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CHINA

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<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

1<br />

<strong>CHINA</strong><br />

Der ferne Partner<br />

中<br />

国<br />

远<br />

方<br />

的<br />

伙<br />

伴<br />

Staatspräsident<br />

Xi Jinping besucht<br />

das Rheinland<br />

Warum die<br />

NRW-Wirtschaft von<br />

China profitiert


2 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser<br />

Meister Kong, bei uns besser bekannt als Konfuzius, hat auf<br />

die Frage, wie man eine besonders große Menschenmenge<br />

in den Griff bekommt, geantwortet: „Macht sie wohlhabend.“<br />

Die Nachfahren des chinesischen Philosophen haben die Botschaft<br />

verinnerlicht. Das Reich der Mitte boomt. Kommunismus und Kapitalismus<br />

ist zwischen Peking und Shanghai gelebte Praxis. Mag der Westen<br />

Umweltverschmutzung und Unfreiheit kritisieren, kursiert in der<br />

Volksrepublik das Wort vom „chinesischen Traum“. Wohlstand. Der<br />

Aufstieg von Chinas Mittelstand ist in Düsseldorf, Heiligenhaus und<br />

Kleve spürbar. Investoren, Touristen, Wissenschaftler und Studenten<br />

bereisen Deutschland. „500 Jahre lang hat der Westen mit seinen Institutionen<br />

und Ideen geherrscht. Damit ist es jetzt vorbei“, prophezeit<br />

der britische Historiker Niall Ferguson.<br />

Was der eine gewinnt, muss der andere aber nicht verlieren. Kein<br />

deutsches Bundesland profitiert so sehr von Chinas Boom wie Nordrhein-Westfalen.<br />

Das NRW-Handelsvolumen mit dem fernen Partner<br />

erreicht 30 Milliarden Euro. Darauf dürfte Staatspräsident Xi Jinping<br />

hinweisen, wenn er heute Düsseldorf besucht.<br />

An China führt kein Weg vorbei. Mit dieser Ausgabe wollen wir Ihre<br />

Neugier auf das Land wecken. Wir wollen erklären, was das Land zusammenhält.<br />

Wir wollen aufklären, worauf deutsche Unternehmen im<br />

Handel achten müssen. Und wir wollen Geschichten erzählen, wie die<br />

von Zhang Dinxian, der in den 70er Jahren als Dolmetscher zu Thyssen-Krupp<br />

nach Duisburg kam – und bis heute blieb.<br />

Impressum<br />

Viel Vergnügen bei der Lektüre.<br />

Michael Bröcker<br />

Chefredakteur<br />

Chefredakteur<br />

Michael Bröcker<br />

Stellv. Chefredakteur<br />

Horst Thoren<br />

Redaktion<br />

Dr. Matthias Beermann, Dr. Antje Höning, Thorsten Breitkopf, Andreas Gruhn, Andreas<br />

Krebs, Thomas Reisener, Florian Rinke, Johnny Erling.<br />

Konzeption<br />

Rheinland Presse Service GmbH, José Macias, Jörg Mehl, Jürgen Grosche, Dirk Weber<br />

Layout<br />

Pre-Press-Services<br />

Beratung<br />

Guangyang Yin-Baron<br />

Grafik<br />

Anna Radowski, Martin Ferl, Phil Ninh<br />

Anzeigen<br />

Oliver Nothelfer (verantwortlich), Melanie von Hehl, Pia Kemper<br />

Verlag<br />

Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH<br />

Sitz von Verlag, Redaktion und Technik<br />

Geschäftsführer: Dr. Karl Hans Arnold, Patrick Ludwig, Hans Peter Bork, Stephan Marzen<br />

Pressehaus, Zülpicher Straße 10, 40196 Düsseldorf<br />

Druck<br />

Rheinisch-Bergische Druckerei GmbH & Co. KG<br />

Zülpicher Straße 10, 40196 Düsseldorf<br />

Seite 26<br />

Seite 28<br />

Seite 30<br />

Seite 34<br />

INHALT<br />

Die Welt schaut auf China Seite 3<br />

Interview mit Chinas Botschafter<br />

Shi Mingde Seiten 4 und 5<br />

Xi Jiping will China im Alleingang<br />

umkrempeln Seiten 6 und 7<br />

Umwelt: Das rote China will grün werden Seite 8<br />

Chinesen und Deutsche – zwischen<br />

Faszination und Furcht Seite 9<br />

Pilgern zu Mao: Chinas roter Tourismus Seite 10<br />

Pierburg weiht Werk in Shanghai ein Seite 11<br />

Wie fünf Rheinländer ihr Glück in<br />

China machen Seiten 12 und 13<br />

China und NRW – ein Vergleich in Zahlen Seite 14<br />

Hisense Germany in Düsseldorf<br />

wächst weiter Seite 15<br />

Chongqing – Düsseldorfs riesiger Freund<br />

am Jangtse Seite 16<br />

Chinas Provinzen gründen<br />

Freihandelszonen Seite 18<br />

Klüh: Erfolge auf dem chinesischen Markt Seite 19<br />

China und Deuschland – Zahlen,<br />

Daten, Fakten Seiten 20 und 21<br />

So benimmt man sich in China Seite 22<br />

Düsseldorf: Gute Basis für Geschäfte<br />

in Nordrhein-Westfalen Seite 23<br />

Wie man mit Chinesen<br />

Geschäfte macht Seite n 24 und 25<br />

Wirtschaft: Chinesen investieren<br />

strategisch Seite 26<br />

Kiekert – Weltmarktführer unter<br />

chinesischer Flagge Seite 27<br />

Zhang Dinxian, Pionier aus dem<br />

Reich der Mitte Seiten 28 und 29<br />

Eine Chinesin entdeckt<br />

Düsseldorf Seiten 30 und 31<br />

Tourismus: Das Land der<br />

tausend Möglichkeiten Seiten 32 bis 34<br />

Tipps für China-Reisende Seite 35<br />

Quiz: Wie gut kennen Sie China? Seite 36<br />

FOM: Studiengänge für<br />

chinesische Studierende Seite 37<br />

China an der International<br />

School of Düsseldorf Seite 38<br />

Huawei – auf dem Weg an die Weltspitze Seite 39


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

3<br />

Die Welt schaut auf China<br />

Von Michael Bröcker<br />

In der Volksrepublik regiert der<br />

Superlativ. Kein Land der Erde<br />

hat mehr Einwohner (1,3 Milliarden),<br />

mehr Landkreise (3000),<br />

mehr Soldaten (2,9 Millionen),<br />

mehr Internetnutzer (500 Millionen),<br />

mehr Smog-Opfer (1,2 Millionen),<br />

mehr Autos (22 Millionen<br />

Neuzulassungen pro Jahr), mehr<br />

Währungsreserven (2,8 Billionen<br />

Euro) als China. Das wertvollste<br />

Unternehmen, die größte Universität,<br />

die längste Brücke und<br />

die längste U-Bahn stehen in China.<br />

Der größte Mensch übrigens<br />

auch: Zhao Liang. 2,46 Meter.<br />

Wenn Größe eine Farbe wäre,<br />

sie wäre rot wie die Nationalfarbe<br />

Chinas. So eindeutig die Rekorde,<br />

so ambivalent ist das Verhältnis<br />

des Westens zu China. Der kommunistische<br />

Einparteienstaat<br />

wird in Feuilletons hierzulande<br />

gerne als entfesselter Drache<br />

dargestellt, der auf dem Weg zur<br />

Weltherrschaft westliche Werte<br />

wie Demokratie, Umweltschutz<br />

und Menschenrechte platt trampelt.<br />

Regimekritiker wie der<br />

Künstler Ai Weiwei oder Tibets<br />

geistiger Führer Dalai Lama sind<br />

in Europa Helden – in China<br />

Staatsfeinde. Deutsche Medien<br />

beschäftigen sich bevorzugt mit<br />

Menschenrechtsverletzungen,<br />

Smog oder Skurrilitäten aus dem<br />

chinesischen Machtapparat. Es<br />

gibt wenige differenzierte Stimmen,<br />

etwa die von SPD-Altkanzler<br />

Helmut Schmidt, der mit Blick auf<br />

die jahrtausende alte Kultur der<br />

Volksrepublik äußert, dass westliche<br />

Gesellschaftsnormen nicht<br />

als Maßstab taugen könnten. Und<br />

die Angst vor einem imperialistischen<br />

China sei unbegründet,<br />

urteilt Schmidt. „Dass alle so sein<br />

sollen wie sie, ist ihnen fremd.“<br />

Trotzdem schaut die Welt<br />

auf China. Der Wirtschaftsboom<br />

fasziniert und besorgt Politiker<br />

und Ökonomen im Rest<br />

der Welt. In den vergangenen<br />

35 Jahren hat die Volksrepublik<br />

China hat die<br />

dynamischsten<br />

Städte der Welt<br />

ihre Wirtschaftsleistung verdreißigfacht.<br />

Wenn Peking wollte,<br />

könnte es morgen alle deutschen<br />

Dax-Unternehmen aufkaufen.<br />

Und müsste dafür nur ein Drittel<br />

seiner Devisenreserven ausgeben.<br />

In einer Liste der weltweit<br />

dynamischsten Städte der US-<br />

Fachzeitschrift „Foreign Policy“<br />

belegen mit Shanghai, Peking<br />

und Tianjin drei chinesische<br />

Städte die ersten Plätze. Unter<br />

den ersten zehn findet sich keine<br />

europäische Metropole. Die<br />

„Rhein-Ruhr-Region“ erreicht übrigens<br />

Platz 51. „Noch nie in der<br />

Geschichte ist in so kurzer Zeit<br />

so viel Wohlstand entstanden“,<br />

sagt der Harvard-Professor und<br />

China-Experte Roderick MacFarquhar.<br />

Deutschland profitiert wie<br />

kaum ein anderes Industrieland<br />

von dem Asia-Boom. Als „Ausrüster<br />

der Welt“ sind deutsche Maschinen,<br />

Anlagen, Autos und Industrie-Dienstleistungen<br />

gefragt.<br />

NRW-Konzerne wie Thyssen-<br />

Krupp, Eon, Henkel oder Metro<br />

setzen auf das China-Geschäft,<br />

das bilaterale Handelsvolumen<br />

durchbrach längst die Marke von<br />

150 Milliarden Euro. Das fremde<br />

Land ist im Wirtschaftsalltag enger<br />

Partner. 800 chinesische Unternehmen<br />

gibt es inzwischen in<br />

NRW, 300 mit Sitz in der Landeshauptstadt.<br />

Ausgerechnet die<br />

Stadt, die als japanische Enklave<br />

bekannt ist, beherbergt nun die<br />

größte chinesische Gruppe in<br />

Deutschland. 2700 Chinesen leben<br />

am Rhein.<br />

Das hat Folgen. Der enge<br />

wirtschaftliche Austausch verbessert<br />

das Verständnis zwischen<br />

den Nationen, wie eine<br />

aktuelle Umfrage des größten<br />

chinesischen Unternehmens<br />

in Deutschland, des Telekommunikations-Konzerns<br />

Huawei,<br />

ergeben hat. Mögen die älteren<br />

Deutschen noch mehrheitlich<br />

besorgt sein angesichts der<br />

Wirtschaftsstärke Chinas, sind<br />

es bei den Jüngeren nur noch<br />

36 Prozent. Dass chinesische<br />

Investitionen gut für deutsche<br />

Arbeitsplätze sind, sagen mehr<br />

als 50 Prozent der jungen Befragten.<br />

„Das China-Bild wird<br />

sich verändern“, sagt Olaf Reus,<br />

Europachef von Huawei. Die<br />

Intensität der Beziehungen zwischen<br />

China und Deutschland<br />

lasse gar nichts anderes zu. Helmut<br />

Schmidt dürfte das freuen.<br />

世 界 关 注 着 中 国<br />

这 是 一 个 充 满 惊 奇 的 国 度 。<br />

她 的 规 模 举 世 无 双 :13 亿 人<br />

口 ,3000 多 个 县 级 以 上 行 政<br />

区 ,230 万 的 军 队 , 超 过 5 亿 的<br />

网 民 , 每 年 新 增 家 用 轿 车 2 千<br />

万 辆 , 雾 霾 受 害 者 超 过 百 万 ,<br />

外 汇 储 备 2.8 万 亿 欧 元 , 最 大 的<br />

大 学 , 最 长 的 桥 梁 , 最 长 的 地<br />

铁 线 , 市 值 最 高 的 企 业 , 就 连<br />

世 界 上 第 一 长 人 也 在 中 国 ——<br />

赵 亮 身 高 2 米 46.<br />

如 果 大 小 也 有 颜 色 的 话 , 她<br />

就 是 红 色 , 国 旗 红 。 中 国 现 实<br />

所 提 供 的 数 据 无 需 多 言 , 西 方<br />

国 家 对 中 国 的 感 情 如 此 纠 结 。<br />

在 西 方 的 街 谈 巷 议 中 , 一 党 执<br />

政 的 中 国 喜 欢 被 人 们 比 喻 为 被<br />

松 绑 的 巨 龙 。 在 大 步 踏 入 世 界<br />

超 级 强 国 队 伍 中 的 过 程 中 , 它<br />

无 视 西 方 眼 里 的 自 由 、 民 主 、<br />

人 权 和 环 保 。 欧 洲 社 会 里 的 英<br />

雄 人 物 艾 未 未 、 达 赖 喇 嘛 在 中<br />

国 则 是 异 见 人 士 或 者 是 分 裂 分<br />

子 。 德 国 媒 体 侧 重 于 报 道 破 坏<br />

人 权 、 雾 霾 、 权 力 机 关 的 荒 诞<br />

不 羁 这 类 的 话 题 , 缺 少 另 一 种<br />

声 音 。 就 象 德 国 前 总 理 施 密 特<br />

所 表 示 的 , 中 国 是 个 千 年 文 化<br />

大 国 , 西 方 社 会 的 架 构 并 不 是<br />

唯 一 的 衡 量 标 准 。 恐 惧 一 个 帝<br />

制 王 国 是 毫 无 理 由 的 。 施 密 特<br />

说 :“ 对 中 国 人 来 说 , 事 事 一 样<br />

是 不 可 理 解 的 。”<br />

中 国 的 经 济 腾 飞 令 其 他 国 家<br />

的 政 客 及 经 济 学 者 忧 喜 掺 半 ,<br />

伤 透 脑 筋 。 在 过 去 的 35 年 里 ,<br />

中 国 经 济 增 长 了 30 倍 。 如 果 北<br />

京 愿 意 的 话 , 明 天 就 能 出 资 收<br />

购 德 国 DAX 里 的 30 家 公 司 ,<br />

而 这 仅 仅 需 要 花 费 其 外 汇 储 备<br />

的 三 分 之 一 。 美 国 的 《 外 交 政<br />

策 》 曾 出 过 一 个 国 际 最 具 有 活<br />

力 的 城 市 排 名 榜 , 上 海 、 北 京<br />

及 天 津 位 居 前 列 , 而 没 有 任 何<br />

一 个 欧 洲 城 市 进 入 了 前 十 名 。<br />

德 国 的 莱 茵 - 鲁 尓 地 区 排 在 第<br />

51 名 。 哈 佛 教 授 及 中 国 专 家 马<br />

若 德 说 :“ 历 史 上 没 有 任 何 一 个<br />

国 家 能 够 在 这 么 短 的 时 间 内 给<br />

民 众 带 来 如 此 多 的 富 裕 。”<br />

工 业 国 家 中 , 德 国 是 亚 洲<br />

经 济 繁 荣 的 最 大 受 益 者 之 一 。<br />

德 国 生 产 的 机 械 设 备 、 汽 车 、<br />

相 关 技 术 服 务 等 在 那 里 备 受 欢<br />

迎 。 北 威 州 的 蒂 森 - 克 鲁 格 、<br />

意 昂 电 力 集 团 、 汉 高 、 麦 德 龙<br />

都 十 分 看 重 中 国 业 务 。 两 国 双<br />

边 贸 易 额 突 破 了 1500 亿 欧 元 大<br />

关 。 中 国 这 个 陌 生 的 国 度 早 已<br />

是 经 济 生 活 中 的 亲 密 伙 伴 。 北<br />

威 州 有 800 多 家 中 国 公 司 , 在<br />

杜 塞 尔 多 夫 市 就 有 300 多 家 ,<br />

这 个 曾 经 的 日 本 人 中 心 , 现 在<br />

成 为 了 德 国 最 大 的 中 国 人 聚 集<br />

地 ,2700 多 中 国 人 生 活 工 作 居<br />

住 在 这 个 被 誉 为 北 威 州 的 购 物<br />

天 堂 里 。<br />

针 对 在 德 国 的 中 国 企 业 ,<br />

华 为 发 布 的 最 新 调 查 问 卷 表<br />

明 , 紧 密 的 经 济 交 往 加 强 了 两<br />

个 民 族 的 沟 通 和 理 解 。 老 一 辈<br />

德 国 人 担 心 中 国 的 崛 起 , 但 是<br />

年 轻 人 抱 有 这 种 态 度 的 人 仅 仅<br />

占 36%。 超 过 半 数 的 年 轻 人 认<br />

为 , 来 自 中 国 的 投 资 , 给 德 国<br />

带 来 了 就 业 岗 位 。 华 为 的 欧 洲<br />

区 总 裁 Reus 先 生 说 ,“ 中 国 的<br />

形 象 将 会 改 变 。” 前 总 理 施 密 特<br />

应 该 能 够 感 到 欣 慰 , 密 切 的 往<br />

来 会 使 双 方 加 深 认 识 和 理 解 。<br />

Foto: dpa


4 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

„NRW ist eine<br />

gastfreundliche<br />

Region“<br />

Chinas Botschafter zur Anziehungskraft von NRW<br />

auf chinesische Unternehmen, zu den ehrgeizigen<br />

Reformprojekten in seiner Heimat und zu chinesischen<br />

Vorstellungen von Demokratie.<br />

Chinas Botschafter Shi Mingde kennt Deutschland seit Jahrzehnten.<br />

Foto: dpa<br />

Shi Mingde (59), Pekings<br />

Mann in Berlin, begrüßt seine<br />

Gäste in der Botschaft<br />

am Märkischen Ufer in typisch<br />

chinesischem Dekor. Und zwar<br />

in perfektem Deutsch. Alle in<br />

seiner Familie beherrschen es,<br />

seine Frau Xu Jinghua, die sich<br />

als Übersetzerin einen Namen<br />

gemacht hat, von Heinrich Böll<br />

bis Elfriede Jelinek, und auch<br />

sein Sohn. In den 70er Jahren<br />

studierte Shi Mingde in der DDR,<br />

übernahm dort später erste diplomatische<br />

Posten. Er lobt die<br />

starke Verflechtung zwischen<br />

Deutschland und China, er weiß<br />

aber auch, dass sein Land Kritik<br />

auf sich zieht. Aber, so beteuerte<br />

er schon bei seinem Amtsantritt<br />

2012 in Berlin, einem offenen<br />

Dialog auch über heikle Themen<br />

wolle er nicht ausweichen.<br />

Herr Botschafter, eine Studie<br />

hat erst jüngt wieder belegt,<br />

dass China in Deutschland immer<br />

noch ein Image-Problem<br />

hat. Die Deutschen bewundern<br />

den wirtschaftlichen Aufstieg<br />

Chinas, er macht vielen Menschen<br />

aber auch Angst. Wie erklären<br />

Sie sich das?<br />

Das China-Bild vieler Deutscher<br />

hinkt der Realität hinterher. Wie<br />

rasant sich mein Land entwickelt<br />

hat, ist vielen Menschen<br />

im Westen immer noch nicht<br />

ganz bewusst. Vor 35 Jahren<br />

hatte China einen Anteil an der<br />

Weltwirtschaftsleistung von 1,8<br />

Prozent. Heute sind es zwölf Prozent.<br />

Das Bruttosozialinlandsprodukt<br />

pro Kopf stieg in dieser Zeit<br />

von 200 auf 7000 US-Dollar.<br />

Jeder fünfte Mensch auf der Welt<br />

ist ein Chinese. Wenn es unsere<br />

Regierung also gelingt, für diese<br />

vielen Menschen einen bescheidenen<br />

Wohlstand zu schaffen,<br />

dann frage ich Sie: Ist das nun<br />

eine Bedrohung oder nicht doch<br />

vielmehr ein Beitrag für Frieden<br />

und Stabilität in der Welt? Es ist<br />

richtig, wir sind ein Land voller innerer<br />

Widersprüche. So sind wir<br />

zwar die zweitgrößte Volkswirtschaft<br />

der Welt und wohl bald<br />

auch die größte, aber wenn Sie<br />

unsere Wirtschaftsleistung pro<br />

Kopf berechnen, also durch 1,3<br />

Milliarden dividieren, dann liegen<br />

wir nur noch auf dem 90. Platz in<br />

der Welt. Bis wir zu einem Wohlstandsniveau<br />

wie in Deutschland<br />

oder den USA aufschließen, kann<br />

es noch Jahrzehnte dauern.<br />

Wo könnte Deutschland von<br />

China lernen und umgekehrt<br />

China von Deutschland?<br />

Zwischen unseren beiden Ländern<br />

gibt eine lange Tradition<br />

des Austauschs. Es herrscht in<br />

China ein großer Respekt für<br />

deutsche Kultur und Wissenschaft.<br />

Deutschland galt seit<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts als<br />

Vorbild für moderne Technologien,<br />

vor allem bei der Militärtechnik.<br />

Ich persönlich finde,<br />

dass die berühmten deutschen<br />

Tugenden wie Gewissenhaftigkeit,<br />

Pünktlichkeit und Präzision,<br />

die im „Made in Germany“<br />

stecken, ein Vorbild für uns<br />

sind. Auch wenn es um diese<br />

Tugenden heutzutage nicht imwir<br />

zuvor auch eingenommen<br />

haben! Wir haben also grundsätzlich<br />

dieselbe Einstellung zur<br />

Wirtschaft, wir sind die größten<br />

Exportnationen und verfügen<br />

über die größten Realwirtschaften.<br />

Es ist deswegen nur logisch,<br />

dass wir so exzellente Beziehungen<br />

haben und dass so viele<br />

deutsche Unternehmen in China<br />

investieren – bisher 40 Milliarden<br />

Euro.<br />

„Wir befinden uns<br />

in China wirklich an<br />

einem Scheideweg“<br />

mer mehr ganz so gut bestellt<br />

ist (lacht). Im Übrigen mache ich<br />

Sie aufmerksam auf die großen<br />

Gemeinsamkeiten: Warum sind<br />

von den großen Volkswirtschaften<br />

eigentlich nur China und<br />

Dutschland gestärkt aus der<br />

Krise hervorgegangen? Weil wir<br />

beide auf Wertschöpfung setzen<br />

und nur das ausgeben, was<br />

Traditionell war Hamburg mit<br />

seinem großen Hafen erster<br />

Anlaufpunkt für chinesische<br />

Firmen in Deutschland. Heute<br />

ist es das Binnenland Nordrhein-Westfalen<br />

– warum?<br />

Es stimmt, seit drei Jahren siedeln<br />

sich mehr chinesische Firmen<br />

in NRW an als in Hamburg.<br />

Dort sitzen immer noch die groß-<br />

en Handelsunternehmen, die ihr<br />

Exportgeschäft über den Hafen<br />

abwickeln. Doch seit sich die chinesische<br />

Wirtschaft stärker auf<br />

industrielle Produktion verlegt,<br />

erweist sich der Raum um Düsseldorf<br />

häufig als geeigneter für Investitionen.<br />

Deswegen kommen<br />

immer mehr produzierende Unternehmen<br />

hierher, vor allem übrigens<br />

mittelständische Firmen.<br />

Eine Rolle spielt sicher auch, dass<br />

NRW seit drei oder vier Jahren eine<br />

sehr erfolgreiche China-Offensive<br />

betreibt, um Unternehmen<br />

anzulocken. Auch die Stadt Düsseldorf<br />

bemüht sich sehr um chinesische<br />

Ansiedlungen. Außerdem<br />

handelt es sich bei NRW um<br />

eine gastfreundliche Region, mit<br />

aufgeschlossenen Bewohnern.<br />

Fremdenfeindlichkeit ist hier eher<br />

selten, das ist ein Pluspunkt. Und:<br />

In NRW geht es weniger bürokratisch<br />

zu als in den meisten anderen<br />

Bundesländern, etwa bei der<br />

Erteilung von Visa.<br />

Ende vergangenen Jahres<br />

hat die chinesische Führung<br />

ein großes Reformprogramm<br />

beschlossen. Was soll sich ändern<br />

in China?<br />

Nach 35 Jahren rasanter Entwicklung<br />

sind wir an einem kritischen<br />

Punkt angelangt. In der Vergangenheit<br />

zählte einzig und allein<br />

das Wachstum, und damit haben


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

5<br />

wir ja auch große Erfolge erzielt,<br />

auf die wir stolz sind. Aber nun<br />

häufen sich auch die Probleme.<br />

Das bisherige Wirtschaftsmodell<br />

ist auf Dauer nicht mehr zu halten.<br />

Dazu sind unsere Ressourcen<br />

zu knapp. Um ein vergleichbares<br />

Produkt herzustellen, benötigen<br />

wir viermal soviel Energie wie in<br />

Europa und sogar siebenmal mehr<br />

als in Japan. Und dazu kommt die<br />

Umweltzerstörung, Smog in allen<br />

großen Städten, verseuchte Flüsse.<br />

Wir haben für unseren Wohlstand<br />

ökologisch einen hohen<br />

Preis bezahlt. Um diese Probleme<br />

anzugehen, setzten wir übrigens<br />

besonders auch auf deutsches<br />

Know-how in der Umwelttechnik.<br />

Da eröffnet sich in China ein interessanter<br />

neuer Markt für deutsche<br />

Unternehmen.<br />

Die Umweltprobleme sind das<br />

eine – wie sieht die soziale Lage<br />

aus?<br />

Allen Chinesen geht es heute<br />

besser, aber das soziale Ungleichgewicht<br />

hat sich verstärkt und<br />

schürt die Unzufriedenheit der<br />

Menschen. Genauso übrigens<br />

wie die Behandlung der Wanderarbeiter,<br />

von denen viele nun<br />

schon lange in Städten leben, die<br />

aber nach unserem traditionellen<br />

Modell bisher nicht die gleichen<br />

Rechte genießen wie die Stadtbevölkerung.<br />

Schließlich die Korruption:<br />

Viele Parteifunktionäre<br />

betrachten den Staat als Selbstbedienungsladen<br />

und bereichern<br />

sich persönlich. Der gewachsene<br />

Wohlstand in China hat also auch<br />

zu einer Vielzahl von negativen<br />

Nebenwirkungen geführt, mit<br />

denen wir jetzt fertig werden<br />

müssen. Wir befinden uns wirklich<br />

an einem Scheideweg.<br />

Trotz aller Reformen: Freiheits-<br />

und Bürgerrechte bleiben<br />

in China eingeschränkt.<br />

Sind Ihnen diese Rechte weniger<br />

wichtig als uns im Westen?<br />

Wir sind davon überzeugt, dass<br />

die wirtschaftlichen Reformen<br />

nur Erfolg haben können, wenn<br />

sie von politischen Reformen<br />

begleitet werden. Wenn wir im<br />

Sozialismus die Marktwirtschaft<br />

einführen, ist das doch auch eine<br />

politische Maßnahme! Wenn<br />

man von Menschenrechten<br />

spricht, verstehen wir darunter<br />

zuerst einmal die Sicherung der<br />

Existenz. Und was bedeutet<br />

denn Demokratie? Die Beteiligung<br />

einer Mehrheit von Menschen<br />

an den Entscheidungsprozessen.<br />

So wird es in China<br />

vor und nach allen wichtigen<br />

Entscheidungen Befragungen<br />

der Bürger geben. Das ist unser<br />

Modell einer konsultativen<br />

Demokratie. Das wird im Ausland<br />

nicht immer angemessen<br />

gewürdigt. Wir möchten uns<br />

da nicht belehren lassen, wie<br />

wir auch niemanden anderen<br />

belehren wollen. Aber es muss<br />

doch klar sein, dass Demokratie<br />

in einem Land wie China mit<br />

1,3 Milliarden Menschen nicht<br />

genauso aussehen kann wie in<br />

einem Land wie Deutschland mit<br />

82 Millionen Bürgern.<br />

Wo sehen Sie Chinas Rolle<br />

in der Welt? Als neue Supermacht?<br />

Nein, wir wollen keine Supermacht<br />

werden, und wir sind auch<br />

gar nicht in der Lage dazu. China<br />

hat sich von einem Außenseiter<br />

zu einem aktiven Mitgestalter<br />

der internationalen Politik entwickelt.<br />

Wir tragen heute schon<br />

große Verantwortung für die<br />

Sicherung des Friedens und der<br />

Sicherheit in der Welt. So stellt<br />

China heute die meisten UN-<br />

Blauhelme. Aber wir wollen andere<br />

Länder nicht dominieren,<br />

wir sind immer für eine politische<br />

Lösung der Konflikte, für Dialog.<br />

Das gilt auch in unserer eigenen<br />

Nachbarschaft.<br />

Das Gespräch führte<br />

Matthias Beermann<br />

‘‘ 北 威 州 人 民 热 情 好 客 ’’<br />

中 国 大 使 就 北 威 州 的 中 资 企 业 , 中 国 政 改 及 民 主 进 程 发 表 看 法<br />

史 明 德 (59 岁 ), 资 深 外 交 官 ,<br />

现 任 中 国 驻 德 国 大 使 。 大 使 夫 妇<br />

及 儿 子 精 通 德 国 历 史 文 化 , 夫<br />

人 徐 静 华 在 行 内 以 翻 译 著 作 闻<br />

名 。70 年 代 史 明 德 曾 在 原 东 德<br />

进 修 学 习 , 之 后 进 入 中 国 驻 德 使<br />

馆 工 作 。 他 高 度 赞 扬 德 中 双 边 关<br />

系 , 尽 管 知 道 自 己 的 言 行 会 在 国<br />

内 引 起 反 响 , 但 是 2012 年 就 任<br />

大 使 时 , 明 确 强 调 不 会 回 避 敏 感<br />

问 题 的 对 话 。<br />

大 使 先 生 , 最 新 的 研 究 结 果 再 次<br />

证 明 , 中 国 在 德 国 的 形 象 仍 然 不<br />

佳 。 中 国 的 经<br />

济 崛 起 令 德 国 民 众 钦 佩 , 但 同 时<br />

也 让 许 多 人 害 怕 。 请 问 您 对 此 作<br />

何 解 释 ?<br />

许 多 德 国 人 对 中 国 的 印 象 脱 离 实<br />

际 。 人 们 依 然 并 不 十 分 了 解 , 中<br />

国 近 年 来 取 得 了 多 么 迅 猛 的 快 速<br />

发 展 。35 年 前 , 中 国 在 世 界 经 济<br />

总 量 中 所 占 份 额 仅 为 1.8%, 如<br />

今 已 上 升 至 12%。 与 此 同 时 , 中<br />

国 人 均 国 内 生 产 总 值 从 200 美 元<br />

攀 升 至 7000 美 元 。 中 国 占 世 界<br />

人 口 的 五 分 之 一 , 如 果 中 国 政 府<br />

成 功 地 做 到 让 如 此 众 多 的 民 众 实<br />

现 小 康 , 那 我 想 问 的 是 : 这 究 竟<br />

是 一 种 威 胁 , 还 是 更 多 的 是 对 世<br />

界 和 平 与 稳 定 的 贡 献 ? 当 然 , 中<br />

国 是 一 个 内 部 矛 盾 复 杂 的 国 家 。<br />

因 此 , 虽 然 我 们 已 经 是 世 界 第 二<br />

大 经 济 体 , 或 许 不 久 就 将 成 为 世<br />

界 上 最 大 的 经 济 体 , 但 如 果 将 我<br />

们 的 经 济 总 量 按 人 均 来 计 算 , 即<br />

除 以 13 亿 人 口 , 中 国 在 世 界 上<br />

的 排 名 就 将 下 滑 到 第 86 位 。 我<br />

们 还 需 要 经 过 数 十 年 , 才 有 可 能<br />

达 到 德 国 或 者 美 国 的 富 裕 水 平 。<br />

德 国 能 够 在 哪 些 方 面 向 中 国 学<br />

习 ? 而 中 国 反 过 来 又 能 从 德 国 学<br />

习 什 么 ?<br />

中 德 两 国 有 着 悠 久 的 交 流 传 统 。<br />

中 国 人 对 德 国 的 文 化 和 科 学 十 分<br />

敬 佩 , 自 19 世 纪 中 叶 起 , 德 国<br />

就 被 视 作 现 代 工 艺 的 典 范 。 我 个<br />

人 认 为 ,“ 德 国 制 造 ” 中 所 包 含 的<br />

认 真 、 准 时 和 精 确 等 德 国 人 闻 名<br />

于 世 的 品 德 , 正 是 我 们 学 习 的 榜<br />

样 , 尽 管 当 前 这 些 美 德 的 情 况<br />

也 并 不 总 是 很 好 ( 大 笑 )。 另<br />

外 , 我 想 提 醒 您 关 注 这 样 一 个<br />

中 德 两 国 的 共 同 点 : 世 界 各 主 要<br />

经 济 体 , 为 什 么 只 有 德 国 和 中 国<br />

摆 脱 了 危 机 ? 因 为 我 们 两 国 都 致<br />

力 于 创 造 新 的 价 值 , 并 且 量 入 为<br />

出 。 我 们 对 经 济 发 展 有 着 基 本 相<br />

同 的 观 点 , 都 是 世 界 上 数 一 数 二<br />

的 出 口 国 和 最 主 要 的 实 体 经 济 之<br />

一 。 因 此 , 中 德 两 国 关 系 密 切 ,<br />

到 中 国 投 资 的 德 国 企 业 数 量 如 此<br />

众 多 —— 迄 今 为 止 投 资 额 已 高 达<br />

400 亿 欧 元 , 就 不 言 而 喻 了 。<br />

传 统 上 汉 堡 因 其 港 口 优 势 是 中 国<br />

公 司 进 军 德 国 的 首 选 之 地 。 如<br />

今 , 中 国 公 司 却 更 多 地 选 择 北 威<br />

州 。 原 因 何 在 ?<br />

确 实 如 此 。 最 近 三 年 来 , 在 北 威<br />

州 落 户 的 中 国 企 业 要 比 汉 堡 多 。<br />

依 靠 港 口 从 事 进 出 口 业 务 的 大 部<br />

分 贸 易 公 司 仍 然 停 留 在 汉 堡 。 然<br />

而 , 随 着 中 国 企 业 越 来 越 多 地 转<br />

向 工 业 生 产 领 域 , 杜 塞 尔 多 夫 周<br />

边 地 区 常 常 被 证 明 更 适 于 投 资 。<br />

因 此 , 越 来 越 多 的 制 造 企 业 来 到<br />

这 里 , 尤 其 是 中 型 企 业 。 当 然 ,<br />

为 吸 引 中 国 企 业 , 北 威 州 近 三 到<br />

四 年 来 所 开 展 的 卓 有 成 效 的 中 国<br />

攻 势 , 也 起 到 了 一 定 的 推 动 作<br />

用 。 杜 塞 尔 多 夫 市 也 竭 力 争 取 中<br />

国 企 业 落 户 该 市 。 此 外 , 北 威 州<br />

当 地 居 民 热 情 好 客 , 非 常 开 明 ,<br />

当 地 很 少 发 生 排 外 现 象 。 这 同 样<br />

是 一 个 加 分 项 。 还 有 就 是 : 与 其<br />

他 多 数 州 相 比 , 北 威 州 官 僚 主 义<br />

现 象 较 为 少 见 , 比 如 在 签 证 发 放<br />

方 面 。<br />

去 年 底 , 中 国 领 导 人 做 出 了 全 面<br />

深 化 改 革 的 决 定 。 中 国 将 在 哪 些<br />

方 面 作 出 改 变 ?<br />

经 过 35 年 的 迅 猛 发 展 , 我 们 正<br />

处 在 一 个 关 键 点 上 。 过 去 , 经 济<br />

增 长 是 第 一 位 , 我 们 也 因 此 取<br />

得 了 令 人 自 豪 的 巨 大 成 就 。 但 现<br />

在 问 题 累 积 得 越 来 越 多 。 从 长 远<br />

看 , 现 行 的 经 济 增 长 方 式 将 难 以<br />

为 继 。 我 们 的 资 源 无 法 满 足 这 种<br />

需 要 。 同 类 产 品 的 生 产 , 我 们 的<br />

能 源 消 耗 是 欧 洲 国 家 的 4 倍 , 日<br />

本 的 7 倍 。 此 外 , 还 导 致 环 境 破<br />

坏 、 所 有 大 城 市 的 雾 霾 以 及 河 流<br />

受 到 污 染 。 我 们 已 经 为 富 足 付 出<br />

了 巨 大 的 生 态 代 价 。 为 了 解 决 这<br />

些 问 题 , 我 们 十 分 寄 希 望 于 德 国<br />

在 环 保 科 技 方 面 的 专 业 技 能 。 中<br />

国 也 将 因 此 再 次 成 为 一 个 令 德 国<br />

企 业 感 兴 趣 的 新 兴 市 场 。<br />

环 境 问 题 是 众 多 问 题 之 一 。 当 前<br />

中 国 社 会 现 状 如 何 ?<br />

如 今 , 所 有 中 国 人 的 生 活 状 况 都<br />

有 了 明 显 好 转 , 但 社 会 不 公 现 象<br />

日 益 加 剧 , 引 起 了 民 众 的 不 满 。<br />

农 民 工 待 遇 同 样 是 一 个 值 得 关 注<br />

的 问 题 。 虽 然 他 们 当 中 许 多 人 已<br />

经 在 城 市 生 活 了 很 长 时 间 , 但 按<br />

照 我 们 现 行 的 管 理 模 式 , 至 今 仍<br />

无 法 和 城 市 居 民 一 样 享 有 同 等 的<br />

权 利 。 最 后 还 有 腐 败 : 许 多 党 员<br />

干 部 将 国 家 视 作 自 选 商 店 , 中 饱<br />

私 囊 。 中 国 人 生 活 水 平 的 不 断 提<br />

高 , 也 带 来 了 一 系 列 目 前 必 须 加<br />

以 解 决 的 负 面 问 题 。 目 前 我 们 确<br />

实 正 面 临 抉 择 。<br />

虽 然 改 革 涉 及 方 方 面 面 , 但 自 由<br />

和 公 民 权 等 在 中 国 仍 然 受 到 限<br />

制 。 难 道 这 些 权 利 对 贵 国 人 民 没<br />

有 对 我 们 西 方 人 那 么 重 要 吗 ?<br />

我 们 深 信 , 只 有 同 时 推 进 政 治 改<br />

革 , 经 济 改 革 才 能 取 得 成 功 。<br />

我 们 将 市 场 经 济 引 入 社 会 主 义 制<br />

度 之 中 , 这 本 身 就 是 一 个 政 治 举<br />

措 。 谈 到 人 权 , 我 们 认 为 , 首 先<br />

应 确 保 人 的 生 存 权 。 民 主 究 竟 意<br />

味 着 什 么 呢 ? 那 就 是 大 多 数 人<br />

参 与 到 决 策 进 程 中 。 因 此 , 在 中<br />

国 , 所 有 重 大 决 定 出 台 前 和 出 台<br />

后 , 都 要 征 求 民 众 的 意 见 。 这 就<br />

是 我 们 的 协 商 民 主 形 式 。 在 国<br />

外 , 这 种 形 式 并 未 能 得 到 其 应 有<br />

的 评 价 。 正 如 我 们 不 愿 教 导 任 何<br />

其 他 人 一 样 , 我 们 也 不 愿 被 人 教<br />

导 。 但 有 一 点 需 要 明 确 的 是 , 在<br />

中 国 这 样 一 个 拥 有 13 亿 人 口 国<br />

家 中 , 其 民 主 的 表 现 形 式 , 不 会<br />

和 像 德 国 这 样 仅 有 8200 万 人 口<br />

的 国 家 完 全 一 样 。<br />

您 认 为 , 中 国 在 世 界 上 是 怎 样 的<br />

角 色 ? 是 一 个 新 的 超 级 大 国 吗 ?<br />

中 国 不 想 成 为 超 级 大 国 , 也 完 全<br />

不 具 备 那 样 的 能 力 。 中 国 已 经 从<br />

一 个 局 外 人 成 为 国 际 政 治 的 积 极<br />

参 与 者 。 如 今 , 中 国 承 担 着 维 护<br />

世 界 和 平 与 安 全 的 重 要 责 任 , 是<br />

派 遣 联 合 国 蓝 盔 部 队 人 数 最 多 的<br />

国 家 。 但 我 们 并 不 想 主 宰 其 他 国<br />

家 。 我 们 始 终 致 力 于 通 过 对 话 和<br />

政 治 途 径 解 决 分 歧 。 这 一 原 则 同<br />

样 适 用 于 处 理 我 们 与 邻 国 的 关<br />

系 。


6 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

Xi will im Alleingang<br />

China umkrempeln<br />

Chinas Präsident hat seinem Land nicht weniger als eine<br />

„nationale Wiedererneuerung“ verordnet. Bei seinem<br />

Besuch in Nordrhein-Westfalen wird es auch darum<br />

gehen, die ökonomische Grundlagen dafür zu sichern.<br />

Von Johnny Erling<br />

Der im November 2012 als<br />

neuer Parteichef Chinas<br />

gewählte Xi Jinping stellte<br />

nach einem Jahr im Amt seinem<br />

Zentralkomitee die Frage,<br />

wie in China eine „neue sozialistische<br />

Gesellschaft“ aufgebaut<br />

werden kann. Er hielt seine Antwort<br />

bereit. Dank ihrer 30-jährigen<br />

Reformen sei die Volksrepublik<br />

nach früheren „schlimmen<br />

Abwegen“ heute auf richtigem<br />

Weg. Aber nur, wenn sie eine<br />

zweite neue Runde des Wandels<br />

einleitet, „Es geht nicht mehr nur<br />

um Reformen in einem Bereich.<br />

Wir wollen sie diesmal überall anschieben.“<br />

Nach dieser Ankündigung des<br />

60-Jährigen auf einem Sonderparteitag<br />

am 12. November 2013<br />

billigte das ZK seinen 60 Punkte-<br />

Reformplan bis 2020. Nach ihm<br />

soll sich – immer unter der Kontrolle<br />

der Partei – auch gesellschaftlich<br />

einiges ändern, etwa<br />

durch die stufenweise Auflockerung<br />

der seit 1982 geltenden Einkind-Geburtenkontrolle<br />

oder der<br />

Abschaffung der illegalen Arbeitslagerhaft.<br />

Im Mittelpunkt aber<br />

stehen Reformen, die die bisher<br />

staatlich regulierten Bereiche wie<br />

Finanzen oder Dienstleistungen<br />

liberalisieren und Monopole überwinden<br />

sollen. Neues Leitmotto<br />

für den Wirtschaftsumbau ist,<br />

dass der Regulierungskraft des<br />

Marktes nicht mehr eine „wichtige“,<br />

sondern eine „entscheidende<br />

Rolle“ zukommt.<br />

Xi skizzierte die Aufgaben für<br />

die von ihm verantworte erste<br />

von zwei geplanten Entwicklungsphasen<br />

zur „nationalen<br />

Wiedererneuerung Chinas“, die<br />

in der Langfristplanung der Partei<br />

bis 2021 und dann bis 2049<br />

dauern sollen. Am Ende dieser<br />

Entwicklungsphasen wäre dann<br />

die Volksrepublik nach außen<br />

eine auch militärisch starke<br />

Weltmacht, die nach innen ihren<br />

Bürgern einen gerecht verteilten<br />

Wohlstand und nachhaltige<br />

Entwicklung bescheren kann.<br />

Diese Agenda verbirgt sich auch<br />

hinter weiteren zwei Schlagworten,<br />

die Xi den „Traum Chinas“<br />

und zugleich die „doppelten<br />

100 Jahre“ nennt und bei der die<br />

Entwicklung des Landes und die<br />

Alleinherrschaft der Partei miteinander<br />

verbunden sind. 2021<br />

wird die KP 100 Jahre alt, 2049<br />

feiert die von ihr gegründete<br />

Volksrepublik ihren hundertsten<br />

Gründungstag. Um beide Etappenziele<br />

zu erreichen, müsse das<br />

„größte Entwicklungsland der<br />

Welt“ aber vor allem weiter die<br />

Wirtschaft ausbauen.<br />

Nationale Wiedererneuerung<br />

Xi weiß: Die Jahre des explosionsartigen<br />

Wirtschaftswachstums<br />

sind vorbei. Jetzt muss es<br />

darum gehen, die chinesische<br />

Industrie noch stärker in Richtung<br />

Hightech zu entwickeln.<br />

Deswegen sind Peking gerade<br />

die Beziehungen zu Deutschland<br />

besonders wichtig.<br />

Chinas Staatspräsident<br />

Xi Jinping kommt nach<br />

Düsseldorf. Foto: dpa


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

7<br />

Vor 30 Jahren gelang der<br />

erste Anlauf zur Modernisierung<br />

Chinas unter dem Reformarchitekten<br />

Deng Xiaoping<br />

durch dessen Kampagne zur<br />

„Befreiung des Denkens“. Dengs<br />

Absicht war, alle dogmatischen<br />

planwirtschaftlichen Hindernisse<br />

für einen beschleunigen<br />

Wirtschaftaufbau über Bord zu<br />

werfen. Heute, so Xi, habe die<br />

zweitstärkte Volkwirtschaft und<br />

größte Handelsnation der Welt<br />

eine zweite „Befreiung des Denkens“<br />

nötig. Nur so könnte sie ihre<br />

Ziele, sich „nachhaltig, innovativ,<br />

sozial gerecht und ökologisch<br />

ausgewogen zu modernisieren“,<br />

auch erreichen.<br />

Politische Reformen und Mitsprache<br />

der Öffentlichkeit gehören<br />

für den autoritär herrschenden<br />

Xi nur dazu, wenn er sie<br />

initiieren lässt und kontrollieren<br />

kann. Chinas neuer Führer redet<br />

einem von oben herab verordneten<br />

Wandel der Wirtschaftsstrukturen<br />

das Wort, zu einem<br />

von der Parteispitze geführten<br />

Kampf gegen die Korruption<br />

und für eine Re-Ideologisierung<br />

der Gesellschaft, um sie zu disziplinieren.<br />

Wer aus der Reihe<br />

tanzt, wandert in Haft. Das Los<br />

erlebten Dutzende friedliche Regimekritiker<br />

vom Verfassungs-<br />

rechtler Xu Zhiyong bis zum<br />

uigurischen Wirtschaftsdozenten<br />

Ilham Tohti. Xis Mitstreiter und<br />

Ideologiechef Liu Yunshan sagt,<br />

dass alle „nach einer Leitmelodie<br />

singen“ müssten und sorgt mit<br />

schärfer zensierten Medien und<br />

Internet dafür.<br />

Xi hat formal<br />

so viel Macht<br />

in seiner Hand<br />

konzentriert<br />

wie kein<br />

anderer<br />

Führer vor ihm<br />

In kaum eineinhalb Jahren als<br />

Parteichef hat Xi formal so viel<br />

Macht in seiner Hand konzentriert<br />

wie kein anderer Führer<br />

vor ihm, ohne aber die absolute<br />

Autorität eines Mao zu besitzen.<br />

Er scheint dennoch entschlossen,<br />

im Alleingang China<br />

umkrempeln zu wollen. Er ist<br />

Partei-, Armee- und Staatschef<br />

in einer Person. Als Vorsitzender<br />

von drei neugeschaffenen<br />

Zentralkommissionen für „nationale<br />

Sicherheit“, für „Strukturreformen“<br />

und für „Internetsicherheit“<br />

hat er sich zusätzliche<br />

Befehlsgewalt über Ministerien<br />

und Provinzen beschafft. Auch<br />

die Außenpolitik mit ihrem 2013<br />

neu aufgeflammten Territorialstreit<br />

um das Ost- und Südchinesische<br />

Meer sind Chefsache.<br />

Xi, der sich auf Auslandsreisen<br />

von seiner populären Frau Peng<br />

Liyuan in der Rolle einer „First<br />

Lady“ begleiten lässt, gibt sich<br />

auch nach innen betont volkstümlich.<br />

Das kommt an. Er hat an<br />

Charisma eines „starken Mannes“<br />

gewonnen.<br />

Einige Parteiveteranen, die<br />

sich heute als demokratische Sozialisten<br />

verstehen, machen kein<br />

Hehl daraus, dass ihnen seine<br />

Machtkonzentration unheimlich<br />

geworden ist. Andere, die auch<br />

zu den Reformern gerechnet<br />

werden, hoffen, dass alles nur<br />

Mittel zum Zweck ist, um für Chinas<br />

Reformen neue Bahnen zu<br />

brechen.<br />

Xi Jinpings Ehefrau Peng Liyuan tritt selbstbewusst neben ihrem Mann<br />

auf. Sie ist ausgebildete Sängerin - und bekleidet den Rang eines Generalmajors<br />

in der chinesischen Armee.<br />

Fotos: dpa<br />

Xis Tag in Düsseldorf<br />

Xi kommt mittags gegen 13 Uhr auf dem Flughafen Düsseldorf an<br />

– bei sich eine Delegation aus 200 Personen: Wirtschaftsvertreter,<br />

Minister, hohe Beamte der chinesischen Regierung. Kurz nach der<br />

Ankunft wird Xi mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Bundeswirtschaftsminister<br />

Sigmar Gabriel (beide SPD) sprechen. Vermutlich<br />

im Hotel des Gastes – nach inoffiziellen Aussagen wird dies<br />

das Interconti an der Kö sein.<br />

Nach den Gesprächen wird die Reisegruppe aus Peking nach Duisburg<br />

fahren – dort interessiert sich Xi vor allem für den Hafen.<br />

Am Abend wird es – vermutlich ebenfalls im Hotel – ein Bankett für<br />

rund 500 Gäste geben. Am nächsten Morgen endet der Staatsbesuch<br />

in Deutschland – gegen 8 Uhr startet die Maschine des Präsidenten<br />

ab Düsseldorf Richtung Brüssel.<br />

China Minmetals Corporation in Beijing<br />

Chinas größter Konzern für metallische / mineralische Rohstoffe und Produkte<br />

Minmetals Germany GmbH in Düsseldorf<br />

Seit 1980 - Ihr Geschäftspartner im Stahl- und Rohstoff-Business<br />

Minmetals Germany GmbH<br />

Kaiserswerther Str. 22<br />

40477 Duesseldorf<br />

Tel.: +49-211-49680<br />

Fax: +49-211-496875<br />

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www.minmetals.de


8 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

Das rote China will<br />

grün werden<br />

Smog: Die Luft Pekings ist schwer belastet mit Abgasen. Chinas Premier Li Keqing erklärte deshalb der Umweltverschmutzung den Krieg.<br />

Fotos: dpa<br />

Bisher war Umweltschutz keine Priorität in China. Die dramatischen Folgen zwingen zum Kurswechsel.<br />

Von Johnny Erling<br />

Chinas Hauptstadt warb<br />

früher um den Besuch<br />

von Touristen mit dem<br />

Sprichwort: „Einmal sehen ist<br />

besser als hundert Mal hören.“<br />

Der Pekinger Zou Yi hat nun für<br />

ein neues Bonmot gesorgt, dass<br />

die Metropole nicht gut wegkommen<br />

lässt: „Ein Foto sagt<br />

mehr als tausend Worte.“ Alles<br />

begann am 27. Januar 2013. Der<br />

Tag startete morgens so grau,<br />

dass er von seiner Wohnung im<br />

13. Stock nur noch die Umrisse<br />

des benachbarten Hochhauses<br />

sah. Zou fotografierte die Sicht<br />

mit seinem Handy. Am nächsten<br />

und übernächsten Tag machte<br />

er um sieben Uhr früh weitere<br />

Aufnahmen des Gebäudes und<br />

stellte sie in seinen Mikroblog.<br />

Nach 64 Tagen hatte Zou einen<br />

Online-Fotokatalog zusammen.<br />

Unter dem doppelsinnigen Titel:<br />

„Alles klar auf einen Blick“ wurde<br />

seine Montage zum Internethit,<br />

der zeigte wie Peking in den Würgegriff<br />

des wabernden Smogs<br />

geriet. Zou knipste ein Jahr lang<br />

das gleiche Motiv um die gleiche<br />

Zeit. Seine 365 Momentportraits<br />

des TV-Gebäudes hatten<br />

fast alle einen Stich ins Trübe.<br />

Der umweltbewusste Bürger<br />

war seiner Zeit voraus. Erst im<br />

kommenden Juni, so sagte jetzt<br />

der Vizechef der chinesischen<br />

Umweltschutzbehörde Wu Shaoqing.<br />

werde sein Ministerium<br />

das Ausmaß der Luftverschmutzung<br />

2013 für 74 Großstädte<br />

bekanntgeben. Er verriet vorab<br />

erste Ergebnisse. Nur drei Städte,<br />

darunter das tibetische Lhasa,<br />

konnten Chinas Standards<br />

für unbedenkliche Luftqualität<br />

erfüllen. In Peking und 13 umgebende<br />

Städte in Nordchina<br />

gab es dagegen 2013 nur an<br />

einem von drei Tagen (37,5 Prozent)<br />

„gute“ Luft. Vizeminister<br />

Wu bestätigte damit das Urteil<br />

von Sozialwissenschaftlern, die<br />

jüngst in ihrem Blaubuch 2014<br />

zum internationalen Städtevergleich<br />

überspitzt feststellten:<br />

Die 22 Millionen-Einwohner-<br />

Metropole sei wegen ihrer<br />

durch Kohleverbrennung, Industrie-<br />

und Autoabgase hochbelasteten<br />

Luft „nicht mehr zum<br />

Leben geeignet.“<br />

Es geht um Feinstaub, den China<br />

seit 2013 systematisch messen<br />

lässt. Die bisher veröffentlichten<br />

Resultate versetzten den Bürgern<br />

einen Schock. Obwohl das<br />

Umweltministerium die von der<br />

Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) für Entwicklungsländer<br />

tolerierte Höchstgrenze von 75<br />

Mikrogramm Schmutzpartikel pro<br />

Kubikmeter Luft als China-Standard<br />

ansetzt. Das ist schon die<br />

dreifache Menge, die in Industriestaaten<br />

Grenzwerte sind. In Peking<br />

wurden 2013 immer wieder<br />

furchterregende Werte erreicht.<br />

Bei extremen windstillen<br />

Wetterlagen sprengte<br />

die Schadstoffkonzentration<br />

sogar viele<br />

der nur 500 Mikrogramm anzeigenden<br />

Messgeräte. Der Smog<br />

zwang die Pekinger sich mit Atemschutzmasken<br />

zu vermummen.<br />

Die Stadt erließ auf Druck der<br />

Bürger Alarmregelungen. Künftig<br />

wird es Fahrverbote für die Hälfte<br />

der 5,3 Millionen Pkw geben,<br />

Kindergärten und Grundschulen<br />

geschlossen, wenn Smoghöchstwerte<br />

für drei Tage im Voraus erwartet<br />

werden. Auch die Politik<br />

zieht die Notbremse. Sie will das<br />

rote China grün<br />

werden lassen.<br />

Pre-<br />

mier Li Keqiang erklärte vor<br />

dem Volkskongress förmlich der<br />

„Umweltverschmutzung den<br />

Krieg“. Erstmals gestand er auch<br />

ein: „Smog ist das rote Warnlicht<br />

der Natur gegen unser Wachstumsmodell<br />

ineffizienter und<br />

blindwütiger Entwicklung“. Die<br />

Zeit für einen Strategiewechsel in<br />

der Wirtschaftsweise und für einschneidende<br />

Umweltschutzauflagen<br />

sei überreif.<br />

Chinas Regierung kündigte<br />

Milliardenprogramme für die<br />

Sanierung der verheerend verschmutzten<br />

Luft, Wasser und<br />

Boden. Die Kooperation für effiziente<br />

Energienutzung und<br />

Umweltschutz steht auch beim<br />

Berlin- und Düsseldorf-Besuch<br />

von Staatspräsident Xi Jinping<br />

Ende März oben auf der<br />

Agenda.<br />

Fotograf Zou fängt<br />

schon mal an. Seine Fotos<br />

haben ihn selbst aufgeschreckt.<br />

Er lebe seither<br />

umweltbewusster, fahre<br />

nicht mehr mit dem Auto<br />

innerhalb der Pekinger City,<br />

sagte er dem Staatsradio CRI<br />

und wolle sich bei der Aufklärung<br />

seiner Mitbürger engagieren.


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

9<br />

Zwischen Faszination und Furcht<br />

Die Beziehungen zwischen China und Deutschland sind so eng wie nie zuvor, besonders wirtschaftlich.<br />

Doch wie sehen eigentlich die Deutschen China und die Chinesen Deutschland? Eine Studie zeigt: Es gibt<br />

noch sehr viele Vorurteile.<br />

Von Matthias Beermann<br />

Der erste Punkt geht klar<br />

an die Chinesen. Denn<br />

immerhin jeder fünfte<br />

von ihnen weiß, dass Angela<br />

Merkel deutsche Bundeskanzlerin<br />

ist. Dagegen wissen nur zwei<br />

Prozent der Deutschen, dass Xi<br />

Jinping Chinas neuer Staats- und<br />

Parteichef ist. Wie wenig sich die<br />

beiden Völker kennen, belegt<br />

eine neue Studie, die im Auftrag<br />

des chinesischen Telekommunikationskonzerns<br />

Huawei vom<br />

Hamburger GIGA Institut für Asienstudien<br />

und dem Meinungsforschungsinstitut<br />

Emnid angefertigt<br />

wurde. In beiden Ländern<br />

wurden jeweils 1000 „normale“<br />

Bürger sowie 200 Manager und<br />

100 Politiker befragt.<br />

Es ist bereits die zweite Untersuchung<br />

dieser Art nach einer<br />

ersten Bestandsaufnahme im<br />

Jahr 2012. Der Befund hat sich in<br />

diesen zwei Jahren freilich kaum<br />

Das Verhältnis der Deutschen zu China ist eher gespalten. Umgekehrt<br />

mögen zwei Drittel der Chinesen Deutschland.<br />

Foto: dpa<br />

verändert - immer noch bestimmen<br />

hartnäckige Klischees die<br />

gegenseitige Wahrnehmung. Es<br />

gibt aber einen auffälligen Unterschied:<br />

Während Chinesen<br />

insgesamt eher einen positiven<br />

Eindruck von Deutschland haben,<br />

sind die Deutschen zutiefst<br />

gespalten in ihrer Einstellung zu<br />

China.<br />

Die dynamischen Handelsbeziehungen<br />

zur zweitgrößten<br />

Volkswirtschaft der Welt werden<br />

einerseits als große Chance für<br />

die deutsche Wirtschaft empfunden.<br />

Die große Mehrheit der Befragten<br />

(84 Prozent) hält sie für<br />

ebenso wichtig oder sogar wichtiger<br />

als die zu den USA. 58 Prozent<br />

glauben, dass eine brummende<br />

Wirtschaft in China auch<br />

der deutschen Konjunktur hilft.<br />

Andererseits fürchten auch viele<br />

Deutsche den rasanten Aufstieg<br />

Chinas. So meinen 58 Prozent<br />

der Befragten, dass einheimische<br />

Hersteller durch chinesische Produkte<br />

verdrängt werden. 59 Prozent<br />

empfinden Chinas wachsende<br />

politische Macht als konkrete<br />

Bedrohung. Dagegen sehen nur<br />

17 Prozent der Chinesen die Politik<br />

der Bundesregierung mit<br />

Besorgnis.<br />

„Mit Blick auf Politik und Staat<br />

in China sehen besonders viele<br />

Deutsche die Situation in den Bereichen<br />

Menschenrechte, Rechtstaatlichkeit,<br />

freie Meinungsäußerung<br />

sowie Umgang mit der<br />

natürlichen Umwelt kritisch“,<br />

erläutert Patrick Köllner, Direktor<br />

des GIGA Instituts. Es sei daher<br />

kein Wunder, dass Chinas Image<br />

in Deutschland schlechter sei als<br />

das der USA oder auch Japans.<br />

Immerhin: Im direkten Ländervergleich<br />

schneidet China besser<br />

ab als etwa Russland oder Indien.<br />

Umgekehrt haben zwei Drittel der<br />

Chinesen ein positives Bild von<br />

Deutschland. Jeder zweite Chinese<br />

könnte sich sogar vorstellen, in<br />

Deutschland zu leben, wogegen<br />

nur jeder fünfte Deutsche freiwillig<br />

nach China übersiedeln würde.<br />

Interessante Übereinstimmungen<br />

gibt es bei den klassischen<br />

Wertvorstellungen. So<br />

betrachten sich Deutsche und<br />

Chinesen gegenseitig als ähnlich<br />

traditionsgebunden, hierarchieorientiert,<br />

höflich und als Volk mit<br />

Familien- und Gemeinschaftssinn.<br />

NORDRHEIN-WESTFALEN


10 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

Pilgern zu Mao: Chinas roter Tourismus<br />

Chinas Führung zelebriert ihre Parteigeschichte als Spektakel für Touristen.<br />

Museen und Freizeitparks sollen die Ideologie festigen. Mehr als eine halbe<br />

Milliarde Menschen pilgern jährlich zu den historischen Stätten.<br />

Der frühere Staatschef Mao wird<br />

beinahe verehrt wie ein Gott.<br />

Millionen Besucher pilgern jährlich<br />

zu seinen Gedenkstätten in<br />

China. Foto: dpa<br />

Von Stephan Scheuer<br />

Xu Wenxiang ist 1300 Kilometer<br />

gereist, um Mao<br />

Tsetung die Ehre zu erweisen.<br />

Tief verbeugt sich Herr<br />

Xu vor der sechs Meter hohen<br />

Bronzestatue von Chinas Revolutionsführer.<br />

„Für den Vorsitzenden<br />

ist kein Weg zu weit“, sagt er.<br />

Zwei Männer in Militäruniformen<br />

tragen im Stechschritt einen Blumenkranz<br />

vor Herrn Xu bis zu der<br />

Statue. Aus den Lautsprechern<br />

am Rande des Platzes in Maos<br />

Geburtsort Shaoshan in der<br />

südchinesischen Provinz Hunan<br />

erschallt das Mao-Loblied „Der<br />

Osten ist rot“. Anschließend rufen<br />

einige der umstehenden Passanten<br />

den Slogan: „Vorsitzender<br />

Mao lebe 10 000 Jahre!“<br />

Der von Chinas Führung propagierte<br />

„rote Tourismus“ ist<br />

für Daniel Leese von der Albert-<br />

Ludwigs-Universität Freiburg<br />

nur eine neue Verpackung für<br />

die ideologische Erziehung der<br />

Bevölkerung. „Die Inhalte müsse<br />

an die Zeit angepasst werden“,<br />

sagt der Juniorprofesso. In einem<br />

Forschungsprojekt untersucht er<br />

den Maoismus in China.<br />

Mao ist 37 Jahre nach seinem<br />

Tod in China zu einer Geldmaschine<br />

geworden. Jedes Jahr pilgern<br />

Millionen Touristen zu den<br />

Wirkungsstädten des umstrittenen<br />

Revolutionärs. In einem<br />

Museum in der Nähe von Maos<br />

Geburtshaus in Shaoshan ist alles<br />

ausgestellt: von Maos Schlafanzug,<br />

über seinen Socken bis hin<br />

zu seiner Badehose.<br />

Mehrere Zehntausend Besucher<br />

zählt das Museum nach eigenen<br />

Angaben an Spitzentagen.<br />

An Feiertagen müssen Touristen<br />

mehr als drei Stunden anstehen,<br />

um einen kurzen Blick in Maos<br />

Kinderzimmer am anderen Ende<br />

des Ortes zu werfen. Der Revolutionär<br />

wird als ein Führer mit Bürgernähe<br />

gefeiert. Kein Wort fällt<br />

über die Millionen Menschen, die<br />

seiner Politik zum Opfer fielen.<br />

Die Zahl der Besucher an den<br />

Pilgerorten der Kommunistischen<br />

Partei Chinas ist im Jahr<br />

2012 nach offiziellen Angaben<br />

um 24 Prozent auf 670 Millionen<br />

angewachsen. Insgesamt<br />

spielten die „Roten Touristen“<br />

demnach 167 Milliarden Yuan<br />

(20 Milliarden Euro) ein. Die Zentralregierung<br />

macht Geld für die<br />

Touristenorte locker. Gleichzeitig<br />

sollen sie die Wirtschaft in den<br />

weniger entwickelten Regionen<br />

des Landes ankurbeln.<br />

Denn Respekt für Mao lassen<br />

sich die Touristen einiges kosten.<br />

Xu Wenxiang hat sich für die Premiumversion<br />

der Zeremonie vor<br />

der Mao-Statue entschieden.<br />

999 Yuan (120 Euro) hat ihn der<br />

Kranz mit einer Schleife und seinem<br />

Namen gekostet. Für den<br />

festlichen Akt mit den als Soldaten<br />

verkleideten Schauspielern<br />

musste er weitere 1000 Yuan<br />

bezahlen. Nach fünf Minuten ist<br />

alles vorbei. „Das war das Geld<br />

wert“, sagt Herr Xu neben der<br />

breiten Treppe, von der ein roter<br />

Teppich zu der Mao-Statue auf<br />

einem Betonsockel führt.<br />

Die Kommunistische Partei<br />

in China treibt den „roten Tourismus“<br />

mit Macht voran. Eine<br />

„Nationale Koordinierungsgruppe“<br />

gibt als staatliche Einrichtung<br />

die Leitlinien für den Kult um die<br />

Partei vor.<br />

Seit dem Jahr 2004 lenkt die<br />

Zentralregierung den Ausbau im<br />

ganzen Land gezielt. „Die Erziehung<br />

in Patriotismus, Kollektivismus<br />

und Sozialismus muss weiter<br />

vertieft werden“, hatte der<br />

Chef der Koordinierungsgruppe,<br />

Zhu Zhixin, beim Jahrestreffen<br />

2013 gefordert.<br />

Mit den Touristenspektakeln<br />

soll das Bild der Bürger von der<br />

Partei gefestigt werden, sagt<br />

Daniel Leese: „Es soll eine emotionale<br />

Verbindung geschaffen<br />

werden.“ In Schulunterricht und<br />

Fernsehen vermittelt Chinas<br />

Führung ein Bild von sich. Mit<br />

dem Besuch der Touristenorte<br />

schafft Peking eine Ideologie<br />

zum Anfassen und Miterleben.<br />

Die Forscherin Yoko Takayama<br />

vom Slavic Research Center in<br />

Japan nannte die Entwicklung<br />

in einer Analyse eine „Disneysierung“,<br />

in Anlehnung an die<br />

Disney-Freizeitparks.<br />

In der ehemaligen Revolutionsbasis<br />

Yan‘an 900 Kilometer<br />

südwestlich von Peking, in der<br />

sich Mao nach 1935 verschanzt<br />

hatte, können Touristen einen<br />

Kampf um den Ort mit Panzern<br />

und Gewehren spielen. In Zhuanbi<br />

in der nordchinesischen<br />

Provinz Shanxi ist ein ganzer Freizeitpark<br />

für die „roten Touristen“<br />

errichtet worden, in der sie in<br />

einem Hindernisparcours einen<br />

Häuserkampf nachspielen können.<br />

Und weitere Attraktionen<br />

sollen in Zukunft dazukommen.


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

11<br />

Rheinmetall-Tochter Pierburg weiht elftes<br />

Werk in Shanghai ein<br />

Von Thorsten Breitkopf<br />

Der Umzug beginnt in<br />

wenigen Wochen: Ende<br />

April ist der Neubau des<br />

Pierburg-Werkes an der Neusser<br />

Hafenspitze so weit fertig,<br />

dass die ersten Mitarbeiter des<br />

Autozulieferers dort mit der<br />

Produktion von Magnetventilen<br />

und Abgasrückführungssystemen<br />

beginnen. Bis 2015 sollen es<br />

700 Kollegen sein, die aus dem<br />

bisherigen Neusser Werk an der<br />

Alfred-Pierburg-Strasse und aus<br />

einem weiteren Werk in Nettetal<br />

dorthin wechseln.<br />

Die 70000 Quadratmeter<br />

große Baustelle in Neuss hat<br />

noch einen kleinen Bruder: 8851<br />

Kilometer weiter östlich baut<br />

Pierburg gerade ebenfalls ein<br />

Werk. Die neue Produktion in<br />

Shanghai soll fast zeitgleich ihre<br />

Arbeit aufnehmen. Der Unterschied:<br />

Während die Tochter der<br />

börsennotierten Rheinmetall<br />

AG an der Hafenspitze gerade<br />

mal ihre zweite größere Produktionsstätte<br />

in Neuss errichtet,<br />

entsteht in Shanghai bereits das<br />

elfte Pierburg-Werk.<br />

30 Prozent Wachstum<br />

„In China wachsen wir in guten<br />

Zeiten auch mal bis zu 30<br />

Prozent pro Jahr“, vermittelt<br />

Pierburg-Sprecher Folke Heyer<br />

einen Eindruck von der Dynamik<br />

des Automobilmarktes in<br />

Fernost. Für den Automarkt<br />

in Europa haben einige Marktbeobachter<br />

kürzlich hingegen<br />

noch ein jahrelanges Siechtum<br />

vorausgesagt. Der Preis, den<br />

westliche Unternehmen für<br />

ihren Erfolg in China zahlen<br />

müssen: „Bis vor kurzem war<br />

es Westfirmen fast unmöglich,<br />

in China auf eigene Faust tätig<br />

zu werden“, so Heyer. Offenbar<br />

auch, um einen Technologie-<br />

Transfer zu erzwingen, bestand<br />

die chinesische Führung in den<br />

meisten Fällen auf so genannten<br />

Joint Ventures: Die Westfirmen<br />

mussten sich einen chinesischen<br />

Partner suchen und den<br />

Markt mit diesem gemeinsam<br />

erobern. „Was nicht nur von<br />

Nachteil ist“, meint Heyer, „gerade<br />

Unternehmen mit wenig<br />

Fernost-Erfahrung haben von<br />

ihren chinesischen Partnern<br />

auch enorm profitiert.“<br />

Der China-Partner der Pierburg-Gruppe<br />

ist seit 1997 die<br />

Shanghai Automotive Industry<br />

Corporation (SAIC). Der Milliardenkonzern<br />

ist inzwischen die<br />

größte chinesische Gruppe von<br />

Auto- Motorrad- und Autoteileherstellern.<br />

Gemeinsam mit SAIC<br />

beschäftigt Pierburg in China<br />

3500 Mitarbeiter, die rund 500<br />

Millionen Euro Umsatz pro Jahr<br />

erwirtschaften. Schöne Zahlen,<br />

die in der offiziellen Rheinmetall-<br />

Bilanz aber nicht verrechnet werden<br />

- eben weil es sich nur um<br />

ein Joint Venture handelt. Aber<br />

An der Hafenspitze entsteht Pieburgs zweite größere Produktionsstätte<br />

in Neuss - und in Shanghai derzeit das elfte Pierburg-Werk.<br />

Foto: Woitschützke<br />

beim Vergleich helfen die Zahlen<br />

trotzdem: Die gesamte Automotive-Sparte<br />

des Rheinmetall-<br />

Konzerns, zu der neben Pierburg<br />

auch die Kolbenschmidt-Gruppe<br />

gehört, beschäftigt weltweit<br />

12000 Mitarbeiter. 2013 erwirtschafteten<br />

sie bei einem Umsatz<br />

von 2,5 Milliarden Euro einen<br />

operativen Gewinn von rund 160<br />

Millionen Euro.<br />

„Qualitativ unterscheidet<br />

unsere Produktion in China sich<br />

nicht von der heimischen Produktion“,<br />

erklärt Heyer. Zu den<br />

Kunden gehören chinesische Autobauer<br />

ebenso wie Volkswagen<br />

oder BMW, die in China eigene<br />

Produktionen betreiben. Für die<br />

deutschen Autobauer ist China<br />

längst zum Schicksalsmarkt geworden.


12 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

Wenn das Leben ein chinesisches Abenteuer ist<br />

Von fünf Rheinländern, die auszogen, in China ihr Glück zu machen – und es in einer<br />

fremden Kultur auch wirklich fanden.<br />

Von Ludger Baten<br />

Galopp-Rennbahn Sha Tin,<br />

New Territories in Hongkong:<br />

Schon der Führ-<br />

Ring gleicht einem Stadion, das<br />

12 000 Zuschauer fasst. Ein<br />

bei gutem Wetter zu öffnendes<br />

Schiebedach ist Standard.<br />

Als nach der Präsentation der<br />

Vollblut-Rennpferde Winfried<br />

Engelbrecht-Bresges (58) seine<br />

deutschen Besucher aus dem<br />

ansonsten nur Besitzern, Clubmitgliedern,<br />

Sponsoren und wenigen<br />

Medienvertretern vorbehaltenen<br />

Innenraum bittet, ist er<br />

sicher, dass seine Gäste den Weg<br />

zu ihren Tribünenplätzen finden<br />

werden: „Alle haben Euch mit mir<br />

gesehen. Hier geht Ihr von jetzt<br />

an nicht mehr verloren.“<br />

In Hongkong zählt „EB“ – wie<br />

Engelbrecht-Bresges in der ehemaligen<br />

britischen Kronkolonie<br />

und heutigen chinesischen Finanzmetropole<br />

gerufen wird<br />

– zur absoluten Prominenz. Seit<br />

Februar 2007 ist er Chef des<br />

reichsten Vereins der Welt, der<br />

zugleich auch größter Steuerzahler<br />

in Hongkong ist. 2011<br />

überwies der von ihm geführte<br />

Jockey Club 1,5 Milliarden Euro<br />

in die Stadtkasse. Er kann es sich<br />

leisten, denn dieser Verein ist ein<br />

Konzern: Der Club setzt nach eigenen<br />

Angaben mehr als 16 Milliarden<br />

Euro jährlich mit Pferdeund<br />

Fußballwetten um.<br />

An der Spitze des 1844 gegründeten<br />

Hongkonger Jockey<br />

Der promovierte Jurist Holger Hanisch ist fasziniert von Elektro-Mobilität<br />

und Wasserstoff-Rädern. Derzeit baut der Neusser sein Geschäft<br />

mit Komponenten auf, die aus China stammen. Foto: A. Woitschützke<br />

Clubs mit seinen mehr als 23 000<br />

Mitgliedern steht ein Deutscher,<br />

genauer gesagt ein in Rheydt<br />

aufgewachsener Niederrheiner.<br />

Winfried Engelbrecht-Bresges<br />

spielte Fußball für den TuS Xanten<br />

und den 1. FC Viersen, studierte<br />

Wirtschaft. Über seine<br />

Ex-Frau, deren Familie das traditionsreiche<br />

Gestüt Zoppenbroich<br />

in Mönchengladbach führt, fand<br />

er zur Pferdezucht und zum Galopprennen.<br />

Von 1990 bis 1998<br />

war er Präsident des Neusser<br />

Reiter- und Rennvereins, wirkte<br />

parallel sechs Jahre im Direktorium<br />

für Vollblutzucht und Rennen<br />

e. V. in Köln.<br />

Ein Rheydter ist Chef im<br />

Jockey Club Hongkong<br />

1998 folgte Engelbrecht-Bresges<br />

einem Ruf nach Hongkong, um<br />

dort Renndirektor zu werden.<br />

Seit dem 1. Februar 2007 ist er<br />

Vorstandschef im Jockey Club. Er<br />

hat seinen Weg nach Fernost nie<br />

bereut. „Hongkong ist eine Stadt,<br />

die niemals schläft. Ich denke, sie<br />

behält ihre Offenheit und Rechtsstaatlichkeit,<br />

denn sie spielt in<br />

der Entwicklung des Landes eine<br />

wichtige Rolle.“ Das Ziel sei<br />

ein vereintes China. China denke<br />

da, so Engelbrecht-Bresges, in<br />

Zeiträumen von zehn, zwanzig<br />

Jahren. Hongkong sei so etwas<br />

wie der Masterplan für Taiwan.<br />

Er, der mit seiner zweiten Frau,<br />

einer Chinesin, in Hongkong<br />

lebt, kann sich nicht vorstellen,<br />

noch einmal in Deutschland zu<br />

arbeiten. Im Ruhestand, so sagt<br />

er, könnte es gut sein, dass er<br />

in „drei Welten“ leben wird: in<br />

Hongkong, in Schanghai, wo er<br />

ein Haus hat, und in Deutschland,<br />

„wo ich Verwandte und<br />

Freunde habe“. Aber sein Vertrag<br />

läuft mindestens noch drei Jahre.<br />

Womöglich ist Winfried Engelbrecht-Bresges<br />

der bekannteste<br />

unter den Niederrheinern,<br />

die nach China gingen, um dort<br />

ihr Glück zu machen. Aber er ist<br />

beileibe nicht die eine große Ausnahme<br />

und vor allem war er nicht<br />

einer der ersten. Als „EB“ vor 17<br />

Jahren, direkt nach der Rückgabe<br />

Hongkongs an die Volksrepublik,<br />

beim Jockey Club einstieg, war<br />

Chinas wirtschaftlicher Aufbruch<br />

im vollen Gange.<br />

Ulrich Mäder (65) kennt noch<br />

das alte China, das erst am Anfang<br />

seiner Öffnung stand. Der<br />

Dormagener reiste als Mitarbeiter<br />

des deutschen Handelsunternehmens<br />

Quelle/Schickedanz erstmals<br />

1977 in das Reich der Mitte,<br />

das ihn mit seiner enormen Dynamik,<br />

seinem permanenten Wandel<br />

und seiner immensen Kraft<br />

sofort faszinierte – insbesondere<br />

die Stadt Shanghai, die ihm zu<br />

einem zu Hause wurde, hat es ihm<br />

bis heute angetan. Ulrich Mäder<br />

blieb auch als seine Frau verstarb,<br />

weil er in Asien „Fuß gefasst“ hatte<br />

und sich dort „entfalten“ kann.<br />

Seit 1990 ist er selbstständig, lebt<br />

in Shanghai und in der Hafenstadt<br />

Ningbo (Partnerstadt von Aachen),<br />

wo er eine Textil-Fabrikati-<br />

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<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

13<br />

Vorstandsvorsitzender Winfried Engelbrecht-Bresges (r.), in Rheydt aufgewachsen, und sein Hongkong Jockey Club haben oft genug Grund für eine Champagner-Dusche.<br />

Jährlich setzt der Jockey Club 16 Milliarden Euro um. In der Mitte die malaysische Filmschauspielern Michelle Yeoh.<br />

Foto: AFP<br />

on betreibt. Auch berät der erfahrene<br />

Mäder deutschen Firmen im<br />

Chinageschäft.<br />

Ulrich Mäder gründete bereits<br />

1983 ein Netzwerk für die<br />

deutsche Kaufmannschaft in<br />

Shanghai, das als Vorläufer der<br />

späteren Auslandshandelskammer<br />

(AHK) gilt, deren Vorstand<br />

er bis heute angehört. Seine<br />

Pionierarbeit wurde mit dem<br />

Bundesverdienstkreuz belohnt.<br />

Das rheinische Blut kann Ulrich<br />

Mäder aber auch nach fast<br />

vier Jahrzehnten in China nicht<br />

verleugnen: Zum Dormagener<br />

Schützenfest zieht er alljährlich<br />

die Uniform an.<br />

Das Neusser Schützenfest<br />

bedeutet auch für Thomas Hommers<br />

(31), dass er Ende August<br />

in seiner alten Heimat ist. Seit<br />

2004 hat er aber ein Standbein<br />

in Hangzhou. Der immer noch<br />

junge Neusser ging vor zehn Jahren<br />

als Produktmanager für einen<br />

niederländischen Textilimporteur<br />

erstmals ins Riesenreich, wo ihn<br />

der „China-Bazillus“ voll erwischte.<br />

Er baute seine eigene Internet-Firma<br />

auf, die mit Beratung<br />

und Service für internationale<br />

Unternehmen erfolgreich ist. „Die<br />

Gesellschaft und somit auch die<br />

Wirtschaft sind in China immer in<br />

Bewegung“, sagt Hommers, „das<br />

hier vor Ort in der Volksrepublik<br />

mitzuerleben, mitzugestalten, ist<br />

anstrengend, bedeutet steten<br />

Kampf und ist doch super spannend.“<br />

Das Leben als ein einziges<br />

chinesisches Abenteuer.<br />

Für Holger Hanisch (46) war<br />

China auch ein Abenteuer –<br />

zwölf Jahre lang. Seit 2012 lebt<br />

er mit seiner chinesischen Frau,<br />

den beiden Töchtern und seiner<br />

Schwiegermutter in Neuss:<br />

„Jetzt erlebt meine Familie im für<br />

sie fremden Deutschland wie es<br />

mir im fremden China ergangen<br />

ist.“ In der Volksrepublik arbeitete<br />

Hanisch meist für deutschchinesische<br />

Kooperationen und<br />

Projekte. Als er mit dem Kohlebergbau<br />

in China in Kontakt<br />

kam, wurde ihm schnell klar, wie<br />

wichtig Fragen von Sicherheit<br />

und Ökologie in der (Energie-)<br />

Wirtschaft sind. Sein persönlicher<br />

Beitrag zu einer Antwort:<br />

Elektro- und Wasserstoff-Räder.<br />

Verschiedene Komponenten, die<br />

zum Teil auch in China produziert<br />

werden, komponiert er zu einem<br />

Prototypen. Die Serienfertigung<br />

ist sein deutsch-chinesischer<br />

Traum.<br />

Verschiedene Modelle<br />

von „Welt“<br />

Pure Neugierde trieb 1992<br />

Marcus Hernig (48) von Rhein<br />

und Ruhr nach China. Er wollte<br />

„Kultur, Land und Sprache“<br />

kennenlernen; wirtschaftliche<br />

Überlegungen spielten für ihn<br />

keine Rolle. Hernig blieb, lebt<br />

vorwiegend in Shanghai, wochenweise<br />

aber auch in Japan<br />

und Deutschland. Das Leben für<br />

seine chinesische Frau, seinen<br />

Sohn und sich finanziert er als<br />

Dozent, Buchautor sowie als Berater<br />

deutscher Firmen wie zum<br />

Beispiel BMW.<br />

Hernig weiß aus Erfahrung,<br />

welche „hohe Wertschätzung“<br />

die Chinesen den Deutschen und<br />

der deutschen Wirtschaft entgegenbringen:<br />

Deutschland bleibe<br />

aber nur der „gewünschte Premiumpartner“,<br />

wenn es sich klar<br />

und deutlich zur Zusammenarbeit<br />

bekenne und die „kulturelle<br />

Affinität weiter gefestigt und mit<br />

besseren Programmen gestärkt“<br />

werde. Hernig plädiert, zu akzeptieren,<br />

dass es „verschiedene<br />

Modelle von Welt“ gebe. Globale<br />

Wirtschaft kehre kulturelle Unterschiede<br />

unter den Teppich<br />

und lasse den Anschein zu, dass<br />

„überall alles gleich“ sei: „Dem ist<br />

nicht so!“<br />

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14 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

ZTE will bei Handys weltweit an die Spitze<br />

Aktuell ist ZTE bei Handyverkäufen<br />

weltweit nur die<br />

Nummer fünf. Nach einer<br />

Studie des Marktforschers Gartner<br />

kam das Unternehmen im vergangenen<br />

Jahr auf einen Marktanteil<br />

von 3,3 Prozent. Das soll sich<br />

ändern. Bis 2015 will ZTE einer<br />

der drei größten Handyhersteller<br />

weltweit werden. Dabei soll auch<br />

der deutsche Markt helfen, den<br />

der chinesische Konzern, dessen<br />

Tochter seit 2005 in Düsseldorf<br />

ihren Sitz hat, stärker in den Blick<br />

nimmt.<br />

Denn obwohl ZTE bereits seit<br />

15 Jahren Mobiltelefone herstellt,<br />

waren diese auf dem europäischen<br />

Markt lange Zeit unbekannt.<br />

Das Unternehmen hatte<br />

sie ohne den eigenen Markennamen<br />

zu verwenden für Mobilfunkhersteller<br />

produziert. Seit 2012<br />

tritt ZTE auch in Europa unter eigenem<br />

Namen auf.<br />

ZTE stellt jedoch nicht nur<br />

Mobilfunkgeräte her. Seit Januar<br />

hat die deutsche Tochter der<br />

Chinesen den Netzbetrieb für<br />

das Mobilfunkunternehmen E-<br />

Plus übernommen. Im gleichen<br />

Monat hatte sie den ehemaligen<br />

Netzdienstleister der E-Plus-<br />

Gruppe, Alcatel-Lucent Network<br />

Services, übernommen. Die<br />

Mitarbeiterzahl in Deutschland<br />

stieg dadurch von 200 auf knapp<br />

1000 Personen.<br />

Auch der Umsatz im Geschäft<br />

mit Firmenkunden soll kräftig<br />

steigen. Momentan macht das<br />

Geschäft zehn Prozent des Umsatzes<br />

aus. In drei bis fünf Jahren<br />

soll es rund ein Drittel sein, hofft<br />

ZTE.<br />

5,9 t<br />

CO 2<br />

produzierte jeder<br />

Chinese 2011<br />

3,24 Mrd. €<br />

Wert der Maschinen, die 2013<br />

von Unternehmen in NRW<br />

nach China exportiert wurden.<br />

15,1 t<br />

CO 2<br />

produzierte jeder<br />

NRW-Bürger 2011<br />

<strong>CHINA</strong> UND NRW<br />

IM VERGLEICH<br />

2,2 Mrd. €<br />

flossen allein 2013 für<br />

Bekleidung aus NRW<br />

nach China.<br />

67%<br />

25,7%<br />

der Fläche von<br />

NRW ist bewaldet.<br />

der Karnevalsartikel<br />

2013 in NRW stammen<br />

aus China.<br />

6,9 Mrd. €<br />

flossen allein 2013 für<br />

Elektrogeräte aus NRW<br />

nach China.<br />

1,17 Mrd. €<br />

Wert der Exporte von<br />

chemischen Produkten<br />

aus NRW nach China.<br />

800<br />

chinesische Unternehmen<br />

haben sich in<br />

NRW angesiedelt.<br />

23619<br />

Chinesen lebten 2012<br />

in NRW. Das sind nur<br />

1,3 % der Ausländer.<br />

5,92 Bill. €<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

Chinas im Jahr 2012.<br />

3,43 Billionen €<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

Deutschlands im Jahr 2012.<br />

300<br />

ist die Länge des Autobahnchinesische<br />

Unternehmen<br />

befinden sich in der<br />

Netzes in NRW.<br />

Region Düsseldorf 22,5%<br />

2903<br />

Chinesen lebten 2012<br />

allein in Düsseldorf.<br />

Mit rund 8000 Km Länge ist die chinesische Mauer das größte Bauwerk der W elt.<br />

2216 Km<br />

19,6°C<br />

beträgt die Durchschnittstemperatur<br />

im wärmsten<br />

Monat Chinas: Juli.<br />

17,4°C<br />

beträgt die<br />

Durchschnittstemperatur<br />

im Juli<br />

in NRW.<br />

14,9 Prozent<br />

beträgt der Anteil der NRW-<br />

Exporte nach China an den<br />

gesamten Ausfuhren der<br />

Bundesrepublik nach China.<br />

20,1 Mrd. €<br />

Wert der Güter, die 2013<br />

von Unternehmen in<br />

China nach NRW<br />

exportiert wurden.<br />

der Fläche Chinas ist<br />

mit Wald bedeckt .<br />

27 Prozent<br />

beträgt der Anteil der<br />

Exporte Chinas nach<br />

Deutschland, die nach<br />

NRW gehen.<br />

9,97 Mrd. €<br />

Wert der Güter, die 2013<br />

von Unternehmen in NRW<br />

nach China exportiert<br />

wurden.<br />

QUELLEN: IT NRW, IHK DÜSSELDORF, STAT.<br />

BUNDESAMT | GRAFIK: RADOWSKI


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

15<br />

Hisense Germany in Düsseldorf wächst weiter<br />

Das chinesische Unternehmen ist weltweit erfolgreich<br />

Von Jürgen Grosche<br />

Was wollen unsere Kunden?<br />

Diese Frage stellen<br />

sich die Mitarbeiter von<br />

Hisense immer wieder – und fragen<br />

die Kunden direkt. „Mittels<br />

repräsentativer Statistiken und<br />

Umfragen wird der genaue Kundenwunsch<br />

analysiert. Gleichzeit<br />

überprüfen wir, ob und wie wir<br />

diese Wünsche erfüllen können“,<br />

erklärt Christian Stuhrmann,<br />

Commercial Director bei Hisense<br />

in Düsseldorf. Aus diesen Analysen<br />

sind viele Produktinnovationen<br />

entstanden. Beispielsweise<br />

ist bei allen Fernsehgeräten des<br />

Herstellers bereits ein<br />

Satelliten-Empfänger<br />

eingebaut, der für alle<br />

Empfangsarten gerüstet<br />

ist. So müssen die Kunden<br />

keinen separaten<br />

Receiver kaufen. Bei den<br />

internetfähigen „Smart-<br />

TVs“ reicht ein Klick auf<br />

die Bedienungsoberfläche,<br />

schon gelangt man<br />

Christian<br />

Stuhrmann<br />

auf „YouTube“ oder kann in den<br />

Mediatheken der Fernsehsender<br />

verpasste Sendungen ansehen<br />

– im Großformat statt auf dem<br />

Computerbildschirm.<br />

Angefangen hat bei Hisense<br />

alles im chinesischen Qindao.<br />

1969 begann das Unternehmen<br />

dort Radiogeräte herzustellen,<br />

später Fernseher sowie Kühlund<br />

Gefriergeräte. In den vergangenen<br />

Jahren entwickelte sich<br />

das Unternehmen rasant. 2007<br />

entwickelte es beispielsweise die<br />

erste Produktionslinie für LCD-<br />

Chips in Massenherstellung, was<br />

zu Kooperationen mit anderen internationalen<br />

Unternehmen wie<br />

IBM oder Bauknecht-<br />

Whirlpool führte. Inzwischen<br />

ist Hisense<br />

in 17 Ländern mit Produktionsstätten<br />

vertreten<br />

und vertreibt<br />

seine Produkte in 130<br />

Ländern.<br />

Auch der Standort<br />

in Düsseldorf ist weiter<br />

auf Wachstumskurs.<br />

Fotos: Hisense<br />

Die Zahl der Mitarbeiter steigt, in<br />

wenigen Wochen steht der Umzug<br />

vom Seestern auf ein größeres<br />

Gelände am Heerdter Lohweg an.<br />

„An dieser Stelle wird auch einen<br />

großen, öffentlichen Showroom<br />

mit unseren Produkten geben“,<br />

sagt Stuhrmann. „In Deutschland<br />

haben wir bereits eine eigene<br />

Abteilung für Forschung und Entwicklung<br />

aufgebaut. Als erstes<br />

Ergebnis haben wir das Design der<br />

Handgriffe an unseren Kühlgeräten<br />

angepasst“, berichtet Stuhrmann.<br />

Die „easy to open“-Griffe<br />

(„leicht zu öffnen“) lassen die Türen<br />

besonders einfach aufgleiten.<br />

Das Ziel aller Hisense-Entwicklungen:<br />

Sie sollen mehr Anwendungsmöglichkeiten<br />

und Funktionen<br />

bieten, die die Kunden im<br />

Alltag unterstützen und unkompliziert<br />

zu bedienen sein – schließlich<br />

ist das Unternehmen Technologieführer<br />

in den Bereichen TV und<br />

Weiße Ware.<br />

Auch die neuen Produkte, die<br />

in diesem Jahr von Hisense neu<br />

auf den Markt kommen werden,<br />

sollen diesem hohen Standard<br />

entsprechen: Waschmaschinen,<br />

Klimaanlagen und Smartphones.


16 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

Düsseldorfs riesiger Freund vom Jangtse-Fluss<br />

Düsseldorfs Partnerstadt Chongqing in China<br />

ist wahrscheinlich die<br />

unbekannteste Mega-City der Welt.<br />

Von Thomas Reisener<br />

Mit einer Fläche von<br />

82 000 Quadratkilometern<br />

ist Chongqing so<br />

groß wie Österreich. 32 Millionen<br />

Einwohner leben dort – fast<br />

doppelt so viele Menschen wie<br />

in ganz Nordrhein-Westfalen.<br />

Mit Temperaturen von bis zu 44<br />

Grad, gerne im Wechsel mit rekordverdächtigen<br />

Niederschlägen,<br />

zählt die Metropolregion im<br />

gebirgigen Hinterland Zentralchinas<br />

auch klimatisch zu den<br />

herausforderndsten Ballungsräumen<br />

der Welt.<br />

Allerdings beeindrucken<br />

große Zahlen nirgends auf<br />

der Welt weniger als in China.<br />

Schließlich ist die ganze Nation<br />

ein einziger Superlativ. Aber das<br />

rasante Wachstum, das diese<br />

Stadt an der Mündung des Jialing<br />

in den Jangtse-Fluss antreibt,<br />

ist selbst für chinesische Verhältnisse<br />

ungewöhnlich. Vor 40<br />

Jahren hatten dort nur wenige<br />

Häuser mehr als ein Stockwerk<br />

und in den Gassen pickten noch<br />

Hühner. Heute haben viele Gebäude<br />

weit mehr als 50 Stockwerke,<br />

teilweise sogar 80. Dabei<br />

sprießen die Wolkenkratzer<br />

schneller aus dem Boden, als die<br />

Arbeiter Straßen bauen können.<br />

Einige der High-Tech-Türme sind<br />

deshalb nur zu Fuß zu erreichen -<br />

obwohl bautechnisch ansonsten<br />

vielen westlichen Bürotürmen<br />

überlegen: So löst in Chongqing<br />

die klimafreundliche Flusswasserkühlung<br />

vielerorts bereits die<br />

Kompressor-Kli-<br />

herkömmliche<br />

maanlagen ab.<br />

Sonderwirtschaftszone<br />

Als China 1993 mit dem Bau des<br />

Drei-Schluchten-Staudammes<br />

begann, erklärten die Kommunisten<br />

wenig später das Ufergebiet<br />

des Jangtse in der bevölkerungsreichsten<br />

Provinz Sichuan<br />

zur Sonderwirtschaftszone. Die<br />

Partei benannte sie nach der<br />

größten Stadt des Gebietes,<br />

Chongqing. Mit dem Pegel des<br />

Jangtse wuchs die Wirtschaftsmacht<br />

von Chongqing, das in<br />

Wahrheit ähnlich wie das Ruhrgebiet<br />

aus mehreren Großstädten<br />

besteht, die zum Teil durch<br />

dünner besiedelte Agrarflächen<br />

verbunden sind.<br />

Das liberalere Wirtschaftsrecht<br />

in dieser Sonderzone hat<br />

den unternehmerischen Ehrgeiz<br />

entfacht. Binnen weniger<br />

Jahre boomte die Industrie,<br />

die von den reichen Kohle- und<br />

Gasvorkommen in der Nachbarschaft<br />

und der verkehrsgünstigen<br />

Lage am Knotenpunkt<br />

der beiden wichtigsten<br />

ostchinesischen Wasserstraßen<br />

profitierte. Innerhalb von 40<br />

Jahren explodierte das Bruttoinlandsprodukt<br />

der Region von<br />

ein paar Hundert Millionen auf<br />

heute geschätzte 280 Milliarden<br />

Euro – das entspricht fast<br />

einem Zehntel der gesamten<br />

deutschen Wirtschaftsleistung.<br />

Allerdings wuchs mit dem<br />

Wohlstand der Bevölkerung,<br />

auch die Schere zwischen arm<br />

und reich. Deutsche Premium-<br />

Autos, japanische Lautsprecher<br />

und französische Haute Couture<br />

sind in Chongqing zwar inzwischen<br />

üblich – aber nur für einen<br />

kleinen Teil der Bevölkerung.<br />

Auch umgekehrt kam der Warenstrom<br />

in Gang: Chongqings<br />

Motorenwerke exportieren, und<br />

angeblich kommt ein Drittel aller<br />

weltweit verkauften Laptops<br />

aus dieser Region.<br />

Wie das Ruhrgebiet<br />

Die guten Wirtschafts- und Handelskontakte<br />

seit Ende der 1990-<br />

er Jahre haben die spätere Städtepartnerschaft<br />

von Düsseldorf<br />

und Chongqing vorbereitet. Am<br />

22. Juli 2004 besiegelten die<br />

beiden Metropolen ihre Partnerschaft.<br />

Kulturelle Kontakte und<br />

die Zusammenarbeit bei internationalen<br />

Projekten der Europäischen<br />

Union runden die immer<br />

engeren ökonomischen Verbindungen<br />

ab.<br />

Trotzdem glaubt der Außenhandelsexperte<br />

der IHK zu Düsseldorf,<br />

Gerhard Eschenbaum,<br />

dass die große Zeit dieser Städtepartnerschaft<br />

erst noch kommt:<br />

„China verdankt sein Wachstum<br />

bisher vorwiegend den Küstenund<br />

küstennahen Regionen“,<br />

erklärt der China-Fachmann, „die<br />

Entwicklung des Binnenlandes<br />

wird jetzt erst zu einem Thema<br />

von größter politischer Priorität.“<br />

Dabei, davon ist Eschenbach<br />

überzeugt, werde Chongqing eine<br />

Schlüsselrolle spielen.<br />

Nach Angaben der ehemaligen<br />

Bundesagentur für Außenwirtschaft,<br />

die sich heute „Germany<br />

Trade and Invest“ nennt, sind<br />

derzeit 40 deutsche Unternehmen<br />

in Chongqing ansässig. Dazu<br />

zählen der Chemieriese BASF, die<br />

Autozulieferer Brose und Saargummi,<br />

die Dienstleiserer Klüh<br />

und Melchers, der Handelsriese<br />

Metro, die Messe Düsseldorf, der<br />

Sanitärtechniker Duravit und der<br />

Torspezialist Hörmann. Das Düsseldorfer<br />

Architektenbüro HPP<br />

war zum Beispiel an der Planung<br />

der Chongqing High Speed Train<br />

Station beteiligt.<br />

Für deutsche Unternehmen,<br />

die heute schon in China aktiv<br />

sind, sagt Eschenbaum rosige<br />

Zeiten voraus: „Deren Präsenz<br />

wird sich sicher vergrößern.“<br />

Denn mit der neuen Go-West-<br />

Strategie der chinesischen Regierung<br />

dürften künftig auch<br />

deutsche Unternehmen ihr Geschäft<br />

von der Küste in Richtung<br />

Binnenland treiben.<br />

China ist näher, als man<br />

in Deutschland denkt. Gut,<br />

dass sich Düsseldorf dort mit<br />

Chongqing schon einen riesigen<br />

Freund verlassen kann.


China –<br />

für uns ganz nah!<br />

中 国 —— 离 我 们 很 近 !<br />

Weil wir schon seit Langem als Partner<br />

in China und in Düsseldorf aktiv sind:<br />

» mit eigener Verwaltungsgesellschaft<br />

Messe Düsseldorf Shanghai zur<br />

Durchführung zahlreicher Messen in China,<br />

» mit der Tochtergesellschaft<br />

Messe Düsseldorf China für die Akquisition<br />

von Ausstellern und Besuchern,<br />

» mit Büros in Hongkong, Beijing,<br />

Chongqing und Shenyang,<br />

» mit der Beteiligung über ein Joint Venture<br />

am Shanghai New International Expo Center<br />

(SNIEC), der Drehscheibe des chinesischen<br />

Messewesens.<br />

Doppelter Effekt: Wir profitieren in China<br />

von der weiterhin wachsenden wirtschaftlichen<br />

Stärke des Landes und erhöhen gleichzeitig<br />

die Attraktivität des Standorts Düsseldorf.<br />

2013 war die Volksrepublik China die<br />

zweitgrößte ausländische Ausstellernation<br />

am Messeplatz Düsseldorf.<br />

因 为 很 久 以 来 , 我 们 一 直 都 作 为 伙 伴 活 跃 于 中 国 和 杜 塞 尔 多 夫 :<br />

» 我 们 自 己 的 展 览 公 司 —— 杜 塞 尔 多 夫 展 览 ( 上 海 ) 有 限 公 司<br />

在 中 国 执 行 诸 多 展 会 的 实 施 工 作 ;<br />

» 我 们 的 子 公 司 —— 杜 塞 尔 多 夫 展 览 ( 中 国 ) 有 限 公 司 则 负 责 招 揽 展 商 和 观 众 ;<br />

» 我 们 在 香 港 、 北 京 、 重 庆 和 沈 阳 均 设 有 分 公 司 ;<br />

» 我 们 通 过 一 家 合 资 公 司 参 股 上 海 新 国 际 博 览 中 心 (SNIEC)——<br />

这 是 中 国 会 展 业 的 中 枢 。<br />

双 重 效 果 : 中 国 不 断 增 强 的 经 济 实 力 让 我 们 在 这 个 国 家 获 益 匪 浅 ,<br />

同 时 , 我 们 也 提 升 了 杜 塞 尔 多 夫 的 区 位 吸 引 力 。<br />

2013 年 , 中 华 人 民 共 和 国 是 杜 塞 尔 多 夫 会 展 中 心 第 二 大 外 国 参 展 商 来 源 国 。<br />

我 们 衷 心 期 盼 中 国 国 家 主 席 习 近 平 的 来 访 并 想 说 :<br />

热 烈 欢 迎 您 来 到 杜 塞 尔 多 夫 的 好 朋 友 家 里 做 客 !<br />

Wir freuen uns über den Besuch<br />

des chinesischen Präsidenten Xi Jinping<br />

und sagen: herzlich willkommen bei<br />

guten Freunden in Düsseldorf!


18 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

Shanghai ist Vorbild für weitere Freihandelszonen in China.<br />

Foto: dpa<br />

Neuer Boom: Chinas Provinzen gründen<br />

Freihandelszonen<br />

Im Herbst 2013 durfte Shanghai die erste „Freihandelszone“ der<br />

Volksrepublik gründen. Hier soll noch mehr Marktwirtschaft getestet<br />

werden. Es ist ein Pilotprojekt bis 2016. So lange wollen viele andere<br />

Provinzen aber nicht warten und drängen schon jetzt auf ihre eigenen<br />

Sonderzonen.<br />

Von Johnny Erling<br />

Manche sprechen euphorisch<br />

schon vom<br />

„Mini-Hongkong“,<br />

obwohl es in Shanghai weder<br />

die Rechtssicherheit noch Medienfreiheit<br />

der Sonderverwaltungszone<br />

gibt. Die Superstadt<br />

Shanghai aber hofft auf einen<br />

Wachstumsschub durch das für<br />

neue Marktreformen designierte<br />

Experimentierfeld und auf frisches<br />

Auslandskapital. Immerhin<br />

meldeten sich pro Tag rund 100<br />

in- und ausländische Investoren<br />

zur Ansiedlung an, schrieb die<br />

Nachrichtenagentur Xinhua.<br />

Gleiche Chancen wünscht sich<br />

auch das ländlich geprägte Anhui,<br />

das ins untere Mittelfeld der Provinzen<br />

abzurutschen droht. Als<br />

der aus Anhui stammende, zum<br />

Vizepremier und Politbüromitglied<br />

aufgestiegene Wang Yang<br />

an der Debatte der Delegierten<br />

teilnahm, bestürmten sie „ihren<br />

Landmann“, den Lobbyisten<br />

zu spielen, damit sie auch ihre<br />

Zone gründen dürfen, schrieb<br />

die „Beijing News“. Der 58-jährige<br />

Wang gab ihnen einen Korb.<br />

Shanghai sei ein Pilotprojekt, das<br />

erst ausgetestet werden müsse<br />

Längst stehen Chinas Provinzen<br />

Schlange für ihre „FTZ“,<br />

Shanghais Nachbarn Jiangsu<br />

und Zhejiang am Yangtse-Delta<br />

bis Guangdong, Shenzhen und<br />

Xiamen an der Südküste, oder<br />

das nördliche Tianjin mit seiner<br />

Bohai-Bucht. Sie sehen in<br />

Freihandelszonen die neuen Antriebskräfte<br />

der Wirtschaft, so<br />

wie es die Sonderwirtschaftszonen<br />

Anfang der achtziger Jahre<br />

wurden. Peking erlaubte damals<br />

Shenzhen und 14 Küstenstädten,<br />

Inseln in Chinas damaliger Planwirtschaft<br />

zu gründen, wo Auslandsinvestitionen<br />

und marktwirtschaftliche<br />

Praktiken zuerst<br />

Fuß fassen durften, um sich dann<br />

nach und nach ins Land hinein<br />

zu verbreiten. Nun sollen im<br />

geschützten Umfeld von Freihandelszonen<br />

die bislang reglementierten<br />

Dienstleistungs- und<br />

Finanzbereiche einem freien<br />

Markt geöffnet werden dürfen<br />

und Tests mit der Freigabe der<br />

noch nicht konvertiblen chinesischen<br />

Währung erlaubt werde.<br />

Premier Li Keqiang heizte in<br />

seinem Regierungsbericht am 5.<br />

März den Hype an. Die Regierung<br />

wolle sicherstellen, dass<br />

China weiter „erste Wahl“ für<br />

Auslandsinvestitionen bleibt.<br />

Dazu gehöre, dass die „China<br />

(Shanghai) Freihandelszone<br />

erfolgreich aufgebaut und gemanagt<br />

wird, um das Modell zu<br />

kopieren und zu verbreiten. „Wir<br />

werden weitere Experimentierzonen<br />

einrichten, Inland- und<br />

Grenzgebiete weiter öffnen und<br />

diese Gebiete zu neuen heißen<br />

Anziehungspunkten machen.“<br />

Chinas Parteichef Xi Jinping<br />

nannte auf dem Volkskongress<br />

die Einrichtung von Freihandelszonen<br />

eine „nationale Strategie“,<br />

schrieb Xinhua.<br />

Die Reform braucht Zeit<br />

Hintergrund für den absurden<br />

Run der Provinzen auf „FTZ für<br />

alle“ ist die Sorge, wie es Premier<br />

Li sagte, dass Chinas Wirtschaft,<br />

deren Zuwächse sich<br />

2013 auf 7,7 Prozent verlangsamten,<br />

auch 2014 unter weiteren<br />

Abwärtsdruck gerät. Die<br />

alarmierende Tendenz zeigt sich<br />

auch im Außenhandel und bei<br />

den Auslandsinvestitionen. Mit<br />

Initiativen wie der „Freihandelszone“<br />

lässt Peking gegensteuern,<br />

um die nachlassende Attraktivität<br />

des Standorts China wieder<br />

aufzupolieren. Peking drängt<br />

auf Eile. In Shanghai getestete<br />

Zulassungsreformen für Handelsunternehmen<br />

sollen nun schon<br />

vorzeitig auch landesweit eingeführt<br />

werden. Doch die Herzstücke<br />

des Pilotprojekts wie die<br />

heiklen und risikoreichen Finanzreformen<br />

brauchen Zeit. Die<br />

Freihandelszone operiert erstmals<br />

auch mit „Negativlisten“<br />

für neue Investitionsprojekte.<br />

Gemeint ist damit in Umkehr<br />

der bisherigen Verfahren, künftig<br />

alles zu erlauben, was nicht<br />

ausdrücklich verboten wird. Der<br />

erste von Shanghai erstellte<br />

„Negativkatalog“ war allerdings<br />

so ellenlang, dass er nur Verwirrung<br />

auslöste. Han Zheng, Parteichef<br />

von Shanghai, versprach<br />

im ersten Halbjahr 2014 eine<br />

stark gekürzte Liste vorzulegen.<br />

Geplant sei, dass das Shanghaier<br />

Experiment bis 2016 getestet<br />

werden soll. Dann erst könnte<br />

entschieden werden, was für<br />

Chinas Wirtschaftsreformen zur<br />

Übernahme taugt. Doch weder<br />

Anhui noch andere Provinzen<br />

wollen so lange warten.


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

19<br />

Zwei Hostessen in einer chinesischen<br />

Klinik, die Kunde bei<br />

Düsseldorfer Unternehmen<br />

Klüh ist.<br />

Foto: Klüh<br />

Klüh auf Chinas Gesundheitsmarkt erfolgreich<br />

Von Thorsten Breitkopf<br />

Der Wandel Chinas von<br />

einem Schwellenland zu<br />

einer der größten Industrienationen<br />

der Erde lässt vor<br />

allem den inländischen Gesundheitsmarkt<br />

rasant wachsen. Wie<br />

in den vergangenen Jahrzehnten<br />

in westlichen Ländern ebenso<br />

zu beobachten war, steigen die<br />

Ansprüche an die medizinische<br />

Versorgung heute in Fernost. So<br />

wächst die Lebenserwartung der<br />

Chinesen in der Stadt ebenso wie<br />

im ländlichen Raum stetig. Eines<br />

der führenden ausländischen Unternehmen<br />

auf dem chinesischen<br />

Gesundheitsmarkt ist der Düsseldorfer<br />

Dienstleister Klüh. Seit<br />

dem Jahr 2005 ist die Firma in<br />

China geschäftlich tätig. Seither<br />

hat sich Klüh dort zur Nummer<br />

zwei in diesem Marktsegment<br />

entwickelt. Mehr als 35 Millionen<br />

Euro setzte Klüh im Jahr 2013 in<br />

China um – das war Rekord in der<br />

Firmengeschichte, und: „Wir verzeichnen<br />

in China inzwischen ein<br />

zweistelliges Wachstum pro Jahr“,<br />

sagt Uwe Gossmann, Sprecher der<br />

Geschäftsführung von Klüh.<br />

Einen großen Erfolg erzielte<br />

die fernöstliche Klüh-Tochter im<br />

vergangenen Jahr. Die chinesische<br />

Provinz Hubai beauftragte<br />

Klüh mit der Erarbeitung und<br />

Implementierung von Hygienestandards<br />

für Krankenhäuser in<br />

der gesamten Provinz. In der leben<br />

heute fast 60 Millionen Einwohner.<br />

Das Klüh-Tochterunternehmen<br />

Wuhan Tongji Property<br />

Management im südostchinesischen<br />

Wuhan wurde kürzlich in<br />

die Liste der 200 besten Immobilienbewirtschaftungs-Unternehmen<br />

Chinas aufgenommen<br />

und dort auf Platz 162 gelistet.<br />

Die Kliniksparte errang unter<br />

allen beteiligten Unternehmen<br />

landesweit sogar den zweiten<br />

Platz. Um die Aufnahme in die<br />

Top 200 hatten sich insgesamt<br />

mehr als 71 000 Unternehmen<br />

beworben.<br />

Klüh bietet im Krankenhausbereich<br />

alle denkbaren Dienstleistungen<br />

außer der direkten<br />

medizinischen Versorgung an.<br />

Zurzeit beschäftigt Klüh im<br />

Reich der Mitte mehr als 12 000<br />

Mitarbeiter, Tendenz steigend.<br />

Doch gerade im eigentlich menschenreichen<br />

China ist der Faktor<br />

Personal heute der größte<br />

Engpass im Dienstleistungssektor.<br />

„Die Politik der chinesischen<br />

Regierung macht es für die<br />

Menschen attraktiv, weiter auf<br />

dem Land zu leben. Dort gibt es<br />

heute viele Jobs. Das ist zwar<br />

wünschenswert, macht es für<br />

uns aber zunehmend schwierig,<br />

neues Personal zu rekrutieren“,<br />

sagt Klüh-Chef Gossmann. Denn<br />

auch der erfolgreiche Dienstleister<br />

Klüh stehe als Arbeitgeber<br />

in Konkurrenz zu vielen anderen<br />

großen Firmen in China.<br />

Unsere Heimat: Düsseldorf.<br />

Unser Zuhause: Die Welt.<br />

Vor 137 Jahren wurde Henkel in Deutschland gegründet. Heute sind wir<br />

weltweit tätig. Mehr als 40 Prozent des Umsatzes erzielen wir in den<br />

Wachstumsmärkten. Besonders China spielt dabei eine wichtige Rolle.<br />

Seit fast 25 Jahren ist Henkel hier aktiv – mit großem Erfolg. Inzwischen<br />

zählt China zu unseren drei größten Märkten. Für weiteres Wachstum<br />

sind wir bestens gerüstet: 2013 hat Henkel in Shanghai das weltweit<br />

größte Klebstoffwerk eröffnet.


20 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner 21<br />

673 544<br />

Geburten (2012)<br />

73,6<br />

Taxis je 100 000<br />

Einwohner<br />

61,0<br />

Taxis je 100 000<br />

Einwohner<br />

9 596 961 km²<br />

16 464 000<br />

Geburten (2012)<br />

Rund drei Millionen Babys pro<br />

Jahr werden wegen der<br />

Ein-Kind-Politik vor den<br />

12 698<br />

Patentanmeldungen<br />

(2010)<br />

33 139<br />

Patentanmeldungen<br />

(2010)<br />

Behörden versteckt.<br />

357 022 km 2 81 147 000<br />

<strong>CHINA</strong> UND DEUTSCHLAND<br />

DIE ZAHLEN, DATEN UND FAKTEN<br />

476,2 Mio.<br />

Schweinebestand<br />

26,5 Mio.<br />

Schweinebestand<br />

62 364<br />

Windenergie in Megawatt<br />

29 060<br />

Windenergie in Megawatt<br />

4,9 Kilo Reis<br />

Konsum pro Kopf und Jahr<br />

75,9 Kilo Reis<br />

Konsum pro Kopf und Jahr<br />

815<br />

Mobiltelefone<br />

je<br />

1000 Einw.<br />

1327<br />

Mobiltelefone<br />

je 1000 Einw.<br />

10,8<br />

Eheschließungen<br />

je 1000 Einwohner<br />

1 349 586 000<br />

Einwohner (2013)<br />

4,7<br />

Eheschließungen<br />

je 1000 Einwohner<br />

20<br />

Scheidungen<br />

je 1000 Einwohner<br />

2,3<br />

Scheidungen<br />

je 1000 Einwohner<br />

Einwohner (2013)<br />

2,6 Ärzte<br />

je 1000 Einwohner<br />

4,1 Ärzte<br />

je 1000 Einwohner<br />

In China, so scheint es wenigstens, ist alles groß. Sehr,<br />

sehr groß. Kein Land der Erde hat mehr Einwohner,<br />

mehr Soldaten, mehr Devisenreserven. Auch die<br />

Dimensionen der zweitgrößten Volkswirtschaft der<br />

Welt sind nach Jahren des stürmischen Wachstums<br />

ebenso gewaltig wie das Land selbst. Verglichen<br />

damit wirkt Deutschland wie ein Zwerg. Aber in<br />

manchen Punkten sind sich Deutschland und China<br />

ähnlicher als man denkt, auch in der Statistik. Da gibt<br />

es Zahlen, die verblüffen. Auch davon haben wir<br />

einige hier versammelt.<br />

118 016<br />

Post-Briefkästen<br />

171 043<br />

Post-Briefkästen<br />

61,24 Mio.<br />

Pkw<br />

41,74 Mio.<br />

Pkw<br />

QUELLEN: UNO, CIA-FACTBOOK, STATISTIKSAMMLUNG „<strong>CHINA</strong> IN ZAHLEN“ (BRAND EINS WISSEN) 2012 | GRAIK: RADOWSKI


22 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

So benimmt man<br />

sich in China<br />

Das Wort Globalisierung ist in aller Munde. In vielen Bereichen<br />

gleichen sich Benimm und Benehmen vor allem<br />

im geschäftlichen Bereich weltweit an.<br />

Von Thorsten Breitkopf<br />

Da ist eine ähnliche Business-Kleidung<br />

– Hemd,<br />

Anzug, Schlips. Auch der<br />

Handschlag, einst eine typisch<br />

westliche Begrüßung, hat seinen<br />

weltweiten Siegeszug angetreten.<br />

Dennoch können deutsche<br />

Geschäftsleute in China in Dutzende<br />

Fettnäpfchen treten. Die<br />

Unterschiede der Kulturen sind lebendig.<br />

„Ursprung für viele Missverständnisse<br />

ist meist die ganz<br />

andere Herangehensweise an ein<br />

Problem und andere Schritte des<br />

Kennenlernens“, sagt Robert Cao.<br />

In China ist der Geschäftsmann in<br />

der Automobilzuliefererindustrie<br />

und im Gesundheitswesen tätig<br />

und hat die Lizenz für die Marke<br />

„Hofbräuhaus“, in Deutschland<br />

betreibt er das Düsseldorf China<br />

Center (DCC) an der Königsallee.<br />

Etwa einmal im Monat fliegt<br />

der Chinese nach Deutschland,<br />

er spricht Deutsch fließend und<br />

fehlerfrei. „Die Deutschen sind<br />

sehr direkt. Das ist unter Deutschen<br />

völlig in Ordnung. Dafür<br />

werden sie in vielen Ländern<br />

sehr geschätzt. Aber in China ist<br />

der indirekte Weg manchmal der<br />

bessere“, sagt Cao. Bei einem<br />

geschäftlichen Essen dürfe man<br />

nicht nach der Vorspeise direkt<br />

auf das Geschäft zu sprechen<br />

kommen, man müsse sich zunächst<br />

beschnuppern. Lange,<br />

manchmal stundenlange Gespräche<br />

über Privates, die Familie,<br />

Hobbys, das steht in China<br />

meist vor den harten Verhandlungen.<br />

Und das kann dauern.<br />

„Deutsche sind da manchmal<br />

etwas ungeduldig. Die Kunst der<br />

guten Zusammenarbeit zwischen<br />

Deutschen und Chinesen besteht<br />

darin, ein bisschen so zu werden<br />

wie sein Gegenüber sagt Robert<br />

Cao, der eigentlich Cao Kebo<br />

heißt. Der Familienname Cao<br />

wird im Chinesischen vorangestellt.<br />

Kebo ist sein chinesischer<br />

Vorname. Robert ist ein Name,<br />

den Cao ausgewählt hat, weil er<br />

für seine europäischen Partner<br />

besser zu merken und auszusprechen<br />

ist.<br />

Streng nach Hierarchie<br />

Arndt Rautenberg, Geschäftsführer<br />

der Düsseldorfer Beratungs-<br />

und Beteiligungsfirma<br />

Rautenberg & Company, war<br />

über zwei Jahrzehnte viele Male<br />

auf Geschäftsreisen in China, seine<br />

Frau wuchs in Hongkong auf.<br />

„Es gibt unendlich viele Fettnäpfchen,<br />

in die man in China treten<br />

kann“, sagt der Geschäftsmann.<br />

„Bei einem Geschäftsessen kam<br />

eine Kollegin aus dem mittleren<br />

Management im sehr knappen<br />

weißen Kleid zum Abendessen.<br />

Bei der Begrüßung ging sie<br />

forsch an ihrem deutschen Chef<br />

vorbei. Beim Dinner sprach sie<br />

als Erstes über chinesische Außenpolitik<br />

– das waren alles für<br />

die chinesischen Partner alles<br />

Zeichen großer Respektlosigkeit.<br />

Die Stimmung an dem Abend<br />

war mehr als angespannt“, sagt<br />

Rautenberg. Was war schief gelaufen?<br />

Das knappe Kleid war<br />

unangemessen, außerdem ist<br />

Weiß die Farbe der Trauer in<br />

China. „Zudem gehen Chinesen<br />

strenger nach der Hierarchie. Es<br />

begrüßen sich erst die ranghöchsten<br />

Vertreter, dann die darunter<br />

und so weiter“, erklärt Rautenberg.<br />

Und Politik sei ohnehin ein<br />

Tabu-Thema, über das man mit<br />

Fremden nicht spricht.<br />

Ein anderer heikler Bereich<br />

in Fernost ist das Essen selbst.<br />

„Viele Speisen zu verweigern<br />

gilt in China als sehr unhöflich<br />

gegenüber dem Gastgeber.<br />

Man sollte nicht zimperlich<br />

sein und auch Dinge probieren,<br />

deren Herkunft einem<br />

schleierhaft ist“, sagt der<br />

Deutsche sind manchmal<br />

etwas ungeduldig,<br />

sagt Robert Cao,<br />

der das Düsseldorf<br />

China Center an<br />

der Kö betreibt.<br />

Foto: DCC<br />

Es gibt unendlich viele Fettnäpfchen, in die man in China treten kann, sagt Arndt Rautenberg, Geschäftsführer<br />

der Beratungsfirma Rautenberg & Company.<br />

Foto: Andreas Endermann<br />

Geschäftsmann. Außerdem gebe<br />

es immer weitaus mehr zu<br />

Essen, als man überhaupt schaffen<br />

kann. Das sei ein Zeichen der<br />

Gastfreundschaft. Und die Rechnung<br />

hat der Gastgeber schon<br />

vorher bezahlt, unbemerkt. Als<br />

deutscher Gast danach zu fragen,<br />

würde die Solvenz des chinesischen<br />

Partners infrage stellen<br />

und wäre ein Affront.<br />

Keine Angst vor der Blamage<br />

Das Thema Compliance hat teure<br />

Geschenke unter Geschäftspartnern<br />

im Westen weitgehend unüblich<br />

gemacht. Das ist in China<br />

noch anders. „Gastgeschenke<br />

dürfen durchaus wertvoll sein,<br />

nur Blumen sind tabu, die stehen<br />

für Todesfälle“, so Rautenberg.<br />

Ausgepackt werden die<br />

Geschenke übrigens nicht sofort,<br />

sondern später, ohne Anwesenheit<br />

des Schenkenden. Vorher<br />

zum Auspacken zu drängen sei<br />

unhöflich. Bei der Begrüßung<br />

sollten Europäer in China mit<br />

Bedacht vorgehen. Der Händedruck<br />

soll nicht ruppig ausfallen<br />

und schon gar nicht in ein Kräftemessen<br />

ausarten. Körperkontakt,<br />

etwa Umarmungen oder<br />

Schulterklopfen, lösen bei vielen<br />

Chinesen Unbehagen aus.<br />

Übertriebene Furcht sich zu blamieren<br />

müssten Chinareisende<br />

aber nicht haben, da sind sich Robert<br />

Cao und Arndt Rautenberg<br />

einig. „Besonders in den großen<br />

Ballungsräumen Chinas sind die<br />

Gepflogenheiten oft denen des<br />

Westens ähnlicher geworden, die<br />

Menschen tolerant gegenüber<br />

dem Auftreten der Europäer“,<br />

meint Rautenberg. Und Robert<br />

Cao ergänzt: „Chinesische Gastgeber<br />

wissen ja, dass sich ihre<br />

Gäste oft auf Neuland begeben<br />

und sehen viele Patzer als Anfängerfehler<br />

nach“, sagt Cao.


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

23<br />

NRW bietet gute Basis für asiatische Firmen<br />

Asien im Raum Düsseldorf: Die japanischen Unternehmen haben eine Tradition begründet, die jetzt auch den<br />

Firmen aus China zugute kommt. Die Infrastruktur gilt als vorbildlich.<br />

Von Jürgen Grosche<br />

Schon seit Jahrzehnten leben<br />

viele Japaner in Düsseldorf.<br />

Sie brachten Geschäfte mit,<br />

in denen auch Menschen aus<br />

anderen asiatischen Ländern<br />

das finden, was sie sonst in Europa<br />

vermissen. „Es gibt eine gewachsene<br />

Infrastruktur, die von<br />

den Japanern vorbereitet wurde<br />

und auf der nun andere aufbauen<br />

können“, erklärt Dr. Gerhard<br />

Eschenbaum, Geschäftsführer<br />

für den Bereich Internationale<br />

Kontakte bei der IHK Düsseldorf.<br />

Die rasant wachsende Zahl<br />

der chinesischen Firmen und ihre<br />

Mitarbeiter finden im Raum<br />

Düsseldorf Ansprechpartner für<br />

vieles und eigentlich alles, was<br />

sie für den erfolgreichen Aufbau<br />

ihres Geschäftes brauchen.<br />

Das China-Kompetenzzentrum<br />

vernetzt als erste Anlaufstelle<br />

viele wichtige Mitspieler der Kontaktpflege.<br />

Neben chinesischen<br />

Unternehmen unterhalten auch<br />

Ob Messe, Flughafen, Verbände, Banken oder Anwälte: Düsseldorf bietet<br />

den Unternehmen aus China eine gute Infrastruktur. Foto: Werner Gabriel<br />

Banken aus dem Riesenreich Niederlassungen<br />

in Düsseldorf.<br />

Dazu kommen Verbände wie<br />

die Chinese Enterprises Association,<br />

in der sich die chinesischen<br />

Unternehmen selbst organisieren,<br />

und der chinesische Industrie-<br />

und Handelsverband CIHD,<br />

die beide ihren Sitz in Düsseldorf<br />

haben. Auch auf gesellschaftlicher<br />

Ebene tut sich viel. So ist<br />

es nicht verwunderlich, dass<br />

sich bereits 800 Unternehmen<br />

aus dem Riesenreich gerade in<br />

Nordrhein-Westfalen angesiedelt<br />

haben.<br />

Ein großer Vorteil des Raumes<br />

Düsseldorf ist die Lage: „Die Region<br />

befindet sich im Zentrum<br />

der Märkte“, sagt Eschenbaum.<br />

Der Ballungsraum befindet sich<br />

wirtschaftlich gesehen in der<br />

Mitte Europas. Der Flughafen<br />

sorgt für rasche Verbindungen in<br />

die Zentren des Kontinents. Und<br />

es gibt Direktflüge nach Peking,<br />

sogar fünfmal die Woche. Viele<br />

Unternehmen nutzen daher<br />

Düsseldorf als Standort für ihre<br />

Europa-Niederlassungen.<br />

Auf dem Weg in die andere<br />

Richtung bietet zum Beispiel die<br />

IHK deutschen Unternehmen<br />

wichtige Basisinformationen für<br />

ihre Geschäfte in China und vermittelt<br />

Kontakte zur Außenhandelskammer<br />

im Reich der Mitte.<br />

Gefragt sind Informationen über<br />

den Markt, aber auch über viele<br />

Details, etwa zur Beschaffungslogistik,<br />

Joint Ventures oder Finanzregularien.<br />

Zu all dem bietet die Kammer<br />

Broschüren, Auskünfte und<br />

Veranstaltungen an. „Wir stehen<br />

auch in engem Kontakt mit<br />

chinesischen Unternehmen“,<br />

sagt Eschenbaum. Der wird<br />

demnächst intensiviert. Es geht<br />

darum, den Unternehmen zu<br />

zeigen, wie die Märkte, die Sozialsysteme<br />

oder auch das Ausbildungswesen<br />

funktionieren. „Wir<br />

wollen die Firmen dafür sensibilisieren<br />

und zum Beispiel auch dafür<br />

gewinnen, selbst in Aus- und<br />

Weiterbildung zu investieren“,<br />

sagt der IHK-Außenwirtschaftsexperte.<br />

Denn davon würden<br />

auch die Unternehmen selbst<br />

profitieren.<br />

Darüber hinaus helfen die<br />

Messe, Banken, Berater und Anwaltskanzleien<br />

den Geschäftspartnern<br />

beider Seiten, bündeln<br />

ihre Kontakte zum Teil an eigenen<br />

China-Desks. So sollte dem<br />

weiteren Wachstum eigentlich<br />

nichts im Wege stehen; entsprechend<br />

zuversichtlich bewerten<br />

Deutsche und Chinesen die Perspektiven<br />

für die Zukunft.<br />

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9./10. 8. 2014:<br />

Land Rover Experience Center Wülfrath<br />

30./31. 8. 2014:<br />

Off-Road-Center Horstwalde<br />

13./14. 9. 2014:<br />

Offroadpark Langenaltheim<br />

Unsere Partner:


24 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

Wie man Geschäfte mit Chinesen macht<br />

Der kulturelle Unterschied ist groß. Das merken deutsche<br />

Unternehmer in China ebenso wie chinesische, die<br />

hierzulande Fuß fassen wollen. Doch Profis<br />

wissen Rat für beide.<br />

Von Jürgen Grosche<br />

Chinesen verhandeln gerne<br />

nach – häufig erlebt oder<br />

ein Märchen? Viele Experten<br />

bestätigen diese Erfahrung,<br />

andere halten das für ein „Phantom-Phänomen“.<br />

So oder so –<br />

die Gesprächspartner kommen<br />

aus so verschiedenen Kulturen,<br />

dass leicht Missverständnisse<br />

entstehen können. Wer sich gut<br />

vorbereitet, kann solchen Fallen<br />

entgehen.<br />

„Chinesen können sehr fordernd<br />

und direkt auftreten“,<br />

sagt Dr. Gerhard Eschenbaum,<br />

Geschäftsführer für den Bereich<br />

Internationale Kontakte bei der<br />

IHK Düsseldorf, „und man muss<br />

sich häufig fragen: Ist der Vertrag<br />

die Endstufe?“ Die Partner aus<br />

Asien wollten manches nochmal<br />

neu bereden, was der deutsche<br />

Ansprechpartner bereits abgeschlossen<br />

habe.<br />

Solche und viele andere Themen<br />

rund ums China-Geschäft<br />

stellen Experten immer wieder<br />

bei Veranstaltungen vor, die die<br />

IHK anbietet. Da geht es etwa<br />

ums Zoll- und Einfuhrrecht, Zulassungsverfahren<br />

oder notwendige<br />

Dokumente. „Wir machen<br />

auf Knackpunkte aufmerksam,<br />

sensibilisieren für grundsätzliche<br />

Fragen“, sagt der Außenwirtschaftsexperte.<br />

Im Detail<br />

müssten Unternehmer natürlich<br />

Finanz- und Rechtsspezialisten<br />

zu Rate ziehen.<br />

Die IHK vermittelt Kontakte<br />

nach China über die Außenhandelskammer.<br />

Dort helfen<br />

Experten bei der Suche nach<br />

Geschäftspartnern oder Standorten.<br />

„Man kann vieles schon in<br />

Deutschland vorbereiten“, sagt<br />

Eschenbaum. Eines der wichtigsten<br />

Themen auf der finanziellen<br />

Seite von Geschäften ist<br />

die Absicherung von Währungsrisiken,<br />

erklärt Bernhard Esser,<br />

Emerging Markets-Analyst und<br />

China-Experte bei HSBC Trinkaus.<br />

Der chinesische Renminbi<br />

kann nicht frei getauscht werden,<br />

den Wechselkurs legt der<br />

Staat fest. „Es gibt zudem strenge<br />

Kapitalverkehrskontrollen“,<br />

sagt Esser. Verkaufserlöse aus<br />

dem Güterverkehr könnten Unternehmen<br />

aber ohne weiteres<br />

transferieren.<br />

„Die chinesische Geschäftskultur sieht Geschenke, Einladungen<br />

zu Events und Reisen als selbstverständlich zum<br />

Beziehungsaufbau an. Deutsche Unternehmen müssen den<br />

schwierigen Spagat zwischen dieser Art der ‚Beziehungspflege‘<br />

und den immer strenger werdenden Anti-Korruptionsvorschriften<br />

schaffen.“<br />

Karin Holloch, Rechtsanwältin und Partnerin bei McDermott<br />

Will & Emery Rechtsanwälte und Steuerberater LLP,<br />

Düsseldorf<br />

Foto: McDermott<br />

Verhandlungen zwischen Chinesen und Deutschen gestalten sich wegen<br />

kultureller Unterschiede oft schwierig. Experten erklären, worauf<br />

man achten muss, damit die Verhandlungen zum Erfolg führen.<br />

Foto: vitchanan/istockphoto.com<br />

IHK vermittelt Kontakte<br />

Der persönliche Kontakt spiele<br />

eine wichtige Rolle, sagt auch der<br />

HSBC-Experte: „Geschäft ohne<br />

persönliche Beziehung gibt es<br />

nicht.“ Deutsche sollten nicht<br />

ihre Vorstellungen von hier mitnehmen.<br />

Dass Deutschland und<br />

China sich in ihren Kulturen unterscheiden,<br />

zeigt sich zum Beispiel<br />

im Verständnis davon, was<br />

ein Vertrag ist: „In China sieht<br />

man ihn nicht als Abschluss von<br />

Verhandlungen, sondern häufig<br />

als Beginn.“ So würden zum Beispiel<br />

gerne Preise nachverhandelt.<br />

Unternehmen, die sich für<br />

den Riesenmarkt interessieren,<br />

sollten sich schon früh Gedanken<br />

über die Finanzierung und die<br />

Absicherung von Finanzmarktrisiken<br />

machen, empfiehlt Esser.<br />

Banken können da mit zahlreichen<br />

Instrumenten helfen. Die<br />

HSBC, die ihre Ursprünge in China<br />

hat, unterhält in Düsseldorf<br />

und in Shanghai China-Desks.<br />

Ein chinesischer Kollegen ist in<br />

Düsseldorf Ansprechpartner<br />

für chinesische Kunden, die Geschäfte<br />

in Deutschland machen.<br />

In Shanghai betreuen zwei Kollegen<br />

die deutschen Kunden.<br />

Mit solchen Desks arbeiten<br />

auch Anwaltskanzleien, zum Beispiel<br />

Jones Day Düsseldorf. Zwei<br />

Experten beraten die Mandanten<br />

– neben Dr. Ulrich Brauer auch<br />

die chinesische Anwältin Dr. Zhaoxia<br />

Chen. In China unterhält die<br />

Kanzlei drei Büros sowie eines<br />

in Taiwain. In vielem seien sich<br />

Deutsche und Chinesen ähnlich,<br />

hat Brauer festgestellt: „Beide<br />

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<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

25<br />

sind sehr direkt und kommen<br />

gut miteinander klar.“ Natürlich<br />

gebe es kulturelle Unterschiede,<br />

die sich im Geschäft auswirken,<br />

räumt auch Zhaoxia Chen ein, etwa<br />

die genannten Vorstellungen<br />

von Verträgen. „Da Preise gerne<br />

nachverhandelt werden, sollten<br />

Unternehmer bereits im Vorfeld<br />

genügend Spielraum einkalkulieren“,<br />

rät Brauer.<br />

Bei der Bürokratie hingegen<br />

haben chinesische Unternehmen<br />

in Deutschland oft den Eindruck,<br />

es dauere alles zu lange, zum Beispiel<br />

Arbeits- und Aufenthalts-<br />

Genehmigungen. „In China laufen<br />

solche Dinge häufig schneller.“<br />

Beim Thema Schutzrechte sehen<br />

die beiden Anwälte durchaus einen<br />

Wandel. Der brauche Zeit,<br />

Claus Eßers, Rechtsanwalt<br />

und Partner bei Hoffmann<br />

Liebs Fritsch & Partner<br />

Foto: Alois Müller<br />

„Wer Geschäfte in China machen<br />

will, muss seine Partner<br />

erst einmal persönlich kennenlernen.<br />

Zuerst muss man<br />

Freundschaft schließen, dann<br />

erst folgen die Geschäfte.<br />

Das ist zeitaufwändig, aber<br />

notwendig.“<br />

da Urheberschutz in China früher<br />

nicht als schützenswertes Kulturgut<br />

galt. Doch mittlerweile entwickeln<br />

immer mehr chinesische<br />

Unternehmen selbst Dinge, die<br />

sie als schützenswert erachten,<br />

auch Gerichte würden geistiges<br />

Eigentum höher gewichten, wie<br />

jüngste Urteile zeigen.<br />

„Die Anzahl der Patentanmeldungen<br />

wächst deutlich“, stellen<br />

auch Dr. Alexander Schröder-<br />

Frerkes und Dr. Jiri Jäger von Bird<br />

& Bird fest. Die rechtliche Ausgangslage<br />

ähnele immer mehr<br />

der in Deutschland. „Man hat erkannt,<br />

dass dies ein strategisches<br />

Thema ist“, sagt Schröder-Frerkes.<br />

Die Investitionen in Hochtechnologie<br />

und die Ausbildung<br />

von Ingenieuren haben in den<br />

zurückliegenden Jahren stark zugenommen.<br />

Vertrag als<br />

Willenskundgebung<br />

Heute geht es zudem nicht mehr<br />

ums Kopieren. Die Unternehmen<br />

sichern sich die Patente, indem<br />

sie die Marktführer aus dem Mittelstand,<br />

die „hidden Champions“<br />

kaufen. Jäger nennt als Beispiel<br />

die Betonpumpen-Hersteller<br />

Schwing (Herne) und Putzmeister<br />

(Aichtal). Allerdings gebe es<br />

in China eine „große Bandbreite<br />

an kulturellen Entwicklungsgraden“,<br />

räumt Schröder-Frerkes<br />

ein, daher müssten Unternehmen<br />

nach wie vor darauf achten,<br />

sich vor Kopierern zu schützen.<br />

Wie das am besten geschieht,<br />

sollten Unternehmen mit Experten<br />

besprechen. Denn einfach<br />

nur ein Patent anzumelden kann<br />

ein Bumerang sein: „Das Patent<br />

muss man ja offenlegen, das<br />

Kopieren wird also eher noch<br />

Wei Wang, Direktor Local<br />

China Practice Germany bei<br />

der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

KPMG Foto: KPMG<br />

einfacher“, warnen die Rechtsexperten.<br />

Große Konzerne können<br />

leicht das volle Programm durchziehen<br />

und den Patentschutz<br />

durch einen massiven Markenauftritt<br />

zusätzlich absichern.<br />

Mittelständler fahren häufig<br />

hingegen mit einer individuellen<br />

Strategie besser: „Es gibt da eine<br />

ganze Reihe von Instrumenten<br />

– vom Gebrauchsmuster bis zur<br />

Handelsmarke“, sagt Jäger. „Das<br />

sollte alles aber nur mit juristischem<br />

Rat umgesetzt werden.“<br />

Gerade in Düsseldorf nehmen<br />

immer mehr juristische Berater<br />

das China-Geschäft in den Blick.<br />

Claus Eßers, Partner in der Sozietät<br />

Hoffmann Liebs Fritsch, kennt<br />

das Land indes bereits seit 1999;<br />

„Dass die Chinesen bereits ausgehandelte Verträge<br />

immer wieder aufschnüren und mit Hinhalte- und<br />

Zermürbungstaktik versuchen, bessere Konditionen<br />

zu erzielen, ist ein Phantom-Phänomen, dem ich in<br />

der mehr als zehn Jahre langen Beratungstätigkeit<br />

noch nie begegnet bin. Die chinesischen Firmen neigen<br />

eher dazu, allem Schriftlichen großen Respekt<br />

zu zollen.<br />

Sie können schon mal Unverständnis erzeugen,<br />

wenn sie an Standardtexten oder -formulierungen<br />

herumdrehen. Manchmal verpassen sie auch Geschäftschancen,<br />

weil sie die anfänglichen unverbindlichen<br />

Angebote aus Sorge zu niedrig ansetzen, dass<br />

größere Anpassungen nach unten als unehrenhaft<br />

und unseriös angesehen werden könnten.“<br />

fünfzigmal hat er das Reich der<br />

Mitte schon besucht und insbesondere<br />

deutsche Mittelständler<br />

bei ihrer Expansion begleitet.<br />

Eßers bestätigt die Beobachtung,<br />

dass mit Verträgen oft<br />

weniger festgezurrt ist, als man<br />

es aus Deutschland kennt: „Chinesische<br />

Partner sehen einen<br />

Vertrag eher als Willensbekundung,<br />

von der man auch wieder<br />

abweichen kann.“ Wichtiger sei<br />

das Faktische. Wer etwas will,<br />

muss auch etwas bieten können.<br />

So reicht es nicht, die Weitergabe<br />

von Know-how oder Informationen<br />

nur im Vertrag zu regeln.<br />

Eßers empfiehlt, in einem solchen<br />

Fall zum Beispiel ebenfalls<br />

Exklusivität anzubieten. „Das<br />

„Die Frage, wie man Patente und geistiges Eigentum<br />

schützt, ist nach wie vor ein Thema, wobei China in<br />

der Entwicklung von Technik zunehmend aufholt.<br />

Unternehmen sollten frühzeitig entscheiden, ob sie ein<br />

Patent in China anmelden oder besser andere Wege<br />

finden, wie sie ihre Schutzrechte wahren.“<br />

Dr. Alexander Schröder-Frerkes,<br />

Rechtsanwalt und Partner bei Bird & Bird<br />

wird akzeptiert, muss aber präzise<br />

vereinbart werden.“<br />

Wichtig sei die genaue Definition<br />

von Begriffen, um Missverständnisse<br />

zu vermeiden, betont<br />

der Jurist. Wenn der Partner<br />

zum Beispiel mit einem „letter<br />

of intent“ schon schlechte Erfahrungen<br />

gemacht hat und ihn<br />

nicht akzeptiert, kann man auch<br />

von „memorandum of understanding“<br />

sprechen. Die Qualität<br />

des juristischen Austauschs<br />

verbessert sich aber zusehends,<br />

beobachtet Eßers: „Man versteht<br />

mittlerweile, wie internationale<br />

Verträge funktionieren“. In wenigen<br />

Jahren würden chinesische<br />

Partner genauso verhandeln wie<br />

andere auch.<br />

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|<br />

26 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

Chinesen investieren<br />

strategisch<br />

Der Transfer von Know-how ist nur<br />

das eine – Käufer haben auch den<br />

Kapitalmarkt im Blick<br />

Von Jürgen Grosche<br />

Die Wirtschaftsbeziehungen<br />

zwischen Nordrhein-Westfalen<br />

und<br />

China intensivieren sich in beide<br />

Richtungen. Und sie werden<br />

immer komplexer. Chinesische<br />

Unternehmen, die sich in deutsche<br />

Firmen einkaufen, sind am<br />

bekannt hochwertigen Knowhow<br />

interessiert. „Doch das ist<br />

nur eine Seite“, sagt Yi Sun, Leiterin<br />

des China-Geschäfts bei der<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

EY (früher: Ernst & Young). „Es<br />

geht auch um neue Zugänge zu<br />

Absatzmärkten.“<br />

Chinesische Autozulieferer<br />

zum Beispiel finden über die<br />

Kontakte der deutschen Unternehmen<br />

nicht nur hierzulande,<br />

sondern auch in China selbst<br />

einen besseren Zugang zu den<br />

deutschen Autokonzernen. Zudem<br />

steigern sie ihre Attraktivität<br />

am Kapitalmarkt, wenn sie solide<br />

deutsche Firmen in ihrer Bilanz<br />

aufführen können. „Damit stärken<br />

sie ihre Basis und werden für<br />

Investoren interessanter“, erklärt<br />

Yi Sun.<br />

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Master of Business Administration (MBA), englischsprachig<br />

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Yi Sun, Leiterin des China-Geschäfts bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

EY<br />

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Die China-Expertin, die aus<br />

Shanghai stammt und seit 2006<br />

bei EY tätig ist – seit drei Jahren<br />

als Partnerin –, kennt den Markt<br />

wie wenige andere. In ihrem Bereich<br />

der Transaktionsberatung<br />

wickelt EY mehr als 80 Prozent<br />

der Deals über 100 Millionen Euro<br />

ab, also der Firmenkäufe von<br />

chinesischen Unternehmen in<br />

Deutschland.<br />

Aktuell beobachtet sie mehrere<br />

neue Trends. So beteiligen<br />

sich nicht nur chinesische strategische<br />

Investoren an den Übernahmen,<br />

sondern zunehmend<br />

auch Fonds, die aus staatlichen<br />

oder kommunalen Mitteln gespeist<br />

sind. „Sie wollen damit die<br />

chinesischen Unternehmen unterstützen“,<br />

erklärt Yi Sun.<br />

Eine weitere neue Entwicklung:<br />

Da es in Europa nicht immer<br />

einfach ist, die betreffenden<br />

Unternehmen nach einer solchen<br />

grenzüberschreitenden Übernahme<br />

erfolgreich zu integrieren,<br />

lassen sich die chinesischen Geldgeber<br />

immer häufiger auch auf<br />

Investitionen gemeinsam mit europäischen<br />

Anlegern ein. Die verkaufen<br />

dann später ihre Anteile an<br />

die chinesischen Investoren.<br />

Eine Drehscheibe für den Handel<br />

Werben für die<br />

Region<br />

2013 war ein Rekordjahr: 63 Unternehmen<br />

aus China haben sich<br />

neu in der Region angesiedelt.<br />

Maßgeblich beteiligt an dem<br />

Erfolg ist NRW.Invest, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

des Landes. „Wir werben für den<br />

Standort Nordrhein-Westfalen<br />

und chinesische Investitionen“,<br />

erklärt Geschäftsführerin Petra<br />

Wassner die Aufgaben der Gesellschaft.<br />

NRW.Invest ist mit drei<br />

Repräsentanzen und 14 Mitarbeitern<br />

in Peking, Shanghai und in<br />

Nanjing vertreten. Schon vor 20<br />

Jahren ging die Gesellschaft ins<br />

Reich der Mitte. „NRW ist dort<br />

mittlerweile recht bekannt“, sagt<br />

Wassner. Die Akquise hat sich<br />

ausgezahlt. 800 Unternehmen<br />

aus dem Riesenreich haben einen<br />

Standort in NRW gewählt. „Dadurch<br />

wurden 8000 Arbeitsplätze<br />

im Land geschaffen und gesichert“,<br />

betont Petra Wassner.<br />

Internet: www.nrwinvest.com<br />

Wie gründe ich in Deutschland<br />

ein Unternehmen? Wie komme<br />

ich an eine Aufenthaltserlaubnis?<br />

Wie funktionieren die Sozialsysteme?<br />

Gibt es eine Schule für<br />

die Kinder der Mitarbeiter? Chinesische<br />

Unternehmen, die nach<br />

Deutschland kommen, müssen<br />

sich erst mal mit dem Zielland<br />

vertraut machen. Die Stadt Düsseldorf<br />

bietet ihnen einen umfassenden<br />

Service, nach dem man<br />

so woanders suchen muss.<br />

One-stop-agency oder: alles<br />

aus einer Hand, lautet das Motto.<br />

Die Wirtschaftsförderung<br />

der Stadt hat zusammen mit der<br />

Bereits 1999 wagte die Düsseldorfer<br />

Messegesellschaft den Schritt<br />

nach China, gründete das Tochterunternehmen<br />

Messe Düsseldorf<br />

China Ltd. Daran schloss sich eine<br />

Erfolgsgeschichte an, die ihre<br />

Wirkung sowohl ins Rheinland als<br />

auch ins Reich der Mitte entfaltet.<br />

Messen öffnen Unternehmen die<br />

Märkte in der jeweils anderen Region,<br />

und was sich hier entwickelt<br />

hat, kann sich sehenlassen. Die<br />

Messe Düsseldorf ist mit Büros in<br />

sechs Städten, darunter Peking,<br />

Hongkong und Chongqing, vertreten.<br />

Den Schwerpunkt legt die<br />

Gesellschaft auf Shanghai. Hier<br />

organisiert sie über die Veranstaltungs-Tochter<br />

Messe Düsseldorf<br />

Shanghai Co. Ltd. Ausstellungen<br />

im Shanghai New International<br />

Expo Center (SNIEC). Dieses Center,<br />

an dem sich zu je einem Drittel<br />

die Messegesellschaften von Düsseldorf,<br />

Hannover und München<br />

beteiligen, habe sich seit Gründung<br />

1999 „zum modernsten und<br />

am besten ausgelasteten Messegelände<br />

in der Volksrepublik China<br />

entwickelt“, sagt Dornscheidt.<br />

Es verzeichne von Beginn an<br />

zweistellige Wachstumsraten. In<br />

diesem Jahr wird die Düsseldorfer<br />

Messe dort zehn Veranstaltungen<br />

anbieten.<br />

Die Geschäftstätigkeit wirke<br />

spürbar auf den Messeplatz Düsseldorf<br />

zurück, sagt der Messechef<br />

und belegt dies mit Daten:<br />

In den letzten zehn Jahren (2003<br />

bis 2013) stieg die Zahl der Besucher<br />

aus China von 2109 auf rund<br />

5570. Die Zahl der Aussteller verdreifachte<br />

sich im gleichen Zeitraum<br />

auf inzwischen 1850. Damit<br />

war China 2013 die zweitgrößte<br />

ausländische Ausstellernation in<br />

Düsseldorf hinter Italien (2412).<br />

Sprachrohr für<br />

Unternehmen<br />

Mittlerweile haben so viele chinesische<br />

Unternehmen den<br />

Weg nach Nordrhein-Westfalen<br />

gefunden, dass sie eine gemeinsame<br />

Plattform benötigen, um<br />

sich untereinander, aber auch mit<br />

den Partnern aus Deutschland<br />

auszutauschen. Sie haben daher<br />

im Jahr 2010 die „Chinese Enterprises<br />

Association NRW“ gegründet.<br />

Der Verband unterstützt<br />

die Mitgliedsfirmen mit Dienstleistungen<br />

aller Art, organisiert<br />

Veranstaltungen und fördert den<br />

Austausch.<br />

Ziel ist es nach eigenen Aussagen,<br />

eine „starke, verantwortungsbewusste<br />

und hilfsbereite<br />

Anlaufstelle für chinesische Unternehmen<br />

in NRW“ zu sein. Außerdem<br />

sieht es die Association<br />

als ihre Aufgabe an, ein positives<br />

internationales Image der chinesischen<br />

Unternehmen in Nordrhein-Westfalen<br />

aufzubauen.<br />

Internet: www.cea-nrw.com/de/<br />

Alles aus einer Hand in Düsseldorf<br />

IHK und der Messegesellschaft<br />

vor zehn Jahren das China-Kompetenzzentrum<br />

Düsseldorf ins<br />

Leben gerufen. Unter der Überschrift<br />

China goes Dus verknüpft<br />

das Zentrum alle relevanten Angebote<br />

für chinesische Firmen. Bei<br />

Anfragen treffen sie auf zwei chinesischsprechende<br />

Mitarbeiter.<br />

„Wir stellen Kontakte herund<br />

erklären, wie die Märkte funktionieren“,<br />

beschreibt Annette<br />

Klerks, Abteilungsleiterin International<br />

Business Services der<br />

städtischen Wirtschaftsförderung,<br />

das Aufgabengebiet.<br />

Internet: www.china-goes-dus.de


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

27<br />

Kiekert – ein Weltmarktführer<br />

unter chinesischer Flagge<br />

Von Thomas Reisener<br />

Vor wenigen Jahren wurden<br />

chinesische Investoren in<br />

der deutschen Wirtschaft<br />

noch als roter Drache gefürchtet.<br />

In Wahrheit übernehmen sie inzwischen<br />

viel öfter die Rolle des<br />

weißen Ritters. Beispiel Kiekert:<br />

Vor zwei Jahren wurde der Weltmarktführer<br />

für Auto-Türschlösser<br />

mit Sitz im rheinischen Heiligenhaus<br />

von einem chinesischen<br />

Autozulieferer übernommen.<br />

Danach hat Kiekert die Belegschaft<br />

deutlich auf heute 4700<br />

erweitert und den Umsatz um<br />

knapp 100 Millionen auf zuletzt<br />

über 600 Millionen Euro gesteigert.<br />

Vor der Übernahme durch<br />

die chinesische HeBei LingYun<br />

Industrial sah die Welt bei Kiekert<br />

nicht immer rosig aus. Das über<br />

150 Jahre alte Unternehmen, das<br />

sich als Erfinder der modernen<br />

Zentralverriegelung sieht, galt<br />

um die Jahrtausendwende noch<br />

als unglückliches Beispiel für die<br />

„Heuschrecken“-Debatte um die<br />

Rolle von Finanzinvestoren in der<br />

Wirtschaft. Der britische Finanzinvestor<br />

Permira hatte Kiekert<br />

im Jahr 2000 für über eine halbe<br />

Milliarde Euro gekauft und wollte<br />

anschließend Teile der Kaufbelastung<br />

auf die Rheinländer abwälzen.<br />

Das klappte nicht, weil Kiekert<br />

nach eigenen Verlusten die<br />

Zinsen nicht aufbringen konnte.<br />

Permira reichte Kiekert an zwei<br />

Hedgefonds und die US-Investmentbank<br />

Morgan Stanley weiter.<br />

Die neuen Investoren übertrugen<br />

die Geschäftsführung im<br />

Jahr 2007 an Karl Krause. Der<br />

ehemalige Visteon-Manager<br />

brachte Kiekert mit einer Globalisierungsoffensive<br />

zurück auf die<br />

Erfolgsspur und wird bei dieser<br />

Strategie seit 2012 auch von He-<br />

Bei LingYun unterstützt.<br />

Vorstandsvorsitzender Dr.Karl Krause mit Besuch aus China, Wang<br />

Jiankang.<br />

Foto: Achim Blatzy<br />

„Das Arbeitsverhältnis ist sehr<br />

partnerschaftlich“, berichtet Krause,<br />

„das haben die vergangenen<br />

zwei Jahre gezeigt“. Durch den<br />

chinesischen Großaktionär habe<br />

Kiekert auf dem weltweit wichtigsten<br />

Automobil-Wachstumsmarkt<br />

China bessere Chancen.<br />

Auch das Vorurteil, China sei nur<br />

ein kostengünstiger Produktionsstandort<br />

für westliche Entwicklungen,<br />

sei falsch. Kiekert produziert<br />

zwar auch in China, zugleich<br />

gehört das Reich der Mitte neben<br />

Deutschland, Tschechien, den<br />

USA und Mexiko aber auch zu<br />

den fünf Entwicklungsstandorten<br />

des Konzerns, der über rund<br />

900 Patente verfügt. Dass die<br />

Chinesen ihm über Gebühr in seinen<br />

Arbeitsalltag hinein regieren,<br />

bestreitet Krause. Die operative<br />

Struktur von Kiekert habe sich<br />

durch den Eigentümerwechsel<br />

nicht geändert. „Es gibt keinen<br />

operativen Einfluss“, sagt Krause.<br />

57 %<br />

der Deutschen halten die<br />

deutsch-chinesischen<br />

Wirtschaftsbeziehungen für ebenso<br />

wichtig wie die zu den USA.<br />

27 % halten diese sogar für wichtiger.<br />

Meinungen, die in keine Schublade passen.<br />

Deutschland und China – Wahrnehmung und Realität. Die Huawei-Studie 2014<br />

Erfahren Sie mehr auf www.huawei-studie.de


28 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

Zhang Dingxian wurde 1972 nach<br />

Duisburg geschickt<br />

Foto: Hans-Jürgen Bauer<br />

„EY“ und „wir“ beziehen sich auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. ED 1015.<br />

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Pionier aus dem<br />

Reich der Mitte<br />

Als China noch ein wirtschaftliches<br />

Entwicklungsland war, schickte Mao in den 70er Jahren<br />

Ingenieure und Dolmetscher zum Lernen ins Thyssen-<br />

Stahlwerk in Duisburg. Einer von ihnen war Zhang<br />

Dingxian – er ist bis heute geblieben.<br />

Von Andreas Gruhn<br />

Warum Mao Tsetung<br />

ausgerechnet ihn ausgesucht<br />

hat, das weiß<br />

Zhang Dingxian bis heute nicht.<br />

Wieso sollte er als einer der ersten<br />

Chinesen überhaupt ausreisen?<br />

Nach Deutschland? Aus<br />

dem armen Entwicklungsland<br />

in die pulsierende Industrie-<br />

Hochburg Ruhrgebiet? Und<br />

noch heute hier leben? Dr. Zhang<br />

Dingxian (59) ist Dozent für chinesische<br />

Sprache und Kultur im<br />

Landessprachen-Institut der<br />

Ruhr-Universität Bochum. Aber<br />

seine Geschichte ist eng verbunden<br />

mit dem Aufstieg Chinas<br />

vom Industrie-Entwicklungsland<br />

zur Weltwirtschaftsmacht. Ein<br />

Drache, dessen Hochöfen heute<br />

gigantische Mengen Rauch speien.<br />

Und Zhang war einer seiner<br />

Pioniere.<br />

Es ist 1972, Mao Tsetung hat<br />

die „Drei-Welten-Theorie“ zur<br />

Maxime der Außenpolitik gemacht.<br />

China teilt die Welt in<br />

drei Teile: die Weltmächte USA<br />

und Sowjetunion, dann die westlichen<br />

Industrieländer, und dann<br />

die Entwicklungsländer in Asien.<br />

Am Ende dieser Entwicklung<br />

sollte China sie alle überholen.<br />

Dafür braucht die Volksrepublik<br />

aber Know-How, unter anderem<br />

in der Stahlindustrie. Und das<br />

soll aus Westeuropa, genauer aus<br />

dem Thyssen-Werk in Duisburg-<br />

Meiderich, kommen.<br />

Als Dolmetscher nach<br />

Deutschland<br />

Als die Bundesrepublik und<br />

China ihre diplomatischen Beziehungen<br />

gerade beginnen,<br />

arbeitet Zhang als Jugendlicher<br />

in einer Kleinstadt nahe Wuhan<br />

als Telefonist. Da meldet sich<br />

seine frühere Schule bei ihm,<br />

Zhang kann kaum glauben, was<br />

er hört. Er soll nach Deutschland.<br />

Als Dolmetscher. Dabei spricht<br />

er doch gar kein Wort deutsch.<br />

Aber die Partei hat ihn nun einmal<br />

ausgesucht. Zweifel vergisst<br />

er schnell, es ist die Gelegenheit,<br />

mehr von der Welt zu sehen als<br />

die Telefonzentrale in der Provinz.<br />

„Meine ganze Familie war<br />

unglaublich stolz. Wer sonst hätte<br />

diese Chance bekommen?“,<br />

sagt Zhang. China ist damals arm,


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

29<br />

viele Menschen auf dem Lande<br />

haben nicht mal genug zu essen.<br />

In Deutschland aber, ahnt Zhang,<br />

da können sich selbst die einfachen<br />

Arbeiter Autos und ihren<br />

Jahresurlaub leisten.<br />

In einem Kurs an der Hochschule<br />

Wuhan wird Zhang mit<br />

etwa 70 weiteren Chinesen auf<br />

den Einsatz im Westen und in<br />

Japan vorbereitet. Deutschlehrer<br />

reisen aus Peking an, Zhang lernt<br />

etwas über deutsche Kultur und<br />

Geschichte („Weltkriege“), Benimmregeln<br />

(„Nicht auf den Boden<br />

spucken“), über das Ruhrgebiet,<br />

Bergbau und Stahlkochen.<br />

Technische Fachbegriffe. Verzinkung,<br />

Verchromung, Worte,<br />

die Zhang noch heute kennt.<br />

Er wird ausgestattet mit einem<br />

Koffer, zwei westlichen Anzügen<br />

und zwei paar Lederschuhen.<br />

Die Reise nach Westdeutschland<br />

dauert damals manchmal eine<br />

Woche, Direktflüge gibt es noch<br />

nicht. Vom Himmel aus sieht<br />

Zhang die hell erleuchteten Städte,<br />

Straßenlaternen, alles grell.<br />

Als er aus dem Flugzeug steigt,<br />

blenden ihn aber noch mehr<br />

die Farben. Deutschland in den<br />

70ern ist bunt, Frauen sind geschminkt,<br />

Schlaghosen, überall<br />

Autos. „Eine total andere Welt“,<br />

erinnert er sich.<br />

Zusammen mit den anderen<br />

Chinesen bezieht er drei Etagen<br />

im Thyssen-Wohnheim Duisburg.<br />

Von nun an geht es täglich ins<br />

Werk. In die Unterrichtsräume.<br />

Jeder chinesische Arbeiter und<br />

Ingenieur bekommt einen Betreuer,<br />

und Zhang übersetzt so viel er<br />

Anfang der 70er Jahre arbeitete<br />

Zhang Dinxian im Thyssen-Werk<br />

in Duisburg.<br />

Foto: dpa<br />

kann. Auch im Schichtdienst. Die<br />

Chinesen sind fleißig. Schließlich<br />

sollen sie in Wuhan ein schlüsselfertiges,<br />

hochmodernes Stahlwerk<br />

bauen. Aber das Leben ist<br />

ungewohnt. „Das Essen hat uns<br />

gar nicht geschmeckt“, erinnert<br />

er sich. An Pommes und Schnitzel<br />

kann er sich zunächst kaum<br />

gewöhnen. „Aber alle fühlten sich<br />

sehr gut. Immer volle Produktion –<br />

eine tolle Sache.“ Ende 1977 kehrt<br />

Zhang nach Wuhan zurück, die<br />

Arbeiten am Stahlwerk beginnen<br />

dort. Deutsche Techniker liefern<br />

Know-How, und deutsche Konzerne<br />

wie Mannesmann, Siemens<br />

und AEG liefern die dafür notwendige<br />

Ausstattung. Drei Jahre<br />

dauern die Arbeiten, und als das<br />

Werk so gut wie fertig ist, wird<br />

Zhang nach Shanghai versetzt. Er<br />

studiert dort Germanistik, er ist<br />

einer der ersten, die diesen Hochschulabschluss<br />

dort machen.<br />

Und kurz darauf kommt er für<br />

seine Doktorarbeit zurück nach<br />

Deutschland – und bleibt diesmal<br />

endgültig mit seiner Familie.<br />

Als im Thyssen-Werk in Duisburg<br />

die letzten Hochöfen erlischen,<br />

nehmen das Werk in<br />

Wuhan richtig Dampf auf. Das<br />

Hüttenwerk in Duisburg ist heute<br />

der Landschaftspark, und China<br />

weltgrößter Stahlproduzent. Mit<br />

alldem hat Zhang heute nichts<br />

mehr zu tun. Heute wirkt er wie<br />

ein Tourist, wenn er im alten Hüttenwerk<br />

spazieren geht. Seine<br />

Augen leuchten dabei. Er ist hier<br />

heimisch geworden. Nach China<br />

fährt er nur noch ein- bis zweimal<br />

im Jahr. In den Urlaub.<br />

中 原 大 地 的 先 锋<br />

七 十 年 代 的 中 国 还 是 一 片 绿 军<br />

装 和 蓝 工 装 的 海 洋 , 大 街 上 一<br />

片 乌 泱 泱 的 自 行 车 。 此 时 , 一<br />

批 中 国 工 程 师 和 翻 译 进 了 杜 伊<br />

斯 堡 的 蒂 森 钢 铁 厂 学 习 , 其 中<br />

的 张 定 显 至 今 居 住 在 德 国 。<br />

张 定 显 到 现 在 也 没 想 明 白 , 为<br />

什 么 毛 泽 东 当 年 选 择 了 杜 伊 斯<br />

堡 这 个 地 方 , 选 中 了 他 第 一 批<br />

公 派 出 国 , 而 且 是 到 德 国 , 从<br />

一 个 落 后 的 发 展 中 的 国 家 , 到<br />

一 个 工 业 高 度 发 达 的 鲁 尔 区 ,<br />

并 且 生 活 到 今 天 。 张 定 显 今 天<br />

五 十 九 岁 , 是 波 鸿 大 学 语 言 学<br />

院 汉 语 中 心 的 讲 师 。 他 的 经 历<br />

见 证 了 中 国 从 一 个 发 展 中 国 家<br />

转 变 成 世 界 经 济 巨 龙 的 过 程 ,<br />

而 他 则 是 这 个 巨 龙 苏 醒 阶 段 的<br />

先 驱 者 。<br />

1972 年 毛 泽 东 把 他 的 “ 三 个 世<br />

界 划 分 ” 理 论 作 为 当 时 外 交 政<br />

策 准 则 , 美 苏 是 第 一 世 界 , 然<br />

后 是 西 方 工 业 国 家 , 第 三 是 亚<br />

非 拉 发 展 中 国 家 。 最 终 中 国 将<br />

超 过 所 有 国 家 。 为 实 现 这 个 目<br />

标 , 中 国 需 要 技 术 , 需 要 钢<br />

铁 , 具 体 来 说 , 是 德 国 鲁 尔 区<br />

的 蒂 森 钢 铁 厂 。<br />

在 德 中 建 交 初 期 , 张 定 显 在 武<br />

汉 边 上 一 个 小 城 市 当 电 话 员 。<br />

有 一 天 , 他 以 前 的 学 校 通 知<br />

他 , 他 将 作 为 翻 译 去 德 国 。 张<br />

定 显 简 直 是 不 相 信 自 己 的 耳 朵<br />

了 。 他 一 句 德 语 不 会 , 真 要 去<br />

德 国 的 话 , 先 得 给 自 己 找 个 翻<br />

译 。 但 是 国 家 选 中 了 他 , 疑 惑<br />

很 快 就 被 抛 到 九 天 之 外 , 高 兴<br />

还 不 及 呢 ! 出 国 见 识 世 界 肯 定<br />

比 在 那 个 小 地 方 当 电 话 员 强 。<br />

当 时 中 国 还 很 贫 穷 和 落 后 , 很<br />

多 农 村 地 区 还 存 在 的 温 饱 问<br />

题 。 张 定 显 已 经 预 感 到 德 国 即<br />

使 是 工 薪 层 也 能 买 得 起 汽 车 度<br />

得 起 假 ,“ 我 全 家 人 自 豪 极 了 ,<br />

有 几 个 人 能 有 这 样 的 机 会 ?!”<br />

当 时 在 武 汉 一 所 高 校 , 张 定 显<br />

和 其 他 七 十 多 人 一 起 为 去 日 本<br />

及 其 它 西 方 国 家 做 准 备 。 从 北<br />

京 派 去 的 德 语 老 师 , 除 了 教 语<br />

言 , 还 有 给 他 们 讲 德 国 文 化 、<br />

历 史 以 及 言 行 举 止 , 比 如 不 能<br />

随 地 吐 痰 。 从 鲁 尔 区 、 煤 矿 、<br />

炼 钢 , 到 技 术 术 语 : 镀 锌 、 镀<br />

铬 , 至 今 张 定 显 都 还 记 得 。<br />

带 着 国 家 配 备 的 一 个 箱 子 , 两<br />

套 西 装 两 双 皮 鞋 , 他 就 上 路<br />

了 。<br />

当 年 从 北 京 到 德 国 , 还 没 有 直<br />

航 , 旅 程 有 时 要 辗 转 一 个 星<br />

期 。 张 定 显 从 飞 机 小 窗 里 望 下<br />

去 是 万 家 灯 火 的 城 市 , 当 他 下<br />

了 飞 机 后 , 耀 眼 的 不 仅 仅 是 灯<br />

光 , 更 多 的 是 色 彩 。 化 了 妆 的<br />

德 国 妇 女 , 喇 叭 裤 , 满 街 的 汽<br />

车 , 令 他 应 接 不 暇 。<br />

张 定 显 和 其 他 中 国 人 一 起 住 进<br />

了 一 个 三 层 楼 的 杜 伊 斯 堡 钢 铁<br />

厂 宿 舍 , 每 天 从 那 里 去 上 班 。<br />

每 个 中 国 工 人 和 工 程 师 都 有 一<br />

个 德 国 同 行 陪 着 , 手 把 手 地<br />

教 。 张 定 显 努 力 翻 译 着 , 有 时<br />

也 要 跟 着 工 人 轮 班 倒 。 为 了 建<br />

武 钢 , 张 定 显 他 们 努 力 地 学<br />

习 , 努 力 地 工 作 。 两 国 的 文 化<br />

差 异 实 在 太 大 , 工 作 之 余 的 生<br />

活 适 应 也 是 个 问 题 。“ 德 国 饭 菜<br />

难 以 下 咽 ”, 薯 条 和 牛 排 对 于 中<br />

国 胃 来 说 太 陌 生 了 。“ 不 过 大 家<br />

感 觉 非 常 好 , 工 作 热 情 很 高 ,<br />

难 以 忘 怀 的 经 历 。”<br />

1977 年 年 底 , 张 先 生 回 到 武<br />

汉 , 那 里 武 钢 早 已 破 土 动 工 。<br />

德 国 提 供 技 术 , 德 国 公 司 曼 内<br />

斯 曼 、 西 门 子 和 AEG 供 应 设<br />

备 。 时 间 飞 逝 , 当 钢 铁 厂 差 不<br />

多 建 完 时 , 张 先 生 调 到 了 上 海<br />

的 宝 钢 。 还 没 正 式 开 始 工 作 ,<br />

他 就 考 上 了 上 海 同 济 大 学 德 语<br />

系 研 究 生 , 毕 业 后 顺 利 留 校 。<br />

不 过 没 几 个 月 , 运 气 再 次 落 到<br />

张 先 生 身 上 , 国 家 教 委 分 到 同<br />

济 两 个 德 国 奖 学 金 名 额 , 不 由<br />

分 说 , 他 返 回 德 国 读 博 士 。 没<br />

多 久 他 太 太 也 拿 奖 学 金 到 了 德<br />

国 。 全 家 人 终 于 团 聚 在 德 国 ,<br />

再 也 不 走 了 。<br />

当 杜 伊 斯 堡 的 蒂 森 钢 铁 厂 熄 火<br />

时 , 正 是 武 汉 钢 铁 蒸 蒸 日 上 的<br />

时 候 。 在 冶 炼 厂 的 原 址 上 杜 伊<br />

斯 堡 建 成 了 公 园 , 而 中 国 发<br />

展 成 世 界 级 的 钢 铁 厂 产 地 。 张<br />

先 生 现 在 和 这 些 都 没 什 么 关 系<br />

了 , 即 使 去 那 个 冶 炼 厂 也 是 为<br />

了 去 散 散 步 , 带 着 美 好 的 回<br />

忆 。 德 国 对 他 来 说 是 个 家 , 每<br />

年 回 中 国 变 成 了 度 假 。<br />

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Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft.


30 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

Eine Chinesin<br />

entdeckt<br />

Düsseldorf<br />

Yijun Zhang wirkt so, wie man sich eine chinesische<br />

Studentin vorstellt. Sie ist zurückhaltend gekleidet, trägt<br />

eine große Hornbrille, hat einen wachen Blick und wirkt<br />

doch leicht schüchtern. Sie kommt aus Tianjin, einer<br />

Stadt in China. Einen Monat dauert ihr Praktikum im<br />

„Düsseldorf China Center“ (DCC).<br />

Yijun Zhang auf dem<br />

Düsseldorfer Rathausplatz<br />

Von Thorsten Breitkopf<br />

Ob ihr Düsseldorf klein<br />

vorkommt im Vergleich<br />

zu den Städten ihrer<br />

Heimat? „Ja klar!“ antwortet sie<br />

selbstbewusst in gutem Deutsch<br />

und ganz ohne Zögern. Ob ihre<br />

Heimatstadt größer ist, wollen<br />

wir wissen. „Ja etwas, vielleicht<br />

drei Millionen Einwohner“, meint<br />

die 23-Jährige. Das ist chinesische<br />

Höflichkeit. 13,8 Millionen<br />

Menschen leben tatsächlich in<br />

Tianjin – die Stadt ist eine chinesische<br />

Megalopolis. Als Exotin<br />

fühlt sie sich nicht, wenn sie über<br />

die Düsseldorfer Königsallee<br />

schlendert. „Es gibt hier so viele<br />

Chinesen wie in kaum einer anderen<br />

deutschen Stadt“, sagt<br />

Zhang. Dabei ziehe Düsseldorf<br />

viel mehr Gäste aus Fernost an<br />

als andere Metropolen. „Meine<br />

Landsleute kommen wegen der<br />

Messe, und dann nutzen sie ihren<br />

Aufenthalt für Ausflüge“, sagt<br />

Zhang.<br />

Dass Düsseldorf eine Modestadt<br />

ist, sei auch in China<br />

bekannt. Entsprechend beliebt<br />

ist für chinesische Besucher ein<br />

Gang über die Kö mit ihren schicken<br />

Geschäften. Doch ehrfürchtig<br />

erstaunt ist Yijun Zhang von<br />

den mondänen Marken keineswegs.<br />

Die gibt es in China heute<br />

auch. Und da offenbart sich eine<br />

ungeahnte Chance der Stadt<br />

am Rhein. „Ich dachte alles wäre<br />

teurer in Düsseldorf, aber bestimmte<br />

Uhren oder Luxusartikel<br />

sind in Deutschland preiswerter<br />

als in China“, meint Zhang.<br />

Preiswerte Luxusartikel<br />

Zhang ist keine stereotype Touristin,<br />

die mit Baseball-Cap und


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

31<br />

Fotoapparat um den Hals von<br />

Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit<br />

hechtet. Sie hat ein<br />

Bachelorstudium Germanistik<br />

in Tianjin absolviert, verbrachte<br />

ein Jahr als Werkstudentin in Osnabrück<br />

bei der Firma Kaufland -<br />

mit den Verdiensten finanzierte<br />

sie ihren Master in Marketing.<br />

Dennoch ist sie von den gleichen<br />

Orten und Dingen fasziniert,<br />

wie die Tausenden chinesischen<br />

Touristen, die jedes Jahr<br />

nach Neuschwanstein oder nach<br />

Rothenburg pilgern. Im kleinen<br />

Souvenirladen am Düsseldorfer<br />

Rathaus ist Yijun Zhang in ihrem<br />

Element. Sie kauft nichts, weil<br />

sie beim Heimflug sonst Übergepäck<br />

anmelden müsste, aber<br />

doch ist sie fasziniert von Kuckucksuhren,<br />

Bleilöffeln mit dem<br />

Düsseldorfer Radschläger oder<br />

schweren Steinkrügen mit Hirschen<br />

und Bundesadlern. Auch<br />

wenn es nicht drauf steht, viele<br />

der kitschigen Souvenirs sind<br />

wahrscheinlich in Zhangs Heimat<br />

hergestellt worden. Doch so naiv<br />

ist die junge Chinesin nicht, das<br />

zu übersehen. „Alles was unter<br />

zwanzig Euro kostet kommt in<br />

diesen Läden wohl aus Fernost –<br />

das ist also kein echtes Mitbringsel,<br />

allenfalls ein Heimkehrer“,<br />

meint Yijun Zhang. Ein ganz anderes<br />

Kriterium ist für Souvenirs<br />

der Chinesen wichtig: „Sie müssen<br />

möglichst viele Buchstaben<br />

in lateinischer Schrift haben. Das<br />

macht die Mitbringsel aus Europa<br />

in China authentisch und ein bisschen<br />

exotisch.“<br />

Düsseldorf ist ein beliebtes<br />

Ziel für junge Chinesen, egal<br />

ob als Praktikanten oder als<br />

Touristen. „Uns ist sehr wohl<br />

bewusst, dass Düsseldorf die<br />

Hauptstadt von Nordrhein-Westfalen,<br />

des wichtigsten wirtschaftlichen<br />

Ballungsraums in Deutschland<br />

ist“, sagt Zhang. Doch der<br />

Blick geht keineswegs nur in die<br />

Stadt. Für die Fernreisenden aus<br />

China steht die Region im Vordergrund,<br />

Köln, Düsseldorf, Leverkusen,<br />

alle Großstädte des Ruhrgebiets.<br />

Aus großer Ferne sei das<br />

alles fast eins, meint Zhang.<br />

Sauerkraut mit Kassler<br />

Was hält die junge Chinesin von<br />

den Deutschen? Die 23-Jährige<br />

gibt ehrliche Antworten: „Die<br />

Deutschen fragen im Smalltalk<br />

als erstes, wie lang man bleibt,<br />

also konkret, wann man wieder<br />

zurückfährt. Ein Chinese würde<br />

das nie fragen“, sagt Zhang. Sie<br />

weiß, dass den Deutschen diese<br />

Unhöflichkeit nicht bewusst ist,<br />

dass sie niemanden kränken wollen.<br />

Komisch findet sie es trotzdem<br />

– immer wieder.<br />

Während ihres Praktikums<br />

wohnt Yijun Zhang in einer Studenten-WG<br />

in Erkrath. An den<br />

freien Abenden wird gekocht,<br />

sie schätzt die deutsche Küche,<br />

mag Sauerkraut mit Kassler und<br />

vor allem schwäbische Maultaschen.<br />

Viele China-Imbisse in<br />

Deutschland dagegen sieht sie<br />

mit Skepsis, manche, so meint<br />

sie, würden von Menschen unterschiedlichster<br />

Herkunft betrieben<br />

– aber jedenfalls nicht<br />

von Chinesen.<br />

Spätestens zum Ende ihres<br />

Praktikums ist Yijun Zhang<br />

Deutschland-Fan geworden. Sie<br />

würde gerne wiederkommen,<br />

für ein paar Jahre hier arbeiten.<br />

Ein Job als selbstständige Fachübersetzerin<br />

oder Marketing<br />

mit Chinabezug, so was wäre ihr<br />

Wunsch – am liebsten irgendwo<br />

im Rheinland.<br />

Die 23-jährige Yijun Zhang mag<br />

Düsseldorf – auch wenn die Stadt im<br />

Vergleich mit ihrer chinesischen Heimatstadt<br />

ziemlich klein ist. Immerhin<br />

leben hier so viele Chinesen wie<br />

kaum anderswo in Deutschland.<br />

Fotos: Hans-Jürgen Bauer.


32 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

China – Land der tausend Möglichkeiten<br />

<br />

China ist eine der ältesten Zivilisationen der Welt. In den vergangenen 5000 Jahren<br />

erlebte die heutige Volksrepublik 83 Dynastien mit 559 Herrschern, darunter<br />

397 Kaisern und einer Kaiserin. Das Land ist etwa 27 Mal so groß wie Deutschland.<br />

Entsprechend viel gibt es zu sehen. Zehn Ziele, die China einzigartig machen.<br />

Von Dirk Weber<br />

Peking und die Kulturstätten (1)<br />

Peking ist die Hauptstadt und<br />

das wirtschaftliche sowie kulturelle<br />

Zentrum der Volksrepublik.<br />

Einmalig: In Peking können<br />

Besucher sechs Unesco-Weltkulturerbestätten<br />

besichtigen.<br />

Neben der Großen Mauer, dem<br />

Himmelstempel und der Verbotenen<br />

Stadt weitaus gibt es jedoch<br />

noch mehr zu entdecken:<br />

Da wären zum Beispiel die kleinen<br />

Hutong-Gässchen rund um<br />

den Trommelturm, nördlich des<br />

Kaiserpalastes. Kleine individuelle<br />

Cafés laden zum Verweilen<br />

ein, junge chinesische Designer<br />

zu einem Einkaufbummel. Wer<br />

es lieber kulturell mag, ist im<br />

Künstlerviertel 798 richtig. Eine<br />

ehemalige Waffenfabrik – gebaut<br />

von der ehemaligen DDR – dient<br />

als Ausstellungsfläche moderner<br />

chinesischer Kunst. Wer die<br />

Menschen kennenlernen möchte,<br />

geht morgens oder abends in<br />

einen der öffentlichen Parks und<br />

schaut dabei zu, wie sich die Chinesen<br />

die Zeit vertreiben: beim<br />

Singen, Tai Chi, Federball spielen<br />

oder gemeinsamen Turnen.<br />

Abends lässt man den Tag am<br />

besten in einer der angesagten<br />

Bars im Sanlitun-Viertel oder in<br />

einer gediegenen Jazz-Bar rund<br />

um den Houhai-See ausklingen.<br />

Terrakotta-Armee<br />

von Xian (2)<br />

Das Mausoleum des Qin Shi<br />

Huang ist eine frühchinesische<br />

Grabanlage aus dem Jahr 210 vor<br />

Christus. In Auftrag gegeben hat<br />

sie der erste chinesische Kaiser.<br />

Bis heute ist sie eine der größten<br />

Gräber der Welt, bekannt für die<br />

einzigartige Terrakotta-Armee.<br />

Sehenswert ist die 230 Meter lange<br />

und 62 Meter breite „Grube 1“.<br />

In elf von 2,50 Meter dicken<br />

Wänden getrennten Gängen<br />

stehen 1100 Tonsoldaten mit 32<br />

Pferden, Bronzewaffen und den<br />

Überresten von acht Streitwagen.<br />

Die individuell gefertigten<br />

Tonsoldaten sind bis auf die Beine<br />

hohl. Anhand der Mütze und<br />

der Ausrüstung lässt sich die mi-<br />

Learning to Be a World Citizen<br />

INTERNATIONAL SCHOOL<br />

OF DUSSELDORF E.V.


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

33<br />

<br />

litärische Rangordnung bestimmen.<br />

Viele Figuren waren mit<br />

Bronzespeeren bewaffnet, die<br />

jedoch von Plünderern geraubt<br />

wurden. Die Anordnung der<br />

Hauptgruppe zeigt die Aufstellung<br />

der Soldaten nach der damaligen<br />

militärischen Kriegskunst.<br />

Die erste Abteilung besteht aus<br />

210 Bogenschützen, gefolgt von<br />

gepanzerten Speerträgern und<br />

Kampfwagen. In „Grube 2“ sind<br />

die verschiedenen Waffengattungen<br />

zu sehen: Infanterie, Kavallerie,<br />

Wagenlenker sowie Bogen-<br />

und Armbrustschützen sind<br />

klar zu unterscheiden.<br />

Unterwegs auf dem<br />

Jangtse (3)<br />

Der mächtige Jangtse entspringt<br />

dem Qinghai-Tibet-Plateau und<br />

misst mehr als 6300 Kilometer.<br />

Damit ist er der drittlängste Fluss<br />

der Welt. Seine Ufer bieten mehr<br />

als 300 Millionen Menschen<br />

eine Heimat. Den mächtigen<br />

Fluss an Bord eines Schiffes zu<br />

erleben, ist eine unvergessliche<br />

Erfahrung. Die drei Schluchten<br />

im Jangtse-Flusstal bilden<br />

eine der attraktivsten touristischen<br />

Routen. Von Chongqing<br />

bis nach Yichang erstrecken sie<br />

sich über 193 Kilometer und beinhalten<br />

die Qutang-Schlucht,<br />

die Wu-Schlucht und die Xiling-<br />

Schlucht. In kurzer Zeit lässt sich<br />

so ein großer Teil Chinas erkunden.<br />

Vom Frühling bis Herbst<br />

verkehren zahlreiche komfortabel<br />

ausgestattete Kreuzfahrtschiffe<br />

und Fähren auf dem<br />

Jangtse. Abstecher in die Seitenflüsse<br />

und kleine Ausflüge in<br />

die Täler gewähren Einblicke in<br />

unberührte Wälder und Natur.<br />

Auch lässt sich bei einer Fahrt<br />

der Drei-Schluchten-Staudamm<br />

bestaunen.<br />

Die Tropeninsel Hainan (4)<br />

Früher war die Insel ein Exil für in<br />

Ungnade gefallene chinesische<br />

Staatsdiener. Seit einigen Jahren<br />

ist sie das wohl bekannteste<br />

Touristenziel der Volksrepublik.<br />

Besonders Sanya im Süden der<br />

Insel wird als Urlaubsziel geschätzt.<br />

Die Region Sanya lockt<br />

mit feinsten Sandstränden und<br />

glasklarem Wasser. In den vergangenen<br />

Jahren wurde viel in<br />

die touristische Infrastruktur investiert.<br />

So entstanden untere<br />

anderem viele neue Hotels. Au-<br />

<br />

Mit uns kennt Ihr Erfolg<br />

keine Grenzen.<br />

Überall an Ihrer Seite:<br />

die Sparkassen und ihr internationales Netzwerk.<br />

Ob Sie mit Ihrem Unternehmen international expandieren wollen oder Unterstützung bei<br />

Import-/Exportgeschäften suchen – als einer der größten Mittelstandsfinanzierer sind wir<br />

mit unseren globalen Kontakten und langjähriger Beratungskompetenz auf der ganzen<br />

Welt für Sie da. Mehr dazu bei Ihrem Berater oder auf www.erfolgreich-im-ausland.de.<br />

Wenn’s um Geld geht – Sparkasse.


34 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

<br />

<br />

ßerdem wurden Golfplätze angelegt.<br />

Fast alle Ausflugsziele<br />

lassen sich von Sanya aus erreichen<br />

und können in den Hotels<br />

gebucht werden. Auf dem Gebiet<br />

von Sanya befindet sich auch die<br />

Nanwan-Affen-Insel. Das Naturschutzgebiet<br />

ist die Heimat für<br />

Makaken. Zahlreiche heiße Quellen<br />

lassen sich in der Inselmitte<br />

besuchen. Beliebt ist auch Fisch-<br />

Wellness, bei dem abgestorbene<br />

Hautzellen von kleinen Fischen<br />

abgeknabbert werden.<br />

Guilin – Himmel auf Erden (5)<br />

„Die Landschaft von Guilin ist die<br />

schönste unter dem Himmel“,<br />

besagt ein chinesisches Sprichwort.<br />

Wer die Region inmitten sagenumwobener<br />

Turmkarstfelsen<br />

kennt, wird dem nur zustimmen<br />

können. Der kristallklare Fluss<br />

Li ist 437 Kilometer lang und<br />

durchfließt die Städte Guilin,<br />

Yangshuo, Pingle und Wuzhou.<br />

Die schönste Strecke liegt zwischen<br />

Guilin und Yangshuo. Sie<br />

ist 83 Kilometer lang. Touristen<br />

können Fahrräder leihen und<br />

die Umgebung auf eigene Faust<br />

erkunden. Neben Bootstouren<br />

werden auch Busfahrten und<br />

individuelle Reisen angeboten.<br />

In Yangshuo enden die meisten<br />

<br />

Bootstouren. Eingerahmt wird<br />

die Stadt von den Kaarstbergen.<br />

Auch entlang des Yulong-Flusses<br />

lohnt eine Fahrradtour. Oder man<br />

genießt die Landschaft auf einem<br />

Bambus-Floß.<br />

Shanghai – Stadt der<br />

Superlative (6)<br />

Die höchste Aussichtsplattform<br />

der Welt, eine atemberaubende<br />

Skyline, der einzige öffentliche<br />

Transrapid der Welt und schätzungsweise<br />

25 Millionen Einwohner<br />

– das alles und noch viel<br />

mehr ist Shanghai. Die Stadt liegt<br />

am Jangtse-Delta. In ihr vermischt<br />

sich das traditionelle Chinesischa<br />

mit der Moderne. Abends<br />

flimmert Shanghai, wenn große<br />

Gebäude, Hochstraßen und der<br />

Fluss von Millionen Lichtern illuminiert<br />

werden. Ursprünglich war<br />

die Stadt ein kleines Fischernest<br />

während der Periode der Kriegsstaaten<br />

(475 bis 221 vor Christus).<br />

Heute ist sie Chinas Geschäftsund<br />

Finanzzentrum. Zudem erfreut<br />

sich die exzellente Küche<br />

eines hervorragenden Rufs – kein<br />

Wunder, bei mehr als 10 000 Spezialitäten.<br />

Reisende haben die<br />

Wahl: Sterneküche, Straßenrestaurant<br />

oder fliegende Händler.<br />

Fotos: Onebillionvoices<br />

Pandabären in Sichuan (7)<br />

Der Große Panda ist das Wahrzeichen<br />

Chinas. In den 70er Jahren<br />

fanden Forscher heraus, dass die<br />

Population auf höchstens 1100<br />

Tiere zusammengeschrumpft<br />

war. Daraufhin erließ die Regierung<br />

ein Schutzprogramm, durch<br />

welches bis heute etwa 40 Panda-Reservate<br />

entstanden. Doch<br />

nirgendwo kann man ihn besser<br />

beobachten als in der Aufzuchtstation<br />

nördlich von Chengdu, der<br />

Hauptstadt der Provinz Sichuan,<br />

wo intensiv an der Vermehrung<br />

und Aufzucht der Pandabären gearbeitet<br />

wird. Mit Erfolg: Im Jahr<br />

2004 lebten wieder 1600 Große<br />

Pandas in freier Wildbahn. In der<br />

Aufzuchtstation haben Besucher<br />

Gelgenheit, den Nachwuchs zu<br />

beobachten. Ein Museum informiert<br />

über die bedrohte Tierart<br />

und deren Lebensraum.<br />

Seidenstraße (8)<br />

Vor 2000 Jahren öffnete sich China<br />

erstmals der westlichen Welt:<br />

Über die Seidenstraße, die Xian<br />

mit dem Mittleren Osten und Europa<br />

verband, wurden die ersten<br />

Handelsbeziehungen geknüpft. Es<br />

war das das Jahr 138 vor Christus,<br />

als der Han Kaiser Wudi einen Botschafter<br />

in den Westen entsandte,<br />

um Verbündete für Chinas Kampf<br />

gegen die Hunnen zu finden. Von<br />

da an bis ins 14. Jahrhundert hinein<br />

durchquerten Karawanen die<br />

Wüsten, beladen mit Gewürzen,<br />

Früchten und sonstigen Handelsgütern<br />

aus dem Westen, auf der<br />

Suche nach Seide. Und Chinas<br />

Grenzstädte entwickelten sich<br />

zu kosmopolitischen Handelszentren.<br />

Die Seidenstraße führt<br />

durch insgesamt fünf chinesische<br />

Provinzen und noch heute haben<br />

sich die alten Knotenpunkte wie<br />

Kashgar, Turphan oder Urumqi<br />

ihren Charme früher Zeiten dank<br />

orientalischer Basare bewahrt.<br />

Hongkong – Stadt<br />

der Händler (9)<br />

Die Metropole ist eine Sonderverwaltungszone<br />

an der Südküste<br />

der Volksrepublik China und liegt<br />

am Perlfluss-Delta. Hongkong besteht<br />

aus den vier Regionen Kowloon,<br />

Hong Kong Island, New Territories<br />

und Outlying Islands. Die<br />

eigentliche Kernstadt erstreckt<br />

sich zu beiden Seiten des Victoria<br />

Harbours sowohl in Kowloon als<br />

auch auf Hong Kong Island. Der<br />

Hafen war Hongkongs Schlüssel<br />

zur Entwicklung zu einem Handelszentrum<br />

sowie einem der<br />

wichtigsten Umschlagshäfen Chinas.<br />

Praktischerweise gibt es ganze<br />

Straßenzüge, die sich ausschließlich<br />

um ein bestimmtes<br />

Produkt drehen: Goldfische,<br />

Vögel, Kleider, Kochzubehör,<br />

Elektroartikel, Schuhe. Zu den<br />

schönsten Märkten gehören der<br />

Lady Market, der Temple Street<br />

Night Market oder der Stanley<br />

Market, in dessen Umgebung<br />

sich auch hervorragende Restaurants<br />

finden lassen.<br />

<br />

Das Dach der Welt (10)<br />

Das autonome Gebiet Tibet wird<br />

gerne als „Dach der Welt“ bezeichnet,<br />

weil es durchschnittlich<br />

auf einer Höhe von 4000<br />

Metern liegt. Das kulturelle und<br />

touristische Zentrum ist die Provinzhauptstadt<br />

Lhasa. Die Stadt<br />

besitzt eine über 1300 Jahre alte<br />

Geschichte. Von den 410 000<br />

Einwohnern zählen 87 Prozent<br />

zu den Tibetern. In Lhasa selbst<br />

leben mehr als 30 Nationalitäten.<br />

Lhasa bedeutet im Tibetischen<br />

„heilige Stätte“. Weil die<br />

Stadt von der Sonne verwöhnt<br />

wird, ist sie auch unter dem Namen<br />

„Sonnenstadt“ bekannt.<br />

Der Potala-Palast und das<br />

Jokhang-Kloster in Lhasa sind<br />

weltbekannt und Unesco-Weltkulturerbestätten.<br />

Etwas entfernt<br />

gilt das Tal Tsedang mit<br />

seinen Nebentälern als Wiege<br />

der tibetischen Kultur. Zentrum<br />

der Region ist die Kleinstadt Tsedang,<br />

in der sich die ältesten Klöster<br />

Tibets befinden. Südlich der<br />

Stadt wurden die ersten 13 tibetischen<br />

Könige in bis zu 250 Meter<br />

langen Hügelgräbern beigesetzt.<br />

Ausgrabungen haben aus<br />

Respekt bislang nicht stattgefunden.<br />

Weitere Hautsehenswürdigkeiten<br />

sind der Berg Kailash, die<br />

Stadt Shigatse und natürlich der<br />

Mount Everest, dessen Basis-<br />

Camp besucht werden kann.


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

35<br />

Tipps für die Chinareise<br />

Visum: Für die Einreise ist ein Visum<br />

erforderlich, das zwingend<br />

vor der Reise bei der zuständigen<br />

chinesischen Auslandsvertretung<br />

bzw. bei einem der Visa Application<br />

Service Center (CVASC)<br />

eingeholt werden muss. Anträge<br />

nimmt das Generalkonsulat der<br />

Volksrepublik China, Bockenheimer<br />

Landstr. 51, 60325 Frankfurt<br />

am Main, entgegen. Im Internet<br />

unter www.visaforchina.org/<br />

FRA_DE. Die Visagebühr beträgt<br />

für die einfache Einreise 30 Euro.<br />

Folgende Städte und Regionen<br />

bieten einen 72-stündigen visafreien<br />

Aufenthalt, wenn Gäste<br />

einen internationalen Weiterflug<br />

nachweisen können: Peking,<br />

Shanghai, Chengdu, Chongqing,<br />

Dalian, Shenyang sowie die Provinz<br />

Guangdong. Reise- und Sicherheitshinweise<br />

beim Auswärtigen<br />

Amt.<br />

Gesundheit: Es gibt keine vorgeschriebenen<br />

Impfungen. Ein Malaria-Risiko<br />

besteht im Süden in<br />

ländlichen Gebieten unter 1500<br />

Metern in den Provinzen Hainan<br />

und in geringem Maße auf der<br />

Insel Hainan; sehr geringes Risiko<br />

besteht in den Provinzen Anhui,<br />

Henan, Hubei, Ghuizhou und Jiangsu.<br />

In südlichen Küstenregionen<br />

und Landesteilen wie Fujian,<br />

Guangdong, Guangxi, Hainan,<br />

Yunnan kann das Dengue-Fieber<br />

übertragen werden.<br />

Sicherheit: China gilt als eines<br />

der sichersten Reiseländer der<br />

Welt. Kriminalität ist auf einem<br />

niedrigen Niveau, und es werden<br />

praktisch keine Straftaten gegen<br />

Touristen unternommen.<br />

Anreise: Von Deutschland aus<br />

fliegt Lufthansa nonstop von<br />

München und Frankfurt am Main<br />

nach Peking und Shanghai, von<br />

Frankfurt täglich mit dem Airbus<br />

A 380. Auch Air China bietet<br />

täglich zwei Verbindungen von<br />

Frankfurt aus an. Tickets für Hinund<br />

Rückflug kosten ab etwa<br />

580 Euro. Die Flugzeit beträgt<br />

zwischen elf und 13 Stunden.<br />

Reisezeit: China hat 18 verschiedene<br />

Klimazonen. Die Zeit<br />

zwischen Juni und August bietet<br />

sich für eine Reise ins zentrale<br />

und nördliche China an, während<br />

das Frühjahr und der Herbst besser<br />

für eine Reise in den Süden<br />

geeignet sind. Die Monate März<br />

und April gelten als Nebensaison.<br />

In den Wintermonaten von<br />

November bis Februar sind die<br />

reisen am günstigsten.<br />

Ortszeit: MEZ + 7 Stunden (Winterzeit),<br />

+ 6 Stunden (Sommerzeit)<br />

Währung: Renminbi – auch Yuan<br />

genannt. Die Einheiten sind<br />

Jiao und Fen. Ein Yuan entspricht<br />

10 Jiao und 100 Fen. 1 Euro entspricht<br />

aktuell etwa 8,41 Yuan.<br />

Internationale Kreditkarten<br />

werden in fast allen Hotels und<br />

Geschäften der größeren Städte<br />

akzeptiert.<br />

Elektrizität: Elektrische Geräte<br />

benötigen einen Adapter für die<br />

in China gebräuchliche Steckerform.<br />

Die allgemeine Stromspannung<br />

beträgt 220 Volt.<br />

Allgemeine Informationen:<br />

Fremdenverkehrsamt der Volksrepublik<br />

China, Tel. 069 5 201 35,<br />

www.china-tourism.de<br />

<br />

Eine internationale Kanzlei & 20 Jahre Erfahrung auf<br />

dem chinesischen Markt & der direkte Draht nach<br />

Peking & Shanghai & Hong Kong & Ihr Vorteil & das ist<br />

Als internationale Anwaltssozietät unterstützen wir unsere<br />

Mandanten mit einem außergewöhnlichen Verständnis für<br />

strategische und unternehmerische Zusammenhänge,<br />

erstklassiger rechtlicher Expertise, tiefgehender Branchenkenntnis<br />

und einer erfrischend kreativen Denkweise! Wir decken die<br />

gesamte Bandbreite des Wirtschafts- und Unternehmensrechts ab,<br />

insbesondere in Bereichen, in denen Technologie, Regulierung und<br />

gewerblicher Rechtsschutz eine besondere Rolle spielen.<br />

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36 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

Wie gut kennen Sie China?<br />

Um bei unserem Quiz zu gewinnen, müssen Sie nur 15 Fragen beantworten. Die richtigen<br />

Antworten ergeben die Lösung, mit der sie eine Reise nach Paris gewinnen können.<br />

Frage 1<br />

China ist das bevölkerungsreichste Land<br />

der Erde. Wie viele Menschen leben dort?<br />

997 Millionen F<br />

1,3 Milliarden D<br />

1,5 Milliarden K<br />

Frage 6<br />

China grenzt an insgesamt 14 direkte<br />

Nachbarländer. Welcher der folgenden<br />

Staaten gehört nicht dazu?<br />

Russland<br />

Malaysia<br />

Vietnam<br />

V<br />

R<br />

C<br />

Frage 10<br />

Die ehemalige Kolonie Macao wurde 1999<br />

nach Auslaufen eines Pachtvertrags wieder<br />

Teil Chinas. Zu welchem europäischen<br />

Land gehörte sie bis dahin?<br />

England<br />

J<br />

Frankreich<br />

B<br />

Portugal<br />

A<br />

Frage 11<br />

Welche beliebte deutsche Fernsehsendung<br />

hat es auch ins chinesische Fernsehen<br />

geschafft?<br />

Verstehen Sie Spaß?<br />

Z<br />

Wer wird Millionär?<br />

W<br />

Wetten, dass...?<br />

R<br />

Gewinnen Sie eine<br />

Reise zur großen<br />

China-Ausstellung in<br />

Paris inklusive 200<br />

Euro Reisegeld!<br />

Das Mövenpick Hotel in Paris ist als<br />

Oase der Ruhe konzipiert. Es liegt<br />

auf dem Boulevard Victor Hugo<br />

in Neuilly, einem der exklusivsten<br />

Wohnviertel der Hauptstadt, sowie<br />

mitten im “goldenen Geschäftsdreieck“<br />

von Neuilly-sur-Seine, Levallois<br />

Frage 2<br />

Wie heißt Chinas Währung?<br />

Renminbi<br />

Kuai<br />

Yuan<br />

E<br />

P<br />

S<br />

Frage 3<br />

Seit 2004 verbindet die in Deutschland<br />

entwickelte Magnetschwebebahn „Transrapid“<br />

Chinas größte Stadt mit ihrem Flughafen.<br />

Um welche Stadt handelt es sich?<br />

Peking<br />

Q<br />

Shanghai<br />

R<br />

Hongkong<br />

A<br />

Frage 4<br />

China steckt viel Geld in die Modernisierung<br />

seiner Streitkräfte. Neuerdings<br />

verfügt das Land auch über einen umgerüsteten<br />

Flugzeugträger. Woher stammte<br />

das Schiff ursprünglich?<br />

Aus Russland<br />

B<br />

Aus Frankreich<br />

R<br />

Aus der Ukraine<br />

F<br />

Frage 5<br />

Der umstrittene Drei-Schluchten-Staudamm<br />

in der Provinz Hubei soll Chinas<br />

gigantischen Bedarf an elektrischem<br />

Strom decken helfen. Welcher Fluss wird<br />

dort aufgestaut?<br />

Gelber Fluss<br />

N<br />

Jangtse<br />

E<br />

Mekong<br />

L<br />

Lösungswort<br />

Frage 7<br />

China hat ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm<br />

aufgelegt. Im Dezember 2013<br />

landete ein ferngesteuertes Mondfahrzeug<br />

auf dem Erdtrabanten. Wie lautet<br />

sein Name?<br />

Saphirschlange<br />

J<br />

Jadehase<br />

N<br />

Rubinfalke<br />

Z<br />

Frage 8<br />

Die chinesische Hafenstadt Qingdao<br />

(Tsingtao) ist eine ehemalige deutsche<br />

Kolonie. Für welches typisch deutsche<br />

Produkt ist die Stadt bis heute bekannt?<br />

Fleischwurst<br />

W<br />

Bier<br />

E<br />

Kuckucksuhren<br />

X<br />

Frage 9<br />

Wer verhandelte 1972 mit US-Präsident<br />

Richard Nixon auf chinesischer Seite über<br />

die Aufnahme diplomatischer Beziehungen<br />

mit den USA?<br />

Mao Tsetung<br />

E<br />

Zhou Enlai<br />

P<br />

Deng Xiaoping<br />

Y<br />

Frage 12<br />

Die Chinesen kaufen gerne deutsche<br />

Autos. 2005 kam jedoch auch das erste<br />

Modell eines chinesischen Herstellers in<br />

Deutschland auf den Markt. Sein Name?<br />

Zhonghua<br />

D<br />

Landwind<br />

T<br />

Lenovo<br />

F<br />

Frage 13<br />

Die chinesische „Kulturrevolution“ zwischen<br />

1966 und 1976 hat nach manchen<br />

Schätzungen Millionen Chinesen das<br />

Leben gekostet. Wie hieß die Gruppe, die<br />

maßgeblich dahintersteckte?<br />

Die Viererbande<br />

N<br />

Die Kuomintang<br />

B<br />

Die Boxer<br />

V<br />

Frage 14<br />

In China wird viel Tee getrunken und auch<br />

angebaut. Wie groß ist der Anteil Chinas<br />

an der Weltproduktion?<br />

Rund die Hälfte<br />

U<br />

Rund ein Drittel<br />

Z<br />

Rund ein Viertel<br />

E<br />

Frage 15<br />

Welches ist die chinesische Partnerstadt<br />

von Düsseldorf?<br />

Shanghai<br />

S<br />

Chongqing<br />

R<br />

Nanjing<br />

C<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />

Perret und dem futuristischen Büroviertel<br />

La Défense. Die elegante<br />

Lobby empfängt mit einer urbanen<br />

Lässigkeit. Zimmeranzahl auf 282<br />

inklusive 29 Suiten Badezimmer mit<br />

einem frischen und zeitgemäßen<br />

Ambiente – unterstützt durch ein<br />

harmonisches Farbkonzept. Die Idee<br />

der klassisch französischen Brasserie<br />

wurde im Restaurant „Victor Hugo“<br />

neu interpretiert. Gezielt eingesetzte,<br />

verspielte Muster, kontrastiert mit<br />

klaren Designelementen, dunklen<br />

Hölzern und einem offenen Kamin<br />

unterstreichen die zeitgemäße und<br />

entspannte Atmosphäre. Indirekt beleuchtete<br />

und schwungvoll verzierte<br />

Paneele an Wänden und Tresen<br />

zeichnen die Bar „58 Bar & Lounge“<br />

als perfekten Ort zum Ausklang des<br />

Tages aus.<br />

Gewinnen Sie einen Flug mit Air<br />

France von Düsseldorf (DUS) nach<br />

Paris (CDG) sowie zwei Nächte für<br />

zwei Personen im Doppelzimmer<br />

inklusive Frühstück. Und besuchen<br />

Sie die neu eröffnete Ausstellung<br />

„Sublimes matières“ über die faszinierende<br />

Vielfalt von 5000 Jahren<br />

chinesischer Kunst im renommierten<br />

Musée Guimet. In zahlreichen<br />

Objekten macht die Schau begreifbar,<br />

zu welch hoher Vollendung<br />

chinesische Kunsthandwerker bei<br />

der Verarbeitung von Materialen wie<br />

Seide, Jade, Bronze oder Porzellan<br />

gelangt sind.<br />

Mitmachen und gewinnen!<br />

Nennen Sie uns die Lösung unseres<br />

China-Quiz unter 01379 886718 (50<br />

Cent/Anruf aus dem dt. Festnetz,<br />

ggf. abweichende Preise aus dem<br />

Mobilfunk) oder SMS mit dem<br />

Kennwort „rp2“, Leerzeichen, Ihrem<br />

Namen, Adresse und Lösung an 1111<br />

(ohne Vorwahl, 50 Cent/SMS)! Teilnahmeschluss:<br />

03.04.2014, 24 Uhr!


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

37<br />

FOM-Hochschule bietet Studiengänge<br />

speziell für chinesische Studierende<br />

Von Christine Zacharias<br />

Deutschlands größte private<br />

Hochschule, die<br />

FOM für Wirtschaft und<br />

Management, wird direkt neben<br />

der neuen Fachhochschule Düsseldorf<br />

in Derendorf einen neuen<br />

Standort mit eigenem Campus<br />

errichten: Auf rund 8000 Quadratmetern<br />

soll dort voraussichtlich<br />

ab Herbst 2015 der Studienbetrieb<br />

mit rund 1400 Studenten<br />

aufgenommen werden. Mit dem<br />

neuen zentralen Standort in Düsseldorf<br />

reagiert die 1991 in Essen<br />

gegründete Hochschule auf stetig<br />

steigende Schülerzahlen.<br />

Die FOM bietet ausbildungsund<br />

berufsbegleitende Studiengänge<br />

vorwiegend in wirtschaftlichen<br />

Fächern an, seit 2004 auch<br />

in Düsseldorf. Derzeit finden die<br />

Vorlesungen und Seminare noch<br />

in einem provisorischen Gebäude<br />

an der Karlstraße nahe dem<br />

Hauptbahnhof statt. Doch das ist<br />

Ab Herbst 2015 nimmt die FOM ihren Studienbetrieb in Düsseldorf auf.<br />

im nächsten Jahr, wenn alles gut<br />

geht, Geschichte. Zum aktuellen<br />

Sommersemester haben übrigens<br />

170 Berufstätige und Auszubildende<br />

aus Düsseldorf und<br />

der Region ein berufsbegleitendes<br />

Bachelor- oder Masterstudium<br />

aufgenommen.<br />

Foto: FOM<br />

Seit mehr als zehn Jahren<br />

führt die FOM-Hochschule Studiengänge<br />

speziell für chinesische<br />

Studierende in China, unter<br />

anderem in Taian und Taiyuan,<br />

durch. Bei Erfolg reisen die Studierenden<br />

anschließend nach<br />

Deutschland, um ein Vertiefungsstudium<br />

am Studienort, (bislang<br />

Essen), zu beginnen. Das Studienangebot<br />

der FOM-Hochschule<br />

für chinesische Studierende<br />

gehört zu den europaweit größten<br />

Austauschprogrammen mit<br />

Hochschulen in dem asiatischen<br />

Land. Im Jahr 2003 startete die<br />

FOM den ersten Kooperationsstudiengang<br />

mit der Shanxi University<br />

of Finance & Ecnomics in<br />

Taiyuan. Seitdem haben 2800<br />

chinesische Studierende ihren<br />

Bachelor- oder Master-Abschluss<br />

bei FOM gemacht.<br />

Im Januar dieses Jahres haben<br />

76 junge Chinesen ihr Master-<br />

Studium in den Fachrichtungen<br />

Marketing und Sales sowie Accouting<br />

und Finance an der FOM<br />

Hochschule beendet. Dabei<br />

geht das chinesische Studienprogramm<br />

der FOM Hochschule<br />

über die fachliche Wissensvermittlung<br />

hinaus. Exkursionen,<br />

Unternehmensbesichtigungen<br />

und Praktika ergänzen das Vorlesungsangebot.<br />

Innerhalb eines Mentoring-<br />

Programms erfahren die Studierenden<br />

zudem eine intensive<br />

und individuelle Begleitung. Zum<br />

Wintersemester 2013/14 sind<br />

475 Chinesen an der FOM in Essen<br />

eingeschrieben.<br />

Energieeffizienz, Mobilität,<br />

Umweltschutz, Stadtplanung<br />

NRW goes to China zur UrbanTec<br />

Asia Conference@CIFTIS<br />

unter Leitung von NRW-Umweltminister<br />

Johannes Remmel<br />

28. Mai bis 1. Juni 2014<br />

Peking, Nanjing, Shanghai/China<br />

EnergieAgentur.NRW<br />

Stephan Lintker<br />

Tel. 0211/86642-12<br />

lintker@energieagentur.nrw.de<br />

Branchenübergreifend<br />

Deutsch-Chinesisches<br />

Wirtschaftsforum<br />

mit NRW-Wirtschaftsminister<br />

Garrelt Duin<br />

18. Juni 2014<br />

Köln<br />

IHK Köln<br />

Gudrun Grosse<br />

Tel. 0221/1640-561<br />

gudrun.grosse@koeln.ihk.de<br />

NRW-Technologien für China<br />

Im Reich der Mitte sind dringend neue Konzepte zur Bewältigung der<br />

Urbanisierung , Energieversorgung, Infrastruktur und weiterer innovativer<br />

Zukunftsthemen gefragt. Dies bietet besonders gute Exportchancen für<br />

Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen. Das Land NRW unterstützt Sie<br />

auf Ihrem Weg nach China – mit branchenspezifischen internationalen<br />

Messeteilnahmen sowie Unternehmerreisen und Fachsymposien.<br />

Energie, Bergbau, Grubengas,<br />

Erneuerbare Energien, Energieeffizienz<br />

NRW-Gemeinschaftsstand<br />

auf der CIEI Expo<br />

16. bis 18. September 2014<br />

Taiyuan/China<br />

Messe Düsseldorf GmbH<br />

Ute Wynhoff<br />

Tel. 0211/4560-7779<br />

wynhoffu@messe-duesseldorf.de<br />

Nanotechnologie<br />

Unternehmerreise China<br />

zur Messe „CHInano“<br />

24. bis 27. September 2014<br />

Suzhou/China<br />

Cluster<br />

NanoMikroWerkstoffePhotonik.NRW<br />

Dr. Heinz-Georg Nothofer<br />

Tel. 0211/385459-13<br />

heinz-georg.nothofer@nmwp.nrw.de<br />

NRW.International ist ein Unternehmen von<br />

Gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes NRW. Durchführung vorbehaltlich des Erreichens einer Mindestteilnehmerzahl.


38 <strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

China an der International<br />

School of Düsseldorf<br />

Genießen Sie das<br />

besondere Ambiente unter<br />

einem grünen Dach!<br />

Buffet<br />

MONGOLISCHES GRILL-MITTAGSBUFFET<br />

Montag bis Samstag von 12.00 bis 14.30 Uhr<br />

Pro Erwachsene 7,90 €<br />

Kinder (bis 12 Jahre) 4,50 €<br />

MONGOLISCHES GRILL-BUFFET<br />

Montag bis Samstag von 18.00 bis 22.30 Uhr<br />

Sonntag und Feiertage von 12.00 bis 14.30 Uhr<br />

Pro Erwachsene 13,90 €<br />

Kinder (bis 12 Jahre) 7,50 €<br />

Inhaber: Ye<br />

Alle Speisen auch zum Mitnehmen Biergarten - Grosse Parkplätze<br />

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40239 Düsseldorf <br />

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11:30 – 15:00 Uhr<br />

und 17:30 – 23:30 Uhr <br />

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Sonn- und Feiertags durchgehend<br />

Von Christine Zacharias<br />

An der International School<br />

of Düsseldorf (ISD) ist China<br />

bereits seit der Gründung<br />

im Jahr 1968 vertreten. Bislang<br />

stellen junge Chinesen dort<br />

zwar „nur“ etwa drei Prozent<br />

der Schüler, wie die Öffentlichkeitsbeauftragte<br />

Beatrice Caston<br />

berichtet. „Aber die Tendenz ist<br />

deutlich ansteigend.“ Waren es<br />

über viele Jahre und<br />

Jahrzehnte hinweg<br />

fast ausschließlich<br />

Männer, die von ihren<br />

Unternehmen<br />

oder Botschaften<br />

vorübergehend<br />

nach Düsseldorf<br />

geschickt wurden,<br />

ziehen inzwischen immer mehr<br />

Familien ihren weltweit tätigen<br />

Vätern (und Müttern) nach. „Und<br />

mit den Familien kommen zunehmend<br />

Kinder aus China zu<br />

uns, um dauerhaft hier zu bleiben.<br />

Diese Kinder sind hochmotiviert<br />

und wollen so schnell wie<br />

möglich Englisch lernen“, sagt<br />

Caston.<br />

Die Förderung, die sie an der<br />

ISD erfahren, ist sehr intensiv:<br />

Kinder, die in ihrer Heimat bisher<br />

kein Englisch gesprochen<br />

haben, lernen die Sprache in<br />

kleinen Fördergruppen mit spezieller<br />

Betreuung. Natürlich ist<br />

auch Deutsch wichtiges Unterrichtsfach<br />

an der Schule an der<br />

Niederrheinstraße, und das täglich.<br />

Aber die chinesischen Manager<br />

oder Diplomaten, die nach<br />

Deutschland versetzt werden,<br />

legen Wert auf eine qualitätvolle<br />

Erziehung ihrer Kinder. Und da ist<br />

Englisch als erste internationale<br />

Handelssprache unabdingbar.<br />

Der Lerneifer gerade der jungen<br />

Menschen aus dem Reich der<br />

Mitte beeindruckt Caston. Ebenso<br />

angetan ist sie aber auch von<br />

der Integrationsfähigkeit der jungen<br />

Asiaten.<br />

1082 Kinder und Jugendliche<br />

aus rund 50 Nationen besuchen<br />

derzeit die ISD. 154 Lehrer, die<br />

ihrerseits aus 27 Nationen stammen,<br />

helfen ihnen bei einer zügigen<br />

Integration. „Unser Ziel ist<br />

es, sie zu Weltbürgern, zu World<br />

Citizens, zu machen“, erläutert<br />

Caston. Dabei werden an der<br />

Schule ausdrücklich alle Kulturen<br />

gleichermaßen geschätzt. „Es<br />

ist nicht wichtig, wie groß oder<br />

klein das Land ist, aus dem der<br />

Schüler kommt. Wir wollen die<br />

Kinder neugierig machen auf die<br />

Traditionen der anderen.“ Darüber<br />

hinaus wird auch die Kultur<br />

neuen Heimat vermittelt: Düsseldorf<br />

ist fester Bestandteil des<br />

Unterrichts. Denn die neuen Familien<br />

sollen sich hier so schnell<br />

wie möglich zurechtfinden. In<br />

Klassen mit durchschnittlich<br />

16 Schülern werden die Kinder<br />

und Jugendlichen auf das International<br />

Baccalaureate vorbereitet,<br />

das am Ende der Schullaufbahn<br />

an der ISD steht und das sie<br />

zum Studium an allen führenden<br />

Universitäten dieser Welt befähigt.<br />

Für die vier Kontinente<br />

Das International<br />

Baccalaureate befähigt<br />

zum Studium in aller Welt<br />

steht dabei je ein ISD-Berater für<br />

die Oberstufen-Schüler bereit,<br />

der diese bei der Auswahl der<br />

passenden Hochschule berät und<br />

auf die jeweiligen Eingangstests<br />

vorbereitet.<br />

Die ISD ist eine von sieben<br />

Schulen in Deutschland, die von<br />

der International Baccalaureate<br />

Organisation komplett für alle<br />

zwölf Jahrgangsstufen zertifiziert<br />

wurde. Denn zwölf Jahre<br />

beträgt die offizielle Schulzeit,<br />

die Schüler sind in der Regel bis<br />

zu 18 Jahre alt. „Aber natürlich<br />

1082 Kinder aus rund 50 Nationen besuchen die<br />

International School of Düsseldorf.<br />

Foto: Granderath Heartwork<br />

kommt es auch vor, dass Schüler<br />

durch einen häufigen berufsbedingten<br />

Wohnwechsel ihrer Eltern<br />

schon einmal etwas länger<br />

benötigen“, so Caston. Deshalb<br />

ist die Altersspanne innerhalb einer<br />

Klasse auch mitunter größer<br />

als es in den meisten nationalen<br />

Bildungssystemen der Fall ist.<br />

Viele Schüler bleiben auch nur<br />

zwei oder drei Jahre und müssen<br />

dann die ISD wieder verlassen,<br />

weil ihre Eltern von<br />

den weltweit tätigen<br />

Unternehmen an einen<br />

anderen Ort versetzt<br />

werden. Manche verbringen<br />

dagegen ihre<br />

gesamte Schullaufbahn<br />

an der ISD.<br />

Jede neue Familie,<br />

die ankommt, wird übrigens von<br />

der Schulgemeinschaft individuell<br />

begrüßt. Denn nicht nur die<br />

Kinder, auch die Eltern werden<br />

ausdrücklich eingeladen, am Leben<br />

und Alltag der ISD teilzunehmen.<br />

Begrüßungskommittees<br />

mit speziellen Elternbotschaftern<br />

geben den neuen Eltern in<br />

den ersten Wochen Orientierungshilfe.<br />

Das Verhältnis der ISD<br />

zur Stadt Düsseldorf ist übrigens<br />

sehr eng: Der Bergische Löwe,<br />

das Stadtwappen, ziert auch das<br />

ISD-Logo.


<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />

39<br />

Aus dem Süden Chinas an die Weltspitze<br />

Von Reinhard Kowalewsky<br />

Woran zeigt sich der<br />

Anspruch eines Konzerns?<br />

Die erst 1987<br />

gegründete Huawei-Gruppe<br />

hat es geschafft, nach Ericsson<br />

zweitgrößter Anbieter von<br />

Netzwerktechnik auf der Welt zu<br />

werden – Siemens, Nokia, Alcatel<br />

aus Frankreich oder auch Lucent<br />

aus den USA wurden überrundet<br />

und mussten unter dem Druck<br />

der Attacke teilweise fusionieren.<br />

In Deutschland beschäftigt<br />

der Konzern aus Shenzen in<br />

Südchina mittlerweile 1700 Mitarbeiter<br />

an 18 Standorten. Die<br />

Kooperation beispielsweise mit<br />

Telekom, E-Plus oder Vodafone<br />

ist eng. 650 Mitarbeiter arbeiten<br />

in Düsseldorf in der Europaund<br />

Deutschlandzentrale – hier<br />

ist China präsent. An den Fenstern<br />

prangen Klebebilder mit<br />

Drachenmotiven, chinesisches<br />

Radio läuft. Und als zweitwichtigster<br />

Konzern Chinas auf der internationalen<br />

Bühne hinter dem<br />

Computerbauer Lenovo sieht<br />

sich Huawei denn auch als Bindeglied<br />

zwischen den Ländern:<br />

Der Aufstieg des Technikriesen Huawei beginnt gerade erst.<br />

Foto: dpa<br />

Das dritte Mal seit 2012 erschien<br />

dieses Jahr eine von Huawei gesponserte<br />

Studie zum Verhältnis<br />

von Deutschland und China. Eine<br />

der Erkenntnisse darin: 21 Prozent<br />

der Bundesbürger kennen<br />

Huawei – nur Lenovo ist mit 30<br />

Prozent bekannter, ZTE kennen<br />

immerhin schon vier Prozent.<br />

Dabei beginnt der Aufstieg<br />

des Technologieriesen erst. Nachdem<br />

der Konzern lange Zeit seine<br />

Handys und Smartphones ohne<br />

eigenen Markennamen für die<br />

westlichen Telefonkonzerne anlieferte,<br />

spielen Huawei-Geräte<br />

eine zunehmend große Rolle im<br />

öffentlichen Bewusstsein: Der<br />

Marktanteil von Smartphones<br />

liegt bei sechs Prozent. Geräte<br />

wie das Ascent P6 werden von der<br />

Fachpresse in höchsten Tönen gelobt<br />

– immerhin bieten es für nur<br />

250 Euro bei einem Gewicht von<br />

120 Gramm eine Qualität ähnlich<br />

wie Modelle von Samsung oder<br />

LG. Und der Vorstand peilt bereits<br />

weitere Ziele an: Bis 2020 soll der<br />

Umsatz auf 100 Milliarden Dollar,<br />

also rund 70 Milliarden Euro steigen.<br />

Schon 2018 soll Huawei weltweit<br />

erfolgreichster Anbieter von<br />

Smartphones werden.<br />

Aus vier Gründen ist ein solcher<br />

Triumph keineswegs völlig<br />

unmöglich.<br />

Immerhin 70 000 der weltweit<br />

150 000 Beschäftigten<br />

arbeiten in den Bereichen Forschung-<br />

und Entwicklung. Fast<br />

kein Konzern der Welt kann da<br />

mithalten, obwohl westliche<br />

Konzerne wie Apple bisher mehr<br />

echte Innovationen erfinden.<br />

Huawei profitiert als chinesischer<br />

Konzern vom größten Heimatmarkt<br />

der Welt – Apple und<br />

Samsung können da auch nicht<br />

mithalten. Die Nähe zum chinesischen<br />

Staat wird Huawei zwar<br />

häufig aus dem Westen vorgeworfen<br />

– aber beim Geschäft im<br />

Inland hilft es. Und das Wachstum<br />

ist groß: In 2013 wuchs der<br />

globale Umsatz in Dollar gerechnet<br />

um elf Prozent auf 29<br />

Milliarden Euro. Dabei legte das<br />

Netzwerkgeschäft nur um fünf<br />

Prozent zu, wogegen der Verkauf<br />

von Verbraucherprodukten<br />

wie Smartphones um satte 17<br />

Prozent hochging. So bleibt am<br />

Ende noch die Frage zu klären,<br />

was Huawei eigentlich bedeutet:<br />

China kann was.<br />

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*Quelle: Global Trade Review Magazin, Dezember 2013.<br />

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