04.06.2015 Aufrufe

Mehrwert Generalplanung

ISBN 978-3-86859-192-7

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Roger Deters<br />

Unsichtbare Barrieren<br />

Sicherheitskonzept für das Justizzentrum Düsseldorf<br />

Durch generalplanerische Vernetzung aller Fachgewerke<br />

war es agn und dem Tochterunternehmen siganet<br />

im neuen Land- und Amtsgericht möglich, in<br />

kürzester Planungs- und Montagezeit ein hochkomplexes<br />

Sicherheitssystem umzusetzen.<br />

Das neue Justizzentrum in Düsseldorf-Oberbilk repräsentiert<br />

einen neuen Typ von Gerichtsgebäuden, der inzwischen<br />

auf weltweites Interesse stößt. Die hohe Komplexität<br />

bei der Verknüpfung von Gebäudestruktur, Brandschutz<br />

und sicherheitstechnischen Systemen bestätigt, wie wichtig<br />

ein konsequent umgesetzter generalplanerischer Ansatz<br />

ist.<br />

Viele Gerichte sind in Gebäuden der Wilhelminischen Ära<br />

oder der Frühmoderne untergebracht. Diese Repräsentationsbauten<br />

vom Beginn des letzten Jahrhunderts wirken in<br />

ihren enormen Abmessungen und ihrer symbolgeladenen<br />

Innenausstattung aus heutiger Sicht eher unnahbar und<br />

verschlossen.<br />

Das neue Gebäude des Land- und Amtsgerichts verkörpert<br />

durch seine Klarheit, Transparenz und Offenheit das<br />

Gegenteil solcher historischen Gebäude. Lediglich die als<br />

Sichtschutz an den Fenstern der Außenfassade angebrachten<br />

Schriftzüge mit dem Text aus dem Grundgesetz „Alle<br />

Menschen sind vor dem Gesetz gleich“ erinnern noch an<br />

ein Gerichtsgebäude.<br />

Fassadenansicht des Justizzentrums: In die Scheiben sind Abschnitte des Deutschen Grundgesetzes eingraviert.<br />

Der Bauherr, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB),<br />

hatte gleich zu Anfang die Aufgabenstellung definiert, ein<br />

offenes, transparentes und zeitgemäßes Gerichtsgebäude<br />

zu planen und zu errichten. Dieses Ziel wurde mit dem<br />

Neubau in jeder Hinsicht erreicht.<br />

Die räumliche Integration der beiden Gerichtsbarkeiten<br />

– Landgericht und Amtsgericht – führte zu einer erheblichen<br />

Verbesserung der aktiven und passiven Sicherheit.<br />

Zuvor waren beide Gerichte auf mehrere Gebäude in der<br />

Innenstadt von Düsseldorf verteilt. Mehr als zehn Zugänge<br />

mussten bei den entsprechenden Gerichtsverfahren durch<br />

Wachpersonal gesichert werden.<br />

Im neuen Gebäude gibt es heute einen zentralen Haupteingang<br />

für alle Personen, die das Gerichtsgebäude betreten,<br />

mit Ausnahme der in Haft befindlichen Angeklagten,<br />

die über einen separaten Zugang in die Haftabteilung des<br />

Gebäudes gelangen.<br />

Die lichtdurchflutete Eingangshalle und die großzügige<br />

Treppenanlage lassen nichts ahnen von der hochkomplexen<br />

Gebäudetechnik in Decken, Böden und Wänden, die<br />

das Funktionieren des Gebäudes erst gewährleisten. In den<br />

unzähligen Installationskanälen und Technikräumen werden<br />

die einzelnen technischen Gewerke zu einem funktionstüchtigen<br />

Ganzen vernetzt und verschaltet.<br />

Blick aus der Eingangshalle in Richtung Haupteingang, in der Mitte die Sicherheitsschleusen<br />

Komplexe Sicherheitsstrategie<br />

Nicht zuletzt die Chance, die Sicherheitstechnik eng mit<br />

der übrigen TGA-Planung und der Bauplanung zu verknüpfen,<br />

bewog den Bauherrn, seine Planung an die siganet<br />

GmbH, eine hundertprozentige Tochter von agn, zu vergeben.<br />

Unserem Unternehmen gelang es mit der Planung<br />

der Gewerke Gebäudeautomation, Medientechnik und Sicherheitstechnik<br />

die geforderte Offenheit zu wahren, ohne<br />

dabei die notwendige Sicherheit für Richter, Staatsanwälte<br />

und sonstige Prozessbeteiligte aus den Augen zu verlieren.<br />

Die Anforderungen an die Sicherheitstechnik für das Gebäude<br />

unter der Prämisse der geforderten „Offenheit“ waren<br />

enorm hoch. Diese Anforderungen lagen zum Beispiel<br />

darin, die Fluchtgefahr von Verurteilten und Angeklagten<br />

auf ein Minimum zu reduzieren, trotzdem aber im Brandfall<br />

das Gebäude schnellstens evakuieren zu können. Ein<br />

möglicher Missbrauch von Fluchtwegsteuerungen muss<br />

vom System erkannt und möglichst unterbunden werden.<br />

Unsere langjährige Erfahrung im Bereich Sicherheitstechnik<br />

überzeugte den Bauherrn davon, diese Gewerke separat<br />

auszuschreiben. Das ist ein entscheidender Vorzug,<br />

denn bei der Umsetzung durch einen Generalunternehmer<br />

kommt es erfahrungsgemäß immer wieder zum Verlust<br />

der Bedienbarkeit und Funktionstüchtigkeit, da Produkte<br />

und Techniken unter finanziellem Druck ausgewählt<br />

werden. Die von uns vorgenommene gewerkespezifische<br />

Ausschreibung erlaubte es, die geforderte Funktionalität<br />

detailliert aufzunehmen.<br />

Durch die enge Bindung der Fachplaner an den Generalplaner<br />

agn konnten die Schnittstellen zu den angrenzenden<br />

Gewerken (zum Beispiel Türen, Fassade, Elektro) in<br />

den anderen Gewerken direkt detailliert mit aufgeführt<br />

und berücksichtigt werden.<br />

Die Zentrale der Sicherheitstechnik bildet das Gefahrenmanagementsystem<br />

(GMS). Auf diesem System werden alle<br />

sicherheitsrelevanten Meldungen aus den Subsystemen<br />

wie Brandmeldeanlage (BMA), Überfallanlage, Zutrittskontrolle,<br />

Videoanlage, Zellenrufanlage (für die Haftabteilung),<br />

Fluchttürsteuerung, Einbruchmeldeanlage (EMA),<br />

Gebäudeautomation (GA) etc. angezeigt, bedient und<br />

protokolliert. Das System ist redundant mit mehreren Bedienplätzen<br />

im Haus aufgebaut. Durch seine Kopplung zur<br />

Gebäudeautomation können dringende Meldungen aus<br />

diesem Gewerk auf die Betriebsfunkgeräte der Haustechnik<br />

geleitet werden.<br />

Ansonsten entschieden wir uns bewusst für eine strikte<br />

Trennung der beiden Gewerke, da hier auch eine deutli-<br />

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