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Neuralgien erkennen und therapieren - NeuroTransConcept

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Zum Download unter: www.neurotransconcept.com4. Quartal 2012NTCSCHMERZ<strong>Neuralgien</strong> <strong>erkennen</strong><strong>und</strong> <strong>therapieren</strong>MULTIPLE SKLEROSEBleiben Sie in Bewegung!DEMENZZuhause pflegen<strong>und</strong> ges<strong>und</strong> bleibenEPILEPSIEEpilepsie im Kindesalter behandelnPSYCHESoziale Phobien –die Angst vor MenschenMultiple Sklerose • parkinson • Schlaganfall • Psyche • Schmerz • Demenz • EpilepsieNTC


Liebe Leserin, lieber Leser!Es gibt viele Arten von Schmerz. Insbesonderejede Form von Kopfschmerzen kann für dieBetroffenen sehr belastend sein, sie im privaten<strong>und</strong> beruflichen Alltag einschränken <strong>und</strong> dieLebensqualität vermindern. Umso wichtiger ist es, beiSymptomen rechtzeitig einen Spezialisten aufzusuchen.Dabei können die Ärzte in unseren Praxen nicht nurdabei helfen, die körperlichen Beschwerden effektiv zubekämpfen <strong>und</strong> Strategien zu entwickeln, dem Schmerzvorzubeugen, auch für die psychischen Probleme, diejede chronische Erkrankung, wie auch Schmerz, mit sichbringen kann, bieten wir Hilfestellung.»Nicht weil es so schwer ist,wagen wir es nicht,sondern weil wir es nicht wagen,ist es so schwer.«SenecaDas gilt nicht nur für die Betroffenen selbst, auch dieAngehörigen eines Patienten brauchen nicht seltenUnterstützung, etwa bei der Beantwortung einfacherFragen zur Alltagsbewältigung oder auch zur Entlastung© shutterstock / goldsaintbei der Pflege zuhause. Auch hier können unsere Ärztesowie die speziell geschulten medizinischen Fachkräftein den Praxen praktische <strong>und</strong> psychische Hilfe leisten.Scheuen Sie sich bitte nicht, diese in Anspruch zunehmen.Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen <strong>und</strong> freuenuns über Kommentare <strong>und</strong> Anregungen!Dr. Arnfin Bergmann Prof. Dr. Christian BischoffGeschäftsführer NTC HerausgeberLESERBRIEFEinfo@neurotransconcept.comSandra F., Hannover:»Ihre Artikel zu Fatigue <strong>und</strong> psychischen Probleme bei MSfand ich sehr interessant. Auch ich leide manchmal unter einerkörperlichen, aber auch seelischen Müdigkeit. Statt dieser nachzugeben<strong>und</strong> mich auf die Couch zu legen, zwinge ich mich oftdazu, einen schönen Spaziergang zu machen oder Fahrrad zufahren. Hauptsache raus an die frische Luft. Das gibt neue Kraft.«Maren V., Bamberg:»Mit großem Interesse habe ich das Interview zum ThemaMigräne bei Kindern gelesen, da davon auch unsere 12-jährigeTochter betroffen ist. Leider musste sie sich in der Schule aberschon ein paar Mal von anderen Kindern sagen lassen, dass siebloß simuliert <strong>und</strong> keine Lust auf Unterricht hat. [...] Ich würdemich über einen Beitrag mit Tipps zum Thema Mutter-Kind-Kuren freuen.«Karsten S., Neuwied, per E-Mail:»Herzlichen Dank für die Informationen zu Patientenverfügung<strong>und</strong> Vorsorgevollmacht. Endlich habe ich mich malhingesetzt <strong>und</strong> die entsprechenden Dokumente aus dem Internetheruntergeladen <strong>und</strong> ausgefüllt. So wissen auch unsere Kinder,was im Notfall zu tun ist.«Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.Senden Sie uns Ihren Leserbrief an: info@neurotransconcept.comoder per Post an: <strong>NeuroTransConcept</strong> GmbH, Herrenstraße A 99,86633 Neuburg/Donau


schmerz Facharztbeitrag4


schmerz FacharztbeitragWenn Patienten über heftige Schmerzen im Bereichdes Gesichts klagen, können sich dahinter verschiedeneErkrankungen verbergen – die häufigste ist dieTrigeminusneuralgie.So charakteristisch die meistenBeschwerden für denNeurologen sind, so schwerfällt es den Patienten anfangs,sie einzuordnen: Gesichtsschmerzenwerden – je nachdem, wosie im Gesicht auftreten – oft mitZahn- oder migräneartigen Beschwerdenverwechselt. In einigen Fällensteckt jedoch eine Trigeminusneuralgiedahinter. Eine Behandlung tut Not,denn die damit verb<strong>und</strong>enen Schmerzensind für die Patienten kaum auszuhalten:Sie schießen »wie ein Blitzaus heiterem Himmel« in das Gesichtein, fühlen sich an wie»ein Stromschlag«, »einglühender Draht«. Zwarhalten die quälendenSchmerzen »nur« zwischenwenigen Sek<strong>und</strong>enbis zu zwei oder maximal dreiMinuten an. Doch auf der Schmerzskalavon 0 bis 10 erreichen sie fastimmer den höchsten Wert <strong>und</strong> gehörendamit zu den heftigsten Schmerzerfahrungenüberhaupt. KlassischeSchmerzmittel helfen nicht – bevorsie wirken könnten, hat der Schmerzlängst nachgelassen.Schmerzauslöser:Oft genügt ein LuftzugBei einer Trigeminusneuralgieliegt eine Funktionsstörung desTrigeminusnervs vor: Der Nerv istirritiert <strong>und</strong> reagiert empfindlichauf alle Reize. Der Trigeminusnerv– zu Deutsch: Drillingsnerv – ist derfünfte Hirnnerv, er teilt sich in dreiHauptäste: Augenast, Oberkieferast<strong>und</strong> Unterkieferast. In etwa 90 bis95 Prozent aller Fälle treten dieSchmerzen im Mittelgesicht (Wangen),im Untergesicht (Unterkiefer)oder auch in beiden Gesichtspartienplötzlicheschmerzattackengleichzeitig auf. Seltener ist die Stirnbetroffen. Der Schmerz ist in allerRegel einseitig. Überwiegend tritt dieErkrankung bei Patienten ab 40 Jahrenauf, meist allerdings erst im siebtenbis achten Lebensjahrzehnt.Über die Ursachen der Trigeminusneuralgiewird in der Wissenschaftnoch diskutiert: Bei manchen Menschenbesteht eine anatomisch bedingteVerbindung zwischen dem Nervenstammdes Trigeminusnervs <strong>und</strong> einerArterie am Hirnstammbereich. Durchden mit dem Gefäß-Kontakt verb<strong>und</strong>enenlokalen Druck wird der Nervirritiert. Diese Erklärungerscheint derzeitals die wahrscheinlichstefür das Auftreteneiner klassischen oderauch idiopathischenTrigeminusneuralgie, der im Gegensatzzur symptomatischen Trigeminusneuralgiekeine andere fassbare Erkrankungzugr<strong>und</strong>e liegt. Allerdingsliegt diese anatomische Besonderheitnicht bei jedem Patienten mit einerTrigeminusneuralgie vor.Getriggert, also ausgelöst, werdendie Beschwerden durch direkte äußereReize: durch Kauen, durch Sprechen,oft aber genügt auch ein einziger kalterLuftzug. Während der Schmerzepisoden,die mehrere Tage, Wochenoder auch Monate andauern können,versuchen die Patienten, dem Schmerzso wenig Angriffsfläche wie möglichzu bieten, stellen das Essen ein, vermeidenGesellschaft, isolieren sich imschlimmsten Fall – immer in Erwartungder nächsten Attacke.Bei Vorliegen dieser einschneidendenSymptomatik kann der Neurologeeine Trigeminusneuralgie schnell <strong>und</strong>sicher diagnostizieren. Eine Kernspin-Computertomographie wird einge-setzt, um den Gefäß-Nerv-Kontaktnach zuweisen – Voraussetzung für diegegebenenfalls notwendige Anwendungeiner bestimmten OP. Zunächstjedoch werden die Beschwerden derTrigeminusneuralgie medikamentösbehandelt. Mehr zu den Behandlungsmöglichkeitenvon <strong>Neuralgien</strong> lesenSie ab Seite 6.Gesichtsschmerzensorgfältig abklärenDie klassische bzw. idiopathischeTrigeminusneuralgie ist zwar die häufigste,aber nicht die einzige Ursachevon Gesichtsschmerzen. Weitere möglicheDiagnosen sind:SymptomatischeTrigeminusneuralgie:Eine symptomatische Trigeminusneuralgieentsteht infolge einer anderenErkrankung. Charakteristischist hierbei oft ein Dauerschmerz, derwellenförmig kommt <strong>und</strong> geht. Auslöserkönnen eine Multiple Sklerose,ein Hirntumor oder in seltenen Fällenauch eine Durchblutungsstörung(Hirnstamminfarkt) sein. Die Behandlungrichtet sich an der Gr<strong>und</strong>erkrankungaus.Postzosterneuralgie:Die Schmerzsymptomatik ist diegleiche wie bei der idiopathischenTrige minusneuralgie: brennendeSchmerzen, die sich in heftigen Attackenmanifestieren. Eine Postzosterneuralgietritt bei etwa jedem zehnten,bei über 60-Jährigen allerdings sogarbei jedem zweiten Patienten nach einerGesichts- bzw. Gürtelrose auf.Weitere Gesichtsneuralgien:Sie sind – wie die Trigeminusneuralgie– nach den jeweiligen irritierten5


schmerz FacharztbeitragNerven benannt: Bei der Glossopharyngeusneuralgietreten Schmerzenim Bereich von Rachen <strong>und</strong> Rachenmandel(Tonsille) sowie im Ohr auf,bei der N. laryngeus-superior-Neuralgieim seitlichen Kehlkopfbereich.Die Intermediusneuralgie verursachtBeschwerden im Ohr, die Nasociliarisneuralgieim inneren Augenwinkelmit Ausstrahlung in die Augenhöhle<strong>und</strong> zum Nasenrücken. Die Schmerzensind immer einseitig, die Schmerzcharakteristikist mit der idiopathischenTrigeminusneuralgie vergleichbar.Atypischer Gesichtsschmerz:Beim atypischen Gesichtsschmerztreten regelmäßig, d. h. täglich, dumpfe,drückende <strong>und</strong> in der Tiefe lokalisierteSchmerzen auf, die lang anhalten<strong>und</strong> sich über das gesamte Gesichtausbreiten können. Die Schmerzenkönnen ebenfalls die Folge einer Operationim Gesicht sein oder stehen –in zwei Drittel aller Fälle – mit einerpsychischen Erkrankung in Zusammenhang.Häufig erkranken Frauen,zumeist im Alter zwischen 30 <strong>und</strong> 50Jahren. Für die Behandlung kommendann schmerzlindernd wirkende Antidepressivain Betracht.Migräne oder Cluster-Kopfschmerz:Bei Gesichtsschmerzen im Bereichder Stirn bzw. der Augen wird der Neurologeabklären, ob es sich auch umeine Migräne oder einen mit der Migräneverwandten Cluster-Kopfschmerzhandelt. Bei der Migräne beispielsweisehalten die Schmerzen längeran als bei einer Trigeminusneuralgie,nämlich bis zu 72 St<strong>und</strong>en. Begleitendbesteht eine Übelkeit mit Erbrechen.Die Patienten reagieren empfindlichauf indirekte äußere Reize wie Lärm<strong>und</strong> Licht, die Schmerzen werden beiBewegung schlimmer. Dr. med. Stephan FrischPraxis für Neurologie <strong>und</strong>Psychiatrie im KrankenhausLeutkirchTherapie von<strong>Neuralgien</strong>Die Behandlung einer Neuralgie hängt davon ab, welche Ursachezugr<strong>und</strong>e liegt. Dabei muss man zwischen einer symptomatischen<strong>und</strong> einer idiopathischen Neuralgie unterscheiden.Symptomatisch heißt, es lässt sich ein Auslöser für den Nervenschmerzfinden, bei der idiopathischen Neuralgie ist keinAuslöser zu finden, der Schmerz selbst ist die Krankheit.Manche der symptomatischen <strong>Neuralgien</strong> sind bekannt, z. B.Schmerzen durch eine mechanische Einklemmung einesNervs, häufig eines Rückenmarksnervs durch einen Bandscheibenvorfall.Hier wird man zuerst versuchen, den Nervenvom Druck durch die Bandscheibe zu entlasten, um dieSchmerzen zu lindern. Ähnliches gilt für den neuralgischen Schmerz beimKarpaltunnelsyndrom, einen Nervenengpass im Handgelenk.6


schmerz FacharztbeitragMancher kennt auch den Schmerzbei einer Gürtelrose – obwohl dieBläschen bei der Erkrankung das offensichtlicheMerkmal sind, handeltes sich doch um eine durch Viren bedingteNervenentzündung, die neuralgischeSchmerzen auslöst. In diesemFall steht die medikamentöse Behandlungder Virusinfektion im Vordergr<strong>und</strong>.Seltener sind <strong>Neuralgien</strong> durchdie bakterielle Nervenentzündung imRahmen einer Borreliose, die mit Antibiotikabehandelt wird.MedikamentöseMöglichkeitenAllerdings können auch nach Ausheilender schmerzauslösenden ErkrankungenSchäden am Nerven verbleiben<strong>und</strong> auch die Neuralgie bleibt.In diesem Fall muss das Symptom Nervenschmerzbehandelt werden. Dieüblicherweise bei anderen Schmerzarten,wie Gelenk-, Kopf- oder Rückenschmerzen,eingesetzten Schmerzmittelsind bei <strong>Neuralgien</strong> nur schwachoder gar nicht wirksam.Daher setzt man Medikamente ein,die ursprünglich zur Epilepsiebehandlungentwickelt wurden. Am Gehirnwerden durch diese Medikamente dieZellwände der Gehirnzellen stabilisiert,damit es nichtzu den elektrischenEntladungen kommt,die einen epileptischenAnfall auslösen. Allerdingskönnen die gleichenMedikamente auch Nervenzellenan anderen Stellen des Körpers stabilisieren,sodass sie nicht ständig dieMeldung »Schmerz« an das Bewusstseinweitergeben.Nicht alle Antiepileptika sind geeignetfür die Behandlung von <strong>Neuralgien</strong>,wichtige Wirkstoffe sind hierCarbamazepin, Oxcarbazepin, Lamotrigin,Gabapentin <strong>und</strong> Pregabalin.Reichen bei intensiven <strong>Neuralgien</strong>diese Wirkstoffe nicht aus, gibt eseinen zweiten medikamentösen Behandlungsansatz.Anstatt mit demMedikament auf den beschädigtenNerven selbst zu zielen, kann man mitMedikamenten aus der Gruppe derAntidepressiva die Schmerzwahrnehmungverändern – also die Schwelle,ab der man einen Schmerz in seinschmerzbewusstseinverändernBewusstsein kommen lässt – anheben.Wichtige Wirkstoffe sind hier Amitriptylinoder Duloxetin. In aller Regelkönnen sowohl die Wirkstoffe derAntiepileptika- als auch die der Antidepressiva-Gruppein einer deutlichniedrigeren Dosis eingesetzt werdenals in der Behandlung einer Depressionoder Epilepsie.Sofern es von der Intensität derSchmerzen her möglich ist, wird mandie Medikamente langsam über Tagesteigern, um mögliche Nebenwirkungen,wie Müdigkeit <strong>und</strong>Benommenheit, zu vermeiden.Ist die Neuralgiesehr intensiv, wird manlieber rascher aufdosieren,um den Schmerzzu bekämpfen <strong>und</strong> einige Tage mitNebenwirkungen in Kauf nehmen.Reicht auch diese Kombination nichtaus, wird man um sogenannte Opiate,als »Verwandte« des Morphiums, ergänzenmüssen.Operation kann helfenEine der häufigsten <strong>Neuralgien</strong> istdie Trigeminusneuralgie, die sowohlidiopathisch als auch symptomatischsein kann. Die seltenere Trigeminusneuralgiebei jüngeren Menschenkann durch Entzündungenim Ursprungsgebietdes Nervs imGehirn ausgelöst werden,z. B. im Rahmeneiner Multiplen Sklerose.Hier steht selbstverständlich auchdie Behandlung der Gr<strong>und</strong>erkrankungim Vordergr<strong>und</strong>, die Behandlung desSymptoms Neuralgie wird parallelbegonnen.Die häufigere Trigeminusneuralgiebeim älteren Menschen ist meistensdurch einen Kontakt zwischendem Nerven <strong>und</strong> einem nahe liegendenBlutgefäß bedingt, der Nerv wirddurch die Bewegungen der pulsierendenArterie gereizt <strong>und</strong> reagiert daraufmit neuralgischen Schmerzen. Hier istes nun nicht so einfach, die Ursachezu beseitigen, denn diese liegt in derRegel innerhalb des Schädels.Daher wird man bei dieser speziellenNeuralgie zuerst die symptomatische,also die nur das Symptom, nichtaber die Ursache beseitigende Behand-7»puffer«gegenschmerzenlung mit den oben genannten Medikamenteneinsetzen. Lässt sich derSchmerz so nicht lindern oder ganzausschalten, oder muss die Dosis derMedikamente so hoch gewählt werden,dass inakzeptable Nebenwirkungenauftreten, wird man sich für eineoperative Vorgehensweise entscheiden.Dazu wird ein kleines Polster als»Stoßdämpfer« zwischen Nerv <strong>und</strong>schmerzauslösendem Gefäß platziert.Dieser Eingriff ist zwar keine Garantiefür anhaltende vollständige Schmerzfreiheit,allerdings sind80 Prozent der Behandeltennach der Operationschmerzfrei <strong>und</strong>auch noch ca. 73 Prozentnach sechs Jahren.Aber auch diejenigen Betroffenenprofitieren, die nicht ganzschmerzfrei werden: Oft kann dieMedikamentendosis deutlich gesenktwerden.Kommt eine solche Operation nichtin Frage, z. B. bei älteren Menschen,die aufgr<strong>und</strong> zusätzlicher Erkrankungeneine Vollnarkose nicht vertragen,kann man das Ganglion trigeminale– die Nervenstruktur unmittelbarvor Aufteilung in die drei Äste desDrillingsnervs – mit gezielter WärmeoderKälteanwendung veröden. DieseEingriffe sind ohne Vollnarkose möglich.Seltene <strong>Neuralgien</strong>Wie bei den genannten häufigen<strong>Neuralgien</strong> ist das Behandlungsprinzipauch bei den selteneren <strong>Neuralgien</strong>,wie u. a. der N. glossopharyngeus-Neuralgieoder der Nasociliarisneuralgie,ähnlich: Ursachensuche <strong>und</strong> gegebenenfallsentsprechende Behandlung,bei fehlendem Ursachennachweisoder verbleibendem Schmerz nachNervenschädigung medikamentöseBehandlung. Dr. med. Antje SteinerFachärztin für Neurologie, Bremen


schmerz Chronische MigräneWas tungegenhäufigeSchmerzattacken?Fast jeder kann sich unterMigräne etwas vorstellen oderhat es schon einmal selbsterlebt. Die besondere Form derChronischen Migräne ist hingegennoch unbekannt, obwohlallein in einer mittelgroßendeutschen Stadt wie Mannheimgeschätzt bis zu 3.000 Menschendarunter leiden. Wir sprachenmit PD Dr. Uwe Reuter, demLeiter der Kopfschmerzambulanzan der Charité Berlin.interview: Anne GöttenauerWas versteht man unterChronischer Migräne?Menschen mit ChronischerMigräne leidenextrem häufig unterKopfschmerzen. In der Regel habensie zunächst eine Episodische Migräne– also gelegentliche Migräneattacken,bevor die Anfälle immerhäufiger werden. WirÄrzte sprechen von ChronischerMigräne, wennüber drei Monate hinwegan mindestens 15 Tagenpro Monat Kopfschmerzenauftreten. Laut Definitionmuss es sich dabei an mindestensacht Tagen pro Monatum Migräne mit typischenSymptomen handeln,also einseitige, pulsierendeKopfschmerzen, verb<strong>und</strong>enmit Übelkeit, Licht- <strong>und</strong>Lärmempfindlichkeit. VieleBetroffene wissen nicht, woherdie häufigen Schmerzenkommen, <strong>und</strong> haben entweder zahlreiche erfolgloseArzt besuche hinter sich odersich mit den regelmäßigenSchmerzen abgef<strong>und</strong>en. Dasdarf natürlich nicht sein.Was bedeutet die Erkrankungfür die Betroffenen?Eine Chronische Migräne istsowohl körperlich als auch seelischsehr belastend <strong>und</strong> wirkt sichvor allem auf das soziale Leben aus:Die Betroffenen ziehen sich häufig zurück,Depressionen oder Angststörungenkommen gehäuft vor. Aus Angstvor einem plötzlichen Migräneanfallunternehmen viele auch an schmerzfreienTagen nur wenig mit Familieoder Fre<strong>und</strong>en. Im Berufsleben habendie Betroffenen oftmals viele Fehltage<strong>und</strong> können kaum einer geregeltenArbeit nachgehen. Wer regelmäßigSchmerzmittel einnimmt, kannzudem sein Risiko für entsprechendeNebenwirkungen wie Leber- oder Nierenschädenerhöhen.Was kann ich tun, wenn ichvielleicht betroffen bin?Für sich selbst, aber auch für einGespräch mit dem Arzt ist es hilfreich,ein Schmerztagebuch zu führen. Hierträgt man die Attacken ein, beschreibtdie Art <strong>und</strong> die Stärke des Schmerzes<strong>und</strong> notiert eingenommene Medikamente.Einträge über mindestens dreiMonate können dem behandelndenArzt helfen, eine Chronische Migränezu diagnostizieren. Falls diese vorliegt,8sollte die weitere Behandlung durcheinen Schmerzspezialisten erfolgen.Entsprechende Fachärzte findet manu. a. auf der Internetseite der DeutschenMigräne- <strong>und</strong> Kopfschmerzgesellschaftunter www.dmkg.de.Sind die Ursachen einerChronischen Migräne bekannt?Genau kennt man sie nicht. Werhäufig unter Kopfschmerzen leidet,hat ein erhöhtes Risiko. Das sogenannteSchlaf-Apnoe-Syndrom, bei demim Schlaf Atemstillstände auftreten,kann die Entstehung fördern. AuchDepressionen, Angststörungen, Stress<strong>und</strong> starkes Übergewicht begünstigeneine Chronische Migräne. Zudem sindFrauen häufiger betroffen als Männer,was hormonelle Ursachen haben kann.Wie kann eine Chronische Migränebehandelt werden?Die Therapie sollte aus medikamentösen<strong>und</strong> nicht-medikamentösenMaßnahmen bestehen, wie Stressabbaudurch Entspannungsübungen oderSport. Zur Linderung akuter Attackenkönnen wie bei der Episodischen Migräneentweder sogenannte Triptaneoder andere Schmerzmittel wie Acetysalicylsäure<strong>und</strong> Ibuprofen <strong>und</strong> gegenÜbelkeit sogenannte Antiemetikahelfen. Auch zur Verringerung der Anfallshäufigkeitkönnen Medikamenteeingesetzt werden, z. B. Betablockeroder Topiramat.Speziell bei Chronischer Migränegibt es zur Vorbeugung von Schmerzattackeninzwischen einen zugelassenenWirkstoff, das Botulinumtoxin Typ A.Es wird alle drei Monate in verschiedeneMuskeln im Kopf- <strong>und</strong> Nackenbereichgespritzt <strong>und</strong> kann Studien zufolgedie Häufigkeit der Kopfschmerztagein etwa halbieren. Ist eine ChronischeMigräne diagnostiziert, werden dieKosten für diese Behandlung von denKrankenkassen übernommen.Herr Dr. Reuter, haben Sie vielenDank für das nette Gespräch. PD Dr. med. Uwe ReuterLeiter der Kopfschmerzambulanzan der Charité Berlin© P. Teeraphatsakool / Fotolia.com


MULTIPLE SKLEROSE SportBleiben Sie in Bewegung!Nach wie vor glauben viele Patienten mit Multipler Sklerose,dass die Diagnose gleichzusetzen ist mit einem sofortigen Stoppkörperlicher Aktivitäten. Dabei sollte das Gegenteil der Fall sein.Denn auch für MS-Betroffene gilt: Sport ist ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> fördertdas körperliche, aber auch das seelische Wohlbefinden – vorausgesetzt,die Sportart ist angemessen, man kennt seine Grenzen<strong>und</strong> überanstrengt sich nicht. text: Anne Göttenauer© anetlanda / Fotolia.com; © yanlev / Fotolia.com; © AMSEL, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg e.V.Sport ist ges<strong>und</strong>, das steht fest.Dafür müssen Sie aber keinLeistungssportler sein, schoneine regelmäßige körperlicheAktivität sorgt für viele positiveEffekte. Und davon profitieren auchMS-Betroffene, wie verschiedene Studienbelegen.Zahlreiche VorteileSport regt u. a. die Fettverbrennungan, stärkt die Muskeln, unterstützt dasImmunsystem, wirkt Krankheiten wieDiabetes <strong>und</strong> Osteoporose entgegen<strong>und</strong> lindert Schmerzen. Dazu kommendie psychischen Vorteile, indemkörperliche Bewegung das Selbstvertrauenstärkt <strong>und</strong> dabei hilft, Stressabzubauen.Und natürlich stehenauch die VerminderungMS-spezifischerSymptome, wie Fatigue,Ataxie, Spastik, Muskelschwäche<strong>und</strong> auch Depressionenmit im Vordergr<strong>und</strong>. Aber auch derGleichgewichtssinn <strong>und</strong> das Koordinationsvermögenwerden verbessertsowie Mobilität <strong>und</strong> Eigenständigkeitgefördert. Widerlegt werden konnteauch die lange Zeit geltende Annahme,dass sportlich aktive Patientenmehr Schübe haben als inaktive.Zudem zeigen Untersuchungen,dass MS-Patienten bezüglich des Leistungszuwachsesim Bereich Kraft <strong>und</strong>Ausdauer ähnliche Erfolge verzeichnenkönnen wie ges<strong>und</strong>e Probanden.Nicht zuletzt durch den Ausbausozialer Kontakte trägt Sport auch zueiner Verbesserung der Lebensqualitätbei.gut fürKörper <strong>und</strong>GeistKeine GrenzenBei den zahlreichen Sportarten, diezuhause, in Studios oder in Vereinen,zu Lande, zu Wasser oder in der Luftausgeübt werden können, sind auchMS-Patienten gr<strong>und</strong>sätzlich keineGrenzen gesetzt. Generell sollten Siesich erst einmal überlegen, an welcherArt von Bewegung <strong>und</strong> Aktivität SieSpaß haben <strong>und</strong> welchen Nutzen siehaben soll: Möchten Sie Ihre Ausdaueroder Ihre Kraft verbessern, sich gezieltentspannen <strong>und</strong> Kräfte für den Alltagsammeln oder steht der gemeinsameSpaß in einer Gruppe mit Gleichgesinntenan erster Stelle? Vielleichtmöchten Sie aber auch eine Sportartausüben, die man gerade einem MS-Patienten nicht sofortzutraut, um zu zeigen,dass Sie sich von IhrerKrankheit nicht unterkriegenlassen.So gibt es sogarBetroffene, die trotz körperlicher Beeinträchtigungentauchen oder klettern.Dafür gibt es inzwischen spezielleGruppen, die regelmäßig an derKletterwand trainieren, aber auch infreier Natur die ein oder andere Wanderklimmen.Zudem gibt es viele Vereine, diesich auf Rollstuhlsport spezialisierthaben <strong>und</strong> z. B. Basketball oder Tanzenanbieten.Weitere Sportarten, mit denen MS-Patienten positive Erfahrungen gemachthaben, sind u. a. Aqua-Fitness,Ergotherapie, Fahrrad fahren, Gymnastik,Joggen <strong>und</strong> Nordic Walking,Pilates, Reiten, Schwimmen, Tai Chi<strong>und</strong> Yoga.tippZum Klettern sowie zum Trainingan Geräten hat auch die DeutscheMultiple Sklerose-Gesellschaft imRahmen ihrer neuen InformationskampagneSport <strong>und</strong> Bewegung fürMenschen mit MS eine aktuelle Broschüre veröffentlicht. Mehr Informationendazu sind unterwww.dmsg.de erhältlich.9


MULTIPLE SKLEROSE Sporthäufige neurologischeSymptome<strong>und</strong> geeigneteSportartenSpastik (Erhöhte Muskelspannung)Yoga, Tai Chi, Tauchen, Reiten/Hippotherapie, Golf, Tanzen,Aerobic, Nordic Walking,Schwimmen, Ballspiel, GymnastikParesen (Lähmungen)Schwimmen, Golf, Yoga, Tai Chi,Reiten/Hippotherapie, Tauchen,Aerobic, BogenschießenAtaxie (Störungen der Feinmotorik<strong>und</strong> Bewegungskoordination)Tai Chi, Yoga, Heileurythmie,Schwimmen, Reiten/Hippotherapie,Golf, Nordic Walking, Tanzen, Gymnastik,Bogenschießen, KanufahrenTremor (Zittern)Lässt sich durch Sport leider kaumverbessern. Es gibt Hinweise, dassTauchen eine positive Wirkunghaben könnte.Sensorische Störungen(Koordinationsstörungen)Fahrradergonomietraining, Reiten/Hippotherapie, Ballspiele, Trampolinspringen,Spiele auf »reizgebendem«Untergr<strong>und</strong> (Teppich, Sand, Gras)Fatigue(abnorme Müdigkeit/Erschöpfung)Nordic Walking, Golf, Schwimmen,Reiten, Aerobic, Wandern,GehirnjoggingUhthoff-Phänomen(Hitzeempfndlichkeit)Schwimmen, WassergymnastikKognitive Symptome(Konzentrations-, Aufmerksamkeits<strong>und</strong>Gedächtnisstörungen)Aerobic, Feldenkrais, Qigong,Tai Chi, Yoga, Bogenschießen, GolfSehstörungen lassen sich durchSport nicht verbessern, unter »Bewegungsaspekten«Fahrradergonomietraining,Laufband, GymnastikQuelle: Multiple Sklerose <strong>und</strong> Sport, s. BuchtippJe nachdem unter welchen SymptomenSie leiden, können sich verschiedeneSportarten zur Verbesserung Ihrer Beschwerdeneignen (siehe linke Spalte).Fragen Sie Ihren Arzt...Bevor Sie mit dem Training beginnen,sollten Sie Ihren behandelndenArzt um Rat fragen. Er kennt denGrad Ihrer Erkrankung <strong>und</strong> kann –eventuell auch anhand eines Ges<strong>und</strong>heitschecks– hilfreiche Tipps zu denkörperlichen Möglichkeiten,Trainingshäufigkeiten<strong>und</strong> Belastungsgrenzensowiegeeigneten Sportartengegebenenfalls auch in Kombinationmit anderen Therapien geben. SetzenSie auch Ihren Physiotherapeuten darüberin Kenntnis, dass Sie zusätzlichzur Krankengymnastik sportlich aktivsein wollen. Er oder Ihr Arzt solltenzudem umgehend informiert werden,wenn es während oder nach dem Sportzu Problemen, wie Schmerzen oderUnwohlsein, kommt.Wird der Sport in einer Gruppeoder in einem Verein ausgeübt, kannes ratsam sein, dass auch andere Gruppenmitglieder,am besten natürlichder Trainer, über die MS-ErkrankungBescheid wissen. Nur so ist sichergestellt,dass im Notfall optimale Hilfegeleistet werden kann.Buchtippnichtübertreiben!Worauf ist zu achten?Generell sollten MS-Patienten, diekörperlich aktiv sein möchten, einpaar Regeln beachten: Beginnen Sieals Anfänger mit kurzen Trainingseinheiten,überfordern Sie sich nicht <strong>und</strong>planen Sie regelmäßige Ruhepausenein. Das gilt auch für fortgeschritteneSportler. Die Betätigung sollte auchnicht zum Hochleistungssport ausarten<strong>und</strong> der Körper keinen Extrembelastungenausgesetzt sein.Körperliche Signale,wie Fatigue odermögliche Hitzeempfindlichkeiten,müssenunbedingt berücksichtigtwerden, genauso wie eventuellnoch vorhandene Beschwerden unmittelbarnach einem Schub.Aber lassen Sie sich von kleinerenRückschlägen nicht verunsichern. Lieberlangsam steigern <strong>und</strong> kleine Fortschrittemachen als gar keine. Undgeht nicht, gibt's nicht!Hilfsmittel für ein ausgewogenesTraining sowie die Findung der eigenenBelastungsgrenzen kann u. a. einSporttagebuch sein, in das jede sportlicheAktivität eingetragen wird. Sokönnen Sie feststellen <strong>und</strong> jederzeitnachvollziehen, welche Belastungenbzw. welche Sportarten gut vertragenwerden <strong>und</strong> welche Effekte diesehaben. Multiple Sklerose <strong>und</strong> Sport – Immer in Bewegung:Mehr Lebensqualität durch ein aktiveres LebenTrias-Verlag, 2011, 128 Seiten, broschiert, 4,95 €,ISBN: 978-3-8304-6034-3Die Autorin Doris Friedrich – selbst an MS erkrankt –hat an einer Studie zum Thema MS <strong>und</strong> Sport teilgenommen<strong>und</strong> bereut dies nicht: »Anfangs habe ichkeine drei Minuten auf dem Heimtrainer durchgehalten,da meine Beine schlapp gemacht haben.« Dankhilfreicher Trainingstipps ist sie heute – zwei Jahrespäter – fit genug zu regelmäßigen Nordic WalkingTouren. »Wichtig ist, langsam anzufangen, auf dieSignale des Körpers zu hören <strong>und</strong> immer wieder auch Pausen einzulegen«,so Friedrich. Ihre positiven Erfahrungen sowie die Vorteile der sportlichenBetätigung möchte sie in ihrem Ratgeber auch anderen MS-Patienten vermitteln.Dort werden über 50 verschiedene Sportarten vorgestellt <strong>und</strong>hinsichtlich ihrer Eignung den entsprechenden Symptomen zugeordnet<strong>und</strong> bewertet. Für die richtige Ausübung werden verschiedene Trainingsgeräte<strong>und</strong> therapeutische Hilfsmittel erläutert sowie Risiken <strong>und</strong> Vorsichtsmaßnahmenfür einen richtigen Trainingsablauf aufgelistet.© lichtmeister / Fotolia.com; © Lichtmaler / Fotolia.com; © anderssehen / Fotolia.com10


Begleitung macht starkMaßgeschneiderter Servicefür MS-Patienten Patiententasche zum Therapiestart Individuelle Injektionsschulung mit demWochen-Pen oder dem AVOJECT ® Kompetente telefonische Ansprechpartner Informations- <strong>und</strong> Serviceartikel Patientenzeitschrift „MS Life & News“ E-Mail-NewsletterKostenfreie Servicenummer zum AVOSTART-1a Team<strong>und</strong> zum Biogen Idec Schwesternservice:0800 37 37 000Besuchen Sie unsere Patienten-Homepage:www.ms-life.de


MULTIPLE SKLEROSE aktiv lebenDiagnose MS –was nun?Mit der Diagnose Multiple Sklerose (MS) stürzenviele Fragen auf die betroffenen Menschen ein. Umsowichtiger ist es zu wissen, wie <strong>und</strong> wo sie sich überrelevante Aspekte der Krankheit informieren können.Dank moderner Therapien <strong>und</strong> bewährter Tippsfür den Alltag ist für die meisten ein weitgehendnormales Leben möglich. text: Anne GöttenauerVor meiner Diagnose hatteich noch nie etwas von MSgehört«, erinnert sich Özge.»Ich war 14 <strong>und</strong> mein Armfühlte sich plötzlich tauban.« Als dies schlimmer wurde, gingÖzges Mutter mit ihr zum Neurologen.Mit der Diagnose Multiple Sklerosekonnten das junge Mädchen <strong>und</strong> ihreFamilie erst mal gar nichts anfangen.Was ist MS genau? Wie wird mein Lebenkünftig verlaufen? Welche Therapiekommt für mich in Frage? Auf alle diese<strong>und</strong> weitere Fragen mussten Antwortengef<strong>und</strong>en werden.Die richtigenQuellen findenFür viele Patienten ist neben dembehandelnden Arzt vor allem dasInternet erste Anlaufstelle, um sichüber eine Erkrankungschlau zu machen.Doch nicht alles, wasim World Wide Webgeschrieben steht, istauch professionelloder wirklich hilfreich. Im Gegenteil:Manche Dinge verunsichern die Patientenmehr, als dass ihre Fragen beantwortetwerden. So erging es auchÖzge. »Bei meinen ersten Recherchenüber MS fand ich fast nur Bilder vonRollstühlen <strong>und</strong> Schreckensberichte,die mich sehr belasteten. Mir fehlteeine Informationsquelle, die Orientierungbietet.«Sich mitBetroffenenaustauschenInzwischen gibt es zahlreiche medizinischseriöse <strong>und</strong> informative Internetseitenfür MS-Patienten <strong>und</strong> ihreAngehörigen, zum Beispiel www.amsel.de oder www.leben-mit-ms.de. »Jedem,der es plötzlich mit MS zu tun bekommt,kann ich nur den Tipp geben,direkt auf die Spezial-Webseiten zu gehen.Dort wird die Krankheit deutlicherklärt, Experten stehen einem mitRat zur Seite <strong>und</strong> beim ›Austausch mitden Betroffenen‹ können Neudiagnostiziertevon denjenigen lernen, die schonlänger mit MS leben«, so Özge über dieVorteile der MS-Themenportale.Mit Mut in die ZukunftNachdem sich die heute 20-Jäh rigeein genaues Bild über ihre Erkrankunggemacht hatte, entschied siesich gemeinsam mit ihrem Arzt <strong>und</strong>ihren Eltern für eineimmunmodulierendeBasistherapie mithochdosiertem Interferon,das unter dieHaut gespritzt wird.»Mithilfe der Therapie kann ich meineErkrankung im Zaum halten.« Dabeiist für sie das Spritzen dreimal proWoche zur Routine geworden. »Beiden elektronischen Injektoren siehtman keine Nadel mehr <strong>und</strong> hört auchkeinen Klick beim Einstich. Das ist fürmich eine wichtige psychologischeHilfe«, so die junge Patientin. »Genauwie es mir mein Neurologe <strong>und</strong> meineMS-Betreuerin erklärt haben, glaubeich auch fest daran, dass ich dank derTherapie ein weitgehend normalesLeben führen kann.«Besonders glücklich ist Özge darüber,dass sie jetzt eine Ausbildung zuihrem Traumberuf Krankenschwesterbeginnen kann. Zwar verschwieg sieihre Erkrankung zunächst in der Bewerbung,beim Vorstellungsgesprächspielte sie dann aber mit offenen Karten.Dieser Mut wurde belohnt: »DieLeute vom Krankenhaus fanden meineOffenheit gut <strong>und</strong> haben mich dafür gelobt,dass ich so ehrlich war. Jetzt habeich tatsächlich einen Ausbildungs platzin meiner Wunschklinik!« Vereinfachte Diagnose– frühe TherapieSeit einigen Jahren ist die sichereDiagnose einer MS schon nach demersten Schub möglich, wodurchdie Therapie frühzeitig begonnenwerden kann. Dies ist für die Betroffenenvon Vorteil, da zu Beginnder Erkrankung die Entzündungsaktivitätim ZNS nachweislich amhöchsten <strong>und</strong> der weitere Verlaufwahrscheinlich am stärksten positivzu beeinflussen ist. Die meistenBasistherapeutika, wie subkutanesInterferon beta-1a, sind für Patientenmit frühen Anzeichen für eine MSzugelassen.12


sonderthema FacharztbeitragHerabfallende Augenlider können erste Anzeichen einer Myasthenie(»Myasthenia gravis«) sein: Dabei verweigern wichtige Muskelndem Körper ihren Dienst – bis hin zu lebensbedrohlichen Krisen.Das erfordert eine konsequente <strong>und</strong> intensive Behandlung.Myasthenie im Fokus© BildPix.de / Fotolia.comSchlaganfall, Borreliose, psychischeErkrankung oder sogarKrebs: Patienten, die unter einerMyasthenie leiden,erhaltenim frühen Stadium derKrankheit oft die unterschiedlichstenDiagnosen.Das kommt nichtvon ungefähr: Da die AutoimmunkrankheitMyasthenie sehr selten ist (drei bisfünf Neuerkrankungen pro Jahr auf eineMillion Einwohner), werden die Symptomeoft häufigeren Krankheiten zugeordnet.Bei der Myasthenie bildet der KörperAbwehrstoffe (Antikörper) gegenden Botenstoff (Neurotransmitter)Acetylcholin <strong>und</strong> dessen Rezeptorenin der Muskelzelle. So wird die Reizübertragungvom Nerv auf den Muskelgeschwächt. Die Übertragungsstörungtritt vor allem unter Belastung auf. Diemeisten Patienten leiden zunächstunter herabfallenden Augenlidern,etwa beim angestrengten Geradeaus-Schauen beim Autofahren oder Fernsehen(»okuläre Form«). Im VerlaufKlick-TippErfahrungsberichte von Patienten,die Mut machen, finden Sie unterwww.myasthenia-gravis.de.GestörteReizübertragungder Erkrankung, seltener zu Beginn,kommt es auch zu Störungen desSchluckapparats oder der Atemmuskulatur.Diese könnenlebensbedrohlichsein. Ursacheder Erkrankung istmeist ein banaler Infekt,der das Immunsystemstimuliert. Der Körper wendetsich dann gegen sich selbst, mit fatalenFolgen. In wenigen seltenen Fällenist die Myasthenie erblich bedingt.Sichere DiagnoseDem Neurologen stehen verschiedeneUntersuchungsmethoden zurVerfügung, die in der Regel nacheinanderangewendet werden. Dazu gehören• der Nachweis von Acetylcholin-Rezeptor-Antikörpern im Blut,• die Serienstimulation, bei der dieNerven durch leichte elektrischeImpulse gereizt werden,• die Computertomographie desBrustkorbes, bei der die Aufmerksamkeitauf die Thymusdrüsegerichtet wird, ein wichtiges Organdes Immunsystems,• der Tensilon-Test, bei dem ein Medikamentgespritzt wird, das einebestehende Muskelschwäche kurzzeitigaufhebt <strong>und</strong> somit nachweist.Intensive BehandlungDie Myasthenie ist eine chronischeErkrankung: Sie muss ein Leben langmedikamentös behandelt werden. Cholinesterasehemmersorgen dafür, dassdie Konzentration des Acetylcholinsam Übergang zwischen Nerven- <strong>und</strong>Muskelzelle erhöht wird. Sie bringenhäufig bereits eine gute Besserung.Gleichzeitig beginnt man mit einerTherapie, die das Immunsystem unterdrückt.Besonders effektiv ist dieBehandlung mit Kortison. Um dabei befürchteteNebenwirkungen so niedrigwie möglich zu halten, werden parallelImmunsuppressiva oder bei krisenhafterVerschlechterung Immunglobulineverordnet. Bei Patienten unter 60 Jahrenwird heute oft auch die Thymusdrüseoperativ entfernt (Thymektomie).Noch in den 1960er-Jahren nahmdie Erkrankung bei 30 bis 40 Prozentder Patienten einen schweren Verlauf.Heute ermöglicht die Therapie mitmodernen, wirksamen Medikamentenden allermeisten Patienten dauerhaftein normales Leben, in dem sie auchihren Beruf weiter ausüben können. Dr. med. Rupert KnoblichFacharzt für Neurologie,Notfallmedizin <strong>und</strong>neurologische Intensivmedizin,Neuro Centrum Odenwald14


DEMENZ InterviewZuhause pflegen<strong>und</strong> ges<strong>und</strong> bleibenPflegende Angehörige stoßen oft an dieGrenzen der körperlichen <strong>und</strong> psychischenBelastbarkeit. Viele finden kaum mehr Zeit,um sich auch um ihre eigene Ges<strong>und</strong>heit zukümmern. Vor allem die Pflege von Menschenmit Demenz bringt oft eine emotionaleBelastung mit sich, die auf Dauerkrank machen kann. Betroffene sollten sichdaher nicht scheuen, auch die eigenenBeschwerden anzusprechen, betont derNeurologe Dr. med. Carsten Schumann.interview: Karin Banduhn© shutterstock / CreatistaPflegende Angehörige – zu 90Prozent Frauen – sind häufigerkrank als der Durchschnitt derB<strong>und</strong>esbürger <strong>und</strong> benötigenmehr ärztliche Behandlung<strong>und</strong> Medikamente. Das ist das alarmierendeErgebnis der Umfrage einerBetriebskrankenkasse. Das neue Gesetzzur Pflege-Neuausrichtungsoll zwar die finanzielleEntlastung pflegenderAngehöriger stärken;für ihre persönliche Ges<strong>und</strong>heitkann die Politikallerdings nicht sorgen.So kommt den Ärzten für die UnterstützungPflegender eine entscheidendeRolle zu. Dr. med. Carsten Schumann,Neurologe am Neuro Centrum Odenwald,behandelt demenzkranke Patienten<strong>und</strong> berät Angehörige im Umgangmit der häuslichen Pflegesituation.A u c hPflegendebrauchenFürsorgeHerr Dr. Schumann, was deutet daraufhin, dass die Ges<strong>und</strong>heit einesAngehörigen gefährdet ist?Erst seit kurzer Zeit gibt es vermehrtwissenschaftliche Arbeiten,die sich mit der ges<strong>und</strong>heitlichen Belastungder pflegenden Angehörigenbeschäftigen. Demnach kommt es beivielen zu einer anhaltenden Stresssituation,der Spiegel von Stresshormonenwie dem Kortison steigt an. Hierdurchwerden die Abwehrkräfte desKörpers geschwächt. Mögliche Folgen:vermehrte Anfälligkeit für Infekte,Zunahme von Schmerzen,beispielsweise desBewegungsapparates<strong>und</strong> der Wirbelsäule,Schlafstörungen. InsGewicht fallen auch affektiveErkrankungenwie eine Depression. Die Anfälligkeitfür Erkrankungen, die häufig nichtausreichend erkannt <strong>und</strong> therapiertwerden, hat den Begriff des »unsichtbarenPatienten« geprägt.Sprechen Sie die Angehörigen IhrerPatienten aktiv auf Probleme an?Ja, denn Angehörige selbst sprechenselten über ihre Beschwerden.Wenn ich den an Demenz erkranktenPatienten in Begleitung seinerAngehörigen sehe, kann ich viel ausder Mimik, der Gestik, der Bewegungherauslesen. Der behandelnde Arzt,ganz gleich ob Neurologe oder Hausarzt,sollte <strong>erkennen</strong>, wenn es demAngehörigen nicht mehr gut geht. Ineinem weiteren Schritt finde ich essinnvoll, die Situation zuhause genauermit den Angehörigen zu erörtern<strong>und</strong> gemeinsam Lösungen zu finden.Denn Demenz ist eine Erkrankung,welche die ganze Familie betrifft, esreicht also nicht aus, nur den Patientenzu behandeln. Mir ist klar, dass dasim Praxisalltag <strong>und</strong> aus einer Zeitnotheraus schwierig zu bewältigen ist.In unserer Praxis versuchen wir, miteinem speziellen Demenz-Betreuungsprogrammauch die pflegenden Angehörigenzu unterstützen.Was ist in einer Pflegesituationbesonders belastend?Wie Untersuchungen gezeigt haben,sind es nicht die Demenz-Symptome,wie Gedächtnisstörung, Vergesslichkeit<strong>und</strong> Orientierungsstörungen,welche die familiäre Pflege erschweren.Als eine größere Belastung empfindenpflegende Angehörige Verhaltensveränderungendes Patienten, wie15


demenz InterviewTipps für AngehörigeÖrtliche Pflegestützpunkte, KrankenoderPflegekassen helfen bei der Sucheeines geeigneten Pflegedienstes.Weitere Informationen <strong>und</strong> Tippszum Thema »Entlastung für die Seele«liefert der neu aufgelegte Ratgeber fürpflegende Angehörige, kostenlos zu bestellenbei der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaftder Senioren-Organisationene. V., Tel.: 0228 /24 999 320 oder imInternet unter www.bagso.de.Wutausbrüche <strong>und</strong> Angriffe begleiten häufig eine Demenz.Schulungen für Angehörige helfen, mit Aggressionen <strong>und</strong> Gewaltin der Pflegesituation besser umgehen zu lernen.me der Demenz. Wir bieten hierzuin unserer Praxis Gesprächsgruppenfür Angehörige an, die sehr gut angenommenwerden. Denn Austauschist wichtig – zu merken, dass man alspflegender Angehöriger mit seinerWut, Verzweiflung <strong>und</strong> den Sorgennicht alleine ist. Ebenso halte ich vieldavon, die Erkrankung verständlichzu erklären, um sie besser zu verstehen.Das erleichtert den Umgang,die Kommunikation <strong>und</strong> die richtigeGestaltung der häuslichen Umgebung.Reizbarkeit <strong>und</strong> Aggressivität. Ebensoleiden viele unter Schlafstörungen.Wenn zum Beispiel das demente Familienmitglieddie Nacht zum Tagmacht, ist ein Zusammenleben kaumnoch möglich.Depressionen können Folge dieserDauerbelastung sein. Was raten SieBetroffenen?In der Tat treten Depressionen häufigauf, etwa 35 bis 50 Prozent allerpflegenden Angehörigen dürften betroffensein. Dauerstress begünstigtDepressionen: Die Betroffenen kommennicht zur Ruhe, werden grüblerisch.Erschwerend kommt hinzu,dass sie manchmal r<strong>und</strong> um die Uhr indie Betreuung eingeb<strong>und</strong>en sind. SozialeKontakte lösen sich, sie schottensich immer weiter ab. Häufig kommenfür die Familie finanzielle Einbußenhinzu, was den Stress noch erhöht. Einerseitskann es hier sinnvoll sein, denSchlaf mit Medikamenten zu verbessern,auch ein Antidepressivum wärezu überlegen. Andererseits ist es wichtig,aktiv zu werden <strong>und</strong> einen professionellenPflegedienst hinzuzuziehen,damit der Angehörige Stress abbauenkann. Fre<strong>und</strong>e besuchen, Hobbys pflegen<strong>und</strong> Sport treiben, das ist wichtig,um die »Akkus wieder aufzuladen«<strong>und</strong> einer Erschöpfung vorzubeugen.Interessant ist, dass ein Pflegeheimhier offenbar keine Lösung darstellt.Es hat sich gezeigt, dass die Depressivitätder Angehörigen dann weiteranhält.Wie kann der behandelnde Neurologepflegende Angehörige praktischunterstützen?Zunächst sollte die Demenz abgeklärt<strong>und</strong> optimal behandelt werden.Hierdurch können wir die Verhaltensauffälligkeitenvermindern. Leidersuchen die meisten Patienten <strong>und</strong> Angehörigenviel zu spät einen Neurologenauf. In einer frühen Phase der Erkrankungsind Therapien erfolgreich,denn der Erkrankungsverlauf kanndann oft herausgezögert werden. VieleAngehörige kommen erst zu einemZeitpunkt, an dem für alle Beteiligtennichts mehr geht. Hier ist noch einhoher Aufklärungsbedarf notwendig,vor allem über die frühen Sympto-16Was ist nötig, um das System derhäuslichen Pflege zu verbessern?Wir brauchen viel mehr ambulante<strong>und</strong> stationäre Einrichtungen fürMenschen mit Demenz! Bisher bautunser Ges<strong>und</strong>heitswesen darauf, dasssie überwiegend von Angehörigen gepflegt<strong>und</strong> betreut werden, die dieseTätigkeit alleine aber kaum bewältigenkönnen. Eine Verbesserung derVersorgungsstruktur führt auch dazu,dass Pflegeversicherungen oder Krankenkassenmehr Kosten übernehmen.Dem aus dem Weg zu gehen, halteich für kurzsichtig. Schon heute istersichtlich, dass es in unserer Gesellschaftin Zukunft mehr Hochbetagte<strong>und</strong> somit mehr Demenzkranke gebenwird, aber immer weniger Angehörige,welche die Pflege übernehmen könnten.Hier ist die Sozialpolitik gefordert.Vielen Dank für das Gespräch,Herr Dr. Schumann. Dr. med. Carsten SchumannFacharzt für NeurologieNeuro Centrum Odenwald,Erbach <strong>und</strong> Groß-Umstadtwww.neuro-centrum-odenwald.de


„Gemeinsame Zeit gewinnen <strong>und</strong> Erinnerungenlänger bewahren! Die zuverlässige <strong>und</strong> bewährte Therapiehilft, den Demenzverlauf zu verzögern.“neuraxpharm macht Bewährtes noch besser. Die Wirkstoffe vonGenerika haben sich über viele Jahre millionenfach bewährt. Siesind für neuraxpharm der Ausgangspunkt für eine konsequenteForschung <strong>und</strong> Verbesserung: Mit Fachleuten aus der medizinischenPraxis entwickeln unsere Experten innovative Darreichungsformen<strong>und</strong> praxisgerechte Dosierungen. Denn diese können für Therapievielfalt<strong>und</strong> Therapieerfolg manchmal so entscheidend sein wie dieenthaltenen Wirkstoffe.Als Spezialist für Erkrankungen des Zentralen Nervensystems(ZNS) steht neuraxpharm für die Verlässlichkeit bewährter Wirkstoffe<strong>und</strong> innovative Einfachheit in Einnahme oder Anwendung.Besuchen Sie uns aufunserer Internetseite:www.neuraxpharm.de


NEWS aus Neurologie <strong>und</strong> PsychiatrieNEWSMit den im Text aufgeführten Internetadressen spricht die Redaktion keine Empfehlungen für bestimmte Therapien,Ärzte, Apotheken, Arzneimittel- <strong>und</strong> Medizinproduktehersteller oder sonstige Leistungserbringer aus.Die NTC GmbH ist nicht für die dort veröffentlichten Inhalte verantwortlich <strong>und</strong> macht sich diese nicht zu eigen.StudieImpfung gegen ParkinsonIn Österreich erhalten Parkinson-Patienten testweise einen Impfstoff,der nicht nur die Symptome lindern,sondern den Krankheitsprozess bremsensoll. Anders als in früheren Versuchenrichtet sich der neue Impfstoffgegen Ablagerungen in den Lewy-Körperchen,jenen Strukturen, sie sich inbeschädigtem Hirngewebe bei Parkinsonkrankenbilden. Der Impfstoffwird derzeit an 32 Patienten im frühenKrankheitsstadium getestet, zusätzlichzur Standardtherapie.Die Kontrollgruppebesteht aus acht Patientenohne Impfung. Zielder Studie ist es zu prüfen,wie sicher <strong>und</strong> verträglichder Impfstoff in verschiedenenDosierungen wirkt. Die Studiewird in Wien in der ConfraternitätPrivatklinik Josefstadt durchgeführt<strong>und</strong> ist auf ein Jahr angelegt. Quelle:Ärzte Zeitung online, 19. Juni 2012© Eisenhans / Fotolia.com© PhotoSG / Fotolia.comEpilepsieEU-Zulassung fürPerampanelDer Wirkstoff Perampanelhat die EU-Marktzulassungerhalten. Die neue Tabletteeignet sich für die Zusatzbehandlungvon fokalen Anfällenmit oder ohne sek<strong>und</strong>äreGeneralisierung bei Epilepsie-Patienten ab 12 Jahren. Perampanel blockiert die Aktivität des Neurotransmitters Glutamat<strong>und</strong> kann so Anfälle verhindern. Die europäische Arzneimittel-Behörde EMAhatte nach Prüfung der klinischen Studien ihre Empfehlung gegeben. Hauptindikatorfür die Wirksamkeit war der Anteil der Patienten, bei denen sich die Anfallshäufigkeitum mindestens die Hälfte verringerte. Quelle: Europäische Arzneimittel-Behörde EMAMultiple SkleroseWettbewerb »MS-Schwester 2012«Qualifizierte MS-Betreuerinnen in neurologischen Praxen helfen Patientendabei, mit Multipler Sklerose zurechtzukommen <strong>und</strong> den Therapiestartzu meistern. Auch in diesem Jahr konnten Patienten wiederihre beliebteste MS-Betreuerin wählen. Die zehn meistgenannten MS-Schwestern gewinnen. Die Ergebnisse der Abstimmung sind unter www.leben-mit-ms.de zu finden. Den Wettbewerb »MS-Schwester des Jahres«veranstaltet das Unternehmen Merck Serono zum fünften Mal in Folge. Quellen: Ärzte Zeitung, Merck Serono GmbH18


NEWS aus Neurologie <strong>und</strong> PsychiatrieLeben mit BehinderungErmäSSigte Gebührenfür Radio <strong>und</strong> FernsehenAb Januar 2013 erhebt die GEZeine Gebühr von 17,98 Euro füralle R<strong>und</strong>funkgeräte pro Haushalt.Menschen mit Behinderungkönnen künftig eine Beitragsminderungbeantragen, was bishernicht möglich war. Wer einSchwerbehindertenausweis mitdem Vermerk »RF« hat, zahltkünftig 5,99 Euro pro Monat. Istman auch Empfänger von Sozialhilfen,kann man von den Kostenbefreit werden. Für eine Ermäßigungoder eine Befreiung vonder GEZ müssen zuvor Anträgegestellt werden. Quellen: Südwestr<strong>und</strong>funk,www.r<strong>und</strong>funkbeitrag.deKLICKTIPPIm Oktober starten die Aktionswochen»Warnzeichen Vergesslichkeit«:In zehn deutschen Städten informierenÄrzte <strong>und</strong> Apotheker jeweils eineWoche lang über die Ursachen einesnachlassenden Gedächtnisses. Dieörtlichen Termine finden sich unterwww.warnzeichen-vergesslichkeit.de. Mit praktischen Tipps für denAlltag zeigen die Experten auch, wiesich die Gr<strong>und</strong>lage für ein gutes Gedächtnisbis ins hohe Alter legen lässt.Zugleich erhalten Betroffene mit Gedächtnisstörungen<strong>und</strong> ihre AngehörigenOrientierungshilfe, um gegenden weiteren Gedächtnisverlust anzugehen.© sonne07 / Fotolia.com© Marek Gottschalk / Fotolia.comKünstler mit MSAusstellung»Denken – Fühlen –Malen« in Berlin»Leben mit Multipler Sklerose« ist das Themavon Bildern, Grafiken <strong>und</strong> Collagen, die ab Oktoberim Jüdischen Krankenhaus in Berlin-Mittezu sehen sind. Die Hauptstadt ist die diesjährigletzte Station der COPAKTIV-Wanderausstellung.Gezeigt werden 55 Werke von 26 Künstlern mitMS aus Deutschland, Österreich <strong>und</strong> der Türkei.Die Vernissage findet am 24. Oktober im 11 Uhrstatt, der Eintritt ist frei. Weitere Informationenunter www.juedisches-krankenhaus.de19DemenzReha lohntsich auch imhohen AlterAuch betagteMenschen, die untereiner leichtenbis mittleren Demenzleiden, profitierenvon Reha-Maßnahmen. Dashat eine wissenschaftlicheStudie bestätigt, die das Deutsche Institutfür Medizinische Dokumentation <strong>und</strong> Information(DIMDI) in Auftrag gegeben hatte. Kognitives Traininghilft auch älteren, mehrfach erkrankten Menschen,ein aktives, selbstbestimmtes Leben zu führen.Das entlaste auch die Versorgung <strong>und</strong> Pflege dieserPatienten. Häufig gewährt die GKVkeine Rehabilitation für geriatrischePatienten mit NebendiagnoseDemenz, da bisher derNutzen für die Betroffenen bezweifeltwurde. Quelle: DIMDI© Peter Maszlen / Fotolia.com


mitten im leben ErfahrungsberichtNTC-Ärzte bauenSchulen im IranEin Leben mit viel menschlichem Engagement – für zwei Neurologenaus Karlstadt gilt diese ärztliche Berufung auch privat<strong>und</strong> über Landesgrenzen hinweg. Das Facharzt-Ehepaar engagiertsich für junge Mädchen im Südosten des Irans, an Ortender Verwüstung nach dem Erdbeben 2003. Mehr als 100.000Euro Spendengelder sind seitdem in die Provinz Bam geflossen,mehrere Schulen sind mit der privaten Erdbebenhilfe schongebaut worden. NTC-Fachärztin Dr. med. Foroogh Bittkauerzählt, wie es dazu kam.Das Ärzte-Ehepaar Bittkauist seit 2004 so oft wie möglichvor Ort.Dres. Foroogh <strong>und</strong>Simon Bittkau, KarlstadtAls ich zu Weihnachten 2003im Fernsehen die Bildermeiner zerstörten Heimatsah, war ich wie elektrisiert.Ich hörte die Menschen, dienach dem Erdbeben im Südosten desIrans alles außer ihrem Leben verlorenhatten. Sie sprachen in dem selbenDialekt, der mir seit meiner Kindheitso vertraut ist. Das löste in mir diesesganz unmittelbare Bedürfnis aus, jemandNahestehendem in Not zu helfen.Gemeinsam mit meinem Mann Dr.Simon Bittkau begann ich umgehend,in Deutschland Hilfe für die Menschenin meiner Heimat zu organisieren.Kindergarten fürErdbeben-WaisenNachdem wir einige Tausend Euroan privaten Spenden gesammelt hatten,reisten wir in die zerstörte ProvinzBam. Dort ist fast jeder dritteEinwohner dem Erdbeben zum Opfergefallen, mehr als 10.000 Waisen <strong>und</strong>Halbwaisen sind geblieben. Für dieseKinder wollten wir das Geld gezielteinsetzen. Größere Hilfsorganisationenkonzentrierten sich auf das Stadtzentrum;die Menschen im verwüstetenUmland aberhatte niemandim Blick! Deshalbbauten wir dort alserstes einen Kindergartenmit auf<strong>und</strong> unterstützten ein Krankenhausmit Medikamenten <strong>und</strong> Materialien.Wir suchten nach zerstörten Schulen.In dem Dorf Assad Abad wurdenjunge Mädchen in einem baufälligenVorratsspeicher unterrichtet. Mit r<strong>und</strong>45.000 Euro gelang es uns, in Zusammenarbeitmit der örtlichen Schul-Neue Chancenauf Bildungfür Mädchenbaubehörde, eine erdbebensichereGr<strong>und</strong>schule zu bauen. Diese ersteMädchenschule wurde Anfang 2007eröffnet, im Laufe der letzten Jahreleisteten wir dort noch Verbesserungen.Jeder Spenden-EuroflieSSt in den AufbauZuhause im bayrischen Karlstadtorganisierten wir weitere Spendenaktionen.Eine kulturelle Benefiz-Veranstaltungmit bei uns lebenden Türkenkam großartigan. Die Lokalzeitungunterstützteuns, ebenso wiesämtliche KarlstädterÄrzte. Überzeugenkonnten wir vor allem damit, dasswir selbst für einen direkten Einsatzder Spenden in konkrete Projekte bürgen:Wir investieren alle unsere Spendengelderin unsere Bildungsprojekte!Die Kosten für Werbung <strong>und</strong> Organisationtragen wir privat.© Privat; © Ales.kocourekBam, UNO-Weltkulturerbe ersten Ranges,gilt als die älteste erhaltene Lehmsiedlungder Welt. Die Provinzstadt wurde bei demErdbeben 2003 weitgehend zerstört.20


mitten im leben ErfahrungsberichtDie neue Realschule inCheyrabad wurde 2009eingeweiht.Dr. Foroogh Bittkau mit Realschülerinnen in Rostam AbadNeubau derGr<strong>und</strong>schuleAssad AbadProjektbeschreibungen<strong>und</strong> Informationenunter: www.erdbebenhilfe-bam.deSteuerabzugsfähige Spenden sindmöglich bei Überweisung auf Konto-Nr.:5799 880 bei der Raiffeisenband Main-Spessart, BLZ 790 691 50. Bei Quittungswunschbitte mit Ihrer Adressangabe.Ein nächstes Schulprojekt für Mädchenfanden wir in Cheyrabad. Andiesem kleinen Ort gab es nur einekleine Realschule für Jungen, dieMädchen hatten einen Schulweg vonfast 40 Kilometern; für die meisten einunerreichbares Ziel.Hier planten wir mit der Schulbaubehördeeine Realschule für Mädchen.Mit 50.000 Euro Spenden konnte dasneue Gebäude errichtet <strong>und</strong> 2009 eingeweihtwerden. Unterstützt wurdendie ersten beiden Schulbauprojektevon ehrenamtlichen Hilfsorganisationenaus Ingolstadt <strong>und</strong> aus Neufahrnbei München.Offiziell gefördertesHilfsprojektHinter unserem dritten, aktuellenBildungsprojekt in der iranischenErdbebenregion steht auch das b<strong>und</strong>esweiteNTC-Ärztenetz. Seit 2011 istunser Verein Erdbebenhilfe Bam e. V.offizielles Hilfsprojekt der Neuro-TransConcept GmbH <strong>und</strong> wird vonNeurologen <strong>und</strong> Psychiatern aus denb<strong>und</strong>esweit 76 Großpraxen großzügigunterstützt.Auch diesmal möchten wir vorallem iranischen Mädchen helfen. InRostam Abad, einem Ort etwa 30 kmvon der Stadt Bam entfernt, war dieRealschule bislang in einer morschenBaracke untergebracht. Wir habenes geschafft, dass die Behörde unserInternatsprojekt akzeptierte <strong>und</strong> wenigeWochen später schon mit demBau begonnen wurde! Bei unseremletzten Besuch vor einigen Monatentrauten wir unseren Augen nicht: DerRohbau <strong>und</strong> die für eine erdbebensichereKonstruktion nötige Stahl-Skelett-Armierungenstanden fertig da!Das neue Internat bietet Schlafplätzefür 80 Mädchen, Räume für Aufsichtspersonen,Sanitär- <strong>und</strong> Aufenthaltsräume.Bis Ende dieses Jahres, da sindwir zuversichtlich, werden Wohn- <strong>und</strong>Schulgebäude fertiggestellt sein.Bildungszentrumfür Frauen geplantBisweilen sind wir über den Erfolgunserer Hilfsorganisation ErdbebenhilfeBam selbst erstaunt. Mit r<strong>und</strong>120.000 Euro Spenden konnten wir inacht Jahren Beachtliches auf die Beinestellen: eine 5-klassige Gr<strong>und</strong>schule,eine 6-klassige Mädchen Realschule<strong>und</strong> jetzt ein Internatsgebäude, welchesparallel zum staatlichen Neuaufbauder angrenzenden Realschule geradeerrichtet wird. Unser persönlichesEngagement dürfte die Initialzündunggewesen sein, aber ohne die vielen,treuen Spender wäre keines der SchulprojekteWirklichkeit geworden!Unser nächstes Vorhaben ist dieGründung einer Weiterbildungsstättefür Frauen in dieser iranischen Erdbebenregion.Wir freuen uns, wennwir auch hierin vertrauensvoll durchweitere Spenden unterstützt werden.Denn der Gr<strong>und</strong>stein für eine neueZukunft vieler Mädchen in dieser iranischenWüstenregion ist gelegt: Sieerhalten mit unserer Hilfe eine nachhaltigeChance auf Bildung! 21


EPILEPSIE FacharztbeitragEpilepsie imKindesalterbehandelnEinzelne epileptische Anfälle bei Kindern sind nicht selten, meistens bleiben sie ohne Folgen.Oft handelt es sich dabei um Fieberkrämpfe. Kommt es jedoch wiederholt zu Anfällen, kann essich um Epilepsie handeln, eine der häufigsten chronischen Erkrankungen des Nervensystems.Dann kommt es darauf an, das Risiko für weitere Anfälle zu vermindern. Ohne eine gezielteTherapie ist das nicht möglich. Prof. Dr. med. Ulrich Brandl erklärt, wann Kinder <strong>und</strong> Jugendlichebehandelt werden sollten <strong>und</strong> welche Möglichkeiten es gibt.Epileptische Anfälle bei Kindernsind für Eltern oft nichtals solche zu <strong>erkennen</strong>. Siekönnen sich nur durch einzelneMuskelzuckungen oderhäufiges Hinfallen, aber auch als sogenannteAbsencen darstellen, wobeidie Patienten zeitweise abwesend wirken.Wichtig ist es, solche Situationenabzuklären <strong>und</strong> eine Behandlung zubeginnen, um die Entwicklung desKindes nicht zu gefährden.Anfälle beeinflussendas kindliche GehirnKrampfanfälle im Kindesalterspielen sich am noch unreifen Gehirnab. Häufige Anfälle, vergleichbar mit»elektrischen Kurzschlüssen« zwischenden Nervenzellen, können dasGehirn zwar nicht schädigen, aber seineEntwicklung empfindlich stören:Die geistige Leistungsfähigkeit kannsich vermindern <strong>und</strong> das Gehirn sichso umstrukturieren, dass weitere An-22fälle wahrscheinlich werden. Je jüngerdie Kinder bei Beginn der Epilepsie sind,desto eher erlernt das Gehirn eine Neigungzu weiteren Anfällen, falls eineBehandlung ausbleibt. Oft folgen aufharmlos wirkende Absencen oder myoklonischeAnfälle – unkontrollierteMuskelzuckungen – auch große, generalisierteAnfälle. Deshalb richtet sichder Beginn einer Behandlung kaumnach der Art der Anfälle, sondern vorallem danach, wie häufig sie auftreten.


EPILEPSIE FacharztbeitragNach zwei Anfällensollte behandelt werdenBei Epilepsien mit sehr geringerAnfallshäufigkeit <strong>und</strong> einer gutenChance auf spontane Ausheilung istkeine Behandlung notwendig. MancheKinder haben auch nur eineneinzigen Anfall in ihrem ganzenLeben. Deshalb wird üblicherweisenoch nicht nach dem ersten Anfallmit einer Behandlung begonnen.Nach zwei Anfällen liegt das Risikoeines weiteren Anfalls bereits bei73 Prozent, meist kommt es schoninnerhalb eines Jahres zum nächstenAnfall. Daher empfehlen wir eine Behandlungmeistens, wenn zwei Anfälleinnerhalb eines Jahres auftreten.Wir geben Eltern auch zu bedenken,dass eine unbehandelte Epilepsie dasKind in ernste Gefahr bringen kann,wenn es etwa beim Klettern, Fahrradfahrenoder Baden zu einem plötzlichenAnfall kommt.So wirken Medikamentegegen EpilepsieAntiepileptika verhindern Anfälle,beseitigen aber nicht die Ursache.Sie wirken auf das gesamte Gehirn,regulieren dort eine abnormale Erregbarkeitvon Nervenzellen <strong>und</strong>stellen das Gleichgewicht zwischenhemmender <strong>und</strong> erregenderÜbertragungvon Signalen wiederher. Je nach EpilepsieformreagierenKinder wie Erwachsenejeweils auf bestimmte Gruppenvon Wirkstoffen besser, auf andereschlechter. Es kann sogar zu einer Zunahmevon Anfällen kommen, wennein unpassendes Medikament eingesetztwurde. Die Wirkung eines antiepileptischenMedikaments hält nursolange an, wie eine ausreichendeMenge davon im Gehirn vorhandenist. Daher helfen sie nur bei ständiger<strong>und</strong> regelmäßiger Einnahme. Diemeisten Wirkstoffe erhalten einenwirksamen Spiegel, wenn sie zweimalam Tag eingenommen werden. Antiepileptikagibt es als Tablette, Kapselnoder Saft, einige Wirkstoffe lassen sichauch spritzen oder als Zäpfchen verabreichen.keine angstvor medikamentenNebenwirkungen<strong>und</strong> RisikenDie größte Sorge bereiten den Elternepilepsiekranker Kinder möglicheNebenwirkungen der Medikamente.Tatsächlich gibt es kein Antiepileptikum,das Anfälle verhindern <strong>und</strong>keine unerwünschten Effekte mitsich bringen kann. Gefährliche Nebenwirkungensind allerdings sehrselten. Manche Kinder reagieren aufbestimmte Antiepileptika auch mitUnruhe <strong>und</strong> Hyperaktivität. Hier unterscheidensich Kinder deutlich vonErwachsenen, bei denen diese Nebenwirkungenviel seltener auftreten.Unruhe kann selbst durch Wirkstoffehervorgerufen werden, die erwachsenePatienten eher müde machen.Ebenso ist das Risiko von Leberschädengering – anders als vieleEltern befürchten. Für die meistenneueren Antiepileptika sind keine Leberschädenbekannt.Chancen einerOff-Label-BehandlungJe nachdem welche Form der Epilepsievorliegt, wählen wir sorgfältigden für das Kind passenden Wirkstoffoder eine Kombination aus; die Bandbreiteist groß. Leichtere Epilepsieformensind relativ rasch <strong>und</strong> gut zu behandeln.Dazu zähltdie kindliche Absencen-Epilepsie.Die Rolando-Epilepsie– einegutartige Herd-Epilepsie– bildet sich häufigauch ohne Behandlung wieder zurück.Bei schwer behandelbaren Epilepsien– ausgelöst durch Hirnschädigungoder angeborene Stoff wechselerkrankungen– ist es häufig notwendig, aufneuere Wirkstoffe zurückzugreifen.Neu entwickelte Medi kamente werdenimmer zuerst für Erwachsene zugelassen,dann folgen Studien bei Kindern<strong>und</strong> schließlich eine Zulassungfür das Kindesalter. Diese sogenannteOff-Label-Anwendung ist zulässig <strong>und</strong>sinnvoll, wenn mit bereits für Kinderzugelassenen Medikamenten kein ausreichenderBehandlungserfolg erzieltwird. Bisher gibt es kein Antiepileptikum,das Kinder schlechter vertragenals Erwachsene.Weitere Informationenfür betroffene Familien hat Prof.Dr. Ulrich Brandl in diesem Ratgeberzusammengefasst.Mein Kind hatEpilepsie: Aufklärung<strong>und</strong> Hilfe für Eltern176 Seiten, 18,95 €(geb<strong>und</strong>en)Therapien ohneMedikamenteEs gibt nur wenige wirksame Therapieansätze,die ohne Antiepileptikaauskommen. Alternative Heilmethoden,wie die Akupunktur, zeigen bisherkeine Wirkung. Eine spezielleEr näh rung kann die Behandlung unterstützen.Die ketogene Diät – vorwiegendFette statt Mischkost – istbei Kindern erst dann zu empfehlen,wenn die medikamentöse Behandlungnicht ausreichend wirkt. Viele Kinderverweigern allerdings diese Kost.Manche Epilepsien können auchbei Kindern operativ behandelt werden.Das ist prinzipiell nur bei Herd-Epilepsien möglich <strong>und</strong> erfordert,dass die betroffene Gehirnregionohne schwerwiegende Nachteile fürden Patienten entfernt werden kann.Die Vagusnerv-Stimulation mit Hilfeeines eingepflanzten Geräts ähnlichdem Hirnschrittmacher kommtnur als zusätzliche Möglichkeit zurmedikamentösen Therapie in Frage.Allerdings bewirkt diese Methode nurselten völlige Anfallsfreiheit.Epilepsie kannausheilenHat das behandelte Kind über einenlängeren Zeitraum keine Anfälle mehr<strong>und</strong> ist das EEG unauffällig, kann derbehandelnde Arzt die Medikamentereduzieren oder sogar die Therapiebeenden. Bei etwa jedem vierten Kindheilt die Epilepsie mit der weiterenHirnentwicklung aus <strong>und</strong> die Kindersind spätestens nach der Pubertät anfallsfrei.Prof. Dr. med. Ulrich BrandlFacharzt für Kinder- <strong>und</strong>Jugendmedizin, Neuropädiatrie,Universitätsklinikum Jena23


PSYCHE InterviewSoziale phobieN–DIE ANGST VORMENSCHENJeder von uns kennt Situationen, in denen einem etwas peinlichist oder man Angst hat, sich zu blamieren, etwa wenn man eineRede halten muss. Doch was tun, wenn die Angst vor anderenMenschen oder Missgeschicken so groß ist, dass man sich vonder Öffentlichkeit komplett isoliert? NTC Impulse hat sich mitJoachim Saur, Facharzt für Neurologie <strong>und</strong> Psychiatrie ausNeusäß über Ursachen, Behandlungsoptionen <strong>und</strong> Vermeidungsmöglichkeitenvon sozialen Phobien unterhalten.interview: Anne GöttenauerHerr Saur, was genauversteht man unter einersozialen Phobie?Wer unter einer sozialen Phobieleidet – schätzungsweisebis zu 10 Prozent der Bevölkerung –,vermeidet zwanghaft den Kontakt mitanderen Menschen. Kern der sozialenPhobie ist dabei meistens die Furchtvor der Bewertung durch andere, dieAngst vor dem, was andere über einensagen oder denken. Die Betroffenenleben deshalb oft sehr zurückgezogen,isoliert von der Umwelt. Im Extremfallwird der soziale Kontakt dann aufeinen ausgewählten, meist sehr kleinenKreis aus Angehörigen <strong>und</strong> engenFre<strong>und</strong>en beschränkt. Daraus könnennatürlich enorme private, aber auchberufliche Probleme entstehen. DiePhobiker haben nur selten längerePartnerschaften <strong>und</strong> versuchen imBeruf, Aufgaben zu finden, bei denensie so wenig Kontakt wie möglich mitanderen Menschen haben.© Serenethos / Fotolia.com; © Elena Yakusheva / Shutterstock.com24


PSYCHE Interview© Andrew Lever / Fotolia.comWelche weiteren Auswirkungenkann die Phobie haben?Körperliche Symptome einer sozialenPhobie in Stresssituationen sindu. a. Erröten, Herzrasen, Schwitzen,Übelkeit oder Atemnot bis hin zudem Gefühl, ohnmächtig zu werden.Im schlimmsten Fall kann die Angstso groß werden, dass sie zu Panikattackenführt. Weitere Folgen könnenEssstörungen oder auch Alkohol<strong>und</strong>Drogenmissbrauch sein. Alkoholwird vor allem dann zum Problem,wenn die Betroffenen in Selbstversuchenmerken, dass sie in angetrunkenemZustand die Hemmung vor anderenMenschen verlieren <strong>und</strong> nichtmehr so selbstkritisch sind. Diese Artvon »Therapie« ist aber natürlich keineLösung. Nicht zuletzt leiden sehr vieleSozialphobiker unter Depressionen.Was können die Ursachen fürdiesen Rückzug sein?Normalerweise schützt uns einges<strong>und</strong>es Maß an Schüchternheitvor grobem Fehlverhalten in der Öffentlichkeit.Der Grad, an dem dieseSchüchternheit in eine ausgeprägtesoziale Phobie kippen kann, ist abersehr schmal. Die extreme Angst, imZentrum der Aufmerksamkeit zu stehen<strong>und</strong> sich in der Öffentlichkeit zublamieren kann in einer übertriebenenKritik an der eigenen Person bishin zur Selbstbestrafung für falschesVerhalten begründet sein. Aber auchein traumatisches Erlebnis, wie etwaeine sehr peinliche Situation in derSchule, ist häufig eine Ursache füreine Phobie.Welche Therapien können beieiner sozialen Phobie helfen?Wenn die Phobie mit einer starkenDepression verb<strong>und</strong>en ist, die auchmit körperlichen Symptomen, wieSchlafstörungen <strong>und</strong> Antriebslosigkeit,einhergeht, ist eine medikamentöseTherapie sinnvoll, da diese dannauch gegen die phobische Erkrankunghelfen kann: Die Medikamente versetzenden Patienten erst mal in die Lage,sich vernünftig mit seiner Situationzu befassen, also in einen strukturiertentherapeutischen Prozess zukommen. Wichtig für viele Patientenist, dass die Antidepressiva körperlichnicht abhängig machen. Häufig beiPhobien eingesetzte sogenannte Tranquilizerdagegen bergen eine gewisseGewöhnungsgefahr <strong>und</strong> sollten dahernur unter strenger ärztlicher Aufsichteingenommen werden.In einer Psychotherapie gilt es zunächstzu klären, was die Auslöserder Phobie waren bzw. immer nochsind. Welche Erlebnisse haben zumersten Rückzug aus der Öffentlichkeitgeführt, wie kritisch ist der Betroffenesich selbst gegenüber, waren evtl.auch die Eltern sehr streng?Sind solche Ursachen bekannt,kann eine kognitive Verhaltenstherapiehelfen. Diese gibtden Betroffenen vielesofort umsetzbareHandlungsanweisungenan die Hand <strong>und</strong>führt sie langsam anSituationen, die normalerweise gemiedenwerden, heran. So lernt derPhobiker, dass er an den Ereignissen,die ihn ängstigen, nichts ändern, erjedoch seine eigene Einstellung bzw.seine Art der Verarbeitung der Situationverändern kann. Hat er dies realisiert,ist man in der Therapie oft schoneinen großen Schritt weiter. Entsprechendgut sind die Erfolgsaussichtenfür Betroffene, die sich in eine Therapiebegeben. Wobei hier wie so oftgilt: Je früher die Therapie begonnenwird, desto besser. In schwerwiegendenFällen wird sicher auch zu einerstationären Therapie geraten.Angstlindernd können übrigensauch Entspannungstechniken, wieautogenes Training <strong>und</strong> progressiveMuskelentspannung, wirken.Welche Rolle spielen Angehörige<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e bei der Therapie?Die verbliebenen sozialen Kontakte,wie in der Familie <strong>und</strong> zu Fre<strong>und</strong>en,sind sehr wichtig. Sie müssendie Aufgabe übernehmen, »kontraphobisches«Verhalten zu unterstützen.Das heißt, sie müssen den Patientenimmer wieder darin bestärken,der Phobie entgegenzuwirken. Dabeikönnen viele gemeinsame Unternehmungenhilfreich sein. Bei möglichenRückschlägen sollten sie den Betroffenenmotivieren, nicht aufzugeben,sondern sich der Situation erneut zuVERHALTENS-THERAPIEKANN HELFENstellen. Somit helfen sie ihm, eine optimistischeHaltung <strong>und</strong> ein gestärktesSelbstvertrauen zu erlangen sowieÄngste zu überwindenWie könnten soziale Phobienvermieden werden?Wie Studien mit Zwillingen zeigen,ist eine soziale Phobie zu einem gewissenGrad genetisch bedingt. Dass siesich aber auch manifestiert, hängt ingroßem Maß von Umwelteinflüssen ab.Da viele Phobien bereits in der Kindheitentstehen, spielt also vor allemdie Erziehung eine sehr große Rolle.Umso wichtiger ist es für Eltern, aberauch in Kindergärten<strong>und</strong> in der Schule,zu vermitteln, dassSituationen, in denman sich blamiertoder auch mal versagt,zum Leben dazugehören <strong>und</strong> mandaran wächst. Durch zu hohe, unerfüllbareAnsprüche werden nurVersagensängste herangezüchtet.Stattdessen sollten Kinder auch fürkleinere Leistungen öfter gelobt werden.Zudem hilft es, wenn Kinder <strong>und</strong>Jugendliche in Gruppen agieren, wiein einem Verein. Hier lernen sie, Stressaushalten <strong>und</strong> nicht jede Kränkung alsBlamage zu erleben. Joachim SaurArzt für Neurologie <strong>und</strong>Psychiatrie in Neusäß25


schlaganfall RehabilitationKörperliche FortschrittedankSpiegeltherapieSpiegeltherapieDem Gehirn einen Streichzu spielen <strong>und</strong> ihm vorzugauckeln,dass die halbseitigeKörperlähmung nichtexistiert, ist das Gr<strong>und</strong>verfahrender Spiegeltherapienach Schlaganfall.So kann in vielen Fällenwieder eine Beweglichkeitder betroffenen Gliedmaßenerreicht werden.text: Anne GöttenauerÜber den Spiegel sieht es soaus, als ob sich der gelähmteArm bewegen würde.Nach einem Schlaganfall isthäufig eine Körperseitegelähmt <strong>und</strong> die Betroffenenmüssen verlorene Fähigkeitenmühsam wiedererlernen. Im Rahmen der klassischenphysiotherapeutischen Rehabilitationstellt die Spiegeltherapie eine interessante<strong>und</strong> für einige Patienten durchauserfolgreiche Behandlungsoptiondar.Illusionen fürs GehirnBei der Spiegeltherapie wird einSpiegel so vor dem Körper des Patientenplatziert, dass die gelähmteKörperseite hinter dem Spiegel verschwindet<strong>und</strong> nur die nicht von derLähmung betroffenen Gliedmaßenüber den Spiegel beobachtet werdenkönnen.Bewegt der Patient nun den ges<strong>und</strong>enArm bzw. das ges<strong>und</strong>e Bein,sieht es für ihn im Spiegel so aus,als ob sich auch das gegenteilige –eigentlich gelähmte – Körperteil ohneEinschränkungen bewegt. Ergänzendzu der reinen Beobachtung kann einTherapeut den gelähmten Arm oderdas Bein hinter demSpiegel bewegen.Der positive Effektder Therapie: Durchdie per Spiegel ausgelösteIllusion werdenim Gehirn des Patienten für die Reha -bilitation wichtige Hirnareale aktiviert.Dem Gehirn wird vorgespielt,dass die Lähmung nicht mehr vorhandensei. Aufgr<strong>und</strong> der durch dieTäuschung ausgelösten Hirnveränderungenkann die Bewegungsfähigkeitder Gliedmaßen verbessert werden.Konzentrationist wichtigEine Rehabilitation mittels Spiegeltherapieist leider nicht für jedenPatienten geeignet. Neben dem Zeitpunkt,zu dem mit der Reha begonnenbeweglichkeitzurückgewinnenwerden kann, spielt auch das Ausmaßder Lähmung bzw. des Schlaganfallseine Rolle. Nur wenn bestimmte Hirnarealeunbeschädigt sind, ist die SpiegeltherapieneuestenStudien zufolge angebracht.Dazu kommt,dass die Therapie eingroßes Maß an Konzentrationsfähigkeitauf Seiten des Patienten erfordert, daer jede kleinste Anweisung des Physiotherapeutenexakt umsetzen muss.Daher findet die Behandlung in derRegel in völlig reizarmen Räumenstatt – ohne Bilder, Fenster oder störendeGeräusche.Aber nicht nur Patienten nachSchlaganfall können von der Spiegeltherapieprofitieren. Auch bei Phantomschmerzenoder Handerkrankungen<strong>und</strong> -verletzungen zeigt die Therapiegute Erfolge. Im Rahmen der Physiotherapiewird die Spieltherapie vonden Krankenkassen übernommen. 26


schlaganfall FacharztbeitragBluthochdruck, Diabetes, unges<strong>und</strong>e Lebensweise – viele Risikofaktoren für einen Schlaganfall sindbekannt. Doch auch Personen, die sich immer ges<strong>und</strong> ernährt, nie geraucht <strong>und</strong> regelmäßig Sportgetrieben haben, können einen Schlag-anfall erleiden. Inzwischen gibt es vieleverschiedene Untersuchungsmetho-den, um dem Restrisiko auf dieSpur zu kommen.Ursache für ein von derLebensweise unabhängigesGr<strong>und</strong>risiko für einenSchlaganfall können u. a.genetische Veranlagungensein. Da entsprechende Gefäßveränderungenmeist unbemerkt stattfinden,sollte der Zustand der Gefäße abeinem gewissen Alter (Männer ab 55,Frauen ab 65 Jahren) regelmäßiguntersucht werden.Dazu bieten viele neurologischePraxen inzwischen eine Art TÜV fürdie Gefäße an: Ähnlich zu der Inspektionbeim Autowerden – über diebekannten Schlaganfall-Risikofaktorenhinaus – verschiedeneUntersuchungendurchgeführt <strong>und</strong> in einem»Schlaganfall-Checkheft« festgehalten.So werden mögliche Veränderungender Gefäße auch über längere Zeit beobachtet<strong>und</strong> eventuelle Behandlungsmaßnahmenergriffen.UltraschallMittels einer Ultraschall-Untersuchungkönnen nicht nur Einengungender Hauptschlagadern durch gefährlicheAblagerungen festgestellt werden.Auch die Erfassung der sogenanntenIntima-Media-Dicke (IMD) ist einwichtiger Parameter. Dabei wird dieWanddicke der Halsschlagadern ausgemessen,der entsprechende Wertsteht im direkten Zusammenhang mitder vaskulären Belastung des Gefäßes<strong>und</strong> lässt Rückschlüsse auf das Risikofür einen Schlaganfall oder einenHerzinfarkt zu. Interessant ist, dasspositive Veränderungen von Risikofaktorenzeitnah anhand einer Abnahmedes IMD-Wertes festgestellt werdenkönnen.risikofaktoren<strong>erkennen</strong><strong>und</strong> bekämpfenTÜVBlutdruckmessungDie Messung des Blutdrucks inArmen <strong>und</strong> Beinen ist ein wichtigerIndikator für gefährliche Gefäßveränderungen:Fällt der Blutdruck anden Beinen imVerhältnis zu denArmen ab, deutetdies auf eine sogenanntearterielleVerschlusskrankheit,das heißt auf Strömungsbehinderungenin den Hauptschlagadern, <strong>und</strong>somit auf ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko hin.Das für die Blutdruckmessung verwendeteGerät bietet zudem eine weitereRisikoerfassung, indem es auchdie Wandhärte der untersuchten Arterienmisst: Je elastischer die Gefäße,desto besser können sie den Druck desBlutes abfedern, während Verhärtungenzu einem erhöhten Blutdruckführen.EKGZu den schlummernden Risikofaktorengehört auch Vorhofflimmern –eine der häufigsten Ursachen füreinen Schlaganfall.Da die oftmals nur kurzen Episodenbeim Standard-EKG jedoch nurselten erfasst werden, bietet die sogenannteSchlaganfall-Risikoanalyse(SRA) ein spezielles EKG, anhand dessendas Risiko für ein Vorhofflimmernermittelt werden kann.für dieGefäSSeNieren-ParameterErgänzend zu den technischenMöglichkeiten können auch Laborwertewichtige Anhaltspunkte für einindividuelles Risiko für Gefäßerkrankungenliefern. Kommt es zu vaskulärenGefäß- <strong>und</strong> Organschäden, ist insbesonderedie Niere als sehr starkdurchblutetes Organ in ihrer Funktiongestört, das heißt, ihre Filtrationsrateverschlechtert sich. Dies lässt sichsowohl mit einer Blut- als auch durcheine einfache Urinanalyse ermitteln.Das ist es wertLeider werden bis auf die Laboruntersuchungenkeine der genanntenVorsorgemöglichkeiten von der Krankenkasseübernommen, es handeltsich also um sogenannte Selbstzahlerleistungen.So kosten die Messung derIntima-Media-Dicke, des Arm- <strong>und</strong>Bein-Blutdrucks sowie der Gefäßwändejeweils ca. 25 Euro <strong>und</strong> die Schlaganfall-Risikoanalyseetwa 60 Euro.Man sollte sich überlegen, ob dieserecht überschaubaren Kosten alle zweiJahre nicht eine sinnvolle Investitionin die eigene Ges<strong>und</strong>heit sind. Dr. med. Stefan RiesFacharzt für NeurologieNeuro Centrum Odenwald,Erbach <strong>und</strong> Groß-Umstadtwww.neuro-centrum-odenwald.de27


sonderthema FacharztbeitragMedizinische Fachangestellte:Attraktive AusbildungVielen jungen Frauen bietet die Ausbildung zur medizinischenFachangestellten zahlreiche interessante Aufgaben. Dazu kommtin vielen neurologisch-psychiatrischen Praxen die Möglichkeit,verschiedene interessante Zusatzqualifikationen zu erlangen.Für die spannenden <strong>und</strong> vielfältigenAufgaben in einer neurologisch-psychiatrischenPraxissollte eine Auszubildende zurmedizinischen Fachangestellten(MFA) wissbegierig <strong>und</strong> offen sein sowieInteresse an organisatorischen <strong>und</strong> analytischenVorgängen haben. Neben derUnterstützung der Ärzte bei wichtigenUntersuchungen, wie z. B. beim Ultraschallder Gefäße oder der Messungvon Gehirnströmen <strong>und</strong> Nervenleitgeschwindigkeit,lernen die Fachangestelltenu. a., verschiedeneSpezialuntersuchungeneigenständig durchzuführenoder Patientenbei aufwendigen Therapienzu betreuen. Zudemwerden individuelle Interessen beider Aufgabenverteilung berücksichtigt:So können organisatorische Stärkenim Qualitätsmanagement eingebrachtwerden <strong>und</strong> dazu beitragen, Abläufe inder Praxis optimal zu gestalten.Um herauszufinden, ob die Ausbildungzu einer MFA das Richtige ist,bieten viele Praxen die Möglichkeit,einige Tage zu hospitieren, um sichselbst ein Bild machen zu können sowievon anderen Auszubildenden <strong>und</strong>MFAs weitere Informationen über denBeruf zu erhalten.Übrigens: Neurologisch-psychiatrischePraxen bezahlen übertariflich,die Auszubildenden werden fastimmer als Angestellte in der Praxisübernommen <strong>und</strong> das Arbeitsklimastimmt!IndividuelleStärkeneinbringenmich für die Ausbildung entschieden,da ich mit Menschen arbeiten <strong>und</strong>Möglichkeiten haben wollte, michberuflich weiter zu entwickeln. Bereitswährend der Ausbildung habeich alle relevanten Untersuchungenerlernt <strong>und</strong> wurde auch zu externenFortbildungen geschickt«, so Daniela.Auch Michèle weiß, Eigenverantwortung<strong>und</strong> Fortbildungsmöglichkeitenzu schätzen: »Schon vor Ausbildungsendehabe ich verantwortungsvolleAufgaben bekommen. Jetzt werdeich meine Lieblingsuntersuchung– dieNeurosonographie– mit Hil fe von Fortbildungskursenweiteraufbauen.« Aberauch die Arbeit in einem netten Teamsei ein entscheidender Faktor: »In denersten Wochen ist alles neu. Geradewenn man mit einigen Aufgaben nochüberfordert ist, sind die Kolleginnenunerlässlich, da sie wichtige Unterstützungbieten«, erklärt Michèle.Weitere Informationen zur Ausbildungzu einer medizinischen Fachangestelltenunter www.aekno.de Vorteile einerNTC-PraxisGlücklich in ihrem Job:Die neue AuszubildendeMandy A. <strong>und</strong> Michèle K.Ergänzend zu den in jeder Praxisanfallenden Aufgaben einer MFA bietetdie Ausbildung in einer neurologisch-psychiatrischenPraxis desNetzwerks <strong>NeuroTransConcept</strong> (NTC)eine vielfältige Auswahl an Zusatzqualifikationen.Dazu gehören nebendem Erlernen spezifischer neurologischerUntersuchungsmethodenvor allem die fachlichen Zusatzausbildungenzu einer sogenanntenNurse für verschiedene Erkrankungenwie Parkinson, MS <strong>und</strong> Demenz.Diese Positionen nutzen nicht nurden Patienten, sondern erweiternauch das Aufgabengebiet der MFAum viele spannende Aspekte. Zudembietet die Ausbildung zur Study-Nurse die Chance, an nationalen <strong>und</strong>internationalen wissenschaftlichenStudien mitzuarbeiten.Dr. (Univ. Ferrara) Serena ScarelFachärztin für Neurologie<strong>und</strong> PsychiatrieNeuropraxis München Süd© thingamajiggs / Fotolia.comPositive ErfahrungenDas können Michèle <strong>und</strong> Danielanur bestätigen. Beide haben ihre MFA-Ausbildung in der Neuropraxis MünchenSüd absolviert <strong>und</strong> wurden dortanschließend übernommen. »Ich habe28


NEUROTRANSCONCEPT Das NetzwerkWie Patientenvom NTC-NetzprofitierenOldenburgCuxhavenHamburgBremenKielNeumünsterLüneburgCelleLübeckSchwerinRostockNeubrandenburgBerlinStandorte der 76NTC-Facharztpraxenin DeutschlandDie nächste NTC-Facharztpraxisist auf dieser Übersichtskarteim Internet schnell zu finden:Es lassen sich einzelne Ortein Deutschland anwählen <strong>und</strong>Name <strong>und</strong> Adresse eines Facharzteserscheinen. Sie könnenauch nach Diagnose oderTherapie-Schwerpunkten suchen.Die Treffer leuchten aufder Übersichtskarte rot auf <strong>und</strong>zeigen die Praxisadressen an:www.neurotransconcept.comNordhornMinden Hannover PotsdamBielefeld SalzgitterMagdeburgMünsterPaderbornHalle (Saale)GöttingenEssenArnsbergKasselLeipzigDresdenKöln SiegenMarburgJenaBonnAachenGera ChemnitzKoblenzGießen FuldaFrankfurt a. M.PlauenWiesbadenAschaffenburg BayreuthDarmstadt WürzburgMannheimKaiserslauternNürnbergSaarbrücken HeilbronnKarlsruheBaden-BadenStuttgartFreiburgReutlingenAalenUlmMünchenFriedrichshafenRegensburgIngolstadtAugsburg LandshutNeurologische Erkrankungenspielen eine immerbedeutendere Rolle: JedesJahr kommen r<strong>und</strong> 40.000Fälle hinzu, das hat dieDeutsche Gesellschaft für Neurologieermittelt. Immer mehr Menschenbedürfen einer spezialisierten Betreuung:Schlaganfall, Demenz, chronischeSchmerzen sind nur einige der Krankheitsbilder,die Neurologen in Zukunftvor neue Herausforderungen stellen.Klar ist, dass der Bedarf an neurologischerVersorgung steigt, ebensoder Bedarf an psychiatrischer oder psychologischerBetreuung. In der Praxissind die Grenzen zwischen den Fachbereichenfließend: Viele Erkrankungender Nerven hängen eng mit derPsyche zusammen. Umso wichtigerist, dass Spezialisten mit unterschiedlichenSchwerpunkten zusammenarbeiten– zugunsten des Patienten.Spezialisten im Verb<strong>und</strong>Genau das ist die Ursprungsidee von<strong>NeuroTransConcept</strong>, einem b<strong>und</strong>esweitenNetz von derzeit 76 spezialisiertenArztpraxen in den Fachbereichen Neurologie,Psychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie.Erklärtes Ziel ist, Patienten optimalzu versorgen: Sie profitieren vom Spezialwissenhochqualifizierter Neurologen,Nervenärzte, Psychiater <strong>und</strong> Psychologen,von erstklassigen Kontaktenzu allen kompetenten Fachzentrendeutschlandweit <strong>und</strong> vor allem von derindividuellen Beratung.29Geprüfte QualitätDie Ansprüche an die Qualität derFacharztpraxen, was medizinischeKompetenz, moderne Ausstattung <strong>und</strong>zuverlässige Beratung betrifft, sindhoch. Alle NTC-Praxen sind nach derISO-Norm <strong>und</strong> eigenen, strengen Kriterienzertifiziert <strong>und</strong> werden von externerStelle regelmäßig überprüft.Nur wenn alle Qualitätskriterien erfülltsind, erhalten sie unsere AuszeichnungNTC Center of Excellence.<strong>NeuroTransConcept</strong> ist ein von derB<strong>und</strong>esärztekammer anerkanntesFachärzte-Netz.


MENSCHEN ReportageAnne ist heute hier, um einenBericht darüber zuschreiben, dass wir keintrauriger Haufen sind, sondernviel Spaß zusammenhaben! – so werde ich bei meinem Besuchin der Alzheimer-Demenz-Selbsthilfein Hagen vorgestellt. Und das mitdem Spaß stimmt: Es wird sehr vielgelacht. Das fällt als erstes auf.Ca. 60 Personen sitzen an liebevollgeschmückten Tischen <strong>und</strong> genießenKaffee <strong>und</strong> Kuchen: Erkrankte <strong>und</strong>Angehörige. Sogar drei Witwen kommenregelmäßig. Ihre an Alzheimererkrankten Männer leben schon seiteinigen Jahren nicht mehr, aber dastolle Gefühl, sich in der Gruppe aufgehoben<strong>und</strong> verstanden zu fühlen <strong>und</strong>gemeinsam Spaß zu haben, wollen sienicht missen.Lachenverlerntman nicht!Herzliche HelferNach dem Kaffee folgen gemeinsamesSingen <strong>und</strong> Tanzen, es wird einMärchen aufgeführt <strong>und</strong> schließlichendet der Nachmittag mit einem gemeinsamenAbendessen. Zu verdankenist der perfekte Ablauf sowie diezahlreichen Anlässe, sich zu freuen<strong>und</strong> zu lachen, vor allem den vielenehrenamtlichen Helfern. Unter ihnen:Claudine Scharfenberg. Hauptberuflichin der Tagespflege eines Pflegeheimstätig, hat sie sich auch privatganz dem Engagement für Alzheimer-Dass Alzheimer-Dezemz eine schwere Erkrankung ist, stehtaußer Frage. Aber dürfen Betroffene <strong>und</strong> Angehörige deshalbnicht mehr lachen <strong>und</strong> keinen Spaß im Leben haben? »EindeutigNein!«, sagt Claudine Scharfenberg. Die Hagenerinkümmert sich sowohl beruflich als auch privat um Alzheimer-Demenzpatienten. Manchmal ist sie dabei als Clown unterwegs.TEXT: Anne Göttenauer30


MENSCHEN ReportagePatienten <strong>und</strong> deren Angehörige verschrieben.Unermüdlich redet <strong>und</strong>singt sie mit den Anwesenden <strong>und</strong> widmetdabei jedem uneingeschränkteAufmerksamkeit.Ein rührender Moment: Eine Dame,deren Erkrankung weit fortgeschrittenist, sitzt apathisch neben ihremMann, doch sobald Claudine sie an derHand nimmt <strong>und</strong> auf die Tanzflächeführt, merkt man auch ihr den Spaßan. »Sie hat früher viel getanzt <strong>und</strong>will immer führen«, lacht Claudine.Sie lacht auch als böse Hexe in Dornröschen,der es gelungen ist, die Prinzessinin 100-jährigen Schlaf zu versetzen.Und sie lacht bei der spielerischenDarstellung der Lieder, die bei den Patientenalte Erinnerungen wachrüttelnsollen. Vor allem aber lachen alleum Claudine herum.GlücklicheAngehörige»Ich war mit meiner Mutter schonüber 70 Mal hier <strong>und</strong> es gefällt ihrjedes Mal sehr gut«, erzählt WolfgangSchulte. Jeden schönen Moment hälter für das Familienalbum mit derKamera fest.Aber auch mit Problemen könneman sich jederzeit an die Mitarbeiter<strong>und</strong> an andere Angehörige wenden,das wird immer wieder betont. Einmalim Monat wird ein Abend nur für dieAngehörigen angeboten. Hier kannman Sorgen loswerden <strong>und</strong> sich Ratschlägeholen, sei es zum Umgang mitdem Patienten oder auch zu bürokratischenDingen, wie die Beantragungvon Pflegekräften zur Entlastung.Diese Entlastung erfahren auch dieAngehörigen, die ihr erkranktes Familienmitgliedins Wohn- <strong>und</strong> PflegezentrumSt. Hedwig bringen. Hierarbeitet Claudine tagsüber als Leiterinder Tagespflege. Gemeinsam mit dreiMitarbeiterinnen sorgt sie dafür, dasssich die »Gäste«, wie sie die Patientenliebevoll nennt, wohlfühlen. Täglichbetreuen sie ca. 15 Personen, fast allean Demenz erkrankt.Putzen muss seinNach dem Frühstück wird gemeinsamgesungen, bis plötzlich Unruheaufkommt: Wie ein Wirbelwindstürmt eine ulkig gekleidete Frau mitroter Nase in den Raum, bewaffnetmit Eimer <strong>und</strong> Staubwedel. Erste herzlicheLacher klingen durch die R<strong>und</strong>e.Sie sei die »Fege-Fachkraft«, sagt sie<strong>und</strong> widersetzt sich mit Erfolg denhalbherzigen Versuchen der Mitarbeiterinnen,sie an ihrem Vorhaben zustoppen, mal ordentlich zu putzen.Unter Gelächter wird einem Gastdie Glatze poliert, ein anderer mussdie Hände in die Luft strecken, damitauch unter den Armen sauber gemachtwerden kann. Einige Gäste <strong>erkennen</strong>trotz der Verkleidung zwar,dass es sich bei der resoluten Putzkraftum Claudine handelt, das tut dem Erfolgdes Auftritts aber keinen Abbruch.Auch die gemeinsame »Reinigungsaktion«,Staub in Form von Luftballonsdurch kräftiges Wedeln derFliegenklatschen zu entfernen, findetbegeisterte Mitmacher.Natürlich muss auch ich als Besucheraktiv werden. Wie schon in derSelbsthilfegruppe singe ich laut mit,auch wenn viele der Erkrankten dieTexte sehr viel besser kennen als ich.Ich turne, mache leichte Gymnastik<strong>und</strong> unterhalte mich ausgiebig. ZumDank werde ich mit Händchenhalten,Komplimenten <strong>und</strong> Küsschen bedacht.Alle lachen mich an <strong>und</strong> teilen ihrenSpaß mit mir.31Der Patient imMittelpunktNachdem die Putzfrau wieder vondannen gezogen ist, kehrt Claudinezurück <strong>und</strong> kümmert sich mit ihrenKolleginnen darum, dass beim Mittagessenalle satt werden. In der anschließendenMittagspause erledigt sie Büroarbeiten.»Das ist in der Tagespflegesehr aufwendig, da über jeden Gastein Tagesprotokoll geschrieben werdenmuss. Aber es macht auch Spaß,die Erfolge <strong>und</strong> positiven Erlebnissefestzuhalten.«Sie erzählt mir etwas über die Biographieneinzelner Patienten <strong>und</strong> darüber,wie wichtig es ist, individuelleVorlieben <strong>und</strong> Eigenheiten zu kennen.Manche Gäste hätten sogar Angst vorder roten Clownsnase, andere könnteman nur aus der Reserve locken, wennman ihnen die Zunge rausstreckt. Vieleder Patienten würden zudem aufblühen,wenn sie Kontakt zu Tierenhätten. Claudine nimmt deshalb regelmäßigden H<strong>und</strong> ihrer Tochter mit zurArbeit <strong>und</strong> sorgt so für Freude unterden Gästen. Und sogar ein Zwergponywar schon mal im St. Hedwig zu Besuch.»Das war vielleicht eine Aufregung,als hier plötzlich ein Pferddurch die Flure lief. Darüber wurdenoch tagelang geredet.«Aber auch traurige Geschichtengibt es. Etwa, wenn man eine Patientinnicht auf ihren Sohn ansprechen darf,zu dem sie seit Jahren keinen Kontaktmehr hat. Das würde sie zu sehr aufregen.Über die Erkrankungen selberwird nicht negativ gesprochen. Klardarf man mal traurig sein, auch dannsind andere für einen da <strong>und</strong> man findetTrost. An erster Stelle steht aberdie Botschaft, sich nicht unterkriegenzu lassen <strong>und</strong> gemeinsam das Lebenzu genießen.


EXPERTENRAT Aus der Sprechst<strong>und</strong>eThema: DepressionSilke R. aus Minden: »MeineSchwester freut sich über nichtsmehr, ist antriebslos <strong>und</strong>zieht sich immer mehr zurück.Mein Schwager meint, daswird sich schon legen. Wiekann ich sie überzeugen, sichhelfen zu lassen?«»Der erste Schritt zumArzt ist der schwerste.«AnzeigeIhre Schwester ist offenbar ausgeprägtdepressiv erkrankt. Problematischist dabei, dass ihr Ehemannzusätzlich vom Ernst derLage zu überzeugen ist. VersuchenSie beiden erst einmal aufzuzeigen,dass eine allgemeine ärztliche Untersuchungnot wendig ist, da beispielsweiseauch die Überprüfung derSchilddrüse oder auch allgemeinerLaborwerte unabdingbar zur Abklärungeiner Depression dazu gehören.Bei der neurologischen Untersuchungwird anhand des EEGs dieHirnfunktion gemessen <strong>und</strong> eventuellerfolgt noch ein MRT des Schädels.Im Gespräch klärt der Neurologe zudemdarüber auf, dass die Depressioneine Erkrankung ist, »für die mannichts kann« <strong>und</strong> deren Ursachen oftmalssehr komplex sind.Joachim SaurArzt für Neurologie <strong>und</strong>Psychiatrie in NeusäßDabei hat die behandelte Depres sioneine sehr gute Prognose! Bei der medikamentösenTherapie sind die Nebenwirkungenübersichtlich <strong>und</strong> schwächensich mit der Zeit erheblich ab.Auch besteht keine Gefahr, sich an dieAntidepressiva zu gewöhnen. Die begleitendePsychotherapie kann einegroße Stütze sein, da viele Patientensich hier oftmals erst öffnen können.Noch ein wichtiger Tipp: ErklärenSie sich bereit, den ersten Untersuchungsterminfür Ihre Schwester zuvereinbaren <strong>und</strong> begleiten Sie sie dorthin.Das Aufraffen zur Behandlung istsicherlich der schwerste Schritt! 32


EXPERTENRAT Tipps aus der ApothekeThemA: EPILEPSIE<strong>und</strong> Multiple SkleroseGünter F. aus Ahrensburg: »Ichhabe gehört, dass Cannabis-Präparate bei Multiple Sklerosehelfen. Ist das richtig?«Extrakte aus Cannabis sativawerden als Arzneimittel zurSymptomverbesserung beidurch Multiple Sklerose verursachtenSpastiken eingesetzt,wenn andere antispastischeArzneimittel-Therapien keinen odernur einen geringeren Erfolg zeigen.Es handelt sich also nicht um eineBehandlung der MS an sich, sondernum die Linderung eines schwerenSymptoms. Die Anwendung erfolgtals Spray in der M<strong>und</strong>höhle.Tetrahydrocannabinol (THC), einerder Wirkstoffe der Hanfpflanze, stehtzudem als teilsynthetisch hergestelltesDronabinol zur Verfügung, welchesin Deutschland nur als Rezepturarzneimittelverordnet werden darf.Dronabinol wird gegenüber anderenmuskelentspannenden Wirkstoffenoftmals als besser verträglich propagiert.Aber auch das Pflanzenextraktbzw. die isolierten Wirkstoffe der Cannabispflanzekönnen schwere, unerwünschteWirkungen verursachen. Marie P. aus Gera: »Ich werde wegen mehrerer schwererKrampfanfälle seit einiger Zeit mit Valproinsäurebehandelt, möchte aber gerne bald ein Kindhaben. Die weitere Einnahme von Valproinsäurewährend einer Schwangerschaft ist mir für dasKind zu riskant. Jetzt habe ich gelesen, dass manauch mit Kortison neue Anfälle verhindern könnte.Wäre das für das ungeborene Kind nicht besser?«Glucocorticoide (volkstümlichals Kortisonbezeichnet) können nurbei sehr wenigen, eherseltenen Formen der Epilepsieerfolgreich eingesetzt werden.Ob es für Ihr spezielles Krampfleidenin Frage kommt, muss Ihr Neurologeentscheiden. Eine Dauerbe hand lungmit Glucocorticoiden ist jedoch auchfür das ungeborene Kind nicht unproblematisch.Neben Wachstumsstörungen,erhöhter Gefahr von Frühgeburten<strong>und</strong> – bei höheren Dosierungen– auch einer erhöhten Gefahr von Fehlbildungenkann es beim Neugeborenenzu Problemen der Nebennierenrinde,Unterzuckerungen <strong>und</strong> Mineralstoffentgleisungenkommen. Für die werdendeMutter besteht unter anderemein erhöhtes Risiko von Schwangerschaftsdiabetes<strong>und</strong> Magenblutungen.Valproinsäure gilt allgemein nichtals das Mittel der ersten Wahl fürFrauen mit Kinderwunsch. Zwar kanndie Einnahme von Vitamin-Präparaten(Folsäure) das Risiko einer Schädigungdes ungeborenen Kindes verringern.Trotzdem wäre es sinnvoll, nachAbsprache mit dem behandelnden Neurologendie Möglichkeiten einer alternativenMedikation abzuklären. WeitereInformationen finden Sie auchim Internet unter www.embryotox.de,ein kostenloses Beratungsangebot derCharité Berlin. Claus RyckenApotheker <strong>und</strong> Leiterder PharmazeutischenBeratung bei derEuropa Apotheek Venlo»Es besteht einerhöhtes Risiko, anSchwangerschaftsdiabeteszu erkrankenoder Magenblutungenzu bekommen.«33


UNTERHALTUNGBuchstabensalat • LiteraturtippsTYPISCHIM HERBSTBUCHSTABENSALATDie dunklere Jahreszeit beginnt <strong>und</strong>somit auch die Zeit der Feste <strong>und</strong>Brauchtümer. In diesem Raster verbergensich insgesamt 12 Begriffe, dieuns den Herbst trotz des zunehmendkalten Wetters genießen lassen. Dabeikönnen die Worte vorwärts, rückwärts,waagerecht, senkrecht oderdiagonal geschrieben sein. Viel Spaßbeim Suchen!Halloween, Sankt Martin, Weinfest,Kirchweih, Allerheiligen, Erntedank,Oktoberfest, Kastanie, Weckmann,Kuerbis, Morgennebel, LaubDie Lösung finden Sie auf Seite 3.LESENSWERTHanjo HerboeckMir geht so einiges durchden KopfMS – ein Schubfürs LebenTriga Verlag86 Seiten11,00 €(broschiert)Als bei Hanjo Herboeck 1992Multiple Sklerose diagnostiziertwird, weiß er noch nichtviel über die Krankheit, befasst sichaber von nun an genauer damit <strong>und</strong>begibt sich auf Spurensuche. Gibt esGründe für den Ausbruch? Die langenAuslandsaufenthalte in Kindheit <strong>und</strong>Jugend? Oder sein bewegtes, unstetesLeben?Besteht überhaupt ein Zusammenhangzwischen Erlebtem <strong>und</strong> Krankheitsausbruch?Fragen über Fragen,deren Beantwortung sich Herboeckoffen <strong>und</strong> schonungslos stellt – mitIronie, Humor <strong>und</strong> Augenzwinkern.Die kurzweilige, mutmachende Dar-L S M K U E R B I S W B U A LW D H A S W O L P Q A C X N MJ D T S E F R E B O T K O K RG K L T S W T J B K I M U F HN N N A M K C E W F K S Q L IE O D N J R D V P G A F K O EE K N I C R W B U N W T N S WW A S E G I V B K L P F A E HO A K N L Y R T M B N I D R CL T W X P N M I W S D F E T RL R Z P H A D Z U C J L T A IA L L E R H E I L I G e N O KH U N T S X T J L E T Y R U HR D I P D K V W E I N F E S TU N P L E B E N N E G R O M Kstellung der Erkrankung zeigt, dassein Leben mit der Diagnose MS nichtzwangsläufig nur aus Therapien oderKlinikaufenthalten bestehen muss. Auch im hohen Alter ist dasLeben noch lebenswert: Dies istdie Maxime der 100-jährigenToyo Shibata, die mit ihren inspirierendenGedichten <strong>und</strong> Gedanken ganzJapan tief bewegte. Aus ihrem Buchströmt pure Weisheit. Es ist ebensomelancholisch wie heiter, ebensoweise wie ermutigend. Eine Botschaftder Hoffnung für Menschen jedenAlters. Toyo ShibataDu bist nie zu alt, um glücklichzu seinLebensweisheiten einerH<strong>und</strong>ertjährigenAus dem Japanischenvon Ursula GräfePendo Verlag128 Seiten, mits/w-Abbildungen14,99 € (geb<strong>und</strong>en)IMPRESSUM Herausgeber: <strong>NeuroTransConcept</strong> GmbH,Herrenstr. A 99, 86633 Neuburg/Donau, Geschäftsführer:Dr. Arnfin Bergmann Redaktionsleitung (v.i.S.d.P.):Professor Dr. Christian Bischoff, Burgstraße 7, 80331München, Telefon: 089/24 22 48 68, Fax: 089/ 24 22 48 88,E-Mail: bischoff@profbischoff.de Redaktion: AnneGöttenauer, Hagen Konzeption <strong>und</strong> Realisation: KuppeKommunikation, Ratingen Projektleitung: Andrea KuppeGrafisches Konzept, Gestaltung, Illustration: FienborkDesign, Hamburg / Elsenbach Design, HückeswagenAnzeigen: mollmedia, Gaby DeMuirier, Telefon: 0221/943691-21, demuirier@mollmedia.de, Andreas Moll,Telefon: 0221/943691-22, moll@mollmedia.de, www.mollmedia.de Autoren dieser Ausgabe: Karin Banduhn,Dr. med. Foroogh Bittkau, Prof. Dr. med. Ulrich Brandl,Dr. med. Stephan Frisch, Anne Göttenauer, Dr. med.Rupert Knoblich, Andrea Kuppe, Dr. med. Stefan Ries,Joachim Saur, Dr. (Univ. Ferrara) Serena Scarel, Dr. med.Antje Steiner, Claus Rycken Druck: Brühlsche UniversitätsdruckereiGmbH & Co KG, Gießen Bildnachweis:Kamira – Shutterstock.com (Titel), Nicole Elsenbach(S. 4, 6, 12), Franc Fienbork (S. 22, 26, 27), AnneGöttenauer / Bearbeitung: Franc Fienbork (S. 30, 31),Fotolia.com (S. 32, 33) Auflagenhöhe: 42.000 ExemplareRedaktionsschluss dieser Ausgabe: 7. September 2012Bezug: NTC Impulse liegt deutschlandweit in den Praxender <strong>NeuroTransConcept</strong> GmbH aus <strong>und</strong> steht unterwww.neurotransconcept.com zur Ansicht bereit.Selbsthilfegruppen wenden sich bitte an:Andrea Kuppe (Telefon: 0173/7 02 41 42,ntc-impulse@kuppekommunikation.de).Die Zeitschrift NTC Impulse <strong>und</strong> die in ihr enthaltenen Beiträgesind urheberrechtlich geschützt. Die Vervielfältigung <strong>und</strong> Verbreitungaller in NTC Impulse enthaltenen Beiträge <strong>und</strong> Abbildungensind ohne vorherige schriftliche Genehmigung desHerausgebers unzulässig. Dies gilt ebenfalls für eine Einspeicherungoder Verarbeitung von NTC Impulse in elektronischer Form.34


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