Die Mensch-Maschinen-Schnittstelle (MMS) - Polysoude
Die Mensch-Maschinen-Schnittstelle (MMS) - Polysoude
Die Mensch-Maschinen-Schnittstelle (MMS) - Polysoude
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<strong>Mensch</strong>-Maschine<br />
<strong>Die</strong> <strong>Mensch</strong>-<strong>Maschinen</strong>-<strong>Schnittstelle</strong> (<strong>MMS</strong>)<br />
... und das mechanisierte, automatisierte WIG-Orbitalschweissen<br />
Das erklärte Ziel eines jeden Herstellers von <strong>Maschinen</strong> und<br />
Automaten ist die sichere und einfache Bedienung der Geräte,<br />
um sie somit einer möglichst grossen Anzahl von Anwendern<br />
zugänglich zu machen.<br />
<strong>Die</strong> Autonomie/Selbständigkeit des Bedieners möglichst schnell<br />
und ohne viel Schulungsaufwand zu erreichen ist eine weitere<br />
Herausforderung, da dies zu einer Kostenreduzierung und<br />
damit zu einem wirtschaftlichen Vorteil sowohl für den Betreiber<br />
als auch für den Hersteller führt.<br />
Mit dieser kurzen Einleitung ist klar, wo heute der Schwerpunkt<br />
bei der Entwicklung von Anlagen zum Orbital- und mechanisierten/automatisierten<br />
Schweissen liegt.<br />
Hans-Peter Mariner, POLYSOUDE S.A.S., Nantes<br />
Was ist eine <strong>Mensch</strong>-<strong>Maschinen</strong>-<strong>Schnittstelle</strong> (<strong>MMS</strong>), wie sieht<br />
sie aus, welchen Anforderungen muss sie gerecht werden oder<br />
umgekehrt, welche Eigenschaften sollte sie besitzen?<br />
Definition: <strong>Mensch</strong>-<strong>Maschinen</strong>-<strong>Schnittstelle</strong> (<strong>MMS</strong>)<br />
Mit <strong>Mensch</strong>-Maschine-<strong>Schnittstelle</strong> wird der Teil einer Anlage/<br />
Maschine bezeichnet, der mit dem <strong>Mensch</strong>en interagiert. Sie<br />
muss, um vom <strong>Mensch</strong>en bedienbar zu sein, speziell den Bedürfnissen<br />
des <strong>Mensch</strong>en angepasst sein. In der Forschung<br />
und Entwicklung werden diese Aspekte für die Definition der<br />
Benutzerschnittstelle berücksichtigt.<br />
<strong>Die</strong> <strong>MMS</strong> erlaubt dem Mitarbeiter das Bedienen der Maschine,<br />
das Beobachten der Anlagenzustände und falls erforderlich, das<br />
Eingreifen in den Prozess. <strong>Die</strong> Bereitstellung der Informationen<br />
erfolgt entweder hardwaretechnisch über Bedienpulte mit Signallampen,<br />
Anzeigefeldern und Tastern oder softwaretechnisch<br />
über ein Visualisierungssystem, das auf einem Bildschirm<br />
läuft.<br />
Abb. 1+2: Beispiel einer «historischen» <strong>Mensch</strong>-Maschine-<br />
<strong>Schnittstelle</strong>: Dampflokomotive und TGV-Hochgeschwindigkeitszug<br />
Ein alltägliches Beispiel ist ebenfalls die <strong>Schnittstelle</strong> Fahrer/<br />
Auto: Pedale, Lenkrad, Schalthebel usw. gehören zu den Befehlsgebern/Bedienungselementen.<br />
Das Armaturenbrett mit den verschiedenen Anzeigen gehört<br />
16 Schweisstechnik/Soudure 02/2008<br />
zur Informationsebene.<br />
<strong>Die</strong> gesamte Gestaltung ist übersichtlich und leicht, meist intuitiv<br />
erlernbar.<br />
<strong>Die</strong> Verwendung von Symbolen, gegenüber Erläuterungen oder<br />
Text allgemein, sind aus verschiedenen Gründen vorzuziehen,<br />
aber, wie beispielsweise einige Warnzeichen, erklärungsbedürftig.<br />
Ein solches Visualisierungssystem besteht aus einem PC mit<br />
Bildschirm und Tastatur bzw. Maus oder einem Touchscreen.<br />
Manche Systeme benötigen ein firmenspezifisches Betriebssystem<br />
mit Computer. Besser ist es jedoch, wenn das System<br />
auf einem handelsüblichen PC implementiert werden kann.<br />
Durch einzelne Bildschirmobjekte und Grafiken entsteht dann<br />
eine Bedieneroberfläche, welche die Funktionen und die gespeicherten<br />
Daten der Maschine wiedergibt.<br />
<strong>Die</strong> <strong>MMS</strong> ist über ein Bussystem (MPI, Profibus, Ethernet) mit<br />
der SPS gekoppelt.<br />
Abb. 3: Graphisch unterstützte Bedienerführung einer Orbitalschweissanlage<br />
Soviel zur allgemeinen Beschreibung der <strong>Mensch</strong>-<strong>Maschinen</strong>-<br />
<strong>Schnittstelle</strong> (<strong>MMS</strong>), über die sämtliche Interaktionen mit der<br />
Anlage, mehr oder weniger einfach aus Sicht des Bedieners,<br />
abgewickelt werden. <strong>Die</strong> wesentlichen «Schlagwörter» und<br />
damit Merkmale bzw. Ausdruck für die Qualität der <strong>Schnittstelle</strong><br />
sind:<br />
Intuitiv – intelligent – sprachneutral – der Aufgabe entsprechend<br />
minimalistisch<br />
Für die Zukunft «offene» und «kommunizierende»<br />
Anlagen-Konzepte<br />
Neben einer graphisch unterstützten <strong>Mensch</strong>-<strong>Maschinen</strong>-<br />
<strong>Schnittstelle</strong> (<strong>MMS</strong>) bietet moderne Industrieelektronik noch<br />
eine ganze Reihe weitere Möglichkeiten, um dem Bediener das<br />
Leben zu vereinfachen, bzw. ihm die Möglichkeit zu bieten, sich<br />
auf wesentliche Einflussgrössen, auf welche die «Maschine»<br />
keinen Einfluss hat, zu konzentrieren.<br />
Ein Beispiel ist die eigenständige Anlagenkonfiguration, d. h.<br />
die automatische Erkennung des jeweils angeschlossenen<br />
«Werkzeuges» wie z.B. des Schweisskopftyps und seiner Parameter<br />
ohne manuelle Eingabe. Somit ist gewährleistet, dass<br />
die Orbitalschweissanlage und deren Schweissprogramme für
Abb. 4–7: Automatische Schweisskopferkennung<br />
alle verständlich die Schweissgeschwindigkeit direkt in absoluten<br />
Werten (mm oder Zoll / min) ausdrückt und dies unabhängig<br />
von der Mechanik des jeweiligen Schweisskopfes.<br />
<strong>Die</strong> Auto-Programmierung<br />
Es ist bereits schwierig, die 3 bzw. 4 Grundparameter (Schutzgas,<br />
Schweissstrom, Schweissgeschwindigkeit, Drahtgeschwindigkeit)<br />
einer Orbitalschweissanlage abhängig von der<br />
Schweissposition zum Erzielen einer rundum gleichmässigen<br />
Schweissnaht einzustellen. Wie schwierig es ist die 25 bis 30<br />
Parameter einzustellen, welche sich ergeben, sobald man alle<br />
Möglichkeiten einer modernen Anlage mit pulsierendem<br />
Schweissstrom, pulsierender zum Schweissstrom synchronisierter<br />
Schweiss- und Drahtgeschwindigkeit, etc. und deren<br />
Kombinationsmöglichkeiten nutzen will, ist leicht nachzuvollziehen<br />
und keinem Bediener zuzumuten.<br />
Mit Hilfe einer Programmbibliothek oder der mathematischen<br />
Berechnung von Schweissparametern, dem sogenannten „Synergie-Betrieb“<br />
mit vorprogrammierten Parametern abhängig<br />
von ihrer Aufgabenstellung, wird die Bedienung der Anlage<br />
sehr einfach.<br />
Abb. 8+9: Schweissversuche zur empirischen Ermittlung<br />
eines mathematischen Modells zur Berechnung von Parametern<br />
. Grundwerkstoffe 304L und 316 L<br />
<strong>Mensch</strong>-Maschine<br />
Der Gerätehersteller übernimmt die Aufgabe der Parameteroptimierung<br />
auf Basis von Probeschweissungen, unterschiedlicher<br />
Aussendurchmesser, Wandstärken und Materialchargen<br />
und den davon abgeleiteten Algorithmen.<br />
Ein garantiert reproduzierbares Schweissergebnis<br />
<strong>Die</strong> errechneten oder aus einer Programmbibliothek stammenden<br />
elektrischen Parameter eines Schweissprogramms führen<br />
nur dann zum erwarteten, reproduzierbaren Schweissergebnis,<br />
wenn die dazugehörenden mechanischen Parameter allerseits<br />
verständlich erfasst und dokumentiert wurden.<br />
Abb. 10–13: Zeigen eine Vielzahl mechanischer Parameter als<br />
Einflussgrössen<br />
Ein Schweissprogramm mit seinen ausschliesslich elektrischen<br />
Parametern ist nur ein Bestandteil einer kompletten Schweissanweisung,<br />
die darüber hinaus sämtliche Randbedingungen,<br />
insbesondere die sogenannten mechanischen Parameter, beinhaltet.<br />
Abb. 14: Von der Anlage dokumentierte mechanische Parameter<br />
für Brennereinstellung und Drahtzuführung<br />
02/2008 Schweisstechnik/Soudure 17
<strong>Mensch</strong>-Maschine<br />
Abb. 15: Von der Anlage dokumentierte mechanische Parameter<br />
der Bauteilvorbereitung<br />
Das Ergebnis<br />
<strong>Die</strong> einfache Eingabe des Rohrdurchmessers, der Wandstärke<br />
und des Grundwerkstoffes reichen aus, damit die Anlage für<br />
jede Aufgabe nicht nur ein Schweissprogramm sondern eine<br />
komplette Schweissanweisung passend zum angeschlossenen<br />
Schweisskopf vorschlägt.<br />
Schweissbereit in Sekunden<br />
Programmoptimierungen, Anpassungen an Chargenunterschiede,<br />
Draht- und Gastoleranzen bzw. die Umgebungstemperatur<br />
sind über die graphisch unterstützte <strong>Mensch</strong>-<strong>Maschinen</strong>-<strong>Schnittstelle</strong><br />
(<strong>MMS</strong>) entweder on-line während oder offline<br />
nach Beendigung einer Referenzschweissung leicht möglich<br />
und können auf Wunsch dauerhaft im <strong>Maschinen</strong>speicher abgelegt<br />
werden.<br />
Programmoptimierung<br />
Auch hier bietet der Entwickler und Hersteller eine Hilfestellung<br />
in Form eines Expertenmenus mit «Ablaufdiagramm», welches<br />
zur strukturierten und systematischen Optimierung eines<br />
Schweissprogramms führt.<br />
<strong>Die</strong> «offene, kommunizierende» Bauweise einer Anlage ermöglicht<br />
die Übertragung von kompletten Schweissanweisungen<br />
oder aufgezeichneten Istwerten mittels USB oder<br />
Ethernet-<strong>Schnittstelle</strong> an einen zentralen Leitstand oder andere<br />
mobile Arbeitsplätze.<br />
Abschliessend kann gesagt werden, dass eine <strong>Mensch</strong>-<strong>Maschinen</strong>-<strong>Schnittstelle</strong><br />
(<strong>MMS</strong>) unbegrenzt erweiterbar ist und die<br />
darüber bediente bzw. gesteuerte Anlage dank der heute dafür<br />
entwickelten Softwareplattform «zeitlos» ist und damit an<br />
immer neue Bedürfnisse angepasst werden kann.<br />
In diesem «offenen» Sinne ist es nach der automatischen<br />
Schweisskopferkennung, der automatischen Schweissprogrammerstellung<br />
nur ein kleiner Schritt zur automatischen Bauteilerkennung<br />
z.B. mittels Barcodelesegerät und der damit verbundenen<br />
selbsttätigen Auswahl der entsprechenden Schweissanweisung<br />
aus dem <strong>Maschinen</strong>speicher der Orbital-<br />
schweissanlage.<br />
Moderne Anlagen-Konzepte sollten derartige Entwicklungen<br />
bereits beinhalten und somit dem technischen Anforderungsprofil<br />
der Anwender entsprechen!<br />
18 Schweisstechnik/Soudure 02/2008<br />
Abb. 16: Eingabe der Auswahlkriterien<br />
Abb. 17: Suchergebnis, einer den Auswahlkriterien entsprechenden<br />
Schweissanweisung<br />
Abb. 18: Graphische Darstellung eines Schweissprogrammes<br />
mit direkter Eingabemöglichkeit<br />
Abb. 19: Expertenmenu zur Schweissprogrammoptimierung