Im Namen des Investitionsschutzes (üa)

Im Namen des Investitionsschutzes
(lektorierte) Fassung von Ende April 2015
Eine Science-Fiction-Kurzgeschichte von Wolfgang Wiebecke©
.. erweitert, verändert und ergänzt (feat.) ~ A.S.©
Neu-Wuppertal – 23 Jahre n.KZA*
Zeitreiseprotokoll: x-Jahre v.KZA*
Ein grauer Tag.
Schmutzig-schwarze, löchrige Fassaden ohne Dächer, dazwischen eine ehemalige - inzwischen von
Schutt, Müll und Unrat - belebten, Bahntrasse. Ein paar Blocks weiter, die Wupper, ein mit
Gerüstteilen und Metallpfeilern gespickter Flusslauf hat sich einige Jahre nach dem großen Knall
nunmehr in eine lange Mauer verwandelt; auch "Wall"-Mall genannt, der einzige Ort in der Nähe,
an dem öffentlicher Handel angeblich stattfinden darf, bewacht und verwaltet von Männern des IS.
Sauerstoff- und Wasserampullen kann man dort zwar erwerben, sind allerdings mit biochemischenbewusstseinsverändernden,
stark suchterregenden Inhaltsstoffen versetzt, um die Leute gefügig,
krank, schwach, depressiv, aggressiv oder ruhig zu halten – und niemand weiß genau womit sie zum
Teil noch gepanscht werden, wenn man Pech hat wachsen einem Tentakelhärchen aus dem Gesicht,
und solche Geschichten, die nach der Amputation komische Narben hinterlassen können, und was
man nicht noch alles so hört.
Ich habe eigene saubere Ampullen dabei, jeder Stifter aus unseren Lagern und Dörfern bekommt
jeweils fünf für Sauerstoff und Wasser. Gehen sie verloren müssen wir den Ausflug abbrechen.
Nach dem jahrhundertelangen Witschaftswachstum und den vielen Schiedsgerichtsverfahren gegen
alle Versuche, Luft und Wasser zu schützen, sind Atemluft und Wasser nun schon länger die
wichtigsten Waren. So manch Einer kommt auf die Idee unsere Ampullen auf den bestehenden
Schwarzmärkten in den Städten gegen etwas anderes einzutauschen, oder es wird probiert ein
Handel für saubere Luft und Wasser zu etablieren. Doch das ist riskant, die meisten Menschen in
den Städten sind vergiftet und damit unberechenbar – nicht selten führen Nichtigkeiten zu
Verbrechen und Gewalt, nicht selten wird man beklaut oder überfallen, da hält man besser den Kopf
unten. Gesunde Menschen sind wohl nicht gut für den Drogenhandel, MVAG-Ampullen versetzt
mit psychodelischen Halluzinogenen, als ob das Original nicht schon reichen würde, es war nur eine
Frage der Zeit.
Unter zerfetzten, schmutzig-schwarzen Planen hocken einige Leute mit den üblichen
Atemluftgeräten.
Schmutzig-schwarz, von Unrat und Staub, sind auch ein Stück weiter, die emporragenden, großen
Statuen der Frauen und Männer, die damals die Kontinente für die großen Freihandelsabkommen
reif gemacht haben; und wenn man genauer hinsah konnte man die Spuren verzerrender, wie auch
ästhetisch-farbige, als auch zerstörerisch-trachtende Einwirkungen erkennen – Spuren des Hasses,
doch auch der Hoffnung und Zuversicht, wie kaum sichtbar, selbst der Liebe; ein historischer Beleg
für eine Zeit in der die Liebe für so viele auf einmal verloren war, ohne das wir es gemerkt haben.
Nach einigen Diskussionen haben sie die vielseitigen Verträge unterschrieben, fast unbesehen.
Wozu gab es die Fachleute, die Lobbyisten? Ja, diese Verträge, und dadurch der massive
Investitionsschutz und die Schiedsgerichte. Wie aus Holz geschnitzt stehen die steinernen Statuen

da - direkt vor der zertrümmerten Glasfassade der Shopping Mall-Ruine "City Arkaden", am
ehemaligen Bahnhof, der nie fertiggebaut werden sollte; und später Platz des Hauptquartiers der IS
wurde.
"Alles Mythen!" sollen sie den Kritikern immer vorgeworfen haben...
So gut wie alle Städte auf sämtlichen Kontinenten sind längst zu Geisterstädten geworden. Und
andere nutzten, nach alten Vorbild, das Machtvakuum um mit hierarchischen Strukturen und anders
gearteten, verschrobenen-idealitsisch geprägten Vorstellungen, nicht selten, mit Kalkül und anderen
despotischen Mitteln nach ihrem Willen zu formen und alles unter Kontrolle zu bringen – sie
wollten es nicht begreifen.
Überall von Flora druchwucherte Hausruinen, aus diesen nicht selten hohe Stämme toter Bäume
durchwachsen. Mutter Erde ist lange nicht so schwach wie die Meisten annehmen. Erste krüppelige
Bäume kommen hoch, welche die die ständigen Roundup-Spritzungen überleben. Hin und wieder
taucht ein mutiertes Tier auf – mutierter Frosch, mutierter Vogel, mutierte Schlange, mutierte Ratte
oder Maus – die Stadtregionen werden von uns aussterbende Geschwüre, perverse Anomalien oder
auch (sarkastisch) Restbestände genannt.
In einem Gebüsch lagernd, nicht unweit einer Ecke dieser Ruinen, singt einer: "Wir haben verzockt
und verkauft: HEU-SCHRECKEN ..." unmittelbar darauf stürmt ein Uniformierter aus der Seitentür
eines Bunkers, einer der 'SicherheitWachbereitschaftsDienstabteilung' (SWD), und dreht dem Mann
für einige Atemzüge das Ventil des Atemluftgerätes zu. Dazu dröhnt aus einem Lautsprecher, an
einer Fassade in der Nähe, eine melodische Stimme:
>
Wir Stifter sind manchmal in den Städten um Vorräte oder spezielle Teile zu besorgen. Wenn sich
eine Gelegenheit bietet helfen wir bei der Reinigung oder Heilung, und manchmal, wenn alles gut
läuft, auch dabei zu entkommen; wenn unsere Aufgabe erledigt ist oder durch unvorhergesehene
Wendungen die Zeit reif sein sollte, gehen wir dann.. 'stiften'.
Manche, aus unseren Reihen, den Erwachten, wie manche von uns auch sagen würden, halten uns
für naiv und tollkühn, da diese Abenteuerlust, Stifterei, auch unschöne Konsequenzen nach sich
ziehen kann – es ist Widersacherterritorium und wird sich zu gegebener Zeit von selbst auflösen,
sagen sie. Wir hätten doch alles was wir brauchen, sagen sie.
Doch die Neu-Gier taucht in manchen von uns immer noch auf oder hat sich erhalten:
"Wir sind wohl nötig, sonst würden wir nicht 'Sein.", sagen wir Stifter dann scherzhaft.
Zugegeben, vorsichtig ausgedrückt, ist es nicht wirklich ungefährlich, die Städte sind voller
Streuner und MVAG- oder IS-Agenten.
Streuner sind Menschen, beeinflusst oder besessen von geistigen Widersacherkräften.
Sie sprechen uns manchmal an, mit ähnlich gearteten Fragen, wie:
"Hey, hast du den Akasha-Virus, hm?"; und sie locken uns mit der bitte um Hilfe und interessanten
Gegenständen.
Wenn sie uns erkennen hast du genug Kraft oder nicht - sie tricksen dich aus, nehmen dich aus, oder
können sogar dafür sorgen dass dein Körper stirbt – so ungefähr sehen unsere düsteren Lagerfeuer-
Geschichten über Energievampire aus; sie schwächen dich und dann.. genug davon.
Was wir ganz sicher wissen:
Mutter Erde wird unterschätzt. Die Schöpfung wird unterschätzt.
Wir inkarnieren einfach weiter.
Diese Gewissheit nimmt uns unsere Angst und schenkt uns Hoffnung und Mut, vor allem wenn wir
es dann geschafft haben die widersacherrischen Überbleibsel zu vertreiben oder zu heilen.
Doch wehe dir wenn du kämpfst, dein Körper könnte sterben – unwillkürlich will ich darauf

schmunzeln.
Die 'MVAG' – so wie Monsanto, Syngenta und Bayer alle Lizenzen auf Leben und Nahrung hatten,
hatte sich die 'Musik-Verwertungs-AG' alle Lizenzen weltweit für die ganze Musik geholt:
"Freie" Musik gibt es schon lange nicht mehr, jedenfalls nicht in den Städten.
Und wer hier einen Fehler macht, riskiert, einige Wochen in den MOSYBAY-Häusern, den ehem.
Lebensmittel-Läden von Monsanto, Syngenta und Bayer, nichts zu bekommen.
Das heißt so viel, wie: Zu der 'braunen' Brühe der Wasserration nichts zu Essen zu haben.
Nichts: Alles Saatgut, auch das nicht manipulierte, gehörte irgendwann den Konzernen, und so ist
aller eigener Anbau für sie verboten worden, und nach den vielen Roundup-Spritzungen auch gar
nicht mehr möglich gewesen. Atemluft und Wasser gibt es nur gegen Vorkasse, wobei Dispo-
Kredite nur für Investoren möglich sind. Und so weiter.
Dort, wo dieser Bunker des Sicherheitsdienstes (SWD) steht, war früher ein Museum. Also vor fast
undenkbar langer Zeit. Fast keiner weiß mehr, dass da früher so etwas wie Gemälde oder andere
teure, mehr oder weniger schöne Sachen betrachtet werden konnten.
Durch diverse Schiedsgerichtsverfahren wurde es den Damen und Herren in den Ratshäusern und
den Parlamenten untersagt, solche öffentlichen Sammlungen weiter zu fördern.
Und so wurde das alles, soweit es vermarktet werden konnte, Stück für Stück versteigert und
landete dann in diverse Villen und Firmensitze. Und was den Investorinnen und Investoren nicht
gefiel, wurde entsorgt. Auch der Bunker ist schmutzig-schwarz, aber alle paar Tage kommt ein
Team einer Reinigungsfirma, die ihre Niederlassung ein paar Meilen weiter von hier hat, und legt
die bunten Farben der Fassade für ein paar Stunden frei.
Genug zu tun gibt es für die Menschen hier auf jeden Fall, doch Arbeit findet man nur mit
aktivierten RFID-Chip – erstmal eingepflanzt lassen sich die raffinierten Teile nicht mehr entfernen,
da sonst ein höchst-toxisches Mutagen freigesetzt wird und.. den Rest stellt man sich lieber nicht
vor. Umgewandelte halten selbsternannte Städter-Milizen und das SWD jedenfalls gut beschäftigt
und eine Begegnung, wenn dich ein Biss oder Kratzer nicht gar selbst verwandelt, endet meist
tödlich. Dasselbe gilt auch für herumstreunende Katzen und Hunde, die sich mit diesen Mutagen
infiziert haben.
Damit kommen wir zu den etablierten PharmaKybernetikHealthInvestoren (PKHI), ein unbequemer
Zusammenschluss früherer Konzernmitarbeiter, mitunter auch aus vergangenen-elitären Zirkeln,
verschiedenster Technik- und Forschungsbereiche bekannt, die natürlich auf jede Krankheit eine
Antwort haben und nicht mal davor zurückschrecken Menschen oder Tiere zu entführen um
Experimente an ihnen durchzuführen – auffällig an ihrer Kluft & den Gerätschaften, mit den Farben
Rot-Weiß, ehemals repräsentiert durch das damals bekannte "Das Deutsche Rote Kreuz"-
kurioserweise werden die Angestellten von den Städtern mit ebenso viel Respekt und Ehrfurcht
behandelt wie sie von IS- oder SWD-Beamten gefordert wird.
Das Haus dieser Reinigungsfirma war im übrigen ein öffentliches Schwimmbad. Ebenfalls vor fast
undenkbar langer Zeit. Jetzt, wo es dunkel wird, kommen einige der Reinigungsteams nach 20-
stündigem Arbeitstag zurück. Sie werden mit ihrer Ausrüstung und ihren Uniformen hereingelassen
und kommen bald wieder mit ihren zerfetzten getragenen, schmutzig-schwarzen Anziehsachen
heraus. Eine der Frauen ist unruhig: Ihre Atemluftampulle hat kaum noch Vorrat, und sie will noch
rechtzeitig zum MOSYBAY, um es dort am Atemluft-Zapf-Gerät füllen zu lassen. Keinen Blick
verschwendet sie an die originalen grichischen Säulen und das originale Brueghel-Gemälde, in der
Eingangshalle des MOSYBAY-Hauses; die Sachen sind übrigens hermetisch versiegelt, klimatisiert
und beleuchtet. Die Sache läuft so: Sie schiebt ihre Karte ein, steckt den Schlauch ihres Gerätes an
das Zapfgerät und.. oh, dort beginnt nur ein rotes Licht zu blinken. Ihr Gerät stellt sich auf
Umluftatmung um, aber das hilft ihr auch nicht, die Gegend liegt über den Grenzwerten. Das
Gesicht wird dann schnell grau und dann.. fällt man um. Da kommt ein diensthabender
Sicherheitsmann und nimmt ihrer Leiche die Papiere ab und zieht sie ins Leichendepot des Hauses,
wo sie dann nach einigen Tagen von der wöchentlichen Leichenentsorgung mitgenommen wird.
Fast keiner der Leute weiß noch, dass dieses MOSYBAY-Haus auf den Ruinen eines früheren
öffentlichen Krankenhauses gebaut wurde, dass damals nicht mehr gefördert werden konnte – nach

einem kurzen Schiedsgerichtverfahren – aber wer weiß das jetzt noch? Die Leute sind gewöhnt
daran, krank zu sein, und dass sich da für sie nichts machen lässt.
Das MOSYBAY-Haus ist Tag und Nacht geöffnet, mit 20-stündigem Schichtwechsel.
Kennzeichnungen sind alle seit vielen Jahren abgeschafft: Niemanden interessiert es, ob der
Erdbeeraufstrich ausschließlich aus Knochenmehl und Sägespänen gemacht wurde, ob die
Fischstäbchen von mutierten Quallen aus Kläranlagen stammen, oder ob die Suppenschale aus
einem Gefängnis mit Waterboarding und Elektroschock-Behandlung kommt.
Es weiß auch fast keiner mehr, dass die vielen Häuser-Ruinen früher, vor der Sintflut, noch
Wohnhäuser waren - dass da früher Leute gewohnt haben, die sich nach der Abschaffung der
Mietpreisbremsen, der Gewerkschaften und vielem mehr, durch die "living agreement"-Kapitel der
Freihandelsabkommen die Miete nicht mehr leisten konnten...
Die Schiedsgerichte verboten dann auch den Rathäusern, die öffentlichen-leerstehenden Gebäude
kostenlos Wohnungslosen zu überlassen. Andernfalls hätten sie noch größere Unsummen wegen
Verzerrung des freien Handels und Benachteiligung an die Grundstücks-Investoren bezahlen
müssen.
Interessant, obwohl es jetzt schon ganz dunkel ist, bewegt sich ein Mann im gepflegten Anzug auf
die Leuten unter den schmutzig-schwarzen Planen der ehemaligen Bahntrasse zu. Er ist von einer
für mich nicht genau-definierbaren Gesellschaft und möchte Personal anwerben. Trotz der
verlockenden Bedingungen mit nur 16 Arbeitsstunden täglich und dem recht hohen Gehalt kann er
keinen einzigen Arbeitsvertrag abschließen. Mit Aufsichtshilfe von SWD-Personal werden die
Leute, zu speziellen Anwerbungszeiten, aufgefordert sich einzureihen – Arbeits- und sonstige
Papiere sind vorzulegen. Er macht mit einem kleinen Gerät Fotos von den Papieren, von allen die
keine andere Beschäftigung haben, um sie zu melden. Deaktivierte RFID-Chips werden auch
gemeldet und sind nach Ablauf einer Frist zu reparieren und wieder zu aktivieren.
Schmutzig-schwarz sind übrigens auch die alten, zerbrochenen Talsperrenmauern rund um die
Stadt, und fast nicht mehr lesbar, die riesige Aufschrift daran:"Nestlé".
Die Ruinen der großen Fabrik am Fluss sind voll von Rost und Schmutz.
Rost bröckelt langsam von den Rohrleitungen. Bräunlich-grünlich sickert das Gift aus den Rohren
ins Wasser ...
.. ein durchdringender Gedanke: Bald haben wir es geschafft.
Das bestimmte Gefühl etwas be-'greifen und 'tun zu wollen..
die letzten zwei Ampullen, Zeit für den Heimweg und auch über-reif 'stiften' zu gehen ..
.. irgendwann fügte sich alles zusammen, es bildeten sich neue Gemeinschaften und andere
wuchsen.
Wir lernten uns neu kennen, neu zu vertrauen und neu zu fühlen.
Wir lernten neu zu wissen, neu zu denken und zu begreifen – wir lernten neu zu lieben, neu zu leben,
neu zu sterben und neu zu wachsen – unsere Frucht wurde ein neues Bewusst-Sein.
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------
*KZA ~ der große Knall und die Zerstörung Ahrimans
Dieser Text ist – mitunter – lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung – nicht
kommerzielle – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz (CC) by-nc-sa
Der Verfasser des Originaltextes dankt insbedondere Andrea Dornisch für die konstruktive Beratung
beim Entstehen dieses Textes.
Die verwendete Schriftart (PaLoWi_d) der Originalfassung ist eine von 7 Schriftarten, die der
Verfasser aus Buchstaben des Wuppertaler Ehrenbürgers Werner Lochner entwickelt hat.
.. Besonderer Dank von mir an den Verfasser des Originals
und auch Spezieller Dank an P.S.; George Orwell ("1984");
Rudolf Steiner; Paul Schatz; Bondarew G.A.;
Albert Einstein; Platon; Sokrates; Achistoteles; Hypatia, Gandhi, usw.. usw.. usw..
A.S.'©