Erste Hilfe - Schooltrip.ch
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<strong>Erste</strong> <strong>Hilfe</strong>
Impressum<br />
Projektgruppe:<br />
Christian Bassler, SSB Projektleitung<br />
Maja Re<strong>ch</strong>steiner, SSB Projektsupport<br />
Harry Huber, Wil<br />
Susanne Grond, Hedingen<br />
Daniel Wartenweiler, Wetzikon<br />
Fa<strong>ch</strong>beratung:<br />
Dr. med. Nicolas Blondel, Fribourg<br />
Gestaltung, Druckvorstufen<br />
und Illustrationen:<br />
Brandl & S<strong>ch</strong>ärer, Olten<br />
Gesamtleitung:<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Samariterbund<br />
Copyright 2007<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Samariterbund, Olten<br />
Alle Re<strong>ch</strong>te vorbehalten
Gerüstet für<br />
den Notfall<br />
Wenn Sekunden über Leben,<br />
Tod oder bleibende S<strong>ch</strong>äden eines<br />
Verunfallten ents<strong>ch</strong>eiden, gilt es<br />
ri<strong>ch</strong>tig zu handeln und s<strong>ch</strong>nell die<br />
lebensrettenden Sofortmassnahmen<br />
zu treffen. Nothilfe und<br />
<strong>Erste</strong> <strong>Hilfe</strong> zu leisten ist eine<br />
selbstverständli<strong>ch</strong>e Pfli<strong>ch</strong>t gegenüber<br />
allen Mitmens<strong>ch</strong>en.<br />
In diesem «<strong>Erste</strong> <strong>Hilfe</strong>»-Ratgeber<br />
finden Sie die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />
Verhaltensregeln. Kennen Sie sie<br />
no<strong>ch</strong> alle? Wenn ni<strong>ch</strong>t, bietet der<br />
lokale Samariterverein Kurse zur<br />
persönli<strong>ch</strong>en Weiterbildung an.<br />
Bewahren Sie diesen Ratgeber<br />
griffbereit in Ihrer Haus-, Autooder<br />
Reiseapotheke auf – so<br />
leistet er Ihnen im Notfall wertvolle<br />
Dienste.
Inhalt<br />
Ampel-S<strong>ch</strong>ema 5<br />
Alarmieren 6<br />
Notfallnummern 7<br />
ABCD-S<strong>ch</strong>ema 8<br />
Bewusstlosenlagerung<br />
<br />
Beatmung<br />
<br />
Thoraxkompression<br />
5<br />
Blutstillung<br />
7<br />
Innere Verletzungen<br />
9<br />
Bergungsgriffe<br />
0
Ampel-S<strong>ch</strong>ema<br />
Vom Verhalten und Eingreifen der Nothelfer können<br />
Mens<strong>ch</strong>enleben abhängen. Die 3 ents<strong>ch</strong>eidenden<br />
Verhaltenss<strong>ch</strong>ritte kann man si<strong>ch</strong> wie eine Verkehrsampel<br />
vorstellen.<br />
Ergibt si<strong>ch</strong> aus der Unfallsituation eine Gefährdung<br />
für den Helfer (Autobahn, Strom, Silos usw.),<br />
soll keine Nothilfe geleistet werden.<br />
Die Alarmierung der Rettungskräfte stellt in diesem Fall<br />
die wi<strong>ch</strong>tigste Massnahme dar.<br />
Keine Nothilfe bei Gefahr für den Helfer!<br />
Verhalten im Notfall<br />
S<strong>ch</strong>auen<br />
Situation überblicken<br />
Was ist ges<strong>ch</strong>ehen?<br />
Wer ist beteiligt?<br />
Wer ist betroffen?<br />
Denken<br />
Gefahr für Helfende auss<strong>ch</strong>liessen<br />
Gefahr für andere Personen auss<strong>ch</strong>liessen<br />
Gefahr für Patienten auss<strong>ch</strong>liessen<br />
Handeln<br />
Selbsts<strong>ch</strong>utz<br />
Unfallstelle absi<strong>ch</strong>ern und signalisieren<br />
(Pannendreieck, Warnblinker)<br />
Mas<strong>ch</strong>inen abs<strong>ch</strong>alten<br />
Nothilfe leisten
Alarmieren<br />
Folgende Angaben sind lebenswi<strong>ch</strong>tig, und man sollte<br />
si<strong>ch</strong> an dieses Meldes<strong>ch</strong>ema halten.<br />
Vor dem Telefonieren wenn mögli<strong>ch</strong> Notizen ma<strong>ch</strong>en,<br />
um Fragen der Notrufzentrale beantworten zu können.<br />
Bei mehreren Helfern die Alarmierung delegieren.<br />
Besondere Umstände bekannt geben: blockierte<br />
Strasse, auslaufendes Benzin, eingeklemmter Patient,<br />
giftige Stoffe, Ho<strong>ch</strong>spannungsleitungen usw.,<br />
Gewährleistung von Zutritt zu Gebäuden (Codes).<br />
Weitere Personen (z.B. Na<strong>ch</strong>barn) bitten, den<br />
Rettungsdienst einzuweisen.<br />
Die Person, die alarmiert hat, meldet si<strong>ch</strong> wieder<br />
auf der Unfallstelle zurück! Meldet sie si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
innert nützli<strong>ch</strong>er Frist: eine weitere Person mit der<br />
Alarmierung beauftragen.<br />
Wenn si<strong>ch</strong> die Situation verändert: na<strong>ch</strong>alarmieren.<br />
In der Na<strong>ch</strong>t Wohnung, Treppenhaus und Haustüre<br />
beleu<strong>ch</strong>ten.<br />
Meldes<strong>ch</strong>ema<br />
Wer telefoniert?<br />
Was ist passiert?<br />
Wann ist der Unfall ges<strong>ch</strong>ehen?<br />
Wo befindet si<strong>ch</strong> die Unfallstelle?<br />
Wie viele Personen sind verletzt oder erkrankt?<br />
Weiteres?<br />
Rückmeldung
Notrufnummern<br />
144<br />
117 118 145 1414<br />
Sanität<br />
Notfälle, immer<br />
wenn Verletzte vorhanden<br />
sind<br />
Polizei<br />
Verkehrsunfall,<br />
Verbre<strong>ch</strong>en<br />
Feuerwehr<br />
Eingeklemmte<br />
Verletzte, Brand,<br />
Explosionsgefahr,<br />
Vergiftungsgefahr<br />
in der Umgebung<br />
Tox-Zentrum<br />
Bei Vergiftungsnotfällen<br />
ohne<br />
Bewusstseinsstörungen<br />
Rega<br />
Bei S<strong>ch</strong>werverletzten,<br />
bei Gebirgsunfällen,<br />
bei s<strong>ch</strong>wer<br />
zugängli<strong>ch</strong>en<br />
Unfallstellen
ABCD-S<strong>ch</strong>ema<br />
Das ABCD-S<strong>ch</strong>ema ist ein international bekanntes<br />
und anerkanntes Handlungss<strong>ch</strong>ema für die Beurteilung<br />
von Patienten. Das Ziel des ABCD-S<strong>ch</strong>emas ist es,<br />
Störungen oder Bedrohungen der Vitalfunktionen zu<br />
erkennen und daraus die lebensrettenden Sofortmassnahmen<br />
abzuleiten.<br />
A = Airway: Atemweg<br />
Dur<strong>ch</strong> einen Blick in den Mund überprüfen, ob die<br />
Atemwege des Patienten frei sind.<br />
B = Breathing: Atmung<br />
Die Eigenatmung des Patienten 5 bis 10 Sekunden prüfen.<br />
Die Atmung ist si<strong>ch</strong>tbar, hörbar und spürbar.<br />
C = Circulation: Zirkulation<br />
Ob das Herz s<strong>ch</strong>lägt und somit die Zirkulation des<br />
Blutes funktioniert, kann anhand folgender spontaner<br />
Lebenszei<strong>ch</strong>en festgestellt werden: Der Patient atmet,<br />
bewegt si<strong>ch</strong>, hustet.<br />
Weitere Massnahmen<br />
Lagerung<br />
Blutstillung<br />
S<strong>ch</strong>utz vor Wärme, Kälte, Nässe, Zus<strong>ch</strong>auern<br />
Stetiges Wiederholen des ABCD-S<strong>ch</strong>emas<br />
bei der Betreuung und Überwa<strong>ch</strong>ung des<br />
Verletzten sowie bei Veränderung seines<br />
Zustandes<br />
D = Defibrillation: externer Elektros<strong>ch</strong>ock bei<br />
Herz-Kreislauf-Stillstand<br />
Wenn ein automatis<strong>ch</strong>er externer Defibrillator (AED)<br />
vorhanden ist, kann ein besonders ausgebildeter Helfer<br />
beim Kammerflimmern das Herz dur<strong>ch</strong> einen elektris<strong>ch</strong>en<br />
Impuls wieder in einen normalen Rhythmus<br />
bringen.
ABCD-S<strong>ch</strong>ema
ABCD-S<strong>ch</strong>ema<br />
Den Patienten laut anspre<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>merzreiz dur<strong>ch</strong> Kneifen am Handrücken<br />
Spontane Lebenszei<strong>ch</strong>en<br />
prüfen: atmen, husten, bewegen<br />
Ein Helfer<br />
Laut um <strong>Hilfe</strong> rufen.<br />
Kommt niemand zur <strong>Hilfe</strong>: Notruf 144<br />
Mehrere Helfer<br />
1. Helfer: Vorgehen na<strong>ch</strong> ABCD-S<strong>ch</strong>ema<br />
2. Helfer: Notruf 144, AED holen<br />
Person in Rückenlage bringen<br />
Atemwege freilegen: Mit 2 Fingern das Kinn<br />
heben, die andere Hand fla<strong>ch</strong> auf die Stirne<br />
legen, Kopf s<strong>ch</strong>onend na<strong>ch</strong> hinten strecken<br />
Ohr über Nase/Mund des Patienten, Blick<br />
Ri<strong>ch</strong>tung Brust, Atmung 5 bis 10 Sekunden<br />
kontrollieren: sehen, hören, fühlen<br />
Bei deutli<strong>ch</strong>em und regelmässigem Heben<br />
und Senken des Brustkorbes ist Atmung<br />
vorhanden: Bewusstlosenlagerung<br />
Wenn keine Atmung vorhanden: 2x beatmen,<br />
sodass si<strong>ch</strong> der Brustkorb si<strong>ch</strong>tbar hebt und<br />
senkt<br />
Ohr über Nase/Mund des Patienten, Blick<br />
Ri<strong>ch</strong>tung Brust, Atmung 5 bis 10 Sekunden<br />
kontrollieren: sehen, hören, fühlen<br />
Druckpunkt aufsu<strong>ch</strong>en: Untere Hälfte des<br />
Brustbeines 4 bis 5 cm tief eindrücken, dana<strong>ch</strong><br />
vollständig entlasten<br />
Kompressionsfrequenz 100/Minute, Arme<br />
gestreckt, S<strong>ch</strong>ultern senkre<strong>ch</strong>t über Druckpunkt,<br />
kein Druck auf Rippen<br />
AED vorhanden<br />
AED eins<strong>ch</strong>alten, Anweisungen befolgen<br />
1 x Defibrillation, 5 Zyklen CPR. Weiterfahren<br />
gemäss Anweisungen AED oder bis spontane<br />
Lebenszei<strong>ch</strong>en feststellbar<br />
Kein AED vorhanden<br />
Mit 30:2 weiterfahren bis spontane Lebenszei<strong>ch</strong>en<br />
feststellbar<br />
10
Bewusstlosenlagerung<br />
In Rückenlage ist der bewusstlose Patient gefährdet<br />
dur<strong>ch</strong> eine mögli<strong>ch</strong>e Verstopfung der Atemwege, z.B.<br />
dur<strong>ch</strong> Fremdkörper, Blut, Erbro<strong>ch</strong>enes oder dur<strong>ch</strong> die<br />
zurückfallende Zunge. Zusätzli<strong>ch</strong> können Husten- oder<br />
S<strong>ch</strong>luckreflexe fehlen. Jeder Bewusstlose gehört<br />
deshalb in die Bewusstlosenlagerung, damit die Atemwege<br />
frei sind, der Sekretausfluss gewährleistet ist und<br />
der Patient stabil liegt.<br />
Ziel<br />
Atemwege frei<br />
Sekretausfluss gewährleistet<br />
Lagerung stabil<br />
Sämtli<strong>ch</strong>e Handlungen sind gegenüber bewusstlosen<br />
Patienten zu erläutern, da sie ihre Umgebung immer<br />
no<strong>ch</strong> wahrnehmen können.<br />
Um den Patienten zu drehen, an S<strong>ch</strong>ultergürtel und<br />
Hüfte glei<strong>ch</strong>zeitig fassen und glei<strong>ch</strong>mässig zum<br />
Helfer drehen. Die Drehung erfolgt «en bloc», d.h.<br />
ohne Verdrehung der Längsa<strong>ch</strong>se, bis die Bau<strong>ch</strong>seite<br />
stark bodenwärts zeigt und auf den Obers<strong>ch</strong>enkel des<br />
Helfers abgestützt ist.<br />
Bewusstlosenlagerung<br />
Neben Patienten knien<br />
2 Brille entfernen<br />
3 Harte Gegenstände entfernen (Mobiltelefon,<br />
S<strong>ch</strong>lüsselbund aus der Hosentas<strong>ch</strong>e), ohne den<br />
Patienten unnötig zu bewegen<br />
4 Den zugewandten Arm des Patienten re<strong>ch</strong>twinklig<br />
abspreizen<br />
5 Den abgewandten Arm des Patienten ho<strong>ch</strong> auf<br />
seine Brust legen<br />
6 Beine gestreckt nebeneinander legen<br />
11
Bewusstlosenlagerung<br />
Patienten an S<strong>ch</strong>ultergürtel und Hüfte «en bloc»<br />
zum Helfer drehen, bis die Bau<strong>ch</strong>seite stark<br />
bodenwärts zeigt und auf den Obers<strong>ch</strong>enkel des<br />
Helfers abgestützt ist<br />
Kopf vorsi<strong>ch</strong>tig na<strong>ch</strong> hinten strecken, Mund<br />
geöffnet na<strong>ch</strong> unten<br />
Patienten gegen Witterung s<strong>ch</strong>ützen<br />
Vorgehen na<strong>ch</strong> ABCD-S<strong>ch</strong>ema<br />
Patienten, wel<strong>ch</strong>e in Bau<strong>ch</strong>oder<br />
Seitenlage vorgefunden werden<br />
Atmung kontrollieren<br />
in der Lage belassen und stabilisieren<br />
12
Beatmung<br />
90 °<br />
Ist unter Punkt A (Airway) des ABCD-S<strong>ch</strong>emas<br />
keine Spontanatmung vorhanden, wird mit Punkt B<br />
(Breathing) weitergefahren:<br />
Den Patienten in Rückenlage auf dem Boden lagern.<br />
Die Beatmung funktioniert nur in dieser Lage.<br />
Den Oberkörper des Patienten frei ma<strong>ch</strong>en. Kleider<br />
wenn nötig aufreissen oder aufs<strong>ch</strong>neiden.<br />
Seitli<strong>ch</strong> neben die S<strong>ch</strong>ulter des Patienten knien. Arm<br />
des Patienten na<strong>ch</strong> aussen abspreizen oder gestreckt<br />
an den Oberkörper des Patienten anlegen.<br />
Den Kopf des Patienten vorsi<strong>ch</strong>tig na<strong>ch</strong> hinten strecken<br />
(Vorsi<strong>ch</strong>t: ni<strong>ch</strong>t überstrecken).<br />
Kopf ni<strong>ch</strong>t<br />
überstrecken<br />
Das Kinn heben und halten, damit der Mund des<br />
Patienten vollständig vers<strong>ch</strong>lossen wird. Den Mund<br />
über die Nase des Patienten bringen und mit den<br />
Lippen ringsum abdi<strong>ch</strong>ten (Naseneingang ni<strong>ch</strong>t<br />
zuklemmen!).<br />
Falls ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die Nase beatmet werden kann (Verletzungen,<br />
Krankheiten, anatomis<strong>ch</strong>e Besonderheiten),<br />
die Nase zuhalten und die Luft dur<strong>ch</strong> den lei<strong>ch</strong>t geöffneten<br />
Mund des Patienten einblasen.<br />
Dabei stets den Selbsts<strong>ch</strong>utz bea<strong>ch</strong>ten (Beatmungshilfen<br />
wie zum Beispiel Tas<strong>ch</strong>enmaske oder<br />
Beatmungstu<strong>ch</strong> einsetzen).<br />
13
Beatmung<br />
Na<strong>ch</strong> erfolgtem Beatmungsstoss Kopf in Ri<strong>ch</strong>tung<br />
des Brustkorbes des Patienten drehen. S<strong>ch</strong>auen,<br />
ob si<strong>ch</strong> der Brustkorb senkt; hören, ob der Patient<br />
ausatmet; glei<strong>ch</strong>zeitig selber einatmen.<br />
Treten na<strong>ch</strong> den zwei Beatmungsstössen keine<br />
spontanen Lebenszei<strong>ch</strong>en auf, im ABCD-S<strong>ch</strong>ema<br />
mit Punkt C (Circulation) weiterfahren.<br />
Ein Beatmungsstoss dauert ca. 2 Sekunden.<br />
Die Beatmung ist dann ausrei<strong>ch</strong>end, wenn si<strong>ch</strong> der<br />
Brustkorb si<strong>ch</strong>tbar hebt.<br />
Beatmung<br />
Patienten in Rückenlage auf dem Boden lagern<br />
Oberkörper frei ma<strong>ch</strong>en<br />
Neben die S<strong>ch</strong>ulter des Patienten knien<br />
Arm des Patienten abspreizen oder strecken<br />
Kopf vorsi<strong>ch</strong>tig na<strong>ch</strong> hinten strecken<br />
Kinn heben und halten<br />
Mund zu Nase beatmen; wenn ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>,<br />
Mund zu Mund<br />
Ausatmung sehen, hören und spüren<br />
14
Thoraxkompression<br />
Die Thoraxkompression (Thorax = Brustkorb) wird im<br />
ABCD-S<strong>ch</strong>ema unter Punkt C (Circulation) angewendet.<br />
Der Druckpunkt liegt in der unteren Hälfte des Brustbeins.<br />
Bei Anwendung der Thoraxkompression<br />
ausserhalb dieser ri<strong>ch</strong>tigen Druckstelle besteht –<br />
neben der geringeren Wirksamkeit – eine erhöhte Gefahr<br />
von Komplikationen. Vor allem bei zu tief liegender<br />
Druckstelle können Verletzungen von Leber, Milz und<br />
Magen entstehen. Au<strong>ch</strong> bei korrekter Herzmassage<br />
sind Brustbein- und Rippenfrakturen ni<strong>ch</strong>t immer<br />
zu vermeiden, die ihrerseits zu weiteren S<strong>ch</strong>äden<br />
führen können.<br />
Handballen der einen Hand auf den Druckpunkt legen,<br />
die Hand liegt dabei quer zum Brustbein. Dieser Punkt<br />
liegt zwei Querfinger oberhalb des Rippenbogens.<br />
Zur Unterstützung der Druckwirkung wird der andere<br />
Handballen parallel auf den Rücken der ersten Hand<br />
gelegt. Die Finger dürfen keinen Druck auf die Rippen<br />
ausüben. Die Arme des Helfers werden gestreckt<br />
und senkre<strong>ch</strong>t gehalten. Die S<strong>ch</strong>ultern sind senkre<strong>ch</strong>t<br />
über dem Druckpunkt.<br />
15
Thoraxkompression<br />
Das Brustbein kräftig und glei<strong>ch</strong>mässig 4 bis 5 cm tief<br />
eindrücken. Dies entspri<strong>ch</strong>t etwa einem Drittel des<br />
Brustdur<strong>ch</strong>messers.<br />
Dana<strong>ch</strong> ras<strong>ch</strong> und vollständig entlasten. Dabei aber<br />
die Hände ni<strong>ch</strong>t vom Brustkorb heben, um den Druckpunkt<br />
ni<strong>ch</strong>t zu verlieren. Die Kompressionsphase<br />
dauert glei<strong>ch</strong> lang wie die Entlastungsphase.<br />
Für die Kompression das Gewi<strong>ch</strong>t des Oberkörpers<br />
einsetzen. Das Hüftgelenk ist der Drehpunkt.<br />
Der Thorax muss mit einer Frequenz von 100 Stössen<br />
pro Minute komprimiert werden. Diese Frequenz wird<br />
benötigt, weil die Kompressionen dur<strong>ch</strong> die Beatmung<br />
unterbro<strong>ch</strong>en werden. Ein Zyklus beinhaltet 30 Thoraxkompressionen<br />
und 2 Beatmungen bei Erwa<strong>ch</strong>senen<br />
sowie bei Kindern ab a<strong>ch</strong>t Jahren.<br />
Das zeitli<strong>ch</strong>e Verhältnis Kompression zu Entlastung ist<br />
1:1. Druckpunkt immer wieder neu su<strong>ch</strong>en.<br />
Druckpunkt su<strong>ch</strong>en: Untere Hälfte des Brustbeins<br />
Handstellung und Körperhaltung einnehmen<br />
Hände übereinander<br />
Kein Druck auf Rippen<br />
Arme gestreckt<br />
S<strong>ch</strong>ultern senkre<strong>ch</strong>t über Druckpunkt<br />
Brustkasten komprimieren:<br />
Kompressionstiefe 4 bis 5 cm<br />
Bewegungsablauf<br />
Hände bleiben auf dem Brustbein<br />
Vollständig entlasten<br />
Hüftgelenk ist Drehpunkt<br />
100 Kompressionen pro Minute<br />
30 Kompressionen zu 2 Beatmungen<br />
Druckpunkt immer neu su<strong>ch</strong>en<br />
Verhältnis Kompression zu Entlastung 1:1<br />
16
Blutstillung<br />
Bei erwa<strong>ch</strong>senen Mens<strong>ch</strong>en beträgt die Blutmenge<br />
etwa 7 Prozent des Körpergewi<strong>ch</strong>ts. Ein 70 kg<br />
s<strong>ch</strong>werer Mens<strong>ch</strong> hat also 5 Liter Blut. Verliert ein<br />
Mens<strong>ch</strong> innert kurzer Zeit über 1 Liter Blut, besteht<br />
Lebensgefahr. Deshalb ist es wi<strong>ch</strong>tig, eine massive<br />
Blutung sofort zu stoppen.<br />
Selbsts<strong>ch</strong>utz: Zum S<strong>ch</strong>utz vor gefährli<strong>ch</strong>en Infektionskrankheiten,<br />
wie Aids oder Hepatitis B, direkten<br />
Kontakt mit fremdem Blut vermeiden. S<strong>ch</strong>utzhands<strong>ch</strong>uhe<br />
tragen.<br />
Sobald Blut fliesst, wirkt die Situation häufig dramatis<strong>ch</strong>;<br />
die Gefährli<strong>ch</strong>keit wird oft übers<strong>ch</strong>ätzt.<br />
Verletzte Person fla<strong>ch</strong> lagern<br />
Verletzten Körperteil ho<strong>ch</strong> halten<br />
Gegendruck mit saugfähigem Material auf die<br />
Wunde ausüben.<br />
Folgende Materialien sind geeignet:<br />
Verbandspatrone<br />
Kompresse und Gazebinde<br />
Dreieckstu<strong>ch</strong><br />
Stoffstücke<br />
Handtu<strong>ch</strong><br />
IVP (Individuelles Verbandpäck<strong>ch</strong>en)<br />
Wenn die Blutung so gestillt werden kann, direkt zu<br />
Punkt 6<br />
Blutung mit Druckverband stoppen<br />
Bestehendes Druckpolster belassen<br />
Weiteres Material für Druckverband<br />
organisieren<br />
Verband anbringen<br />
Verband über Druckpolster verknoten<br />
Kann die Blutung ni<strong>ch</strong>t gestillt werden, wird ein weiterer<br />
Druckverband direkt über dem ersten angebra<strong>ch</strong>t.<br />
17
Blutstillung<br />
Na<strong>ch</strong> der Blutstillung den verletzten Körperteil ho<strong>ch</strong><br />
lagern und ruhig stellen. Bei Verda<strong>ch</strong>t auf Armoder<br />
Beinbru<strong>ch</strong> wird auf das Ho<strong>ch</strong>lagern verzi<strong>ch</strong>tet.<br />
Alarmieren: Starke Blutungen gehören in ärztli<strong>ch</strong>e<br />
Behandlung. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes<br />
muss der Patient betreut und sein<br />
Allgemeinzustand überwa<strong>ch</strong>t werden.<br />
18
Innere Verletzungen<br />
Bei Unfällen besteht immer die Gefahr von Verletzungen<br />
innerer Organe wie zum Beispiel der Leber,<br />
der Milz usw. Der Unfallhergang kann Hinweise auf<br />
dieses Verletzungsmuster geben. Sol<strong>ch</strong>e Patienten<br />
gehören umgehend in ärztli<strong>ch</strong>e Behandlung, weshalb<br />
dem sofortigen Alarmieren besondere Bedeutung<br />
zukommt.<br />
Symptome<br />
Sehr blasse, kalte Haut<br />
Kalter S<strong>ch</strong>weiss<br />
Meist teilnahmslos, aber au<strong>ch</strong> unruhig bis erregt<br />
oder aggressiv<br />
Oberflä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e, s<strong>ch</strong>nelle Atmung, Gähnen und<br />
S<strong>ch</strong>nappen na<strong>ch</strong> Luft<br />
Kontinuierli<strong>ch</strong>e Vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terung des Allgemeinzustandes<br />
Innere Verletzungen<br />
Alarmieren<br />
Patienten ni<strong>ch</strong>t unnötig bewegen<br />
Patienten fla<strong>ch</strong>lagern<br />
Witterungss<strong>ch</strong>utz<br />
Vorgehen na<strong>ch</strong> ABCD-S<strong>ch</strong>ema<br />
19
Bergungsgriffe<br />
Bergungsgriffe werden auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> bei Patienten<br />
angewendet, die si<strong>ch</strong> in einer lebensbedrohli<strong>ch</strong>en<br />
Situation befinden.<br />
Sie ermögli<strong>ch</strong>en das ras<strong>ch</strong>e Bergen aus der Gefahrenzone.<br />
Beim Unterarmgriff von hinten die Arme unter den A<strong>ch</strong>selhöhlen<br />
des Patienten hindur<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ieben und von<br />
oben mit beiden Händen einen unverletzten Unterarm<br />
umfassen. Zum Ho<strong>ch</strong>heben des Patienten in eine tiefe<br />
Hocke gehen, nahe an den Patienten heran. Der<br />
Patient wird vom rückwärts gehenden Helfer mitgezogen.<br />
Unterarmgriff<br />
Patienten aufsetzen und hinter ihn kauern<br />
Beide Arme unter den A<strong>ch</strong>seln dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ieben<br />
Unverletzten Unterarm fassen<br />
Tief in die Hocke gehen und aufheben<br />
Patienten rückwärts gehend mitziehen<br />
20