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Wohin führt der globale Wettbewerb?

Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken und der Universität Hohenheim.

Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken und der Universität Hohenheim.

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Deutsche Fragen<br />

Symposium des<br />

Bundesverbandes deutscher Banken<br />

und <strong>der</strong> Universität Hohenheim<br />

<strong>Wohin</strong> <strong>führt</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>globale</strong> <strong>Wettbewerb</strong>?


Wer die richtigen Fragen stellt, ist <strong>der</strong> richtigen Antwort auf <strong>der</strong> Spur.Die<br />

fortschreitende Globalisierung stellt die Nationen vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Denn während die Grenzen zwischen den Volkswirtschaften verschwimmen,<br />

werden <strong>der</strong> Handlungsfreiheit <strong>der</strong> einzelnen Staaten neue Grenzen gesetzt.<br />

Wirtschaft und Politik müssen ihre bisherigen Rollen überdenken.Die<br />

Auswirkungen dieser Entwicklung auf Deutschland als einen <strong>der</strong> aktivsten<br />

„Global Player“ wurden auf dem 2.Symposium „Deutsche Fragen“ von<br />

renommierten<br />

Vertretern aus Politik,Wirtschaft,Wissenschaft und Kultur diskutiert.


Deutsche Fragen<br />

Symposium des<br />

Bundesverbandes deutscher Banken<br />

und <strong>der</strong> Universität Hohenheim<br />

<strong>Wohin</strong> <strong>führt</strong> <strong>der</strong> <strong>globale</strong><br />

<strong>Wettbewerb</strong>?


Inhalt<br />

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Dr. Frank Heintzeler<br />

Grußadresse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Prof. Dr. Klaus Macharzina<br />

Grußadresse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

Dr. Manfred Weber<br />

Deutschland in <strong>der</strong> Globalisierungsfalle? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Erwin Teufel<br />

Politik in Zeiten des <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong>s . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

Prof. Dr. Renate Ohr<br />

Globaler <strong>Wettbewerb</strong> als Motor weltweiter Integration . . . . . . . . 38<br />

Prof. Dr. Peter Sloterdijk<br />

Philosophische Aspekte <strong>der</strong> Globalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

Zusammenfassung <strong>der</strong> Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

Kurzbiographien <strong>der</strong> Redner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />

Teilnehmer des Symposiums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80


Vorwort<br />

Globalisierung – kaum eine Vokabel hat in <strong>der</strong> wirtschafts- und gesellschaftspolitischen<br />

Diskussion <strong>der</strong> letzten Jahre so sehr an Bedeutung gewonnen.Vielfach<br />

haben die in dieser Debatte geschürten Ängste dazu ge<strong>führt</strong>,<br />

daß die großen Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten häufig übersehen<br />

wurden, die <strong>der</strong> <strong>globale</strong> <strong>Wettbewerb</strong> auch und gerade für Deutschland bietet.<br />

Ungeachtet des Fürs und Wi<strong>der</strong>s dieser Diskussion schreitet die Globalisierung<br />

voran. Eine Folge des <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong>s ist, daß sich die Grenzen<br />

vormals nationaler Volkswirtschaften zunehmend verwischen. Letztlich<br />

müssen damit nicht nur die überkommenen Zuständigkeiten und Aufgaben<br />

des Staates neu definiert werden, auch die Wertvorstellungen einzelner<br />

Nationen werden sich gegenseitig beeinflussen und verän<strong>der</strong>n. Für Wirtschaft<br />

und Politik – und damit auch für die Gesellschaft – stellt sich gleichermaßen<br />

die Frage:<strong>Wohin</strong> <strong>führt</strong> <strong>der</strong> <strong>globale</strong> <strong>Wettbewerb</strong>? Diese aktuelle<br />

Frage stand im Mittelpunkt des zweiten Symposiums „Deutsche Fragen“, das<br />

<strong>der</strong> Bundesverband deutscher Banken am 3. März 1999 zusammen mit <strong>der</strong><br />

Universität Hohenheim in Stuttgart veranstaltete. Renommierte Persönlichkeiten<br />

aus Politik,Wirtschaft,Wissenschaft und Kultur diskutierten die verschiedenen<br />

Aspekte dieses interessanten Themas.<br />

Das in Stuttgart veranstaltete Symposium <strong>führt</strong> die Veranstaltungsreihe<br />

„Deutsche Fragen“ fort.Unter diesem Titel laden die privaten Banken<br />

zweimal in Jahr in wechselnden Universitätsstädten zum Gespräch über<br />

die großen gesellschaftspolitischen Streitfragen, die das Land im Übergang<br />

zum 21. Jahrhun<strong>der</strong>t bewegen.<br />

Dr. Manfred Weber<br />

Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Vorstandes<br />

des Bundesverbandes deutscher Banken<br />

Deutsche Fragen<br />

7


Dr. Frank Heintzeler<br />

Grußadresse<br />

Herzlich willkommen in <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank. Meine Vorstandskollegen und ich freuen uns, daß<br />

<strong>der</strong> Bundesverband deutscher Banken zusammen mit <strong>der</strong><br />

Universität Hohenheim in <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> Symposien „Deutsche<br />

Fragen“ in unserem Hause ein wichtiges Thema diskutieren<br />

will: „<strong>Wohin</strong> <strong>führt</strong> <strong>der</strong> <strong>globale</strong> <strong>Wettbewerb</strong>?“ Der<br />

Zuspruch zu diesem Forum war daher entsprechend.Auch<br />

die Presse nimmt in erfreulichem Ausmaß teil. Sogar das<br />

Fernsehen ist anwesend.Vielen Dank für Ihr großes Interesse.Wenn<br />

ich so in die Runde schaue, sehe ich viele namhafte<br />

Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und<br />

Dr. Frank Heintzeler<br />

Sprecher des Vorstandes <strong>der</strong> Baden-<br />

Kultur unseres Landes. Bitte sehen Sie mir nach, daß ich Württembergischen Bank AG und<br />

Mitglied des Vorstandes des Bundesverbandes<br />

deutscher Banken<br />

Sie nicht alle einzeln gebührend begrüßen kann. Als Gastgeber<br />

möchte ich mich aber beson<strong>der</strong>s bedanken bei den Referenten des<br />

heutigen Abends,an <strong>der</strong> Spitze Herr Ministerpräsident Erwin Teufel.Herzlich<br />

willkommen,Herr Ministerpräsident.Wir freuen uns,daß Sie sich auch selbst<br />

um die Belange <strong>der</strong> privaten Banken kümmern.Wir als Baden-Württembergische<br />

Bank können uns sowieso nicht beklagen. Hält doch die Landesregierung<br />

als unser Hauptaktionär immer ihre schützende Hand über uns und<br />

unsere Unabhängigkeit.<br />

Begrüßen möchte ich ebenfalls die Veranstalter, Herrn Professor<br />

Dr. Klaus Macharzina, den Präsidenten <strong>der</strong> Universität Hohenheim, und<br />

Dr. Manfred Weber, den Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher<br />

Banken. Aus dem Olymp <strong>der</strong> Wissenschaften sind unter uns Professor<br />

Dr.Renate Ohr von <strong>der</strong> Hohenheimer Universität und Professor Dr.Peter Sloterdijk<br />

von <strong>der</strong> Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe,die unse-<br />

Deutsche Fragen<br />

9


Dr. Frank Heintzeler<br />

Grußadresse<br />

rem Thema professoralen Glanz verleihen.Sie sehen dabei aber auch,daß die<br />

Referentenliste baden-württembergisch austariert ist und nicht medienwirksamer<br />

hätte ausfallen können. Der Mo<strong>der</strong>ator <strong>der</strong> abschließenden Podiumsdiskussion,<br />

Stefan Baron, Chefredakteur <strong>der</strong> Zeitschrift „Wirtschaftswoche“,<br />

wird mir das sicherlich bestätigen. Man hat den Banken in <strong>der</strong><br />

Vergangenheit immer wie<strong>der</strong> vorgeworfen, Einfluß hinter den Kulissen auszuüben<br />

und das öffentliche Podium zu meiden. Die vielzitierte Macht <strong>der</strong><br />

Banken war fast ein Schimpfwort,und das öffentliche Ansehen <strong>der</strong> Banker in<br />

Deutschland rangierte relativ weit unten – kurz vor <strong>der</strong> Atomindustrie – und<br />

ganz in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Versicherungsbranche! Doch es hat sich mittlerweile<br />

einiges getan:Der Bundesverband deutscher Banken veranstaltet seit einigen<br />

Jahren die sogenannten „Schönhauser Gespräche“ in Berlin.Der Kontakt mit<br />

Multiplikatoren des öffentlichen Lebens und mit den Medien wurde damit<br />

intensiviert. Im letzten Jahr faßte <strong>der</strong> Bankenverband wegen des großen<br />

Erfolges dieser Veranstaltungen den Entschluß,weitere Symposien ins Leben<br />

zu rufen, so letztes Jahr in Erfurt und heute in Stuttgart. Als neuem Vorsitzenden<br />

des Arbeitskreises für Öffentlichkeitsarbeit im Bundesverband deutscher<br />

Banken ist es mir ein beson<strong>der</strong>es Anliegen, daß sich die Bankbranche<br />

in Deutschland häufiger öffentlich artikuliert und Stellung bezieht zu wichtigen<br />

Themen in unserer Gesellschaft. Wir repräsentieren mit mehr als<br />

215.000 qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein wichtiges<br />

Dienstleistungssegment unseres Landes – gerade mit Blick auf die vielbeschworene<br />

Globalisierung. Insofern wünsche ich mir viele solcher Symposien<br />

– und natürlich ein solches Publikum!<br />

10<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Klaus Macharzina<br />

Grußadresse<br />

Sehr verehrter Herr Ministerpräsident,<br />

sehr verehrter Herr Dr. Heintzeler, meine sehr verehrten<br />

Damen und Herren, an den Beginn meiner Grußadresse<br />

möchte ich ein Wort des Dankes stellen. Die Universität<br />

Hohenheim dankt Ihnen, Herr Dr. Heintzeler, in Ihrer<br />

Eigenschaft als Sprecher des Vorstandes <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank dafür, daß wir heute mit dieser Veranstaltung<br />

in Ihrem Hause zu Gast sein dürfen. Zugleich<br />

danke ich Ihnen aber auch in Ihrer Eigenschaft als Mitglied<br />

des Vorstandes des Bundesverbandes deutscher Banken<br />

Prof. Dr. Klaus Macharzina<br />

dafür, daß wir dieses Symposium gemeinsam veranstalten<br />

Präsident <strong>der</strong> Universität<br />

können.<br />

Hohenheim<br />

„Deutsche Fragen“ haben Sie als Obertitel für die Reihe dieser<br />

Symposien gewählt. Daß diese Bezeichnung nicht eng auf den nationalen<br />

Bereich o<strong>der</strong> gar nationalistische Blickwinkel beschränkt ist, belegt <strong>der</strong> Titel<br />

<strong>der</strong> heutigen Veranstaltung.„<strong>Wohin</strong> <strong>führt</strong> <strong>der</strong> <strong>globale</strong> <strong>Wettbewerb</strong>?“ – dies ist<br />

eine deutsche Frage und eine internationale Frage zugleich. Diese Kombination<br />

weist in aller Deutlichkeit darauf hin, daß es wohl keine deutschen Fragen<br />

mehr gibt, die nicht zugleich einen internationalen Bezug haben, und<br />

daß es auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite keine Fragen von <strong>globale</strong>r Bedeutung mehr gibt,<br />

die nicht unmittelbar auf Deutschland zurückwirken.Als Präsident einer Universität,<br />

die seit ihrer Gründung im Jahre 1818 stets weit über Landes- und<br />

nationale Grenzen hinaus gewirkt hat und die mit rund 120 Kooperationsvereinbarungen<br />

mit ausländischen Hochschulen und internationalen Forschungseinrichtungen<br />

auf allen Kontinenten verbunden ist, werde ich vor<br />

diesem Auditorium nicht weiter auf die Bedeutung internationaler Vernet-<br />

11<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Klaus Macharzina<br />

Grußadresse<br />

zungen und Verflechtungen eingehen – für Wirtschaftsunternehmen gehören<br />

diese ebenso zum Tagesgeschäft wie für Universitäten. So ist die kleine,<br />

feine und exzellente Universität Hohenheim trotz ihrer lokalen und regionalen<br />

Verankerung – um im Bild zu bleiben – ein anständiges mittelständisches<br />

Unternehmen, das sich zügig globalisiert. Daher ist es sicherlich auch<br />

kein Zufall,daß <strong>der</strong> Bundesverband deutscher Banken gerade die Universität<br />

Hohenheim als Partnerinstitution für diese Veranstaltung gewählt hat.<br />

Globalisierung ist aber sicher nicht nur ein ökonomisches Phänomen,son<strong>der</strong>n<br />

umfaßt auch die schrumpfende Rolle des Nationalstaats und<br />

an<strong>der</strong>e gesellschaftliche Dimensionen, Werte und Lebensstile. Sie schafft<br />

neue Probleme wie international organisierte Kriminalität o<strong>der</strong> illegale<br />

Migration, aber auch ein gemeinsames Bewußtsein <strong>der</strong> Grenzen des Ökosystems.<br />

Globalisierung ist ein Stichwort, das auch für die Universität Hohenheim<br />

vielfältige Bedeutung hat. Global arbeiten unsere Wissenschaftler in<br />

internationalen Forschungsverbünden in den Naturwissenschaften, den<br />

Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften, den Biowissenschaften, den<br />

Agrarwissenschaften, den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und den<br />

Kommunikationswissenschaften. Globale Fragestellungen, wie <strong>der</strong> Schutz<br />

unserer Biosphäre mit Wasser, Boden und Luft o<strong>der</strong> auch <strong>globale</strong> Klimaverän<strong>der</strong>ungen,<br />

werden von Hohenheimer Wissenschaftlern interdisziplinär<br />

bearbeitet. Als Problem höchster Priorität, das Hohenheim sozusagen in die<br />

Wiege gelegt worden ist, arbeiten wir an <strong>der</strong> Beseitigung des Hungers in <strong>der</strong><br />

Welt an vor<strong>der</strong>ster Front. Internationale Wirtschaft ist eine wichtige Vertiefungsrichtung<br />

unseres Ökonomiestudiums. Und schließlich arbeiten<br />

Betriebswirte, Volkswirte und Sozialwissenschaftler an unserer Universität<br />

auch in <strong>der</strong> Forschung über die Auswirkungen <strong>der</strong> Globalisierung und ihre<br />

12<br />

Deutsche Fragen


positiven wie negativen Effekte.Frau Kollegin Professor Dr.Ohr wird als eine<br />

herausragende Vertreterin ihres Fachs hierzu ja heute kompetent berichten.<br />

In dieser Veranstaltung sehen wir ein deutliches Zeichen dafür,<br />

daß die Universität als Kooperationspartner von <strong>der</strong> Wirtschaft akzeptiert<br />

wird, da wir eine Politik <strong>der</strong> Offenheit gegenüber Wirtschaft und Gesellschaft<br />

verfolgen und vor allem mit solchen Partnern gern kooperieren, die<br />

eine konstruktiv-kritische Zusammenarbeit zu schätzen wissen. Niemand,<br />

keine Institution, kein Verband, kein Land ist stark genug, sich den <strong>globale</strong>n<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen allein zu stellen und die Aufgaben, die vor uns liegen,<br />

allein zu bewältigen. Wenn wir jedoch zusammenwirken, haben wir eine<br />

gute Chance.<br />

Meine Damen und Herren, wohin <strong>führt</strong> <strong>der</strong> <strong>globale</strong> <strong>Wettbewerb</strong>?<br />

Müssen die Unternehmen lernen,mit neuen Wi<strong>der</strong>sprüchen zu leben? Befinden<br />

sich die Wirtschaftsräume am Ende <strong>der</strong> Gemütlichkeit? Ist <strong>der</strong> Nationalstaat<br />

vom Abstieg bedroht? Entstehen in <strong>der</strong> Gesellschaft neue Grenzen,<br />

neue Klassen? Dieses sind, meine ich, zentrale Fragen des heutigen Themas.<br />

Wir sind gespannt auf die Antworten!<br />

13<br />

Deutsche Fragen


Dr. Manfred Weber<br />

Deutschland in <strong>der</strong> Globalisierungsfalle?<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren!<br />

„Wohl kein Jahrhun<strong>der</strong>t hat jemals eine solch fortschreitende<br />

Entwicklung auf allen Gebieten des menschlichen<br />

Lebens gezeigt,wie das nunmehr abgelaufene.“ Mit diesem<br />

Satz begrüßte <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>der</strong> Hamburger Handelskammer,<br />

Adolf Woermann, am 30. Dezember 1899 die<br />

Gäste auf <strong>der</strong> Versammlung des Ehrbaren Kaufmanns.<br />

Dieses Zitat aufgreifend,möchte ich Sie heute –<br />

hun<strong>der</strong>t Jahre später – im Namen des Bundesverbandes<br />

deutscher Banken herzlich zu unserem Symposium begrüßen.<br />

Die Worte des ehrbaren Hamburger Kaufmanns<br />

Dr. Manfred Weber<br />

Hauptgeschäftsführer und Mitglied<br />

des Vorstandes des Bundesverbandes las ich letzten Monat in <strong>der</strong> „Wirtschaftswoche“. Es ist<br />

deutscher Banken<br />

nahezu eine Binsenweisheit: Menschen unterliegen stets dem Wandel, er ist<br />

eine zeitlose Erscheinung. Insofern müßte uns diese Erkenntnis die Gelassenheit<br />

geben, die zukünftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen mit <strong>der</strong> notwendigen<br />

Distanz und Ausgewogenheit zu diskutieren. Lassen Sie uns, meine sehr<br />

geehrten Damen und Herren, heute abend gemeinsam damit beginnen.<br />

Ich freue mich, daß Sie unserer Einladung gefolgt sind, heute an<br />

unserem Symposium „Deutsche Fragen“ teilzunehmen. Das Gespräch mit<br />

Ihnen ist uns wichtig,und so freue ich mich auf eine interessante Diskussion<br />

über die Frage:<strong>Wohin</strong> <strong>führt</strong> <strong>der</strong> <strong>globale</strong> <strong>Wettbewerb</strong>?<br />

Nicht ganz ohne Grund sind wir mit unserem zweiten Symposium<br />

nach Stuttgart gegangen.Denn hier in Baden-Württemberg hat das sogenannte<br />

Fusionsfieber einen beson<strong>der</strong>en Stellenwert erreicht. Wer denkt<br />

nicht gleich an die beson<strong>der</strong>s spektakuläre und bislang weltweit größte<br />

Fusion zweier Automobilkonzerne zur DaimlerChrysler AG?<br />

14<br />

Deutsche Fragen


Ich nenne auch den Zusammenschluß <strong>der</strong> beiden regionalen Stromkonzerne<br />

zur Energie Baden-Württemberg AG, den nunmehr fusionierten Südwestrundfunk<br />

und die neugeschaffene Landesbank Baden-Württemberg.Das<br />

„Musterländle“ hat den <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong> angenommen,Wirtschaft und<br />

Politik haben sich den Herausfor<strong>der</strong>ungen des Wandels gestellt. Gerade in<br />

Verbindung mit den zuletzt erwähnten Zusammenschlüssen werden Sie,<br />

sehr geehrter Herr Ministerpräsident Teufel, als einer <strong>der</strong> „Fusionsväter“<br />

gesehen.Deshalb freue ich mich sehr,Sie bei unserem Symposium begrüßen<br />

zu können. Anfang Februar haben Sie das Deutsche Industrie- und Handelszentrum<br />

in Peking eröffnet und vor wenigen Tagen – als weiteres Symbol <strong>der</strong><br />

<strong>globale</strong>n Ausrichtung <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft – das German Center in<br />

Jakarta.Wir sind gespannt, welche Rolle Sie <strong>der</strong> Politik im Zeitalter <strong>der</strong> Globalisierung<br />

zumessen.<br />

Ebenfalls möchte ich Sie, Frau Professor Ohr, herzlich willkommen<br />

heißen. In den letzten Jahren haben wir Sie als engagierte, aber stets<br />

sachliche Euro-Kritikerin kennengelernt. Ich hoffe, daß <strong>der</strong> gelungene Start<br />

des Euro Ihre Zweifel am Maastricht-Fahrplan inzwischen etwas besänftigt<br />

hat.Frau Professor Ohr hat an <strong>der</strong> Universität Hohenheim,unserem heutigen<br />

Mitveranstalter, einen Lehrstuhl für Außenwirtschaft.Wir, sehr geehrte Frau<br />

Professor Ohr, erwarten mit Interesse Ihre Analyse, inwieweit <strong>der</strong> <strong>globale</strong><br />

<strong>Wettbewerb</strong> Motor <strong>der</strong> weltweiten Integration ist.<br />

An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, um<br />

Ihnen, Herr Professor Macharzina, für die gute Zusammenarbeit mit Ihrer<br />

Universität im Vorfeld dieses Symposiums zu danken.<br />

Ebenso gilt mein beson<strong>der</strong>er Dank <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG für ihre Gastfreundschaft.Vielen Dank, Herr Dr. Heintzeler, daß <strong>der</strong><br />

15<br />

Deutsche Fragen


Dr. Manfred Weber<br />

Deutschland in <strong>der</strong> Globalisierungsfalle?<br />

Bankenverband heute mit diesem Symposium bei Ihnen zu Gast sein darf.<br />

Ein weiterer Gruß gilt Ihnen, Herr Professor Sloterdijk. In <strong>der</strong><br />

Debatte um die Globalisierung stehen in <strong>der</strong> Regel die wirtschaftlichen<br />

Aspekte im Vor<strong>der</strong>grund.Die nicht weniger wichtigen kulturellen und gesellschaftlichen<br />

Perspektiven sollten aber nicht zu kurz kommen. Aus diesem<br />

Blickwinkel haben Sie, Herr Professor Sloterdijk, zum Thema <strong>der</strong> Globalisierung<br />

wichtige Anstöße gegeben. Schon von daher sind wir auch auf Ihren<br />

Vortrag sehr gespannt.<br />

Herzlich begrüßen möchte ich schließlich den Chefredakteur <strong>der</strong><br />

„Wirtschaftswoche“. Die „Wirtschaftswoche“, sehr geehrter Herr Baron, ist ja<br />

als eine kritische Begleiterin <strong>der</strong> deutschen Wirtschafts- und Ordnungspolitik<br />

bekannt. Und gerade deshalb freut es mich, mit Ihnen einen <strong>der</strong> Gralshüter<br />

<strong>der</strong> freiheitlichen Marktwirtschaft als Mo<strong>der</strong>ator und Diskussionsleiter<br />

gewonnen zu haben.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Globalisierung – kaum<br />

eine an<strong>der</strong>e Vokabel hat in <strong>der</strong> wirtschaftspolitischen Diskussion <strong>der</strong> letzten<br />

Jahre so sehr an Bedeutung gewonnen und solche Emotionen geschürt. Bei<br />

<strong>der</strong> Suche nach den Gründen für die nun seit Jahren anhaltenden wirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten wird die Globalisierung nur allzugern als<br />

eigentliche Ursache für den Arbeitsplatzabbau o<strong>der</strong> die vermeintliche Demontage<br />

des sozialen Sicherungssystems ange<strong>führt</strong>.<br />

Die negativen Assoziationen, die mit dem Begriff Globalisierung<br />

verbunden sind, gehen jedoch weit über das Ökonomische hinaus. Denn<br />

neben dem immer intensiver werdenden <strong>Wettbewerb</strong> <strong>der</strong> Wirtschaftsstandorte<br />

wird zunehmend deutlich, daß die Globalisierung auch zu Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in Politik und Gesellschaft <strong>führt</strong>. Und diese neue Erfahrung, wonach<br />

16<br />

Deutsche Fragen


auch das eigene nationale politische, rechtliche o<strong>der</strong> fiskalische System<br />

vom Prinzip des <strong>Wettbewerb</strong>s erfaßt wird, ruft Ängste, zum Teil auch Wi<strong>der</strong>stände<br />

hervor.<br />

<strong>Wohin</strong> <strong>führt</strong> nun <strong>der</strong> <strong>globale</strong> <strong>Wettbewerb</strong>? Viele Argumente in dieser<br />

Debatte erscheinen mir reichlich übertrieben. Häufig wird bei uns übersehen,<br />

welche Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten die Globalisierung<br />

auch und gerade <strong>der</strong> deutschen Volkswirtschaft bietet. Ist Ist es vielleicht eine Frage<br />

es vielleicht eine Frage <strong>der</strong> Mentalität, daß in Deutschland<br />

<strong>der</strong> Mentalität, daß in<br />

weniger über die Chancen als über die Risiken <strong>der</strong> Globalisierung<br />

gesprochen wird?<br />

die Chancen als über die<br />

Deutschland weniger über<br />

In einem solchen Meinungsklima ist es nicht Risiken <strong>der</strong> Globalisierung<br />

weiter verwun<strong>der</strong>lich, daß <strong>der</strong> Bestseller <strong>der</strong> französischen<br />

Autorin Viviane Forrester auch in Deutschland auf fruchtbaren Boden<br />

gesprochen wird?<br />

gefallen ist. Schenkt man ihr Glauben, steht die Apokalypse kurz bevor. In<br />

ihrem 1996 erschienenen Buch „Der Terror <strong>der</strong> Ökonomie“ beschreibt sie in<br />

düsteren Worten die Globalisierung als ein System, „das den Menschen aus<br />

den Knochen heraussaugt,was ihnen noch an Menschlichkeit geblieben ist“.<br />

Ähnlich äußern sich die Spiegel-Redakteure Hans-Peter Martin<br />

und Harald Schumann in ihrem Buch „Die Globalisierungsfalle“. <strong>Wohin</strong> die<br />

Reise ihrer Meinung nach geht, deutet sich bereits im Untertitel des Buches<br />

an: „Der Angriff auf Demokratie und Wohlstand“.<br />

Schumann und Martin definieren Globalisierung als „Entfesselung<br />

<strong>der</strong> Kräfte des Weltmarktes und ökonomische Entmachtung des Staates“. Die<br />

Welt werde zu einem einzigen Markt verschmelzen, dessen grenzenloser<br />

Verdrängungswettbewerb von den Interessen <strong>der</strong> transnationalen Unternehmen<br />

getragen werde.<br />

17<br />

Deutsche Fragen


Dr. Manfred Weber<br />

Deutschland in <strong>der</strong> Globalisierungsfalle?<br />

Dieser – wie sie es nennen – „Turbokapitalismus“ würde die Gesellschaften<br />

in einen Anpassungswettlauf nach unten führen, in dem Börsenkurse und<br />

Konzerngewinne steigen, während kleine wie mittlere Betriebe und Arbeitsplätze<br />

verschwinden. Am Ende dieses Prozesses würde die Gesellschaft in<br />

eine kleine Schicht <strong>der</strong> alles besitzenden „sharehol<strong>der</strong>s“ und in die Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Besitzlosen und Unterbezahlten gespalten.Das wäre dann auch das Ende<br />

von Demokratie und Rechtsstaat.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ist Deutschland tatsächlich<br />

in Gefahr, in diese „Globalisierungsfalle“ zu laufen?<br />

Hierzulande konzentrieren sich die Diskussionen zur Globalisierung<br />

häufig auf die hohen Lohn- und Lohnzusatzkosten sowie auf die hohe<br />

Unternehmensbesteuerung,die die internationale <strong>Wettbewerb</strong>sfähigkeit <strong>der</strong><br />

deutschen Unternehmen empfindlich beeinträchtigen. Hohe Arbeitslosigkeit<br />

sowie die drohende Abwan<strong>der</strong>ung von Arbeitsplätzen <strong>führt</strong>en in <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit zu einer eher pessimistischen Einschätzung <strong>der</strong> Globalisierung.<br />

Bei Lichte betrachtet ist es aber so, daß <strong>der</strong> Globalisierungsprozeß<br />

lediglich Defizite <strong>der</strong> deutschen Wirtschaftspolitik offenbar werden läßt und<br />

so den dringend notwendigen Handlungsbedarf aufzeigt.Vor diesem Hintergrund<br />

ist es von zentraler Bedeutung,wie die Politiker eines Landes den Prozeß<br />

<strong>der</strong> Globalisierung beurteilen.<br />

Zunächst einmal ist Wirtschaftspolitik in ihrem Kern binnenwirtschaftlich<br />

orientiert. In dem Sinne: Ziel ist die Anhebung des nationalen<br />

Wohlstands. Waren in <strong>der</strong> Vergangenheit ihre Wirkungsmechanismen auch<br />

dadurch bestimmt, daß nationale Grenzen gleichzeitig auch ökonomische<br />

Grenzen waren, so hat sich in den letzten Jahren die Situation fundamental<br />

geän<strong>der</strong>t.<br />

18<br />

Deutsche Fragen


Heute befindet sich die Wirtschaftspolitik in einer grundlegend an<strong>der</strong>en<br />

Situation, da Unternehmen und Kapitalanleger Nutzen und Kosten <strong>der</strong> wirtschaftspolitischen<br />

Maßnahmen international vergleichen und ihre Investitionsentscheidungen<br />

daran ausrichten können.Dieser Mobilitätsgewinn,diese<br />

unternehmerische Freiheit, verringert offensichtlich die Souveränität <strong>der</strong><br />

Wirtschaftspolitik im bisherigen Sinne.<br />

Haben also jene Stimmen recht, die daraus die Ohnmacht <strong>der</strong><br />

Wirtschaftspolitik ableiten und das Schreckensbild vom Bei Lichte betrachtet ist<br />

ruinösen Wettlauf um die niedrigsten Steuern und Sozialabgaben<br />

an die Wand malen?<br />

sierungsprozeß lediglich<br />

es aber so, daß <strong>der</strong> Globali-<br />

Meiner Meinung nach kann nicht von einem Defizite <strong>der</strong> deutschen<br />

Souveränitätsverlust <strong>der</strong> Politik gesprochen werden. Dies Wirtschaftspolitik offenbar<br />

wäre nur dann <strong>der</strong> Fall, wenn die nationale Politik den werden läßt und so den<br />

international geän<strong>der</strong>ten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

nicht Rechnung tragen würde. Dies ist dann aber Handlungsbedarf aufzeigt.<br />

dringend notwendigen<br />

keine Frage staatlichen Souveränitätsverlustes, son<strong>der</strong>n Ausdruck selbstverschuldeter<br />

politischer Handlungsunfähigkeit. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Der vielfach<br />

beklagte Souveränitätsverlust durch die Globalisierung besteht vornehmlich<br />

darin, daß wirtschaftspolitisches Fehlverhalten erschwert wird.<br />

Der weltweite Markt ist zum unbestechlichen Schiedsrichter geworden,zum<br />

Schiedsrichter über gute und schlechte Wirtschaftspolitik im weitesten<br />

Sinne. Man mag dies begrüßen o<strong>der</strong> nicht, man mag es bestreiten und leugnen<br />

– an <strong>der</strong> Tatsache, daß dies so ist, än<strong>der</strong>t sich dadurch nichts.<br />

Die Globalisierung schränkt also nur auf den ersten Blick den<br />

wirtschaftspolitischen Handlungsspielraum nationaler Regierungen ein.<br />

Richtig ist aber, daß die Globalisierung eine wesentliche Bedingung an den<br />

19<br />

Deutsche Fragen


Dr. Manfred Weber<br />

Deutschland in <strong>der</strong> Globalisierungsfalle?<br />

Erfolg nationaler Wirtschaftspolitik stellt: ökonomische Effizienz. Infolge <strong>der</strong><br />

Globalisierung haben sich zweifelsohne auch die Wirkungsbedingungen <strong>der</strong><br />

nationalen Finanzpolitik verän<strong>der</strong>t. Denn nunmehr sieht sich nationale<br />

Finanzpolitik verstärkt dem Urteil <strong>der</strong> internationalen Finanzmärkte ausgesetzt.<br />

Um so wichtiger ist <strong>der</strong> Abbau überzogener Budgetdefizite sowie eine<br />

spürbare Reduzierung <strong>der</strong> Steuerlast – Aufgaben des Staates,die in einer <strong>globale</strong>n<br />

Wirtschaft hohe Priorität haben.<br />

Die Signale <strong>der</strong> Zeit müssen also von Politik und Wirtschaft – und<br />

hier schließe ich die Gewerkschaften ein – frühzeitig gehört und vor allem<br />

umgesetzt werden. Nur wenn alle, die wirtschaftlich beziehungsweise wirtschaftspolitisch<br />

Verantwortung tragen, die Herausfor<strong>der</strong>ungen des Strukturwandels<br />

annehmen, wird Deutschland die in <strong>der</strong> Globali-<br />

Richtig ist, daß die Globalisierung<br />

eine wesentliche sierung liegenden Chancen nutzen können.<br />

Bedingung an den Erfolg<br />

In <strong>der</strong> Bundesrepublik sind zum Beispiel die<br />

nationaler Wirtschaftspolitik Automobilbranche und Chemieindustrie in diesem Prozeß<br />

stellt: ökonomische Effizienz. des <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong>s bereits weit vorangeschritten.<br />

Auch im Bankgewerbe läuft <strong>der</strong> Anpassungsprozeß an die geän<strong>der</strong>ten <strong>Wettbewerb</strong>sbedingungen<br />

auf vollen Touren.<br />

Die Fusion <strong>der</strong> Deutschen Bank mit Bankers Trust o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong><br />

Zusammenschluß <strong>der</strong> Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank und <strong>der</strong><br />

Bayerischen Vereinsbank zur HypoVereinsbank, um nur zwei spektakuläre<br />

Beispiele zu nennen, machen dies deutlich.<br />

Mit dem Prozeß <strong>der</strong> Globalisierung sind durchaus auch Ängste<br />

und Befürchtungen verbunden. Die Vision des allumfassenden Versorgungsstaates<br />

scheint nachhaltig erschüttert.Dabei ist <strong>der</strong> Sozialstaat angesichts <strong>der</strong><br />

Globalisierung keinesfalls am Ende. Aber den Spielraum für staatliche Um-<br />

20<br />

Deutsche Fragen


„Wer soll es schaffen, mit den Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Globalisierung fertig zu<br />

werden, wenn nicht Deutschland mit<br />

seinen gut ausgebildeten Arbeitnehmern<br />

und seinem enormen Wohlstand?“<br />

21<br />

Deutsche Fragen


Dr. Manfred Weber<br />

Deutschland in <strong>der</strong> Globalisierungsfalle?<br />

Den Spielraum für staatliche<br />

Umverteilungspolitik<br />

gibt es nicht mehr nahezu verteilungspolitik gibt es nicht mehr nahezu beliebig,<br />

beliebig, denn <strong>der</strong> <strong>globale</strong> denn <strong>der</strong> <strong>globale</strong> <strong>Wettbewerb</strong> sanktioniert über kurz o<strong>der</strong><br />

<strong>Wettbewerb</strong> sanktioniert lang jede nichtmarktkonforme Politik eines Landes.<br />

über kurz o<strong>der</strong> lang jede<br />

So muß auch <strong>der</strong> Staat seine Politik <strong>der</strong> globalisierten<br />

Welt anpassen.Verän<strong>der</strong>ungen sind unumgänglich.<br />

nichtmarktkonforme Politik<br />

eines Landes.<br />

Das heißt, <strong>der</strong> Staat muß sich auf seine ureigenen Aufgaben,<br />

auf seine Kernkompetenzen konzentrieren. Er muß sich aus allen Bereichen<br />

zurückziehen,in denen <strong>der</strong> Bürger eigenverantwortlich tätig sein kann.<br />

Richtig verstanden ist Globalisierung also eine Chance;eine Chance zu mehr<br />

Eigenverantwortung <strong>der</strong> Bürger.<br />

Der Staat muß sich auf seine<br />

Der Politik verbleibt die Aufgabe, Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen, die einen fairen Leistungswett-<br />

ureigenen Aufgaben, auf<br />

seine Kernkompetenzen konzentrieren.<br />

AG“ kann auch eine soziale sein. Die Globalisierung verbewerb<br />

gewährleisten. Nur eine rentable „Deutschland<br />

langt somit nichts an<strong>der</strong>es als eine Rückbesinnung auf eine soziale Marktwirtschaft<br />

im Sinne Ludwig Erhards.<br />

Diese an den Werten Freiheit und Verantwortung orientierte<br />

Politik wird vor allem dann erfolgreich sein, wenn sie weltweite Akzeptanz<br />

findet. Wesentliche Aufgabe <strong>der</strong> nationalen Politik muß daher sein, darauf<br />

hinzuwirken, daß auf supranationaler Ebene gemeinsame Regeln für einen<br />

<strong>globale</strong>n Handlungsrahmen entwickelt und durchgesetzt sowie durch wirksame<br />

Kontrollen gesichert werden.<br />

Eine <strong>globale</strong> Finanzmarktordnung – beispielsweise wie sie Bundespräsident<br />

Herzog auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vorgeschlagen<br />

hat –, die für den Bankenbereich weltweit gültige Regeln vorsieht, wäre ein<br />

Schritt in die richtige Richtung. Interventionistische Maßnahmen, etwa die<br />

22<br />

Deutsche Fragen


Wesentliche Aufgabe <strong>der</strong><br />

Festlegung von Wechselkurs-Zielzonen, wie sie jüngst für nationalen Politik muß daher<br />

den Euro gegenüber Dollar und Yen gefor<strong>der</strong>t wurden, sein, darauf hinzuwirken,<br />

weisen dagegen in die falsche Richtung.<br />

daß auf supranationaler<br />

Will die Politik den Herausfor<strong>der</strong>ungen des 21. Ebene gemeinsame Regeln für<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts gerecht werden, so muß sie – stärker als bisher<br />

– ihre Konzepte und ihre Instrumente, insbeson<strong>der</strong>e rahmen entwickelt und<br />

einen <strong>globale</strong>n Handlungs-<br />

aber ihre Einstellung den neuen Bedingungen anpassen. durchgesetzt sowie durch<br />

Eine aktuelle Meinungsumfrage zeigt, daß die wirksame Kontrollen gesichert<br />

Bundesbürger Deutschland als ein in die Weltwirtschaft<br />

werden.<br />

eingebettetes Land sehen, das sich dem <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong> stellen muß.<br />

Weit weniger als in <strong>der</strong> Vergangenheit empfinden die Deutschen die Globalisierung<br />

als Bedrohung.<br />

Je<strong>der</strong> vierte sieht für Deutschland „eher Vorteile“ durch den weltweiten<br />

<strong>Wettbewerb</strong>; nur noch 17 Prozent meinen, daß die Nachteile überwiegen.<br />

Vor gut einem Jahr waren die Mehrheitsverhältnisse noch umgekehrt.<br />

Die Zahlen signalisieren einen deutlichen Stimmungsumschwung.<br />

Von einer generellen Globalisierungsangst <strong>der</strong> Deutschen kann also keinesfalls<br />

gesprochen werden. Im Gegenteil, die insgesamt positivere Haltung <strong>der</strong><br />

deutschen Bevölkerung zur Globalisierung spiegelt sich auch in <strong>der</strong><br />

Beurteilung ihrer konkreten Folgen wi<strong>der</strong>: 61 Prozent <strong>der</strong> Deutschen sind<br />

<strong>der</strong> Meinung, daß <strong>der</strong> <strong>globale</strong> <strong>Wettbewerb</strong> zu weltweit sinkenden Preisen<br />

<strong>führt</strong>, und eine ebenso große Mehrheit vertritt die Auffassung, daß dieser<br />

<strong>Wettbewerb</strong> die Absatzchancen deutscher Produkte im Ausland verbessert.<br />

Und dies hat natürlich Auswirkungen auf Wachstum und Beschäftigung.<br />

Die Debatte über den Standort Deutschland trägt nun ihre<br />

Früchte. Die Menschen sind bereit, die Chancen <strong>der</strong> Globalisierung zu nut-<br />

23<br />

Deutsche Fragen


Dr. Manfred Weber<br />

Deutschland in <strong>der</strong> Globalisierungsfalle?<br />

zen. Jetzt sollte auch die Politik ihrer Aufgabe nachkommen, das Land in den<br />

weltweiten <strong>Wettbewerb</strong> zu führen. Noch einmal: Läuft Deutschland in die<br />

Wir sollten die Globalisierung Globalisierungsfalle? Meines Erachtens nein, wenn wir<br />

als „window of opportunity“ alle – Wirtschaft, Politik und alle gesellschaftlichen Kräfte<br />

verstehen, als ein „Fenster in – unsere Hausaufgaben machen. Wir sollten die Globalisierung<br />

als „window of opportunity“ verstehen, als ein<br />

die Zukunft“.<br />

„Fenster in die Zukunft“. Dieses Fenster bleibt nicht auf Dauer geöffnet. Deshalb<br />

sollten wir den Schritt in die <strong>globale</strong> Zukunft wagen,solange für uns die<br />

Chance dazu besteht.Was hin<strong>der</strong>t uns eigentlich daran?<br />

24<br />

Deutsche Fragen


Erwin Teufel<br />

Politik in Zeiten des <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong>s<br />

Sehr verehrte Repräsentanten und Gäste des<br />

Bundesverbandes deutscher Banken,<br />

verehrter Herr Dr. Heintzeler,<br />

verehrter Herr Professor Macharzina,<br />

verehrter Herr Baron,<br />

meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />

Politik beginnt mit dem Betrachten <strong>der</strong> Wirklichkeit, sagte<br />

Kurt Schumacher.Was ist die Wirklichkeit? Seit Anfang <strong>der</strong><br />

90er Jahre heißt die eine Wirklichkeit Globalisierung – lei<strong>der</strong><br />

nicht nur ein Schlagwort, son<strong>der</strong>n eine Realität mit<br />

Erwin Teufel<br />

Auswirkungen auf jeden Betrieb,auf jeden Bürger,auf jede<br />

Ministerpräsident des Landes<br />

Gemeinde. Die Welt wird zu einer Welt.Wir haben es mit Baden-Württemberg<br />

einem einzigen Weltmarkt zu tun. Jedes Unternehmen begegnet den gleichen<br />

<strong>Wettbewerb</strong>ern in allen Regionen <strong>der</strong> Welt, auch auf dem heimischen<br />

Markt Bundesrepublik Deutschland. Ein Weltmarkt für Güter und Produkte,<br />

ein Weltmarkt für Dienstleistungen, ein Weltmarkt für Kapital, ein Weltmarkt<br />

für Wissen und technisches Know-how, das in Sekundenschnelle von jedem<br />

beliebigen Punkt <strong>der</strong> Welt zu jedem an<strong>der</strong>en transportiert werden kann.Wie<br />

es überhaupt ein Merkmal <strong>der</strong> Globalisierung ist, daß Transportkosten eine<br />

vernachlässigenswerte Größenordnung darstellen.<br />

Die zweite Ursache heißt Informations- und Kommunikationstechnik<br />

bis hin zur Digitalisierung,bis hin zur Vernetzung im Zuge des Internets,<br />

das nach meiner Meinung immer noch unterschätzt wird in seinen<br />

Auswirkungen. Diese beiden Ausgangsvoraussetzungen haben zu einem<br />

revolutionären Wandel unserer Industrie ge<strong>führt</strong> in einer Dekade o<strong>der</strong> in<br />

weniger als einer Dekade,und zwar zu einer revolutionären Verän<strong>der</strong>ung des<br />

25<br />

Deutsche Fragen


Erwin Teufel<br />

Politik in Zeiten des <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong>s<br />

produzierenden Bereichs, und das ist <strong>der</strong> Kernbereich unserer Wirtschaft. Es<br />

waren zunächst Randbranchen, wie die Uhrenindustrie, die Unterhaltungselektronik,<br />

die Textilindustrie und die optische Industrie, die erfaßt worden<br />

sind. Aber spätestens zu dem Zeitpunkt hat es geklingelt, als die Kernbranchen<br />

unseres Landes, <strong>der</strong> Maschinenbau, die Fahrzeugin-<br />

Wir können mit immer<br />

weniger Menschen immer dustrie mit Tausenden von Zulieferbetrieben, die Elektrotechnik,<br />

erfaßt wurden, und wir hatten im verarbeitenden<br />

mehr Güter und Dienstleistungen<br />

herstellen.<br />

Gewerbe allein in Baden-Württemberg in 5 Jahren einen<br />

Verlust von 320.000 Arbeitsplätzen. Die Zahlen sind bundesweit übertragbar.<br />

Revolutionäre Verän<strong>der</strong>ungen des Produktionsprozesses? Man kann es<br />

zusammenfassend in einem einzigen Satz sagen: Wir können mit immer<br />

weniger Menschen immer mehr Güter und Dienstleistungen herstellen.<br />

Ich finde geschichtlich überhaupt nur einen Vergleich für das,<br />

was sich ereignet hat. Nämlich den Übergang von <strong>der</strong> Agrargesellschaft zur<br />

Industriegesellschaft.Vor 150 Jahren,also zur Zeit <strong>der</strong> Badischen Revolution,<br />

<strong>der</strong> Paulskirche, nicht in grauer Vorzeit, son<strong>der</strong>n Mitte des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

waren hier in Baden-Württemberg noch 70 % <strong>der</strong> Menschen in <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft tätig. Heute keine 3 %. Und nun <strong>der</strong> entscheidende Satz:<br />

Diese 3 % stellen heute mehr Nahrungsmittel her als seinerzeit die 70 %. Ich<br />

fürchte, das gleiche vollzieht sich zur Zeit im industriellen Bereich. Das ist<br />

die Tendenz. Und nun die Frage.Was kann Politik überhaupt bewirken, kann<br />

Politik etwas verän<strong>der</strong>n? Sicher nicht an <strong>der</strong> Ausgangslage.Diese hat die gleiche<br />

Auswirkung auf alle Industrienationen, auch auf alle deutschen Län<strong>der</strong>.<br />

Aber die Politik reagiert ganz und gar unterschiedlich. Manche meinen, sie<br />

habe überhaupt gar keine Chancen mehr, <strong>der</strong> Markt bestimme alles. Die<br />

großen Unternehmen könnten durch die Tatsache, daß sie sich an jedem<br />

26<br />

Deutsche Fragen


eliebigen Ort <strong>der</strong> Welt nie<strong>der</strong>lassen können, Politik entscheidend beeinflussen,<br />

und an<strong>der</strong>e sagen, Politik tut viel zuwenig in Zeiten <strong>der</strong> Globalisierung.<br />

Man braucht nur das Buch von Herrn Lafontaine und seiner Frau, Frau<br />

Müller, zu lesen, dann hat man die an<strong>der</strong>e Position. Ich glaube, daß zwar die<br />

Zeit <strong>der</strong> Nationalökonomie vorbei ist und daß die nationale Politik nicht<br />

mehr isoliert von diesen internationalen und <strong>globale</strong>n Aspekten agieren<br />

kann, daß sie herausgefor<strong>der</strong>t ist durch Märkte und durch den <strong>Wettbewerb</strong>.<br />

Aber Politik ist selbstverständlich als Gestaltung dieser Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

auch heute möglich und nötig und erst recht aus <strong>der</strong> Sicht des Bürgers;denn<br />

wo soll er eigentlich seine Erwartungen anbringen als bei seiner nationalen<br />

Regierung? Er hat ja überhaupt gar keinen an<strong>der</strong>en Ansprechpartner. Jede<br />

Ebene <strong>der</strong> Politik ist gefor<strong>der</strong>t.<br />

Die europäische Ebene ist gefor<strong>der</strong>t,und ich finde,sie hat Beachtliches<br />

geleistet durch den europäischen Binnenmarkt, durch eine einheitliche<br />

Außenhandelspolitik und durch die Einführung <strong>der</strong> europäischen<br />

Währung, die in ihren positiven Auswirkungen überhaupt noch nicht voll<br />

erfaßt ist. Nationale Politik ist gefor<strong>der</strong>t. Ordnungspolitik ist gefor<strong>der</strong>t; denn<br />

ich glaube nicht, daß <strong>der</strong> Staat diese Beschäftigungsprobleme<br />

lösen kann. Der Staat, würde er es versuchen, er Ordnungsrahmen schaffen,<br />

Der Staat (…) muß einen<br />

würde die Probleme vergrößern und nicht verringern. Er damit die Wirtschaft sich<br />

muß einen Ordnungsrahmen schaffen, damit die Wirtschaft<br />

sich entfalten kann,und <strong>der</strong> Ordnungsrahmen kann ja wohl heute nur<br />

entfalten kann.<br />

heißen: einen Ordnungsrahmen für Beschäftigung, für die Erhaltung von<br />

Arbeitsplätzen,für die Neuschaffung von Arbeitsplätzen als Ausgleich für die<br />

vielen Arbeitsplätze, die verlorengegangen sind und, da dieser strukturelle<br />

Wandel nicht zu Ende ist, auch in den nächsten Jahren verlorengehen wer-<br />

27<br />

Deutsche Fragen


Erwin Teufel<br />

Politik in Zeiten des <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong>s<br />

Steuerpolitik als ein entscheiden<strong>der</strong><br />

Politikbereich müsse<br />

so gestaltet werden, daß sie den. Deswegen ist die Aussage <strong>der</strong> alten und <strong>der</strong> neuen<br />

Beschäftigung för<strong>der</strong>t.<br />

Bundesregierung gewesen, Steuerpolitik als ein entscheiden<strong>der</strong><br />

Politikbereich müsse so gestaltet werden, daß sie Beschäftigung för<strong>der</strong>t.<br />

Das würde ja dann wohl heißen, daß sich auch die deutsche Politik zu<br />

dem durchringen muß, was die britische Politik zustande gebracht hat, was<br />

die österreichische Politik unter einem sozialdemokratischen Bundeskanzler<br />

zustande gebracht hat, was die schwedische Politik unter einer sozialistischen<br />

Regierung zustande gebracht hat, was die holländische Politik unter<br />

einem sozialdemokratischen Premier zustande gebracht hat, nämlich international<br />

vergleichbare Unternehmenssteuern.<br />

Denn wenn das einzelne Unternehmen im <strong>Wettbewerb</strong> steht,<br />

weltweit,dann ist das deutsche Unternehmen benachteiligt,wenn wir völlig<br />

an<strong>der</strong>e Steuersätze haben als in allen Län<strong>der</strong>n, mit denen unsere Unternehmen<br />

im <strong>Wettbewerb</strong> stehen.Was geschieht <strong>der</strong>zeit? Genau das Gegenteil.Die<br />

Wirtschaft wird zur Gegenfinanzierung einer Steuerreform belastet und<br />

erfährt ihrerseits keinerlei Entlastungen. Außer einer vagen Aussage, daß im<br />

Jahre 2002, also im 4. Jahr, im letzten Jahr <strong>der</strong> Legislaturperiode, es zu einer<br />

Entlastung komme. Die Beträge werden unterschiedlich genannt: 20 Milliarden<br />

Mark, möglicherweise auch 20 Milliarden Mark plus. Was wir in den<br />

letzten acht Tagen erlebt haben, wohlgemerkt noch nicht enthalten im<br />

Gesetzentwurf <strong>der</strong> Bundesregierung, son<strong>der</strong>n sich vollziehend durch Regierungshandeln<br />

und Übernahme <strong>der</strong> entsprechenden Anträge, bis zu 120 in<br />

einer einzigen Sitzung des Finanzausschusses, das bedeutet eine Belastung<br />

einzelner Branchen und <strong>der</strong> Volkswirtschaft insgesamt,die für einzelne Branchen<br />

geradezu katastrophale Auswirkungen hat. Ich denke an die Versicherungsbranche,<br />

die im Augenblick am stärksten belastet wird. Es sieht ganz<br />

28<br />

Deutsche Fragen


„Die nationale Politik kann nicht mehr<br />

isoliert von internationalen und<br />

<strong>globale</strong>n Aspekten agieren.“<br />

29<br />

Deutsche Fragen


Erwin Teufel<br />

Politik in Zeiten des <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong>s<br />

ähnlich aus im Bereich <strong>der</strong> Kraftwerke. In den Auswirkungen auch auf die<br />

Kraftwerke,und es soll niemand glauben,daß das ohne Auswirkungen sei auf<br />

den Bürger, auf den Versicherungsnehmer, auf den Verbraucher. Wir haben<br />

natürlich eine Gesamtbelastung durch etwas, was sich ökologische Steuerreform<br />

nennt, was aber nichts an<strong>der</strong>es ist als eine Steuererhöhung. Der Titel<br />

„Ökologische Steuerreform“ wird nur deshalb verwandt, weil die Ökologie<br />

als Begriff positiver besetzt ist als Steuer und Reform positiver besetzt ist in<br />

<strong>der</strong> Sprache als Erhöhung, als Steuererhöhung. Aber es handelt sich um<br />

nichts an<strong>der</strong>es als eine Steuererhöhung; denn ökologische Folgen sind nicht<br />

damit verbunden, allenfalls negative. Die einzige Energieart, die eine sehr<br />

hohe CO 2 -Belastung hat – die Kohle – ist ausgenommen von <strong>der</strong> Energiesteuer,während<br />

alle an<strong>der</strong>en Energiearten von <strong>der</strong> Kernkraft bis zum Öl und<br />

zum Gas belastet werden. Die Wirtschaft, das ist das Fazit, wird belastet und<br />

nicht entlastet, und man braucht keine Prophetengabe, um vorauszusagen,<br />

daß wir voraussichtlich in diesem Jahr nicht mehr die zusätzlichen Arbeitsplätze<br />

des letzten Jahres haben werden.<br />

Nehmen Sie an<strong>der</strong>e Bereiche.Wenn es immer mehr Bereiche gibt,<br />

Branchen gibt,in denen Arbeitsplätze verlorengehen,dann dürfen wir uns in<br />

unserem Land nichts weniger leisten als Technikfeindlichkeit; denn wo sollen<br />

denn eigentlich die neuen Arbeitsplätze entstehen? Doch in erster Linie<br />

in Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Hochtechnologie.Wir haben uns in Deutschland den Luxus<br />

erlaubt, den Chip ausschließlich unter <strong>der</strong> Überschrift Jobkiller zu diskutieren.<br />

Derweil sind uns die Japaner und Amerikaner davongezogen.Wir haben<br />

es fertiggebracht, durch die Zerstörung von Freilandversuchen, Firmen und<br />

ihre Versuche von gentechnischen Produkten zu vertreiben – nach Belgien.<br />

Es gibt inzwischen nur noch wenige in Deutschland. Auch die entspre-<br />

30<br />

Deutsche Fragen


chende Industrie ist mit Forschung und Entwicklung weitgehend ins Ausland<br />

gegangen. Brauchen wir keine gentechnischen Produkte? Keine Spur. Kein<br />

Land in <strong>der</strong> Welt hat mehr gentechnische Produkte im letzten Jahr importiert<br />

als die Bundesrepublik Deutschland.Wir haben Spitzenforschung in den Biowissenschaften,<br />

aber wir haben viel zu wenige Unternehmen mit gentechnischen<br />

Produkten.Und wir leisten uns jetzt den Luxus,eine Hochtechnologie,<br />

die Kernenergie, zu vertreiben. Immerhin 40.000 Arbeitsplätze im eigenen<br />

Land.Was ist das für eine rationale Politik, die aussteigen will aus einer Energieart,<br />

ohne daß sie auch nur im Ansatz den Versuch einer Wir dürfen uns in unserem<br />

Antwort gibt, wo wir statt dessen einsteigen sollen. Die Land nichts weniger leisten als<br />

großen deutschen Energieversorger haben, das hat vor<br />

Technikfeindlichkeit.<br />

zwei Wochen in <strong>der</strong> Presse gestanden, bereits mit Energieunternehmen, mit<br />

Kraftwerksbetreibern und Kernkraftwerksbetreibern in osteuropäischen<br />

Län<strong>der</strong>n über Lieferungen verhandelt.Wir haben am Rhein, 200 Meter Entfernung<br />

von Baden-Württemberg, Kraftwerksblöcke, Kernenergieblöcke <strong>der</strong><br />

Franzosen.Sollen wir morgen aus Kernkraftwerken <strong>der</strong> Nachbarlän<strong>der</strong> Strom<br />

beziehen für die Län<strong>der</strong> wie Baden-Württemberg, die 60 % des Stroms aus<br />

Kernkraft haben, o<strong>der</strong> wie Schleswig-Holstein, die 80 % des Stroms aus Kernkraft<br />

haben? Was ist das für eine moralische Position? Sichere Kernkraftwerke<br />

in diesem Land werden geschlossen, und dann beziehen wir den Strom aus<br />

Kernkraftwerken aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n bis hin nach Osteuropa.<br />

Nehmen Sie einen ideologischen Politikansatz wie den zum 630-<br />

Mark-Gesetz. Je<strong>der</strong> weiß, daß wir solche Beschäftigungen brauchen. Wir<br />

brauchen sie im Interesse <strong>der</strong> Menschen. Wir brauchen sie im Interesse<br />

ganzer Branchen, die darauf zwingend angewiesen sind. Das wird so gesetzlich<br />

verän<strong>der</strong>t. Die Landesregierung von Baden-Württemberg hat nicht nur<br />

31<br />

Deutsche Fragen


Erwin Teufel<br />

Politik in Zeiten des <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong>s<br />

ein Gutachten in Auftrag gegeben, das den Nachweis ge<strong>führt</strong> hat, daß <strong>der</strong><br />

Gesetzentwurf <strong>der</strong> Bundesregierung zur Kernenergie sowohl gegen internationale<br />

völkerrechtliche Verträge wie gegen deutsches Verfassungsrecht verstößt.<br />

Nein, wir haben auch bei Professor Kirchhof in Tübingen ein Gutachten<br />

in Auftrag gegeben zum 630-Mark-Gesetz. Er hat nicht weniger als drei<br />

Verfassungsverstöße in diesem Gesetzentwurf festgestellt.Aber man sieht ja<br />

einem Gesetzentwurf aus 100 Meter Entfernung die Verfassungswidrigkeit<br />

an, wenn Leistungen in einem Versicherungssystem zu keinen Gegenleistungen<br />

aus diesem Versicherungssystem führen. Auch das ist inzwischen<br />

Beschäftigung ist das absolut verän<strong>der</strong>t worden. Der Gesetzentwurf ist in an<strong>der</strong>en Teilen<br />

nach wie vor verfassungswidrig, aber dieser zentrale<br />

zentrale Problem <strong>der</strong> Zukunft.<br />

Bereich ist geän<strong>der</strong>t worden.Warum sage ich dies alles? Weil ich glaube, daß<br />

wir <strong>der</strong>zeit eine Politik betreiben, die nicht die Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Globalisierung<br />

begreift, die nicht begreift, daß eine <strong>der</strong> Hauptfolgerungen <strong>der</strong><br />

<strong>globale</strong>n Entwicklung wirklich die Tatsache ist, daß wir mit immer weniger<br />

Menschen immer mehr Produkte und Dienstleistungen herstellen können<br />

und daß deshalb Beschäftigung das absolut zentrale Problem <strong>der</strong> Zukunft ist.<br />

Im dritten Teil möchte ich auf die Landespolitik und ihre Aufgaben<br />

zu sprechen kommen.Wir werden nicht mehr konkurrenzfähig werden<br />

können mit den Billiglohnlän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Welt. Mit 4,50 Mark Stundenlohn in<br />

Malaysia,mit 75 Pfennig Stundenlohn,die ich in Vietnam in einer Textilfabrik<br />

erlebt habe, werden wir sicher nicht mehr wettbewerbsfähig werden können.<br />

Also ist unsere einzige Chance, wir müssen besser sein als an<strong>der</strong>e, leistungsfähiger<br />

als an<strong>der</strong>e, innovativer als an<strong>der</strong>e, besser in <strong>der</strong> Forschung,<br />

schneller in <strong>der</strong> Umsetzung von Forschungsergebnissen in neue Produkte,<br />

besser in <strong>der</strong> Erschließung neuer Märkte, besser in <strong>der</strong> Bereitstellung von<br />

32<br />

Deutsche Fragen


Wir müssen besser sein als<br />

Risikokapital für Existenzgrün<strong>der</strong>.Wenn das so ist,dann ist an<strong>der</strong>e, leistungsfähiger als<br />

Landespolitik ganz entscheidend gefor<strong>der</strong>t. Dann werden an<strong>der</strong>e, innovativer als an<strong>der</strong>e,<br />

besser in <strong>der</strong> Forschung,<br />

Bildung und Wissen zum entscheidenden Produktionsfaktor.Herr<br />

Baron hat in <strong>der</strong> „Wirtschaftswoche“ kürzlich einmal<br />

geschrieben: „Der Kapitalismus von heute ist ein von Forschungsergebnissen<br />

schneller in <strong>der</strong> Umsetzung<br />

Humankapitalismus“, und er hat ein Interview ge<strong>führt</strong> in (…), besser in <strong>der</strong> Erschließung<br />

neuer Märkte, besser in<br />

<strong>der</strong> „Wirtschaftswoche“ mit dem amerikanischen Wirtschaftsnobelpreisträger<br />

Gary S. Becker. Dort sagt Becker, <strong>der</strong> Bereitstellung von Risikokapital<br />

für Existenzgrün<strong>der</strong>.<br />

das entscheidende Kapital in den entwickelten Industriegesellschaften<br />

ist zu 75 % heute Humankapital.Wenn das so ist, dann hängt<br />

Entscheidendes von <strong>der</strong> Landespolitik ab; denn die Kernkompetenz <strong>der</strong><br />

deutschen Län<strong>der</strong> liegt im Bereich <strong>der</strong> Schule,im Bereich <strong>der</strong> beruflichen Bildung,<br />

im Bereich <strong>der</strong> Hochschule, im Bereich <strong>der</strong> Forschung, im Bereich des<br />

Technologietransfers.<br />

Und jetzt wirklich aus Zeitgründen nur Überschriften. Das<br />

beginnt im Kleinkindalter. Wir müssen in <strong>der</strong> Prägephase eines Menschen,<br />

wo Persönlichkeitsentwicklung sich entscheidet, in den ersten drei Lebensjahren<br />

dem Kind seine Familie,seine Eltern sichern.Das setzt sich fort in vorschulischer<br />

Erziehung. Wir brauchen für die 3- bis 6jährigen Kin<strong>der</strong>gartenplätze.<br />

Das setzt sich fort in <strong>der</strong> Grundschule.Wir kommen später in einer<br />

arbeitsteiligen Industriegesellschaft nicht ohne Spezialisierung aus – keiner<br />

von uns. Aber wir dürfen die Spezialisierung nicht bis in die Grundschule<br />

hineintreiben. Es ist verhältnismäßig einfach, aus einem gebildeten Menschen<br />

später einen Spezialisten zu machen, aber verhältnismäßig schwierig,<br />

aus einem Spezialisten einen gebildeten Menschen, und deswegen muß in<br />

<strong>der</strong> Grundschule wirklich Grundfertigkeit vermittelt werden. Schreiben,<br />

33<br />

Deutsche Fragen


Erwin Teufel<br />

Politik in Zeiten des <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong>s<br />

Lesen, Rechnen. Aber auch <strong>der</strong> Umgang mit dem Computer, und zwar nicht<br />

nur <strong>der</strong> technische Umgang mit dem Computer, auch bereits <strong>der</strong> verantwortliche<br />

Umgang mit dem Computer.Wir machen das in Baden-Württemberg<br />

zur Zeit, wir haben einen Vertrag geschlossen mit IBM und bilden sämtliche<br />

Lehrer fort im Umgang mit dem Computer, weil sie sonst von ihren<br />

Schülern weitergebildet werden müssen.Das ist eine Generationenfrage.Wir<br />

bringen den Computer an jede Schule. Wir werden am Ende dieses Jahres<br />

soweit sein. Fremdsprachenkompetenz in einer globalisierten Welt – von<br />

entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung. Wir wollen zum Schuljahresbeginn 2000/2001<br />

Bildung und Wissen werden in Baden-Württemberg mit <strong>der</strong> flächendeckenden Einführung<br />

von Fremdsprachenunterricht in <strong>der</strong> ersten<br />

zu entscheidenden Produktionsfaktoren.<br />

Grundschulklasse beginnen. Differenziertes Schulsystem.<br />

Wir haben in Baden-Württemberg festgehalten an <strong>der</strong> Hauptschule, an <strong>der</strong><br />

Realschule, am Gymnasium.Wir wollen ein dreigliedriges Schulsystem, weil<br />

Menschen alle begabt sind, aber alle unterschiedlich begabt sind, und weil<br />

wir jedem Kind die Schule vermitteln wollen, die seiner Begabung und Leistung<br />

entspricht.Wir wollen am Gymnasium Studierfähigkeit erzielen, und<br />

wir führen auch neben dem 9jährigen Gymnasium das 8jährige Gymnasium<br />

ein.Wir müssen auch die Schulzeit reduzieren, nicht nur die Studienzeit. Es<br />

kommt auf die Erhaltung des dualen Ausbildungssystems an. Es ist das beste<br />

Ausbildungssystem <strong>der</strong> Welt, und zwar in beiden Teilen: in <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong><br />

Berufsschulen und in <strong>der</strong> Bereitstellung von Ausbildungsplätzen. Es kommt<br />

auf leistungsfähige Hochschulen an.Wir haben das bewährte duale System<br />

in den tertiären Bildungsbereich hineingenommen durch die Berufsakademien.<br />

Wir haben hervorragende Fachhochschulen. Wir haben leistungsfähige,<br />

auch in internationalen Rankings ausgewiesene leistungsfähige Uni-<br />

34<br />

Deutsche Fragen


„Die Zeit <strong>der</strong> Nationalökonomie<br />

ist vorbei.“<br />

35<br />

Deutsche Fragen


Erwin Teufel<br />

Politik in Zeiten des <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong>s<br />

versitäten, vor allem in <strong>der</strong> Forschung, aber auch in <strong>der</strong> Lehre, und wir wissen,<br />

daß wir gemeinsam mit unseren Universitäten in dieser Legislaturperiode<br />

noch eine umfangreiche Hochschulreform durchführen müssen, <strong>der</strong>en<br />

erste Teile bereits in Kraft sind. Selbstauswahlrecht von Studenten, Zwischenprüfungen<br />

nach dem 2. Semester, Reduzierung <strong>der</strong> überlangen Ausbildungszeiten,<br />

effizientere Leitungsstrukturen an unseren Universitäten, um<br />

nur einige Stichworte zu nennen.<br />

Es kommt ganz entscheidend auf die Forschung an. Hier möchte<br />

ich nur wenige Zahlen nennen. Nie<strong>der</strong>sachsen gibt 1,8 % des Bruttoinlandsproduktes<br />

aus für die Forschung, Nordrhein-Westfalen 1,7 %, Bayern 2,8 %,<br />

Baden-Württemberg 3,7 %. Kein Land in Europa und kein Land weltweit gibt<br />

mehr aus für die Forschung als Baden-Württemberg,und zwar Wirtschaft und<br />

Land zusammen, und da soll niemand sagen, daß man also nicht mehr Politik<br />

machen könne in einer Zeit <strong>globale</strong>r Herausfor<strong>der</strong>ung.Nein,man muß auf<br />

diese <strong>globale</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung reagieren,darf nicht nur die Gefahren sehen,<br />

son<strong>der</strong>n muß vor allem auch die Chancen wahrnehmen. Existenzgründungsför<strong>der</strong>ungen<br />

und Beteiligungskapital.Wir waren noch vor wenigen Jahren<br />

ein Entwicklungsland. Wir haben heute Beteiligungsfonds, obwohl ich<br />

mir da wesentliche Verbesserungen noch vorstellen kann. Schiffsbeteiligungen,<br />

die konnten in kürzester Zeit steuerlich abgeschrieben werden, und<br />

zwar nicht nur bei Schiffen, die in Rostock gebaut worden sind, son<strong>der</strong>n<br />

auch bei solchen, die in Taiwan und die in Südkorea gebaut worden sind.<br />

Aber für die Bereitstellung von Risikokapital gibt es nicht die mindeste<br />

steuerliche Abschreibungsmöglichkeit,obwohl die Bereitstellung dieses<br />

Kapitals wirklich ein Risiko ist. Baden-Württemberg und Bayern haben schon<br />

in <strong>der</strong> letzten Legislaturperiode eine Bundesratsinitiative mit dieser Zielset-<br />

36<br />

Deutsche Fragen


Politik muß auf die <strong>globale</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

reagieren, darf<br />

zung ergriffen, aber sie hat bis zur Stunde, denn wir haben nicht nur die Gefahren sehen,<br />

sie wie<strong>der</strong> eingereicht, keine Mehrheit gefunden. Erschließung<br />

neuer Märkte. Deswegen <strong>der</strong> Gedanke <strong>der</strong> deutschen<br />

Chancen wahrnehmen.<br />

son<strong>der</strong>n muß vor allem auch die<br />

Häuser, entwickelt hier in Baden-Württemberg, initiiert und realisiert in Singapur,<br />

in Peking, jetzt in Jakarta. Und die Folgen dieser Politik, letzte Bemerkung,<br />

auch die kann man bereits vorzeigen. Im letzten Jahr hat die deutsche<br />

Wirtschaft ein Wachstum gehabt von 2,8 %, die baden-württembergische von<br />

4,1%. Die deutsche Volkswirtschaft hat im letzten Jahr die Exporte um 6 %<br />

gesteigert, die baden-württembergische um 10 %. 40 % des Außenhandelsüberschusses<br />

<strong>der</strong> deutschen Wirtschaft sind in Baden-Württemberg erwirtschaftet<br />

worden. Im letzten Jahr hat die baden-württembergische Wirtschaft<br />

die Exporte in die Vereinigten Staaten von Amerika in einem Jahr um 44 %<br />

gesteigert. Die USA sind heute unser Haupthandelspartner. Und was <strong>der</strong> entscheidende<br />

Bereich ist, nämlich die Arbeitsplätze – unsere Wirtschaft hat im<br />

letzten Jahr nicht weniger als 44.000 Arbeitsplätze zusätzlich geschaffen. Das<br />

Wachstum hat also zu einer deutlichen Verbesserung am Arbeitsmarkt ge<strong>führt</strong>.<br />

Ob das in diesem Jahr unter völlig verän<strong>der</strong>ten äußeren und inneren Rahmenbedingungen<br />

auch noch <strong>der</strong> Fall sein wird,wird sich zeigen,ist zumindest<br />

fraglich. Und worauf ich mit am meisten stolz bin: Die Europäische Union hat<br />

im letzten Dezember eine Statistik über Hochtechnologiearbeitsplätze in<br />

Europa veröffentlicht. Unter allen Regionen aller 15 Mitgliedslän<strong>der</strong> Europas<br />

liegt Baden-Württemberg an erster Stelle bei Hochtechnologiearbeitsplätzen.<br />

Diese Politik, Bildungspolitik, Hochschulpolitik, Forschungspolitik,Technologiepolitik<br />

beginnt sich also bereits konkret auszuzahlen. Es gibt somit erstens<br />

die Notwendigkeit und zweitens auch die tatsächliche und erfolgreiche<br />

Gestaltung von Politik in Zeiten des <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong>s.<br />

37<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Renate Ohr<br />

Globaler <strong>Wettbewerb</strong> als Motor weltweiter<br />

Integration<br />

Meine Damen und Herren,<br />

lassen Sie mich zunächst ein paar Worte zum Prozeß <strong>der</strong><br />

Globalisierung sagen: Die beiden Haupt-Antriebskräfte<br />

<strong>der</strong> wirtschaftlichen Globalisierung – ein unbeschränkter<br />

Außenhandel und freier internationaler Kapitalverkehr –<br />

stehen <strong>der</strong>zeit ja nicht überall hoch im Kurs. Seit den letzten<br />

sogenannten Globalisierungskrisen in Asien und Lateinamerika,<br />

von denen ja auch manche Industrielän<strong>der</strong><br />

durch Ansteckungseffekte betroffen waren und sind,<br />

haben die Verfechter eines unreglementierten Waren- und<br />

Prof. Dr. Renate Ohr<br />

Kapitalverkehrs einen schweren Stand. Man scheint mehr<br />

Universität Hohenheim<br />

Verlierer <strong>der</strong> Globalisierung zu kennen als Gewinner: So nennen die von<br />

Arbeitsmarktproblemen geplagten Industrielän<strong>der</strong> gerne den <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong><br />

als Ursache ihrer internen Probleme. Manche krisengeschüttelten<br />

„emerging countries“ beklagen ferner,daß sie zum Spielball volatiler Finanzmärkte<br />

geworden seien. Und schließlich gibt es noch die Ärmsten <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>,<br />

die sich durch einen freien Welthandel oft eher ausgebeutet<br />

denn unterstützt fühlen.<br />

Die Realität ist allerdings erheblich komplexer.Die akuten Krisen<br />

verführen dazu, dem <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong> die eigenen hausgemachten Probleme<br />

anzulasten. Die Vorzüge <strong>der</strong> internationalen Arbeitsteilung, aber auch<br />

des internationalen Kapitalverkehrs geraten darüber leicht in Vergessenheit.<br />

Grundsätzliches Ziel des Außenhandels ist es, Exportgüter zu verkaufen, um<br />

Importgüter zu erwerben – Importgüter, die im eigenen Land entwe<strong>der</strong> gar<br />

nicht o<strong>der</strong> nur weniger effizient und daher teurer o<strong>der</strong> nicht in den<br />

gewünschten Ausprägungen und Varianten (Produktdifferenzierung) herge-<br />

38<br />

Deutsche Fragen


stellt werden können. Damit ermöglicht ein Abbau von Handels- und Mobilitätsschranken<br />

im Zuge <strong>der</strong> internationalen Arbeitsteilung Außenhandelsgewinne,und<br />

zwar immer dann,wenn sich diese Arbeitsteilung an den jeweiligen<br />

relativen (komparativen) Vorteilen <strong>der</strong> einzelnen Län<strong>der</strong> orientiert.<br />

Diese sinnvolle Arbeitsteilung erfolgt in <strong>der</strong> Regel allerdings nur unter Konkurrenz-<br />

und <strong>Wettbewerb</strong>sdruck, da nur dann sich jedes Land und jedes<br />

Unternehmen auf seine spezifischen Effizienzvorteile konzentrieren muß.<br />

Es liegt aber lei<strong>der</strong> oft <strong>der</strong> gefährliche Irrglaube Globalisierung ermöglicht<br />

vor, daß die am Welthandel beteiligten Län<strong>der</strong> um konstante<br />

Absatzmärkte konkurrieren,so daß den Gewinnern von Waren, Dienstleistungen,<br />

einen gegenseitigen Austausch<br />

des <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong>s immer auch entsprechende Verlierer<br />

gegenüberstehen müßten. Richtig ist statt dessen, nologien und Wissen, <strong>der</strong> die<br />

Kapital, Arbeitskräften, Tech-<br />

daß die Globalisierung einen gegenseitigen Austausch von weltweite Güterversorgung<br />

Waren, Dienstleistungen, Kapital, Arbeitskräften, Technologien<br />

und Wissen ermöglicht,<strong>der</strong> die weltweite Güterproduktion und damit<br />

deutlich verbessert.<br />

auch die weltweite Güterversorgung deutlich verbessert und somit allen<br />

Beteiligten Wohlfahrtszuwächse eröffnet.<br />

Die zunehmende Liberalisierung und Globalisierung <strong>der</strong> Weltmärkte<br />

bewirken, daß sich die Unternehmen bei <strong>der</strong> Auswahl ihrer relevanten<br />

Absatzmärkte eben nicht nur auf das Inland konzentrieren müssen, son<strong>der</strong>n<br />

auch das Ausland einbeziehen können. Je größer die Absatzmärkte<br />

hierdurch aber sind, um so eher können Massenproduktionsvorteile realisiert<br />

werden, die wie<strong>der</strong>um kosten- und preissenkend wirken. Der <strong>globale</strong><br />

<strong>Wettbewerb</strong> findet jedoch auch auf <strong>der</strong> Beschaffungsseite statt. Um international<br />

wettbewerbsfähig zu sein, müssen die Unternehmen versuchen, sich<br />

ihre Produktionsfaktoren und Produktionsmittel (Rohstoffe, Vorleistungen,<br />

39<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Renate Ohr<br />

Globaler <strong>Wettbewerb</strong> als Motor weltweiter Integration<br />

Arbeitskräfte, Kapital, Technologien, Wissen) so günstig wie möglich zu<br />

beschaffen. Indem man nach <strong>der</strong> weltweit günstigsten Beschaffungsquelle<br />

sucht (global sourcing), kommt es auch zum entsprechenden Austausch <strong>der</strong><br />

Produktionsfaktoren. Das Ergebnis sind günstigere Produktionskosten, die<br />

auch wie<strong>der</strong> letztlich dem Verbraucher zugute kommen.<br />

Ein freier Außenhandel, freier internationaler Kapitalverkehr und<br />

insbeson<strong>der</strong>e auch internationale Direktinvestitionen gehen daher – entgegen<br />

den häufig anzutreffenden Befürchtungen – in <strong>der</strong> Regel nicht zu Lasten<br />

Ein freier Außenhandel, freier heimischer Arbeitsplätze. Außenhandel ist kein „Nullsummenspiel“<br />

in dem Sinne, daß man um konstante Absatz-<br />

internationaler Kapitalverkehr<br />

und insbeson<strong>der</strong>e märkte konkurrieren müßte, son<strong>der</strong>n er <strong>führt</strong> über eine<br />

auch internationale Direktinvestitionen<br />

gehen in <strong>der</strong> bereiche, bei denen jeweils Kostenvorteile bestehen, zu<br />

Spezialisierung <strong>der</strong> einzelnen Län<strong>der</strong> auf die Produktions-<br />

Regel nicht zu Lasten<br />

einer effizienteren weltweiten Produktion und damit auch<br />

heimischer Arbeitsplätze. zu einer besseren weltweiten Güterversorgung. Diese<br />

Wohlfahrtsgewinne kommen in <strong>der</strong> Regel allen beteiligten Län<strong>der</strong>n zugute.<br />

Das Argument eines angeblichen Wettstreits von Volkswirtschaften<br />

auf den Weltmärkten ist daher oftmals vorgeschoben und verhin<strong>der</strong>t,daß<br />

die eigentlichen Ursachen nationaler wirtschaftlicher Probleme, die eben in<br />

<strong>der</strong> Regel in <strong>der</strong> eigenen,nationalen Verantwortung liegen,in Angriff genommen<br />

werden.<br />

Inwieweit aber kann nun <strong>der</strong> <strong>globale</strong> <strong>Wettbewerb</strong> als Motor wirken?<br />

Ein funktionsfähiger <strong>Wettbewerb</strong> zeichnet sich durch eine spezielle<br />

Dynamik aus: Unternehmen (müssen) versuchen, ständig ihre Leistung zu<br />

verbessern,um Kunden zu halten und neue Kunden zu gewinnen.Die jeweiligen<br />

Konkurrenten müssen wie<strong>der</strong>um, um nicht aktuelle und potentielle<br />

40<br />

Deutsche Fragen


Außenhandel ist kein<br />

Nachfrage zu verlieren, ebenfalls versuchen, ihre Marktleistung<br />

zu verbessern.Im Idealfall <strong>führt</strong> ein funktionsfähiger dem Sinne, daß man um<br />

„Nullsummenspiel“ in<br />

(dynamischer) <strong>Wettbewerb</strong> zu einer kontinuierlichen Leistungsverbesserung<br />

in Form kostensparen<strong>der</strong> Produktion,<br />

konkurriert.<br />

konstante Absatzmärkte<br />

zu neuen, verbesserten bzw. preiswerteren Produkten und damit insgesamt<br />

zu einer verbesserten Marktversorgung.<br />

Internationaler <strong>Wettbewerb</strong> bedeutet somit nicht, daß <strong>der</strong> Erfolg<br />

des einen Landes durch einen absoluten Verlust o<strong>der</strong> einen Nachteil des<br />

an<strong>der</strong>en Landes erkauft werden muß. Es geht also nicht um die Verteilung<br />

eines weltweit konstanten „Kuchens“, son<strong>der</strong>n darum, gemeinsam einen<br />

größeren „Kuchen“ zu erstellen und ihn gemeinsam aufzuteilen.<br />

Welchen Einfluß hat dies nun auf den Prozeß <strong>der</strong> weltwirtschaftlichen<br />

Integration? Lassen Sie mich dazu zunächst auf den Begriff <strong>der</strong> weltwirtschaftlichen<br />

Integration eingehen:Weltwirtschaftliche Integration kann<br />

allgemein als das Zusammenwachsen von Volkswirtschaften bezeichnet<br />

werden.<br />

Dabei ist allerdings noch nichts darüber ausgesagt, wie dieses<br />

Zusammenwachsen erfolgen kann o<strong>der</strong> soll.Entwe<strong>der</strong> durch Öffnung,durch<br />

Abbau nationaler Barrieren und gegenseitigen Austausch über einzelne<br />

Märkte (Gütermärkte, Dienstleistungsmärkte, Arbeitsmärkte, Finanzmärkte)<br />

o<strong>der</strong> durch ein gemeinsames Einglie<strong>der</strong>n einzelner Wirtschaftsbereiche<br />

unter neue zentrale, supranationale Institutionen.<br />

Man unterscheidet daher Marktintegration und institutionelle<br />

Integration: Der Abbau zwischenstaatlicher Handels- und Mobilitätshemmnisse<br />

auf den Güter- und Dienstleistungsmärkten, im Kapitalverkehr, auf den<br />

Arbeitsmärkten o<strong>der</strong> auch auf den Devisenmärkten <strong>führt</strong> zu einer wachsen-<br />

41<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Renate Ohr<br />

Globaler <strong>Wettbewerb</strong> als Motor weltweiter Integration<br />

den internationalen Verflechtung <strong>der</strong> Märkte – zur Marktintegration. Zielsetzung<br />

<strong>der</strong> Marktintegration ist ein über die Grenzen hinweg unbeschränkter<br />

<strong>Wettbewerb</strong> <strong>der</strong> Anbieter, aber auch <strong>der</strong> Nachfrager auf allen relevanten<br />

Märkten. Das Zusammenwachsen <strong>der</strong> Volkswirtschaften erfolgt hierbei<br />

durch gegenseitige Interdependenzen und Verflechtungen auf gleicher<br />

Ebene.<br />

Hinter <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach Marktintegration steht eindeutig die<br />

Zielsetzung einer ökonomischen Integration auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> – wie <strong>der</strong> Ökonom<br />

sagt – optimalen Allokation <strong>der</strong> Ressourcen: Jedes Land, jedes Unternehmen<br />

soll sich auf jene Produkte spezialisieren, für das es die günstigsten<br />

Voraussetzungen hat.Durch grenzüberschreitende Liberalisierung und Deregulierung<br />

<strong>der</strong> Märkte können jene <strong>Wettbewerb</strong>skräfte freigesetzt werden,die<br />

Hinter <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach diese ökonomische Effizienz för<strong>der</strong>n.Eine Verbindung von<br />

Marktintegration steht die Volkswirtschaften kann jedoch auch erreicht werden,<br />

Zielsetzung einer optimalen indem neue gemeinschaftliche Institutionen gebildet werden,<br />

womit die beteiligten Wirtschaftsräume – zumindest<br />

Allokation <strong>der</strong> Ressourcen.<br />

in bestimmten Bereichen – den gleichen ökonomischen Vorgaben und institutionellen<br />

Rahmenbedingungen ausgesetzt werden. Man spricht hier von<br />

institutioneller o<strong>der</strong> politischer Integration. Hierdurch entstehen nicht<br />

automatisch marktmäßige Verflechtungen <strong>der</strong> Volkswirtschaften auf gleicher<br />

Ebene, son<strong>der</strong>n zunächst nur die gleichen Abhängigkeiten von <strong>der</strong> gemeinsamen<br />

zentralen Institution.<br />

Die Idee <strong>der</strong> institutionellen Integration basiert somit primär<br />

weniger auf <strong>der</strong> Forcierung eines freien internationalen <strong>Wettbewerb</strong>s, statt<br />

dessen werden zunächst Effizienzgewinne aus institutionellen Harmonisierungen<br />

und zentralisierten Entscheidungen unterstellt. Weitere – markt-<br />

42<br />

Deutsche Fragen


„Je stärker die Volkswirtschaften verflochten<br />

sind, um so geringer wird die<br />

Gefahr kriegerischer Auseinan<strong>der</strong>setzungen.“<br />

43<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Renate Ohr<br />

Globaler <strong>Wettbewerb</strong> als Motor weltweiter Integration<br />

mäßige – Verflechtungen entstehen hier nur dann,wenn durch die Schaffung<br />

gleicher institutioneller Rahmenbedingungen auch ähnliche ökonomische<br />

Entwicklungen ausgelöst werden und diese Ähnlichkeiten wie<strong>der</strong>um zu verstärkten<br />

marktbezogenen Austauschbeziehungen zwischen den Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Integrationsgemeinschaft führen. Durch die gemeinsame Einglie<strong>der</strong>ung<br />

unter eine zentrale Institution wird allerdings zugleich <strong>der</strong> zwischenstaatliche<br />

<strong>Wettbewerb</strong> entsprechen<strong>der</strong> Institutionen in den einzelnen Län<strong>der</strong>n<br />

eingeschränkt.<br />

Generell ist wirtschaftliche Integration kein eigenständiges Ziel,<br />

son<strong>der</strong>n ein Mittel,um bestimmte an<strong>der</strong>e Ziele,wie effizientere Produktionsmöglichkeiten,<br />

größere Absatzmärkte, billigeren Bezug von Rohstoffen o<strong>der</strong><br />

aber auch eine intensivere politische Integration, zu erreichen. Als ökonomisch<br />

rational ist die Intensivierung <strong>der</strong> Integration dann anzusehen, wenn<br />

damit tatsächlich anhaltende wirtschaftliche Wohlfahrtszuwächse in den<br />

beteiligten Län<strong>der</strong>n erzielt werden können. Institutionelle Integration und<br />

Marktintegration können sich dabei allerdings auch behin<strong>der</strong>n. Das institutionelle<br />

Bestreben nach Harmonisierung und Vereinheitlichung in weiten<br />

Bereichen <strong>der</strong> Güter- und Faktormärkte kann auch volkswirtschaftliche<br />

Kosten verursachen, die die Vorteile <strong>der</strong> Marktintegration beeinträchtigen.<br />

Man denke nur an den europäischen Agrarmarkt. Bei <strong>der</strong> Verwirklichung<br />

des EU-Binnenmarktes versuchte man dieser Tatsache allerdings z. B. insofern<br />

Rechnung zu tragen, als man das Prinzip <strong>der</strong> ex-ante-Harmonisierung<br />

von Normen und Regulierungen (z. B. Umweltschutz-, Sicherheits- und<br />

Gesundheitsschutzvorschriften) nur noch in Ausnahmefällen verfolgt und<br />

statt dessen das Prinzip <strong>der</strong> gegenseitigen Anerkennung (Äquivalenzprinzip)<br />

<strong>der</strong> jeweiligen nationalen Regulierungen vorrangig verwendet.<br />

44<br />

Deutsche Fragen


An<strong>der</strong>erseits kann ein funktionsfähiger <strong>globale</strong>r <strong>Wettbewerb</strong> aber auch nur<br />

zustande kommen und Bestand haben, wenn bestimmte wettbewerbssichernde<br />

Voraussetzungen erfüllt sind, d. h. bestimmte Rahmenbedingungen<br />

gegeben sind, damit <strong>der</strong> <strong>Wettbewerb</strong> nicht durch marktbeherrschende<br />

Positionen o<strong>der</strong> infolge von Marktversagen beschränkt o<strong>der</strong> sogar aufgehoben<br />

wird. Zur Gewährleistung eines funktionsfähigen und dynamischen<br />

<strong>Wettbewerb</strong>s können daher auch bestimmte institutionelle Integrationstendenzen<br />

notwendig werden, indem eine Einigung über bestimmte ordnungspolitische<br />

Voraussetzungen getroffen werden muß.<br />

Der europäische Binnenmarkt z. B.repräsentiert die höchste Stufe<br />

eines Prozesses <strong>der</strong> Marktintegration. Mit ihm ist per se ein hohes Maß an<br />

Institutionenwettbewerb verbunden. Institutionenwettbewerb kann dabei<br />

als <strong>Wettbewerb</strong> <strong>der</strong> immobilen Faktoren (z. B. gebundenes Realkapital, Infrastruktur,<br />

Steuersystem, öffentliche Güter, soziales Netz, Währungsstabilität)<br />

um die mobilen Faktoren (Direktinvestitionen, Arbeitskräfte) interpretiert<br />

werden.<br />

Die europäische Währungsunion dagegen ist eine Form <strong>der</strong> institutionellen<br />

Integration, bei <strong>der</strong> die Konkurrenz <strong>der</strong> Währungen und damit<br />

<strong>der</strong> <strong>Wettbewerb</strong> <strong>der</strong> nationalen geldpolitischen Institutionen zugunsten zentraler<br />

währungspolitischer Entscheidungen ausgeschaltet ist. Es liegt dabei<br />

die Vorstellung zugrunde, daß diese Form <strong>der</strong> institutionellen Integration<br />

letztlich auch zu mehr Marktintegration führen könnte, indem Reibungsverluste<br />

durch die Existenz verschiedener Währungen und möglicher Wechselkursschwankungen<br />

zwischen diesen Währungen ausgeschaltet werden.Den<br />

Protagonisten des Euro erschien dies gerade wegen des <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong>s<br />

notwendig, um die Position europäischer Unternehmen zu stärken.<br />

45<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Renate Ohr<br />

Globaler <strong>Wettbewerb</strong> als Motor weltweiter Integration<br />

Zur Gewährleistung eines<br />

funktionsfähigen und dynamischen<br />

internationalen <strong>Wettbewerb</strong>s<br />

muß eine Einigung lich gelingen kann und wird, hängt u. a. von <strong>der</strong> Stabilität<br />

Inwieweit dies durch die gemeinsame Währung tatsäch-<br />

über bestimmte ordnungspolitische<br />

Voraussetzungen und die damit verbundene gemeinsame Geldpolitik<br />

des Euro ab und davon, ob diese gemeinsame Währung<br />

getroffen werden.<br />

dauerhaft eine gemeinsame Akzeptanz finden o<strong>der</strong> es<br />

zu verstärkten Reibereien und Zwistigkeiten in <strong>der</strong> Gemeinschaft kommt,<br />

die die Effizienz <strong>der</strong> nationalen und europäischen Wirtschaftspolitik letztlich<br />

beeinträchtigen.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Frage einer möglichen Stärkung <strong>der</strong><br />

internationalen <strong>Wettbewerb</strong>sposition Europas möchte ich noch kurz auf die<br />

Frage des Standortwettbewerbs eingehen.Der <strong>globale</strong> <strong>Wettbewerb</strong> wird vielfach<br />

auch als Gefahr angesehen, indem er als <strong>Wettbewerb</strong> um die Arbeitsplätze<br />

interpretiert wird. So wird gerade in Deutschland oftmals <strong>der</strong> ungünstige<br />

Saldo an Direktinvestitionen erwähnt: Deutschland investiert sehr viel<br />

mehr im Ausland als ausländische Investoren in Deutschland tätig werden.<br />

Dies wird oft als Zeichen mangeln<strong>der</strong> <strong>Wettbewerb</strong>sfähigkeit gesehen und<br />

dann als „Export von Arbeitsplätzen“ bezeichnet.Vernachlässigt wird dabei<br />

z. B. vollständig, daß wir Vize-Weltmeister im Export von Gütern sind!<br />

Entscheidendes Problem einer <strong>der</strong>artigen Interpretation ist aber<br />

darüber hinaus, daß das Motiv <strong>der</strong> Direktinvestitionen unberücksichtigt<br />

bleibt. Die meisten Investitionen von deutscher Seite aus werden als absatzorientierte<br />

Investition getätigt: Vielfach ermöglicht erst eine gewisse Produktion<br />

vor Ort die umfassende Erschließung eines ausländischen Absatzmarktes,<br />

indem das Produkt und das Unternehmen dort bekannt werden,<br />

indem Serviceleistungen angeboten werden können und indem die größere<br />

Marktnähe eine bessere Berücksichtigung <strong>der</strong> Kundenpräferenzen ermög-<br />

46<br />

Deutsche Fragen


„Ein funktionsfähiger <strong>Wettbewerb</strong><br />

<strong>führt</strong> zu einer kontinuierlichen<br />

Leistungsverbesserung.“<br />

Deutsche Fragen<br />

47


Prof. Dr. Renate Ohr<br />

Globaler <strong>Wettbewerb</strong> als Motor weltweiter Integration<br />

Direktinvestitionen ermöglichen<br />

oft erst die umfassende<br />

Erschließung eines ausländischen<br />

Absatzmarktes.<br />

drängt, son<strong>der</strong>n u.U. vielleicht sogar auch noch neue<br />

licht. Es werden damit dann keine bisherigen Exporte ver-<br />

zusätzliche Absatzmärkte für an<strong>der</strong>e Produkte des Investors geöffnet. Mit<br />

solchen Direktinvestitionen gehen daher auch keine Arbeitsplätze im Inland<br />

verloren, son<strong>der</strong>n sie werden statt dessen eher stabilisiert. Selbst wenn eine<br />

Direktinvestition kostenorientiert erfolgt (etwa aufgrund geringerer Lohnkosten<br />

in Asien o<strong>der</strong> Osteuropa) kann dies zu günstigeren Zulieferungen<br />

führen und damit die Weiterverarbeitung in Deutschland wettbewerbsfähig<br />

halten.<br />

Für Entwicklungs-,Schwellen- o<strong>der</strong> Transformationslän<strong>der</strong> bedeutet<br />

im übrigen <strong>der</strong> Empfang von Direktinvestitionen zumeist auch einen<br />

Transfer von Humankapital, <strong>der</strong> das Qualifikationsniveau <strong>der</strong> Arbeitskräfte<br />

verbessert, die Imitations- und Innovationsfähigkeit erhöht und die Verbreitung<br />

des technischen Fortschritts erleichtert. Dem dort zumeist vorhandenen<br />

Mangel an Humankapital, spezifischer Unternehmerleistung und<br />

Managementkenntnissen wird damit entgegengewirkt, so daß sich die Ausgangsposition<br />

dieser Län<strong>der</strong> für eine gewinnbringende Teilnahme an <strong>der</strong><br />

internationalen Arbeitsteilung erhöht.<br />

Auch dies ist aber kein Verlust für die etablierten Industrielän<strong>der</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n ein Gewinn, da mit höherem Wirtschaftswachstum bisher unterentwickelte<br />

Län<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um als expandierende Absatzmärkte für die etablierten<br />

Industrielän<strong>der</strong> relevant werden. Den zunehmenden Importen aus<br />

kostengünstigen Län<strong>der</strong>n stehen daher in <strong>der</strong> Regel entsprechend o<strong>der</strong> sogar<br />

stärker steigende Exportchancen gegenüber. So hat Deutschland z. B.<br />

gegenüber den meisten osteuropäischen Län<strong>der</strong>n und den meisten Schwellenlän<strong>der</strong>n<br />

eindeutige Exportüberschüsse!<br />

48<br />

Deutsche Fragen


Je mehr Volkswirtschaften<br />

Lassen Sie mich zum Abschluß noch einen letzten Punkt ansprechen:<br />

Je stärker die Volkswirtschaften handelsmäßig, personell kapitalmäßig verflochten sind,<br />

handelsmäßig, personell und<br />

und kapitalmäßig verflochten sind, je größer also die gegenseitigen<br />

Abhängigkeiten sind, um so geringer wird letztlich auch politischer Auseinan<strong>der</strong>set-<br />

um so geringer ist die Gefahr<br />

die Gefahr politischer Auseinan<strong>der</strong>setzungen sein. Um so mehr<br />

zungen.<br />

Interesse besteht auch, kooperative Wege zu suchen, statt Konflikte zuzulassen.<br />

Setzt man jedoch nicht auf den <strong>Wettbewerb</strong> als Integrationsmotor,<br />

möchte aber trotzdem ein gewisses Zusammenwachsen <strong>der</strong> Volkswirtschaften<br />

erreichen, so ist dies nur durch übergeordnete zentrale Lenkung<br />

möglich. Dies <strong>führt</strong> jedoch in <strong>der</strong> Regel zu schlechteren ökonomischen<br />

Ergebnissen und dadurch auch wie<strong>der</strong>um leicht zu Zwistigkeiten und gegenseitigen<br />

Schuldzuweisungen,die letztlich die gewünschte Integration wie<strong>der</strong><br />

gefährden.<br />

49<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Peter Sloterdijk<br />

Philosophische Aspekte <strong>der</strong> Globalisierung<br />

Herr Ministerpräsident,<br />

meine Damen und Herren,<br />

ich betrachte es als eine Ehre und als ein Vergnügen, vor<br />

diesem eminenten Kreis einige Überlegungen zu Ihrer<br />

Grundlagenreflexion beisteuern zu dürfen – einer Reflexion,<br />

die im gegebenen Fall auch die Selbstbestimmung<br />

einer Branche o<strong>der</strong> eines Wirtschaftszweiges betrifft. Ich<br />

werde versuchen, in <strong>der</strong> notwendigen und unvermeidlichen<br />

Indirektheit zu sprechen,die ein philosophischer Beitrag<br />

zu einem Thema wie diesem annehmen muß.<br />

Prof. Dr. Peter Sloterdijk<br />

Man hätte mich sicher nicht eingeladen, zu<br />

Staatliche Hochschule für<br />

Gestaltung Karlsruhe<br />

Ihnen zu reden, wenn man nicht bereit wäre, die Frage<br />

nach <strong>der</strong> Globalisierung <strong>der</strong> Wirtschaft auch in einer nicht direkt sachdienlichen,<br />

nicht ökonomischen Tonart für behandlungswürdig zu halten, denn<br />

man weiß im allgemeinen, daß Philosophen nicht so sehr zur Sache als zu<br />

den Bedingungen <strong>der</strong> Sachen sprechen. Und eben in meiner Eigenschaft als<br />

Experte für Bedingungen von Sachen im allgemeinen darf ich mich an Sie<br />

wenden. Darum arbeitet sich mein Vortrag, an<strong>der</strong>s als bei sonstigen ordentlichen<br />

Sachvorträgen, heute nicht vom Allgemeinen zum Beson<strong>der</strong>en voran,<br />

son<strong>der</strong>n vom Allgemeinen zum sehr Allgemeinen, wobei mir nur die Hoffnung<br />

bleibt, daß Sie, was nun folgt, nicht als einen unangebrachten Höhenflug<br />

interpretieren werden.<br />

Im wesentlichen möchte ich die Grundthese, die wir von Frau<br />

Kollegin Ohr gehört haben, mit an<strong>der</strong>en Mitteln noch einmal verstärken. In<br />

<strong>der</strong> Tat: Die Globalisierung ist nichts Neues, die Europäer globalisieren seit<br />

500 Jahren unentwegt. Ich schlage in dieselbe Kerbe, indem ich zeige, daß<br />

50<br />

Deutsche Fragen


die terrestrische Globalisierung und die Flucht vor ihren Folgen gleich alt<br />

sind – nämlich ein volles halbes Jahrtausend, sofern wir die erste Kolumbus-<br />

Fahrt von 1492 als den Auftakt zum Zeitalter <strong>der</strong> real Die Globalisierung ist nichts<br />

geschehenden Globalisierung interpretieren. Die <strong>Wettbewerb</strong>sfurcht<br />

<strong>der</strong> älteren Europäer hat sich ausgedrückt in seit 500 Jahren unentwegt.<br />

Neues, Europäer globalisieren<br />

<strong>der</strong> Furcht <strong>der</strong> agrarischen und physiokratischen Mentalität gegenüber <strong>der</strong><br />

aufkommenden Industrie und <strong>der</strong> maritimen Weltwirtschaft. Die führenden<br />

Antiglobalisierer <strong>der</strong> letzten Jahrhun<strong>der</strong>te waren ozeanophobische Charaktere.Wir<br />

hingegen sind heute mehr phobisch gegenüber <strong>der</strong> globalisierten<br />

Börse, die in einer gewissen Weise die Fortführung des ozeanischen Spiels<br />

auf einer an<strong>der</strong>en Ebene darstellt.<br />

Aber lassen Sie mich zunächst einmal zu den einfachen Allgemeinheiten<br />

kommen, die ich versprochen habe. Meine Analyse beginnt<br />

damit, daß ich den Begriff Globalisierung in seinem etymologischen Kern<br />

viel ernster nehme, als dies üblicherweise in den öffentlichen Diskussionen<br />

geschieht. Die Deutschen haben den Vorzug, zusammen mit den Amerikanern<br />

in dieser Angelegenheit den richtigen Begriff zu benutzen – nämlich<br />

„globalisation“ – im Unterschied zu den Franzosen, die hier von Mondialisation<br />

sprechen, was ein falscher Begriff ist. Es geht nämlich in <strong>der</strong> Tat um den<br />

Globus als solchen.Was ist aber ein Globus? Ein Globus ist fürs erste nichts<br />

an<strong>der</strong>es als eine mathematische Konstruktion, er gehört also zunächst den<br />

Geometern und den Philosophen und erst in zweiter Linie den Globographen,<br />

den Kosmographen und ganz zuletzt den Ökonomen und den Touristen.Der<br />

Globus ist darum kein deutsches Patent,auch wenn das erste erhaltene<br />

Erdglobenexemplar, wie Sie vielleicht wissen, aus deutschen Händen<br />

stammt. Er steht im Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg – ein Glo-<br />

51<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Peter Sloterdijk<br />

Philosophische Aspekte <strong>der</strong> Globalisierung<br />

bus, <strong>der</strong> seltsamerweise in dem schicksalhaften Jahr 1492 durch den Nürnberger<br />

Kaufmann Martin Behaim nach portugiesischen Modellen angefertigt<br />

wurde. Er zeigt noch den vorkolumbianischen Umriß <strong>der</strong> Kontinente und<br />

präsentiert somit noch das alte ptolemäische Drei-Kontinente-Weltbild, und<br />

doch schon auf <strong>der</strong> richtigen Form, nämlich <strong>der</strong> des Kugelplaneten, aufgetragen.<br />

Daher kann man sagen, daß Behaim genauso recht hatte wie Kolumbus,<br />

denn Amerika entdecken und den Globus darstellen sind sinngemäß<br />

dieselbe Aktion in zwei verschiedenen Medien.<br />

Kurzum, ich möchte Sie darauf hinweisen, daß die Globalisierung<br />

zunächst eine antike Mathematikerangelegenheit gewesen ist. In dieser Hinsicht<br />

kommt ihr eine ganz an<strong>der</strong>e Bedeutung zu,als wir ihr<br />

Die Kugel ist das Ernsteste,<br />

worüber Menschen überhaupt heute beizumessen geneigt sind. Denn die Grundthese<br />

nachdenken können.<br />

aller antiken Globalisierungsdiskussionen, die unter dem<br />

Titel Metaphysik bekannt sind, läßt sich mit dem Satz wie<strong>der</strong>geben: „Es ist<br />

mit <strong>der</strong> Form des Kreises und <strong>der</strong> Kugel to<strong>der</strong>nst.“ Die Kugel ist das Ernsteste,<br />

worüber Menschen überhaupt nachdenken können.Warum? Weil wir in<br />

<strong>der</strong> Gestalt <strong>der</strong> Kugel ein Mittel entdeckt haben, uns <strong>der</strong> Form des Weltganzen<br />

zu vergewissern;weil die Kugel die Gestalt darstellt,unter welcher allein<br />

sich eine überzeugende rationale Vorstellung vom Kosmos gewinnen läßt.<br />

Diese Auffassung wurde klassisch gemacht in <strong>der</strong> naturphilosophischen<br />

Schrift des späten Platon, Timaios, die von <strong>der</strong> Schöpfung <strong>der</strong> Welt durch<br />

einen vollkommenen und weisen Schöpfer handelt. Dieser Urheber aller<br />

Dinge konnte aufgrund seiner Bestheit nicht an<strong>der</strong>s, als seinem ersten Werk<br />

die beste aller Formen zu verleihen – weswegen <strong>der</strong> Kosmos unweigerlich<br />

kugelgestaltig geraten mußte.<br />

52<br />

Deutsche Fragen


Der Kosmos ist eine alles enthaltende Kugel. Diese naturphilosophische<br />

Erkenntnis ist <strong>der</strong> wirkliche Anfang <strong>der</strong> Globalisierung. Mithin sind letztlich<br />

die Philosophen an <strong>der</strong> Globalisierung schuld. Sollten Sie je in die Verlegenheit<br />

kommen, meine Damen und Herren, einen Schuldigen zu suchen, und<br />

sollten die Herren Martin und Schumann und Frau Forrester, denen wir die<br />

wirksamsten Plädoyers <strong>der</strong> Anklage gegen den Schrecken <strong>der</strong> ökonomischen<br />

Globalisierung verdanken, sich eines Tages doch an die wirklichen Schuldigen<br />

wenden wollen, dann sollten Sie sie an die philosophische Adresse weiterschicken<br />

und ihnen erklären, die Nationalökonomen hätten nur eine Teilzuständigkeit<br />

in dieser Angelegenheit und die Gesamtzuständigkeit befände<br />

sich, falls überhaupt irgendwo, bei den alten Metaphysikern und ihren neuzeitlichen<br />

Erben. Ich denke, mit dieser Umadressierung kommen wir in <strong>der</strong><br />

Ursachen- und Urheberfrage ein gutes Stück weiter und können das Globalisierungsproblem<br />

auf reelle Grundlagen stellen.<br />

Der Sinn <strong>der</strong> philosophisch-geometrischen Konstruktion im Großen<br />

bestand offenkundig darin, den Menschen auf eine neuartige und verbindliche<br />

Weise zu erklären, wo sie sind, wenn sie in <strong>der</strong> Welt sind. Der Nutzen<br />

einer solchen Erklärung liegt auf <strong>der</strong> Hand: Man fühlt sich in <strong>der</strong> Welt<br />

verloren, man möchte wissen, wo man sich aufhält. Die Antwort <strong>der</strong> alten<br />

Metaphysiker war das erste überzeugende, ja vielleicht überhaupt das überzeugendste<br />

Orientierungssystem, das jemals den Menschen in <strong>der</strong> westlichen<br />

Welt angeboten worden ist. Denn sie erteilte den Ratsuchenden die<br />

Auskunft: „Du bist, wo immer du sein magst, in einer Kugel, aus <strong>der</strong> du nicht<br />

herausfallen kannst. Du bist in einer Ordnungsstruktur enthalten, die zu verlassen<br />

schlechterdings nicht möglich ist, weil die Kugel eben genau das ist,<br />

was alles umfaßt. Du bist, wo immer du bist, am Platz.“ Diese Information ist<br />

53<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Peter Sloterdijk<br />

Philosophische Aspekte <strong>der</strong> Globalisierung<br />

sozusagen ein morphologisches Evangelium, das von den frühen Philosophen<br />

verkündet wurde, um den Menschen unruhiger Zeiten, wie es die antiken<br />

und spätantiken Jahrhun<strong>der</strong>te waren, beruhigend zuzusprechen. Der<br />

philosophisch-kosmologische Zuspruch übermittelte eine Art von guter<br />

Nachricht aus jener Welt <strong>der</strong> Ordnung, an <strong>der</strong> wir zur Hälfte Anteil haben,<br />

sofern wir mit dem erleuchteten Teil unseres Intellekts in die intelligible<br />

Sphäre hineinragen, während wir im übrigen von den empirischen Turbulenzen<br />

verschlungen werden.<br />

Globalisierung beginnt – das muß nachhaltig herausgearbeitet<br />

werden – als eine Geometrisierungsrevolution des Denkens,genauer als eine<br />

Globalisierung beginnt als uranometrische Revolution.Wenn wir hier den Ausdruck<br />

eine Geometrisierungsrevolution<br />

des Denkens. uns unsere Mathematiklehrer über diesen Begriff beige-<br />

Geometrie benutzen, dürfen wir nicht an das denken, was<br />

bracht haben. Sie erzählen uns nämlich in <strong>der</strong> Regel die erbauliche<br />

Geschichte, daß die Ägypter beim Versuch, die Fel<strong>der</strong> des vom Nil überschwemmten<br />

fruchtbaren Landes abzustecken, die Kunst, mit Winkeln und<br />

Radien zu arbeiten, entdeckt hätten. Das ist nicht ganz falsch und doch nur<br />

<strong>der</strong> kleinere Teil <strong>der</strong> Wahrheit. Der größere Teil erscheint in dem Umstand,<br />

daß die griechischen Philosophen am Himmel eine Entdeckung gemacht<br />

haben, unter <strong>der</strong>en Feedback wir bis heute leben. Sie haben am Himmel<br />

etwas entdeckt, was es auf Erden nicht gibt: nämlich den reinen Punkt, den<br />

puren Lichtpunkt auf dunklem Grund. Auf <strong>der</strong> Erde gibt es keine Punkte –<br />

ich weiß nicht, ob Ihnen das aufgefallen ist. Der Blick zum Himmel aber<br />

macht eine quasi-mathematische Idee empirisch zwingend, nämlich, daß es<br />

Punkte gibt, mit denen man praktisch nichts anfangen kann, die völlig nutzlos<br />

sind, außer daß man mit ihnen geometrische Figuren konstruiert. Man<br />

54<br />

Deutsche Fragen


kann im bloßen Denken Linien ziehen zwischen Punkten. Mit dieser<br />

Erkenntnis beginnt <strong>der</strong> griechische Zugang zur Geometrie – und dieser ist<br />

ein ganz an<strong>der</strong>er als <strong>der</strong> <strong>der</strong> ägyptischen Schlammarbeiter.Die Griechen sind<br />

nicht Geometer im genauen Sinn des Wortes,also Erdmesser,son<strong>der</strong>n eigentlich<br />

Uranometer, Himmelsmesser, die durch ihre Leidenschaft für die Struktur<br />

des Himmels uns Europäer auf den Weg einer Wissenschaft vom Ganzen<br />

gebracht haben, die im Zeichen <strong>der</strong> Kugel, sprich des runden Kosmos, steht.<br />

Die Griechen hätten im übrigen nicht von Globalisierung gesprochen, son<strong>der</strong>n<br />

von Sphärisierung,was in <strong>der</strong> Sache dasselbe meint;denn was den Griechen<br />

die Sphaira ist, das ist den Römern <strong>der</strong> Globus.<br />

Wie kommen wir von diesem Ausgangspunkt nun zu den aktuellen<br />

Fragen, die uns in diesem Zusammenhang bewegen? Eine erste Spur dorthin<br />

habe ich schon gelegt, indem ich darauf hingewiesen habe, daß das alte metaphysische<br />

Globalisierungswissen den Sinn hat, den Menschen Antworten auf<br />

Lokalisierungsfragen zu geben:Wo immer du sein magst, bist du, wenn du in<br />

<strong>der</strong> größten Kugel bist, am richtigen Ort. Der wahre Weise Der wahre Weise ist <strong>der</strong>jenige,<br />

<strong>der</strong> verstanden<br />

ist <strong>der</strong>jenige,<strong>der</strong> verstanden hat,daß er selbst,wo immer er<br />

sein mag, nur als eine lokale Funktion des Kosmos funktionieren<br />

kann.Du bist,wo immer du bist,ein Angestellter des er sein mag, nur als eine<br />

hat, daß er selbst, wo immer<br />

Ganzen. Du bist ein Relais, eine Schaltstelle des Umfassenden.Du<br />

kannst nicht aus dem Ganzen austreten.Das bedeu-<br />

funktionieren kann.<br />

lokale Funktion des Kosmos<br />

tet im übrigen für die Vorläufer <strong>der</strong> globalisierten Alltagskultur in <strong>der</strong> Antike,<br />

für die Intellektuellen, für die reisenden Philosophen, für die Kaufleute, für<br />

die Offiziere im Außendienst,für die entsandten Beamten des Reiches,daß sie<br />

allesamt die Fähigkeit erlernen mußten,auch außerhalb ihrer Heimat zu funktionieren<br />

– eine Fähigkeit, die sich bekanntlich nicht von selbst versteht.Wer<br />

55<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Peter Sloterdijk<br />

Philosophische Aspekte <strong>der</strong> Globalisierung<br />

jemals im Außendienst war,weiß,daß Exilfähigkeit ein hohes Gut ist,das man<br />

trainieren muß. In <strong>der</strong> Neuzeit waren die Jesuiten, soweit ich sehe, die erste<br />

Gruppe von Europäern, die den entsendbaren Menschen systematisch<br />

gezüchtet haben – und zwar in einem sehr harten psychologischen Training,<br />

neben dessen Ergebnissen wir zeitgenössische Menschen allesamt einen sehr<br />

weichen und verwöhnten Eindruck machen. Denn wir verlangen, wenn wir<br />

entsandt werden, daß in Singapur und in Sydney dasselbe Hilton steht wie in<br />

Stuttgart. Das konnte <strong>der</strong> Jesuit auf Außendienst seinerzeit nicht erwarten,<br />

denn für ihn hieß es, sich auch unter härtesten Bedingungen den Verhältnissen<br />

draußen anzupassen.<br />

Die Globalisierungsproblematik <strong>der</strong> Neuzeit beginnt sich von<br />

dem Augenblick an zu regen, in dem klar wurde, daß die Form <strong>der</strong> Kugel<br />

nicht nur für den Himmel gilt, son<strong>der</strong>n auch auf die Erde übergreift. Das<br />

christliche Mittelalter hat,wie Sie wissen,zu einer relativen Retardierung <strong>der</strong><br />

kosmologischen Aufklärung ge<strong>führt</strong> und sich zu <strong>der</strong> bemerkenswerten Weltanschauung<br />

bekannt,daß die flache Scheibe <strong>der</strong> Erde von einem System von<br />

kugeligen Ätherschalen umgeben sei.<br />

Nun, <strong>der</strong> historische Einschnitt <strong>der</strong> frühen Neuzeit, <strong>der</strong> sich mit<br />

dem Namen Kolumbus verbindet,gehört unmittelbar in die Geschichte unserer<br />

aktuellen Sorgen.Wenn Kolumbus den Weg nach Amerika findet,genauer<br />

gesagt nach Indien, welches sich zu seiner Überraschung (die allerdings erst<br />

postum eintrat) als ein unerwarteter Doppelkontinent namens Amerika<br />

erweisen sollte,so hat er den Europäern den Weg nach Westen gewiesen und<br />

ihnen den Atlantik als ihr neues Mittelmeer, als mo<strong>der</strong>nes mare nostrum<br />

erschlossen. Aus seinem Sprung über das Meer nach Westen wurden fünfzehn<br />

Jahre nach seinem Tod die weltgeschichtlichen Konsequenzen gezogen<br />

56<br />

Deutsche Fragen


– ich spreche von <strong>der</strong> Magellanfahrt zu den Gewürzinseln <strong>der</strong> Molukken,aus<br />

welcher sich die erste vollständige Weltumsegelung ergeben sollte. Im Jahre<br />

1519 beginnt die Geschichte, an <strong>der</strong> wir immer noch weiterschreiben: Da<br />

rüstet die spanische Krone unter dem Kommando eines abtrünnigen Portugiesen<br />

eine kleine Flotte von fünf Schiffen aus,mit 240 o<strong>der</strong> 280 Mann Besatzung<br />

an Bord. Die Angaben sind schwankend, jedoch nicht auf belanglose<br />

Weise, denn wenn man die Havariequote und die Verlustrate an Mannschaften<br />

und Schiffen dieses ersten umfassenden Globalisierungsabenteuers präzise<br />

ausrechnen wollte, wären präzise Ausgangsdaten vonnöten. Gewiß ist<br />

lediglich, daß im Herbst des Jahres 1522 nicht mehr als achtzehn Überlebende<br />

<strong>der</strong> ersten Weltumrundung wie<strong>der</strong> in Sevilla eintrafen.<br />

Mit <strong>der</strong> Fahrt,die im August 1519 von Sevilla aus gestartet worden<br />

ist,treten wir ein in die Problemlage,die uns heute noch beschäftigt.Was passierte<br />

da? Magellan wollte, im Einklang mit den Projekten <strong>der</strong> spanischen<br />

Krone, <strong>der</strong> erste sein, <strong>der</strong> auf dem Westkurs einen Weg zu den sagenumwobenen<br />

Gewürzinseln findet. Die spanischen Fürsten waren damals gewiß<br />

ebenso tüchtig wie die mo<strong>der</strong>nen Landesväter von Baden-Württemberg. Ihr<br />

Ehrgeiz war es,den damals interessantesten Weltmarkt zu erobern,den Markt<br />

<strong>der</strong> Gewürze. Europäer haben die weite Welt bekanntlich vor allem deswegen<br />

aufgesucht, weil sie Gewürzabhängige waren. Sie waren süchtig nach<br />

den Luxusdrogen Pfeffer, Zimt, Nelken und so weiter und suchten nach Auswegen<br />

aus dieser Abhängigkeit – freilich nicht den Ausweg des Verzichts auf<br />

die unentbehrlich gewordenen Geschmacksdrogen, son<strong>der</strong>n den Weg aus<br />

<strong>der</strong> Abhängigkeit vom venezianischen Monopol auf diesem interessantesten<br />

aller Märkte. Man darf so weit gehen zu behaupten, daß <strong>der</strong> Gewürzhandel<br />

<strong>der</strong> Drogenhandel des ausgehenden Mittelalters gewesen ist – und man<br />

57<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Peter Sloterdijk<br />

Philosophische Aspekte <strong>der</strong> Globalisierung<br />

sollte sich nicht wun<strong>der</strong>n, daß nicht nur die Gewürze selbst, son<strong>der</strong>n vor<br />

allem auch die märchenhaften Gewinnspannen dieses Handels die Appetite<br />

<strong>der</strong> Zeitgenossen geweckt haben. Und so begannen die iberischen Fürsten,<br />

von Flotten zu träumen,<strong>der</strong>en Ausrüstung sich allen Risiken und Kosten zum<br />

Trotz in vorzügliche Geschäfte umrechnen würden, wenn es nur gelänge,<br />

jene mysteriösen Molukken zu erreichen, auf denen sich die begehrtesten<br />

Güter <strong>der</strong> Epochen finden ließen: Pfeffer, Nelken, Ingwer – die Aphrodisiaka<br />

<strong>der</strong> damaligen Unternehmerklasse.<br />

Unter den Pionieren <strong>der</strong> frühen terrestrischen Globalisierung<br />

ragt also die Gruppe <strong>der</strong> Gewürzbeschaffer hervor. Diese Fernhändler sind<br />

es, die an die Entwicklungsfähigkeit des europäischen Gaumens geglaubt<br />

haben und die ihre Geschäfte auf die Überzeugung aufgebaut haben,daß das<br />

bessere Leben am Gaumen beginnt. Der Geist <strong>der</strong> Utopie und das Unternehmertum<br />

sind bis hierher ein und dasselbe, denn beide sind orale Funktionen,beide<br />

bedienen denselben Appetit,<strong>der</strong> seine Uner-<br />

Globalisierung bedeutet auch,<br />

daß man Europa zunehmend sättlichkeit offen zeigt. Magellan selber ist bei einem<br />

mit den Augen <strong>der</strong> Zurückkommenden<br />

sieht.<br />

gekommen. Mehrere Schiffe seiner kleinen Flotte gingen<br />

überflüssigen Scharmützel auf den Philippinen ums Leben<br />

im Sturm und bei Meutereien verloren, und eine einzige von den aufgebrochenen<br />

Fregatten, die kleine Victoria, kam im September 1522 mit den<br />

erwähnten 18 fast verhungerten Seeleuten an Bord nach Spanien zurück. Sie<br />

landete in <strong>der</strong> Hafenstadt San Lucar de Barrameda und bezeugte mit ihrer<br />

bloßen physischen Wie<strong>der</strong>kehr die ungeheuren Tatsachen, auf denen die<br />

gesamte Neuzeit beruht: daß zum einen die Erde in einer Richtung umrundet<br />

werden kann, daß folglich die sogenannten Weltmeere einen Zusammenhang<br />

bilden und global navigierbar sind und daß schließlich <strong>der</strong> gesamte<br />

58<br />

Deutsche Fragen


Planet umgeben ist von einer Atmosphäre, die von europäischen Seeleuten<br />

geatmet werden kann – was vor dem Beweis durch die Erfahrung keineswegs<br />

so selbstverständlich war wie es in <strong>der</strong> zurückblickenden Betrachtung<br />

scheint. Was die Rückkehrer <strong>der</strong> Magellanfahrt mitbrachten, war ein nicht<br />

länger zu ignorieren<strong>der</strong> Hinweis auf die atmosphärische Einheit <strong>der</strong> Erdoberflächen<br />

– auf das Windsystem und das Klimasystem, welches in gewissen<br />

Grenzen verläßlich funktioniert. Man weiß jetzt, daß man nicht nur Hinfahrten<br />

wagen kann, son<strong>der</strong>n daß die Rückkehr ebenso möglich ist.Tatsächlich<br />

bedeutet die Globalisierung auch dies: daß man Europa zunehmend mit den<br />

Augen <strong>der</strong> Zurückkommenden sieht.<br />

Eben dies ist <strong>der</strong> Moment, in dem sich die Standortfrage zum<br />

ersten Mal in ihrer weltgeschichtlichen Bedeutsamkeit meldet. Denn ein<br />

Standort – das fühlen alle,die das Wort benutzen,ohne es philosophisch herzuleiten<br />

–, ein Standort ist ein Ort, mit dem es eine nicht Der Standort ist das Gegenteil<br />

geheure Bewandtnis hat – ein Ort, <strong>der</strong> auf eine typisch einer ursprünglichen Heimat.<br />

mo<strong>der</strong>ne, ja revolutionäre Weise in den Vergleich und den <strong>Wettbewerb</strong> <strong>der</strong><br />

Orte hineingezogen worden ist. Das Beson<strong>der</strong>e an einem Standort ist nicht<br />

die Tatsache, daß man an ihm lebt, weil man an ihm geboren ist – <strong>der</strong> Standort<br />

ist ja das Gegenteil einer ursprünglichen Heimat.Vielmehr ist er die Auffassung<br />

von einem Ort, wie man sie gewinnt, nachdem man aus ihm entwurzelt<br />

ist – einem Ort, den man verlassen hat, um die Welt zu umrunden,<br />

und den man nach <strong>der</strong> großen Schleife um das Ganze herum wie<strong>der</strong> erreicht.<br />

Das Leitwort, das sich hinter <strong>der</strong> Frage nach Erreichbarkeit ist das latente<br />

dem Standort verbirgt,lautet somit Erreichbarkeit.Mit diesem<br />

Begriff kann man erläutern, warum zahllose Men-<br />

<strong>der</strong> gegenwärtigen Epoche.<br />

und manifeste Tiefenthema<br />

schen in Europa, insbeson<strong>der</strong>e die Deutschen, die Standortdebatte so inten-<br />

59<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Peter Sloterdijk<br />

Philosophische Aspekte <strong>der</strong> Globalisierung<br />

Europäer sind nicht mehr nur<br />

Entdecker, son<strong>der</strong>n auch<br />

Entdeckte, nicht mehr nur siv und so beunruhigt führen: Erreichbarkeit ist in <strong>der</strong> Tat<br />

Erreichende, son<strong>der</strong>n auch das latente und manifeste Tiefenthema <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

Erreichte.<br />

Epoche. Deren Kennzeichen ist es, daß die Erreichten nun<br />

nicht mehr allein die an<strong>der</strong>en sind, son<strong>der</strong>n auch wir selbst.Wir sind somit<br />

offensichtlich in die zweite Phase in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Erreichbarkeit eingetreten:<br />

450 Jahre lang haben wir das Thema Erreichbarkeit allein unter<br />

dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Hinfahrt diskutiert und haben dabei die Globalisierung<br />

im wesentlichen als ein europäisches Privileg betrieben. Europäer sind<br />

die Hinfahrer par excellence im Globalisierungsprozeß gewesen, sie haben<br />

die Erstschlagkapazität in Globalisierungsangelegenheiten besessen und<br />

haben den Primat <strong>der</strong> Hinfahrt radikal ausgekostet, nicht selten bis zum bitteren<br />

Ende für die betroffenen an<strong>der</strong>en; sie haben unerhörte Gewinne eingefahren<br />

und sich als die legitimen Herren des Globus gefühlt. Jetzt aber treten<br />

sie in eine Phase ein, wo auch die an<strong>der</strong>en das Hinfahren ebenso gut<br />

gelernt haben wie sie selbst.Von da an sind die Europäer nicht mehr nur Entdecker,<br />

son<strong>der</strong>n auch Entdeckte, nicht mehr nur Erreichende, son<strong>der</strong>n auch<br />

Erreichte.<br />

Wir sind somit in das Zeitalter <strong>der</strong> Gegenentdeckungen eingetreten<br />

und müssen uns damit auseinan<strong>der</strong>setzen, daß die Perspektiven reversibel<br />

geworden sind. Zwar waren wir es, die die an<strong>der</strong>en zuerst entdeckt<br />

haben,inzwischen aber entdecken sie uns auch.Sie haben sie,meine Damen<br />

und Herren, sicher wahrgenommen, diese Fremden, die überall in unseren<br />

Städten aufgetaucht sind und uns photographieren, als wären wir exotische<br />

Eingeborene. Sie demonstrieren uns, obwohl sie nur harmlose Touristen<br />

sind, den Ernst <strong>der</strong> Lage. Sie zeigen uns, daß wir eingetreten sind in das Zeitalter<br />

<strong>der</strong> Gegenerreichbarkeit – das ist tatsächlich <strong>der</strong> entscheidende Aus-<br />

60<br />

Deutsche Fragen


druck. Es stellt sich jeden Tag deutlicher heraus, daß die an<strong>der</strong>en es zu uns<br />

nicht mehr weiter haben als wir zu ihnen – und daß dies für Personen,Güter<br />

und Informationen gilt.Aus <strong>der</strong> Summe unserer Erfahrungen mit dem Gegenverkehr<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en ergibt sich erst diese neue Globalisierungsnervosität,<br />

die uns heute in beson<strong>der</strong>er Weise durcheinan<strong>der</strong>wirbelt. Wir spüren, daß<br />

epochale Privilegien verlorengegangen sind und daß ein neues Realitätsprinzip<br />

seine For<strong>der</strong>ungen anmeldet. Die Europäer haben mit dem Hinfahren,mit<br />

dem Globalisieren in <strong>der</strong> aktiven Phase,aufs Ganze gesehen sehr vorteilhafte<br />

Erfahrungen gemacht, und sie fragen sich jetzt, ob sie auch künftig<br />

im Besitz ihrer gewohnten Globalisierungsvorteile bleiben werden. Für sie<br />

ist eine Periode selbstkritischer Besinnung angebrochen, seitdem sie das<br />

Unrecht, das in <strong>der</strong> imperialistischen und kolonialistischen Einseitigkeit lag,<br />

haben einsehen müssen. Erst recht müssen sie jetzt den Gegenverkehr tolerieren,<br />

den sie selber ausgelöst und provoziert haben.<br />

Wenn man eine Großraumbetrachtung des Globalisierungsvorganges<br />

vornimmt,zeigt sich eine Situation,auf die wir uns eben nicht nur aus<br />

wirtschaftlichen Gründen, son<strong>der</strong>n auch mit Rücksicht Wir spüren, daß epochale<br />

auf die moralische Gesamtverantwortung für den Weltprozeß<br />

noch viel entschiedener als bisher einlassen müs-<br />

sind und daß ein neues<br />

Privilegien verlorengegangen<br />

sen. Die Europäer müssen sich, denke ich, viel mehr als Realitätsprinzip seine For<strong>der</strong>ungen<br />

anmeldet.<br />

üblich zu ihrer 500jährigen Globalisierungsgeschichte<br />

bekennen.Es kommt ihnen zu,sich auch im Zeitalter des Gegenverkehrs und<br />

<strong>der</strong> Gegenerreichbarkeit – die man oft ein wenig zu flach als bloße Konkurrenz<br />

interpretiert – auf ihr eigenstes Projekt zu besinnen.Und dies geschieht<br />

am besten, indem man sich auf das Problem einläßt, das im Jahre 1522 in<br />

Sevilla begann.<br />

61<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Peter Sloterdijk<br />

Philosophische Aspekte <strong>der</strong> Globalisierung<br />

Damals, in dem Augenblick, als die Erde umrundet war und die Zurückkehrer<br />

ihre Stadt betraten, verwandelte sich zum ersten Mal ein Heimatort in<br />

einen Standort. Ein Standort – um es noch einmal zu sagen – ist ein Ort, <strong>der</strong><br />

vom Kapital durchquert wird, weswegen es vor allem Hafenstädte sind, in<br />

denen sich die Standorterfahrung zuerst einstellt. Das Kapital unternimmt<br />

den Weg um die Erde und kehrt mit einem Plus auf sein Ausgangskonto<br />

zurück – dies ist die kinetische Grundfigur des Globalisierungszeitalters.<br />

Karl Marx hatte die Bewegung des Kapitals wohl etwas zu einseitig beschrieben,wenn<br />

er sie als klassische Waren-Metamorphose darstellte:von <strong>der</strong> Geldform<br />

in die Warenform und zurück zur Geldform. In seiner Darstellung<br />

kommt <strong>der</strong> sozusagen touristische Teil <strong>der</strong> Seelenwan<strong>der</strong>ung des Werts ein<br />

wenig zu kurz. Heute sehen wir etwas deutlicher, daß die langen Wege des<br />

Kapitals das Geheimnis des inneren Zusammenhangs zwischen Kapitalverwertung<br />

und Globalisierung ausmachen. Das Gewürzgeschäft <strong>der</strong> frühen<br />

Neuzeit ist hierfür paradigmatisch. Tatsächlich muß das Gewürzhandelskapital,um<br />

sich zu verwerten,den ganzen Globus umrunden,wenn die Metamorphose<br />

von Geld in Ware sich auf den Molukken, das heißt im Land, wo<br />

<strong>der</strong> Pfeffer wächst, abspielt.<br />

Das globalisierte Kapital ist das Geld,das zu seiner Verwertung die<br />

volle Erdumrundung braucht. Dies ist eine bemerkenswerte Beobachtung,<br />

und sie spiegelt bereits die Wahrheit des frühen 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts wi<strong>der</strong>. Man<br />

kann die Bedeutung dieser Tatsache kaum überschätzen. Ich darf Ihnen in<br />

diesem Zusammenhang eine Anekdote erzählen, die nicht nur den Charakter<br />

<strong>der</strong> frühen Globalisierung drastisch zum Ausdruck bringt, son<strong>der</strong>n sich<br />

auch eignet, die oft gehörte These zu wi<strong>der</strong>legen, die Weltwirtschaft sei erst<br />

in den letzten zwanzig Jahren in den Sog <strong>der</strong> spekulativen Geldbewegungen<br />

62<br />

Deutsche Fragen


geraten. Daß dies bestenfalls eine Halbwahrheit ist, geht aus folgen<strong>der</strong><br />

Geschichte hervor. Im Jahre 1529 schlossen König Johann III. von Portugal<br />

und Kaiser Karl V., Kaiser des Römischen Reiches, einen bemerkenswerten<br />

Vertrag miteinan<strong>der</strong> ab, <strong>der</strong> als Vertrag von Saragossa in die Geschichtsbücher<br />

eingegangen ist. Ein wichtiger Teil dieses Vertrags war eine Einigung<br />

über die schon mehrfach genannten Gewürzinseln. Mit Hilfe von gerissenen<br />

Anwälten hatte Karl seinen portugiesischen Rivalen so unter Druck gesetzt,<br />

daß dieser die immerwährenden Ansprüche auf die Gewürzinseln von den<br />

Spaniern für die Summe von 350.000 Golddukaten erwarb – das entsprach<br />

einer langen Maultierkarawane,die von Lissabon nach Madrid zog.Unter welchen<br />

Voraussetzungen wurde diese Zahlung geleistet? Unter diesen nämlich,<br />

daß beide Parteien keine klare Vorstellung davon hatten, wem die Inseln<br />

gehörten, weil beide nicht wußten, wo sie eigentlich lagen. Aber was heißt<br />

„gehören“ bei Inseln, von denen man nur so viel weiß, daß sie irgendwo bei<br />

den Antipoden sein müssen und daß sie bewohnt sind von den Leuten, die<br />

den Pfeffer züchten und ernten, jenen Pfeffer, ohne den Europäer schlechterdings<br />

nicht leben wollen. Der Vertrag von Saragossa ist <strong>der</strong> schlagende<br />

Beweis für den fundamental spekulativen Charakter auch schon und gerade<br />

des frühen Staatskapitalismus. Zwei Könige schüchtern sich gegenseitig wie<br />

Pokerspieler so lange ein, bis einer von beiden die Nerven verliert und zum<br />

Käufer wird.Das war <strong>der</strong> größte Spekulationscoup des 16.Jahrhun<strong>der</strong>ts – ein<br />

Coup, <strong>der</strong> noch interessanter wird, wenn man bedenkt, daß aufgrund des<br />

Vertrags von Tordesillas aus dem Jahre 1494, das heißt <strong>der</strong> Weltteilung zwischen<br />

Spaniern und Portugiesen, die Molukken sowieso in die portugiesische<br />

Welthälfte fielen, was man mangels hinreichend genauer Längengradmessungen<br />

auf <strong>der</strong> Rückseite des Globus zu dieser Zeit jedoch noch nicht<br />

63<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Peter Sloterdijk<br />

Philosophische Aspekte <strong>der</strong> Globalisierung<br />

sicher wissen konnte. Zehn Jahre später war <strong>der</strong> geographische Tatbestand<br />

durch verbesserte Längengradbestimmungen eindeutig erwiesen,und Karl V.<br />

soll sich noch lange über die Wutausbrüche seines königlichen Kollegen<br />

amüsiert haben.<br />

Ich komme nach diesem anekdotischen Hinweis auf meine These<br />

zurück: Die Europäer können sich nicht aus <strong>der</strong> Verantwortung in Globalisierungsfragen<br />

herausargumentieren.Sie dürfen heute nicht die Wehleidigen<br />

spielen, nachdem sie sich 500 Jahre lang in <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Robusten gefielen.<br />

Ich glaube, eine solche defensive und ausweichende Haltung ist nicht nur<br />

unwürdig,son<strong>der</strong>n sie ist auch schlicht und einfach falsch,und zwar in historischer<br />

wie in politischer und ökonomischer Hinsicht.<br />

Ich darf vielleicht, um meine Überlegungen abzuschließen, ein<br />

paar sehr allgemeine Bemerkungen über die sozialpsychologischen Folgen<br />

<strong>der</strong> Globalisierung hinzufügen. Es wäre unangebracht, die Nervosität <strong>der</strong><br />

Menschen in Europa angesichts <strong>der</strong> Vorgänge im Großen nicht sehr ernst zu<br />

nehmen.Es handelt sich in <strong>der</strong> Tat um eine Krise – eine sozialpsychologische<br />

Krise und eine Krise <strong>der</strong> Lebensformen von einiger Tiefe, und ich glaube,<br />

daß Ministerpräsident Teufel ganz im Recht war, die gegenwärtige technologische<br />

Revolution, die zu einer dramatischen Zurückführung des Faktors<br />

Arbeit im Wirtschaftsgeschehen führen wird, zu vergleichen mit <strong>der</strong> grünen<br />

Revolution und <strong>der</strong> Land-Entvölkerungsrevolution des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Auch diese Vorgänge waren mit schwerwiegenden Umstilisierungen <strong>der</strong><br />

menschlichen Lebensformen verbunden – mit Umstellungen, die sehr weit<br />

reichten und von denen ich überzeugt bin, daß sie keineswegs abgeschlossen<br />

sind.<br />

64<br />

Deutsche Fragen


„Es ist nicht leicht, Nationalmenschen<br />

in Postnationalmenschen zu transformieren.“<br />

65<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Peter Sloterdijk<br />

Philosophische Aspekte <strong>der</strong> Globalisierung<br />

Ich möchte niemandem von Ihnen, meine Damen und Herren, zu nahe treten,aber<br />

ich meine,bei vielen von Ihnen noch Reste des einstigen Bauern zu<br />

erkennen,ich sehe manchen von Ihnen noch den inneren Bauern an,<strong>der</strong> den<br />

Umzug in die Stadt noch nicht ganz geschafft hat.Was ich damit sagen will,<br />

ist dies:Der Umzug in eine ganz städtische,in eine ganz ungrüne Lebensform<br />

ist etwas, was Menschen außerordentlich nahegeht, denn angesichts <strong>der</strong><br />

zehntausend Jahre Seßhaftigkeit, die <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> Menschheit hinter<br />

sich hat, ist die große Mobilmachung <strong>der</strong> kapitalistischen Gegenwartskultur<br />

keine geringe Herausfor<strong>der</strong>ung. In dieser langen Periode haben Selbstzüchtigungsprozesse<br />

stattgefunden, die den homo sapiens auf agrarische Tugenden<br />

hin selektiert haben, und diese Selektion in Richtung auf Qualitäten <strong>der</strong><br />

Seßhaftigkeit reicht ohne Zweifel bis in die genetische Ebene.<br />

Wir müssen bei allem, was heute geschieht, in Betracht ziehen,<br />

daß hun<strong>der</strong>t, zweihun<strong>der</strong>t Jahre Mo<strong>der</strong>nität gegen zehntausend Jahre Agraranthropologie<br />

stehen – also gegen ein Weltalter, in dem eine ständige Selektion<br />

in Richtung auf seßhafte, grüne, agrarische Eigenschaften betrieben<br />

wurde.Männer und Frauen haben sich gegenseitig gewählt nach ihrer Fähigkeit,<br />

Landwirtschaft, Viehzucht und Häuslebau zu betreiben, und jetzt soll<br />

sich das alles über Nacht än<strong>der</strong>n. Mithin, hier werden Umstilisierungen vorgenommen,<br />

die sehr tief reichen und die die Menschen bis in elementare<br />

Schichten ihrer Existenz berühren. Ich denke, <strong>der</strong> Umzug vom ländlichen<br />

Leben in das überwiegend städtische Leben ist ein nie ganz abgeschlossener<br />

Prozeß. Und auch <strong>der</strong> Übergang von einem Leben, das ganz arbeitsorientiert<br />

war, zu einem Leben, das mehr kommunikationsorientiert, mehr freizeitorientiert<br />

sein wird,ist nicht weniger schwierig,nicht weniger offen und unabschließbar.Was<br />

aber noch schwieriger ist, und da bin ich bei meinem sozial-<br />

66<br />

Deutsche Fragen


philosophischen Schlußargument: Es ist nicht leicht, Nationalmenschen in<br />

Postnationalmenschen zu transformieren.Unter Nationalmenschen verstehe<br />

ich einen Sozialcharakter, <strong>der</strong> in den letzten 200 Jahren entstanden ist und<br />

bei dem das Leben in den Formen des Nationalstaates zur zweiten Natur<br />

geworden ist. Es handelt sich dabei um Menschen, die ihr Land und ihre<br />

Nation als einen starkwandigen Behälter erleben – meistens einsprachig,<br />

bodenständig, vernakular, wie Ivan Iljitsch zu sagen pflegte, im eigenen Winkel<br />

zu Hause und eingeschworen auf den Dialekt des Lebens, <strong>der</strong> dort<br />

gedeiht.Wenn solche Menschen nun mit einem Mal aufgefor<strong>der</strong>t werden,sie<br />

sollen über Nacht all diese Computersachen lernen, all diese schnellen<br />

Trends mitmachen und auf diese neue Internationalität und Multikulturalität<br />

aufspringen, dann ist wohl zunächst einmal ein gewisses Zögern zu respektieren<br />

– auch wenn es richtig ist, daß dieses Zögern nicht zum Hauptlebensinhalt<br />

werden darf, und wenn man richtig beraten ist, wenigstens <strong>der</strong> neuen<br />

Generation so früh wie möglich Umzugshilfen in die smarteren und flexibleren<br />

Lebensformen anzubieten.<br />

Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, diese Überlegungen<br />

und Andeutungen abschließen mit <strong>der</strong> These, daß wir Wir treten ein in ein Weltalter,<br />

heute in einer sehr interessanten Umformatierungskrise in dem schwache Grenzen<br />

leben. Denn was die sogenannte Globalisierung mit den und durchlässige Außenhäute<br />

Menschen in den Nationalstaaten anstellt, ist doch im das prägende Merkmal von<br />

Grunde dies, daß wir von einer Gesellschaft <strong>der</strong> starken sozialen Systemen sind.<br />

Wände, man könnte auch sagen von einer Gesellschaft <strong>der</strong> dichten Container,<br />

uns auf eine Lebensform umorientieren, die man mit dem Prädikat<br />

„beson<strong>der</strong>s dünnwandig“ auszeichnen darf. An<strong>der</strong>s gesagt, wir treten ein in<br />

ein Weltalter, in dem schwache Grenzen und durchlässige Außenhäute das<br />

67<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Peter Sloterdijk<br />

Philosophische Aspekte <strong>der</strong> Globalisierung<br />

prägende Merkmal von sozialen Systemen sind.Vielleicht sollten wir,um uns<br />

selbst besser zu verstehen, die Lebensformen <strong>der</strong> Weichtiere studieren.<br />

Jedem in <strong>der</strong> Wirtschaft Tätigen wäre nahezulegen, in seiner Freizeit Molluskenforschung<br />

zu betreiben. Nicht die harten Helden von einst, nicht <strong>der</strong><br />

starke, mit sich identische und mit seiner Umwelt identische Mensch in seinem<br />

stabilen Gehäuse ist heute gefragt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> einsatzbereite, anpassungsfähige,<br />

flexibilisierte Lebensunternehmer, <strong>der</strong> am Morgen seine Lieblingsmolluske<br />

im Aquarium begrüßt, noch bevor er in den Spiegel schaut.<br />

Wir müssen versuchen, uns klarzumachen, was es heißt, wenn<br />

einstmals starkwandige Gesellschaften umgerüstet werden auf eine neue,<br />

durchlässigere und elastischere Struktur.Vor allem bedeutet dies,daß wir ein<br />

vertieftes Verständnis für die Immunitäts- und Identitätsbedürfnisse von<br />

Menschen entwickeln müssen – Bedürfnisse von Individuen, die bislang ihr<br />

immunologisches Optimum, was ihre sozialen Definitionen anging, im<br />

Regionalismus und im Nationalismus gefunden haben, das heißt in relativ<br />

dichten Container-Gesellschaften,in denen <strong>der</strong> Glaube vorherrschte,daß die<br />

Grenzen des eigenen Nationalstaats zum persönlichen Immunsystem <strong>der</strong><br />

einzelnen gehören. In solchen sozialen Formationen lag es nahe, auf Fremdes<br />

a priori mit einer entsprechenden Gereiztheit zu reagieren. Wir sind<br />

heute hingegen mit Verhältnissen konfrontiert, in denen die sozialen und<br />

politischen Immunsysteme auf unvorhergesehene Weise durcheinan<strong>der</strong>gewirbelt<br />

werden – mit dem Resultat, daß die Suche nach Identität und Immunität<br />

zunehmend von kollektivistischen auf individualistische Strategien<br />

umgestellt werden muß.<br />

Wir sehen das nicht zuletzt bei so aktuellen Themen wie denen<br />

<strong>der</strong> doppelten Staatsbürgerschaft – denn es ist evident, daß Teile <strong>der</strong> Bevöl-<br />

68<br />

Deutsche Fragen


„Einstmals starkwandige Gesellschaften<br />

werden umgerüstet auf durchlässige und<br />

elastischere Strukturen.“<br />

69<br />

Deutsche Fragen


Prof. Dr. Peter Sloterdijk<br />

Philosophische Aspekte <strong>der</strong> Globalisierung<br />

kerung dieses Reizthema in einer Weise beantworten,die man am besten mit<br />

einer allergologischen o<strong>der</strong> immunologischen Optik beschreiben kann. Dergleichen<br />

Reaktionen muß man ernst nehmen,weil es heute auf breiter Front<br />

Immer mehr Menschen begreifen,<br />

daß niemand mehr für Orientierung am umfassenden Schutzstaat auf Selbst-<br />

darum geht, das Immunverhalten <strong>der</strong> Menschen von <strong>der</strong><br />

sie tun wird, was sie nicht für schutz und Selbstsorge umzuprogrammieren.Während die<br />

sich selber leisten.<br />

Menschen im traditionellen all-kompetenten Schutzstaat<br />

ihre Immunität vor allem von dessen Ordnungs- und Versorgungsleistungen<br />

erwarten, ist es für die Zukunft wohl eher realistisch, in zunehmendem Maß<br />

auf Eigenleistungen zur Selbstimmunisierung zu setzen. Immer mehr Menschen<br />

begreifen, daß niemand mehr für sie tun wird, was sie nicht für sich<br />

selber leisten. Es läßt sich prognostizieren, daß immunologische Probleme<br />

im weitesten Sinn des Wortes, von <strong>der</strong> biologischen bis zur sozialen und spirituellen<br />

Situation <strong>der</strong> einzelnen, in Zukunft weniger auf kollektivem als auf<br />

individuellem Niveau abgehandelt werden müssen.Das ist es,was die Gesellschaft<br />

<strong>der</strong> Gegenwart mit einer großen Unruhe in bezug auf ihre künftigen<br />

Zustände erfüllt.<br />

Wir leben inmitten einer individualistischen Revolution, die<br />

bewirkt, daß Menschen ihr immunologisches Optimum künftig eher in kleinen<br />

Gruppen und in persönlichen Arrangements suchen werden. Man versichert<br />

sich heute besser,bewußter,wählerischer als früher.Man treibt mehr<br />

Sport, man verfolgt eine diätetische Linie, man nimmt die eigene Fitneß als<br />

Aufgabe ernst, was soviel bedeutet wie, daß man nicht mehr nur einfach hin<br />

arbeitet, son<strong>der</strong>n daß man an <strong>der</strong> Erhöhung seiner Arbeitsfähigkeit arbeitet.<br />

All diese Phänomene ergeben Sinn in einer breiten Strömung, die in den<br />

Gesellschaften <strong>der</strong> Ersten Welt ein neues Konzept von individualistisch ver-<br />

70<br />

Deutsche Fragen


faßter Immunologie durchsetzt.Was die alten Nationalstaaten,soweit sie Versicherungsstaaten<br />

und somit Sozialversicherungsstaaten sind, betrifft, so<br />

bleiben sie wichtig nur in dem Maß, wie es ihnen gelingt, Die politische Sphäre im Ganzen<br />

muß sich gegen die Über-<br />

weiterhin einen Beitrag zur Immunregie <strong>der</strong> einzelnen zu<br />

leisten.Wir werden nicht mehr alle Immunität,ja nicht einmal<br />

den größeren Teil des eigenen Immundesigns von Wunschgesellschaft abgrenzen.<br />

for<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> überreizten<br />

staatlichen Leistungen erwarten können. Vielmehr deutet alles darauf hin,<br />

daß wir auf Verhältnisse zugehen, in denen die Individuen sich mehr und<br />

mehr ihren eigenen Immunmix zusammenstellen werden.Dann wird die Leistung<br />

ihrer politischen Kommune nur ein Faktor unter mehreren Faktoren<br />

sein.Was die politische Sphäre im Ganzen anbelangt,so wird sie ihre Aufgabe<br />

unter den verän<strong>der</strong>ten Bedingungen <strong>der</strong> dünnwandigen Welt um so besser<br />

erfüllen, je mehr es ihr gelingt, sich gegen die Überfor<strong>der</strong>ungen abzugrenzen,<br />

die von <strong>der</strong> überreizten Wunschgesellschaft auf sie projiziert werden.<br />

71<br />

Deutsche Fragen


Zusammenfassung <strong>der</strong> Diskussion<br />

Die Diskussion konzentrierte sich auf drei Fragen: Globaler <strong>Wettbewerb</strong> –<br />

eine Veranstaltung für die „Großen“?, Hat <strong>der</strong> Sozialstaat im Zeitalter <strong>der</strong><br />

Globalisierung noch eine Zukunft?,Wo bleiben die Menschen im Prozeß <strong>der</strong><br />

Globalisierung?<br />

Globaler <strong>Wettbewerb</strong> – eine Veranstaltung für die<br />

„Großen“?<br />

Frau Professor Ohr griff die verschiedentlich geäußerten Vermutungen<br />

auf, daß nur große Unternehmen die Chancen des <strong>globale</strong>n <strong>Wettbewerb</strong>s<br />

nutzen könnten. Allein die Größe sei aber für die internationale<br />

<strong>Wettbewerb</strong>sfähigkeit des Unternehmens nicht entscheidend. Der <strong>globale</strong><br />

<strong>Wettbewerb</strong> erfor<strong>der</strong>e ein sehr hohes Maß an Flexibilität, vielfach höher, als<br />

es in geschlossenen Volkswirtschaften <strong>der</strong> Fall sei. Und dieses hohe Maß an<br />

Flexibilität werde zum Teil von kleinen und mittleren Unternehmen eher<br />

erreicht als von großen Unternehmen.Für mittelständische Betriebe komme<br />

es darauf an,bestimmte Marktsegmente zu besetzen.Viele Mittelständler hätten<br />

das erkannt und seien in ihren Marktnischen international führend.<br />

Grundsätzlich gebe es keinen strukturellen Hin<strong>der</strong>ungsgrund, <strong>der</strong> sie von<br />

den Vorteilen <strong>der</strong> Globalisierung ausschließe.<br />

Dr. Weber bestätigte diese Auffassung.Zwar gäbe es einen gewissen<br />

Trend zur Größe, das habe aber weniger mit <strong>der</strong> Globalisierung zu tun<br />

als mit den gestiegenen Anfor<strong>der</strong>ungen,die das Geschäft komplexer werden<br />

ließen. Die Grundaussage bleibe aber richtig, daß auch mittelständische<br />

Betriebe in dem Prozeß <strong>der</strong> Globalisierung ihre Chancen hätten.<br />

72<br />

Deutsche Fragen


Hat <strong>der</strong> Sozialstaat im Zeitalter <strong>der</strong> Globalisierung noch<br />

eine Zukunft?<br />

Professor Sloterdijk betonte, daß die sozialen Bindungskräfte<br />

einer Gesellschaft im Globalisierungszeitalter zu großen Teilen an den Sozialversicherungssystemen<br />

hängen. Heute würden Gesellschaften nicht mehr<br />

so sehr über die Sprache integriert und auch nicht mehr über die Klassiker<br />

– die meisten Deutschen hätten „Faust“ nicht mehr gelesen, und die heutigen<br />

Schulabgänger wüßten nicht mehr um seine Existenz. Die kulturellen<br />

Bindungen an das Gemeinwesen seien damit stark abgeschwächt worden,so<br />

daß <strong>der</strong> wirkliche Zusammenhalt unserer Gesellschaft heute im wesentlichen<br />

vom Sozialversicherungssystem ausgehe. Und hinter ihm stehe nach<br />

wie vor eine mit staatlicher Autorität verfügte Zwangssolidarität.Würden die<br />

Sozialversicherungen freigegeben werden, wären soziale Desintegrationserscheinungen<br />

in großem Ausmaß wahrscheinlich.Insofern sei diese Frage für<br />

das, was man bisher unter Nationalstaat verstanden hätte, von zentraler<br />

Bedeutung; wenn er sich je auflösen sollte, dann von dort her.<br />

Herr Baron erwi<strong>der</strong>te, daß <strong>der</strong> Staat und die staatliche Kernfunktion<br />

in keiner Weise auf den Sozialstaat reduziert werden könne. Im<br />

Gegenteil – so wie er heute sei,wirke <strong>der</strong> Sozialstaat eher desintegrativ.Auch<br />

heute noch – vielleicht nicht mehr über Goethe o<strong>der</strong> über Sprache – finde<br />

Integration über gemeinsame Werte, vor allem aber über Chancen statt, die<br />

vom Staat garantiert werden müßten, also über eine Art Verfassungspatriotismus<br />

im weitesten Sinne.<br />

Dr. Weber wies darauf hin, daß <strong>der</strong> Sozialstaat in Deutschland<br />

seit Bismarcks Zeiten immer weiter ausgebaut worden wäre und für die<br />

Bevölkerung insgesamt auch gewisse Funktionen in dem von Professor<br />

73<br />

Deutsche Fragen


Zusammenfassung <strong>der</strong> Diskussion<br />

Sloterdijk beschriebenen Sinne wahrgenommen habe. Allerdings wisse die<br />

Bevölkerung heute sehr gut,daß es so nicht mehr weitergehen könne.Einige<br />

Zwangsläufigkeiten, wie etwa <strong>der</strong> demographische Wandel, seien nicht zu<br />

übersehen.Das nehme auch die Bevölkerung wahr,und sie zeige sich zunehmend<br />

bereit für Verän<strong>der</strong>ungen.Die Mißbrauchsdiskussion zum Thema überzogener<br />

Sozialstaat zeige,daß <strong>der</strong> einzelne sich nicht mehr nur durch seinen<br />

Staat gut geschützt fühlt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Meinung ist, daß <strong>der</strong> Staat in einem<br />

Maße Schutz bietet, das zum Mißbrauch geradezu einlädt.<br />

Für beson<strong>der</strong>s bedeutsam erachtete Dr.Weber den Generationenkonflikt,<br />

<strong>der</strong> vorgezeichnet sei, wenn die Aufgaben nicht rechtzeitig angegangen<br />

würden. Die Bevölkerung sehe schon die Notwendigkeiten; mehr<br />

Sorge mache hier die Politik.Erste zaghafte Reformansätze auf diesem Gebiet<br />

seien jüngst zurückgedreht worden. Ein weiteres Mal werde viel Zeit verspielt.<br />

Das mache die Sache nicht nur teuer, son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> Umsetzung<br />

sehr viel schwieriger: Die Bevölkerung auf diesem Reformweg „mitzunehmen“<br />

werde dadurch erheblich erschwert.<br />

Wo bleiben die Menschen im Prozeß <strong>der</strong> Globalisierung?<br />

Herr Mehl wies darauf hin, daß viele Menschen den Prozeß <strong>der</strong><br />

Globalisierung nicht verstehen. Die Unwissenheit führe dazu, daß vor allem<br />

die Risiken,weniger die Chancen des weltweiten <strong>Wettbewerb</strong>s gesehen würden.<br />

Damit die Notwendigkeiten des <strong>globale</strong>n Wandels von <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

akzeptiert und offensiv angenommen werden, müsse stärker als bisher kommuniziert<br />

werden, was Globalisierung im Detail bedeute und welche Folgen<br />

dieser Prozeß für Deutschland habe.<br />

74<br />

Deutsche Fragen


Diese Auffassung teilte auch Dr. Weber. Die Fragen seien zwar oft sehr kompliziert,<br />

aber dennoch sollte dies die Politik nicht von <strong>der</strong> Pflicht entbinden,<br />

sie an die Menschen heranzutragen. Nicht nur zum Thema Globalisierung<br />

werde die Diskussion über die Köpfe <strong>der</strong> Bevölkerung hinweg ge<strong>führt</strong>.Wer<br />

verstehe heute noch die Steuergesetzgebung? Immer weniger Bürger könnten<br />

sie im Detail noch nachvollziehen,obwohl die Bevölkerung in <strong>der</strong> Breite<br />

betroffen sein werde.Will die Politik die Menschen für diese Politik gewinnen,<br />

muß sie auch komplexe Themen immer wie<strong>der</strong> aufgreifen und in einer<br />

verständlichen Sprache darlegen.<br />

Dr. Palm ergänzte,daß von <strong>der</strong> Politik und von <strong>der</strong> Wirtschaft ein<br />

Tempo vorgelegt werde,dem die Menschen nicht mehr folgen könnten.Dies<br />

müsse stärker berücksichtigt werden, um den Bürgern ihre Ängste und Sorgen<br />

zu nehmen.<br />

In diesem Zusammenhang <strong>führt</strong>e Professor Sloterdijk aus,daß<br />

die Individuen nach wie vor für sich selber sorgen könnten, sogar individualistische<br />

Lebensformen zunehmend an Bedeutung gewännen. Das gelte<br />

zwar nicht für alle Menschen, aber für sehr viele. Insofern werde es künftig<br />

viel mehr Individualrhythmik geben als heute.Und in diesen Rhythmiken finden<br />

viele Menschen besser ihr Auskommen als innerhalb dieses großen<br />

Mahlstroms einer beschleunigten Weltgesellschaft.<br />

Wenn die Menschen heute Angst hätten, so Professor Sloterdijk,<br />

seien das in erster Linie Verlustängste, keine Zukunftsängste in dem Sinne,<br />

daß die Menschen Angst davor hätten, was die Zukunft an Ungewissem<br />

brächte. Ursache hierfür sei die ständige Drohkommunikation, die in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft über die Medien ge<strong>führt</strong> werde. Zwar bräuchten Menschen<br />

Streß, es müsse aber zwischen Malignen- und Kreativstreß unterschieden<br />

75<br />

Deutsche Fragen


Zusammenfassung <strong>der</strong> Diskussion<br />

werden.Beide Streßarten werden aus dem Rohstoff „Angst“ gespeist,zukünftig<br />

müßten jedoch vom Drohstreß, dem Malignenstreß, Teile für den Luststreß,also<br />

für das Hochgefühl <strong>der</strong> eigenen Leistung,abgezweigt werden.Eine<br />

Positivsprache und nicht Drohkommunikation sei Voraussetzung für eine<br />

„Positivklimapolitik“ in Deutschland.<br />

Frau Professor Ohr teilte diese Auffassung nicht.Die Ängste <strong>der</strong><br />

Menschen kämen zum Großteil daher, daß künftige Entwicklungen von <strong>der</strong><br />

Politik und zum Teil auch von <strong>der</strong> Wirtschaft idealtypisch dargestellt würden.<br />

Die Realität sehe jedoch oft an<strong>der</strong>s aus. Diese Erfahrung mache die Bevölkerung<br />

ängstlich. Mithin weise eine Positivsprache in die verkehrte Richtung.Vielmehr<br />

sollte von seiten <strong>der</strong> Politik nicht nur auf die Chancen, son<strong>der</strong>n<br />

auch auf die Risiken hingewiesen werden. Eine solche Politik wäre<br />

offener und vor allem ehrlicher.Die Menschen wären dann auch eher bereit,<br />

die notwendigen Einschnitte hinzunehmen.<br />

Auch Dr. Weber wies darauf hin,daß die Menschen sich gar nicht<br />

so sehr abstrakt vor <strong>der</strong> Zukunft fürchteten. Sie erwarteten aber eine klare<br />

Perspektive. Diese werde ihnen jedoch von den Verantwortlichen aus allen<br />

Bereichen nur unzureichend vermittelt. Dabei gehe es nicht darum, die<br />

Zukunft möglichst genau vorherzusagen. Aber es gebe Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die schon heute auf <strong>der</strong> Tagesordnung stünden. Bereits heute sei in vielen<br />

Fällen bekannt,was künftig nicht mehr möglich sein werde.Je klarer das vermittelt<br />

werde, desto stärker könnte auch auf die Chancen hingewiesen werden,<br />

die in diesem Prozeß lägen. Und diese Chancen stünden für unser Land<br />

nicht schlecht: „Wenn es die deutsche Gesellschaft, die deutsche Volkswirtschaft<br />

mit ihren gut ausgebildeten Arbeitnehmern und ihrem enormen Wohlstand<br />

nicht schaffen,mit den Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Globalisierung fertig zu<br />

werden, wer sollte es dann schaffen?“<br />

76<br />

Deutsche Fragen


Kurzbiographien <strong>der</strong> Redner<br />

Stefan Baron, geboren 1948 in Dahn / Pfalz, studierte Volkswirtschaft,<br />

Politologie und Sozialpsychologie in Köln und Paris. Nach seiner<br />

zweijährigen wissenschaftlichen Mitarbeit am Institut für Weltwirtschaft in<br />

Kiel war er anschließend Redakteur bei <strong>der</strong> Wirtschaftswoche,Wirtschaftsredakteur<br />

beim Spiegel und ab 1985 internationaler Finanzkorrespondent in<br />

Frankfurt.1990 kehrte er zur Wirtschaftswoche zurück und ist dort seit 1991<br />

Chefredakteur. 1997 erhielt er den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik.<br />

Er ist Mitglied im Board of Trustees des American Institute for Contemporary<br />

German Studies, Washington D.C., und Herausgeber mehrerer<br />

Bücher.<br />

Frank Heintzeler, geboren 1939 in Ludwigshafen, ist seit Mai<br />

1994 Sprecher des Vorstandes <strong>der</strong> Baden-Württembergischen Bank AG,Stuttgart.Von<br />

1961 bis 1965 studierte er Jura an den Universitäten Tübingen,München,Berlin<br />

und Heidelberg,wo er 1969 das zweite juristische Staatsexamen<br />

ablegte. Seit 1970 arbeitete Frank Heintzeler bei <strong>der</strong> Deutschen Bank, zunächst<br />

in den USA und anschließend in <strong>der</strong> Zentrale in Frankfurt, zuletzt als<br />

Direktor mit Generalvollmacht.<br />

77<br />

Deutsche Fragen


Kurzbiographien <strong>der</strong> Redner<br />

Klaus Macharzina, geboren 1939 in Waldenburg / Schlesien, ist<br />

seit 1994 Präsident <strong>der</strong> Universität Hohenheim. Nach seiner Promotion war<br />

er von 1974 bis 1976 Inhaber des Lehrstuhls für International Accounting<br />

an <strong>der</strong> University of Lancaster. 1976 wurde er Professor für Betriebswirtschaftslehre<br />

und 1985 Leiter <strong>der</strong> Forschungsstelle für Export- und Technologiemanagement<br />

(EXTEC) an <strong>der</strong> Universität Hohenheim. Er ist leitendes<br />

Mitglied führen<strong>der</strong> in- und ausländischer wissenschaftlicher und berufsständischer<br />

Organisationen und Herausgeber <strong>der</strong> Fachzeitschrift „Management<br />

International Review – MIR“.<br />

Renate Ohr, geboren 1953 in Ludwigshafen, promovierte nach<br />

ihrem Volkswirtschafts- und Jurastudium in Essen. Anschließend habilitierte<br />

sie sich in Bochum. Nach einer einjährigen Lehrstuhlvertretung an <strong>der</strong> Universität<br />

Kiel im Fach Volkswirtschaftstheorie übernahm sie 1988 den Lehrstuhl<br />

für Außenwirtschaft am Institut für Volkswirtschaftslehre <strong>der</strong> Universität<br />

Hohenheim. Darüber hinaus hält Renate Ohr Gastvorlesungen zum<br />

Thema Europäische Integration an <strong>der</strong> Universität Innsbruck.<br />

Peter Sloterdijk, geboren 1947 in Karlsruhe, studierte Philosophie,<br />

Germanistik und Geschichte in München und Hamburg. Nach seiner<br />

Promotion 1976 in Hamburg war er Gastdozent am Lehrstuhl für Poetik <strong>der</strong><br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Seit 1992 ist er<br />

Professor an <strong>der</strong> Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Er erhielt<br />

1993 den Ernst-Robert-Curtius-Preis und ist Autor mehrerer Werke.<br />

78<br />

Deutsche Fragen


Erwin Teufel, geboren 1939 in Rottweil, ist seit 1991 CDU-<br />

Landesvorsitzen<strong>der</strong> und Ministerpräsident von Baden-Württemberg. 1972<br />

wurde er Abgeordneter des Landtags von Baden-Württemberg.Von 1978 bis<br />

1991 war er Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> CDU-Landtagsfraktion und 1996 bis 1997 Präsident<br />

des Bundesrats. Er ist Vorstandsmitglied in <strong>der</strong> Versammlung <strong>der</strong><br />

Regionen Europas (VRE) und Vizepräsident des Ausschusses <strong>der</strong> Regionen<br />

Europas bei <strong>der</strong> EU.Neben seiner Funktion als Präsident <strong>der</strong> Jerusalem Foundation<br />

Deutschland ist er Vorsitzen<strong>der</strong> des Beirats <strong>der</strong> deutschen Trägergesellschaft<br />

für das Deutsche Industrie- und Handelszentrum (DIHZ) in<br />

Singapur.<br />

Manfred Weber, geboren 1950 in Altenkofen / Bayern, ist seit<br />

1992 Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken und seit<br />

März 1997 Mitglied des Vorstandes. Nach seinem Studium <strong>der</strong> Nationalökonomie<br />

und <strong>der</strong> Promotion an <strong>der</strong> Johann Wolfgang Goethe-Universität in<br />

Frankfurt am Main war er von 1980 bis 1985 in <strong>der</strong> Hauptabteilung Volkswirtschaft<br />

<strong>der</strong> Deutschen Bundesbank,von 1986 bis 1991 als Leiter des Büros<br />

des Vizepräsidenten <strong>der</strong> Deutschen Bundesbank sowie von 1991 bis 1992 bei<br />

<strong>der</strong> Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel tätig.<br />

79<br />

Deutsche Fragen


Teilnehmer des Symposiums<br />

Friedrich Ambs<br />

Dr. Udo Andriof<br />

Lothar Freiherr von Arnim<br />

Stefan Baron<br />

Dr. Eberhard Benz<br />

Barbara Bertrang<br />

Robert Bier<br />

Reiner Birkhold<br />

Christian Böhmer<br />

Rudolf Böhmler<br />

Dr. Harry Brambach<br />

Dr. Ulrich Brocker<br />

Prof. Dr. Wilhelm Bürklin<br />

Rolf Buscher<br />

Till Casper<br />

Generalstaatsanwalt,<br />

Generalstaatsanwaltschaft, Karlsruhe<br />

Regierungspräsident, Regierungspräsidium<br />

Stuttgart<br />

Geschäftsführer, Borries Markier-Systeme<br />

GmbH, Pliezhausen<br />

Chefredakteur, Wirtschaftswoche,<br />

Düsseldorf<br />

ehem.Vorstandssprecher <strong>der</strong><br />

Badenwerk AG, Stuttgart<br />

Präsidentin, Deutsche Telekom AG,<br />

Stuttgart<br />

Direktor <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG, Singen<br />

Geschäftsführer, Heilbronn<br />

Wirtschaftsredaktion dpa, Stuttgart<br />

Ministerialdirektor, Ministerium für<br />

Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />

Baden-Württemberg, Stuttgart<br />

Mitglied des Vorstandes <strong>der</strong><br />

SG Holding AG, Stuttgart<br />

Hauptgeschäftsführer des Verbandes <strong>der</strong><br />

Metallindustrie Baden-Württemberg e.V.,<br />

Stuttgart<br />

Geschäftsführer, Gesellschaft für<br />

Bankpublizität, Berlin<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> Orangs + Heinrichs<br />

GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />

Präsident <strong>der</strong> Industrie- und Handelskammer<br />

Nordschwarzwald, Pforzheim<br />

80<br />

Deutsche Fragen


Senator E. h.,Vorsitzen<strong>der</strong> des Universitäts-<br />

bundes Hohenheim, Schwieberdingen<br />

Dr. Wolfgang G. Crusen<br />

Volker Dresel<br />

Peter A. Eckenberg<br />

Jürgen Eckhardt<br />

Prof. Dr. Franz Effenberger<br />

Karl Magnus Graf Leutrum<br />

von Ertingen<br />

Martin Förster<br />

Peter Förster<br />

Martin Frank<br />

Dr. Wolfram Freudenberg<br />

Dr. Ulrike Gauß<br />

Manfred W. Groos<br />

Eva Großkinsky<br />

Dr. Ehrhart Hanf<br />

Emilia Hartmann<br />

Dr. Wolfgang Haubold<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> Staatlichen Toto-Lotto<br />

GmbH, Stuttgart<br />

Mitglied des Vorstandes, Kies und<br />

Beton AG, Iffezheim<br />

Konsul, Stuttgart<br />

Rechtsanwalt,Versorgungswerke <strong>der</strong><br />

Rechtsanwälte, Stuttgart<br />

Stuttgart<br />

Geschäftsführen<strong>der</strong> Gesellschafter, Institut<br />

Dr. Förster GmbH & Co. KG, Reutlingen<br />

Baden-Württembergische Bank AG, Rastatt<br />

Präsident des Rechnungshofes Baden-<br />

Württemberg, Karlsruhe<br />

Mitglied <strong>der</strong> Vorstände <strong>der</strong> Württembergischen<br />

Versicherungsgruppe, Stuttgart<br />

Leiterin <strong>der</strong> Grafischen Sammlung <strong>der</strong><br />

Staatsgalerie, Stuttgart<br />

Mitglied des Vorstandes <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG, Stuttgart<br />

Focus, Politikredakteurin, München<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre,<br />

Universität Hohenheim, Stuttgart<br />

Konsulin,Vaihingen/Enz<br />

Institut für Chemie,<br />

Universität Hohenheim, Stuttgart<br />

81<br />

Deutsche Fragen


Teilnehmer des Symposiums<br />

Dr. Frank Heintzeler<br />

Dr. Roland Hepp<br />

Hans-Jürgen Hirner<br />

Jürgen Hofer<br />

Dr. Claus Dieter Hoffmann<br />

Dr. Friedrich Wilhelm<br />

Hofmann<br />

Karl-Eugen Hofmann<br />

Hans-Michael Hummel<br />

Wolf-Dieter Ihle<br />

Katja Kaschte<br />

Dr. Hans-Joachim Kay<br />

Bruno Kiefer<br />

Dr. Hartmut Knüppel<br />

Sprecher des Vorstandes <strong>der</strong> Baden-<br />

Württembergischen Bank AG, Stuttgart,<br />

und Mitglied des Vorstandes des Bundesverbandes<br />

deutscher Banken, Berlin<br />

Stellv. Direktor <strong>der</strong> Versorgungsanstalt für<br />

Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte,Tübingen<br />

Mitglied <strong>der</strong> Geschäftsleitung <strong>der</strong><br />

Commerzbank AG, Stuttgart<br />

MdL, Freie Demokratische Partei/Demokratische<br />

Volkspartei im Landtag von Baden-<br />

Württemberg, Stuttgart<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> Robert Bosch GmbH,<br />

Stuttgart<br />

Konsul, persönlich haften<strong>der</strong> Gesellschafter<br />

des Bankhauses Ellwanger & Geiger,<br />

Stuttgart<br />

Direktor <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG, Stuttgart<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> Hummel GmbH &<br />

Co., Magstadt<br />

Generalbevollmächtigter <strong>der</strong> Baden-<br />

Württembergischen Bank AG, Stuttgart<br />

Hildenbrandt GmbH, Immobilien, Stuttgart<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführung <strong>der</strong><br />

Landesentwicklungsgesellschaft Baden-<br />

Württemberg mbH, Stuttgart<br />

Orangs + Heinrichs GmbH, Leinfelden-<br />

Echterdingen<br />

Geschäftsführer, Bundesverband deutscher<br />

Banken, Berlin<br />

82<br />

Deutsche Fragen


Vedran Konjevod<br />

Klaus-Dieter Kopka<br />

Rolf Lägeler<br />

Fritz-Peter Lang<br />

Dr. Thomas G. Langohr<br />

Dieter Lell<br />

Dr. Rolf Lenz<br />

Dr. Peter Lin<strong>der</strong><br />

Prof. Dr. Norbert Loos<br />

Prof. Dr. Hans-Werner<br />

Ludwig<br />

Prof. Dr. Klaus Macharzina<br />

Dr. Kurt Mahlenbrey<br />

Dieter Maier<br />

Otto Julius Maier<br />

Wolfgang Maier<br />

Horst Marschall<br />

I. Konsul, Generalkonsulat <strong>der</strong> Republik<br />

Kroatien, Stuttgart<br />

Direktor <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG, Reutlingen<br />

Konstanz<br />

Autohaus Lang GmbH & Co. KG, Stuttgart<br />

Direktor <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG, Heilbronn<br />

Direktor <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG, Stuttgart<br />

Stellv. AR-Vorstand IC-Interglas AG, Ulm<br />

Sprecher des Vorstandes <strong>der</strong> Schwäbischen<br />

Bank AG, Stuttgart<br />

Geschäftsführen<strong>der</strong> Gesellschafter <strong>der</strong><br />

BW-Kapitalbeteiligungs GmbH, Stuttgart<br />

Rektor <strong>der</strong> Eberhard-Karls-Universität,<br />

Tübingen<br />

Präsident <strong>der</strong> Universität Hohenheim,<br />

Stuttgart<br />

Präsident <strong>der</strong> Versorgungsanstalt für Ärzte,<br />

Zahnärzte und Tierärzte,Tübingen<br />

Mitglied des Vorstandes <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG, Stuttgart<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Aufsichtsrates <strong>der</strong><br />

Ravensburger AG, Ravensburg<br />

Leiter Finanzen, Energie Baden-Württemberg<br />

AG, Karlsruhe<br />

Mitglied des Vorstandes <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG, Stuttgart<br />

83<br />

Deutsche Fragen


Teilnehmer des Symposiums<br />

Manfred Martersteig<br />

Dr. Hans-Joachim<br />

Massenberg<br />

Dr. Helmut Mattes<br />

Georg Mehl<br />

Hans-Jörg Merk<br />

Marion Merk<br />

Norbert Mühl<br />

Dr. Ludger Müller<br />

Berndt Netzer<br />

Hubert Nopper<br />

Prof. Dr. Renate Ohr<br />

Dr. Guntram Palm<br />

Dr. Bernd F. Pelz<br />

Dr. Manfred Prechtl<br />

Werner Redies<br />

Felicitas Reiß<br />

Werner Röhm<br />

Senator E.h., Leinfelden-Echterdingen<br />

Geschäftsführer, Bundesverband deutscher<br />

Banken, Berlin<br />

Heilbronn<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstandes <strong>der</strong> Württembergischen<br />

AG,Versicherungs-Beteiligungsgesellschaft,<br />

Stuttgart<br />

Geschäftsführen<strong>der</strong> Gesellschafter,<br />

Merk GmbH & Co. KG, Mössingen<br />

Merk GmbH & Co. KG, Mössingen<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> BT Office Products<br />

Deutschland GmbH & Co. KG, Stuttgart<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> Gottlob Auwärter<br />

GmbH & Co., Stuttgart<br />

Präsident des Amtsgerichtes, Stuttgart<br />

Mitglied des Vorstandes <strong>der</strong> C. Baresel AG,<br />

Stuttgart<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre,<br />

Universität Hohenheim, Stuttgart<br />

Präsident <strong>der</strong> Landeszentralbank Baden-<br />

Württemberg, Stuttgart<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstandes <strong>der</strong> DLW AG,<br />

Bietigheim-Bissingen<br />

Rechtsanwalt, Baden-Württembergische<br />

Bank AG, Stuttgart<br />

Generalvikar, Rottenburg<br />

Karl Casper KG, Remchingen<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> Heinrich Hermann<br />

GmbH + Co., Stuttgart<br />

84<br />

Deutsche Fragen


Hans-Ulrich Sachs<br />

Peter M. Schaffer<br />

Jörg Schantel<br />

Dr. Rolf Schmid<br />

Siegfried Schmidt<br />

Dr. Kristina M. Schnei<strong>der</strong><br />

Prof. Dr. Walter Schnei<strong>der</strong><br />

Prof. Dr. h.c. Siegfried<br />

Scholtyssek<br />

Dr. Paul Selbherr<br />

Prof. Dr. Peter Sloterdijk<br />

Thomas Spengler<br />

Normann Stassen<br />

Michael Steindorfner<br />

Alban Stockinger<br />

Dirk Stroe<strong>der</strong><br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstandes <strong>der</strong><br />

SG Holding AG, Stuttgart<br />

Geschäftsführer, Autohaus Lang GmbH &<br />

Co. KG, Stuttgart<br />

Hildenbrandt GmbH, Immobilien, Stuttgart<br />

Präsident,Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstandes <strong>der</strong><br />

Versorgungsanstalt des Bundes und <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong>, Karlsruhe<br />

Präsident <strong>der</strong> Notarkammer, Stuttgart<br />

Dr. Krumpa & Partner GmbH,<br />

Frankfurt am Main<br />

Direktor <strong>der</strong> Berufsakademie, Stuttgart<br />

Institut für Tierhaltung und Tierzüchtung,<br />

Universität Hohenheim, Stuttgart<br />

Präsident <strong>der</strong> Rechtsanwaltskammer,<br />

Freiburg<br />

Staatliche Hochschule für Gestaltung,<br />

Karlsruhe<br />

Wirtschaftsredakteur, Stuttgarter Zeitung,<br />

Stuttgart<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> Rixius GmbH,<br />

Mannheim<br />

Ministerialdirektor, Justizministerium<br />

Baden-Württemberg, Stuttgart<br />

Direktor <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG, Ulm<br />

Akademie für Weiterbildung Hohenheim,<br />

Stuttgart<br />

85<br />

Deutsche Fragen


Teilnehmer des Symposiums<br />

Dr. Jan Szantyr<br />

Mitglied des Vorstandes <strong>der</strong> Württembergischen<br />

Hypothekenbank AG, Stuttgart<br />

Erwin Teufel<br />

Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg,<br />

Stuttgart<br />

Dr. Brigitte Thamm<br />

Direktorin <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG, Stuttgart<br />

Prof. Dr. Peter Thiele Direktor des Linden-Museums, Stuttgart<br />

Hans Jochen von Tresckow Direktor <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG, Karlsruhe<br />

Prof. Dr. Karl-Heinz Vollmer Mitglied des Vorstandes <strong>der</strong> SGZ-Bank AG,<br />

Karlsruhe<br />

Jürgen Volk<br />

Direktor <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG, Stuttgart<br />

Gerhard Karl Warnke Geschäftsführer <strong>der</strong> Maico Elektroapparate-Fabrik<br />

GmbH,Villingen-Schwenningen<br />

Dr. Manfred Weber<br />

Hauptgeschäftsführer und Mitglied des<br />

Vorstandes des Bundesverbandes<br />

deutscher Banken, Berlin<br />

Dr. Rainer Weiß<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> Papierfabrik<br />

Scheufelen GmbH & Co. KG, Lenningen<br />

Norbert Werner<br />

Direktor <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG, Karlsruhe<br />

Dr. Gert Wünsche<br />

Mitglied <strong>der</strong> Geschäftsleitung <strong>der</strong><br />

Commerzbank AG, Stuttgart<br />

Rudolf Zipf<br />

Mitglied des Vorstandes <strong>der</strong> Baden-Württembergischen<br />

Bank AG, Stuttgart<br />

86<br />

Deutsche Fragen


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Redaktion:<br />

Gestaltung:<br />

Illustrationen:<br />

Lithografie:<br />

Satz:<br />

Bundesverband deutscher Banken<br />

Andreas Menke<br />

Gesellschaft für Bankpublizität<br />

Telefon 030 / 5 90 08 - 590<br />

Scholz & Friends Berlin<br />

Janusz Kapusta<br />

Appel Grafik Berlin<br />

CitySatz & Nagel, Berlin<br />

87<br />

Deutsche Fragen

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