Macht mein Motor Mucken? Ãberwachung wichtiger ... - Gleitschirm
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Kopfloch: die Überhitzung des <strong>Motor</strong>s hat<br />
hier ein richtiges Loch in den Zylinderkopf<br />
geschmolzen<br />
Dabei ist verflüssigtes Aluminium auf den<br />
Kolben getropft und hat sich dort wieder verfestigt<br />
CHT oder „Cylinder Head<br />
Temperature“<br />
Die <strong>Motor</strong>temperatur wird dabei direkt<br />
am Metall des Zylinderkopfes gemessen.<br />
In der Regel wird dazu ganz einfach ein<br />
Temperaturfühler unter die Zündkerze<br />
geschraubt – da sitzt er wirklich am „Herzen<br />
des Geschehens“. Die Temperatur hier<br />
beträgt oft um die 200 Grad. Besonders<br />
gut kühlende <strong>Motor</strong>en wie der Simonini<br />
kommen eventuell auch nur auf 150 Grad.<br />
EGT oder „Exhaust Gas<br />
Temperature“<br />
Dabei handelt es sich um einen Temperaturfühler,<br />
der direkt am Auslaß des <strong>Motor</strong>s<br />
im Abgasstrom sitzt. Er mißt also direkt die<br />
Abgastemperatur – die liegt oft zwischen<br />
400 und 800 Grad.<br />
Eine perfekte <strong>Motor</strong>überwachung erfordert<br />
die Kontrolle beider Werte. Es kann zum<br />
Beispiel passieren, daß ein schlecht eingestellter<br />
<strong>Motor</strong> im Teillastbereich normale<br />
Zylinderkopftemperaturen aufweist, die<br />
Abgastemperatur aber in kritische Bereiche<br />
oberhalb von beispielsweise 700 Grad<br />
geht.<br />
Welcher ist denn der <strong>wichtiger</strong>e Wert? Dazu<br />
Michael Werner von Fresh Breeze: „Wenn<br />
man nur einen Sensor wählen dürfte, sollte<br />
es besser der EGT-Sensor sein!“. Der reagiert<br />
auch sehr viel schneller auf drohende<br />
Überhitzung, der CHT-Wert dagegen ist<br />
träger. Im Flugzeugbereich wird der EGT-<br />
Wert sogar eingesetzt, um während des<br />
Reiseflugs das Gemisch optimal zu regulieren.<br />
Dazu wartet der Pilot im Reiseflug,<br />
bis sich die Zylinderkopftemperatur stabilisiert<br />
hat. Danach magert er langsam das<br />
Gemisch ab – die EGT steigt, die CHT<br />
auch. Irgendwann kommt ein Punkt, wo<br />
die EGT trotz weiteren Abmagerns wieder<br />
sinkt. Das ist die „Peak-EGT“. Von dieser<br />
aus regelt der Pilot das Gemisch wieder<br />
etwas fetter, um den <strong>Motor</strong> im „grünen<br />
Bereich“ zu halten.<br />
Beim <strong>Motor</strong>schirm ist so was im Flug<br />
natürlich kaum möglich. Hier sind CHT<br />
und EGT vor allem dafür da, den Piloten zu<br />
warnen, falls der <strong>Motor</strong> durch Überlastung<br />
zu heiß werden sollte. Natürlich kann der<br />
Pilot auch in der Luft an den gemessenen<br />
Werten eine schlechte Grundeinstellung<br />
ablesen – nachregeln muß er aber am<br />
Boden. Dort sollte dann durchaus auch die<br />
EGT beim Regelvorgang - so ähnlich wie<br />
bei den Blechfliegerkollegen - beobachtet<br />
werden.<br />
Wichtig: Je nach <strong>Motor</strong>typ, Instrumententyp<br />
und Anbringung der Sensoren können die<br />
absoluten Werte von System zu System<br />
verschieden ausfallen. Sehr viel <strong>wichtiger</strong><br />
als die absoluten Werte sind also eher die<br />
Schwankungen – sowohl beim Einstellen<br />
als auch im Flug. Der Pilot lernt rasch die<br />
„normalen“ Werte seines <strong>Motor</strong>s kennen<br />
– und kann in der Luft rasch reagieren,<br />
falls diese auf einmal deutlich überschritten<br />
werden.<br />
Eine hundertprozentige Garantie für das<br />
<strong>Motor</strong>leben können aber auch CHT und<br />
EGT nicht bieten – selbst <strong>Motor</strong>enherstellern<br />
kann es passieren, daß ein Antrieb auf der<br />
Prüfbank „wegstirbt“, obwohl er konstant<br />
überwacht wird. Entsprechend größer ist<br />
das Risiko für den Piloten in der Luft. Der<br />
fliegt ja nicht ständig auf das Display starrend<br />
durch die Gegend, sondern wirft nur<br />
ab und an einen Blick auf das Instrument.<br />
Drehzahl<br />
Die derzeitige Drehzahl stellt ebenfalls<br />
einen interessanten Wert dar, den der<br />
Pilot überwachen kann. Wenn beispielsweise<br />
die Vollgasdrehzahl nicht mehr mit<br />
den gewohnten Werten übereinstimmt,<br />
läßt sich daraus ein mögliches Problem<br />
ablesen. Auch die korrekte Einstellung<br />
eines Membranvergasers kann durch<br />
Beobachtung von EGT und Drehzahl vereinfacht<br />
werden.<br />
Tankstand<br />
Der Kraftstoffpegel im Tank läßt sich meist<br />
auch ohne jedes Instrument ablesen – ganz<br />
einfach mit einem kleinen Spiegel, den<br />
Im Winter ist die Überhitzungsgefahr ein klein wenig<br />
geringer: die Luft ist kühler, und die höhere Luftdichte<br />
erfordert weniger <strong>Motor</strong>leistung<br />
der Pilot in der Luft nach hinten Richtung<br />
Tank hält. Komfortabler ist natürlich eine<br />
exakte Anzeige, wie wir sie aus dem Auto<br />
kennen. Die bietet bis jetzt nur „Quest“, ein<br />
Multifunktionsgerät für <strong>Gleitschirm</strong>flieger,<br />
das wir auf den nächsten Seiten vorstellen.<br />
Feeling oder Fühler<br />
Viele Piloten sind der Ansicht, ein <strong>Motor</strong>schirm<br />
müsse eines der einfachsten Luftfahrzeuge<br />
bleiben – und verzichten weitgehendst auf<br />
„elektronischen Schnickschnack“. Ihr Motto:<br />
„Wo viel Elektronik ist, kann auch viel Elektronik<br />
ausfallen.“ Und: „Wer viel mißt, mißt viel Mist“.<br />
Tatsache ist, daß manche geübte und erfahrene<br />
„<strong>Motor</strong>isten“ schon am <strong>Motor</strong>klang die<br />
kleinsten Veränderungen als Warnsignal „erlauschen“<br />
können und daher auf elektronische<br />
Fühler verzichten.<br />
Tatsache ist aber auch, daß die Auseinandersetzung<br />
mit gemessenen Anzeigewerten das<br />
Verständnis für den Antrieb deutlich fördert<br />
– und ein drohender <strong>Motor</strong>schaden in vielen<br />
Fällen so auch vom unerfahrenen Piloten<br />
rechtzeitig erkannt werden kann, wenn er das<br />
Display oft genug im Auge behält. Das sollte<br />
aber nicht auf Kosten des unbeschwerten<br />
Flugspaßes gehen ...<br />
68 7-06 gleitschirm-magazin.com