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Künstler-Magazin 03-2015

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Verbandsnachrichten / Tipps<br />

www.kuenstler-magazin.de<br />

<strong>Künstler</strong>sozialkasse: Das bedeutet<br />

die neue Geringfügigkeitsgrenze<br />

Roland Voges<br />

Im Erfinden von Wortungetümen<br />

bei Gesetzesnamen sind Juristen<br />

einsame Spitze. Besonders<br />

hübsch ist da auch das am<br />

01.01.<strong>2015</strong> in Kraft getretene<br />

"<strong>Künstler</strong>sozialabgabestabilisierungsgesetz"<br />

(KSAStabG). Es<br />

enthält neben anderen Neuregelungen<br />

bezüglich erweiterter Betriebsprüfungen<br />

durch die Deutsche<br />

Rentenversicherung, einem<br />

auf Ä 50.000,00 maximal erhöhten<br />

Bußgeldrahmen und Erleichterungen<br />

bei der Gründung von KSA-<br />

Ausgleichsvereinigungen eine<br />

Neuregelung in Gestalt der "Geringfügigkeitsgrenze".<br />

Damit soll<br />

Rechtssicherheit geschaffen werden,<br />

die bisher wegen der alten<br />

Fassung des § 24 KSVG bestand.<br />

Worum geht es?<br />

In der bis zum 31.12.2014 geltenden<br />

Fassung lautete § 24<br />

KSVG so:<br />

Zur <strong>Künstler</strong>sozialabgabe ist<br />

ein Unternehmer verpflichtet,<br />

der eines der folgenden Unternehmen<br />

betreibt:<br />

1. Buch-, Presse- und sonstige<br />

Verlage, Presseagenturen<br />

(einschließlich Bilderdienste),<br />

2. Theater (ausgenommen<br />

Filmtheater), Orchester, Chöre<br />

und vergleichbare Unternehmen;<br />

Voraussetzung ist, daß<br />

ihr Zweck überwiegend darauf<br />

gerichtet ist, künstlerische oder<br />

publizistische Werke oder Leistungen<br />

öffentlich aufzuführen<br />

oder darzubieten; Absatz 2<br />

bleibt unberührt,<br />

3. Theater-, Konzert- und Gastspieldirektionen<br />

sowie sonstige<br />

Unternehmen, deren wesentlicher<br />

Zweck darauf gerichtet ist, für die<br />

Aufführung oder Darbietung<br />

künstlerischer oder publizistischer<br />

Werke oder Leistungen zu sorgen;<br />

Absatz 2 bleibt unberührt,<br />

4. Rundfunk, Fernsehen,<br />

5. Herstellung von bespielten Bildund<br />

Tonträgern (ausschließlich<br />

alleiniger Vervielfältigung),<br />

6. Galerien, Kunsthandel,<br />

7. Werbung oder Öffentlichkeitsarbeit<br />

für Dritte,<br />

8. Varieté- und Zirkusunternehmen,<br />

Museen,<br />

9. Aus- und Fortbildungseinrichtungen<br />

für künstlerische oder<br />

publizistische Tätigkeiten.<br />

Zur <strong>Künstler</strong>sozialabgabe sind<br />

auch Unternehmer verpflichtet,<br />

die für Zwecke ihres eigenen Unternehmens<br />

Werbung oder Öffentlichkeitsarbeit<br />

betreiben und dabei<br />

nicht nur gelegentlich Aufträge an<br />

selbständige <strong>Künstler</strong> oder Publizisten<br />

erteilen.<br />

(2) Zur <strong>Künstler</strong>sozialabgabe sind<br />

ferner Unternehmer verpflichtet,<br />

die nicht nur gelegentlich Aufträge<br />

an selbständige <strong>Künstler</strong> oder Publizisten<br />

erteilen, um deren Werke<br />

oder Leistungen für Zwecke ihres<br />

Unternehmens zu nutzen, wenn<br />

im Zusammenhang mit dieser<br />

Nutzung Einnahmen erzielt werden<br />

sollen. Werden in einem Kalenderjahr<br />

nicht mehr als drei Veranstaltungen<br />

durchgeführt, in denen<br />

künstlerische oder publizistische<br />

Werke oder Leistungen aufgeführt<br />

oder dargeboten werden,<br />

liegt eine nur gelegentliche Erteilung<br />

von Aufträgen im Sinne des<br />

Satzes 1 vor. Satz 1 gilt nicht für<br />

Musikvereine, soweit für sie Chorleiter<br />

oder Dirigenten regelmäßig<br />

tätig sind.<br />

Der unbestimmte Gesetzesbegriff<br />

"nicht nur gelegentlich" taucht<br />

also zweimal auf:<br />

Einmal in Abs. 1 Satz 2, da geht<br />

es um die sog. Eigenwerber. Abgabepflichtig<br />

sind neben den typischen<br />

Verwertern des Abs. 1 Satz<br />

1 auch Unternehmer anderer<br />

Branchen, die Werbung / Öffentlichkeitsarbeit<br />

für ihr eigenes Unternehmen<br />

betreiben und dabei<br />

eben nicht nur gelegentlich Aufträge<br />

an selbständige <strong>Künstler</strong> oder<br />

Publizisten erteilen. Das kann<br />

Werbung oder Öffentlichkeitsarbeit<br />

bezogen auf ein bestimmtes<br />

Projekt / Produkt sein oder auch<br />

jegliche dem Image dienende Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Verfolgung von<br />

politischen, sozialen Zielen,<br />

Sammlung von Spenden oder Finanzierung<br />

von Hilfeleistungen.<br />

Beispiele sind hier etwa öffentliche<br />

Werbeevents von Autohäusern,<br />

Mailingaktionen mit grafisch<br />

gestaltetem Material. Diese verschaffen<br />

dem Unternehmen keine<br />

konkreten aus der Aktion fließenden<br />

Einnahmen, sondern wirken<br />

auf Sicht umsatzsteigernd.<br />

Zum zweiten taucht der Begriff<br />

"nicht nur gelegentlich" in Abs. 2<br />

auf, der sog. Generalklausel. Diese<br />

soll alle Unternehmer erfassen,<br />

die keine typischen Verwerter<br />

sind, sich jedoch künstlerischer /<br />

publizistischer Leistungen außerhalb<br />

der Eigenwerbung bedienen,<br />

wohl aber mit dem Ziel, dem Unternehmen<br />

Einnahmen im Zusammenhang<br />

mit der Nutzung zu verschaffen.<br />

Beispiel ist etwa das<br />

Design von Produkten oder Verpackungen,<br />

die dann verkauft<br />

werden und dem Unternehmen<br />

dadurch unmittelbar Einnahmen<br />

verschaffen. Die Abgrenzung zu<br />

Abs. 1 Satz 2 ist nicht immer<br />

leicht, außerdem war die Frage,<br />

was denn nun "nicht nur gelegentlich"<br />

ist, streitig. Nur für "Veranstaltungen"<br />

gab es in Abs. 2 eine<br />

Mindestregelung, die sind jedoch<br />

nur eine spezielle Verwertungsart.<br />

Das ist nun beantwortet:<br />

§ 24 KSVG wurde ein neuer Absatz<br />

3 angefügt, der lautet:<br />

(3) Aufträge werden nur gelegentlich<br />

an selbständige <strong>Künstler</strong> oder<br />

Publizisten im Sinne von Absatz 1<br />

Satz 2 oder Absatz 2 Satz 1 erteilt,<br />

wenn die Summe der Entgelte<br />

nach § 25 aus den in einem Kalenderjahr<br />

nach Absatz 1 Satz 2<br />

oder Absatz 2 Satz 1 erteilten Aufträgen<br />

450 Euro nicht übersteigt.<br />

Absatz 2 Satz 2 bleibt unberührt.<br />

Also:<br />

Wer für mehr als Ä 450,00 pro<br />

Jahr unternehmensbezogen die<br />

Leistungen selbstständiger <strong>Künstler</strong><br />

/ Publizisten in Anspruch<br />

nimmt, um damit mittels Werbung<br />

oder Öffentlichkeitsarbeit die<br />

Marktposition seines Unternehmens<br />

generell zu verbessern,<br />

oder wer <strong>Künstler</strong> / Publizisten<br />

zwecks konkreter Einnahmenerzielung<br />

einsetzt, der ist abgabepflichtig:<br />

Maßgeblich ist die Gesamtheit<br />

der Aufträge, die Ä 450,00 können<br />

also auch aus einem einzigen<br />

Auftrag stammend überschritten<br />

werden!<br />

Und wichtig: Für die "typischen<br />

Verwerter" des Abs. 1 Satz 1. gilt<br />

die neue Bagatellregelung nicht.<br />

Rechtsanwalt Roland Voges<br />

Präsident und Justitiar IFSU<br />

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