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Einführung<br />

<strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Tourismuslehre</strong><br />

Autor: Marc Sölter<br />

Reisen, Fremdenverkehr o<strong>der</strong> im übergeordneten Sinne <strong>der</strong> Tourismus, ist ein Thema, bei<br />

dem eigentlich fast je<strong>der</strong> mitreden kann. Denn solange es Menschen gibt, solange gibt es auch<br />

das Phänomen <strong>der</strong> freiwilligen Ortsverän<strong>der</strong>ung im Sinne <strong>der</strong> Reise. Beson<strong>der</strong>st im 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t entwickelte sich <strong>der</strong> Tourismus zu einem wichtigen gesellschaftlichen und<br />

wirtschaftlichen Phänomen. Seit dem letzten Jahrhun<strong>der</strong>t reisen mehr Menschen als jemals<br />

zuvor, dies hat mitunter dazu geführt das <strong>der</strong> Tourismus heute zu einer <strong>der</strong> größten<br />

Wirtschaftsbranchen <strong>der</strong> Welt avanciert ist. Global betrachtet stellt <strong>der</strong> Tourismus eine <strong>der</strong> am<br />

schnellsten wachsenden Wirtschaftsbranchen <strong>der</strong> Welt dar. In <strong>der</strong> Zwischenzeit sind weltweit<br />

über 700 Millionen Touristenankünfte zu verzeichnen.<br />

Wer sich allerdings tiefgründiger mit dem Phänomen Tourismus befassen will, kommt nicht<br />

umhin, sich mit einer Reihe von wissenschaftlichen Disziplinen auseinan<strong>der</strong>zusetzen. Dies ist<br />

notwendig, denn <strong>der</strong> Tourismus erfor<strong>der</strong>t wie kaum ein an<strong>der</strong>es Forschungsobjekt eine<br />

interdisziplinäre Betrachtung. Aber was ist eigentlich Tourismus o<strong>der</strong> Fremdenverkehr?<br />

Welche wissenschaftlichen Disziplinen befassen sich mit diesem Phänomen? Auf diese und<br />

an<strong>der</strong>e Fragen soll in den folgenden Kapitel Antworten gefunden werden. Der Autor hält es<br />

zudem für wichtig <strong>einen</strong> kurzen Überblick über die Disziplingeschichte <strong>der</strong><br />

Fremdenverkehrslehre zu geben, da dies in vielen Lehrbüchern einfach vergessen wurde.<br />

Denn will man eine Sache wie die <strong>Tourismuslehre</strong> erklären, dann muss man auch seine<br />

Geschichte kennen.<br />

Bei einem Gespräch mit Tourismusstudenten, viel mir auf, dass zwar <strong>der</strong> Name Hunziker bei<br />

einigen bekannt ist, allerdings konnte mit dem Namen Glücksmann keiner etwas anfangen.<br />

Eigentlich traurig, wenn man bedenkt das „sie“ ein Fach studieren und nicht einmal den<br />

„Erfin<strong>der</strong>“ dieser Disziplin kennen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite besteht in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

folgende Meinung über die an den Tourismus-Studiengängen vermittelte <strong>Tourismuslehre</strong>:<br />

Grundlage aller Studiengänge ist nicht irgendeine Lehre vom Tourismus, son<strong>der</strong>n die<br />

Betriebswirtschaft. (Die Zeit 1985)<br />

Zwar ist dieses Zitat etwas veraltet allerdings trifft es heute noch weitgehend zu. Die<br />

<strong>Tourismuslehre</strong> kann eher als ökonomische o<strong>der</strong> geographische Fremdenverkehrslehre anstatt<br />

als „Allgemeine <strong>Tourismuslehre</strong>“ bezeichnet werden. Doch sind allein wirtschaftliche o<strong>der</strong><br />

raumwirksame Aspekte ausreichend für die Betrachtung und das Verständnis des Phänomens<br />

Tourismus? Nein mit Sicherheit nicht! Für die Praxis mögen die Antworten von Geographie<br />

und Wirtschaftswissenschaft momentan noch genügen – aber in Zukunft wird ein breiteres<br />

Verständnis des Tourismus erfor<strong>der</strong>lich.


1. Vom Reisen zum Tourismus – Bedürfnis nach einem Tourismusbegriff<br />

Der Tourismus im 20 Jahrhun<strong>der</strong>t hat eine <strong>der</strong>artige Bedeutung erlangt, das er aus dem<br />

heutigen Leben kaum mehr wegzudenken ist. Die Bedeutungs- und Problemvielfalt des<br />

Fremdenverkehrs <strong>der</strong> damaligen Zeit, machte es notwendig den Begriff „Fremdenverkehr“<br />

wissenschaftlich zu klären. Denn was ist eigentlich Tourismus bzw. was umfasst ihn? Die<br />

folgen Stichpunkte sollen schon einmal Anregungen geben:<br />

Tourismus =<br />

• kein einheitliches Phänomen<br />

• komplexes Gefüge aus Handlungen<br />

und Konzepten<br />

• ein wesentliches Aspekt von<br />

Globalisierung<br />

• betrifft weltweit große Gruppen von<br />

Menschen und Institutionen<br />

• Phänomen das Raum und Zeit<br />

benötigt<br />

Tourismus =<br />

• Konstruktion von Fremd- und<br />

Selbstbil<strong>der</strong>n<br />

• Vermarktung von Kultur- und<br />

Konsumgütern<br />

• Inszenierungen von lokalen<br />

Identitäten<br />

1.1.1. Begriffe als Werkzeug <strong>der</strong> Theorie<br />

Tourismus =<br />

• eine <strong>der</strong> größten Wirtschaftsbranchen<br />

<strong>der</strong> Welt<br />

• global verbreitet, jedoch meist<br />

Konzentration auf bestimmte<br />

Destinationen und Orte<br />

• Makro-Ebene: globale ökonomische<br />

Prozess<br />

• Micro-Ebene: stark lokalisiertes<br />

Phänomen<br />

Tourismus =<br />

• Interkulturelle Prozesse<br />

• Interaktion zwischen Touristen und<br />

Bereisten<br />

• Beeinflusst verschiedene Bereiche<br />

<strong>der</strong> Lebenswelt lokaler Kulturen<br />

Die Theorie als rein wissenschaftliche Betrachtungsweise bzw. als System allgemeiner Sätze<br />

zur Erklärung bestimmter Tatsachen ist auf präzise definierte Begriffe angewiesen (Krippendorf<br />

1970). Klare Begriffe bilden die Grundlage klarer Systeme. Dies trifft auch auf den<br />

Fremdenverkehr / Tourismus zu. Aus einer einwandfreien Fassung seiner Grundbegriffe muss<br />

darnach auch eine haltbare Fremdenverkehrs- / <strong>Tourismuslehre</strong> und damit auch das logische<br />

System einer solchen erwachen (Hunziker 1973). Denn tatsächlich stünde eine eigenständige<br />

<strong>Tourismuslehre</strong> / Tourismuswissenschaft auf schwachen Füssen, wenn sie nicht auf ein<br />

einwandfreies umrissenes, mit Eigenleben erfülltes Erkenntnisobjekt zu stützen vermöchte (vgl.<br />

Hunziker 1954).<br />

Die Klärung <strong>der</strong> grundlegenden „Begriffe“ sowie die Präzisierung <strong>der</strong> Methoden gehören zu<br />

den Aufgaben einer Wissenschaft. Für die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Tourismuslehre</strong><br />

/Tourismuswissenschaft ist es also notwendig, genau zu bestimmen, welcher Tatbestand mit<br />

den Worten Fremdenverkehr / Tourismus umgrenzt werden soll. Zwar bestehen heute auf<br />

abstrakter Ebene weitgehend gemeinsame Auffassungen und Modelle für die Definition <strong>der</strong><br />

Begriffe Fremdenverkehr o<strong>der</strong> Tourismus, sobald es allerdings um eine konkrete Abgrenzung<br />

<strong>der</strong> Begriffe z.B. für ein Forschungsobjekt geht, fehlen allerdings breit akzeptierte, konkrete<br />

und vor allem operationalisierbare Kriterien.


1.1.2 Begriffe als Werkzeuge <strong>der</strong> Praxis<br />

Noch mehr in <strong>der</strong> Praxis als in <strong>der</strong> Wissenschaft ist nicht klar was Fremdenverkehr und<br />

Tourismus bedeutet, bzw. was diese Erscheinungen umfasst. Während z.B. in <strong>der</strong><br />

Wissenschaft weitgehend Einigkeit darüber besteht, dass die Begriffe Fremdenverkehr und<br />

Tourismus gleichzusetzen sind, so sind nach Sicht <strong>der</strong> Praxis beide Begriffe unterschiedlich.<br />

Um Missverständnissen vorzubeugen, muss auch hier festgelegt sein, welche Erscheinungen<br />

und Formen im Einzelnen dem Tourismus / Fremdenverkehr zuzurechnen sind (vgl. Krippendorf<br />

1970). Anwendungsbeispiele:<br />

• statistische Zwecke (Ankünfte, Übernachtungen, Beherbergungsstatistik)<br />

• rechtliche und administrative Zwecke (Gesetze, Verordnungen, Steuern)<br />

• rein praktische Zwecke (Marktuntersuchungen, Produktgestaltung)<br />

Mit exakt definierten Begriffen lassen sich in <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> sachliche Geltungsbereich und<br />

die fachliche Zuständigkeit besser festlegen.<br />

1.2.1 Definitionsmöglichkeiten des Fremdenverkehrs / Tourismus<br />

Aus <strong>der</strong> großen Anzahl <strong>der</strong> bisherigen Versuche den Fremdenverkehr zu definieren, lassen<br />

sich nach Bernecker die Definitionsbemühungen auf drei grundsätzliche Einstellungen zur<br />

Erscheinung Fremdenverkehr zurückführen. Erstens auf die Auffassung, die für die<br />

Definitionsbildung ihre Stütze in <strong>der</strong> nominalen Analyse sucht, zweitens auf die<br />

ausschließliche o<strong>der</strong> überwiegend wirtschaftliche Einstellung zum Fremdenverkehr und<br />

drittens auf die Erkenntnis, das eine Definition alle jene empfangenden und ausstrahlenden<br />

Funktionen des Fremdenverkehrs enthalten muss, die ihn zu einem komplexen Gebilde von<br />

geistigseelischen und materiellen Elementen machen (Bernecker 1957).<br />

1.2.1.1 Nominaldefinitionen<br />

Nominaldefinitionen beschreiben mehr o<strong>der</strong> weniger unabhängig vom Sprachgebrauch die<br />

ursprüngliche Bedeutung eines Begriffes. Die Nominaldefinitionen, also jene, die den Begriff<br />

aus dem Wort ableiten, nahmen zunächst eine Teilung des Wortes in „Verkehr“ und „fremd“<br />

vor (Bernecker 1957). Anhand dieser Ableitung erfolgte eine Einordnung des Fremdenverkehrs in<br />

den Oberbegriff „Verkehr“. Beson<strong>der</strong>s in den frühen Fremdenverkehrslehren wie z.B. von<br />

Boorman „Die Lehre vom Fremdenverkehr“ 1931 o<strong>der</strong> Glücksmanns<br />

„Fremdenverkehrskunde“ 1935 dient <strong>der</strong> Verkehrsvorgang als Definition für den<br />

Fremdenverkehr.<br />

1.2.1.2. Realdefinitionen<br />

Realdefinitionen ver<strong>suchen</strong> den wesentlichen Kern einer Sache o<strong>der</strong> eines Sachverhaltes<br />

darzulegen. <strong>Sie</strong> arbeiteten beson<strong>der</strong>e Merkmale des Fremdenverkehrs heraus und betonen<br />

spezifische Eigenheiten. Die meisten Realdefinitionen betrachten als Sachverhalt des<br />

Fremdenverkehrs vorwiegend die wirtschaftlichen Auswirkungen. Dies lässt sich dadurch<br />

erklären, dass die ersten wissenschaftlichen Arbeiten zum Fremdenverkehr vorwiegend den<br />

Fremdenverkehr als volkswirtschaftliche Erscheinung behandelten. So versuchte z.B. Josef


Stradner bereits im Jahr 1905/1917 eine Art Volkswirtschaftslehre des Fremdenverkehrs zu<br />

entwickeln. Die wirtschaftlichen Vorgänge des Fremdenverkehrs standen zur damaligen Zeit<br />

hauptsächlich im Blickfeld, <strong>der</strong> sich entwickelnden Fremdenverkehrsforschung.<br />

1.2.1.3 Universaldefinitionen<br />

Die Erkenntnis <strong>der</strong> Tatsache, dass <strong>der</strong> Fremdenverkehr ein komplexes Gebilde ist und zu fast<br />

allen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens in Wechselbeziehungen steht, hatte die<br />

damalige Fremdenverkehrswissenschaft dazu veranlasst, eine Definition zu <strong>suchen</strong>, in <strong>der</strong> die<br />

Komplexität des Phänomens Fremdenverkehr zum Ausdruck kommt (Bernecker 1961). Als eine<br />

solche Definition kann die Definition <strong>der</strong> Fremdenverkehrswissenschaftler Hunziker und<br />

Krapf verstanden werden. Diese Definition versteht den Fremdenverkehr nicht lediglich als<br />

Verkehrsvorgang, son<strong>der</strong>n als <strong>einen</strong> weit reichenden Beziehungs- und Erscheinungskomplex,<br />

außerdem schaltet sie Kategorien von Ortsfremden als nicht zum Tourismus gehörig aus, für<br />

die wohl, rein äußerlich betrachtet, die Komponenten <strong>der</strong> Reise und des Aufenthalts Geltung<br />

besitzen, denen aber <strong>der</strong> Charakter eines lediglich vorübergehenden Wirkens zu<br />

ausschließlich konsumtiven Zwecken abgeht, weshalb sie auch <strong>der</strong> „man in the street“ nicht<br />

als Touristen ansieht (Hunziker 1954). In den Universaldefinitionen wird versucht alle mit dem<br />

Begriff Fremdenverkehr in Zusammenfassung stehenden Arten, Erscheinungsformen und<br />

Merkmale durch Verallgemeinerungen zu erfassen (vgl. Eisenstein 1995).<br />

1.2.2. Fremdenverkehrs- und Tourismusdefinitionen im Wandel <strong>der</strong> Zeit<br />

Obwohl die Begriffe Fremdenverkehr und Tourismus allgemein bekannte Begriffe sind, so ist<br />

es dennoch schwer eine allseits befriedigende Definition dafür zu finden. Denn das Phänomen<br />

des Reisens ist enorm vielgestaltig: Es reicht von einem Tagesausflug in ein Freilichtmuseum<br />

in <strong>der</strong> näheren Umgebung über die Teilnahme an einem Kongress o<strong>der</strong> den<br />

Wochenendbesuch bei Fremden in <strong>der</strong> nächsten Großstadt bis hin zu einem Badenaufenthalt<br />

o<strong>der</strong> einer Studienreise am Mittelmehr (Steinecke 2006). In <strong>der</strong> Vergangenheit sind zahlreiche<br />

Versuche unternommen worden, die Erscheinungen und Formen des Fremdenverkehrs und<br />

Tourismus in exakten und klaren Begriffsbestimmungen zu erfassen. Zwar gibt es<br />

Definitionen <strong>der</strong> Begriffe „Fremdenverkehr“ und „Tourismus“ in nahezu gleicher Zahl als es<br />

Autoren zu diesem Thema gibt, aber je mehr Praktiker und Wissenschaftler sich damit<br />

befassten, desto offenkundiger wurde <strong>der</strong> Umfang und die Reichweite <strong>der</strong> Phänomene<br />

Fremdenverkehr bzw. Tourismus und desto ungenügen<strong>der</strong> und unbefriedigen<strong>der</strong> dessen<br />

bisherige begriffliche Bestimmungen (vgl. Bernecker 1957). Als <strong>einen</strong> Mangel sieht z.B. Gierske das<br />

bei den bisherigen Betrachtungen zum Tourismus, die historische Perspektive fehlt. Während<br />

<strong>der</strong> eine "Tourismus" sagt und damit die neuen Formen des Verreisens meint, versteht ein<br />

an<strong>der</strong>er darunter "Reisen überhaupt", womit er sich durchaus auf den Brockhaus berufen<br />

kann. Begriffliche Klärungen ohne <strong>einen</strong> hinreichenden historischen Hintergrund bleiben hier<br />

problematisch und erwecken den Anschein <strong>der</strong> Willkür (Gierske 1965).<br />

Der Umstand, das es bisher keine allgemeingültige Definition des Tourismus gibt, führen<br />

Tourismusforscher wie z.B. Leiper 1979 und Heeley 1980 darauf zurück, das es von<br />

Regierungsstellen, Verbänden etc. zu viele und teilweise zu sehr durch eigene Interessen und<br />

Perspektiven getriebene Definitionen gibt (vgl. Smith 1988).<br />

Die Vielfalt <strong>der</strong> Erscheinungsformen des Reisens und <strong>der</strong> Reisemotive ist schwer in einer<br />

kurzen Begriffsbestimmung zu fassen. Die Definitionsversuche stehen dabei im Spannungsfeld


zwischen dem Anspruch auf Operationalisierbarkeit ihrer Begriffe, d.h. ihrer konkreten<br />

Anwendungsmöglichkeit (z.B. für statistische Zwecke), einerseits und dem Anspruch, die<br />

historisch-gesellschaftlichen Tendenzen einzufangen, die im Untersuchungsgegenstand<br />

aufbewahrt sind und sich dort brechen (Prahl/Steinecke 1981, 9).<br />

Die zahllosen Versuche, Tourismus, Fremdenverkehr und Freizeit zu definieren, sind immer<br />

wie<strong>der</strong> in Übersichten und Synopsen zusammengestellt worden (Grünthal 1930; Benscheidt<br />

1932/33, Bernecker 1952/53, Kaspar/Schmidhauser 1971, Schadlbauer 1973, Boeckmann<br />

1975, Potke 1978, Arndt 1978/79). Die vorliegenden Definitionen sind in dem Bestreben<br />

gescheitert, sämtliche Formen des Phänomens Reisen in einer Begriffsbestimmung fassen zu<br />

können; auch differenzierte und umfangreiche Definitionsversuche haben dieses Problem<br />

nicht bewältigen können (Steinecke/Kulinat 1984). An<strong>der</strong>e Autoren wie z.B. Pöschel, glauben das sich<br />

eine so komplexe Erscheinung wie <strong>der</strong> Fremdenverkehr überhaupt einer sinnvollen<br />

Definition, die immer zwischen Tautologie und Ungenauigkeit schwanken wird entzieht. Wie<br />

problematisch terminologische Fragen sind, zeigt auch Newig 1975 mit seinem<br />

Strukturschema des Freizeitverkehrs. In seinem Strukturschema des Freizeitverkehrs, den er<br />

mit „Tourismus“ gleichsetzt und in „Reiseverkehr“ und „Freizeitkonsum“ aufspaltet, ist eine<br />

Liste von 25 Definitionen und ergänzenden Erläuterungen beigefügt (Benthien 1997). Die<br />

Wirklichkeit des Tourismus ist so facettenreich, dass sie unsere terminologischen Systeme zu<br />

zersprengen droht, deshalb sei es notwendig, so Benthien (1997), „Mut zur terminologischen<br />

Mitte“ zu beweisen. Da aber Wissenschaft und Praxis auf genaue, klare Begriffe angewiesen<br />

sind, soll hier kurz eine Übersicht aus über 100 Jahren Bemühungen den Fremdenverkehr zu<br />

definieren, wie<strong>der</strong>gegeben werden.<br />

Guyer-Freuler, „Fremdenverkehr und Hotelwesen“ Bern 1905:<br />

Fremdenverkehr im mo<strong>der</strong>nen Sinne ist eine Erscheinung <strong>der</strong> Neuzeit, beruhend auf dem vermehrten<br />

Bedürfnis nach Erholung und Luftverän<strong>der</strong>ung, dem erwachten und gepflegten Sinn für landschaftliche<br />

Schönheit, <strong>der</strong> Freude und dem Genuss <strong>der</strong> freien Natur, insbeson<strong>der</strong>e aber bedingt durch die vermehrten<br />

Mischungen <strong>der</strong> verschiedenen Völker und Kreise <strong>der</strong> menschlichen Gesellschaft, infolge <strong>der</strong> Entwicklung von<br />

Handel, Industrie und Gewerbe und <strong>der</strong> Vervollkommnung <strong>der</strong> Transportmittel.<br />

Schullern zu Schrattenhofen „Artikel Fremdenverkehr“ 1911:<br />

Fremdenverkehr ist <strong>der</strong> Begriff aller jener und in erster Reihe aller wirtschaftlichen Vorgänge, die sich im<br />

Zuströmen, Verweilen und Abströmen Frem<strong>der</strong> nach, in und aus eine bestimmte Gemeinde, einem Lande,<br />

einem Staate betätigen und damit unmittelbar verbunden sind.<br />

Wilhelm Morgenroth, „Artikel Fremdenverkehr“ 1927:<br />

Fremdenverkehr im engsten Sinn ist <strong>der</strong> Verkehr von Personen.., die sich vorübergehend von ihrem<br />

Dauerwohnsitz entfernen, um zur Befriedigung von Lebens- und Kulturbedürfnissen o<strong>der</strong> persönlichen<br />

Wünschen verschiedenster Art an<strong>der</strong>wärts, lediglich als Verbraucher von Wirtschafts- und Kulturgütern zu<br />

verweilen.<br />

Arthur, Boormann, „Die Lehre vom Fremdenverkehr“:<br />

Fremdenverkehr ist <strong>der</strong> Inbegriff <strong>der</strong> Reisen, die zum Zwecke <strong>der</strong> Erholung, des Vergnügens, geschäftlicher<br />

o<strong>der</strong> beruflicher Betätigung o<strong>der</strong> aus sonstigen Gründen, in vielen Fällen aus Anlass beson<strong>der</strong>er<br />

Veranstaltungen o<strong>der</strong> Ereignisse, vorgenommen werden und bei denen die Abwesenheit vom ständigen<br />

Wohnsitz nur vorübergehend, im Berufsverkehr jedoch nicht bloß durch die regelmäßige Fahrt zur<br />

Arbeitsstätte bedingt ist.<br />

Robert Glücksmann: „Die wissenschaftliche Behandlung des Fremdenverkehrs“ 1930:<br />

Fremdenverkehr = Überwindung des Raums durch Menschen, die zu einem Ort hinstreben, an dem sie k<strong>einen</strong><br />

ständigen Wohnsitz haben.


Fortsetzung<br />

Robert Glücksmann: „Fremdenverkehrskunde“ 1935:<br />

Fremdenverkehr = Summe <strong>der</strong> Beziehungen zwischen einem am Ort seines Aufenthalts nur vorübergehend<br />

befindlichen Menschen und Menschen an diesem Ort.<br />

Walter Hunziker, Kurt Kraf, „Fremdenverkehrslehre“ 1942<br />

Fremdenverkehr ist somit <strong>der</strong> Inbegriff <strong>der</strong> Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus dem Aufenthalt<br />

Ortsfrem<strong>der</strong> ergeben, sofern durch den Aufenthalt keine Nie<strong>der</strong>lassung zur Ausübung einer dauernden o<strong>der</strong><br />

zeitweiligen hauptsächlichen Erwerbstätigkeit begründet wird.<br />

AIEST 1954<br />

Fremdenverkehr ist <strong>der</strong> Inbegriff <strong>der</strong> Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus <strong>der</strong> Reise und dem<br />

Aufenthalt Ortsfrem<strong>der</strong> ergeben, sofern durch den Aufenthalt keine Nie<strong>der</strong>lassung zur Ausübung einer<br />

dauernden o<strong>der</strong> zeitweiligen hauptsächlichen Erwerbstätigkeit begründet wird.<br />

Paul Bernecker, „Die Stellung des Fremdenverkehrs im Leistungssystem <strong>der</strong> Wirtschaft“ 1955:<br />

Fremdenverkehr ist die Erstellung wirtschaftlicher Leistungen zur Befriedigung des zeitweiligen<br />

Ortsverän<strong>der</strong>ungsbedürfnisses und <strong>der</strong> unmittelbar aus diesem entstehenden an<strong>der</strong>weitigen Bedürfnisse.<br />

Paul Bernecker, „<strong>Grundlagen</strong>lehre des Fremdenverkehrs“ 1962<br />

Als Fremdenverkehr bezeichnen wir die mit dem Tatbestand <strong>der</strong> vorübergehenden und freiwilligen<br />

Ortsverän<strong>der</strong>ung aus nichtgeschäftlichen o<strong>der</strong> beruflichen Gründen verbundenen Beziehungen und<br />

Leistungen.<br />

Claude Kaspar, „Die Fremdenverkehrslehre im Grundriss“ 1975<br />

Fremdenverkehr o<strong>der</strong> Tourismus wird definiert als Gesamtheit <strong>der</strong> Beziehungen und Erscheinungen, die sich<br />

aus <strong>der</strong> Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die <strong>der</strong> Aufenthaltsort we<strong>der</strong> hauptsächliche und<br />

dauern<strong>der</strong> Wohn und Arbeitsort ist.<br />

Gerhardt Armanski, „Die kostbarsten Tage des Jahres –Tourismus – Ursachen, Formen, Folgen<br />

1986<br />

Unter Tourismus verstehe ich jenen Vorgang, <strong>der</strong> das Urlaubsreisen mit dem vorwiegenden Zweck <strong>der</strong><br />

Erholung und des Erlebens umfasst.<br />

WTO 1991<br />

Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-,<br />

Geschäfts- o<strong>der</strong> bestimmten an<strong>der</strong>en Zwecken (außer einer Tätigkeit, die vom besuchten Ort bezahlt wird) nicht<br />

länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhalten.<br />

Walter Freyer, „Tourismus – Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie“ 1996<br />

„Tourismus umfasst alle Erscheinungen, die mit dem Verlassen des gewöhnlichen Aufenthaltsortes und dem<br />

Aufenthalt am an<strong>der</strong>en Ort verbunden sind“ (weiter Tourismusbegriff).


Die beträchtliche Anzahl <strong>der</strong> Tourismusdefinition mag erschrecken, dabei sind die möglichen<br />

Definitionen selbstverständlich we<strong>der</strong> willkürlich noch nach Schönheit gewählt, son<strong>der</strong>n nach<br />

pragmatischen Zwecken (etwa danach, wie „Touristen“ tatsächlich beim<br />

grenzüberschreitendem Verkehr gezählt werden) und nach dem theoretischen Problemrahmen<br />

in dem eine Untersuchung stattfindet (vgl. Fischer 1984). Die oben genannten<br />

Tourismusdefinitionen weisen unterschiedliche Schwerpunkte auf. So stehen z.B. einmal<br />

strukturelle Voraussetzungen o<strong>der</strong> z.B. die Motivationen im Mittelpunkt. Eine einfache aber<br />

leicht verständliche Umschreibung des Tourismus ist, ihn als Schnittmenge aus horizontaler<br />

Mobilität bzw. aus Freizeit und Reisen zu umschreiben. Ähnlich simpel ist auch die<br />

Definition von Fischer (1984) die auf den Grundpfeilern „Frem<strong>der</strong>“, „Reisen<strong>der</strong>“ und „Freizeit“<br />

basiert, Touristen wären somit: „Fremde Reisende in ihrer Freizeit“.<br />

1.2.3 Angebots- und nachfrageseitige Definitionen des Tourismus<br />

Betrachtet man den Tourismus aus ökonomischer Sicht, so kann <strong>der</strong> Tourismus selbst als<br />

Markt bzw. Tourismusmarkt mit den typischen Ausprägungen von Angebot und Nachrage<br />

verstanden werden. Daraus lassen sich auch zwei grundsätzliche Ansätze für die Definition<br />

des Tourismus ableiten: <strong>einen</strong> angebotsorientierten und <strong>einen</strong> nachfrageorientierten.<br />

Angebotsorientierte Tourismusdefinitionen setzen zur Abgrenzung bei den Eigenheiten <strong>der</strong><br />

Anbieter auf dem touristischen Markt an. Nach Leiper 1979 kann demnach <strong>der</strong> Tourismus<br />

definiert werden als Industrie, die aus den Unternehmen besteht, welche Leistungen für die<br />

Bedürfnisse und Anliegen von Touristen erbringen. Angebotsseitige Definitionen des<br />

Tourismus sind von Bedeutung bei <strong>der</strong> Abgrenzung des Sektors im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Erfassung seiner wirtschaftlichen Effekte und für die Diskussion wirtschaftspolitischer<br />

Maßnahmen (Bieger 2004). Es erfolgt also eine Abgrenzung als Wirtschaftsfaktor bzw. Industrie<br />

die Leistungen für die Bedürfnisse und Anliegen von Tourismus erbringen<br />

“Tourism is an activity involving a complex mixture of material and psychological elements.<br />

The material ones are accommodation, transportation, the attractions and the entertainments<br />

available. The psychological factors include a wide spectrum of attitudes and expectations.”<br />

(Quelle: Foster 1985)<br />

Nachfrageseitige Definitionen setzen bei <strong>der</strong> Frage an, wer ein Tourist ist. Der Tourist ist<br />

eine Person, welcher eine Reise außerhalb seines gewohnten Arbeits- und Lebensumfelds<br />

unternimmt (Jafari 1977 zit. in Bieger 2004).<br />

• UN (United Nations)„... die ein Land be<strong>suchen</strong>, das nicht ihr normales Herkunftsland<br />

ist.“ (Gee/Makens/Choy 1997: 11)<br />

• WTO (World Tourism Organisation) unterscheidet zwischen Touristen (> 1<br />

Übernachtung) und Ausflügler


1.2.4 Weitere Unterscheidungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Tourismusdefinitionen<br />

In seinem Aufsatz „Zur Soziologie des Fremdenverkehrs“ hat Gleichmann den Versuch<br />

unternommen die jeweils gebräuchlichsten Tourismusdefinitionen einer Disziplin bzw.<br />

Wissenschaft zuzuordnen. Als gebräuchlichste Definitionen nennt er:<br />

1. die fremdenverkehrswissenschaftliche, ferner<br />

2. wirtschaftswissenschaftliche und<br />

3. betriebswirtschaftlich orientierte,<br />

4. eine kommunalwissenschaftliche,<br />

5. eine geographische,<br />

6. eine verkehrswissenschaftliche<br />

Mit einigem Willen zur genauen Unterscheidung lassen sich dann noch einige Versuche<br />

ausmachen, wenigstens den Touristen zu definieren:<br />

7. zu statistischen Zwecken evtl. unter<br />

8. soziologischem Aspekt<br />

Schon diese Aufzählung an Definitionen, lässt erkennen wie Umfang- und Facettenreich die<br />

Phänomene Fremdenverkehr bzw. Tourismus sind. So interessiert sich z.B. die Geographie<br />

primär für die raumwirksamen Aspekte des Fremdenverkehrs. Daher hängt die jeweilige<br />

Begriffswahl für die Definition von Fremdenverkehr und Tourismus, jeweils von dem<br />

vorherrschenden Forschungsinteresse ab, so dass eine völlige Vereinheitlichung gar nicht zu<br />

erwarten ist (vgl. Kemper 1975). Denn die in <strong>der</strong> Tourismusforschung involvierten<br />

Wissenschaftsdisziplinen bzw. dessen Forscher neigen oft dazu, spezielle Elemente und<br />

Perspektiven <strong>der</strong> jeweiligen Mutterwissenschaft in die touristische Forschung einfließen zu<br />

lassen. Da die Resultate tourismuswissenschaftlicher Untersuchungen häufig von<br />

Interessengruppen bei <strong>der</strong> Lobbyarbeit o<strong>der</strong> von politischen Entscheidungsträgern zur<br />

Begründung von För<strong>der</strong>maßnahmen eingesetzt werden, können definitorischen Unterschiede<br />

rasch eine erhebliche politische bzw. ökonomische Bedeutung erlangen (Steinecke 2006).<br />

Wer sich einmal tiefer mit den vorliegenden Forschungsarbeiten aus den Bereichen Freizeit,<br />

Fremdenverkehr und Naherholung beschäftigt, <strong>der</strong> wird z.B. feststellen das z.B. die<br />

Geographen primär die Fremdenverkehrsdefinition von Poser o<strong>der</strong> Ruppert für ihre<br />

fremdenverkehrsgeographischen Arbeiten bevorzugten. Hingegen wird bei<br />

Gesamtdarstellungen über den Fremdenverkehr bzw. Lehrbüchern / Fremdenverkehrlehren<br />

die Definition von Hunziker / Krapf bzw. von Claude Kaspar verwendet. Ohne <strong>der</strong> eigenen<br />

Disziplin <strong>einen</strong> bestimmten Vorrang geben zu wollen, weißt Claude Kaspar darauf hin, dass<br />

es ökonomische Gegebenheiten sind, welche die Ortsverän<strong>der</strong>ung zum Zwecke eines<br />

Aufenthalts außerhalb des Wohn- o<strong>der</strong> Arbeitsortes erst ermöglichen, d.h. aus einem<br />

Bedürfnis nach Reisen, Erholung usw. eine effektive marktwirksame Nachfrage entstehen<br />

lassen (Kaspar 1978). Da die meisten Tourismus-Studienangebote in Deutschland primär an<br />

Fachhochschulen im Fachbereich Betriebswirtschaftslehre angeordnet sind, macht es wohl<br />

auch Sinn Tourismusdefinitionen von (Tourismus-) Ökonomen den Vorrang in den<br />

Lehrbüchern zu geben.


1.2.5 Begriffsnotwendige Merkmale<br />

Fasst man die wesentlichen Elemente <strong>der</strong> bisherigen Fremdenverkehrsdefinitionen zusammen,<br />

so erhält man folgende Kriterien die den Touristen bestimmen:<br />

• Personenverkehr, temporärer Ortswechsel: zeitlich begrenzte regionale Mobilität<br />

• Beziehung und Beziehungslosigkeit mit den „Einheimischen“<br />

• Auftreten in reiner Konsumfunktion mit Mitteln, die am Heimatort verdient wurden<br />

(Knebel 1960)<br />

Nach übereinstimmen<strong>der</strong> Auffassung <strong>der</strong> Welttourismusorganisation (WTO), <strong>der</strong><br />

Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sowie des<br />

Statistischen Amtes <strong>der</strong> Europäischen Gemeinschaft (SAEG) ist <strong>der</strong> Tourismusbegriff an zwei<br />

Grundvoraussetzungen gebunden (Opaschowski 2002):<br />

1. Der Besuch eines Ortes außerhalb des gewöhnlichen Aufenthaltsortes ist nur<br />

vorübergehende.<br />

2. Am Zielort ausgeübte Tätigkeiten werden nicht von dort entlohnt.<br />

Praktiker und Wissenschaftler, die im Bereich Tourismus tätig sind, beschäftigen sich<br />

vorwiegend mit drei konstitutiven Elementen des Reisens:<br />

• mit dem Ortswechsel von Personen, <strong>der</strong> über den normalen Aufenthaltsort hinausgeht<br />

und an <strong>einen</strong> „fremden“ Ort führt, dieser Ortswechsel erfolgt mit verschiedenen<br />

Transportmitteln<br />

• mit dem Aufenthalt am fremden Ort, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Regel in Hotels o<strong>der</strong> <strong>der</strong> so genannten<br />

Parahotellerie, zum Teil in Privatunterkünften bei Freunden und Bekannten erfolgt.<br />

Dieser Aufenthalt ist vorübergehend, <strong>der</strong> Reisende hat die Absicht, nach Stunden,<br />

Tagen, Wochen o<strong>der</strong> Monaten zurückzukommen.<br />

• Mit den Motiven des Ortswechsels, also <strong>der</strong> Frage, warum gereist wird. (Freyer 1996)<br />

Eigene Anmerkungen: Abgesehen vom Geschäftsreiseverkehr, sind zudem kennzeichnend für<br />

den Tourismus:<br />

• Die Freisetzung von Arbeit in Form von Ferien und Freisetzung als vorübergehende<br />

Herauslösung aus normalen sozialen Bezügen in <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Ortsverän<strong>der</strong>ung<br />

• Der Tourist fügt sich an seinem vorübergehenden Aufenthaltsort nicht in das dortige<br />

Leben ein, son<strong>der</strong>n erwartet meist Betreuung durch <strong>einen</strong> beson<strong>der</strong>en Zweig von<br />

Dienstleistungen, <strong>der</strong> ihm die Beschwerlichkeiten eines Einfügens in <strong>einen</strong> an<strong>der</strong>en<br />

sozialen Zusammenhang erspart. (Scheuch 1977)


1.2.4 Etymologie <strong>der</strong> Begriffe Fremdenverkehr / Tourismus<br />

Fremdenverkehr<br />

Unter dem Begriff „fremd“ wurde im Deutschen das, was einem nicht nahe steht, also<br />

unbekannt ist, womit man nicht befreundet o<strong>der</strong> vertraut ist bezeichnet (vgl. Opaschwoski 1989). Das<br />

mittelhochdeutsche Wort „vremede“ entstammte dem germanische fram und bedeutete<br />

Entfernung, Trennung, Feindschaft, fremdes Land (Prahl/Steinecke 1981). Als Fremden<br />

(althochdeutsch fremedi) beschrieb man früher <strong>einen</strong>, <strong>der</strong> „fram“ (Grundbedeutung „weg,<br />

entfernt“,) „exterus“ (ex terra = aus dem Land), fern von seinem Heimatland war, also den<br />

Nichteinheimischen, den Auslän<strong>der</strong>. Der Begriff leitet sich aus dem gotischen „fram“ ab und<br />

bedeutet fern, weg von (E. Spatt 1974). Als „fremd“, konnte also im übertragenen Sinn die jenige<br />

Person bezeichnet werden, die aus <strong>der</strong> Ferne kam.<br />

Das Wort „Fremdenverkehr“ leitete sich aber ebenfalls, aus dem althochdeutschen Begriff<br />

„eli-lenti“ ab, worunter man so viel verstand wie „im fremden Lande“ (vgl. E. Spatt 1974). Jedoch<br />

hat sich dieses Wort über das mittelhochdeutschen „elende“, was soviel bedeutete wie<br />

„jammervoll“, „unglücklich“ und als Hauptwort etwa mit den Begriffen „Not“, „Verbannung“<br />

o<strong>der</strong> „Ausland“ zu übersetzen wäre, zu dem heutigen Wort „Elend“ entwickelt. Die Begriffe<br />

„eli-lenti“ und „elende“ waren mit <strong>der</strong> Vorstellung verknüpft, das die Menschen, welche aus<br />

an<strong>der</strong>en Gegenden und Län<strong>der</strong>n kamen, sich in einer bedauernswerten Lage befanden. Im<br />

Laufe <strong>der</strong> sprachlichen Entwicklung hat sich dann das Wort „fremd“ durchgesetzt (E. Spatt 1974).<br />

Der Fremde war zugleich <strong>der</strong> Feind, er galt als rechtlos und hatte kein Anrecht auf Schutz und<br />

Frieden. Teilweise, waren die Fremden den Schikanen <strong>der</strong> Einheimischen ausgesetzt und<br />

wurden ihrem Schicksal selbst überlassen.<br />

Neuere Forschungen kamen zu dem Ergebnis, das <strong>der</strong> Begriff „Fremdenverkehr“ vermutlich<br />

1850 zum ersten mal, in einer im Auftrag des Ministers von Ladenberg verfassten Denkschrift<br />

eines Arztes, zu Fragen <strong>der</strong> Prostitution in Berlin auftauchte. Der Arzt Fr. J. Behrend wies<br />

nach, dass es – trotz des beschleunigten Wachstums <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>der</strong> Stadt Berlin und <strong>der</strong><br />

gleichzeitigen Zunahme des Fremdenverkehrs „in hohem Grade“ – <strong>der</strong> Polizei gelungen sei,<br />

die Prostitution in Berlin erheblich einzuschränken (Opaschowski 1989).<br />

Eigene Forschungen ergaben allerdings,<br />

• In einem <strong>der</strong> Heidelberger Jahrbücher <strong>der</strong> Literatur - Seite 1049 von 1808 findet sich<br />

<strong>der</strong> Begriff „Fremdenverkehr“ in folgendem Satz „..auch das gelbe Fieber bricht los in<br />

volken Orten mit viel Fremdenverkehr aus …“<br />

• In dem 1830 erschienen Buch von Heinr Plath „Geschichte des östlichen Asiens“ wird<br />

<strong>der</strong> Begriff „Fremdenverkehr“ im Inhaltverzeichnis genannt: Miscellanea. a)<br />

Auswan<strong>der</strong>ungen – Fremdenverkehr usw. Not d. Volkes – Auswan<strong>der</strong>ungen verboten<br />

– warum? nach Norden erlaubt – Zutritt dem Fremden verwehrt – Fremdenverkehr –<br />

Versuch <strong>der</strong> Russen in Canton <strong>einen</strong> Handel zu eröffnen scheitert- …<br />

• dass <strong>der</strong> Begriff Fremdenverkehr zudem bereits 1844 in einem Vortrag von E. Curtius<br />

„Die Akropolis von Athen“ genannt wurde. Dort heißt es (Seite 22): „Zudem war<br />

Ägypten in dieser späten Epoche gegen allen Fremdenverkehr vollkommen<br />

abgeschlossen.


• Zudem lässt sich in dem 1857 veröffentlichten Buch von E. Curtius „Griechische<br />

Geschichte“ <strong>der</strong> Begriff Fremdenverkehr ebenfalls literarisch nachweisen. Dort steht<br />

auf Seite 344 „So waren die Verhältnisse unter <strong>der</strong> Dynastie <strong>der</strong> Aethiopen; <strong>der</strong><br />

Verkehr bestand nur unter drückendem Zwange einheimischer Polizei, etwa wie<br />

neuerdings <strong>der</strong> Fremdenverkehr in Städten wie Canton und Nangasaki, …<br />

Auch in einem öffentlichen Vortrag über den „Weltuntergang <strong>der</strong> griechischen Cultur“, den<br />

E. Curtius im Jahre 1858 an <strong>der</strong> Universität Göttingen gehalten hat, ist diese Formulierung zu<br />

finden: „ Nachdem sich das Land (gemeint ist Ägypten) einmal dem Fremdenverkehr geöffnet<br />

hatte, dauerte es nicht lange, bis das die Stärke des Pharaonenreiches auf den Griechen<br />

beruhte“ (E. Spatt 1974). Nach Spatt wird Begriff Fremdenverkehr in etwa 1866 literarisch<br />

nachweisbar – er bezieht sich hier wohl auf Hartsch (1968) nachdem <strong>der</strong> Begriff<br />

Fremdenverkehr erstmals in dem 1866 in Hamburg erschienen Buch „Recht <strong>der</strong> Frauen auf<br />

Erwerb“ von Louise Otto-Peters, <strong>der</strong> bürgerlichen Vorkämpferin für die Gleichberechtigung<br />

<strong>der</strong> Frauen, in Verbindung mit Dresden als einer <strong>der</strong> „Städte mit starkem Fremdenverkehr“<br />

auftaucht - dies konnte durch eigene Forschungen wi<strong>der</strong>legt werden. Allgemein literarisch<br />

nachweisbar ist <strong>der</strong> Begriff somit seit 1808 bzw. 1830<br />

Neu und bisher noch in keiner Publikation zur <strong>Tourismuslehre</strong> erfasst, ist also:<br />

• Der Begriff „Fremdenverkehr“ taucht bereits 1808 auf und ist auch seit diesem<br />

Datum – spätestens allerdings seit 1830 literarisch nachweisbar.<br />

Tourismus<br />

Tour bezeichnete im Griechischen ein zirkelähnliches Werkzeug. Kennzeichnend für die<br />

gesamte Wortgruppe (vgl. auch mittellatein. „tornum“) war <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Rundung, <strong>der</strong> eine<br />

zum Ausgangspunkt zurückkehrende Wendung beinhaltete (Opaschowski 1989). Eine Tour ist<br />

demnach ein „Wohin und zurück“, eine Reise weg vom normalen Wohnort hin zu einem<br />

an<strong>der</strong>en Ort, an dem man für eine Zeit verweilt, um dann wie<strong>der</strong> zum Ausgangspunkt<br />

zurückzukehren; ein Tourist ist jemand, <strong>der</strong> eine solche Tour macht (Mundt 1998) Entsprechend<br />

wird auch <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> "Rückkehr" o<strong>der</strong> des nur zeitweiligen o<strong>der</strong> vorübergehenden<br />

Aufenthaltes an einem an<strong>der</strong>en Ort meist mit" Tourismus" verbunden (Freyer 1998). Beim<br />

Tourismus ist die Rückkehr fester Bestandteil <strong>der</strong> Reise, es steht schon im Voraus fest und ist<br />

meist auch gewiss (außer z.B. bei Tod) das man wie<strong>der</strong> an den Ausgangspunkt <strong>der</strong> Reise<br />

(Heimat) zurückkehren wird.<br />

Das Wort Tourismus stammt eigentlich aus dem griechischen und war Bezeichnung für ein<br />

zirkelähnliches Werkzeug und gelangte über das lateinische tornare ins Englische und<br />

Deutsche (vgl. Mundt 1998). Das Wort Tour wurde schließlich auf Dinge übertragen, die sich<br />

drehten o<strong>der</strong> gedreht wurden, wie zum Beispiel die Umdrehung einer Walze, einer Welle,<br />

eines Motors (vgl. Tourenzahl) (Opaschowski in Prahl/Steinecke 1981).


• tornare lateinisch = runden<br />

• tornum mittelllatein. = Rundung<br />

• tornos (griechisch) = Turnus, Wie<strong>der</strong>holung, Rundung<br />

• tornus (lateinisch) = Turnus, Wie<strong>der</strong>holung, Rundung<br />

• tour französisch = Rundgang, Umlauf<br />

• Tourist = Person, die eine solche Tour macht<br />

Im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t bedeutete das Wort „Tour“ soviel wie Umgang, Rundgang, Spaziergang<br />

und war als geruhsamer Rundgang um den eigenen Besitz am Abend (tour de propriétaire)<br />

üblich (Prahl / Steinecke 1981). In Adelskreisen unterschied man schon bald zwischen <strong>der</strong> „kl<strong>einen</strong><br />

Tour“ und <strong>der</strong> „großen Tour“ (Opaschowski 1989). Beson<strong>der</strong>s in Adelskreisen gehörte die „grand<br />

tour“ des jungen Adligen zur Ausbildung <strong>der</strong> Führungselite. Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> ab ca.<br />

1870 aufkommenden Bergtouristik, tauchte das Wort „Tour“ als Bedeutung für alpine<br />

Bergbesteigung auf. Nach Beendigung des deutsch-französischen Kriegs, wurde das Wort<br />

„Tour“ im neuen deutschen Reich zunehmend verpönt und durch Begriffe wie Reise o<strong>der</strong><br />

Wan<strong>der</strong>ung ersetzt.<br />

Das Wort „Tourist“ ist erstmals um 1800 im Englischen belegt (z.B. Oxford English<br />

Dictionary 1811). 1918 taucht es im Französischen auf. Im Deutschen wird es nach 1830<br />

unmittelbar aus dem Englischen übernommen (Opaschowski 1989). Mit <strong>der</strong> beginnenden<br />

Popularisierung einzelner früher Fremdenverkehrsformen und ihrer räumlichen Ausbreitung<br />

mehren sich Wortbildungen mit dem Prä- o<strong>der</strong> Suffixen „tour“ und „tourist“<br />

(Vergnügungstour, Radtour, Tourenleiter, Touristenkarte, Touristenproviant) und zeigen ein<br />

Übergreifen des Fremdenverkehrs auf breite soziale Schichten an (Uthoff 1988).


Tourismus als Oberbegriff<br />

„alle Reisen, unabhängig von ihren Zielen und Zwecken, die den zeitweisen Aufenthalt an<br />

einem an<strong>der</strong>en als dem Wohnort einschließen und bei denen die Rückfahrt Bestandteil <strong>der</strong><br />

Reise ist“<br />

1.2.5 Unterscheidung Fremdenverkehr / Tourismus<br />

In <strong>der</strong> Praxis und <strong>der</strong> Wissenschaft herrschen unterschiedliche Auffassungen über die Begriffe<br />

Fremdenverkehr und Tourismus. Zwar verliert <strong>der</strong> ältere – rein deutsche Begriff –<br />

„Fremdenverkehr“ zunehmend an Bedeutung, allerdings sollen hier trotzdem kurz, wichtige<br />

Tendenzen und Begrifflichkeiten erläutert werden.<br />

Während sich die Wissenschaftsgemeinde weitgehend einig ist, dass beide Begriffe identisch<br />

und somit gleichzusetzen sind; herrscht in <strong>der</strong> Praxis gerade die entgegen gesetzte Meinung –<br />

Fremdenverkehr und Tourismus sind nicht identisch. Die Praktiker wenden ein, dass es mehr<br />

als nur Nuancen sind, wodurch sich die Begriffe unterscheiden.<br />

Mit beginn des Wirtschaftswun<strong>der</strong>s in den 50er Jahren, als es für eine wachsende Zahl von<br />

Bundesbürgern finanziell möglich wurde, in Urlaub zu reisen, sprach man allgemein von<br />

Fremdenverkehr und verstand darunter die traditionelle Urlaubsreise (Feldmann 1997). Durch seine<br />

Betonung <strong>der</strong> verkehrsseitigen Komponente könnte <strong>der</strong> Fremdenverkehrsbegriff gerade im<br />

Rahmen verkehrsökonomischer o<strong>der</strong> tourismusgeographischer Betrachtungen von Vorteil<br />

sein, doch die „dem Fremden“ latent anhaftenden negativen Wertigkeiten geben den<br />

Ausschlag für eine Vernachlässigung dieses Terminus (vgl. Preisinger 1995).<br />

Schon allein das Wort „Fremdenverkehr“ zeigt den Standort an, von dem aus die<br />

gesellschaftliche Reisetätigkeit und die Reisenden als Akteure betrachtet werden. Der<br />

Reisende ist hier als <strong>der</strong> Fremde, auch wenn er vielleicht Landsmann aus <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />

ist (Bendixen 1997). Wenn jemand von Fremdenverkehr sprechen kann, dann wird es vermutlich<br />

<strong>der</strong> Gastgeber sein. Denn er bietet „Fremden“ Beherbergung, Verpflegung sowie<br />

Informations- und Betreuungsdienste. Der Reisende bzw. Tourist würde sich nie als<br />

„Fremden“ bezeichnen, er ist Gast o<strong>der</strong> versteht sich selbst als Besucher eines bestimmten<br />

Zielgebietes. Lei<strong>der</strong> ist bereits <strong>der</strong> Wortteil „fremd“ unglücklich gewählt. Denn <strong>der</strong> Ferien –<br />

o<strong>der</strong> Urlaubsgast wie auch <strong>der</strong> durchreisende Gast sollen sich eben nicht als „Fremde“ fühlen<br />

müssen, son<strong>der</strong>n als „Gastfreunde“ aufgenommen werden (Zedek 1970). So sind in den letzten<br />

Jahrzehnten wie<strong>der</strong>holt Preisausschreiben ausgesetzt worden mit dem Ziel, für das Wort<br />

Fremdenverkehr <strong>einen</strong> neuen Ausdruck zu gewinnen (vgl. Spatt 1975). Allerdings sind neue<br />

Wortkreationen wie Gäste-, Urlaubs- o<strong>der</strong> Freizeitverkehr ebenso wenig aussagekräftig. Als<br />

Ersatz für Fremdenverkehr wird deshalb häufig die international geläufige Bezeichnung<br />

„Tourismus“ verwendet, obwohl auch diese Bezeichnung nicht ganz ohne Problematik ist. Zu<br />

<strong>einen</strong>, so <strong>der</strong> Einwand ist <strong>der</strong> Begriff „Tourismus“ dem Begriff Touristik zu nahe, <strong>der</strong> doch<br />

nur eine <strong>der</strong> vielen Arten des Fremdenverkehrs bezeichnet. Doch sind Fremdenverkehr und<br />

Tourismus wirklich identisch und können problemlos gleich gesetzt werden?<br />

Unter den Praktikern bestehen verschiedene Auffassungen darüber was Fremdenverkehr<br />

bedeutet bzw. was diesen umfasst.


• Fremdenverkehr reflektiert mehr die Sicht <strong>der</strong> Gastgeber, insbeson<strong>der</strong>e mit Bezug auf<br />

Auslän<strong>der</strong> (Incomingtourismus / Inlandsreiseverkehr), im Gegensatz dazu umfasst<br />

Tourismus den Auslandsreiseverkehr, also Reisen von Inlän<strong>der</strong>n in Ausland<br />

• Fremdenverkehr umfasst alle Aspekte rund um Ferien und Freizeit<br />

• Organisation <strong>der</strong> Reisevorbereitung<br />

• er umfasst sowohl nationalen und internationalen Reiseverkehr<br />

• beinhaltet auch das Interesse an dem Phänomen <strong>der</strong> Mobilität aber auch des Kontaktes<br />

(mit Fremden verkehren)<br />

• wirkt allerdings wenig sympathisch (ängstlich, ablehnend)<br />

Üblich ist auch das Fremdenverkehr = Als Gesamtheit aus Reiseverkehr und damit<br />

verbundenen Aufenthalten an fremden Orten zum Zwecke <strong>der</strong> Erholung, Gesundheitspflege,<br />

<strong>der</strong> Geselligkeit, des Sports, wegen politischer, beruflicher, wissenschaftlicher o<strong>der</strong><br />

persönlicher Kontakte – verstanden wird.<br />

Der Fremdenverkehrsbegriff taucht in <strong>der</strong> Praxis hauptsächlich im Sinne von Incoming<br />

Tourismus auf und bezieht sich hierbei auf alle Akteure die an <strong>der</strong> Aufnahme von Gästen<br />

bzw. Ortsfremden beteiligt sind. Im Gegensatz dazu versteht man unter „Tourismus“ dann das<br />

zeitweilige Verlassen des Wohnortes für eine – meist in das Ausland gehende - Reise (Mundt<br />

1998). Eine an<strong>der</strong>e Sicht ist, das Fremdenverkehr alle Reisen umfasst, Tourismus lediglich die<br />

Urlaubsreisen.<br />

Die Sicht <strong>der</strong> Tourismusbranche: Begriffe sind nicht identisch<br />

• Tourismus ist umfassen<strong>der</strong> als Fremdenverkehr (<strong>der</strong> internationale Begriff<br />

„Tourismus“ umfasst alle Aspekte des Reisens, Fremdenverkehr umfasst hingegen nur<br />

den Son<strong>der</strong>fall nationaler Reisen.)<br />

• Fremdenverkehr ist umfassen<strong>der</strong> als Tourismus (engere Definition des Tourismus,<br />

umfasst nur die Motive Erholungs- o<strong>der</strong> Urlaubsreiseverkehr, während<br />

Fremdenverkehr z.B. auch Geschäftsreisen einschließt.<br />

• Tourismus und Fremdenverkehr stehen nebeneinan<strong>der</strong>. (Der Begriff „Tourismus“<br />

bezieht sich dabei vor allem auf Outgoing und <strong>der</strong> Begriff „Fremdenverkehr“ auf<br />

Incominggeschäfte) (Freyer 1998)<br />

Tourismus<br />

Fremdenverkehr<br />

Fremdenverkehr<br />

Die Sicht <strong>der</strong> Tourismuswissenschaft: Beide Begriffe sind gleichzusetzen<br />

Tourismus<br />

(Eigene Darstellung nach Freyer 1998)


• Beide Begriffe sind identisch; je<strong>der</strong> Versuch, unterschiedliche Begriffsinhalte zu<br />

definieren, scheitert spätestens bei <strong>der</strong> Übersetzung in an<strong>der</strong>e Sprachen<br />

• Das auswärtige Übernachten, stellt kein Definitionskriterium dar, denn es gibt auch<br />

Tagestourismus<br />

• Reisen, die keinem äußerem Zwang unterliegen, die aus rein intrinsischen Motiven<br />

unternommen werden


Als Ergebnis <strong>der</strong> Diskussion kann festgehalten werden, dass es heute durchaus angebracht ist,<br />

die Begriffe „Fremdenverkehr“ und „Tourismus“ gleichzusetzen bzw. sie synonym zu<br />

verwenden.<br />

Wissenschaftlich strittig:<br />

Weiter Tourismusbegriff:<br />

Tourismus umfasst alle Erscheinungen, die mit dem Verlassen des gewöhnlichen<br />

Aufenthaltsortes und dem Aufenthaltsort am an<strong>der</strong>en Ort verbunden sind = alle<br />

Ortsverän<strong>der</strong>ungen<br />

Engere Tourismusbegriffe:<br />

<strong>Sie</strong> grenzen Tourismus vor allem hinsichtlich <strong>der</strong> Zeit/Reisedauer, des Ortes/<strong>der</strong> Entfernung<br />

und <strong>der</strong> Motive des Ortswechsels und <strong>der</strong> wissenschaftlichen Schwerpunktsetzung ein.<br />

Touristischer Kernbereich:<br />

Bei allen Tourismusdefinitionen ist die –mindestens – mehrtägige Urlaubs- o<strong>der</strong><br />

Erholungsreise enthalten (touristischer Kernbereich). Uneinigkeit besteht vor allem,<br />

ob z.B. Geschäftsreisen (Motiv), Tagesreisen (Zeit), Ausflugsverkehr (Entfernung), Studien-<br />

und Arbeitsaufenthalte (nicht vorübergehend) usw. zum Tourismus zu rechnen.<br />

Schrö<strong>der</strong> (Lexikon <strong>der</strong> Tourismuswirtschaft)<br />

(Quelle: Freyer 1998)<br />

Tourismus im weiteren Sinne<br />

... beschreibt als Oberbegriff sowohl den Aus- und Einreiseverkehr eines Landes mit den<br />

Besuchszielen, die sich auf Freizeit mit Erholung, Urlaub, Gesundheit, Studium, Religion und<br />

Sport sowie geschäftliche Tätigkeit, Familie, Mission und Versammlung gründen als auch das<br />

Binnenreisegeschäft <strong>der</strong> Bewohner eines Landes.<br />

Tourismus im engeren Sinne<br />

... kennzeichnet daneben im Wesentlichen den grenzüberschreitenden Ferien- und<br />

Reiseverkehr mit Besuchern, die wenigstens eine Nacht und weniger als ein Jahr im<br />

Besuchsland verbringen.<br />

Fremdenverkehr gehört nach dieser Definition zum Binnenmarkt und in die Region.<br />

Reiseverkehr bezieht sich auf die Art <strong>der</strong> Beför<strong>der</strong>ung und die Verwendung <strong>der</strong><br />

verschiedenen Verkehrsmittel.<br />

1.2.5 Zusammenfassung <strong>der</strong> Merkmale des Tourismus (Ableitung aus den Definitionen)<br />

• Tourismus und Reisen ist mit einer Ortsverän<strong>der</strong>ung verbunden<br />

• Die Ortsverän<strong>der</strong>ung ist nur vorübergehend bzw. zeitlich befristet<br />

• Die Rückkehr zum Heimatort ist Bestandteil des Tourismus


• Tourismus und Fremdenverkehr erfasst bzw. umfasst nicht nur die Angebote und<br />

Nachfrager, son<strong>der</strong>n auch die gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen,<br />

ökologischen und technischen Folgen<br />

• Tourismus umfasst sowohl den Freizeitreiseverkehr sowie den Geschäftsreiseverkehr<br />

• Auch <strong>der</strong> Tourismus kann als Markt betrachtet werden – bei dem die Nachfrage das<br />

Angebot regelt<br />

• Mischung aus statisches (Aufenthalt) und dynamisches (Ortswechsel) Element<br />

• Massenhaftigkeit des Phänomens Tourismus<br />

• Wechselbeziehung zwischen den Reisenden und den Einheimischen<br />

• Herauslösung <strong>der</strong> Reisenden aus den normalen sozialen Beziehungen (des<br />

Heimatortes)<br />

• Die Erwerbstätigkeit wird in vielen Definitionen des Tourismus ausgeschlossen<br />

• Tourismus ist somit sowohl ein Wirtschaftsbereich aber auch ein „beson<strong>der</strong>er“<br />

Lebensbereich in dem <strong>der</strong> Reisende am Zielort meist als Gast aufgenommen wird<br />

Eine <strong>der</strong> grundlegenden determinierenden Merkmale <strong>der</strong> Tourismusdefinitionen, ist die<br />

räumliche Abwesenheit vom normalen Wohn- / Aufenthaltsort, die auf <strong>der</strong> <strong>einen</strong> Seite eine<br />

Mindestzeitdauer überschreiten muss (24 Stunden), auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite allerdings eine<br />

Höchstzeitdauer (1 Jahr) nicht überschreiten darf. Das Problem einer treffenden und<br />

allgemein akzeptierten Tourismusdefinition, ist <strong>der</strong> Aspekt dass <strong>der</strong> Tourismus auf<br />

verschiedenen Ebenen betrachtet werden kann bzw. auch muss. Betrachtet man den<br />

Tourismus z.B. aus ökonomischer Sicht, so fungiert er z.B. in <strong>einen</strong> bestimmten<br />

geographischen Raum als Arbeitgeber, sowie z.B. als wichtiger Devisenbringer. In<br />

Destinationen wie Mallorca sind z.B. über 50% <strong>der</strong> Bevölkerung direkt vom Tourismus<br />

betroffen und somit auch von ihm abhängig. In <strong>der</strong> Stadt Luxor in Ägypten gibt es ca. 65000<br />

Einwohner 85 % dieser Einwohner sind Beschäftigte im Tourismus. So unterscheidet z.B.<br />

Kaspar (1996) fünf wirtschaftliche Funktionen des Tourismus, dies sind: die Produktions-,<br />

Beschäftigungs-, Einkommens-, Ausgleichs- und Zahlungsbilanzfunktion. Zum an<strong>der</strong>en


müssen je nach Forschungsinteresse die ökologischen, gesellschaftlichen, technologischen<br />

o<strong>der</strong> politischen Funktionen des Tourismus näher betrachtet o<strong>der</strong> umschrieben werden. Es<br />

gibt zwei wesentliche Gründe weshalb eine ganze Reihe <strong>der</strong> gängigen Definitionsversuche<br />

nur bedingt für die theoretische und empirische Forschung geeignet sind:<br />

1. Zu breiter Bezugsrahmen: Oftmals wird versucht, möglicht alle Formen und<br />

Erscheinungen in den Tourismusbegriff „hineinzupacken“ (vgl. Steinbach 2003). Definition<br />

wie z.B. von Kaspar ver<strong>suchen</strong> das gesamte Spektrum <strong>der</strong> Tourismusarten und –<br />

formen in einer Definition zu umfassen. Es werden also unterschiedliche Reiseformen<br />

zusammengefasst, denen weitgehend divergierende Motivationsstrukturen zugrunde<br />

liegen und die auch durch sehr verschiedene Verhaltensmuster gekennzeichnet sind<br />

(vgl. Steinbach 2003). Beson<strong>der</strong>st in Motivationsuntersuchungen o<strong>der</strong><br />

verhaltenswissenschaftlichen Studien über den Touristen, ist man gezwungen die in<br />

diesem generellen Tourismusbegriff erfassten „Touristengruppen“ isoliert und<br />

nacheinan<strong>der</strong> zu behandeln.<br />

2. Zu enger Bezugsrahmen: Währende als bei den Motivations- und Verhaltenstypen<br />

<strong>der</strong> Definitionsrahmen für „Tourismus“ zu weit gezogen wird, trifft für die zeitliche<br />

Komponente oft das Gegenteil zu (Steinbach 2003). Während eine Unterscheidung<br />

zwischen Tagestouristen (ohne Übernachtung) und Übernachtungstouristen<br />

(mindestens eine außerhäusliche Übernachtung) noch recht unproblematisch ist, so<br />

fällt die Bestimmung von Naherholung schon schwieriger aus. Denn wegen <strong>der</strong><br />

fortgeschrittenen Entwicklung er Verkehrstechnologie und <strong>der</strong> enormen Verbilligung<br />

entsprechen<strong>der</strong> Angebote, ist es aber heute nicht mehr ohne weiteres möglich,<br />

raumbezogene außerhäusliche Freizeitformen ohne Übernachtung als „Naherholung“<br />

zu bezeichnen (Steinecke 1993).<br />

Tourismus zu definieren bzw. zu erfassen ist teilweise äußerst kompliziert. Wahrscheinlich<br />

verhält es sich mit dem Tourismus wie mit <strong>der</strong> Pornographie: Sehr schwierig zu definieren,<br />

aber leicht zu erkennen und in beiden Fällen ist den Nachfragern die Definition eigentlich<br />

auch egal (vgl. Lohmann 1990). Während sich viele Autoren noch um eine generelle Klärung des<br />

Tourismusbegriffs bemühen, schlägt Bieger (2004) indes eine Erweiterung des ursprünglichen<br />

Tourismusbegriffes vor.


Mit dieser Definition wird <strong>der</strong> Tourismus als Erscheinungsform über das Verhalten <strong>der</strong><br />

Menschen an Hand <strong>der</strong> Tourismusnachfrage definiert. Aufgrund dieser eher breiten,<br />

systemorientierten Definition können auch nicht einfach Tourismusbranchen abgeleitet<br />

werden (Bieger 2004). Es können aber Branchen mit einer größeren o<strong>der</strong> kleineren Abhängigkeit<br />

vom Tourismus (d.h. von <strong>der</strong> Tourismusnachfrage) abgegrenzt werden (Bieger 2004).<br />

1.2.6. Statistische Definitionen des Tourismus<br />

Mit einer möglichen Definition des Tourismus beschäftigte sich im lauf <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte<br />

auch mehrmals die WTO. Das vorrangige Ziel <strong>der</strong> Definitionsbemühungen war es, die<br />

Statistiken <strong>der</strong> verschiedenen Län<strong>der</strong> zu vereinheitlichen. Im Juni 1991 führt die WTO in<br />

Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> kanadischen Regierung in Ottawa eine internationale Konferenz über<br />

Reise- und Tourismusstatistik durch, auf <strong>der</strong> eine Reihe von Empfehlungen zur<br />

Tourismusstatistik beschlossen wurden, die im März 1993 auch von <strong>der</strong> Statistikkommission<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen angenommen wurden (Spörel 1998).<br />

Rechtliche <strong>Grundlagen</strong> für die Tourismusstatistik sind:<br />

• Richtlinie 95/57/EG des Rates vom 23. November 1995 über die Erhebung<br />

statistischer Daten im Bereich des Tourismus<br />

• Entscheidung <strong>der</strong> Kommission vom 9. Dezember 1998 zur Umsetzung <strong>der</strong> Rats-<br />

Richtlinie 95/57/EG<br />

• Aktualisierungen in den Jahren 2004 and 2006, vor allem im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Erweiterung <strong>der</strong> EU (Spörel 2007)<br />

Der Tourismus ist ein Querschnittsbereich, zudem verschiedene Wirtschaftsbereiche<br />

Leistungen erbringen – dies kommt auch in <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> WTO zum Ausdruck. Daher<br />

kann <strong>der</strong> Tourismus auch nicht befriedigend von <strong>der</strong> Angebotsseite her definiert werden.<br />

Zudem besteht auch keine universelle Auffassung für die Definition <strong>der</strong> Tourismusindustrie<br />

bzw. Tourismuswirtschaft (vgl. Pen<strong>der</strong> / Sharpley 2005). Es ist überhaupt fraglich, ob man den<br />

Tourismus als Industrie bezeichnen kann. Bei <strong>der</strong> Tourismusdefinition des statistischen<br />

Bundesamtes bzw. <strong>der</strong> WTO, handelt es sich deshalb, um ein weit gefasstes Konzept des<br />

Tourismus das deutlich von dem umgangssprachlichen und wissenschaftlichen Gebrauch des<br />

Begriffs abweicht:<br />

Der Tourismus umfasst nach dieser Definition „die Aktivitäten von Personen, die an Orte<br />

außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-, Geschäfts- o<strong>der</strong><br />

bestimmten an<strong>der</strong>en Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhalten<br />

The WTO`s definition of tourism is now the one that is most widley accepted arround the<br />

world (Pen<strong>der</strong> / Sharpley 2005)


(WTO)<br />

Unerheblich ist zudem ob die Reise als Tages- o<strong>der</strong> „Übernachtungsreise“ getätigt wird – die<br />

zentrale Bezugsgröße ist immer <strong>der</strong> Besucher.<br />

In folge <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung nach Reisezwecken, umfasst die statistische Tourismusdefinition:<br />

• Urlaubs- und Erholungsreisen<br />

• Besuche von Freunden und Verwandten<br />

• Dienst- und Geschäftsreisen<br />

• Sonstige private Reisen<br />

• Tagesreisen (Reisen ohne Übernachtung)<br />

Eingeschlossen sind sowohl <strong>der</strong> Freizeit- und Geschäftsreiseverkehr sowie Reisende mit<br />

sowie auch ohne Übernachtung. Ausgeschlossen werden hingegen:<br />

• Pendler<br />

• Saisonarbeiter<br />

• Einwan<strong>der</strong>er<br />

• Angehörige von Streitkräften (Armee, Militär)<br />

• Diplomaten<br />

• u.a.<br />

Anhand <strong>der</strong> statistischen Tourismusdefinition lassen sich drei Arten von Reiseströmen bzw.<br />

drei Grundformen des Tourismus in Bezug auf Reiseströme ableiten:<br />

1. Binnenreiseverkehr (domestic tourism) = bezieht sich auf Inlän<strong>der</strong> eines gegebenen<br />

Landes, soweit sie nur innerhalb des Landes reisen – Reisetätigkeit von Inlän<strong>der</strong>n<br />

welche nur im eigenen Land jedoch außerhalb ihres gewöhnlichen Lebensumfeldes<br />

reisen und sich dort aufhalten


2. Einreiseverkehr (inbound tourism) = bezieht sich auf Auslän<strong>der</strong>, die in dem<br />

gegebenen Land reisen - Reisetätigkeit von Nichtinlän<strong>der</strong>n, die in einem Land<br />

außerhalb ihres gewöhnlichen Lebensumfeldes reisen und sich dort aufhalten<br />

3. Ausreiseverkehr (outbound tourism) = bezieht sich auf Inlän<strong>der</strong>, die in einem<br />

an<strong>der</strong>en Land reisen - Reisetätigkeit von Nichtinlän<strong>der</strong>n , Reisetätigkeit von<br />

Inlän<strong>der</strong>n, die in ein an<strong>der</strong>es Land reisen und sich dort (außerhalb ihres gewöhnliches<br />

Lebensumfeldes) aufhalten<br />

(Quelle: WTO sowie Europäische Kommission (DG XXIII, Eurostat), 1998.)<br />

Die unterschiedliche Kombination <strong>der</strong> drei Grundformen des Tourismus ergeben die<br />

folgenden Tourismuskategorien:<br />

Inlandstourismus (internal tourism): Umfasst den Binnenreiseverkehr und den<br />

Einreiseverkehr<br />

Nationaler Tourismus (national tourism): Umfasst den Binnenreiseverkehr und den<br />

Ausreiseverkehr<br />

Internationaler Tourismus (international tourism): Umfasst den Einreiseverkehr sowie<br />

den Ausreiseverkehr<br />

Sämtliche Arten <strong>der</strong> im Tourismus erfassten Reisenden werden als Besucher bezeichnet (STB<br />

2003). Der Begriff Besucher / Visitor stellt somit das grundlegende Konzept <strong>der</strong><br />

Tourismusstatistik dar.


Nach <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> WTO und des Statistischen Bundesamtes, ist ein Besucher:<br />

(Spörel 2005)<br />

“Jede Person, die für die Dauer von nicht mehr als 12 Monaten ihre gewohnte Umgebung<br />

verlässt und <strong>der</strong>en hauptsächlicher Reisezweck ein an<strong>der</strong>er ist als die Ausübung einer<br />

Tätigkeit, die von dem besuchten Ort aus entgolten wird”<br />

.<br />

Ein Besucher <strong>der</strong> nicht übernachtet wird als Tagesbesucher bezeichnet. Übernachtet <strong>der</strong><br />

Besucher allerdings, so wird er im Sinne <strong>der</strong> Statistik als Tourist bezeichnet bzw. erfasst. Um<br />

als Tourist zu zählen, muss <strong>der</strong> Besucher laut Definition mindestens einmal bzw. eine Nacht<br />

in einem Beherbergungsbetrieb o<strong>der</strong> einer Privatunterkunft übernachten.<br />

Tagesbesucher könnten z.B. Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes sein die morgens in einem<br />

bestimmten Land ankommen allerdings abends zurückkehren um an Bord zu übernachten –<br />

selbst dann wenn das Schiff mehrere Tage im Hafen des besuchten Landes liegt. Hierzu<br />

zählen auch Gruppenreisende die mit dem Zug unterwegs sind, o<strong>der</strong> Besitzer von Schiffen<br />

sowie Yachten. Durch das zeitliche Kriterium in <strong>der</strong> WTO Definition, grenzt sie den<br />

touristischen Besuch von dauerhaften Wan<strong>der</strong>bewegungen ab. Berufspendler werden bedingt<br />

durch das Entgeldkriterium ganz aus <strong>der</strong> Definition ausgeschlossen.<br />

Für die Definition des Besuchers / Vistiors können drei grundlegende Kriterien identifiziert<br />

werden, welche den Besucher /Vistior von an<strong>der</strong>en Reisenden abgrenzen:<br />

1. Der Besucher verlässt sein gewohntes Umfeld (Mindestentfernung, Mindestdauer),<br />

2. Die Abwesenheit aus dem gewohnten Umfeld darf höchstens 12 Monate betragen –<br />

sonst Wechsel des Wohnsitzes<br />

3. Der Besucher darf nicht aus dem besuchten Land entlohnt werden


Für statistische Zwecke werden zwei Untergruppen <strong>der</strong> Besucher gebildet:<br />

• Internationale Besucher = Jede Person, die für die Dauer von nicht mehr als 12<br />

Monaten ihre gewohnte Umgebung verlässt und in ein an<strong>der</strong>es als dasjenige Land<br />

reist, in dem sie ihren gewöhnlichen Wohnsitz hat, und <strong>der</strong>en hauptsächlicher<br />

Reisezweck ein an<strong>der</strong>er ist als die Ausübung einer Tätigkeit, die von dem besuchten<br />

Land aus entgolten wird.<br />

• Inländische Besucher = Jede Person, die in dem gegebenen Land ihren Wohnsitz hat<br />

und für die Dauer von nicht mehr als 12 Monaten ihre gewohnte Umgebung verlässt,<br />

um an einem an<strong>der</strong>en Ort, innerhalb dieses Landes zu reisen, und <strong>der</strong>en<br />

hauptsächlicher Reisezweck ein an<strong>der</strong>er ist als die Ausübung einer Tätigkeit, die von<br />

dem besuchten Ort aus entgolten wird<br />

BESUCHER /<br />

VISITOR<br />

Internationaler Besucher<br />

Inländischer Besucher<br />

Touristen<br />

Tagesbesucher<br />

Touristen<br />

Tagesbesucher<br />

(Abb. „Untergruppen <strong>der</strong> Besucher“ eigene Darstellung)<br />

In <strong>der</strong> einschlägigen Tourismusliteratur wird für „Tagesbesucher“ oftmals auch die<br />

Bezeichnung „Ausflügler“ verwendet. Ausflügler sind also: alle vorübergehenden Besucher<br />

die nicht mindestens eine Übernachtung im be<strong>suchen</strong> Land verbringen obwohl sie das Land<br />

ggf. an einem o<strong>der</strong> mehreren Tagen be<strong>suchen</strong> und zum Schlafen auf ihr Schiff o<strong>der</strong> in ihren<br />

Zug zurückkehren. Ausflügler / Tagesbesucher be<strong>suchen</strong> <strong>einen</strong> Ort und halten sich dort nur<br />

recht kurzfristig auf – ohne an diesem Ort zu übernachten.


Als Klassifizierungsmerkmale für die touristische Nachfrage können verwendet werden:<br />

• Aufenthaltsdauer <strong>der</strong> Touristen<br />

• das Herkunftsland <strong>der</strong> Touristen<br />

• das Reiseziel<br />

• die benutzten Transportmittel<br />

• die Beherbergungsform<br />

Aber auch die Definition <strong>der</strong> WTO ist nicht frei von Wi<strong>der</strong>sprüchen. Theoretisch und streng<br />

genommen müssten weite Teile des Dienst- und Geschäftsreiseverkehrs ausgeschlossen<br />

werden, da ja laut Definition das Kriterium <strong>der</strong> Vergütung vor Ort ausgeschlossen wurde.<br />

Schließlich sind mit dieser Definition wichtige, sozialproduktsrelevante Aspekte des<br />

touristischen Angebots - nämlich Investitionstätigkeiten wie die Errichtung von Hotels o<strong>der</strong><br />

Uferanlagen - nicht abgedeckt, die neben den unmittelbar an Touristen abgegebenen<br />

Leistungen ebenfalls dem Angebot für touristische Zwecke zugerechnet werden sollten<br />

(Köhn/Hopf/Kloas o.J.).<br />

Die Definition <strong>der</strong> WTO umfasst ein sehr weites Tourismusverständnis, dass allerdings nicht<br />

immer von Tourismuspraxis und Tourismuswissenschaft geteilt wird. Für Forschungsaufträge<br />

und wissenschaftliche Arbeiten, ist es teilweise notwendig eine eigene Definition dafür zu<br />

finden, was eine Person zum potentiellen Touristen werden lässt. Folgende Aspekte sollten<br />

bei eigenen Definitionsver<strong>suchen</strong> berücksichtig werden:


• Motivation (Reisemotive)<br />

• Erholung<br />

• weg von vs. hin zu<br />

• Dauer - zeitliche Komponente<br />

• Übernachtung, Beherbergung<br />

In einigen Tourismusdefinition (z.B. Armanski 1978) wird die Grenzüberschreitung als<br />

Bestandteil <strong>der</strong> Tourismusdefinition genannt. Dies erscheint jedoch wenig sinnvoll. Ein<br />

Reisen<strong>der</strong> von Hamburg nach München wäre so also kein Tourist, er würde diesen Status erst<br />

erfüllen wenn er z.B. nach Mallorca reist. Die Tatsache, dass es einerseits die<br />

Definitionsbemühungen durch internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen und<br />

die Welt-Tourismus-Organisation WTO gibt, aber auch eigene Bestimmungen von<br />

betroffenen Län<strong>der</strong>n wie den Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada, Australien und<br />

Deutschland, welche davon zum Teil beträchtlich abweichen, sowie, darüber hinaus, eigene<br />

Klassifikationen mancher dazugehöriger Regionen, müsste zu denken geben (Mundt 1998).<br />

An<strong>der</strong>s gesagt: Es ist durchaus sinnvoll, auf Normierung zu bestehen, aber es sollte hinterfragt<br />

werden, welchen Zielen sie dient (Lauterbach 2006).<br />

Weitere Unterteilung des Tourismus<br />

Eine weitere wichtige Unterscheidung anhand <strong>der</strong> Reisedauer, ist die Unterscheidung in:<br />

Kurzzeittourismus: 1 – 4 Übernachtungen = Aufenthalt von 2-5 Tagen<br />

Erholungstourismus: 5 / 6 – 30 / 45 Übernachtungen = Aufenthalt von 6 / 7 – 30 /45 Tagen<br />

Langzeittourismus: höchstes 1 Jahr = Aufenthalt von über 30 / 45 Tagen<br />

Daueraufenthalt: über ein Jahr<br />

Der Tourist<br />

(Gross 2004 in Anlehnung an Freyer 2001)<br />

Die OECD definiert Touristen als „Personen, die sich mindesten 24 Stunden außerhalb ihres<br />

Wohnortes aufhalten zu beruflichen, vergnüglichen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Zwecken (außer Arbeit,<br />

Studium und Daueraufenthalt).“ In dieser Definition wird als Mindestkriterium für<br />

Tourismus eine zeitliche Dauer von mindestens 24 Stunden bestimmt. Diese Definition kann<br />

in <strong>der</strong> heutigen Zeit als sehr problematisch und nicht mehr adäquat bezeichnet werden. Denn<br />

zum <strong>einen</strong> vernachlässigt sie den Ausflugs- und Dienstreiseverkehr - zum an<strong>der</strong>en ist eine<br />

Vierundzwanzig-Stunden-Zeitspanne heute nicht mehr zeitgemäß. So würden z.B. die sog.<br />

„Partytouren“ nach Mallorca – morgens mit dem Flugzeug hin und abends wie<strong>der</strong> zurück in<br />

die Heimat – nicht zum Tourismus zählen. Auch lassen die einzelnen Begriffsmerkmale eine<br />

starke Betonung des grenzüberschreitenden Reiseverkehrs, also des Auslän<strong>der</strong>reiseverkehrs,<br />

erkennen (Spatt 1975).<br />

Wie kann <strong>der</strong> Begriff „Tourist“ definiert werden?


Nach dem Zweck <strong>der</strong> Reise<br />

• berufsbedingt, Zweck <strong>der</strong> Reise ist ein geschäftlicher. Anlass = Geschäftsreise<br />

• die Reise dient <strong>der</strong> Erholung, Entspannung = Urlaubs- und Erholungstourismus<br />

• Reisen zu Freunden, Verwandten = sog. (VFR)<br />

• Aus- und Weiterbildung = sog. Bildungstourismus<br />

Beispiel:<br />

“Jede Person, die für die Dauer von nicht mehr als 12 Monaten ihre gewohnte Umgebung<br />

verlässt und <strong>der</strong>en hauptsächlicher Reisezweck ein an<strong>der</strong>er ist als die Ausübung einer<br />

Tätigkeit, die von dem besuchten Ort aus entgolten wird” (WTO)<br />

In dieser Definition muss <strong>der</strong> Reisezweck ein an<strong>der</strong>er sein, als die Ausübung einer Tätigkeit.<br />

Die Reisen müssen entwe<strong>der</strong> geschäftlichen Zwecken, dem Besuch von Tagungen und<br />

Kongressen, <strong>der</strong> Freizeitgestaltung o<strong>der</strong> dem Besuch von Freunden und Verwandten dienen.<br />

Nach <strong>der</strong> zeitlichen Dauer<br />

• mehr als 24 Stunden<br />

• weniger als ein Jahr<br />

Beispiel:<br />

Touristen sind Personen, die sich für mindestens 24 Stunden außerhalb ihres Wohnortes<br />

aufhalten zu beruflichen, vergnüglichen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Zwecken (außer Arbeit, Studium und<br />

Daueraufenthalt) aufhalten (OECD)<br />

Nach <strong>der</strong> Entfernung<br />

• außerhalb des Wohnortes / Wohnumfeldes<br />

Nach <strong>der</strong> Übernachtungsmöglichkeit<br />

• Übernachtung in einem Beherbergungsbetrieb<br />

Beispiel hierfür ist z.B. die Definition <strong>der</strong> Europäischen Kommission (1998):<br />

Touristen sind Besucher, die am (im) besuchten Ort(Land) wenigstens einmal in einem<br />

Beherbergungsbetrieb o<strong>der</strong> einer Privatunterkunft übernachten.<br />

(Quelle: Europäische Kommission (DG XXIII, Eurostat) 1998)<br />

Tagesbesucher, Tages-Ausflügler<br />

• streng genommen sind dies keine Touristen, jedoch sind sie maßgeblich an z.B. <strong>der</strong><br />

touristischen Aktivität eines Ortes beteiligt und nutzen sowohl das ursprüngliche<br />

sowie das abgeleitete touristische Angebot


• zwar benutzen Tagesbesucher, Ausflügler touristische Einrichtungen, jedoch mit dem<br />

Unterschied, das sie keine Unterkunft benötigen und am Zielort nicht übernachten<br />

Auch für den Begriff „Tourist“ finden sich mannigfaltige Definitionen. So wird <strong>der</strong> Tourist<br />

z.B. als jene Person bezeichnet, die Reisen als Freizeitbeschäftigung betreiben o<strong>der</strong> als eine<br />

Person die <strong>einen</strong> Ort durchläuft ohne zu beabsichtigen, dort permanent zu bleiben (vgl. Schmith<br />

1989/Berghe 1980).<br />

Der Einbezug <strong>der</strong> Motivation in die touristische Definition ist einleuchtend, da nur <strong>der</strong><br />

Tourist selbst sicher behaupten mag, `Ja, ich reise!“ (Lüdtke 2002)<br />

Trotz definitorischer Probleme, besteht in <strong>der</strong> Wissenschaft Konsens bezüglich drei zentraler<br />

Merkmale des Touristen:<br />

• Touristen sind Ortsfremde: Die Reise / Tourismus ist steht mit einem Ortswechsel<br />

von Wohnort zum Zielort verbunden (und mit <strong>der</strong> Rückkehr zum Wohnort; dabei wird<br />

üblicherweise das Überschreiten <strong>der</strong> Gemeindegrenze als Ortswechsel verstanden. Der<br />

Ortswechsel erfolgt zudem meist mit verschiedenen Transportmitteln<br />

• Touristen sind temporäre Bewohner: Die Aufenthaltsdauer am Zielort ist zeitlich<br />

begrenz, Meist nutz <strong>der</strong> Reisende touristische Einrichtungen wie z.B. Hotellerie und<br />

Parahotellerie, z. T. aber auch Privatunterkünfte bei Freunden. Als Obergrenze für den<br />

vorübergehenden Aufenthalt gelten üblicherweise 12 Monate, die Mindestdauer ist<br />

hingegen umstritten.<br />

• Touristen sind Konsumenten: Mit dem Aufenthalt am Zielort ist keine dauerhafte<br />

berufliche Tätigkeit in einer Arbeitsstädte verbunden (auch Geschäftsreisende, die sich<br />

zu Verkaufs- Akquisitions- bzw. Kontaktgesprächen am Zielort aufhalten, treten dort<br />

vorrangig als Konsumenten auf. (vgl. Steinecke 2006)<br />

Der Tourist in <strong>der</strong> Alltagssprache<br />

Zwar bemühen sich Wissenschaft und Praxis um eine genaue Klärung des Touristenbegriffs,<br />

doch die Reisenden schert dies wenig. Aber auch „Touristen“ sind nicht frei von Kritik.<br />

Beson<strong>der</strong>st <strong>der</strong> Begriff „Tourist“ hat im allgem<strong>einen</strong> Sprachgebrauch eine zunehmend<br />

negative Wortbedeutung erfahren. Touristen sind immer die an<strong>der</strong>en: Beson<strong>der</strong>st die Gruppe<br />

<strong>der</strong> sog. „Alternativreisenden“ verwendet diese Aussage recht häufig. Aber mal ehrlich gsagt,<br />

wer will schon gerne Tourist sein? Der Tourist ein gehöriger Untertan <strong>der</strong> dem Reiseleiter<br />

blind folgt, <strong>der</strong> Idiot <strong>der</strong> Reise (Urbain 1991), <strong>der</strong> Landschaftsfresser, <strong>der</strong> Zerstörer und<br />

Verantwortliche für Prostitution und mo<strong>der</strong>ne Versklavung? Krippendorf (1984) stellt diesen<br />

Umstand in folgen<strong>der</strong> Tabelle recht anschaulich dar:


Egal wie sich auch Tourismuskritiker o<strong>der</strong> sog. Alternativreisende im Urlaub zu an<strong>der</strong>en<br />

Reisenden äußern, in den Augen <strong>der</strong> Einheimischen und nach Definition <strong>der</strong> WTO sind auch<br />

sie Touristen.<br />

„Reisen sind verbunden mit Abenteuer, authentischer Erfahrung, Geschmack, Individualität<br />

und Selbsterfahrung, wogegen Tourismus vorgefertigt, vorbezahlt, bequem und vorhersagbar<br />

ist. Reisende treffen ihre eigene Wahl; Touristen lassen sich ihre Entscheidungen von<br />

an<strong>der</strong>en treffen“ (Sharpley Übersetzung Mundt in Einführung in den Tourismus 1998)<br />

Exkurs: Tourismus – Klassifikation eines Wirtschaftszweiges<br />

(Krippendorf 1984 S. 94 f.)<br />

Sowohl die Klassifikation <strong>der</strong> Wirtschaftszweige 2003 (WZ 2003), die statistische Systematik<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftszweige in <strong>der</strong> Europäischen Gemeinschaft (NACE Rev. 1.1) als auch die<br />

Internationale Systematik <strong>der</strong> Wirtschaftszweige (ISIC Rev. 4) enthalten k<strong>einen</strong> exakt<br />

abgegrenzten Wirtschaftsbereich „Tourismus“. In <strong>der</strong> tätigkeitsbezogenen WZ 2003 werden<br />

Einheiten mit gleichen wirtschaftlichen Tätigkeiten zusammengefasst, unabhängig davon, ob<br />

die Tätigkeiten für Touristen bzw. Einheimische erbracht werden (Janisch 1/2007). Ahlert (2003)<br />

unterschied in <strong>der</strong> Systematisierung für das Tourismussatellitensystem für Deutschland zwölf<br />

direkt bzw. indirekt am Tourismus partizipierende Wirtschaftszweige und weitere mit dem<br />

Tourismus verbundene Aktivitäten


Anhand dieser Systematik, lässt sich deutlich erkennen dass <strong>der</strong> Tourismus ein Musterbeispiel<br />

für <strong>einen</strong> Querschnittsbereich ist. Problematisch ist allerdings, dass viele <strong>der</strong> genannten<br />

Wirtschaftseinheiten nicht direkt <strong>der</strong> Tourismuswirtschaft bzw. dem Tourismus zugerechnet<br />

werden können. Während Beherbergungsbetriebe, Reiseveranstalter o<strong>der</strong> Reisebüros ohne<br />

Schwierigkeit direkt dem Tourismus zugeordnet werden können, so ist dies bereits schon bei<br />

<strong>der</strong> Gastronomie erheblich schwieriger. Denn in Betrieben <strong>der</strong> Gastronomie speisen sowohl<br />

Touristen als auch Einheimische. Eine genaue Zuteilung <strong>der</strong> Betriebe zur Tourismuswirtschaft<br />

erfolgt in den nachfolgenden Kapiteln – hier soll nur kurz angemerkt werden das in <strong>der</strong><br />

obigen Tabelle nicht alle Wirtschaftseinheiten als direkt dem Tourismus zugerechnet werden<br />

können.


International übliche Klassifizierung <strong>der</strong> Tourismusdefinitionen<br />

Beson<strong>der</strong>st im angloamerikanischen Bereich ist es üblich die Tourismusdefinitionen wie folgt<br />

zu unterscheiden.<br />

Holistische Definitionen<br />

Unter diese Klassifikation fallen Tourismusdefinitionen, die sich zum <strong>einen</strong> mit <strong>der</strong> Industrie<br />

und mit den Auswirkungen des Tourismus befassen, zusammengefasst.<br />

Tourism is the study of man away from his usual Tourism is the study of man away from his<br />

usual habitat, of the industry which responds to his habitat, of the industry which responds to<br />

his needs, and of the impacts that both he and the needs, and of the impacts that both he and the<br />

industry have on the host’s socio industry have on the host’s socio cultural, cultural, economic<br />

and physical environments.” economic and physical environments.” (Jafari 1977)<br />

Konzeptionelle Definitionen<br />

<strong>Sie</strong> beschreiben das Wesen des Tourismus als Aktivität.<br />

Tourism is travel and temporary stay, involving at least one nig Tourism is travel and<br />

temporary stay, involving at least one night away ht away from the region of a persons’ usual<br />

domicile which is un<strong>der</strong>takenfrom the region of a persons’ usual domicile which is<br />

un<strong>der</strong>takenwith the with the major expectation of satisfying leisure, pleasure, or recreation<br />

major expectation of satisfying leisure, pleasure, or recreational needs al needs which are<br />

perceived as being better able to be satisfied outside which are perceived as being better able<br />

to be satisfied outside the region the region of their domicile.” of their domicile.” (Stear 1998)<br />

Technische Definitionen<br />

Durch diese Definitionen ist es möglich den Tourismus statistisch zu erfassen<br />

Tourism is the aggregate of all businesses that directly Tourism is the aggregate of all<br />

businesses that directly provide goods or services to facilitate business, pleasure, provide<br />

goods or services to facilitate business, pleasure, and leisure activities away from the home<br />

environment and leisure activities away from the home environment” (Smith 1998)<br />

1.2.7 Der Tourismusbegriff als konstitutives Element <strong>der</strong> <strong>Tourismuslehre</strong><br />

Erst nachdem eine „einwandfreie Definition“ für den Fremdenverkehr gefunden wurde,<br />

konnte sich allmählich eine Fremdenverkehrs- / <strong>Tourismuslehre</strong> und damit auch das logische<br />

System einer solchen Lehre entwickeln. Fremdenverkehr ist zum Gegenstand einer eigenen<br />

Wissenschaft, <strong>der</strong> Fremdenverkehrslehre bzw. Fremdenverkehrswissenschaft geworden, die<br />

1942 von den Schweizern Walter Hunziker und Kurt Krapf mit folgen<strong>der</strong> Definition<br />

begründet wurde: „Fremdenverkehr ist <strong>der</strong> Inbegriff <strong>der</strong> Beziehungen und Erscheinungen,<br />

die sich aus dem Aufenthalt Ortsfrem<strong>der</strong> ergeben, sofern daraus keine dauernde<br />

Nie<strong>der</strong>lassung entsteht und damit keine Erwerbstätigkeit verbunden ist (Opaschowski 2002). In<br />

negativer Umschreibung ergibt sich aus <strong>der</strong> Begriffsbestimmung des Fremdenverkehrs, dass<br />

die Fremdenverkehrslehre nicht den Wirtschaftswissenschaften zugerechnet werden kann, da


sie Begriffs- und Erscheinungskomplexe umfasst, die außerwirtschaftlicher Natur sind und<br />

aus <strong>der</strong> Wirtschaftstheorie und <strong>der</strong> wirtschaftlichen Betrachtungsweise heraus allein nicht<br />

erklärt und nicht verstanden zu werden vermögen (Hunziker 1942). Der Verweis auf die<br />

"Gesamtheit <strong>der</strong> Beziehungen und Erscheinungen" deutet die Entwicklung zu komplexeren<br />

Strukturen aber auch <strong>einen</strong> umfaßen<strong>der</strong>enden wissenschaftlichen Zugang zum<br />

Fremdenverkehr an. Zum Fremdenverkehr zählen Hunziker und Krapf den freiwilligen<br />

Reiseverkehr mit konsumtivem Charakter, <strong>der</strong> Geschäftsreiseverkehr allerdings - bei dem<br />

eher das produktive Moment dominiert - zählt nicht zum Fremdenverkehr. Hunziker baute<br />

auf <strong>der</strong> Definition von ihm und Krapf seine Fremdenverkehrslehre auf und versuchte sogar im<br />

Jahr 1943 die Fremdenverkehrslehre als theoriegeleitete Kulturwissenschaft zu begründen.<br />

Die Fremdenverkehrsdefinition von Hunziker/Krapf wurde 1954 leicht modifiziert von <strong>der</strong><br />

AIEST – Der Internationalen Vereinigung von wissenschaftlichen Fremdenverkehrsexperten<br />

übernommen. Die Definition lautet von nun:<br />

Fremdenverkehr ist <strong>der</strong> Inbegriff <strong>der</strong> Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus <strong>der</strong><br />

Reise und dem Aufenthalt Ortsfrem<strong>der</strong> ergeben, sofern daraus keine dauernde<br />

Nie<strong>der</strong>lassung entsteht und damit keine Erwerbstätigkeit verbunden ist<br />

Die AIEST legte darauf Wert das die Definition um den Begriff <strong>der</strong> „Reise“ erweitert wurde,<br />

dies verwun<strong>der</strong>t allerdings etwas, denn allein schon die Bezeichnung „Inbegriff <strong>der</strong><br />

Beziehungen und Erscheinung dies sich aus dem Aufenthalt Ortsfrem<strong>der</strong> ergeben“ weist<br />

eigentlich schon auf eine Reise hin. Denn wie sollen denn sonst die „Ortsfremden“ an den<br />

Aufenthaltsort gelangt sein? Allerdings streicht diese Definition im beson<strong>der</strong>en die reine<br />

Konsumorientiertheit als Charakteristikum des Fremdenverkehr heraus, <strong>der</strong><br />

Geschäftreiseverkehr wird allerdings komplett ausgeklammert. Eine etwas unglücklich<br />

gewählt Formulierung ist zudem die Bezeichnung „Ortsfrem<strong>der</strong>“, zudem gab und gibt es bis<br />

heute keine exakte Bestimmung, wie lange ein Person als „ortsfremd“ gilt.<br />

So wies schlussendlich selbst <strong>der</strong> eigentliche Erfin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Definition im Jahr 1970 darauf hin,<br />

das die Definition des Fremdenverkehrs zu überdenken und eine Formel zu finden sei, die<br />

auch den Geschäfttourismus berücksichtigt. Eine akzeptable und interdisziplinäre Definition<br />

lieferte <strong>der</strong> Tourismus-Professor Claude Kaspar:<br />

Fremdenverkehr o<strong>der</strong> Tourismus stellt die Gesamtheit <strong>der</strong> Beziehungen und<br />

Erscheinungen dar, die sich (aus <strong>der</strong> Reise) aus <strong>der</strong> Ortsverän<strong>der</strong>ung und dem Aufenthalt<br />

von Personen ergeben, für die <strong>der</strong> Aufenthaltsort we<strong>der</strong> hauptsächlicher und dauern<strong>der</strong><br />

Wohn- noch (Arbeits-) Aufenthaltsort ist (Kaspar 1978/1995)<br />

Diese Definition prägte die Fremdenverkehrswissenschaft bis in die heutige Zeit. Kaspar<br />

baute auf dieser Universaldefinition seine „<strong>Tourismuslehre</strong> im Grundriss“ auf und erweiterte<br />

die Fremdenverkehrslehre durch Übertragung <strong>der</strong> Systemtheorie auf den Tourismus. Hierzu<br />

merkt Kaspar an: Allein die begriffliche Umschreibung des Phänomens Fremdenverkehr o<strong>der</strong><br />

Tourismus als die Gesamtheit <strong>der</strong> Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus <strong>der</strong> Reise und<br />

dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die <strong>der</strong> Aufenthaltsort we<strong>der</strong> hauptsächlicher und<br />

dauern<strong>der</strong> Wohn- noch Arbeitsort ist, weist auf ein vielschichtiges System von Beziehungen<br />

hin (vgl. Kaspar 1978). Ihm ist es auch wohl zu verdanken das die <strong>Tourismuslehre</strong> als angewandte<br />

Wissenschaft verstanden werden kann, die sich zur Abgrenzung von Forschungsobjekten und<br />

zur Erfassung <strong>der</strong> Wechselwirkungen <strong>der</strong> Systemtheorie bedient (vgl. Bieger 1994).<br />

Als wesentliche Definition zur Begründung einer „wissenschaftlichen <strong>Tourismuslehre</strong>“<br />

können also die Definition von:


• Walter Hunziker / Kurt Krapf, Fremdenverkehrslehre 1942<br />

• <strong>der</strong> wissenschaftlichen Vereinigung von Fremdenverkehrsexperten 1954<br />

• und Claude Kaspar, Die Fremdenverkehrslehre im Grundriss 1975<br />

genannt werden.<br />

Erst die Definition von Kaspar wurde <strong>der</strong> Vielfältigkeit und Multidisziplinarität des<br />

Phänomens Fremdenverkehr / Tourismus gerecht.<br />

1.2.8. Wichtige Begriffe <strong>der</strong> <strong>Tourismuslehre</strong><br />

Touristik<br />

Der Begriff „Touristik“ ist eine Wortschöpfung die im internationalen Vergleich keine<br />

Entsprechung findet. Das Wort tauchte erst Ende des 19th Jahrhun<strong>der</strong>ts auf, und bezog sich<br />

primär auf das Hochgebirge, Berge und die Entdeckung <strong>der</strong> alpinen Welt – Touristik und<br />

Touren waren Berg- und Klettertouren, Gletschertouren und im weitesten Sinn wurde damit<br />

die Bergtouristik umschrieben. Der Begriff übertrug sich bald ganz allgemein auf alle Reisen<br />

nicht geschäftlicher Art, und auch die sich bildenden Vereine und sonstigen Organisationen<br />

benutzten diesen Ausdruck (Opaschowski 1981). Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurde die<br />

Bezeichnung Touristik vorwiegend im Zusammenhang mit Reisegestaltungsbetrieben wie<br />

Reisemittler und Reiseveranstalter verwendet. Somit kann Touristik als die geschäftsmäßige<br />

Beschäftigung mit Reisen verstanden werden, als Synonym für „Tourismusbetriebe“ und<br />

„Tourismuswirtschaft“, insbeson<strong>der</strong>e für Reiseveranstalter und –mittler (vgl. Freyer 1996).<br />

Schroe<strong>der</strong> definiert den Begriff „Touristik“ so:<br />

„…gebräuchlich als Grund- und Bestimmungsort, z.B. in Flug-, See-, Schienen- und<br />

Straßentouristik o<strong>der</strong> Touristikbranche (z.B. Touristik-Experte, Touristik-Unternehmen). Der<br />

Begriff ist weitgehend gleichgesetzt mit Tourismus- und Fremdenverkehrsgewerbe.“<br />

(Schroe<strong>der</strong>: Lexikon <strong>der</strong> Tourismuswirtschaft)<br />

Touristik =<br />

1. Gesamtheit <strong>der</strong> touristischen Einrichtungen und Veranstaltungen;<br />

Reisewesen. (Langenscheidt Fremdwörterlexikon)<br />

2. Im Reisebüro: Abteilung Touristik --> Urlaubs- und Pauschalreisen Business-<br />

Travel --> Geschäftsreisen Touristik


Die Touristik ist somit ein enger Tourismusbegriff. In <strong>der</strong> heutigen Zeit wird unter diesen<br />

Begriff, vorwiegend die geschäftsmäßige Beschäftigung mit Reisen verstanden. Die<br />

„Touristik“ ist somit eine Teil- o<strong>der</strong> Untermenge des gesamten Wirtschaftsbereich Tourismus,<br />

<strong>der</strong> hauptsächlich durch Betriebe <strong>der</strong> Reisegestaltung geprägt ist.<br />

Reiseverkehr<br />

Der Begriff Reiseverkehr ist in <strong>der</strong> heutigen Zeit nicht mehr so sehr verbreitet wie früher. In<br />

den ersten fremdenverkehrswissenschaftlichen Arbeiten hingegen, tauchte <strong>der</strong> Begriff<br />

allerdings recht häufig auf. So bemühte sich z.B. Stradner (1905) den Fremdenverkehr<br />

begrifflich vom Reiseverkehr abzugrenzen (vgl. Sölter 2005). Der Reiseverkehr weist einige<br />

Ähnlichkeiten zum Tourismus auf, so ist z.B. <strong>der</strong> Reiseverkehr definiert durch Ortswechsel<br />

und Aufenthalt. Wer allerdings als Reisen<strong>der</strong> den Begriff Tourismus anstelle des Begriffs<br />

Reiseverkehr verwendet, bezieht mit Sicherheit sein Reisemotiv auf die aufenthaltsbezogene<br />

Attraktivität eines Zielortes / Zielgebiet (Luft 2005).


Als eine allgemeine umsetzbare Definition für Reiseverkehr nennt Roth (2004):<br />

Reiseverkehr umfasst alle Reisen und unterscheidet:<br />

• Privatreisen (Urlaubsreisen, VFR-Reisen, Kur- und Bä<strong>der</strong>reisen)<br />

• Geschäftliche Reisen aller Art


Zum Reiseverkehr gehören<br />

• Alle Beziehungen zwischen dauernden Wohn/Arbeitsort (permanenter Aufenthalt) und<br />

nicht dauerndem Wohnort (nicht permanenter Aufenthalt)<br />

• Und alle daraus resultierenden Beziehungen, Strukturen und Entwicklungen (wie z.B.<br />

Verkehr, Überfremdung, Krankheiten, Umweltprobleme, Erholung, Glück, Reichtum,<br />

Kapital- und Warenströme usw.)<br />

Meist wird <strong>der</strong> Reiseverkehr ab einer bis zu drei Monaten Übernachtung statistisch erfasst.<br />

Denn im internationalen Reiseverkehr ist es üblich, das sich <strong>der</strong> Begriff „Tourist“ auf eine<br />

Person bezieht, die sich für maximal drei Monate in einem an<strong>der</strong>en Land aufhält ohne eine<br />

Beschäftigung zu haben die von diesem Land aus entgolten wird.<br />

Reiseverkehr umfasst alles Verlassen des eigentlichen bzw. ursprünglichen Wohnortes<br />

(auch Umzug o<strong>der</strong> Auswan<strong>der</strong>n) sowie alle Formen und Arten des Reisens unabhängig<br />

von Motiv, Zeit, und Ort.<br />

Im Gegensatz hierzu, bezieht sich <strong>der</strong> Reiseverkehr in <strong>der</strong> Definition von Schrö<strong>der</strong> nur, auf<br />

die Art <strong>der</strong> Beför<strong>der</strong>ung und die Verwendung von Verkehrsmitteln.<br />

Nach Luft (1995) erweist es sich als durchaus angemessen die Glie<strong>der</strong>ung des Reiseverkehrs<br />

und die entsprechenden Zusammenhänge auf die übergeordneten Kriterien abzustellen<br />

• Erholung (physische Regeneration = Erholungsreiseverkehr)<br />

• Berufs- bzw. erwerbsorientierte Bildung und Information (Messe-, Kongress-,<br />

Tagungs-, Konferenz-, Seminar- und Schulungsreisen = Messe-, Kongress- und<br />

Tagungsreiseverkehr<br />

• Erledigung von dienstlichen bzw. geschäftlichen Aufgaben (= Geschäfts- und<br />

Dienstreiseverkehr)<br />

Nach Freyer (1996) stimmen Reiseverkehr und Tourismus nur in einem Schnittbereicht, dem<br />

touristischen Reiseverkehr überein.


Darüber hinaus umfasst:<br />

• Reiseverkehr weitere Aspekte als nur den touristischen Reiseverkehr: Hier werden<br />

alle Formen und Arten des Reisens, unabhängig von Motiv, Zeit, Ort betrachtet. Es ist<br />

für die Abgrenzung des Gebietes „Reiseverkehr“ unerheblich, warum eine Reise<br />

unternommen wird, wie lange sie dauert, wie weit sie geht und ob <strong>der</strong> Reisende wie<strong>der</strong><br />

zurückkommt. Alles sind Reisen und damit Aufgabe einer „Reiseverkehrswissenschaft“<br />

o<strong>der</strong> einer „-lehre“. Lediglich ein sehr weiter Tourismusbegriff könnte<br />

Reiseverkehr als Teil mit beinhalten. Reiseverkehr ist darüber hinaus eng mit<br />

allgem<strong>einen</strong> Verkehrsfragen und damit auch mit Transportproblemen verbunden.<br />

Dabei bleibt an dieser Stelle offen, inwieweit sich „Reiseverkehr“ auf<br />

Personentransport und –verkehr beschränkt o<strong>der</strong> auch Güterverkehr mit umfasst. (Quelle<br />

Freyer 1996). Die Rückkehr zum Heimatort ist im Gegensatz zum Tourismus kein<br />

Kriterium <strong>der</strong> Reiseverkehrs.<br />

International ist es üblich von „travel and tourism“ zu sprechen. Die Formulierung „travel“<br />

kann mit dem deutschen Wort „Reiseverkehr“ gleichgesetzt werden. Es bietet sich <strong>der</strong><br />

Einfachheit halber an, diese internationale Bezeichnung zu wählen und unter Betrachtung <strong>der</strong><br />

jeweiligen Akzente und Nuancen die verschiedenen Begriffe gleichzusetzen. Wer sich<br />

allerdings intensiv mit dem Gegenstand <strong>der</strong> Tourismuswissenschaft beschäftigen will, <strong>der</strong><br />

wird nicht darum herumkommen die Begriffe inhaltlich zu unterscheiden, abzugrenzen und zu<br />

differenzieren.<br />

In Anlehnung an die internationale Betrachtung ist „Tourismus und Reiseverkehr“ die evtl.<br />

präziseste bzw. umfassendste Bezeichnung für den Forschungsgegenstand <strong>der</strong><br />

Tourismuswissenschaft (Freyer 1996).<br />

Beson<strong>der</strong>s innerhalb <strong>der</strong> Tourismus-Statistiken wird oft vom Reiseverkehr gesprochen bzw.<br />

dieser statistisch erfasst. Laut statistischer Definition umfasst <strong>der</strong> Reiseverkehr:<br />

die Waren und Dienstleistungen, die in einem Wirtschaftsgebiet von Reisenden erworben<br />

werden, die sich dort für weniger als ein Jahr aufhalten. Ausgenommen ist die<br />

internationale Beför<strong>der</strong>ung von Reisenden, die als Personenbeför<strong>der</strong>ungsleistungen unter<br />

die Transportleistungen fällt (HUSSAIN/BYLINSKI 85/2007)<br />

Freizeit<br />

Ein weiter sehr wichtiger Begriff im Zusammenhang mit Tourismus, ist <strong>der</strong> Begriff<br />

„Freizeit“. Die Freizeit als arbeitsfreie Zeit wird vom Freizeitforscher Dumazedier genauer<br />

umschrieben als Gesamtheit <strong>der</strong> Beschäftigungen, denen sich das Individuum nach freiem<br />

Belieben hingeben kann, sei es, um sich zu erholen, zu vergnügen, seine frei gewählte<br />

Ausbildung und Information im Sinne seiner sozialen Beteiligung zu verbessern, und zwar<br />

nach seiner Befreiung von beruflichen, familiären und sozialen Pflichten.


Der Begriff „Freizeit“ fand vor allem Anfang <strong>der</strong> 60er Jahre zunehmende Verwendung in <strong>der</strong><br />

geographischen Tourismusforschung. So wurden im Laufe <strong>der</strong> Zeit die drei Begriffe<br />

Fremdenverkehr / Tourismus, Erholung und Freizeit zu begrifflichen Ausgangsbasen <strong>der</strong><br />

fremdenverkehrswissenschaftlichen / geographischen Tourismusforschung (vgl. Matznetter 1975). Im<br />

Blickfeld standen die räumlichen Auswirkungen des Freizeitverhaltens in Zusammenhang mit<br />

Studien über den Fremdenverkehr. So entwickelte sich aus <strong>der</strong> anfänglichen<br />

Fremdenverkehrsgeographie Mitte er 60er Jahre die Geographie <strong>der</strong> Freizeit und des<br />

Freizeitverhaltens. Durch die Verbreitung des Fremdenverkehrs zur Massenerscheinung,<br />

sowie bedingt durch die Entstehung neuer Freizeitaktivitäten wurde dann sehr bald deutlich,<br />

das <strong>der</strong> Terminus „Fremdenverkehr“ in seiner gängigen Interpretation immer fragwürdiger<br />

wurde, da er nur <strong>einen</strong> Teilaspekt des Freizeitverhaltensweisen abdeckte (vgl. Ruppert 1975).


Freizeit – Freizeitverkehr – Fremdenverkehr / Tourismus<br />

Komplex 1: Freizeit in Haus und Garten Ferien auf Balkonien<br />

Komplex 2: Freizeitverkehr im Wohnumfeld und am Wohnsitz (Ort, Gemeinde, Stadt)<br />

Spaziergang vom Wohnsitz aus; ein Bier beim Wirt um’s Eck; Tennis o<strong>der</strong><br />

Schwimmen in <strong>der</strong> Wohnsitzgemeinde<br />

Komplex 3: Freizeit- bzw. Fremdenverkehr ohne Übernachtung Tages- o<strong>der</strong><br />

Halbtagesausflüge über die Grenzen des Aufenthaltsortes; Schitagesfahrten<br />

Komplex 4: Fremdenverkehr mit 1 - 4 Übernachtungen Durchreisetourismus; Städteflüge;<br />

Naherholung<br />

Komplex 5: Fremdenverkehr mit mindestens 5 Übernachtungen klassische Urlaubsreisen;<br />

aber auch längere Aufenthalte am Zweitwohnsitz o<strong>der</strong> bei Bekannten,<br />

Freunden und Verwandten<br />

Komplex 6: Fremdenverkehr mit Freizeitteilkomponente(n) Kururlaube; Seminar- und<br />

Kongresstourismus<br />

Komplex 7: Fremdenverkehr ohne Freizeitkomponente(n) Berufs- und<br />

Geschäftsreiseverkehr mit Übernachtungen<br />

Freizeitverkehr = Komplexe 2-5<br />

Fremdenverkehr = Komplexe 3-7<br />

In <strong>der</strong> Abbildung von Monheim stehen „Freizeitverkehr“ und „Fremdenverkehr“ einerseits<br />

gleichberechtigt nebeneinan<strong>der</strong>, zum an<strong>der</strong>en zeigt die Abbildung aber auch, dass sich<br />

Schnittstellen zwischen „Freizeitverkehr“ und „Fremdenverkehr“ übergeben.<br />

(Müller 2002)<br />

• Freizeit = im weitesten arbeitsfreie Zeit<br />

• Freizeit = im engeren Sinn Zeitquantum außerhalb <strong>der</strong> Arbeitszeit, das dem<br />

Arbeitnehmer zur freien Verfügung steht<br />

Freizeit und Tourismus sind oftmals untrennbar miteinan<strong>der</strong> verbunden. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite jedoch sind Reisen und Tourismus nur eine von vielen Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Freizeitbeschäftigungen. Zum Verhältnis von Freizeit und Tourismus, kann man sagen:<br />

Tourismus ist nur ein Teilbereich <strong>der</strong> Freizeit, eine von vielen Möglichkeiten die freie Zeit zu<br />

verbringen. Freizeit ist allerdings für den Tourismus beson<strong>der</strong>s in Bezug auf Freizeitreisen,<br />

ein konstitutives Element damit überhaupt gereist werden kann. Die folgende Abbildung von<br />

Steingrube zeigt ein möglich Typisierung von Freizeit und Tourismus.


In <strong>der</strong> soziologischen Freizeitforschung wird Tourismus als „mobile Freizeit“ verstanden und<br />

in <strong>der</strong> Erklärung von touristischen Erscheinungen oft von einem „industriegesellschaftlichen<br />

Lebensmodell“ ausgegangen, das auf den Komponenten Arbeit, Wohnen, Freizeit und Reisen<br />

beruht (Kaspar 1996). Auf dieses Modell wird in den folgenden Kapiteln ebenfalls kurz<br />

eingegangen.<br />

Freizeittrends mit Einflüssen auf das Tourismusverhalten nach Matthias Horx<br />

• stagnierende Bevölkerung bei zunehmen<strong>der</strong> Überalterung<br />

• verän<strong>der</strong>te Formen des Zusammenlebens<br />

• gesteigertes Bildungsniveau<br />

• fortschreitende Verstädterung<br />

• Zunahme <strong>der</strong> Zweit-Wohnsitze<br />

• steigen<strong>der</strong> Motorisierungsgrad<br />

• Wirtschaftswachstum bei zunehmen<strong>der</strong> Arbeitsproduktivität unter Freisetzung von<br />

Arbeitskräften<br />

• Auflösung traditioneller Arbeitszeitstrukturen<br />

• wachsende Bedeutung <strong>der</strong> Eigenarbeit<br />

• Neubewertung von Arbeit und Freizeit<br />

• verän<strong>der</strong>tes Geschlechterbild<br />

• zunehmende Umweltsensibilisierung<br />

Freizeit wird heute als Bestimmungsgröße <strong>der</strong> Tourismusnachfrage betrachtet. Man kann z.B.<br />

davon ausgehen dass wenn z.B. <strong>der</strong> gesetzliche Urlaub. auf eine Gesamturlaubszeit von 40<br />

Tagen steigen würde, das die z.B. auch positive Auswirkungen auf die Nachfrage nach<br />

touristischen Leistungen haben würde.


Naherholung<br />

Auch <strong>der</strong> Begriff „Naherholung“ führte bereits zu definitorische Streitigkeiten zwischen den<br />

Tourismusforschern. Im Gegensatz zur „Tourismusdebatte“ wird weniger die räumliche<br />

Entfernung – die durch die fortschreitende Verkehrserschließung und die wachsende<br />

Motorisierung an Gewicht verloren hat, herangezogen, son<strong>der</strong>n vielmehr die zeitliche<br />

Limitierung <strong>der</strong> Freizeit (vgl. Ruppert / Maier 1970). Die Naherholung umfasst „die inner- und<br />

außerstädtischen Erholungsarten von <strong>der</strong> stundenweisen Erholung… bis hin zur Wochenend-<br />

und teilweise zur Feiertagserholung (Ruppert/Maier 1969). Der zeitliche Rahmen <strong>der</strong> Naherholung<br />

variiert von mehreren Stunden bis zu einem Tag. Diese Erholungsform ist ähnlich dem<br />

Tourismus durch den Orts- und Zeitaspekt bestimmt. Das zeitliche Limit für die<br />

Erholungsaktivitäten beträgt <strong>einen</strong> Tag = 24 Stunden. In <strong>der</strong> Regel wird für das Erreichen des<br />

Naherholungsgebietes ein zeitlicher Rahmen von 60-90 Minuten mit öffentlichen o<strong>der</strong><br />

privaten Verkehrsmitteln nicht überschritten. Die Entfernung zum Zielgebiet beträgt in <strong>der</strong><br />

Regel nicht mehr 100 km. Im Durchschnitt unternimmt je<strong>der</strong> Bundesbürger alle 14 Tage<br />

<strong>einen</strong> Tagesausflug.<br />

Naherholung ist die Gesamtheit <strong>der</strong> Ausflüge, die innerhalb <strong>der</strong> Tagesfreizeit an<br />

Wochenenden, an Feiertagen und an sonstigen freien Tagen in die außerstädtischen<br />

Freizeiträume führen (Buchwald 1998)<br />

Früher war es üblich, beson<strong>der</strong>st raumbezogene Freizeitaktivitäten ohne Übernachtung als<br />

Naherholung zu bezeichnen. Hingegen versteht Kemper (1977) unter „Naherholungsaktivitäten“<br />

alle diejenigen Freizeitaktivitäten, die sich im Freien abspielen und eine zeitliche Dauer von<br />

maximal 2-3 Tagen in Anspruch nehmen. In dieser sehr weit gefassten Definition von<br />

Kemper sind somit sowohl Ausflüge als auch Aktivitäten im engeren und weiteren<br />

Wohnumfeld eingeschlossen. Diese Naherholungsdefinition hat allerdings mehrere<br />

Schwachstellen. Zum <strong>einen</strong> ist die Beschränkung auf den Faktor „im Freien“ sehr<br />

problematisch, da sich z.B. Museumsbesichtigungen, <strong>der</strong> Besuch von Schlösser und Burgen<br />

sich nicht nur im Freien abspielt, zum an<strong>der</strong>en ist die zeitliche Dauer von 2-3 Tagen zu weit<br />

gefasst (Kurzzeittourismus)<br />

Steinbach schlägt hingegen vor, das eintägige Nacherholungsreisen durch ein zusätzliches<br />

Distanzkriterium wie z.B. den 100 km-Radius um den Wohnortstandort, definiert werden<br />

müssen (vgl. Steinbach 2003).<br />

Urlaub<br />

Ursprünglich bedeutete das althochdeutsche urloup die Erlaubnis schlechthin, im<br />

Mittelhochdeutschen wurde daraus spezifischer „die Erlaubnis wegzugehen die ein<br />

Höherstehen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> eine Dame dem Ritter zu geben hatte (Drosdowski &Gerbe 1963 zit im Mund 1998)<br />

Die Bezeichnung Urlaub wird umgangssprachlich heute meist in zweierlei Hinsichten<br />

verstanden:<br />

1. Urlaub als Freisetzung von Arbeit, <strong>der</strong> Arbeitnehmer muss nicht in <strong>der</strong> Arbeitsstätte<br />

ersch<strong>einen</strong>, erhält aber trotzdem s<strong>einen</strong> Lohn. Auch wenn diese arbeitsfreie Phase<br />

ursprünglich dafür gedacht war, das sich <strong>der</strong> Arbeitnehmer erholen bzw. regenerieren<br />

kann, so liegt die Zweckbestimmung für diese Zeit allein beim Arbeitnehmer. Er kann


allein entscheiden wie er s<strong>einen</strong> „Urlaub“ verbringt, ob er nun verreist o<strong>der</strong> den<br />

ganzen Tag auf <strong>der</strong> Couch sitzt und ließt, dass bleibt allein ihm überlassen.<br />

Unabhängig vom Lebensalter des Arbeitnehmers, ist in Deutschland gesetzlich ein<br />

Mindesturlaub von 24 Werktagen im Kalen<strong>der</strong>jahr festgelegt.<br />

2. Urlaub wird zudem als Synonym für eine mehrtägige Reise verwendet. Hierbei ist es<br />

nicht von Bedeutung welcher Personenkreis in den Urlaub fährt, egal ob Rentner o<strong>der</strong><br />

noch im Arbeitsprozess stehende Menschen.<br />

Wie die obige Abbildung verdeutlicht gehört Urlaub zum Bereich <strong>der</strong> Freizeit. Allerdings<br />

zeigt sie auch das dass Reisen bzw. <strong>der</strong> Tourismus nur eine von vielen Möglichkeiten<br />

innerhalb <strong>der</strong> Freizeit ist.<br />

Im Zusammenhang mit Urlaub wird <strong>der</strong> Kurzurlaub, im Sinne von mindestens eine maximal<br />

drei auswärtige Übernachtungen o<strong>der</strong> z.B. <strong>der</strong> Wochenendurlaub = Kurzurlaub unter Einfluss<br />

eines Wochenendes unterschieden. Im Sinne <strong>der</strong> Reiseanalyse ist die Bezeichnung „Urlaub“<br />

an mindestens vier Übernachtungen in einem Beherbergungsbetrieb o<strong>der</strong> einer<br />

Privatunterkunft gebunden. Der Ausreiseverkehr hat in Deutschland <strong>einen</strong> hohen Stellenwert,<br />

nicht umsonst werden die „Deutschen“ oft als Reiseweltmeister bezeichnet.


Der Anspruch auf Jahresurlaub hat sich in den letzten hun<strong>der</strong>t Jahren mehr als verachtfacht.<br />

Im Jahr 1903 hatten einige Arbeitnehmer aus Industrie und Brauerein das Privileg auf drei<br />

Tage bezahlten Jahresurlaub. Nach Ende des Krieges wurde ein gesetzlicher Mindesturlaub<br />

von 12 Tagen für Arbeitnehmer bestimmt. Ein halbes Jahrhun<strong>der</strong>t später, hat sich die Anzahl<br />

<strong>der</strong> beschäftigungsfreien Tage verdoppelt und ein Arbeitnehmer hat Anspruch insgesamt in<br />

einer Zeitspanne von mindestens 24 Tagen <strong>der</strong> Arbeit fern zu bleiben.<br />

Reise<br />

Die deutsche Sprache fügt 115 Wortverbindungen mit „Reise“ zusammen (Deutsches<br />

Wörterbuch 1995) sicher ein Zeichen dafür, dass die Deutschen viel von Mobilität halten<br />

(Schmidt 1999) bzw. selber gern reisen. Das Wort „Reise“ ist in <strong>der</strong> deutschen Sprache so geläufig,<br />

aber dennoch schwierig genau zu erklären. So steht z.B. im Wörterbuch <strong>der</strong> Gebrü<strong>der</strong> Grimm,<br />

dass „Reise“ die Handlung des Reisens selbst (als Bewegung zwischen verschiedenen Orten<br />

o<strong>der</strong> Räumen), die Erlebnisse während <strong>der</strong> Reise, den Erfolg <strong>der</strong> Reise und die Angaben zum<br />

Ort <strong>der</strong> Reise bezeichnet. Eigentlich kann nur <strong>der</strong> Reisende von sich selbst behaupten: „Ja ich<br />

reise!“ In diesem Sinn würde <strong>der</strong> Begriff „Reise“ <strong>einen</strong> subjektiv erlebten Zustand, eine vom<br />

Reisenden wahrgenomme Situation, die sich für ihn über bestimmte Einstellungen, Gefühle,<br />

und Verhaltensweisen zusammensetzt, beschreiben (vgl. Lüdtke 2002). Grundlegend für eine<br />

Definition von „Reise“ ist die Ortsverän<strong>der</strong>ung.<br />

Eine mögliche Definition hierfür ist:<br />

Fahrt nach Orten außerhalb des ständigen Wohnsitzes zwecks Erholung, Erlebnis, Sport,<br />

Bildung, Kultur, Vergnügen, geschäftlicher o<strong>der</strong> beruflicher Betätigung o<strong>der</strong> aus Anlass<br />

familiärer Ereignisse (Verwandtenbesuche) (Opaschowski 2002)<br />

Mit <strong>der</strong> Reise ist das Verlassen eines Ortes gemeint. Man bricht auf unternimmt eine Fahrt<br />

wie z.B. die Bahnreise, man kann unablässig reisen, von <strong>der</strong> Reise wie<strong>der</strong> zurückkommen<br />

o<strong>der</strong> für immer am Reiseziel bleiben. Der Aspekt <strong>der</strong> „Rückkehr“ ist im Gegensatz zum<br />

Tourismus kein notwendiger Bestandteil einer Reise.<br />

Bei den Reisen werden vorwiegend die Urlaubsreisen und beruflich bedingte Reisen<br />

unterschieden. Bei den beruflich bedingten Reisen ist die eigentliche Reise nur ein Mittel zum<br />

Zweck (Besuch eines Meetings, Weiterbildungsveranstaltung), bei <strong>der</strong> Urlaubsreise ist die<br />

Reise <strong>der</strong> eigentliche Zweck. Die Motive <strong>der</strong> Urlaubsreise sind meist die Erholung,<br />

Regeneration, Kultur, Bildung und Entspannung.<br />

Gegenstand <strong>der</strong> <strong>Tourismuslehre</strong> ist die Ortsverän<strong>der</strong>ung von Menschen und alle damit<br />

zusammenhängenden Phänomene( Freyer 1997). Das wichtigste Element <strong>der</strong> <strong>Tourismuslehre</strong><br />

ist somit die Reise. Um zu reisen, verlassen Menschen ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort (ihr<br />

Zuhause) und halten sich vorübergehend an an<strong>der</strong>en Orten (in <strong>der</strong> Fremde) auf. Bestandteil<br />

<strong>der</strong> Reise ist immer die Überwindung einer räumlichen Distanz. Um diese Distanz zwischen<br />

Heimatort und Zielort zu überwinden, werden verschiedene Transportmittel wie z.B. Auto,<br />

Bus, Bahn o<strong>der</strong> Flugzeug genutzt. Eine Modellhafte Darstellung dieses Vorgangs ist bei<br />

Freyer zu finden (Freyer 8. Aufl.)


Touristische Reisen unterscheiden sich hinsichtlich an<strong>der</strong>er Formen <strong>der</strong> Ortsverän<strong>der</strong>ung vor<br />

allem hinsichtlich:<br />

• ihrer Dauer („Zeit“) und Zeiterlebens<br />

• des Reiseziels („Ort“ / „Raum“ / „Entfernung“) und des Raumerlebens<br />

• <strong>der</strong> Reisemotivation o<strong>der</strong> des Motiverlebnis (Freyer 1997)<br />

• <strong>der</strong> Entfernung<br />

• <strong>der</strong> benutzten Verkehrsmittel<br />

Der Begriff „Reise“ kann zudem auch produktpolitisch verwendet werden. So stellt die Reise<br />

als Leistungsbündel das eigentliche Grundprodukt des Tourismus dar. Als typisches Produkt<br />

<strong>der</strong> Touristik-Unternehmen kann vor allem die Pauschalreise betrachtet werden. Die<br />

Pauschalreise als Produkt spielt sich wie jede Reise in drei spezifischen Räumen ab: Heimtort,<br />

Unterwegs und Zielort.<br />

Wann ist <strong>der</strong> Reisende ein Tourist?<br />

Der Tourist ist kein Reisen<strong>der</strong>. Zu den Reisenden zählen <strong>der</strong> Pilger, <strong>der</strong> bildungsreisende<br />

Scholar, <strong>der</strong> Künstler und <strong>der</strong> Händler, <strong>der</strong> Söldner und nicht zuletzt <strong>der</strong> Landstreicher.<br />

Unterwegs, ist dieser Reisende gleichwohl zu Hause: Er hat keine feste Bleibe und ist den<br />

An<strong>der</strong>en ein Unbekannter, aber er bewohnt die Welt. Der Tourist ist erst recht kein<br />

Flüchtling, Migrant o<strong>der</strong> entlaufener Sträfling. Er ist nicht einmal ein Urlauber: "Urlaub"<br />

beinhaltet die Erlaubnis, fortzugehen - <strong>der</strong> Ritter erhielt sie von seinem Herrn o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Dame<br />

seines Herzens, <strong>der</strong> heutige Arbeitnehmer bekommt sie von seinem Arbeitgeber. Das heißt, er<br />

erlangt die Freiheit, nichts zu tun. Der Tourist aber ist nicht frei, er muss sich touristisch<br />

betätigen. Das ist Ziel und Zweck des Tourismus.<br />

In <strong>der</strong> einschlägigen Literatur erfolgt oftmals eine Trennung zwischen Reisenden und dem<br />

Tourist. Der Reisende verbringt s<strong>einen</strong> Urlaub richtig, <strong>der</strong> Tourist hingegen wird meist als<br />

Übel dargestellt. Während etymologisch im Wort „Reise“ <strong>der</strong> Impuls des Aufbrechens<br />

(englisch „to rise“) noch erkennbar ist, liegt <strong>der</strong> Akzent <strong>der</strong> Wortbedeutung bei „Tourismus“<br />

auf <strong>der</strong> Rundfahrt (französisch „Tourneé), also dem Reiseverlauf, <strong>der</strong> sich wie<strong>der</strong> zur<br />

Rückkehr wendet, selbst (Grendt 2001). Nach Boorstin ist <strong>der</strong> Unterschied zwischen den einstigen<br />

Reisenden und den neueren Touristen, dass diese „passiv geworden“ sind. „Der Reisende war<br />

aktiv; er suchte ernsthaft nach Menschen, Abenteuern und Erfahrungen, <strong>der</strong> Tourist erwarte<br />

hingegen dass etwas mit ihm geschieht (Boorstin zit. in Bausinger 1991). Egal wie auch immer teilweise<br />

sogar sehr willkürlich in <strong>der</strong> Literatur zwischen Reisenden und Touristen unterschieden wird,<br />

Fakt ist, dass jede Person die nach o.g. Definition eine Reise unternimmt, ein Reisen<strong>der</strong> ist.<br />

Der Tourist ist somit stets auch immer ein Reisen<strong>der</strong>, denn er verlässt sein gewohntes Umfeld<br />

aus verschiedenen Reisezwecken.<br />

Arten und Formen des Tourismus<br />

In <strong>der</strong> älteren Literatur zum Fremdenverkehr, wurde die Begriffe Arten und Formen des<br />

Fremdenverkehrs / Tourismus vermengt und es erfolgte kaum eine logische Trennung <strong>der</strong><br />

beiden Begriffe. Zwar bemühten sich einige Wissenschaftler wie z.B. Wegner (1929) um die<br />

Ableitung von Fremdenverkehrsarten (Anhand <strong>der</strong> verschiedenen Grundbedürfnisse) doch es<br />

entstand keine allgemeingültige Unterscheidung. Die Vielfalt <strong>der</strong> Motive und die<br />

unterschiedlichen Perspektiven erschweren die Einordnung in Tourismusarten und –formen.<br />

Neben <strong>der</strong> standardisierten Pauschalreise, werden heute von den Reiseveranstaltern zahlreiche


Möglichkeiten angeboten die „Schönsten Wochen des Jahres“ zu verbringen. Der normale<br />

„Standardurlaub“ verliert immer mehr an Bedeutung. In <strong>der</strong> heutigen Zeit kann <strong>der</strong><br />

Reisewillige innerhalb weniger Minuten s<strong>einen</strong> Traumurlaub im Internet zusammenstellen<br />

und buchen. Dabei steht nicht immer nur ein Motiv im Vor<strong>der</strong>grund. So wird z.B. eine<br />

Bergtour in den Alpen (sportorientierter Tourismus) mit einem einwöchigen Bade- und<br />

Erholungsurlaub kombiniert (erholungsorientierter Tourismus). Der Reisende übernachtet<br />

dabei sowohl in Beherbergungsbetrieben <strong>der</strong> Parahotellerie (Berghütte) sowie auch in<br />

Betrieben <strong>der</strong> Hotellerie wie z.B. in einem First Class Hotel.<br />

Die heute gängige Unterscheidung in Tourismusarten und – formen geht zurück auf Paul<br />

Bernecker, dieser bemühte sich in seiner <strong>Grundlagen</strong>lehre des Fremdenverkehrs um eine<br />

logische Trennung. Als Glie<strong>der</strong>ungskriterium für die Arten des Fremdenverkehrs handelt es<br />

sich im allgem<strong>einen</strong> um eine das innere Wesen des Fremdenverkehrs betreffende<br />

Unterscheidung. Die geistige Konzeption, die dem Fremdenverkehr in s<strong>einen</strong> verschiedenen<br />

Arten zugrunde liegt, wird hierbei den Maßstab bilden, während das äußere Geschehen des<br />

Ablaufs sich in den verschiedensten, sich ständig wandelnden und neu begründeten Formen<br />

des Fremdenverkehrs abspielt (Bernecker 1961). Allerdings wird es kaum möglich sein die Arten<br />

des Tourismus erschöpfend zu glie<strong>der</strong>n, denn die Entwicklung schläft nicht, beson<strong>der</strong>st durch<br />

die sich stetig wandelnden Motive, werden auch in Zukunft neue Arten des Tourismus<br />

entstehen. Anhand <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung nach <strong>der</strong> Motivation, aus <strong>der</strong> Sicht des Nachfragers nennt<br />

Kaspar (1996) sechs Tourismusarten:<br />

• Erholungstourismus<br />

• kulturorientierter Tourismus<br />

• gesellschaftsorientierter Tourismus<br />

• Sporttourismus<br />

• wirtschaftsorientierter Tourismus<br />

• politikorientierter Tourismus<br />

Die Motive für den Fremdenverkehr bzw. den Tourismus können meist nicht nur einseitig<br />

betrachtet werden. In <strong>der</strong> Praxis kommen meist mehrere Motivkombinationen vor, so dass<br />

eine strikte Trennung / Unterscheidung nicht immer exakt möglich ist. Als Anmerkung sei<br />

hier erwähnt dass einige <strong>der</strong> dominanten Typen <strong>der</strong> Tourismusarten gewissen Typen <strong>der</strong><br />

Tourismusorte entsprechen.<br />

Erholungstourismus: Unter Erholungstourismus versteht man die Nah- und die<br />

Ferienaufenthalte zur physischen psychischen Regeneration. Außerdem gehört die<br />

Kurerholung zum Erholungstourismus. Bei <strong>der</strong> Kur werden natürliche Heilmittel des Bodens,<br />

des Klimas und des Meeres zur Heilung o<strong>der</strong> zur Vorbeugung eingesetzt.<br />

Kulturorientierter Tourismus: Der kulturorientierte Tourismus lässt sich in<br />

Bildungstourismus und in Wallfahrtstourismus unterscheiden. Der Bildungstourismus umfasst<br />

den Besuch historisch, kulturell o<strong>der</strong> geographisch sehenswerter Stätten. Bildungsreisende<br />

interessieren sich meistens auch für die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse im<br />

Zielland. Ziele des Wallfahrtstourismus (Pilgertourismus) sind Orte mit beson<strong>der</strong>er religiöser<br />

Bedeutung.<br />

Gesellschaftsorientierter Tourismus: Der gesellschaftsorientierte Tourismus trifft als<br />

Verwandtentourismus o<strong>der</strong> als Clubtourismus auf. Der Verwandtentourismus umfasst auch


den Besuch bei Freunden und Bekannten. Er wird international als visiting friends and<br />

relatives (VFR) bezeichnet. Der Clubtourismus zeichnet sich dadurch aus, dass die Reisenden<br />

bewusst in die Gruppe integriert werden. Dies geschieht unter an<strong>der</strong>em durch ein<br />

ausgeprägtes Animations- und Sportprogramm.<br />

Sportorientierte Tourismus: Zum sportorientierten Tourismus gehören Reisen zur aktiven<br />

sportlichen Betätigung und Reisen zur passiven Teilnahme an Sportveranstaltungen.<br />

Wirtschaftsorientierter Tourismus: Der wirtschaftsorientierte Tourismus umfasst im<br />

weitesten Sinne Reisen, die aus beruflichen Gründen durchgeführt werden. Zu den<br />

wirtschaftsorientierten Tourismusarten zählen <strong>der</strong> Geschäftstourismus, <strong>der</strong><br />

Kongresstourismus, <strong>der</strong> Ausstellungs- und Messetourismus sowie <strong>der</strong> Incentivetourismus.<br />

Politikorientierter Tourismus: Der politikorientierte Tourismus glie<strong>der</strong>t sich in zwei<br />

Ausprägungen: in den Diplomaten- und Konferenztourismus sowie in Tourismus in<br />

Zusammenhang mit politischen Veranstaltungen.<br />

(Quelle: Kaspar / Forisch-Will 1994)<br />

Eine abweichende Glie<strong>der</strong>ung nach Tourismusarten findet sich bei Luft (2005). Er geht bei<br />

seiner „Klassifizierung des Reiseverkehrs“ von <strong>der</strong> Motivsituation aus, da sich im<br />

Reiseverhalten das zugrunde liegende Motiv <strong>der</strong> Ortsverän<strong>der</strong>ung ausdrückt. In seinem<br />

Schema gibt es drei „übergeordnete“ Kriterien:<br />

1. Erholung<br />

2. Berufs- bzw. erwerbsorientierte Bildung bzw. Information<br />

3. Erledigung von geschäftlichen und dienstlichen Aufgaben<br />

Glie<strong>der</strong>ungsmerkmale für die Tourismusarten sind die von <strong>der</strong> touristischen Nachfrage<br />

ausgehenden grundlegenden Reise- und Aufenthaltsmotive / -erwartungen. Danach können<br />

z.B. folgende Tourismusarten benannt werden:<br />

• Erholungstourismus<br />

• Sporttourismus<br />

• Kulturtourismus<br />

• Kurtourismus / Gesundheitstourismus<br />

• Veranstaltungstourismus<br />

Auch die Bezeichnung „Tourismusart“ bzw. „Tourismusarten“ ist nicht frei von Kritik. Im<br />

Lexikon <strong>der</strong> Geographie (2001) ist folgendes zu lesen:<br />

Tourismusart, (veralteter) Begriff zur Glie<strong>der</strong>ung des Tourismus nach <strong>der</strong> Motivation<br />

des Nachfragers, z.B. Erholungstourismus, Gesundheitstourismus, Messetourismus. Nur<br />

bei eindeutiger Motivationslage und Überschneidungsfreiheit mit an<strong>der</strong>en<br />

Glie<strong>der</strong>ungskriterien sollte dieser Begriff verwendet werden. (Spektrum – Lexikon <strong>der</strong> Geographie,<br />

2001)<br />

Im Gegensatz zu den Tourismusarten, bei denen die Motivation eine Rolle spielt, erfolgt die<br />

Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Tourismusformen nach äußeren Ursachen und Einwirkungen. Unter den


Formen des Tourismus sollen daher die nach äußeren Ursachen und Einwirkungen<br />

verschieden bezeichneten Fremdenverkehrs- / Tourismusabläufe bezeichnet werden (vgl.<br />

Bernecker 1962).<br />

Tourismusform (touristische Erscheinungsform), greift auf sichtbare, äußere Erscheinungen<br />

o<strong>der</strong> auf nur zum Teil sichtbare Verhaltensweisen sowie auf die nicht sichtbare<br />

Reisemotivation zurück, um die Vielfalt <strong>der</strong> touristischen Nachfrage zu glie<strong>der</strong>n. Die jeweils<br />

definierten touristischen Erscheinungsformen erweisen sich in ihrer Vielfalt als beinahe<br />

beliebig. Die verwendeten Kriterien sind<br />

• frei wählbar,<br />

• nicht immer überschneidungsfrei,<br />

• sie müssen nicht die Gesamtheit aller Touristen erfassen und<br />

• sie müssen einan<strong>der</strong> nicht ausschließen, son<strong>der</strong>n können auch miteinan<strong>der</strong> kombiniert<br />

werden. (Spektrum – Lexikon <strong>der</strong> Geographie, 2001)<br />

Wenn Reisen nach einem äußeren Kriterium wie <strong>der</strong> Beherbergungsform o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Art des<br />

verwendeten Verkehrsmittel unterschieden werden, so sagt man, das diese Reisen zu<br />

unterschiedlichen Tourismusformen gehören. Denkbar sind theoretisch viele Möglichkeiten,<br />

um Tourismusformen nach äußeren Kriterien abzugrenzen. Die heute gebräuchlichsten<br />

Unterscheidungen <strong>der</strong> Tourismusformen sind heute (Kaspar / Frisch-Will 1994 und Kaspar 1996:<br />

• die Herkunft <strong>der</strong> Reisenden<br />

• <strong>der</strong> Organisationsform<br />

• <strong>der</strong> Aufenthaltsdauer<br />

• dem Alter <strong>der</strong> Reisenden<br />

• dem Verkehrsmittel<br />

• <strong>der</strong> Jahres bzw. Saisonzeit<br />

• <strong>der</strong> Beherbergungsform<br />

• die Auswirkungen auf die Zahlungsbilanz<br />

• die Art <strong>der</strong> Finanzierung<br />

• <strong>der</strong> soziologischer Inhalt<br />

• die Reiseform (Art <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Reise)<br />

• das Reiseverhalten<br />

Tourismusformen nach <strong>der</strong> Herkunft <strong>der</strong> Reisenden: Nach <strong>der</strong> Herkunft <strong>der</strong> Reisenden<br />

glie<strong>der</strong>t man den Tourismus in Binnen und Auslandstourismus Das Wort „Herkunft“ bezieht<br />

sich als nicht auf die Nationalität o<strong>der</strong> die Abstammung <strong>der</strong> Tourismussubjekte, son<strong>der</strong>n<br />

darauf, wie die Reisenden normalerweise leben und arbeiten. Man spricht auch von Inlands-<br />

und Auslandsreisen<br />

Tourismusformen nach dem Organisationsform: Nach <strong>der</strong> Organisationsform<br />

unterscheidet man Pauschaltourismus und Individualtourismus. Die Pauschalreise ist ein<br />

standardisiertes, vororganisiertes Bündel von Reiseleistungen, das komplett gekauft wird. Die<br />

Individualreise ist dadurch gekennzeichnet, dass man sie selbst organisiert und abwickelt. <strong>Sie</strong><br />

wird gelegentlich auch als Einzelreise bezeichnet. Das hießt aber nicht, dass man alleine<br />

verreisen müsste: auch eine Reise mit <strong>der</strong> ganzen Familie, die man selbst plant und


durchführt, ist eine Einzelreise. Der Begriff Individualtourismus wird außerdem häufig als<br />

Gegenbegriff zu dem des Massentourismus benutzt. Massentourismus bedeutet ursprünglich<br />

dass viele Menschen am Tourismus teilnehmen (können).<br />

Tourismusformen nach dem Aufenthaltsdauer: Eine sehr wichtige Unterscheidung von<br />

Tourismusformen ist die nach <strong>der</strong> Aufenthaltsdauer. Unterscheidet man Tourismusformen<br />

nach <strong>der</strong> Dauer des Aufenthalts, fallen Urlaubsreisen unter den langfristigen Tourismus. In<br />

diese Kategorie gehört außerdem <strong>der</strong> Kulturtourismus.<br />

Der langfristige Tourismus wird ergänzt durch den kurzfristigen Tourismus. Der kurzfristige<br />

Tourismus glie<strong>der</strong>t sich in Durchreise- und Passantentourismus, Tagesausflugstourismus und<br />

eigentlichen Kurzzeittourismus (Kurzreise). Unter Durchreise- und Passantentourismus<br />

versteht man, dass die Reisenden nicht zum Aufenthaltsort zurückkehren. Mit<br />

Tagesausflugstourismus sind Touren gemeint, bei denen man nicht übernachtet.<br />

langfristiger<br />

Tourismus<br />

Urlaubsreise<br />

Kurtourismus<br />

Tourismusformen nach <strong>der</strong><br />

Aufenthaltsdauer<br />

langfristiger<br />

Tourismus<br />

Durchreise- und<br />

Passantentourismus<br />

Tagesausflugstourismus<br />

Kurzreise<br />

(Kaspar / Forisch-Will 1994)<br />

Tourismusformen nach dem Alter <strong>der</strong> Reisenden:<br />

Auch das Alter <strong>der</strong> Reisenden wird herangezogen, um Tourismusformen zu unterscheiden,<br />

Dabei spielen vor allem die Personengruppen am unteren und am oberen Ende <strong>der</strong> Altersskala<br />

terminologisch eine Rolle; man spricht zwar vom Jugendtourismus und vom<br />

Seniorentourismus, aber die Altersgruppe dazwischen hat keine eigene Bezeichnung. Unter<br />

Jugendtourismus versteht man den Reiseverkehr von Leuten, die nicht mehr mit ihren Eltern<br />

und noch nicht mit ihrer eigenen (potentiellen) Familie in Urlaub fahren. Im wesentlichen<br />

fallen darunter als Reisende zwischen 15 und 24 Jahren. Seniorentourismus ist <strong>der</strong><br />

Reiseverkehr von Personen, die nicht mehr aktiv erwerbstätig sind.


Tourismusformen nach dem Verkehrsmittel: Eine weitere Einteilung <strong>der</strong><br />

Tourismusformen betrifft das Verkehrsmittel, dass für die Ortsverän<strong>der</strong>ung benutzt wird. Man<br />

unterscheidet Flugtourismus, Bustourismus, Bahntourismus, Autotourismus und<br />

Schiffstourismus.<br />

Tourismusform nach <strong>der</strong> Jahres- bzw. Saisonzeit: Nach den Jahreszeiten unterscheidet<br />

man zwischen Sommertourismus und Wintertourismus. Die Einteilung nach <strong>der</strong> Saisonzeit<br />

bezieht sich darauf, dass die Nachfrage nach Reiseleistungen über das Jahr hinweg variiert.<br />

Der Zeitraum, in dem die meisten Menschen reisen, heißt Hochsaison, die übrige Zeit wird in<br />

mehrere Neben- bzw. Zwischensaisons eingeteilt. Die Hochsaisontermine sind nicht für alle<br />

Zielgebiete identisch.<br />

(Quelle bis hier: Kaspar / Frisch-Will 1994)<br />

Tourismusformen nach <strong>der</strong> Beherbergungsform: Nach <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Beherbergung<br />

können primär die Hotellerie und die touristische Parahotellerie unterschieden werden. Zudem<br />

bevorzugen es einige den sog. Camping- und Wohnwagentourismus. Aber auch Chlet- und<br />

Appartementtourismus o<strong>der</strong> Zweitwohnungstourismus sind als denkbare Tourismusformen<br />

möglich.<br />

Tourismusformen anhand <strong>der</strong> Auswirkungen auf die Zahlungsbilanz: Bei den<br />

Auswirkungen auf die Zahlungsbilanz sind <strong>der</strong> aktive und <strong>der</strong> passive Tourismus zu<br />

unterscheiden. Aktiver Tourismus und somit auch Einwirkung auf die Zahlungsbilanz des<br />

Landes hat <strong>der</strong> Incomingtourismus - <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>tourismus im Inland. Keine Auswirkungen<br />

auf die Zahlungsbilanz bzw. passiver Tourismus entsteht durch den Outgoingtourismus -<br />

Fremdenverkehr <strong>der</strong> Inlän<strong>der</strong> im Ausland.<br />

Tourismusformen nach <strong>der</strong> Finanzierungsart:<br />

• Sozialtourismus (Beteiligung kaufkraftschwacher Bevölkerungsschichten am<br />

Tourismus, wobei dieser durch beson<strong>der</strong>e Vorkehrungen ermöglicht und erleichtert<br />

wirt)<br />

• Tourismus durch Vor- und Nachfinanzierung (Kreditkarten) (Kaspar 1996)<br />

Wichtiges Kriterium ist hier also ob eine Eigen- o<strong>der</strong> Fremdfinanzierung vorliegt.<br />

Tourismusformen nach soziologischem Inhalt:<br />

• Luxus- und Exklusivtourismus<br />

• Traditioneller Tourismus (entsprechend <strong>der</strong> touristischen Ausprägung von<br />

Individualreise und –aufenthalt im Hotel in den Anfangsjahren des mo<strong>der</strong>nen<br />

Tourismus.<br />

• Jugendtourismus<br />

• Seniorentourismus<br />

• Sozialtourismus<br />

• Sanfter Tourismus<br />

Tourismusformen nach dem Reiseverhalten: Anhand dieser Tourismusform lässt sich gut<br />

<strong>der</strong> Wandel und das Entstehen von neuen Tourismusformen aufzeigen. Beson<strong>der</strong>st in <strong>der</strong> 80er<br />

Jahren wurde <strong>der</strong> Ruf laut nach einem Tourismus im Einklang mit Mensch und Natur. Hieraus<br />

entwickelte sich allmählich <strong>der</strong> „sanfte Tourismus“. Kaspar unterscheidet in dieser Gruppe:


• Intelligenter Tourismus<br />

• Neigungsorientierter Tourismus<br />

Die Einteilung von Reisen in Tourismusformen geht von äußeren Ursachen aus, nicht von <strong>der</strong><br />

Motivation des Reisens. <strong>Sie</strong> unterscheidet sich dadurch von <strong>der</strong> Einteilung nach<br />

Tourismusarten. Zu Präzisierungszwecken lassen sich wie<strong>der</strong>um die meisten <strong>der</strong> erwähnten<br />

Tourismusformen miteinan<strong>der</strong> kombinieren. Beispiele hiefür sind: langfristiger<br />

Hoteltourismus, intelligenter Kurzzeittourismus usw.<br />

Die genannte Aufzählung von Tourismusarten und –formen erhebt nicht den Anspruch auf<br />

Vollständigkeit. Der allgegenwärtige Wandel in <strong>der</strong> Tourismuswirtschaft lässt immer neue<br />

Arten und Formen des Tourismus aufkommen, zudem gibt es zahlreiche Mischformen die<br />

nicht eindeutig einer Tourismusart o<strong>der</strong> Tourismusform zugeteilt werden kann. So finden sich


z.B. auch Klassifikationen von sog. „Fremdenverkehrsarten“ die nach fünf Kriterien<br />

vorgenommen werden:<br />

1. Temporales Kriterium (Dauer <strong>der</strong> Reise) Naherholungsverkehr, Passantenverkehr<br />

2. Kausales Kriterium: (Motiv <strong>der</strong> Reise) Freizeitverkehr, Geschäftsreise<br />

3. Modales Kriterium: (Art <strong>der</strong> Unterkunft und des Verkehrsmittels) Hotellerie,<br />

Parahotellerie, Bustourismus<br />

4. Saisonales Kriterium: (Jahreszeitliche Verteilung) Wintersaison, Sommersaison<br />

5. Organisatorisches Kriterium (Organisationsform) Gesellschaftsreise, Individualreise<br />

Allerdings handelt es sich bei diesen „Fremdenverkehrsarten“ – wenn man die vorher<br />

erörterte Einteilung von Kaspar heranzieht – um eine Mischung aus Tourismusarten und<br />

Tourismusformen. In <strong>der</strong> heutigen „Tourismuswissenschaft“ gibt es bisher keine klaren<br />

und allgemein akzeptierte Abgrenzungen für Tourismusarten und –formen.<br />

Überschneidungen und Ergänzungen sind quasi unbegrenzt möglich.<br />

Das System Tourismus<br />

Die Erscheinung „Fremdenverkehr“ o<strong>der</strong> „Tourismus“ als mehrdimensionales System zu<br />

erklären, versuchte erstmals (im deutschsprachigen Raum) 1975 <strong>der</strong> Tourismusökonom<br />

Claude Kaspar. Nach Kaspar`s Ansicht weißt allein schon die Beschreibung des Phänomens<br />

Fremdenverkehr o<strong>der</strong> Tourismus als die Gesamtheit <strong>der</strong> Beziehungen und Erscheinungen, die<br />

sich aus <strong>der</strong> Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die <strong>der</strong> Aufenthaltsort<br />

we<strong>der</strong> hauptsächlicher und dauern<strong>der</strong> Wohn- noch Arbeitsort ist, auf ein vielschichtiges<br />

System von Beziehungen hin (vgl. Kaspar 1978). Der Tourismus ist heutzutage ein eigenständiger<br />

Bereich (System) unserer alltäglichen Lebensumwelt geworden. Zu diesem Lebensbereich<br />

„Tourismus“ bestehen starke interdisziplinäre Verflechtungen zu an<strong>der</strong>en Bereichen.<br />

Definition System / Systemtheorie<br />

Systeme sind eine „geordnete Gesamtheit von Elemente, zwischen denen irgendwelche<br />

Beziehungen bestehen o<strong>der</strong> hergestellt werden können“ (Ulrich 1968)<br />

Ulrich bezeichnete die allgemeine Systemtheorie als „die formale Wissenschaft von <strong>der</strong><br />

Struktur, den Verknüpfungen und dem Verhalten irgendwelcher Systeme.<br />

Jedes System zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:<br />

• Es muss aus mehreren Teilen bestehen<br />

• Die Teile müssen voneinan<strong>der</strong> verschieden sein<br />

• Die Teile dürfen nicht wahllos nebeneinan<strong>der</strong> liegen, son<strong>der</strong> sind in einem bestimmten<br />

Aufbau miteinan<strong>der</strong> vernetzt. Das „Netz“ muss nicht unbedingt sichtbar sein, son<strong>der</strong>n<br />

kann auch durch Wirkungen bestehen, die durch <strong>einen</strong> Informationsaustausch<br />

zustande kommen (vgl. Vester 1982)<br />

Bereits Kaspar war schon früh bewusst, dass <strong>der</strong> Fremdenverkehr / Tourismus nicht einseitig<br />

betrachtet werden darf. Zu dieser Multidisziplinarität führt die Tatsache, dass <strong>der</strong><br />

Fremdenverkehr / Tourismus zahlreichen Einflussfaktoren ausgesetzt ist, aber selbst auf viele<br />

Erscheinungen Einfluss nimmt (Kaspar 1978). Der Tourismus entzieht sich einer eindimensionalen


Betrachtung, um ihn zu verstehen, ist es notwendig nicht nur seine Kernbereiche zu<br />

betrachten, son<strong>der</strong>n auch seine sozio-kulturellen, ökonomischen, ökologischen,<br />

technologischen und politischen Rahmenbedingungen zu erfassen. Aufgrund dieser<br />

vielfältigen transversalen und heterogenen Beziehungen zwischen dem Tourismus und s<strong>einen</strong><br />

Umwelten ist eine systematische Betrachtungsweise angebracht (Palomeque 2005). In <strong>der</strong> Sprache<br />

<strong>der</strong> Systemtheorie übersetzt, ist das System Tourismus ein offenes und dynamisches System,<br />

das in Form von Inputs seitens <strong>der</strong> übergeordneten Systeme verän<strong>der</strong>t wird bzw. durch sog<br />

Outputs auf an<strong>der</strong>e Systeme Einfluss nimmt (Kaspar 1978). Die Intensität <strong>der</strong> In- bzw. Outputs<br />

kann über die Einflussstärke <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en gleich- o<strong>der</strong> übergelagerten Systeme auf den<br />

Tourismus bzw. über die Einflusskraft des Systems Tourismus auf an<strong>der</strong>e Systeme aussagen<br />

(Kaspar 1998).<br />

Das System Tourismus kann somit als eine geordnete Gesamtheit von Elementen definiert<br />

werden, zwischen denen irgendwelche Beziehungen stehen. Das System Tourismus von<br />

Kaspar ist auf Grund seiner Verbindungen zur Umwelt ein sog. offenes System, d.h. es steht<br />

in Wechselbeziehungen / Verbindung zum gesellschaftlichen Umfeld, welches durch fünf<br />

übergeordnete Systeme (ökonomische, soziale, politische, ökologische und technologische<br />

Umwelt) vertreten ist. Zudem ist es aber auch ein dynamisches System, Prozessabläufe und<br />

Einflüsse können Elemente und Strukturen des Systems Tourismus beeinflussen, so dass sich<br />

dieses System ständig verän<strong>der</strong>t. Der Systemansatz von Kaspar ist geprägt durch <strong>einen</strong><br />

makroanalytischen Blickwinkel, <strong>der</strong> den Bezugsrahmen <strong>der</strong> Tourismusunternehmungen und –<br />

organisationen darstellt (vgl. Reeh / Faust 2005).


Aus <strong>der</strong> Struktur des Systems Tourismus lässt sich folgendes ableiten:<br />

• ständige Verän<strong>der</strong>ungen mit Wechselwirkung auf Gesellschaft und umgekehrt<br />

• For<strong>der</strong>ungen von Umwelt und Gesundheit<br />

• Systemcharakter<br />

• Einglie<strong>der</strong>ung in das Suprasystem Wirtschaft, Umwelt, Politik, Technik und<br />

Gesellschaft.<br />

Im Zentrum <strong>der</strong> Abbildung steht das eigentliche System Tourismus. Aus Gründen <strong>der</strong><br />

Übersichtlicht- und <strong>der</strong> Eindeutigkeit beschränkte sich Kaspar auf die Betrachtung des<br />

Subjekt-Objekt-Verhältnis d.h. des Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot. Das<br />

eigentliche System Tourismus glie<strong>der</strong>t sich deshalb in die beiden Subsysteme<br />

Tourismussubjekt und das sog. institutionelle Subsystem Tourismusobjekt.<br />

Als über- und nebengeordnete Systeme nennt Kaspar fünf Bereiche unseres Lebensraums<br />

bzw. gesellschaftlichen Umfelds, die stark mit dem „System Tourismus“ verflochten sind:<br />

• ökonomische Umwelt<br />

• sozio-kulturelle Umwelt<br />

• politische Umwelt<br />

• technologische Umwelt<br />

• ökologische Umwelt


Untersysteme / Subsysteme des Systems Tourismus<br />

Tourismussubjekt = Nachfrager von Tourismusleistungen<br />

(Mensch <strong>der</strong> die Tourismusleistungen in Anspruch nimmt)<br />

Das Tourismussubjekt ist <strong>der</strong> Mensch <strong>der</strong> erst touristische Leistungen nachfragt und diese<br />

später auch in Anspruch nimmt.<br />

• Tourismussubjekte haben vielfältige teilweise wi<strong>der</strong>sprüchliche Motive und<br />

Bedürfnisse,<br />

• Tourismussubjekte werden von zahlreichen Faktoren beeinflusst<br />

• Tourismussubjekte lassen sich anhand von bestimmten Kriterien – wie z.B. <strong>der</strong><br />

Motivation o<strong>der</strong> äußeren Ursachen unterscheiden und klassifizieren<br />

• Tourismussubjekte und ihre Verhaltensweisen werden statistisch erfasst und bewertet<br />

Das Tourismussubjekt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tourist versucht seine Bedürfnisse nach spezifischen<br />

touristischen Leistungen zu befriedigen. Die Leistungen werden von den Tourismusobjekten<br />

angeboten (Kaspar 1995). Somit ist jedes Element im System Tourismus, welches die<br />

Bedürfnisbefriedigung des Tourismussubjektes ermöglicht, dem Subsystem Tourismusobjekt<br />

zuzuordnen.<br />

Tourismusobjekt = Angebot<br />

(Alles was in Natur, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft zum<br />

Ziel touristischer Ortsverän<strong>der</strong>ung werden kann (Kaspar 1995))<br />

Das sog. Tourismusobjekt umfasst die Institutionen des Tourismus. Diese Institutionen bilden<br />

den 3-Klang aus dem Tourismusort, Tourismusbetriebe bzw. –unternehmungen (touristische<br />

Leistungsträger) und den Tourismusorganisationen (öffentlich-rechtliche und privat-rechtliche<br />

Organisationsstrukturen (vgl. Kaspar 1996).<br />

Tourismusort<br />

Tourismussubjekt<br />

System Tourismus<br />

Tourismusobjekt<br />

Im Tourismusort spielt sich <strong>der</strong> Großteil des touristischen Geschehens ab. Das Angebot eines<br />

Tourismusortes besteht meist aus dem sog. ursprünglichen und abgeleiteten touristischen<br />

Angebot.


Tourismusbetriebe- und unternehmungen<br />

Tourismusunternehmungen Wirtschaftseinheiten welche durch die Verbindung von<br />

Produktionsmitteln (Arbeit, Kapital und Boden) den Absatz, die Erzeugung und die<br />

Vorbereitung von (Dienst-) Leistungen, im Rahmen des Tourismus bezwecken<br />

wollen.<br />

Objektbezogene Tourismusunternehmen<br />

• Beherbergungsbetriebe<br />

• Kur- und Heilbä<strong>der</strong><br />

• sonstige (Sporteinrichtungen usw.)<br />

= auf den Tourismusort bezogene Tourismusunternehmen<br />

Subjektbezogene Tourismusunternehmen:<br />

• Reiseversicherungen<br />

• Reisefinanzierung (Reisekredite, Reisechecks)<br />

• Tourismuswerbebetriebe<br />

= auf den Reisenden / Tourist bezogene Tourismusunternehmen<br />

Beziehungsbildende Tourismusunternehmen:<br />

• Reiseveranstalter<br />

• Reisevermittler<br />

• Transportunternehmen<br />

• örtliche, regionale und staatliche Tourismusorganisationen<br />

= Tourismusunternehmen die eine Beziehung zwischen Tourismussubjekt und Tourismusobjekt<br />

herstellen<br />

Tourismusorganisationen<br />

Tourismusorganisationen koordinieren die Teilfunktionen von Tourismusunternehmungen<br />

und Tourismusorten (Kaspar 1996)<br />

• politische Organisationen (Gemeinde, Land, Bund)<br />

• privatrechtliche Tourismusorganisationen (Kur- und Verkehrsvereine, Regionalverbände<br />

usw.


Übergeordnete Systeme<br />

1. Politische Umwelt: Politik und Tourismus stehen in Wechselseitigen Beziehungen.<br />

Die Politik kann direkt Einfluss auf die touristische Entwicklung nehmen. Bedeutend<br />

sind vor allem die Wirtschaftspolitik, die Verkehrspolitik, die Sozialpolitik, die<br />

Raumordnungspolitik, die Kulturpolitik o<strong>der</strong> die Freizeitpolitik. Diese können direkt<br />

o<strong>der</strong> auch indirekt auf den Tourismus wirken. Der Tourismus ist in einem bestimmten<br />

Land im großen Maße abhängig von <strong>der</strong> jeweiligen Staats- und Regierungsform.<br />

Stabile Strukturen in <strong>der</strong> Politik wirken dabei meist auch positiv auf das System<br />

Tourismus, Instabilität kann sich vernichtend auf das Tourismussystem auswirken.<br />

Tourismuspolitik ist beson<strong>der</strong>st dann notwendig, wenn <strong>der</strong> Tourismus den Rang eines<br />

Wirtschaftssystems einnimmt. Direkt auf den Tourismus wirken z.B. die<br />

Verabschiedung von Tourismusgesetzen o<strong>der</strong> Abgaben wie z.B. Kurtaxen. Indirekt<br />

wirken Tätigkeiten die zwar ursprünglich keine primären Ziele im Tourismus haben<br />

aber sich dennoch auf ihn auswirken wie z.B. die Verkehrspolitik (z.B. Bau einer<br />

Autobahnanbindung).<br />

2. Ökonomische Umwelt: Wirtschaft und Tourismus sind recht eng miteinan<strong>der</strong><br />

verbunden. Die allgemeine Wirtschaftslage wie z.B. Aufschwung o<strong>der</strong> Rezession<br />

zeigen meist unmittelbar Einwirkung auf den Tourismus. Der Tourismus nimmt über<br />

fünf Funktionen Einfluss auf die Wirtschaft. Diese Funktionen sind die<br />

Produktionsfunktion, die Beschäftigungsfunktion, die Einkommensfunktion, die<br />

Ausgleichsfunktion und die Zahlungsbilanzfunktion. Bei <strong>der</strong> Beschäftigungsfunktion<br />

unterscheidet man außerdem zwischen dem direkten und dem indirekten<br />

Beschäftigungseffekt,, bei <strong>der</strong> Einkommensfunktion zwischen direktem und<br />

indirektem Einkommen (Multiplikatoreffekt) (Kaspar 1994). In wirtschaftlichen<br />

Krisenphasen und bei konjunkturellen Abschwung, geben die Menschen weniger Geld<br />

für Reisen aus, welche die größten Einkommenselastizität des Konsums ausweisen.<br />

3. Ökologische Umwelt: Eine intakte Umwelt ist von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung für den<br />

Tourismus. Luftverschmutzung o<strong>der</strong> z.B. die Abwassereinleitung ins Meer wie z.B. in<br />

<strong>der</strong> Türkei geschehen beeinflussen die Reiseentscheidung des Touristen. Die<br />

Verletzung des Systems Umwelt ist stets mit erheblichen Folgen verbunden. Die<br />

Tourismuswirtschaft und auch die Wissenschaft hat hierauf reagiert und es wurden<br />

Konzepte wie z.B. Sanfter Tourismus, Tourismus mit Einsicht o<strong>der</strong> nachhaltiger<br />

Tourismus erarbeitet. Problematisch bei <strong>der</strong> Durchsetzung dieser Konzepte ist jedoch<br />

stets die oftmals nicht vorhandene Preisbereitschaft bei den Touristen. Der Tourismus<br />

soll zwar nachhaltig für Natur und Bevölkerung des bereisten Landes sein, jedoch ist<br />

<strong>der</strong> Tourist kaum bereit hierfür tiefer in die Tasche zu greifen.<br />

4. Sozio-kulturelle Umwelt: Der Tourismus hat seinerseits Auswirkungen auf die<br />

soziale Umwelt. Eine Folge des Tourismus ist die Akkulturation. Dieses Phänomen<br />

umschreibt das sich in <strong>der</strong> Regel zwei verschiedene Kulturen (Kultur des Reisenden<br />

und des Bereisten) aneinan<strong>der</strong> angleichen sobald sie in Kontakt zueinan<strong>der</strong> treten.<br />

Beson<strong>der</strong>st in sog. Dritt-Welt-Län<strong>der</strong>n ist dies häufig zu beobachten. Krippendorf<br />

vertritt die Ansicht, dass die mo<strong>der</strong>nen Reisebedürfnisse entscheidend von Alltag und<br />

Gesellschaft und eher im geringeren Ausmaß von individuellen Antrieb geprägt ist (vgl.<br />

Krippendorf 1987). Entscheidende Faktoren sind hierbei Wertevorstellungen, Normen,<br />

Traditionen und Politik. Gesellschaftliche Einflüsse wie <strong>der</strong> Wandel von <strong>der</strong> Arbeits-<br />

zur Freizeitorientierung, lassen Freizeit nicht mehr als bloße Restgröße ersch<strong>einen</strong>.


Die Freizeit muss aktiv gestaltet werden und Urlaub und Reisen werden somit zu einer<br />

gesellschaftlichen Notwendigkeit.<br />

5. Technologische Umwelt: Die Technik hat die Welt und auch den Tourismus<br />

evolutionär verän<strong>der</strong>t. So hat z.B. die Verkehrstechnik die Personenbeför<strong>der</strong>ung<br />

immer schneller einfacher und komfortabler werden lassen. Die Beherbergungs- und<br />

Verpflegungstechnik hat viele <strong>der</strong> Standardarbeiten im Gastgewerbe vereinfacht.<br />

Durch mo<strong>der</strong>ne Informations- und Kommunikationstechnik wurde es z.B. möglich<br />

sich weit entfernte Reiseziele via Google Earth schon vor Reisebeginn anzusehen.<br />

Beson<strong>der</strong>st starke Auswirkungen auf den Tourismus hatten technologische<br />

Entwicklungen im Bereich <strong>der</strong> Luftfahrt und <strong>der</strong> Kommunikationstechnik (CRS /<br />

GDS). Technologische Entwicklungen haben enorm dazu beigetragen das sich <strong>der</strong><br />

Tourismus in seiner heutigen Form zu einem massenhaften Phänomen entwickeln<br />

konnte. Die neusten technischen Errungenschaften, lassen auch die kühnsten Träume<br />

wahr werden – Reisen in den Weltraum, sind nun auch für nicht Astronauten möglich<br />

geworden, die Zeit des Weltraumtourismus hat gerade begonnen.<br />

Exkurs: Leiper`s Tourism System<br />

Das Tourismusmodell von Leiper besteht aus drei Grundelementen welche das eigentliche<br />

Tourismus-System bilden:<br />

1. Der Tourist (er ist <strong>der</strong> eigentliche Akteur im System)<br />

2. Die Tourismusindustrie (Tourismusangebot = Unternehmungen und Organisationen)<br />

3. Geographische Elemente<br />

a. Traveller-generating region; (Touristen-erzeugende Regionen)<br />

b. Tourist destination region; (Touristen-erhaltende Regionen)<br />

c. Transit route region (Transit Routen)


1. Der Tourist<br />

Er ist <strong>der</strong> eigentliche Nachfrager und Konsument von touristischen Leistungen. Erst wenn bei<br />

ihm das Bedürfnis zu reisen besteht, kann die Tourismusindustrie für ihn tätig werden und<br />

ver<strong>suchen</strong> seine Bedürfnisse durch spezifische Angebote zu befriedigen.<br />

2. Die Tourismusindustrie<br />

In einem sehr weit gefassten Verständnis, können hierunter alle Unternehmungen und<br />

Organisationen subsumiert werden, die bei <strong>der</strong> Erstellung des Tourismusproduktes involviert<br />

sind.


3. Geographische Elemente<br />

a) Traveller-generation region<br />

Diese Region präsentiert den Tourismusmarkt im Herkunftsgebiet des Touristen. Hier treffen<br />

sich Angebot und Nachfrage von Leistungen Rund um das Thema Reisen. Die örtliche<br />

„Tourismusindustrie“ in Form von beziehungsbildenden Tourismusunternehmen<br />

(Reiseveranstalter / Reisevermittler) versucht mit ihrem Angebot die touristische Nachfrage<br />

zu befriedigen und neue Bedürfnisse zu wecken. Die eigentlichen Nachfrager bzw.<br />

zukünftigen Touristen, holen in dieser Region Informationen und Angebote zu ihrer geplanten<br />

Reise ein, tätigen ihre Buchung und beginnen von hier aus den Start in die „Schönsten<br />

Wochen des Jahres“. Für diese Region typisch ist also die Nachfrage, nicht das Angebot.<br />

Denn erst durch eine latent vorhandene Nachfrage wird im Regelfall ein touristisches<br />

Angebot geschaffen.<br />

b) Tourist destination region; (Touristen-erhaltende Regionen)<br />

Diese Zielgebiete / Destinationen, beinhalten Attraktionen, Merkmale und Angebote die<br />

Besucher zu einem zeitlich begrenzten Aufenthalt bewegen. Diese Region ist das eigentliche<br />

Angebotselement im System Tourismus. Faktoren des ursprünglichen und abgeleiteten<br />

touristischen Angebots führen dazu, dass überhaupt erst die Motivation aufkommt ein<br />

bestimmtes Zielgebiet o<strong>der</strong> eine Destination zu bereisen. Diese Region ist also verantwortlich<br />

für die Erzeugung von Nachfrage in <strong>der</strong> Traveller-generation region. Die Tourismusindustrie<br />

in dieser Region sollte daher über ausreichende Beherbergungs- und Verpflegungsbetriebe<br />

(am besten verschiedenster Qualitätsstufen), Servicestellen und Tourismusinformationen<br />

verfügen.<br />

c) Transit route region (Transit Routen)<br />

Die Transitrouten können als Schlüsselelement im System Tourismus bezeichnet werden,<br />

denn sie sorgen für eine optimale Verkehrsverbindung von Traveller-generation region zur<br />

Tourist destination region und zurück. Effektivität und Charakteristik dieser Routen<br />

bestimmen und formen die Größe und Richtung <strong>der</strong> Tourismusströme. Als Transitroute wird<br />

zwar primär die Verbindung zwischen Quell- und Zielgebiet beschrieben, aber zur ihr zählen<br />

auch Zwischenstopps und Orte die während dessen z.B. besucht werden können. Im<br />

eigentlichen Sinn stellen Transit Routen jedoch lediglich <strong>einen</strong> gewissen Raum dar, <strong>der</strong> vom<br />

Tourist überquert werden muss um an sein Zielgebiet / seine Destination zu gelangen.<br />

4. Umgebung des Tourismussystems<br />

Als Umgebung o<strong>der</strong> Umfel<strong>der</strong> des Tourismussystems nennt Leiper: menschliche, soziokulturelle,<br />

ökonomische, technologische, physische, politische, gesetzliche, usw. <strong>der</strong><br />

Tourismus wird von diesen externen Rahmenbedingungen beeinflusst, sowie auch sie von<br />

ihm beeinflusst werden können.


Von <strong>der</strong> Fremdenverkehrslehre zur Tourismuswissenschaft<br />

In dem folgenden Kapitel, soll es nicht darum gehen die gesamte Fremdenverkehrs- /<br />

Tourismusforschung wie<strong>der</strong>zugeben. Vielmehr wird <strong>der</strong> Versuch unternommen wichtige<br />

Ereignisse und Forschungsergebnisse wie<strong>der</strong>zugeben die zu einer Begründung <strong>der</strong><br />

Fremdenverkehrs- bzw. <strong>der</strong> heute in Konturen erkennbaren Tourismuswissenschaft<br />

beigetragen haben. Bei solch einem Unterfangen ist es notwendig die teilweise breit verstreute<br />

und oftmals schwierig zu findende Literatur <strong>der</strong> frühen Fremdenverkehrsforschung zu sichten<br />

– eine 100% exakte Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> Fremdenverkehrswissenschaft ist deshalb nur begrenzt<br />

möglich. Allerdings wurde versucht, im Rahmen einer breiten Literaturanalyse die<br />

Disziplingeschichte <strong>der</strong> Fremdenverkehrswissenschaft bestmöglich zu ergründen.<br />

Die wissenschaftliche Beschäftigung und Erfassung des Phänomens Fremdenverkehr kann auf<br />

den Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts datiert werden. Bei diesen frühen<br />

fremdenverkehrswissenschaftlichen Arbeiten standen vor allem statistische und ökonomische<br />

Fragestellungen des Fremdenverkehrs im Vor<strong>der</strong>grund. Eines <strong>der</strong> ersten Werke mit<br />

wissenschaftlichem Anspruch, stammt von dem Österreicher Josef Stradner (1905). In<br />

Anlehnung an das System von Peshine Smith und Thünes Lehre unternahm Stradner den<br />

ersten geschlossenen Versuch eine Art „Volkswirtschaftslehre des Fremdenverkehrs“ zu<br />

entwickeln. So untersuchte Stradner z.B. die Folgen des Fremdenverkehrs für die<br />

Zahlungsbilanz, Probleme <strong>der</strong> Fremdenverkehrsstatistik und er bemühte sich, den<br />

Fremdenverkehr begrifflich vom Reiseverkehr abzugrenzen. Sein Blick galt zudem <strong>der</strong><br />

Konsumfunktion und den damit verbundenen Geldströmen. Im Gegensatz zu vielen an<strong>der</strong>en<br />

„Ökonomen“ erkannte Stradner bereits die ökonomische Bedeutung des Fremdenverkehrs als<br />

Absatzmarkt. Erstaunlich ist, dass die Arbeit von Stradner immer wie<strong>der</strong> im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Disziplingeschichte <strong>der</strong> Fremdenverkehrswissenschaft, aber zudem auch im<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Disziplingeschichte <strong>der</strong> Fremdenverkehrsgeographie erwähnt wird.<br />

Dies liegt wohl daran, dass in <strong>der</strong> Arbeit von Stradner, zum ersten Mal <strong>der</strong> Begriff<br />

„Fremdenverkehrsgeographie“ genannt wurde.<br />

Ein weiterer Nationalökonom, <strong>der</strong> ebenfalls die Notwendigkeit erkannte, sich mit den<br />

Erscheinungen des Fremdenverkehrs näher zu befassen, ist <strong>der</strong> Innbrucker Volkswirt, Prof.<br />

Hermann von Schullern zu Schrattenhofen (Aufsatz „Fremdenverkehr und Volkswirtschaft“<br />

1911). Schullern beginnt seine Untersuchung mit <strong>der</strong> richtigen Fragestellung, dass es (bis zu<br />

seinem Aufsatz) noch kaum <strong>einen</strong> ernsthaften Versuch gegeben habe, „zu einer<br />

volkswirtschaftlichen Beurteilung des Fremdenverkehrs auf Grundlage einer Überprüfung<br />

aller maßgebenden tatsächlichen Verhältnisse zu gelangen; am allerwenigsten hat man <strong>einen</strong><br />

solchen Versuch voraussetzungslos durchgeführt; es waren meist nur einzelne, recht<br />

sinnenfällig in die Augen springende Beobachtungen, die man für ausreichend hielt, um über<br />

<strong>einen</strong> Gegenstand von so großer Wichtigkeit und Tragweite eine vermeintlich<br />

allgemeingültige Sentenz zu füllen“ (Pöschel). Schullern zu Schattenhofen war in seiner Arbeit<br />

auf Begriffsklarheit und damit auch auf Begriffsbestimmungen angewiesen, die er sich selbst<br />

schaffen musste. Es lag somit <strong>der</strong> erste Versuch einer gesamthaften<br />

Fremdenverkehrsforschung vor, <strong>der</strong> weit über die Betrachtungsweisen <strong>der</strong> damaligen<br />

Geisteswelt hinausging (Bernecker 1984).<br />

In den zwanziger Jahren entstand, von Italien und <strong>der</strong> Schweiz ausgehend, auch in<br />

Deutschland die Wissenschaft vom Fremdenverkehr als eine <strong>der</strong> Betriebs- und<br />

Volkswirtschaft nahe stehende Disziplin, die sich die wissenschaftliche Erforschung des<br />

Fremdenverkehrs zur Aufgabe gemacht hat (Knebel 1960). In Italien entstand das erste<br />

zusammenfassende Werk über den Fremdenverkehr „Lezioni di Economia turistica“ im Jahr


1928. Verfasst wurde diese „Fremdenverkehrslehre“ von Mariotti dem damaligen<br />

Generaldirektor des Ente Nazionale per le Industrie Turistiche und Professor <strong>der</strong><br />

Fremdenverkehrswissenschaft an <strong>der</strong> Universität Rom (vgl. Bormann 1931). Zuvor (1925) war<br />

bereits ein regelmäßiger Lehrgang für Fremdenverkehrswirtschaft an <strong>der</strong> Universität Rom<br />

unter Leitung von Mariotti eingerichtet worden (vgl. Bernecker 1984). Während heute Freizeit und<br />

Tourismus fast untrennbar miteinan<strong>der</strong> verbunden sind, interessierte sich hingegen die frühe<br />

Fremdenverkehrsforschung fast überhaupt nicht für das soziale Phänomen „Freizeit in <strong>der</strong><br />

Industriegesellschaft“. Zu erwähnen ist hier dennoch Fritz Klatt, er interessierte sich<br />

vorwiegend für das Phänomen Freizeit aus Sicht <strong>der</strong> Pädagogik. Anlass für wissenschaftliche<br />

Reflexionen waren Probleme <strong>der</strong> „Freizeitgestaltung“ <strong>der</strong> berufstätigen Bevölkerung<br />

(Opaschowski 2006). Klatt erkannte die Notwendigkeit, die Theorie und Methodik einer zukünftigen<br />

Freizeitpädagogik zu finden bzw. zu erarbeiten. Da es allerdings we<strong>der</strong> Universitäten o<strong>der</strong><br />

sonstige Lehrstätten für <strong>einen</strong> <strong>der</strong>artigen Berufszweig gab, for<strong>der</strong>te Klatt (1929) die Gründung<br />

einer „Freizeithochschule“. Lei<strong>der</strong> konnte eine solche „Freizeithochschule“ nicht realisiert<br />

werden.<br />

Die eigentlichen Motivationen für den Fremdenverkehr blieben in <strong>der</strong> frühen<br />

Fremdenverkehrsforschung fast völlig unberücksichtig, sie wurden meist auf die reine<br />

Bedürfnisbefriedigung, welcher Art auch immer reduziert. Die Definitionskriterien<br />

beschränken sich auf den Personenverkehr, auf die daraus resultierenden notwendigen<br />

Institutionen und auf den Faktor des Konsums mit Mitteln, die nicht am Ort verdient wurden<br />

(Hömberg 1977). In fast allen <strong>der</strong> frühen Fremdenverkehrsdefinitionen wurde die beruflich<br />

motivierte Mobilität außerhalb <strong>der</strong> Freizeit vom Fremdenverkehr / Tourismus gänzlich<br />

ausgeschlossen. Auswirkungen des Fremdenverkehrs auf die Zahlungsbilanz, wurden in<br />

einigen monographischen Einzeldarstellungen, zu jener Zeit zudem vorwiegend behandelt.<br />

Im einflussreichen Handwörterbuch <strong>der</strong> Sozialwissenschaften erschien im Jahr 1927 <strong>der</strong><br />

Artikel „Fremdenverkehr“ von Wilhelm Morgenroth. In diesem Artikel entwickelte<br />

Morgenroth bereits wesentliche Elemente des Fremdenverkehrsbegriffs: den vorübergehenden<br />

Aufenthalt <strong>der</strong> Teilnehmer am Zielort, die Rolle <strong>der</strong> Verbraucher von Wirtschafts- und<br />

Kulturgütern und das Verkehrselement im Fremdenverkehr (vgl. Kulinat/Steinecke 1984). Als<br />

Charakteristikum für den Fremdenverkehr betonnte Morgenroth die Eigentümlichkeit <strong>der</strong><br />

nicht dauernden, son<strong>der</strong>n nur vorübergehenden, zeitweiligen Än<strong>der</strong>ung des Wohnsitzes o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassung (vgl. Morgenroth 1927). Morgenroth klassifizierte - bereits in diesen frühen<br />

Anfängen <strong>der</strong> wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Fremdenverkehr - Arten des<br />

Fremdenverkehrs. Führ ihn gibt es die Arten des Fern- und Nahverkehrs, des internationalen,<br />

des Auslän<strong>der</strong>fremdenverkehr, des Verkehrs innerhalb <strong>der</strong> Grenzen des eigenen Staats, <strong>der</strong><br />

gleichen Gegend, <strong>der</strong> Nachbarorte usw. (vgl. Sölter 2005).<br />

Im engsten Sinn ist Fremdenverkehr als <strong>der</strong> Verkehr <strong>der</strong> Personen zu begreifen, die sich<br />

vorübergehend von ihrem Dauerwohnsitz entfernen, um zur Befriedigung von Lebens- und<br />

Kulturbedürfnissen o<strong>der</strong> persönlichen Wünschen verschiedenster Art an<strong>der</strong>wärts, lediglich als<br />

Verbraucher von Wirtschafts- und Kulturgütern, zu verweilen (Morgenroth 1927).<br />

Erst nach Beendigung des Ersten Weltkrieges, wurde es möglich, dem Fremdenverkehr die<br />

erste wissenschaftliche Heimstätte in Deutschland zu schaffen. Dies war die „Hochschule für<br />

Hotel- und Verkehrswesen“ in Düsseldorf, die aber bereits ein Jahr später (1921) bedingt<br />

durch die Inflation wie<strong>der</strong> geschlossen werden musste. Schließlich wurde von 1929-1934 ein<br />

Forschungsinstitut für den Fremdenverkehr unterhalten, das als selbstständige Anstalt <strong>der</strong><br />

Berliner Handelhochschule angeglie<strong>der</strong>t wurde und dem Professor Robert Glücksmann<br />

vorstand. (Böttger 1958). Das Institut erblickte seine Aufgaben in erster Linie darin, die Ursachen,<br />

Mittel und Wirkungen des Fremdenverkehrs zu erforschen. Die Grundlage für die


wissenschaftliche Tätigkeit wurde gebildet durch die Schaffung einer Zentralbibliothek, eines<br />

Zentralarchivs und einer Monographiensammlung sowie durch systematische Aufstellung von<br />

Statistiken (vgl. Huscher / Klafkowski 1929). Zu Beginn hatte dieses Institut mit erheblichen<br />

Schwierigkeiten zu kämpfen, zum einem musste die Finanzierung sichergestellt werden und<br />

auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite musste <strong>der</strong> Institutsleiter um die Anerkennung <strong>der</strong><br />

Fremdenverkehrsforschung und –lehre als hochschulfähigen Gegenstand kämpfen. Diese<br />

Forschungseinrichtung hat allerdings für die verhältnismäßig kurze Zeit ihres Bestehens,<br />

bahnbrechend gewirkt und ein umfassendes Programm in die Tat umgesetzt, das sowohl die<br />

Sammlung wie die Forschung und die Lehre betraf (vgl. Hunziker 1942). Der Vorsteher des Instituts,<br />

Robert Glücksmann gab eine Zeitung – die Vierteljahrszeitschrift - „Archiv für den<br />

Fremdenverkehr“ heraus, die durchaus wissenschaftliche Reife trug. Die Forschung am<br />

Institut bestand aus zwei Zweigen:<br />

1. Einmal, um allgemeine Kenntnisse des Fremdenverkehrs, seiner <strong>Grundlagen</strong>,<br />

Zusammenhänge und Wirkungen zu gewinnen,<br />

2. zum an<strong>der</strong>en, von <strong>der</strong> Praxis gestellte Aufgaben zu lösen (Grünthal 1962)<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Fremdenverkehrsforschung wurden in die Vorlesungen integriert und vor<br />

allem durch die Veröffentlichung des „Archiv für den Fremdenverkehr“ auch <strong>der</strong><br />

Allgemeinheit vorgestellt. Die Erörterung grundsätzlicher Fragen des Phänomens<br />

Fremdenverkehr war allerdings von beson<strong>der</strong>er Bedeutung, da <strong>der</strong> Aufgabenkreis des<br />

Forschungsgegenstandes abgegrenzt werden musste (vgl. Grünthal 1962). Zur Grundlegung einer<br />

Wissenschaft vom Fremdenverkehr hätte allerdings die Ausarbeitung einer ihr eigenen<br />

Methodologie gehört, hierüber machten sich Glücksmann und seine Assistenten allerdings<br />

keine Gedanken. Der Fremdenverkehr wurde wie heute fast immer noch mit den Methoden<br />

verschiedener Wissenschaften bearbeitet, ohne das sich ein einheitliches System herausbildete<br />

(vgl. Grüntal 1962).<br />

Der Begriff „Fremdenverkehr“ hatte allerdings im Zusammenhang mit dem Wirken<br />

Glücksmanns eine inhaltliche Erweiterung erfahren und war jetzt Oberbegriff eines neuen<br />

sozialen Phänomens, dessen massenhafter Charakter Ende <strong>der</strong> 20er Jahre in ersten Anzeichen<br />

sichtbar wurde (vgl. DSF 1987). Vormals mit dem Gastgewerbe identifiziert und als Teilbereich<br />

<strong>der</strong> Verkehrswissenschaften behandelt, sollte er jetzt als ein komplexes sozio-ökonomisches<br />

Phänomen in den Mittelpunkt von Forschung und Lehre des neu gegründeten Instituts rücken<br />

(vgl. DSF 1987). Für Glücksmann allerdings, ist <strong>der</strong> Fremdenverkehr keine Wissenschaft, son<strong>der</strong>n<br />

ein komplexes soziales Phänomen, dessen „Ursachen, Mittel und Wirkungen“ mit<br />

wissenschaftlichen Methoden diverser Fachdisziplinen erforscht werden müssen. Folgende<br />

wichtige Impulse gab Glücksmann für die Fremdenverkehrsforschung / -wissenschaft:<br />

• Fremdenverkehr ist keine Wissenschaft – er muss mit wissenschaftlichen Methoden<br />

verschiedener Fachdisziplinen erforscht werden,<br />

• ein interdisziplinärer Ansatz, ist somit in <strong>der</strong> Fremdenverkehrsforschung nötig<br />

• Herausgabe des Archiv für den Fremdenverkehr – es stellt auch heute noch eine<br />

Fundgrube für jeden, <strong>der</strong> sich wissenschaftlich mit Fremdenverkehr beschäftigen will,<br />

dar<br />

• wichtige Lehrbücher: Privatwirtschaftslehre des Hotels, das Gaststättenwesen,<br />

Betriebslehre <strong>der</strong> Gaststätte, Fremdenverkehrskunde<br />

• Überwindung des anfänglichen Misstrauens, das man den akademischen<br />

Qualifikationen des Forschungsgegenstandes entgegenbrachte<br />

• Drei Doktor-Dissertationen konnten am Institut ermöglicht werden.


Der Mitarbeiter am Forschungsinstitut Willi Benscheid, äußerte sich wie folgt zum<br />

Fremdenverkehr und zur Fremdenverkehrswissenschaft:<br />

Der Fremdenverkehr ist sicher Wirtschaft, aber er ist es nicht nur, son<strong>der</strong>n deckt auch<br />

an<strong>der</strong>e, nicht wissenschaftliche Gebiete. Die Fremdenverkehrswissenschaft steht auf einer<br />

an<strong>der</strong>en wissenschaftlichen Warte als die Nationalökonomie; sie sieht von ihrem Stande<br />

wohl weite Teile <strong>der</strong> Nationalökonomie, soweit sie im Bereich des Fremdenverkehrs liegen,<br />

aber nicht alle. Nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite aber sieht sie weiter, wodurch sie in <strong>der</strong> Lage ist,<br />

Fragen zu behandeln, die <strong>der</strong> Nationalökonomie nicht zustehen (Bescheid 1932/1933). Eine<br />

Fremdenverkehrswissenschaft darf sich nicht auf die Abstraktion beschränken, da sie sonst<br />

nichts an<strong>der</strong>es sein würde als „blasse Theorie“ (Benscheid 1934)<br />

Schon damals haben die „Fremdenverkehrswissenschaftler“ erkannt, das die<br />

Fremdenverkehrslehre mehr als nur die Wirtschaftswissenschaft umfasst, allerdings wurde es<br />

üblich die Fremdenverkehrslehre als eine <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaft nahe stehende Disziplin<br />

anzuordnen. Denn die Wirtschaftswissenschaft, insbeson<strong>der</strong>e die Betriebswirtschaftslehre war<br />

im Stande, mannigfache Aufgaben für den Fremdenverkehr zu lösen. In <strong>der</strong> Anfangszeit<br />

dieser neuen Wissenschaft, bemühte man sich vorwiegend erst einmal darum den Begriff<br />

„Fremdenverkehr“ abzugrenzen und zu definieren. In einem <strong>der</strong> ersten Bücher zur<br />

Fremdenverkehrslehre – Arthur Boormann: Die Lehre vom Fremdenverkehr 1931 – wird<br />

Fremdenverkehr wie folgt definiert:<br />

„Inbegriff <strong>der</strong> Reisen, die zum Zwecke <strong>der</strong> Erholung, des Vergnügens, geschäftlicher o<strong>der</strong><br />

beruflicher Betätigung o<strong>der</strong> aus sonstigen Gründen, in vielen Fällen aus Anlass beson<strong>der</strong>er<br />

Veranstaltungen o<strong>der</strong> Ereignisse vorgenommen werden und bei denen die Abwesenheit vom<br />

ständigen Wohnort nur vorübergehend, im Berufsverkehr jedoch nicht bloß durch die<br />

regelmäßige Fahrt zur Arbeitsstätte bedingt ist (Bormann 1931).<br />

Boormann setzt Personenverkehr mit Fremdenverkehr gleich, die Gründe die allerdings zum<br />

Fremdenverkehr führen, sind für ihn irrelevant. Als bisherige Exponenten <strong>der</strong> allgem<strong>einen</strong><br />

Fremdenverkehrswissenschaft bezeichnet Boormann die Wissenschaftler Mariotti und<br />

Glücksmann, <strong>der</strong>en Auffassungen zum Inhalt des Begriffs „Fremdenverkehr“ jedoch<br />

grundsätzlich verschieden sind (vgl. Bernecker 1984). Wissenschaftsgebiete wie Geographie,<br />

Balneologie, Klimatologie, Medizin, Psychologie, Nationalökonomie, Soziologie o<strong>der</strong><br />

Betriebswirtschaftslehre haben nach Boorman ihre Bedeutung für den Fremdenverkehr und<br />

die Fremdenverkehrswissenschaft, bzw. umgekehrt <strong>der</strong> Fremdenverkehr für sie, aber sie<br />

haben nicht alle die gleiche Bedeutung. Im Beson<strong>der</strong>en allerdings, ist die<br />

Fremdenverkehrswissenschaft <strong>der</strong> Verkehrslehre zuzuordnen (vgl. Bernecker). Zwar ist mit dem<br />

Fremdenverkehr ein Verkehrsvorgang verbunden, ihn allerdings deswegen <strong>der</strong><br />

Verkehrswissenschaft zuzuschreiben ist nur bedingt nachvollziehbar. Zudem sei es nach<br />

Boorman zudem wenig zweckmäßig auch die Psychologie in dem von Glücksmann<br />

gegebenen Sinne im Rahmen <strong>der</strong> Fremdenverkehrswissenschaft, zu behandeln. Wenn als die<br />

Ursachen des Fremdenverkehrs Zwang und freier Wille bezeichnet werden, so kann<br />

demgegenüber eingewendet werden, dass ja schließlich alles, was <strong>der</strong> Mensch unternimmt,<br />

auf seinem freien Willen o<strong>der</strong> auf Zwang beruhe. Es handelt sich hierbei also nicht um<br />

Fragen von spezieller verkehrswissenschaftlicher Bedeutung (Boorman 1931).<br />

Lautet heute eine <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen qualitativer Tourismusforschung, die Urlaubswelt so<br />

lebensnah zu erforschen und zu beschreiben, dass man das Urlaubserleben sinnlich<br />

wahrnehmen, ja „buchstäblich sehen und hören kann“ (vgl. Glaser/Strauss 1979) so interessierten im<br />

Gegensatz in <strong>der</strong> damaligen Fremdenverkehrsforschung das Reiseverhalten, Reiseerleben<br />

o<strong>der</strong> Motivationen und Antriebe <strong>der</strong> Reisenden überhaupt nicht.


Zwar gab bereits Leopold von Wiese <strong>der</strong> Fremdenverkehrswissenschaft die Anregung, den<br />

Fremdenverkehr unter beziehungswissenschaftlichen Aspekten zu sehen und zu beschreiben<br />

(vgl. Knebel) doch dieser soziologische Vorstoß blieb eine <strong>der</strong> rühmlichen Ausnahmen. Die<br />

Arbeit wurde von den Forschern zwar zur Kenntnis genommen, aber anfangs nicht weiter<br />

ausgeführt. In den späteren fremdenverkehrswissenschaftlichen Arbeiten tauchten allerdings<br />

die eindeutig auf L. von Wiese und G. Simmel zurückgehenden Begriffe immer wie<strong>der</strong> auf<br />

(vgl. Gleichmann 1969). Der in vielen Fremdenverkehrdefinitionen benutzte Begriff „Beziehungen“<br />

geht auf den Aufsatz von Wiese über „Fremdenverkehr als zwischenmenschliche Beziehung“<br />

von 1930 zurück, gemeint sind allerdings allein die sozialen Beziehungen.<br />

Mitte <strong>der</strong> 1930er Jahre stellte sich in Mitteleuropa die Fremdenverkehrswissenschaft, wenn<br />

auch randständig und ungefestigt, als Fachdisziplin dar und es entstand das Genre <strong>der</strong><br />

Fremdenverkehrslehren. (vgl. Spode 1998). So kann an dieser Stelle z.B. <strong>der</strong> Aufbau <strong>der</strong><br />

Fremdenverkehrslehre von Boorman wie<strong>der</strong>gegeben werden:<br />

1. Begriff und Zusammensetzung des Fremdenverkehrs<br />

2. Bestimmungsfaktoren des Fremdenverkehrs<br />

3. Statistik des Fremdenverkehrs<br />

4. Einrichtungen des Fremdenverkehrs<br />

5. Allgemeine Fremdenverkehrspolitik<br />

Die Fremdenverkehrslehre von Boorman ist sehr auf die – wie man heute sagen würde – Sicht<br />

des Incoming Tourismus ausgerichtet.<br />

Wesentliche Impulse wurden in diesem Jahrzehnt auch für die sich allmählich entwickelnde<br />

Fremdenverkehrsgeographie gegeben. Von Bedeutung ist die Arbeit von Poser (1939) <strong>der</strong> in<br />

seiner Studie über das Riesengebirge sowohl die naturgeographischen <strong>Grundlagen</strong> des<br />

Fremdenverkehrs als auch den Umfang und die Arten des Fremdenverkehrs sowie schließlich<br />

die Gestaltung und Typisierung von Fremdenverkehrsorten / -räumen gleichermaßen<br />

berücksichtigt.<br />

1941 wurde an <strong>der</strong> Heidelberger Universität ein Institut (für Betriebswirtschaft des<br />

Fremdenverkehrs) gegründet, das als gemeinsame Einrichtung des Gewerbes und <strong>der</strong><br />

Universität gedacht war und Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftspraxis in Lehre und<br />

Forschung auf dem Spezialgebiet des Fremdenverkehrs näher bringen sollte (Bottger). Das<br />

Institut konnte allerdings nur wenig Profil entwickeln und ist 1948 untergegangen. Aus <strong>der</strong><br />

1949 gegründeten Arbeitsgruppe Fremdenverkehr, wurde an <strong>der</strong> Universität München 1951<br />

das „Deutsche Wirtschaftliche Institut für Fremdenverkehr“ gegründet. Das Institut entfernte<br />

sich allerdings recht bald von <strong>der</strong> universitären Basis und pflegte (bis heute) eine enge<br />

wirtschaftliche Praxisorientierung. Das DWIF tritt beson<strong>der</strong>s durch die veröffentlichten<br />

Betriebsvergleiche für Kurortunternehmungen und Hotelbetriebe hervor (vgl. Tietz 1980). Wichtige<br />

Daten die vom DWIF für die Tourismuswissenschaft und –praxis veröffentlicht werden sind<br />

z.B. dwif - Tagesreisen, dwif –Ausgabenstruktur, dwif – Wirtschaftsfaktor, dwif –<br />

Betriebsvergleiche und das Sparkassen – Tourismusbarometer.<br />

Nur ein Jahr später (1952) erfolgte an <strong>der</strong> Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt<br />

am Main die Gründung des „Instituts für Fremdenverkehr“. Lei<strong>der</strong> war auch diesem Institut<br />

kein sehr langes akademisches Leben beschieden (Bernecker 1984), auch die Gedanken von<br />

Glücksmann (einer interdisziplinären Fremdenverkehrslehre) wurden dort nicht wie<strong>der</strong>


aufgenommen, vielmehr war dort das primäre Ziel – die För<strong>der</strong>ung des Fremdenverkehrs (vgl.<br />

Sölter 2005).<br />

Von <strong>der</strong> deutschen Seite her wurde die Fremdenverkehrswissenschaft in <strong>der</strong> Kriegs- und<br />

Nachkriegszeit kaum vorangetrieben. Oftmals wird zwar behauptet das während <strong>der</strong><br />

Kriegszeit <strong>der</strong> Tourismus völlig zum erliegen kam, aber dies stimmt nur bedingt. Denn im<br />

gleichen Maß wie <strong>der</strong> Krieg Reisen unterbindet, initiiert er auch neue Reiseformen, wird zum<br />

Motor <strong>der</strong> Mobilität (vgl. Smith 1998). Wichtige Impulse zu jener Zeit, kamen aus Österreich und<br />

<strong>der</strong> Schweiz. In Österreich wurde im Februar 1934 das Institut für Fremdenverkehrsforschung<br />

gegründet. Anfänglich widmete sich dieses Institut primär <strong>der</strong> Lehre, so wurde z.B. 1940 <strong>der</strong><br />

„Reichhochschulkurs für Fremdenverkehr“ eingerichtet – dieser besteht heute immer noch an<br />

<strong>der</strong> WU Wien allerdings als Universitätslehrgang für Tourismuswirtschaft. In Österreich<br />

besteht somit heute das älteste Forschungsinstitut für Fremdenverkehr / Tourismus im<br />

deutschsprachigen Raum.<br />

Die Bibel <strong>der</strong> heutigen Tourismusforschung – die Allgemeine Fremdenverkehrslehre - wurde<br />

allerdings von den zwei Schweizer Professoren Walter Hunziker und Kurt Krapf verfasst.<br />

Dieses an ein breites Fachpublikum gerichtete Werk, wirkte paradigmatisch hinsichtlich<br />

Definition, Systematik und Justierung <strong>der</strong> Disziplin "Fremdenverkehr" (vgl. Spode 1998a) In St.<br />

Gallen wurde <strong>der</strong>zeit die Studien und Diplomrichtung Fremdenverkehr bzw. das "Seminar für<br />

Fremdenverkehr" an <strong>der</strong> Handelshochschule St. Gallen 1941 ins Leben gerufen, welches mit<br />

W. Hunziker als Seminarleiter besetzt wurde. Im gleichen Jahr, noch vor St. Gallen, wurde in<br />

Bern das "Forschungsinstitut für Fremdenverkehr" gegründet, dessen Leiter wurde K. Krapf<br />

(Sölter 2006). Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Fremdenverkehrslehre von Hunziker und Krapf steht <strong>der</strong><br />

Mensch, somit kann die Fremdenverkehrslehre auch nicht den Wirtschaftswissenschaften<br />

zugerechnet werden, da sie Begriffs- und Erscheinungskomplexe umfasst, die<br />

außerwirtschaftlicher Natur sind. Ebenfalls ist die Fremdenverkehrslehre keine<br />

Beziehungslehre, aber immerhin steht sie <strong>der</strong> Soziologie näher als den<br />

Wirtschaftswissenschaften (vgl. Hunziker/Krapf 1942). In den Augen <strong>der</strong> beiden Professoren kann <strong>der</strong><br />

Fremdenverkehr z.B. ebenso gut Gegenstand <strong>der</strong> angewandten Volkswirtschaftslehre wie<br />

auch <strong>der</strong> angewandeten Soziologie sein. <strong>Sie</strong> haben sich aber trotzdem für die<br />

wirtschaftswissenschaftliche Erforschung <strong>der</strong> touristischen Phänomene entschieden, nicht<br />

zuletzt aus praktischen Erwägungen, da die Lösung wirtschaftlicher Probleme des damals<br />

darnie<strong>der</strong>liegenden Tourismus am dringlichsten erschien (vgl. Leugger 1966).<br />

Die Fremdenverkehrslehre wird als eigenständiges, aber aus „praktischen Erwägungen“ <strong>der</strong><br />

Wirtschaftswissenschaft zugeordnetes Gebiet bestimmt. Ihr „Hauptgewicht liegt auf <strong>der</strong><br />

Funktionenlehre“. <strong>Sie</strong> unterteilt sich in „<strong>Grundlagen</strong>“ (Fremdenverkehrsbegriff,<br />

Fremdenverkehrssubjekt und Fremdenverkehrsinstitutionen) und so genannte „Funktionen“<br />

(Gesundheit, Technik, Kultur, Soziale Frage, Politik und Ökonomie). Obschon es heißt: „Im<br />

Mittelpunkt steht <strong>der</strong> Mensch“, fehlen soziologische und psychologische Aspekte weitgehend,<br />

ebenso geographische (Spode 1998).<br />

Fremdenverkehrslehre als Wissenschaft<br />

Der Schweizer Walter Hunziker versuchte in seiner Publikation „System und Hauptprobleme<br />

einer wissenschaftlichen Fremdenverkehrslehre“ die Fremdenverkehrslehre als Wissenschaft<br />

zu begründen. Hunziker beginnt seine Ausführung mit <strong>der</strong> Definition des Erkenntnisobjektes.<br />

Der Fremdenverkehr wird mit <strong>der</strong> Definition - das Fremdenverkehr <strong>der</strong> Inbegriff <strong>der</strong><br />

Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus dem Aufenthalt Ortsfrem<strong>der</strong> ergeben, sofern


durch den Aufenthalt keine Nie<strong>der</strong>lassung zur Ausübung einer dauernden o<strong>der</strong> zeitweilig<br />

hauptsächlichen Erwerbstätigkeit begründet wird – als Erkenntnisobjekt definiert.<br />

Nach Hunziker wird eine Fremdenverkehrslehre offenbar wissenschaftlich am ehesten<br />

bestehen, wenn sie einem so strengen bzw. engen Maßstab gerecht wird, wie ihn vor allem<br />

Max Weber an den Begriff Wissenschaft legt (vgl. Hunziker 1943). Nach Ansicht von Weber<br />

bezweckt die Wissenschaft die denkende Ordnung <strong>der</strong> empirischen Wirklichkeit. Nicht die<br />

schlichten Zusammenhänge <strong>der</strong> Dinge, son<strong>der</strong>n die gedanklichen Zusammenhänge <strong>der</strong><br />

Probleme liegen den Arbeitsgebieten <strong>der</strong> Wissenschaft zugrunde: wo mit neuer Methode<br />

einem neuen Problem nachgegangen wird und dadurch Wahrheiten entdeckt werden, welche<br />

neue bedeutsame Gesichtspunkte eröffnen, da entsteht ein neue, Wissenschaft (Weber 1904). Der<br />

Fremdenverkehr wird von Hunziker als Kulturerscheinung begriffen, da Weber als<br />

Kulturwissenschaften solche Disziplinen bezeichnet, welche die Lebenserscheinungen in ihrer<br />

Kulturbedeutung zu erkennen streben, steht für Hunziker außer Frage, das die<br />

Fremdenverkehrslehre zweifelsohne unter die Kategorie <strong>der</strong> Kulturwissenschaften fällt.<br />

Abschließend ergibt sich somit, dass eine wissenschaftliche Fremdenverkehrslehre möglich<br />

ist; als solche hat sie die Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus dem Aufenthalt<br />

Ortsfrem<strong>der</strong> ergeben, sofern durch den Aufenthalt keine Nie<strong>der</strong>lassung zur Ausübung einer<br />

dauernden o<strong>der</strong> zeitweilig hauptsächlichen Erwerbstätigkeitbegründet wird, nach dem<br />

Maßstabe ihrer kulturellen Bedeutung zu unter<strong>suchen</strong> (Hunziker 1943).<br />

Der Fremdenverkehrslehre wird aber auch die Möglichkeit zugebilligt, sich mit Technik zu<br />

befassen. Aus praktisch pädagogischen Zwecken wird die Fremdenverkehrslehre nicht darum<br />

herumkommen, sich im betriebswirtschaftlichen Sektor mit Fragen <strong>der</strong> Technik zu befassen –<br />

obwohl man sich vor Augen halten muss, das damit die Warte <strong>der</strong> Wissenschaft verlassen -<br />

und das Gebiet <strong>der</strong> Kunstlehre betreten wird (vgl. Hunziker 1943). Wichtig für die akademische<br />

Ausbildung, war dass Hunziker ein Aufbauschema <strong>der</strong> Fremdenverkehrslehre entwickelte, das<br />

wie folgt geglie<strong>der</strong>t war:<br />

1. Allgemeine Fremdenverkehrslehre<br />

1.1 Institutionenlehre<br />

1.2 Funktionenlehre<br />

2. Beson<strong>der</strong>e Fremdenverkehrslehren<br />

2.1 Fremdenverkehrsgeschichte<br />

2.2 Fremdenverkehrsstatistik<br />

2.3 Beson<strong>der</strong>e Funktionen des Fremdenverkehrs, worunter vor allem<br />

2.3.1 Der Fremdenverkehr als wirtschaftliche Kategorie<br />

2.311 Die Fremdenverkehrswirtschaft<br />

2.312 Die Wirtschaft <strong>der</strong> Fremdenverkehrsbetriebe<br />

(Betriebswirtschaftslehre des Fremdenverkehrs)<br />

2.32 Sonstige Funktionen des Fremdenverkehrs<br />

Dieses Aufbauschema <strong>der</strong> Fremdenverkehrslehre prägte über mehrere Jahre die akademische<br />

Fremdenverkehrsausbildung. Erst 1973 setzt sich beim Verfasser die Erkenntnis <strong>der</strong><br />

Notwendigkeit durch, Än<strong>der</strong>ungen im grundsätzlichen wie im einzelnen am erstellten<br />

Aufbauschema vorzunehmen (vgl. Hunziker 1973). So konnte z.B. die bisherige Trennung in<br />

allgemeine und beson<strong>der</strong>e Fremdenverkehrslehre nicht mehr aufrechterhalten werden, ebenso<br />

wenig haltbar war die spezielle Ausglie<strong>der</strong>ung einer Institutionenlehre. Von nun an, tritt die<br />

Funktionslehre an die Stelle <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Fremdenverkehrslehre. Ebenfalls sollen<br />

Wissenschaftsgebiete wie die Soziologie und das Recht, sowie die Benutzung von Methoden


<strong>der</strong> Ökonometrie in die Fremdenverkehrslehre integriert werden (Sölter 2005). Als neues<br />

Aufbauschema präsentierte Hunziker (1973):<br />

1. Der Fremdenverkehr in Lehre, Forschung und Ausbildung<br />

1.1 Die Fremdenverkehrslehre<br />

1.2 Die Fremdenverkehrsforschung<br />

1.3 Die Fremdenverkehrsausbildung<br />

2 Der Fremdenverkehr als Gegenstand außerökonomischer Disziplinen<br />

2.1 Die Fremdenverkehrsgeschichte<br />

2.2 Die Fremdenverkehrsgeographie<br />

2.3 Die Fremdenverkehrssoziologie<br />

2.4 Das Fremdenverkehrsrecht<br />

3 Wirtschaftliche Aspekte des Fremdenverkehrs<br />

3.1 Überblick<br />

3.2 Die Fremdenverkehrswirtschaft<br />

3.3 Die Wirtschaft <strong>der</strong> Fremdenverkehrsbetriebe<br />

3.4 Das Marketing als beson<strong>der</strong>es Wirtschaftsproblem<br />

Diesem Schema kann man eine größere Logik als dem vorigen Schema zusprechen. Bis auf<br />

Hunziker haben sich nur wenige Wissenschaftler um den Aufbau eines Schemas für die<br />

Fremdenverkehrslehre / -wissenschaft bemüht. Eine Ausnahme bildet hier Walter Thoms er<br />

versuchte schon vor Hunikers Revidierung des bisherigen Schemas, im Jahr 1952 die<br />

Wissenschaft des Fremdenverkehrs zu glie<strong>der</strong>n.<br />

Für Walter Thoms bestand für die Entwicklung <strong>der</strong> Wissenschaft vom Fremdenverkehr die<br />

Notwendigkeit, genau zu bestimmen, welcher Tatbestand mit dem Wort „Fremdenverkehr“<br />

umgrenzt werden soll. Für ihn ist <strong>der</strong> Fremdenverkehr ein soziologischer Tatbestand aus dem<br />

Wesen des Menschen (z.B. Reiselust) und aus dem Gemeinschaftsleben <strong>der</strong> Menschen und<br />

ihrer arbeitswilligen Lebensordnung (z.B. Reiszwang) (vgl. Thoms 1952). Zudem betont Thoms die<br />

unterschiedlichen Motivationen für die Reise und weist darauf hin, dass <strong>der</strong> Reisende am<br />

Zielort nicht nur Frem<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n willkommener „Gast“ ist. Diese Andeutung betont die<br />

Gastgeberfunktion <strong>der</strong> touristischen (Aufenthalts-) Betriebe und weist auf unterschiedliche<br />

Beziehungen zwischen Gast (Frem<strong>der</strong>) und Gastgeber hin, die er im weitesten Sinne als<br />

Gastlichkeit bezeichnet. Für Thoms ist Gastfreundschaft ein wesentlicher, unerlässlicher und<br />

notwendiger Bestandteil <strong>der</strong> Kultur – dies rechtfertigt nach seiner Ansicht den Begriff<br />

„Fremdenverkehr“ und „Gastverkehr“ synonym zu verwenden. Als wichtig für die<br />

wissenschaftliche Klarheit, erachtet er in Anlehnung an Benscheid (1951) die Zweiteilung in:<br />

• unterwegs: Der reisende Mensch ist auf dem Weg zu einem Reiseziel; dabei kann ihm<br />

das Reisen selbst schon ein permanentes Reiseziel bedeuten. Der Reisende ist Gast;<br />

man spricht ja auch vom Reisegast <strong>der</strong> Bahn Post, Schifffahrts-, Omnibus- und<br />

Fluggesellschaft.<br />

• am Reiseziel: Der Gast will hier nicht dauernd bleiben, son<strong>der</strong>n er will einmal zurück<br />

„nach Hause“ auch am Reiseziel will er nur <strong>einen</strong> vorübergehenden Aufenthalt<br />

nehmen.<br />

Bei dieser Zweiteilung stehen die Motive und Bedürfnisse des Gastes (erstmals?) im Blickfeld<br />

<strong>der</strong> Fremdenverkehrsforschung. Die gemeinsamen Gäste, ob sie unterwegs sind o<strong>der</strong> am<br />

Reiseziel, sind vom einem bestimmten Zusammengehörigkeitsgefühl beseelt, eine gemeinsame<br />

seelische und intellektuelle Übereinstimmung ist vorhanden.. (vgl. Thoms 1952). Diese Solidarität<br />

<strong>der</strong> Gäste, nennt Thoms als ein soziologisch und psychologisch wichtiges und interessantes


Phänomen. Im Vergleich zu an<strong>der</strong>en „Fremdenverkehrswissenschaftlern“ erkennt Thoms<br />

bereits die hohe kulturelle, soziologische, psychologische, wirtschaftliche und politische<br />

Bedeutung des Fremdenverkehrs. Indirekt deutet er auch die Notwendigkeit <strong>der</strong><br />

Interdisziplinarität <strong>der</strong> Fremdenverkehrsforschung an, wenn er schreibt: Grundlegen<strong>der</strong><br />

Irrtum würde eintreten, wollte man annehmen, dass die Betriebslehre o<strong>der</strong> gar die<br />

Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft allein mit dieser umfassenden Problematik fertig<br />

werden (Thoms 1952).<br />

Nach seiner Ansicht könnten alle Zweige <strong>der</strong> Grundwissenschaft den Fremdenverkehr zum<br />

Gegenstand von Forschung und Lehre machen, um zusammenfassend eine vollständige Lehre<br />

des Fremdenverkehrs zu gewinnen, diese könnte dann auch, als „logisch richtige“<br />

Bezeichnung Gastverkehrs- o<strong>der</strong> Gastlehre genannt werden.<br />

Weil wir in den Anfängen zu einer umfassenden Fremdenverkehrslehre stehen, sollen die<br />

Glie<strong>der</strong> hier nicht aus reiner Systematik, son<strong>der</strong>n vielmehr aus den konkreten Gegebenheiten,<br />

wie die Ansätze und Entwicklung sie bereits zweigen, entwickelt werden (Thoms 1952):<br />

1 Fremdenverkehrsgeographie<br />

2 Wirtschaftslehre des Fremdenverkehrs<br />

3 Rechtslehre des Fremdenverkehrs<br />

4 Fremdenverkehrssoziologie<br />

5 Fremdenverkehrspsychologie<br />

6 Geschichte des Fremdenverkehrs<br />

7 Technik des Fremdenverkehrs<br />

8 Werbelehre des Fremdenverkehrs<br />

9 Balneologie und Bä<strong>der</strong>wirtschaft<br />

10 Philosophie des Fremdenverkehrs<br />

(Abb. „Die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wissenschaft des Fremdenverkehrs“ eigne Darstellung nach Thoms 1952)


In den 50er Jahren verschaffte sich beson<strong>der</strong>st <strong>der</strong> Österreicher Paul Bernecker, von dem<br />

bereits oben erwähnten Institut für Fremdenverkehrsforschung, mit s<strong>einen</strong> Publikationen<br />

gehör. In dem 1957 erschienen Lehrbuch „Die Stellung des Fremdenverkehrs im<br />

Leistungssystem <strong>der</strong> Wirtschaft“ nimmt Bernecker wie folgt zur<br />

Fremdenverkehrswissenschaft Stellung:<br />

Die Fremdenverkehrswissenschaft aber in ihrer Gesamtheit ist:<br />

1 eine Erfahrungswissenschaft<br />

2 eine Kulturwissenschaft, da sie zu jenen Wissenschaften gehört, die zum Gegenstand<br />

irgendwelche Bestandteile des menschlichen Kulturbereiches haben und die dann also den<br />

Gegensatz zu den Naturwissenschaften bildet,<br />

3 eine Gesellschaftswissenschaft, weil sie wie Wirtschaft, Recht, Staat, Politik, den<br />

Fremdenverkehr als gesellschaftliche Erscheinung betrachtet. Dabei sind nicht nur die<br />

„Beziehungen und Verhältnisse“ zwischen den Subjekten des Fremdenverkehrs zu<br />

unter<strong>suchen</strong>, son<strong>der</strong>n auch jene, die sich zwischen den Subjekten und Objekten (Natur<br />

und Kultur) ergeben (Bernecker 1957)<br />

Die <strong>Tourismuslehre</strong> als Wissenschaft – Tourismuswissenschaft<br />

Bevor wir uns mit dem eigentlichen Thema „Tourismuswissenschaft“ befassen, ist es erst<br />

einmal notwenig zu klären was eigentlich Wissenschaft bedeutet. Als Ausgangspunkt und<br />

erste Annährung an den Begriff „Wissenschaft“ soll die Definition aus dem Nachschlagewerk<br />

Brockhaus dienen. Der Brockhaus definiert Wissenschaft als „Inbegriff dessen, was<br />

überlieferter Bestand des Wissens einer Zeit ist, sowie v.a. <strong>der</strong> Prozess methodisch<br />

betriebener Forschung und Lehre als Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse und Methoden <strong>der</strong> Forschung<br />

[…]“. (Brockhaus o. J). Der erste Teil <strong>der</strong> Definition, sagt also, dass mit Wissenschaft die Summe<br />

des Wissens vergangener Zeit bzw. „<strong>der</strong> Stand des Wissens“ gemeint ist. Die Summe des<br />

Wissens <strong>der</strong> Fremdenverkehrs- bzw. Tourismusforschung <strong>der</strong> vergangen Zeit wurde im<br />

vorigen Kapitel kurz zusammengefasst. Im zweiten Teil <strong>der</strong> Definition wird ausgesagt, woher<br />

dieses Wissen gesammelt wurde bzw. wie es entstanden ist (durch Forschung). Durch<br />

methodisch betriebene Forschung erfolgt <strong>der</strong> Erwerb von Wissen, die gewonnen Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Forschung spiegeln den aktuellen Stand des Wissens wie<strong>der</strong>. In <strong>der</strong> Lehre werden die<br />

Ergebnisse und die Methoden <strong>der</strong> Forschung dem Studierenden vorgestellt.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Definition von Wissenschaft stammt von Richard Feymann, nach ihm kann<br />

Wissenschaft eine Methode des Forschens, die Anwendung von Wissen o<strong>der</strong> eine<br />

Kombination <strong>der</strong> selben darstellen. Wissenschaft wird also betrieben um Erkenntnisse zu<br />

gewinnen, Tourismusforschung wird auch betrieben um Erkenntnisse – meist jedoch um<br />

direkt anwendbare Handlungsempfehlungen für die Praxis– zu gewinnen.

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