CHINA
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<strong>CHINA</strong> – Der ferne Partner<br />
25<br />
sind sehr direkt und kommen<br />
gut miteinander klar.“ Natürlich<br />
gebe es kulturelle Unterschiede,<br />
die sich im Geschäft auswirken,<br />
räumt auch Zhaoxia Chen ein, etwa<br />
die genannten Vorstellungen<br />
von Verträgen. „Da Preise gerne<br />
nachverhandelt werden, sollten<br />
Unternehmer bereits im Vorfeld<br />
genügend Spielraum einkalkulieren“,<br />
rät Brauer.<br />
Bei der Bürokratie hingegen<br />
haben chinesische Unternehmen<br />
in Deutschland oft den Eindruck,<br />
es dauere alles zu lange, zum Beispiel<br />
Arbeits- und Aufenthalts-<br />
Genehmigungen. „In China laufen<br />
solche Dinge häufig schneller.“<br />
Beim Thema Schutzrechte sehen<br />
die beiden Anwälte durchaus einen<br />
Wandel. Der brauche Zeit,<br />
Claus Eßers, Rechtsanwalt<br />
und Partner bei Hoffmann<br />
Liebs Fritsch & Partner<br />
Foto: Alois Müller<br />
„Wer Geschäfte in China machen<br />
will, muss seine Partner<br />
erst einmal persönlich kennenlernen.<br />
Zuerst muss man<br />
Freundschaft schließen, dann<br />
erst folgen die Geschäfte.<br />
Das ist zeitaufwändig, aber<br />
notwendig.“<br />
da Urheberschutz in China früher<br />
nicht als schützenswertes Kulturgut<br />
galt. Doch mittlerweile entwickeln<br />
immer mehr chinesische<br />
Unternehmen selbst Dinge, die<br />
sie als schützenswert erachten,<br />
auch Gerichte würden geistiges<br />
Eigentum höher gewichten, wie<br />
jüngste Urteile zeigen.<br />
„Die Anzahl der Patentanmeldungen<br />
wächst deutlich“, stellen<br />
auch Dr. Alexander Schröder-<br />
Frerkes und Dr. Jiri Jäger von Bird<br />
& Bird fest. Die rechtliche Ausgangslage<br />
ähnele immer mehr<br />
der in Deutschland. „Man hat erkannt,<br />
dass dies ein strategisches<br />
Thema ist“, sagt Schröder-Frerkes.<br />
Die Investitionen in Hochtechnologie<br />
und die Ausbildung<br />
von Ingenieuren haben in den<br />
zurückliegenden Jahren stark zugenommen.<br />
Vertrag als<br />
Willenskundgebung<br />
Heute geht es zudem nicht mehr<br />
ums Kopieren. Die Unternehmen<br />
sichern sich die Patente, indem<br />
sie die Marktführer aus dem Mittelstand,<br />
die „hidden Champions“<br />
kaufen. Jäger nennt als Beispiel<br />
die Betonpumpen-Hersteller<br />
Schwing (Herne) und Putzmeister<br />
(Aichtal). Allerdings gebe es<br />
in China eine „große Bandbreite<br />
an kulturellen Entwicklungsgraden“,<br />
räumt Schröder-Frerkes<br />
ein, daher müssten Unternehmen<br />
nach wie vor darauf achten,<br />
sich vor Kopierern zu schützen.<br />
Wie das am besten geschieht,<br />
sollten Unternehmen mit Experten<br />
besprechen. Denn einfach<br />
nur ein Patent anzumelden kann<br />
ein Bumerang sein: „Das Patent<br />
muss man ja offenlegen, das<br />
Kopieren wird also eher noch<br />
Wei Wang, Direktor Local<br />
China Practice Germany bei<br />
der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
KPMG Foto: KPMG<br />
einfacher“, warnen die Rechtsexperten.<br />
Große Konzerne können<br />
leicht das volle Programm durchziehen<br />
und den Patentschutz<br />
durch einen massiven Markenauftritt<br />
zusätzlich absichern.<br />
Mittelständler fahren häufig<br />
hingegen mit einer individuellen<br />
Strategie besser: „Es gibt da eine<br />
ganze Reihe von Instrumenten<br />
– vom Gebrauchsmuster bis zur<br />
Handelsmarke“, sagt Jäger. „Das<br />
sollte alles aber nur mit juristischem<br />
Rat umgesetzt werden.“<br />
Gerade in Düsseldorf nehmen<br />
immer mehr juristische Berater<br />
das China-Geschäft in den Blick.<br />
Claus Eßers, Partner in der Sozietät<br />
Hoffmann Liebs Fritsch, kennt<br />
das Land indes bereits seit 1999;<br />
„Dass die Chinesen bereits ausgehandelte Verträge<br />
immer wieder aufschnüren und mit Hinhalte- und<br />
Zermürbungstaktik versuchen, bessere Konditionen<br />
zu erzielen, ist ein Phantom-Phänomen, dem ich in<br />
der mehr als zehn Jahre langen Beratungstätigkeit<br />
noch nie begegnet bin. Die chinesischen Firmen neigen<br />
eher dazu, allem Schriftlichen großen Respekt<br />
zu zollen.<br />
Sie können schon mal Unverständnis erzeugen,<br />
wenn sie an Standardtexten oder -formulierungen<br />
herumdrehen. Manchmal verpassen sie auch Geschäftschancen,<br />
weil sie die anfänglichen unverbindlichen<br />
Angebote aus Sorge zu niedrig ansetzen, dass<br />
größere Anpassungen nach unten als unehrenhaft<br />
und unseriös angesehen werden könnten.“<br />
fünfzigmal hat er das Reich der<br />
Mitte schon besucht und insbesondere<br />
deutsche Mittelständler<br />
bei ihrer Expansion begleitet.<br />
Eßers bestätigt die Beobachtung,<br />
dass mit Verträgen oft<br />
weniger festgezurrt ist, als man<br />
es aus Deutschland kennt: „Chinesische<br />
Partner sehen einen<br />
Vertrag eher als Willensbekundung,<br />
von der man auch wieder<br />
abweichen kann.“ Wichtiger sei<br />
das Faktische. Wer etwas will,<br />
muss auch etwas bieten können.<br />
So reicht es nicht, die Weitergabe<br />
von Know-how oder Informationen<br />
nur im Vertrag zu regeln.<br />
Eßers empfiehlt, in einem solchen<br />
Fall zum Beispiel ebenfalls<br />
Exklusivität anzubieten. „Das<br />
„Die Frage, wie man Patente und geistiges Eigentum<br />
schützt, ist nach wie vor ein Thema, wobei China in<br />
der Entwicklung von Technik zunehmend aufholt.<br />
Unternehmen sollten frühzeitig entscheiden, ob sie ein<br />
Patent in China anmelden oder besser andere Wege<br />
finden, wie sie ihre Schutzrechte wahren.“<br />
Dr. Alexander Schröder-Frerkes,<br />
Rechtsanwalt und Partner bei Bird & Bird<br />
wird akzeptiert, muss aber präzise<br />
vereinbart werden.“<br />
Wichtig sei die genaue Definition<br />
von Begriffen, um Missverständnisse<br />
zu vermeiden, betont<br />
der Jurist. Wenn der Partner<br />
zum Beispiel mit einem „letter<br />
of intent“ schon schlechte Erfahrungen<br />
gemacht hat und ihn<br />
nicht akzeptiert, kann man auch<br />
von „memorandum of understanding“<br />
sprechen. Die Qualität<br />
des juristischen Austauschs<br />
verbessert sich aber zusehends,<br />
beobachtet Eßers: „Man versteht<br />
mittlerweile, wie internationale<br />
Verträge funktionieren“. In wenigen<br />
Jahren würden chinesische<br />
Partner genauso verhandeln wie<br />
andere auch.<br />
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