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Ausstellung »Denken – Fühlen – Malen« in Berlin

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SCHMErZ Facharztbeitrag<br />

Wenn Patienten über heftige Schmerzen im Bereich<br />

des Gesichts klagen, können sich dah<strong>in</strong>ter verschiedene<br />

Erkrankungen verbergen <strong>–</strong> die häufigste ist die<br />

Trigem<strong>in</strong>usneuralgie.<br />

So charakteristisch die meisten<br />

Beschwerden für den<br />

Neurologen s<strong>in</strong>d, so schwer<br />

fällt es den Patienten anfangs,<br />

sie e<strong>in</strong>zuordnen: Gesichtsschmerzen<br />

werden <strong>–</strong> je nachdem, wo<br />

sie im Gesicht auftreten <strong>–</strong> oft mit<br />

Zahn- oder migräneartigen Beschwerden<br />

verwechselt. In e<strong>in</strong>igen Fällen<br />

steckt jedoch e<strong>in</strong>e Trigem<strong>in</strong>usneuralgie<br />

dah<strong>in</strong>ter. E<strong>in</strong>e Behandlung tut Not,<br />

denn die damit verbundenen Schmerzen<br />

s<strong>in</strong>d für die Patienten kaum auszuhalten:<br />

Sie schießen »wie e<strong>in</strong> Blitz<br />

aus heiterem Himmel« <strong>in</strong> das Gesicht<br />

e<strong>in</strong>, fühlen sich an wie<br />

»e<strong>in</strong> Stromschlag«, »e<strong>in</strong><br />

glühender Draht«. Zwar<br />

halten die quälenden<br />

Schmerzen »nur« zwischen<br />

wenigen Sekunden<br />

bis zu zwei oder maximal drei<br />

M<strong>in</strong>uten an. Doch auf der Schmerzskala<br />

von 0 bis 10 erreichen sie fast<br />

immer den höchsten Wert und gehören<br />

damit zu den heftigsten Schmerzerfahrungen<br />

überhaupt. Klassische<br />

Schmerzmittel helfen nicht <strong>–</strong> bevor<br />

sie wirken könnten, hat der Schmerz<br />

längst nachgelassen.<br />

SCHMErZauSlöSEr:<br />

OFt gENügt EIN luFtZug<br />

Bei e<strong>in</strong>er Trigem<strong>in</strong>usneuralgie<br />

liegt e<strong>in</strong>e Funktionsstörung des<br />

Trigem<strong>in</strong>usnervs vor: Der Nerv ist<br />

irritiert und reagiert empf<strong>in</strong>dlich<br />

auf alle Reize. Der Trigem<strong>in</strong>usnerv<br />

<strong>–</strong> zu Deutsch: Drill<strong>in</strong>gsnerv <strong>–</strong> ist der<br />

fünfte Hirnnerv, er teilt sich <strong>in</strong> drei<br />

Hauptäste: Augenast, Oberkieferast<br />

und Unterkieferast. In etwa 90 bis<br />

95 Prozent aller Fälle treten die<br />

Schmerzen im Mittelgesicht (Wangen),<br />

im Untergesicht (Unterkiefer)<br />

oder auch <strong>in</strong> beiden Gesichtspartien<br />

plötzliche<br />

SchMerzattacken<br />

gleichzeitig auf. Seltener ist die Stirn<br />

betroffen. Der Schmerz ist <strong>in</strong> aller<br />

Regel e<strong>in</strong>seitig. Überwiegend tritt die<br />

Erkrankung bei Patienten ab 40 Jahren<br />

auf, meist allerd<strong>in</strong>gs erst im siebten<br />

bis achten Lebensjahrzehnt.<br />

Über die Ursachen der Trigem<strong>in</strong>usneuralgie<br />

wird <strong>in</strong> der Wissenschaft<br />

noch diskutiert: Bei manchen Menschen<br />

besteht e<strong>in</strong>e anatomisch bed<strong>in</strong>gte<br />

Verb<strong>in</strong>dung zwischen dem Nervenstamm<br />

des Trigem<strong>in</strong>usnervs und e<strong>in</strong>er<br />

Arterie am Hirnstammbereich. Durch<br />

den mit dem Gefäß-Kontakt verbundenen<br />

lokalen Druck wird der Nerv<br />

irritiert. Diese Erklä-<br />

rung ersche<strong>in</strong>t derzeit<br />

als die wahrsche<strong>in</strong>lichste<br />

für das Auftreten<br />

e<strong>in</strong>er klassischen oder<br />

auch idiopathischen<br />

Trigem<strong>in</strong>usneuralgie, der im Gegensatz<br />

zur symptomatischen Trigem<strong>in</strong>usneuralgie<br />

ke<strong>in</strong>e andere fassbare Erkrankung<br />

zugrunde liegt. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

liegt diese anatomische Besonderheit<br />

nicht bei jedem Patienten mit e<strong>in</strong>er<br />

Trigem<strong>in</strong>usneuralgie vor.<br />

Getriggert, also ausgelöst, werden<br />

die Beschwerden durch direkte äußere<br />

Reize: durch Kauen, durch Sprechen,<br />

oft aber genügt auch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger kalter<br />

Luftzug. Während der Schmerzepisoden,<br />

die mehrere Tage, Wochen<br />

oder auch Monate andauern können,<br />

versuchen die Patienten, dem Schmerz<br />

so wenig Angriffsfläche wie möglich<br />

zu bieten, stellen das Essen e<strong>in</strong>, vermeiden<br />

Gesellschaft, isolieren sich im<br />

schlimmsten Fall <strong>–</strong> immer <strong>in</strong> Erwartung<br />

der nächsten Attacke.<br />

Bei Vorliegen dieser e<strong>in</strong>schneidenden<br />

Symptomatik kann der Neurologe<br />

e<strong>in</strong>e Trigem<strong>in</strong>usneuralgie schnell und<br />

sicher diagnostizieren. E<strong>in</strong>e Kernsp<strong>in</strong>-<br />

Computertomographie wird e<strong>in</strong>ge-<br />

5<br />

setzt, um den Gefäß-Nerv-Kontakt<br />

nach zuweisen <strong>–</strong> Voraussetzung für die<br />

gegebenenfalls notwendige Anwendung<br />

e<strong>in</strong>er bestimmten OP. Zunächst<br />

jedoch werden die Beschwerden der<br />

Trigem<strong>in</strong>usneuralgie medikamentös<br />

behandelt. Mehr zu den Behandlungsmöglichkeiten<br />

von Neuralgien lesen<br />

Sie ab Seite 6.<br />

gESICHtSSCHMErZEN<br />

SOrgFältIg aBKlärEN<br />

Die klassische bzw. idiopathische<br />

Trigem<strong>in</strong>usneuralgie ist zwar die häufigste,<br />

aber nicht die e<strong>in</strong>zige Ursache<br />

von Gesichtsschmerzen. Weitere mögliche<br />

Diagnosen s<strong>in</strong>d:<br />

Symptomatische<br />

Trigem<strong>in</strong>usneuralgie:<br />

E<strong>in</strong>e symptomatische Trigem<strong>in</strong>usneuralgie<br />

entsteht <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er anderen<br />

Erkrankung. Charakteristisch<br />

ist hierbei oft e<strong>in</strong> Dauerschmerz, der<br />

wellenförmig kommt und geht. Auslöser<br />

können e<strong>in</strong>e Multiple Sklerose,<br />

e<strong>in</strong> Hirntumor oder <strong>in</strong> seltenen Fällen<br />

auch e<strong>in</strong>e Durchblutungsstörung<br />

(Hirnstamm<strong>in</strong>farkt) se<strong>in</strong>. Die Behandlung<br />

richtet sich an der Grunderkrankung<br />

aus.<br />

Postzosterneuralgie:<br />

Die Schmerzsymptomatik ist die<br />

gleiche wie bei der idiopathischen<br />

Trige m<strong>in</strong>usneuralgie: brennende<br />

Schmerzen, die sich <strong>in</strong> heftigen Attacken<br />

manifestieren. E<strong>in</strong>e Postzosterneuralgie<br />

tritt bei etwa jedem zehnten,<br />

bei über 60-Jährigen allerd<strong>in</strong>gs sogar<br />

bei jedem zweiten Patienten nach e<strong>in</strong>er<br />

Gesichts- bzw. Gürtelrose auf.<br />

Weitere Gesichtsneuralgien:<br />

Sie s<strong>in</strong>d <strong>–</strong> wie die Trigem<strong>in</strong>usneuralgie<br />

<strong>–</strong> nach den jeweiligen irritierten

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