Joseph Haydn - Berliner Ärzte-Orchester
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Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)<br />
Konzert für zwei Violinen und <strong>Orchester</strong> d-moll, BWV 1043<br />
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Wie bei vielen Stücken Bachs ist auch bei dem<br />
Doppelkonzert d-moll das genaue Entstehungsdatum<br />
ungewiss – die Experten streiten sich darüber, ob es der<br />
Köthener (1717-1723) oder erst der Leipziger Zeit (ab 1723)<br />
zuzuordnen sei. In jedem Fall ist es ein Beispiel für die<br />
Adaption der dreisätzigen italienischen Konzertform mit<br />
der Satzfolge schnell – langsam – schnell, die in dieser Zeit,<br />
vor allem vertreten durch die Solokonzerte Vivaldis, als<br />
ganz neue Gattung nach Deutschland gelangte.<br />
Allerdings wäre Bach nicht Bach, hätte er die italienische<br />
Konzertform nicht in höchst eigenständiger Manier<br />
verwendet. So stehen sich Tutti und Soli nicht isoliert<br />
gegenüber wie bei Vivaldi, sondern sind durch<br />
thematische und motivische Verklammerung fast<br />
kammermusikalisch aufeinander bezogen.<br />
Auch die beiden Solostimmen sind eng miteinander<br />
verbunden gleichzeitig grundsätzlich gleichberechtigt.<br />
Davon zeugt bereits der Beginn des Kopfsatzes, in dem<br />
nach einem einleitenden <strong>Orchester</strong>tutti die beiden<br />
Sologeigen ihr Thema in kanonischer Einsatzfolge<br />
vorstellen. Den gesamten Satz über führen die<br />
duettierenden Solostimmen, während das <strong>Orchester</strong> mit<br />
Ausnahme weniger Passagen eher sparsam begleitet.<br />
Ebenfalls im Kanon, beginnend mit der zweiten Solovioline,<br />
setzt der langsame Mittelsatz ein, und auch hier begleitet<br />
das <strong>Orchester</strong> äußerst zurückhaltend. Auf diese Weise ist<br />
zu hören, wie sich die beiden Solostimmen<br />
kontrapunktisch oder imitatorisch aufeinander beziehen.<br />
Selbst wer sich beim Hören nur auf eine Violine<br />
konzentriert, wird fast automatisch auf die gegenseitige<br />
Verschränkung der beiden völlig ausgewogenen<br />
Solostimmen gelenkt. Der schwebende Rhythmus des<br />
Zwölf-Achtel-Taktes verleiht diesem Satz etwas<br />
Ausgeglichenes und Statisches, und nicht umsonst gilt das<br />
Largo als einer der berühmtesten Sätze der Konzertliteratur<br />
überhaupt. Es gab unzählige Versuche, seine<br />
außergewöhnliche Schönheit zu beschreiben, und einer<br />
der vielleicht gelungensten stammt von dem<br />
holländischen Autor Maarten 't Hart, der in seinem Buch<br />
„Bach und ich“ die Schwierigkeiten der ‚Übersetzung‘ von<br />
Musik in Sprache mitreflektiert: „Der bekannte<br />
niederländische Musikschriftsteller Bertus van Lier schrieb,<br />
der langsame Satz sei ein Dialog zwischen Jesus und der<br />
Seele. Das ist zwar für einen Heiden wie mich, der nicht an<br />
Jesus glaubt und der mit dem Begriff ‚Seele‘ nur wenig<br />
anzufangen weiß, eine schwer verständliche Behauptung.<br />
Dennoch weiß ich Bertus van Liers verzweifelten Versuch,<br />
in Worte zu fassen, warum gerade diese Musik einen