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Auszug aus<br />
Joachim Franz<br />
<strong>EMV</strong><br />
Störungssicherer Aufbau elektronischer Schaltungen<br />
3., erweiterte und überarbeitete Auflage<br />
Mit 225 Abbildungen und 16 Fallbeispielen<br />
Studium<br />
Vieweg + Teubner Verlag 2008<br />
Vorwort<br />
Hersteller elektronischer Schaltungen müssen seit <strong>de</strong>m 1.1.1996 die elektromagnetische<br />
Verträglichkeit (<strong>EMV</strong>) ihrer Geräte nachweisen. Auch vorher gab es <strong>EMV</strong>-Probleme. Und die<br />
Schaltungen, die unter <strong>EMV</strong>-Gesichtspunkten entwickelt wur<strong>de</strong>n, liefen stabiler bei<br />
geringerem Schaltungs- und Entwicklungsaufwand. Aus dieser Erkenntnis ging ich bereits in<br />
<strong>de</strong>n 60er Jahren als Schaltungsentwickler in <strong>de</strong>r Industrie <strong>de</strong>n <strong>EMV</strong>-Problemen nach und<br />
än<strong>de</strong>rte meine Entwurfsmethodik. Eine solche Vorgehensweise zahlte sich schon damals aus.<br />
Trotz<strong>de</strong>m waren die meisten Entwickler - wie heute - <strong>de</strong>r Ansicht, für eine Analyse <strong>de</strong>r<br />
“Schmutzeffekte” keine Zeit zu haben. Auch die in diesem Buch dargestellte Stromanalyse<br />
wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n 60er Jahren im Ansatz schon mit Erfolg eingesetzt; ihre große Be<strong>de</strong>utung für die<br />
<strong>EMV</strong>-Analyse war aber noch nicht erkannt wor<strong>de</strong>n. Die Einrichtung eines Laboratoriumsversuchs<br />
an <strong>de</strong>r Universität Hannover zum Thema <strong>EMV</strong> im Jahre 1975 (!) wur<strong>de</strong> von Vielen<br />
noch mit Verwun<strong>de</strong>rung aufgenommen. Die Vorteile <strong>de</strong>r Berücksichtigung <strong>de</strong>r <strong>EMV</strong> bei <strong>de</strong>r<br />
Planung wur<strong>de</strong>n aber sehr schnell bei praktischen Aufbauten in Studien- und Diplomarbeiten<br />
<strong>de</strong>utlich: Obwohl häufig sehr anspruchsvolle <strong>EMV</strong>-Probleme vorlagen, liefen die Schaltungen<br />
auf Anhieb stabil. Für Re<strong>de</strong>signs wären auch we<strong>de</strong>r Geld noch Zeit vorhan<strong>de</strong>n gewesen - <strong>de</strong>r<br />
Etat <strong>de</strong>s Instituts war zu begrenzt, und die Prüfungsarbeiten <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten sind zeitlich<br />
terminiert. Eine Reihe unserer Absolventen trug die erlernte Arbeitsweise in die industrielle<br />
Praxis. Dadurch kamen viele Industriekontakte und ein vom Bun<strong>de</strong>sministerium für Forschung<br />
und Technologie geför<strong>de</strong>rtes <strong>EMV</strong>-Forschungsprojekt (“EMC-Simulationssystem für die<br />
Aufbau- und Verbindungstechniken”) zustan<strong>de</strong>. So konnte eine Vielzahl von<br />
Anwendungsfällen auf ihren theoretischen Hintergrund untersucht wer<strong>de</strong>n. Die im Buch<br />
dargestellten Verfahren wur<strong>de</strong>n für das genannte Forschungsprojekt aufbereitet o<strong>de</strong>r<br />
entwickelt. Nach und nach wur<strong>de</strong> die grundlegen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Verfahren für die <strong>EMV</strong>-<br />
Arbeit <strong>de</strong>s Schaltungsentwicklers immer <strong>de</strong>utlicher.<br />
Das vorliegen<strong>de</strong> Buch ist sowohl aus <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>r Entwicklertätigkeit in <strong>de</strong>r Industrie und an<br />
<strong>de</strong>r Universität als auch aus <strong>de</strong>r theoretischen Arbeit über <strong>EMV</strong>-Probleme entstan<strong>de</strong>n. Es<br />
wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Absicht heraus geschrieben, <strong>de</strong>m Entwickler eine einfache und wirkungsvolle<br />
Systematik für die <strong>EMV</strong>-Arbeit an die Hand zu geben, damit er aus <strong>de</strong>m Stadium einer<br />
Entwicklung nach “Versuch und Irrtum” herausfin<strong>de</strong>t. Voraussetzung dafür ist, dass die<br />
Zusammenhänge nicht als Konglomerat aus beziehungslos nebeneinan<strong>de</strong>r stehen<strong>de</strong>n<br />
Einzelphänomenen dargestellt wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn dass eine Denk- und Sichtweise (Theorie)<br />
entwickelt wird, mit <strong>de</strong>r die Phänomene zueinan<strong>de</strong>r in Beziehung gesetzt wer<strong>de</strong>n. So wur<strong>de</strong><br />
mit Hilfe <strong>de</strong>r Stromanalyse für <strong>de</strong>n gesamten Bereich <strong>de</strong>r Impedanzkopplung und damit für<br />
einen wesentlichen und wohl <strong>de</strong>n unübersichtlichsten Bereich <strong>de</strong>r <strong>EMV</strong> eine einfache, leicht zu<br />
handhaben<strong>de</strong>, durchgehen<strong>de</strong> Methodik erarbeitet. Bei einer für <strong>de</strong>n Praktiker bestimmten<br />
Darstellung hat <strong>de</strong>r mathematische Aufwand im Hintergrund zu bleiben. Die entwickelte<br />
Systematik macht dies auch <strong>de</strong>utlich.<br />
Mit dieser beschriebenen Methodik wur<strong>de</strong>n in einer Reihe von Firmen, die sie konsequent<br />
einsetzen und nun für ihre Prototypen eine exzellente <strong>EMV</strong> ohne Re<strong>de</strong>signs erreichen,<br />
Entwicklungszeiten und Kosten drastisch reduziert. Ihre Anwendung führte auch bei <strong>de</strong>r<br />
Entwicklung einer CCD-Stereo-Fernsehkamera für Weltraumeinsätze im Max-Planck-Institut<br />
für Aeronomie in Katlenburg-Lindau (Harz) erst zum gewünschten Ziel. Die Kamera war im<br />
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Jahre 1997 mit <strong>de</strong>r Mars-Pathfin<strong>de</strong>r-Son<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m Mars gelan<strong>de</strong>t und hatte die bekannten<br />
herrlichen und eindrucksvollen Bil<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Marsoberfläche aufgenommen. Ihre<br />
Zuverlässigkeit wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Medien beson<strong>de</strong>rs hervorgehoben - mit Sicherheit auch eine<br />
Ergebnis einer exzellenten <strong>EMV</strong>.<br />
Die ersten Kapitel dieses Buches umfassen die Grundlagen; sie sind in einigen wesentlichen<br />
Punkten an<strong>de</strong>rs als üblich dargestellt. Da gera<strong>de</strong> diese Unterschie<strong>de</strong> zum Verständnis <strong>de</strong>r<br />
nachfolgen<strong>de</strong>n Kapitel wichtig sind, wird empfohlen, diese Kapitel zuerst zu studieren. Der<br />
Aufbau <strong>de</strong>s Buches lässt neben einem Studium unter Einhaltung <strong>de</strong>r Reihenfolge auch die<br />
Benutzung als Nachschlagewerk zu. Zahlreiche Querverweise sowie das Sachwortverzeichnis<br />
helfen, alle notwendigen Zusammenhänge zu erhalten.<br />
Dank gebührt <strong>de</strong>n Professoren, vielen Kollegen und Stu<strong>de</strong>nten am Institut für Grundlagen <strong>de</strong>r<br />
Elektrotechnik und Messtechnik <strong>de</strong>r Universität Hannover für die Unterstützung dieser Arbeit,<br />
für Anregungen, Diskussionen und Korrekturen. Beson<strong>de</strong>rer Dank gilt <strong>de</strong>n Herren Dipl. Ing.<br />
Axel Knobloch und Dr. Ing. Robert Kebel für ihre aufopferungsvolle Tätigkeit <strong>de</strong>s<br />
Korrekturlesens, ihre Kritik und die vielen Anregungen für Verbesserungen. Gedankt sei an<br />
dieser Stelle <strong>de</strong>njenigen Stu<strong>de</strong>nten, die <strong>de</strong>n Wagemut hatten, in ihren Studien- und<br />
Diplomarbeiten zu diesem Thema zu neuen Ufern aufzubrechen. Sie wur<strong>de</strong>n dafür immer mit<br />
wichtigen, neuen Ergebnissen und Einsichten belohnt. Und schließlich danke ich meiner Frau<br />
für ihre große Geduld, die sie mir bei <strong>de</strong>r Arbeit an diesem Buch entgegenbrachte. Ihr sei<br />
dieses Buch gewidmet.<br />
Hannover, Frühjahr 2002 Joachim Franz<br />
Abschließen<strong>de</strong> Betrachtungen<br />
Die langjährige Beobachtung <strong>de</strong>r <strong>EMV</strong>-Arbeit, selbst <strong>de</strong>r von erfahrenen Entwicklern, führt zu<br />
<strong>de</strong>m Ergebnis, dass <strong>de</strong>r <strong>EMV</strong>-Problematik in <strong>de</strong>r Regel viel zu spät die notwendige Beachtung<br />
geschenkt wird. Der Grund für dieses Verhaltensmuster liegt nicht nur in einer gewissen<br />
Ungeduld, die Schaltung erst einmal zu Laufen zu bringen, meist auch nicht in einem<br />
Unwissen um die <strong>EMV</strong>-Probleme, son<strong>de</strong>rn er liegt einfach in <strong>de</strong>r Unkenntnis geeigneter<br />
Techniken in <strong>de</strong>r <strong>EMV</strong>-Planung. Dies führt zu <strong>de</strong>r Fehleinschätzung, man könne die <strong>EMV</strong>-<br />
Qualität noch o<strong>de</strong>r gar besser am aufgebauten Prototypen erreichen. Sie wird dann am<br />
Labortisch o<strong>de</strong>r in <strong>EMV</strong>-Messkabinen zurechtgebastelt, bis die Grenzwerte gera<strong>de</strong><br />
eingehalten wer<strong>de</strong>n. Wenn dann noch in einer Abteilung <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>ne Existenzdruck nur<br />
von oben durchgereicht wird und einziger Motor ist, wird <strong>de</strong>r Einzelne nie seine Fähigkeiten<br />
ausbauen können und nie seine volle Leistungsfähigkeit erreichen. Das Ziel muss verfehlt<br />
wer<strong>de</strong>n!<br />
Eine Ursache <strong>de</strong>r üblichen regel-orientierten Arbeitsweise mag auch auf <strong>de</strong>r Möglichkeit<br />
beruhen, Verantwortung abschieben zu können auf diejenigen, die die Regeln entwickelt<br />
haben. Wenn man in seiner Meinung im Konsens mit <strong>de</strong>r Allgemeinheit liegt, ist ein Stück<br />
Verantwortung von einem genommen, selbst wenn die Anwendung einer Regel nicht das<br />
erhoffte Ergebnis bringt - es geht ja allen so. Der Weg, die <strong>EMV</strong>-Zusammenhänge verstehen<br />
zu wollen, erfor<strong>de</strong>rt als erstes <strong>de</strong>n Entschluss, Verantwortung für eigene Analysen zu<br />
übernehmen. Damit wird man angreifbar. Man sollte keine noch so logisch klingen<strong>de</strong> <strong>EMV</strong>-<br />
Empfehlung - auch nicht aus diesem Buch - glauben, bis man weiß, warum sie richtig (o<strong>de</strong>r<br />
falsch!) ist. Sich dazu zu entschließen, erfor<strong>de</strong>rt nicht nur Mut und Selbstbewusstsein son<strong>de</strong>rn<br />
auch eine verständnisvolle, ja würdigen<strong>de</strong> Umgebung. Ein Klima <strong>de</strong>r Ermutigung und <strong>de</strong>s<br />
Vertrauens entstehen zu lassen, muss ziel aller Beteiligten, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>s Managements<br />
sein. Nach einer Ausbildung in <strong>de</strong>r vorgestellten <strong>EMV</strong>-Arbeit könnte die Umsetzung in die<br />
praktische Arbeit folgen<strong>de</strong>rmaßen erfolgen:<br />
Alle an einem Projekt Beteiligten erstellen zunächst getrennt Analysen und Vorschläge zur<br />
<strong>EMV</strong>-Planung.<br />
An <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Gruppenbesprechungen zur <strong>EMV</strong>-Planung <strong>de</strong>s Projektes sollten<br />
möglichst alle auch Mitarbeiter teilnehmen, die nicht an <strong>de</strong>m Projekt arbeiten; sie besitzen<br />
wie ein externer Berater <strong>de</strong>n Vorteil, weniger betriebsblind zu sein.<br />
In solchen Gruppenbesprechungen wer<strong>de</strong>n alle Analysen und Vorschläge diskutiert. Die<br />
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ersten Vorschläge wer<strong>de</strong>n noch unausgereift sein. Aber sie sind notwendig, um<br />
spielerisch Wi<strong>de</strong>rspruch und bessere, vielleicht ungewohnte Lösungsi<strong>de</strong>en auszulösen.<br />
Dies wäre auch in größeren Firmen die Gelegenheit, bei <strong>de</strong>r die <strong>EMV</strong>-Abteilung die<br />
Entwicklungsabteilungen in <strong>de</strong>r <strong>EMV</strong>-Planung unterstützen und begleiten könnte.<br />
Dies benötigt Zeit und verursacht Kosten. Aber es wird sich so nicht nur <strong>de</strong>r Wissensstand<br />
aller Beteiligten erhöhen; auch neue Mitarbeiter erlernen diese Technik gleich mit und sind<br />
von Anfang an integriert. Eine solche Vorgehensweise muss geübt und vervollkommnet<br />
wer<strong>de</strong>n. Zusammen mit einem hohen Maß an Engagiertheit und gegenseitigem Verständnis<br />
wird eine Arbeitsgruppe so eine hohe Leistungsfähigkeit erlangen, weil je<strong>de</strong>r Einzelne dann<br />
seine Fähigkeiten ganz einbringen kann und wird!<br />
<strong>EMV</strong>-Arbeit ist sehr komplex und erfor<strong>de</strong>rt eine ganzheitliche Vorgehensweise. Konstruktive,<br />
schaltungs- und layouttechnische Möglichkeiten und Maßnahmen müssen in ihrem<br />
Zusammenwirken gesehen wer<strong>de</strong>n. Dies ist eine hohe Kunst. Deshalb kann <strong>EMV</strong>-Arbeit auch<br />
kaum regelbasiert durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Regeln können zwar sehr hilfreich sein und die <strong>EMV</strong>-<br />
Arbeit unterstützen, sie können sie aber nicht ersetzen und schränken - als Nebenwirkung -<br />
die Bereitschaft zur Kreativität ein. Dies gilt auch für heuristisches Wissen (aus Erfahrung<br />
gewonnenes Wissen), da aus Phänomenen leicht falsche o<strong>de</strong>r nicht hinreichend umfassen<strong>de</strong><br />
Schlüsse gezogen wer<strong>de</strong>n. Regeln und heuristisches Wissen können nur hilfreich sein, wenn<br />
die Zusammenhänge, aus <strong>de</strong>nen sie entstan<strong>de</strong>n, verstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n und die<br />
Randbedingungen, unter <strong>de</strong>nen sie gelten, angegeben wer<strong>de</strong>n. Aber dann kann man dieses<br />
Wissen nicht mehr als heuristisch bezeichnen. Bei einer guten Schaltungsentwicklung, die die<br />
<strong>EMV</strong>-Belange von Anfang an einschließt, ist eine Vielzahl von Zusammenhängen und<br />
gegenseitigen Abhängigkeiten zu be<strong>de</strong>nken. Wegen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>shalb notwendigen ganzheitlichen<br />
Betrachtung <strong>de</strong>r Schaltung ist <strong>de</strong>r oben gebrauchte Begriff “Kunst” gerechtfertigt. Der Begriff<br />
“Technik” (aus <strong>de</strong>m griechischen: Kunst, Kunstwerk, Geschicklichkeit, List) beinhaltet vom<br />
Ursprung her diese Be<strong>de</strong>utung. Die ganzheitliche Arbeitsweise eines Ingenieurs unterschei<strong>de</strong>t<br />
sich prinzipiell nicht von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Künstlers. Erst sie macht eine hohe Qualität <strong>de</strong>s zu<br />
schaffen<strong>de</strong>n Produktes möglich. Und wenn man es recht be<strong>de</strong>nkt, kann es sich keiner leisten,<br />
auf diese “Kunst” zu verzichten.<br />
Ziel <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Buches ist es aufzuzeigen, dass und wie <strong>EMV</strong>-Arbeit schon in einem<br />
möglichst frühen Stadium <strong>de</strong>r Geräteentwicklung stattfin<strong>de</strong>n könnte, also bereits in <strong>de</strong>r<br />
Planungs- und Entwicklungsphase. Denn nach <strong>de</strong>m Aufbau <strong>de</strong>s Prototypen sind üblicherweise<br />
Festlegungen konstruktiver, schaltungs- und layouttechnischer Art getroffen wor<strong>de</strong>n, die unter<br />
Berücksichtigung <strong>de</strong>r <strong>EMV</strong>-Belange ganz an<strong>de</strong>rs aussehen wür<strong>de</strong>n.<br />
In diesem Buch wur<strong>de</strong> versucht, für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Planung von Anlagen, Geräten und<br />
Baugruppen sowie <strong>de</strong>n Schaltungsaufbau auf Leiterplatten die wichtigen Zusammenhänge<br />
methodisch geschlossen darzustellen. Die dargestellten Verfahren sind als ein Ansatz zur<br />
Entwicklung einer systematischen Vorgehensweise im <strong>EMV</strong>-Bereich zu sehen. Mit ihnen ist<br />
die Grundlage für eine ganzheitliche, konsequente <strong>EMV</strong>-Planung schon in <strong>de</strong>r Projektierungs-<br />
und Entwicklungsphase geschaffen. Es kann nun in diesen Phasen geprüft wer<strong>de</strong>n, ob<br />
konstruktive, schaltungs- o<strong>de</strong>r layouttechnische Entwurfsmaßnahmen aus <strong>EMV</strong>-Sicht günstig<br />
zusammenwirken. Ungünstige Lösungen können so sicher vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Diese Metho<strong>de</strong><br />
för<strong>de</strong>rt erfahrungsgemäß die Kreativität und das Verständnis für die im konkreten Fall<br />
vorliegen<strong>de</strong>n <strong>EMV</strong>-Verhältnisse.<br />
Das Arbeit mit <strong>de</strong>r dargestellten Metho<strong>de</strong> hat im Universitätsbetrieb und in <strong>de</strong>r industriellen<br />
Entwicklung viel Zeit gespart. Entwickler formulieren beim Kennen lernen dieser <strong>EMV</strong>-Arbeit<br />
und ihres Erfolges immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Grund dafür so: ”Früher kämpften wir gegen einen<br />
unsichtbaren Gegner. Jetzt können wir die Störungen in <strong>de</strong>m Gerät sehen.” Tatsächlich wird<br />
eine gute, systematische <strong>EMV</strong>-Arbeit die gesamte Entwicklungszeit - und damit die Time To<br />
Market - drastisch senken. In einem praktischen Fall industrieller Entwicklung wur<strong>de</strong> dies<br />
nachgeprüft: Durch die Einführung dieser systematischen <strong>EMV</strong>-Arbeit wur<strong>de</strong> mit einem<br />
geringen Aufwand an Ausbildung die Anzahl <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>signs pro Projekt im Mittel von 4-5 auf<br />
eins gesenkt; und dieses eine war nicht mehr aus <strong>EMV</strong>-Grün<strong>de</strong>n nötig. In dieser und an<strong>de</strong>ren<br />
Entwicklungsabteilungen gab es weit über 10 Jahre lang kein einziges Re<strong>de</strong>sign aus <strong>EMV</strong>-<br />
Grün<strong>de</strong>n! Auf Anhieb wur<strong>de</strong> eine bis dahin nicht für erreichbar gehaltene <strong>EMV</strong>-Qualität erzielt.<br />
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Der Aufwand wird sich also sehr schnell bezahlt machen durch viel niedrigere<br />
Entwicklungskosten und durch billigere und besser funktionieren<strong>de</strong> Lösungen. Man sollte aber<br />
auch einmal darüber nach<strong>de</strong>nken, dass <strong>de</strong>r übliche Ärger mit <strong>de</strong>r <strong>EMV</strong> und die daraus<br />
entstehen<strong>de</strong> Entmutigung die Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r Entwickler stark einschränken. Dies führt<br />
zu erheblichen Arbeitskosten! Und wie viel Vertrauensverlust beim Kun<strong>de</strong>n könnte vermie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n! Die infolge einer effektiveren <strong>EMV</strong>-Arbeit eingesparten direkten und indirekten Kosten<br />
tragen gera<strong>de</strong> auch bei Firmen mit einem sehr hohen Entwicklungsanteil an <strong>de</strong>n<br />
Produktkosten zu einer entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kostendämpfung bei. Die Sicherung <strong>de</strong>r <strong>EMV</strong>-<br />
Qualität muss vielmehr als bisher als ein Teilgebiet <strong>de</strong>r Qualitätssicherung verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
und ist damit eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Aufgabe <strong>de</strong>s Managements. Sie ist nicht mit Druck zu lösen,<br />
son<strong>de</strong>rn mit Wissen und Verstehen <strong>de</strong>r Zusammenhänge.<br />
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