feuchtigkeit bei gleichbleibender<br />

Temperatur oder durch Abkühlen des Luftpakets bei gleichbleibender Wasserdampfmenge.<br />

Meist jedoch steigt ein Luftpaket auf, d. h., das Luftpaket kühlt sich in großer Höhe ab.<br />

Dies kann geschehen durch:<br />

Aufsteigen durch Thermikeffekte<br />

Aufsteigen durch Anstieg an einem Gebirge<br />

Aufsteigen durch Aufgleiten auf andere Luftmassen<br />

Erreicht die Luft diesen Punkt der Sättigung, den so genannten Taupunkt, so bilden sich aus<br />

dem überschüssigen Wasserdampf, den die Luft ja nun nicht mehr halten kann, kleine Wassertröpfchen<br />

– der Wasserdampf kondensiert. Dabei treten die Wassertröpfchen um so genannte<br />

Kerne, winzige Staubpartikel in der Luft, auf.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Beim Überschreiten des Taupunkts können auch direkt kleine Eiskristalle entstehen.<br />

In diesem Fall resublimiert der Wasserdampf zu kleinen Eiskristallen.<br />

Bei der Kondensation des Wasserdampfes wird die Wärme frei, die beim Verdunsten aufgenommen<br />

worden war. D. h., innerhalb einer aufsteigenden Wolke fällt die Temperatur im Vergleich<br />

zur Außentemperatur weniger stark.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

3.6.2 Niederschlag<br />

Die Höhe, ab der die Kondensation eintritt, kannst Du an einem wolkigen Tag<br />

sehr leicht abschätzen: Sie entspricht der Höhe, auf der sich die meisten<br />

Wolken bewegen. Wolken sind ja nichts anderes als mit Wasserdampf<br />

gesättigte Luftpakete.<br />

Während der Kondensation werden die Wassertröpfchen immer größer und kälter. Haben die<br />

Wassertröpfchen ein Gewicht erreicht, ab dem sie nicht mehr durch die Aufwinde innerhalb der<br />

(mittlerweile entstandenen) Wolke getragen werden können, so fallen die Tröpfchen in Richtung<br />

Boden.<br />

Den Boden erreichen sie jedoch nur, wenn sie auf dem Weg dorthin nicht verdunsten. Ob ein<br />

Tropfen den Erdboden erreicht, hängt von mehreren Faktoren ab:<br />

Temperatur und Luftfeuchtigkeit der Luftschichten, die die Tröpfchen passieren<br />

Größe und Temperatur der Tröpfchen


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 111<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.7 Thermik<br />

3.7.1 Entstehung<br />

An Sonnentagen ist die Erdoberfläche mehr oder weniger stark aufgewärmt. Die bodennahe<br />

Luftschicht wird wärmer (und somit leichter) als die über ihr liegende Schicht.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die erwärmte Luftschicht kannst Du sehr gut aufgrund ihres Flimmerns, z. B.<br />

über einer Asphaltdecke erkennen.<br />

Diese erhitzte Schicht kann in Wüstengebieten bis zu 100 Metern dick sein, während sie am<br />

Meer lediglich kaum mehr als einen Meter dick ist.<br />

Bei einem Temperaturunterschied von etwa 2 °C zur Umgebungsluft will sich die Warmluft vom<br />

Boden lösen. Die warme Luft baucht sich ein wenig nach oben aus. Dabei fließt kältere Luft<br />

außen an der entstehenden Blase nach unten und schnürt sie ab (Abb. 3.12).<br />

Abb. 3.12: Entstehung einer Thermikblase<br />

Die so entstandene Thermikblase steigt nach oben, weil sie wärmer (und somit leichter) als die<br />

Umgebungsluft ist. Dabei zieht sie, verursacht durch ihren eigenen Sog, eine Schleppe wirbelnder<br />

Luft hinter sich her.<br />

Generell lassen folgende Gesichtspunkte ein präzises Vorhersagen von Thermik zu:<br />

Je steiler der Anfallswinkel der Sonnenstrahlung, desto mehr erhitzt sich der Boden.<br />

Thermik wird begünstigt.<br />

Permanente Sonneneinstrahlung begünstigt das Entstehen von Thermik. Bereits kurze<br />

Abschattungen können das Entstehen von Thermik verhindern.<br />

Trockene Böden erwärmen sich schneller; feuchte Böden speichern die Wärme<br />

zunächst, können aber am späten Nachmittag für Thermik sorgen.<br />

Flächen ohne Vegetation heizen sich stärker auf als Flächen mit ausgiebigem Bewuchs.<br />

Dringt genügend Sonnenstrahlung bis zum Boden vor, begünstigt das das Entstehen<br />

von Thermik.<br />

Lockere Boden, z. B. gepflügte Äcker, heizen sich schnell auf und sind, gute Sonneneinstrahlung<br />

vorausgesetzt, sichere Quellen von Thermik.<br />

Je weniger die Sonnenstrahlung reflektiert wird, desto eher heizt sich der Boden auf.<br />

Bläst ein kräftiger Wind in Bodennähe, so wird die Warmluft ständig mit der Kaltluft<br />

vermischt; Thermik kann dabei nicht entstehen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 112<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

i<br />

Hinweis!<br />

3.7.2 Thermikformen<br />

Thermik kann sich auch vom Boden ablösen, wenn sie sich an einer Abrisskante<br />

vom Boden löst. Dies ist vor allem im Gebirge der Fall. Abrisskanten<br />

können dabei Knicke im Geländeprofil, Vegetationswechsel oder Temperaturwechsel<br />

sein.<br />

Thermik kommt in zwei Hauptformen vor: als pulsierende Thermik und als Thermikschlauch.<br />

Hat sich eine Thermikblase abgelöst, so erwärmt sich die frische Luftschicht und der Vorgang<br />

wiederholt sich. Lösen sich Thermikblasen nur sporadisch ab, so spricht man von pulsierender<br />

Thermik.<br />

Erwärmt sich die frische Luftschicht in nur wenigen Minuten bis zum Entstehen einer neuen<br />

Thermikblase, so steigt die neue Thermikblase schneller auf, sobald sie die Schleppe ihrer Vorgängerin<br />

erreicht hat – es entsteht ein so genannter Thermikschlauch, in dem Warmluft<br />

kontinuierlich von unten nach oben steigt.<br />

Um die aufsteigende Warmluft herum fließt kältere Luft in Richtung Boden und drückt dort von<br />

der Seite auf die bodennahe Warmluft. Wird das Gebiet der bodennahen Warmluft abgeschattet,<br />

so reißt die Thermik ab.<br />

3.7.3 Wolkenthermik<br />

Thermik kühlt sich bei ihrem Aufstieg kontinuierlich ab, da der Luftdruck mit zunehmender Höhe<br />

abnimmt. Eine Thermikblase dehnt sich folglich immer weiter aus. Laut den Gesetzen der<br />

Thermodynamik muss ein Gas aber Arbeit (also Energie) leisten, wenn es sich ausdehnt. Diese<br />

Energie nimmt die Thermikblase aus der eigenen Wärmeenergie; sie kühlt daher mit<br />

zunehmender Höhe ab.<br />

Kühlt sich die Thermik so weit ab, dass sie ihren Taupunkt unterschreitet, so bilden sich,<br />

während die Thermik weiter aufsteigt, Wolken aus. Bei der Kondensation wird, wie bereits<br />

erwähnt, Wärme freigesetzt. Diese Kondensationswärme gibt der Thermik innerhalb der Wolke<br />

zusätzlichen Auftrieb.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Je trockener die Thermikluft ist, desto niedriger ist ihr Taupunkt. D. h., die<br />

Thermik steigt bis zur Wolkenbildung höher auf als feuchte Thermikluft.<br />

Trifft Thermik bei ihrem Aufstieg auf eine Sperrschicht unterhalb der<br />

Kondensationszone, so bildet sich keine Wolke aus. Diese Form der Thermik<br />

nennt man Blauthermik, weil sie am Himmel nicht sichtbar ist.<br />

3.7.4 Wolkenformen und Wolkenstockwerke<br />

Nüchtern gesehen sind Wolken Kondensations- oder Sublimationsprodukte von Wasserdampf.<br />

Bereits minimale Wasserdampf-Übersättigungen führen in der Natur unweigerlich zur<br />

Kondensation an mikroskopisch kleinen und in Unmengen in der Luft schwebenden


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 113<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

Kondensationskeimem, so genannten Aerosolen. Je nach Art und Lebensdauer der Wolke<br />

können Wolkentröpfchen enorme Größenunterschiede und verschiedene Aggregatszustände<br />

aufweisen.<br />

Die Vielfalt der Wolkenbilder fasziniert nicht nur die Flieger. Es gibt „schöne und hässliche“,<br />

„große und kleine“, „helle und dunkle“ usw. Vor diesem Hintergrund hat sich, ganz nüchtern,<br />

eine einheitliche Klassifizierung nach der Höhe und der Form einer Wolke durchgesetzt.<br />

Eine Wolke wird dabei nach der Höhe ihres Auftretens klassifiziert. Als Bezug dient dabei ihre<br />

Basis, also der unterste Rand der Wolke:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Tiefe Wolken besitzen ihre Basis unterhalb von 2000 Metern. Diese Wolken bestehen<br />

meist aus Wassertröpfchen.<br />

Mittelhohe Wolken besitzen ihre Basis in einer Höhe zwischen 2000 und 7000 Metern.<br />

Sie bestehen meist aus unterkühlten Wassertröpfchen sowie aus Eiskristallen. Diese<br />

Wolken werden mit der Vorsilbe „Alto-“ bezeichnet.<br />

Hohe Wolken besitzen ihre Basis oberhalb von 7000 Metern. Sie bestehen aus Eiskristallen.<br />

Diese Wolken werden mit der Vorsilbe „Cirro-“ bezeichnet (oder schlicht als<br />

„Cirrus“).<br />

Wolken mit großer vertikaler Erstreckung, die sich über mehrere so genannte Stockwerke<br />

entwickeln können: Cumulonimbus, Nimbostratus.<br />

Häufig werden Wolken auch nach Stockwerken klassifiziert. Tiefe Wolken<br />

findest Du daher im untersten Stockwerk, mittelhohe Wolken im mittleren<br />

Stockwerk und hohe Wolken im oberen Stockwerk.<br />

Zusätzlich werden die Wolken nach ihrer äußeren Form unterschieden:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Cumuluswolken: Haufenwolken; sie deuten meist auf eine lokal begrenzte, relativ<br />

kräftige Vertikalbewegung hin.<br />

Stratuswolken: Schichtwolken; sie deuten meist auf eine großräumige schwache<br />

Vertikalbewegung hin.<br />

Cirruswolken: Haar-, Feder-, Faser- bzw. Schleierwolken; sie können ebenso durch<br />

starke wie auch durch schwache Vertikalbewegungen hervorgerufen werden.<br />

Auch wenn der Formenreichtum der Wolken weitaus größer ist, lässt sich eine<br />

Wolke immer in eine dieser Gruppen einteilen.<br />

Alles in allem führt diese Einteilung zu zehn Hauptwolkentypen, so genannten Wolkengattungen.<br />

Auch wenn ihre Übergänge meist fließend sind und keine Wolke der anderen<br />

gleicht, lässt sich jede Wolke einer der Wolkentypen zuordnen (Abb. 3.13):<br />

Stratus (St), Cumulus (Cu), Stratocumulus (Sc)<br />

Altostatus (As), Altocumulus (Ac)<br />

Cirrus (Ci), Cirrostratus (Cs), Cirrocumulus (Cc)<br />

Nimbostratus (Ns), Cumulonimbus (Cb)


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 114<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

Abb. 3.13: Wolkengattungen<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die für Gleitschirmpiloten gefährlichste Wolkengattung ist die der Cumulonimbus<br />

(Cb). Eine solche Wolke ist (fast) immer eine Gewitterwolke; zumindest<br />

aber geht sie mit starken Schauern einher, die Deinen Schirm förmlich durchtränken<br />

und dessen Flugverhalten somit dramatisch ändern können.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 115<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.8 Wetterentwicklung<br />

3.8.1 Wetterlagen<br />

Das Studieren von Wetterkarten gehört mit zur Vorflugplanung. Anhand der Wetterkarten, die<br />

täglich vom Deutschen Wetterdienst neu erstellt werden, kannst Du schnell herauslesen, wie<br />

das Wetter in den nächsten Tagen wird.<br />

Bei den Wetterkarten musst Du folgendes beachten:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Gewöhnlich werden Boden- und Höhenwetterkarten entworfen.<br />

Je enger die Isobarenlinien beieinander liegen, desto größer ist das Druckgefälle und<br />

desto stärker sind die zu erwartenden Winde.<br />

Ein Kaltfrontbereich ist blau gekennzeichnet, ein Warmfrontbereich rot. Ihre<br />

Bewegungsrichtung wird mit Keilen bzw. Halbkreissymbolen angezeigt. Okklusionsfronten,<br />

Bereiche einer Durchmischung von Kalt- und Warmfronten, werden violett eingetragen.<br />

In den folgenden Abbildungen wird zur besseren Übersichtlichkeit auf das Einzeichnen<br />

der Fronten verzichtet.<br />

In Mitteleuropa wird generell zwischen sechs verschiedenen Wetterlagen unterschieden, die für<br />

Dich als Gleitschirmpiloten interessant sind:<br />

Hochdrucklage<br />

Föhnlage (Südföhn)<br />

Staulage (Nordföhn)<br />

Westwindlage<br />

Bisenlage<br />

Flachdrucklage<br />

Hochdrucklage<br />

Abb. 3.14: Beispiel einer Hochdrucklage


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 116<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

• Lage: Mitteleuropa liegt im Zentrum eines Hochs<br />

• Wetter: schön<br />

• Wind: kaum Wind, aber hohe thermische Aktivität<br />

• Gefahr: häufig Dunst, Bodennebel, evtl. Wärmegewitter<br />

Föhnlage (Südföhn)<br />

Abb. 3.15: Beispiel einer Föhnlage (Südföhn)<br />

• Lage: Tief über Nordwest-Europa, Hoch über Südost-Europa, Höhenströmung in<br />

S- bis SW-Richtung<br />

• Wetter: auf Alpensüdseite regnerisch; auf Alpennordseite schön<br />

• Wind: südliche Richtungen, extrem turbulent auf Alpennordseite<br />

• Gefahr: absolutes Startverbot auf Alpennordseite: starke Turbulenzen und abrupte<br />

Windscherungen; auf Alpensüdseite: tiefe Wolkenbasis, schlechte Sicht.<br />

Staulage (Nordföhn)<br />

Abb. 3.16: Beispiel einer Staulage (Nordföhn)<br />

• Lage: Hoch über Nordwest-Europa, Tief über Südost-Europa, feuchte Luft aus dem<br />

Nordseeraum fließt gegen die Alpen<br />

• Wetter: auf Alpennordseite Staubewölkung; auf Alpensüdseite schön<br />

• Wind: nördliche Richtungen, auf Alpensüdseite starke Turbulenzen<br />

• Gefahr: absolutes Startverbot auf Alpensüdseite: starke Turbulenzen; auf Alpennord-<br />

seite: schlechte Sicht


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 117<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

Westwindlage<br />

Abb. 3.17: Beispiel einer Westwindlage<br />

• Lage: Polarfrontwelle zieht mit Tiefdruckgebieten über Mitteleuropa, lang anhaltend,<br />

feuchte Atlantikluft fließt nach Mitteleuropa<br />

• Wetter: wechselhaft<br />

• Wind: westliche Richtungen, bei Frontendurchlauf böig<br />

• Gefahr: starke Böen bei Kaltfrontdurchgang, tiefe Wolkenbasis im Frontenbereich,<br />

schlechte Sicht, aber auf Rückseite gute Flugbedingungen<br />

Bisenlage<br />

Abb. 3.18: Beispiel einer Bisenlage<br />

• Lage: Tiefdruckzone über Mittelmeer, über Nordeuropa Hochdruckzone, Polarfronten<br />

ziehen nördlich an Hochdruckzone vorbei, mit der Ostströmung wird<br />

kontinentale Luft herangetragen<br />

• Wetter: im Sommer: trocken, schön; im Winter: geschlossene Hochnebeldecke durch<br />

Inversion<br />

• Wind: O- bis NO-Strömung, starker, bisweilen turbulenter Wind in Bodennähe<br />

• Gefahr: Turbulenzen (besonders in der Westschweiz)! Hochnebel mit teilweise<br />

schlechter Sicht


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 118<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

Flachdrucklage<br />

Abb. 3.19: Beispiel einer Flachdrucklage<br />

• Lage: geringe Druckgegensätze in Mitteleuropa, weite Isobarenabstände in der<br />

Wetterkarte<br />

• Wetter: schön mit Quellwolkenbildung, ideale Thermikvoraussetzungen, Gewitter<br />

neigung!<br />

• Wind: fast kein Wind, böig in Nähe von Wärmegewittern<br />

• Gefahr: jäh einsetzende Böen in Gewitternähe, Blitzschlag<br />

3.8.2 Globaler Zusammenhang<br />

Die von der Sonne empfangene Wärme der Erdoberfläche ist zusammen mit dem Wasserdampf<br />

die Ursache aller Wettererscheinungen. Während des gesamten Jahres wird der<br />

Äquatorbereich von der Sonne steiler angestrahlt als die Pole; der Äquator wird somit stärker<br />

erwärmt.<br />

Die warme Erdoberfläche an der Äquatorregion erwärmt die bodennahe Luftschicht. Sowohl<br />

deren Luftdichte als auch deren Gewicht nehmen ab. Es entsteht in der Folge eine kleine Rinne<br />

niedrigen Luftdrucks entlang des Äquators.<br />

Schwerere, weil kältere Luft strömt dem Druckgefälle folgend von den Polen her kommend in<br />

Richtung Äquator. Diese kalte Luft drückt seitlich gegen die Warmluft und lässt sie aufsteigen<br />

(vgl. Thermik, Kapitel 3.7). Die nachgeströmte kalte Luft wird nun ihrerseits erwärmt und steigt<br />

zeitlich versetzt ebenfalls auf.<br />

Die aufgestiegene Warmluft wandert (rein theoretisch) in großer Höhe geradlinig zu den Polen<br />

und sinkt dort ab. Als kühle Luft strömt sie wiederum in Richtung Äquator – der Kreislauf ist<br />

geschlossen (Abb. 3.20).<br />

Abb. 3.20: Wind- und Druckverhältnisse bei einer stillstehenden Erde (schematisch dargestellt)


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 119<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

In der Praxis jedoch beschreibt jede Luftströmung aufgrund der Corioliskraft eine Kurve (vgl.<br />

Kapitel 3.3). Ferner strömt die Luft vom Äquator lediglich bis etwa zum 30. Breitengrad. An<br />

diesem Breitengrad strömt die Luft zu einem großen Teil zurück zur Erdoberfläche und bildet<br />

somit einen ausgedehnten Hochdruckgürtel, die so genannten Rossbreiten aus. Etwa am<br />

60. Breitengrad bildet sich aufgrund einer weiteren Höhenströmung ein ausgedehnter Tiefdruckgürtel<br />

(Abb. 3.21).<br />

Abb. 3.21: Wind- und Druckverhältnisse aufgrund der Erdrotation (schematisch dargestellt)<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die Luftströmung vom Nordpol hin zum 60. Breitengrad ist je nach Jahreszeit<br />

unterschiedlich stark, weshalb der oben erwähnte Tiefdruckgürtel im Winter<br />

weiter im Süden zu finden ist. Dieser Tiefdruckgürtel ist für unser Wetter im<br />

Winter maßgeblich verantwortlich.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 120<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.9 Hochs und Tiefs<br />

3.9.1 Bildung von Tiefdruckgebieten<br />

Jedes Tiefdruckgebiet, das sich über Mitteleuropa hinweg bewegt, hat seinen Ursprung an der<br />

so genannten (nördlichen) Polarfront. Diese Polarfront bezeichnet die Grenzfläche zwischen der<br />

feuchten Warmluft vom Äquator und der der Kaltluft von den Polen. Die zwei Polarfronten verlaufen<br />

erdumspannend in den gemäßigten Breiten, also auch in Mitteleuropa.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

In diesem Kapitel wird die südliche der beiden Polarfronten nicht weiter erläutert.<br />

Auf der Südhalbkugel gelten die Regeln (bis auf die Umkehrung des<br />

Rotationssinnes) analog.<br />

Bei der Polarfront streichen die warmen und die kalten Luftmassen gegenläufig aneinander<br />

vorbei (Abb. 3.22).<br />

Abb. 3.22: Entstehung eines Tiefdrucksgebiets – Ausgangslage (von oben)<br />

Warme Luft hat die Tendenz, auf kalte Luft aufzulaufen und diese zu überschichten. Im Gegenzug<br />

neigt die kalte Luft, die warme Luft zu unterlaufen. Dies hat zur Folge, dass es an der Polarfront<br />

zu Störungen und Ausbauchungen kommt (Abb. 3.23).<br />

Abb. 3.23: Entstehung eines Tiefdrucksgebiets – Störungen an der Polarfront (von oben)


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 121<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

Sobald sich Warm- und Kaltfront unterlaufen bzw. überschichten, formt sich ein Wirbel aus. Da<br />

die Kaltfront, in Abb. 3.23 durch Pfeile gekennzeichnet, deutlich schneller läuft als die durch<br />

Halbkreise gekennzeichnete Warmfront, engt die Kaltfront den Warmluftkeil immer mehr<br />

ein (Abb. 3.24) – ein Zyklon entsteht.<br />

Abb. 3.24: Entstehung eines Tiefdrucksgebiets – Bildung eines Zyklons (von oben)<br />

Wie Du in Abb. 3.23 leicht erkennen kannst, gibt es zwei Fronten, die kurz hintereinander<br />

folgen: die mit Pfeilen gekennzeichnete Kaltfront und die mit Halbkreisen gekennzeichnete<br />

Warmfront. Beide Fronten schließen ein Zwischenhoch ein, d. h., das Wetter ist zwischen den<br />

beiden zur Gewitterbildung neigenden Fronten warm und trocken.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Zwischen Warm- und Kaltfront eines Zyklons kann es Stunden oder gar Tage<br />

gutes Flugwetter geben. Achte aber unbedingt auf Turbulenzen und nahende<br />

Gewitter.<br />

Hat die Kaltfront die langsamere Warmfront eingeholt, so spricht der Meteorologe von einer<br />

Okklusionsfront. Die Kaltfront hat die gesamte warme Luft über die vor ihr liegende kalte Luft<br />

geschoben. Die Warmluft wird in der Folge vom Boden abgehoben und immer mehr in die Höhe<br />

verfrachtet.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

3.9.2 Warmfront<br />

Bei einer Okklusionsfront treten die Wettererscheinungen der Warm- und der<br />

Kaltfronten gleichzeitig auf.<br />

Eine Warmfront gleitet nur sehr flach auf. Da die warme Luft in der Höhe abgekühlt wird, bilden<br />

sich reichlich Wolken, in großer Höhe sogar Eiswolken. Diese Eiswolken, die Cirruswolken (Ci),<br />

sind die Vorboten einer Warmfront: Sie kündigen die Warmfront schon ein bis zwei Tage vor<br />

ihrem Eintreffen an, da sich die Warmfront nur sehr langsam fortbewegt.<br />

Den Cirruswolken folgen die Cirrostratuswolken (Cs). Diese bilden einen hochliegenden<br />

Wolkenschleier. Auch die Cirrostratuswolken bestehen aus Eiskristallen, weshalb durch die<br />

Lichtbrechung der so genannte Halo, ein Ring um Sonne oder Mond, entsteht.<br />

Kommt die Warmfront näher, so sinkt die Wolkenbasis immer mehr. Die Cirrostratuswolken<br />

gehen in Altostratuswolken (As), Schichtwolken in mittlerer Höhe, über. Diese Altostratuswolken<br />

gehen immer mehr in die Nimbostratuswolken (Ns) über, die tagelange Regen mit sich bringen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 122<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

Abb. 3.25: Warmfront (schematisch dargestellt)<br />

i<br />

Hinweis!<br />

3.9.3 Kaltfront<br />

Vor einer herannahenden Warmfront kannst Du durchaus noch Flüge durchführen.<br />

Eingeschränkt wirst Du aber durch die sinkende Wolkenbasis und die<br />

Niederschläge. Vor einer Warmfront herrscht generell keine thermische<br />

Aktivität.<br />

Weit schneller, mit 30 bis 60 km/h, schiebt sich eine Kaltfront in einen Warmluftbereich. In der<br />

Regel unterwandert eine Kaltfront die Warmluft keilförmig. Sie verläuft dabei wesentlich steiler<br />

als eine Warmfront. Charakteristische Vorboten einer Kaltfront sind die Cumuluswolken (Cu).<br />

Diese befinden sich aber meist unmittelbar vor der Front, so dass Du leicht von ihr überrascht<br />

werden kannst.<br />

Eine Kaltfront ist für Dich als Gleitschirmpiloten sehr gefährlich, weil sich die Quellwolken zu<br />

hohen Gewitterwolken, den Cumulonimbuswolken (Cb), auftürmen. Diesen Gewitterwolken<br />

eilen heftige Böenwalzen bis zu 20 Kilometern voraus!<br />

Das Gewitter, das eine Kaltfront mit sich bringt, ist nur von kurzer Dauer, bringt aber schwere<br />

Regenfälle und mitunter auch Hagel mit sich. Hinter der Kaltfront nehmen die Schauer ab und<br />

die Quellwolken verflachen. Im diesem so genannten Rückseitenwetter kannst Du zwar wieder<br />

fliegen, musst aber mit Böen und Schauern rechnen.<br />

Abb. 3.26: Kaltfront (schematisch dargestellt)


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 123<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

M<br />

Achtung!<br />

Lebensgefahr!<br />

Nie vor einer Kaltfront fliegen! Vor einer nahenden Gewitterwolke unbedingt<br />

schnellstmöglich landen und den Schirm verpacken!<br />

Eine Kaltfront nähert sich schneller, als Du mit Deinem Schirm fliegen kannst.<br />

Du kannst durch die starken Aufwinde in die Gewitterwolken gezogen werden.<br />

Erfrierungen, Verbrennungen, Ersticken oder Blitzschlag sind dabei möglich!


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 124<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.10 Gewitter<br />

3.10.1 Gewitterarten<br />

Generell wird zwischen zwei Gewitterarten unterschieden:<br />

Kaltfrontgewitter<br />

Luftmassengewitter<br />

Bei einem Kaltfrontgewitter dringt ein Kaltluftkopf in Warmluftmassen ein und kann somit höhere<br />

Schichten labilisieren. Es entwickeln sich sehr heftige Gewitter mit ausgeprägten Böenwalzen.<br />

Tritt ein Gewitter nachts oder morgens auf, so handelt es sich immer um ein Kaltfrontgewitter;<br />

ein Kaltfrontgewitter kann rund um die Uhr auftreten.<br />

Bei einem Luftmassengewitter verhindern die im Hoch absinkenden Luftmassen das Aufsteigen<br />

der Warmluft. Die Warmluft kann dabei auf zwei unterschiedliche Arten aufsteigen. Zum einen<br />

kann die Warmluft z. B. an einer Bergflanke gehoben werden und so in die Höhe verfrachtet<br />

werden; zum anderen kann die Warmluft durch die vorherrschende Inversion bei abschwächendem<br />

Hoch durchbrechen, da sich die Inversion immer mehr in Richtung Boden absenkt. – Luftmassengewitter<br />

treten meist nachmittags oder abends auf.<br />

3.10.2 Bedingungen für Gewitterbildung<br />

Ein Kaltfrontgewitter lässt sich mit Hilfe einer Wetterkarte über Tage voraus erkennen.<br />

Bedingung ist eine herannahende Kaltfront eines Tiefdruckgebiets.<br />

Ein Luftmassengewitter entsteht in der Regel bei sich abschwächenden Hochdrucklagen und<br />

kann sich bilden, wenn folgende Punkte erfüllt sind:<br />

In den untersten Luftschichten befindet sich feuchte Warmluft.<br />

Die Luftmassen sind bis in große Höhe labil geschichtet, d. h. die Windgegensätze sind<br />

klein.<br />

Es befinden sich keine markanten Inversionen in den unteren Luftschichten.<br />

Ein Luftmassengewitter kann aber auch entstehen, wenn an Bergflanken feuchte Warmluftmassen<br />

angehoben werden. In Verbindung mit starker Thermik muss also ebenfalls mit einem<br />

solchen Gewitter gerechnet werden.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 125<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.10.3 Vorboten<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Lande schon beim geringsten Anzeichen eines nahenden Gewitters sofort!<br />

Eine Gewitterwolke kann sich schon nach wenigen Minuten voll ausgebildet<br />

haben.<br />

Als Gleitschirmpilot musst Du vor allem während des Fluges auf mögliche Vorboten eines<br />

drohenden Gewitters achten. Dazu zählen u. a.:<br />

sich rasch aufbauende Cumuluswolken, die im Aufbaustadium eines Gewitters blumenkohlartige<br />

Türmchen ausbilden<br />

rasch sinkender Luftdruck<br />

Wetterleuchten<br />

stürmischer, böiger Wind<br />

3.10.4 Phasen des Gewitters<br />

Eine Gewitterwolke durchläuft immer drei Phasen, die so genannten Stadien (Abb. 3.27):<br />

1. Cumulusstadium<br />

2. Reifestadium<br />

3. Auflösestadium<br />

Abb. 3.27: Phasen des Gewitters<br />

Im Cumulusstadium bildet sich eine zunächst harmlos aussehende Cumuluswolke (Cu). Durch<br />

den beständigen Aufwind innerhalb der Wolke wird immer mehr Feuchtigkeit nach oben<br />

befördert; die vertikale Ausdehnung der Wolke nimmt beachtlich zu. In ihr prallen die kleinen<br />

Wassertröpfchen zusammen und bilden immer größere Wassertropfen, die durch den Aufwind<br />

in große Höhen transportiert werden. Dort gefrieren sie und fallen am Außenrand der Wolke<br />

ggf. wieder ein Stück weit nach unten, um von den Aufwinden innerhalb der Wolke wieder nach<br />

oben getragen zu werden. In der Folge werden die Hagelkörner immer größer. – Ist die vertikale<br />

Ausdehnung so groß, dass die Wolke an eine Inversionsschicht oder an die Tropopause stößt,


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 126<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

so breitet sich die Feuchtigkeit horizontal aus – die typische Ambossform einer Gewitterwolke<br />

entsteht. Der Amboss besteht ausschließlich aus Eispartikeln.<br />

Sind die Wassertropfen so groß geworden, dass sie von den Aufwinden nicht mehr in der<br />

Schwebe gehalten werden können; sie beginnen, nach unten zu fallen. Dabei erzeugen sie<br />

einen sich mehr und mehr verstärkenden Abwindstrom. Erreichen die ersten Wassertropfen die<br />

Erdoberfläche, so beginnt das Reifestadium einer Gewitterwolke. Die Abwinde werden am<br />

Boden horizontal abgelenkt; es kommt zur gefährlichen Böenwalze.<br />

Brechen die Aufwinde allmählich zusammen, so beginnt das Auflösestadium. Durch den<br />

kontinuierlichen Niederschlag verringert sich der Wassergehalt der Wolke stetig. Die Abwinde<br />

lassen nach; die Wolke fällt in sich zusammen.<br />

3.10.5 Gefahren<br />

M<br />

Achtung!<br />

Lebensgefahr!<br />

Nie bei aufkommendem Gewitter fliegen! Nie in der Nähe von Gewitterwolken<br />

fliegen!<br />

Das Fliegen in der Nähe von Gewitterwolken ist lebensgefährlich! Lande bei<br />

den ersten Anzeichen eines nahenden Gewitters sofort! Nutze dazu ggf. die<br />

Abstiegsmethoden, die Du sicher beherrschst.<br />

Von einer Gewitterwolke gehen große Gefahren aus! Die horizontalen Winde, die einer<br />

Gewitterwolke vorauseilen, sind extrem turbulent. Oberhalb dieser Turbulenzen kommt es zu<br />

großflächigem Steigen; eine sichere Landung ist bereits fast unmöglich, solltest Du über diesen<br />

Turbulenzen fliegen!<br />

Die extremen Aufwinde einer Gewitterwolke können Dich im Extremfall mit bis zu 85 m/s in die<br />

Höhe ziehen. Selbst die normalen Aufwindgeschwindigkeiten von 20 bis 40 m/s saugen Dich<br />

unweigerlich in die Gewitterwolke hinein; jegliche Abstiegshilfe versagt hierbei.<br />

Innerhalb einer Gewitterwolke drohen:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Erfrierungen durch Temperaturen unter dem Gefrierpunkt<br />

Verbrennungen<br />

Sauerstoffmangel bis hin zum Ersticken durch Erreichen von großer Höhe<br />

Blitzschlag (auch innerhalb der Wolke)<br />

Orientierungslosigkeit durch die Wolke selbst und durch Blendwirkung von Blitzen<br />

Verletzungen durch Hagelschlag<br />

Vereisung des Gleitschirms samt Piloten<br />

Ein Blitzschlag droht am Boden auch in Gebieten ohne Niederschlag! Bist Du<br />

bei einem nahenden Gewitter gelandet, so packe unverzüglich Deinen Schirm<br />

zusammen und suche ein sicheres Gelände auf.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 127<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.11 Föhn<br />

3.11.1 Entstehung<br />

Eine spezielle, und für Dich als Gleitschirmpiloten sehr gefährliche Erscheinung in Mitteleuropa<br />

ist der Föhn. Er entsteht, sobald sich eine so genannte Südföhnlage über Mitteleuropa ausgebildet<br />

hat (Abb. 3.28).<br />

Abb. 3.28: Südföhnlage<br />

Prinzipiell tritt Föhn auf, wenn eine kräftige, vertikal dicke Luftströmung auf ein breites,<br />

möglichst rechtwinklig zur Strömung stehendes Hindernis luvseitig nach oben abgelenkt wird.<br />

Dieses Kapitel widmet sich dem bekanntesten Föhn: dem Südföhn in den Alpen. Föhnerscheinungen<br />

treten aber auch in anderen Gegenden, z. B. dem Thüringer Wald oder den<br />

Rocky Mountains auf.<br />

Beim Südföhn strömt die feuchte Warmluft des im Süden liegenden Hochdruckgebiets zunächst<br />

horizontal auf die Alpen zu. Trifft diese Warmluft auf die Alpen, so steigt sie auf und kühlt ab. Es<br />

kommt zur Kondensation. Auf der Luvseite der Alpen entsteht Staubewölkung; es regnet. Um<br />

die Alpen zu überwinden, muss die Luft aber noch weiter ansteigen. Die freiwerdende<br />

Kondensationswärme dämpft die Temperaturabnahme. Am Kulminationspunkt, auf Kammhöhe,<br />

bildet sich die so genannte Föhnmauer, während die Luft auf der Nordseite ins Tal hinab gleitet.<br />

Da sich die Luft auf der Südseite ausgeregnet hat und sich nun auf dem Weg ins Tal wieder<br />

erwärmt, enthält sie kaum Luftfeuchtigkeit.<br />

Die ins Tal hinabgleitende Luft erwärmt sich schneller als sie sich in der Staubewölkung abgekühlt<br />

hat. So ist es auf der Alpensüdseite z. B. lediglich 10 °C warm, auf der Nordseite aber<br />

20 °C!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Im Bereich der Föhnmauer sind oft so genannte Wolkenwasserfälle zu<br />

beobachten. Die Wolken werden dabei durch die absinkende Luft ein Stück<br />

weit mit nach unten gezogen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 128<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

Abb. 3.29: Modell des Südföhns (schematisch dargestellt)<br />

i<br />

Hinweis!<br />

3.11.2 Anzeichen<br />

In den Alpen gibt es neben dem Südföhn auch den ähnlichen Nordföhn, der in<br />

die entgegengesetzte Richtung bläst. Er ist aber weniger ausgeprägt als sein<br />

Pendant.<br />

Anzeichen einer Föhnlage erkennst Du nicht nur anhand der Wetterkarte. Bei Föhn entstehen<br />

meist die typischen Föhnfische: Wolken in Linsenform, auch Altocomulus lenticularis (Ac lent)<br />

genannt. Obwohl sie am Himmel stillzustehen scheinen, werden sie von Luftteilchen mit einer<br />

Geschwindigkeit von bis zu 150 km/h durchflogen. Aufgrund der kleinen Eispartikel innerhalb<br />

eines Föhnfisches ergeben sich im Leebereich häufig intensive Farbspiele.<br />

Neben den Föhnfischen ist die Staubewölkung auf der Südseite der Alpen ein weiteres<br />

Anzeichen für Föhn. Da die Luft durch das Abregnen gereinigt wird, gibt es auf der Nordseite<br />

eine klare Fernsicht.<br />

Abb. 3.30: Modell des Südföhns (schematisch dargestellt)<br />

Die Föhnfische treten dabei in so genannten Wellen, den Leewellen, auf. Sie werden in Bodennähe<br />

z. T. von Rotorwolken (Rollcumuli) begleitet. Vor jeder Leewelle nimmt die Horizontalgeschwindigkeit<br />

des Föhns ab, da er sich in einer Aufwärtsbewegung befindet. Man spricht<br />

dabei von einer Föhnlücke.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 129<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.11.3 Gefahren<br />

M<br />

Achtung!<br />

Lebensgefahr!<br />

Bei Südföhn niemals starten!<br />

Unmittelbar in Bodennähe kommt es zu so genannten Föhnrotoren, die so<br />

stark sind, dass sie selbst schon Kleinflugzeuge zu Boden gedrückt haben.<br />

Aufgrund der hohen Windgeschwindigkeit in der Höhe geraten die Luftmassen leeseitig in<br />

Schwingungen und bilden Wellen. In diesen Wellen können Föhnfische entstehen, während<br />

sich in Bodennähe gefährliche Föhnrotoren ausbilden. Diese Föhnrotoren erzeugen massivste<br />

Turbulenz! Sie ist absolut unberechenbar.<br />

Aber auch ohne diese Föhnrotoren ist die Windgeschwindigkeit sehr hoch, was an Hindernissen<br />

zu Turbulenzen führt. Das alleine sollte schon ein Grund sein, bei Föhnlage nicht zu starten.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Föhnrotoren treten unabhängig von den Föhnfischen auf, da bei Föhnlage nicht<br />

unbedingt Föhnfische entstehen müssen. Treten die Föhnfische nicht auf, so<br />

ist es sehr schwer, eine Föhnlage richtig zu erkennen!<br />

Vor einem Flug in den Alpen raten wir Dir daher dringendst, den Flugwetterbericht<br />

einzuholen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 130<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.12 Wetterbesonderheiten im Gebirge<br />

3.12.1 Turbulenzen<br />

Turbulenzen treten im Gebirge nicht nur unmittelbar hinter Gebirgsrücken oder Hindernissen<br />

statt. Treffen zwei Winde unterschiedlicher Richtung aus zwei verschiedenen Tälern aufeinander,<br />

so kommt es meist zu einer horizontalen Turbulenz. Diese horizontale Turbulenz tritt<br />

auch auf, wenn Wind an einem Berg entlang streift und an eine unmittelbare, vertikal verlaufende<br />

Kante trifft.<br />

Gerade im Gebirge mit seinen unzähligen Kanten und Ecken können Turbulenzen sehr plötzlich<br />

und unberechenbar auftreten und sich sogar überlagern.<br />

3.12.2 Wettersturz<br />

Ein Wettersturz ist ein plötzlicher markanter Wetterumschlag. Häufig wird ein Wettersturz durch<br />

eine Kaltfront oder durch ein kräftiges Gewitter ausgelöst. Bei einem Wettersturz kommt es zu<br />

einem raschen markanten Temperaturabfall, der mit Sturmböen und teilweise heftigen Regenschauern.<br />

Oberhalb von 2000 Metern kommt es in der Regel zu Schneetreiben. Mitunter kommt<br />

es dabei zu Nebel mit sehr geringer Sichtweite.<br />

Selbst im Hochsommer musst Du mit ein bis zwei Wetterstürzen pro Monat rechnen. Da die<br />

Temperatur bei einem Wettersturz um bis zu 10 °C fallen kann, ist geeignete Flugbekleidung<br />

überlebenswichtig – trage sie selbst dann, wenn sie Dir zu warm erscheint.<br />

3.12.3 Kaltluftausflüsse<br />

Im Gebirge gibt es Senken, in denen sich die Kaltluft sammelt, da sie bekanntlich schwerer ist<br />

als Warmluft. Diese Kaltluftseen können mit der Zeit mehr und mehr anwachsen, vor allem<br />

dann, wenn der Boden in der Senke auskühlt.<br />

Erreichen die Kaltluftseen die Ränder der Senken, so schwappt die Kaltluft über und fließt am<br />

Hang entlang nach unten. Dabei sucht sie sich den Weg des geringsten Widerstands, d. h.,<br />

Düsenwirkung ist vorprogrammiert. Kaltluftausflüsse führen daher zu teilweise heftigen Böen<br />

und können im Winter zu ansehnlichen Schneeverwehungen beitragen.<br />

3.12.4 Frontmodifikationen<br />

Ein Gebirge beeinflusst eine Wetterfront. Trifft z. B. eine Warmfront auf ein Gebirge, so kühlt sie<br />

sich in der Regel ab, da die Temperaturen in der Höhe bedeutend niedriger sind. D. h., die<br />

Dicke der Warmluft nimmt beim Überqueren des Gebirges ab. Misst Du also die Temperatur der


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 131<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

Warmfront vor und nach dem Überqueren des Gebirges, so kannst Du feststellen, dass die<br />

Temperatur um einige Grad Celsius gefallen ist. – Ferner bremst ein Gebirge die Horizontalgeschwindigkeit<br />

einer Front ab. In der Folge dehnt sich die Front aus und/oder wird durch das<br />

Gebirge abgelenkt.<br />

3.12.5 Thermische Entwicklung<br />

Bei der thermischen Entwicklung im Gebirge spielen Kaltluftseen und die Gebirgszirkulation,<br />

aber auch die Düsenwirkung eine große Rolle. Thermik kann sich bei einem sonnigen Tag nur<br />

entwickeln, wenn alle Faktoren günstig zusammenspielen. Zu starker Wind verhindert Thermik<br />

ebenso wie großflächige Abschattungen.<br />

Generell gilt: Südhänge begünstigen durch die direkte Sonneneinstrahlunge Thermik, Nordhänge<br />

tendieren nur wenig zu Thermik. Die Thermik wandert im Laufe des Tages, je nach<br />

Sonnenstand von Osthängen über die Südhänge zu den Westhängen.<br />

Die Thermik kannst Du also am besten nutzen, wenn Du diese Thermikwanderung während<br />

des Fluges im Kopf behältst.<br />

3.12.6 Talwind<br />

Der Talwind ist eine bergaufwärts gerichtete Luftströmung (vgl. Kapitel 3.5.3). Talwinde können<br />

aufgrund der örtlichen Gegebenheiten mitunter entgegen der Richtung der Grundströmung<br />

wehen (vgl. Kapitel 3.4.4).<br />

Willst Du in einem Dir unbekannten Gebiet fliegen, so hole vor dem Flug Informationen über die<br />

lokalen Windsysteme z. B. bei einem einheimischen Club ein.<br />

3.12.7 Gletscherwind<br />

Unmittelbar über dem Gletschereis kommt es zu einer starken Abkühlung der Luft. Diese fließt<br />

aufgrund ihrer höheren Dichte ins Tal ab – der so genannte Gletscherwind, ein kalter Fallwind,<br />

weht. Der Gletscherwind hat aber lediglich eine geringe vertikale Mächtigkeit.<br />

Gletscherwinde können durch Düsenwirkung sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen. Unterstützend<br />

wirkt dabei manchmal eine in die gleiche Richtung orientierte Grundströmung.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 132<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.13 Vorhersage und Beratung<br />

3.13.1 Wettervorhersage<br />

Die Wettervorhersage ist ein Teilgebiet der Meteorologie. Um eine Prognose für einen Wetterzustand<br />

in der Zukunft erstellen zu können, ist es notwendig, den aktuellen Zustand der Atmosphäre<br />

zu kennen. Ausgehend davon ist es den Meteorologen möglich, mittels nummerischer<br />

Modelle die physikalischen Vorgänge in der Atmosphäre nachzubilden.<br />

Die Wettervorhersage ist und bleibt ein heikles Thema. Da der aktuelle Zustand nur ungenau<br />

erfasst werden kann und das Wetter ein chaotisches, also ein schwer zu berechnendes System<br />

ist, kann das Wetter in der Zukunft nicht immer zutreffend vorhergesagt werden.<br />

Die Daten über den aktuellen Zustand der Atmosphäre kommen von einem Netz aus Bodenmessstationen,<br />

die Windgeschwindigkeit, Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit und<br />

Niederschlagsmengen messen. In Gebieten, in denen nur wenige dieser Messstationen vorhanden<br />

sind, z. B. auf dem Meer, werden zusätzlich die Daten von Wettersatelliten herangezogen.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

3.13.2 Wetterberatung<br />

Aufgrund der komplexen Zusammenhänge in der Atmosphäre trifft eine Vorhersage<br />

über einen Tag nur zu 80 - 85 % zu. Präzise Vorhersagen über einen<br />

längeren Zeitraum sind kaum möglich und beruhen meist auf statistischen<br />

Analysen.<br />

Als Gleitschirmpilot musst Du, wie jeder andere Pilot auch, vor jedem Flug eine persönliche<br />

Wetterberatung einholen. Dazu stehen Dir viele Mittel zur Verfügung. Das ist zum einen die<br />

persönliche Wetterberatung bei einem größeren Flughafen in der Nähe, der Faxabruf bei einem<br />

Dienstleister oder das so genannte Selfbriefing über das Internet.<br />

Da die Wetterberatung bei einem Flughafen oder einem Dienstleister meist mit Kosten verbunden<br />

ist, ist das Selfbriefing bei Gleitschirmpiloten weit verbreitet. Bei einem Selfbriefing<br />

beurteilst Du die Wetterkarten nach folgenden Punkten:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

zu erwartende Windstärke<br />

zu erwartende Wetterlage<br />

zu erwartende Niederschläge<br />

zu erwartende Sichtflugbedingungen<br />

Breche nur dann zu einem Gleitschirmflug auf, wenn alle Faktoren für einen<br />

solchen Flug sprechen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 133<br />

Kapitel 3 „Meteorologie“<br />

3.14 Regionales Wetter<br />

3.14.1 Besonderheiten<br />

Das regionale Wetter kann sich unter Umständen vom dem vorhergesagten Wetter unterscheiden.<br />

So schafft z. B. der Bodensee durch seine schlichte Größe sein eigenes Klima, das<br />

sich mit den amtlichen Vorhersagen für Vorarlberg meist nicht deckt; die Wettermuster rund um<br />

den Bodensee lassen sich nicht verallgemeinern.<br />

Willst Du in einer Dir noch unbekannten Region fliegen, so ist es ratsam, dass Du einen „alten<br />

Hasen“, der schon lange in dieser Region fliegt, zum Wetter in der Flugregion befragst. In der<br />

Regel geben die ortansässigen Gleitschirmvereine gerne Auskunft.<br />

3.14.2 Regionale Wetterberatung<br />

Zusätzlich zur Wetterberatung über Gesamtdeutschland stehen Dir verschiedene regionale<br />

Wetterberatungen zur Verfügung. Dazu kannst Du im Internet z. B. Radarbilder von lokalen<br />

Radarstationen bei Deiner Flugplanung nutzen, evtl. aufziehende Niederschläge rechtzeitig zu<br />

erkennen.<br />

Bei der regionalen Wetterberatung stehen Dir ortsansässige Gleitschirmvereine in der Regel<br />

helfend gegenüber. Diese betreiben meist selbst eine kleine Wetterstation und messen damit<br />

zumindest Temperatur, Luftfeuchte, Luftdruck, Windrichtung und Windstärke.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 134<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4 Luftrecht<br />

Dieses Kapitel umfasst das theoretische Wissen um:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Rechtsvorschriften<br />

Zuständige Stellen<br />

Ausbildung/Pilot<br />

Fluggerät<br />

Flugbetrieb<br />

Fluggelände<br />

Luftraum<br />

Haftung und Versicherung<br />

Damit Du beim Lesen zu Hause schnell entscheiden kannst, ob ein Kapitel für<br />

Dich relevant ist, schaust Du einfach nach, welches Symbol sich direkt unterhalb<br />

der Kapitelüberschrift befindet:<br />

Befinden sich sowohl ein Buch ( ) als auch ein Gleitschirm ( ) darunter, so<br />

bezieht sich das Kapitel auf den Aufbaukurs. Als Schüler im Höhenflugkurs<br />

kannst Du ein solches Kapitel dazu nutzen, Dein Wissen um den Aufbaukurs<br />

aufzufrischen.<br />

Befindet sich nur ein Gleitschirm ( ) darunter, so bezieht sich das Kapitel<br />

ausschließlich auf den Höhenflugkurs. Als Schüler im Aufbaukurs kannst Du<br />

dieses Kapitel überspringen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 135<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.1 Rechtsvorschriften<br />

4.1.1 Überblick<br />

Wie im Straßenverkehr gibt es auch in der Luftfahrt einen gesetzlichen Rahmen, an den Du<br />

Dich zur Sicherheit aller halten musst. Diesen gesetzlichen Rahmen steckt das Luftverkehrsgesetz<br />

(LuftVG) ab. Wichtige Einzelheiten für das Durchführen des LuftVG sind in den Rechtsverordnungen<br />

geregelt, die vom Bundesministerium erlassen werden.<br />

Die Rechtsverordnungen umfassen dabei folgende Bereiche:<br />

Luftverkehrsordnung (LuftVO)<br />

Luftverkehrszulassungsordnung (LuftVZO)<br />

Verordnung über Luftfahrtpersonal (LuftPersV)<br />

Betriebsordnung für Luftfahrtgerät (LuftBO)<br />

Zusätzlich zu diesen Rechtsverordnungen erlässt der DHV als Beauftragter des Bundesministeriums<br />

für Verkehr-, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) folgende Verordnungen und<br />

Kataloge:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Ausbildungs- und Prüfungsordnung des DHV<br />

Flugbetriebsordnung des DHV<br />

Prüfkataloge des DHV<br />

Der DHV als Beauftragter unterliegt der Rechts- und Fachaufsicht des Luftfahrtbundesamts<br />

(LBA). Der DHV kümmert sich um (fast) alle Belange des<br />

Drachen- und Gleitschirmfliegens.<br />

4.1.2 Luftverkehrsordnung<br />

Die Luftverkehrsordnung (LuftVO) gilt allgemein für alle Luftfahrzeugarten und gibt vor, wie der<br />

Flugbetrieb abzuwickeln ist. So legt sie z. B. fest, nach welchen Regeln Luftfahrzeuge einander<br />

auszuweichen haben.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die Flugbetriebsordnung (FBO) enthält zusätzliche Regeln für Hängegleiter<br />

und Gleitsegel (Gleitschirme).


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 136<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.1.3 Luftverkehrszulassungsordnung<br />

Die Luftverkehrszulassungsordnung (LuftVZO) ist das Zentralorgan, um das sich die Verwaltungsverfahren<br />

scharen. In ihr wird z. B. festgelegt, wer Luftfahrtscheine für Piloten austeilt<br />

oder wer die Lufttüchtigkeit eines Flugfahrzeugs nachzuprüfen hat. Die ausbildungsmäßigen<br />

und technischen Inhalte sind in speziellen Bestimmungen festgelegt.<br />

4.1.4 Verordnung über Luftfahrtpersonal<br />

Die Verordnung über Luftfahrtpersonal (LuftPersV) beschreibt die Struktur für Ausbildung und<br />

Prüfung der Piloten und Fluglehrer. Das Festlegen der Einzelheiten wird einem Beauftragten<br />

übertragen.<br />

4.1.5 Betriebsordnung für Luftfahrtgerät<br />

Die Betriebsordnung für Luftfahrtgerät (LuftBO) befasst sich mit der Verantwortung des Luftfahrzeughalters<br />

für die Betriebssicherheit seines Fluggeräts. So kann ein Beauftragter z. B. das<br />

Ausführen einer Lufttüchtigkeitsanweisung anordnen.<br />

4.1.6 Ausbildungs- und Prüfungsordnung des DHV<br />

Der DHV gilt als Beauftragter für Gleitsegel (Gleitschirme) und legt somit die Einzelheiten fest,<br />

die die Verordnung über Luftfahrtpersonal (LuftPersV) für die Ausbildung und Prüfung<br />

beschreibt.<br />

4.1.7 Flugbetriebsordnung des DHV<br />

Die Flugbetriebsordnung (FBO) des DHV, also die FBO für Hängegleiter und Gleitsegel (Gleitschirme)<br />

beschreibt, ergänzt durch die LuftVO, z. B. die Regelung der Startleitertätigkeit und<br />

des Schleppbetriebs.<br />

4.1.8 Prüfkataloge des DHV<br />

Die Prüfkataloge des DHV enthalten die Fragen und Antwortalternativen, die bei der schriftlichen<br />

Theorieprüfung verwendet werden können. Diese Kataloge sind in der Regel nur Ausbildungsleitern<br />

zugänglich.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 137<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.2 Zuständige Stellen<br />

4.2.1 BMVBW<br />

Das Bundesministerium für Verkehr-, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) ist die oberste Zivilluftfahrtbehörde<br />

in Deutschland. Ihre ausführende Organe sind:<br />

Deutsche Flugsicherung GmbH (DFS) mit ihr unterstellten Flugverkehrskontrolle, Fluginformationsdienst<br />

(FIS) und Flugberatungsdienst (AIS)<br />

Luftfahrtbundesamt (LBA)<br />

Regierungspräsidien<br />

Das BMVBW hat die Verwaltung der Luftsportgeräte, wie es Hängegleiter und Gleitsegel (Gleitschirme)<br />

sind, auf die Sportverbände als Beauftragte übergeben.<br />

4.2.2 LBA<br />

Das Luftfahrtbundesamt (LBA) ist dem BMVBW unmittelbar unterstellt. Als Gleitschirmpilot<br />

kommst Du mit ihm höchstens bei Ordnungswidrigkeiten in Kontakt. Das LBA ist neben dem<br />

Abwickeln von Ordnungswidrigkeiten u. a. für die Zulassung von Luftfahrtgeräten zuständig.<br />

4.2.3 Beauftragter<br />

Für den Bereich Hängegleiter und Gleitsegel (Gleitschirme) hat das BMVBW den Deutschen<br />

Hängegleiterverband e. V. (DHV) mit Sitz in Gmund am Tegernsee beauftragt, sich um (fast)<br />

alle Belange des Drachen- und Gleitschirmfliegens zu kümmern. Dazu zählen u. a.:<br />

Zulassung von Flugschulen<br />

Zulassung von Flugsportgeräten<br />

Zulassung von Fluggeländen<br />

Unfalluntersuchungen<br />

Der genaue Umfang ist in den Rechtsverordnungen und in den Verwaltungsvorschriften festgelegt;<br />

der DHV als Beauftragter ist also an diese Bestimmungen gebunden. Der DHV unterliegt<br />

als Beauftragter der Rechts- und Fachaufsicht des LBA.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 138<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.2.4 Informationsschrift<br />

In der so genannten Informationsschrift des DHV und den dortigen Nachrichten für Hängegleiter-<br />

und Gleitsegelführer NfGH werden wichtige Nachrichten, z. B. Musterprüfungen und<br />

Lufttüchtigkeitsanweisungen, veröffentlicht.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 139<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.3 Ausbildung/Pilot<br />

4.3.1 Erlaubnispflicht<br />

Wer ein Luftfahrzeug führt oder bedient, muss laut LuftVZO (§ 20) eine Erlaubnis besitzen.<br />

Diese Erlaubnis wird laut LuftVG (§ 4) nur erteilt, wenn:<br />

der Bewerber das vorgeschriebene Mindestalter erreicht hat.<br />

der Bewerber seine Tauglichkeit nachgewiesen hat.<br />

keine Tatsachen vorliegen, die den Bewerber als unzuverlässig erscheinen lassen, ein<br />

Luftfahrzeug zu führen oder zu bedienen.<br />

der Bewerber eine Prüfung nach der Verordnung über Luftpersonal bestanden hat.<br />

4.3.2 Mindestalter<br />

Laut LuftVZO (§ 23) beträgt das Mindestalter für den Beginn der Ausbildung 14 Jahre. Ferner<br />

beträgt das Mindestalter, mit dem eine Erlaubnis zum Führen eines Luftsportgeräts erlangt<br />

werden kann, 16 Jahre.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die zuständige Stelle kann im Einzelfall einen früheren Ausbildungsbeginn zulassen.<br />

4.3.3 Ausbildungsinhalte<br />

Die theoretische Ausbildung umfasst laut LuftPersV (§ 42) folgende Sachgebiete:<br />

Luftrecht<br />

Navigation<br />

Meteorologie<br />

Aerodynamik<br />

Allgemeine Luftfahrzeugkenntnisse, Technik und pyrotechnische Einweisung<br />

Verhalten in besonderen Fällen<br />

Menschliche Leistungsfähigkeit


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 140<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

Die Flugausbildung umfasst laut Ausbildungsprüfungsordnung (APO) des DHV und der<br />

LuftPersV in der Grundausbildung folgendes:<br />

Unter Anleitung und Aufsicht eines Fluglehrers Vorbereitungs-, Start-, Steuer- und<br />

Landeübungen nach Ermessen des Fluglehrers bis zur sicheren Beherrschung des<br />

Gleitsegels am Boden<br />

Start- und Abflugübungen in der jeweiligen Startart (Windenschlepp oder Hangstart)<br />

Mindestens 20 Alleinflüge mit mehr als 40 m Höhenunterschied zwischen Start- und<br />

Landeplatz mit Start- und Landeverfahren<br />

Flugübungen gemäß dem Lehrplan im Übungsgelände<br />

Die Flugausbildung umfasst laut Ausbildungsprüfungsordnung (APO) des DHV und der<br />

LuftPersV in der Höhenflugausbildung zusätzlich:<br />

Mindestens 10 Höhenflüge als Alleinflüge mit Start- und Landeverfahren und Flugübungen<br />

gemäß dem Lehrplan unter Aufsicht und Anleitung eines Fluglehrers<br />

Nur für die Startart Windenschlepp: zusätzliche praktische Ausbildung<br />

4.3.4 Flugauftrag<br />

Laut APO kann der Ausbildungsleiter dem Bewerber die Alleinübungsreife bestätigen, wenn der<br />

Bewerber folgende Kriterien erfüllt hat:<br />

Grundausbildung erfolgreich abgeschlossen?<br />

10 Höhenflüge als Alleinflüge durchgeführt?<br />

Auszüge aus der theoretischen Ausbildung des A-<strong>Schein</strong>s erlernt?<br />

Der Bewerber darf für die Dauer von 36 Monaten in Übungsgeländen mit schriftlichem Flugauftrag<br />

des dort zuständigen Ausbildungsleiters Übungsflüge ohne Fluglehrer durchführen. Der<br />

Flugauftrag darf nur erteilt werden, wenn der Bewerber im jeweiligen Übungsgebiet mindestens<br />

5 Alleinflüge unter Aufsicht und Anleitung eines Fluglehrers durchgeführt hat und sich der Fluglehrer<br />

laut LuftPersV (§ 117) von den Fähigkeiten des Bewerbers überzeugt hat.<br />

4.3.5 Flugbuch<br />

Laut LuftPersV (§ 120) müssen alle Übungen und Flüge (auch nach abgeschlossener Ausbildung)<br />

in einem Flugbuch eingetragen werden. Dazu ist stets folgendes einzutragen:<br />

Datum<br />

Gelände<br />

benutztes Fluggerät<br />

Bestätigungsunterschrift des Fluglehrers<br />

je nach Ausbildungsabschnitt zusätzlich Höhenunterschied, Flugdauer, Namen der<br />

Fluglehrer und Art der Übung


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 141<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.3.6 Unterrichtsbuch<br />

Die Übungen und Ausbildungsflüge sind von einem Fluglehrer, die vollständig und erfolgreich<br />

abgeschlossene theoretische und praktische Ausbildung vom Ausbildungsleiter jeweils im Ausbildungsnachweis<br />

des Flugschülers durch Unterschrift zu bescheinigen. Das Ausbildungsnachweisheft<br />

ist Unterrichtsbuch und Flugbuch in einem.<br />

4.3.7 Lernausweis<br />

Ein Lernausweis ist ein schriftlicher, geländebezogener Flugauftrag der Flugschule. Das Erteilen<br />

eines solchen Lernausweises liegt im Ermessen des Fluglehrers. Ein solcher Lernausweis<br />

gilt 36 Monate und berechtigt zu Flügen ohne Fluglehreraufsicht (mit maximal 100 Metern<br />

Höhendifferenz) in dem Grundausbildungsgelände, in welchem die Grundausbildung erfolgt ist.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Ein Lernausweis kann vom Ausbildungsleiter der Flugschule mit Auflagen versehen<br />

werden.<br />

4.3.8 Schulungsbestätigung<br />

Nach der erfolgreich abgeschlossenen Grundausbildung und nach mindestens 10 Höhenflügen<br />

als Alleinflügen kann der Ausbildungsleiter die Schulungsbestätigung (Alleinübungsreife)<br />

erteilen. Diese Bestätigung, auch D-<strong>Schein</strong> genannt, gilt 36 Monate und berechtigt mit erteiltem<br />

Flugauftrag zu Übungsflügen ohne Fluglehreraufsicht im jeweiligen Übungsgelände.<br />

4.3.9 Luftfahrerschein<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Um einen Luftfahrerschein zu erhalten, wird ein Nachweis über einen Erste-<br />

Hilfe-Kurs benötigt. In der Regel genügt das Vorlegen eines Führerscheins.<br />

Es wird zwischen zwei Luftfahrerscheinen unterschieden: dem A-<strong>Schein</strong> und dem B-<strong>Schein</strong>.<br />

A-<strong>Schein</strong><br />

Der A-<strong>Schein</strong>, auch beschränkter Luftfahrerschein genannt, wird erteilt, wenn der Bewerber<br />

folgende Kriterien erfüllt:<br />

Theoretische Prüfung erfolgreich durchlaufen?<br />

Mindestens 40 Flüge mit gültiger Schulungsbestätigung durchgeführt?


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 142<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

30 Höhenflüge als Alleinflüge mit einer Höhendifferenz von mehr als 300 Metern, davon<br />

bei Hangstart mindestens 10 Flüge mit einer Höhendifferenz von mehr als 500 Metern<br />

auf zwei verschiedenen Fluggeländen durchgeführt?<br />

Von allen Flügen mindestens 25 Höhenflüge am Start- und am Landeplatz von Fluglehrern<br />

beaufsichtigt?<br />

Die übrigen Höhenflüge mit schriftlichem Flugauftrag absolviert?<br />

Der A-<strong>Schein</strong> berechtigt zum freien Fliegen in unkontrolliertem Luftraum, d. h. bis ca. 750 Meter<br />

über Grund. Zu einem Überlandflug berechtigt ein A-<strong>Schein</strong> hingegen nicht, vielmehr muss auf<br />

dem Startgelände bzw. dem dazugehörigen Landeplatz gelandet werden.<br />

B-<strong>Schein</strong><br />

Der A-<strong>Schein</strong>, auch unbeschränkter Luftfahrerschein genannt, wird erteilt, wenn der Bewerber<br />

folgende Kriterien erfüllt:<br />

Erweiterte theoretische Prüfung erfolgreich durchlaufen?<br />

Mindestens 10 Flüge mit einem Höhenunterschied von mehr als 500 Metern durchgeführt?<br />

Mindestens 10 Flüge mit mehr als 30 Minuten Flugdauer auf zwei verschiedenen Fluggeländen<br />

durchgeführt?<br />

Flugübungen unter Anleitung und Aufsicht eines Fluglehrers durchgeführt?<br />

Ein Überlandflug mit schriftlichem Flugauftrag nach Vorgabe des Beauftragten über eine<br />

Strecke von mindestens 10 Kilometern durchgeführt?<br />

Der B-<strong>Schein</strong> berechtigt zum Fliegen in allen zugelassenen Fluggebieten und zum Überlandflug.<br />

4.3.10 Prüfung<br />

Nach jedem Kurs muss eine Prüfung abgelegt werden. Die Prüfungen zum Lernausweis und<br />

zur Schulungsbestätigung werden vom Ausbildungsleiter abgenommen. Die Prüfungen zu den<br />

Luftfahrerscheinen werden hingegen sowohl vom Ausbildungsleiter als auch (teilweise) von<br />

einem unabhängigen DHV-Prüfer abgenommen.<br />

Die Prüfungen umfassen neben einem theoretischen Teil auch einen praktischen Teil<br />

(LuftPersV §§ 43, 128 und APO):<br />

Die theoretische Prüfung erfolgt schriftlich nach dem Multiple-Choice-Verfahren anhand der<br />

Fragenkatalogen des DHV. In Grenzfällen kann auch eine mündliche Prüfung angesetzt<br />

werden. Prüfungsablauf und Bewertungskriterien sind festgesetzt.<br />

Die praktische Prüfung ist eine Flugprüfung, deren Ablauf, Aufgaben und Bewertungen festgelegt<br />

sind. In Grenzfällen kann der Prüfungsleiter einen Nachflug einräumen. Eine nicht<br />

bestandene Prüfung kann frühstens am Folgetag wiederholt werden; der Prüfer kann bei Nichtbestehen<br />

Übungsauflagen erteilen.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die Prüfungen zum Lernausweis und zur Schulungsbestätigung laufen innerhalb<br />

der Flugschule ab; die Prüfungen zum A- und B-<strong>Schein</strong> nimmt ein unabhängiger<br />

DHV-Prüfer ab.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 143<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.3.11 Umfang der Erlaubnisse<br />

Je höher der Ausbildungsstand des Piloten ist, desto mehr Beschränkungen fallen weg. Die<br />

LuftPersV (§ 44) regelt den Umfang der Lizenz (B-<strong>Schein</strong>).<br />

Lernausweis<br />

Der Lernausweis berechtigt zu Flügen ohne Fluglehreraufsicht (mit maximal 100 Metern Höhendifferenz)<br />

in dem Grundausbildungsgelände, in welchem die Grundausbildung erfolgt ist. Er ist<br />

auf die Startart (Windenschlepp, Hangstart) beschränkt, in der der Pilot ausgebildet worden ist.<br />

Schulungsbestätigung<br />

Die Schulungsbestätigung, auch D-<strong>Schein</strong> genannt, berechtigt mit erteiltem Flugauftrag zu<br />

Übungsflügen ohne Fluglehreraufsicht im jeweiligen Übungsgelände. Sie ist auf die Startart<br />

(Windenschlepp, Hangstart) beschränkt, in der der Pilot ausgebildet worden ist.<br />

A-<strong>Schein</strong><br />

Der A-<strong>Schein</strong> berechtigt zum freien Fliegen in unkontrolliertem Luftraum, d. h. bis ca. 750 Meter<br />

über Grund. Zu einem Überlandflug berechtigt ein A-<strong>Schein</strong> hingegen nicht, vielmehr muss auf<br />

dem Startgelände bzw. dem dazugehörigen Landeplatz gelandet werden.<br />

B-<strong>Schein</strong><br />

Der B-<strong>Schein</strong> berechtigt zum Fliegen in allen zugelassenen Fluggebieten und zum Überlandflug.<br />

4.3.12 Gültigkeitsdauer<br />

Lernausweis und Schulungsbestätigung haben eine Gültigkeitsdauer von 36 Monaten.<br />

A- und B-<strong>Schein</strong> gelten laut LuftPersV (§ 45) unbefristet, jedoch muss der Inhaber alle<br />

36 Monate einen Überprüfungsflug durchführen (siehe Kapitel 4.3.13).<br />

4.3.13 Überprüfungsflug<br />

Jeder Inhaber des Flugfahrerscheins (A-/B-<strong>Schein</strong>) muss laut APO alle 36 Monate einen Überprüfungsflug<br />

als verantwortlicher Luftfahrzeugführer durchführen, diesen in das Flugbuch eintragen<br />

und diesen durch einen Fluglehrer, einen Prüfer oder einen Beauftragten der Flugaufsicht<br />

beglaubigen lassen. Piloten, die die Nachprüfung nicht rechtzeitig durchführen, müssen an<br />

einer Nachschulung in einer Flugschule teilnehmen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 144<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.3.14 Startarten<br />

Für Gleitsegel stehen grundsätzlich zwei unterschiedliche Startmöglichkeiten zur Auswahl: der<br />

Hangstart und der Windenschleppstart. Der Anfänger hat die Wahl, in welcher Startart er seine<br />

Ausbildung und Prüfung durchführen will. Diese Startart wird laut LuftPersV (§ 45) in den Luftfahrerschein<br />

eingetragen.<br />

Will ein Pilot die zweite Startart eingetragen haben, so muss er laut APO beim Windenschleppstart<br />

mindestens 20 Starts und 10 Startleitungen bzw. beim Hangstart mindestens 20 Starts,<br />

davon 10 mit mehr als 500 Metern Höhenunterschied unter Aufsicht und Anleitung eines Fluglehrers<br />

durchführen.<br />

4.3.15 Passagierberechtigung<br />

Die Erlaubnis für Luftfahrer kann durch so genannte besondere Berechtigungen erweitert<br />

werden. Diese Berechtigungen fallen allerdings weg, sobald die Erlaubnis erlöscht. Eine dieser<br />

Berechtigungen ist die Passagierberechtigung.<br />

Der Bewerber muss, um die Passagierberechtigung zu erlangen, folgende Kriterien erfüllen:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Mindestens 12 Monate praktische Tätigkeit als verantwortlicher Gleitschirmpilot durchgeführt?<br />

Mindestens 100 Höhenflüge als verantwortlicher Gleitschirmpilot durchgeführt?<br />

5 doppelsitzige Übungsflüge mit einem Fluglehrer durchgeführt?<br />

Theoretische und praktische Ausbildung mit mindestens 10 Höhenflügen unter Aufsicht<br />

und Anleitung eines Fluglehrers mit Passagierlehrberechtigung durchlaufen?<br />

Mindestens 30 Flüge als verantwortlicher Pilot mit schriftlichem Flugauftrag und<br />

Bestätigung eines Fluglehrers mit Passagierberechtigung im Übungsgelände mit<br />

Passagieren, die eine gültige Erlaubnis für Gleitschirmführer besitzen, durchgeführt?<br />

Für das Eintragen zusätzlicher Startarten zur Passagierberechtigung muss der<br />

Bewerber 10 Starts unter Anleitung und Aufsicht eines Fluglehrers, der die<br />

Passagierlehrberechtigung für die jeweilige Startart besitzt, durchführen.<br />

4.3.16 Lehrberechtigung<br />

Die Erlaubnis für Luftfahrer kann durch so genannte besondere Berechtigungen erweitert<br />

werden. Diese Berechtigungen fallen allerdings weg, sobald die Erlaubnis erlöscht. Eine dieser<br />

Berechtigungen ist die Lehrberechtigung.<br />

Der Bewerber muss, um die Lehrberechtigung zu erlangen, folgende Kriterien erfüllen:<br />

Bewerber ist in Besitz eines gültigen B-<strong>Schein</strong>s?<br />

Bewerber führt den Gleitschirmflug als praktische Tätigkeit durch?


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 145<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Auswahlprüfung durch einen DHV-Prüfer bestanden?<br />

Ausbildungslehrgang erfolgreich durchlaufen?<br />

An den Ausbildungslehrgang anschließende Ausbildungstätigkeit erfolgreich anerkannt?<br />

Der Bewerber muss über eine umfangreiche Erfahrung haben, um eine Lehrtätigkeit<br />

auszuführen.<br />

4.3.17 Registrierte Ausbildungsstätten<br />

In Deutschland ist ein Ausbildungsunternehmen für Luftfahrer registrierungspflichtig. Jede Neuerteilung<br />

sowie der Widerruf von Ausbildungserlaubnissen ist gemäß LuftVZO in der<br />

Informationsschrift des beauftragten DHV zu veröffentlichen.<br />

Die Ausbildungserlaubnis für Gleitschirme kann widerrufen werden, wenn der Inhaber der Erlaubnis<br />

der zuständigen Stelle mitteilt, dass die Ausbildung eingestellt wird bzw. wenn die zuständige<br />

Stelle feststellt, dass die Ausbildung nicht sicher oder nicht in Übereinstimmung mit<br />

den gesetzlichen Vorschriften erfolgt.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die Liste sämtlicher registrierter Ausbildungsstätten wird auf den Internetseiten<br />

des DHV, http://www.dhv.de ständig aktualisiert.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 146<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.4 Fluggerät<br />

4.4.1 Musterprüfung<br />

Die Musterprüfung schützt den Piloten vor Konstruktionsfehlern. Jedes Gleitsegel unterliegt laut<br />

LuftVZO (§ 1) einer solchen Musterprüfung, d. h. der Hersteller bzw. der Importeur (LuftGerPV<br />

§10a) eines Gleitschirmmusters muss das Muster laut LuftGerPV (§ 2) durch eine vom Luftfahrtbundesamt<br />

(LBA) anerkannte Stelle, den DHV, prüfen lassen, um die ordentliche Prüfung<br />

und die Sicherheit des Musters zu gewährleisten. Diese so genannte Musterprüfung erfolgt<br />

nach den Lufttüchtigkeitsforderungen für Hängegleiter und Gleitsegel und ist für alle Hersteller<br />

und Prüfstellen verbindlich. Nur bei einem positiven Prüfergebnis wird die Musterprüfung anerkannt.<br />

In der Musterprüfung wird laut LuftGerPV (§ 10) u. a. folgendes geprüft:<br />

Entspricht das Muster den Bauvorschriften für Luftfahrtgeräte?<br />

Weist das Muster Merkmale oder Eigenschaften auf, die einen sicheren Betrieb beeinträchtigen?<br />

Sind Musterunterlagen und Betriebsanweisungen, die für die Wartung, Überholung,<br />

Reparatur und Betrieb des Musters erforderlich sind, vollständig und enthalten die notwendigen<br />

Angaben, um das Muster und dessen Nachbauten sicher betreiben zu<br />

können?<br />

4.4.2 Klassifizierung<br />

Die Klassifizierung wird durch festgelegte Flugtests im Rahmen der Musterprüfung ermittelt. Bei<br />

diesen Tests werden ausschließlich Aussagen zu den Flugeigenschaften, nicht aber zu den<br />

Flugleistungen getroffen. Die Gesamtklassifizierung ergibt sich aus der höchsten (und somit anspruchsvollsten)<br />

Beurteilung, die ein Gerät in einer einzelnen Beurteilungskategorie (Flugfigur)<br />

erhält.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

4.4.3 Prüfstellen<br />

Die einzelnen Klassen findest Du in Kapitel 1.6.2.<br />

Eine Prüfstelle muss vom Luftfahrtbundesamt (LBA) anerkannt sein, damit sie Muster-, Stück-<br />

und Nachprüfungen abnehmen darf. Dazu zählen laut LuftGerPV (§ 2) Entwicklungs-,<br />

Herstellungs- oder Instandhaltungsbetriebe.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 147<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.4.4 Betriebsgrenzen<br />

Ein Luftfahrzeug darf laut LuftBO (§ 24) nur in Übereinstimmung mit den im zugehörigen Flughandbuch<br />

und in anderen Betriebsanweisungen angegebenen Leistungsdaten und festgelegten<br />

Betriebsgrenzen betrieben werden.<br />

4.4.5 Stückprüfung<br />

Die Stückprüfung schützt den Piloten vor Herstellungsmängeln. Sie soll gewährleisten, dass der<br />

Pilot ein mustergerechtes Gerät erhält (LuftGerPV §§ 10, 10a). Geräte, deren Muster der DHV<br />

geprüft hat, erhalten nach der Stückprüfung die DHV-Gütesiegelplakette (siehe Kapitel 1.6.1).<br />

4.4.6 Nachprüfung<br />

Alterung und Verschleiß können die Flugeigenschaften und die Festigkeit eines Gleitschirms<br />

entscheidend verschlechtern. Aus diesem Grund sind regelmäßige Nachprüfungen Pflicht<br />

(LuftGerPV § 15) . Bei einer Nachprüfung wird laut LuftGerPV (§ 14) die Lufttüchtigkeit eines<br />

Gleitsegels nach den vom Hersteller vorgegebenen Anweisungen durch den Halter des Segels<br />

oder in dessen Auftrag geprüft.<br />

Der Halter, also der Besitzer des Segels, ist für das rechtzeitige und vollständige Durchführen<br />

der nötigen Prüfungen verantwortlich. Mängel am Gerät oder den Prüfungsanweisungen hat der<br />

Pilot dem Hersteller unverzüglich zu melden (LuftGerPV § 14).<br />

Eine Nachprüfung kann laut LuftGerPV (§ 17) jederzeit durch den DHV angeordnet werden,<br />

wenn beim Betrieb eines zugelassenen Luftfahrtgeräts Mängel festgestellt werden, die seine<br />

Lufttüchtigkeit beeinträchtigen oder beeinträchtigen können oder begründete Zweifel an der<br />

Lufttüchtigkeit des Geräts bestehen.<br />

4.4.7 Lufttüchtigkeit<br />

Grundsätzlich ist der Halter eines Gleitsegels für den betriebssicheren Zustand des Segels verantwortlich.<br />

Entscheidend dafür sind:<br />

die Instandhaltung mit Wartung, Überholung und großer Reparatur (LuftBO §§ 6, 7 ,8)<br />

das Befolgen der Betriebsanweisungen des Herstellers (LuftBO § 9)<br />

das Befolgen der Anweisungen des Herstellers zum Beheben von Mängels (LuftBO § 9)<br />

das Befolgen der Lufttüchtigkeitsanweisungen (LuftBO § 9)


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 148<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

Wartung, Überholung und große Reparatur<br />

Bei der Wartung sind eine Kontrolle sowie die Arbeiten, die nötig sind, um die Lufttüchtigkeit<br />

aufrecht zu erhalten und zu überprüfen, regelmäßig durchzuführen. Dazu zählt auch das<br />

Beheben kleinerer Mängel, die mit einfachen Mitteln zu beheben sind (LuftBO § 6).<br />

Die Überholung muss dann durchgeführt werden, wenn ein Gleitsegel die zulässige Betriebszeit<br />

von zwei Jahren erreicht hat oder bei seinem Betrieb Mängel festgestellt wurden, die im<br />

Rahmen der Wartung nicht behoben werden können. Dabei wird das Gerät ganz oder nur teilweise<br />

überholt (LuftBO § 7).<br />

Bei einer großen Reperatur werden Beschädigungen repariert, die im Rahmen der Wartung<br />

nicht einwandfrei behoben werden können (LuftBO § 8).<br />

4.4.8 Instandhaltung<br />

Der Halter eines Gleitsegels kann, wenn es nicht für die gewerbsmäßige Beförderung verwendet<br />

wird, einfache Kontrollen und Arbeiten im Rahmen der Wartung selbst durchführen,<br />

wenn er die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt. Erfordert das ordnungsgemäße Durchführen<br />

bestimmter Instandhaltungsmaßnahmen besondere Kenntnisse und Fähigkeiten, so<br />

dürfen diese Arbeiten nur von Fachkräften durchgeführt werden, die nachweislich den Anforderungen<br />

genügen (LuftBO § 9).<br />

Bei der Instandhaltung sind die vom Hersteller erstellten Betriebsanweisungen und technischen<br />

Mitteilungen zu berücksichtigen. Mängel an Mustern, die die Lufttüchtigkeit beeinträchtigen oder<br />

beeinträchtigen können, sind dem DHV und dem Hersteller unverzüglich anzuzeigen (LuftBO<br />

§ 9).<br />

4.4.9 Lufttüchtigkeitsanweisung (LTA)<br />

Laut LuftBO (§ 14) ordnet die zuständige Stelle durch eine Lufttüchtigkeitsanweisung (LTA), die<br />

in den Nachrichten für Luftfahrer oder in der Informationsschrift des DHV bekannt gemacht wird,<br />

die durchzuführenden Maßnahmen an, wenn sich im Betrieb des Luftsportgeräts Mängel des<br />

Musters herausstellen, welche die Lufttüchtigkeit beeinträchtigen.<br />

Ein durch die LTA betroffenes Luftfahrtgerät darf nach dem in der LTA angegebenen Termin<br />

außer für Zwecke der Nachprüfung nur in Betrieb genommen werden, wenn die angeordneten<br />

Maßnahmen ordnungsgemäß durchgeführt worden sind. Ferner darf ein luftuntüchtiges oder<br />

von der zuständigen Stelle für luftuntüchtig erklärtes Gerät für eine Nachprüfung in Betrieb<br />

genommen werden (LuftBO § 25).<br />

4.4.10 Motorgetriebene Gleitschirme<br />

Motorgetriebene Gleitschirme, auch Motorschirme genannt, gehören zu der Klasse der Ultraleicht-Luftfahrzeugen<br />

(UL) und unterliegen deshalb den Verordnungen, die der Deutsche Ultraleichtflugverband<br />

e. V. (DULV) herausgibt.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 149<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

Um einen Motorschirm fliegen zu dürfen, bedarf es einer zusätzlichen UL-Ausbildung und<br />

-Prüfung. Ferner herrscht für Motorschirme Flugplatzzwang, d. h., Piloten mit Motorschirmen<br />

dürfen nur auf zugelassenen Flugplätzen starten und landen.<br />

Motorschirme unterliegen ebenso einer Muster- und einer Stückprüfung, zusätzlich muss die<br />

Lärmemission gemessen werden.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

UL-Flüge sind in der Schweiz nicht erlaubt.<br />

4.4.11 Straf- und Bußgeldvorschriften<br />

Ordnungswidrig im Sinne der GerPO (§ 46) und LuftBO (§ 57) handelt, wer vorsätzlich oder<br />

fahrlässig:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

die Musterprüfung nicht richtig, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig durchführen oder<br />

nicht oder nicht rechtzeitig bescheinigen lässt.<br />

die Stückprüfung nicht richtig, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig durchführt.<br />

eine Betriebsanweisung oder eine zur Mängelbehebung erforderliche Anweisung nicht,<br />

nicht richtig, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig zur Verfügung stellt.<br />

die Lufttüchtigkeit des Luftfahrtgeräts nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder nicht<br />

rechtzeitig nachprüft oder nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig<br />

nachprüfen lässt.<br />

als Halter von Luftfahrgerät oder Betriebsleiter das Luftfahrgerät nicht in einem solchen<br />

Zustand erhält oder nicht so betreibt, dass kein anderer gefährdet, geschädigt oder<br />

mehr als nach dem Umständen unvermeidbar behindert oder belästigt wird.<br />

als Halter von Luftfahrgerät oder Betriebsleiter ein Luftfahrtgerät betreibt, dessen Lufttüchtigkeit<br />

nicht oder nicht vollständig nachgewiesen ist.<br />

als Halter von Luftfahrgerät, Betriebsleiter oder Luftfahrzeugführer ein Luftfahrtgerät<br />

ohne zugelassenes Rettungsgerät betreibt oder keinen geeigneten Kopfschutz trägt.<br />

als Halter von Luftfahrgerät, Betriebsleiter oder Luftfahrzeugführer ein Luftfahrzeug nicht<br />

in Übereinstimmung mit dem im zugehörigen Flugbuch oder in anderen Betriebsanweisungen<br />

angegebenen Leistungsdaten oder festgelegten Betriebsgrenzen betreibt.<br />

als Halter von Luftfahrgerät, Betriebsleiter oder Luftfahrzeugführer ein luftuntüchtiges<br />

oder für luftuntüchtig erklärtes Luftfahrgerät in Betrieb nimmt.<br />

als Luftfahrzeugführer trotz Ausfalls von Ausrüstungsteilen einen Flug durchführt.<br />

als Luftfahrzeugführer dem Halter Mängel des Luftfahrzeugs nicht unverzüglich anzeigt.<br />

anzeigepflichtige Mängel der zuständigen Stelle nicht unverzüglich anzeigt.<br />

Obige Aufzählung gibt lediglich einen Überblick. Genaue Angaben stehen in<br />

der GerPO (§ 46) und der LuftBO (§ 57).


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 150<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.5 Flugbetrieb<br />

4.5.1 Grundregeln<br />

Der Flugbetrieb richtet sich weitgehendst nach den Vorschriften der Luftverkehrs-Ordnung<br />

(LuftVO), die für alle Luftfahrzeuge gleichermaßen gilt. Ergänzende Regeln für Gleitsegel und<br />

Hängegleiter sind in der Flugbetriebsordnung für Hängegleiter und Gleitsegel (FBO) festgelegt.<br />

Jeder Teilnehmer am Luftverkehr hat sich so zu verhalten, dass Sicherheit und Ordnung im<br />

Luftverkehr gewährleistet sind und kein anderer gefährdet, geschädigt oder mehr als nach den<br />

Umständen unvermeidbar behindert oder belästigt wird (LuftVO § 1).<br />

Wer infolge des Genusses alkoholischer Getränke oder anderer berauschender Mittel oder infolge<br />

geistiger oder körperlicher Mängel in der Wahrnehmung der Aufgaben als Führer eines<br />

Luftfahrzeuges behindert ist, darf kein Luftfahrzeug führen (LuftVO § 1).<br />

i<br />

Hinweis!<br />

4.5.2 Verantwortung<br />

Die Promillegrenze liegt im Luftverkehr niedriger als im Straßenverkehr. Bereits<br />

ab 0,5 bis 0,7 Promille Blutalkoholkonzentration (BAK) liegt eine Strafttat vor;<br />

ab 0,2 bis 0,4 Promille liegt eine Ordnungswidrigkeit vor. – Auch Medikamente<br />

können zu großen Teilen Alkohol enthalten.<br />

Ohne vorherigen Alkoholgenuss fliegt es sich besser und vor allem sicherer!<br />

Der Luftfahrzeugführer hat laut LuftBO (§ 2) das Entscheidungsrecht über das Führen des Luftfahrzeugs.<br />

Er hat die während des Fluges, bei Start und Landung aus Gründen der Sicherheit<br />

notwendigen Maßnahmen zu treffen und muss sämtliche Verordnungen und Vorschriften einhalten..<br />

4.5.3 Sicherheitsausrüstung<br />

Eine Sicherheitsausrüstung umfasst u. a.:<br />

einen Rückenprotektor (siehe Kapitel 1.3.6)<br />

ein Rettungsgerät (siehe Kapitel 1.4)<br />

einen Kopfschutz (siehe Kapitel 1.5.2)<br />

eine Notausrüstung (siehe Kapitel 2.12.2)


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 151<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.5.4 Kopfschutz<br />

Pilot und Passagier müssen laut LuftBO (§ 3) einen geeigneten Kopfschutz tragen, sofern der<br />

beauftragte DHV keine Ausnahme erlässt. Geeignete Helme zum Schutz des Kopfes tragen<br />

das CE-Zeichen (siehe Kapitel 1.5.2).<br />

4.5.5 Rettungsgerät<br />

Luftsportgeräte wie Gleitschirme dürfen laut LuftBO (§ 3) nur mit einem zugelassenen Rettungsgerät<br />

betrieben werden (siehe Kapitel 1.4). Lediglich bei Flügen, die mit einem ständigen Abstand<br />

über Grund von weniger als 50 Metern durchgeführt werden, muss laut FBO des DHV<br />

kein Rettungsgerät mitgeführt werden.<br />

4.5.6 Rettungsschnur<br />

Jeder Pilot muss laut FBO des DHV eine Rettungsschnur mit sich führen, die mindestens<br />

30 Meter lang ist und eine Mindestzugfestigkeit von 50 Kilogramm besitzt (siehe Kapitel 2.12.2).<br />

4.5.7 Rückenschutz<br />

Bei Gleitschirmflügen muss laut FBO des DHV generell ein Rückenschutz verwendet werden.<br />

Ein Rückenschutz muss aber nicht zwingend getragen werden, wenn mit einer Landung im<br />

Wasser, z. B. während eines Sicherheitstrainings über einem See, gerechnet werden muss<br />

oder der Gleitschirm nur mit einem Gurtzeug betrieben werden darf, an dem kein Rückenschutz<br />

montiert werden kann.<br />

4.5.8 Flugausrüstung<br />

Laut FBO des DHV müssen Flug-, Rettungs-, und Schleppgerät sowie das Gurtzeug für die<br />

jeweilige Startart und Anzahl der Insassen vorschriftsmäßig geprüft und instandgehalten sowie<br />

aufeinander und auf die Insassen abgestimmt sein. Die Flugausrüstung darf ferner nur innerhalb<br />

ihrer festgelegten Gewichts- und sonstigen Betriebsgrenzen betrieben werden.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 152<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.5.9 Wetterinformation und Wind<br />

Laut FBO des DHV muss jeder Pilot die für seinen Flug erforderlichen Wetterinformationen einzuholen.<br />

Die Wetterverhältnisse müssen dabei erwarten lassen, dass der Pilot den vorgesehenen<br />

Landeplatz sicher erreicht.<br />

Ein Start darf nicht erfolgen, wenn die Windspitzengeschwindigkeit am Startplatz 2 /3 der höchsterfliegbaren<br />

Geschwindigkeit des Fluggeräts übersteigt. Ebenso darf bei stark turbulenten<br />

Windverhältnissen nicht geflogen werden.<br />

Start und Landungen erfolgen dabei in der Regel gegen den Wind.<br />

4.5.10 Sichtflugregeln<br />

Sichtflüge sind nur nach den Sichtflugregeln (VFR, Anlage 5) gestattet. Dabei dürfen die vorgeschriebenen<br />

Mindestwerte für Flugsicht und Abstand von Wolken nicht unterschritten werden.<br />

Die Mindestwerte unterscheiden sich von Luftraum zu Luftraum; je nach Luftraum darf nur mit<br />

dauernder Erdsicht geflogen werden.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die Flugsicht ist die Sicht in Flugrichtung.<br />

Bei dauernder Erdsicht muss der Erde vom Luftfahrzeug aus sichtbar sein,<br />

d. h., der Pilot darf nicht über einer geschlossenen Wolkendecke fliegen.<br />

Luftraum Mindestwetterbedingungen für den VFR<br />

E Flugsicht: 8 km<br />

Abstand von Wolken in waagrechter Richtung: 1,5 km<br />

Abstand von Wolken in senkrechter Richtung: 300 m (1000 ft)<br />

F wenn aktiviert:<br />

Flugsicht: 5 km<br />

Abstand von Wolken in waagrechter Richtung: 1,5 km<br />

Abstand von Wolken in senkrechter Richtung: 300 m (1000 ft)<br />

wenn inaktiviert:<br />

gleiche Mindestwetterbedingungen wie für Luftraum G<br />

G Dauernde Erdsicht(!)<br />

Flugsicht: 1,5 km<br />

Wolken dürfen nicht berührt werden<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Näheres zum Luftraum und dessen Einteilung findest Du in Kapitel 4.7.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 153<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.5.11 (Sicherheits-)Mindesthöhe<br />

Die Sicherheitsmindesthöhe darf laut LuftVO (§ 6) nur bei Start und Landung unterschritten<br />

werden. Die Sicherheitsmindesthöhe ist diejenige Höhe, bei der weder eine unnötige Lärmbelastung<br />

noch bei einer Notlandung eine unnötige Gefährung von Personen oder Sachen zu<br />

befürchten ist; je nach Situation kann die Mindesthöhe anders definiert sein. So beträgt die<br />

Mindesthöhe über Städten, anderen dichtbesiedelten Gebieten und Menschenansammlungen<br />

300 Meter über dem höchsten Hindernis im Umkreis von 600 Metern; in allen anderen Fällen<br />

beträgt die Mindesthöhe 150 Meter über Grund oder Wasser.<br />

Gleitsegel dürfen die Mindesthöhe unterschreiten, wenn die Art des Betriebes dies notwendig<br />

macht und eine Gefahr für Personen und Sachen nicht zu befürchten ist.<br />

Brücken und ähnliche Bauten wie Freileitungen, Antennen oder Seilbahnkabel dürfen nicht<br />

unterflogen werden.<br />

4.5.12 Abstände<br />

Laut LuftVO (§ 12) muss ein Pilot ausreichenden Abstand zu Luftfahrzeugen und anderen Fahrzeugen<br />

einhalten, um Zusammenstöße zu vermeiden. Zusätzlich muss ein Pilot laut FBO des<br />

DHV folgende höhen- und entfernungsmäßige Sicherheitsabstände einhalten, soweit nicht ein<br />

größerer Abstand vorgeschrieben oder ein geringerer Abstand durch die Geländezulassung<br />

erlaubt ist:<br />

100 Meter zu Autobahnen<br />

50 Meter zu anderen Straßen mit Fahrbahnverkehr oder Eisenbahnlinien<br />

50 Meter zu im Betrieb befindlichen Skipisten, Liften und Bergbahnen (Seilbahnen)<br />

4.5.13 Vorflugregeln<br />

Die Vorflugregeln, auch Ausweichregeln genannt, werden in der LuftVO (§ 13) geregelt.<br />

Luftfahrzeuge, die sich im Gegenflug einander näher, müssen nach rechts ausweichen, wenn<br />

die Gefahr eines Zusammenstoßes besteht (Abb. 4.1).<br />

Abb. 4.1: Vorflugregel bei Gegenflug


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 154<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

Kreuzen sich die Flugrichtungen zweier Luftfahrzeuge auf nahezu gleicher Höhe, so hat das<br />

Luftfahrzeug, das von links kommt, auszuweichen (Abb. 4.2). Immer auszuweichen haben<br />

jedoch:<br />

i<br />

Hinweis!<br />

motorgetriebene Luftfahrzeuge, die schwerer als Luft sind, den Luftschiffen, Segelflugzeugen,<br />

Hängegleitern, Gleitsegeln und Ballonen<br />

Luftschiffe den Segelflugzeugen, Hängegleitern, Gleitsegeln und Ballonen<br />

Segelflugzeuge, Hängegleiter und Gleitsegel den Ballonen<br />

motorgetriebene Luftfahrzeuge den Luftfahrzeugen, die andere Luftfahrzeuge oder<br />

Gegenstände erkennbar schleppen.<br />

Motorsegler, deren Motor nicht in Betrieb ist, gelten bei den Vorflugregeln als<br />

Segelflugzeuge.<br />

Abb. 4.2: Vorflugregel bei sich kreuzenden Flugrichtungen<br />

Überholt ein Luftfahrzeug ein anderes, so hat das überholende Luftfahrzeug – auch wenn es<br />

steigt oder sinkt – den Flugweg des anderen zu meiden und seinen Kurs nach rechts zu<br />

ändern. Ein Luftfahrzeug überholt, wenn es sich dem anderen von rückwärts in einer Flugrichtung<br />

nähert, die einen Winkel von weniger als 70 Grad zur Flugrichtung des anderen<br />

bildet (Abb. 4.3).<br />

Abb. 4.3: Vorflugregel beim Überholen


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 155<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

Luftfahrzeugen, die sich im Endteil des Landeanfluges befinden, und landenden Luftfahrzeugen<br />

ist in jedem Fall auszuweichen. Von mehreren Luftfahrzeugen, die schwerer als Luft sind und<br />

die einen Flugplatz gleichzeitig zur Landung anfliegen, hat das höher fliegende dem tiefer<br />

fliegenden Luftfahrzeug auszuweichen. Motorgetriebende Luftfahrzeuge, die schwerer als Luft<br />

sind, haben jedoch in jedem Fall auszuweichen. Ein tiefer fliegendes Luftfahrzeug darf ein<br />

anderes Luftfahrzeug, das sich im Landeanflug befindet, nicht unterschneiden oder überholen.<br />

Ein Luftfahrzeug darf erst starten, wenn keine Gefahr eines Zusammenstoßes besteht.<br />

Ein Luftfahrzeug hat einem anderen Luftfahrzeug, das erkennbar in seiner Manövrierfähigkeit<br />

behindert ist, auszuweichen.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Ein Luftfahrzeug, das nach obigen Regeln nicht auszuweichen hat oder seinen<br />

Kurs zu ändern hat, muss seinen Kurs und seine Geschwindigkeit so lange beibehalten,<br />

bis die Gefahr des Zusammenstoßes gebannt ist.<br />

Die genannten Vorschriften entbinden die beteiligten Luftfahrzeugführer nicht<br />

von ihrer Verpflichtung, so zu handeln, dass ein Zusammenstoß vermieden<br />

wird.<br />

Ein Luftfahrzeug darf nur so unter- bzw. überflogen werden, dass das andere<br />

Fahrzeug nicht gefährdet oder behindert wird. Gleiches gilt beim Ausweichen.<br />

Die FBO des DHV erweitert die Vorschriften der FlugVO um folgende Punkte:<br />

Die Drehrichtung mehrer übereinander kreisender Fluggeräte wird von dem zuerst<br />

kreisenden festgelegt.<br />

Das langsamer steigende Fluggerät hat dem schneller steigenden auszuweichen.<br />

Bei einer Begegnung an einem Hindernis muss das Fluggerät, auf dessen linker Seite<br />

sich das Hindernis befindet, nach rechts ausweichen (Abb. 4.4).<br />

Unmittelbar vor dem Einleiten einer Kurve muss sich der Pilot davon überzeugen, dass<br />

der Luftraum im geplanten Flugweg frei ist und keine Kollisionsgefahr besteht.<br />

Abb. 4.4: Vorflugregel bei Gegenflug an einem Hindernis


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 156<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.5.14 Landeeinteilung<br />

Laut FBO des DHV besteht eine Landeeinteilung, sofern nicht andere Regelungen getroffen<br />

sind oder Sicherheitsgründe entgegenstehen, immer aus Gegen-, Quer- und Endanflug, die<br />

jeweils durch Linkskurven miteinander verbunden sind und zur Landemarkierung führen.<br />

Nach der Landung ist die Landefläche so schnell wie möglich freizumachen.<br />

4.5.15 Abwerfen von Gegenständen<br />

Das Abwerfen oder Ablassen von Gegenständen oder sonstigen Stoffen aus oder von Luftfahrzeugen<br />

ist laut LuftVO (§ 7) verboten. Diese Regel gilt nicht für Ballast in Form von Wasser<br />

oder feinem Sand, für Treibstoffe, Schleppseile, Schleppbanner und ähnliche Gegenstände,<br />

wenn sie an Stellen abgeworfen oder abgelassen werden, an denen keine Gefahr für Personen<br />

oder Sachen bestehen.<br />

4.5.16 Kunstflug<br />

Der Kunstflug ist laut LuftVO (§ 8) verboten. Kunstflug mit einem Gleitsegel sind laut FBO des<br />

DHV „Flugzustände mit einer Neigung von mehr als 90 Grad um die Quer- oder die Längsachse<br />

oder eine negative Flügelanströmung stattfindet".<br />

i<br />

Hinweis!<br />

4.5.17 Wolkenflug<br />

Gleitschirme werden nur unter normalen Fluglagen getestet. Beim Kunstflug<br />

jedoch treten derart hohe Belastungen auf, dass ein Gerät versagen kann.<br />

Laut LuftVO (§ 14) sind Wolkenflüge, d. h., Flüge durch Wolken hindurch, mit Luftsportgeräten<br />

verboten.<br />

4.5.18 Flüge bei Nacht<br />

Laut LuftVO (§ 33) sind Flüge nach Sichtflugregeln bei Nacht mit Luftsportgeräten verboten. Als<br />

Nacht gilt hierbei der Zeitraum einer halben Stunde nach Sonnenuntergang und einer halben<br />

Stunde vor Sonnenaufgang.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 157<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.5.19 Betriebsstörungen und Unfälle<br />

Laut LuftVO (§ 20) hat ein Luftfahrzeugführer Beobachtungen über Gefahren für den Luftverkehr<br />

unverzüglich der für ihn zuständigen Flugverkehrskontrollstelle zu melden. Die<br />

Meldungen sollen alle Einzelheiten enthalten, die für die Gewährleistung der Sicherheit des<br />

Luftverkehrs wesentlich sind.<br />

Laut FBO des DHV müssen bei Notfällen und Unfällen mit möglichem Hubschraubereinsatz der<br />

Luftraum und das Unfallgebiet weiträumig freigehalten werden.<br />

Unfälle und Störungen hat der Halter eines Luftsportgeräts nach LuftVO (§ 5) unverzüglich dem<br />

vom Bundesminister für Verkehr Beauftragten, dem DHV, schriftlich anzuzeigen. Der Inhalt<br />

einer Unfallmeldung ist in Kapitel 4.5.21 aufgezeigt.<br />

4.5.20 Notsignale<br />

Laut LuftVO (§ 21, Anlage2 zu § 21) dürfen Notsignale nur für die darin beschriebenen Zwecke<br />

verwendet werden; andere Signale, die hiermit verwechselt werden können, dürfen nicht verwendet<br />

werden.<br />

Der Führer eines Luftfahrzeuges darf in einer Notlage jedes verfügbare Mittel einsetzen, um<br />

sich bemerkbar zu machen, seinen Standort bekannt zu geben und Hilfe herbeizurufen.<br />

Die folgenden Signale, entweder zusammen oder einzeln gegeben, bedeuten, dass schwere<br />

oder unmittelbare Gefahr droht und dass sofortige Hilfe angefordert wird:<br />

ein durch Tastfunk oder auf andere Art gegebenes Signal, dass aus das Gruppe SOS<br />

(··· - - - ···) besteht<br />

ein durch Sprechfunk gegebenes Signal, das aus dem gesprochenen Wort „Mayday“<br />

besteht<br />

einzeln und in kurzen Abständen abgefeuerte rotleuchtende Raketen oder Leuchtkugeln<br />

ein Leuchtfallschirm mit rotem Licht<br />

4.5.21 Unfallmeldung<br />

Eine Unfallmeldung sollen laut LuftVO (§ 5) folgendes enthalten:<br />

Name und derzeitiger Aufenthaltsort des Meldenden<br />

Ort und Zeit des Unfalls oder der schweren Störung<br />

Art, Muster und Kenn- und Rufzeichen des Luftfahrzeugs<br />

Name des Halters des Luftfahrzeugs<br />

Zweck des Flugs, Start- und Zielflugplatz<br />

Name des verantwortlichen Luftfahrzeugführers<br />

Anzahl der Besatzungsmitglieder und Fluggäste


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 158<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

Umfang des Personen- und Sachschadens<br />

Darstellung des Ablaufs des Unfalls oder der schweren Störung<br />

Der Halter des Luftfahrzeugs ist auf Verlangen der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen<br />

verpflichtet, einen ausführlichen Bericht auf einem zugesandten Formblatt binnen 14 Tagen vorzulegen.<br />

4.5.22 Aufsicht<br />

Auf Flugplätzen, die ausschließlich dem Betrieb von Hängegleitern und Gleitsegeln dienen,<br />

führt der DHV als Beauftragter die Aufsicht. Der DHV ernennt Beauftragte für Luftaufsicht, die<br />

vor Ort die Luftaufsicht durchführen.<br />

Die Aufgabe der Aufsichtspersonen ist laut LuftVO (§ 29) die Abwehr von Gefahren für die<br />

Sicherheit des Luftverkehrs sowie für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung durch die Luftfahrt.<br />

Startleiter und Beauftragte für Luftaufsicht können sich laut der FBO des DHV die mitzuführenden<br />

Ausweise, Prüfplaketten und sonstige Nachweise auf Verlangen vorzeigen lassen.<br />

4.5.23 Startleiter<br />

Auf den meisten Fluggeländen besteht keine Startleiterregelung; dort kann in gegenseitiger Absprache<br />

gestartet werden. Gerade bei anspruchsvollen Geländen, im Ausbildungsbetrieb oder<br />

bei gleichzeitiger Nutzung von Fluggeländen durch Hängegleiter und Gleitsegel ist ein Startleiter<br />

unbedingt notwendig.<br />

Laut FBO des DHV kann eine Startleitung in der Geländezulassung allgemein vorgeschrieben<br />

oder für den Einzelfall vom Beauftragten für Flugaufsicht angeordnet werden. Der Startleiter<br />

wird vom Geländehalter oder vom Beauftragten für Flugaufsicht bestellt und kann sich durch<br />

andere Personen vorübergehend oder teilweise vertreten lassen. Startleiter und dessen Vertreter<br />

müssen einen Luftfahrerschein für Hängegleiter oder Gleitsegel besitzen; bei Windenschlepp<br />

mit Eintragung fder Startart Windenschlepp.<br />

Der Startleiter sorgt auf dem gesamten Fluggelände einschließlich verschiedener Start- und<br />

Landestellen für einen sicheren und ordnungsgemäßen Betriebsablauf. Wenn vor oder beim<br />

Start mit anderen Personen Sprech- oder Zeichenverbindung zu bestehen hat, so hält der Startleiter<br />

diese Verbindung für den Piloten aufrecht.<br />

Wenn eine Startleitung vorgeschrieben oder angeordnet ist, darf nur gestartet werden, solange<br />

der Startleiter das Starten freigibt. Der Pilot muss sich vor dem Start bei ihm melden. Die Startfreigabe<br />

entbindet den Piloten nicht von seiner persönlichen Sorgfaltspflicht; er startet somit auf<br />

eigene Gefahr und in eigener Verantwortung. – Erlässt der Startleiter ein Startverbot, so darf<br />

auch in seiner Abwesenheit niemand starten, solange der Grund für das Startverbot fortbesteht.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 159<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.5.24 Straf- und Bußgeldvorschriften<br />

Ordnungswidrig im Sinne des LuftVG (§§ 58, 59), der LuftVO (§ 43) und der LuftBO (§ 57)<br />

handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig:<br />

den im Rahmen der Luftaufsicht (LuftVG § 29) erlassenen Verfügungen zuwiderhandelt.<br />

als Führer eines Luftfahrzeugs oder als sonst für die Sicherheit Verantwortlicher durch<br />

grob pflichtwidriges Verhalten gegen eine im Rahmen der Luftaufsicht erlassene Verfügung<br />

(LuftVG § 29) verstößt und dadurch Leib oder Leben eines anderen oder fremde<br />

Sachen von bedeutendem Wert gefährdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren<br />

oder mit Geldstrafe bestraft. – Wer die Tat fahrlässig begeht, wird mit Freiheitsstrafe bis<br />

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.<br />

sich als Teilnehmer am Luftverkehr so verhält, dass ein anderer gefährdet, geschädigt<br />

oder mehr als nach den Umständen unvermeidbar behindert oder belästigt wird.<br />

ein Luftfahrzeug führt oder als anderes Besatzungsmitglied tätig wird, obwohl er infolge<br />

des Genusses alkoholischer Getränke oder anderer berauschender Mittel oder infolge<br />

körperlicher oder geistiger Mängel in der Wahrnehmung seiner Aufgaben behindert ist,<br />

wenn die Tat nicht in den §§ 315a und 316 des Strafgesetzbuches mit Strafe bedroht<br />

ist.<br />

einer Vorschrift des § 3 der LuftVO über die Pflichten des Luftfahrzeugführers zuwiderhandelt.<br />

entgegen dem § 3a der LuftVO die Flugvorbereitung nicht oder nicht ordnungsgemäß<br />

durchführt.<br />

als Halter, Führer oder anderes Besatzungsmitglied Störungen bei dem Betrieb eines<br />

Luftfahrzeuges nicht, nicht rechtzeitig oder nicht ordnungsgemäß anzeigt.<br />

entgegen § 6 der LuftVO die Sicherheitshöhe unterschreitet oder Brücken oder ähnliche<br />

Bauten, Freileitungen oder Antennen unterfliegt.<br />

entgegen § 7 der LuftVO Gegenstände oder sonstige Stoffe abwirft oder ablässt<br />

Kunstflüge ausführt.<br />

entgegen § 9 Schlepp- oder Reklameflüge durchführt.<br />

einer Vorschrift zur Vermeidung von Zusammenstößen zuwiderhandelt.<br />

eine Ausweichregel nicht befolgt.<br />

ohne Erlaubnis startet oder landet.<br />

eine Beobachtung über eine Gefahr für den Luftverkehr nicht, nicht unverzüglich oder<br />

nicht ordnungsgemäß meldet.<br />

einer Vorschrift über Signale und Zeichen zuwiderhandelt.<br />

als Halter von Luftfahrtgerät oder Betriebsleiter das Luftfahrgerät nicht in einem solchen<br />

Zustand erhält oder nicht so betreibt, dass kein anderer gefährdet, geschädigt oder<br />

mehr als nach den Umständen unvermeidbar behindert oder belästigt wird, oder ein<br />

Luftfahrtgerät betreibt, bei dem die Lufttüchtigkeit nicht oder nicht vollständig nachgewiesen<br />

ist.<br />

als Halter von Luftfahrtgerät oder Betriebsleiter das Luftfahrtgerät betreibt, ohne die in<br />

der Lufttüchtigkeitsanweisung angeordneten Maßnahmen ordnungsgemäß durchgeführt<br />

zu haben.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 160<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

als Halter von Luftfahrtgerät, Betriebsleiter oder Luftfahrzeugführer ein Luftsportgerät<br />

ohne zugelassenes Rettungsgerät betreibt oder keinen geeigneten Kopfschutz trägt.<br />

als Halter von Luftfahrtgerät, Betriebsleiter oder Luftfahrzeugführer ein Luftsportgerät<br />

nicht in Übereinstimmung mit dem im zugehörigen Flughandbuch oder in anderen<br />

Betriebsanweisungen angegebenen Leistungsdaten oder festgelegten Betriebsgrenzen<br />

betreibt.<br />

als Halter von Luftfahrtgerät, Betriebsleiter oder Luftfahrzeugführer ein Luftsportgerät<br />

ein luftuntüchtiges oder für luftuntüchtig erklärtes Luftfahrtgerät in Betrieb nimmt.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 161<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.6 Fluggelände<br />

4.6.1 Genehmigung<br />

Flugplätze (Flughäfen, Landeplätze und Segelfluggelände) dürfen laut LuftVG (§ 6) nur mit<br />

Genehmigung angelegt oder betrieben werden. Die Genehmigung kann mit Auflagen<br />

verbunden oder befristet werden.<br />

Für Starts und Landungen außerhalb von Flugplätzen ist eine vereinfachte Erlaubnis nach § 25<br />

des LuftVG erforderlich. Fast alle Gleitschirm- und Hängegleitergelände fallen unter den § 25;<br />

nur wenige Gelände besitzen eine Genehmigung nach § 6.<br />

4.6.2 Außenstart- und -landeerlaubnis<br />

Nach LuftVG (§ 25) dürfen Luftfahrzeuge außerhalb der für sie genehmigten Flugplätzen nur<br />

starten und landen, wenn der Grundstückseigentümer und sonst Berechtigte zugestimmt und<br />

die Luftfahrtbehörde eine Erlaubnis erteilt hat. Für Starts und Landungen nicht motorbetriebenen<br />

Luftfahrtgeräten tritt an die Stelle der Erlaubnis der Luftfahrtbehörde die Erlaubnis<br />

des Beauftragten, also des DHVs. Dieser hat die Zustimmung der Luftfahrtbehörde einzuholen,<br />

wenn das Außenlandegelände weniger als 5 Kilometer von einem Flugplatz entfernt ist. Die<br />

Erlaubnis kann allgemein oder im Einzelfall erteilt werden, mit Auflagen verbunden oder<br />

befristet werden. Ferner hat der Beauftragte die Naturschutzbehörden zu beteiligen.<br />

Dies gilt nicht, wenn der Ort der Landung infolge der Eigenschaften des Luftfahrtgeräts nicht<br />

vorausbestimmbar ist oder die Landung aus Gründen der Sicherheit oder zu Hilfeleistung bei<br />

einer Gefahr für Leib und Leben einer Person erforderlich ist. Das gleiche gilt für Wiederstart<br />

nach einer solchen Landung mit Ausnahme des Wiederstarts nach einer Notlandung. – In<br />

diesem Fall ist die Besatzung des Luftfahrzeugs verpflichtet, dem Berechtigten über Namen und<br />

Wohnsitz des Halters, des Luftfahrzeugführers sowie des Versicheres Auskunft zu geben. Nach<br />

Erteilung der Auskunft darf der Berechtigte den Abflug oder die Abbeförderung des Luftfahrzeugs<br />

nicht verhindern.<br />

Der Berechtigte kann Einsatz des ihm durch den Start oder die Landung entstandenen<br />

Schadens nach den sinngemäß anzuwendenen §§ 33 bis 43 des LuftVG beanspruchen.<br />

4.6.3 Zuständige Stellen für die Erlaubnis<br />

Außenlandungen von Hängegleitern und Gleitsegeln, die sich auf einem Überlandflug befinden,<br />

bedürfen laut LuftVO (§ 16) keiner Erlaubnis. Starts und Landungen von Hängegleitern und<br />

Gleitsegeln außerhalb genehmigter Flugplätze bedürfen der Erlaubnis des DHV. Die Erlaubnis<br />

schließt Schleppstarts von Hängegleitern und Gleitsegel ein und kann mit Auflagen verbunden<br />

werden. – Der DHV kann von dem Antragsteller den Nachweis der Zustimmung des Grundstückeigentümers<br />

oder der sonstigen Berechtigten verlagen. Der DHV hat die Naturschutzbehörden<br />

zu beteiligen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 162<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.7 Luftraum<br />

4.7.1 ICAO-Luftraumklassifizierung<br />

i<br />

Hinweis!<br />

ICAO steht für „International Civil Aviation Organisation“, zu deutsch Internationale<br />

Zivilluftfahrt Organisation.<br />

Der gesamte Luftraum ist nach der international einheitlichen ICAO-Luftraumklassifizierung<br />

unterteilt. Die ICAO schreibt ferner vor, dass alle Mitgliedsstaaten ihre Lufträume nach diesen<br />

einheitlichen Regeln organisieren. Insgesamt gibt es sieben mögliche Luftraumklassen mit den<br />

Kennbuchstaben A bis G, die mit dem ICAO-Code von Alpha bis Golf bezeichnet werden.<br />

Die Lufträume A bis E sind kontrolliert, die Lufträume F und G unkontrolliert. Nachfolgende<br />

Tabelle umreißt die relevanten Merkmale der einzelnen Klassen, die für Hängegleiter und Gleitschirme<br />

relevant sind:<br />

A (Alpha) Luftraum A ist in Deutschland nicht vorgesehen.<br />

B (Bravo) Luftraum B ist in Deutschland nicht vorgesehen.<br />

C (Charly) Luftraum C ist primär für den Instrumentenflug (IFR) vorgesehen. Sichtflüge<br />

(VFR) sind in Ausnahmefällen mit einer besonderen Freigabe durch die Flugsicherung<br />

möglich.<br />

Der Luftraum C beginnt in Flugfläche 100 (~ 3000 m NN) und reicht unbegrenzt<br />

nach oben. Nur im Alpenraum beginnt der Luftraum C auf Flugfläche FL 130<br />

(~ 3800 m NN).<br />

Gleitschirme und Hängegleiter dürfen nicht in diesen Luftraum einfliegen!<br />

D (Delta) Luftraum D umfasst alle Kontrollzonen (CTR) und die Umgebung von Flughäfen.<br />

Instrumenten- und Sichtflüge sind zugelassen, benötigen aber eine Flugverkehrskontrollfreigabe.<br />

Gleitschirme und Hängegleiter dürfen nicht in diesen Luftraum einfliegen!<br />

E (Echo) Luftraum E sind die Kontrollbezirke (CTA).<br />

Der Luftraum E reicht von 1000 / 1700 / 2500 ft GND bis hinauf zu Luftraum C.<br />

Gleitschirme und Hängegleiter dürfen nur begrenzt in diesen Luftraum einfliegen!<br />

F (Foxtrott) Luftraum F ist HX-Luftraum und zeitweise aktiv. Während der Aktivierung gelten<br />

höhere Sichtmindestwerte. Es gelten Sonderregelungen.<br />

Gleitschirme und Hängegleiter dürfen in diesem Luftraum fliegen.<br />

G (Golf) Luftraum G ist unkontrollierter Luftraum und somit dem Sichtflug (VFR) vorbehalten.<br />

Der Luftraum G beginnt bei GND und reicht bis zum Luftraum E.<br />

Gleitschirme und Hängegleiter dürfen in diesem Luftraum fliegen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 163<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

Abb. 4.5: Luftraumklassifizierung nach ICAO (nur unterer Luftraum)<br />

Zusätzlich zu den aufgeführten Lufträumen gibt es u. a.:<br />

Fluggeschränkungsgebiete (ED-R)<br />

Gefahrengebiete (ED-D)<br />

Kontrollbezirke (CTA)<br />

Kontrollzonen (CTR)<br />

Nahverkehrsbereiche (TMA)<br />

Gebiete mit Transponderpflicht (TMZ)<br />

Segelflugbeschränkungsgebiete<br />

Luftsperrbezirk (ED-P)<br />

4.7.2 Luftraumgliederung<br />

Der gesamte Luftraum unterteilt sich in den unteren und den oberen Luftraum. Der untere Luftraum<br />

erstreckt sich von der Erdoberfläche (GND) bis hin zur Flugfläche 245 (FL 245), d. h.<br />

24500 ft NN. Oberhalb von FL 245 beginnt der obere Luftraum.<br />

Aufgrund seiner Höhe ist der obere Luftraum für Gleitschirme und Hängegleiter unbedeutend,<br />

weshalb die folgende Gliederung auf den unteren Luftraum beschränkt ist (Abb. 4.5).<br />

Wesentlich ist hierbei, dass zwischen kontrolliertem und unkontrolliertem Luftraum unterschieden<br />

wird. Unkontrollierten Luftraum gibt es lediglich unterhalb von 2500 ft GND oder tiefer;<br />

d. h., oberhalb von 2500 ft GND ist ausschließlich kontrollierter Luftraum. – In kontrolliertem und<br />

unkontrolliertem Luftraum darf nur nach Sicht geflogen werden, wenn die Sichtflugregeln (VFR)<br />

eingehalten werden (siehe Kapitel 4.5.10). In den kontrollierten Flugräumen hingegen sind die<br />

Sichtmindestwerte höher, da in ihnen sowohl Sichtflug- (VFR) als auch Instrumtenflug (IFR)<br />

mischen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 164<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

Kontrolliert wird der Luftraum durch:<br />

Kontrollbezirke (CTA)<br />

Kontrollzonen (CTR)<br />

Nahverkehrsbereiche (TMA)<br />

In Deutschland gibt es zurzeit fünf Kontrollbezirke (CTA): Berlin, Bremen, Düsseldorf,<br />

Frankfurt/Main und München. Zweck dieser Bezirke ist die flüssige Bewegungslenkung des<br />

IFR-Streckenflugverkehrs.<br />

Zum Schutz des Start- und Landeverkehrs ist bei belebten Flugplätzen eine Kontrollzone (CTR)<br />

eingerichtet, die bei eng benachbarten Flugplätzen ineinander übergehen können. Diese<br />

Kontrollzonen gelten ohne zeitliche Einschränkung; bei vielen militärisch genutzen Flugplätzen<br />

kann die Kontrollzone am Wochenenden und Feiertagen aufgehoben sein. Solche zeitlich<br />

aktivierten Kontrollzonen werden mit „HX“ gekennzeichnet. In sie darf nur eingeflogen werden,<br />

wenn sie nicht aktiviert sind; die Information darüber erfolgt per Funk.<br />

Der Nahverkehrsbereich (TMA) dient dazu, den IFR-Verkehr vom Streckenflug auf den Landeanflug<br />

und vom Abflug auf den Streckenflug überzuleiten. Nahverkehrsbereiche haben unterschiedliche<br />

horizontale Ausdehnungen und können nach ihrer Obergrenze gestaffelt sein:<br />

TMA-A reicht bis 1000 ft GND, TMA-B reicht bis 1700 ft GND. Ihre Untergrenzen folgen dabei<br />

dem topographischen Verlauf der Erdoberfläche.<br />

4.7.3 Flugbeschränkungs- und Sperrgebiete<br />

In Europa gibt es mehrere Arten von Flugbeschränkungs- und Sperrgebieten:<br />

Flugbeschränkungsgebiete (ED-R)<br />

Gefahrengebiete (ED-D)<br />

Gebiete mit Transponderpflicht (TMZ)<br />

Segelflugbeschränkungsgebiete<br />

Luftsperrgebiet (ED-P)<br />

Für Flugbeschränkungsgebiete (ED-R) gilt für die Dauer ihrer Wirksamkeit ein generelles<br />

Durchflugverbot. In Einzelfällen kann die zuständige Flugsicherungsstelle ein Durchfluggenehmigung<br />

erteilen. Flugbeschränkungsgebiete sind vor allem in den Gebieten anzutreffen,<br />

in denen der Luftverkehr vor militärischen Aktivitäten zu schützen ist. Ihre Abmessungen richten<br />

sich nach den örtlichen Gegebenheiten.<br />

Gefahrengebiete (ED-D) haben ebenfalls unterschiedlichste Abmessungen. Sie finden sich in<br />

der Regel über Küstenschießplätzen. Ihre Wirksamkeit ist an Wochenenden und Feiertagen<br />

meist aufgehoben. In Gefahrengebiete kann auf eigenes Risiko(!) eingeflogen werden.<br />

Gebiete mit Transponderpflicht (TMZ) finden sich zurzeit in den Gebieten um Friedrichshafen<br />

und Paderborn. In einem solchen Gebiet müssen alle Luftfahrzeuge einen Transponder mit<br />

automatischer Höhenübermittlung ausgerüstet sein. Ausnahmen hiervon können von der<br />

zuständigen Flugsicherungsstelle erteilt werden. – Solche Transponder sind sehr teuer und<br />

daher in Hängegleiter- und Gleitschirmkreisen wenig verbreitet.<br />

In Segelflugbeschränkungsgebieten ist der Betrieb von Segelflugzeugen, Gleitschirmen und<br />

Hängegleitern untersagt, soweit nicht von der zuständigen Flugsicherungsstelle Ausnahmen<br />

zugelassen sind. Diese Ausnahmen sehen in der Regel vor, dass Freigaben bei der Flugverkehrskontrollstelle<br />

einzuholen sind. Führer von Segelflugzeugen, Gleitschirmen und Hänge-


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 165<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

gleitern müssen auf vereinbarten Flugfunkfrequenzen während des Fluges durch ein Segelflugbeschränkungsgebiet<br />

ständig in Hörbereitschaft bleiben.<br />

4.7.4 Militärisches Tiefflugsystem<br />

Flüge mit militärischen Strahlflugzeugen erfolgen überwiegend nach Sicht und an Werktagen.<br />

Sie sind nicht an feste Strecken und Höhen gebunden, wobei der gesamte Luftraum unterhalb<br />

von 1500 ft GND genutzt wird. Dabei wird zwischen zwei Tieffluggebieten unterschieden, dem<br />

1000-ft- und dem 250-ft-Tieffluggebieten.<br />

Die Höhenangabe zeigt dabei die minimale Flughöhe der Militärmaschinen an, d. h. in einem<br />

250-ft-Tieffluggebiet muss mit Militärmaschinen in einer Höhe zwischen 250 und 1500 ft<br />

gerechnet werden. 250-ft-Tieffluggebiete sind in den Karten mit roten Punkten umrandet.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

4.7.5 ICAO-Karte<br />

Wenn mit Tiefflügen zu rechnen ist, sollten Flüge soweit möglich und zulässig,<br />

oberhalb von 1500 ft durchgeführt werden. Bei Start und Landung sollte der<br />

Bereich zwischen 250 und 1500 ft Höhe so schnell wie möglich durchflogen<br />

werden.<br />

Die ICAO-Luftfahrtkarte wird jährlich von der Deutschen Flugsicherung GmbH (DFS) im Maßstab<br />

1:500.000 herausgegeben. Sie stellt einen Teilbereich des unteren Luftraums, von GND<br />

bis FL 100, dar. In ihr werden sämtliche Luftraumklassen mitsamt deren Unterklassen eingetragen.<br />

Da die Gliederung des Luftraums ständigen Änderungen unterliegt, ist es für einen<br />

Piloten Pflicht, sich immer nur anhand der neuesten Karten zu orientieren.<br />

4.7.6 Luftgebietsverletzungen<br />

Wer laut LuftVG (§ 62) als Führer eines Luftfahrzeugs den Anordnungen über Luftsperrgebiete<br />

und Gebiete mit Flugbeschränkung zuwiderhandelt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren<br />

oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwerer Strafe<br />

bedroht ist. Wer die Tat fahrlässig begeht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder<br />

mit Geldstrafe bis zu einhundertachtzig Tagessätzen bestraft.<br />

Ordnungswidrig verhält sich ein Pilot laut LuftVO (§ 43), wenn er vorsätzlich oder fahrlässig<br />

einen untersagten Flug in kontrolliertem Luftraum ausführt.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 166<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.8 Haftung und Versicherung<br />

4.8.1 Verschuldungs- und Gefährdungshaftung<br />

Wer fahrlässig oder vorsätzlich einen Schaden verursacht, muss laut BGB (§ 823) dem<br />

Geschädigten den Schaden zu ersetzen. Ersatzpflichtig ist hierbei immer der Schuldige, im Luftsport<br />

also immer der Pilot. Diese so genannte Verschuldungshaftung entfällt jedoch, wenn ein<br />

Verschulden fehlt. Dies kann z. B. passieren, wenn der Pilot während des Fluges ohnmächtig<br />

wird und dadurch einen Drittschaden verursacht.<br />

In diesem Fall tritt die Gefährdungshaftung an Stelle der Verrschuldungshaftung. Sie sorgt<br />

dafür, dass der Geschädigte einen zweiten Ersatzanspruch hat, wenn der Schaden nicht fahrlässig<br />

oder vorsätzlich entstanden ist. Die Gefährdungshaftung wurde besonders für den Kraftfahrzeug-<br />

und Luftverkehr geschaffen, weil von Kraft- und Luftfahrzeugen eine besondere<br />

Gefahr ausgeht, der die bloße Verschuldungshaftung nicht gerecht wird.<br />

Wird beim Betrieb eines Luftfahrzeugs durch Unfall jemand getötet, sein Körper oder seine<br />

Gesundheit verletzt oder eine Sache beschädigt, so ist laut LuftVG (§ 33) der Halter des Luftfahrzeugs<br />

dazu verpflichtet, den Schaden zu ersetzen. Wer Personen zu Luftfahrern ausbildet,<br />

haftet diesen Personen gegenüber nur nach den allgemeinen gesetzlichen Vorschriften.<br />

Benutzt jemand das Luftfahrzeug ohne Wissen und Willen des Halters, so ist er an der Stelle<br />

des Halters zum Ersatz des Schadens verpflichtet. Wenn die Benutzung des Luftfahrzeugs<br />

durch das Verschulden des Halters ermöglicht worden ist, so ist das Halter zum Ersatz des<br />

Schadens weiterhin verpflichtet. Ebenso bleibt der Halter zum Ersatz des Schadens verpflichtet,<br />

wenn der Benutzer vom Halter für den Betrieb des Luftfahrzeugs angestellt oder dem Benutzer<br />

das Luftfahrzeug für den Betrieb überlassen worden ist.<br />

4.8.2 Versicherungspflicht<br />

Laut LuftVG (§ 43) ist jeder Halter eines Luftfahrzeugs dazu verpflichtet, eine Haftpflichtversicherung<br />

abzuschließen.<br />

Die zuständige Stelle kann sich dabei laut LuftVZO (§ 103) jederzeit den Versicherungsschein<br />

vorlegen lassen und den Nachweis über die Zahlung des letzten Beitrags verlangen. Zusätzlich<br />

muss als Versicherungsnachweis eine Bescheinigung mitgeführt werden, aus der Umfang und<br />

Dauer des Versicherungsschutzes ersichtlich sind. – Wer diese Bescheinigung nicht mit sich<br />

führt, handelt laut LuftVZO (§ 108) ordnungswidrig.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 167<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

4.8.3 Flugsportrisiko und Versicherungen<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Unkalkulierbare Risiken<br />

Auf unserem Internetauftritt (http://www.sky-team.de) haben wir im Bereich<br />

„Service“ verschiedene Versicherungen auf ihre „Gleitschirmtauglichkeit“ hin<br />

überprüft. Die Liste der empfohlenen Versicherungen halten wir für Dich stets<br />

aktuell.<br />

Wichtig ist vor allem die Absicherung von unkalkulierbaren Risiken. Dazu gehören z. B.<br />

Haftungsrisiken, das Risiko eines Unfalls oder einer Berufsunfähigkeit. Niemand kann voraussagen,<br />

wie hoch solche Schäden wirklich werden.<br />

Die Haftplichtversicherung ist ein Muss für jeden Gleitschirmpiloten! Zum einen darfst Du ohne<br />

Haftpflichtversicherung nicht fliegen, zum anderen musst Du laut BGB (§ 823) für den Schaden,<br />

den Du anderen zufügst in unbegrenzter Höhe aufkommen. Dazu zählen u. a. Schmerzensgeld,<br />

Arztkosten und Rentenzahlungen. – Haftpflichtversicherungen, die das Flugsportrisiko mit einschließen,<br />

sind in der Regel sehr teuer. Eine günstige, gleichwertige Alternative ist eine<br />

„normale“ Haftpflichtversicherung und einer zusätzlichen Flugsport-Versicherung, wie sie z. B.<br />

der DHV anbietet.<br />

Eine Unfallversicherung deckt die Kosten ab, die entstehen, wenn Du z. B. nach einem Unfall<br />

auf einen Rollstuhl angewiesen bist. Die folgenden Kosten für den Umbau Deiner Wohnung,<br />

Deines Autos etc. werden normalerweise von keiner anderen Versicherung erstattet. Schon<br />

allein deshalb lohnt es sich, zusätzlich eine Unfallversicherung abzuschließen.<br />

i<br />

Hinweis!<br />

Die gesetzliche Unfallversicherung gilt nur während der Arbeit bzw. auf dem<br />

täglichen Weg zur Arbeit. Sie gilt nicht bei freizeitlichen Aktivitäten wie dem<br />

Gleitschirmfliegen!<br />

Die Berufsunfähigkeitversicherung ist eine absolut notwendige Versicherung im Flugsport. Wer<br />

durch Krankheit oder durch einen Unfall seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, hat dadurch in<br />

der Regel Einkommensverluste zu erwarten. – Die gesetzliche Rentenversicherung leistet oft<br />

nur einen Bruchteil des bisherigen Einkommens; während der ersten fünf Jahre des Berufslebens<br />

besteht sogar überhaupt kein Anspruch auf Berufs- oder Erwerbsminderungsrente.<br />

Selbstständige haben meist überhaupt keinen Anspruch auf Zahlungen der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung.<br />

Kalkulierbare Risiken<br />

Wenn Du oft außerhalb von Deutschland unterwegs ist, ist eine private Auslandskrankenversicherung<br />

sehr empfehlenswert. Auch im EU-Ausland reicht der normale Versicherungsschutz<br />

kaum aus, da bei einem etwaigen Rücktransport Kosten von mehreren Zehntausend<br />

Euro keine Seltenheit sind.<br />

An dieser Stelle springt auch die Deutsche Rettungsflugwacht (DRF) ein: Ab einem Mindest-<br />

Förderbeitrag von 9 Euro im Jahr über den DHV kann man den fliegenden Rettungsdienst<br />

unterstützen und somit auch Leben retten. Wer als Fördermitglied die DRF unterstützt, kann im<br />

Notfall auch ihren Dienst in Anspruch nehmen: Die DRF übernimmt für Dich bei Bedarf die<br />

Notfallrettung, internationale Intensivtransporte, Betreuung im Ausland uvm.<br />

Eine normale Lebensversicherung macht wenig Sinn, wenn man seine Familie nach einem<br />

tödlichen Unfall gut versorgt haben will. In diesem Fall empfehlen wir Dir eine Risikolebensversicherung;<br />

diese macht vor allem dann Sinn, wenn Du z. B. ein Haus gebaut hast.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 168<br />

Kapitel 4 „Luftrecht“<br />

Eine Rechtsschutzversicherung deckt die Kosten eines möglichen Gerichtsverfahrens ab. Geldstrafen,<br />

die bei einem Gerichtsverfahren ausgesprochen werden, deckt eine solche Versicherung<br />

aber nicht ab; Auch deckt eine solche Versicherung längst nicht für alle Streitigkeiten<br />

die Kosten. Ferner gibt es für jeden Lebensbereich unterschiedliche Rechtsschutzversicherungen:<br />

Mietrechtsschutz für Mieter, Berufrechtsschutz für Selbstständige usw. Es ist<br />

daher nicht einfach, eine Versicherung zu finden, die Flugunfälle mit abdeckt.<br />

Eine Diebstahl- und Kaskoversicherung für Deinen Gleitschirm wird nur von sehr wenigen Versicherungen<br />

abgeboten. In der Regel sind Luftsportgeräte und deren Bauteile, nicht aber das<br />

Zubehör wie Instrumente und Bekleidung versicherungsfähig. Im Schadenfall errechnet sich der<br />

Auszahlungsbetrag aus dem gültigen Zeitwert abzüglich einem Selbstbehalt von 1 /3.<br />

Aufgrund der neuen Rentensituation empfiehlt sich eine private Altersvorsorge, die z. B. aus<br />

einer Lebensversicherung oder aus einem Aktienfond bestehen kann. Wirst Du durch einen<br />

Flugunfall arbeitsunfähig, so kannst Du durch diese Altersvorsorge die Dir gesetzlich<br />

zustehende, aber sehr gering ausfallende „Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit“ um<br />

einiges aufstocken. In Verbindung mit den Zahlungen aus der Unfallversicherung hast Du so ein<br />

ausreichendes Polster.<br />

Krankenversicherungen zahlen in der Regel nur die Genesungskosten nach einem Unfall.<br />

Bleibst Du aber dennoch an einen Rollstuhl gebunden und besteht keine Aussicht auf weitere<br />

Genesung, so stellt die Krankenversicherung ihre Zahlungen ein. Ferner kommt eine Krankenversicherung<br />

nur für die nötigsten Kosten auf; am Beispiel eines Rollstuhls bezahlt eine<br />

Krankenversicherung in der Regel nur das Basismodell, für ein besseres Modell musst Du den<br />

Differenzbetrag selbst tragen.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 169<br />

Kapitel 5 „Buchtipps, Videos und Internet-Links“<br />

5 Buchtipps, Videos und Internet-Links<br />

Buchtipps<br />

Dieses <strong>Skript</strong> ist keinesfalls vollständig. Daher empfehlen wir Dir zumindest eines der beiden<br />

folgenden Bücher, die auf die Ausbildung im Aufbau- und Höhenflugkurs abgestimmt sind, zu<br />

erwerben:<br />

• Janssen, Slezak, Tänzler: „Gleitschirmfliegen“: Nymphenburger (2003)<br />

• Jursa, Schmalzl: „Paragleiten“: Jursa-Consulting, 83646 Bad Tölz<br />

Videos:<br />

Buch hin, Buch her – es ist meist schwer, sich Geschriebenes bildlich vorzustellen. Daher hat<br />

der DHV verschiedene Videos herausgebracht, die Du über unsere Flugschule bestellen<br />

kannst. Eines dieser Videos ist besonders für den Aufbau- und Höhenflugkurs geeignet:<br />

• „Starten, Steuern, Landen“: DHV<br />

Internet-Links<br />

Im Internet existieren zahllose Seiten, die sich mit dem Gleitschirmfliegen beschäftigen. Aus<br />

diesem Grund stellen für Dich wichtige Seiten vor:<br />

• http://www.sky-team.de<br />

Der Internetauftritt unserer Gleitschirmschule mit vielen Informationen rund um unsere<br />

Flugschule.<br />

• http://www.dhv.de<br />

Der Internetauftritt des DHV, der einen umfassenden Überblick über das Gleitschirmfliegen<br />

vermittelt. Hier findest Du stets Aktuelles rund um Technik, Sicherheit und vieles<br />

mehr.<br />

• http://www.gleitschirm-faq.de/Sicherheit/ErsteHilfe/<br />

Diese Internetseite befasst sich sehr ausführlich mit den Erste-Hilfe-Leistungen bei<br />

einem Flugunfall.<br />

• http:/www.wetterzentrale.de<br />

Der Internetauftritt der Wetterzentrale. Speziell für den Bereich Karlsruhe findest Du hier<br />

Wettervorhersagen und Wetterkarten, nach denen Du Deine Flüge planen kannst.<br />

• http://www.wolkenatlas.de<br />

Der Internetauftritt von Bernhard Mühr. Hier findest Du einen umfassenen Wolkenatlas;<br />

über 2000 Wolkenaufnahmen sind hier übersichtlich geordnet dargestellt.<br />

• http://www.luftrecht-online.de<br />

Auf dieser Seite findest Du sämtliche Regelwerke zum Thema Flugrecht.<br />

• http://www.flug-wetter.at/anmeldung/<br />

Auf dieser Seite findest Du Flugwetterberichte für ganz Österreich.<br />

• http:/profi.wetteronline.de/<br />

Auf dieser Seite findest Du alle wichtigen Wetterkarten, die Du zu Deiner Flugplanung<br />

benötigst.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 170<br />

Kapitel 5 „Buchtipps, Videos und Internet-Links“<br />

• http://wetterstationen.meteomedia.de<br />

Auf dieser Seite findest Du sämtliche Wetterstationen in Mitteleuropa, den Großteil<br />

davon in Deutschland.<br />

• http://www.schwerelos.de<br />

Das Flugportal rund um den Flugsport mit Gleitschirmen und Hängegleitern. Hier findest<br />

Du ebenso wie bei den Seiten des DHV viele Informationen rund um unseren Sport.


<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding 171<br />

Kapitel 6 „Impressum“<br />

6 Impressum<br />

<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong><br />

<strong>Sky</strong>-<strong>Team</strong> – Paragliding<br />

Michael Wagner<br />

Schwarzwaldstr. 30<br />

76593 Gernsbach<br />

Tel.: 0 72 24 / 99 33 - 65<br />

Fax: 0 72 24 / 99 33 - 26<br />

info@sky-team.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!