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Lange Fassung

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Der Schüler Gerber<br />

von Friedrich Torberg<br />

I.) Kupfer, Gott m. b. H. (Seite 7)<br />

Die Klasse ist unsicher. Wer ist dieser neue Klassenvorstand namens Kupfer? Ist er<br />

wirklich so schlimm, wie man sagt? Wieso nennen ihn alle „Gott“ Kupfer? Bereits<br />

bei der Anfangrede hört der faule, aber schlaue Schüler Gerber im<br />

Unterbewusstsein die Worte des Professors „den Gerber... den kriege ich nieder“.<br />

Er scheint ein Gott zu sein. Die Aufmerksamkeit der Schüler in voller Kontrolle zu<br />

haben. Jedes Zucken, jedes Zwicken, jedes Jucken scheint er zu bemerken. Er<br />

kontrolliert die Schüler vollständig. Er. Gott Kupfer. In strahlender Vollkommenheit.<br />

II.) Einzug der Gladiatoren. Gong (S. 32)<br />

Darstellende Geometrie und Mathematik sind keine Gegenstände, die Kurt Gerber<br />

aus dem ff zaubert. Er ist ein guter Mathematiker, aber bereits bei der ersten<br />

Konfrontation mit Kupfer wird Kurt klar, dass er nicht nur irgendjemanden vor sich<br />

stehen hat. Es ist Gott Kupfer, der ihn jederzeit auf Nicht Genügend prüfen kann.<br />

Kurt beginnt die große Gefahr zu realisieren. Den Mitschüler Severin hat es bereits<br />

erwischt.<br />

Mattusch (Deutsch), Prochaska (Geschichte/Geographie), Filip (Chemie), Niesset<br />

(Latein), Pochert (Franz.), Hussack (Physik), Riedl (Naturgeschichte) ... die anderen<br />

Professoren kommen auch ins Gespräch. Mattusch mit seinen Lieblingsworten<br />

„asso“ und „nichtwa“. Die Worte klingen kurz und gezischt. Prochaska erwähnt<br />

gleich in der ersten Stunde, dass dies sein letztes Jahr sein wird. „Ich bin ein alter<br />

Mann, ich gehe heuer in Pension“. Hussak nennt seine Schüler „Vogerl“ und Filip<br />

macht ihnen die Bedeutung dieses Jahres klar. 8. Klasse. Maturaklasse. Oktavaner<br />

können sich nicht mehr zurücklehnen. Kein Lehrer will es ihnen schwer machen,<br />

aber alle müssen eine Leistung bringen. Zumindest eine Genügende. Trotzdem<br />

bleibt nur er das wichtigste Thema: Gott Kupfer.<br />

Ah ja... irgendwas fehlt Kurt in diesem Jahr. Irgendwas stimmt mit der Sitzordnung<br />

nicht. Lisa ist es. Sie fehlt. Fräulein Berwald arbeitet ab jetzt in einem<br />

Kunstgewerbeatelier Dremon und hat somit die Schule verlassen. Wieso? Wieso<br />

hat ihm niemand etwas gesagt? Gleich in der Chemiestunde schreibt Kurt seiner<br />

(heimlichen) Liebe einen Brief. Gleich nach der Schule rennt er ins Papiergeschäft<br />

und steckt den Brief in einen Briefumschlag. Kurt schreibt trotz Einwandes des<br />

Buchhändlers „Frl. Berwald“ hinauf und wirft den Brief in einen Postkasten.<br />

Daheim fühlt er sich auch unwohl. Dieses Schweigen. Vater fragt, was in der<br />

Schule losgewesen sei. Nichts. Dann kommt die unerhoffte Frage: Wen hast du als<br />

Klassenvorstand? Kurt kennt die Bedeutung dieser Frage und versucht ganz ruhig<br />

zu antworten: Kupfer. Schweigen. Ganz still. Hat Vater mich überhaupt gehört? Kurt<br />

blickt zu ihm hinüber. Sein Vater atmet unregelmäßig und schwitzt. Seine Mutter<br />

sorgt sich um ihn. Vater darf sich nicht zu sehr aufregen. Sein Herz ist schwerkrank.<br />

In dem Moment meint sein Vater „Dann musst du eben aus der Schule raus“. Wie?<br />

Nach einer etwas längeren Diskussion ist Kurt verwirrt. Er geht schlafen. Er kann<br />

aber nicht. Nur wegen Kupfer regt sich Vater so auf? Ist eine Matura wirklich so<br />

bedeutend? War es richtig, dass ich jetzt die volle Verantwortung über meine Noten<br />

gegenüber meinen Eltern genommen habe? Kurt ist verunsichert. Was erwartet ihn<br />

in den nächsten 10 Monaten?<br />

III.) Drei Begegnungen (S. 61)<br />

Die Zeit vergeht. Es regnet. Die Raucher sperren sich auf dem Abort ein. Es<br />

beginnt der Alltagstrott. Die ersten Schularbeiten nähern sich. Deutsch. Latein.


Französisch. Kurt sitzt in der hintersten Reihe. Zum Glück ist sein Freund Weinberg<br />

in der Nähe. Im Vorjahr hat er Mathematik-Beispiele noch von Lisa abschreiben<br />

können. Kurt hat sich später entschlossen eines der Abschreiben als Ursprung<br />

seiner Liebe anzusehen. Lisa? Sie hat noch immer nicht geanwortet. Er hat es sich<br />

auch abgewöhnt nachzuforschen, ob der Brief wohl angekommen ist.<br />

Eines Tage steht sie dann im Klassenzimmer. Die Mitschüler umringen sie. Kurt ist<br />

sitzen geblieben. Kurt ist nicht daran interessiert sich auf sie zu stürzen. Die Klasse<br />

wusste auch nicht, dass Kurt in sie verliebt ist. Er wollte sie lieber in Ruhe<br />

abfangen, wenn sie zum Physiksaal gehen. Plumpe Lüsternheit nach dem<br />

Köstlichen. So beschreibt er die Situation, wie seine Mitschüler Lisa auf dem Weg<br />

zum Saal umringen. Es ist Eifersucht, die er verspürt; Kurt weiß es. Kurt kommt<br />

nicht zu der Möglichkeit mit ihr zu sprechen.<br />

Während der Stunde – kurz nach dem Lisa die Schule wieder verlassen hat – bittet<br />

Kurt Hussak nach draußen gehen zu dürfen. Mit der Lüge ihm sei nicht gut, rennt er<br />

Lisa hinterher. Nach einem kurzen Wortwechsel muss er auch schon wieder<br />

zurück. Montag möchte er sie wiedersehen.<br />

Als Kurt zurücklauft, zündet er eine Zigarette an. „Gerber können sie nicht<br />

grüßen?“. Kurt erschrickt, als Kupfer ihn erwischt. „Gerber... es ist Unterricht.<br />

Möchten Sie gefälligst aufhören zu rauchen, wenn ich mit ihnen rede?“. Er lässt<br />

Kurt nicht nach einer Ausrede suchen. Sein Bein schmerzt und blutet, weshalb er<br />

zum Arzt muss. Hussak hätte ihn zum Arzt geschickt. Doch Kupfer lässt ihn nicht<br />

ausreden. Diese Begegnung war gar nicht gut. Kurt rennt in die Schule und<br />

Kurt kommt sehr spät in die Stunde zurück. Es hat schon wieder geläutet. Hussak<br />

nimmt die Sache sehr gelassen, aber er warnt Kurt. Bald käme die Inspektion des<br />

Direktors. Wenn dieser solche eine Sache bemerken würde, --. Oder wenn es Kurts<br />

Mathelehrer erfähre... Was? Kupfer hat Kurt beim Verlassen der Schule gesehen?<br />

„Gerber! Idiot! Armer, armer Gerber!“<br />

IV.) Blicke um X (S. 76)<br />

Zuhausebleiben! Das dachte Kurt als er morgens aufwachte. Sein – wirklich –<br />

blutiges Knie schmerzte. Nicht in die Schule gehen. Ein paar Tage lang. Er bleibt im<br />

Bett. Am folgenden Tag kommt Weinberg vorbei. Er wunderte sich. Kurt krank? Alle<br />

dachten, er schwänzt und sei bei Lisa. Die Sache mit Hussak wegen Lisa war ja<br />

eindeutig. Kurt möchte näher erfahren, welche Gerücht in der Schule jetzt über ihn<br />

herum erzählt werden. Doch Weinberg verweigert. Dann kann sich Kurt nicht mehr<br />

halten und offenbart sein Geheimnis: „Ich liebe Lisa“. Weinberg ist sprachlos, doch<br />

Kurt bittet ihn Lisa einmal objektiv zu betrachten. Weinberg schlägt ein anderes<br />

Thema an: Morgen ist eine Mathematik-Schularbeit. „Ich bin krank“, meint Kurt.<br />

Dennoch befindet er sich in einer Gewissenskrise. Fällt es positiv auf, wenn Kurt<br />

trotz Krankheit in die Schule kommt? Nein... Kupfer ist das egal. Aber die Krankheit<br />

ist ja nachweisbar? Kurt darf aber nicht nach ein paar Bankfragen klassifiziert<br />

werden. Kann er noch eine Formel? Ja, aber reicht das aus?<br />

„Realgymnasium XVI, I. Halbjahr, VIII. Klasse, Name: Gerber Kurt, Inhalt:<br />

Mathematische Schularbeiten“ notiert Kurt am nächsten Tag auf sein Heft. Es<br />

läutet. Alle verstummen. Auch die Raucher kommen jetzt in die Klasse. Kupfer trägt<br />

Namen ins Klassenbuch ein. Lewy, Nowak, Kohl, Gerber... was? Gerber ist hier?<br />

„Es hätte auch peinliche Konsequenzen für Sie gehabt, wenn Sie den Schwindel<br />

mit Ihrer Krankheit weitergetrieben und die Schularbeit geschwänzt hätten“,<br />

erwähnt Kupfer. „Ich habe weder geschwindelt noch geschwänzt!“. „Was Sie nicht<br />

sagen! Dabei sind Sie mittwochs noch während des Unterrichts recht gesund auf<br />

der Straße herum gegangen.“ Kurt merkte die Falle. Kupfer hatte ihn. Um die Sache<br />

schnell abzuschließen, meint Kurt: „Ich bringe morgen das ärztliche Attest.“<br />

Alle sind verwundert. Normalerweise werden immer verschiedene Gruppen der


Schularbeit ausgeteilt. Kupfer verzichtet darauf. Das macht das Schummeln<br />

leichter. Kupfer schreibt die Beispiele auf die Tafel. Die Schüler schreiben ab. Und<br />

sofort rechnen alle. Außer Kurt. Die Beispiele sind von keinem Gebiet in dem er<br />

bewandet ist. Was hat dieses X zu bedeuten? Ist das nicht eine arithmetische<br />

Reihe? Kurt schwindelt. Er blickt nach Weinbergs Zettel. Doch kaum wendet er<br />

seinen Kopf rüber, erschwischt ihn Kupfer. Kurt ist machtlos. Was soll er tun?<br />

Gleich ist die Stunde zu Ende. Weinberg steckt ihm einen Zettel zu. Mit<br />

gerechneten Beispielen. Noch eine Sekunde, dann hat er den Zettel – Kupfer starrt<br />

eh in seine Zeitung. „So... lieber Gerber. Darf ich Sie bitten in dieser Stellung zu<br />

verbleiben?“. Jetzt hat Kupfer es bemerkt. Das war's. Es ist eben aus.<br />

„So ein Schweinkerl!“. Kupfer hat in den Querbug der Zeitung mit der Schere drei<br />

kleine kreisrunde Löcher geschnitten, bemerken die Klassekollegen nachdem<br />

Kupfer schon die Klasse verlassen hat. Er hat deshalb alles mitbekommen.<br />

V.) Der Zelter strauchelt (S. 93)<br />

Es war November. Die Sache stand am Anfang. Und schon landete der blaue Brief<br />

in seinem Postkasten. Er informierte die Eltern darüber, dass Kurt in diesem<br />

Schuljahr evtl. mit Nicht Genügend beurteilt wird. So arg hätte es sich Kurt nicht<br />

vorgestellt. Kurt bezeichnet diesen Zettel als schamloseste Gemeinheit. Er setzt die<br />

gefälschte Unterschrift seines Vaters darunter und beschreibt es als „Schwindel mit<br />

Moral“.<br />

Kurt war krank. Sein Fieberthermometer stieg auf 40°. Und das genau am Montag.<br />

Wo er Mathematik gehen und Lisa anrufen sollte. Er lässt sich von Weinberg bei<br />

Lisa entschuldigen.<br />

Zurück in der Schule ermahnt Kupfer ihn gleich wieder. Seine Ausrede - Hussak<br />

hätte ihn mit dem blutigen Knie zum Arzt geschickt - war gelogen. Kupfer vergisst<br />

nichts. Gar nichts. In diesen Tagen ereilte Kurt auch die erste reguläre Prüfung bei<br />

Kupfer (sonst waren es nur Bankfragen). Nicht Genügend. Kurt wundert es nicht.<br />

Kurt bekam Angst. Vor jeder Prüfung. Jederzeit konnte es ihn erwischen. Immer<br />

enger schnürrt sich diese Angst. Aber Kupfer hatte ja nicht einmal die gefälschte<br />

Unterschrift bemerkt?!<br />

Kurt versucht es mit umgekehrter Strategie. Er macht Hausaufgaben. Er bemüht<br />

sich. Er zeigt es auch Kupfer. Es gibt keine formelle Heimlichkeit. Doch Kupfer lässt<br />

sich nicht beeindrucken. Bei Niesset fällt er seit neuestem negativ auf. Mitten in der<br />

Stunde faltet Kurt eine riesige englische Zeitung in seiner Bank auf. Niesset bekam<br />

ein rotes Gesicht und tobte.<br />

Kupfer spricht Benda darauf an, dass er ihn nach der Pause am Gang gesehen<br />

hätte. Benda entgegnet er sei am Wasserklosett gewesen. Er könne nicht auf<br />

Befehl wässern. Man merkt: Auch wenn die Situation in der Klasse der Oktavaner<br />

lockerer wird, so ist sie trotzdem angespannt. Kupfer prüft die ganze Klasse. Einer<br />

nach dem anderen. Nicht Genügend. Nicht Genügend. Nicht Genügend. Benda holt<br />

er fünf Mal hinaus. Hintereinander. Benda bleibt gleich stehen. Er komme eh gleich<br />

wieder dran, argumentiert er. Doch Kupfer erlaubt es ihm nicht. Deshalb setzt<br />

Benda sich in die Bank und bleibt sitzen. Nicht Genügend wegen Verweigerung des<br />

Gehorsams.<br />

Die Klasse diskutiert in der Pause. Es geht um Kupfer und Benda's Sehrgut, die er<br />

normalerweise bekommt. Als Schönthal Kurt beschimpft, dass er sowieso<br />

durchfiele, saust in dem Moment Weinbergs Faust an Kurt vorbei und trifft<br />

Schönthal ins Gesicht. Die Sache wurde emotional.<br />

Auch in Borcherts Stunde kommt es zu Konfrontationen mit Zasche. Als Kurt<br />

Zasche verteidigt und Borchert provoziert, lässt sich dieser aber nicht auf eine<br />

Konfrontation ein. Peinlich. Zuerst die Sache mit Schönthal und jetzt mit Borchert.<br />

Kurt knickt ein.


VI.) Sechstes Kapitel (S. 116)<br />

Auch wenn Kurt wenig von Lisas Vorleben weiß, weiß er dass sie schon mit vielen<br />

„gegangen ist“. Brumm, Otto Engelhart... noch heute ist sie mit Otto Engelhart<br />

zusammen.<br />

Ein Skizug. Alle saßen im Zug und verbrachten die Weihnachtsferien mit Skifahren.<br />

Willi Wagenschmid, Paul Weismann, Boby Urban, Otto Engelhart, Hilde Fischer,<br />

Lisa und Kurt. Bald schlafen alle. Es ist ruhig und finster im Zug geworden. Kurt<br />

aber denkt nur an sie: Lisa. Sie ist schwer zu erkennen. Sie sitzt auf der anderen<br />

Seite neben Otto. Kurt versucht sie mit dem Fuß anzutippen. Als Paul sich<br />

ausstrecken möchte (er hat wohl zu viel Kognak getrunken), wird es eng im Abteil.<br />

Lisa beschließt den Raum zu verlassen. Und nimmt Kurt mit.<br />

Kurt kommt Lisa näher. In der Ecke der Verbindungstür stehen sie sich gegenüber<br />

und reden. Kurt befindet sich dauernd in Gedanken daran, dass er sie küsst.<br />

An einem nebeligen Nachmittag gehen sie in die „Bar“. Ein Klavierspieler spielt<br />

Tanzmusik. „Willst du tanzen, Lisa?“ fragt Kurt. „Du wirst ihm doch keinen Korb<br />

geben“, provoziert Otto Lisa. „Natürlich nicht!“ und sie gehen auf das Tanzparkett.<br />

Und wieder kommen sie sich näher. Für Kurt ist es wie ein Traum. Er ist so<br />

glücklich, dass Lisa nicht gut tanzen kann. Es beruhigt ihn, weil er Angst hat, sie<br />

könne es besser als er. Doch bald ist das Stück wieder zu Ende und der<br />

Klavierspieler beendet es mit einem brummigen Bassakkord.<br />

Die Tage vergehen. Eines Nachmittags hat er das Nachtmahl verschlafen. Lisa und<br />

Paul machten sich schon Sorgen. Sie wünscht ihm eine gute Nacht und geht<br />

ebenfalls schlafen. Paul bleibt im Zimmer übrig (er wohnt in Kurts Zimmer). „Liebst<br />

du sie sehr?“. Kurt war nicht verwundert. Es war ihm klar, dass es bereits alle<br />

wussten. Kurt fragt im Gegenzug, ob es unrichtig oder unangebracht sei, dass er<br />

sie liebe. Paul möge ehrlich sein. Kurt wisse, dass viel Schlechtes über Lisa erzählt<br />

wird. Paul meine es sei schon ok, dass jemand Lisa liebe. Aber nicht auf diese Art<br />

und Weise. Kurt versteht nicht. „Hast du Lisa schon einmal gehabt?“, will Paul<br />

wissen. „Ich muss in jedem Fall mit Nein beantworten. Du kannst es auffassen wie<br />

du willst“. Kurt könne nicht mehr zurück. Seit einem Jahr liebt er Lisa schon. In der<br />

Zeit hätte er sie schon längst erobern müssen. Schon längst mit ihr schlafen<br />

müssen. „Gute Nacht!“<br />

Am nächsten Tag reißt Kurt einen Stern. In seiner Gedankenlosigkeit hat er nicht<br />

einmal mitbekommen, wie er gestürzt ist. Auf jeden Fall richtet ihm am Abend Otto<br />

aus, dass Lisa ihn sehen wolle. Nach dem (sehr vertraulichen) Gespräch fragt ihn<br />

Otto, ob er bei Lisa war. Kurt beruhigt ihm und macht ihm klar, dass er bereits<br />

länger ein nähere Verhältnis zu Lisa hat und Otto es sowieso schon wisse. Otto<br />

zügelt seine Eifersucht und wünscht Kurt eine gute Nacht.<br />

Zurück im Zimmer liegt Paul wach im Bett. Kurt macht Paul darauf aufmerksam,<br />

dass er irrt. Er irrt als er meinte, er bekäme Lisa nicht. Nach Lisa's Abschiedsworten<br />

„Ich habe dich auch lieb“ ist ihm klar geworden, dass es anders ist.<br />

VII.) Gerber Kurt, Katalognummer 7<br />

Kurt befindet sich im Zug nach Hause. Er musste seine Skiwoche abbrechen, weil<br />

ihn ein wichtiger Brief von Vater geschickt wurde. Er hat mit einem der Professoren<br />

gesprochen und alles weitere möge er daheim besprechen. Kurt macht sich keine<br />

Sorgen. Er ist mit den Gedanken bei Lisa und alles weitere werde eh noch<br />

besprochen.<br />

Daheim spricht er mit seinem Vater. Mattusch beschreibte Kurts Position in der<br />

Schule als sehr pessimistisch. Er mache sich ernsthafte Sorgen. Sein Vater hat<br />

deshalb beschlossen einen Hauslehrer zu engagieren. Prof. Ruprecht soll ihm in<br />

den nächsten Tagen aushelfen. Kurt überlegt. Er sieht es nicht als böse Tat seines<br />

Vaters an. Er ist froh darüber, sagt ihm aber mit einem Notizzettel ab. Er nimmt es


ihm nicht übel, aber er möchte es alleine schaffen.<br />

Sie diskutieren nicht lange. Sein Vater akzeptiert die Entscheidung seines Sohnes,<br />

aber warnt ihn: „Wenn du glaubst, dass Leben mit der Schule nichts gemein hat,<br />

dann bist Du im Irrtum“.<br />

Es geht aufwärts. Borchert war der erste Lehrer, der es offen aussprach. Kurts<br />

Noten waren zunehmend positiv. Doch die Klasse hat ein anderes Problem: Benda<br />

ist plötzlich verstorben. Kurt macht sich Sorgen. Wenn es Kurt statt Benda gewesen<br />

wäre, hätte dann auch niemand aufgezeigt, wenn gefragt werde, wer sein Freund<br />

war?<br />

Er trifft Lisa kurz und auch mit seinem Vater diskutiert er noch einmal. Doch Kurt<br />

weiß, dass er tief in der Patsche sitzt. Er muss was ändern. Langsam stellt sich<br />

heraus, wer die Durchfallenden sein werden. Die Halbjahreszeugnisse werden<br />

ausgeteilt.<br />

Wieder daheim hat er wieder andere Sorgen. Er ist verunsichert als er die mit<br />

Tränen gefüllten Augen seiner Mutter sieht. Ist Vater gestorben? Nein, noch nicht.<br />

Aber beim nächsten Mal, wenn er sich aufregt, wird sein Herz versagen. Der Doktor<br />

warnt davor. Jedes Aufregen ist zu vermeiden.<br />

Und das ausgerechnet jetzt, wo Vater sich das Halbjahreszeugnis sehen möchte<br />

und sich darüber aufregen wird. Die 2 5er bei Kupfer. Kurt spricht den Arzt darauf<br />

an. Ein Fünfer? Na und? Die Matura ist ja nicht das Leben. Kurt hat Hoffnung.<br />

Wieder wird ihm klar, dass die Matura eigentlich nicht so wichtig ist. Es geht ja ums<br />

Lernen; nicht um die Note.<br />

VIII.) Hart ist der Weg zum Misserfolg<br />

In der Schule nimmt die Verzweiflung zu. Es gibt immer mehr Probleme. Auch mit<br />

anderen Lehrern. Kurt befindet sich wieder in Gedanken. Wer hat das Recht<br />

Schüler zu klassifizieren? Wer sagt, dass ein Lehrer geeignet für den Beruf ist?<br />

Kurt hat Vater das Zeugnis gegeben. Zugleich hat er ihn auch beruhigen müssen,<br />

um sein Herz nicht zu strapazieren.<br />

Kurt ist zerstreut. Das Studium mit seinen Klassenkollegen gibt er auf. In der Klasse<br />

wird die Situation auch angespannter. In einer Stunde wollte Schleich den<br />

Klassenraum verlassen. Borchert versperrt ihm den Weg. Als Schleich trotzdem<br />

vorbei wollte, erhält Schleich von Borchert einen schallenden Schlag ins Gesicht.<br />

Schleich setzt sich sprachlos wieder nieder.<br />

In der Pause bilden sich zwei Parteien. Ist Borcherts Reaktion gerechtfertigt?<br />

Zusammen beschließen sie ein Forumlar auszufüllen in dem sie sich gegen<br />

Borchert aussprechen. Einige unterschreiben, aber zu wenige. Kurt ist frustriert.<br />

Teamgeist scheint zu fehlen. Kurt nimmt den Zettel an sich und sie planen in der<br />

nächsten Stunde nichts gegen Borchert zu unternehmen.<br />

Auch wenn sie nicht unterschrieben haben: Der alte Teamgeist ist noch da. Als<br />

Borchert Kaulich auffordert, die erste Strophe zu übersetzen, folgt Verweigerung.<br />

Von anderen Klassenkameraden ebenfalls. Es wird still in der Klasse. Niemand<br />

sagt etwas. Als Kaulich aufgerufen wird, bricht dieser die Kette und übersetzt. Kurts<br />

Welt ist eingestürzt. Alles nur Erdenkliche ist eingestürzt. Kurt sitzt beschämt in der<br />

Bank. In der Pause passiert das Unfassbare. Schleich entschuldigt sich bei<br />

Borchert. Es tue ihm leid und er bittet ihn sein Verhalten zu entschuldigen. Eine<br />

weitere große Niederlage für Kurt.<br />

IX.) Mittwoch zehn Uhr, Kitschroman<br />

Kurt nimmt das Angebot eines Hauslehrers von seinem Vater nachträglich an. Er<br />

besucht Ruprecht an einem Nachmittag, um Mathematik und Darstellende<br />

Geometrie zu lernen. Gleich am Mittwoch um zehn Uhr will er die nächste Einheit<br />

ausmachen. Kurt ist einverstanden und willigt ein.


Am Mittwoch um zehn Uhr erscheint er vor Ruprechts Haus. Er tritt ein und lernt mit<br />

ihm eine Stunde. Als sie zu Ende ist, ruft er bei Lisas Atelier an. Er befürchtet, dass<br />

man seine Stimme erkannt hätte (er darf eigentlich nicht anrufen) und hängt ab. Er<br />

rennt zu Fuß zum Atelier rüber.<br />

Er wartet. Er wartet. Er wartet darauf, dass Lisa aus dem Atelier kommt. Als sie<br />

kommt, folgt er ihr. Er kommt immer näher, aber als er sie antippen will, trifft sie<br />

plötzlich jemand anderen. Kurt wendet ab. Er läuft in eine Seitengasse und hofft sie<br />

hätte ihn nicht gesehen.<br />

Am Ostersonntag trifft er sie. Sie hat ihn nicht gesehen. Sie ist aber grantig auf ihn.<br />

Kurt weiß nicht wieso. Er versucht sie zu küssen, aber Lisa verweigert. Kurt gesellt<br />

sich mit Lisa wieder zu den anderen. Er genießt noch die letzten freien Tage.<br />

Kurt geht eine Gasse entlang. Er kommt bei zwei Straßenmädchen vorbei. Die<br />

Zweite fragt ihn, ob er mit ihr gehen würde. Kurt antwortet mit „Komm“ und sie<br />

gehen aufs Zimmer. Er liebt sie, wobei er Lisa liebt. Er bezahlt sie und sie geht<br />

wieder. Dieser Vorfall kennzeichnet Kurts Verwirrung in der Liebe.<br />

X.) Sturm auf zwei Fronten<br />

5 Wochen bis zur Matura. In der Schule beginnen die Lehrer abzuschließen; vor<br />

allem in den Gegenständen, in denen nicht maturiert wird. So spitzte sich der<br />

Verlauf des letzten Aktes mit eherner Klarheit auf Kupfer zu. Kupfer zeigte sich<br />

einer immer höher ansteigender Bedeutung mit imposanter Sicherheit gewachsen.<br />

Kupfer trug weiter vor und prüfte weiter und gab hie und da ein Nichtgenügend<br />

ohne eine Bemerkung daran zu knüpfen, danke, setzen, ein anderer... Und der eine<br />

setzte sich und der andere kam, wie Marionetten in der Hand eines Drahtziehers,<br />

dem das alles schon längst geläufig war.<br />

Gerber fühlt sich unsicher. Er hat sich damit abgefunden, dass er die Matura nicht<br />

schaffen wird und fühlt sich hilflos. Er spricht nacheinander mit vertrauenswürdigen<br />

Lehrern.<br />

Kupfer schreit Gerber in der Pause an. Eine eben stattgefundene Konferenz habe<br />

beschlossen Kurts Disziplinlosigkeit mit einem 2-stündigen Karzer zu bestrafen. Er<br />

soll dies auch seinem Vater mitteilen und eine Unterschrift einholen. Kurt tritt den<br />

Karzer gleich nachmittags (ohne die Unterschrift mitgebracht zu haben) an. Er<br />

durfte sich nach Belieben beschäftigen, wobei er gerne Mathematik-Beispiele zum<br />

Üben bekommen hätte. Kurt geht danach nach Hause und redet mit seiner Mutter.<br />

Sein Vater kann nicht unterschreiben. Das würde seinen allerletzten Anfall<br />

provozieren und das wäre es dann mit seinem Herz. Kurts Mutter kommt am<br />

nächsten Tag in die Schule. Sie weist Kupfer darauf hin, dass Kurts Vater schwere<br />

Herzprobleme hat und nicht unterschreiben könne. Kupfer ist es egal. Er möchte<br />

die Unterschrift.<br />

Kurts Vater kommt in der Schule vorbei und möchte die Sache mit Kupfer regeln.<br />

Doch Kupfer ist nicht da und er spricht mit Seelig. „Karzer?“. Seelig wisse nichts<br />

von einem Karzer. Zu einem Karzer ist aber eine Konferenz aller Lehrkörper<br />

notwendig. Die hat nicht stattgefunden. Man nennt es Nachsitzen. Dazu muss keine<br />

Konferenz einberufen werden, aber ebenso keine Unterschrift der Eltern gebracht<br />

werden. Kurts Vater erleidet annähernd einen Anfall. Kupfer ist korrupt. Als er<br />

nachmittags heim kommt, ist Doktor Kron bereits da. Vater müsse auf eine<br />

Heilanstalt bebracht werden. Weg von dem Stress.<br />

Kurt trifft Lisa vor dem Kino. Sie sehen sich einen Film an und Kurt ist glücklich.<br />

Niemals könnte er jetzt an die Schule und an die Matura denken. Mitten in der<br />

Vorstellung bekommt er einen Wahn und rennt kurz raus. Bald wieder hinein. Er ist<br />

verwirrt. Aber er genießt die Vorstellung zu Ende. Mit Lisa.


XI.) Der Zelter bricht zusammen<br />

Zwei Wochen. Kupfer prüft die letzten Male. Zasche möchte er mit Nicht Genügend<br />

beurteilen. Doch Zasche antwortet auf alle von Kupfers Fragen korrekt. Nachdem<br />

es schon geläutet hat, prüft ihn Kupfer weiter. Bei einer Frage hängt Zasche. Und...<br />

Nicht Genügend. Frechheit.<br />

Kurt bekommt einen Anfall und schreit „Bluthund! Bluthund!“ (zum Glück ist Kupfer<br />

schon aus dem Klassenzimmer gegangen). Er rennt auf die Toilette und zündet<br />

sich eine Zigarette an.<br />

Zurück in der Klasse tritt Kupfer wieder ein. Er prüft die Schüler. Vorwiegend<br />

bessere Schüler. Darunter auch Kurt. Da Kurt Fragen bekommt, die zufällig aus<br />

Gebieten kommen, die er gestern mit Ruprecht durchgepaukt hat, weiß er die<br />

Antworten auf die zwei Fragen. Positiv. Seit langem. Endlich hat Kurt wieder eine<br />

positive Note bekommen. So lange nicht mehr.<br />

In der Nacht wacht er plötzlich auf. Er hat keine Orientierung. Es ist finster. Er sieht<br />

einen Spalt Licht. Ihn packt die Raserei. Er schlägt um sich. An was soll er denken,<br />

um sich zu beruhigen? Lisa? Kupfer? Alles schon alte Themen. Seine Gedanken<br />

beunruhigen ihn. Was ist mit ihm los?<br />

Er steht mitten in der Nacht auf, zieht sich an und geht nach draussen. Er läuft<br />

rüber zu Paul Weismann. Er stattet den Leuten einen Besuch ab, verschwindet<br />

aber bald wieder. Er ist auf der Straße. Er überlegt. Wieder nehmen verwirrte<br />

Gedanken Überhand. Kurt verliert die Kontrolle über sich.<br />

XII.) Die Reife-Prüfung<br />

Die mündliche Matura am Staatsrealgymnasium XVI hatte begonnen. Die ersten<br />

Personen kamen dran. Lewy, Mertens und Zasche hatten es nicht geschafft. Sie<br />

wurden nicht zugelassen. Kurt schon. Wahrscheinlich dank der zahlreichen<br />

Nachhilfestunden.<br />

Die ersten Schüler kamen heraus. Sie hatten es geschafft.<br />

Kurt befindet sich daweil wieder in einem Gedankentraum. Er denkt über den Tod,<br />

die Tiere über die Mitschüler nach. Vom eigentlichen Geschehen im realen Leben<br />

bemerkt er nichts.<br />

Es war Mittwoch. Die Gruppe Brodetzky, Duffek, Gerald und Gerber ist heute dran.<br />

Kurt steht auf. Er hat gestern den ganzen Tag gelernt. Bis spät in die Nacht. In der<br />

Früh bemerkt er den dunklen Anzug, den er vorbereitet hatte. Matura! 8 Jahre und<br />

jetzt ist der entscheidende Moment gekommen. Er zieht sich an und überflog seine<br />

Hefte ein letztes Mal. Es freut ihn, dass er alle Formeln im Kopf hatte. Auch in<br />

Latein hatte er alles auswendig gelernt und war froh.<br />

Plötzlich klingelt es. „Ein Telegramm für den jungen Herrn“ bemerkt das Mädchen.<br />

Es war ein Telegramm von Mutter. Sie und Kurts Vater wünschen ihm alles Gute.<br />

In der Schule informierte er sich über gestern. Er war nicht da und hatte ja gelernt.<br />

Blank hatte es erwischt. Er war total sprachlos.<br />

Da war der Moment. Kurt steht vor der Kommission. Kupfer stellt die Schüler vor<br />

und verteilt die Angaben. „Keine Ahnung“, flüstert Kurt. Nachdem das Schummeln<br />

daneben schlug, fällt ihm die Summenformel für eine geometrische Reihe ein. Doch<br />

er kann es nicht rechnen. Das erste Beispiel hatte er verhaut. Das zweite schaffte<br />

er, jedoch war das erste Beispiel gefragt.<br />

Er muss das erste Beispiel vortragen. Kurt besteht auf sein Recht die Beispiele in<br />

beliebiger Reihenfolge vorzutragen. Die Kommission erlaubt es ihm aber nicht. Er<br />

schreibt die Summenformel hin. Die Vorsitzende Marion fragt, was ihm diese<br />

Formel bringe?! Kupfer übernimmt Kurts Vortrag und erklärt ihm den Lösungsweg.<br />

Er hätte es ja gewusst. Es ist aus. Es hat keinen Sinn. „Wir sind fertig, Kandidat<br />

Gerber“.<br />

Hinterher sieht er die Beispiele noch einmal an. Sie sind gar nicht schwer. Er sieht


es. Er ist sprachlos. Wenn er jetzt die anderen drei Gegenstände sehr gut besteht,<br />

dann hätte er noch eine Chance nicht durchzufallen.<br />

Inzwischen hatte er eine befriedigende Lateinprüfung absolviert. Kurt war zufrieden<br />

und fragt bei den Mitschülern nach. Diese schweigen und Klemm meint, am<br />

Schluss sei er sehr geschwommen. Die Übersetzung hingegen war gut. Was „gut“?<br />

Nicht „sehr gut“?<br />

Deutschprüfung. Er muss ein Gedicht interpretieren und eine dazu passende Frage<br />

zur Literaturgeschichte beantworten. „Fertig? Ich danke“, meint Marion.<br />

Von nun ab kommt er mit seinen Gedanken nicht mehr zurecht. Bei der Geschichteund<br />

Geographieprüfung bekommt er einen Zettel mit Fragen. Diese Lösung der<br />

Fragen muss er auf der Wandkarte der Kommission vortragen. Kurt aber hat den<br />

Zettel falsch gelesen. Er beantwortet ein völlig falsche Frage. Er wird von<br />

Prochaska unterbrochen und darauf hingewiesen.<br />

Seine Klassenkameraden versuchen ihn danach noch aufzumuntern. Kurt schwieg.<br />

Für ihn war es vorbei. Egal, ob er es geschafft hat oder nicht. Er landet wieder in<br />

einem Gedankentraum. Vater... Lisa... Kupfer... „Wenn du glaubst, dass das Leben<br />

mit der Schule nichts gemein hat, dann bist du im Irrtum.“. Kurt spielt seine Matura<br />

im Himmel mit Tod und Leben nach. „Leben“ wäre durchgefallen.<br />

„Ah... Inspektor Marion. Meine Verehrung, Herr Kollege! Eben ist ein Schüler bei<br />

mir durchgefallen. Bitte? Leben. Leben Franz. Ganz unreif, ja.<br />

Was wollen Sie denn noch immer, Leben? Nein. Das hätte gar keinen Zweck.<br />

Durch die Mitte. Dort, wo die drei stehen, dahinter ist ein Tisch, über dem Tisch ist<br />

ein Fenster. Genau in der Mitte. Ab durch die Mitte.“<br />

Zeitungsnotiz:<br />

Wieder ein Schülerselbstmord. Bei dem gestern am Staatsrealgymnasium XVI<br />

abgehaltenen Abiturientenexamen beging einer der Kandidaten, der<br />

neunzehnjährige Oktavaner Kurt Gerber, dadurch Selbstmord, daß er sich knapp<br />

vor Bekanntgabe des Prüfungsergebnisses aus dem im dritten Stockwerk<br />

gelegenen Klassenzimmer auf die Straße stürzte. Er blieb mit zerschmetterten<br />

Gliedern liegen und war sofort tot. - Eine besondere Tragik liegt darin, dass Gerber,<br />

der zweifellos aus Furcht vor dem „Durchfall“ in den Tod ging, von der<br />

Prüfungskommission für „reif“ erklärt worden war.<br />

Quelle<br />

Friedrich Torberg – Roman „Der Schüler Gerber“<br />

Erschienen 30. Auflage März 2002

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