Deutsches PDF - Stresemann Stiftung
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André Freudenberg – Rechts von der CDU?<br />
Diskussions-Papier<br />
Dezidierte und nachhaltige Vertretung eines freiheitlich-konservativen<br />
Politikansatzes<br />
Klientelparteien unterscheiden sich nicht nur im Hinblick auf<br />
ihre geringeren Mitgliederzahlen vom Typus der Volkspartei,<br />
sondern meist auch durch ihre schärfere Programmatik und eine<br />
stärkere Orientierung an der eigenen Wählerschaft. Damit einher<br />
geht oft ein anderer Habitus und Tonfall. Sie treten – vor allem<br />
in der Opposition – für ihre politischen Anliegen offensiver ein<br />
und sind weniger geneigt, einen »Rückzieher« zu machen. Auch<br />
wenn es hier im Laufe der Jahre – beispielsweise bei den Grünen<br />
– zu einer Mäßigung kam, zeigt sich dort und insbesondere bei<br />
der Linkspartei auch heute noch der kämpferische und rebellische<br />
Geist, der der Achtundsechziger-Bewegung innewohnte.<br />
Dem hat die Union wenig entgegenzusetzen. Zunächst einmal<br />
liegt es an der vielbeklagten bürgerlichen Feigheit und Furcht, bei<br />
»heiklen« Themen von der »Political Correctness« abzuweichen<br />
und somit politische und mediale Angriffsfläche zu bieten. Bei<br />
der FDP verhält es sich ähnlich. Es hat aber auch strukturelle<br />
Gründe, weswegen sich die Christdemokraten häufig in die Defensive<br />
treiben lassen. Um ihrem eigenen Anspruch als »Volkspartei<br />
der Mitte« gerecht zu werden, können sie gar nicht die<br />
inhaltliche Schärfe entwickeln, die manche von ihnen erwarten.<br />
Natürlich sollen der Theorie nach auch die »demokratischen<br />
Rechten« mit zum Zuge kommen, in der Praxis bleiben gerade<br />
sie meistens auf der Strecke. Oft werden die gelegentlichen Vorstöße<br />
dann als »Einzelmeinungen« abgetan und eine weitergehende<br />
Debatte findet nicht statt.<br />
Ein weiterer Aspekt ist die Prioritätensetzung im Hinblick auf die<br />
Machtfrage. Weil Machterwerb und Machterhalt für die Union<br />
von solch herausragender Bedeutung sind, ist man dort auch<br />
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bereit, bis hin zu einem schwer erträglichen Maße inhaltliche<br />
Zugeständnisse – sei es an den Zeitgeist, die Medien oder den<br />
potentiellen Koalitionspartner – zu machen.<br />
Dies korrespondiert mit inhaltlicher Unschärfe und Beliebigkeit.<br />
Der »Politikertypus«, der hier vorherrscht, kann beschrieben<br />
werden als »Typ des ‚politischen Unternehmers‘ mit staatlicher<br />
Risikoabsicherung, der sein Repräsentanten-Amt durch Beziehungsorganisation<br />
und flexible Öffentlichkeitsarbeit professionell<br />
auf Dauer stellt. Dieser Typus ist kaum noch ideologisch motiviert,<br />
sondern v.a. am Erfolg seines politischen Unternehmens<br />
und an einer entsprechenden Karriere interessiert.« (Institut für<br />
Staatspolitik 2007: 22)<br />
Bei Klientelparteien, insbesondere bei den Linken, ist es genau<br />
umgekehrt. Der potentielle Machterwerb wird dem Erhalt programmatischer<br />
Schärfe und damit verbundener klarer Positionierung<br />
meist untergeordnet. Ziel muss es demzufolge sein, auf der<br />
rechten Seite des politischen Spektrums eine eigenständige Kraft<br />
zu installieren, die strategisch ähnlich agiert wie Linke und Grüne,<br />
also nachhaltig und dezidiert, aber auch »offensiv, angriffslustig<br />
und selbstbewußt« (Zittelmann 1996: 172) für ihre Anliegen<br />
eintritt.<br />
Inhaltlich sollte sie sich hingegen nicht scheuen, mitunter auch<br />
eine scharfe Gegenposition zu den Linken einzunehmen und<br />
eventuelle Zögerlichkeiten seitens SPD oder CDU anzuprangern.<br />
Nur so kann man ein wirksames Gegengewicht herstellen und<br />
nachhaltig die linke Meinungsführerschaft verringern.<br />
Was das Verhältnis zu den bürgerlichen Mitte-Parteien angeht, so<br />
wäre es wichtig, dass sie nicht als »Anhängsel« der Union wahrgenommen<br />
wird, so wie es mitunter in den 1950er Jahren der<br />
Deutschen Partei unter Adenauer erging. Sie sollte also nicht versu-<br />
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