Neue Strategien und Change-Management in der ambulanten Pflege
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<strong>Neue</strong> <strong>Strategien</strong> <strong>und</strong> <strong>Change</strong>-M anagem ent <strong>in</strong> <strong>der</strong> am bulanten <strong>Pflege</strong><br />
Umdenken <strong>und</strong> „mehr“ erwirtschaften<br />
ALEXANDER CITO AUFENACKER<br />
Früher gab es ambulante <strong>Pflege</strong> <strong>in</strong> Form <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deschwestern, die<br />
Hausbesuche durchführten <strong>und</strong> dabei <strong>Pflege</strong>kraft <strong>und</strong> Seelsorger<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Person waren. Heute ist die ambulante <strong>Pflege</strong> e<strong>in</strong> wettbewerbs<strong>in</strong>tensiver<br />
Dienstleistungsmarkt mit m<strong>in</strong>utiös geplanten Touren,<br />
<strong>in</strong> dem an<strong>der</strong>e Regeln gelten. Unser Autor Alexan<strong>der</strong> Aufenacker<br />
gibt im Folgenden praktische Vorschläge, wie man mit dem bestehenden<br />
K<strong>und</strong>enstamm die Umsätze erhöhen kann <strong>und</strong> zeigt auf, wo <strong>in</strong><br />
vielen <strong>ambulanten</strong> <strong>Pflege</strong>diensten wirtschaftliche Mängel bestehen.<br />
Der M arkt für am bulante <strong>Pflege</strong> hat sich<br />
bed<strong>in</strong>gt durch die dem ografische Entw<br />
icklung zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> am stärksten<br />
w achsenden Dienstleistungsbereiche<br />
entw ickelt, <strong>in</strong> dem die privaten Anbieter<br />
e<strong>in</strong>e im m er größere <strong>und</strong> w ichtigere Rolle<br />
spielen. Gem essen am Patientenzuw achs<br />
konnte <strong>der</strong> M arkt für <strong>Pflege</strong> <strong>in</strong> den letzten<br />
zehn Jahren jährlich zw ischen sechs <strong>und</strong><br />
acht Prozent zulegen. Dies ist <strong>in</strong> kaum<br />
e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Dienstleistungssegm ent<br />
<strong>der</strong> Fall.<br />
Nun spricht <strong>der</strong> M arkt <strong>in</strong>des nicht<br />
über das vor ihm liegende W achstum an<br />
<strong>Pflege</strong>k<strong>und</strong>en, son<strong>der</strong>n prim är über das<br />
Problem , die ausreichend große Zahl <strong>der</strong><br />
<strong>Pflege</strong>k<strong>und</strong>en zu versorgen, so, w ie es e<strong>in</strong><br />
am bulanter <strong>Pflege</strong>dienst <strong>in</strong> Zeiten hoher<br />
Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen bei gleichzeitigem<br />
M angel an <strong>Pflege</strong>kräften <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>fachkräften<br />
betriebsw irtschaftlich ges<strong>und</strong><br />
tun kann.<br />
Dabei vernachlässigen viele <strong>Pflege</strong>dienstleiter,<br />
dass im M arkt m ittlerw eile<br />
bei zahlreichen Anbietern e<strong>in</strong> Verän<strong>der</strong>ungsprozess<br />
stattgef<strong>und</strong>en hat. W ährend<br />
es bis vor e<strong>in</strong>igen Jahren noch ausreichte,<br />
die K<strong>und</strong>en klassisch über SGB XI<br />
<strong>und</strong> V zu versorgen, haben sich viele den<br />
w achsenden Bedürfnissen <strong>der</strong> K<strong>und</strong>en<br />
angepasst. <strong>Pflege</strong>dienste arbeiten vernetzter,<br />
schaffen Quartierskonzepte, bieten<br />
hausw irtschaftliche Leistungspakete<br />
an o<strong>der</strong> erw eitern ihre eigene Angebotspalette<br />
entlang <strong>der</strong> Prozessketten (zum<br />
Beispiel Tages-, Kurzzeitpflegen, betreute<br />
W ohnform en).<br />
W achstum durch Neuk<strong>und</strong>en sche<strong>in</strong>t<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen M arktlage nicht m ehr<br />
des Rätsels Lösung zu se<strong>in</strong>! Es ist heute<br />
ratsam er, das bereits vorhandene Potenzial<br />
über den bestehenden K<strong>und</strong>enstam m<br />
stärker zu nutzen <strong>und</strong> m it diesem zu<br />
w achsen. W ie erw irtschaftet e<strong>in</strong> Dienst<br />
also „m ehr“ m it dem bestehenden K<strong>und</strong>enstam<br />
m ? Dazu m öchte ich im Folgenden<br />
m ehrere Vorschläge zur praktischen<br />
<strong>und</strong> operativen Anw endung geben:<br />
Verträge analysieren<br />
Abbildung 1: In fünf Schritten die Wirtschaftlichkeit verbessern:Vorschläge<br />
zur praktischen <strong>und</strong> operativen Anwendung<br />
Je<strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>dienst kennt sie, die sogenannten<br />
„unw irtschaftlichen K<strong>und</strong>en“ –<br />
das ist aber auch gut so, denn <strong>der</strong> Erfolg<br />
liegt bekanntlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> M ischkalkulation<br />
aus profitablen <strong>und</strong> unprofitablen <strong>Pflege</strong>k<strong>und</strong>en.<br />
Dennoch lohnt es sich, die Verträge<br />
zu analysieren. E<strong>in</strong>ige Anw en<strong>der</strong>program<br />
m e haben diese Betrachtung bereits<br />
als Standard <strong>in</strong> ihrem Kennzahlensystem<br />
h<strong>in</strong>terlegt (zum Beispiel .snap), bei an<strong>der</strong>en<br />
Anbietern s<strong>in</strong>d m it leichten Excel-Program<br />
m ierungen solche Ausw ertungen<br />
m öglich (zum Beispiel MediFox, Vivendi).<br />
Es gibt hier drei Betrachtungsebenen:<br />
•• das absolute Defizit je K<strong>und</strong>e<br />
•• den Deckungsbeitrag<br />
•• die Ausschöpfungsquote <strong>der</strong> jew eiligen<br />
<strong>Pflege</strong>stufe<br />
Schauen Sie doch e<strong>in</strong>m al unverb<strong>in</strong>dlich<br />
auf e<strong>in</strong>e Ausw ertung <strong>der</strong> defizitärsten<br />
K<strong>und</strong>en – die Nam en w erden Sie sicherlich<br />
nicht überraschen. Die Reduzierung<br />
des Defizits <strong>der</strong> Top fünf um nur 50 Prozent<br />
– zum Beispiel über zusätzliche Leistungen<br />
o<strong>der</strong> Um stellung e<strong>in</strong>er Tour – verbessert<br />
das m onatliche Ergebnis deutlich.<br />
Verträge m it e<strong>in</strong>em Deckungsbeitrag von<br />
w eit unter 50 Prozent sollten ohneh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Prüfung unterzogen w erden.<br />
Bei <strong>der</strong> Analyse des Grades <strong>der</strong> Ausschöpfung<br />
<strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>stufen ist allgem e<strong>in</strong><br />
zu bedenken, dass viele K<strong>und</strong>en den Anteil<br />
an <strong>Pflege</strong>geld auch für an<strong>der</strong>e Zw e-<br />
cke benötigen. Daher resultieren auch<br />
die Ausschöpfungen bis teilw eise unter<br />
20 Prozent. W ie aber ist diese Zahl zu<br />
erhöhen? Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>Pflege</strong>stufe I<br />
liegt <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong> nicht im e<strong>in</strong>kalkulierten<br />
<strong>Pflege</strong>geld, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er noch nicht<br />
vere<strong>in</strong>barten Leistung. Es lohnt also<br />
auch hier, gem e<strong>in</strong>sam m it <strong>der</strong> verantw<br />
ortlichen <strong>Pflege</strong>kraft/<strong>Pflege</strong>fachkraft<br />
zu überlegen, w elche Leistungen noch <strong>in</strong><br />
das bisherige Angebot passen könnten.<br />
Tourenplanung anpassen<br />
E<strong>in</strong> w eiterer w ichtiger Optim ierungsprozess<br />
am bestehenden K<strong>und</strong>en ist die Prozessanpassung<br />
<strong>der</strong> Tourenplanung – <strong>der</strong><br />
sogenannte Soll/Ist-Abgleich <strong>und</strong> dessen<br />
Ausw ertung. Der Soll/Ist-Abgleich ist e<strong>in</strong><br />
kont<strong>in</strong>uierlicher Kernprozess, <strong>der</strong> durch<br />
die <strong>Pflege</strong>dienstleitung zu gew ährleisten<br />
ist, denn durch die tägliche Kontrolle<br />
bleibt e<strong>in</strong> Dienst steuerbar. Auf diese<br />
W eise kann die <strong>Pflege</strong>dienstleitung zum<br />
Beispiel zusätzlich erbrachte <strong>und</strong> dokum<br />
entierte Leistungen abrechnen, heim -<br />
lich erbrachte Leistungen aufdecken,<br />
neue Angebote anbieten, die M itarbeiter<br />
auf die E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Vorgaben (Zeiten<br />
298<br />
<strong>Pflege</strong>zeitschrift 2012, Jg. 65, Heft 5
<strong>und</strong> Leistungen) sensibilisieren <strong>und</strong> Zeiten<br />
transparent m achen. M it e<strong>in</strong>er Soll-<br />
Tourenplanung sam t Ist-Abgleich können<br />
zw ei belegbare Optim ierungen erzielt <strong>und</strong><br />
dokum entiert w erden:<br />
•• Bereits m it <strong>der</strong> Tourenplanung (Soll)<br />
gibt es den ersten Optim ierungshebel,<br />
denn die K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> M itarbeiter<br />
s<strong>in</strong>d durch die <strong>Pflege</strong>dienstleitungen<br />
zu oft „nur“ nach Augenm aß bzw .<br />
Gefühl verplant. Die M öglichkeit, die<br />
m it den Touren e<strong>in</strong>gefahrenen Erlöse<br />
m it dabei entstehenden (Voll-)Kosten<br />
abzugleichen, w ird selten genutzt. Alle<br />
gängigen Softw arehersteller bieten<br />
über verschiedene W ege die H<strong>in</strong>terlegung<br />
<strong>in</strong>dividueller bis pauschaler<br />
St<strong>und</strong>ensätze für die M itarbeiter an,<br />
w as e<strong>in</strong>e Kalkulation <strong>der</strong> Touren zulässt.<br />
Die <strong>Pflege</strong>dienstleitung richtet<br />
also schon bei <strong>der</strong> Soll-Tourenplanung<br />
den Blick auf die W irtschaftlichkeit<br />
<strong>und</strong> kann sofort erkennen, ob sich e<strong>in</strong>e<br />
geplante Tagestour auch „rechnet“.<br />
•• M it <strong>der</strong> Rückkehr <strong>der</strong> Tourenpläne <strong>in</strong><br />
die Station – <strong>in</strong> elektronischer Form<br />
o<strong>der</strong> auf Papier – sollten w eitere Prozessschritte<br />
folgen. Die M itarbeiter<br />
m üssen die Tourenrückläufer <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel zeitnah <strong>in</strong> Fächern ablegen o<strong>der</strong><br />
die Daten vom M DA-Gerät an die <strong>Pflege</strong>dienstleitung<br />
senden. Diese m uss<br />
dann <strong>in</strong> Nachbearbeitung gehen, sow<br />
ohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Papierform als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
elektronischen Form , <strong>und</strong> die Rückm<br />
eldungen zeitnah ausw erten. M DA-<br />
Geräte br<strong>in</strong>gen hier bei richtiger Anw<br />
endung durch die M itarbeiter e<strong>in</strong>e<br />
Effizienzsteigerung.<br />
W as br<strong>in</strong>gen nun die Ausw ertungen bzw .<br />
w as zeigt die negative Abw eichung <strong>der</strong><br />
Tourenrückläufe im Abgleich m it <strong>der</strong> Sollplanung<br />
<strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>dienstleitung?<br />
•• Die Zeit reicht bei e<strong>in</strong>igen K<strong>und</strong>en/<br />
Patienten nicht (m ehr) aus: Dies bedeutet,<br />
dass die <strong>Pflege</strong>kräfte entw e<strong>der</strong><br />
Leistungen erbr<strong>in</strong>gen, die sie bisher<br />
noch nicht abrechnen (heim lich o<strong>der</strong><br />
versteckt), o<strong>der</strong> dass sich <strong>der</strong> Zustand<br />
des K<strong>und</strong>en/Patienten so verschlechtert<br />
hat, dass die kalkulierte Zeit nicht<br />
m ehr ausreicht.<br />
•• Der M itarbeiter kann die kalkulierte<br />
Zeit nicht e<strong>in</strong>halten, da fachliche o<strong>der</strong><br />
arbeitsorganisatorische Gründe h<strong>in</strong><strong>der</strong>lich<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
•• Die <strong>Pflege</strong>k<strong>und</strong>en m üssen ggf. neu beraten<br />
w erden, um den <strong>Pflege</strong>vertrag zu<br />
erw eitern.<br />
Es lohnt sich,bestehende Verträge m it <strong>Pflege</strong>k<strong>und</strong>en zu überprüfen.Insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei unwirtschaftlichen K<strong>und</strong>en können zusätzliche Leistungen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />
U m stellung <strong>der</strong> Tour die G ew<strong>in</strong>ne erhöhen.<br />
•• Die M itarbeiter m üssen ggf. geschult<br />
w erden.<br />
•• M öglicherw eise ist e<strong>in</strong>e Tourenvisite<br />
notw endig.<br />
Mitarbeiter schulen<br />
Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Dienstbesprechung<br />
lohnt es sich, die M itarbeiter zum<br />
aktuellen Leistungsangebot <strong>und</strong> zu <strong>der</strong><br />
Verm arktung von Leistungen zu schulen.<br />
Folgende Ziele sollte sich e<strong>in</strong>e PDL dabei<br />
setzen:<br />
•• Die M itarbeiter sollten die Leistungskom<br />
plexe kennen <strong>und</strong> unterscheiden<br />
können, um die jew eils tatsächlich erbrachten<br />
Leistungen <strong>und</strong> Bedarfe auch<br />
rückm elden zu können.<br />
•• Die M itarbeiter sollten das gesam te<br />
Leistungsangebot <strong>und</strong> die w ichtigen<br />
gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>versicherungsleistungen<br />
kennen.<br />
•• E<strong>in</strong> Klassiker, w elchen m an nicht oft<br />
genug <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung rufen kann, s<strong>in</strong>d<br />
die m it den <strong>Pflege</strong>k<strong>und</strong>en vertraglich<br />
vere<strong>in</strong>barten Fristen zum Absagen von<br />
Leistungen o<strong>der</strong> ganzen E<strong>in</strong>sätzen. Es<br />
lohnt e<strong>in</strong>e erneute Aufklärung <strong>der</strong> M itarbeiter,<br />
dass durch kurzfristiges Absagen<br />
<strong>der</strong> K<strong>und</strong>en (unter 24 St<strong>und</strong>en<br />
vorher), nicht erbrachte Leistungen <strong>in</strong><br />
SGB XI <strong>und</strong> Privat dennoch abgerechnet<br />
w erden können, ja m üssen. Es liegt<br />
allerd<strong>in</strong>gs auch im Erm essen <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>dienstleitung,<br />
e<strong>in</strong>e nicht erbrachte<br />
Leistung abzuerkennen (zum Beispiel<br />
Frühstück vorbereiten bei Übelkeit).<br />
•• Es sollte offen ausgesprochen w erden,<br />
bei w elchen K<strong>und</strong>en die <strong>Pflege</strong>kräfte<br />
heim liche Leistungen erbr<strong>in</strong>gen, die<br />
sie nicht <strong>in</strong> Rechnung stellen. Transparenz<br />
an dieser Stelle för<strong>der</strong>t nicht nur<br />
die W irtschaftlichkeit, son<strong>der</strong>n verb<strong>in</strong>det<br />
die M itarbeiter – denn die <strong>Pflege</strong>k<strong>und</strong>en<br />
können die M itarbeiter nicht<br />
gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ausspielen („Schw ester<br />
M art<strong>in</strong>a nim m t den M üll im m er m it,<br />
dann m üssen Sie das doch auch tun!“).<br />
Alle erbr<strong>in</strong>gen die Leistungen so, w ie sie<br />
vere<strong>in</strong>bart s<strong>in</strong>d.<br />
•• Je<strong>der</strong> M itarbeiter soll sich aufgerufen<br />
fühlen, Ideen, Auffälligkeiten, Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>und</strong> Anregungen m itzuteilen.<br />
Zusätzliche<br />
Leistungen vermarkten<br />
Foto: Dan Race/Fotolia<br />
Es gibt m ehrere M öglichkeiten <strong>der</strong><br />
Kostenerstattungen, w ie „Betreuungsbudget<br />
bei e<strong>in</strong>geschränkter Alltagskom<br />
petenz“, „Individuelle häusliche<br />
Schulungen“, „Überleitungspflegen“<br />
(§45 SGB XI), die Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungspflege<br />
(§39 SGB XI) o<strong>der</strong> gar die M öglichkeit<br />
<strong>der</strong> „W eiterführung des Haushaltes“<br />
(§38 SGB V). Die letzte <strong>Pflege</strong>stufenerhöhung<br />
können <strong>Pflege</strong>kräfte gut nutzen,<br />
um m it den K<strong>und</strong>en/Angehörigen<br />
<strong>in</strong> den Dialog e<strong>in</strong>zusteigen, um diese<br />
Angebote zu erklären <strong>und</strong> anzubieten.<br />
Dies gilt jedoch auch für die M itarbeiter<br />
im eigenen Unternehm en, denn vielen<br />
s<strong>in</strong>d die „Leistungen m it kassenseitiger<br />
Kostenerstattung“ noch im m er nicht<br />
bekannt, w eshalb sie sie auch nicht<br />
aktiv anbieten.<br />
Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungspflege gilt nicht nur für<br />
Kurzzeitpflege <strong>und</strong> ist nicht nur tagesw<br />
eise zu verw enden. Betreuung/<strong>Pflege</strong><br />
bei Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung ist auch st<strong>und</strong>enw eise<br />
m öglich <strong>und</strong> som it e<strong>in</strong>e sehr gute<br />
<strong>Pflege</strong>zeitschrift 2012, Jg. 65, Heft 5 299
Ergänzung zur täglichen Arbeit vor Ort.<br />
Hierbei <strong>in</strong>des s<strong>in</strong>d gew isse „Spielregeln“<br />
e<strong>in</strong>zuhalten:<br />
•• Es m uss e<strong>in</strong>e bei <strong>der</strong> Kasse e<strong>in</strong>getragene<br />
<strong>Pflege</strong>person geben; diese e<strong>in</strong>getragene<br />
Person ist verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t im<br />
S<strong>in</strong>ne von Erholung.<br />
•• Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung nicht m ehr als acht<br />
St<strong>und</strong>en täglich.<br />
•• die <strong>Pflege</strong>person m uss seit m <strong>in</strong>destens<br />
sechs M onaten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Pflege</strong>stufe<br />
e<strong>in</strong>gruppiert se<strong>in</strong>.<br />
•• Für die <strong>Pflege</strong>/Betreuung bei Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
ist fachliche Qualifikation<br />
ke<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>voraussetzung o<strong>der</strong><br />
die Qualität richtet sich nach den<br />
durchzuführenden Aufgaben <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Angehörigen.<br />
•• Verkauf von Zeit(e<strong>in</strong>heiten) ist für<br />
Anbieter <strong>und</strong> Nachfrager gleicherm<br />
aßen s<strong>in</strong>nvoll. Die Angehörigen bekom<br />
m en (w ie<strong>der</strong>) Zeit für die <strong>Pflege</strong><br />
<strong>der</strong> eigenen sozialen Kontakte, Besorgungen<br />
ohne Angst <strong>und</strong> Zeitdruck,<br />
für sich selbst sorgen, Arztbesuche,<br />
Behördengänge, „Shoppen gehen“.<br />
Die <strong>Pflege</strong>person w ird nicht alle<strong>in</strong>e<br />
gelassen, sie bleibt <strong>in</strong> <strong>der</strong> vertrauten<br />
Um gebung, m uss nicht für diese Zeit<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tagespflege. Der gew ohnte<br />
Tagesablauf bleibt erhalten. Der <strong>Pflege</strong>dienst<br />
kann das Konstrukt um den<br />
<strong>Pflege</strong>k<strong>und</strong>en stabilisieren <strong>und</strong> ihn<br />
som it länger <strong>in</strong> <strong>der</strong> Häuslichkeit <strong>und</strong><br />
bei sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> am bulanten Betreuung<br />
halten. Es ist natürlich von Vorteil,<br />
w enn <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>dienst auch über eigene<br />
Servicekräfte verfügt.<br />
Abbildung 2: Tourenplan-Regelkreis<br />
Zusammenfassung<br />
Der Sektor <strong>der</strong> am bulanten <strong>Pflege</strong> hat sich zu e<strong>in</strong>em w ettbew erbs<strong>in</strong>tensiven M arkt<br />
entw ickelt. Viele Anbieter vollziehen kom plexe Verän<strong>der</strong>ungsprozesse, um ihre<br />
Um sätze zu erhöhen. W ichtige Voraussetzungen hierfür s<strong>in</strong>d Analysen bestehen<strong>der</strong><br />
Verträge, angepasste Touren, die sich „rechnen“, gut geschultes Personal, das<br />
w eiß, w elche Leistungen es abrechnen kann <strong>und</strong> m uss, die Verm arktung zusätzlicher<br />
Leistungen sow ie e<strong>in</strong>e optim ierte Beratung <strong>der</strong> zukünftigen <strong>Pflege</strong>k<strong>und</strong>en.<br />
Schlüsselwörter:<br />
Beratungsbesuche<br />
optimieren<br />
Ambulante <strong>Pflege</strong>, <strong>Change</strong>-<strong>Management</strong>, Wettbewerb<br />
Beratungsk<strong>und</strong>en nach §37 Absatz 3 „laufen“<br />
m eist irgendw ie „m it“ <strong>und</strong> f<strong>in</strong>den<br />
kaum Platz <strong>in</strong> den Ausw ertungen <strong>und</strong><br />
m onatlichen Statistiken. Dabei s<strong>in</strong>d die<br />
Beratungsk<strong>und</strong>en von heute die <strong>Pflege</strong>k<strong>und</strong>en<br />
von m orgen. W enn hier allerd<strong>in</strong>gs<br />
<strong>der</strong> Fokus <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e klare Prozessdef<strong>in</strong>ition<br />
fehlen, s<strong>in</strong>d diese K<strong>und</strong>en später beim<br />
W ettbew erber, ohne dass es jem andem<br />
aufgefallen ist .<br />
Es gibt zw ei gängige M odelle: Entw e-<br />
<strong>der</strong> gibt es e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> m ehrere ausgebildete<br />
Spezialisten, w elche die Beratungen<br />
durchführen o<strong>der</strong> es ist Kernaufgabe <strong>der</strong><br />
Leitungskraft. In beiden Varianten sollten<br />
klare Zielw erte form uliert <strong>und</strong> überw acht<br />
w erden – zum Beispiel e<strong>in</strong>e Kennzahl, die<br />
besagt, aus w ie vielen re<strong>in</strong>en Beratungsk<strong>und</strong>en<br />
<strong>Pflege</strong>k<strong>und</strong>en w erden.<br />
W ichtig zu w issen ist außerdem , dass<br />
auch Beratungsk<strong>und</strong>en e<strong>in</strong>en Anspruch<br />
auf Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungspflege (s.o.), auf Schulungen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Häuslichkeit <strong>und</strong><br />
zusätzliche Betreuungsleistungen<br />
haben. Bei klarer<br />
Fokussierung auf<br />
diese Klientel können<br />
sich durchaus<br />
viele <strong>Pflege</strong>k<strong>und</strong>en<br />
m it re<strong>in</strong>en Leistungen<br />
aus den §§ 39<br />
<strong>und</strong> 45 entw ickeln.<br />
Es ist im Übrigen<br />
e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er<br />
Vorteil, w enn <strong>der</strong><br />
<strong>Pflege</strong>dienst die<br />
Term <strong>in</strong>-koord<strong>in</strong>ation<br />
<strong>der</strong> Quartals<strong>und</strong><br />
Halbjahresgespräche<br />
für die<br />
Beratungsk<strong>und</strong>en<br />
übernim m t. Der<br />
<strong>Pflege</strong>dienst verm<br />
ittelt so Kom petenz <strong>und</strong> Zuverlässigkeit,<br />
bleibt m it den Beratungsk<strong>und</strong>en<br />
im Gespräch <strong>und</strong> sichert sich ggf. den<br />
späteren Folgeauftrag.<br />
Fazit<br />
Um die oben genannten Vorschläge zur<br />
Anpassung <strong>der</strong> Prozesse um setzen zu können,<br />
m üssen jedoch gr<strong>und</strong>legende Voraussetzungen<br />
geschaffen w erden:<br />
Der Erfolg e<strong>in</strong>es am bulanten <strong>Pflege</strong>dienstes<br />
hängt neben <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong><br />
<strong>Pflege</strong> m aßgeblich von <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong><br />
Arbeit <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>dienstleitung ab. Die<br />
W ahrnehm ung <strong>der</strong> w ichtigen Aufgaben<br />
– Soll-Tourenplanung, Erfassung <strong>der</strong> Ist-<br />
Tourenpläne, Tourenanpassung, Abrechnung,<br />
Beratung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>k<strong>und</strong>en <strong>und</strong> das<br />
Leiten <strong>und</strong> Schulen <strong>der</strong> M itarbeiter – ist<br />
nur m öglich, w enn die <strong>Pflege</strong>dienstleitung<br />
delegieren kann. Dazu braucht es <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
von <strong>der</strong> Unternehm ensgröße<br />
e<strong>in</strong>e zum <strong>in</strong>dest anteilig freigestellte stellvertretende<br />
<strong>Pflege</strong>dienstleitung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Verw altungskraft. S<strong>in</strong>d diese Gr<strong>und</strong>voraussetzungen<br />
erfüllt, erm öglichen sie die<br />
Um setzung <strong>der</strong> w eiteren Verän<strong>der</strong>ungsprozesse.<br />
Som it s<strong>in</strong>d sie <strong>der</strong> Garant für e<strong>in</strong><br />
W achstum m it den bestehenden K<strong>und</strong>en,<br />
für den w irtschaftlichen Erfolg <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />
nachhaltige <strong>und</strong> langfristige Nachfrage<br />
nach dem Service des Unternehm ens.