Netzbrief Nr. 4» als PDF - Fachstelle Elternmitwirkung
Netzbrief Nr. 4» als PDF - Fachstelle Elternmitwirkung
Netzbrief Nr. 4» als PDF - Fachstelle Elternmitwirkung
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Arbeit in der Schule:<br />
wirksam sein,<br />
gesund bleiben<br />
Hintergründe<br />
Berichte<br />
Kompetenzzentren<br />
und Partner<br />
netzbrief b+g<br />
juni 2007<br />
nr. 4<br />
SPONSOR
2<br />
Editorial<br />
Balancieren im Lehrberuf<br />
Zahlreiche Studien und die täglichen Erfahrungen zeigen es deutlich: Die<br />
Ansprüche im Lehrberuf werden vielfältiger und auch widersprüchlicher.<br />
Wer den Auftrag <strong>als</strong> Lehrerin oder Lehrer erfüllen und dabei gesund bleiben<br />
will, muss gut balancieren können: zwischen der Komplexität eigener<br />
und fremder Ansprüche, zwischen Vermeiden von Misserfolg und (zu) optimistischer<br />
Erfolgserwartung, zwischen der Akzeptanz von Grenzen und<br />
Defi ziten und dem Entwickeln von Stärken, zwischen vorgegebenen Regeln<br />
bzw. Anleitungen und Improvisation, zwischen Sache und Beziehung,<br />
zwischen Auftragserfüllung und schützender Selbstsorge.<br />
Mit der Fachtagung «Balancieren im Lehrberuf» vom 8. und 9. Dezember<br />
2006 wollten wir <strong>als</strong> Organisator/innen Erkenntnisse und praktische<br />
Möglichkeiten präsentieren, wie Lehrpersonen in diesem Spannungsfeld<br />
gesund und wirksam bleiben können. Leitend war die Überzeugung, dass<br />
wissenschaftlich gestützte Professionalität, Freude und Lust am Beruf, refl<br />
exives Handeln und Wirksamkeit, Kreativität, Verantwortungsbewusstsein<br />
und spielerische Gelassenheit sich nicht ausschliessen, sondern balanciert<br />
werden können – und müssen. Für ein dynamisches Gleichgewicht gilt es<br />
immer wieder von neuem, die eigenen Stärken und Ressourcen sowie jene<br />
des Schulteams und der Institution Schule achtsam wahrzunehmen und<br />
zu pfl egen.<br />
340 Personen diskutierten am Symposium Erkenntnisse und Modelle<br />
(4 Fachvorträge und Kolloquien) und 720 Personen erkundeten und erprobten<br />
an der Impulstagung in 45 Ateliers praktische Möglichkeiten, um<br />
im Lehrberuf gesund und wirksam zu sein.<br />
Wir gingen bei der Planung unserer Tagung von der Überzeugung aus, dass<br />
diese salutogene und ressourcenorientierte Perspektive (Antonovsky) auch<br />
in der Pädagogik – wie in den medizinischen und gesundheitsbezogenen<br />
Wissenschaften und Arbeitsfeldern – zu einer fruchtbaren Perspektivenerweiterung<br />
führen kann. Dass diese Sichtweise insbesondere im Verständnis<br />
des Lehrberufs sowie in der Gestaltung des Arbeitsplatzes Schule neue<br />
Impulse auslösen kann, bestätigt das grosse und positive Echo.<br />
Wir hoffen, dass die Impulse der Tagung den Weg in möglichst viele Berufs-Biografi<br />
en, in die Kollegien und in die Schulzimmer gefunden haben<br />
und noch fi nden werden. Wir hoffen auch, dass die Aufnahme einzelner<br />
Beiträge der Tagung in diesem <strong>Netzbrief</strong> dieses Weiterwirken noch unterstützt,<br />
und dass die Kompetenzzentren des Netzwerkes bildung + gesundheit<br />
mit ihrem jeweiligen Wissen und Können diese Prozesse begleiten.<br />
Anton Strittmatter<br />
- Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH)<br />
Sibilla Marelli-Simon<br />
- Institut für Unterrichtsfragen und Lehrer/innenfortbildung<br />
Basel-Stadt (ULEF)<br />
Urs Peter Lattmann, Anita Märki<br />
- Kompetenzzentrum RessourcenPlus R+ der Fachhochschule<br />
Nordwestschweiz (FHNW)<br />
Nicola Jacobshagen<br />
- Lehrstuhl für Arbeitspsychologie der Universität Bern<br />
Barbara Zumstein<br />
- Schweizerisches Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen<br />
Die Tagungsgbeiträge können auf www.gesunde-schulen.ch und auf<br />
www.lch.ch heruntergeladen werden.<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
bildung + gesundheit Netzwerk Schweiz<br />
Bundesamt für Gesundheit BAG<br />
Sektion Drogen<br />
CH-3003 Bern<br />
+41 (0)31 322 62 26<br />
Der <strong>Netzbrief</strong> b+g erscheint zwei Mal<br />
jährlich. Gratisabonnements können<br />
unter www.bildungundgesundheit.ch<br />
bestellt werden.<br />
Redaktionsleitung<br />
Silvio Sgier, Consulting & Coaching, Chur<br />
Redaktionsteam<br />
Barbara Zumstein, Schweizerisches Netzwerk<br />
Gesundheitsfördernder Schulen<br />
Christoph Müller, Beratungsstelle für<br />
Unfallverhütung bfu<br />
Maya Mulle, <strong>Elternmitwirkung</strong><br />
Francine Richon, Promesce – Promotion<br />
des Médias, Environnement, Santé et<br />
Citoyenneté dans un processus Educatif<br />
Gestaltung<br />
Grafi katelier Thomas Küng, Luzern<br />
Druck<br />
Gegendruck, Luzern<br />
Aufl age<br />
6’000 Exemplare<br />
Die redaktionelle Verantwortung<br />
für den <strong>Netzbrief</strong> b+g tragen die<br />
Redaktionsleitung und das Redak-<br />
tionsteam. Die Programmleitung von<br />
bildung + gesundheit – Netzwerk<br />
Schweiz stellt Kohärenz zum Programm<br />
b+g sicher. Für Inhalt, Stil und<br />
Übersetzungen der einzelnen Beiträge<br />
zeichnen die jeweiligen Autorinnen<br />
und Autoren, die Kompetenzzentren/Netzwerkpartner<br />
und das<br />
Redaktionsteam verantwortlich.<br />
www.bildungundgesundheit.ch
Dritte LCH-Studie zur Berufszufriedenheit der Lehrpersonen<br />
Anton Strittmatter<br />
Arbeitsbedingungen und unseriöse Reformen<br />
nagen an der Substanz<br />
Die Berufszufriedenheit der Lehrerinnen und Lehrer<br />
ist allgemein immer noch recht hoch. Das Arbeitsklima<br />
an der eigenen Schule hat sich in den letzten Jahren<br />
gar deutlich verbessert. Die Lehrerinnen und Lehrer<br />
schreiben sich heute grössere Kompetenz zu <strong>als</strong><br />
früher. Markant schlechter geworden ist die Zufrie-<br />
Zu den grössten Ursachen von<br />
Unzufriedenheit gehört das Gefühl,<br />
ständig zu wenig Zeit zu haben.<br />
denheit in Bezug auf Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten,<br />
Seriosität von Schulreformen, Verlässlichkeit<br />
der Anstellungs- und Arbeitsbedingungen,<br />
administrativen Aufwand sowie in Bezug auf das<br />
Gleichgewicht zwischen Arbeitszeit und Erholung.<br />
Dies zeigt die neueste Untersuchung zur Berufszufriedenheit,<br />
welche der Dachverband Schweizer Lehrerinnen<br />
und Lehrer (LCH) 2006 nach 1990 und 2001<br />
zum dritten Mal durch ein wissenschaftliches Institut<br />
(lfp Zürich) durchführen liess. Es kamen rund 4'200<br />
online ausgefüllte Fragebogen zur Auswertung. Die<br />
ersten Ergebnisse wurden an der Fachtagung «Balancieren<br />
im Lehrberuf» in Bern vorgestellt, die Detailauswertung<br />
erfolgt im Frühling 2007.<br />
Die grössten Quellen der Zufriedenheit liegen im<br />
guten Sinn der Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen<br />
sowie in der Möglichkeit, selbst Neues<br />
Inhalt<br />
Hintergründe und Berichte<br />
3 Dritte LCH-Studie zur Berufszufriedenheit<br />
der Lehrpersonen<br />
5 Gute gesunde Lehrpersonen für gute<br />
gesunde Schulen<br />
7 Der Gesundheitskompass<br />
8 Gesund im Unterricht – gesund durch<br />
den Unterricht?<br />
10 Gesundheit ist sinnvoll<br />
11 Umgang mit Anforderungen und Ressourcen<br />
14 Was führt meine Klasse?<br />
16 Der Wandel des Psychologischen Vertrags<br />
17 Entwicklung der Schulen – Belastung der<br />
Lehrpersonen?<br />
www.bildungundgesundheit.ch<br />
auszuprobieren und den pädagogischen Handlungsspielraum<br />
auszuschöpfen. Geschätzt werden auch<br />
die Möglichkeiten, den Arbeitsumfang, die Stufe<br />
und die Fächer den individuellen Bedürfnissen anzupassen.<br />
Zu den Trümpfen der Arbeitszufriedenheit<br />
zählen auch der empfundene Respekt sowohl von<br />
Seiten der Schülerinnen und Schüler wie auch von<br />
Seiten der Vorgesetzten, die empfundene eigene Sicherheit<br />
und die Erfolge sowohl bei der Vermittlung<br />
von Sachkompetenz wie auch bei der erzieherischen<br />
Arbeit. Die «Gretchenfrage», ob man den Beruf aus<br />
heutiger Sicht wieder wählen würde, wird denn auch<br />
mit über 70% Zustimmung beantwortet. Allerdings<br />
zeigen sich hier beträchtliche Unterschiede: Sind es<br />
bei den Frauen fast 80%, welche so zum Beruf stehen,<br />
fi ndet diese Frage bei den Männern nur gerade<br />
67% Zustimmung, Tendenz abnehmend mit zunehmender<br />
Schulstufe und zunehmendem Dienstalter.<br />
In der dritten Aufl age der Erhebung überrascht positiv<br />
– mit über 80% «eher zufrieden» – der weitere<br />
deutliche Anstieg der Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit<br />
im Kollegium. Das kollegiale Team wird<br />
stärker denn je <strong>als</strong> Stütze gewertet. Hier zeigen sich<br />
offensichtlich erste Früchte der geleiteten Schule.<br />
Zwar wird noch häufi g über zusätzliche und oft konfl<br />
ikthafte Belastungen bei der Einführung von Schulleitungen<br />
berichtet; die Untersuchung zeigt aber<br />
deutlich, dass das Arbeitsplatzklima bei zunehmender<br />
Dauer der Einrichtung einer Schulleitung deutlich<br />
ansteigt.<br />
Kompetenzzentren und Partner<br />
19 Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung<br />
20 Schweizerische Gesellschaft für Ernährung<br />
21 <strong>Elternmitwirkung</strong><br />
22 Sexualpädagogik und Schule<br />
23 Schulklima<br />
24 RessourcenPlus R+<br />
25 Schweizerisches Netzwerk Gesundheitsfördernder<br />
Schulen<br />
26 Hinweise<br />
28 Übersicht bildung+gesundheit Netzwerk Schweiz<br />
3
4<br />
Unseriöse Reformen und fehlende Entwicklungsmöglichkeiten<br />
Zu den grössten Ursachen von Unzufriedenheit gehört<br />
das Gefühl, ständig zu wenig Zeit für ein seriöses<br />
Erfüllen des Berufsauftrags, etwa für die individuelle<br />
Förderung der Schülerinnen und Schüler, zu<br />
haben. Dies geht einher mit dem Empfi nden einer<br />
unnötig grossen Fülle von administrativen Aufgaben,<br />
von zu hohen Pfl ichtlektionenzahlen auf Kosten anderer<br />
wichtiger Aufgaben sowie von leerläufi ger Reformarbeit.<br />
Das Gefühl, «nie wirklich abschalten zu<br />
können, nie wirklich fertig zu sein», wird auch in anderen<br />
Untersuchungen <strong>als</strong> sehr ungesunde Belastung<br />
genannt. Völlig in den Keller gesunken ist im Verlaufe<br />
der sechzehn Jahre die Einschätzung der Sinnhaftigkeit<br />
und seriösen Umsetzbarkeit von Schulreformen.<br />
Waren 1990 noch 60% der Lehrerschaft damit gut<br />
zufrieden, sind es 2006 nur noch 26%. Stark zugenommen<br />
hat überdies die Unzufriedenheit mit den<br />
berufl ichen Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Sie ist in diesen sechzehn Jahren von 30% auf<br />
66% gestiegen. Zu denken geben muss, dass die<br />
meisten dieser Ursachen von Unzufriedenheit mit zunehmender<br />
Berufserfahrung nicht ab-, sondern eher<br />
zunehmen.<br />
Es gibt bemerkenswerte Ungereimtheiten in den Antwortmustern:<br />
Einerseits wird sehr hohe Zufriedenheit<br />
mit den erzielten Wirkungen sowohl im erzieherischen<br />
Bereich wie auch bei der Vermittlung von Sachkompetenz<br />
geäussert, anderseits wird stark geklagt<br />
über Arbeitsbedingungen, welche die Seriosität der<br />
Auftragserfüllung behindern und überdies zu Dauerbelastungen<br />
führen. Solche inneren Widersprüchlichkeiten<br />
entsprechen der bekannten Neigung vieler<br />
Lehrerinnen und Lehrer, chronisch «unter Tarif» zu<br />
arbeiten. Dies kann zwar pädagogisch edel erscheinen,<br />
schadet aber auf Dauer sowohl der Qualität der<br />
Auftragserfüllung wie auch der eigenen Gesundheit.<br />
Professionalität ist, wenn solche «Selbstbemogelungen»<br />
<strong>als</strong> Teil des Wohlbefi ndens verschwinden und<br />
einem fordernden Selbstbewusstsein Platz machen.<br />
Anton Strittmatter<br />
Leiter Pädagogische Arbeitsstelle LCH, Biel/Bienne<br />
Vergleich ausgewählter Aspekte der Zufriedenheit 1990, 2001 und 2006:<br />
Anteile (eher) Zufriedener in % – Fragen zum Teil mit (leicht) veränderten Formulierungen<br />
Anerkennung durch Kolleginnen und Kollegen<br />
Arbeitsklima an der Schule<br />
Zusammenarbeit im Kollegium<br />
Möglichkeit fl exibler Arbeitsgestaltung<br />
Eigener pädagogischer Handlungsspielraum<br />
Mitsprache bei schulischen Entscheidungen<br />
Anerkennung <strong>als</strong> Fachperson seitens Vorgesetztem / Vorgesetzter<br />
Eigene erzieherische Sicherheit<br />
Eigene fachdidaktische und methodische Sicherheit<br />
Ansehen in der Öffentlichkeit<br />
0% 25% 50% 75% 100%<br />
Berufl iche Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
Schulischer Einsatz gemäss eigenen Wünschen<br />
Arbeitsplatzsicherheit (Status <strong>als</strong> öffentliche/r Beamte/r)<br />
Machbarkeit / seriöse Umsetzung der Reformen<br />
Einsicht in den Sinn der Reformen im Schulwesen<br />
Konstant / Verlässlichkeit der Arbeitsbedingungen<br />
Bereitschaft der Eltern zur Zusammenarbeit (Anerkennung durch Eltern)<br />
Gleichgewicht zwischen Arbeitszeit und Erholung<br />
Abschalten können<br />
Anteil der Verwaltungs- oder Administrationsarbeit im Lehrberuf<br />
0% 25% 50% 75% 100%<br />
www.bildungundgesundheit.ch
Gute gesunde Lehrpersonen für gute gesunde Schulen<br />
Fünf Fragen zum Thema: ein Selbstinterview<br />
Bernhard Sieland<br />
Dem Waldarbeiter fi el das Sägen immer schwerer.<br />
Jemand sagte zu ihm: «Du musst die Säge schärfen,<br />
sie ist ja ganz stumpf!» Er antwortete: «Dazu habe<br />
ich keine Zeit! Ich muss doch noch soviel sägen!»<br />
Woran erkennt man wirksame Lehrpersonen?<br />
Wirksame Lehrpersonen sind nicht automatisch die<br />
mit den besten Absichten, die mit besonders hohen<br />
Idealen oder die mit der grössten Anstrengungsbereitschaft.<br />
Wirksame Lehrpersonen erkennt man aus<br />
meiner Sicht an folgenden Merkmalen:<br />
1. Sie sind weder die pädagogischen Märtyrer, die<br />
ihre letzten Ressourcen für die gute Sache investieren,<br />
noch die 3 % pädagogischen Superfrauen<br />
und -männer, die trotz mässiger Voraussetzungen<br />
wie ein pädagogisches Perpetuum-Mobile funktionieren.<br />
Es sind vielmehr Lehrpersonen aus Fleisch<br />
und Blut, die ihre zentralen Berufsaufgaben in<br />
Bildung und Erziehung gut durchschnittlich<br />
erfüllen und dabei sich selbst sowie die Schüler/innen,<br />
Eltern und Kolleg/innen weiterentwickeln.<br />
2. Der Erfolg wirksamer Lehrpersonen beruht auf<br />
effektiven Prozessen. Sie praktizieren regelmässige<br />
Selbstrefl exion und den kritischen Diskurs<br />
mit ihren Kolleg/innen, Schüler/innen und Eltern,<br />
um ihr Handeln aus verschiedenen Perspektiven<br />
kritisch zu begleiten.<br />
3. Die Nachhaltigkeit wirksamer Lehrpersonen<br />
beruht auf effektiven Strukturen: Erst wenn die<br />
genannten Prozesse strukturell und institutionell<br />
abgesichert sind, kann man von nachhaltiger<br />
Wirksamkeit ausgehen. D.h. für professionelle<br />
Selbstrefl exion sollte es Zeitgefässe geben sowie<br />
Produkte, die verglichen werden können. Für<br />
den Austausch mit kritischen Freunden sollte es<br />
Professionelle Lerngemeinschaften geben sowie<br />
Formen von Klassenrat, regelmässiger Austausch<br />
mit Eltern ... Ein Teil dieser Strukturen könnte<br />
auch virtuell im Netz dokumentiert werden. So<br />
kann das Lehrer/innenforum www.lehrerforum.<br />
uni-lueneburg.de <strong>als</strong> eine multiprofessionelle<br />
Lerngemeinschaft verstanden werden.<br />
4. Der Erfolg wirksamer Lehrpersonen beruht<br />
wesentlich auf deren Gesundheit: Während die<br />
humane Basisgesundheit für alle Menschen gilt,<br />
verfügen wirksame Lehrpersonen über ausreichende<br />
berufsspezifi sche Lehrergesundheit. Sie<br />
nutzen die obgenannten Ressourcen, die gerade<br />
im Lehrberuf besonders von Nöten sind. Dabei<br />
spielt ihre Fähigkeit zur Selbststeuerung im emotional-motivationalen<br />
und im sozialinteraktionalen<br />
Bereich eine entscheidende Rolle. Schliesslich<br />
www.bildungundgesundheit.ch<br />
spielt auch ein lebbares Leitbild, das im kritischen<br />
Diskurs mit Berufskolleg/innen laufend aktualisiert<br />
wird, eine wichtige Rolle.<br />
Was behindert die Entwicklung wirksamer<br />
Lehrpersonen?<br />
Von den vielen Risikofaktoren möchte ich folgende<br />
hervorheben:<br />
1. Die Suggestion der professionellen Allverantwortlichkeit<br />
durch laufende Ausweitung des<br />
Lehrermandates ohne klare Trennung zwischen<br />
Kern- und Zusatzaufgaben verhindert, dass Lehrpersonen<br />
ihre Wirksamkeit schätzen und daraus<br />
Kraft gewinnen, um wirksamer zu werden.<br />
2. Fehlende Mindeststandards: Solange Schüler/<br />
innen wie Lehrpersonen sich an sozialen Mittelwerten<br />
oder Idealen orientieren, statt an wohl<br />
operationalisierten Mindeststandards, die man bei<br />
guter Ausbildung und Motivation erreichen und<br />
überbieten kann, ist mit Entwicklungsschüben in<br />
Richtung Wirksamkeit m. E. nicht zu rechnen.<br />
3. Die mangelhafte Würdigungskultur: Die<br />
fehlenden Mindeststandards bewirken, dass<br />
Lehrpersonen wie Schüler/innen in Feedbackprozessen<br />
mehr Scham über Mängel <strong>als</strong> Freude<br />
über Erreichtes vermittelt wird. Die individuelle<br />
Bezugsnorm wird nur bei Leistungsversagern und<br />
nicht <strong>als</strong> generelle Ermutigungsstrategie genutzt.<br />
Motivierende Würdigung wäre vermutlich ein kostenloses<br />
Mittel, um personale Wachstumskräfte<br />
freizusetzen.<br />
4. Die Mischung aus personen- und verhaltensbezogenem<br />
Feedback stimmt nicht. Umfassende<br />
Selbstwirksamkeitserfahrungen setzen<br />
Rückmeldesysteme voraus, bei denen punktuelle<br />
Leistungsstärken ebenso wie personale Würdigung<br />
vermittelt werden.<br />
Wirksame Lehrpersonen sind<br />
nicht automatisch die<br />
mit den besten Absichten, die mit besonders<br />
hohen Idealen ...<br />
Warum und wieso müssen wirksame<br />
Lehrpersonen balancieren?<br />
Balancieren wie ein Seiltänzer trifft <strong>als</strong> Bild nur unzulänglich<br />
die professionelle Aufgabe von Lehrpersonen<br />
in Polaritäten zu handeln. Während das Bild<br />
vom Tänzer auf dem Seil nahe legt, dass dieser umgehend<br />
merkt, wann er die Balance verliert und fällt,<br />
ist dies bei Pädagogen eher selten und oft erst zu<br />
5
6<br />
spät der Fall. Anders kann man schleichende Prozesse<br />
der Selbst- und Fremdüber- oder -unterforderung<br />
nicht erklären. Im Gegenteil, Lehrpersonen spüren<br />
möglicherweise, dass sie einseitig reagieren, können<br />
dies aber begründen und immunisieren sich so gegen<br />
frühzeitige Hinweise auf erforderliche Kurskorrekturen.<br />
Betrachten wir nun kritische Felder, in denen es oft<br />
um balancierendes Nachsteuern geht. Lehrpersonen<br />
haben ein prinzipielles Problem mit der Dosierung<br />
ihrer Handlungsintensität, die in der Regel auf mehrere<br />
Personen wirkt, oft aber nur für eine bestimmte<br />
gemeint ist. Ihre Aktionen können sie selbst oder<br />
manche Schüler/innen über- und gleichzeitig andere<br />
unterfordern. Die Dauer von Handlungen und Methoden<br />
ist für manche zu kurz, für andere zu lang.<br />
Die Regulation von Nähe und Distanz, von Wertschätzung<br />
und Konfrontation bedürfen dauernd einer<br />
Nachsteuerung im Sinne von Balancieren. Das gilt<br />
allerdings auch für ihren generellen Lebensstil – die<br />
Balance zwischen Berufs- und Privatleben. Schliesslich<br />
gilt Handeln <strong>als</strong> professionell, wenn es zielexplizit und<br />
nebenwirkungsbewusst geschieht. Zielexplizit bedeutet,<br />
dass die Lehrperson ihre Ziele benennen muss,<br />
damit man in einem kritischen Diskurs refl ektieren<br />
kann, ob man für diese Erziehungs- und Bildungsziele<br />
so viel der knappen Ressourcen investieren darf.<br />
Kann sie, was sie will<br />
und will sie, was sie kann ...<br />
und kann sie, was sie soll?<br />
Die Ziele sind aber auch deshalb zu benennen, damit<br />
professionelles Handeln evaluierbar bleibt und gegebenenfalls<br />
Methoden oder Ziele verändert werden<br />
können. Professionelles Handeln muss nebenwirkungsbewusst<br />
erfolgen. Wirksame Handlungen haben<br />
per defi nitionem auch Nebenwirkungen. Beides<br />
gilt es zu erwägen, um qualitätvolles Nachsteuern zu<br />
ermöglichen.<br />
Damit kommt eine Balance zwischen Aktion und Refl<br />
exion in den Blick, die leicht ausser Kontrolle gerät<br />
angesichts der Ziel- und Aufgabenfülle. Abschliessend<br />
möchte ich die Balance zwischen Wollen, Sollen<br />
und Können erwähnen. Will eine Lehrperson in ausreichendem<br />
Masse, was sie soll, ist sie ausreichend<br />
mit ihren Berufsaufgaben identifi ziert und kann<br />
gleichwohl im Sinne einer positiven Rollendistanz<br />
verantwortete Prioritäten setzen. Kann sie, was sie<br />
will und will sie, was sie kann, ist dies die Frage der<br />
Motivation und kann sie, was sie soll, ist dies die Frage<br />
der Eignung.<br />
Wie kann man Balancieren fördern und üben,<br />
bevor man «vom Seil fällt»?<br />
Zunächst einmal gilt es, Balancieren <strong>als</strong> Wahrnehmungs-<br />
und Handlungsfertigkeit zu üben. Man muss<br />
Schlagseiten bei sich selbst und seinen Kolleg/innen<br />
oder Schüler/innen frühzeitig erkennen und verstehen<br />
können. Hier spielen die Auseinandersetzung<br />
mit Selbstrechtfertigungen für einseitige Reaktionsmuster<br />
sowie der Umgang mit Blindheit gegenüber<br />
nebenwirkungsreichen Interaktionen eine wichtige<br />
Rolle. In Lüneburg haben wir dafür drei virtuelle Instrumente<br />
entwickelt, die auch den Lehramtsstudierenden<br />
und Lehrpersonen in der Schweiz zugänglich<br />
sind.<br />
Wir nutzen Internetdiagnosen für das Erkennen von<br />
persönlichen Stärken und Schlagseiten (www.cctswitzerland.ch<br />
sowie http://psychologie.uni-lueneburg.de/umfrage/.<br />
Sie dienen der Entwicklung realitätshaltiger<br />
Selbstkonzepte. In einem zweiten Schritt<br />
arbeiten wir mit Professionellen Lerngemeinschaften<br />
nach dem Prinzip kooperative Entwicklungs steuerung<br />
und Selbstmanagement (= KESS), in denen durch<br />
wechselseitige Lern- und Entwicklungsberatung aus<br />
den Diagnosen Entwicklungspläne abgeleitet und<br />
diese mit Hilfe kritischer Freunde umgesetzt werden.<br />
Dabei geht es immer auch um die Arbeit an der eigenen<br />
Balance aus Selbst- und Fremdsicht in verschiedenen<br />
Rollenkontexten.<br />
Schliesslich bieten wir ein virtuelles Lehrer/innenforum<br />
www.lehrerforum.uni-lueneburg.de an. Hier<br />
können Berufsprobleme, in denen die persönliche<br />
Balance und Wirksamkeit besonders strapaziert wird,<br />
durch kooperatives Problemlösen in einem multiprofessionellen<br />
Team bewältigt werden.<br />
Prof. Dr. Bernhard Sieland<br />
Institut für Psychologie der Universität<br />
Lüneburg<br />
sieland@uni-lueneburg.de<br />
Literatur<br />
Ebert. D., Rahm, T., Sieland, B. (2006). Virtuelle<br />
professionelle Lerngemeinschaften. Ein Lüneburger<br />
Modell kompetenzorientierter Lehrerbildung. In:<br />
B. Jürgens (Hrsg.) Kompetente Lehrer ausbilden.<br />
Vernetzung von Universität und Schule in der Lehreraus-<br />
und -weiterbildung. Aachen: Shaker Verlag.<br />
S. 89 – 109<br />
www.bildungundgesundheit.ch
Der Gesundheitskompass<br />
Navigationshilfen für Lehrerinnen und Lehrer zwischen Einlassen und Ausbrennen 1<br />
Siegfried Seeger<br />
Wer im Lehrberuf gesund bleiben möchte, ist täglich<br />
gefordert, sich in ständig verändernden Anforderungen<br />
mit schwankenden eigenen Energien immer wieder<br />
neu zu verorten. Und dies zwischen Engagement<br />
und Rückzug oder Nähe und Distanz oder Zusagen<br />
und Neinsagen. Diese Suche nach Balance kostet<br />
Kraft und erfordert gute Navigationshilfen.<br />
Bei dieser Suche spielen individuelle Wahrnehmungen<br />
und Deutungen der Wirklichkeit eine zentrale<br />
Rolle, die sich <strong>als</strong> ‹Arbeitsplatz bezogene Verhaltens-<br />
und Erlebensmuster› (Schaarschmidt 2 ) beschreiben<br />
lassen. Vier Grundmuster bilden eine erste Refl exionshilfe:<br />
Gesundheit, Schonung, Selbstüberforderung<br />
und Burn-out.<br />
Welcher Lehrer-Typ bin ich?<br />
Jedes der von Schaarschmidt beschriebenen Grundmuster<br />
entsteht durch einen ‹typischen› Ausprägungsgrad<br />
von berufsrelevanten Merkmalen, wie der<br />
Bedeutsamkeit der Arbeit, dem berufl ichen Ehrgeiz,<br />
der Verausgabungsbereitschaft, dem Perfektionsstreben,<br />
der Distanzierungsfähigkeit, der Resignationstendenz,<br />
der Strategien der Problembewältigung, der<br />
inneren Ruhe und Ausgeglichenheit, dem Erfolgserleben<br />
im Beruf, der Lebenszufriedenheit sowie der<br />
erlebten sozialen Unterstützung.<br />
Diese Analyse führt zu zwei wichtigen Erkenntnissen.<br />
Erstens: Nur wer seine individuellen Stärken und<br />
Schwächen, seine förderlichen und hemmenden Haltungen<br />
bzw. sein ‹Muster› seiner Konstruktion von<br />
Wirklichkeit kennt, kann sich refl ektiert im ständig<br />
wechselnden Kraftfeld Schule ‹richtig› verorten.<br />
Zweitens: Die Unterschiedlichkeiten dieser Muster<br />
machen den Reichtum aber auch manche Grenze<br />
im kollegialen Alltag aus. Sie zu ignorieren oder aber<br />
egalisieren zu wollen, wäre verhängnisvoll. Ausserdem<br />
gelten mehr <strong>als</strong> die Hälfte aller Lehrpersonen<br />
<strong>als</strong> gesundheitliche Risikogruppe mit den Mustern<br />
Selbstüberforderung und Burn-out – eine Herausforderung<br />
für den kollegialen Alltag!<br />
Wo stehe ich im Schulalltag?<br />
Der Schulalltag von Lehrer/innen spielt sich in einem<br />
spannungsreichen ‹Bermuda-Dreieck› zwischen<br />
«Können, Sollen und Wollen» (Heyse 3 ) ab. In ‹unpassenden›<br />
Ausprägungsgraden dieser Pole kann es<br />
zu Dis-Balancen kommen, die Selbstüberforderung<br />
(Wollen > Können), Selbstverwöhnung (Können ><br />
Wollen), Überforderung (Sollen > Können) oder Soll-<br />
Übererfüllung (Wollen > Sollen) entstehen lassen.<br />
Eine selbstkritische Auseinandersetzung mit dem ‹Sollen›<br />
kann wirkliche Anforderungen von vermeintlich<br />
unterstellten Erwartungen trennen helfen. Die Refl exion<br />
des ‹Könnens› erfordert eine selbstkritische Bilanz der<br />
eigenen Kompetenzen und der Blick in das eigene ‹Wollen›<br />
konfrontiert einen mit dem pädagogischen Eros.<br />
Erst ein refl ektierter Blick in die Pole des eigenen Bermudadreiecks<br />
und den damit verbundenen eigenen<br />
Korrektur- oder Entwicklungsaufgaben verbessert die<br />
Chance einer gelingenden Balance zwischen Können,<br />
Sollen und Wollen. Und dieses Gelingen führt<br />
nicht nur zu mehr Leistungsfähigkeit, Zufriedenheit,<br />
Wohlbefi nden und Gesundheit, sondern ist immer<br />
auch Ausdruck einer hohen Professionalität.<br />
Wollen = Können<br />
Selbst-Disziplin &<br />
Selbst-Verantwortung<br />
www.bildungundgesundheit.ch Fussnoten: siehe Seite 9<br />
Wollen<br />
W = K = S<br />
Balance<br />
(Muster Gesundheit)<br />
Können Sollen<br />
Können = Sollen<br />
Eignung<br />
Sollen = Wollen<br />
Identifi kation &<br />
Wertschätzung<br />
(verändert nach Heyse 2003)<br />
Was machen wir <strong>als</strong> Kollegium in unserer<br />
Schule damit?<br />
Die skizzierten Analysen konfrontieren Lehrer/innen<br />
mit den ‹riskanten› Aspekten des Lehrberufs, die aber<br />
immer auch Ansatzpunkte für Entwicklungen sind:<br />
sie fordern zur sensiblen Wahrnehmung auf, lassen<br />
Gemeinsames und Unterschiedliches erkennen und<br />
fordern eine Verständigung im Kollegium darüber<br />
– und die Fähigkeit, Unterschiede auszuhalten und<br />
diese auch zu steuern.<br />
Lehrpersonen müssen aber auch die strukturellen Bedingungen<br />
und Chancen kennen – und nutzen: Ich kann<br />
nicht alles allein und auf mich gestellt lösen – aber ICH<br />
<strong>als</strong> Lehrperson kann / muss meine Rolle klären und mir<br />
damit Profi l geben. WIR <strong>als</strong> Kollegium können / müssen<br />
ein wertschätzendes und kommunikatives Schulklima<br />
erzeugen. Die SCHULE <strong>als</strong> Organisation kann / muss in<br />
ihren Räumen, Zeiten, Prozessen und Beziehungen gesundheitsfördernd<br />
gestaltet werden.<br />
Schule entsteht tagtäglich aus ko-konstruierten Wirklichkeiten<br />
ihrer Mitglieder. Die Klärung der persönlichen<br />
und kollegialen Voraussetzungen, Wahrnehmungen<br />
und Entwicklungsvorhaben ist unverzichtbar<br />
für jede Schulentwicklung. Ändern kann aber nur ich<br />
mich selbst, niem<strong>als</strong> «die Anderen»!<br />
Siegfried Seeger:<br />
Freier Bildungsreferent für Gesundheitsförderung<br />
und Schulentwicklung<br />
si.seeger@t-online.de<br />
7
8<br />
Gesund im Unterricht – gesund durch den Unterricht?<br />
Tina Hascher<br />
Dass eine wirksame schulische Gesundheitsförderung<br />
sowohl an der Person und ihrem Verhalten <strong>als</strong> auch<br />
an den Strukturen und damit an den Verhältnissen<br />
des Berufsfeldes anknüpfen muss, ist Ihnen sicher<br />
hinreichend bekannt. Jedoch: Wie lässt sich dies im<br />
Lehrberuf umsetzen?<br />
Die Gesundheit von Lehrpersonen<br />
wird <strong>als</strong> eine lebensgeschichtlich verankerte<br />
und täglich immer wieder neu und aktiv<br />
herzustellende Balance verstanden.<br />
Gesundheit <strong>als</strong> Balanceakt<br />
Die Gesundheit eines Menschen ist abhängig von<br />
seiner Person, von den Rahmenbedingungen, in<br />
denen er lebt, und von seiner sozialen Lebenswelt.<br />
Diese sind nicht immer förderlich für die Gesundheit,<br />
und es bestehen stets Faktoren, die die Gesundheit<br />
beeinträchtigen können. Die Gesundheit (von Lehrpersonen)<br />
wird deshalb <strong>als</strong> eine lebensgeschichtlich<br />
verankerte und täglich immer wieder neu und aktiv<br />
herzustellende Balance verstanden (Hurrelmann,<br />
1991). Balancieren im Lehrberuf bedeutet,<br />
- die Fähigkeit zu entwickeln, «sich aktiv Bedingungen<br />
zu schaffen, welche Wohlbefi nden ermöglichen»,<br />
und<br />
- die Fähigkeit zu entwickeln, «jene Bedingungen<br />
zu erkennen und zu verändern, welche das Wohlbefi<br />
nden gefährden» (Interkantonale Lehrmittelzentrale,<br />
1996, S. 50).<br />
Damit geht es auch darum, ein Gleichgewicht innerhalb<br />
der eigenen Erwartungen und Ziele (Verhalten),<br />
aber ebenso zwischen den eigenen Möglichkeiten<br />
und Zielvorstellungen (Verhalten) und den jeweils<br />
gegebenen berufl ichen Anforderungen und Rahmenbedingungen<br />
(Verhältnisse) herzustellen. Auf<br />
den Unterricht bezogen (vgl. auch Hascher & Baillod,<br />
2007; Paulus & Hascher, 2003) kann dies beispielsweise<br />
dazu führen, dass der Entscheidungsfreiraum<br />
für die Gestaltung der Lehr-Lernumgebungen fl exibel<br />
genutzt wird; dass Zeiten der Ruhe und der Entspannung<br />
nicht nur für die Schüler/innen, sondern auch<br />
für die Lehrperson gezielt eingeplant werden; dass<br />
der Unterricht sowohl in den Dienst der Leistungs <strong>als</strong><br />
auch der sozialen Entwicklung der Schüler/innen gestellt<br />
wird.<br />
Risikofaktoren und Schutzfaktoren im<br />
Unterricht<br />
Eine wichtige Feststellung von Antonovsky (1997)<br />
war, dass ein Mensch nie völlig gesund oder krank<br />
ist. Vielmehr bewegen wir uns in einem Kontinuum<br />
zwischen den Polen Gesundheit vs. Krankheit. Ob<br />
sich ein Individuum eher dem Pol der Gesundheit<br />
oder der Krankheit nähert, hängt vom Wechselspiel<br />
zwischen Risiko- und Schutzfaktoren ab.<br />
Risikofaktoren können biologischer Art (z.B. hoher<br />
Lärmpegel), psychosozialer (z.B. schlechtes Arbeitsklima)<br />
oder gesellschaftlicher Natur (z.B. überhöhte<br />
Anforderungen an den Beruf durch die Gesellschaft)<br />
sein. Personale und soziale Schutzfaktoren mindern<br />
die Wirkung der Risiken und können einen direkten<br />
Einfl uss auf Gesundheit und Wohlbefi nden ausüben.<br />
Folgende Risikofaktoren lassen sich für den Lehrberuf<br />
identifi zieren (vgl. auch Hillert & Schmitz, 2004):<br />
Verausgabungsbereitschaft, Perfektionsstreben,<br />
überhöhte Ansprüche, «Helfer-Syndrom», Resignation,<br />
unangemessene Verantwortungsübernahme.<br />
Sie spiegeln sich im Unterricht wider, z.B. in der Haltung<br />
und Einstellung der Lehrperson gegenüber den<br />
Lernenden und der eigenen Tätigkeit, und hängen<br />
mit vier Aspekten zusammen, die Weinert (1997) <strong>als</strong><br />
Fallen der neuen Lernkultur charakterisiert hatte, und<br />
die sich meiner Meinung nach gut auf das Thema der<br />
Gesundheit übertragen lassen:<br />
- Die Romantisierung des lernenden Kindes, der/des<br />
lernenden Jugendlichen<br />
- Die Idealisierung des lernenden Kindes, des/der<br />
lernenden Jugendlichen<br />
- Die Stigmatisierung der Lehrperson <strong>als</strong> Kontrollinstanz<br />
des schulischen Lernens<br />
- Die Dogmatisierung bestimmter Unterrichtsmethoden<br />
... dass Zeiten der Ruhe und der Entspannung<br />
nicht nur für die Schüler/innen, sondern auch<br />
für die Lehrperson gezielt eingeplant werden.<br />
Als Schutzfaktoren dienen z.B. Distanzierungsfähigkeit,<br />
Erholungsfähigkeit, berufl iche Ziele, Bedeutsamkeit<br />
der Arbeit, Problembewältigungskompetenzen,<br />
innere Ruhe und Ausgeglichenheit, Erfolgserleben,<br />
Zufriedenheit und soziale Unterstützung (Hillert &<br />
Schmitz, 2004). Aus der Liste weiterer Schutzfaktoren<br />
(vgl. auch Mohr & Udris, 1997) möchte ich drei herausgreifen,<br />
die mir für den Unterricht <strong>als</strong> besonders wichtig<br />
und zugleich <strong>als</strong> zu wenig genutzt erscheinen:<br />
www.bildungundgesundheit.ch
- Der Handlungs- und Kontrollspielraum, den eine<br />
Lehrperson hat, kann <strong>als</strong> Ressource gegenüber<br />
Faktoren, die wenig/nicht durchschaubar, nicht<br />
vorhersehbar bzw. nicht beeinfl ussbar sind, genutzt<br />
werden. Es ist folglich essentiell, die eigene<br />
Wirksamkeit bewusst zu machen, Anforderungen<br />
und Leistungsfähigkeit aufeinander abzustimmen<br />
und die optimistischen Erwartungen in die eigenen<br />
Kompetenzen (weiter-) zu entwickeln.<br />
- Mit sozialer Unterstützung – gleichermassen ein<br />
Bestandteil der Arbeitsorganisation und eine<br />
individuelle Ressource – kann ein Handlungsrepertoire<br />
auch für schwierige Situationen erarbeitet<br />
werden. Von Lehrpersonen ist jedoch bekannt,<br />
dass sie ihren Beruf eher <strong>als</strong> Einzelgänger/innen<br />
ausführen. Liegt dies nicht auch daran, dass die<br />
Erwartungen und Ansprüche an die Unterstützung<br />
zu hoch sind? Dass Unterstützungsbedürfnis<br />
bzw. -angebot zu wenig kommuniziert werden?<br />
Dass dysfunktionale Denk- und Bewertungsmuster<br />
hinsichtlich Unterstützungsangeboten bestehen?<br />
- Nicht nur durch den Aufbau von fachlichen und<br />
sozialen, sondern auch emotionalen Kompetenzen<br />
kann die persönlichkeitsfördernde Wirkung<br />
der Arbeit gestärkt werden. Jede Handlung eines<br />
Menschen wird von Emotionen begleitet, auch im<br />
Arbeitsalltag. Für den Lehrberuf erscheint mir der<br />
Umgang mit den folgenden Emotionen <strong>als</strong> besonders<br />
wichtig: (1) der Umgang mit berufsbezogener<br />
Angst, vor allem soziale sowie Leistungs- bzw.<br />
Versagensangst; (2) die Reduktion von Misstrauen<br />
gegenüber Schüler/innen, Eltern und Kolleg/innen;<br />
(3) die Betonung von Freude und Zufriedenheit.<br />
Jede Handlung eines Menschen<br />
wird von Emotionen begleitet,<br />
auch im Arbeitsalltag.<br />
Schlussgedanke<br />
Das Ziel meiner Ausführungen war es zu zeigen, dass<br />
zwar nicht die einzige, aber doch zentrale Quelle der<br />
Gesundheit von Lehrpersonen in der Gestaltung und<br />
Durchführung des Unterrichts liegt. Eine hohe Qualität<br />
des Unterrichts trägt zur Gesundheit der Lehrpersonen<br />
bei. Damit meine ich keineswegs die Formel:<br />
Je höher der Aufwand einer Lehrperson, desto besser<br />
ist ihr Unterricht; auch nicht: je weniger Aufwand,<br />
desto besser. Vielmehr möchte ich mich zur Bestimmung<br />
der Qualitätskriterien Franz E. Weinert (1998)<br />
anschliessen, der gesagt hat: Guter Unterricht ist ein<br />
Unterricht, in dem mehr gelernt <strong>als</strong> gelehrt wird.<br />
www.bildungundgesundheit.ch<br />
Wird dieses Qualitätskriterium im Schulalltag konsequent<br />
umgesetzt, trägt dies sowohl zur Entwicklung<br />
der Schüler/innen <strong>als</strong> auch zur Gesundheit der Lehrpersonen<br />
bei.<br />
Prof. Dr. Tina Hascher<br />
Professorin für Pädagogik an der<br />
Universität Salzburg<br />
tina.hascher@sbg.ac.at<br />
Literatur<br />
Antonovsky, A. (1997). Salutogenese – Zur Entmystifi<br />
zierung der Gesundheit. Dt. erweiterte Ausgabe<br />
von A. Franke. Tübingen: DGVT.<br />
Hascher, T. & Baillod, J. (im Druck). Gesundheitsmanagement<br />
in der Schule. In R. Voss (Hrsg.), Innovatives<br />
Schulmanagement.<br />
Hillert, A. & Schmitz, E. (Hrsg.) (2004). Psychosomatische<br />
Erkrankungen bei Lehrerinnen und Lehrern.<br />
Stuttgart: Schattauer.<br />
Hurrelmann, K. (1991). Sozialisation und Gesundheit.<br />
Somatische, psychische und soziale Risikofaktoren im<br />
Lebenslauf. Weinheim/München: Juventa.<br />
Interkantonale Lehrmittelzentrale (Luzern) (1996):<br />
‹Bisch Zwäg‘: Gesundheitsförderung in der Schule<br />
– Materialien für den Unterricht. Buchs: Lehrmittelzentrale<br />
des Kt. Aargau (Hrsg.).<br />
Mohr, G. & Udris, I. (1997). Gesundheit und Gesundheitsförderung<br />
in der Arbeitswelt. In R. Schwarzer<br />
(Hrsg.), Gesundheitspsychologie – ein Lehrbuch<br />
(S. 553 – 573). Göttingen: Hogrefe.<br />
Paulus, P., & Hascher, T. (2003). Schule braucht Gesundheit<br />
– Lehrpersonen <strong>als</strong> Vermittelnde, Mitgestaltende<br />
und Betroffene. In Journal für Lehrerinnen-<br />
und Lehrerbildung, (1), S. 41 – 48.<br />
Weinert, F. E. (1998). Guter Unterricht ist ein Unterricht,<br />
in dem mehr gelernt <strong>als</strong> gelehrt wird.<br />
In J. Freund, H. Gruber & W. Weidinger (Hrsg.), Guter<br />
Unterricht – Was ist das? Aspekte von Unterrichtsqualität<br />
(S. 7 – 18). Wien: Pädagogischer Verlag.<br />
Fussnoten zu: Der Gesundheitskompass (Seite 7)<br />
1 diesem Beitrag liegt ein gleichnamiges Atelier zugrunde,<br />
das ich mit Rainer Steen während der letzten Impulstagung<br />
des Schweizer Netzwerkes Gesundheitsfördernder Schulen<br />
(2006) angeboten habe. Ausführliche Darstellung zum download<br />
unter: www.gesunde-schulen.ch (downloads/Lehrergesundheit/Gesundheitskompass)<br />
2 Schaarschmidt et al. (2004): Halbtagsjobber? Psychische Gesundheit<br />
im Lehrerberuf – Analyse eines veränderungswürdigen<br />
Zustandes. Weinheim und Basel, Beltz-Verlag<br />
3 Heyse (2003): Lehrergesundheit zwischen SOLLEN, WOLLEN<br />
und KÖNNEN.(Trier, 2003) unter: www.lehrergesundheit.bildung-rp.de<br />
9
10<br />
Gesundheit ist sinnvoll<br />
Toni Wagner<br />
Was hat mich heute Morgen zum Aufstehen<br />
bewegt?<br />
Wie kommt am Morgen das Leben in mir auf?<br />
Spüre ich, dass heute durch mein Aufstehen etwas<br />
Gutes wird in der Welt, dass durch mein Aufstehen<br />
etwas Gutes wird in meinem Leben – oder sind<br />
es lediglich die Gewohnheiten, die Pfl ichten, die<br />
Zwänge, die Aufgaben, die Abmachungen, meine<br />
Vorstellungen, die mich zum Aufstehen bewegen?<br />
Was lässt mich aufstehen, wenn ich gar nicht<br />
will oder nicht mag? Wie fühlt es sich an, wenn<br />
ich trotzdem aufstehe? Was ist das für ein Leben,<br />
wenn ich mir am Morgen sagen muss: «Aufstehen<br />
ist schlecht, aber die Konsequenz des Liegenbleibens<br />
ist noch schlechter.» 1<br />
Diese zwei Fragen führen uns direkt zum Thema<br />
und bringen uns Sinn und Unsinn des Lebens näher.<br />
Wie fühlt sich das an, wenn sich am Morgen Bewegung<br />
regt? Woher kommt sie, von aussen oder<br />
innen? Bin ich es, der mich aufstehen lässt oder<br />
werde ich aufgestanden? Ist es eine Empfi ndung<br />
oder ist es eine Kraft, die das bewirkt oder ist es gar<br />
etwas von aussen, das mich in Bewegung bringt?<br />
Was aber ist mit dieser Kraft, wenn ich aufstehen<br />
will, aber nicht kann, wenn da etwas ist, was mich<br />
hindert daran. Dann merke ich, dass ich alleine<br />
nicht wollen wollen kann.<br />
Oblomow 2 hat sich diese Fragen im gleichnamigen<br />
Roman von Gontscharew unter anderem auch gestellt<br />
und sich seine Gedanken darüber gemacht, ob<br />
es nun sinnig ist aufzustehen. Um seine Erkenntnisse<br />
und Fragen festzuhalten brauchte er 800 Seiten.<br />
In dem Roman wägt nun Oblomow auf alle Seiten<br />
ab, bespricht mit sich die Dafür und Dawider. Er hat<br />
dann eine für sich sinnvolle Entscheidung getroffen,<br />
nämlich doch nicht aufzustehen, sondern liegen zu<br />
bleiben. Um seine Entscheidung zu treffen, ist er in<br />
einen Dialog mit sich und der Welt getreten.<br />
«Es soll Sinn machen – oder – das macht ja keinen<br />
Sinn!» – oft mit dem Zusatz «für mich» kombiniert<br />
ist heute leicht und laut gesprochen, viel gelesen<br />
und oft gehört. Alles im Leben soll Sinn machen.<br />
Selbst der Sinn soll machbar sein, wieso auch nicht.<br />
Wer den Sinn aber macht, ist in dieser Betrachtungsweise<br />
kein Thema. Sinn ist <strong>als</strong>o eine Machtfrage,<br />
denn wenn ich sinnerfüllt lebe, fühle ich mich<br />
wirkmächtig oder authentisch, das heisst gesund.<br />
Wieso hören wir aber den Satz: «Ich mache Sinn.<br />
Ich mache keinen Sinn» selten oder nie?<br />
Wer ist es denn, der hier Sinn macht? Wo wird denn<br />
Sinn bereit gemacht, her/hin gestellt. Wer oder was<br />
stellt ihn mir zur Verfügung, macht, dass ich darüber<br />
verfügen kann, dass ich mich gesund fühle? Ist<br />
es Gott oder sind es die Heiligen Schriften? Ist es die<br />
Arbeit oder der Lohn, ist es die Schule, der Beruf,<br />
die Wirtschaft, sind es die Trends oder meine Ideale,<br />
wer oder was macht Sinn, was macht gesund?<br />
«Ich sehe keinen Sinn, es ist alles sinnlos, ich fi nde<br />
keinen Sinn mehr darin», diese leisen, aber höchst<br />
dramatischen Worte hat wohl jeder schon gesprochen<br />
oder gedacht. Sie werden nicht in die Welt<br />
hinaus gerufen, sie schreien lautlos in meinem<br />
Innern, bleiben mir aber im H<strong>als</strong>e stecken, lassen<br />
mich verstummen, machen mich ohnmächtig.<br />
Beide Gefühle, der unbändige Wunsch, Sinn zu erfüllen,<br />
zu wollen, dass etwas sinnvoll ist und das<br />
erschreckende Gefühl, dass ich den Sinn nirgends<br />
mehr sehen kann, machen mich darauf aufmerksam,<br />
dass da in mir ein Vermögen, ein Bedürfnis<br />
ist, eine Potenzialität, eine innere Bereitschaft ist,<br />
Sinn zu suchen oder auszuführen. Es ist dasjenige<br />
im Menschen, das frustriert ist, wenn es unter<br />
Sinnlosigkeit leidet. «Ein Wille zum Sinn», wie es<br />
V. Frankl formuliert, der dem Menschen in die Wiege<br />
gelegt ist.<br />
Der Mensch kann gar nicht anders, <strong>als</strong> Sinn zu wollen.<br />
Es ist seine spezifi sch menschliche Motivationskraft.<br />
Heidegger 3 bezeichnet diese Kraft <strong>als</strong> Existenzial.<br />
Das In-Frage-Stellen des sinnvollen Lebens<br />
kann daher niem<strong>als</strong> an sich etwa der Ausdruck von<br />
Krankhaftem am Menschen sein; es ist vielmehr<br />
eigentlicher Ausdruck des Menschlichen schlechthin<br />
– Ausdruck geradezu des Menschlichsten im<br />
Menschen, es ist das Gefühl von Gesundheit. Es ist<br />
ausschliesslich dem Menschen vorbehalten, seine<br />
Existenz <strong>als</strong> fragwürdig zu erleben, und wenn er<br />
dies tut, ist er am menschlichsten. «Wozu soll das<br />
alles gut sein?» Das ist die erste und letzte Frage.<br />
Sie entscheidet über das Gefühl, gesund oder krank<br />
zu sein.<br />
Alle andern Fragen, sind der Grundfrage «Wozu ist<br />
das alles» nachgereiht. «Wer ein Wozu hat, erträgt<br />
fast jedes Wie und Warum» 4 . Das Leben wird zum<br />
Kunstwerk, wenn es die Gestalt trägt, die ich ihm<br />
gebe. Gesundheit ist die Kraft und das Gefühl, mit<br />
den täglichen Anforderungen und auch Widerlichkeiten<br />
im Beruf und im Leben trotz allem aber mit<br />
Entschiedenheit sinnvoll umgehen zu können.<br />
Toni Wagner<br />
Lehrer, Existenzanalytiker und<br />
Logtherapeut<br />
toni@toniwagner.ch<br />
1 Karl Jaspers<br />
2 Gontscharow, Oblomow, Fischer 1982<br />
3 Heidegger, Ästhetische Schriften S. 253<br />
4 V. Frankl, Sinnfrage in der Psychotherapie,<br />
1981München Piper S. 132<br />
www.bildungundgesundheit.ch
Umgang mit Anforderungen und Ressourcen<br />
Stefan Albisser & Manuela Keller-Schneider<br />
Wie Lehrpersonen mit Ressourcen umgehen<br />
– Ausschnitte aus Studien<br />
Dieser Artikel nimmt Bezug auf die Ergebnisse des<br />
Forschungsprojekts ARBEL, wie sie von Albisser et al.<br />
(2006) publiziert vorliegen und fokussiert daraus den<br />
Aspekt der konstruktiven Nutzung vielfältiger Verarbeitungsmuster<br />
und kollegialer Weiterentwicklungsmöglichkeiten.<br />
Zur Beschreibung der bei Lehrpersonen unterschiedlichen<br />
Anforderungsverarbeitung wurde das<br />
diagnostische Erhebungsverfahren AVEM (Schaarschmidt<br />
et al. 2003) eingesetzt. Dieses leistet eine<br />
Unterscheidung in vier Verarbeitungstypen, welche<br />
sich bezüglich berufl ichem Engagement, Distanzierungs-<br />
und Widerstandfähigkeit sowie Lebens- und<br />
Arbeitszufriedenheit unterscheiden. Zwei tendenziell<br />
gesundheitserhaltenden bzw. gesundheitsförderlichen<br />
Verarbeitungsmustern stehen zwei Risikotypen<br />
gegenüber (zit. nach Albisser et al. 2006, S. 12):<br />
- G wie Gesund: gesundheitsförderliches Verhältnis<br />
zur Arbeit; Fähigkeit, anstehende Probleme offensiv<br />
anzugehen und damit ein aufgabenorientiertes<br />
Bewältigungsverhalten, welches Professionalität<br />
ermöglicht.<br />
- S wie Schonung: Zurückhaltung bezüglich Verausgabungsbereitschaft<br />
und Perfektion, eher geringer<br />
berufl icher Ehrgeiz, aber hohe Distanzierungsfähigkeit.<br />
- A wie Risikomuster A: Überengagement und<br />
Selbstausbeutung bei relativ geringer Widerstandskraft,<br />
Lebenszufriedenheit und Ausgeglichenheit,<br />
gleichzeitig relativ hohe Resignationstendenz,<br />
erschöpfungsgefährdet und<br />
krankheitsanfällig.<br />
- B wie Burn-outgefährdung: chronische psychische<br />
Erschöpfung und hohe Resignation, keine offensive<br />
Problembewältigung, geringe Ausgeglichenheit<br />
und geringes Erfolgserleben im Beruf.<br />
Studie «Anforderungen und Ressourcen im<br />
Berufszyklus von Lehrpersonen» ARBEL<br />
In den Ergebnissen, wie Lehrpersonen ihre Anforderungen<br />
zur Hauptsache bewältigen, fällt auf, dass<br />
ein Viertel der befragten Schweizer Lehrpersonen<br />
mit dem Verarbeitungsmuster G (gesundheitsfördernd)<br />
beschrieben werden kann, ein Drittel mit<br />
dem Schonungsmuster S und gut 10% bzw. 30%<br />
mit den Risikomustern A und B. Beschreibt man diese<br />
Musterverteilung im berufsbiografi schen Verlauf der<br />
Lehrpersonen, d.h. nach Berufserfahrungsgruppen,<br />
ergeben sich deutliche Abweichungen von diesen<br />
Mittelwerten:<br />
www.bildungundgesundheit.ch<br />
Die Querschnittserhebung zeigt in der Gruppe der Studierenden<br />
bei Studienabschluss, und somit kurz vor<br />
Eintritt in den Lehrberuf, am meisten G- und S-Muster<br />
(rund 31% bzw. 35%), Lehrpersonen zu Beginn des<br />
zweiten Berufsjahres (Berufseinsteigende) und Lehrpersonen<br />
bis zum 45. Lebensjahr zeigen mit 39.1%<br />
bzw. 34.4% am häufi gsten das Schonungsmuster S.<br />
Bei den über 45-jährigen, langjährig berufserfahrenen<br />
Lehrpersonen überwiegt das Risikomuster B (36%).<br />
Der höchste Anteil G-Muster fi ndet sich unter den<br />
vor dem Berufseinstieg stehenden (den Studierenden<br />
im letzten Studienjahr); der höchste Anteil S-Muster<br />
unter den in den Beruf Eingestiegenen. Mit zunehmender<br />
Berufserfahrung nimmt der Schonungsanteil<br />
signifi kant ab (von 39.1% der Berufseinsteigenden<br />
zu 34,4% der bis 45-Jährigen bzw. 24,2% der über<br />
45-Jährigen).<br />
Dam<strong>als</strong> wurde das konstruktive,<br />
professionalitätsfördernde Potenzial von<br />
Supervision und Kooperation erst wenig<br />
erkannt; Supervision und Kooperation wurden<br />
eher mit Schwäche und Nicht-Meistern-können<br />
in Verbindung gebracht.<br />
Der hohe Anteil des Verarbeitungsmusters S (Schonung)<br />
bei Lehrpersonen im Berufseinstieg kann erstaunen,<br />
wird doch die Phase des Berufseinstiegs <strong>als</strong><br />
Phase mit hohen Beanspruchungen und Belastungen<br />
wahrgenommen (Huberman 1991, Larcher 2005).<br />
Was bedeutet dieser hohe Anteil von sich schonenden<br />
Lehrpersonen im Berufseinstieg? Rückzug oder<br />
produktiver Umgang mit Stressoren und Belastungspotenzialen?<br />
Könnte sich im Schonungsmuster der<br />
Berufseinsteigenden auch ein Steuern von Beanspruchungen<br />
widerspiegeln? Liesse sich im Schonerverhalten<br />
Berufseinsteigender vielleicht gar ein Kernpunkt<br />
konstruktiven, gesundheitsfördernden und<br />
professionellen Bewältigungsverhaltens auffi nden?<br />
Studie «Entwicklungsaufgabe Berufseinstieg»<br />
EABest<br />
Aus der EABest-Studie von Keller-Schneider (2006), in<br />
welcher die Bewältigung von Herausforderungen im<br />
Vergleich zwischen neu in den Beruf einsteigenden<br />
und erfahrenen Lehrpersonen einen Schwerpunkt<br />
darstellt, zeigt sich, dass sowohl berufseinsteigende<br />
<strong>als</strong> auch erfahrene Lehrpersonen ihre Berufsaufgabe<br />
sehr ernst und wichtig nehmen. Berufseinsteigende<br />
wählen dabei im Umgang mit ihren Ressourcen einen<br />
schonungsvolleren Umgang <strong>als</strong> erfahrene Lehrpersonen.<br />
Sich abgrenzen und sich auch Momente<br />
der Erholung verschaffen ist ihnen wichtig. Einen<br />
11
12<br />
schonungsvollen Umgang mit Ressourcen zu pfl egen<br />
gelingt ihnen im Vergleich zu den erfahrenen Lehrpersonen<br />
deutlich besser und beansprucht sie auch<br />
weniger. Dies könnte darauf hinweisen, dass sie sich<br />
bewusst sind, hohen Beanspruchungen ausgesetzt<br />
zu sein und im neuen Lebensabschnitt selbst für Erholungsmomente<br />
sorgen zu müssen.<br />
Ob dieser Befund durch die unterschiedliche Berufssozialisation<br />
der jüngeren Lehrer/innengeneration<br />
erklärt werden kann und somit die jüngere die ältere<br />
Lehrer/innengeneration zu einem gesundheitsförderlicheren<br />
Bewältigungsverhalten anregen könnte,<br />
bleibt offen.<br />
Erklärungsansätze<br />
Studienabgänger/innen der heutigen Zeit ist die Gefahr<br />
der Erschöpfung und der Burn-outerscheinungen<br />
im Lehrer/innenberuf stärker bewusst <strong>als</strong> Lehrpersonen,<br />
die ein bis drei Jahrzehnte früher in den<br />
Beruf eingestiegen sind. Sich abgrenzen, schützen<br />
und Erholung verschaffen ist Teil ihrer Berufssozialisation<br />
geworden. In der Ausbildung wie auch in den<br />
Begleitangeboten während des Berufseinstiegs (Berufseinsführungsangebote<br />
der Pädagogischen Hochschulen<br />
in der Schweiz) wird der Anforderung nach<br />
Abgrenzung und der Nutzung von sozialen und instrumentellen<br />
Ressourcen (Erholung, Austausch, Kooperation)<br />
stärkeres Gewicht beigemessen, <strong>als</strong> dies<br />
dem Berufsideal der 60er – 80er Jahre entsprochen<br />
hat. Ebenso wird in den neueren Modellen der Berufseinführung<br />
den Ressourcen stärkenden Aspekten<br />
ein grösseres Gewicht beigemessen <strong>als</strong> in den defi -<br />
zitorientierten Modellen der 80er Jahre (Schneuwly<br />
1996). Dam<strong>als</strong> wurde das konstruktive, professionalitätsfördernde<br />
Potenzial von Supervision und<br />
Kooperation erst wenig erkannt; Supervision und<br />
Kooperation wurden eher mit Schwäche und Nicht-<br />
Meistern-können in Verbindung gebracht.<br />
Erklärungsansätze zum Ressourcen schonenderen<br />
Umgang mit Anforderungen könnten somit in der<br />
Berufssozialisation gesucht werden.<br />
Schonung im jeweiligen Zeitkontext<br />
Beide Studien belegen für die Gruppe der berufseinsteigenden<br />
Lehrpersonen einen schonungsvollen<br />
Umgang mit den hoch beanspruchenden Anforderungen<br />
des Lehrberufs. Wir nehmen diesen Befund<br />
zum Anlass nachzufragen, inwiefern schonungsvolles<br />
Bewältigen von Anforderungen <strong>als</strong> ressourcenbezogen<br />
gesundes Verhalten zu einem ausgewogenen<br />
Umgang mit Berufsanforderungen führt und somit<br />
auch positiv konnotiert werden soll.<br />
Wurde in den 60er – 80er Jahren von den Lehrpersonen<br />
allgemein, insbesondere auch von den Berufsanfänger/innen<br />
ein grenzenloses Engagement erwartet,<br />
welches Schonung erst kurz vor der Erschöpfung erlaubte,<br />
so steht heute neben der Forderung nach hohem<br />
Engagement gleichzeitig auch der Anspruch an<br />
die Lehrpersonen, ressourcenbewusst vorzugehen.<br />
Dies ist vielen erfahrenen Lehrpersonen eher fremd,<br />
löst Widerstände aus, was sich auch in der Diskussion<br />
an der Tagung «Balancieren im Lehrberuf» (8./9.Dez.<br />
2006 in Bern) zeigte.<br />
Schonung wird von Berufseinsteigenden und von erfahrenen<br />
Lehrpersonen unterschiedlich verstanden.<br />
Was beinhaltet Schonung im Zeitkontext der 80er Jahre,<br />
in welchem das Instrument AVEM entwickelt wurde?<br />
Bei hoher Distanzierungsfähigkeit und Ausgeglichenheit<br />
lässt sich eine geringe Resignationstendenz<br />
bei Misserfolgen und ein geringes Arbeitsengagement<br />
(berufl icher Ehrgeiz, Verausgabungsbereitschaft und<br />
Perfektionsstreben) beobachten.<br />
Im aktuellen Zeitkontext betrachtet werden folgende<br />
Fähigkeiten positiv bewertet, da sie erlauben, Professionalität<br />
zu entwickeln:<br />
- Abgrenzung und Distanzierungsfähigkeit ermöglichen<br />
Gelassenheit und Souveränität.<br />
- Geringere Verausgabungsbereitschaft schützt vor<br />
ungezielten Aktivitäten, was in Zeiten vielfältiger<br />
und erhöhter Ansprüche an die Lehrperson bei<br />
gleichzeitig unklaren Anforderungen zu einem<br />
Ressourcen erhaltenden und somit professionellen<br />
Umgang führt.<br />
Daraus lässt sich schliessen, dass im Muster der Schonung<br />
der 80er Jahre aus der Perspektive des aktuellen<br />
Zeitkontexts betrachtet durchaus positive Aspekte<br />
erkannt werden können. Wir wagen aufgrund<br />
der vergleichenden Datenanalyse sogar noch einen<br />
Schritt weiter zu gehen und zu behaupten:<br />
Alle Nicht-G-Muster beinhalten auch positive professionsbezogene<br />
Anteile.<br />
Balance der Werthaltungen berufl icher<br />
Anforderungen<br />
- Eine hohe Verausgabungsbereitschaft des Risikomusters<br />
A ermöglicht Dynamik, Engagement und<br />
Weiterentwicklung (zeigt sich in gleicher Ausprägung<br />
auch bei Muster G im Bereich Berufl icher<br />
Ehrgeiz).<br />
- Eine hohe Distanzierungsfähigkeit (Muster S ><br />
Muster G) ermöglicht Schutz vor voreiligem unkoordinierten<br />
Aktivismus und bewahrt dadurch auch<br />
vor Resignation.<br />
www.bildungundgesundheit.ch
- Das Erkennen von Grenzen der vorhandenen Kräfte<br />
(positiver Aspekt der Erschöpfungsgefahr bei<br />
Muster B) ermöglicht ein Abwägen des zu Leistenden<br />
(in der ARBEL-Studie ersichtlich an mittleren<br />
Werten in der offensiven Problembewältigung, bei<br />
Muster B tiefer <strong>als</strong> bei Muster G).<br />
Wir verdeutlichen diese positiven Aspekte der Verarbeitungstypen<br />
A, B und S <strong>als</strong> Gegenpole zu deren<br />
vordergründig sichtbaren negativen Aspekten (vertikale<br />
Dimension in der Abb. 1) anhand des Wertequadrates<br />
(Schulz von Thun 1981, Westermann 2006),<br />
in welchem je zwei Verarbeitungsmuster einander<br />
www.bildungundgesundheit.ch<br />
positive Anteile von A<br />
Arbeit ist wichtig<br />
einsatzbereit<br />
ehrgeizig,<br />
will etwas erreichen<br />
Stellt Qualitätsansprüche<br />
negative Anteile von A<br />
Arbeit ist allzu wichtig<br />
Verausgabungsbereitschaft<br />
ohne Grenzen,<br />
hoher Ehrgeiz, will sehr viel<br />
erreichen, stellt hohe<br />
Qualitätsansprüche<br />
gegenübergestellt werden (vgl. Abb. 1). Das positive<br />
Spannungsverhältnis <strong>als</strong> Balancehalten ermöglicht,<br />
dass beide Werte im positiven Ausprägungsgrad erhalten<br />
bleiben. Dominiert das eine, so kippt der Wert<br />
ins Negative, da dieser zu stark wird. Aus allen drei<br />
professionsbezogen negativen Verarbeitungsmustern<br />
lassen sich positive Aspekte heraussuchen, die<br />
in Ausgewogenheit einander ergänzend Anteile des<br />
G-Musters beinhalten. Die drei positiven Anteile von<br />
A, B und S lassen sich in der Vorstellung zu einem<br />
Kreislauf zusammen schliessen, denn auch A und S<br />
müssen sich die Balance halten können.<br />
Dieses Ausbalancieren kann sich auf individueller<br />
Ebene beispielsweise wie folgt zeigen:<br />
- «Wie viel Verausgabungsbereitschaft lassen meine<br />
Kräfte zu?» (B-A)<br />
- «Wie hohe Qualitätsansprüche lassen den Blick<br />
aufs Wesentliche noch frei?» (A-S)<br />
- «Wie viel Distanzierungsfähigkeit und Gelassenheit<br />
stützen meine Zufriedenheit?» (S-B)<br />
Muster G<br />
positive Anteile von B<br />
erkennt die Begrenztheit der<br />
Kräfte<br />
kann sich distanzieren bei<br />
mittlerer Verausgabungsbereitschaft<br />
und mittleren<br />
Ansprüchen<br />
negative Anteile von B<br />
geringe Widerstandskraft<br />
geringe Lebenszufriedenheit,<br />
geringer berufl icher Ehrgeiz<br />
bei mittlerer Verausgabungsbereitschaft<br />
Auf Teamebene übertragen zeigen sich Verarbeitungsmuster<br />
der berufl ichen Anforderungen oft <strong>als</strong><br />
Konfl iktpotenzial (Schulz von Thun 1998, Redlich/<br />
Meyer 2006); dabei wird die negative Übertreibung<br />
bekämpft: «S zieht sich im entscheidenden Moment<br />
immer zurück», «A schont uns vor gar nichts», «B<br />
hat wieder mal Kopfweh». Mit der Fokussierung des<br />
positiven Gegenpols könnten die konträren Impulse<br />
konstruktiv genutzt werden, um das Potenzial des<br />
Teams <strong>als</strong> Ganzes im Gleichgewicht «gesund» zu<br />
erhalten. Beispielsweise: Macht es Sinn, neben der<br />
Projektwoche auch noch eine Erzählnacht und einen<br />
positive Anteile von S<br />
hohe Ausgeglichenheit,<br />
Distanzierungsfähigkeit,<br />
geringe Resignationstendenz<br />
bei Misserfolgen, mittlere offensive<br />
Problembewältigung<br />
negative Anteile von S<br />
stellt soziale Beziehungen<br />
über Arbeitsengagement,<br />
grosse Distanzierungsfähigkeit<br />
bei geringem berufl ichen<br />
Engagement<br />
Abb. 1: Von zwei auf drei sich die Balance haltenden Werten im erweiterten Wertequadrat, dreidimensional zu schliessen (Darstellung <strong>als</strong> Rohrmantel).<br />
Sternmarsch zu organisieren, bis alle erschöpft in die<br />
Weihnachts- oder Sommerferien kippen? Wäre da ein<br />
zielorientiertes Schonen nicht für alle von Vorteil?<br />
In diesem Sinn kann Schonung <strong>als</strong> zielorientiertes<br />
Einsetzen von Kräften, Qualitätsansprüchen, Engagement<br />
und Bindung durchaus auch auf Teamebene<br />
konstruktiv und professionell genutzt und <strong>als</strong> eigenständiger<br />
Wert gepfl egt werden – bevor sich Tendenzen<br />
des Ausbrennens abzeichnen.<br />
Stefan Albisser, Prof. Dr. phil.<br />
Fachbereich Unterricht & Lernen,<br />
Pädagogische Hochschule Zürich<br />
stefan.albisser@phzh.ch<br />
Manuela Keller-Schneider, lic. phil.,<br />
Fachpsychologin FSP<br />
Fachbereich Unterricht & Lernen,<br />
Pädagogische Hochschule Zürich<br />
m.keller-schneider@phzh.ch<br />
13
14<br />
Literatur<br />
Albisser, S., Kirchhoff, E., Meier, A. & Grob, A. (2006).<br />
Anforderungsverarbeitung und Gesundheit im Berufszyklus<br />
von Lehrpersonen. http://www.gesundeschulen.ch/data<br />
Huberman, M. (1991). Der berufl iche Lebenszyklus<br />
von Lehrern: Ergebnisse einer empirischen Untersuchung.<br />
In: Terhart, E. (Hrsg): Unterrichten <strong>als</strong> Beruf.<br />
Köln und Wien: Böhlau, S. 249 – 267.<br />
Keller-Schneider, M. (2006) Herausforderungen im<br />
Berufseinstieg – ein Balanceakt zwischen Anforderungen<br />
und Ressourcen. http://www.gesunde-schulen.ch/data/data_279.pdf<br />
Larcher, S. (2005). Einstieg in den Lehrberuf. Bern,<br />
Stuttgart, Wien: Haupt.<br />
Redlich, A. & Meyer, T. (2006). Wertespannungen in<br />
der sozialen Architektur von Gruppen. In: Westermann,<br />
F. Entwicklungsquadrat. Göttingen: Hogrefe<br />
2006, S. 173 – 206.<br />
Was führt meine Klasse?<br />
Sabina Gasser<br />
Klassenführung gemeinsam statt einsam zu gestalten,<br />
ist zunehmend eine unabdingbare Forderung,<br />
um gesund und wirksam bleiben zu können. Im Artikel<br />
wird von den Erfahrungen der Schulberatung des<br />
Kantons Thurgau berichtet, die in heiklen Klassenführungssituationen<br />
Unterstützung bietet.<br />
Die Supportkonferenz bewährt sich <strong>als</strong><br />
Krisenintervention<br />
Nach einer problemlos verlaufenen Startphase bei<br />
einer für Fabian neuen Lehrerin wird sein Verhalten<br />
auffällig und schwierig. Fabian beschimpft die Lehrerin<br />
und greift einen Mitschüler körperlich schwer an.<br />
Nur mit Mühe können die beiden von dem zu Hilfe<br />
gerufenen Schulleiter getrennt werden.<br />
Die Schulberatung schlägt eine Supportkonferenz vor:<br />
Zehn Personen, alle in diese krisenhafte Situation involviert,<br />
Schulleiter, Lehrperson, schulische Heilpädagogin,<br />
Behördenmitglied etc. sitzen miteinander um<br />
einen Tisch. Unter der Moderation eines Schulberaters<br />
stellen sie die Krise, deren Vorgeschichte und<br />
mögliche Konsequenzen aus ihrer unterschiedlichen<br />
Sichtweise, dar. Ziel ist die Einigung über die nächsten<br />
gemeinsamen Schritte und die Klärung der Verantwortlichkeiten.<br />
Ein beträchtlicher Aufwand, aber laut Meinungen<br />
der Beteiligten lohnend.<br />
Schaarschmidt, U. & Fischer, A. (2003). Arbeitsbezogenes<br />
Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM).<br />
2. überarbeitete und erweiterte Aufl age. Frankfurt<br />
a.M.: Swets Test Services, 2003.<br />
Schneuwly, G. (1996): Berufseinführung von Lehrerinnen<br />
und Lehrern. EDK Dossier 40 A. Bern: EDK<br />
Schulz von Thun, F. (1981). Miteinander reden: Störungen<br />
und Klärungen. Psychologie der zwischenmenschlichen<br />
Kommunikation. Bd.1. Reinbek: Rowolth.<br />
Schulz von Thun, F. (1998). Miteinander reden: Das<br />
«Innere Team» und situationsgerechte Kommunikation.<br />
Bd. 3. Reinbek: Rowolth.<br />
Westermann, F. (2006). Wer einen Schlüssel hat, der<br />
Türen öffnet, braucht nicht durch die Wand zu gehen!<br />
Das Entwicklungsquadrat – eine Einführung. In<br />
Westermann, F. (2006). Entwicklungsquadrat. Göttingen:<br />
Hogrefe, S. 9 – 20.<br />
Lehrer D. H.:<br />
Die Supportkonferenz ist eine Form der Problemlösungsstrategie,<br />
die ich durch die Schulberatung neu<br />
kennen gelernt habe. Nach einer längeren Leidenszeit<br />
konnte endlich wieder zum normalen Schulalltag<br />
zurück gefunden werden. Durch die Supportkonferenz<br />
hat bei allen Beteiligten ein Gesinnungswandel<br />
statt gefunden. Die Erfahrung hilft uns, in Zukunft<br />
selber besser agieren und reagieren zu können.<br />
Schulleiter B. S.:<br />
Als Schulleiter habe ich die Supportkonferenz <strong>als</strong><br />
sehr hilfreich erlebt, denn sie war klar strukturiert<br />
und zielorientiert. Die gestellten Fragen ermöglichten<br />
eine Überprüfung der eigenen Standpunkte. Die<br />
Sicht der Problematik wurde durch die Fachleute von<br />
aussen relativiert. Die Lehrpersonen fühlten sich dadurch<br />
unterstützt und entlastet. Die beschlossenen<br />
Massnahmen waren koordiniert und breit abgestützt.<br />
Der spätere Einbezug der Eltern bekam durch<br />
diese Abstützung auch in deren Augen ein anderes<br />
Gewicht. Fazit: Diese Art der Aufbereitung eines Problems<br />
ermöglicht ein unbefangeneres Vorgehen, weil<br />
sie nicht allein die direkt, sondern auch die indirekt<br />
Betroffenen einbezieht.<br />
www.bildungundgesundheit.ch
Bilder, die steuern<br />
Was führt meine Klasse? frage ich mich häufi g erst<br />
dann, wenn mir die Zügel zu entgleiten drohen oder<br />
ich es buchstäblich nicht mehr im Griff habe wie im<br />
oben beschriebenen Fall.<br />
Im Schulalltag steht jede Lehrperson immer inmitten<br />
eines hochkomplexen Geschehens und kann nicht<br />
anders <strong>als</strong> agieren, reagieren, rotieren. Was genau<br />
diese Handlungen anleitet, wird erst bewusst, wenn<br />
das Ganze eingehend unter die Lupe genommen<br />
und hinterfragt wird. Jeder Mensch hat eine innere<br />
Landkarte in sich. Diese vermittelt, was beispielsweise<br />
eine gute Lehrperson ausmacht, welcher Tonpegel<br />
ein gutes Klima auszeichnet, wie guter Unterricht<br />
aussieht, wie gute Klassenführung sich anfühlt. Eine<br />
Teilnehmerin einer Intervisionsgruppe hat für sich<br />
eine Metapher gefunden, die ihr im Klassenführungsalltag<br />
hilft, wenn die Situation bedrohlich wird und<br />
sie Gefahr läuft, sich zu verlieren. Sie stelle sich vor,<br />
sie sei ein «liebevoller Pfl ock». Der liebevolle Pfl ock<br />
stehe sicher da, verlässlich, unverrückbar, liebevolle<br />
Sicherheit ausstrahlend, Orientierung gebend.<br />
Am effektivsten lässt sich das eigene<br />
Führungsverständnis im Dialog mit<br />
anderen refl ektieren, beispielsweise im<br />
Jahrgangsteam, in der Intervision oder im<br />
Klassenführungs-Coaching.<br />
Ihr Verhalten überprüfe sie laufend anhand dieses<br />
inneren Bildes und korrigiere bei Bedarf, z.B. die Art<br />
und Weise wie sie Schüler/innen ermahne, an die<br />
Vorgaben erinnere.<br />
Je mehr sie ihren eigenen Gesetzmässigkeiten und<br />
inneren Bildern auf die Spur komme, umso mehr<br />
Handlungsmöglichkeiten würden sich für sie ergeben.<br />
Am effektivsten lässt sich das eigene Führungsverständnis<br />
im Dialog mit anderen refl ektieren, beispielsweise<br />
im Jahrgangsteam, in der Intervision oder<br />
im Klassenführungs-Coaching. Anhand von praktischen<br />
Beispielen lassen sich die unterschiedlichsten<br />
Fragen klären: Wie genau sehe ich meine Rolle?<br />
Wann bin ich Coach, Polizist, Richter, Streitschlichter?<br />
Wie viel Verantwortung übernehme ich und wie<br />
viel Mitbestimmung gewähre ich den Schülerinnen<br />
und Schülern? Bei welchen Fragestellungen beziehe<br />
ich die Klasse bei der Entscheidungsfi ndung ein? Bei<br />
welchen nicht? Welche inneren Bilder steuern mich<br />
und meine Klasse?<br />
www.bildungundgesundheit.ch<br />
Schulwirksamkeitsforschung mit einbeziehen<br />
Die Schulberatung des Kantons Thurgau ist bestrebt,<br />
die Erkenntnisse der Schulwirksamkeitsforschung<br />
zum Nutzen der Kundinnen und Kunden in den Beratungsprozess<br />
einfl iessen zu lassen. Mit Hilfe einer<br />
Checkliste in Form eines Mindmaps, das verschiedene<br />
Unterrichtsaspekte aufzeigt, werden der Rahmen<br />
von diagnostischen Fragen und die Lösungssuche erweitert.<br />
Anhand eines Kärtchensets kann jede Lehrperson<br />
für sich selber aussortieren, welche Bereiche<br />
für sie persönlich relevant sind. Wichtig ist in diesem<br />
Zusammenhang die Fokussierung auf einige wenige<br />
realistische Veränderungsziele und -massnahmen. Zu<br />
viele Alternativen gleichzeitig ins Auge fassen zu wollen,<br />
mahnt was alles auch noch zu tun wäre, wirkt<br />
kontraproduktiv und entmutigt. Generell möchte ich<br />
<strong>als</strong> Beraterin betonen, dass die enorme Vielfalt von<br />
Gedanken und Anregungen aus der Schulwirksamkeitsforschung<br />
mit Bedacht und zielgerichtet angewendet<br />
werden muss. Menschen in Belastungssituation<br />
suchen nicht einen Passepartout, um jede Tür<br />
öffnen zu können, sondern einen Schlüssel für die<br />
richtige Tür, d.h. für die Entlastung in einer spezifi -<br />
schen berufl ichen Situation.<br />
Auf allen Ebenen gemeinsam wirken<br />
«Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes<br />
Dorf», sagt ein afrikanisches Sprichwort. Unser heutiges<br />
globales Dorf allerdings ist geprägt von einer<br />
Wertevielfalt, die an der Schulzimmertür nicht Halt<br />
macht. Führung heisst Orientierung bieten. Die<br />
Chance der Entlastung einer einzelnen Lehrperson<br />
liegt darin, diese Orientierung der Klasse gemeinsam<br />
zu bieten, wenn nicht <strong>als</strong> Dorf so doch <strong>als</strong> Schulteam.<br />
Klassenführung und Schulführung mit unterschiedlichen<br />
Führungskonzepten verhindern Orientierung<br />
und verunsichern Schüler/innen wie Lehrpersonen.<br />
Gemeinsam «Pfl öcke» einschlagen, Richtlinien festlegen<br />
und Verbindlichkeiten einfordern, das bringt<br />
wirksame Entlastung. Da wo die einzelne Lehrperson<br />
ihre Grenzen wahrnimmt und <strong>als</strong> solche anerkennt<br />
kann sie durch ihr Team und ihre Vorgesetzten Unterstützung<br />
erfahren. Je systematischer sich eine Schule<br />
dieser Aufgabe widmet, je grösser der pädagogische<br />
Konsens ist, umso wirksamer ist die Entlastung für<br />
die einzelne Lehrperson.<br />
Sabina Gasser<br />
Schulberaterin, Amt für Volksschule<br />
und Kindergarten, Thurgau<br />
sabina.gasser@tg.ch<br />
15
16<br />
Der Wandel des Psychologischen Vertrags<br />
Nicola Jacobshagen<br />
Wenn ein Arbeitsverhältnis eingegangen wird, dann<br />
werden oft zwei Formen von Verträgen abgeschlossen.<br />
Der «Juristische Vertrag» regelt, welche Arbeitsleistungen<br />
der Mitarbeitende erbringen soll gegen<br />
welche Bezahlung und unter welchen Arbeitsbedingungen,<br />
und dies gemäss einschlägigen juristischen<br />
Regelungen. Neben diesem wird aber meist noch ein<br />
anderer Vertrag abgeschlossen: der «Psychologische<br />
Vertrag». Psychologische Verträge sind Annahmen,<br />
die aufgrund von impliziten (oder expliziten) Versprechungen<br />
getroffen werden, die ein Austauschverhältnis<br />
zwischen dem Individuum und der Organisation<br />
beinhalten. Sie motivieren Mitarbeitende zusätzliche<br />
Verpfl ichtungen zu erfüllen, wenn sie das Gefühl haben,<br />
dass auch das Unternehmen seinen Verpfl ichtungen<br />
nachkommt. Unternehmen gründen ihre<br />
Psychologischen Verträge auf der angenommenen<br />
Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit und Wichtigkeit<br />
der Person für die Mission der Organisation.<br />
Inhalte Psychologischer Verträge sind oft vielschichtig.<br />
Arbeitgeber bieten beispielsweise Beförderungsmöglichkeiten,<br />
hohen oder leistungsbezogenen Lohn,<br />
Möglichkeiten für Training und Ausbildung, Entwicklungschancen<br />
im Unternehmen und Unterstützung<br />
bei arbeits- oder familienbezogenen Problemen.<br />
Dafür erwarten sie beispielsweise, dass ihre Mitarbeitenden<br />
ihre Fähig- und Fertigkeiten am Arbeitsplatz<br />
einbringen, Loyalität dem Unternehmen gegenüber<br />
zeigen, zusätzliche Aufgaben übernehmen, die über<br />
die Arbeitsbeschreibung hinausgehen, Kündigungsabsichten<br />
frühzeitig bekannt geben, Versetzungen<br />
akzeptieren oder zumindest bedenken und das Eigentum<br />
der Organisation schützen. Psychologische<br />
Verträge bilden <strong>als</strong>o eine weitere Grundlage für Engagement<br />
und Leistung beider Vertragsparteien. Sie<br />
sind auf gegenseitigem Vertrauen begründet und<br />
haben Auswirkungen auf den Erfolg des Unternehmens<br />
sowie auf Entwicklungsmöglichkeiten und das<br />
Wohlbefi nden der Mitarbeitenden.<br />
«Traditioneller» Psychologischer Vertrag<br />
- Arbeitsplatzsicherheit<br />
- Lebenslange Beschäftigung<br />
- Gegenseitige Loyalität<br />
- Interner Aufstieg<br />
- Spezialisierung<br />
Abbildung 1. Der Wandel der Psychologischen Verträge (nach Raeder & Grote, 2000)<br />
Vertragsbrüche können erfolgen, wenn eine Person<br />
oder das Unternehmen zwar fähig wäre die Versprechungen<br />
einzuhalten, aber nicht (mehr) willig ist.<br />
Ursachen sind vielfältig und in der neueren Stressliteratur<br />
wird dabei zum Beispiel das Konzept der «Illegitimen<br />
Aufgaben» diskutiert, das in der Abteilung Arbeits-<br />
und Organisationspsychologie der Universität<br />
Bern entwickelt und erforscht wird. Illegitime Aufgaben<br />
stellen Arbeitsaufgaben oder Arbeitsabläufe dar,<br />
die von einem Arbeitnehmenden <strong>als</strong> Regelverletzung<br />
oder <strong>als</strong> unnötig wahrgenommen werden. Durch die<br />
Ausführung solcher Arbeitsaufgaben erfährt die Person<br />
das Gefühl mangelnder Wertschätzung und ihr<br />
Selbstwert wird angegriffen. Auch der Versuch einiger<br />
Unternehmen, immer mehr in kürzerer Zeit mit<br />
weniger Personal erreichen zu wollen und beispielsweise<br />
freiwerdende Stellen nicht neu zu besetzen<br />
und die Aufgaben dieser Stelle einfach unter anderen<br />
Mitarbeitenden aufzuteilen, kann dazu führen.<br />
Psychologische Verträge sind Annahmen,<br />
die aufgrund von impliziten (oder expliziten)<br />
Versprechungen getroffen werden, die ein<br />
Austauschverhältnis zwischen dem Individuum<br />
und der Organisation beinhalten.<br />
Der Klimawechsel in der Arbeitswelt – und auch am<br />
Arbeitsplatz Schule – hat den Psychologischen Vertrag<br />
insgesamt fragiler werden lassen. Auf Seiten des<br />
Unternehmens führen zum Beispiel die Flexibilisierung<br />
der Arbeitsverhältnisse und Arbeitsplatzabbau<br />
dazu, dass heute eher Einsatzfähigkeit für Loyalität<br />
und Einsatz geboten wird statt Arbeitsplatzsicherheit<br />
(vgl. Abbildung 1). Ebenso hat auf Seiten der Mitarbeitenden<br />
die Individualisierung, <strong>als</strong>o individuelle<br />
Erwartungen und Wünsche der Personen in Bezug<br />
auf Berufswahl und Berufsverlauf, dazu beigetragen,<br />
dass die Arbeitsverhältnisse fl exibler – und damit<br />
auch unsicherer – geworden sind.<br />
«Neuer» Psychologischer Vertrag<br />
- Eigenverantwortung für Beschäftigung<br />
- Interne Entwicklungsmöglichkeiten den<br />
Fähigkeiten entsprechend<br />
- Erweiterung der Fähigkeiten<br />
- Eigenverantwortung für Entwicklung / Ausbildung<br />
- Orientierung an eigenen Fähigkeiten<br />
- Zielorientierung / Leistungsorientierung<br />
- Flexibilität (Akzeptanz von Unsicherheit)<br />
www.bildungundgesundheit.ch
Bei Lehrpersonen waren früher relationale Verträge<br />
typisch, die davon ausgehen, dass das Arbeitsverhältnis<br />
langfristig und stabil ist. Bei dieser Vertragsform<br />
sind die Inhalte sehr detailliert und meist ist Arbeitsplatzsicherheit<br />
Bestandteil des Vertrages. Aber das<br />
hat sich geändert. So werden zum Beispiel in einigen<br />
Schulen Pensen Jahr für Jahr neu vergeben und<br />
Arbeitsplatzsicherheit ist nicht mehr gewährleistet.<br />
Auch stellt sich speziell bei Lehrpersonen die Frage,<br />
wem gegenüber sie sich verpfl ichtet fühlen und wen<br />
sie <strong>als</strong> Vertragspartner für Psychologische Verträge<br />
sehen. Die Schulleitung? Die Fachbereichsleiterin?<br />
Die Schüler und Schülerinnen? Die Eltern? Die Gesellschaft?<br />
Oder alle? Auch zeigt die Forschung bei<br />
Während der letzten Jahre hat die Volksschule im<br />
Zusammenhang mit den verschiedenen strukturellen<br />
Reformen den Lehrpersonen neben dem Unterrichten<br />
viel Schulentwicklungseinsatz abgefordert. Das<br />
Amt für Volksschule und Kindergarten des Kantons<br />
Thurgau hat deshalb eine breit angelegte Studie in<br />
Auftrag gegeben, um zu klären, inwieweit die entstehenden<br />
Belastungen den Lehrpersonen auch zugemutet<br />
werden können. In den Jahren 2003 und<br />
2006 wurde zu diesem Zwecke die gesamte thurgauische<br />
Lehrerschaft schriftlich und mündlich befragt;<br />
2004 und 2007 parallel dazu die Schulbehörden. Für<br />
das Jahr 2010 ist eine abschliessende dritte Erhebung<br />
bei den Lehrpersonen vorgesehen.<br />
Die ausgewählten Ergebnisse der zweiten Teilstudie<br />
(2006), welche hier kurz erläutert werden, beziehen<br />
sich auf 1449 Personen, was annähernd der Hälfte<br />
aller befragten Lehrpersonen entspricht.<br />
Die drei wichtigsten arbeitsbezogenen Werte<br />
Auf die Frage, welche arbeitsbezogenen Werte den<br />
Lehrpersonen am wichtigsten sind, wurden die folgenden<br />
drei Werte am häufi gsten genannt: ein<br />
‹gutes Verhältnis zu den Arbeitskolleginnen bzw.<br />
Arbeitskollegen›, eine ‹Kultur der Offenheit und Toleranz›<br />
sowie eine ‹interessante Aufgabe›.<br />
Werte und erlebte Realität im Lot<br />
Im Durchschnitt ‹eher hohe› bis ‹hohe› Zufriedenheit<br />
äussern die Lehrpersonen in Bezug auf die Realisierung<br />
der Werte ‹interessante Aufgaben›, ‹gutes<br />
www.bildungundgesundheit.ch<br />
Lehrpersonen, dass beispielsweise der Rückgang elterlichen<br />
Engagements, fehlende soziale Unterstützung,<br />
mangelnde Anerkennung sowie die Zunahme<br />
administrativer und extracurricularer Verpfl ichtungen<br />
dazu führen können, dass eigene Werte und Normen<br />
auf Dauer nicht erfüllt werden und es zum Vertragsbruch<br />
kommt.<br />
Dr. des. Nicola Jacobshagen,<br />
Psychologin FSP SGAOP IAAP<br />
Institut für Psychologie Universität Bern<br />
nicola.jacobshagen@psy.unibe.ch<br />
Entwicklung der Schulen – Belastung der Lehrpersonen?<br />
Miriam Nido und Ernst Trachsler<br />
Verhältnis zu den Arbeitskolleginnen und -kollegen›,<br />
‹persönlicher Erfolg›, ‹zeitweise auch zu Hause arbeiten<br />
können›, ‹Möglichkeit, neue Dinge zu lernen›,<br />
sowie ‹gute Bezahlung›.<br />
Wie auch aus anderen Studien bekannt ist,<br />
stellt für Lehrpersonen das Verhalten<br />
schwieriger Schülerinnen und Schüler<br />
die grösste Belastung dar.<br />
Für den Wert ‹Autonomie über die eigene Zeit› äussern<br />
Lehrpersonen aus nicht geleiteten Schulen eine<br />
signifi kant höhere Zufriedenheit <strong>als</strong> ihre Kolleginnen<br />
und Kollegen aus geleiteten Schulen. Umgekehrt<br />
äussern Lehrpersonen aus geleiteten Schulen signifi -<br />
kant höhere Zufriedenheit bei Werten wie ‹klare Führung›<br />
und ‹angemessenes Feedback›.<br />
Werte und erlebte Realität aus dem Lot<br />
Die grössten Differenzen zwischen der Bedeutsamkeit<br />
eines Wertes und der Zufriedenheit mit der im<br />
Alltag diesbezüglich erlebten Realität, fi nden sich<br />
bei den Werten ‹Kultur der Offenheit und Toleranz›,<br />
‹Mitsprache bzw. Mitbestimmung bei wichtigen Dingen<br />
in der Schule›, ‹klare Führung›‚ ‹angemessenes<br />
Feedback über die eigene Leistung›, ‹gutes Verhältnis<br />
zu Kollegen› sowie ‹eine berufl iche Zukunftsperspektive›.<br />
Keine bzw. nur sehr geringe Defi zite fi nden sich<br />
bei den Werten ‹interessante Aufgaben› und ‹Möglichkeit,<br />
neue Dinge zu lernen›, ‹persönlicher Erfolg›,<br />
‹zeitweise auch zu Hause arbeiten können›, ‹gute Bezahlung›<br />
und ‹im Team arbeiten›.<br />
17
18<br />
Vergleicht man Schulen mit und Schulen ohne Schulleitungen,<br />
kann festgestellt werden, dass bei ersteren<br />
die Defi zite bei den Werten ‹klare Führung› und ‹angemessenes<br />
Feedback› deutlich kleiner ausfallen.<br />
Grösste Belastungen<br />
Wie auch aus anderen Studien bekannt ist, stellt<br />
für Lehrpersonen das Verhalten schwieriger Schülerinnen<br />
und Schüler die grösste Belastung dar (64%<br />
berichten eine ‹eher starke› bis ‹starke› Belastung).<br />
50% fühlen eine ‹eher starke› bis ‹starke› Belastung<br />
dadurch, dass sie unterschiedlichen Erwartungen gerecht<br />
werden müssen, 52% fühlen sich durch Veränderungen<br />
und Reformen im Schulsystem ‹eher stark›<br />
bis ‹stark› belastet, 45% durch die Heterogenität der<br />
Klasse und schliesslich 40% durch unklare Regelungen<br />
bezüglich Kerngeschäft und Zusatzaufgaben.<br />
Ein Vergleich der Belastungen zeigt, dass sich Lehrpersonen<br />
aus geleiteten Schulen in nicht unterrichtsbezogenen<br />
Bereichen deutlich stärker belastet fühlen<br />
<strong>als</strong> Lehrpersonen ohne Schulleitung.<br />
Ein Viertel aller Lehrpersonen weist<br />
kritische Werte im Bereich<br />
‹emotionaler Erschöpfung› auf.<br />
Reaktionen auf Belastungen<br />
Als mögliche Reaktionen auf eine belastende Arbeitssituation,<br />
kommen für 43% der Lehrpersonen,<br />
ein Berufswechsel in Betracht, 42% würden einen<br />
Stellenwechsel vorziehen, 27% könnten sich vorstellen,<br />
eine neue Tätigkeit innerhalb des Schulsystems<br />
wahrzunehmen, und 49% würden das Pensum reduzieren.<br />
Eine zeitliche Entlastung für Zusatzaufgaben<br />
hätte für 70% eine ‹sehr starke› bis ‹ziemlich starke›<br />
Wirkung auf die Zufriedenheit und das Wohlbefi nden,<br />
eine Verkleinerung der Klassengrösse für 66%.<br />
Klarere Regelungen bezüglich Kerngeschäft und Zusatzaufgaben<br />
würden sich für 61% der antwortenden<br />
Lehrpersonen ‹sehr stark› bis ‹ziemlich stark› auf<br />
die Zufriedenheit und das Wohlbefi nden auswirken.<br />
Fazit<br />
Die Ergebnisse der Studie zeichnen ein klares Bild der<br />
aktuellen Arbeitssituation der Thurgauer Lehrpersonen<br />
an der Volksschule. Ein Viertel aller Lehrpersonen<br />
weist kritische Werte im Bereich ‹emotionaler Erschöpfung›<br />
auf, obschon 60% über eine insgesamt<br />
‹sehr grosse› Arbeitsfreude berichten. Die derzeitige<br />
Phase tief greifender struktureller Schulreformen<br />
(Geleitete Schulen, professionelle Schulevaluation,<br />
integrierte Oberstufe, Basisstufenversuche usw.) belastet<br />
auch bei gleich bleibend hoher Arbeitsfreude<br />
in erheblichem Masse. Um nun diese Arbeitsfreude<br />
längerfristig zu sichern und die Belastungen gerade<br />
in nicht unterrichtsbezogenen Belangen nach der<br />
Einführung der Schulleitungen wieder zu reduzieren,<br />
... ein ‹gutes Verhältnis zu den Arbeitskolleginnen<br />
bzw. Arbeitskollegen›,<br />
eine ‹Kultur der Offenheit und Toleranz›<br />
sowie eine ‹interessante Aufgabe›.<br />
hat das Amt für Volksschule und Kindergarten ein<br />
Massnahmenpaket erarbeitet und setzt dieses zur<br />
Zeit schrittweise um. Die Massnahmen erstrecken<br />
sich von gesetzlichen über strukturelle bis hin zu organisatorischen<br />
Änderungen und Anpassungen. So<br />
starteten unter anderem verschiedene Schulen mit<br />
Projekten rund um das Thema Gesundheit.<br />
Die Nachhaltigkeit der Wirkungen wird sich in der<br />
nächsten Studie in drei Jahren zeigen.<br />
Miriam Nido, lic.phil l<br />
Assistentin Forschung,<br />
Pädagogische Hochschule Thurgau<br />
miriam.nido@phtg.ch<br />
Ernst Trachsler, lic.phil l<br />
Bildungsforscher<br />
ernst.trachsler@phtg.ch<br />
Literatur<br />
Trachsler, E. & Ulich, E. et al. (2003). Arbeitsbedingungen,<br />
Belastungen und Ressourcen der Thurgauer<br />
Volksschul-Lehrpersonen angesichts der laufenden<br />
Bildungsoffensive. Ergebnisse der Analyse der ersten<br />
Teilstudie. Kreuzlingen: Pädagogische Hochschule.<br />
Trachsler, E. & Ulich, E. et al. (2005). Arbeitsbedingungen,<br />
Belastungen und Ressourcen in der Thurgauer<br />
Volksschule – Teilstudie Schulbehörden. Ergebnisse<br />
der Analyse der ersten Teilstudie. Kreuzlingen:<br />
Pädagogische Hochschule.<br />
Trachsler, E. & Nido, M. et al. (2006). Arbeitsbedingungen,<br />
Belastungen und Ressourcen in der Thurgauer<br />
Volksschule – Teilstudie Lehrpersonen. Zweite<br />
Erhebung. Kreuzlingen: Pädagogische Hochschule.<br />
www.bildungundgesundheit.ch
Kompetenzzentren und Partner<br />
Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu<br />
Sicherheit und Gesundheit der Lehrpersonen –<br />
sichere Freizeit für Lehrpersonen!<br />
Paola Lurati<br />
Vor einiger Zeit bat mich der Direktor einer Schule<br />
um Rat, weil er sich um die physische und psychische<br />
Gesundheit der Lehrpersonen Sorgen machte.<br />
«Zu viele Lehrkräfte sind in den letzten drei Jahren<br />
verunfallt, besonders die Turnlehrer», hatte er mir am<br />
Telefon erklärt. Daraufhin schlug ich ihm ein Treffen<br />
in der Schule vor, um mir ein genaues Bild von der<br />
Situation machen und zielgerichtete Ratschläge erteilen<br />
zu können.<br />
Eile, Zeitmangel, fehlende Unterstützung<br />
seitens des Arbeitgebers, Energiemangel,<br />
der sich durch chronische Müdigkeit<br />
bemerkbar macht und oft mit<br />
Schlafproblemen einhergeht, begünstigen<br />
das Eintreten eines Unfalles.<br />
Es zeigte sich, dass im Schnitt jede fünfte Lehrperson<br />
jährlich für etwa 5 Tage wegen eines Freizeitunfalls<br />
der Arbeit fernblieb. Die Zahl der Absenzen war beträchtlich,<br />
sogar überdurchschnittlich.<br />
Etwa die Hälfte der Verunfallten hat eine Familie mit<br />
mindestens zwei Kindern und viele Verpfl ichtungen<br />
in verschiedenen Vereinen (Sport, Kultur, Politik).<br />
Eine zweite Gruppe bilden die Sportlehrer/innen, die<br />
<strong>als</strong> Trainer/innen stark in Vereinen engagiert sind.<br />
Ein weiterer gemeinsamer Aspekt ist, dass diese<br />
Lehrpersonen mit «schwierigen» Klassen arbeiten,<br />
mit Schüler/innen, die besondere pädagogische und<br />
psychologische Unterstützung brauchen.<br />
Weil die Direktion bei diesen Problemen keine Unterstützung<br />
bieten konnte, begann das Verhältnis zwischen<br />
ihr und den Lehrpersonen langsam zu leiden.<br />
Die Kommunikation war ungenügend, auch unter<br />
den Arbeitskolleg/innen, das Arbeitsklima schlecht<br />
und die allgemeine Unzufriedenheit spürbar. Diese<br />
Schwierigkeiten äusserten sich in häufi gen Absenzen.<br />
Die Schule hatte grosse Mühe, die abwesenden<br />
Personen organisatorisch und fi nanziell zu ersetzen.<br />
Die Lehrkräfte sind extrem grossen Belastungen<br />
ausgesetzt: Am Arbeitsplatz müssen sie viel Energie<br />
einsetzen für die Unterstützung der hilfsbedürftigen<br />
Schüler/innen, zu Hause haben sie mit den alltäglichen<br />
Familienproblemen zu kämpfen. Oft werden<br />
sie auch in den Freizeitaktivitäten mit verschiedenen<br />
menschlichen Problemen konfrontiert. Eile, Zeitmangel,<br />
fehlende Unterstützung seitens des Arbeitgebers,<br />
Energiemangel, der sich durch chronische Müdigkeit<br />
www.bildungundgesundheit.ch<br />
bemerkbar macht und oft mit Schlafproblemen einhergeht,<br />
begünstigen das Eintreten eines Unfalles.<br />
Nachdem ich mir ein Bild von der allgemeinen Lage<br />
gemacht hatte, empfahl ich dem Direktor, einen Infotag<br />
zu organisieren, den ich moderierte und an dem<br />
die Direktion auch anwesend war. Mit einem kurzen<br />
Vortrag wurde den Lehrkräften die ungewöhnliche<br />
Situation vor Augen geführt. Die darauf folgende<br />
Diskussion hatte zum Zweck, gemeinsame und für<br />
alle tragbare Lösungen zu fi nden.<br />
Die Lehrkräfte waren verwundert über die Zahl der<br />
Unfälle, die sich in den letzen Jahren ereignet hatten.<br />
Es war wichtig, dass sie sich dessen bewusst wurden<br />
und realisierten, dass sie der Sicherheit in der Freizeit<br />
keine Beachtung geschenkt hatten.<br />
Im Sport hatten sie sich nicht richtig vorbereitet, die<br />
Skiausrüstung vor der Saison nicht überprüft und<br />
auch die von der bfu empfohlene Schutzausrüstung<br />
nicht getragen (Velohelm, Skihelm usw.).<br />
In Haus und Garten waren Eile, Bequemlichkeit, Unachtsamkeit,<br />
schlechte Gewohnheiten und ungeeignetes<br />
Material Ursachen für Unfälle (z. B. Stürze aus<br />
der Höhe). Im Strassenverkehr war das Hauptproblem<br />
das Missachten der Geschwindigkeitslimiten:<br />
Die Leute hatten es immer eilig! Ich gab ihnen gezielte<br />
Tipps, wie sie die Unfälle in Sport, Haus und Freizeit<br />
sowie Strassenverkehr vermeiden können, und<br />
legte besonderen Wert auf die Erhöhung ihrer Eigenverantwortung.<br />
Der Direktor hat die Aufgabe, die<br />
interne Kommunikation zu verbessern und den Lehrkräften<br />
mehr Unterstützung zukommen zu lassen.<br />
Ende 2007 wird die Situation nochm<strong>als</strong> untersucht,<br />
um eventuell nötige Korrekturen anzubringen.<br />
Paola Lurati<br />
Moderatrice Safety Tool, upi<br />
p.lurati@bfu.ch<br />
19
20<br />
Schweizerische Gesellschaft für Ernährung<br />
Gesunde Ernährung am Lehrer/innen-Pult<br />
Angelika Welter<br />
Gesunde Ernährung ist ein Thema, welches im Unterricht<br />
vermehrt thematisiert wird, um die Schüler/innen<br />
darauf zu sensibilisieren. Im vorliegenden Artikel<br />
wechseln wir den Blickwinkel und konzentrieren uns<br />
auf die Ernährung der Lehrer/innen, genauer auf die<br />
Mittagsverpfl egung von Lehrer/innen, welche nicht<br />
die Möglichkeit haben zu Hause oder in einer Kantine<br />
zu essen.<br />
Wichtig ist, die Mittagspause<br />
<strong>als</strong> Erholungsphase<br />
zu betrachten und zu nutzen.<br />
Eine gesunde, ausgewogene Ernährung ist reich an<br />
Obst und Gemüse, beinhaltet drei Portionen Stärkeprodukte<br />
pro Tag, sowie ausreichend Milchprodukte<br />
und andere Eiweissquellen wie Fleisch, Fisch oder<br />
Tofu. Täglich sind zudem eine kleine Portion Nüsse<br />
und moderate Mengen an hochwertigen Fetten und<br />
Ölen empfohlen.<br />
Die Verpfl egung über Mittag hat im Berufsalltag einen<br />
wichtigen Stellenwert. Sorgt sie doch für eine<br />
ausgeglichene Leistungskurve im Verlauf des Nachmittags.<br />
Ist es nicht möglich, über Mittag nach Hause zu gehen<br />
oder in einer Kantine etwas zu essen, stehen<br />
dennoch verschiedene Möglichkeiten offen.<br />
Ein klassischer Lunch mit einem Sandwich kann sehr<br />
gut zu einer ausgewogenen Mahlzeit zusammengestellt<br />
werden. Als Basis sollte ausreichend Ruch- oder<br />
Vollkornbrot dienen. Quark, Käse, mageres Fleisch<br />
wie Schinken oder kalter Braten oder Fisch liefern<br />
wichtiges Eiweiss. Durch die Ergänzung des Sandwiches<br />
mit frischem Gemüse, einer Frucht <strong>als</strong> Dessert<br />
und einem grossen Glas Wasser wird der Körper mit<br />
allen wichtigen Nährstoffen versorgt. Eine ausreichende<br />
Flüssigkeitszufuhr ist für die Aufrechterhaltung<br />
der Konzentrationsfähigkeit sehr wichtig, daher<br />
sollte jeder Lunch mit einem Getränk ergänzt werden.<br />
Neben frischem Obst eignen sich auch Milchprodukte<br />
wie Joghurt oder Fruchtquark <strong>als</strong> Desserts.<br />
Sandwiches sind aber nicht die einzige Möglichkeit<br />
für die Mittagsverpfl egung. Steht in der Schule eine<br />
Mikrowelle zur Verfügung, können unter anderem<br />
Pasta- oder Reisgerichte gut von zu Hause mitge-<br />
bracht und aufgewärmt werden. Hier kommt der<br />
Gemüseanteil jedoch oft zu kurz. Teigwaren mit einer<br />
Lauchsauce oder mit Broccoli und Peperoni schmecken<br />
herrlich und das Risotto lässt sich gut mit Gemüsewürfeln<br />
ergänzen.<br />
Es muss nicht immer zusätzlicher Aufwand betrieben<br />
werden. Bleiben beim Abendessen Resten übrig,<br />
lassen sich diese gut in ein transportierbares Gefäss<br />
abfüllen und am nächsten Tag <strong>als</strong> Zmittag an den Arbeitsplatz<br />
mitnehmen.<br />
Auch Salate in allen Variationen lassen sich gut am<br />
Abend vorher vorbereiten. Blatt- oder Gemüsesalate<br />
können mit Brot und einem Stück Käse oder einem<br />
Quarkdessert zu einer vollständigen Mahlzeit ergänzt<br />
werden. Die Salatsauce wird am besten separat mitgenommen<br />
und kurz vor dem Essen über den Salat<br />
gegossen. So bleibt er knackig und frisch.<br />
Getreidesalate (Teigwaren, Reis, Couscous, Ebly) können<br />
nach Lust und Laune mit Schinken- oder Käsewürfeln,<br />
verschiedenen Gemüsesorten und nach Belieben<br />
auch Nüssen oder Kernen ergänzt werden.<br />
Ideal ist natürlich, wenn in der Schule ein Kühlschrank<br />
zur Aufbewahrung Ihres Mittagessens zur Verfügung<br />
steht.<br />
Die Auswahl der richtigen Lebensmittel beeinfl usst<br />
<strong>als</strong>o massgeblich die Qualität des Mittagessens.<br />
Wichtig ist aber auch, die Mittagspause <strong>als</strong> Erholungsphase<br />
zu betrachten und zu nutzen und das<br />
Mittagessen, wenn immer möglich, nicht direkt im<br />
Schulzimmer einzunehmen. Um in der Mittagspause<br />
richtig abschalten zu können, ist es von Vorteil, auch<br />
die Räumlichkeiten zu wechseln. Im Sommer lässt<br />
sich sicherlich ein Platz an der frischen Luft fi nden,<br />
im Winter eignet sich das Lehrer/innenzimmer oder<br />
der Pausenraum.<br />
Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Mittagessen. Essen Sie<br />
langsam, kauen Sie gut und legen Sie zwischendurch<br />
immer wieder kurze Pausen ein.<br />
Sogenanntes Multitasking ist nicht empfehlenswert.<br />
Zu Mittag essen, Schularbeiten korrigieren oder Zeitung<br />
lesen – dies sollte nicht gleichzeitig verrichtet<br />
werden. Wenn Sie sich ausreichend Zeit fürs Essen<br />
nehmen, ist die Entspannung in der Mittagspause<br />
am grössten und Sie merken, wenn Sie satt sind.<br />
Probieren Sie doch einmal diese zwei leckeren, schnell<br />
zubereiteten Gerichte aus; sie erfüllen alle Kriterien<br />
eines ausgewogenen Mittagslunches.<br />
Angelika Welter<br />
a.welter@sge-ssn.ch<br />
www.bildungundgesundheit.ch
Lattichsalat mit Feta und Oliven<br />
120 g Lattich<br />
60 g Feta<br />
30 g grüne Oliven<br />
1 EL Rapsöl<br />
2 EL Essig<br />
Gemüsebouillon<br />
Salz, Pfeffer<br />
3 Stück Grahambrot<br />
1 grosse Banane<br />
Lattich waschen, rüsten und in mundgerechte Stücke schneiden.<br />
Feta würfeln und Oliven vierteln. Alles in eine Schüssel<br />
geben. Aus Rapsöl, Essig, Gemüsebouillon, Salz und Pfeffer<br />
eine Salatsauce zubereiten und zu den restlichen Zutaten geben.<br />
Alles gut vermischen und in ein transportierbares Gefäss<br />
füllen. Bis zum Mitnehmen im Kühlschrank aufbewahren.<br />
Den Salat mit 3 Stück Grahambrot und einer Banane <strong>als</strong><br />
Dessert ergänzen.<br />
<strong>Elternmitwirkung</strong><br />
«Die Eltern mit ins Boot holen!»<br />
Maya Mulle<br />
Erziehung und Bildung lassen sich nicht trennen. Die<br />
Schulen sind gefordert, aktiv mit zu erziehen und<br />
aufgefordert, im Dialog mit den Eltern gemeinsame<br />
Werte zu erarbeiten und gegenseitige Erwartungen<br />
und Aufgaben zu defi nieren.<br />
Vertrauen muss aufgebaut, Informationen<br />
müssen ausgetauscht und eine dialogische<br />
Gesprächskultur aufgebaut werden.<br />
Damit Kinder gut lernen können, benötigen sie die<br />
Unterstützung der Eltern. Eltern sollen das Schulsystem<br />
kennen, an Anlässen der Schule teilnehmen, das<br />
Lernen der Kinder unterstützen und im Kontakt mit<br />
den Lehrpersonen sein. Zudem sollen die Eltern ihre<br />
Erziehungsverantwortung übernehmen. Viele Eltern<br />
nehmen ihre Pfl ichten gewissenhaft wahr. Berichte<br />
in den Medien, zum Beispiel über die sexuellen Übergriffe<br />
in verschiedenen Kantonen, fordern aber auch,<br />
dass Eltern besser erziehen sollen. Solche moralischen<br />
Appelle bewirken wenig, erreichen die Eltern, die es<br />
angeht, kaum. Oft haben Eltern gar nicht die Kapazität<br />
und die Ressourcen, ihre Verantwortung besser<br />
wahrzunehmen. Die Gesellschaft fühlt sich kaum zuständig.<br />
Wieder einmal sind es die Lehrpersonen, die<br />
www.bildungundgesundheit.ch<br />
Teigwaren an Lauch-Schinken-Sauce<br />
120 g Lauch<br />
1 TL Olivenöl<br />
1⁄2 Zwiebel, gehackt<br />
1 kleine Knoblauchzehe, gepresst<br />
1 dl Bouillon<br />
75 g Teigwaren roh (oder 200 g gekochte vom Vortag)<br />
Salz<br />
4 EL saurer Halbrahm<br />
80 g magere Schinkentranchen<br />
Salz, Pfeffer<br />
1 Apfel<br />
Den Lauch waschen, rüsten und in ca. 1 cm dicke Rädli<br />
schnei den.<br />
In einer mittleren Pfanne das Olivenöl erhitzen, gehackte<br />
Zwiebel, Knoblauch und Lauch beigeben, andünsten, mit der<br />
Bouillon ablöschen und während ca. 15 Min. weich dünsten.<br />
Teigwaren al dente kochen. Schinken in Streifen schneiden.<br />
Beides mit dem sauren Halbrahm zum Lauch geben, gut mischen,<br />
erwärmen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />
In ein verschliessbares Gefäss abfüllen, kühl lagern und am<br />
Arbeitsplatz in der Mikrowelle erwärmen.<br />
Zum Dessert den Apfel geniessen.<br />
aktiv werden müssen. In vielen Schulen ist der gute<br />
Wille da, und trotzdem sind die Elternkontakte nicht<br />
erfolgreich.<br />
Dies hat nach Hargreaves 1 praktische Gründe, die in<br />
der Tradition und in der Struktur der Schule zu suchen<br />
sind:<br />
- Eltern sehen nur ihr Kind.<br />
- Alle Eltern sind selbst zur Schule gegangen und<br />
wissen, was eine gute Schule ist.<br />
- Eltern begegnen den Lehrpersonen häufi g mit<br />
Angst.<br />
- Eltern haben nur Noten und Zeugnisse im Blick<br />
und erwarten von der Lehrperson, dass sie bei<br />
ihren Kindern gute Leistungen produziert.<br />
- Eltern verlangen ständig Rechenschaft und pochen<br />
auf ihre Elternrechte.<br />
- Eltern und Lehrpersonen haben nicht gelernt,<br />
konstruktiv zusammenzuarbeiten.<br />
- Eltern erleben mit der Schulzeit ihrer Kinder immer<br />
auch ihre eigene Schulzeit.<br />
- Lehrpersonen sehen ihre Kernaufgabe und haben<br />
viel zu wenig Zeit für Kontakte und Gespräche.<br />
- Lehrpersonen verhalten sich distanziert zu Eltern<br />
und lassen deren Probleme nicht an sich heran.<br />
21
22<br />
- Lehrpersonen haben oft «keinen Draht» zu den<br />
Schülerinnen und Schülern und kennen ihre Lebensverhältnisse<br />
nicht (mehr).<br />
- Lehrpersonen sind letztlich einsam und unsicher.<br />
- Lehrpersonen kennen nur die Schule, sehen nur<br />
ihre Klasse und ihren Beruf.<br />
Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit basiert auf<br />
einer respektvollen Haltung dem Partner und seiner<br />
Arbeit gegenüber, einem echten Interesse am Gegenüber<br />
und dem festen Willen aller Beteiligten, gemeinsame<br />
Lösungen zu defi nieren. Eine solche Partnerschaft<br />
muss wachsen können. Vertrauen muss<br />
aufgebaut, Informationen müssen ausgetauscht und<br />
eine dialogische Gesprächskultur aufgebaut werden.<br />
Gezielte Elternarbeit gibt den Eltern Einblick in den<br />
Schulalltag, bezieht die Eltern ein bei der Leistungsförderung<br />
des eigenen Kindes und hilft ihnen, ihre Verantwortung<br />
im Erziehungsbereich wahrzunehmen.<br />
Sexualpädagogik und Schule<br />
Sexualpädagogik und Schule<br />
Neuer Träger des Kompetenzzentrums<br />
Seit Dezember 2006 wird an der Pädagogischen<br />
Hochschule Zentr<strong>als</strong>chweiz PHZ das Kompetenzzentrum<br />
«Sexualpädagogik und Schule» konzipiert und<br />
aufgebaut.<br />
Die Pädagogische Hochschule Zentr<strong>als</strong>chweiz PHZ<br />
hat vom Bundesamt für Gesundheit (BAG), Sektion<br />
Aids den Auftrag erhalten, das Kompetenzzentrum<br />
Sexualpädagogik und Schule in der Zeit von Anfang<br />
2007 bis Januar 2009 aufzubauen und zu etablieren.<br />
Dieses löst die Arbeit des bisherigen Projektes «amorix<br />
– Bildung und sexuelle Gesundheit» ab. Mit dem<br />
Wechsel des Trägers soll das Kompetenzzentrum neu<br />
innerhalb des Bildungswesens mit dem Ziel verankert<br />
werden, dass alle Kinder und Jugendlichen in der<br />
Schweiz durch den Schulunterricht altersadäquat zu<br />
sexueller und reproduktiver Gesundheit befähigt und<br />
über Sexualität, HIV/Aids und andere sexuell übertragbare<br />
Infektionen informiert werden.<br />
Der Auftrag beinhaltet die Integration der Sexualpädagogik<br />
in alle Lehrpläne der Schweiz nach einheitlichen<br />
Standards, die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen<br />
für diese Aufgabe an den Pädagogischen Hochschulen,<br />
die Entwicklung von stufengerechten Curricula<br />
und die Bereitstellung entsprechender didaktischer<br />
Hilfsmittel in den pädagogischen Medienzentren.<br />
Damit solche Diskussionen möglich werden,müssen<br />
Eltern <strong>als</strong> Partner begrüsst werden. Eltern und Lehrpersonen<br />
müssen die Möglichkeit haben, die eigenen<br />
Interessen einzubringen und Lösungen zu defi nieren.<br />
Vereinbarungen stellen eine notwendige Verbindlichkeit<br />
her. Es kann sich sogar lohnen, das Gespräch bei<br />
den Eltern zu Hause zu führen.<br />
Schulleiter/innen berichten, dass sie Elterndelegierte<br />
bei der Planung eines schwierigen Elternanlasses einbeziehen.<br />
Dank unterschiedlichen Wahrnehmungen<br />
und Erwartungen sind kreative Lösungswege möglich.<br />
Die Diskussion über Erziehungsthemen gibt den<br />
Lehrpersonen neue Ideen, stärkt die Eltern in ihrer<br />
Arbeit und zeigt den Kinder, dass Eltern und Lehrpersonen<br />
im Austausch miteinander sind und im gleichen<br />
Boot in dieselbe Richtung rudern.<br />
Maya Mulle, <strong>Fachstelle</strong> <strong>Elternmitwirkung</strong><br />
mulle@elternmitwirkung.ch<br />
1 aus: Pädagogik, Heft 9 / 2006, Gerhard Eikenbusch, «Von der stillen Partnerschaft zum aktiven Dialog» (Hargreaves 1999; siehe<br />
auch: www.keele.ac.uk/depts/ed/kisnet/interviews/hargreaves.htm)<br />
Der Aufbau des Kompetenzzentrums, erfolgt in Kooperation<br />
mit der Hochschule für Soziale Arbeit (HSA)<br />
Luzern und in Zusammenarbeit mit weiteren Pädagogischen<br />
Hochschulen. Das Kompetenzzentrum arbeitet<br />
weiter mit Organisationen der sexuellen und<br />
reproduktiven Gesundheit sowie Vertretenden des<br />
Bildungsbereichs aller Sprachregionen zusammen. Es<br />
ist eingebunden in das Programm bildung + gesundheit<br />
Netzwerk Schweiz.<br />
Kompetenzzentrum Sexualpädagogik und Schule<br />
Titus Bürgisser, Projektleitung<br />
Pädagogische Hochschule Zentr<strong>als</strong>chweiz, Hochschule<br />
Luzern<br />
Weiterbildung und Zusatzausbildungen<br />
Sentimatt 1, 6003 Luzern<br />
041 228 69 51<br />
titus.buergisser@phz.ch<br />
Weitere Informationen / Projektbeschreibung<br />
www.wbza.luzern.phz.ch<br />
www.bildungundgesundheit.ch<br />
weiter unter «Sexualität»<br />
www.amorix.ch<br />
www.bildungundgesundheit.ch
Schulklima – Interkantonales Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung<br />
durch Schulentwicklung<br />
Schulklima, Gesundheit und schulische Leistung:<br />
Kein Widerspruch!<br />
Titus Bürgisser<br />
Sind Schulklima und Gesundheit ein Luxus in einer<br />
Schule, die Schülerinnen und Schüler mit guten Leistungen<br />
hervorbringen will? Die Spurensuche in den<br />
drei Themenfeldern zeigt, dass sich diese Aspekte<br />
von guter Schule gegenseitig bedingen.<br />
Fazit dieser Spurensuche:<br />
- Es gibt Erfolgskriterien für gute schulische<br />
Leistungen.<br />
- Schulleistung, Schulklima und Gesundheitsförderung<br />
stehen in enger Beziehung zueinander.<br />
- Investitionen in das Schulklima und die Gesundheit<br />
der an der Schule Beteiligten ist kein Luxus<br />
und gefährdet die Leistungsziele nicht.<br />
- Ein positives Schulklima und gezielte Gesundheitsförderung<br />
leisten einen wesentlichen Beitrag zu<br />
guten schulischen Leistungen.<br />
Es gibt inzwischen zahlreiche wissenschaftlich belegte<br />
Zusammenhänge zwischen Gesundheit, schulischer<br />
Leistung und dem Schulklima. Es ist <strong>als</strong>o keine<br />
Frage mehr, ob Gesundheitsförderung in der Schule<br />
ihren Platz haben soll. Im Zentrum muss die Frage stehen:<br />
Wie können die Erkenntnisse genutzt werden,<br />
damit die Schule ihren Auftrag erfüllen kann und erfolgreich<br />
ist? Für Schulen interessant sind bei dieser<br />
Umsetzung einerseits Instrumente zur Messung des<br />
Schulklimas und zur Situationsanalyse in Bezug auf<br />
Gesundheitsförderung. Andererseits braucht es konkrete<br />
Anregungen und Projekte für die Umsetzung<br />
an der eigenen Schule. Aufgrund unserer Erfahrun-<br />
www.bildungundgesundheit.ch<br />
Schulklima > Gesundheit<br />
+ Einfl uss auf Gesundheit<br />
der Schüler/innen<br />
+ Einfl uss auf Gesundheit<br />
der Lehrpersonen<br />
(Vuille 2004) 1<br />
Gesundheit<br />
Schulklima<br />
Gute gesunde<br />
Schule<br />
Gesundheit > Leistung<br />
+ Ernährung: Konzentrationsfähigkeit,<br />
Aufnahmefähigkeit<br />
+ Bewegung: Konzentrationsfähigkeit,<br />
Abbau von Aggression und Gewaltbereitschaft<br />
- Suchtmittelkonsum, Abhängigkeit<br />
- psychische Krankheit<br />
- Burn-out, Erschöpfung<br />
- Schlafmangel<br />
gen sind Schulen vor allem an den verschiedenen<br />
Instrumenten zur Erhebung des Schulklimas an der<br />
eigenen Schule interessiert. Dabei werden einfache,<br />
subjektiv ausgerichtete Formen den wissenschaftlichen<br />
und aufwändigen Instrumenten vorgezogen.<br />
Beispiele für Kriterien und einfache Instrumente<br />
zur Erhebung des Schulklima:<br />
- <strong>Fachstelle</strong> für Schulevaluation Luzern, Kriterien<br />
zum Schulklima: www.fse.lu.ch/fse_lu_sqlq-02_<br />
schulklima.pdf<br />
- Reiseführer zu Gesundheitsfördernden Schulen,<br />
AVS Kanton Basel-Landschaft: Hofer Sabine;<br />
Glauser René, Eigenverlag, 2006 (Instrumente<br />
zum Schulklima S. 89 – 97) abrufbar unter : www.<br />
baselland.ch/docs/ekd/inspekt/jg/main_schule.<br />
htm#top<br />
- Q.I.S. Projekt Qualität in Schulen, Bildungsministerium<br />
Österreich: www.qis.at Dokument zu<br />
Schulklima: www.qis.at/qis.asp?Dokument=33&<br />
Reihenfolge=1<br />
Detailliertere Unterlagen zur Thematik,<br />
weitere Links und Hinweise:<br />
Kompetenzzentrum Schulklima und unter www.bildungundgesundheit.ch<br />
(Schulklima / Downloads)<br />
Titus Bürgisser<br />
Kompetenzzentrum Schulklima,<br />
Hochschule PHZ, Luzern<br />
titus.buergisser@phz.ch<br />
Schulklima > Leistung<br />
+ Einfl uss auf Motivation<br />
+ Einfl uss auf Selbstvertrauen und<br />
Selbstwirksamkeitserwartung<br />
- Angst und Desinteresse<br />
- Stress<br />
+ Unterstützung durch Lehrperson<br />
(Eder 2000, Klieme 2003, Satow 2000) 2<br />
Schulische Leistung<br />
Kompetenz-, Verhaltens, und<br />
Fachdimensionen<br />
1 Jean-Claude Vuille, Maria Ines Carvajal, Fabiana Casaulta, Maya Schenkel, Die gesunde Schule im Umbruch, Rüegger, Zürich 2004<br />
2 Lars Satow, 2000, Dissertation, Klassenklima und Selbstwirksamkeitsentwicklung, Eine Längsschnittstudie in der Sekundarstufe I:<br />
www.diss.fu-berlin.de/2000/9/ · Prof. Eckhart Klieme, Zitat deutsche Presseagentur 2003 · Ferdinand Eder, 2000, Linzer Fragebogen<br />
zum Schul- und Klassenklima, Göttingen: Hogrefe<br />
23
24<br />
RessourcenPlus R+<br />
Das Lehrer/innenkollegium: Ressource oder Belastung?<br />
Doris Kunz Heim<br />
In der Schulentwicklungsforschung liegen im Moment<br />
grosse Hoffnungen auf dem Lehrer/innenkollegium<br />
<strong>als</strong> «Professioneller Lerngemeinschaft», in der sich<br />
die Mitglieder gegenseitig unterstützen und ermutigen.<br />
Lehrerkollegien bilden für ihre einzelnen Mitglieder<br />
aber nicht immer eine Ressource, sie können<br />
im Gegenteil auch belastend wirken. Im Folgenden<br />
werden sie unter den Aspekten «Schulkultur», «Zusammenarbeit»<br />
und «Interaktionsstil» beschrieben.<br />
Entscheidend scheint uns der<br />
Interaktionsstil eines Kollegiums zu sein<br />
und dabei besonders seine Konfl iktfähigkeit.<br />
In jedem Kollegium gibt es eine bestimmte Schulkultur.<br />
Damit sind Einstellungen, Annahmen und Überzeugungen<br />
gemeint, die von einem grossen Teil der<br />
Lehrerinnen und Lehrer an der betreffenden Schule<br />
geteilt werden. Diese Einstellungen und Überzeugungen<br />
sind meist unbewusst und unhinterfragt, haben<br />
aber eine grosse Wirkung auf das Verhalten der Lehrpersonen<br />
(Fend, 1998). So unterscheiden Rosenholtz<br />
(1986) und ihre Kollegen lernintensive und lernarme<br />
Kollegien. In lernintensiven Kollegien sind die Lehrpersonen<br />
überzeugt, dass ihre eigenen Anstrengungen<br />
und ihr eigenes Weiterlernen entscheidend sind<br />
für den Lernerfolg ihrer Schülerinnen und Schüler. In<br />
lernarmen Kollegien teilen sie hingegen die Ansicht,<br />
dass die eigene Unterrichtskompetenz hauptsächlich<br />
eine Frage der Begabung ist und nicht wesentlich<br />
weiterentwickelt werden kann.<br />
Auch die Selbstwirksamkeitsüberzeugung (Schwarzer<br />
& Schmitz, 1999) kann <strong>als</strong> Teil der Schulkultur<br />
gesehen werden. Kollegien mit einer hohen kollektiven<br />
Selbstwirksamkeitsüberzeugung vertrauen auf<br />
ihre eigenen Fähigkeiten und teilen eine Zuversicht<br />
und einen Optimismus, mit schwierigen Situationen<br />
im Schulalltag umgehen zu können.<br />
Es liegt auf der Hand, dass lernarme Kollegien und<br />
solche mit einer niedrigen kollektiven Selbstwirksamkeitsüberzeugung<br />
wenig bereit sind, Probleme offensiv<br />
anzugehen. Sie bergen für ihre einzelnen Mitglieder<br />
denn auch wenige Ressourcen.<br />
Auch wenn Lehrerinnen und Lehrer zusammenarbeiten,<br />
erleben nicht alle diese Zusammenarbeit <strong>als</strong><br />
Ressource wie Brinkman-Hein und Reh (2005) herausgefunden<br />
haben. Zwar erfahren viele Lehrperso-<br />
nen die Zusammenarbeit <strong>als</strong> Möglichkeit, durch den<br />
Austausch mit anderen selbst weiter zu kommen<br />
oder Abstand zu Belastendem zu gewinnen. Andere<br />
erfahren aber die Zusammenarbeit selbst <strong>als</strong> Belastung,<br />
weil sie einen Teil ihrer Autonomie oder ihrer<br />
Handlungsspielräume einbüssen oder dem Zwang<br />
unterstehen, pädagogische Grundannahmen übernehmen<br />
zu müssen, die sie selber nicht teilen. Zusammenarbeit,<br />
so kann aus diesen Befunden geschlossen<br />
werden, funktioniert vor allem unter Lehrerpersonen,<br />
die ähnliche Grundannahmen über die pädagogische<br />
Arbeit teilen und hat somit ebenfalls mit der vorherrschenden<br />
Schulkultur zu tun.<br />
Entscheidend scheint uns der Interaktionsstil eines<br />
Kollegiums zu sein und dabei besonders seine Konfl<br />
iktfähigkeit. Und auch hier haben wir es mit Überzeugungen<br />
zu tun: Unterschiede in Bezug auf die<br />
Einstellungen unter Menschen sind die Regel, nicht<br />
die Ausnahme. Die meisten Konfl ikte entstehen aber<br />
aufgrund unterschiedlicher Ansichten. Damit Lehrerkollegien<br />
es wagen, zusammenzuarbeiten und diese<br />
Zusammenarbeit <strong>als</strong> Ressource zu erleben, brauchen<br />
sie die Bereitschaft und die Fähigkeit, Unterschiede<br />
und Konfl ikte <strong>als</strong> etwas Alltägliches zu erachten und<br />
produktiv damit umzugehen.<br />
Prof. Dr. Doris Kunz Heim<br />
Co-Leiterin Kompetenzzentrum RessourcenPlus R+<br />
doris.kunz@fhnw.ch<br />
Literatur<br />
Brinkmann-Hein, D. & Reh, S. (2005). Der Arbeitsplatz<br />
von Lehrer/innen: Welche Rolle spielen Kooperation<br />
und professionelle Refl exion? journal für<br />
schulentwicklung, 9, 2, 30 – 36.<br />
Fend, H. (1998). Qualität im Bildungswesen. Schulforschung<br />
zu Systembedingungen, Schulprofi len und<br />
Lehrerleistung.Weinheim: Juventa.<br />
Rosenholtz, S.J., Bassler, O. & Hoover-Dempsey, K.<br />
(1986). Organizational conditions of teacher learning.<br />
Teaching & Teacher Education, 2 (2), 91 – 104.<br />
Schwarzer, R. & Schmitz, G.,S. (1999). Kollektive<br />
Selbstwirksamkeitserwartung von Lehrern: Eine<br />
Längsschnittstudie in zehn Bundesländern. Zeitschrift<br />
für Sozialpsychologie, 30,4, 262 – 274.<br />
www.bildungundgesundheit.ch
Schweizerisches Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen<br />
Die Arbeitsorganisation in der veränderten Schule und die<br />
Gesundheit der Lehrpersonen –<br />
SCHILW-Angebot des SNGS/FHNW<br />
Die Ansprüche im Lehrberuf steigen ständig, das<br />
Aufgabenspektrum der Lehrpersonen hat sich in den<br />
letzten Jahren erheblich erweitert, zahlreiche Reformen<br />
sind umzusetzen, die Arbeitsbelastung nimmt<br />
zu. Die Organisation der Arbeit hat einen erheblichen<br />
Einfl uss nicht nur auf die Qualität der Arbeit, sondern<br />
auch auf die Gesundheit der Lehrpersonen.<br />
Das Schweizerische Netzwerk Gesundheitsfördernder<br />
Schulen bietet 10 Schulen im Rahmen eines Pilotes<br />
hierzu ein kostenloses Unterstützungsangebot an.<br />
Das Angebot umfasst die Durchführung eines<br />
SCHILW-Tages durch die Hochschule für Angewandte<br />
Psychologie der Fachhochschule Nordwestschweiz.<br />
Es besteht zudem die Möglichkeit, bereits im Vorfeld<br />
eine schriftliche Befragung zur Arbeitssituation vorzunehmen.<br />
Dann kann am SCHILW-Tag bereits eine<br />
ausführliche Auseinandersetzung mit den Ergebnissen<br />
erfolgen. In moderierten Workshops werden<br />
Ziele abgeleitet und Prioritäten für die Gesundheitsförderung<br />
an der Schule gesetzt. Die Bereitschaft des<br />
Kollegiums zur aktiven Mitarbeit ist unerlässlich.<br />
www.bildungundgesundheit.ch<br />
Schulleitungen melden ihr Interesse bis spätestens<br />
Ende Juni an. In einem Vorgespräch stimmen wir<br />
gemeinsam das weitere Vorgehen ab. Die Durchführung<br />
eines SCHILW-Tages durch das Team der<br />
Hochschule für Angewandte Psychologie unter der<br />
Leitung von Prof. Dr. Andreas Krause kann ab Mitte<br />
Oktober 2007 erfolgen.<br />
Anmeldung<br />
Barbara Zumstein,<br />
Nationale Koordinatorin SNGS,<br />
041 210 62 10 oder zumstein@radix.ch<br />
25
26<br />
Hinweise/Indications<br />
BODY TALK<br />
Spannungsfeld Pubertät: Sie leiden unter Kummer<br />
und Konfl ikten, essen sich krank, bewegen sich wenig,<br />
kiffen, rauchen, trinken Alkohol und haben ungeschützten<br />
Sex. Um erwachsen zu wirken, Stress,<br />
Unsicherheit und Angst zu verarbeiten, gehen Jugendliche<br />
Gesundheitsrisiken ein. In BODY TALK<br />
sprechen Jungen und Mädchen offen und authentisch<br />
über ihre Erfahrungen. Dabei zeigt sich, dass ein<br />
gutes Selbstwertgefühl, soziale Kompetenz und das<br />
Vertrauen in die eigenen Ressourcen, wichtige Faktoren<br />
sind für ein gesundes, selbstbestimmtes Leben.<br />
- Zielgruppen: 12 – 17 Jährige und alle, die mit<br />
Jugendlichen arbeiten und leben.<br />
- DVD: 9 Filmportraits von Jungen und Mädchen.<br />
2 Kurzfi lme zu «Essen, Stressen, Bewegen» und<br />
«Lust und Schutz».<br />
- Begleitmaterial mit didaktischen Hinweisen,<br />
Arbeitsblättern und Hintergrundinformationen<br />
ist in Planung.<br />
- Zu bestellen ab 01.07.2007 für 48.– CHF über<br />
atvassmann@aon.at.<br />
Erste Rückmeldungen von Pädagogen:<br />
- BODY TALK ist authentisch, weckt Interesse,<br />
macht es möglich, mit Jugendlichen über heikle<br />
Themen wie Drogen, Depression, Sexualität, soziales<br />
Verhalten ins Gespräch zu kommen.<br />
- Unverblümtes Sprechen über Lebensthemen von<br />
Jugendlichen lässt aufhorchen.<br />
- Mit Hilfe von BODY TALK können Jugendliche<br />
kontrovers und konstruktiv diskutieren.<br />
- Themen der Gesundheit, die in der Pubertät<br />
zentral sind, werden über BODY TALK lanciert und<br />
bei Jugendlichen und ihren Bezugspersonen ins<br />
Gespräch gebracht.<br />
- BODY TALK ermöglicht Erwachsenen einen Perspektivenwechsel,<br />
zeigt Jugendlichen neue und<br />
andere Sichtweisen und unterschiedliche Realitäten.<br />
- Gutes, innovatives Material (Information/Diskussionsanreisser).<br />
Alkohol und Werbung:<br />
Vom Anreiz zum Konsum<br />
Ein pädagogisches Hilfsmittel für Lehrpersonen der<br />
Oberstufe mit Vorschlägen zur Unterrichtsgestaltung<br />
Die Werbung vermittelt, Alkoholkonsum sei mit sozialen<br />
Kontakten und Spass verbunden – und Alkohol<br />
gehöre zum Alltag. Die Risiken werden ausser Acht<br />
gelassen. Das neue pädagogische Heft der Reihe «Jugendliche<br />
und Alkohol» greift diese Problematik auf.<br />
Lehrpersonen der Oberstufe fi nden hier Informationen<br />
und Unterrichtsvorschläge zu den Mechanismen<br />
und Botschaften der Werbung, zu Werbeeinschränkungen<br />
in der Schweiz sowie zum Einfl uss des sozialen<br />
Umfelds und damit verbundenen normativen<br />
Überzeugungen.<br />
Inhalt dieses Lehrmittels:<br />
- Alkoholindustrie und Werbung: einige Zahlen<br />
- Die Wirkung der Werbung auf Jugendliche<br />
- Was sagt das Gesetz?<br />
- Alkoholwerbung: Was wird vermittelt?<br />
- Anreize aus der Gesellschaft, Gruppendruck und<br />
normative Überzeugungen<br />
- Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung<br />
Alkohol und Werbung: Vom Anreiz zum Konsum. 12<br />
S. SFA, Lausanne, 2007, CHF 4.00 (plus Versandkosten).<br />
Das Heft kann kostenlos <strong>als</strong> <strong>PDF</strong> heruntergeladen<br />
werden: www.sfa-ispa.ch<br />
Öffentliche Tagung<br />
10 Jahre Gesundheitsfördernde Schulen – Vom<br />
Hobby zur Professionalität<br />
30.11. – 01.12.2007. Luzern<br />
Gewerbliche Berufsschule, Schulzentrum Bahnhof,<br />
Robert-Zünd-Strasse 4, 6003 Luzern<br />
Die Tagung richtet sich an Schulleitungen, Lehrpersonen<br />
aller Schulstufen, Dozierende in der Lehrerinnen-<br />
und Lehrerbildung sowie an Verantwortliche und Interessierte<br />
für Bildung, Schule und Unterricht.<br />
Es können beide Tage, die Fachtagung vom Freitag<br />
oder die Impulstagung vom Samstag besucht werden.<br />
Reservieren Sie jetzt schon den Termin. Detaillierte<br />
Infos erfolgen ab Sommer 2007<br />
Organisation<br />
- Radix Gesundheitsförderung, Schweizerisches<br />
Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen<br />
- Schulklima, Pädagogische Hochschule<br />
Zentr<strong>als</strong>chweiz<br />
www.bildungundgesundheit.ch
Kampagne «alle anders – alle gleich»<br />
Die Kampagne läuft noch bis Ende 2007. Aktuelle<br />
Informationen fi nden Sie unter www.alleanders-allegleich.ch<br />
und – Sie können dort auch den Newsletter<br />
bestellen, um immer auf dem aktuellsten Stand zu<br />
sein.<br />
Die Stiftung Bildung Entwicklung verfügt über die<br />
Möglichkeit, Bildungsprojekte gegen Rassismus für<br />
Schulen in der Schweiz fi nanziell zu unterstützen:<br />
Auf der Website www.projektegegenrassismus.<br />
ch fi nden Sie Porträts von bereits praxiserprobten<br />
Schul- und Klassenprojekten zum Nachahmen sowie<br />
konkrete Tipps zur Umsetzung, kommentierte Materialvorschläge<br />
für den Unterricht und eine Sammlung<br />
von weiterführenden Adressen und Links.<br />
Antragsberechtigt sind Schulen sowie <strong>Fachstelle</strong>n,<br />
die Schulen bei der Durchführung von Projekten unterstützen.<br />
Die Beurteilung der Projekte beider Bereiche<br />
obliegt einer gemeinsamen Kommission, die sich<br />
aus externen Fachpersonen zusammensetzt. Für die<br />
Projekte im Nord-Süd-Bereich sind die von der Kommission<br />
getroffenen Entscheide endgültig; für die<br />
Projekte gegen Rassismus gehen die Beurteilungen<br />
der Kommission <strong>als</strong> Anträge an die <strong>Fachstelle</strong> für Rassismusbekämpfung<br />
des Bundes.<br />
Eingabetermine für Projektanträge:<br />
15. September 2007<br />
Stiftung Bildung und Entwicklung<br />
Zentr<strong>als</strong>ekretariat – Projektfonds<br />
Monbijoustr. 31, 3011 Bern<br />
www.gloabaleducation.ch<br />
www.bildungundgesundheit.ch<br />
Spot it! Stop it!<br />
Aufruf an alle Schulen und Jugendgruppen in<br />
der Schweiz zur Teilnahme am Storyboardwettbewerb<br />
«Spot it! Stop it!»<br />
Eine gute Idee haben und gewinnen! Profi s setzen<br />
die Ideen der Gewinner für einen TV- oder Radiospot<br />
um.<br />
Im Rahmen der Jugendkampagne des Europarates<br />
«alle anders – alle gleich» startet in diesen Tagen die<br />
GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus<br />
für alle Schulen und Jugendgruppen ihren grossen<br />
gesamtschweizerischen Jugendwettbewerb «Spot it!<br />
Stop it!»<br />
Mehr darüber www.gra.ch/spot<br />
Quels leviers d’actions et ressources pour une<br />
meilleure qualité de vie à l’école<br />
Journée d’étude romande du Réseau suisse<br />
d’écoles en santé<br />
Mercredi 26 septembre à Vevey<br />
Programme disponible sur<br />
www.ecoles-en-sante.ch/ dès la fi n juillet<br />
27
SGE – Schweizerische Gesellschaft für<br />
Ernährung<br />
SSN – Société Suisse de Nutrition<br />
Effi ngerstrasse 2 · 3001 Bern<br />
031 385 00 00<br />
www.sge-ssn.ch<br />
Angelika Welter<br />
a.welter@sge-ssn.ch<br />
SFA – Alkohol, Tabak und illegale Drogen<br />
ISPA – alcool, tabac et drogues illégales<br />
1001 Lausanne<br />
021 321 29 76<br />
sfa-ispa.ch<br />
Jacqueline Sidler<br />
jsidler@sfa-ispa.ch<br />
Schulklima – Interkantonales<br />
Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung<br />
durch Schulentwicklung<br />
Pädagogische Hochschule Zentr<strong>als</strong>chweiz<br />
Hochschule Luzern, PHZ Luzern<br />
Sentimatt 1 · 6003 Luzern<br />
041 228 69 51<br />
Titus Bürgisser,<br />
titus.buergisser@phz.ch<br />
PROMESCE – Promotion des Médias,<br />
Environnement, Santé et Citoyenneté<br />
dans un processus Educatif<br />
Françoise Pasche Gossin<br />
Coordinatrice du projet PROMESCE<br />
Route de Diesse 11 · 2516 Lamboing<br />
Tél. 032 315 27 92<br />
francoise.pasche-gossin@hep-bejune.ch<br />
Membres de l’équipe de pilotage<br />
pédagogique<br />
Fausta Ferrari (NE)<br />
fausta.ferrari@hep-bejune.ch<br />
Francine Richon (BE)<br />
francine.richon@hep-bejune.ch<br />
Ruth Wenger (JU)<br />
theurre@bluemail.ch<br />
Kompetenzzentrum Sexualpädagogik<br />
und Schule<br />
Centre de compétence pour l’éducation<br />
sexuelle à l’école<br />
Pädagogische Hochschule Zentr<strong>als</strong>chweiz<br />
Hochschule Luzern, PHZ Luzern<br />
Sentimatt 1 · 6003 Luzern<br />
041 228 69 51<br />
Titus Bürgisser<br />
titus.buergisser@phz.ch<br />
www.amorix.ch<br />
Kompetenzzentren<br />
Centres de compétences<br />
SNGS – Schweizerisches Netzwerk<br />
Gesundheitsfördernder Schulen<br />
RSES – Réseau suisse d’écoles en santé<br />
Habsburgerstrasse 31 · 6003 Luzern<br />
041 210 62 10<br />
www.radix.ch/schule<br />
Barbara Zumstein<br />
zumstein@radix.ch<br />
Deutschschweiz:<br />
Edith Lanfranconi<br />
lanfranconi@radix.ch<br />
Suisse romande<br />
Michel Bloch<br />
bloch@radix.ch<br />
RessourcenPlus R+<br />
Fachhochschule Nordwestschweiz<br />
Hochschule für Soziale Arbeit<br />
Institut Soziale Arbeit und Gesundheit<br />
Prof. Barbara Fäh, lic. phil.<br />
Riggenbachstrasse 16 · 4600 Olten<br />
062 311 96 66<br />
barbara.faeh@fhnw.ch<br />
Prof. Dr. Doris Kunz<br />
Institut Forschung und Entwicklung<br />
Kasernenstrasse 20 · 5001 Aarau<br />
062 832 02 65<br />
doris.kunz@fhnw.ch<br />
feelok<br />
Institut für Sozial- und Präventivmedizin der<br />
Universität Zürich<br />
Hirschengraben 84 · 8001 Zürich<br />
www.feelok.ch<br />
Oliver Padlina · opadlina@access.unizh.ch<br />
<strong>Fachstelle</strong> <strong>Elternmitwirkung</strong><br />
Färberstrasse 31 · 8008 Zürich<br />
044 380 03 10<br />
www.elternmitwirkung.ch<br />
Maya Mulle<br />
mulle@elternmitwirkung.ch<br />
bildung+gesundheit Netzwerk Schweiz<br />
éducation+santé Réseau Suisse<br />
Bundesamt für Gesundheit BAG<br />
Sektion Drogen<br />
Offi ce fédéral de la santé publique OFSP<br />
Section Drogues<br />
3003 Bern<br />
info@bildungundgesundheit.ch<br />
Programmleitung<br />
Directrice du programme<br />
Dagmar Costantini<br />
031 322 62 26<br />
dagmar.costantini@bag.admin.ch<br />
bfu – Schweizerische Beratungsstelle<br />
für Unfallverhütung<br />
bpa – Bureau suisse de prévention des<br />
accidents<br />
Abteilung Erziehung / service éducation<br />
Laupenstrasse 11 · 3008 Bern<br />
031 390 22 11<br />
www.bfu.ch<br />
Christoph Müller<br />
c.mueller@bfu.ch<br />
Schweizerisches Rotes Kreuz<br />
chili – konstruktive Konfl iktbearbeitung<br />
Croix-Rouge suisse<br />
chili – gestion de confl its<br />
Werkstrasse 18<br />
3084 Wabern<br />
031 960 75 57<br />
René Spahr<br />
rene.spahr@redcross.ch<br />
BASPO – Bundesamt für Sport<br />
OFSPO – Offi ce fédéral du sport<br />
Hauptstrasse 247 – 253<br />
2532 Magglingen/Macolin<br />
032 327 61 68<br />
www.baspo.ch<br />
OliverStuder<br />
oliver.studer@baspo.admin.ch<br />
Partner / Partenaires<br />
bildung+gesundheit Netzwerk Schweiz · éducation+santé Réseau Suisse<br />
www.bildungundgesundheit.ch
Enseignants :<br />
être effi cace tout en<br />
préservant sa santé<br />
Analyses<br />
Rapports<br />
Centres de compétences<br />
et partenaires<br />
info réseau é+s<br />
juin 2007<br />
n°- 4<br />
SPONSOR
2<br />
Editorial<br />
La santé professionnelle des enseignantes et des<br />
enseignants en Suisse romande<br />
Pas d’enquête globale, mais des mesures ponctuelles<br />
Une bonne partie des constatations faites par LCH au travers de ses<br />
enquêtes de 1990, 2001 et 2006 sont partagées de façon un peu<br />
plus empirique par le SER et ses associations. S’il n’a pas été mené sur<br />
l’ensemble de la Suisse romande de grandes recherches sur la satisfaction<br />
professionnelle des enseignantes et des enseignants, chaque<br />
association cantonale a été peu ou prou confrontée au problème du<br />
« burn-out », du stress et de la santé de ses membres.<br />
Dès 2001, les Vaudois, les Genevois et les Fribourgeois sont les premiers<br />
à avoir ce problème présent de manière importante dans leurs<br />
préoccupations syndicales. Une assemblée des délégués de la Société<br />
pédagogique vaudoise s’en empare en 2001 avant même la Journée<br />
d’étude du réseau suisse d’écoles en santé du 17 novembre, au cours<br />
de laquelle Jacques Daniélou apporte le message du SER (http ://www.<br />
leser.ch/ser/actu/extended_eid_389_lid_3.html). Les Fribourgeois de la<br />
SPFF lancent, début 2001, une vaste enquête portant sur plus de 600<br />
collègues, enquête qui donne lieu à un rapport déposé en avril 2002,<br />
nanti de sept hypothèses et d’une série de propositions sur les mesures<br />
à prendre (http ://www.spff.ch/fi chiers/burnout.pdf). Quant aux Genevois<br />
de la SPG, après avoir consacré un séminaire hors les murs sur la<br />
pénibilité du métier en 2002, ils obtiennent que soit organisée une enquête<br />
offi cielle. Menée par le Docteur Jean-Pierre Papart, elle se fonde<br />
sur près de 2000 questionnaires retournés et donne lieu à un rapport<br />
déposé en décembre 2003 sous l’égide du Secteur des programmes de<br />
prévention et de promotion de la santé, du DASS genevois (ftp ://ftp.<br />
geneve.ch/primaire/rapport-papart.pdf).<br />
Dans les autres cantons, la préoccupation induit un certain nombre<br />
d’actions, tant sur le plan des enquêtes que sur celui de la mise sur pied<br />
de structures d’aide ou d’écoute pour les enseignants en diffi culté.<br />
Mais si des mesures sont souvent prises pour les situations d’« incendies<br />
», la détérioration générale des conditions de travail, engendrée<br />
comme le montre l’enquête de LCH par divers facteurs (absence d’un<br />
profi l de carrière, mauvaise introduction des réformes, perte de confi<br />
ance et désinvestissement des parents, augmentation du stress, surcharge<br />
administrative ...) ne cesse de s’aggraver de manière réelle ou<br />
du moins dans le ressenti des enseignantes et des enseignants. Les récentes<br />
dérives politiques et sociétales (initiatives populistes sur l’école,<br />
déboulonnages médiatiques des enseignants) ne font évidemment rien<br />
pour améliorer la situation. A cet effet, une enquête, à laquelle a participé<br />
le SER a donné des résultats marquants pour mesurer, sinon le<br />
degré de satisfaction des enseignantes et des enseignants, du moins<br />
l’attractivité de leur profession, c’est celle d’UNIVOX. Les comparaisons<br />
entre 1994 et 2005 montrent une importante baisse de l’image de la<br />
profession enseignante dans le public et chez les futurs actifs.<br />
Dans un dossier spécial de l’Educateur intitulé « Grosse fatigue chez les<br />
enseignants » (11/2001 – Educateur 19 oct 2001), Anne-Marie Henchoz<br />
titrait un de ses articles « Travailler peut rendre heureux, travailler<br />
peut rendre malade ». Le constat reste d’actualité.<br />
Georges Pasquier<br />
Président du Syndicat<br />
des Enseignants Romands ( SER )<br />
Courriel : president@le-ser.ch<br />
Impressum<br />
Editeur<br />
éducation + santé Réseau suisse<br />
Offi ce fédéral de la santé publique<br />
Section drogues<br />
CH-3003 Berne<br />
+41 (0)31 322 62 26<br />
Info réseau é+s paraît deux fois par an.<br />
Il est possible de commander des abonnements<br />
gratuits sur<br />
www.educationetsante.ch.<br />
Responsable de rédaction<br />
Silvio Sgier, Consulting & Coaching, Coire<br />
Rédaction<br />
Barbara Zumstein, Réseau suisse<br />
d’écoles en santé<br />
Christoph Müller, Bureau suisse de<br />
prévention des accidents bpa<br />
Maya Mulle, <strong>Elternmitwirkung</strong><br />
Francine Richon, Promesce – Promotion<br />
des Médias, Environnement, Santé et<br />
Citoyenneté dans un processus Educatif<br />
Conception<br />
Atelier graphique Thomas Küng, Lucerne<br />
Impression<br />
Gegendruck GmbH, Lucerne<br />
Tirage<br />
6’000 exemplaires<br />
Le chef de rédaction et l’équipe de<br />
rédaction assument la responsabilité<br />
rédactionnelle d’Info Réseau é+s.<br />
La direction du programme éducation<br />
+ santé assure la cohérence avec<br />
le programme é+s.<br />
La responsabilité du contenu, du<br />
style et de la traduction des contributions,<br />
incombe aux auteur(e)s<br />
respectifs des centres de compétences/partenaires<br />
et à l’équipe de<br />
rédaction.<br />
www.educationetsante.ch
Santé et bien-être des enseignants en Suisse romande<br />
Une situation préoccupante qui appelle des mesures urgentes<br />
Mary-Claude Faessler et Fabien Moulin<br />
En Suisse romande, 22.1% des enseignants, sans distinction<br />
d’âge, de sexe et de provenance, sont victimes<br />
de maladies, d’absences, de stress et de burnout.<br />
Nos enseignants sont trop nombreux à être en mauvaise<br />
santé, ce qui génère un surcoût pour les personnes<br />
et les collectivités publiques de15% plus élevé<br />
que pour la moyenne suisse des personnes actives.<br />
Pour les seuls cantons francophones, on évalue à<br />
plus de 70 millions de nos francs la perte annuelle<br />
générée directement par la mauvaise santé des enseignants.<br />
C’est beaucoup, beaucoup trop !<br />
Projections basées sur les enquêtes du SECO et de l'IST :<br />
Cantons Nombre enseignants Coûts liés au stress<br />
Et que dire des situations dramatiques que cela engendre<br />
dans les familles et des répercussions négatives<br />
sur la qualité de l’enseignement ?<br />
Ce constat est alarmant et il est confi rmé par de<br />
nombreuses enquêtes 1 menées en Suisse romande et<br />
dans le monde ces 15 dernières années.<br />
Analyses et Rapports<br />
3 Santé et bien-être des enseignants<br />
en Suisse romande<br />
6 Le projet « RACINES » : un processus qui donne<br />
l’initiative aux enseignant-e-s<br />
9 Ressources pour la qualité de vie au travail<br />
11 Le compas santé<br />
www.educationetsante.ch<br />
Mais cette situation n’est pas sans issue : c’est la conclusion<br />
de la recherche 2 menée par deux enseignants<br />
romands, Mary-Claude Faessler et Fabien Moulin.<br />
Un travail souvent épuisant<br />
Toute personne ayant travaillé plus d’une journée<br />
dans une classe témoignera de la débauche d’énergie<br />
considérable que représente la tâche d’enseigner.<br />
Pourtant, malgré tout, une bonne moitié des enseign<br />
ants parviennent à équilibrer les exigences de leur<br />
métier et les autres aspects de leur vie afi n de durer<br />
dans la profession et s’épanouir de façon satisfaisante.<br />
Valais 3’834 10.69 Mio<br />
Vaud 7’070 19.71 Mio<br />
Neuchâtel 2’740 7.63 Mio<br />
Genève 5’858 16.33 Mio<br />
Jura 1’002 2.79 Mio<br />
Fribourg 3’312 9.23 Mio<br />
Berne F 1’381 3.85 Mio<br />
Total Suisse romande 25’197 70.23 Mio<br />
Coût moyen / enseignant 2’788.–<br />
Surcoût/ens. cs moyenne CH 395.–<br />
Surcoût total vs total CH 9’952’815.–<br />
Selon les scores des enseignants romands au TST = Test de Santé totale · Offi ce fédéral de la statistique, bases 1998/99<br />
Contenu<br />
Par rapport à la<br />
moyenne suisse<br />
des personnes<br />
actives, le stress<br />
des enseignants<br />
génère environ<br />
15% de coûts<br />
supplémentaires.<br />
Pour les autres, le métier d’enseignant est identifi<br />
é comme source de tout un tas de désagréments<br />
qui vont de la gêne passagère au burn-out sévère,<br />
en passant par toute une gamme de dysfonctionnements,<br />
maladies et fatigues.<br />
Centres de compétences et partenaires<br />
12 Bureau suisse de prévention des accidents<br />
3
4<br />
Les personnes interrogées avouent ressentir parfois<br />
un sentiment d’incompétence, avoir peur d’être<br />
jugées, recourir systématiquement aux punitions,<br />
prendre trop de médicaments et avoir même envie<br />
de quitter le métier...<br />
Aucun canton, aucune région ne sont épargnés<br />
; le phénomène touche toutes les catégories<br />
d’enseignants de tous âges, vieux briscards et jeunes<br />
frais émoulus de nos HEP et instituts de formation.<br />
Des facteurs reconnus et évidents<br />
Toutes les enquêtes le démontrent, la pénibilité du<br />
travail d’enseignement est due en grande partie aux<br />
conditions de travail diffi ciles que rencontrent les<br />
enseignants.<br />
D’abord en classe ! La relation pédagogique nécessite<br />
un fort engagement psychologique, générateur de<br />
stress. C’est un phénomène bien connu de tous les<br />
travailleurs du « domaine humain ». A l’école, ce facteur<br />
est souvent alourdi par des effectifs surdimensionnés,<br />
des classes très hétérogènes au point de<br />
vue du niveau scolaire, de la motivation comme de<br />
la culture et de la langue. De plus, on assiste presque<br />
partout, aux abords et dans les écoles, à la montée<br />
d’une « violence de basse intensité » qui sape le sentiment<br />
de sécurité.<br />
En ce qui concerne les parents, les enseignants trouvent<br />
que la relation avec le milieu familial est plus diffi<br />
cile, plus tendue aussi. Souvent, ils ont l’impression<br />
de devoir pallier tous les manques éducatifs du milieu<br />
familial.<br />
FACTEURS<br />
DE RISQUE<br />
ORGANISATIONNELS<br />
FACTEURS DE<br />
PROTECTION<br />
SOUTIEN SOCIAL<br />
FACTEURS DE<br />
PROTECTION<br />
AUTONOMIE<br />
DECISIONNELLE<br />
L’école qui devrait être un lieu de communication et<br />
de transparence se révèle souvent maladroite dans<br />
sa manière de communiquer, aussi bien à l’interne,<br />
entre collègues, vis-à-vis des directions et des départements<br />
cantonaux, entre associations professionnelles<br />
et employeurs, entre pouvoirs politiques et chercheurs<br />
que vis-à-vis du public auprès de qui l’image<br />
de la profession s’est passablement dégradée.<br />
De nombreux collègues relèvent aussi l’abondance<br />
des tâches administratives, la surcharge et souvent<br />
l’incohérence des programmes, des activités hors<br />
programme ou la gestion d’élèves particuliers nécessitant<br />
plus de temps, sans décharges appropriées ...<br />
Souvent, lorsqu’il s’agit de stress et de santé au travail,<br />
les institutions tentent de faire porter exclusivement<br />
aux travailleurs le poids de l’amélioration de<br />
leur propre situation.<br />
Des travaux récents mettent en évidence que la résistance<br />
à la tension psychique au travail est aussi une<br />
affaire de prévention. S’il est impossible de faire disparaître<br />
complètement les risques liés à la pratique<br />
du métier, il est probablement plus aisé de renforcer<br />
les facteurs de protection que sont le soutien social<br />
et l’autonomie décisionnelle.<br />
En effet, tout travailleur supporte d’autant mieux les<br />
désagréments liés à sa tâche qu’il jouit d’une certaine<br />
latitude d’appréciation dans la façon de la mener à<br />
bien et de possibilités concrètes de s’auto-organiser.<br />
Les enseignants sont peu formés à travailler comme<br />
dans les professions libérales. Or, les diverses réformes<br />
structurelles et méthodologiques de la fi n du<br />
XXe siècle ont à la fois simplifi é le travail des ensei-<br />
État de<br />
santé altéré<br />
TENSION PSYCHIQUE<br />
Événements<br />
stressants<br />
hors travail<br />
Stratégies<br />
d'adaptation<br />
Réactions psychophysiologiques<br />
et<br />
comportementales<br />
Personnalité<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />
TEMPS<br />
Pathologies<br />
réversibles<br />
Atteintes<br />
irréversibles<br />
Modèle intégrateur de Vézina (1992)<br />
www.educationetsante.ch
gnants et réduit leur marge de liberté dans la conduite<br />
de la classe. Il serait peut-être bon de redéfi nir<br />
les programmes en termes d’objectifs à atteindre et<br />
non de manuels scolaires à suivre à la lettre. Les enseignants<br />
sont capables de créativité, laissons-leur choisir<br />
la meilleure façon d’avancer avec leurs élèves.<br />
Un autre facteur de protection est le soutien social. Et<br />
là aussi, de gros progrès peuvent être accomplis dans<br />
la façon de soutenir l’école et les enseignants : groupes<br />
de collègues, inspecteurs, travail en réseau avec<br />
les autres professions socio-éducatives, soutien de la<br />
profession dans la presse et sur la place publique ...<br />
Des mesures simples, économiques, parfois<br />
courageuses mais urgentes !<br />
Jusqu’à aujourd’hui, la prévention du stress et la<br />
promotion de la santé chez les enseignants se sont<br />
surtout concentrées sur les mesures de renforcement<br />
des compétences individuelles. C’est bien,<br />
mais très insuffi sant. Cela revient un peu à poser un<br />
em plâtre sur une jambe de bois si ces mesures ne<br />
sont pas accompagnées d’autres mesures portant sur<br />
l’environnement du travail : accompagnement des<br />
enseignants dans des situations diffi ciles, renforcement<br />
des « compétences-santé » des enseignants par<br />
des offres de formation, action sur les structures, en<br />
amont des problèmes ...<br />
Redéfi nir la vision, la mission,<br />
les valeurs de l’école publique.<br />
Dynamiser la communication<br />
et le climat scolaire.<br />
Pour améliorer la santé des enseignants, par conséquent<br />
leur effi cacité, leur bien-être, leur motivation<br />
et leur engagement personnel, nous recommandons<br />
de travailler au moins dans cinq directions :<br />
- Redéfi nir la vision, la mission, les valeurs de<br />
l’école publique (par exemple, mise en place<br />
d’observatoires cantonaux et d’un module<br />
romand de veille stratégique composés de<br />
personnes représentatives de tous les acteurs de<br />
l’école).<br />
- Améliorer la gestion des ressources humaines<br />
(par exemple, octroi de plus d’autonomie aux<br />
établissements, directions et enseignants).<br />
- Dynamiser la communication et le climat scolaire<br />
(par exemple, favoriser une meilleure connaissance<br />
du climat scolaire par des outils de recherche-action).<br />
www.educationetsante.ch<br />
- Développer des offres de formation (par exemple,<br />
des cours de développement personnel pour tous<br />
les enseignants dès la formation initiale).<br />
- Proposer du soutien (quelques offres existent déjà<br />
dans certains cantons, par exemple de supervision<br />
ou d’intervision, et pourraient être généralisées à<br />
toute la profession).<br />
La mise en place de ces mesures nécessite une large<br />
concertation des milieux concernés et un engagement<br />
clair des pouvoirs politiques. Espérons que la<br />
perspective de quelques économies substantielles sur<br />
les coûts de la santé accélère la prise de conscience et<br />
favorise la mise en place rapide de ces mesures !<br />
Les auteurs de ce travail de recherche sont avant tout<br />
des enseignants. Cependant, ils se tiennent volontiers<br />
à disposition pour présenter et commenter les<br />
résultats de leur travail. Ils peuvent aussi aider des<br />
commissions scolaires, des établissements ou des collègues<br />
à envisager des changements concrets, pour<br />
un plus grand confort de travail et moins de stress.<br />
Il n’est pas nécessaire de tout réinventer, plusieurs<br />
initiatives ont déjà été imaginées. Peu ont été véritablement<br />
réalisées. A nous tous de faire en sorte<br />
que cela change !<br />
Mary-Claude Faessler, directrice-adjointe<br />
au Lycée Denis-de-Rougemont<br />
à Neuchâtel<br />
mary-claude.faessler@rpn.ch<br />
Fabien Moulin, enseignant secondaire et<br />
coach en Valais<br />
fabien.moulin@tvs2net.ch<br />
1 Voir les travaux de Michaël Huberman en 1989 déjà, les enquêtes<br />
« Balance » (VS+VD) en 2000, l’enquête IST menée<br />
dans le canton de VD en 2000, la recherche commanditée<br />
par la Société pédagogique Fribourgeoise en 2001, les travaux<br />
du Professeur J-Pierre Papart à GE en 2002, l’enquête<br />
érasm demandée par le DIP genevois en 2003 et de nombreuses<br />
autres à NE, à GE, au Maroc, au Québec...<br />
2 « Santé et bien-être des enseignants en Suisse romande :<br />
analyse de la situation et propositions de mesures de promotion<br />
de la santé » Travail de diplôme des études postgrades<br />
HES en Human Systems Engineering (session 2002–2004) de<br />
Mary-Claude Faessler et Fabien Moulin. Disponible intégralement<br />
à l’adresse suivante : www.human-systems-engineer.<br />
ch/HSE-F/pages/Travaux/Travaux.asp<br />
5
6<br />
Le projet « RACINES » : un processus qui donne l’initiative<br />
aux enseignant-e-s<br />
François Bourqui – Monique Foucart – Michel Bussard<br />
Un métier en pleine métamorphose...<br />
Depuis une dizaine d’années, l’environnement socioculturel<br />
de l’Ecole s’est fondamentalement métamorphosé.<br />
L’autorité des membres de cette institution en<br />
perpétuelle mutation pour s’adapter aux défi s de<br />
notre époque est souvent remise en cause.<br />
De leur côté, les enseignant-e-s disent souffrir d’un<br />
manque de repères, de reconnaissance, de recyclages<br />
perpétuels, du bruit incessant des élèves durant les<br />
cours, ...<br />
On peut aussi constater que le nombre de professions<br />
a sensiblement augmenté. Les métiers d’autrefois<br />
(mécanicien, électricien, ...) se sont diversifi és.<br />
Chaque branche a tendance à former des spécialistes<br />
qui ont des compétences dans des domaines de plus<br />
en plus spécifi ques. L’enseignement vit de sem blables<br />
mutations. Il est loin le temps de la « vocation ». La<br />
réfl exion sur la professionnalisation est largement<br />
entamée.<br />
Justifi cation du processus Racines<br />
Les enseignant-e-s doivent ainsi faire face à de nouvelles<br />
tâches (prévention des violences, gestion des<br />
confl its, appels de jeunes en détresse, questionnement<br />
sur les valeurs...). Stress, ras-le-bol, démotivation,<br />
épuisement professionnel, dépression apparaissent<br />
au sein du corps enseignant avec des conditions<br />
de travail toujours plus complexes.<br />
Si toutes les actions de prévention de ces dernières<br />
années étaient adressées essentiellement aux enfants<br />
et aux jeunes, il est maintenant nécessaire de donner<br />
aux enseignant-e-s un soutien et des outils pour agir<br />
au quotidien et pour les aider à sortir d’une solitude<br />
institutionnelle décrite dans des travaux scientifi ques 1<br />
(Faessler – Moulin).<br />
On émet l’hypothèse qu’il est profi table d’effectuer<br />
ensemble – toute une équipe d’enseignant-e-s – ce<br />
travail de défi nition des contours de la profession,<br />
en lien avec le mandat de l’Etat, les textes légaux,<br />
les exigences des autorités scolaires. C’est une manière<br />
de construire du sens et de la cohérence, de<br />
l’intérieur et à partir de la réalité d’un établissement<br />
scolaire, pour remplir ensemble, au quotidien, la mission<br />
de formation, d’éducation et d’orientation de<br />
l’Ecole. Celle-ci, à elle seule, ne peut plus faire face<br />
à tous les problèmes. Elle doit collaborer avec tous<br />
les partenaires responsables de l’éducation. D’où la<br />
nécessité du travail en réseau (parents, autorités scolaires,<br />
institutions spécialisées, ...).<br />
En permettant de défi nir qui fait quoi, avec qui et<br />
comment, le renforcement de l’identité professionnelle<br />
des enseignants est un atout pour affronter la<br />
réalité quotidienne et les situations de crise, et une<br />
ressource pour relever les défi s de l’avenir.<br />
Quels sont les buts poursuivis par le processus<br />
Racines<br />
Le but de la démarche va dans le sens de l’explicitation<br />
des pratiques, qui vise à encourager les démarches individuelles<br />
dans le cadre de projets communs (emergence<br />
et accord sur les valeurs et actions ci blées en<br />
fonction des besoins répertoriés). Il s’agit de relier,<br />
par un projet fédérateur, l’ensemble des activités<br />
d’un site et de leur donner un sens dans le cadre de<br />
la formation et de l’éducation.<br />
Selon les circonstances, la dynamique Racines est une<br />
manière d’entrer, tant au niveau organisationnel, pédagogique,<br />
qu’éducatif, dans un fonctionnement de<br />
projet d’établissement.<br />
Données conceptuelles, théorie, références<br />
La conception pédagogique à la base du projet Racines<br />
est l’approche systémique. En travaillant sur<br />
l’un des éléments du système (les enseignant-e-s),<br />
on permet au système entier de se réorganiser et<br />
d’intégrer par l’intérieur les changements souhaités<br />
par le projet mis en place sur un site scolaire. Mais<br />
le projet vise naturellement, à terme, les élèves. Et<br />
par le travail avec tous les partenaires (parents, milieu<br />
parascolaire, cadres et personnel de l’institution,<br />
autorités locales...) le projet touche l’ensemble du<br />
« setting école ».<br />
Le projet Racines met en avant une approche pédagogique<br />
centrée sur les besoins et le développement<br />
individuel (enseignant-e-s / élèves) dans le cadre de la<br />
profession, la notion d’estime de soi étant au centre<br />
de la construction de la personnalité. Mais le processus<br />
Racines vise parallèlement à développer une<br />
culture professionnelle individuelle et institutionnelle,<br />
en mettant l’accent sur la notion de bien-être/ santé<br />
au sein du corps enseignant dans l’exercice de la profession,<br />
pour remplir au mieux un rôle de « modèle »<br />
de santé et d’éducation dans le contexte scolaire.<br />
L’orientation de santé publique choisie au départ est<br />
double. Il est clair qu’actuellement, cette notion plus<br />
spécifi quement orientée vers la santé a tendance à<br />
s’élargir et à s’étendre à toute la dimension éducative<br />
(climat de classe, vivre en santé, vivre ensemble,<br />
vivre et développer des compétences, chercher du<br />
sens à la vie). D’une part, il s’agit d’une approche<br />
centrée sur le milieu professionnel (renforcer le groupe<br />
des acteurs principaux de l’éducation à l’Ecole<br />
dans leur identité professionnelle), d’autre part, la<br />
philosophie à la base de toute la démarche est celle<br />
du « setting », qui est l’un des fondements de la po-<br />
www.educationetsante.ch
litique de santé des chartes d’Ottawa et de Jakarta.<br />
Cette démarche permet de structurer l’école en tant<br />
qu’organisation / école en projet.<br />
Description du processus Racines<br />
Dans un site donné (cercle scolaire / établissement du<br />
cycle d’orientation), un noyau de maîtres et maîtresses<br />
volontaires (de 10 à 15) s’inscrit (6 séances de<br />
120 minutes) pour participer au projet, en dehors du<br />
temps de classe.<br />
Pour permettre d’intégrer les autres enseignant-e-s<br />
du site à cette réfl exion et éviter les exclusions et les<br />
solitudes de compétences, un retour vers le terrain<br />
est prévu entre chaque séance de travail (voir schéma<br />
ci-contre).<br />
1 2<br />
Le but de ce retour entre collègues impliqués (groupe<br />
noyau) et concernés (périphérie) est triple :<br />
- permettre à chacun-une d’être concerné-e par la<br />
démarche sans avoir à s’y impliquer plus étroitement.<br />
- informer les collègues non participant-e-s de la<br />
réfl exion et du travail effectués lors de la séance.<br />
- collecter les réactions, les remarques, les suggestions<br />
des autres membres du site afi n d’enrichir<br />
et de poursuivre la réfl exion lors de la séance<br />
suivante.<br />
Phase essentielle du projet, ce retour vers les collègues<br />
par les enseignant-e-s inscrit-e-s au projet<br />
peut se faire de manière informelle (autour d’un<br />
verre, ...), mais suivie.<br />
www.educationetsante.ch<br />
Description des différentes phases :<br />
Année I : Réfl exion des enseignant-e-s à propos de<br />
leur identité professionnelle.<br />
Chaque site explicite et affi rme sa représentation<br />
du rôle professionnel de<br />
l’enseignant-e.<br />
Année II : Réfl exion avec les différents partenaires du<br />
réseau à propos des conditions permettant<br />
aux jeunes de construire une image de soi<br />
positive.<br />
Chaque site connaît les membres de<br />
son réseau et établit un schéma des<br />
structures de communication interne<br />
et externe à l’école.<br />
Année III : Elaboration et réalisation d’un projet (action<br />
concrète) ayant pour but la concrétisation<br />
de l’un des aspects de la réfl exion des<br />
deux premières phases ou répondant à un<br />
autre besoin du site.<br />
Constitution d’un groupe relais pour<br />
poursuivre la dynamique.<br />
À la fi n de chacune des 3 phases du projet, une séance<br />
de travail et d’information globale pour toustoutes<br />
les enseignant-e-s du site est prévue sous la<br />
forme d’un après-midi pédagogique. Au cours des<br />
différentes phases, les enseignant-e-s peuvent soumettre<br />
l’état de leurs réfl exions et de leurs réalisations<br />
à l’ensemble des enseignant-e-s d’une région ou<br />
de leur canton.<br />
Remarque<br />
Des formateurs-trices d’adultes et spécialistes de<br />
l’identité professionnelle extérieur-e-s au monde scolaire<br />
accompagnent le processus sur les sites. Ils-elles<br />
garantissent la cohérence de la démarche et participent<br />
au processus de gestion de la qualité.<br />
Quelques réalisations concrètes<br />
Une équipe d’enseignant-e-s, dont les écoles se<br />
répartissaient en divers sites dans leur ville, après<br />
avoir défi ni les besoins et les priorités à traiter dans<br />
leurs classes, ont décidé de mettre en route un vaste<br />
programme pour favoriser un climat de paix et de<br />
communication à l’école (voir programme Vers le Pacifi<br />
que 2 ). Comme ils-elles étaient très nombreux-ses,<br />
ils-elles se sont réparti les tâches. Un groupe pilote le<br />
site (groupe locomotive). Un second groupe s’occupe<br />
de la mise en œuvre des actions de santé et un troisième<br />
travaille sur la mise en place et l’évaluation des<br />
leçons de promotion du climat de classe. Un atelier<br />
7
8<br />
A C C O M P A G N A T E U R<br />
1 2 1 2 1 2<br />
5 à 6 séances avec retour vers les collègues resté-e-s à la périphérie de la démarche Séance de synthèse<br />
d’analyse de pratiques réunit toutes les six semaines<br />
les enseignant-e-s qui souhaitent venir exposer une<br />
problématique spécifi que rencontrée en classe.<br />
Dans une autre école, les enseignant-e-s, après avoir<br />
vécu le processus Racines, ont décidé de travailler en<br />
trois équipes. L’une a répertorié toutes les activités<br />
éducatives et de promotion de la santé qui avaient<br />
été réalisées durant les dernières années pour les intégrer<br />
dans un concept cohérent et les pérenniser.<br />
L’autre, profi tant d’une formation dans le domaine<br />
des mathématiques, a développé une approche commune<br />
de l’école enfantine à la fi n de la deuxième année<br />
primaire. Quant à la troisième équipe, elle s’est<br />
penchée sur la question de l’évaluation, proposant<br />
des outils à expérimenter, des manières de se communiquer<br />
les résultats et fi xant des lignes directrices,<br />
dans la transversalité, pour l’ensemble du site.<br />
D’autres écoles ont couplé leur démarche Racines<br />
avec des réalisations dans le domaine des technologies<br />
de la communication et de l’informatique, la<br />
gestion de la bibliothèque de l’école, des actions de<br />
renforcement de la lecture, en décloisonnant les classes,<br />
en intégrant les personnes âgées de la région et<br />
des conteuses.<br />
Institutionnalisation, ancrage<br />
L’équipe d’Education Générale assure la cohérence et<br />
la coordination du processus. Elle se charge de toutes<br />
les formalités administratives. Le canton prend en<br />
charge les frais d’accompagnement des écoles via la<br />
formation continue qui inclut ces démarches dans le<br />
cadre des cours à la carte (voir site HEP Fribourg, formation<br />
continue).<br />
Les personnes qui accompagnent les sites sont toutes<br />
des professionnelles de la formation d’adultes,<br />
qui travaillent dans d’autres contextes que celui de<br />
l’école (santé, prévention, social, ...). Elles forment un<br />
groupe de compétences, se réunissent régulièrement<br />
et participent ainsi en continu à la régulation et au<br />
développement du processus.<br />
Racines a obtenu en 2001 le soutien de l’Offi ce fédéral<br />
de la santé publique. Le processus est reconnu par<br />
les Directions de l’instruction publique et de la santé<br />
publique du Canton de Fribourg.<br />
Auteurs : Equipe d’Education Générale du Canton de<br />
Fribourg, responsables du projet, collaborateur pédagogique<br />
en éducation, Canton de Fribourg<br />
Michel Bussard<br />
michel.bussard@prevention-fr.ch<br />
Monique Foucart<br />
monique.foucart@bluewin.ch<br />
François Bourqui<br />
francois.bourqui@bluewin.ch<br />
Adresses pour information et contact :<br />
www.educationsante-fr.ch (taper Racines dans le<br />
moteur de recherche en haut à gauche !)<br />
1 Fabien Moulin et Mary-Claude Faessler, « Santé et bien-être<br />
des enseignants en Suisse romande », Haute Ecole Spécialisée<br />
de Suisse occidentale, 2004.<br />
2 Vers le Pacifi que, Promouvoir des conduites pacifi ques, Centre<br />
international de résolution de confl it et de médiation,<br />
Montréal, 1995 – 2004<br />
www.educationetsante.ch
Ressources pour la qualité de vie au travail<br />
Marc Thiébaud<br />
Les nombreuses études menées dans le milieu scolaire,<br />
en Suisse comme ailleurs, ont mis en évidence<br />
que les professionnels de l’école vivent d’importants<br />
risques de stress négatif et de burn-out. Depuis 2003,<br />
le Canton de Neuchâtel a mis en place des mesures<br />
pour favoriser la qualité de vie au travail et soutenir<br />
les personnes en diffi culté dans les établissements<br />
scolaires.<br />
Nous présentons ci-après ces mesures, la manière<br />
dont elles ont été développées ainsi que leurs effets,<br />
leurs conditions de succès et les diffi cultés rencontrées.<br />
Accompagnement et prévention<br />
Plusieurs cantons offrent aux enseignant-e-s des<br />
possibilités d’accompagnement individualisé, suivant<br />
en cela les pratiques et programmes d’aide aux<br />
employés (PAE) en vigueur dans de nombreux pays<br />
notamment anglo-saxons. Les travaux dans le domaine<br />
montrent cependant que les améliorations sont<br />
limitées : d’une part, les demandes de soutien sont<br />
souvent tardives (l’épuisement est déjà installé) et,<br />
d’autre part, les facteurs de travail qui produisent des<br />
stress négatifs ne sont pas modifi és par ces pratiques.<br />
Les recommandations du SECO l’ont souligné, il importe<br />
de développer la prévention, en premier lieu à<br />
la source (milieu de travail), et en second lieu chez les<br />
personnes (promotion de la santé).<br />
C’est dans cette perspective que les mesures ont été<br />
mises en place dans le Canton de Neuchâtel conjointement<br />
à cinq niveaux :<br />
1. Information pour les professionnels de l’école : des<br />
réfl exions ont été animées dans pratiquement toutes<br />
les écoles (séances de deux heures environ) ;<br />
elles leur ont permis de comprendre les processus<br />
de stress et d’épuisement professionnel, d’analyser<br />
les éléments vécus au niveau personnel et de<br />
l’établissement et d’identifi er les ressources et<br />
pistes d’action susceptibles d’améliorer leur qualité<br />
de vie au travail. Par ailleurs, l’accès à des documents<br />
et un site Internet ont été mis à disposition.<br />
2. Ateliers et groupes de réfl exion spécifi ques : des<br />
ateliers ont été organisés pour des petits groupes<br />
en lien avec des préoccupations particulières,<br />
pour élaborer des stratégies de résolution de<br />
problèmes et disposer d’un espace d’échange ou<br />
d’intervision entre collègues.<br />
3. Soutien individualisé pour les personnes en<br />
diffi culté : des psychologues sont à disposition<br />
pour des entretiens ayant pour but d’aider les<br />
personnes à analyser leur situation, à agir et réagir<br />
face à des stress négatifs ou, cas échéant, à surmonter<br />
un épuisement professionnel.<br />
www.educationetsante.ch<br />
4. Accompagnement de projets à l’échelle de<br />
l’établissement scolaire : il s’agit ici d’un travail<br />
avec la direction et l’ensemble des professionnels<br />
de l’école visant à identifi er les sources de<br />
stress, résoudre des problèmes, préparer des<br />
changements, améliorer le climat scolaire, en vue<br />
d’accroître la qualité de vie au travail.<br />
5. Interventions dans des situations préoccupantes :<br />
elles peuvent prendre plusieurs formes telles que :<br />
accompagnement d’une direction confrontée à<br />
des personnes qui posent problème ou qui risquent<br />
un épuisement, médiation en situation de<br />
confl it, etc.<br />
Des ressources à disposition selon les besoins<br />
et demandes<br />
De nombreuses conditions de succès ont pu être réunies.<br />
En premier lieu, toutes ces mesures sont mises<br />
en place sur demande et ajustées selon les attentes<br />
exprimées. Elles sont gratuites et confi dentielles<br />
(l’aspect confi ance est primordial). Elles concernent<br />
non seulement les enseignants, mais aussi le personnel<br />
administratif et technique ainsi que les responsables<br />
scolaires. L’accent est mis sur une approche<br />
positive (développement de la qualité de vie), sur la<br />
prévention et la mobilisation des ressources de chacun<br />
et chacune dans l’école.<br />
Par ailleurs, le CAPPES (Centre d’accompagnement<br />
et de prévention pour les professionnels de l’école)<br />
a été mandaté à cet effet. Il s’agit d’une petite unité<br />
à disposition de tous les services d’enseignement qui<br />
dépend du secrétariat général du DECS (Département<br />
de l’éducation, de la culture et des sports). Cette unité<br />
dispose de plusieurs atouts, notamment :<br />
- une indépendance par rapport aux établissements<br />
scolaires et aux services, qui lui permet de garantir<br />
la confi dentialité,<br />
- des ressources en personnel fl exibles, avec des<br />
compétences variées (il est fait appel à un pool<br />
d’intervenants spécialisés selon besoins – outre les<br />
deux fois 20 % de postes salariés),<br />
- des mandats complémentaires de prévention et<br />
d’accompagnement pour aider les écoles dans le<br />
développement de la communication et de relations<br />
sans violence ainsi que dans la gestion des<br />
situations critiques qui peuvent survenir (domaines<br />
fortement liés à la qualité de vie au travail),<br />
- des collaborations étroites et de longue date avec<br />
l’ensemble des responsables scolaires dans le<br />
canton.<br />
9
10<br />
Une grande variété de situations<br />
Les facteurs sources d’épuisement sont multiples<br />
et touchent à la fois à l’environnement de travail,<br />
au travail lui-même et à la personne. Il est impossible<br />
d’adopter une approche uniforme et il importe<br />
d’analyser les singularités et d’ajuster les interventions.<br />
Cependant, on peut relever – de par leur fréquence<br />
– quelques situations types vécues au niveau<br />
de l’enseignement (qui peuvent d’ailleurs se conjuguer)<br />
:<br />
- un idéal et un investissement extrêmement élevés<br />
chez des personnes qui se brûlent littéralement<br />
dans un travail jamais « achevé » ;<br />
- les tâches de plus en plus exigeantes pour des<br />
personnes qui travaillent de façon solitaire et / ou<br />
qui n’ont pas développé les stratégies nécessaires<br />
pour y faire face (conduite de classes dites « diffi -<br />
ciles », gestion du stress, etc.) ;<br />
- les désillusions par rapport à la profession et l’aide<br />
que l’enseignant-e peut apporter ou l’infl uence<br />
qu’il est possible d’avoir ;<br />
- les tensions et confl its de travail qui perdurent, les<br />
attentes parfois contradictoires entre différents<br />
acteurs de l’école et partenaires (familles).<br />
Des satisfactions et des interrogations<br />
Au cours des trois années écoulées, plus de cent situations<br />
de souffrances ont pu être soulagées et des<br />
actions de prévention ont été menées à satisfaction<br />
dans plus de vingt établissements. Il apparaît presque<br />
systématiquement qu’une meilleure qualité de vie<br />
passe par davantage de collaboration et d’entraide<br />
entre professionnels, par des espaces d’écoute et de<br />
communication privilégiés et par le développement<br />
de stratégies pour résoudre des problèmes tels que<br />
les confl its, la violence, la gestion des comportements<br />
perturbateurs d’élèves, l’hétérogénéité dans<br />
les classes, les surcharges (pics) de travail, etc.<br />
Les cinq mesures décrites ici ne permettent cependant<br />
d’agir que partiellement sur les facteurs<br />
d’épuisement. Si elles peuvent contribuer par exemple<br />
à la qualité d’organisation et de direction de<br />
l’école ou au développement des équipes pédagogiques,<br />
elles n’ont guère d’infl uence sur la gestion<br />
en général des ressources humaines, sur la mobilité<br />
professionnelle ou sur la clarifi cation du statut et des<br />
conditions de travail, qui sont, entre autres, également<br />
nécessaires.<br />
Par ailleurs, il est souvent diffi cile de développer la<br />
prévention. Les obstacles rencontrés tiennent notamment<br />
au fait qu’il est encore tabou dans le milieu scolaire<br />
de reconnaître ses diffi cultés. Une école ou un-e<br />
enseignant-e qui va bien n’a pas de problème ! Il en<br />
résulte que l’on attend trop souvent des situations<br />
extrêmes pour réagir (et avec quel coût !). Il est beaucoup<br />
plus facile d’agir si l’on considère qu’une école<br />
ou un-e enseignant-e qui va bien sait reconnaître les<br />
problèmes et les affronter en collaboration. Le « chacun<br />
pour soi » et la crainte de se faire juger prédominent<br />
encore trop souvent (et généralement d’autant<br />
plus que l’environnement de travail et les stress sont<br />
négatifs et l’épuisement proche).<br />
Dans les situations « idéales », les personnes demandent<br />
un soutien lorsqu’elles se sentent simplement<br />
fatiguées ou en diffi culté relationnelle et<br />
les écoles se préoccupent de leur climat scolaire au<br />
quotidien et s’attachent à développer confi ance et<br />
entraide. Heureusement, avec les années, il semble<br />
que la qualité de vie est de plus en plus reconnue<br />
comme prioritaire. Cela va dans le sens des études<br />
sur l’effi cacité de l’école qui montrent que la qualité<br />
des apprentissages des élèves est liée à la qualité de<br />
l’environnement socio-éducatif. Bien des dégâts et<br />
coûts considérables peuvent ainsi être évités et des<br />
souffrances épargnées.<br />
Marc Thiébaud, Psychologue<br />
Responsable CAPPES<br />
marc.thiebaud@ne.ch<br />
Site internet du CAPPES : www.cappes.ch<br />
Site internet « ressources pour la qualité de vie au<br />
travail » : www.qualitedevie.espacedoc.net/<br />
Adresses en Suisse romande : www.qualitedevie.<br />
espacedoc.net/ (adresses de contact)<br />
Notes concernant l’article Le compas santé, à la page 11<br />
1 Cet article est à la base d’un atelier du même nom que j’ai<br />
proposé avec Rainer Stehen à l’occasion du dernier colloque<br />
du Réseau suisse d’écoles en santé (2006). Une présentation<br />
détaillée est disponible en allemand sur : www.gesundeschulen.ch(downloads/Lehrergesundheit/Gesundheitskompass)<br />
2 Schaarschmidt et al. (2004): Halbtagsjobber ? Psychische Gesundheit<br />
im Lehrerberuf – Analyse eines veränderungswürdigen<br />
Zustandes. Weinheim und Basel, Beltz-Verlag<br />
3 Heyse (2003): Lehrergesundheit zwischen SOLLEN, WOLLEN<br />
und KÖNNEN.(Trier, 2003) sur : www.lehrergesundheit.bildung-rp.de<br />
www.educationetsante.ch
Le compas santé<br />
Instruments de navigation destinés aux enseignants exposés au burn-out 1<br />
Siegfried Seeger<br />
Un enseignant désireux de rester en bonne santé doit<br />
chaque jour se repositionner face à des exigences qui<br />
ne cessent d’évoluer, en mobilisant des énergies qui<br />
ne cessent de fl uctuer : naviguer entre engagement et<br />
retenue, entre proximité et distance, entre consentement<br />
et refus. Cette recherche constante d’équilibre<br />
demande de l’énergie et de bons instruments de navigation.<br />
Dans cette recherche, perceptions et interprétations<br />
individuelles de la réalité jouent un rôle central et<br />
peuvent se décrire comme des « schémas de comportement<br />
et de vécu liés au poste de travail » (Schaarschmidt<br />
2 ). Quatre schémas offrent une première piste<br />
de réfl exion : santé, ménagement, auto-surmenage<br />
et burn-out.<br />
Quel type d'enseignant suis-je ?<br />
Tous les schémas décrits pas Schaarschmidt résultent<br />
d’un degré d’infl uence « typique » de caractéristiques<br />
professionnelles, telles que l’importance accordée<br />
au travail, l’ambition professionnelle, l’assiduité, le<br />
perfectionnisme, la capacité de distanciation, la tendance<br />
à la résignation, les stratégies de résolution des<br />
problèmes, la paix et l’équilibre intérieurs, la réussite<br />
professionnelle, la satisfaction individuelle, ainsi que<br />
le soutien social vécu.<br />
Cette analyse apporte deux découvertes importantes :<br />
- seuls ceux qui connaissent leurs forces et leurs<br />
faiblesses individuelles, leurs attitudes stimulantes<br />
et inhibitrices, autrement dit leur « schéma »<br />
de construction de la réalité, peuvent, en toute<br />
connaissance de cause, se positionner « correctement<br />
» sur ce champ de forces en perpétuel<br />
mouvement qu’est l’école.<br />
- les différences entre ces schémas sont certes enrichissantes,<br />
mais elles créent aussi certains obstacles<br />
dans les rapports quotidiens entre collègues.<br />
Les ignorer ou tenter de les égaliser serait néfaste.<br />
En outre, plus de la moitié des enseignants sont<br />
considérés, sur le plan de la santé, comme un<br />
groupe à risque correspondant au schéma autosurmenage<br />
et burn-out : un défi pour le quotidien<br />
collégial !<br />
Quelle est ma place dans le quotidien de l’école ?<br />
Le quotidien des enseignants se joue à l’intérieur<br />
d’un « triangle des Bermudes », entre « Pouvoir, Devoir<br />
et Vouloir » (Heyse 3 ). Une « inadéquation » des<br />
degrés d’infl uence de ces pôles peut conduire à des<br />
déséquilibres, à l’origine d’auto-surmenage (Vouloir<br />
> Pouvoir), d’auto-indulgence (Pouvoir > Vouloir),<br />
de surmenage (Devoir > Pouvoir) ou d’excès de zèle<br />
(Vouloir > Devoir).<br />
www.educationetsante.ch<br />
Vouloir = Pouvoir<br />
Autodiscipline &<br />
Auto-responsabilité<br />
Une analyse autocritique du rapport au « Devoir »<br />
peut aider à distinguer les exigences véritables des<br />
attentes présumées. Une réfl exion sur le « Pouvoir »<br />
permet d’accomplir un bilan autocritique de ses compétences<br />
et un coup d’œil sur le « Vouloir » permet de<br />
se confronter à son éros pédagogique.<br />
Seule une réfl exion sur son propre triangle des Bermudes<br />
et sur les corrections ou développements nécessaires<br />
qui en résultent permettra d’améliorer les chances<br />
d’aboutir à un équilibre entre Pouvoir, Devoir et<br />
Vouloir. Et cet aboutissement n’accroît pas l’effi cacité,<br />
la satisfaction, le bien-être ou la santé, mais constitue<br />
l’expression d’un grand professionnalisme.<br />
Comment le corps enseignant de notre école<br />
peut-il exploiter ces données ?<br />
Les analyses esquissées confrontent les enseignants<br />
avec les « risques » de leur métier, qui représentent<br />
toutefois aussi des opportunités de développement :<br />
elles favorisent la perception sensible, permettent<br />
de distinguer le commun du divers, et améliorent la<br />
communication entre enseignants sur ces questions<br />
– ainsi que la capacité à tolérer les différences et également<br />
à les contrôler.<br />
Mais les enseignants doivent aussi connaître les conditions<br />
et les opportunités structurelles, et les exploiter<br />
: je ne peux pas résoudre seul tous les problèmes,<br />
mais, en tant qu’enseignant, JE peux / dois défi nir<br />
mon rôle et me profi ler ainsi. En tant que corps enseignant,<br />
NOUS pouvons / devons créer un climat<br />
valorisant et communicatif. En tant qu’organisation,<br />
L’ECOLE peut / doit promouvoir la santé dans ses salles,<br />
ses horaires, ses processus et ses relations.<br />
L’école naît chaque jour des réalités co-construites de<br />
ses membres. La mise au clair des conditions, des perceptions<br />
et des projets de développement personnels<br />
et collégiaux est indispensable à tout développement<br />
scolaire. Mais je ne peux changer que moi-même,<br />
pas « les autres » !<br />
Siegfried Seeger :<br />
Conseiller en formation indépendant<br />
pour la promotion de la santé et le<br />
développement scolaire<br />
si.seeger@t-online.de<br />
notes : voir page 10<br />
Vouloir<br />
V = P = D<br />
Equilibre<br />
(Schéma santé)<br />
Pouvoir Devoir<br />
Pouvoir = Devoir<br />
Aptitude<br />
Devoir = Vouloir<br />
Identifi cation &<br />
Appréciation<br />
(verändert nach Heyse 2003)<br />
11
12<br />
Centres de compétences et partenaires<br />
bpa – Bureau suisse de prévention des accidents<br />
Sécurité et santé des enseignants – Temps libre sûr<br />
pour les enseignants !<br />
Paola Lurati<br />
L’intégrité physique et la santé des enseignants<br />
é taient devenues la préoccupation no 1 du directeur<br />
qui m’avait contactée pour me demander conseil. Au<br />
téléphone, il m’a expliqué que « au cours des trois<br />
dernières années, trop d’enseignants, et particulièrement<br />
les professeurs d’éducation physique, ont subi<br />
un accident ». Je lui ai proposé une rencontre sur place<br />
afi n de me faire une idée plus précise de la situation<br />
et de pouvoir le conseiller utilement. Chaque année,<br />
en moyenne, un enseignant sur cinq était absent<br />
pendant cinq jours environ à cause d’un accident qui<br />
avait eu lieu en dehors des heures de travail. Le nombre<br />
d’absences était bien en-dessus de la moyenne.<br />
La hâte, le manque de temps pour satisfaire<br />
tous les besoins, l’absence de soutien de la part<br />
de l’employeur, l’insuffi sance d’énergie qui<br />
s’exprimait par de la fatigue chronique souvent<br />
associée à de l’insomnie concouraient à créer les<br />
conditions idéales à l’émergence d’un accident.<br />
La moitié environ des personnes accidentées avait<br />
une famille comptant deux enfants au moins, de<br />
nombreux engagements pendant le temps libre dans<br />
diverses associations sportives, culturelles et politiques.<br />
Une catégorie surreprésentée était celle des<br />
professeurs d’éducation physique très actifs dans les<br />
clubs sportifs comme entraîneurs.<br />
Un autre aspect commun était le fait d’avoir travaillé<br />
dans des classes dites « diffi ciles » composées<br />
d’élèves nécessitant un soutien pédagogique et psychologique<br />
spécifi que. Les rapports avec la direction<br />
s’étaient petit à petit détériorés à cause de l’absence<br />
de réaction de cette dernière. Au travail, l’ambiance<br />
n’était pas bonne et la mauvaise humeur générale<br />
était palpable. La communication entre collègues et<br />
entre les enseignants et la direction était insuffi sante.<br />
L’école connaissait d’importantes diffi cultés organisationnelles<br />
et fi nancières à remplacer les absents.<br />
Telle était, en résumé, la situation.<br />
Les problèmes qui avaient surgi représentaient les<br />
causes de ces absences fréquentes et répétées. Les<br />
enseignants étaient extrêmement sollicités au travail,<br />
mettaient beaucoup d’énergie à soutenir les élèves<br />
qui en avaient besoin et, à la maison, ils étaient confrontés<br />
aux problèmes familiaux quotidiens. Souvent<br />
aussi, dans leurs activités annexes, ils devaient résoudre<br />
divers problèmes humains.<br />
La hâte, le manque de temps pour satisfaire tous<br />
les besoins, l’absence de soutien de la part de<br />
l’employeur, l’insuffi sance d’énergie qui s’exprimait<br />
par de la fatigue chronique souvent associée à de<br />
l’insomnie concouraient à créer les conditions idéales<br />
à l’émergence d’un accident.<br />
Mon conseil a été d’organiser une séance<br />
d’information animée par la soussignée en présence<br />
du directeur. Un bref exposé a permis aux enseignants<br />
de se rendre compte de la situation anormale<br />
qui s’était créée, et la discussion qui a suivi a servi<br />
à trouver des solutions communes et réalisables. Les<br />
enseignants ont été étonnés du nombre d’accidents<br />
qui avaient eu lieu au cours des années passées, et le<br />
fait d’en prendre conscience a été fondamental. Puis,<br />
ils ont avoué qu’eux-mêmes n’avaient pas été assez<br />
attentifs à la sécurité pendant leurs loisirs.<br />
En ce qui concerne les activités sportives, ils ont admis<br />
ne pas se préparer de manière adéquate, ne pas<br />
contrôler l’équipement avant le début de la saison de<br />
sports d’hiver et ne pas utiliser les protections personnelles<br />
recommandées par le bpa (casque-cycliste,<br />
casque de ski, etc.).<br />
A la maison et dans le jardin, hâte, commodité, inattention,<br />
mauvaises habitudes et utilisation de matériel<br />
inapproprié avaient causé des accidents assez<br />
graves (chutes, par ex.). Dans la circulation routière,<br />
le problème majeur était le non-respect des limites<br />
de vitesse : ils étaient toujours pressés ! Je leur ai indiqué<br />
comment éviter les accidents dans le sport, à<br />
la maison et dans la circulation routière en insistant<br />
sur la nécessité de se comporter de manière plus<br />
sûre. Quant au directeur, il a été chargé d’améliorer<br />
la communication interne et de soutenir concrètement<br />
les enseignants accidentés. A la fi n de l’année<br />
2007, l’évolution de la situation sera réexaminée afi n<br />
d’apporter les corrections nécessaires.<br />
Paola Lurati<br />
animatrice Safety Tool, bpa<br />
p.lurati@bfu.ch<br />
www.educationetsante.ch