LoRum - Lorch Rundum

LoRch 06
Jahre Stadt Lorch
150 Jahre Stadt Lorch
Das Anbringen des Ministers des Innern, Ernst Gessler, vom
20. Juni 1865, das den König für Lorchs Nachsuchen zur
Verleihung des Stadttitels gewinnen sollte.
Vorlage: Hauptstaatsarchiv Stuttgart E 150 Bü 956
Die Stadt Lorch feiert dieses Jahr am 22.
Juni ihr 150-jähriges Jubiläum. Zeit, die
Zusammenhänge und Umstände der
Stadtrechtsverleihung genauer unter die
Lupe zu nehmen. Der Lorcher Stadtarchivar
Simon M. Haag M.A. hat sich mit
diesen anlässlich des 140-jährigen Stadtrechts
im Jahr 2005 eingehend befasst.
Seiner Recherche ist es zu verdanken,
dass Licht ins Dunkel dieser Ereignisse
gebracht wurde.
Obwohl die Stadt Lorch »nur« 150 Jahre
alt ist, reicht die Ortsgeschichte indes
schon länger zurück. Denn Lorch war
nicht nur eine bedeutende Grablege
der Staufer, der Ort hatte auch schon
lange vor der Ernennung
zur Stadt das
Marktrecht inne. Das
Gemeindewesen insgesamt
war vielfach
städtisch geprägt,
auch im Vergleich
zu vielen anderen
Gemeinden zur damaligen
Zeit. Denn
auch die Bevölkerung
Lorchs bestand
überwiegend aus
Gewerbetreibenden
und eine Fokussierung
auf die Landwirtschaft
fand – wie
in vielen Gemeinden
damals üblich – nicht
statt.
1810 bis 1819 war
Lorch sogar Sitz des
Oberamtes. Diesen
jedoch verlor der Ort
bereits 1819, aus ungeklärten
Gründen,
an Welzheim. Anzunehmen
ist, dass,
auch aus diesem
Grunde, eine latente
Rivalität zwischen
den beiden Orten
bestand.
Das Jahrhundert der Stadternennungen
Das 19. Jahrhundert könnte man auch
etwas flapsig als das Jahrhundert der
Stadternennungen bezeichnen. Denn
gerade zu dieser Zeit waren Ernennungen
zur Stadt nichts Ungewöhnliches.
Insgesamt sind 17 überlieferte Ersuche
zur Stadternennung bekannt. Darunter
befand sich auch Welzheim, das 1840
zur Stadt erhoben wurde. Fast alle Ersuche
wurden dabei genehmigt.
Lorch bemühte sich im Jahr 1865 um die
Verleihung des Stadttitels. Warum gerade
zu dieser Zeit, ist nicht überliefert.
Dennoch gibt es Vermutungen, warum
dies ausgerechnet 1865 geschah. 1862
kam Gustav Adolf Müller ins Bürgermeisteramt.
1865 war er erst 27 Jahre alt und
er galt als energisch und dynamisch, daher
ist anzunehmen, dass er seinen Teil
dazu beitrug, das Vorhaben »Ernennung
zur Stadt«, voranzutreiben. Eine andere
Vermutung wiederum, die der langjährige
Ortschronist Reinhold Wackler ins
Feld führte, war diese, dass eine Stadterhebung
Lorchs notwendige Voraussetzung
für die 1867 errichtete Lateinschule
war, diese wurde jedoch schon 1876 aufgrund
zu geringer Schülerzahlen wieder
eingestellt. Aus den wenigen Quellen ist
nicht ersichtlich, welche Gründe letztendlich
ausschlaggebend waren.
Fakt ist jedoch, dass im Mai oder Anfang
Juni 1865 die Ernennung Lorchs
zur Stadt in Angriff genommen wurde.
Überliefert ist das Anbringen des Ministers
des Innern, Ernst Gessler, vom
20. Juni 1865, das den König für Lorchs
Nachsuchen zur Verleihung des Stadttitels
gewinnen sollte. In diesem Schriftstück
sind unter anderem folgende
Gründe aufgeführt, die die Ernennung
zur Stadt rechtfertigen sollten:
· Lorch ist eine Haltestation auf der
Remsbahnstrecke, 1861 erfolgte
Lorchs Anbindung an die Strecke und
war für den Ort von immenser Wichtigkeit.
· Die hohe Einwohnerzahl war von Bedeutung:
1886 Menschen leben in der
Kernstadt und in den zur Gemeinde
gehörenden Parzellen 2427 Menschen.
Zum Pfarrbezirk zählen weitere
3700 Seelen.
· In Lorch ist der Amtssitz des Forstund
Kameralamtes, außerdem verfügt
Lorch über einen Revierförster und
Amtsnotar.
· Auch ein Arzt und eine Apotheke befinden
sich in Lorch – die einzig andere
Apotheke in der Umgebung gibt es
in Welzheim.
· Die Bevölkerung geht größtenteils
einer gewerbetreibenden Tätigkeit
nach.