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Neue Entwicklungen auf dem Pflegemarkt Auswirkungen auf die

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Vortrag Bernd Haar anlässlich KoKoQ-Veranstaltung 29.03.2006<br />

Thema:<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Entwicklungen</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Pflegemarkt</strong><br />

Bernd Haar<br />

Leiter Abt. Leistungen<br />

<strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Personalentwicklung der<br />

Pflegeunternehmen<br />

Sehr geehrte Frau Kuhr, sehr geehrter Herr Dr. Schöll,<br />

sehr geehrte Damen und Herren!<br />

Vielen Dank, dass Sie mir <strong>die</strong> Gelegenheit bieten, als Vertreter der GKV an Ihrer Veranstaltung<br />

teilnehmen zu dürfen und sogar noch vorzutragen. Mein Name ist Bernd Haar. Ich<br />

bin seit 33 Jahren Mitarbeiter der Handelskrankenkasse und leite bei weitem nicht so lange,<br />

nämlich erst seit 1989 <strong>die</strong> Abteilung Leistungen. Bei der hkk sind der Abteilung Leistungen<br />

sowohl <strong>die</strong> Fachkomplexe Häusliche Krankenpflege sowie <strong>die</strong> Leistungen der hkk-<br />

Pflegekasse zugeordnet.<br />

Das Projekt KoKoQ, also <strong>die</strong> Verbesserung der Kommunikation, Kooperation und Qualität,<br />

im Sinne einer Unterstützung von Pflegeeinrichtungen in Bremen, sehe ich, nach <strong>dem</strong> ich<br />

endlich davon gehört habe, als hervorragende Gelegenheit, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Vielschichtigkeit<br />

der einzelnen Pflege<strong>die</strong>nstleister unterschiedlichen Ausprägungen in der Qualität der<br />

Dienstleister, ihrer Pflegefachkräfte sowie der erbrachten Dienstleistungen zu untersuchen<br />

und optimierte Standards zu entwickeln, <strong>die</strong> von allen mitgetragen werden können.<br />

Mein Thema heute sollen <strong>die</strong> neuen <strong>Entwicklungen</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Pflegemarkt</strong> sein, insbesondere<br />

welche <strong>Auswirkungen</strong> daraus <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Personalentwicklung der Pflegeunternehmen<br />

resultieren oder resultieren können.<br />

Nun ist es natürlich ziemlich arrogant, wenn ich mich als Kassenvertreter hinstelle und<br />

glaube Ihnen sagen zu können, wie sie es in Zukunft alles besser machen können. Daher<br />

sehe ich meine Funktion heute hier, anlässlich <strong>die</strong>ses Workshops, nicht so sehr als dozierender<br />

Schulmeister mit <strong>dem</strong> ultimativen Wissenshintergrund. Vielmehr stelle ich mir vor,<br />

dass ich Ihnen erzähle, was mir zum Thema alles eingefallen ist und Sie sortieren sozusagen<br />

für sich, was Sie aus <strong>die</strong>sem Workshop mitnehmen können oder wollen.<br />

Der Rest wird sich ohnehin nach und nach über den Wettbewerb am Dienstleistungsmarkt<br />

regulieren. So wie wir Krankenkassen dar<strong>auf</strong> achten müssen, dass wir nicht <strong>die</strong> Attraktivität<br />

für unsere Kunden und potentielle Interessenten für eine Mitgliedschaft bei uns verlie-


en, in <strong>dem</strong> wir sorglos in den Tag hinein verwalten, werden <strong>die</strong> Pflegeunternehmen ebenfalls<br />

durch <strong>die</strong> Kräfte am Markt bestimmen oder auch bestimmt werden, welche Möglichkeiten<br />

und Perspektiven für das Unternehmen für <strong>die</strong> Zukunft bestehen.<br />

Jetzt aber bitte weg von den düsteren Bildern bestehender oder drohender Existenzkämpfe,<br />

hin zu den denkbaren Chancen und Risiken einer Optimierung des eigenen Unternehmens.<br />

Die Veränderungen im Gesundheitssystem in den vergangenen Jahren haben es mit sich<br />

gebracht, dass neue Aktivitätsschwerpunkte gefunden werden mussten. Die Einführung<br />

der DRGs (diagnosegesteuerte Abrechnungspauschalen) hat unter anderem das Thema<br />

einer frühzeitigen Entlassung aus der Krankenhausbehandlung verstärkt. Zwar ist es in<br />

der Regel nicht zu den Entlassungen mit noch offenen, blutenden Operationswunden gekommen,<br />

dennoch sind <strong>die</strong> heutigen Patienten doch wesentlich stärker von der gerade erlebten<br />

medizinischen Versorgung im Krankenhaus geprägt, als es noch vor einigen Jahren<br />

der Fall war, als sie noch ein paar Tage länger im Krankenhausbett verweilen konnten.<br />

Damit hat sich <strong>die</strong> Anforderung an eine, sich an <strong>die</strong> Krankenhausbehandlung anschließende<br />

Pflege durchaus qualitativ verändert.<br />

Veränderungen im Gesundheitssystem<br />

• Einführung der DRGs führen zur Verkürzung der<br />

Krankenhausbehandlung<br />

• Vermeidung von Krankenhausbehandlung durch<br />

Fallsteuerung der Krankenkassen<br />

• Integrierte Versorgungen<br />

• Zahl der ambulanten Operationen steigt<br />

• Pflege mit psychologischer/psychiatrischer Komponente<br />

nimmt zu (Vermeidung Drehtüreffekt)<br />

Auch hat <strong>die</strong> Vermeidung von Krankenhausbehandlung einen stärkeren Akzent bei den<br />

Steuerungsaktivitäten der gesetzlichen Krankenkassen erhalten, <strong>die</strong> in ihren Krankenhauskompetenzcentren<br />

nicht erst loslegen, wenn der Patient schon <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> weißen Laken<br />

liegt. Dabei spielen unterschiedliche Versorgungsangebote, von der Integrierten Versorgung,<br />

über vorrangige ambulante Operationen bis zu speziellen Formen der Pflege mit<br />

starker psychologischer/psychiatrischer Komponente eine immer größere Rolle.<br />

Sieht man <strong>die</strong>se Entwicklung mit den Augen eines Gesundheitsmarktnutzers, dann beinhaltet<br />

der Trend, weg von der stationären Behandlung, einschließlich ihrer Drehtüreffekte,<br />

hin zu für <strong>die</strong> Patienten und Versicherten diversen anderen Versorgungsformen, nicht nur<br />

eine denkbare Entlastung der GKV bei ihrem größten Ausgabenposten, der Krankenhausbehandlung,<br />

sondern gleichzeitig auch eine steigende Inanspruchnahme pflegerischer Unterstützung.<br />

Das ist Ihre Chance. Die vorläufigen Ausgabezahlen in der GKV für das<br />

Haushaltsjahr 2005 weisen einen Ausgabenanstieg für den Bereich der häuslichen Krankenpflege<br />

nach § 38 SGB V von knapp 10 % für den Bund aus.<br />

2 von5


Allerdings sind <strong>die</strong> Krankenkassen auch im Bereich der HKP und bei Leistungen der Pflegeversicherung<br />

dazu übergangen, <strong>die</strong> Leistungsgewährung zu begleiten und im Rahmen<br />

von Kostenmanagements <strong>die</strong> Qualität erbrachter Leistungen zu bewerten und Einfluss <strong>auf</strong><br />

<strong>die</strong> Inanspruchnahme von Dienstleistern zu nehmen. Ich habe durchaus Verständnis dafür,<br />

dass Ihnen <strong>die</strong>se Handhabe nicht besonders zusagt.<br />

Fallzahl, -dauer reduziert<br />

Ausgabenanstieg gering<br />

Effekt<br />

Fallzahl nimmt zu<br />

Ausgabenanstieg ~ 10 %<br />

Hier geht es letztlich aber nicht nur darum, <strong>die</strong>se Form des Handelns als Einmischung zu<br />

geißeln. Es ist durchaus interessant, sich auch danach zu fragen, wie kann ich <strong>die</strong> eigene<br />

Attraktivität für meine Kunden, also für Patienten und Krankenkassen steigern. Sinnvoll ist<br />

es vielleicht auch, Aktivitäten zu bündeln und im Sinne von KoKoQ, hier Kooperation, mit<br />

anderen Dienstleistern zusammen eine verbreiterte Angebotsbasis zu schaffen.<br />

Wor<strong>auf</strong> ich bei meinem Vortrag Ihnen gegenüber hinaus will, ist, dass ich der festen Überzeugung<br />

bin, dass ein Pflege<strong>die</strong>nstleister, der in Zukunft weiterhin alles anbieten will, entweder<br />

sehr groß, gut durchorganisiert und in sich spezialisiert sein muss oder, gelinde<br />

ausgedrückt, einen sehr schweren Stand haben wird.<br />

Ich versuche mich daher mit einer These.<br />

Aus meiner, zugegeben krankenkassengefärbten Sicht erscheint <strong>die</strong> Spezialisierung <strong>auf</strong><br />

bestimmte Versorgungsformen der erfolgversprechende Weg zu sein. Nach meiner Meinung<br />

kann kaum ein Pflege<strong>die</strong>nst alles gleichgut abdecken. Wer sich besonders gut mit<br />

der Versorgung von MS-Kranken auskennt, kann das gleiche Niveau nicht zwangsläufig<br />

auch für Querschnittsgelähmte, Demente, psychisch Erkrankte und so weiter halten.<br />

Was spricht also dagegen, sich als Pflegeunternehmen so zu qualifizieren, dass nur noch<br />

eine oder zwei bestimmte Versorgungsformen das Unternehmenshandeln bestimmen.<br />

Vielleicht Ihr Engagement bei der Wundbehandlung, Ihre Spezialisierung <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> palliativen<br />

Sektor, Ihre Anbindung an Ärzte bestimmter Fachrichtungen oder den Fokus <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />

Behandlung Dementer, <strong>dem</strong> vom Gesetzgeber neu definierten Aktionsbereich der Pflege,<br />

richten.<br />

3 von5


Natürlich bringt es wenig, wenn sich alle in der Region nur <strong>auf</strong> ein Gebiet konzentrieren.<br />

Da passt es im Sinne von KoKoQ, durch Kommunikation und Kooperation <strong>die</strong> Aktivitäten<br />

so miteinander abzustimmen, dass für jeden etwas bleibt.<br />

These<br />

•Spezialisierung <strong>auf</strong> bestimmte Versorgungsformen<br />

•Qualifizierung des Personals (kontinuierlich, nachhaltig)<br />

•Entwicklung besonderer Angebote<br />

•Interesse an Integrierter Versorgung entwickeln<br />

•Transparenz in partnerschaftlicher Beziehung<br />

•Dokumentation<br />

•Personalentwicklungsplanung<br />

•Zeitmanagement des Ressourceneinsatzes optimieren<br />

Neben solchen Abstimmungen ist <strong>die</strong> Bereitschaft zur Qualifizierung der Unternehmensmitarbeiter<br />

meiner Einschätzung nach unabdingbar. Eine Qualifizierung, <strong>die</strong> kontinuierlich<br />

angelegt ist, <strong>auf</strong> Nachhaltigkeit und <strong>auf</strong> der Höhe der aktuellen Qualitätsstandards angelegt<br />

sein sollte.<br />

Wenn <strong>die</strong>ses dann damit gepaart wird, besondere Angebote für Patienten und Krankenkassen,<br />

also Ihren Kunden, zu entwickeln, dann stelle ich mir vor, dass Sie sich ein ziemlich<br />

festes Standbein am Markt erarbeitet haben und für Kunden, Krankenhäuser, Ärzte<br />

und Krankenkassen eine hohe Attraktivität darstellen. Besondere Angebote könnten z.B.<br />

zum Thema Demenz erfolgen, da hier z.Zt. noch das größte Gestaltungspotential liegen<br />

dürfte.<br />

Selbstverständlich sind Integrierte Versorgungen, in <strong>die</strong> Pflege eingebunden wird, nicht<br />

tabu. Aus Kassensicht würde ich neben <strong>dem</strong> Preis in erster Linie <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Qualität der zu<br />

erbringenden Leistung (also sind Sie ausreichend für den Job spezialisiert), sowie <strong>auf</strong> Ihre<br />

Einsatzflexibilität (gemeint sind Schnelligkeit und personelle Ressource) schauen. Das erreichen<br />

Sie wiederum hauptsächlich nur über ausreichend gut qualifiziertes und –<br />

motiviertes Personal. Und, suchen Sie sich dazu Partner, Ärzte, Krankenhäuser, AHB-<br />

Einrichtungen, Krankenkassen. Trauen Sie sich und gehen den ersten Schritt.<br />

Ich möchte an <strong>die</strong>ser Stelle betonen, dass <strong>die</strong> Krankenkassen Sie als Partner sehr schätzen.<br />

Dieser Kontakt wird qualitativ jedoch stark davon beeinflusst, wie offen miteinander<br />

umgegangen wird. Ich wünsche mir daher, Sie und darin schließe ich Ihre Mitarbeiter ausdrücklich<br />

mit ein, dazu motivieren zu können, unsere Partnerbeziehung transparent zu halten.<br />

Kritische Anmerkungen Ihrerseits sind meinen Kollegen und mir durchaus willkommen,<br />

weil wir <strong>die</strong>ses Anliegen nicht als Einbahnstrasse verstehen wollen.<br />

4 von5


Ein weiterer wichtiger Punkt, der mir eingefallen ist, betrifft das Thema Dokumentation. Zu<br />

Dokumentieren ist schon eine Qualitätsarbeit, gleichzeitig hilft <strong>die</strong> Dokumentation den<br />

Wert und Erfolg Ihrer Arbeit und der Pflegeergebnisse Ihrer Mitarbeiter nachvollziehbar zu<br />

machen. Dokumentationen sollen aber auch dazu <strong>die</strong>nen, Qualität zu erhalten, sie zu<br />

verbessern bzw. Schwachstellen <strong>auf</strong>zudecken.<br />

Dies bedarf, möglicherweise, einer Schulung, sowohl für Sie, im Sinne eines <strong>auf</strong> den Dokumentationen<br />

<strong>auf</strong>setzenden Controllings, als auch für Ihre Mitarbeiter, im Rahmen der<br />

Befähigung, eine aussagefähige Dokumentation anzulegen. Auf jeden Fall stellt es eine<br />

gute Investition dar.<br />

Kommunikation ...<br />

Kooperation ...<br />

Ziel<br />

Qualität ...<br />

... helfen den Erfolg zu sichern!<br />

Zum Ende kommend, denn ich bin ja nur der erste Vortragende, hoffe ich, Sie dar<strong>auf</strong> eingestimmt<br />

zu haben, dass Sie in einer Branche aktiv sind, wo noch viel Gestaltungsspielraum<br />

besteht, wo Sie mit Ihrem Knowhow und vielleicht mit einige Innovationen, <strong>die</strong> noch<br />

dar<strong>auf</strong> warten, von Ihnen entdeckt zu werden, eine ganze Menge bewegen können. Sie<br />

befinden sich in einem prosperierenden Markt, der <strong>auf</strong> Ihre Fähigkeiten bauen wird, wenn<br />

Sie <strong>die</strong> Gesetze <strong>die</strong>ses Marktes beachten.<br />

Machen Sie bitte etwas aus <strong>dem</strong> größten Kapital, welches Sie in Ihrem Unternehmen haben,<br />

Ihrem Personal. Entwerfen Sie eine Personalentwicklungsplanung, durchaus auch<br />

mit externer Unterstützung, <strong>die</strong> eine kontinuierliche Mitarbeiterqualifizierung beinhaltet.<br />

Entwickeln Sie ein effektives Zeitmanagement, das <strong>die</strong> Einsatzplanung optimiert. Spezialisieren<br />

Sie sich, in <strong>dem</strong> Sie sich <strong>auf</strong> Ihre Stärken konzentrieren. Schaffen Sie neue Angebote<br />

und interessieren Sie sich für neue Vertragsformen. Finden Sie Verbündete und pflegen<br />

mit Ihnen Kommunikation und Kooperation. Ich bin fest davon überzeugt, dass Sie<br />

damit für Ihr Unternehmen erfolgreich sein werden.<br />

Und wenn Sie das alles schon umgesetzt haben, dann freut es mich, wenn ich Sie in Ihrem<br />

Handeln gerade bestätigt habe und Sie berichten vielleicht von Ihren positiven Erfahrungen.<br />

Ihre Kollegen und Mitbewerber werden es Ihnen im Sinne eines lebenslangen<br />

Lernens vielleicht danken.<br />

Ich bedanke mich jedenfalls bei Ihnen.<br />

5 von5

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