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Firmenbroschüre November 2011 - domendos

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omendos<br />

update<br />

Nov <strong>2011</strong><br />

Großprojektmanagement Kompetenzentwicklung<br />

Vorsicht heiß!<br />

Herausforderung<br />

Projektkrise<br />

Führung in Veränderung<br />

Veränderung macht auch vor dem Top-Management<br />

nicht halt. Klassische Management-Instrumente reichen<br />

nicht mehr aus, auch Führungskräfte müssen<br />

sich dem Wandel der Zeit anpassen.<br />

Change mit Samthandschuhen<br />

Projekte sind nur erfolgreich, wenn sie im Unternehmen<br />

auch tatsächlich etwas bewirken. Change<br />

Management verhindert das traurige Ende von<br />

Projektergebnissen in der Schublade.


„Wir hätten die Schwierigkeiten im Projekt doch<br />

nicht vertuschen sollen... “<br />

Ihr Projekt braucht Erste Hilfe?<br />

www.projektambulanz.at


consulting<br />

Festgefahrene Projekte<br />

wieder fl ott machen...<br />

Franz Pavlik<br />

Geschäftsführer<br />

Projekte professionell zu planen und zu steuern ist mittlerweile<br />

eine anerkannte Managementdisziplin. Die dafür<br />

notwendigen Skills kann man sich in den unterschiedlichsten<br />

Ausbildungsprogrammen aneignen. Ergänzend dazu<br />

gibt es auch ein umfassendes Angebot, sich als Projektleiter<br />

zertifi zieren zu lassen. Es ist mittlerweile so umfassend,<br />

dass man für die Entscheidung des geeigneten PM-Standards<br />

eigentlich schon wieder Beratung benötigt.<br />

Trotz all der Theorie und standardisierten Professionalität<br />

im Projektmanagement wird das Thema „Wie rette ich<br />

kritische Projekte?“ nach wie vor äußerst stiefmütterlich behandelt.<br />

Eventuell, weil es zu wenige Projekte gibt, die kurz<br />

vor dem Scheitern stehen? Eher nicht - Krisenprojekte gibt<br />

es zur Genüge - man redet nur nicht gerne darüber. Und<br />

man redet noch weniger gerne darüber, dass man selbst<br />

mitten in einem Krisenprojekt steckt, wo die klassischen<br />

Methoden des Projektmanagements nicht mehr greifen.<br />

Wir haben dies zum Anlass genommen, das heikle Thema<br />

„Projektkrise“ näher zu beleuchten. Natürlich gibt es keine<br />

allgemein gültigen Kochrezepte, um sich aus einer Projektkrise<br />

hinauszumanövrieren, sehr wohl aber gibt es Dos und<br />

Don‘ts und Muster in Projektkrisen, die man kennen sollte,<br />

um ein Projekt erfolgreich zu sanieren.<br />

Um möglichst nicht in eine Projektkrise zu schlittern gehört<br />

neben straffen Projektmanagement-Strukturen auch immer<br />

der richtige Umgang mit den Veränderungen, die mit jeder<br />

Projektabwicklung einhergehen, dazu. Hier zeigt sich rasch,<br />

abhängig von der Projektgröße und der Dimension der<br />

Veränderung, ob der Projektleiter in der Regionalliga oder<br />

in der Champions-League spielt. Dazu als Denkanstoß und<br />

Ideengeber unsere zwei Artikel „Führung in Veränderungsprozessen“<br />

sowie „Change Management – Die Samthandschuhe<br />

jeder Veränderung“.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

<strong>November</strong> <strong>2011</strong> www.<strong>domendos</strong>.com 3


consulting<br />

Herausforderung Projektkrise<br />

Es gibt viele Gründe, warum Projekte in Schwierigkeiten geraten oder scheitern. Meist<br />

sind es unklare Ziele, unzureichende Ressourcen, fehlerhafte Planung und Steuerung,<br />

zu hohe Komplexität oder das Versäumnis, die richtigen Experten rechtzeitig ins Boot<br />

geholt zu haben. Die Liste kann beinahe beliebig lange fortgesetzt werden. Die meisten<br />

Projektkrisen entstehen durch eine Kombination der genannten Aspekte.<br />

Die großen Unbekannten<br />

im Projekt<br />

Projekte scheitern nur in den<br />

seltensten Fällen an der Technik,<br />

sondern beinahe immer an den<br />

handelnden Personen. Menschen<br />

machen Fehler und sind eine der<br />

vielen schwierig steuerbaren Unbekannten<br />

im Projektmanagement.<br />

Während ein Projektleiter den<br />

strukturellen Werkzeugkoffer der<br />

PM-Methodik rasch im Griff hat,<br />

kann es zwischen den handelnden<br />

Personen im Projekt sehr schnell<br />

zu Spannungen kommen, die auf<br />

das gesamte Projekt ausstrahlen<br />

und gehörige Wellen verursachen.<br />

Eine weitere Unbekannte sind die<br />

Rahmenbedingungen des Unternehmens,<br />

in dem das Projekt<br />

durchgeführt werden soll. Wer<br />

kennt nicht die beliebten Aussagen<br />

„Das funktioniert bei uns nicht!“<br />

oder „Das haben wir doch noch<br />

nie so gemacht!“. In solch einem<br />

Umfeld ein Projekt durchzusetzen,<br />

erfordert jede Menge Mut, viel Fingerspitzengefühl<br />

und eine gehörige<br />

Portion Durchsetzungskraft.<br />

Zu guter Letzt ist der Projektleiter<br />

auch auf die Unterstützung seines<br />

Auftraggebers angewiesen. Viele<br />

Projekte werden durch eine Idee<br />

initiiert. Die Idee ist in einem oder<br />

vielleicht sogar mehreren Köpfen<br />

vorhanden, die Umsetzung wird<br />

delegiert, frei nach dem Motto:<br />

„Meier, machen Sie!“ Im Optimalfall<br />

ist die Umsetzung dieser Idee<br />

auch nach einem halben Jahr noch<br />

gewünscht, oft ist aber mittlerweile<br />

etwas Wichtigeres dazwischen<br />

gekommen und die Ressourcen<br />

werden abgezogen. Oder die<br />

Ziele werden geändert, weil die<br />

Wie das Projekt startet<br />

so endet es auch - dieser<br />

Grundsatz gibt bereits die<br />

wesentlichen Hinweise auf<br />

die Frühindikatoren einer<br />

Projektkrise.<br />

ursprünglich vorgesehene Richtung<br />

nicht mehr passt. Oder der<br />

Auftraggeber hat das Unternehmen<br />

verlassen und sein Nachfolger interessiert<br />

sich überhaupt nicht für die<br />

bisher erreichten Ergebnisse.<br />

Wie kommt es zu einer<br />

Projektkrise?<br />

Per Definition sind Projekte einzigartige<br />

ziel- und ergebnisorientierte<br />

Vorhaben mit begrenztem Zeit-,<br />

Personal- und Kostenaufwand, an<br />

denen mehrere Personen beteiligt<br />

sind.<br />

■ Einzigartig bedeutet, es wurde<br />

noch nie vorher gemacht, ist für<br />

die beteiligten Personen Neuland<br />

und es gibt wenig oder keine<br />

Erfahrungen zu diesem Thema.<br />

■ Begrenzte Ressourcen bedeutet,<br />

irgendwann ist man am Ende von<br />

Zeit und Geld bzw. der Geduld<br />

des Auftraggebers angelangt und<br />

man kann nicht ewig „weiterwurschtln“.<br />

■ Beteiligung mehrerer Personen<br />

bedeutet erstens Fehleranfälligkeit<br />

und zweitens sozial-emotionale<br />

Risiken, die in der Zusammenarbeit<br />

und Kommunikation<br />

zwischen Menschen immer<br />

vorhanden sind.<br />

Zu diesen Herausforderungen kommen<br />

noch, wie bereits erwähnt die<br />

Rahmenbedingungen im Unternehmen,<br />

die Macht des Auftraggebers<br />

versus der Ohnmacht des Projektleiters<br />

und leider auch des öfteren<br />

menschliche Unfähigkeit gepaart<br />

mit situativer Dummheit. Letzteres<br />

kann sich in unrealistischer<br />

Planung, spontanen Fehlentscheidungen<br />

oder dem viel zu häufigen<br />

Negieren von Kursabweichungen<br />

manifestieren.<br />

Solange die Symptome einer<br />

aufziehenden Projektkrise noch<br />

unterhalb der Schmerzgrenze der<br />

Projektverantwortlichen liegen,<br />

werden sämtliche Warnsignale<br />

ignoriert. Doch wehe das Delta<br />

zwischen Plan und Ist überschreitet<br />

diese Grenze. Sofortige Eskalation<br />

ist oft die Folge und führt dann<br />

meist zu unüberlegtem Aktionismus,<br />

Schnellschüssen aus der<br />

Hüfte und der unmittelbaren Suche<br />

nach dem Schuldigen. So rettet<br />

man aber definitiv kein Projekt!<br />

Wie in jedem Unternehmen ist<br />

auch in Projekten Reflexion, systemisches<br />

Denken, ganzheitliche<br />

Problemlösung und nachhaltige<br />

Änderung von Verhaltensmustern<br />

im Rahmen der Change-Begleitung<br />

gefragt. Ist die Krise im Projekt<br />

einmal da, wird aber selten strukturiert<br />

vorgegangen und über die<br />

langfristigen Konsequenzen von<br />

Handlungen nachgedacht. Meist<br />

gilt es in erster Linie, die eigene<br />

Haut zu retten.<br />

Haben Sie in der klassischen<br />

Projektliteratur schon einmal über<br />

diese Themen wie Ganzheitlichkeit<br />

und Nachhaltigkeit gelesen?<br />

Eher nicht. Keine PM-Guideline<br />

beschäftigt sich intensiv mit dem<br />

Umgang mit Projektkrisen. Risikomanagement<br />

und Vorbeugung<br />

4 www.<strong>domendos</strong>.com<br />

<strong>November</strong> <strong>2011</strong>


consulting<br />

Laut Wikipedia kommt „Krise“<br />

vom griechischen Wort „krisis“<br />

(ursprünglich für „Meinung, Beurteilung,<br />

Entscheidung“), und<br />

bedeutet eine „problematische,<br />

mit einem Wendepunkt verknüpfte<br />

Entscheidungssituation“.<br />

Eine allgemein gültige Definition<br />

der Projektkrise gibt es nicht. Allein<br />

schon deswegen, weil jeder<br />

Projektleiter und jeder<br />

Auftraggeber<br />

die<br />

Wann ist eine Krise eine<br />

Krise?<br />

Hand aufs Herz: Welches größere<br />

Projekt kennen Sie, das von Anfang<br />

an völlig reibungslos gelaufen<br />

und wie auf Schienen zielgerichtet<br />

in den sicheren Erfolgshafen eingefahren<br />

ist? In der Regel kracht<br />

und quietscht es in jedem Projekt,<br />

zumindest am Anfang. Aber ist das<br />

Projekt deswegen gleich in einer<br />

Krise? Nein – sonst müsste man<br />

den Projektleiter von Anfang an<br />

gleich Krisenmanager nennen.<br />

ja, aber ist die<br />

Krise eingetreten, wird<br />

der Projektleiter von den oft<br />

hochgelobten PM-Standards ganz<br />

schön im Regen stehen gelassen.<br />

Also was tun wenn sich die Situation<br />

zuspitzt und das Dilemma vor<br />

der Tür steht?<br />

Definition Krise<br />

Signale einer Projektkrise<br />

■ Termine halten nicht, Meilensteine purzeln wie Dominos<br />

■ Key-Ressourcen springen ab<br />

Kriterien<br />

für eine<br />

Projektkrise<br />

subjektiv setzt. Während der eine<br />

bei einer Woche Verzögerung<br />

bereits in Panik verfällt, nimmt der<br />

andere auch ein Jahr Verzug in<br />

Kauf. Vorausgesetzt es ist noch<br />

genügend Geld vorhanden, um<br />

das Projekt am Leben zu erhalten<br />

– dies sind dann oft die alt bekannten<br />

„never ending stories“ des<br />

Projektmanagements.<br />

■ Geplante Ergebnisse werden nicht erreicht, SOLL und IST stehen<br />

in keiner Relation zueinander<br />

■ Unter den Beteiligten herrscht Uneinigkeit über den Projektstatus<br />

■ Aufkommende Probleme werden nicht kommuniziert<br />

■ Die Stimmung im Team wird immer angespannter, die Zusammenarbeit<br />

sinkt, jeder konzentriert sich auf sich selbst<br />

■ Der Aufwand für Controlling und Reporting steigt weil plötzlich<br />

immer neue Berichte gefordert werden<br />

■ Es werden häufi ger Fehler gemacht, gleichzeitig sinkt aber die<br />

Fehlertoleranz<br />

■ Moving Targets – die Projektziele werden ständig erweitert<br />

oder geändert<br />

■ Der Auftraggeber steht nicht mehr hinter dem Projekt und will<br />

keine Verantwortung mehr übernehmen<br />

Wie bereits erwähnt gibt es keine<br />

endgültige Definition einer Projektkrise<br />

in wenigen Worten. Mögliche<br />

Begriffserklärungen sprechen<br />

von Situationen, die den weiteren<br />

Projektverlauf in Frage stellen,<br />

andere sehen eine Krise erst,<br />

wenn kein Ausweg mehr zu erkennen<br />

ist. In Projekten wird meist<br />

dann von einer Krise gesprochen,<br />

wenn das Projekt die gesetzten<br />

Ziele aus eigener Kraft (sprich in<br />

seinen vorhandenen Strukturen,<br />

mit den vorhandenen Ressourcen<br />

und der vorhandenen Planung)<br />

nicht mehr erreichen kann und<br />

Hilfe von außen benötigt. „Von<br />

außen“ heißt dabei nicht zwangsweise<br />

unternehmensextern. Auch<br />

andere Abteilungen, eine höhere<br />

Management-Ebene oder ähnliches<br />

können als Troubleshooter<br />

einspringen.<br />

Signale einer Projektkrise gibt es<br />

ebenso viele wie Gründe, warum<br />

ein Projekt scheitern kann. Das<br />

Schwierige dabei ist, dass die<br />

einzelnen Indikatoren der Krise<br />

für sich allein betrachtet, gar nicht<br />

so schlimm sind. Aber wenn sie<br />

gemeinsam und oft auch wiederholt<br />

im Projekt auftreten, wird es<br />

im wahrsten Sinne des Wortes<br />

kritisch.<br />

Eine Krise im Projekt schlägt in<br />

den seltensten Fällen mit voller<br />

Wucht zu. Die Krise kündigt sich<br />

meistens an und wird schleichend<br />

immer größer bis sie nicht mehr<br />

zu negieren ist und langsam zu<br />

schmerzen beginnt. Irgendwann ist<br />

es dann soweit. Der Projektleiter<br />

<br />

<br />

<strong>November</strong> <strong>2011</strong> www.<strong>domendos</strong>.com 5


consulting<br />

Zum Nachdenken: und sein Team<br />

Gilt die Entdeckung wissen nicht<br />

Amerikas durch Christoph<br />

Kolumbus als Der Karren ist<br />

mehr weiter.<br />

gescheitertes Projekt? festgefahren<br />

Schließlich war das und wird nicht<br />

ursprüngliche Projektziel,<br />

den Seeweg nach bracht. Ist das<br />

mehr flott ge-<br />

Indien zu fi nden… dann schon eine<br />

Projektkrise?<br />

Nein. Grundsätzlich ist ein Projekt<br />

erst dann in einer Krise, wenn der<br />

Projektleiter oder Auftraggeber es<br />

offiziell ausgesprochen und kommuniziert<br />

hat. Der erste wichtige<br />

Schritt im Krisenmanagement ist,<br />

sich einzugestehen, dass man<br />

den Weg auf der geplanten Route<br />

verloren hat und dass sich etwas<br />

ändern muss, um das Ziel noch zu<br />

erreichen. Macht man weiter wie<br />

bisher, fährt man mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

gegen die Wand.<br />

Die Krise ist eingestanden<br />

Ist die Krise im Projekt einmal<br />

eingestanden, dann kann man sich<br />

daran machen, einen Weg aus der<br />

Krise zu suchen. Am besten holt<br />

man sich dazu einen praxiserprobten<br />

Projektmanager als Troubleshooter,<br />

der schon Erfahrungen im<br />

Umgang mit Projektkrisen hat. Die<br />

bisherigen Führungsverantwortlichen<br />

im Projekt sind als Troubleshooter<br />

explizit nicht geeignet<br />

– sonst gäbe es ja keine Projektkrise.<br />

Egal ob intern oder extern besetzt,<br />

dem Troubleshooter muss in erster<br />

Linie Vertrauen entgegengebracht<br />

werden. Die Überzeugung, dass<br />

er es schaffen kann, muss beim<br />

Auftraggeber vorhanden sein.<br />

Während alle aus der Umgebung<br />

des Krisenherds flüchten begibt er<br />

sich direkt ins „Auge des Taifuns“.<br />

Keine leichte Aufgabe.<br />

Start Projektsanierung<br />

Die Sanierung eines Projektes ist<br />

ein eigenständiges und zeitbegrenztes<br />

Vorhaben, das brauchbare<br />

Ergebnisse liefern soll. Daher<br />

ist es ebenfalls als Projekt aufzusetzen,<br />

mit eigenen Strukturen, die<br />

vom Krisenmanager definiert und<br />

koordiniert werden.<br />

Patentrezept, um das Projekt<br />

schnell wieder auf die Beine zu<br />

bekommen, gibt es leider keines.<br />

So wie nicht alle Menschen mit<br />

demselben Medikament behandelt<br />

werden können, kommt es auch<br />

immer auf das Projekt an, welche<br />

Schritte man am besten wann und<br />

wie setzt. Fingerspitzengefühl und<br />

Einfühlungsvermögen sind hier<br />

gefragt.<br />

Aber eines kann man mit Gewissheit<br />

raten: Machen Sie nicht den<br />

Fehler, sich bei der Analyse der<br />

Projektkrise nur auf die Hard Facts<br />

zu beschränken. Wenn es hart auf<br />

Worauf bei der Projektsanierung geachtet werden muss:<br />

■ Fokus nicht nur auf Strukturen und Prozesse legen, sondern<br />

auch auf die beteiligten Personen und deren Befi ndlichkeiten<br />

und zwischenmenschliche Beziehungen<br />

■ Projektsanierung als neues Projekt aufsetzen, neue Strukturen,<br />

neue Pläne entwickeln<br />

■ Akribisches Projektmanagement anwenden, das Projekt darf<br />

nicht noch einmal ins Schleudern kommen<br />

■ Rasch erste Erfolge erzielen, kleine Siege erwecken die Motivation<br />

wieder zum Leben<br />

■ Keine panischen Schnellschuss-Aktionen, dies „rettet“ vielleicht<br />

kurzfristig das Projekt, bringt der Organisation aber<br />

überhaupt nichts und führt bald wieder in den nächsten Sumpf<br />

■ Fair sein: Keine Schuldzuweisungen, Transparenz für alle, wie<br />

es weitergeht, offene Kommunikation in alle Richtungen<br />

hart kommt, neigen viele dazu,<br />

unter Zeitdruck die Basis für die<br />

Analyse auf Projektpläne und Vorgehensweisen<br />

zu beschränken.<br />

Das Wichtigste sind jedoch wieder<br />

einmal die Menschen. In drei oder<br />

vier halbstündigen Interviews<br />

mit Schlüsselpersonen aus dem<br />

Projektteam erfahren Sie um ein<br />

Vielfaches mehr, wie es im Projekt<br />

wirklich zuging, als wenn Sie sich<br />

einen ganzen Tag mit dem Projekthandbuch<br />

auseinandersetzen.<br />

EINS – Wie kam es zu<br />

der Situation?<br />

Der erste Schritt ist die Analyse<br />

der bisherigen Geschehnisse. Hier<br />

ist der Projektleiter ein unverzichtbarer<br />

Partner, denn er war<br />

mitten im Geschehen und hat den<br />

besten Einblick in die abgelaufenen<br />

Prozesse. Der Projektauftraggeber<br />

verantwortet die Krisenintervention<br />

gegenüber dem Top Management<br />

und kümmert sich um die aktive<br />

Betreuung und Einbindung der<br />

Stakeholder rund um das Projekt.<br />

Nicht vergessen: Zu den Stakeholdern<br />

gehört auch das Projektteam.<br />

Erste Aufgabe des Top<br />

Managements ist es, das Team<br />

aufzufangen, Druck wegzunehmen<br />

und keine Panik aufkommen zu<br />

lassen. Schuldzuweisungen, egal<br />

ob offiziell oder inoffiziell, müssen<br />

in jedem Fall unterbunden werden.<br />

Das Thema Krise sollte von allen<br />

Organisationsebenen so emotionslos<br />

wie möglich betrachtet werden.<br />

Negative Emotionen hemmen das<br />

logische Denken und führen zu<br />

unüberdachten Überreaktionen,<br />

die alles noch schlimmer machen<br />

würden.<br />

Hier hilft weder sich tot zu stellen<br />

noch Flucht. Jeder muss sich<br />

damit auseinandersetzen, was<br />

schief gelaufen ist. Erst wenn man<br />

rational zusammenarbeiten kann,<br />

können die Probleme erörtert und<br />

analysiert werden. Haben alle<br />

verstanden, was schief gelaufen<br />

ist, kann man zum nächsten Schritt<br />

übergehen.<br />

6 www.<strong>domendos</strong>.com<br />

<strong>November</strong> <strong>2011</strong>


consulting<br />

ZWEI – Wie geht es weiter?<br />

Die Stunde der Wahrheit<br />

Kommt bei der Abschätzung der<br />

Konsequenzen heraus, dass<br />

eine Weiterführung des Projektes<br />

möglicherweise fatale Folgen für<br />

das Unternehmen nach sich ziehen<br />

würde, muss das Projekt sofort<br />

gestoppt werden.<br />

Bei der offiziellen Kommunikation<br />

des Projektstopps muss man im<br />

Großen wie im Kleinen überlegt<br />

vorgehen. Die offizielle Kommunikation<br />

muss aber durch den<br />

Projektauftraggeber erfolgen. Die<br />

Entscheidung, dass ein Projekt<br />

gestoppt wird, wird meist während<br />

einer Krisensitzung zwischen Auftraggeber<br />

und Lenkungsausschuss<br />

gefällt. Deshalb ist der wichtigste<br />

Schritt: Immer zuerst das Projektteam<br />

informieren! Es kann nichts<br />

Schlimmeres passieren, als dass<br />

das Projektteam gemeinsam mit<br />

dem gesamten Unternehmen<br />

erfährt, dass die Ampeln erst mal<br />

auf rot stehen. Vielleicht auch noch<br />

aus zweiter Hand oder über das<br />

Firmen-Intranet. Im Worst Case<br />

kündigt das gesamte Team seinen<br />

Job. So will niemand behandelt<br />

werden.<br />

Die übermittelte Botschaft des<br />

Projektstopps darf auch nicht den<br />

Fokus „Ihr habt es nicht geschafft“<br />

haben, sondern muss die Botschaft<br />

„Was tun wir, um es noch zu<br />

schaffen?“ beinhalten. Die Stimmung<br />

und Motivation ist nach so<br />

einer Nachricht ohnehin schon am<br />

Boden. Um zu verhindern, dass<br />

das Projektteam die Nerven völlig<br />

wegschmeißt, ist hier konstruktive<br />

Unterstützung, Ermutigung und<br />

Entlastung gefragt. Viele fürchten<br />

vielleicht um ihr Ansehen oder<br />

ihren Job – solche Ängste müssen<br />

ernst genommen werden. Nach der<br />

ersten Reflexion, wie kam es dazu,<br />

muss hauptsächlich nach vorn<br />

geschaut werden.<br />

Dasselbe gilt für die Kommunikation<br />

ans Unternehmen. Der Auftraggeber<br />

und am besten auch die<br />

Geschäftsleitung (je nachdem wie<br />

wichtig das Projekt für das Unternehmen<br />

ist) sollten in Ruhe und<br />

überlegt verlautbaren, warum das<br />

Projekt gestoppt wurde und worin<br />

die nächsten Schritte bestehen. Fragen<br />

müssen beantwortet, Schuldzuweisungen<br />

vermieden und Motivation<br />

wieder aufgebaut werden.<br />

Neue Weichen stellen<br />

Sind die Krise und ein etwaiger<br />

Projektstopp einmal kommuniziert,<br />

kann überlegt werden, wie es jetzt<br />

weitergehen soll. Wie viele Mittel will<br />

man noch zuschießen, wie wahrscheinlich<br />

ist es, die ursprünglich<br />

gesetzten Ziele letztendlich doch<br />

noch zu erreichen.<br />

Hier liegt die eigentliche Schwerstarbeit.<br />

Der Krisenmanager muss<br />

auf Basis der Analyse Maßnahmen<br />

definieren, um den Karren aus<br />

dem Dreck zu ziehen. Bei großen<br />

Projekten wird eine so genannte<br />

Task Force gegründet, in der sich<br />

mehrere „Projektsanierer“ über die<br />

momentane Lage und mögliche<br />

Vorgehensweisen austauschen<br />

können.<br />

Achtung: Die so ideal erscheinende<br />

Form der gemischten Besetzung<br />

von Task Forces durch externe<br />

Troubleshooter und eingefleischte<br />

interne Projektmitarbeiter kann<br />

gefährlich sein. Ein interner Mitarbeiter<br />

kann rasch unausgereifte<br />

<br />

<br />

<strong>November</strong> <strong>2011</strong> www.<strong>domendos</strong>.com 7


consulting<br />

Buchtipp<br />

Werner List,<br />

Roger Voight<br />

„Kritische Projekte<br />

retten“<br />

Hanser Verlag<br />

ISBN: 9783446423350<br />

Dieses Buch bietet eine umfassende<br />

Anleitung zur Sanierung von Projekten,<br />

die in Schwierigkeiten geraten<br />

sind. Ausgehend von der Analyse der<br />

aktuellen Problemstellung über die<br />

Defi nition der notwendigen Maßnahmen<br />

bis hin zur Management-Präsentation<br />

und Umsetzung führen die<br />

Autoren den Leser strukturiert und<br />

umfassend durch den Prozess der<br />

Projektsanierung. Der Fokus liegt<br />

dabei nicht auf der grauen Theorie<br />

sondern auf konkreten Anleitungen<br />

und praxiserprobten Hilfestellungen<br />

für den Projektsanierer.<br />

Die Autoren achten in ihrem Werk<br />

penibel darauf, auch das Projektumfeld<br />

nicht zu kurz kommen zu lassen.<br />

Die universell einsetzbare Vorgehensweise<br />

berücksichtigt die besondere<br />

Dynamik kritischer Situationen<br />

zwischen möglichst rascher Reaktion<br />

und Rücksicht auf die Beteiligten.<br />

Somit können mit dem vorgestellten<br />

Modell die „Kollateralschäden“ einer<br />

Projektkrise so gering wie möglich<br />

gehalten werden.<br />

Sanierungs-Konzepte als Gerüchte<br />

im Unternehmen verbreiten,<br />

die äußerst negative Stimmung,<br />

verstärkte Ängste und Widerstand<br />

auslösen können. Hier muss der<br />

Nutzen des Insider-Wissens mit<br />

den Gefahren eines möglichen<br />

„Maulwurfs“ abgewogen werden.<br />

Weiteres Vorgehen entscheiden<br />

Die gewonnenen Erkenntnisse und<br />

Handlungsoptionen des Krisenmanagers<br />

bzw. der Task Force werden<br />

anschließend dem Projektauftraggeber<br />

und den darüber hinaus<br />

notwendigen Entscheidungsträgern<br />

präsentiert. Es ist wichtig, dass die<br />

Empfänger der Botschaft diese<br />

nicht erst mit ihren Vorgesetzten<br />

besprechen müssen. Deshalb<br />

sollten alle notwendigen Entscheider<br />

bei der Präsentation unbedingt<br />

anwesend sein. In Krisen sind<br />

rasche Entscheidungen im Projekt<br />

mehr denn je gefragt.<br />

Im Vorfeld ist auch zu überlegen,<br />

ob der bisherige Projektleiter seine<br />

Position im Unternehmen festigen<br />

kann, wenn er eine aktive Rolle<br />

bei der Management-Präsentation<br />

übernimmt. Wichtig: In allen Kommunikationsschritten<br />

den Fokus<br />

immer auf die Lösung und nicht auf<br />

die Probleme legen!<br />

Hat man den Sanktus der Entscheider<br />

für das weitere Vorgehen<br />

im Projekt, kann mit der Umsetzung<br />

begonnen werden. Dabei<br />

muss wieder auf den sozio-kulturellen<br />

Aspekt geachtet werden.<br />

Projektsanierer haben oft den Ruf,<br />

mit der Brechstange unter den Reihen<br />

der Mitarbeiter zu wüten.<br />

Hier gilt es ebenso wie bei der<br />

Kommunikation der Krise auf<br />

die Ängste und Widerstände der<br />

Mitarbeiter einzugehen. Je mehr<br />

sie in den Umgestaltungsprozess<br />

im Projekt mit einbezogen werden,<br />

desto reibungsloser funktioniert<br />

die Behandlung und desto besser<br />

greifen die vorgesehenen Sanierungsmaßnahmen.<br />

Wer nicht weiß,<br />

dass er im Bett liegen bleiben<br />

muss, um die Grippe zu besiegen,<br />

dessen Symptome werden nur<br />

noch schlimmer werden bis wir bei<br />

der Lungenentzündung angelangt<br />

sind.<br />

Ein positiver Nebeneffekt der Involvierung<br />

von internen Mitarbeitern<br />

ist die nachhaltige Verankerung<br />

von Lessons Learned im Unternehmen.<br />

Was man einmal selbst<br />

mitgemacht hat, bleibt einfach<br />

länger im Gedächtnis. So helfen<br />

selbst Krisenprojekte der gesamten<br />

Organisation, sich stetig weiterzuentwickeln.<br />

Dieses Thema führt<br />

gleich zum nächsten Punkt:<br />

Sie sind nicht sicher, ob Ihr Projekt auf eine Krise zusteuert oder<br />

bereits in der Krise steckt, haben aber einen dringenden Verdacht?<br />

Warten Sie nicht, bis Ihr Projekt aus dem letzten Loch pfeift! Unser<br />

„Projekt Health Check“ bringt Ihnen rechtzeitig Klarheit über die aktuelle<br />

Situation und das optimale weitere Vorgehen in Ihrem Projekt!<br />

Kontaktieren Sie uns.<br />

Franz Pavlik<br />

Tel.: 01 / 714 55 01<br />

franz.pavlik@<strong>domendos</strong>.com<br />

DREI – Was lernen wir<br />

daraus?<br />

Auch wenn es schon abgedroschen<br />

ist: Jede Krise kann und soll<br />

als Chance genutzt werden. Der<br />

Mensch ist ein lernfähiges Wesen<br />

und zieht Erfahrungen aus positiven<br />

und noch mehr aus negativen<br />

Erlebnissen, da unser Organismus<br />

darauf getrimmt ist, Schmerzen zu<br />

vermeiden.<br />

Jeder Beteiligte lernt also in der<br />

Krise und von der Krise für zukünftige<br />

Projektsituationen und so<br />

entwickelt sich die ganze Organisation<br />

weiter. Eine Schnellschuss-<br />

Lösung, die rein durch externe<br />

Berater völlig ohne Zusammenarbeit<br />

mit den internen Beteiligten<br />

erarbeitet und umgesetzt wird, ist<br />

daher nicht sinnvoll. Eine derartige<br />

Lösung würde diesen Lernprozess<br />

umgehen und dadurch keine nachhaltige<br />

Wirkung im Unternehmen<br />

hinterlassen. Die Möglichkeit zur<br />

Weiterentwicklung würde ungenutzt<br />

verpuffen.<br />

Zu guter Letzt soll man nie aus<br />

den Augen verlieren, dass jedes<br />

noch so verfahrene Projekt gerettet<br />

werden kann. Jede Krise verlangt<br />

im Prinzip einen Neustart des Projektes.<br />

Hier liegt es in der Entscheidungsgewalt<br />

des Auftraggebers<br />

bzw. der Geldgeber, ob man sich<br />

das leisten will. Derartiges zu bestimmen<br />

ist Management-Aufgabe.<br />

Auch die Kosten, die bereits in das<br />

Projekt gesteckt wurden, spielen<br />

bei dieser Entscheidung eine Rolle.<br />

Je mehr bereits investiert wurde,<br />

desto weniger wird man bereit sein,<br />

das Projekt völlig zu streichen und<br />

die bisherigen Ergebnisse komplett<br />

abzuschreiben.<br />

<br />

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<strong>November</strong> <strong>2011</strong>


consulting<br />

Führung in<br />

Veränderungsprozessen<br />

Veränderung begleitet uns auf all unseren Wegen, sei<br />

es berufl ich oder privat. Veränderung schleicht sich<br />

langsam ein oder betritt mit einem Knall unseren Alltag.<br />

Veränderung ist überall und macht auch vor der Führungsebene<br />

in Unternehmen nicht halt. Im permanenten<br />

Wandel unserer Zeit reichen die Instrumente des klassischen<br />

Managements nicht mehr aus. Hier ist es zweifelsohne<br />

Zeit für die Beschreitung neuer Wege.<br />

Ursprünglich war die vorrangige<br />

Aufgabe von Führungskräften die<br />

Überwachung und Kontrolle ihrer<br />

Mitarbeiter. Arbeiten sie schnell und<br />

genau genug, halten sie sich an die<br />

vorgegeben Regeln und Strukturen,<br />

sind sie pünktlich, trödeln sie nicht,<br />

etc. In manchen Unternehmen<br />

ist das vielleicht heute noch so,<br />

doch diese werden auf Dauer nicht<br />

konkurrenzfähig sein. Der Mitarbeiter<br />

von heute will nicht kontrolliert,<br />

sondern geführt, gelobt und motiviert<br />

werden. Das Überwachen von<br />

Standardprozessen reicht nicht mehr<br />

aus, nun ist permanente Veränderung<br />

der Standardprozess.<br />

Deshalb sind die Anforderungen an<br />

eine heutige Führungskraft völlig<br />

anders als noch vor zwanzig Jahren.<br />

Die ständige Veränderung und<br />

Weiterentwicklung zeigt, dass Management<br />

als Konzept und Methode<br />

heutzutage eine Ergänzung braucht,<br />

um eine Organisation zum Erfolg zu<br />

führen.<br />

Meta-Kompetenzen eines<br />

Leaderes<br />

In Zukunft wird es immer wichtiger,<br />

die jeweilig notwendige Führungsund<br />

Managementleistung permanent<br />

genau zu diagnostizieren. Welche<br />

Maßnahmen müssen jetzt gesetzt<br />

werden? Worin bestehen die zentralen<br />

Herausforderungen der nächsten<br />

Wochen/Monate? Was können<br />

meine Mitarbeiter autonom erledigen,<br />

wo muss ich als Führungskraft<br />

selbst tätig werden, wo reicht eine<br />

helfende Hand? Die Meta-Kompetenz<br />

ist Refl exionsfähigkeit und die<br />

Bereitschaft, sich und seine konkreten<br />

Handlungen immer wieder zu<br />

überprüfen.<br />

Eine weitere wichtige Kompetenz<br />

eines Leaders ist es, Orientierung<br />

zu geben (Wo will ich hin?) und Sinn<br />

zu stiften (Warum will ich dort hin?).<br />

Das bedeutet im Vorfeld, sich als<br />

Führungskraft selber über die Ziele<br />

und den Sinn von Maßnahmen,<br />

Veränderungen, etc. klar zu sein.<br />

Und es bedeutet auch, bei Veränderungen<br />

immer wieder zu prüfen, wie<br />

das Neue mit den unternehmensspezifi<br />

schen Werten und Verhaltensnormen<br />

vereinbar ist. Nur wer selbst<br />

vom Neuen überzeugt ist, kann<br />

andere führen.<br />

Wenn es verantwortlichen<br />

Führungskräften<br />

gelingt, ihre eigene<br />

Leidenschaft für die<br />

Entwicklung des Unternehmens<br />

ansteckend<br />

zu machen, also Leadership<br />

in besonders<br />

eindrucksvoller Weise<br />

zu zeigen, dann gelingt<br />

die Gefolgschaft der<br />

Mitarbeiter scheinbar<br />

leicht. Glaubt man dem<br />

amerikanischen Motivationstrainer<br />

Dale Carnegie:<br />

Was du in anderen<br />

Menschen entzünden<br />

willst, muss erst in dir<br />

selber brennen.<br />

Führung heute...<br />

... erfordert den Einsatz der<br />

gesamten Persönlichkeit:<br />

■ Orientierung im Prozess<br />

des permanenten Wandels<br />

geben<br />

■ Alte Paradigmen identifizieren,<br />

sie überwinden<br />

und damit selbst beispielhaft<br />

vorangehen<br />

■ Die richtigen Dinge tun,<br />

statt die Dinge richtig tun<br />

■ Folgen, um zu führen<br />

Der Leadership-Diamant<br />

Ein in seiner Einfachheit bestechendes<br />

Modell zur Beschreibung – und<br />

Diagnose – solcher integrierten<br />

Leadership-Kompetenzen hat Peter<br />

Koestenbaum mit seinem „Leadership-Diamanten“<br />

entwickelt.<br />

Führung bewegt sich in dem Spannungsverhältnis<br />

von Vision und<br />

Realität auf der einen Seite, und<br />

Ethik und Mut auf der anderen Seite.<br />

Dazwischen entsteht innere Größe<br />

durch die Spannung zwischen den<br />

vier Polen. Größe hat bei Koesten-<br />

<br />

<br />

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consulting<br />

baum mit „Empowerment“ (Ermächtigung)<br />

anderer zu tun. Mut, Kraft<br />

und Macht gehören zusammen und<br />

bilden die Basis, die Wurzel seines<br />

Systems. Weiters eng verbunden<br />

sind Macht und Verantwortlichkeit:<br />

Verantwortung ohne Macht ist genauso<br />

leer wie Macht ohne Verantwortung.<br />

Mitarbeiter, denen Verantwortung<br />

übertragen wird, müssen<br />

ebenfalls die Macht erhalten, diese<br />

Verantwortlichkeit zu leben und<br />

Dinge in ihrem Kompetenzbereich<br />

beeinfl ussen zu können, sonst folgt<br />

rasch Frustration.<br />

Herausragende Leadership-Kompetenz<br />

zeigt sich somit in der Fähigkeit,<br />

als Person oder in der Kombination<br />

Person/Organisation alle vier Dimensionen<br />

kraftvoll zu entwickeln. Beim<br />

Treffen von Entscheidungen achtet<br />

ein guter Leader darauf, stets sowohl<br />

visionär-realitätsverbunden als<br />

auch mutig-wertebasiert zu handeln.<br />

Ausprägungen in nur einer oder zwei<br />

Dimensionen haben vielleicht schillernde<br />

Attraktivität – selten jedoch<br />

haben sie nachhaltigen Erfolg!<br />

DER LEADERSHIP-DIAMANT von Peter Koestenbaum<br />

ETHIK<br />

■ WIR<br />

■ Teamgeist<br />

■ Verantwortung für das Ganze<br />

■ Verbundensein - Miteinander<br />

■ Einfachheit - Offenheit<br />

■ Wertschätzung der Kollegen<br />

■ Integrität<br />

■ Konsens<br />

■<br />

VISION<br />

Werte-Kultur<br />

■ Ideal ■ Firmensinn<br />

■ Kreativität, Träume<br />

■ Möglichkeiten / Träume &<br />

Wünsche<br />

■ Systemisches Denken<br />

■ Raum-Zeit Erleben<br />

■ Zukunft<br />

MUT<br />

■ EGO (ICH)<br />

■ Eigene Karriere<br />

■ Macht und Einfl uss<br />

■ Freier Wille<br />

■ Individualität<br />

■ Allein stehen<br />

■ Position beziehen<br />

■ Persönlicher Sinn<br />

■ Persönliche Werte<br />

GRÖSSE<br />

Meta-Kompetenzen eines Leaders<br />

■ Setzen von Maßnahmen – die richtigen Dinge tun<br />

■ Planung und Strategie – welchen Herausforderungen werden wir<br />

uns in den nächsten Wochen/Monaten/Jahren stellen müssen?<br />

■ Delegation – welche Aufgaben kann ich an meine Mitarbeiter<br />

weiter geben und welche nicht?<br />

■ Vertrauen und Hilfestellung – welche Aufgaben können meine<br />

Mitarbeiter autonom bewältigen, wo brauchen sie Unterstützung?<br />

■ Regelmäßige Reflexion – bin ich/sind wir auf dem richtigen Weg?<br />

■ Ziele und Visionen bereitstellen – wo wollen wir hin und warum?<br />

■ Leidenschaft leben – wer von einer Sache überzeugt ist, erzielt<br />

bessere Ergebnisse<br />

■ Vorbild sein – Veränderungen lassen sich leichter umsetzen wenn<br />

man mit gutem Beispiel voran geht<br />

Spannungsfeld Vision – Realitätssinn<br />

Wie oft hört man bei der Beschreibung<br />

erfolgreicher Persönlichkeiten<br />

„Er war ein Visionär!“. Doch<br />

Visionen zu haben allein reicht nicht<br />

aus, um seine Ziele zu erreichen.<br />

Die Realität darf nicht ganz vernachlässigt<br />

werden. Wer sich einbildet, er<br />

kann ohne technisches Gerät fl iegen<br />

lernen, kann noch so fest daran glauben,<br />

der erste Versuch wird ihm im<br />

schlimmsten Fall das Leben kosten.<br />

Umgekehrt ist es genauso. Wer ständig<br />

nur im Hier und Jetzt lebt, ohne<br />

Träume und Visionen, wird zwar als<br />

REALITÄTSSINN<br />

■ Fakten (was ist)<br />

■ Meine/unsere Realität<br />

■ Märkte<br />

■ Jetzt<br />

■ Keine Illusionen<br />

■ Grenzen (Person, Kultur)<br />

■ Überleben<br />

■ Direkter Kontakt mit der<br />

Wirklichkeit<br />

bodenständiger Mensch angesehen,<br />

wird sich aber von sich aus kaum<br />

verändern oder weiterentwickeln.<br />

Ohne Impuls herrscht hier Stillstand<br />

und Stillstand ist der Sargnagel jeder<br />

Organisation.<br />

Wie so oft muss also die goldene<br />

Mitte gefunden werden. Je nach Persönlichkeit<br />

fühlt sich eine Führungskraft<br />

eher in der Vision oder eher in<br />

der Realität wohler doch ein Stück<br />

von beiden muss bei einem erfolgreichen<br />

Leader vorhanden sein.<br />

Spannungsfeld Mut – Ethik Damit<br />

haben Führungskräfte wohl am<br />

meisten zu kämpfen. Die persönlichen<br />

Interessen stehen gegenüber<br />

denen der Firma. Der Projektleiter<br />

würde sein Projekt am liebsten mit<br />

allen Mitteln durchpeitschen, möchte<br />

nach Abschluss aber auch noch im<br />

Unternehmen arbeiten können. Die<br />

Balance zwischen ICH und WIR,<br />

zwischen Einzelperson und Team,<br />

im weitesten Sinne auch zwischen<br />

Familie und Unternehmen muss hier<br />

gefunden werden.<br />

Dabei ist bei den meisten Personen<br />

die Ethik nicht das Problem. Wir sind<br />

Gott sei Dank Teil einer Kultur, in<br />

der Werte und Umgang miteinander<br />

groß geschrieben werden. Am Mut<br />

mangelt es da schon öfter. Deshalb<br />

hier ein paar Ideen, wie man Mut<br />

schöpfen kann – sowohl bei den<br />

Mitarbeitern als auch bei sich selbst.<br />

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<strong>November</strong> <strong>2011</strong>


consulting<br />

Mutmacher<br />

Selbstermutigung Ermutigung als<br />

Motivator ist nicht in erster Linie eine<br />

Technik, sondern eine Haltung – zu<br />

anderen aber auch zu sich selbst.<br />

Denn nur wer sich selbst akzeptiert<br />

und wohlwollend mit sich selbst umgeht,<br />

kann andere ermutigen. Dabei<br />

kann ein guter Ausgangspunkt dafür<br />

sein: „So, wie ich bin, bin ich gut<br />

genug!“ Sich selbst zu akzeptieren<br />

und zwar nicht unter Ausblendung<br />

von Schwächen und Fehler, sondern<br />

unter deren Einbeziehung: Das<br />

erfordert den Mut zur Unvollkommenheit.<br />

Sich und die Welt so zu<br />

betrachten macht uns stabiler, leistungs-<br />

und liebesfähiger, erfolgreicher.<br />

Menschen mit einer derartigen<br />

Einstellung können sich besser auf<br />

die Sache und auf die Bedürfnisse<br />

ihrer Mitmenschen konzentrieren.<br />

Sich selbst zu ermutigen bedeutet<br />

auch, einen aktuellen Misserfolg<br />

nicht als Nachweis von Unfähigkeit,<br />

sondern als Zwischenstand in einem<br />

Entwicklungsprozess zu betrachten,<br />

auf den der nächste Schritt folgt.<br />

Involvierung Ermutigung wird auch<br />

durch die intensive Einbeziehung der<br />

Mitarbeiter und Führungskräfte in<br />

So gelingt Veränderung<br />

den Veränderungsprozess<br />

bewirkt. So lösen<br />

sich häufi g anfängliche<br />

Zuschreibungen von<br />

„Konservativen“ und<br />

„Progressiven“ nach<br />

wenigen Wochen<br />

gemeinsamer Projektarbeit<br />

in Wohlgefallen<br />

auf.<br />

Rasche Erfolge In<br />

weniger mutigen Unternehmen,<br />

in denen<br />

Gefahr besteht, dass<br />

bald das Handtuch<br />

geworfen wird, ist es<br />

wichtig, das Veränderungsprojekt<br />

so zu<br />

planen, dass rasche<br />

Erfolge möglich sind. Es ist schließlich<br />

nichts ermutigender als abgeschlossene<br />

Aufgaben und sichtbare<br />

Resultate.<br />

■ Kreieren Sie eine Vision, die andere ansteckt und inspiriert und<br />

arbeiten Sie zusammen – zwei Feuer sind heller als eines.<br />

■ Leiten Sie aus Ihrer Vision konkrete Handlungen ab, um diese<br />

zu erreichen und achten Sie auf Einbindung und Information der<br />

Betroffenen.<br />

■ Kommunikation an die Betroffenen wie und wann? Seien Sie bereit,<br />

zuzuhören! Die Organisation sagt Ihnen auf ihre Weise, was<br />

sie gerade benötigt.<br />

■ Begleiten Sie den Veränderungsprozess mit Maßnahmen, die<br />

nicht nur an den Verstand, sondern auch an das Herz der Beteiligten<br />

und Betroffenen appellieren.<br />

■ Überzeugen Sie auch das Management von Ihrer Vision und<br />

sichern Sie sich dessen Rückhalt und Unterstützung.<br />

■ Seien Sie authentisch! Kommunizieren Sie nur Dinge, die wahr<br />

sind und wecken Sie keine falschen Erwartungen.<br />

■ Sie müssen kein Motivationspsychologe sein, um Ihre Mitarbeiter<br />

für die Veränderung zu motivieren. Versetzen Sie sich in ihre<br />

Lage! Was würde Sie hinter dem Ofen hervor locken? Und was<br />

nicht? Erkennen Sie diese Motivationsbarrieren und steuern Sie<br />

dagegen.<br />

Krisen gemeinsam überstehen Die<br />

Krise als Chance zu nutzen, gilt nirgendwo<br />

mehr, als in einem stockenden,<br />

festgefahrenen Veränderungsprojekt,<br />

von dem alle Beteiligten<br />

meinen, dass es abgebrochen wird.<br />

Wenn die Führung ihren Beitrag<br />

leistet, diese Krise in der Gemeinschaft<br />

zu bewältigen, dann ist das<br />

für die meisten Beteiligten eine neue<br />

Erfahrung. Endet eine Krise nicht in<br />

Vorwürfen und Schuldzuweisungen<br />

sondern in einer Herausforderung,<br />

die man gemeinsam bewältigen<br />

kann, stellt das für alle Beteiligten<br />

eine ermutigende Erfahrung dar.<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend kann man<br />

sagen, dass sich Führung in Richtung<br />

der Menschen gewandelt hat.<br />

Mitarbeiter werden nicht mehr als<br />

reine Arbeitskräfte gesehen, sondern<br />

mit ihren Gefühlen, Interessen und<br />

Motivationen wahrgenommen. Dies<br />

muss einer erfolgreichen Führungskraft<br />

in erster Linie bewusst sein. Je<br />

nach eigener Persönlichkeit kann<br />

man sich gut oder weniger gut auf<br />

diese Gefühle und Motivationen<br />

einstellen. In manchen Situationen<br />

wird mehr Empathie benötigt als in<br />

anderen, manchmal muss auch nach<br />

wie vor „hart durchgegriffen“ werden.<br />

Doch auch dies zu unterscheiden<br />

und situativ richtig darauf zu reagieren<br />

ist eine Aufgabe des Leaders<br />

von heute.<br />

<br />

<br />

Ihrem Unternehmen steht eine erhebliche<br />

Veränderung bevor, die so reibungslos wie<br />

möglich über die Bühne gehen soll? Wir unterstützen<br />

Sie gerne! Bitte<br />

kontaktieren Sie:<br />

Herbert Mikulcik<br />

Tel.: 01 / 714 55 01<br />

herbert.mikulcik@<strong>domendos</strong>.com<br />

<strong>November</strong> <strong>2011</strong> www.<strong>domendos</strong>.com 11


consulting<br />

Change Management<br />

Die Samthandschuhe<br />

jedes Veränderungsprojektes<br />

Veränderung gehört zum Leben. Wenn immer alles gleich bleibt, bedeutet das Stillstand.<br />

Systeme, die sich nicht weiterentwickeln, sind über kurz oder lang zum Untergang<br />

verdammt. Jeder weiß das und trotzdem ist es für manche Menschen unheimlich<br />

schwer, Veränderungen zuzulassen und zu akzeptieren. Professionelles Change Management<br />

hilft den Betroffenen, mit unbekannten Situationen umzugehen.<br />

Projekte sind noch nie da gewesene<br />

Vorhaben im Unternehmen.<br />

Noch nie da gewesen bedeutet<br />

neu und unbekannt. Neu und unbekannt<br />

bedeutet, es wird später<br />

etwas anders sein als jetzt. Der<br />

erste Refl ex bei einer derartigen<br />

Erkenntnis ist oft Zurückhaltung,<br />

Skepsis oder sogar Panik. Die<br />

Antwort des modernen Projektmanagements<br />

auf derartige Reaktionen<br />

ist Change Management<br />

– die aktive Bearbeitung und<br />

Steuerung von Veränderungsprozessen.<br />

Wenn eine Organisation verändert<br />

werden soll, ändert sich<br />

nicht die Organisation, sondern in<br />

erster Linie die Menschen, die mit<br />

ihr verbunden sind und in ihr arbeiten.<br />

Menschen bringen jedoch<br />

persönliche Dinge wie Gefühle<br />

und eigenen Willen mit – die<br />

die Umsetzung eines Projektes<br />

oft überaus schwierig machen<br />

können.<br />

Neuausrichtungen in Organisationen<br />

sind immer mit Ängsten,<br />

Sorgen und oft auch echtem Widerstand<br />

verbunden. Die Aufgabe<br />

des Change Managements ist<br />

hier, diese Soft Facts zu berücksichtigen<br />

und die beteiligten<br />

Personen behutsam vom Ist- in<br />

den Soll-Zustand überzuführen.<br />

Befürchtungen und Gegendruck<br />

dürfen nicht zu Sand im Getriebe<br />

des Veränderungsprozesses<br />

werden. Um sowohl die Hard<br />

Facts als auch die Soft Facts des<br />

Change Prozesses zu berücksichtigen,<br />

muss auf zwei Ebenen<br />

gearbeitet werden – der organisatorisch-strukturellen<br />

Ebene des<br />

Unternehmens an sich und der<br />

emotionalen Ebene der sich darin<br />

befi ndenden Personen.<br />

Diagnose der Veränderung<br />

Quantitativ:<br />

■ Wie viele Mitarbeiter werden von den geplanten Veränderungen<br />

direkt und indirekt betroffen sein?<br />

■ In welchen Organisationseinheiten?<br />

■ Wer sind Hauptbetroffene, wer Mitbetroffene?<br />

■ Sind unternehmensexterne Organisationen (z.B. Kunden, Lieferanten,<br />

etc.) direkt oder indirekt betroffen, wenn ja, welche und<br />

in welcher Weise?<br />

■ Sind die Veränderungen für die Eigentümer des Unternehmens<br />

bzw. für unternehmensexterne Organisationen von Interesse<br />

(z.B. Kapitalmarkt, Presse, Medien)?<br />

Qualitativ:<br />

Ebene 1: Strukturelles<br />

Vorgehen<br />

Der erste Schritt im Change<br />

Prozess ist immer eine Diagnose<br />

der geplanten Veränderungen<br />

und deren möglicher Auswirkungen.<br />

Wer ist betroffen? In welcher<br />

■ Wie wirkt sich die Veränderung für die Mitarbeiter aus? Was wird<br />

anders?<br />

■ Wie einschneidend ist die Veränderung in den jeweiligen Bereichen<br />

aus Sicht der Mitarbeiter?<br />

■ Welche Reaktionen werden voraussichtlich auftreten?<br />

■ Müssen die Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze fürchten oder geht<br />

es „nur“ um Ablaufänderungen?<br />

■ Trauen sich die Mitarbeiter eine Umstellung überhaupt zu?<br />

■ Wie sehr verschärfen sich die Anforderungen an die Mitarbeiter?<br />

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<strong>November</strong> <strong>2011</strong>


consulting<br />

Weise? Unmittelbar oder nur über<br />

die „Abstrahlungen“ der Veränderung?<br />

Was wird sich konkret<br />

verändern? Mit welchen Reaktionen<br />

ist zu rechnen? Wo wird der<br />

Widerstand am größten sein?<br />

Die Diagnose der Veränderung<br />

sollte sowohl quantitativ als auch<br />

qualitativ erfolgen. Bei großen<br />

Organisationen ist die Beurteilung<br />

anhand des Organigramms sinnvoll,<br />

um alle wichtigen Personen<br />

bzw. Organisationseinheiten zu<br />

berücksichtigen.<br />

Mögliche Reaktionen der Betroffenen<br />

■ Aufbruchsstimmung („Los geht’s, packen wir’s an“)<br />

■ Abwarten („Na ich bin ja gespannt, was das wieder wird!“)<br />

■ Desinteresse, Achselzucken („Uns wurde schon so oft so viel<br />

versprochen!“)<br />

■ Genervtes Abwinken („Da kommt ja sowieso nichts dabei heraus!“)<br />

■ Unruhe („Vielleicht steckt da ja doch was dahinter!“)<br />

■ Latente Panik („Wer weiß, was die schon wieder hinter unserem<br />

Rücken planen!“)<br />

Der nächste Schritt besteht in<br />

der Beurteilung der Change-Erfahrung<br />

des Unternehmens. Je<br />

öfter bereits Veränderungsprozesse<br />

durchgeführt wurden, je<br />

öfter die Mitarbeiter mit Change<br />

konfrontiert wurden, umso größer<br />

ist die Veränderungsbereitschaft<br />

und Veränderungsfähigkeit des<br />

Unternehmens. Mitarbeiter in sich<br />

ständig verändernden Organisationen<br />

wissen bereits, dass sie mit<br />

Veränderungen umgehen können<br />

und daher keine Angst vor der<br />

neuen Situation haben müssen.<br />

In statischen Organisationen<br />

hingegen, in denen die Mitarbeiter<br />

seit 10 Jahren ihre Arbeit auf<br />

dieselbe Weise machen und sie<br />

heute schon wissen, wie ihr Alltag<br />

in fünf Jahren aussehen wird, ist<br />

■ Fatalismus („Die wollen uns doch nur alle rausschmeißen!“)<br />

der Widerstand gegen Veränderung<br />

größer, als in Organisationen,<br />

die an Change-Vorhaben<br />

gewöhnt sind.<br />

Aus den Erfahrungen vergangener<br />

Change Projekte kann<br />

man auch auf die Reaktion der<br />

Betroffenen schließen. Waren die<br />

Projekte grundsätzlich erfolgreich,<br />

ist wohl eher positive Aufbruchstimmung<br />

zu erwarten. Wurden<br />

die Änderungen nie wirklich<br />

realisiert oder hatten sie sogar<br />

negative Auswirkungen, werden<br />

die Betroffenen eher mit Unmut,<br />

Zynismus und schlimmstenfalls<br />

mit Depression und Widerstand<br />

reagieren.<br />

Die Ergebnisse der Veränderungsdiagnose<br />

dienen als<br />

Basis für die Zieldefi nition der<br />

Veränderung (Was soll danach<br />

anders bzw. besser sein?)<br />

und den ersten Entwurf des<br />

Change Prozesses. Dabei<br />

geht es einerseits um die<br />

inhaltliche Lösung, wie man<br />

das Ziel erreichen will und<br />

andererseits um die Strategie,<br />

wie diese Lösung von den<br />

Betroffenen akzeptiert und<br />

auch durchgeführt wird. Denn<br />

auf dem Papier sind Änderungen<br />

schnell umgesetzt, die<br />

echte Herausforderung ist die<br />

Verankerung des Change in<br />

den Köpfen der Mitarbeiter.<br />

Rein organisatorisch hat man<br />

da keine Chance. Hier kommt<br />

die zweite Ebene ins Spiel.<br />

Ebene 2: Die emotionale<br />

Begleitung<br />

Wer genug Macht besitzt, kann<br />

zwar die Struktur verändern,<br />

aber niemals die Kultur. Innovationskraft,<br />

Flexibilität, Kundenorientierung,<br />

unternehmerisches<br />

Denken, etc. kann den Mitarbeitern<br />

nicht vom Top Management<br />

verordnet werden. Um dies zu<br />

erreichen, muss man nicht nur an<br />

den Kopf, sondern auch an das<br />

Herz appellieren.<br />

Der Mensch ist ein „Gewohnheitstier“<br />

und steht Veränderungen<br />

grundsätzlich skeptisch<br />

gegenüber. Da Veränderungen<br />

immer mit Unsicherheit über die<br />

Zukunft verbunden sind, werden<br />

sie im ersten Moment als Gefahr<br />

und Risiko wahrgenommen. Die<br />

Folge sind Ängste und Widerstand.<br />

Im modernen Projektmanagement<br />

wird auf diese Einstellung<br />

des Menschen Rücksicht<br />

genommen. Die folgenden Maßnahmen<br />

unterstützen die Menschen<br />

im Verlauf des Change.<br />

Kommunikation ist das<br />

Zauberwort<br />

Laut einer beispielhaften Umfrage<br />

(Emnid-Institut) ist der Erfolg von<br />

Fusionen bedroht wenn:<br />

a) Mitarbeiter zu spät integriert<br />

wurden (87%)<br />

b) zu wenig Transparenz herrschte<br />

(86%)<br />

<br />

<br />

<strong>November</strong> <strong>2011</strong> www.<strong>domendos</strong>.com 13


consulting<br />

c) die Information zu spät, unvollständig<br />

oder fehlerhaft vermittelt<br />

wurde (81%)<br />

Dos and Don‘ts in Veränderungsprozessen<br />

Wie so oft liegt der Schlüssel zum<br />

Erfolg also in der Kommunikation.<br />

Kommunikation in Change<br />

Projekten darf nicht erst dann<br />

passieren, wenn es Ergebnisse<br />

vorzuweisen gibt, sondern muss<br />

bereits von Beginn an geschehen.<br />

Es ist essenziell, dass die<br />

Betroffenen durch umfassende<br />

Kommunikation und Information<br />

frühzeitig auf die anstehenden<br />

Veränderungen vorbereitet werden.<br />

Dadurch wird Veränderung<br />

nicht mehr als Bedrohung, sondern<br />

als Chance zur Optimierung<br />

gesehen.<br />

Vor allem die Meinungsbildner im<br />

Unternehmen müssen ins Boot<br />

geholt werden. Sind diese einmal<br />

von der Idee überzeugt, verbreiten<br />

sie die positive Einstellung<br />

zur Veränderung im ganzen<br />

Unternehmen.<br />

Der Erfolg von Change Projekten<br />

hängt zum Großteil davon ab, ob<br />

die entwickelte Lösung von den<br />

Betroffenen auch akzeptiert<br />

und für gut befunden<br />

Erfolgsfaktoren:<br />

■ Ziele sind klar defi niert.<br />

■ Es herrscht eine offene<br />

Informationspolitik.<br />

■ Die Probleme sind allgemein<br />

bewusst.<br />

■ Das Vorhaben ist glaubwürdig<br />

und logisch.<br />

■ Schulungen werden<br />

durchgeführt.<br />

■ Das Begonnene wird<br />

kontinuierlich verfolgt, es<br />

gibt keine „Durchhänger“.<br />

■ Bremser und Störenfriede<br />

werden „eingefangen“<br />

oder „entfernt“.<br />

■ Der Change wird nach<br />

außen kommuniziert.<br />

wird. Erst dann wird sie langfristig<br />

angenommen und umgesetzt.<br />

Und erst dann kann das Projekt<br />

wirklich als Erfolg deklariert<br />

werden.<br />

Einbindung und Ausbildung<br />

Um die Akzeptanz der neuen<br />

Strukturen zu fördern, ist es von<br />

großem Vorteil, die Betroffenen<br />

zu Beteiligten zu machen. Anstatt<br />

ihnen fertige Konzepte vorzusetzen<br />

und zu versuchen,<br />

ihnen diese schmackhaft<br />

zu machen, ist<br />

es zielführender, die<br />

Betroffenen bereits<br />

in die Erarbeitung der<br />

Konzepte einzubinden.<br />

So können einerseits ihre<br />

Ansichten einfl ießen und andererseits<br />

sind sie von Anfang an in<br />

den gesamten Prozess involviert.<br />

Die Einbindung der Betroffenen<br />

ist auch eine prophylaktische<br />

Maßnahme gegen Gerüchte,<br />

die weitaus besser wirkt als Einweg-Information.<br />

Wenn falsche<br />

Informationen im Unternehmen<br />

herumgeistern, werden die<br />

Stolpersteine:<br />

■ Es existiert kein gemeinsames<br />

Problembewusstsein.<br />

■ Es herrscht ein Mangel an<br />

Vertrauen gegenüber den<br />

Verantwortlichen.<br />

■ Es existiert kein gemeinsames<br />

Wertesystem.<br />

■ Die Veränderung erfolgt<br />

zu spät, zu früh oder zu<br />

schnell.<br />

■ Die vielfältigen Gerüchte<br />

schaffen ein Klima der<br />

allgemeinen Verunsicherung.<br />

■ Es existiert keine gemeinsame<br />

Kommunikationsbasis.<br />

Involvierten selbst ihren Informationsvorsprung<br />

nutzen und diese<br />

dementieren und richtig stellen.<br />

Über kontinuierliche Einbindung<br />

der Betroffenen und regelmäßige<br />

Informationsveranstaltungen<br />

hinaus sind auch immer wieder<br />

spezifi sche Schulungsmaßnahmen<br />

vorzusehen, zum Beispiel<br />

wenn ein neues IT-System<br />

eingeführt wird. Dadurch lernen<br />

die zukünftigen Benutzer das<br />

neue System kennen, werden<br />

so mit ihm vertraut und verlieren<br />

nach und nach ihre Unsicherheit<br />

und Skepsis. Nach dem Motto:<br />

Es funktioniert ja doch! Es ist gar<br />

nicht so schlimm!<br />

Schulungen müssen natürlich<br />

gut vorbereitet sein. Chaotische<br />

Organisationsprozesse,<br />

unqualifi zierte oder unvorbereitete<br />

Vortragende oder dauernde<br />

Systemabstürze während einer<br />

Schulung färben auf das gesamte<br />

Change-Projekt negativ ab.<br />

Schulungen sollte man daher erst<br />

ansetzen, wenn sicher ist, dass<br />

auch einwandfrei geschult werden<br />

kann, sonst geht der Schuss<br />

nach hinten los.<br />

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<strong>November</strong> <strong>2011</strong>


consulting<br />

Unfreeze – Change<br />

– Refreeze<br />

Dieses Modell zur Durchführung<br />

von Veränderungen ist wohl<br />

das bekannteste im Bereich des<br />

Change Managements. Entwickelt<br />

wurde es von dem Physiker<br />

Kurt Lewin, der sich zum Soziologen<br />

umorientierte. Er verglich<br />

die Veränderung von Strukturen<br />

und Organisationen mit einem<br />

Eiswürfel, der in einen Eis-Ring<br />

umgeformt werden sollte. Im gefrorenen<br />

Zustand kann man noch<br />

so viel Kraft auf den Würfel ausüben,<br />

er wird sich nie zu einem<br />

Ring verformen ohne in tausende<br />

Stücke zu zerbrechen.<br />

Der Clou ist, das Eis zu schmelzen<br />

und das Wasser in eine<br />

neue Form zu gießen. Am Inhalt<br />

wurde dadurch nichts verändert<br />

(das Eis besteht nach wie vor<br />

aus Wasser-Molekülen), nur die<br />

Form ist anders. Möchte man mit<br />

dem Ring in fl üssigem Zustand<br />

arbeiten, wird man wohl scheitern.<br />

Es folgt also der Refreeze.<br />

Das braucht Zeit und Geduld,<br />

denn nimmt man das Eis zu früh<br />

aus dem Gefrierfach, setzt man<br />

nur das Zimmer unter Wasser.<br />

Bei Veränderungsprozessen in<br />

Unternehmen werden oft Schritt<br />

1 oder 3 vergessen. Es wird zwar<br />

verändert – aber das Ergebnis<br />

ist entweder ein Scherbenhaufen<br />

oder eine Überschwemmung.<br />

UNFREEZE<br />

Wie bekommt man ein System,<br />

das grundsätzlich gegen<br />

Veränderung ist, dazu, sich zu<br />

verändern? Man muss bewusst<br />

auf den Leidensdruck hinweisen,<br />

Problembewusstsein schaffen.<br />

Ein Raucher wird kaum aus einer<br />

Laune heraus seinen Zigaretten<br />

abschwören. Erhält er vom Arzt<br />

aber die Information, dass er in<br />

sechs Monaten an Lungenkrebs<br />

sterben wird, wenn er nicht sofort<br />

damit aufhört, ist seine Motivation<br />

eine ganz andere.<br />

Auch Unternehmen leiden unter<br />

Umständen an Krebs. Wo gibt es<br />

Bereiche, in denen die Mitarbeiter<br />

bereits spüren, dass etwas nicht<br />

rund läuft? Und wie kann man<br />

sie bewusst darauf hinweisen?<br />

Welche Zahlen, Daten, Fakten<br />

unterstreichen die Notwendigkeit<br />

des Change? Menschen müssen<br />

sich verändern wollen. Sind sie<br />

selbst einmal von der Dringlichkeit<br />

der Veränderung überzeugt,<br />

ist der Widerstand gering.<br />

Natürlich müssen die Versprechungen,<br />

die im Zuge dieses<br />

Prozesses gemacht werden,<br />

auch eingehalten werden. Sonst<br />

wird man es spätestens beim<br />

nächsten Change-Projekt doppelt<br />

so schwer haben.<br />

CHANGE<br />

Der Veränderungsprozess wird<br />

unter Berücksichtigung der strukturellen<br />

und emotionalen Ebene<br />

durchgeführt.<br />

REFREEZE<br />

Um das nun geänderte System<br />

langfristig zu etablieren, müssen<br />

Standardprozesse geändert werden<br />

– und zwar nicht nur auf dem<br />

Papier. Dies wird am einfachsten<br />

mit sichtbaren Verbesserungen<br />

und positivem Feedback erreicht.<br />

Nehmen die Mitarbeiter die<br />

neuen Abläufe, etc. aktiv an und<br />

arbeiten sie gut damit, ist Lob und<br />

Anerkennung die beste Methode<br />

des Refreezings. Auch die durch<br />

den Change herbeigeführten Optimierungen<br />

können wieder durch<br />

Zahlen, Daten, Fakten sichtbar<br />

gemacht und untermauert werden.<br />

Dann sehen die Betroffenen,<br />

dass die Veränderung wirklich<br />

etwas gebracht hat und die Wahrscheinlichkeit,<br />

in den „alten Trott“<br />

zurückzufallen, ist gering.<br />

Die Genialität dieses Konzeptes<br />

liegt in seiner Einfachheit. Alle<br />

drei Stufen müssen durchlaufen<br />

werden. Es kann vorkommen,<br />

dass für eine Stufe nicht viel Zeit<br />

verwendet wird, trotzdem darf sie<br />

nicht vergessen werden. Es kann<br />

zum Beispiel reichen, jemandem<br />

zu sagen: „Ändern Sie das, oder<br />

Sie verlieren Ihren Job!“ Die Notwendigkeit<br />

der Veränderung wird<br />

hier sehr klar vermittelt, also eine<br />

äußerst rasche und meist auch<br />

effektive Methode des Unfreezings.<br />

Doch Vorsicht – derartige Drohungen<br />

im Unfreezing-Prozess<br />

können auch nach hinten losgehen.<br />

Hier ist wieder Fingerspitzengefühl<br />

und Empathie gefragt,<br />

denn jeder Mensch funktioniert<br />

und reagiert anders.<br />

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<strong>November</strong> <strong>2011</strong> www.<strong>domendos</strong>.com 15


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Großprojektmanagement:<br />

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■ Wir unterstützen Sie, die Kompetenzen und Potenziale Ihrer Mitarbeiter optimal weiterzuentwickeln.<br />

■ Wir entwickeln basierend auf einer fundierten Bedarfserhebung und im Kontext zu Ihren<br />

Unternehmenszielen ein maßgeschneidertes Lehrgangsdesign und realisieren eine praxisnahe<br />

Umsetzung.<br />

Unsere Mitarbeiter haben u.a. folgende Unternehmen erfolgreich unterstützt:<br />

■ Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit<br />

■ Austrian Airlines Group<br />

■ Austrocontrol<br />

■ Bank Austria Creditanstalt<br />

■ BAWAG P.S.K. Gruppe<br />

■ Berndorf Band<br />

■ Bosch<br />

■ British Midland Airways<br />

■ Bundesministerium für Gesundheit und Frauen<br />

■ Deutsche Telekom<br />

■ Expert<br />

■ Flughafen Wien<br />

■ GE Money Bank<br />

■ Gewerkschaft der Eisenbahner<br />

■ Heptacon<br />

■ Hydro Aluminium Nenzing<br />

■ Hydro Aluminium Lausanne<br />

■ Intersport Austria<br />

■ IT Austria<br />

■ KEBA<br />

■ Kovar & Köppl<br />

■ Lufthansa Systems<br />

■ Österreichische Post<br />

■ Philips Sound Solutions<br />

■ Raiffeisen Informatik<br />

■ SAPPI<br />

■ Siemens<br />

■ Stadt Wien - Wiener Wohnen Hausbetreuung<br />

■ Swarovski Optik<br />

■ UC4<br />

■ Wiener Linien<br />

■ Wüstenrot<br />

Hinweis: Bei personenbezogenen Bezeichnungen wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Bezeichnung gewählt. Selbstverständlich bezieht sich diese immer auf beide Geschlechter.<br />

consulting<br />

Medieninhaber, Hersteller, Verlags- und Herstellungsort:<br />

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