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Netzbrief Nr. 4» als PDF - Fachstelle Elternmitwirkung

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Arbeit in der Schule:<br />

wirksam sein,<br />

gesund bleiben<br />

Hintergründe<br />

Berichte<br />

Kompetenzzentren<br />

und Partner<br />

netzbrief b+g<br />

juni 2007<br />

nr. 4<br />

SPONSOR


2<br />

Editorial<br />

Balancieren im Lehrberuf<br />

Zahlreiche Studien und die täglichen Erfahrungen zeigen es deutlich: Die<br />

Ansprüche im Lehrberuf werden vielfältiger und auch widersprüchlicher.<br />

Wer den Auftrag <strong>als</strong> Lehrerin oder Lehrer erfüllen und dabei gesund bleiben<br />

will, muss gut balancieren können: zwischen der Komplexität eigener<br />

und fremder Ansprüche, zwischen Vermeiden von Misserfolg und (zu) optimistischer<br />

Erfolgserwartung, zwischen der Akzeptanz von Grenzen und<br />

Defi ziten und dem Entwickeln von Stärken, zwischen vorgegebenen Regeln<br />

bzw. Anleitungen und Improvisation, zwischen Sache und Beziehung,<br />

zwischen Auftragserfüllung und schützender Selbstsorge.<br />

Mit der Fachtagung «Balancieren im Lehrberuf» vom 8. und 9. Dezember<br />

2006 wollten wir <strong>als</strong> Organisator/innen Erkenntnisse und praktische<br />

Möglichkeiten präsentieren, wie Lehrpersonen in diesem Spannungsfeld<br />

gesund und wirksam bleiben können. Leitend war die Überzeugung, dass<br />

wissenschaftlich gestützte Professionalität, Freude und Lust am Beruf, refl<br />

exives Handeln und Wirksamkeit, Kreativität, Verantwortungsbewusstsein<br />

und spielerische Gelassenheit sich nicht ausschliessen, sondern balanciert<br />

werden können – und müssen. Für ein dynamisches Gleichgewicht gilt es<br />

immer wieder von neuem, die eigenen Stärken und Ressourcen sowie jene<br />

des Schulteams und der Institution Schule achtsam wahrzunehmen und<br />

zu pfl egen.<br />

340 Personen diskutierten am Symposium Erkenntnisse und Modelle<br />

(4 Fachvorträge und Kolloquien) und 720 Personen erkundeten und erprobten<br />

an der Impulstagung in 45 Ateliers praktische Möglichkeiten, um<br />

im Lehrberuf gesund und wirksam zu sein.<br />

Wir gingen bei der Planung unserer Tagung von der Überzeugung aus, dass<br />

diese salutogene und ressourcenorientierte Perspektive (Antonovsky) auch<br />

in der Pädagogik – wie in den medizinischen und gesundheitsbezogenen<br />

Wissenschaften und Arbeitsfeldern – zu einer fruchtbaren Perspektivenerweiterung<br />

führen kann. Dass diese Sichtweise insbesondere im Verständnis<br />

des Lehrberufs sowie in der Gestaltung des Arbeitsplatzes Schule neue<br />

Impulse auslösen kann, bestätigt das grosse und positive Echo.<br />

Wir hoffen, dass die Impulse der Tagung den Weg in möglichst viele Berufs-Biografi<br />

en, in die Kollegien und in die Schulzimmer gefunden haben<br />

und noch fi nden werden. Wir hoffen auch, dass die Aufnahme einzelner<br />

Beiträge der Tagung in diesem <strong>Netzbrief</strong> dieses Weiterwirken noch unterstützt,<br />

und dass die Kompetenzzentren des Netzwerkes bildung + gesundheit<br />

mit ihrem jeweiligen Wissen und Können diese Prozesse begleiten.<br />

Anton Strittmatter<br />

- Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH)<br />

Sibilla Marelli-Simon<br />

- Institut für Unterrichtsfragen und Lehrer/innenfortbildung<br />

Basel-Stadt (ULEF)<br />

Urs Peter Lattmann, Anita Märki<br />

- Kompetenzzentrum RessourcenPlus R+ der Fachhochschule<br />

Nordwestschweiz (FHNW)<br />

Nicola Jacobshagen<br />

- Lehrstuhl für Arbeitspsychologie der Universität Bern<br />

Barbara Zumstein<br />

- Schweizerisches Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen<br />

Die Tagungsgbeiträge können auf www.gesunde-schulen.ch und auf<br />

www.lch.ch heruntergeladen werden.<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

bildung + gesundheit Netzwerk Schweiz<br />

Bundesamt für Gesundheit BAG<br />

Sektion Drogen<br />

CH-3003 Bern<br />

+41 (0)31 322 62 26<br />

Der <strong>Netzbrief</strong> b+g erscheint zwei Mal<br />

jährlich. Gratisabonnements können<br />

unter www.bildungundgesundheit.ch<br />

bestellt werden.<br />

Redaktionsleitung<br />

Silvio Sgier, Consulting & Coaching, Chur<br />

Redaktionsteam<br />

Barbara Zumstein, Schweizerisches Netzwerk<br />

Gesundheitsfördernder Schulen<br />

Christoph Müller, Beratungsstelle für<br />

Unfallverhütung bfu<br />

Maya Mulle, <strong>Elternmitwirkung</strong><br />

Francine Richon, Promesce – Promotion<br />

des Médias, Environnement, Santé et<br />

Citoyenneté dans un processus Educatif<br />

Gestaltung<br />

Grafi katelier Thomas Küng, Luzern<br />

Druck<br />

Gegendruck, Luzern<br />

Aufl age<br />

6’000 Exemplare<br />

Die redaktionelle Verantwortung<br />

für den <strong>Netzbrief</strong> b+g tragen die<br />

Redaktionsleitung und das Redak-<br />

tionsteam. Die Programmleitung von<br />

bildung + gesundheit – Netzwerk<br />

Schweiz stellt Kohärenz zum Programm<br />

b+g sicher. Für Inhalt, Stil und<br />

Übersetzungen der einzelnen Beiträge<br />

zeichnen die jeweiligen Autorinnen<br />

und Autoren, die Kompetenzzentren/Netzwerkpartner<br />

und das<br />

Redaktionsteam verantwortlich.<br />

www.bildungundgesundheit.ch


Dritte LCH-Studie zur Berufszufriedenheit der Lehrpersonen<br />

Anton Strittmatter<br />

Arbeitsbedingungen und unseriöse Reformen<br />

nagen an der Substanz<br />

Die Berufszufriedenheit der Lehrerinnen und Lehrer<br />

ist allgemein immer noch recht hoch. Das Arbeitsklima<br />

an der eigenen Schule hat sich in den letzten Jahren<br />

gar deutlich verbessert. Die Lehrerinnen und Lehrer<br />

schreiben sich heute grössere Kompetenz zu <strong>als</strong><br />

früher. Markant schlechter geworden ist die Zufrie-<br />

Zu den grössten Ursachen von<br />

Unzufriedenheit gehört das Gefühl,<br />

ständig zu wenig Zeit zu haben.<br />

denheit in Bezug auf Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

Seriosität von Schulreformen, Verlässlichkeit<br />

der Anstellungs- und Arbeitsbedingungen,<br />

administrativen Aufwand sowie in Bezug auf das<br />

Gleichgewicht zwischen Arbeitszeit und Erholung.<br />

Dies zeigt die neueste Untersuchung zur Berufszufriedenheit,<br />

welche der Dachverband Schweizer Lehrerinnen<br />

und Lehrer (LCH) 2006 nach 1990 und 2001<br />

zum dritten Mal durch ein wissenschaftliches Institut<br />

(lfp Zürich) durchführen liess. Es kamen rund 4'200<br />

online ausgefüllte Fragebogen zur Auswertung. Die<br />

ersten Ergebnisse wurden an der Fachtagung «Balancieren<br />

im Lehrberuf» in Bern vorgestellt, die Detailauswertung<br />

erfolgt im Frühling 2007.<br />

Die grössten Quellen der Zufriedenheit liegen im<br />

guten Sinn der Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen<br />

sowie in der Möglichkeit, selbst Neues<br />

Inhalt<br />

Hintergründe und Berichte<br />

3 Dritte LCH-Studie zur Berufszufriedenheit<br />

der Lehrpersonen<br />

5 Gute gesunde Lehrpersonen für gute<br />

gesunde Schulen<br />

7 Der Gesundheitskompass<br />

8 Gesund im Unterricht – gesund durch<br />

den Unterricht?<br />

10 Gesundheit ist sinnvoll<br />

11 Umgang mit Anforderungen und Ressourcen<br />

14 Was führt meine Klasse?<br />

16 Der Wandel des Psychologischen Vertrags<br />

17 Entwicklung der Schulen – Belastung der<br />

Lehrpersonen?<br />

www.bildungundgesundheit.ch<br />

auszuprobieren und den pädagogischen Handlungsspielraum<br />

auszuschöpfen. Geschätzt werden auch<br />

die Möglichkeiten, den Arbeitsumfang, die Stufe<br />

und die Fächer den individuellen Bedürfnissen anzupassen.<br />

Zu den Trümpfen der Arbeitszufriedenheit<br />

zählen auch der empfundene Respekt sowohl von<br />

Seiten der Schülerinnen und Schüler wie auch von<br />

Seiten der Vorgesetzten, die empfundene eigene Sicherheit<br />

und die Erfolge sowohl bei der Vermittlung<br />

von Sachkompetenz wie auch bei der erzieherischen<br />

Arbeit. Die «Gretchenfrage», ob man den Beruf aus<br />

heutiger Sicht wieder wählen würde, wird denn auch<br />

mit über 70% Zustimmung beantwortet. Allerdings<br />

zeigen sich hier beträchtliche Unterschiede: Sind es<br />

bei den Frauen fast 80%, welche so zum Beruf stehen,<br />

fi ndet diese Frage bei den Männern nur gerade<br />

67% Zustimmung, Tendenz abnehmend mit zunehmender<br />

Schulstufe und zunehmendem Dienstalter.<br />

In der dritten Aufl age der Erhebung überrascht positiv<br />

– mit über 80% «eher zufrieden» – der weitere<br />

deutliche Anstieg der Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit<br />

im Kollegium. Das kollegiale Team wird<br />

stärker denn je <strong>als</strong> Stütze gewertet. Hier zeigen sich<br />

offensichtlich erste Früchte der geleiteten Schule.<br />

Zwar wird noch häufi g über zusätzliche und oft konfl<br />

ikthafte Belastungen bei der Einführung von Schulleitungen<br />

berichtet; die Untersuchung zeigt aber<br />

deutlich, dass das Arbeitsplatzklima bei zunehmender<br />

Dauer der Einrichtung einer Schulleitung deutlich<br />

ansteigt.<br />

Kompetenzzentren und Partner<br />

19 Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung<br />

20 Schweizerische Gesellschaft für Ernährung<br />

21 <strong>Elternmitwirkung</strong><br />

22 Sexualpädagogik und Schule<br />

23 Schulklima<br />

24 RessourcenPlus R+<br />

25 Schweizerisches Netzwerk Gesundheitsfördernder<br />

Schulen<br />

26 Hinweise<br />

28 Übersicht bildung+gesundheit Netzwerk Schweiz<br />

3


4<br />

Unseriöse Reformen und fehlende Entwicklungsmöglichkeiten<br />

Zu den grössten Ursachen von Unzufriedenheit gehört<br />

das Gefühl, ständig zu wenig Zeit für ein seriöses<br />

Erfüllen des Berufsauftrags, etwa für die individuelle<br />

Förderung der Schülerinnen und Schüler, zu<br />

haben. Dies geht einher mit dem Empfi nden einer<br />

unnötig grossen Fülle von administrativen Aufgaben,<br />

von zu hohen Pfl ichtlektionenzahlen auf Kosten anderer<br />

wichtiger Aufgaben sowie von leerläufi ger Reformarbeit.<br />

Das Gefühl, «nie wirklich abschalten zu<br />

können, nie wirklich fertig zu sein», wird auch in anderen<br />

Untersuchungen <strong>als</strong> sehr ungesunde Belastung<br />

genannt. Völlig in den Keller gesunken ist im Verlaufe<br />

der sechzehn Jahre die Einschätzung der Sinnhaftigkeit<br />

und seriösen Umsetzbarkeit von Schulreformen.<br />

Waren 1990 noch 60% der Lehrerschaft damit gut<br />

zufrieden, sind es 2006 nur noch 26%. Stark zugenommen<br />

hat überdies die Unzufriedenheit mit den<br />

berufl ichen Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Sie ist in diesen sechzehn Jahren von 30% auf<br />

66% gestiegen. Zu denken geben muss, dass die<br />

meisten dieser Ursachen von Unzufriedenheit mit zunehmender<br />

Berufserfahrung nicht ab-, sondern eher<br />

zunehmen.<br />

Es gibt bemerkenswerte Ungereimtheiten in den Antwortmustern:<br />

Einerseits wird sehr hohe Zufriedenheit<br />

mit den erzielten Wirkungen sowohl im erzieherischen<br />

Bereich wie auch bei der Vermittlung von Sachkompetenz<br />

geäussert, anderseits wird stark geklagt<br />

über Arbeitsbedingungen, welche die Seriosität der<br />

Auftragserfüllung behindern und überdies zu Dauerbelastungen<br />

führen. Solche inneren Widersprüchlichkeiten<br />

entsprechen der bekannten Neigung vieler<br />

Lehrerinnen und Lehrer, chronisch «unter Tarif» zu<br />

arbeiten. Dies kann zwar pädagogisch edel erscheinen,<br />

schadet aber auf Dauer sowohl der Qualität der<br />

Auftragserfüllung wie auch der eigenen Gesundheit.<br />

Professionalität ist, wenn solche «Selbstbemogelungen»<br />

<strong>als</strong> Teil des Wohlbefi ndens verschwinden und<br />

einem fordernden Selbstbewusstsein Platz machen.<br />

Anton Strittmatter<br />

Leiter Pädagogische Arbeitsstelle LCH, Biel/Bienne<br />

Vergleich ausgewählter Aspekte der Zufriedenheit 1990, 2001 und 2006:<br />

Anteile (eher) Zufriedener in % – Fragen zum Teil mit (leicht) veränderten Formulierungen<br />

Anerkennung durch Kolleginnen und Kollegen<br />

Arbeitsklima an der Schule<br />

Zusammenarbeit im Kollegium<br />

Möglichkeit fl exibler Arbeitsgestaltung<br />

Eigener pädagogischer Handlungsspielraum<br />

Mitsprache bei schulischen Entscheidungen<br />

Anerkennung <strong>als</strong> Fachperson seitens Vorgesetztem / Vorgesetzter<br />

Eigene erzieherische Sicherheit<br />

Eigene fachdidaktische und methodische Sicherheit<br />

Ansehen in der Öffentlichkeit<br />

0% 25% 50% 75% 100%<br />

Berufl iche Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

Schulischer Einsatz gemäss eigenen Wünschen<br />

Arbeitsplatzsicherheit (Status <strong>als</strong> öffentliche/r Beamte/r)<br />

Machbarkeit / seriöse Umsetzung der Reformen<br />

Einsicht in den Sinn der Reformen im Schulwesen<br />

Konstant / Verlässlichkeit der Arbeitsbedingungen<br />

Bereitschaft der Eltern zur Zusammenarbeit (Anerkennung durch Eltern)<br />

Gleichgewicht zwischen Arbeitszeit und Erholung<br />

Abschalten können<br />

Anteil der Verwaltungs- oder Administrationsarbeit im Lehrberuf<br />

0% 25% 50% 75% 100%<br />

www.bildungundgesundheit.ch


Gute gesunde Lehrpersonen für gute gesunde Schulen<br />

Fünf Fragen zum Thema: ein Selbstinterview<br />

Bernhard Sieland<br />

Dem Waldarbeiter fi el das Sägen immer schwerer.<br />

Jemand sagte zu ihm: «Du musst die Säge schärfen,<br />

sie ist ja ganz stumpf!» Er antwortete: «Dazu habe<br />

ich keine Zeit! Ich muss doch noch soviel sägen!»<br />

Woran erkennt man wirksame Lehrpersonen?<br />

Wirksame Lehrpersonen sind nicht automatisch die<br />

mit den besten Absichten, die mit besonders hohen<br />

Idealen oder die mit der grössten Anstrengungsbereitschaft.<br />

Wirksame Lehrpersonen erkennt man aus<br />

meiner Sicht an folgenden Merkmalen:<br />

1. Sie sind weder die pädagogischen Märtyrer, die<br />

ihre letzten Ressourcen für die gute Sache investieren,<br />

noch die 3 % pädagogischen Superfrauen<br />

und -männer, die trotz mässiger Voraussetzungen<br />

wie ein pädagogisches Perpetuum-Mobile funktionieren.<br />

Es sind vielmehr Lehrpersonen aus Fleisch<br />

und Blut, die ihre zentralen Berufsaufgaben in<br />

Bildung und Erziehung gut durchschnittlich<br />

erfüllen und dabei sich selbst sowie die Schüler/innen,<br />

Eltern und Kolleg/innen weiterentwickeln.<br />

2. Der Erfolg wirksamer Lehrpersonen beruht auf<br />

effektiven Prozessen. Sie praktizieren regelmässige<br />

Selbstrefl exion und den kritischen Diskurs<br />

mit ihren Kolleg/innen, Schüler/innen und Eltern,<br />

um ihr Handeln aus verschiedenen Perspektiven<br />

kritisch zu begleiten.<br />

3. Die Nachhaltigkeit wirksamer Lehrpersonen<br />

beruht auf effektiven Strukturen: Erst wenn die<br />

genannten Prozesse strukturell und institutionell<br />

abgesichert sind, kann man von nachhaltiger<br />

Wirksamkeit ausgehen. D.h. für professionelle<br />

Selbstrefl exion sollte es Zeitgefässe geben sowie<br />

Produkte, die verglichen werden können. Für<br />

den Austausch mit kritischen Freunden sollte es<br />

Professionelle Lerngemeinschaften geben sowie<br />

Formen von Klassenrat, regelmässiger Austausch<br />

mit Eltern ... Ein Teil dieser Strukturen könnte<br />

auch virtuell im Netz dokumentiert werden. So<br />

kann das Lehrer/innenforum www.lehrerforum.<br />

uni-lueneburg.de <strong>als</strong> eine multiprofessionelle<br />

Lerngemeinschaft verstanden werden.<br />

4. Der Erfolg wirksamer Lehrpersonen beruht<br />

wesentlich auf deren Gesundheit: Während die<br />

humane Basisgesundheit für alle Menschen gilt,<br />

verfügen wirksame Lehrpersonen über ausreichende<br />

berufsspezifi sche Lehrergesundheit. Sie<br />

nutzen die obgenannten Ressourcen, die gerade<br />

im Lehrberuf besonders von Nöten sind. Dabei<br />

spielt ihre Fähigkeit zur Selbststeuerung im emotional-motivationalen<br />

und im sozialinteraktionalen<br />

Bereich eine entscheidende Rolle. Schliesslich<br />

www.bildungundgesundheit.ch<br />

spielt auch ein lebbares Leitbild, das im kritischen<br />

Diskurs mit Berufskolleg/innen laufend aktualisiert<br />

wird, eine wichtige Rolle.<br />

Was behindert die Entwicklung wirksamer<br />

Lehrpersonen?<br />

Von den vielen Risikofaktoren möchte ich folgende<br />

hervorheben:<br />

1. Die Suggestion der professionellen Allverantwortlichkeit<br />

durch laufende Ausweitung des<br />

Lehrermandates ohne klare Trennung zwischen<br />

Kern- und Zusatzaufgaben verhindert, dass Lehrpersonen<br />

ihre Wirksamkeit schätzen und daraus<br />

Kraft gewinnen, um wirksamer zu werden.<br />

2. Fehlende Mindeststandards: Solange Schüler/<br />

innen wie Lehrpersonen sich an sozialen Mittelwerten<br />

oder Idealen orientieren, statt an wohl<br />

operationalisierten Mindeststandards, die man bei<br />

guter Ausbildung und Motivation erreichen und<br />

überbieten kann, ist mit Entwicklungsschüben in<br />

Richtung Wirksamkeit m. E. nicht zu rechnen.<br />

3. Die mangelhafte Würdigungskultur: Die<br />

fehlenden Mindeststandards bewirken, dass<br />

Lehrpersonen wie Schüler/innen in Feedbackprozessen<br />

mehr Scham über Mängel <strong>als</strong> Freude<br />

über Erreichtes vermittelt wird. Die individuelle<br />

Bezugsnorm wird nur bei Leistungsversagern und<br />

nicht <strong>als</strong> generelle Ermutigungsstrategie genutzt.<br />

Motivierende Würdigung wäre vermutlich ein kostenloses<br />

Mittel, um personale Wachstumskräfte<br />

freizusetzen.<br />

4. Die Mischung aus personen- und verhaltensbezogenem<br />

Feedback stimmt nicht. Umfassende<br />

Selbstwirksamkeitserfahrungen setzen<br />

Rückmeldesysteme voraus, bei denen punktuelle<br />

Leistungsstärken ebenso wie personale Würdigung<br />

vermittelt werden.<br />

Wirksame Lehrpersonen sind<br />

nicht automatisch die<br />

mit den besten Absichten, die mit besonders<br />

hohen Idealen ...<br />

Warum und wieso müssen wirksame<br />

Lehrpersonen balancieren?<br />

Balancieren wie ein Seiltänzer trifft <strong>als</strong> Bild nur unzulänglich<br />

die professionelle Aufgabe von Lehrpersonen<br />

in Polaritäten zu handeln. Während das Bild<br />

vom Tänzer auf dem Seil nahe legt, dass dieser umgehend<br />

merkt, wann er die Balance verliert und fällt,<br />

ist dies bei Pädagogen eher selten und oft erst zu<br />

5


6<br />

spät der Fall. Anders kann man schleichende Prozesse<br />

der Selbst- und Fremdüber- oder -unterforderung<br />

nicht erklären. Im Gegenteil, Lehrpersonen spüren<br />

möglicherweise, dass sie einseitig reagieren, können<br />

dies aber begründen und immunisieren sich so gegen<br />

frühzeitige Hinweise auf erforderliche Kurskorrekturen.<br />

Betrachten wir nun kritische Felder, in denen es oft<br />

um balancierendes Nachsteuern geht. Lehrpersonen<br />

haben ein prinzipielles Problem mit der Dosierung<br />

ihrer Handlungsintensität, die in der Regel auf mehrere<br />

Personen wirkt, oft aber nur für eine bestimmte<br />

gemeint ist. Ihre Aktionen können sie selbst oder<br />

manche Schüler/innen über- und gleichzeitig andere<br />

unterfordern. Die Dauer von Handlungen und Methoden<br />

ist für manche zu kurz, für andere zu lang.<br />

Die Regulation von Nähe und Distanz, von Wertschätzung<br />

und Konfrontation bedürfen dauernd einer<br />

Nachsteuerung im Sinne von Balancieren. Das gilt<br />

allerdings auch für ihren generellen Lebensstil – die<br />

Balance zwischen Berufs- und Privatleben. Schliesslich<br />

gilt Handeln <strong>als</strong> professionell, wenn es zielexplizit und<br />

nebenwirkungsbewusst geschieht. Zielexplizit bedeutet,<br />

dass die Lehrperson ihre Ziele benennen muss,<br />

damit man in einem kritischen Diskurs refl ektieren<br />

kann, ob man für diese Erziehungs- und Bildungsziele<br />

so viel der knappen Ressourcen investieren darf.<br />

Kann sie, was sie will<br />

und will sie, was sie kann ...<br />

und kann sie, was sie soll?<br />

Die Ziele sind aber auch deshalb zu benennen, damit<br />

professionelles Handeln evaluierbar bleibt und gegebenenfalls<br />

Methoden oder Ziele verändert werden<br />

können. Professionelles Handeln muss nebenwirkungsbewusst<br />

erfolgen. Wirksame Handlungen haben<br />

per defi nitionem auch Nebenwirkungen. Beides<br />

gilt es zu erwägen, um qualitätvolles Nachsteuern zu<br />

ermöglichen.<br />

Damit kommt eine Balance zwischen Aktion und Refl<br />

exion in den Blick, die leicht ausser Kontrolle gerät<br />

angesichts der Ziel- und Aufgabenfülle. Abschliessend<br />

möchte ich die Balance zwischen Wollen, Sollen<br />

und Können erwähnen. Will eine Lehrperson in ausreichendem<br />

Masse, was sie soll, ist sie ausreichend<br />

mit ihren Berufsaufgaben identifi ziert und kann<br />

gleichwohl im Sinne einer positiven Rollendistanz<br />

verantwortete Prioritäten setzen. Kann sie, was sie<br />

will und will sie, was sie kann, ist dies die Frage der<br />

Motivation und kann sie, was sie soll, ist dies die Frage<br />

der Eignung.<br />

Wie kann man Balancieren fördern und üben,<br />

bevor man «vom Seil fällt»?<br />

Zunächst einmal gilt es, Balancieren <strong>als</strong> Wahrnehmungs-<br />

und Handlungsfertigkeit zu üben. Man muss<br />

Schlagseiten bei sich selbst und seinen Kolleg/innen<br />

oder Schüler/innen frühzeitig erkennen und verstehen<br />

können. Hier spielen die Auseinandersetzung<br />

mit Selbstrechtfertigungen für einseitige Reaktionsmuster<br />

sowie der Umgang mit Blindheit gegenüber<br />

nebenwirkungsreichen Interaktionen eine wichtige<br />

Rolle. In Lüneburg haben wir dafür drei virtuelle Instrumente<br />

entwickelt, die auch den Lehramtsstudierenden<br />

und Lehrpersonen in der Schweiz zugänglich<br />

sind.<br />

Wir nutzen Internetdiagnosen für das Erkennen von<br />

persönlichen Stärken und Schlagseiten (www.cctswitzerland.ch<br />

sowie http://psychologie.uni-lueneburg.de/umfrage/.<br />

Sie dienen der Entwicklung realitätshaltiger<br />

Selbstkonzepte. In einem zweiten Schritt<br />

arbeiten wir mit Professionellen Lerngemeinschaften<br />

nach dem Prinzip kooperative Entwicklungs steuerung<br />

und Selbstmanagement (= KESS), in denen durch<br />

wechselseitige Lern- und Entwicklungsberatung aus<br />

den Diagnosen Entwicklungspläne abgeleitet und<br />

diese mit Hilfe kritischer Freunde umgesetzt werden.<br />

Dabei geht es immer auch um die Arbeit an der eigenen<br />

Balance aus Selbst- und Fremdsicht in verschiedenen<br />

Rollenkontexten.<br />

Schliesslich bieten wir ein virtuelles Lehrer/innenforum<br />

www.lehrerforum.uni-lueneburg.de an. Hier<br />

können Berufsprobleme, in denen die persönliche<br />

Balance und Wirksamkeit besonders strapaziert wird,<br />

durch kooperatives Problemlösen in einem multiprofessionellen<br />

Team bewältigt werden.<br />

Prof. Dr. Bernhard Sieland<br />

Institut für Psychologie der Universität<br />

Lüneburg<br />

sieland@uni-lueneburg.de<br />

Literatur<br />

Ebert. D., Rahm, T., Sieland, B. (2006). Virtuelle<br />

professionelle Lerngemeinschaften. Ein Lüneburger<br />

Modell kompetenzorientierter Lehrerbildung. In:<br />

B. Jürgens (Hrsg.) Kompetente Lehrer ausbilden.<br />

Vernetzung von Universität und Schule in der Lehreraus-<br />

und -weiterbildung. Aachen: Shaker Verlag.<br />

S. 89 – 109<br />

www.bildungundgesundheit.ch


Der Gesundheitskompass<br />

Navigationshilfen für Lehrerinnen und Lehrer zwischen Einlassen und Ausbrennen 1<br />

Siegfried Seeger<br />

Wer im Lehrberuf gesund bleiben möchte, ist täglich<br />

gefordert, sich in ständig verändernden Anforderungen<br />

mit schwankenden eigenen Energien immer wieder<br />

neu zu verorten. Und dies zwischen Engagement<br />

und Rückzug oder Nähe und Distanz oder Zusagen<br />

und Neinsagen. Diese Suche nach Balance kostet<br />

Kraft und erfordert gute Navigationshilfen.<br />

Bei dieser Suche spielen individuelle Wahrnehmungen<br />

und Deutungen der Wirklichkeit eine zentrale<br />

Rolle, die sich <strong>als</strong> ‹Arbeitsplatz bezogene Verhaltens-<br />

und Erlebensmuster› (Schaarschmidt 2 ) beschreiben<br />

lassen. Vier Grundmuster bilden eine erste Refl exionshilfe:<br />

Gesundheit, Schonung, Selbstüberforderung<br />

und Burn-out.<br />

Welcher Lehrer-Typ bin ich?<br />

Jedes der von Schaarschmidt beschriebenen Grundmuster<br />

entsteht durch einen ‹typischen› Ausprägungsgrad<br />

von berufsrelevanten Merkmalen, wie der<br />

Bedeutsamkeit der Arbeit, dem berufl ichen Ehrgeiz,<br />

der Verausgabungsbereitschaft, dem Perfektionsstreben,<br />

der Distanzierungsfähigkeit, der Resignationstendenz,<br />

der Strategien der Problembewältigung, der<br />

inneren Ruhe und Ausgeglichenheit, dem Erfolgserleben<br />

im Beruf, der Lebenszufriedenheit sowie der<br />

erlebten sozialen Unterstützung.<br />

Diese Analyse führt zu zwei wichtigen Erkenntnissen.<br />

Erstens: Nur wer seine individuellen Stärken und<br />

Schwächen, seine förderlichen und hemmenden Haltungen<br />

bzw. sein ‹Muster› seiner Konstruktion von<br />

Wirklichkeit kennt, kann sich refl ektiert im ständig<br />

wechselnden Kraftfeld Schule ‹richtig› verorten.<br />

Zweitens: Die Unterschiedlichkeiten dieser Muster<br />

machen den Reichtum aber auch manche Grenze<br />

im kollegialen Alltag aus. Sie zu ignorieren oder aber<br />

egalisieren zu wollen, wäre verhängnisvoll. Ausserdem<br />

gelten mehr <strong>als</strong> die Hälfte aller Lehrpersonen<br />

<strong>als</strong> gesundheitliche Risikogruppe mit den Mustern<br />

Selbstüberforderung und Burn-out – eine Herausforderung<br />

für den kollegialen Alltag!<br />

Wo stehe ich im Schulalltag?<br />

Der Schulalltag von Lehrer/innen spielt sich in einem<br />

spannungsreichen ‹Bermuda-Dreieck› zwischen<br />

«Können, Sollen und Wollen» (Heyse 3 ) ab. In ‹unpassenden›<br />

Ausprägungsgraden dieser Pole kann es<br />

zu Dis-Balancen kommen, die Selbstüberforderung<br />

(Wollen > Können), Selbstverwöhnung (Können ><br />

Wollen), Überforderung (Sollen > Können) oder Soll-<br />

Übererfüllung (Wollen > Sollen) entstehen lassen.<br />

Eine selbstkritische Auseinandersetzung mit dem ‹Sollen›<br />

kann wirkliche Anforderungen von vermeintlich<br />

unterstellten Erwartungen trennen helfen. Die Refl exion<br />

des ‹Könnens› erfordert eine selbstkritische Bilanz der<br />

eigenen Kompetenzen und der Blick in das eigene ‹Wollen›<br />

konfrontiert einen mit dem pädagogischen Eros.<br />

Erst ein refl ektierter Blick in die Pole des eigenen Bermudadreiecks<br />

und den damit verbundenen eigenen<br />

Korrektur- oder Entwicklungsaufgaben verbessert die<br />

Chance einer gelingenden Balance zwischen Können,<br />

Sollen und Wollen. Und dieses Gelingen führt<br />

nicht nur zu mehr Leistungsfähigkeit, Zufriedenheit,<br />

Wohlbefi nden und Gesundheit, sondern ist immer<br />

auch Ausdruck einer hohen Professionalität.<br />

Wollen = Können<br />

Selbst-Disziplin &<br />

Selbst-Verantwortung<br />

www.bildungundgesundheit.ch Fussnoten: siehe Seite 9<br />

Wollen<br />

W = K = S<br />

Balance<br />

(Muster Gesundheit)<br />

Können Sollen<br />

Können = Sollen<br />

Eignung<br />

Sollen = Wollen<br />

Identifi kation &<br />

Wertschätzung<br />

(verändert nach Heyse 2003)<br />

Was machen wir <strong>als</strong> Kollegium in unserer<br />

Schule damit?<br />

Die skizzierten Analysen konfrontieren Lehrer/innen<br />

mit den ‹riskanten› Aspekten des Lehrberufs, die aber<br />

immer auch Ansatzpunkte für Entwicklungen sind:<br />

sie fordern zur sensiblen Wahrnehmung auf, lassen<br />

Gemeinsames und Unterschiedliches erkennen und<br />

fordern eine Verständigung im Kollegium darüber<br />

– und die Fähigkeit, Unterschiede auszuhalten und<br />

diese auch zu steuern.<br />

Lehrpersonen müssen aber auch die strukturellen Bedingungen<br />

und Chancen kennen – und nutzen: Ich kann<br />

nicht alles allein und auf mich gestellt lösen – aber ICH<br />

<strong>als</strong> Lehrperson kann / muss meine Rolle klären und mir<br />

damit Profi l geben. WIR <strong>als</strong> Kollegium können / müssen<br />

ein wertschätzendes und kommunikatives Schulklima<br />

erzeugen. Die SCHULE <strong>als</strong> Organisation kann / muss in<br />

ihren Räumen, Zeiten, Prozessen und Beziehungen gesundheitsfördernd<br />

gestaltet werden.<br />

Schule entsteht tagtäglich aus ko-konstruierten Wirklichkeiten<br />

ihrer Mitglieder. Die Klärung der persönlichen<br />

und kollegialen Voraussetzungen, Wahrnehmungen<br />

und Entwicklungsvorhaben ist unverzichtbar<br />

für jede Schulentwicklung. Ändern kann aber nur ich<br />

mich selbst, niem<strong>als</strong> «die Anderen»!<br />

Siegfried Seeger:<br />

Freier Bildungsreferent für Gesundheitsförderung<br />

und Schulentwicklung<br />

si.seeger@t-online.de<br />

7


8<br />

Gesund im Unterricht – gesund durch den Unterricht?<br />

Tina Hascher<br />

Dass eine wirksame schulische Gesundheitsförderung<br />

sowohl an der Person und ihrem Verhalten <strong>als</strong> auch<br />

an den Strukturen und damit an den Verhältnissen<br />

des Berufsfeldes anknüpfen muss, ist Ihnen sicher<br />

hinreichend bekannt. Jedoch: Wie lässt sich dies im<br />

Lehrberuf umsetzen?<br />

Die Gesundheit von Lehrpersonen<br />

wird <strong>als</strong> eine lebensgeschichtlich verankerte<br />

und täglich immer wieder neu und aktiv<br />

herzustellende Balance verstanden.<br />

Gesundheit <strong>als</strong> Balanceakt<br />

Die Gesundheit eines Menschen ist abhängig von<br />

seiner Person, von den Rahmenbedingungen, in<br />

denen er lebt, und von seiner sozialen Lebenswelt.<br />

Diese sind nicht immer förderlich für die Gesundheit,<br />

und es bestehen stets Faktoren, die die Gesundheit<br />

beeinträchtigen können. Die Gesundheit (von Lehrpersonen)<br />

wird deshalb <strong>als</strong> eine lebensgeschichtlich<br />

verankerte und täglich immer wieder neu und aktiv<br />

herzustellende Balance verstanden (Hurrelmann,<br />

1991). Balancieren im Lehrberuf bedeutet,<br />

- die Fähigkeit zu entwickeln, «sich aktiv Bedingungen<br />

zu schaffen, welche Wohlbefi nden ermöglichen»,<br />

und<br />

- die Fähigkeit zu entwickeln, «jene Bedingungen<br />

zu erkennen und zu verändern, welche das Wohlbefi<br />

nden gefährden» (Interkantonale Lehrmittelzentrale,<br />

1996, S. 50).<br />

Damit geht es auch darum, ein Gleichgewicht innerhalb<br />

der eigenen Erwartungen und Ziele (Verhalten),<br />

aber ebenso zwischen den eigenen Möglichkeiten<br />

und Zielvorstellungen (Verhalten) und den jeweils<br />

gegebenen berufl ichen Anforderungen und Rahmenbedingungen<br />

(Verhältnisse) herzustellen. Auf<br />

den Unterricht bezogen (vgl. auch Hascher & Baillod,<br />

2007; Paulus & Hascher, 2003) kann dies beispielsweise<br />

dazu führen, dass der Entscheidungsfreiraum<br />

für die Gestaltung der Lehr-Lernumgebungen fl exibel<br />

genutzt wird; dass Zeiten der Ruhe und der Entspannung<br />

nicht nur für die Schüler/innen, sondern auch<br />

für die Lehrperson gezielt eingeplant werden; dass<br />

der Unterricht sowohl in den Dienst der Leistungs <strong>als</strong><br />

auch der sozialen Entwicklung der Schüler/innen gestellt<br />

wird.<br />

Risikofaktoren und Schutzfaktoren im<br />

Unterricht<br />

Eine wichtige Feststellung von Antonovsky (1997)<br />

war, dass ein Mensch nie völlig gesund oder krank<br />

ist. Vielmehr bewegen wir uns in einem Kontinuum<br />

zwischen den Polen Gesundheit vs. Krankheit. Ob<br />

sich ein Individuum eher dem Pol der Gesundheit<br />

oder der Krankheit nähert, hängt vom Wechselspiel<br />

zwischen Risiko- und Schutzfaktoren ab.<br />

Risikofaktoren können biologischer Art (z.B. hoher<br />

Lärmpegel), psychosozialer (z.B. schlechtes Arbeitsklima)<br />

oder gesellschaftlicher Natur (z.B. überhöhte<br />

Anforderungen an den Beruf durch die Gesellschaft)<br />

sein. Personale und soziale Schutzfaktoren mindern<br />

die Wirkung der Risiken und können einen direkten<br />

Einfl uss auf Gesundheit und Wohlbefi nden ausüben.<br />

Folgende Risikofaktoren lassen sich für den Lehrberuf<br />

identifi zieren (vgl. auch Hillert & Schmitz, 2004):<br />

Verausgabungsbereitschaft, Perfektionsstreben,<br />

überhöhte Ansprüche, «Helfer-Syndrom», Resignation,<br />

unangemessene Verantwortungsübernahme.<br />

Sie spiegeln sich im Unterricht wider, z.B. in der Haltung<br />

und Einstellung der Lehrperson gegenüber den<br />

Lernenden und der eigenen Tätigkeit, und hängen<br />

mit vier Aspekten zusammen, die Weinert (1997) <strong>als</strong><br />

Fallen der neuen Lernkultur charakterisiert hatte, und<br />

die sich meiner Meinung nach gut auf das Thema der<br />

Gesundheit übertragen lassen:<br />

- Die Romantisierung des lernenden Kindes, der/des<br />

lernenden Jugendlichen<br />

- Die Idealisierung des lernenden Kindes, des/der<br />

lernenden Jugendlichen<br />

- Die Stigmatisierung der Lehrperson <strong>als</strong> Kontrollinstanz<br />

des schulischen Lernens<br />

- Die Dogmatisierung bestimmter Unterrichtsmethoden<br />

... dass Zeiten der Ruhe und der Entspannung<br />

nicht nur für die Schüler/innen, sondern auch<br />

für die Lehrperson gezielt eingeplant werden.<br />

Als Schutzfaktoren dienen z.B. Distanzierungsfähigkeit,<br />

Erholungsfähigkeit, berufl iche Ziele, Bedeutsamkeit<br />

der Arbeit, Problembewältigungskompetenzen,<br />

innere Ruhe und Ausgeglichenheit, Erfolgserleben,<br />

Zufriedenheit und soziale Unterstützung (Hillert &<br />

Schmitz, 2004). Aus der Liste weiterer Schutzfaktoren<br />

(vgl. auch Mohr & Udris, 1997) möchte ich drei herausgreifen,<br />

die mir für den Unterricht <strong>als</strong> besonders wichtig<br />

und zugleich <strong>als</strong> zu wenig genutzt erscheinen:<br />

www.bildungundgesundheit.ch


- Der Handlungs- und Kontrollspielraum, den eine<br />

Lehrperson hat, kann <strong>als</strong> Ressource gegenüber<br />

Faktoren, die wenig/nicht durchschaubar, nicht<br />

vorhersehbar bzw. nicht beeinfl ussbar sind, genutzt<br />

werden. Es ist folglich essentiell, die eigene<br />

Wirksamkeit bewusst zu machen, Anforderungen<br />

und Leistungsfähigkeit aufeinander abzustimmen<br />

und die optimistischen Erwartungen in die eigenen<br />

Kompetenzen (weiter-) zu entwickeln.<br />

- Mit sozialer Unterstützung – gleichermassen ein<br />

Bestandteil der Arbeitsorganisation und eine<br />

individuelle Ressource – kann ein Handlungsrepertoire<br />

auch für schwierige Situationen erarbeitet<br />

werden. Von Lehrpersonen ist jedoch bekannt,<br />

dass sie ihren Beruf eher <strong>als</strong> Einzelgänger/innen<br />

ausführen. Liegt dies nicht auch daran, dass die<br />

Erwartungen und Ansprüche an die Unterstützung<br />

zu hoch sind? Dass Unterstützungsbedürfnis<br />

bzw. -angebot zu wenig kommuniziert werden?<br />

Dass dysfunktionale Denk- und Bewertungsmuster<br />

hinsichtlich Unterstützungsangeboten bestehen?<br />

- Nicht nur durch den Aufbau von fachlichen und<br />

sozialen, sondern auch emotionalen Kompetenzen<br />

kann die persönlichkeitsfördernde Wirkung<br />

der Arbeit gestärkt werden. Jede Handlung eines<br />

Menschen wird von Emotionen begleitet, auch im<br />

Arbeitsalltag. Für den Lehrberuf erscheint mir der<br />

Umgang mit den folgenden Emotionen <strong>als</strong> besonders<br />

wichtig: (1) der Umgang mit berufsbezogener<br />

Angst, vor allem soziale sowie Leistungs- bzw.<br />

Versagensangst; (2) die Reduktion von Misstrauen<br />

gegenüber Schüler/innen, Eltern und Kolleg/innen;<br />

(3) die Betonung von Freude und Zufriedenheit.<br />

Jede Handlung eines Menschen<br />

wird von Emotionen begleitet,<br />

auch im Arbeitsalltag.<br />

Schlussgedanke<br />

Das Ziel meiner Ausführungen war es zu zeigen, dass<br />

zwar nicht die einzige, aber doch zentrale Quelle der<br />

Gesundheit von Lehrpersonen in der Gestaltung und<br />

Durchführung des Unterrichts liegt. Eine hohe Qualität<br />

des Unterrichts trägt zur Gesundheit der Lehrpersonen<br />

bei. Damit meine ich keineswegs die Formel:<br />

Je höher der Aufwand einer Lehrperson, desto besser<br />

ist ihr Unterricht; auch nicht: je weniger Aufwand,<br />

desto besser. Vielmehr möchte ich mich zur Bestimmung<br />

der Qualitätskriterien Franz E. Weinert (1998)<br />

anschliessen, der gesagt hat: Guter Unterricht ist ein<br />

Unterricht, in dem mehr gelernt <strong>als</strong> gelehrt wird.<br />

www.bildungundgesundheit.ch<br />

Wird dieses Qualitätskriterium im Schulalltag konsequent<br />

umgesetzt, trägt dies sowohl zur Entwicklung<br />

der Schüler/innen <strong>als</strong> auch zur Gesundheit der Lehrpersonen<br />

bei.<br />

Prof. Dr. Tina Hascher<br />

Professorin für Pädagogik an der<br />

Universität Salzburg<br />

tina.hascher@sbg.ac.at<br />

Literatur<br />

Antonovsky, A. (1997). Salutogenese – Zur Entmystifi<br />

zierung der Gesundheit. Dt. erweiterte Ausgabe<br />

von A. Franke. Tübingen: DGVT.<br />

Hascher, T. & Baillod, J. (im Druck). Gesundheitsmanagement<br />

in der Schule. In R. Voss (Hrsg.), Innovatives<br />

Schulmanagement.<br />

Hillert, A. & Schmitz, E. (Hrsg.) (2004). Psychosomatische<br />

Erkrankungen bei Lehrerinnen und Lehrern.<br />

Stuttgart: Schattauer.<br />

Hurrelmann, K. (1991). Sozialisation und Gesundheit.<br />

Somatische, psychische und soziale Risikofaktoren im<br />

Lebenslauf. Weinheim/München: Juventa.<br />

Interkantonale Lehrmittelzentrale (Luzern) (1996):<br />

‹Bisch Zwäg‘: Gesundheitsförderung in der Schule<br />

– Materialien für den Unterricht. Buchs: Lehrmittelzentrale<br />

des Kt. Aargau (Hrsg.).<br />

Mohr, G. & Udris, I. (1997). Gesundheit und Gesundheitsförderung<br />

in der Arbeitswelt. In R. Schwarzer<br />

(Hrsg.), Gesundheitspsychologie – ein Lehrbuch<br />

(S. 553 – 573). Göttingen: Hogrefe.<br />

Paulus, P., & Hascher, T. (2003). Schule braucht Gesundheit<br />

– Lehrpersonen <strong>als</strong> Vermittelnde, Mitgestaltende<br />

und Betroffene. In Journal für Lehrerinnen-<br />

und Lehrerbildung, (1), S. 41 – 48.<br />

Weinert, F. E. (1998). Guter Unterricht ist ein Unterricht,<br />

in dem mehr gelernt <strong>als</strong> gelehrt wird.<br />

In J. Freund, H. Gruber & W. Weidinger (Hrsg.), Guter<br />

Unterricht – Was ist das? Aspekte von Unterrichtsqualität<br />

(S. 7 – 18). Wien: Pädagogischer Verlag.<br />

Fussnoten zu: Der Gesundheitskompass (Seite 7)<br />

1 diesem Beitrag liegt ein gleichnamiges Atelier zugrunde,<br />

das ich mit Rainer Steen während der letzten Impulstagung<br />

des Schweizer Netzwerkes Gesundheitsfördernder Schulen<br />

(2006) angeboten habe. Ausführliche Darstellung zum download<br />

unter: www.gesunde-schulen.ch (downloads/Lehrergesundheit/Gesundheitskompass)<br />

2 Schaarschmidt et al. (2004): Halbtagsjobber? Psychische Gesundheit<br />

im Lehrerberuf – Analyse eines veränderungswürdigen<br />

Zustandes. Weinheim und Basel, Beltz-Verlag<br />

3 Heyse (2003): Lehrergesundheit zwischen SOLLEN, WOLLEN<br />

und KÖNNEN.(Trier, 2003) unter: www.lehrergesundheit.bildung-rp.de<br />

9


10<br />

Gesundheit ist sinnvoll<br />

Toni Wagner<br />

Was hat mich heute Morgen zum Aufstehen<br />

bewegt?<br />

Wie kommt am Morgen das Leben in mir auf?<br />

Spüre ich, dass heute durch mein Aufstehen etwas<br />

Gutes wird in der Welt, dass durch mein Aufstehen<br />

etwas Gutes wird in meinem Leben – oder sind<br />

es lediglich die Gewohnheiten, die Pfl ichten, die<br />

Zwänge, die Aufgaben, die Abmachungen, meine<br />

Vorstellungen, die mich zum Aufstehen bewegen?<br />

Was lässt mich aufstehen, wenn ich gar nicht<br />

will oder nicht mag? Wie fühlt es sich an, wenn<br />

ich trotzdem aufstehe? Was ist das für ein Leben,<br />

wenn ich mir am Morgen sagen muss: «Aufstehen<br />

ist schlecht, aber die Konsequenz des Liegenbleibens<br />

ist noch schlechter.» 1<br />

Diese zwei Fragen führen uns direkt zum Thema<br />

und bringen uns Sinn und Unsinn des Lebens näher.<br />

Wie fühlt sich das an, wenn sich am Morgen Bewegung<br />

regt? Woher kommt sie, von aussen oder<br />

innen? Bin ich es, der mich aufstehen lässt oder<br />

werde ich aufgestanden? Ist es eine Empfi ndung<br />

oder ist es eine Kraft, die das bewirkt oder ist es gar<br />

etwas von aussen, das mich in Bewegung bringt?<br />

Was aber ist mit dieser Kraft, wenn ich aufstehen<br />

will, aber nicht kann, wenn da etwas ist, was mich<br />

hindert daran. Dann merke ich, dass ich alleine<br />

nicht wollen wollen kann.<br />

Oblomow 2 hat sich diese Fragen im gleichnamigen<br />

Roman von Gontscharew unter anderem auch gestellt<br />

und sich seine Gedanken darüber gemacht, ob<br />

es nun sinnig ist aufzustehen. Um seine Erkenntnisse<br />

und Fragen festzuhalten brauchte er 800 Seiten.<br />

In dem Roman wägt nun Oblomow auf alle Seiten<br />

ab, bespricht mit sich die Dafür und Dawider. Er hat<br />

dann eine für sich sinnvolle Entscheidung getroffen,<br />

nämlich doch nicht aufzustehen, sondern liegen zu<br />

bleiben. Um seine Entscheidung zu treffen, ist er in<br />

einen Dialog mit sich und der Welt getreten.<br />

«Es soll Sinn machen – oder – das macht ja keinen<br />

Sinn!» – oft mit dem Zusatz «für mich» kombiniert<br />

ist heute leicht und laut gesprochen, viel gelesen<br />

und oft gehört. Alles im Leben soll Sinn machen.<br />

Selbst der Sinn soll machbar sein, wieso auch nicht.<br />

Wer den Sinn aber macht, ist in dieser Betrachtungsweise<br />

kein Thema. Sinn ist <strong>als</strong>o eine Machtfrage,<br />

denn wenn ich sinnerfüllt lebe, fühle ich mich<br />

wirkmächtig oder authentisch, das heisst gesund.<br />

Wieso hören wir aber den Satz: «Ich mache Sinn.<br />

Ich mache keinen Sinn» selten oder nie?<br />

Wer ist es denn, der hier Sinn macht? Wo wird denn<br />

Sinn bereit gemacht, her/hin gestellt. Wer oder was<br />

stellt ihn mir zur Verfügung, macht, dass ich darüber<br />

verfügen kann, dass ich mich gesund fühle? Ist<br />

es Gott oder sind es die Heiligen Schriften? Ist es die<br />

Arbeit oder der Lohn, ist es die Schule, der Beruf,<br />

die Wirtschaft, sind es die Trends oder meine Ideale,<br />

wer oder was macht Sinn, was macht gesund?<br />

«Ich sehe keinen Sinn, es ist alles sinnlos, ich fi nde<br />

keinen Sinn mehr darin», diese leisen, aber höchst<br />

dramatischen Worte hat wohl jeder schon gesprochen<br />

oder gedacht. Sie werden nicht in die Welt<br />

hinaus gerufen, sie schreien lautlos in meinem<br />

Innern, bleiben mir aber im H<strong>als</strong>e stecken, lassen<br />

mich verstummen, machen mich ohnmächtig.<br />

Beide Gefühle, der unbändige Wunsch, Sinn zu erfüllen,<br />

zu wollen, dass etwas sinnvoll ist und das<br />

erschreckende Gefühl, dass ich den Sinn nirgends<br />

mehr sehen kann, machen mich darauf aufmerksam,<br />

dass da in mir ein Vermögen, ein Bedürfnis<br />

ist, eine Potenzialität, eine innere Bereitschaft ist,<br />

Sinn zu suchen oder auszuführen. Es ist dasjenige<br />

im Menschen, das frustriert ist, wenn es unter<br />

Sinnlosigkeit leidet. «Ein Wille zum Sinn», wie es<br />

V. Frankl formuliert, der dem Menschen in die Wiege<br />

gelegt ist.<br />

Der Mensch kann gar nicht anders, <strong>als</strong> Sinn zu wollen.<br />

Es ist seine spezifi sch menschliche Motivationskraft.<br />

Heidegger 3 bezeichnet diese Kraft <strong>als</strong> Existenzial.<br />

Das In-Frage-Stellen des sinnvollen Lebens<br />

kann daher niem<strong>als</strong> an sich etwa der Ausdruck von<br />

Krankhaftem am Menschen sein; es ist vielmehr<br />

eigentlicher Ausdruck des Menschlichen schlechthin<br />

– Ausdruck geradezu des Menschlichsten im<br />

Menschen, es ist das Gefühl von Gesundheit. Es ist<br />

ausschliesslich dem Menschen vorbehalten, seine<br />

Existenz <strong>als</strong> fragwürdig zu erleben, und wenn er<br />

dies tut, ist er am menschlichsten. «Wozu soll das<br />

alles gut sein?» Das ist die erste und letzte Frage.<br />

Sie entscheidet über das Gefühl, gesund oder krank<br />

zu sein.<br />

Alle andern Fragen, sind der Grundfrage «Wozu ist<br />

das alles» nachgereiht. «Wer ein Wozu hat, erträgt<br />

fast jedes Wie und Warum» 4 . Das Leben wird zum<br />

Kunstwerk, wenn es die Gestalt trägt, die ich ihm<br />

gebe. Gesundheit ist die Kraft und das Gefühl, mit<br />

den täglichen Anforderungen und auch Widerlichkeiten<br />

im Beruf und im Leben trotz allem aber mit<br />

Entschiedenheit sinnvoll umgehen zu können.<br />

Toni Wagner<br />

Lehrer, Existenzanalytiker und<br />

Logtherapeut<br />

toni@toniwagner.ch<br />

1 Karl Jaspers<br />

2 Gontscharow, Oblomow, Fischer 1982<br />

3 Heidegger, Ästhetische Schriften S. 253<br />

4 V. Frankl, Sinnfrage in der Psychotherapie,<br />

1981München Piper S. 132<br />

www.bildungundgesundheit.ch


Umgang mit Anforderungen und Ressourcen<br />

Stefan Albisser & Manuela Keller-Schneider<br />

Wie Lehrpersonen mit Ressourcen umgehen<br />

– Ausschnitte aus Studien<br />

Dieser Artikel nimmt Bezug auf die Ergebnisse des<br />

Forschungsprojekts ARBEL, wie sie von Albisser et al.<br />

(2006) publiziert vorliegen und fokussiert daraus den<br />

Aspekt der konstruktiven Nutzung vielfältiger Verarbeitungsmuster<br />

und kollegialer Weiterentwicklungsmöglichkeiten.<br />

Zur Beschreibung der bei Lehrpersonen unterschiedlichen<br />

Anforderungsverarbeitung wurde das<br />

diagnostische Erhebungsverfahren AVEM (Schaarschmidt<br />

et al. 2003) eingesetzt. Dieses leistet eine<br />

Unterscheidung in vier Verarbeitungstypen, welche<br />

sich bezüglich berufl ichem Engagement, Distanzierungs-<br />

und Widerstandfähigkeit sowie Lebens- und<br />

Arbeitszufriedenheit unterscheiden. Zwei tendenziell<br />

gesundheitserhaltenden bzw. gesundheitsförderlichen<br />

Verarbeitungsmustern stehen zwei Risikotypen<br />

gegenüber (zit. nach Albisser et al. 2006, S. 12):<br />

- G wie Gesund: gesundheitsförderliches Verhältnis<br />

zur Arbeit; Fähigkeit, anstehende Probleme offensiv<br />

anzugehen und damit ein aufgabenorientiertes<br />

Bewältigungsverhalten, welches Professionalität<br />

ermöglicht.<br />

- S wie Schonung: Zurückhaltung bezüglich Verausgabungsbereitschaft<br />

und Perfektion, eher geringer<br />

berufl icher Ehrgeiz, aber hohe Distanzierungsfähigkeit.<br />

- A wie Risikomuster A: Überengagement und<br />

Selbstausbeutung bei relativ geringer Widerstandskraft,<br />

Lebenszufriedenheit und Ausgeglichenheit,<br />

gleichzeitig relativ hohe Resignationstendenz,<br />

erschöpfungsgefährdet und<br />

krankheitsanfällig.<br />

- B wie Burn-outgefährdung: chronische psychische<br />

Erschöpfung und hohe Resignation, keine offensive<br />

Problembewältigung, geringe Ausgeglichenheit<br />

und geringes Erfolgserleben im Beruf.<br />

Studie «Anforderungen und Ressourcen im<br />

Berufszyklus von Lehrpersonen» ARBEL<br />

In den Ergebnissen, wie Lehrpersonen ihre Anforderungen<br />

zur Hauptsache bewältigen, fällt auf, dass<br />

ein Viertel der befragten Schweizer Lehrpersonen<br />

mit dem Verarbeitungsmuster G (gesundheitsfördernd)<br />

beschrieben werden kann, ein Drittel mit<br />

dem Schonungsmuster S und gut 10% bzw. 30%<br />

mit den Risikomustern A und B. Beschreibt man diese<br />

Musterverteilung im berufsbiografi schen Verlauf der<br />

Lehrpersonen, d.h. nach Berufserfahrungsgruppen,<br />

ergeben sich deutliche Abweichungen von diesen<br />

Mittelwerten:<br />

www.bildungundgesundheit.ch<br />

Die Querschnittserhebung zeigt in der Gruppe der Studierenden<br />

bei Studienabschluss, und somit kurz vor<br />

Eintritt in den Lehrberuf, am meisten G- und S-Muster<br />

(rund 31% bzw. 35%), Lehrpersonen zu Beginn des<br />

zweiten Berufsjahres (Berufseinsteigende) und Lehrpersonen<br />

bis zum 45. Lebensjahr zeigen mit 39.1%<br />

bzw. 34.4% am häufi gsten das Schonungsmuster S.<br />

Bei den über 45-jährigen, langjährig berufserfahrenen<br />

Lehrpersonen überwiegt das Risikomuster B (36%).<br />

Der höchste Anteil G-Muster fi ndet sich unter den<br />

vor dem Berufseinstieg stehenden (den Studierenden<br />

im letzten Studienjahr); der höchste Anteil S-Muster<br />

unter den in den Beruf Eingestiegenen. Mit zunehmender<br />

Berufserfahrung nimmt der Schonungsanteil<br />

signifi kant ab (von 39.1% der Berufseinsteigenden<br />

zu 34,4% der bis 45-Jährigen bzw. 24,2% der über<br />

45-Jährigen).<br />

Dam<strong>als</strong> wurde das konstruktive,<br />

professionalitätsfördernde Potenzial von<br />

Supervision und Kooperation erst wenig<br />

erkannt; Supervision und Kooperation wurden<br />

eher mit Schwäche und Nicht-Meistern-können<br />

in Verbindung gebracht.<br />

Der hohe Anteil des Verarbeitungsmusters S (Schonung)<br />

bei Lehrpersonen im Berufseinstieg kann erstaunen,<br />

wird doch die Phase des Berufseinstiegs <strong>als</strong><br />

Phase mit hohen Beanspruchungen und Belastungen<br />

wahrgenommen (Huberman 1991, Larcher 2005).<br />

Was bedeutet dieser hohe Anteil von sich schonenden<br />

Lehrpersonen im Berufseinstieg? Rückzug oder<br />

produktiver Umgang mit Stressoren und Belastungspotenzialen?<br />

Könnte sich im Schonungsmuster der<br />

Berufseinsteigenden auch ein Steuern von Beanspruchungen<br />

widerspiegeln? Liesse sich im Schonerverhalten<br />

Berufseinsteigender vielleicht gar ein Kernpunkt<br />

konstruktiven, gesundheitsfördernden und<br />

professionellen Bewältigungsverhaltens auffi nden?<br />

Studie «Entwicklungsaufgabe Berufseinstieg»<br />

EABest<br />

Aus der EABest-Studie von Keller-Schneider (2006), in<br />

welcher die Bewältigung von Herausforderungen im<br />

Vergleich zwischen neu in den Beruf einsteigenden<br />

und erfahrenen Lehrpersonen einen Schwerpunkt<br />

darstellt, zeigt sich, dass sowohl berufseinsteigende<br />

<strong>als</strong> auch erfahrene Lehrpersonen ihre Berufsaufgabe<br />

sehr ernst und wichtig nehmen. Berufseinsteigende<br />

wählen dabei im Umgang mit ihren Ressourcen einen<br />

schonungsvolleren Umgang <strong>als</strong> erfahrene Lehrpersonen.<br />

Sich abgrenzen und sich auch Momente<br />

der Erholung verschaffen ist ihnen wichtig. Einen<br />

11


12<br />

schonungsvollen Umgang mit Ressourcen zu pfl egen<br />

gelingt ihnen im Vergleich zu den erfahrenen Lehrpersonen<br />

deutlich besser und beansprucht sie auch<br />

weniger. Dies könnte darauf hinweisen, dass sie sich<br />

bewusst sind, hohen Beanspruchungen ausgesetzt<br />

zu sein und im neuen Lebensabschnitt selbst für Erholungsmomente<br />

sorgen zu müssen.<br />

Ob dieser Befund durch die unterschiedliche Berufssozialisation<br />

der jüngeren Lehrer/innengeneration<br />

erklärt werden kann und somit die jüngere die ältere<br />

Lehrer/innengeneration zu einem gesundheitsförderlicheren<br />

Bewältigungsverhalten anregen könnte,<br />

bleibt offen.<br />

Erklärungsansätze<br />

Studienabgänger/innen der heutigen Zeit ist die Gefahr<br />

der Erschöpfung und der Burn-outerscheinungen<br />

im Lehrer/innenberuf stärker bewusst <strong>als</strong> Lehrpersonen,<br />

die ein bis drei Jahrzehnte früher in den<br />

Beruf eingestiegen sind. Sich abgrenzen, schützen<br />

und Erholung verschaffen ist Teil ihrer Berufssozialisation<br />

geworden. In der Ausbildung wie auch in den<br />

Begleitangeboten während des Berufseinstiegs (Berufseinsführungsangebote<br />

der Pädagogischen Hochschulen<br />

in der Schweiz) wird der Anforderung nach<br />

Abgrenzung und der Nutzung von sozialen und instrumentellen<br />

Ressourcen (Erholung, Austausch, Kooperation)<br />

stärkeres Gewicht beigemessen, <strong>als</strong> dies<br />

dem Berufsideal der 60er – 80er Jahre entsprochen<br />

hat. Ebenso wird in den neueren Modellen der Berufseinführung<br />

den Ressourcen stärkenden Aspekten<br />

ein grösseres Gewicht beigemessen <strong>als</strong> in den defi -<br />

zitorientierten Modellen der 80er Jahre (Schneuwly<br />

1996). Dam<strong>als</strong> wurde das konstruktive, professionalitätsfördernde<br />

Potenzial von Supervision und<br />

Kooperation erst wenig erkannt; Supervision und<br />

Kooperation wurden eher mit Schwäche und Nicht-<br />

Meistern-können in Verbindung gebracht.<br />

Erklärungsansätze zum Ressourcen schonenderen<br />

Umgang mit Anforderungen könnten somit in der<br />

Berufssozialisation gesucht werden.<br />

Schonung im jeweiligen Zeitkontext<br />

Beide Studien belegen für die Gruppe der berufseinsteigenden<br />

Lehrpersonen einen schonungsvollen<br />

Umgang mit den hoch beanspruchenden Anforderungen<br />

des Lehrberufs. Wir nehmen diesen Befund<br />

zum Anlass nachzufragen, inwiefern schonungsvolles<br />

Bewältigen von Anforderungen <strong>als</strong> ressourcenbezogen<br />

gesundes Verhalten zu einem ausgewogenen<br />

Umgang mit Berufsanforderungen führt und somit<br />

auch positiv konnotiert werden soll.<br />

Wurde in den 60er – 80er Jahren von den Lehrpersonen<br />

allgemein, insbesondere auch von den Berufsanfänger/innen<br />

ein grenzenloses Engagement erwartet,<br />

welches Schonung erst kurz vor der Erschöpfung erlaubte,<br />

so steht heute neben der Forderung nach hohem<br />

Engagement gleichzeitig auch der Anspruch an<br />

die Lehrpersonen, ressourcenbewusst vorzugehen.<br />

Dies ist vielen erfahrenen Lehrpersonen eher fremd,<br />

löst Widerstände aus, was sich auch in der Diskussion<br />

an der Tagung «Balancieren im Lehrberuf» (8./9.Dez.<br />

2006 in Bern) zeigte.<br />

Schonung wird von Berufseinsteigenden und von erfahrenen<br />

Lehrpersonen unterschiedlich verstanden.<br />

Was beinhaltet Schonung im Zeitkontext der 80er Jahre,<br />

in welchem das Instrument AVEM entwickelt wurde?<br />

Bei hoher Distanzierungsfähigkeit und Ausgeglichenheit<br />

lässt sich eine geringe Resignationstendenz<br />

bei Misserfolgen und ein geringes Arbeitsengagement<br />

(berufl icher Ehrgeiz, Verausgabungsbereitschaft und<br />

Perfektionsstreben) beobachten.<br />

Im aktuellen Zeitkontext betrachtet werden folgende<br />

Fähigkeiten positiv bewertet, da sie erlauben, Professionalität<br />

zu entwickeln:<br />

- Abgrenzung und Distanzierungsfähigkeit ermöglichen<br />

Gelassenheit und Souveränität.<br />

- Geringere Verausgabungsbereitschaft schützt vor<br />

ungezielten Aktivitäten, was in Zeiten vielfältiger<br />

und erhöhter Ansprüche an die Lehrperson bei<br />

gleichzeitig unklaren Anforderungen zu einem<br />

Ressourcen erhaltenden und somit professionellen<br />

Umgang führt.<br />

Daraus lässt sich schliessen, dass im Muster der Schonung<br />

der 80er Jahre aus der Perspektive des aktuellen<br />

Zeitkontexts betrachtet durchaus positive Aspekte<br />

erkannt werden können. Wir wagen aufgrund<br />

der vergleichenden Datenanalyse sogar noch einen<br />

Schritt weiter zu gehen und zu behaupten:<br />

Alle Nicht-G-Muster beinhalten auch positive professionsbezogene<br />

Anteile.<br />

Balance der Werthaltungen berufl icher<br />

Anforderungen<br />

- Eine hohe Verausgabungsbereitschaft des Risikomusters<br />

A ermöglicht Dynamik, Engagement und<br />

Weiterentwicklung (zeigt sich in gleicher Ausprägung<br />

auch bei Muster G im Bereich Berufl icher<br />

Ehrgeiz).<br />

- Eine hohe Distanzierungsfähigkeit (Muster S ><br />

Muster G) ermöglicht Schutz vor voreiligem unkoordinierten<br />

Aktivismus und bewahrt dadurch auch<br />

vor Resignation.<br />

www.bildungundgesundheit.ch


- Das Erkennen von Grenzen der vorhandenen Kräfte<br />

(positiver Aspekt der Erschöpfungsgefahr bei<br />

Muster B) ermöglicht ein Abwägen des zu Leistenden<br />

(in der ARBEL-Studie ersichtlich an mittleren<br />

Werten in der offensiven Problembewältigung, bei<br />

Muster B tiefer <strong>als</strong> bei Muster G).<br />

Wir verdeutlichen diese positiven Aspekte der Verarbeitungstypen<br />

A, B und S <strong>als</strong> Gegenpole zu deren<br />

vordergründig sichtbaren negativen Aspekten (vertikale<br />

Dimension in der Abb. 1) anhand des Wertequadrates<br />

(Schulz von Thun 1981, Westermann 2006),<br />

in welchem je zwei Verarbeitungsmuster einander<br />

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positive Anteile von A<br />

Arbeit ist wichtig<br />

einsatzbereit<br />

ehrgeizig,<br />

will etwas erreichen<br />

Stellt Qualitätsansprüche<br />

negative Anteile von A<br />

Arbeit ist allzu wichtig<br />

Verausgabungsbereitschaft<br />

ohne Grenzen,<br />

hoher Ehrgeiz, will sehr viel<br />

erreichen, stellt hohe<br />

Qualitätsansprüche<br />

gegenübergestellt werden (vgl. Abb. 1). Das positive<br />

Spannungsverhältnis <strong>als</strong> Balancehalten ermöglicht,<br />

dass beide Werte im positiven Ausprägungsgrad erhalten<br />

bleiben. Dominiert das eine, so kippt der Wert<br />

ins Negative, da dieser zu stark wird. Aus allen drei<br />

professionsbezogen negativen Verarbeitungsmustern<br />

lassen sich positive Aspekte heraussuchen, die<br />

in Ausgewogenheit einander ergänzend Anteile des<br />

G-Musters beinhalten. Die drei positiven Anteile von<br />

A, B und S lassen sich in der Vorstellung zu einem<br />

Kreislauf zusammen schliessen, denn auch A und S<br />

müssen sich die Balance halten können.<br />

Dieses Ausbalancieren kann sich auf individueller<br />

Ebene beispielsweise wie folgt zeigen:<br />

- «Wie viel Verausgabungsbereitschaft lassen meine<br />

Kräfte zu?» (B-A)<br />

- «Wie hohe Qualitätsansprüche lassen den Blick<br />

aufs Wesentliche noch frei?» (A-S)<br />

- «Wie viel Distanzierungsfähigkeit und Gelassenheit<br />

stützen meine Zufriedenheit?» (S-B)<br />

Muster G<br />

positive Anteile von B<br />

erkennt die Begrenztheit der<br />

Kräfte<br />

kann sich distanzieren bei<br />

mittlerer Verausgabungsbereitschaft<br />

und mittleren<br />

Ansprüchen<br />

negative Anteile von B<br />

geringe Widerstandskraft<br />

geringe Lebenszufriedenheit,<br />

geringer berufl icher Ehrgeiz<br />

bei mittlerer Verausgabungsbereitschaft<br />

Auf Teamebene übertragen zeigen sich Verarbeitungsmuster<br />

der berufl ichen Anforderungen oft <strong>als</strong><br />

Konfl iktpotenzial (Schulz von Thun 1998, Redlich/<br />

Meyer 2006); dabei wird die negative Übertreibung<br />

bekämpft: «S zieht sich im entscheidenden Moment<br />

immer zurück», «A schont uns vor gar nichts», «B<br />

hat wieder mal Kopfweh». Mit der Fokussierung des<br />

positiven Gegenpols könnten die konträren Impulse<br />

konstruktiv genutzt werden, um das Potenzial des<br />

Teams <strong>als</strong> Ganzes im Gleichgewicht «gesund» zu<br />

erhalten. Beispielsweise: Macht es Sinn, neben der<br />

Projektwoche auch noch eine Erzählnacht und einen<br />

positive Anteile von S<br />

hohe Ausgeglichenheit,<br />

Distanzierungsfähigkeit,<br />

geringe Resignationstendenz<br />

bei Misserfolgen, mittlere offensive<br />

Problembewältigung<br />

negative Anteile von S<br />

stellt soziale Beziehungen<br />

über Arbeitsengagement,<br />

grosse Distanzierungsfähigkeit<br />

bei geringem berufl ichen<br />

Engagement<br />

Abb. 1: Von zwei auf drei sich die Balance haltenden Werten im erweiterten Wertequadrat, dreidimensional zu schliessen (Darstellung <strong>als</strong> Rohrmantel).<br />

Sternmarsch zu organisieren, bis alle erschöpft in die<br />

Weihnachts- oder Sommerferien kippen? Wäre da ein<br />

zielorientiertes Schonen nicht für alle von Vorteil?<br />

In diesem Sinn kann Schonung <strong>als</strong> zielorientiertes<br />

Einsetzen von Kräften, Qualitätsansprüchen, Engagement<br />

und Bindung durchaus auch auf Teamebene<br />

konstruktiv und professionell genutzt und <strong>als</strong> eigenständiger<br />

Wert gepfl egt werden – bevor sich Tendenzen<br />

des Ausbrennens abzeichnen.<br />

Stefan Albisser, Prof. Dr. phil.<br />

Fachbereich Unterricht & Lernen,<br />

Pädagogische Hochschule Zürich<br />

stefan.albisser@phzh.ch<br />

Manuela Keller-Schneider, lic. phil.,<br />

Fachpsychologin FSP<br />

Fachbereich Unterricht & Lernen,<br />

Pädagogische Hochschule Zürich<br />

m.keller-schneider@phzh.ch<br />

13


14<br />

Literatur<br />

Albisser, S., Kirchhoff, E., Meier, A. & Grob, A. (2006).<br />

Anforderungsverarbeitung und Gesundheit im Berufszyklus<br />

von Lehrpersonen. http://www.gesundeschulen.ch/data<br />

Huberman, M. (1991). Der berufl iche Lebenszyklus<br />

von Lehrern: Ergebnisse einer empirischen Untersuchung.<br />

In: Terhart, E. (Hrsg): Unterrichten <strong>als</strong> Beruf.<br />

Köln und Wien: Böhlau, S. 249 – 267.<br />

Keller-Schneider, M. (2006) Herausforderungen im<br />

Berufseinstieg – ein Balanceakt zwischen Anforderungen<br />

und Ressourcen. http://www.gesunde-schulen.ch/data/data_279.pdf<br />

Larcher, S. (2005). Einstieg in den Lehrberuf. Bern,<br />

Stuttgart, Wien: Haupt.<br />

Redlich, A. & Meyer, T. (2006). Wertespannungen in<br />

der sozialen Architektur von Gruppen. In: Westermann,<br />

F. Entwicklungsquadrat. Göttingen: Hogrefe<br />

2006, S. 173 – 206.<br />

Was führt meine Klasse?<br />

Sabina Gasser<br />

Klassenführung gemeinsam statt einsam zu gestalten,<br />

ist zunehmend eine unabdingbare Forderung,<br />

um gesund und wirksam bleiben zu können. Im Artikel<br />

wird von den Erfahrungen der Schulberatung des<br />

Kantons Thurgau berichtet, die in heiklen Klassenführungssituationen<br />

Unterstützung bietet.<br />

Die Supportkonferenz bewährt sich <strong>als</strong><br />

Krisenintervention<br />

Nach einer problemlos verlaufenen Startphase bei<br />

einer für Fabian neuen Lehrerin wird sein Verhalten<br />

auffällig und schwierig. Fabian beschimpft die Lehrerin<br />

und greift einen Mitschüler körperlich schwer an.<br />

Nur mit Mühe können die beiden von dem zu Hilfe<br />

gerufenen Schulleiter getrennt werden.<br />

Die Schulberatung schlägt eine Supportkonferenz vor:<br />

Zehn Personen, alle in diese krisenhafte Situation involviert,<br />

Schulleiter, Lehrperson, schulische Heilpädagogin,<br />

Behördenmitglied etc. sitzen miteinander um<br />

einen Tisch. Unter der Moderation eines Schulberaters<br />

stellen sie die Krise, deren Vorgeschichte und<br />

mögliche Konsequenzen aus ihrer unterschiedlichen<br />

Sichtweise, dar. Ziel ist die Einigung über die nächsten<br />

gemeinsamen Schritte und die Klärung der Verantwortlichkeiten.<br />

Ein beträchtlicher Aufwand, aber laut Meinungen<br />

der Beteiligten lohnend.<br />

Schaarschmidt, U. & Fischer, A. (2003). Arbeitsbezogenes<br />

Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM).<br />

2. überarbeitete und erweiterte Aufl age. Frankfurt<br />

a.M.: Swets Test Services, 2003.<br />

Schneuwly, G. (1996): Berufseinführung von Lehrerinnen<br />

und Lehrern. EDK Dossier 40 A. Bern: EDK<br />

Schulz von Thun, F. (1981). Miteinander reden: Störungen<br />

und Klärungen. Psychologie der zwischenmenschlichen<br />

Kommunikation. Bd.1. Reinbek: Rowolth.<br />

Schulz von Thun, F. (1998). Miteinander reden: Das<br />

«Innere Team» und situationsgerechte Kommunikation.<br />

Bd. 3. Reinbek: Rowolth.<br />

Westermann, F. (2006). Wer einen Schlüssel hat, der<br />

Türen öffnet, braucht nicht durch die Wand zu gehen!<br />

Das Entwicklungsquadrat – eine Einführung. In<br />

Westermann, F. (2006). Entwicklungsquadrat. Göttingen:<br />

Hogrefe, S. 9 – 20.<br />

Lehrer D. H.:<br />

Die Supportkonferenz ist eine Form der Problemlösungsstrategie,<br />

die ich durch die Schulberatung neu<br />

kennen gelernt habe. Nach einer längeren Leidenszeit<br />

konnte endlich wieder zum normalen Schulalltag<br />

zurück gefunden werden. Durch die Supportkonferenz<br />

hat bei allen Beteiligten ein Gesinnungswandel<br />

statt gefunden. Die Erfahrung hilft uns, in Zukunft<br />

selber besser agieren und reagieren zu können.<br />

Schulleiter B. S.:<br />

Als Schulleiter habe ich die Supportkonferenz <strong>als</strong><br />

sehr hilfreich erlebt, denn sie war klar strukturiert<br />

und zielorientiert. Die gestellten Fragen ermöglichten<br />

eine Überprüfung der eigenen Standpunkte. Die<br />

Sicht der Problematik wurde durch die Fachleute von<br />

aussen relativiert. Die Lehrpersonen fühlten sich dadurch<br />

unterstützt und entlastet. Die beschlossenen<br />

Massnahmen waren koordiniert und breit abgestützt.<br />

Der spätere Einbezug der Eltern bekam durch<br />

diese Abstützung auch in deren Augen ein anderes<br />

Gewicht. Fazit: Diese Art der Aufbereitung eines Problems<br />

ermöglicht ein unbefangeneres Vorgehen, weil<br />

sie nicht allein die direkt, sondern auch die indirekt<br />

Betroffenen einbezieht.<br />

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Bilder, die steuern<br />

Was führt meine Klasse? frage ich mich häufi g erst<br />

dann, wenn mir die Zügel zu entgleiten drohen oder<br />

ich es buchstäblich nicht mehr im Griff habe wie im<br />

oben beschriebenen Fall.<br />

Im Schulalltag steht jede Lehrperson immer inmitten<br />

eines hochkomplexen Geschehens und kann nicht<br />

anders <strong>als</strong> agieren, reagieren, rotieren. Was genau<br />

diese Handlungen anleitet, wird erst bewusst, wenn<br />

das Ganze eingehend unter die Lupe genommen<br />

und hinterfragt wird. Jeder Mensch hat eine innere<br />

Landkarte in sich. Diese vermittelt, was beispielsweise<br />

eine gute Lehrperson ausmacht, welcher Tonpegel<br />

ein gutes Klima auszeichnet, wie guter Unterricht<br />

aussieht, wie gute Klassenführung sich anfühlt. Eine<br />

Teilnehmerin einer Intervisionsgruppe hat für sich<br />

eine Metapher gefunden, die ihr im Klassenführungsalltag<br />

hilft, wenn die Situation bedrohlich wird und<br />

sie Gefahr läuft, sich zu verlieren. Sie stelle sich vor,<br />

sie sei ein «liebevoller Pfl ock». Der liebevolle Pfl ock<br />

stehe sicher da, verlässlich, unverrückbar, liebevolle<br />

Sicherheit ausstrahlend, Orientierung gebend.<br />

Am effektivsten lässt sich das eigene<br />

Führungsverständnis im Dialog mit<br />

anderen refl ektieren, beispielsweise im<br />

Jahrgangsteam, in der Intervision oder im<br />

Klassenführungs-Coaching.<br />

Ihr Verhalten überprüfe sie laufend anhand dieses<br />

inneren Bildes und korrigiere bei Bedarf, z.B. die Art<br />

und Weise wie sie Schüler/innen ermahne, an die<br />

Vorgaben erinnere.<br />

Je mehr sie ihren eigenen Gesetzmässigkeiten und<br />

inneren Bildern auf die Spur komme, umso mehr<br />

Handlungsmöglichkeiten würden sich für sie ergeben.<br />

Am effektivsten lässt sich das eigene Führungsverständnis<br />

im Dialog mit anderen refl ektieren, beispielsweise<br />

im Jahrgangsteam, in der Intervision oder<br />

im Klassenführungs-Coaching. Anhand von praktischen<br />

Beispielen lassen sich die unterschiedlichsten<br />

Fragen klären: Wie genau sehe ich meine Rolle?<br />

Wann bin ich Coach, Polizist, Richter, Streitschlichter?<br />

Wie viel Verantwortung übernehme ich und wie<br />

viel Mitbestimmung gewähre ich den Schülerinnen<br />

und Schülern? Bei welchen Fragestellungen beziehe<br />

ich die Klasse bei der Entscheidungsfi ndung ein? Bei<br />

welchen nicht? Welche inneren Bilder steuern mich<br />

und meine Klasse?<br />

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Schulwirksamkeitsforschung mit einbeziehen<br />

Die Schulberatung des Kantons Thurgau ist bestrebt,<br />

die Erkenntnisse der Schulwirksamkeitsforschung<br />

zum Nutzen der Kundinnen und Kunden in den Beratungsprozess<br />

einfl iessen zu lassen. Mit Hilfe einer<br />

Checkliste in Form eines Mindmaps, das verschiedene<br />

Unterrichtsaspekte aufzeigt, werden der Rahmen<br />

von diagnostischen Fragen und die Lösungssuche erweitert.<br />

Anhand eines Kärtchensets kann jede Lehrperson<br />

für sich selber aussortieren, welche Bereiche<br />

für sie persönlich relevant sind. Wichtig ist in diesem<br />

Zusammenhang die Fokussierung auf einige wenige<br />

realistische Veränderungsziele und -massnahmen. Zu<br />

viele Alternativen gleichzeitig ins Auge fassen zu wollen,<br />

mahnt was alles auch noch zu tun wäre, wirkt<br />

kontraproduktiv und entmutigt. Generell möchte ich<br />

<strong>als</strong> Beraterin betonen, dass die enorme Vielfalt von<br />

Gedanken und Anregungen aus der Schulwirksamkeitsforschung<br />

mit Bedacht und zielgerichtet angewendet<br />

werden muss. Menschen in Belastungssituation<br />

suchen nicht einen Passepartout, um jede Tür<br />

öffnen zu können, sondern einen Schlüssel für die<br />

richtige Tür, d.h. für die Entlastung in einer spezifi -<br />

schen berufl ichen Situation.<br />

Auf allen Ebenen gemeinsam wirken<br />

«Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes<br />

Dorf», sagt ein afrikanisches Sprichwort. Unser heutiges<br />

globales Dorf allerdings ist geprägt von einer<br />

Wertevielfalt, die an der Schulzimmertür nicht Halt<br />

macht. Führung heisst Orientierung bieten. Die<br />

Chance der Entlastung einer einzelnen Lehrperson<br />

liegt darin, diese Orientierung der Klasse gemeinsam<br />

zu bieten, wenn nicht <strong>als</strong> Dorf so doch <strong>als</strong> Schulteam.<br />

Klassenführung und Schulführung mit unterschiedlichen<br />

Führungskonzepten verhindern Orientierung<br />

und verunsichern Schüler/innen wie Lehrpersonen.<br />

Gemeinsam «Pfl öcke» einschlagen, Richtlinien festlegen<br />

und Verbindlichkeiten einfordern, das bringt<br />

wirksame Entlastung. Da wo die einzelne Lehrperson<br />

ihre Grenzen wahrnimmt und <strong>als</strong> solche anerkennt<br />

kann sie durch ihr Team und ihre Vorgesetzten Unterstützung<br />

erfahren. Je systematischer sich eine Schule<br />

dieser Aufgabe widmet, je grösser der pädagogische<br />

Konsens ist, umso wirksamer ist die Entlastung für<br />

die einzelne Lehrperson.<br />

Sabina Gasser<br />

Schulberaterin, Amt für Volksschule<br />

und Kindergarten, Thurgau<br />

sabina.gasser@tg.ch<br />

15


16<br />

Der Wandel des Psychologischen Vertrags<br />

Nicola Jacobshagen<br />

Wenn ein Arbeitsverhältnis eingegangen wird, dann<br />

werden oft zwei Formen von Verträgen abgeschlossen.<br />

Der «Juristische Vertrag» regelt, welche Arbeitsleistungen<br />

der Mitarbeitende erbringen soll gegen<br />

welche Bezahlung und unter welchen Arbeitsbedingungen,<br />

und dies gemäss einschlägigen juristischen<br />

Regelungen. Neben diesem wird aber meist noch ein<br />

anderer Vertrag abgeschlossen: der «Psychologische<br />

Vertrag». Psychologische Verträge sind Annahmen,<br />

die aufgrund von impliziten (oder expliziten) Versprechungen<br />

getroffen werden, die ein Austauschverhältnis<br />

zwischen dem Individuum und der Organisation<br />

beinhalten. Sie motivieren Mitarbeitende zusätzliche<br />

Verpfl ichtungen zu erfüllen, wenn sie das Gefühl haben,<br />

dass auch das Unternehmen seinen Verpfl ichtungen<br />

nachkommt. Unternehmen gründen ihre<br />

Psychologischen Verträge auf der angenommenen<br />

Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit und Wichtigkeit<br />

der Person für die Mission der Organisation.<br />

Inhalte Psychologischer Verträge sind oft vielschichtig.<br />

Arbeitgeber bieten beispielsweise Beförderungsmöglichkeiten,<br />

hohen oder leistungsbezogenen Lohn,<br />

Möglichkeiten für Training und Ausbildung, Entwicklungschancen<br />

im Unternehmen und Unterstützung<br />

bei arbeits- oder familienbezogenen Problemen.<br />

Dafür erwarten sie beispielsweise, dass ihre Mitarbeitenden<br />

ihre Fähig- und Fertigkeiten am Arbeitsplatz<br />

einbringen, Loyalität dem Unternehmen gegenüber<br />

zeigen, zusätzliche Aufgaben übernehmen, die über<br />

die Arbeitsbeschreibung hinausgehen, Kündigungsabsichten<br />

frühzeitig bekannt geben, Versetzungen<br />

akzeptieren oder zumindest bedenken und das Eigentum<br />

der Organisation schützen. Psychologische<br />

Verträge bilden <strong>als</strong>o eine weitere Grundlage für Engagement<br />

und Leistung beider Vertragsparteien. Sie<br />

sind auf gegenseitigem Vertrauen begründet und<br />

haben Auswirkungen auf den Erfolg des Unternehmens<br />

sowie auf Entwicklungsmöglichkeiten und das<br />

Wohlbefi nden der Mitarbeitenden.<br />

«Traditioneller» Psychologischer Vertrag<br />

- Arbeitsplatzsicherheit<br />

- Lebenslange Beschäftigung<br />

- Gegenseitige Loyalität<br />

- Interner Aufstieg<br />

- Spezialisierung<br />

Abbildung 1. Der Wandel der Psychologischen Verträge (nach Raeder & Grote, 2000)<br />

Vertragsbrüche können erfolgen, wenn eine Person<br />

oder das Unternehmen zwar fähig wäre die Versprechungen<br />

einzuhalten, aber nicht (mehr) willig ist.<br />

Ursachen sind vielfältig und in der neueren Stressliteratur<br />

wird dabei zum Beispiel das Konzept der «Illegitimen<br />

Aufgaben» diskutiert, das in der Abteilung Arbeits-<br />

und Organisationspsychologie der Universität<br />

Bern entwickelt und erforscht wird. Illegitime Aufgaben<br />

stellen Arbeitsaufgaben oder Arbeitsabläufe dar,<br />

die von einem Arbeitnehmenden <strong>als</strong> Regelverletzung<br />

oder <strong>als</strong> unnötig wahrgenommen werden. Durch die<br />

Ausführung solcher Arbeitsaufgaben erfährt die Person<br />

das Gefühl mangelnder Wertschätzung und ihr<br />

Selbstwert wird angegriffen. Auch der Versuch einiger<br />

Unternehmen, immer mehr in kürzerer Zeit mit<br />

weniger Personal erreichen zu wollen und beispielsweise<br />

freiwerdende Stellen nicht neu zu besetzen<br />

und die Aufgaben dieser Stelle einfach unter anderen<br />

Mitarbeitenden aufzuteilen, kann dazu führen.<br />

Psychologische Verträge sind Annahmen,<br />

die aufgrund von impliziten (oder expliziten)<br />

Versprechungen getroffen werden, die ein<br />

Austauschverhältnis zwischen dem Individuum<br />

und der Organisation beinhalten.<br />

Der Klimawechsel in der Arbeitswelt – und auch am<br />

Arbeitsplatz Schule – hat den Psychologischen Vertrag<br />

insgesamt fragiler werden lassen. Auf Seiten des<br />

Unternehmens führen zum Beispiel die Flexibilisierung<br />

der Arbeitsverhältnisse und Arbeitsplatzabbau<br />

dazu, dass heute eher Einsatzfähigkeit für Loyalität<br />

und Einsatz geboten wird statt Arbeitsplatzsicherheit<br />

(vgl. Abbildung 1). Ebenso hat auf Seiten der Mitarbeitenden<br />

die Individualisierung, <strong>als</strong>o individuelle<br />

Erwartungen und Wünsche der Personen in Bezug<br />

auf Berufswahl und Berufsverlauf, dazu beigetragen,<br />

dass die Arbeitsverhältnisse fl exibler – und damit<br />

auch unsicherer – geworden sind.<br />

«Neuer» Psychologischer Vertrag<br />

- Eigenverantwortung für Beschäftigung<br />

- Interne Entwicklungsmöglichkeiten den<br />

Fähigkeiten entsprechend<br />

- Erweiterung der Fähigkeiten<br />

- Eigenverantwortung für Entwicklung / Ausbildung<br />

- Orientierung an eigenen Fähigkeiten<br />

- Zielorientierung / Leistungsorientierung<br />

- Flexibilität (Akzeptanz von Unsicherheit)<br />

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Bei Lehrpersonen waren früher relationale Verträge<br />

typisch, die davon ausgehen, dass das Arbeitsverhältnis<br />

langfristig und stabil ist. Bei dieser Vertragsform<br />

sind die Inhalte sehr detailliert und meist ist Arbeitsplatzsicherheit<br />

Bestandteil des Vertrages. Aber das<br />

hat sich geändert. So werden zum Beispiel in einigen<br />

Schulen Pensen Jahr für Jahr neu vergeben und<br />

Arbeitsplatzsicherheit ist nicht mehr gewährleistet.<br />

Auch stellt sich speziell bei Lehrpersonen die Frage,<br />

wem gegenüber sie sich verpfl ichtet fühlen und wen<br />

sie <strong>als</strong> Vertragspartner für Psychologische Verträge<br />

sehen. Die Schulleitung? Die Fachbereichsleiterin?<br />

Die Schüler und Schülerinnen? Die Eltern? Die Gesellschaft?<br />

Oder alle? Auch zeigt die Forschung bei<br />

Während der letzten Jahre hat die Volksschule im<br />

Zusammenhang mit den verschiedenen strukturellen<br />

Reformen den Lehrpersonen neben dem Unterrichten<br />

viel Schulentwicklungseinsatz abgefordert. Das<br />

Amt für Volksschule und Kindergarten des Kantons<br />

Thurgau hat deshalb eine breit angelegte Studie in<br />

Auftrag gegeben, um zu klären, inwieweit die entstehenden<br />

Belastungen den Lehrpersonen auch zugemutet<br />

werden können. In den Jahren 2003 und<br />

2006 wurde zu diesem Zwecke die gesamte thurgauische<br />

Lehrerschaft schriftlich und mündlich befragt;<br />

2004 und 2007 parallel dazu die Schulbehörden. Für<br />

das Jahr 2010 ist eine abschliessende dritte Erhebung<br />

bei den Lehrpersonen vorgesehen.<br />

Die ausgewählten Ergebnisse der zweiten Teilstudie<br />

(2006), welche hier kurz erläutert werden, beziehen<br />

sich auf 1449 Personen, was annähernd der Hälfte<br />

aller befragten Lehrpersonen entspricht.<br />

Die drei wichtigsten arbeitsbezogenen Werte<br />

Auf die Frage, welche arbeitsbezogenen Werte den<br />

Lehrpersonen am wichtigsten sind, wurden die folgenden<br />

drei Werte am häufi gsten genannt: ein<br />

‹gutes Verhältnis zu den Arbeitskolleginnen bzw.<br />

Arbeitskollegen›, eine ‹Kultur der Offenheit und Toleranz›<br />

sowie eine ‹interessante Aufgabe›.<br />

Werte und erlebte Realität im Lot<br />

Im Durchschnitt ‹eher hohe› bis ‹hohe› Zufriedenheit<br />

äussern die Lehrpersonen in Bezug auf die Realisierung<br />

der Werte ‹interessante Aufgaben›, ‹gutes<br />

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Lehrpersonen, dass beispielsweise der Rückgang elterlichen<br />

Engagements, fehlende soziale Unterstützung,<br />

mangelnde Anerkennung sowie die Zunahme<br />

administrativer und extracurricularer Verpfl ichtungen<br />

dazu führen können, dass eigene Werte und Normen<br />

auf Dauer nicht erfüllt werden und es zum Vertragsbruch<br />

kommt.<br />

Dr. des. Nicola Jacobshagen,<br />

Psychologin FSP SGAOP IAAP<br />

Institut für Psychologie Universität Bern<br />

nicola.jacobshagen@psy.unibe.ch<br />

Entwicklung der Schulen – Belastung der Lehrpersonen?<br />

Miriam Nido und Ernst Trachsler<br />

Verhältnis zu den Arbeitskolleginnen und -kollegen›,<br />

‹persönlicher Erfolg›, ‹zeitweise auch zu Hause arbeiten<br />

können›, ‹Möglichkeit, neue Dinge zu lernen›,<br />

sowie ‹gute Bezahlung›.<br />

Wie auch aus anderen Studien bekannt ist,<br />

stellt für Lehrpersonen das Verhalten<br />

schwieriger Schülerinnen und Schüler<br />

die grösste Belastung dar.<br />

Für den Wert ‹Autonomie über die eigene Zeit› äussern<br />

Lehrpersonen aus nicht geleiteten Schulen eine<br />

signifi kant höhere Zufriedenheit <strong>als</strong> ihre Kolleginnen<br />

und Kollegen aus geleiteten Schulen. Umgekehrt<br />

äussern Lehrpersonen aus geleiteten Schulen signifi -<br />

kant höhere Zufriedenheit bei Werten wie ‹klare Führung›<br />

und ‹angemessenes Feedback›.<br />

Werte und erlebte Realität aus dem Lot<br />

Die grössten Differenzen zwischen der Bedeutsamkeit<br />

eines Wertes und der Zufriedenheit mit der im<br />

Alltag diesbezüglich erlebten Realität, fi nden sich<br />

bei den Werten ‹Kultur der Offenheit und Toleranz›,<br />

‹Mitsprache bzw. Mitbestimmung bei wichtigen Dingen<br />

in der Schule›, ‹klare Führung›‚ ‹angemessenes<br />

Feedback über die eigene Leistung›, ‹gutes Verhältnis<br />

zu Kollegen› sowie ‹eine berufl iche Zukunftsperspektive›.<br />

Keine bzw. nur sehr geringe Defi zite fi nden sich<br />

bei den Werten ‹interessante Aufgaben› und ‹Möglichkeit,<br />

neue Dinge zu lernen›, ‹persönlicher Erfolg›,<br />

‹zeitweise auch zu Hause arbeiten können›, ‹gute Bezahlung›<br />

und ‹im Team arbeiten›.<br />

17


18<br />

Vergleicht man Schulen mit und Schulen ohne Schulleitungen,<br />

kann festgestellt werden, dass bei ersteren<br />

die Defi zite bei den Werten ‹klare Führung› und ‹angemessenes<br />

Feedback› deutlich kleiner ausfallen.<br />

Grösste Belastungen<br />

Wie auch aus anderen Studien bekannt ist, stellt<br />

für Lehrpersonen das Verhalten schwieriger Schülerinnen<br />

und Schüler die grösste Belastung dar (64%<br />

berichten eine ‹eher starke› bis ‹starke› Belastung).<br />

50% fühlen eine ‹eher starke› bis ‹starke› Belastung<br />

dadurch, dass sie unterschiedlichen Erwartungen gerecht<br />

werden müssen, 52% fühlen sich durch Veränderungen<br />

und Reformen im Schulsystem ‹eher stark›<br />

bis ‹stark› belastet, 45% durch die Heterogenität der<br />

Klasse und schliesslich 40% durch unklare Regelungen<br />

bezüglich Kerngeschäft und Zusatzaufgaben.<br />

Ein Vergleich der Belastungen zeigt, dass sich Lehrpersonen<br />

aus geleiteten Schulen in nicht unterrichtsbezogenen<br />

Bereichen deutlich stärker belastet fühlen<br />

<strong>als</strong> Lehrpersonen ohne Schulleitung.<br />

Ein Viertel aller Lehrpersonen weist<br />

kritische Werte im Bereich<br />

‹emotionaler Erschöpfung› auf.<br />

Reaktionen auf Belastungen<br />

Als mögliche Reaktionen auf eine belastende Arbeitssituation,<br />

kommen für 43% der Lehrpersonen,<br />

ein Berufswechsel in Betracht, 42% würden einen<br />

Stellenwechsel vorziehen, 27% könnten sich vorstellen,<br />

eine neue Tätigkeit innerhalb des Schulsystems<br />

wahrzunehmen, und 49% würden das Pensum reduzieren.<br />

Eine zeitliche Entlastung für Zusatzaufgaben<br />

hätte für 70% eine ‹sehr starke› bis ‹ziemlich starke›<br />

Wirkung auf die Zufriedenheit und das Wohlbefi nden,<br />

eine Verkleinerung der Klassengrösse für 66%.<br />

Klarere Regelungen bezüglich Kerngeschäft und Zusatzaufgaben<br />

würden sich für 61% der antwortenden<br />

Lehrpersonen ‹sehr stark› bis ‹ziemlich stark› auf<br />

die Zufriedenheit und das Wohlbefi nden auswirken.<br />

Fazit<br />

Die Ergebnisse der Studie zeichnen ein klares Bild der<br />

aktuellen Arbeitssituation der Thurgauer Lehrpersonen<br />

an der Volksschule. Ein Viertel aller Lehrpersonen<br />

weist kritische Werte im Bereich ‹emotionaler Erschöpfung›<br />

auf, obschon 60% über eine insgesamt<br />

‹sehr grosse› Arbeitsfreude berichten. Die derzeitige<br />

Phase tief greifender struktureller Schulreformen<br />

(Geleitete Schulen, professionelle Schulevaluation,<br />

integrierte Oberstufe, Basisstufenversuche usw.) belastet<br />

auch bei gleich bleibend hoher Arbeitsfreude<br />

in erheblichem Masse. Um nun diese Arbeitsfreude<br />

längerfristig zu sichern und die Belastungen gerade<br />

in nicht unterrichtsbezogenen Belangen nach der<br />

Einführung der Schulleitungen wieder zu reduzieren,<br />

... ein ‹gutes Verhältnis zu den Arbeitskolleginnen<br />

bzw. Arbeitskollegen›,<br />

eine ‹Kultur der Offenheit und Toleranz›<br />

sowie eine ‹interessante Aufgabe›.<br />

hat das Amt für Volksschule und Kindergarten ein<br />

Massnahmenpaket erarbeitet und setzt dieses zur<br />

Zeit schrittweise um. Die Massnahmen erstrecken<br />

sich von gesetzlichen über strukturelle bis hin zu organisatorischen<br />

Änderungen und Anpassungen. So<br />

starteten unter anderem verschiedene Schulen mit<br />

Projekten rund um das Thema Gesundheit.<br />

Die Nachhaltigkeit der Wirkungen wird sich in der<br />

nächsten Studie in drei Jahren zeigen.<br />

Miriam Nido, lic.phil l<br />

Assistentin Forschung,<br />

Pädagogische Hochschule Thurgau<br />

miriam.nido@phtg.ch<br />

Ernst Trachsler, lic.phil l<br />

Bildungsforscher<br />

ernst.trachsler@phtg.ch<br />

Literatur<br />

Trachsler, E. & Ulich, E. et al. (2003). Arbeitsbedingungen,<br />

Belastungen und Ressourcen der Thurgauer<br />

Volksschul-Lehrpersonen angesichts der laufenden<br />

Bildungsoffensive. Ergebnisse der Analyse der ersten<br />

Teilstudie. Kreuzlingen: Pädagogische Hochschule.<br />

Trachsler, E. & Ulich, E. et al. (2005). Arbeitsbedingungen,<br />

Belastungen und Ressourcen in der Thurgauer<br />

Volksschule – Teilstudie Schulbehörden. Ergebnisse<br />

der Analyse der ersten Teilstudie. Kreuzlingen:<br />

Pädagogische Hochschule.<br />

Trachsler, E. & Nido, M. et al. (2006). Arbeitsbedingungen,<br />

Belastungen und Ressourcen in der Thurgauer<br />

Volksschule – Teilstudie Lehrpersonen. Zweite<br />

Erhebung. Kreuzlingen: Pädagogische Hochschule.<br />

www.bildungundgesundheit.ch


Kompetenzzentren und Partner<br />

Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu<br />

Sicherheit und Gesundheit der Lehrpersonen –<br />

sichere Freizeit für Lehrpersonen!<br />

Paola Lurati<br />

Vor einiger Zeit bat mich der Direktor einer Schule<br />

um Rat, weil er sich um die physische und psychische<br />

Gesundheit der Lehrpersonen Sorgen machte.<br />

«Zu viele Lehrkräfte sind in den letzten drei Jahren<br />

verunfallt, besonders die Turnlehrer», hatte er mir am<br />

Telefon erklärt. Daraufhin schlug ich ihm ein Treffen<br />

in der Schule vor, um mir ein genaues Bild von der<br />

Situation machen und zielgerichtete Ratschläge erteilen<br />

zu können.<br />

Eile, Zeitmangel, fehlende Unterstützung<br />

seitens des Arbeitgebers, Energiemangel,<br />

der sich durch chronische Müdigkeit<br />

bemerkbar macht und oft mit<br />

Schlafproblemen einhergeht, begünstigen<br />

das Eintreten eines Unfalles.<br />

Es zeigte sich, dass im Schnitt jede fünfte Lehrperson<br />

jährlich für etwa 5 Tage wegen eines Freizeitunfalls<br />

der Arbeit fernblieb. Die Zahl der Absenzen war beträchtlich,<br />

sogar überdurchschnittlich.<br />

Etwa die Hälfte der Verunfallten hat eine Familie mit<br />

mindestens zwei Kindern und viele Verpfl ichtungen<br />

in verschiedenen Vereinen (Sport, Kultur, Politik).<br />

Eine zweite Gruppe bilden die Sportlehrer/innen, die<br />

<strong>als</strong> Trainer/innen stark in Vereinen engagiert sind.<br />

Ein weiterer gemeinsamer Aspekt ist, dass diese<br />

Lehrpersonen mit «schwierigen» Klassen arbeiten,<br />

mit Schüler/innen, die besondere pädagogische und<br />

psychologische Unterstützung brauchen.<br />

Weil die Direktion bei diesen Problemen keine Unterstützung<br />

bieten konnte, begann das Verhältnis zwischen<br />

ihr und den Lehrpersonen langsam zu leiden.<br />

Die Kommunikation war ungenügend, auch unter<br />

den Arbeitskolleg/innen, das Arbeitsklima schlecht<br />

und die allgemeine Unzufriedenheit spürbar. Diese<br />

Schwierigkeiten äusserten sich in häufi gen Absenzen.<br />

Die Schule hatte grosse Mühe, die abwesenden<br />

Personen organisatorisch und fi nanziell zu ersetzen.<br />

Die Lehrkräfte sind extrem grossen Belastungen<br />

ausgesetzt: Am Arbeitsplatz müssen sie viel Energie<br />

einsetzen für die Unterstützung der hilfsbedürftigen<br />

Schüler/innen, zu Hause haben sie mit den alltäglichen<br />

Familienproblemen zu kämpfen. Oft werden<br />

sie auch in den Freizeitaktivitäten mit verschiedenen<br />

menschlichen Problemen konfrontiert. Eile, Zeitmangel,<br />

fehlende Unterstützung seitens des Arbeitgebers,<br />

Energiemangel, der sich durch chronische Müdigkeit<br />

www.bildungundgesundheit.ch<br />

bemerkbar macht und oft mit Schlafproblemen einhergeht,<br />

begünstigen das Eintreten eines Unfalles.<br />

Nachdem ich mir ein Bild von der allgemeinen Lage<br />

gemacht hatte, empfahl ich dem Direktor, einen Infotag<br />

zu organisieren, den ich moderierte und an dem<br />

die Direktion auch anwesend war. Mit einem kurzen<br />

Vortrag wurde den Lehrkräften die ungewöhnliche<br />

Situation vor Augen geführt. Die darauf folgende<br />

Diskussion hatte zum Zweck, gemeinsame und für<br />

alle tragbare Lösungen zu fi nden.<br />

Die Lehrkräfte waren verwundert über die Zahl der<br />

Unfälle, die sich in den letzen Jahren ereignet hatten.<br />

Es war wichtig, dass sie sich dessen bewusst wurden<br />

und realisierten, dass sie der Sicherheit in der Freizeit<br />

keine Beachtung geschenkt hatten.<br />

Im Sport hatten sie sich nicht richtig vorbereitet, die<br />

Skiausrüstung vor der Saison nicht überprüft und<br />

auch die von der bfu empfohlene Schutzausrüstung<br />

nicht getragen (Velohelm, Skihelm usw.).<br />

In Haus und Garten waren Eile, Bequemlichkeit, Unachtsamkeit,<br />

schlechte Gewohnheiten und ungeeignetes<br />

Material Ursachen für Unfälle (z. B. Stürze aus<br />

der Höhe). Im Strassenverkehr war das Hauptproblem<br />

das Missachten der Geschwindigkeitslimiten:<br />

Die Leute hatten es immer eilig! Ich gab ihnen gezielte<br />

Tipps, wie sie die Unfälle in Sport, Haus und Freizeit<br />

sowie Strassenverkehr vermeiden können, und<br />

legte besonderen Wert auf die Erhöhung ihrer Eigenverantwortung.<br />

Der Direktor hat die Aufgabe, die<br />

interne Kommunikation zu verbessern und den Lehrkräften<br />

mehr Unterstützung zukommen zu lassen.<br />

Ende 2007 wird die Situation nochm<strong>als</strong> untersucht,<br />

um eventuell nötige Korrekturen anzubringen.<br />

Paola Lurati<br />

Moderatrice Safety Tool, upi<br />

p.lurati@bfu.ch<br />

19


20<br />

Schweizerische Gesellschaft für Ernährung<br />

Gesunde Ernährung am Lehrer/innen-Pult<br />

Angelika Welter<br />

Gesunde Ernährung ist ein Thema, welches im Unterricht<br />

vermehrt thematisiert wird, um die Schüler/innen<br />

darauf zu sensibilisieren. Im vorliegenden Artikel<br />

wechseln wir den Blickwinkel und konzentrieren uns<br />

auf die Ernährung der Lehrer/innen, genauer auf die<br />

Mittagsverpfl egung von Lehrer/innen, welche nicht<br />

die Möglichkeit haben zu Hause oder in einer Kantine<br />

zu essen.<br />

Wichtig ist, die Mittagspause<br />

<strong>als</strong> Erholungsphase<br />

zu betrachten und zu nutzen.<br />

Eine gesunde, ausgewogene Ernährung ist reich an<br />

Obst und Gemüse, beinhaltet drei Portionen Stärkeprodukte<br />

pro Tag, sowie ausreichend Milchprodukte<br />

und andere Eiweissquellen wie Fleisch, Fisch oder<br />

Tofu. Täglich sind zudem eine kleine Portion Nüsse<br />

und moderate Mengen an hochwertigen Fetten und<br />

Ölen empfohlen.<br />

Die Verpfl egung über Mittag hat im Berufsalltag einen<br />

wichtigen Stellenwert. Sorgt sie doch für eine<br />

ausgeglichene Leistungskurve im Verlauf des Nachmittags.<br />

Ist es nicht möglich, über Mittag nach Hause zu gehen<br />

oder in einer Kantine etwas zu essen, stehen<br />

dennoch verschiedene Möglichkeiten offen.<br />

Ein klassischer Lunch mit einem Sandwich kann sehr<br />

gut zu einer ausgewogenen Mahlzeit zusammengestellt<br />

werden. Als Basis sollte ausreichend Ruch- oder<br />

Vollkornbrot dienen. Quark, Käse, mageres Fleisch<br />

wie Schinken oder kalter Braten oder Fisch liefern<br />

wichtiges Eiweiss. Durch die Ergänzung des Sandwiches<br />

mit frischem Gemüse, einer Frucht <strong>als</strong> Dessert<br />

und einem grossen Glas Wasser wird der Körper mit<br />

allen wichtigen Nährstoffen versorgt. Eine ausreichende<br />

Flüssigkeitszufuhr ist für die Aufrechterhaltung<br />

der Konzentrationsfähigkeit sehr wichtig, daher<br />

sollte jeder Lunch mit einem Getränk ergänzt werden.<br />

Neben frischem Obst eignen sich auch Milchprodukte<br />

wie Joghurt oder Fruchtquark <strong>als</strong> Desserts.<br />

Sandwiches sind aber nicht die einzige Möglichkeit<br />

für die Mittagsverpfl egung. Steht in der Schule eine<br />

Mikrowelle zur Verfügung, können unter anderem<br />

Pasta- oder Reisgerichte gut von zu Hause mitge-<br />

bracht und aufgewärmt werden. Hier kommt der<br />

Gemüseanteil jedoch oft zu kurz. Teigwaren mit einer<br />

Lauchsauce oder mit Broccoli und Peperoni schmecken<br />

herrlich und das Risotto lässt sich gut mit Gemüsewürfeln<br />

ergänzen.<br />

Es muss nicht immer zusätzlicher Aufwand betrieben<br />

werden. Bleiben beim Abendessen Resten übrig,<br />

lassen sich diese gut in ein transportierbares Gefäss<br />

abfüllen und am nächsten Tag <strong>als</strong> Zmittag an den Arbeitsplatz<br />

mitnehmen.<br />

Auch Salate in allen Variationen lassen sich gut am<br />

Abend vorher vorbereiten. Blatt- oder Gemüsesalate<br />

können mit Brot und einem Stück Käse oder einem<br />

Quarkdessert zu einer vollständigen Mahlzeit ergänzt<br />

werden. Die Salatsauce wird am besten separat mitgenommen<br />

und kurz vor dem Essen über den Salat<br />

gegossen. So bleibt er knackig und frisch.<br />

Getreidesalate (Teigwaren, Reis, Couscous, Ebly) können<br />

nach Lust und Laune mit Schinken- oder Käsewürfeln,<br />

verschiedenen Gemüsesorten und nach Belieben<br />

auch Nüssen oder Kernen ergänzt werden.<br />

Ideal ist natürlich, wenn in der Schule ein Kühlschrank<br />

zur Aufbewahrung Ihres Mittagessens zur Verfügung<br />

steht.<br />

Die Auswahl der richtigen Lebensmittel beeinfl usst<br />

<strong>als</strong>o massgeblich die Qualität des Mittagessens.<br />

Wichtig ist aber auch, die Mittagspause <strong>als</strong> Erholungsphase<br />

zu betrachten und zu nutzen und das<br />

Mittagessen, wenn immer möglich, nicht direkt im<br />

Schulzimmer einzunehmen. Um in der Mittagspause<br />

richtig abschalten zu können, ist es von Vorteil, auch<br />

die Räumlichkeiten zu wechseln. Im Sommer lässt<br />

sich sicherlich ein Platz an der frischen Luft fi nden,<br />

im Winter eignet sich das Lehrer/innenzimmer oder<br />

der Pausenraum.<br />

Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Mittagessen. Essen Sie<br />

langsam, kauen Sie gut und legen Sie zwischendurch<br />

immer wieder kurze Pausen ein.<br />

Sogenanntes Multitasking ist nicht empfehlenswert.<br />

Zu Mittag essen, Schularbeiten korrigieren oder Zeitung<br />

lesen – dies sollte nicht gleichzeitig verrichtet<br />

werden. Wenn Sie sich ausreichend Zeit fürs Essen<br />

nehmen, ist die Entspannung in der Mittagspause<br />

am grössten und Sie merken, wenn Sie satt sind.<br />

Probieren Sie doch einmal diese zwei leckeren, schnell<br />

zubereiteten Gerichte aus; sie erfüllen alle Kriterien<br />

eines ausgewogenen Mittagslunches.<br />

Angelika Welter<br />

a.welter@sge-ssn.ch<br />

www.bildungundgesundheit.ch


Lattichsalat mit Feta und Oliven<br />

120 g Lattich<br />

60 g Feta<br />

30 g grüne Oliven<br />

1 EL Rapsöl<br />

2 EL Essig<br />

Gemüsebouillon<br />

Salz, Pfeffer<br />

3 Stück Grahambrot<br />

1 grosse Banane<br />

Lattich waschen, rüsten und in mundgerechte Stücke schneiden.<br />

Feta würfeln und Oliven vierteln. Alles in eine Schüssel<br />

geben. Aus Rapsöl, Essig, Gemüsebouillon, Salz und Pfeffer<br />

eine Salatsauce zubereiten und zu den restlichen Zutaten geben.<br />

Alles gut vermischen und in ein transportierbares Gefäss<br />

füllen. Bis zum Mitnehmen im Kühlschrank aufbewahren.<br />

Den Salat mit 3 Stück Grahambrot und einer Banane <strong>als</strong><br />

Dessert ergänzen.<br />

<strong>Elternmitwirkung</strong><br />

«Die Eltern mit ins Boot holen!»<br />

Maya Mulle<br />

Erziehung und Bildung lassen sich nicht trennen. Die<br />

Schulen sind gefordert, aktiv mit zu erziehen und<br />

aufgefordert, im Dialog mit den Eltern gemeinsame<br />

Werte zu erarbeiten und gegenseitige Erwartungen<br />

und Aufgaben zu defi nieren.<br />

Vertrauen muss aufgebaut, Informationen<br />

müssen ausgetauscht und eine dialogische<br />

Gesprächskultur aufgebaut werden.<br />

Damit Kinder gut lernen können, benötigen sie die<br />

Unterstützung der Eltern. Eltern sollen das Schulsystem<br />

kennen, an Anlässen der Schule teilnehmen, das<br />

Lernen der Kinder unterstützen und im Kontakt mit<br />

den Lehrpersonen sein. Zudem sollen die Eltern ihre<br />

Erziehungsverantwortung übernehmen. Viele Eltern<br />

nehmen ihre Pfl ichten gewissenhaft wahr. Berichte<br />

in den Medien, zum Beispiel über die sexuellen Übergriffe<br />

in verschiedenen Kantonen, fordern aber auch,<br />

dass Eltern besser erziehen sollen. Solche moralischen<br />

Appelle bewirken wenig, erreichen die Eltern, die es<br />

angeht, kaum. Oft haben Eltern gar nicht die Kapazität<br />

und die Ressourcen, ihre Verantwortung besser<br />

wahrzunehmen. Die Gesellschaft fühlt sich kaum zuständig.<br />

Wieder einmal sind es die Lehrpersonen, die<br />

www.bildungundgesundheit.ch<br />

Teigwaren an Lauch-Schinken-Sauce<br />

120 g Lauch<br />

1 TL Olivenöl<br />

1⁄2 Zwiebel, gehackt<br />

1 kleine Knoblauchzehe, gepresst<br />

1 dl Bouillon<br />

75 g Teigwaren roh (oder 200 g gekochte vom Vortag)<br />

Salz<br />

4 EL saurer Halbrahm<br />

80 g magere Schinkentranchen<br />

Salz, Pfeffer<br />

1 Apfel<br />

Den Lauch waschen, rüsten und in ca. 1 cm dicke Rädli<br />

schnei den.<br />

In einer mittleren Pfanne das Olivenöl erhitzen, gehackte<br />

Zwiebel, Knoblauch und Lauch beigeben, andünsten, mit der<br />

Bouillon ablöschen und während ca. 15 Min. weich dünsten.<br />

Teigwaren al dente kochen. Schinken in Streifen schneiden.<br />

Beides mit dem sauren Halbrahm zum Lauch geben, gut mischen,<br />

erwärmen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

In ein verschliessbares Gefäss abfüllen, kühl lagern und am<br />

Arbeitsplatz in der Mikrowelle erwärmen.<br />

Zum Dessert den Apfel geniessen.<br />

aktiv werden müssen. In vielen Schulen ist der gute<br />

Wille da, und trotzdem sind die Elternkontakte nicht<br />

erfolgreich.<br />

Dies hat nach Hargreaves 1 praktische Gründe, die in<br />

der Tradition und in der Struktur der Schule zu suchen<br />

sind:<br />

- Eltern sehen nur ihr Kind.<br />

- Alle Eltern sind selbst zur Schule gegangen und<br />

wissen, was eine gute Schule ist.<br />

- Eltern begegnen den Lehrpersonen häufi g mit<br />

Angst.<br />

- Eltern haben nur Noten und Zeugnisse im Blick<br />

und erwarten von der Lehrperson, dass sie bei<br />

ihren Kindern gute Leistungen produziert.<br />

- Eltern verlangen ständig Rechenschaft und pochen<br />

auf ihre Elternrechte.<br />

- Eltern und Lehrpersonen haben nicht gelernt,<br />

konstruktiv zusammenzuarbeiten.<br />

- Eltern erleben mit der Schulzeit ihrer Kinder immer<br />

auch ihre eigene Schulzeit.<br />

- Lehrpersonen sehen ihre Kernaufgabe und haben<br />

viel zu wenig Zeit für Kontakte und Gespräche.<br />

- Lehrpersonen verhalten sich distanziert zu Eltern<br />

und lassen deren Probleme nicht an sich heran.<br />

21


22<br />

- Lehrpersonen haben oft «keinen Draht» zu den<br />

Schülerinnen und Schülern und kennen ihre Lebensverhältnisse<br />

nicht (mehr).<br />

- Lehrpersonen sind letztlich einsam und unsicher.<br />

- Lehrpersonen kennen nur die Schule, sehen nur<br />

ihre Klasse und ihren Beruf.<br />

Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit basiert auf<br />

einer respektvollen Haltung dem Partner und seiner<br />

Arbeit gegenüber, einem echten Interesse am Gegenüber<br />

und dem festen Willen aller Beteiligten, gemeinsame<br />

Lösungen zu defi nieren. Eine solche Partnerschaft<br />

muss wachsen können. Vertrauen muss<br />

aufgebaut, Informationen müssen ausgetauscht und<br />

eine dialogische Gesprächskultur aufgebaut werden.<br />

Gezielte Elternarbeit gibt den Eltern Einblick in den<br />

Schulalltag, bezieht die Eltern ein bei der Leistungsförderung<br />

des eigenen Kindes und hilft ihnen, ihre Verantwortung<br />

im Erziehungsbereich wahrzunehmen.<br />

Sexualpädagogik und Schule<br />

Sexualpädagogik und Schule<br />

Neuer Träger des Kompetenzzentrums<br />

Seit Dezember 2006 wird an der Pädagogischen<br />

Hochschule Zentr<strong>als</strong>chweiz PHZ das Kompetenzzentrum<br />

«Sexualpädagogik und Schule» konzipiert und<br />

aufgebaut.<br />

Die Pädagogische Hochschule Zentr<strong>als</strong>chweiz PHZ<br />

hat vom Bundesamt für Gesundheit (BAG), Sektion<br />

Aids den Auftrag erhalten, das Kompetenzzentrum<br />

Sexualpädagogik und Schule in der Zeit von Anfang<br />

2007 bis Januar 2009 aufzubauen und zu etablieren.<br />

Dieses löst die Arbeit des bisherigen Projektes «amorix<br />

– Bildung und sexuelle Gesundheit» ab. Mit dem<br />

Wechsel des Trägers soll das Kompetenzzentrum neu<br />

innerhalb des Bildungswesens mit dem Ziel verankert<br />

werden, dass alle Kinder und Jugendlichen in der<br />

Schweiz durch den Schulunterricht altersadäquat zu<br />

sexueller und reproduktiver Gesundheit befähigt und<br />

über Sexualität, HIV/Aids und andere sexuell übertragbare<br />

Infektionen informiert werden.<br />

Der Auftrag beinhaltet die Integration der Sexualpädagogik<br />

in alle Lehrpläne der Schweiz nach einheitlichen<br />

Standards, die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen<br />

für diese Aufgabe an den Pädagogischen Hochschulen,<br />

die Entwicklung von stufengerechten Curricula<br />

und die Bereitstellung entsprechender didaktischer<br />

Hilfsmittel in den pädagogischen Medienzentren.<br />

Damit solche Diskussionen möglich werden,müssen<br />

Eltern <strong>als</strong> Partner begrüsst werden. Eltern und Lehrpersonen<br />

müssen die Möglichkeit haben, die eigenen<br />

Interessen einzubringen und Lösungen zu defi nieren.<br />

Vereinbarungen stellen eine notwendige Verbindlichkeit<br />

her. Es kann sich sogar lohnen, das Gespräch bei<br />

den Eltern zu Hause zu führen.<br />

Schulleiter/innen berichten, dass sie Elterndelegierte<br />

bei der Planung eines schwierigen Elternanlasses einbeziehen.<br />

Dank unterschiedlichen Wahrnehmungen<br />

und Erwartungen sind kreative Lösungswege möglich.<br />

Die Diskussion über Erziehungsthemen gibt den<br />

Lehrpersonen neue Ideen, stärkt die Eltern in ihrer<br />

Arbeit und zeigt den Kinder, dass Eltern und Lehrpersonen<br />

im Austausch miteinander sind und im gleichen<br />

Boot in dieselbe Richtung rudern.<br />

Maya Mulle, <strong>Fachstelle</strong> <strong>Elternmitwirkung</strong><br />

mulle@elternmitwirkung.ch<br />

1 aus: Pädagogik, Heft 9 / 2006, Gerhard Eikenbusch, «Von der stillen Partnerschaft zum aktiven Dialog» (Hargreaves 1999; siehe<br />

auch: www.keele.ac.uk/depts/ed/kisnet/interviews/hargreaves.htm)<br />

Der Aufbau des Kompetenzzentrums, erfolgt in Kooperation<br />

mit der Hochschule für Soziale Arbeit (HSA)<br />

Luzern und in Zusammenarbeit mit weiteren Pädagogischen<br />

Hochschulen. Das Kompetenzzentrum arbeitet<br />

weiter mit Organisationen der sexuellen und<br />

reproduktiven Gesundheit sowie Vertretenden des<br />

Bildungsbereichs aller Sprachregionen zusammen. Es<br />

ist eingebunden in das Programm bildung + gesundheit<br />

Netzwerk Schweiz.<br />

Kompetenzzentrum Sexualpädagogik und Schule<br />

Titus Bürgisser, Projektleitung<br />

Pädagogische Hochschule Zentr<strong>als</strong>chweiz, Hochschule<br />

Luzern<br />

Weiterbildung und Zusatzausbildungen<br />

Sentimatt 1, 6003 Luzern<br />

041 228 69 51<br />

titus.buergisser@phz.ch<br />

Weitere Informationen / Projektbeschreibung<br />

www.wbza.luzern.phz.ch<br />

www.bildungundgesundheit.ch<br />

weiter unter «Sexualität»<br />

www.amorix.ch<br />

www.bildungundgesundheit.ch


Schulklima – Interkantonales Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung<br />

durch Schulentwicklung<br />

Schulklima, Gesundheit und schulische Leistung:<br />

Kein Widerspruch!<br />

Titus Bürgisser<br />

Sind Schulklima und Gesundheit ein Luxus in einer<br />

Schule, die Schülerinnen und Schüler mit guten Leistungen<br />

hervorbringen will? Die Spurensuche in den<br />

drei Themenfeldern zeigt, dass sich diese Aspekte<br />

von guter Schule gegenseitig bedingen.<br />

Fazit dieser Spurensuche:<br />

- Es gibt Erfolgskriterien für gute schulische<br />

Leistungen.<br />

- Schulleistung, Schulklima und Gesundheitsförderung<br />

stehen in enger Beziehung zueinander.<br />

- Investitionen in das Schulklima und die Gesundheit<br />

der an der Schule Beteiligten ist kein Luxus<br />

und gefährdet die Leistungsziele nicht.<br />

- Ein positives Schulklima und gezielte Gesundheitsförderung<br />

leisten einen wesentlichen Beitrag zu<br />

guten schulischen Leistungen.<br />

Es gibt inzwischen zahlreiche wissenschaftlich belegte<br />

Zusammenhänge zwischen Gesundheit, schulischer<br />

Leistung und dem Schulklima. Es ist <strong>als</strong>o keine<br />

Frage mehr, ob Gesundheitsförderung in der Schule<br />

ihren Platz haben soll. Im Zentrum muss die Frage stehen:<br />

Wie können die Erkenntnisse genutzt werden,<br />

damit die Schule ihren Auftrag erfüllen kann und erfolgreich<br />

ist? Für Schulen interessant sind bei dieser<br />

Umsetzung einerseits Instrumente zur Messung des<br />

Schulklimas und zur Situationsanalyse in Bezug auf<br />

Gesundheitsförderung. Andererseits braucht es konkrete<br />

Anregungen und Projekte für die Umsetzung<br />

an der eigenen Schule. Aufgrund unserer Erfahrun-<br />

www.bildungundgesundheit.ch<br />

Schulklima > Gesundheit<br />

+ Einfl uss auf Gesundheit<br />

der Schüler/innen<br />

+ Einfl uss auf Gesundheit<br />

der Lehrpersonen<br />

(Vuille 2004) 1<br />

Gesundheit<br />

Schulklima<br />

Gute gesunde<br />

Schule<br />

Gesundheit > Leistung<br />

+ Ernährung: Konzentrationsfähigkeit,<br />

Aufnahmefähigkeit<br />

+ Bewegung: Konzentrationsfähigkeit,<br />

Abbau von Aggression und Gewaltbereitschaft<br />

- Suchtmittelkonsum, Abhängigkeit<br />

- psychische Krankheit<br />

- Burn-out, Erschöpfung<br />

- Schlafmangel<br />

gen sind Schulen vor allem an den verschiedenen<br />

Instrumenten zur Erhebung des Schulklimas an der<br />

eigenen Schule interessiert. Dabei werden einfache,<br />

subjektiv ausgerichtete Formen den wissenschaftlichen<br />

und aufwändigen Instrumenten vorgezogen.<br />

Beispiele für Kriterien und einfache Instrumente<br />

zur Erhebung des Schulklima:<br />

- <strong>Fachstelle</strong> für Schulevaluation Luzern, Kriterien<br />

zum Schulklima: www.fse.lu.ch/fse_lu_sqlq-02_<br />

schulklima.pdf<br />

- Reiseführer zu Gesundheitsfördernden Schulen,<br />

AVS Kanton Basel-Landschaft: Hofer Sabine;<br />

Glauser René, Eigenverlag, 2006 (Instrumente<br />

zum Schulklima S. 89 – 97) abrufbar unter : www.<br />

baselland.ch/docs/ekd/inspekt/jg/main_schule.<br />

htm#top<br />

- Q.I.S. Projekt Qualität in Schulen, Bildungsministerium<br />

Österreich: www.qis.at Dokument zu<br />

Schulklima: www.qis.at/qis.asp?Dokument=33&<br />

Reihenfolge=1<br />

Detailliertere Unterlagen zur Thematik,<br />

weitere Links und Hinweise:<br />

Kompetenzzentrum Schulklima und unter www.bildungundgesundheit.ch<br />

(Schulklima / Downloads)<br />

Titus Bürgisser<br />

Kompetenzzentrum Schulklima,<br />

Hochschule PHZ, Luzern<br />

titus.buergisser@phz.ch<br />

Schulklima > Leistung<br />

+ Einfl uss auf Motivation<br />

+ Einfl uss auf Selbstvertrauen und<br />

Selbstwirksamkeitserwartung<br />

- Angst und Desinteresse<br />

- Stress<br />

+ Unterstützung durch Lehrperson<br />

(Eder 2000, Klieme 2003, Satow 2000) 2<br />

Schulische Leistung<br />

Kompetenz-, Verhaltens, und<br />

Fachdimensionen<br />

1 Jean-Claude Vuille, Maria Ines Carvajal, Fabiana Casaulta, Maya Schenkel, Die gesunde Schule im Umbruch, Rüegger, Zürich 2004<br />

2 Lars Satow, 2000, Dissertation, Klassenklima und Selbstwirksamkeitsentwicklung, Eine Längsschnittstudie in der Sekundarstufe I:<br />

www.diss.fu-berlin.de/2000/9/ · Prof. Eckhart Klieme, Zitat deutsche Presseagentur 2003 · Ferdinand Eder, 2000, Linzer Fragebogen<br />

zum Schul- und Klassenklima, Göttingen: Hogrefe<br />

23


24<br />

RessourcenPlus R+<br />

Das Lehrer/innenkollegium: Ressource oder Belastung?<br />

Doris Kunz Heim<br />

In der Schulentwicklungsforschung liegen im Moment<br />

grosse Hoffnungen auf dem Lehrer/innenkollegium<br />

<strong>als</strong> «Professioneller Lerngemeinschaft», in der sich<br />

die Mitglieder gegenseitig unterstützen und ermutigen.<br />

Lehrerkollegien bilden für ihre einzelnen Mitglieder<br />

aber nicht immer eine Ressource, sie können<br />

im Gegenteil auch belastend wirken. Im Folgenden<br />

werden sie unter den Aspekten «Schulkultur», «Zusammenarbeit»<br />

und «Interaktionsstil» beschrieben.<br />

Entscheidend scheint uns der<br />

Interaktionsstil eines Kollegiums zu sein<br />

und dabei besonders seine Konfl iktfähigkeit.<br />

In jedem Kollegium gibt es eine bestimmte Schulkultur.<br />

Damit sind Einstellungen, Annahmen und Überzeugungen<br />

gemeint, die von einem grossen Teil der<br />

Lehrerinnen und Lehrer an der betreffenden Schule<br />

geteilt werden. Diese Einstellungen und Überzeugungen<br />

sind meist unbewusst und unhinterfragt, haben<br />

aber eine grosse Wirkung auf das Verhalten der Lehrpersonen<br />

(Fend, 1998). So unterscheiden Rosenholtz<br />

(1986) und ihre Kollegen lernintensive und lernarme<br />

Kollegien. In lernintensiven Kollegien sind die Lehrpersonen<br />

überzeugt, dass ihre eigenen Anstrengungen<br />

und ihr eigenes Weiterlernen entscheidend sind<br />

für den Lernerfolg ihrer Schülerinnen und Schüler. In<br />

lernarmen Kollegien teilen sie hingegen die Ansicht,<br />

dass die eigene Unterrichtskompetenz hauptsächlich<br />

eine Frage der Begabung ist und nicht wesentlich<br />

weiterentwickelt werden kann.<br />

Auch die Selbstwirksamkeitsüberzeugung (Schwarzer<br />

& Schmitz, 1999) kann <strong>als</strong> Teil der Schulkultur<br />

gesehen werden. Kollegien mit einer hohen kollektiven<br />

Selbstwirksamkeitsüberzeugung vertrauen auf<br />

ihre eigenen Fähigkeiten und teilen eine Zuversicht<br />

und einen Optimismus, mit schwierigen Situationen<br />

im Schulalltag umgehen zu können.<br />

Es liegt auf der Hand, dass lernarme Kollegien und<br />

solche mit einer niedrigen kollektiven Selbstwirksamkeitsüberzeugung<br />

wenig bereit sind, Probleme offensiv<br />

anzugehen. Sie bergen für ihre einzelnen Mitglieder<br />

denn auch wenige Ressourcen.<br />

Auch wenn Lehrerinnen und Lehrer zusammenarbeiten,<br />

erleben nicht alle diese Zusammenarbeit <strong>als</strong><br />

Ressource wie Brinkman-Hein und Reh (2005) herausgefunden<br />

haben. Zwar erfahren viele Lehrperso-<br />

nen die Zusammenarbeit <strong>als</strong> Möglichkeit, durch den<br />

Austausch mit anderen selbst weiter zu kommen<br />

oder Abstand zu Belastendem zu gewinnen. Andere<br />

erfahren aber die Zusammenarbeit selbst <strong>als</strong> Belastung,<br />

weil sie einen Teil ihrer Autonomie oder ihrer<br />

Handlungsspielräume einbüssen oder dem Zwang<br />

unterstehen, pädagogische Grundannahmen übernehmen<br />

zu müssen, die sie selber nicht teilen. Zusammenarbeit,<br />

so kann aus diesen Befunden geschlossen<br />

werden, funktioniert vor allem unter Lehrerpersonen,<br />

die ähnliche Grundannahmen über die pädagogische<br />

Arbeit teilen und hat somit ebenfalls mit der vorherrschenden<br />

Schulkultur zu tun.<br />

Entscheidend scheint uns der Interaktionsstil eines<br />

Kollegiums zu sein und dabei besonders seine Konfl<br />

iktfähigkeit. Und auch hier haben wir es mit Überzeugungen<br />

zu tun: Unterschiede in Bezug auf die<br />

Einstellungen unter Menschen sind die Regel, nicht<br />

die Ausnahme. Die meisten Konfl ikte entstehen aber<br />

aufgrund unterschiedlicher Ansichten. Damit Lehrerkollegien<br />

es wagen, zusammenzuarbeiten und diese<br />

Zusammenarbeit <strong>als</strong> Ressource zu erleben, brauchen<br />

sie die Bereitschaft und die Fähigkeit, Unterschiede<br />

und Konfl ikte <strong>als</strong> etwas Alltägliches zu erachten und<br />

produktiv damit umzugehen.<br />

Prof. Dr. Doris Kunz Heim<br />

Co-Leiterin Kompetenzzentrum RessourcenPlus R+<br />

doris.kunz@fhnw.ch<br />

Literatur<br />

Brinkmann-Hein, D. & Reh, S. (2005). Der Arbeitsplatz<br />

von Lehrer/innen: Welche Rolle spielen Kooperation<br />

und professionelle Refl exion? journal für<br />

schulentwicklung, 9, 2, 30 – 36.<br />

Fend, H. (1998). Qualität im Bildungswesen. Schulforschung<br />

zu Systembedingungen, Schulprofi len und<br />

Lehrerleistung.Weinheim: Juventa.<br />

Rosenholtz, S.J., Bassler, O. & Hoover-Dempsey, K.<br />

(1986). Organizational conditions of teacher learning.<br />

Teaching & Teacher Education, 2 (2), 91 – 104.<br />

Schwarzer, R. & Schmitz, G.,S. (1999). Kollektive<br />

Selbstwirksamkeitserwartung von Lehrern: Eine<br />

Längsschnittstudie in zehn Bundesländern. Zeitschrift<br />

für Sozialpsychologie, 30,4, 262 – 274.<br />

www.bildungundgesundheit.ch


Schweizerisches Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen<br />

Die Arbeitsorganisation in der veränderten Schule und die<br />

Gesundheit der Lehrpersonen –<br />

SCHILW-Angebot des SNGS/FHNW<br />

Die Ansprüche im Lehrberuf steigen ständig, das<br />

Aufgabenspektrum der Lehrpersonen hat sich in den<br />

letzten Jahren erheblich erweitert, zahlreiche Reformen<br />

sind umzusetzen, die Arbeitsbelastung nimmt<br />

zu. Die Organisation der Arbeit hat einen erheblichen<br />

Einfl uss nicht nur auf die Qualität der Arbeit, sondern<br />

auch auf die Gesundheit der Lehrpersonen.<br />

Das Schweizerische Netzwerk Gesundheitsfördernder<br />

Schulen bietet 10 Schulen im Rahmen eines Pilotes<br />

hierzu ein kostenloses Unterstützungsangebot an.<br />

Das Angebot umfasst die Durchführung eines<br />

SCHILW-Tages durch die Hochschule für Angewandte<br />

Psychologie der Fachhochschule Nordwestschweiz.<br />

Es besteht zudem die Möglichkeit, bereits im Vorfeld<br />

eine schriftliche Befragung zur Arbeitssituation vorzunehmen.<br />

Dann kann am SCHILW-Tag bereits eine<br />

ausführliche Auseinandersetzung mit den Ergebnissen<br />

erfolgen. In moderierten Workshops werden<br />

Ziele abgeleitet und Prioritäten für die Gesundheitsförderung<br />

an der Schule gesetzt. Die Bereitschaft des<br />

Kollegiums zur aktiven Mitarbeit ist unerlässlich.<br />

www.bildungundgesundheit.ch<br />

Schulleitungen melden ihr Interesse bis spätestens<br />

Ende Juni an. In einem Vorgespräch stimmen wir<br />

gemeinsam das weitere Vorgehen ab. Die Durchführung<br />

eines SCHILW-Tages durch das Team der<br />

Hochschule für Angewandte Psychologie unter der<br />

Leitung von Prof. Dr. Andreas Krause kann ab Mitte<br />

Oktober 2007 erfolgen.<br />

Anmeldung<br />

Barbara Zumstein,<br />

Nationale Koordinatorin SNGS,<br />

041 210 62 10 oder zumstein@radix.ch<br />

25


26<br />

Hinweise/Indications<br />

BODY TALK<br />

Spannungsfeld Pubertät: Sie leiden unter Kummer<br />

und Konfl ikten, essen sich krank, bewegen sich wenig,<br />

kiffen, rauchen, trinken Alkohol und haben ungeschützten<br />

Sex. Um erwachsen zu wirken, Stress,<br />

Unsicherheit und Angst zu verarbeiten, gehen Jugendliche<br />

Gesundheitsrisiken ein. In BODY TALK<br />

sprechen Jungen und Mädchen offen und authentisch<br />

über ihre Erfahrungen. Dabei zeigt sich, dass ein<br />

gutes Selbstwertgefühl, soziale Kompetenz und das<br />

Vertrauen in die eigenen Ressourcen, wichtige Faktoren<br />

sind für ein gesundes, selbstbestimmtes Leben.<br />

- Zielgruppen: 12 – 17 Jährige und alle, die mit<br />

Jugendlichen arbeiten und leben.<br />

- DVD: 9 Filmportraits von Jungen und Mädchen.<br />

2 Kurzfi lme zu «Essen, Stressen, Bewegen» und<br />

«Lust und Schutz».<br />

- Begleitmaterial mit didaktischen Hinweisen,<br />

Arbeitsblättern und Hintergrundinformationen<br />

ist in Planung.<br />

- Zu bestellen ab 01.07.2007 für 48.– CHF über<br />

atvassmann@aon.at.<br />

Erste Rückmeldungen von Pädagogen:<br />

- BODY TALK ist authentisch, weckt Interesse,<br />

macht es möglich, mit Jugendlichen über heikle<br />

Themen wie Drogen, Depression, Sexualität, soziales<br />

Verhalten ins Gespräch zu kommen.<br />

- Unverblümtes Sprechen über Lebensthemen von<br />

Jugendlichen lässt aufhorchen.<br />

- Mit Hilfe von BODY TALK können Jugendliche<br />

kontrovers und konstruktiv diskutieren.<br />

- Themen der Gesundheit, die in der Pubertät<br />

zentral sind, werden über BODY TALK lanciert und<br />

bei Jugendlichen und ihren Bezugspersonen ins<br />

Gespräch gebracht.<br />

- BODY TALK ermöglicht Erwachsenen einen Perspektivenwechsel,<br />

zeigt Jugendlichen neue und<br />

andere Sichtweisen und unterschiedliche Realitäten.<br />

- Gutes, innovatives Material (Information/Diskussionsanreisser).<br />

Alkohol und Werbung:<br />

Vom Anreiz zum Konsum<br />

Ein pädagogisches Hilfsmittel für Lehrpersonen der<br />

Oberstufe mit Vorschlägen zur Unterrichtsgestaltung<br />

Die Werbung vermittelt, Alkoholkonsum sei mit sozialen<br />

Kontakten und Spass verbunden – und Alkohol<br />

gehöre zum Alltag. Die Risiken werden ausser Acht<br />

gelassen. Das neue pädagogische Heft der Reihe «Jugendliche<br />

und Alkohol» greift diese Problematik auf.<br />

Lehrpersonen der Oberstufe fi nden hier Informationen<br />

und Unterrichtsvorschläge zu den Mechanismen<br />

und Botschaften der Werbung, zu Werbeeinschränkungen<br />

in der Schweiz sowie zum Einfl uss des sozialen<br />

Umfelds und damit verbundenen normativen<br />

Überzeugungen.<br />

Inhalt dieses Lehrmittels:<br />

- Alkoholindustrie und Werbung: einige Zahlen<br />

- Die Wirkung der Werbung auf Jugendliche<br />

- Was sagt das Gesetz?<br />

- Alkoholwerbung: Was wird vermittelt?<br />

- Anreize aus der Gesellschaft, Gruppendruck und<br />

normative Überzeugungen<br />

- Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung<br />

Alkohol und Werbung: Vom Anreiz zum Konsum. 12<br />

S. SFA, Lausanne, 2007, CHF 4.00 (plus Versandkosten).<br />

Das Heft kann kostenlos <strong>als</strong> <strong>PDF</strong> heruntergeladen<br />

werden: www.sfa-ispa.ch<br />

Öffentliche Tagung<br />

10 Jahre Gesundheitsfördernde Schulen – Vom<br />

Hobby zur Professionalität<br />

30.11. – 01.12.2007. Luzern<br />

Gewerbliche Berufsschule, Schulzentrum Bahnhof,<br />

Robert-Zünd-Strasse 4, 6003 Luzern<br />

Die Tagung richtet sich an Schulleitungen, Lehrpersonen<br />

aller Schulstufen, Dozierende in der Lehrerinnen-<br />

und Lehrerbildung sowie an Verantwortliche und Interessierte<br />

für Bildung, Schule und Unterricht.<br />

Es können beide Tage, die Fachtagung vom Freitag<br />

oder die Impulstagung vom Samstag besucht werden.<br />

Reservieren Sie jetzt schon den Termin. Detaillierte<br />

Infos erfolgen ab Sommer 2007<br />

Organisation<br />

- Radix Gesundheitsförderung, Schweizerisches<br />

Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen<br />

- Schulklima, Pädagogische Hochschule<br />

Zentr<strong>als</strong>chweiz<br />

www.bildungundgesundheit.ch


Kampagne «alle anders – alle gleich»<br />

Die Kampagne läuft noch bis Ende 2007. Aktuelle<br />

Informationen fi nden Sie unter www.alleanders-allegleich.ch<br />

und – Sie können dort auch den Newsletter<br />

bestellen, um immer auf dem aktuellsten Stand zu<br />

sein.<br />

Die Stiftung Bildung Entwicklung verfügt über die<br />

Möglichkeit, Bildungsprojekte gegen Rassismus für<br />

Schulen in der Schweiz fi nanziell zu unterstützen:<br />

Auf der Website www.projektegegenrassismus.<br />

ch fi nden Sie Porträts von bereits praxiserprobten<br />

Schul- und Klassenprojekten zum Nachahmen sowie<br />

konkrete Tipps zur Umsetzung, kommentierte Materialvorschläge<br />

für den Unterricht und eine Sammlung<br />

von weiterführenden Adressen und Links.<br />

Antragsberechtigt sind Schulen sowie <strong>Fachstelle</strong>n,<br />

die Schulen bei der Durchführung von Projekten unterstützen.<br />

Die Beurteilung der Projekte beider Bereiche<br />

obliegt einer gemeinsamen Kommission, die sich<br />

aus externen Fachpersonen zusammensetzt. Für die<br />

Projekte im Nord-Süd-Bereich sind die von der Kommission<br />

getroffenen Entscheide endgültig; für die<br />

Projekte gegen Rassismus gehen die Beurteilungen<br />

der Kommission <strong>als</strong> Anträge an die <strong>Fachstelle</strong> für Rassismusbekämpfung<br />

des Bundes.<br />

Eingabetermine für Projektanträge:<br />

15. September 2007<br />

Stiftung Bildung und Entwicklung<br />

Zentr<strong>als</strong>ekretariat – Projektfonds<br />

Monbijoustr. 31, 3011 Bern<br />

www.gloabaleducation.ch<br />

www.bildungundgesundheit.ch<br />

Spot it! Stop it!<br />

Aufruf an alle Schulen und Jugendgruppen in<br />

der Schweiz zur Teilnahme am Storyboardwettbewerb<br />

«Spot it! Stop it!»<br />

Eine gute Idee haben und gewinnen! Profi s setzen<br />

die Ideen der Gewinner für einen TV- oder Radiospot<br />

um.<br />

Im Rahmen der Jugendkampagne des Europarates<br />

«alle anders – alle gleich» startet in diesen Tagen die<br />

GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus<br />

für alle Schulen und Jugendgruppen ihren grossen<br />

gesamtschweizerischen Jugendwettbewerb «Spot it!<br />

Stop it!»<br />

Mehr darüber www.gra.ch/spot<br />

Quels leviers d’actions et ressources pour une<br />

meilleure qualité de vie à l’école<br />

Journée d’étude romande du Réseau suisse<br />

d’écoles en santé<br />

Mercredi 26 septembre à Vevey<br />

Programme disponible sur<br />

www.ecoles-en-sante.ch/ dès la fi n juillet<br />

27


SGE – Schweizerische Gesellschaft für<br />

Ernährung<br />

SSN – Société Suisse de Nutrition<br />

Effi ngerstrasse 2 · 3001 Bern<br />

031 385 00 00<br />

www.sge-ssn.ch<br />

Angelika Welter<br />

a.welter@sge-ssn.ch<br />

SFA – Alkohol, Tabak und illegale Drogen<br />

ISPA – alcool, tabac et drogues illégales<br />

1001 Lausanne<br />

021 321 29 76<br />

sfa-ispa.ch<br />

Jacqueline Sidler<br />

jsidler@sfa-ispa.ch<br />

Schulklima – Interkantonales<br />

Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung<br />

durch Schulentwicklung<br />

Pädagogische Hochschule Zentr<strong>als</strong>chweiz<br />

Hochschule Luzern, PHZ Luzern<br />

Sentimatt 1 · 6003 Luzern<br />

041 228 69 51<br />

Titus Bürgisser,<br />

titus.buergisser@phz.ch<br />

PROMESCE – Promotion des Médias,<br />

Environnement, Santé et Citoyenneté<br />

dans un processus Educatif<br />

Françoise Pasche Gossin<br />

Coordinatrice du projet PROMESCE<br />

Route de Diesse 11 · 2516 Lamboing<br />

Tél. 032 315 27 92<br />

francoise.pasche-gossin@hep-bejune.ch<br />

Membres de l’équipe de pilotage<br />

pédagogique<br />

Fausta Ferrari (NE)<br />

fausta.ferrari@hep-bejune.ch<br />

Francine Richon (BE)<br />

francine.richon@hep-bejune.ch<br />

Ruth Wenger (JU)<br />

theurre@bluemail.ch<br />

Kompetenzzentrum Sexualpädagogik<br />

und Schule<br />

Centre de compétence pour l’éducation<br />

sexuelle à l’école<br />

Pädagogische Hochschule Zentr<strong>als</strong>chweiz<br />

Hochschule Luzern, PHZ Luzern<br />

Sentimatt 1 · 6003 Luzern<br />

041 228 69 51<br />

Titus Bürgisser<br />

titus.buergisser@phz.ch<br />

www.amorix.ch<br />

Kompetenzzentren<br />

Centres de compétences<br />

SNGS – Schweizerisches Netzwerk<br />

Gesundheitsfördernder Schulen<br />

RSES – Réseau suisse d’écoles en santé<br />

Habsburgerstrasse 31 · 6003 Luzern<br />

041 210 62 10<br />

www.radix.ch/schule<br />

Barbara Zumstein<br />

zumstein@radix.ch<br />

Deutschschweiz:<br />

Edith Lanfranconi<br />

lanfranconi@radix.ch<br />

Suisse romande<br />

Michel Bloch<br />

bloch@radix.ch<br />

RessourcenPlus R+<br />

Fachhochschule Nordwestschweiz<br />

Hochschule für Soziale Arbeit<br />

Institut Soziale Arbeit und Gesundheit<br />

Prof. Barbara Fäh, lic. phil.<br />

Riggenbachstrasse 16 · 4600 Olten<br />

062 311 96 66<br />

barbara.faeh@fhnw.ch<br />

Prof. Dr. Doris Kunz<br />

Institut Forschung und Entwicklung<br />

Kasernenstrasse 20 · 5001 Aarau<br />

062 832 02 65<br />

doris.kunz@fhnw.ch<br />

feelok<br />

Institut für Sozial- und Präventivmedizin der<br />

Universität Zürich<br />

Hirschengraben 84 · 8001 Zürich<br />

www.feelok.ch<br />

Oliver Padlina · opadlina@access.unizh.ch<br />

<strong>Fachstelle</strong> <strong>Elternmitwirkung</strong><br />

Färberstrasse 31 · 8008 Zürich<br />

044 380 03 10<br />

www.elternmitwirkung.ch<br />

Maya Mulle<br />

mulle@elternmitwirkung.ch<br />

bildung+gesundheit Netzwerk Schweiz<br />

éducation+santé Réseau Suisse<br />

Bundesamt für Gesundheit BAG<br />

Sektion Drogen<br />

Offi ce fédéral de la santé publique OFSP<br />

Section Drogues<br />

3003 Bern<br />

info@bildungundgesundheit.ch<br />

Programmleitung<br />

Directrice du programme<br />

Dagmar Costantini<br />

031 322 62 26<br />

dagmar.costantini@bag.admin.ch<br />

bfu – Schweizerische Beratungsstelle<br />

für Unfallverhütung<br />

bpa – Bureau suisse de prévention des<br />

accidents<br />

Abteilung Erziehung / service éducation<br />

Laupenstrasse 11 · 3008 Bern<br />

031 390 22 11<br />

www.bfu.ch<br />

Christoph Müller<br />

c.mueller@bfu.ch<br />

Schweizerisches Rotes Kreuz<br />

chili – konstruktive Konfl iktbearbeitung<br />

Croix-Rouge suisse<br />

chili – gestion de confl its<br />

Werkstrasse 18<br />

3084 Wabern<br />

031 960 75 57<br />

René Spahr<br />

rene.spahr@redcross.ch<br />

BASPO – Bundesamt für Sport<br />

OFSPO – Offi ce fédéral du sport<br />

Hauptstrasse 247 – 253<br />

2532 Magglingen/Macolin<br />

032 327 61 68<br />

www.baspo.ch<br />

OliverStuder<br />

oliver.studer@baspo.admin.ch<br />

Partner / Partenaires<br />

bildung+gesundheit Netzwerk Schweiz · éducation+santé Réseau Suisse<br />

www.bildungundgesundheit.ch


Enseignants :<br />

être effi cace tout en<br />

préservant sa santé<br />

Analyses<br />

Rapports<br />

Centres de compétences<br />

et partenaires<br />

info réseau é+s<br />

juin 2007<br />

n°- 4<br />

SPONSOR


2<br />

Editorial<br />

La santé professionnelle des enseignantes et des<br />

enseignants en Suisse romande<br />

Pas d’enquête globale, mais des mesures ponctuelles<br />

Une bonne partie des constatations faites par LCH au travers de ses<br />

enquêtes de 1990, 2001 et 2006 sont partagées de façon un peu<br />

plus empirique par le SER et ses associations. S’il n’a pas été mené sur<br />

l’ensemble de la Suisse romande de grandes recherches sur la satisfaction<br />

professionnelle des enseignantes et des enseignants, chaque<br />

association cantonale a été peu ou prou confrontée au problème du<br />

« burn-out », du stress et de la santé de ses membres.<br />

Dès 2001, les Vaudois, les Genevois et les Fribourgeois sont les premiers<br />

à avoir ce problème présent de manière importante dans leurs<br />

préoccupations syndicales. Une assemblée des délégués de la Société<br />

pédagogique vaudoise s’en empare en 2001 avant même la Journée<br />

d’étude du réseau suisse d’écoles en santé du 17 novembre, au cours<br />

de laquelle Jacques Daniélou apporte le message du SER (http ://www.<br />

leser.ch/ser/actu/extended_eid_389_lid_3.html). Les Fribourgeois de la<br />

SPFF lancent, début 2001, une vaste enquête portant sur plus de 600<br />

collègues, enquête qui donne lieu à un rapport déposé en avril 2002,<br />

nanti de sept hypothèses et d’une série de propositions sur les mesures<br />

à prendre (http ://www.spff.ch/fi chiers/burnout.pdf). Quant aux Genevois<br />

de la SPG, après avoir consacré un séminaire hors les murs sur la<br />

pénibilité du métier en 2002, ils obtiennent que soit organisée une enquête<br />

offi cielle. Menée par le Docteur Jean-Pierre Papart, elle se fonde<br />

sur près de 2000 questionnaires retournés et donne lieu à un rapport<br />

déposé en décembre 2003 sous l’égide du Secteur des programmes de<br />

prévention et de promotion de la santé, du DASS genevois (ftp ://ftp.<br />

geneve.ch/primaire/rapport-papart.pdf).<br />

Dans les autres cantons, la préoccupation induit un certain nombre<br />

d’actions, tant sur le plan des enquêtes que sur celui de la mise sur pied<br />

de structures d’aide ou d’écoute pour les enseignants en diffi culté.<br />

Mais si des mesures sont souvent prises pour les situations d’« incendies<br />

», la détérioration générale des conditions de travail, engendrée<br />

comme le montre l’enquête de LCH par divers facteurs (absence d’un<br />

profi l de carrière, mauvaise introduction des réformes, perte de confi<br />

ance et désinvestissement des parents, augmentation du stress, surcharge<br />

administrative ...) ne cesse de s’aggraver de manière réelle ou<br />

du moins dans le ressenti des enseignantes et des enseignants. Les récentes<br />

dérives politiques et sociétales (initiatives populistes sur l’école,<br />

déboulonnages médiatiques des enseignants) ne font évidemment rien<br />

pour améliorer la situation. A cet effet, une enquête, à laquelle a participé<br />

le SER a donné des résultats marquants pour mesurer, sinon le<br />

degré de satisfaction des enseignantes et des enseignants, du moins<br />

l’attractivité de leur profession, c’est celle d’UNIVOX. Les comparaisons<br />

entre 1994 et 2005 montrent une importante baisse de l’image de la<br />

profession enseignante dans le public et chez les futurs actifs.<br />

Dans un dossier spécial de l’Educateur intitulé « Grosse fatigue chez les<br />

enseignants » (11/2001 – Educateur 19 oct 2001), Anne-Marie Henchoz<br />

titrait un de ses articles « Travailler peut rendre heureux, travailler<br />

peut rendre malade ». Le constat reste d’actualité.<br />

Georges Pasquier<br />

Président du Syndicat<br />

des Enseignants Romands ( SER )<br />

Courriel : president@le-ser.ch<br />

Impressum<br />

Editeur<br />

éducation + santé Réseau suisse<br />

Offi ce fédéral de la santé publique<br />

Section drogues<br />

CH-3003 Berne<br />

+41 (0)31 322 62 26<br />

Info réseau é+s paraît deux fois par an.<br />

Il est possible de commander des abonnements<br />

gratuits sur<br />

www.educationetsante.ch.<br />

Responsable de rédaction<br />

Silvio Sgier, Consulting & Coaching, Coire<br />

Rédaction<br />

Barbara Zumstein, Réseau suisse<br />

d’écoles en santé<br />

Christoph Müller, Bureau suisse de<br />

prévention des accidents bpa<br />

Maya Mulle, <strong>Elternmitwirkung</strong><br />

Francine Richon, Promesce – Promotion<br />

des Médias, Environnement, Santé et<br />

Citoyenneté dans un processus Educatif<br />

Conception<br />

Atelier graphique Thomas Küng, Lucerne<br />

Impression<br />

Gegendruck GmbH, Lucerne<br />

Tirage<br />

6’000 exemplaires<br />

Le chef de rédaction et l’équipe de<br />

rédaction assument la responsabilité<br />

rédactionnelle d’Info Réseau é+s.<br />

La direction du programme éducation<br />

+ santé assure la cohérence avec<br />

le programme é+s.<br />

La responsabilité du contenu, du<br />

style et de la traduction des contributions,<br />

incombe aux auteur(e)s<br />

respectifs des centres de compétences/partenaires<br />

et à l’équipe de<br />

rédaction.<br />

www.educationetsante.ch


Santé et bien-être des enseignants en Suisse romande<br />

Une situation préoccupante qui appelle des mesures urgentes<br />

Mary-Claude Faessler et Fabien Moulin<br />

En Suisse romande, 22.1% des enseignants, sans distinction<br />

d’âge, de sexe et de provenance, sont victimes<br />

de maladies, d’absences, de stress et de burnout.<br />

Nos enseignants sont trop nombreux à être en mauvaise<br />

santé, ce qui génère un surcoût pour les personnes<br />

et les collectivités publiques de15% plus élevé<br />

que pour la moyenne suisse des personnes actives.<br />

Pour les seuls cantons francophones, on évalue à<br />

plus de 70 millions de nos francs la perte annuelle<br />

générée directement par la mauvaise santé des enseignants.<br />

C’est beaucoup, beaucoup trop !<br />

Projections basées sur les enquêtes du SECO et de l'IST :<br />

Cantons Nombre enseignants Coûts liés au stress<br />

Et que dire des situations dramatiques que cela engendre<br />

dans les familles et des répercussions négatives<br />

sur la qualité de l’enseignement ?<br />

Ce constat est alarmant et il est confi rmé par de<br />

nombreuses enquêtes 1 menées en Suisse romande et<br />

dans le monde ces 15 dernières années.<br />

Analyses et Rapports<br />

3 Santé et bien-être des enseignants<br />

en Suisse romande<br />

6 Le projet « RACINES » : un processus qui donne<br />

l’initiative aux enseignant-e-s<br />

9 Ressources pour la qualité de vie au travail<br />

11 Le compas santé<br />

www.educationetsante.ch<br />

Mais cette situation n’est pas sans issue : c’est la conclusion<br />

de la recherche 2 menée par deux enseignants<br />

romands, Mary-Claude Faessler et Fabien Moulin.<br />

Un travail souvent épuisant<br />

Toute personne ayant travaillé plus d’une journée<br />

dans une classe témoignera de la débauche d’énergie<br />

considérable que représente la tâche d’enseigner.<br />

Pourtant, malgré tout, une bonne moitié des enseign<br />

ants parviennent à équilibrer les exigences de leur<br />

métier et les autres aspects de leur vie afi n de durer<br />

dans la profession et s’épanouir de façon satisfaisante.<br />

Valais 3’834 10.69 Mio<br />

Vaud 7’070 19.71 Mio<br />

Neuchâtel 2’740 7.63 Mio<br />

Genève 5’858 16.33 Mio<br />

Jura 1’002 2.79 Mio<br />

Fribourg 3’312 9.23 Mio<br />

Berne F 1’381 3.85 Mio<br />

Total Suisse romande 25’197 70.23 Mio<br />

Coût moyen / enseignant 2’788.–<br />

Surcoût/ens. cs moyenne CH 395.–<br />

Surcoût total vs total CH 9’952’815.–<br />

Selon les scores des enseignants romands au TST = Test de Santé totale · Offi ce fédéral de la statistique, bases 1998/99<br />

Contenu<br />

Par rapport à la<br />

moyenne suisse<br />

des personnes<br />

actives, le stress<br />

des enseignants<br />

génère environ<br />

15% de coûts<br />

supplémentaires.<br />

Pour les autres, le métier d’enseignant est identifi<br />

é comme source de tout un tas de désagréments<br />

qui vont de la gêne passagère au burn-out sévère,<br />

en passant par toute une gamme de dysfonctionnements,<br />

maladies et fatigues.<br />

Centres de compétences et partenaires<br />

12 Bureau suisse de prévention des accidents<br />

3


4<br />

Les personnes interrogées avouent ressentir parfois<br />

un sentiment d’incompétence, avoir peur d’être<br />

jugées, recourir systématiquement aux punitions,<br />

prendre trop de médicaments et avoir même envie<br />

de quitter le métier...<br />

Aucun canton, aucune région ne sont épargnés<br />

; le phénomène touche toutes les catégories<br />

d’enseignants de tous âges, vieux briscards et jeunes<br />

frais émoulus de nos HEP et instituts de formation.<br />

Des facteurs reconnus et évidents<br />

Toutes les enquêtes le démontrent, la pénibilité du<br />

travail d’enseignement est due en grande partie aux<br />

conditions de travail diffi ciles que rencontrent les<br />

enseignants.<br />

D’abord en classe ! La relation pédagogique nécessite<br />

un fort engagement psychologique, générateur de<br />

stress. C’est un phénomène bien connu de tous les<br />

travailleurs du « domaine humain ». A l’école, ce facteur<br />

est souvent alourdi par des effectifs surdimensionnés,<br />

des classes très hétérogènes au point de<br />

vue du niveau scolaire, de la motivation comme de<br />

la culture et de la langue. De plus, on assiste presque<br />

partout, aux abords et dans les écoles, à la montée<br />

d’une « violence de basse intensité » qui sape le sentiment<br />

de sécurité.<br />

En ce qui concerne les parents, les enseignants trouvent<br />

que la relation avec le milieu familial est plus diffi<br />

cile, plus tendue aussi. Souvent, ils ont l’impression<br />

de devoir pallier tous les manques éducatifs du milieu<br />

familial.<br />

FACTEURS<br />

DE RISQUE<br />

ORGANISATIONNELS<br />

FACTEURS DE<br />

PROTECTION<br />

SOUTIEN SOCIAL<br />

FACTEURS DE<br />

PROTECTION<br />

AUTONOMIE<br />

DECISIONNELLE<br />

L’école qui devrait être un lieu de communication et<br />

de transparence se révèle souvent maladroite dans<br />

sa manière de communiquer, aussi bien à l’interne,<br />

entre collègues, vis-à-vis des directions et des départements<br />

cantonaux, entre associations professionnelles<br />

et employeurs, entre pouvoirs politiques et chercheurs<br />

que vis-à-vis du public auprès de qui l’image<br />

de la profession s’est passablement dégradée.<br />

De nombreux collègues relèvent aussi l’abondance<br />

des tâches administratives, la surcharge et souvent<br />

l’incohérence des programmes, des activités hors<br />

programme ou la gestion d’élèves particuliers nécessitant<br />

plus de temps, sans décharges appropriées ...<br />

Souvent, lorsqu’il s’agit de stress et de santé au travail,<br />

les institutions tentent de faire porter exclusivement<br />

aux travailleurs le poids de l’amélioration de<br />

leur propre situation.<br />

Des travaux récents mettent en évidence que la résistance<br />

à la tension psychique au travail est aussi une<br />

affaire de prévention. S’il est impossible de faire disparaître<br />

complètement les risques liés à la pratique<br />

du métier, il est probablement plus aisé de renforcer<br />

les facteurs de protection que sont le soutien social<br />

et l’autonomie décisionnelle.<br />

En effet, tout travailleur supporte d’autant mieux les<br />

désagréments liés à sa tâche qu’il jouit d’une certaine<br />

latitude d’appréciation dans la façon de la mener à<br />

bien et de possibilités concrètes de s’auto-organiser.<br />

Les enseignants sont peu formés à travailler comme<br />

dans les professions libérales. Or, les diverses réformes<br />

structurelles et méthodologiques de la fi n du<br />

XXe siècle ont à la fois simplifi é le travail des ensei-<br />

État de<br />

santé altéré<br />

TENSION PSYCHIQUE<br />

Événements<br />

stressants<br />

hors travail<br />

Stratégies<br />

d'adaptation<br />

Réactions psychophysiologiques<br />

et<br />

comportementales<br />

Personnalité<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />

TEMPS<br />

Pathologies<br />

réversibles<br />

Atteintes<br />

irréversibles<br />

Modèle intégrateur de Vézina (1992)<br />

www.educationetsante.ch


gnants et réduit leur marge de liberté dans la conduite<br />

de la classe. Il serait peut-être bon de redéfi nir<br />

les programmes en termes d’objectifs à atteindre et<br />

non de manuels scolaires à suivre à la lettre. Les enseignants<br />

sont capables de créativité, laissons-leur choisir<br />

la meilleure façon d’avancer avec leurs élèves.<br />

Un autre facteur de protection est le soutien social. Et<br />

là aussi, de gros progrès peuvent être accomplis dans<br />

la façon de soutenir l’école et les enseignants : groupes<br />

de collègues, inspecteurs, travail en réseau avec<br />

les autres professions socio-éducatives, soutien de la<br />

profession dans la presse et sur la place publique ...<br />

Des mesures simples, économiques, parfois<br />

courageuses mais urgentes !<br />

Jusqu’à aujourd’hui, la prévention du stress et la<br />

promotion de la santé chez les enseignants se sont<br />

surtout concentrées sur les mesures de renforcement<br />

des compétences individuelles. C’est bien,<br />

mais très insuffi sant. Cela revient un peu à poser un<br />

em plâtre sur une jambe de bois si ces mesures ne<br />

sont pas accompagnées d’autres mesures portant sur<br />

l’environnement du travail : accompagnement des<br />

enseignants dans des situations diffi ciles, renforcement<br />

des « compétences-santé » des enseignants par<br />

des offres de formation, action sur les structures, en<br />

amont des problèmes ...<br />

Redéfi nir la vision, la mission,<br />

les valeurs de l’école publique.<br />

Dynamiser la communication<br />

et le climat scolaire.<br />

Pour améliorer la santé des enseignants, par conséquent<br />

leur effi cacité, leur bien-être, leur motivation<br />

et leur engagement personnel, nous recommandons<br />

de travailler au moins dans cinq directions :<br />

- Redéfi nir la vision, la mission, les valeurs de<br />

l’école publique (par exemple, mise en place<br />

d’observatoires cantonaux et d’un module<br />

romand de veille stratégique composés de<br />

personnes représentatives de tous les acteurs de<br />

l’école).<br />

- Améliorer la gestion des ressources humaines<br />

(par exemple, octroi de plus d’autonomie aux<br />

établissements, directions et enseignants).<br />

- Dynamiser la communication et le climat scolaire<br />

(par exemple, favoriser une meilleure connaissance<br />

du climat scolaire par des outils de recherche-action).<br />

www.educationetsante.ch<br />

- Développer des offres de formation (par exemple,<br />

des cours de développement personnel pour tous<br />

les enseignants dès la formation initiale).<br />

- Proposer du soutien (quelques offres existent déjà<br />

dans certains cantons, par exemple de supervision<br />

ou d’intervision, et pourraient être généralisées à<br />

toute la profession).<br />

La mise en place de ces mesures nécessite une large<br />

concertation des milieux concernés et un engagement<br />

clair des pouvoirs politiques. Espérons que la<br />

perspective de quelques économies substantielles sur<br />

les coûts de la santé accélère la prise de conscience et<br />

favorise la mise en place rapide de ces mesures !<br />

Les auteurs de ce travail de recherche sont avant tout<br />

des enseignants. Cependant, ils se tiennent volontiers<br />

à disposition pour présenter et commenter les<br />

résultats de leur travail. Ils peuvent aussi aider des<br />

commissions scolaires, des établissements ou des collègues<br />

à envisager des changements concrets, pour<br />

un plus grand confort de travail et moins de stress.<br />

Il n’est pas nécessaire de tout réinventer, plusieurs<br />

initiatives ont déjà été imaginées. Peu ont été véritablement<br />

réalisées. A nous tous de faire en sorte<br />

que cela change !<br />

Mary-Claude Faessler, directrice-adjointe<br />

au Lycée Denis-de-Rougemont<br />

à Neuchâtel<br />

mary-claude.faessler@rpn.ch<br />

Fabien Moulin, enseignant secondaire et<br />

coach en Valais<br />

fabien.moulin@tvs2net.ch<br />

1 Voir les travaux de Michaël Huberman en 1989 déjà, les enquêtes<br />

« Balance » (VS+VD) en 2000, l’enquête IST menée<br />

dans le canton de VD en 2000, la recherche commanditée<br />

par la Société pédagogique Fribourgeoise en 2001, les travaux<br />

du Professeur J-Pierre Papart à GE en 2002, l’enquête<br />

érasm demandée par le DIP genevois en 2003 et de nombreuses<br />

autres à NE, à GE, au Maroc, au Québec...<br />

2 « Santé et bien-être des enseignants en Suisse romande :<br />

analyse de la situation et propositions de mesures de promotion<br />

de la santé » Travail de diplôme des études postgrades<br />

HES en Human Systems Engineering (session 2002–2004) de<br />

Mary-Claude Faessler et Fabien Moulin. Disponible intégralement<br />

à l’adresse suivante : www.human-systems-engineer.<br />

ch/HSE-F/pages/Travaux/Travaux.asp<br />

5


6<br />

Le projet « RACINES » : un processus qui donne l’initiative<br />

aux enseignant-e-s<br />

François Bourqui – Monique Foucart – Michel Bussard<br />

Un métier en pleine métamorphose...<br />

Depuis une dizaine d’années, l’environnement socioculturel<br />

de l’Ecole s’est fondamentalement métamorphosé.<br />

L’autorité des membres de cette institution en<br />

perpétuelle mutation pour s’adapter aux défi s de<br />

notre époque est souvent remise en cause.<br />

De leur côté, les enseignant-e-s disent souffrir d’un<br />

manque de repères, de reconnaissance, de recyclages<br />

perpétuels, du bruit incessant des élèves durant les<br />

cours, ...<br />

On peut aussi constater que le nombre de professions<br />

a sensiblement augmenté. Les métiers d’autrefois<br />

(mécanicien, électricien, ...) se sont diversifi és.<br />

Chaque branche a tendance à former des spécialistes<br />

qui ont des compétences dans des domaines de plus<br />

en plus spécifi ques. L’enseignement vit de sem blables<br />

mutations. Il est loin le temps de la « vocation ». La<br />

réfl exion sur la professionnalisation est largement<br />

entamée.<br />

Justifi cation du processus Racines<br />

Les enseignant-e-s doivent ainsi faire face à de nouvelles<br />

tâches (prévention des violences, gestion des<br />

confl its, appels de jeunes en détresse, questionnement<br />

sur les valeurs...). Stress, ras-le-bol, démotivation,<br />

épuisement professionnel, dépression apparaissent<br />

au sein du corps enseignant avec des conditions<br />

de travail toujours plus complexes.<br />

Si toutes les actions de prévention de ces dernières<br />

années étaient adressées essentiellement aux enfants<br />

et aux jeunes, il est maintenant nécessaire de donner<br />

aux enseignant-e-s un soutien et des outils pour agir<br />

au quotidien et pour les aider à sortir d’une solitude<br />

institutionnelle décrite dans des travaux scientifi ques 1<br />

(Faessler – Moulin).<br />

On émet l’hypothèse qu’il est profi table d’effectuer<br />

ensemble – toute une équipe d’enseignant-e-s – ce<br />

travail de défi nition des contours de la profession,<br />

en lien avec le mandat de l’Etat, les textes légaux,<br />

les exigences des autorités scolaires. C’est une manière<br />

de construire du sens et de la cohérence, de<br />

l’intérieur et à partir de la réalité d’un établissement<br />

scolaire, pour remplir ensemble, au quotidien, la mission<br />

de formation, d’éducation et d’orientation de<br />

l’Ecole. Celle-ci, à elle seule, ne peut plus faire face<br />

à tous les problèmes. Elle doit collaborer avec tous<br />

les partenaires responsables de l’éducation. D’où la<br />

nécessité du travail en réseau (parents, autorités scolaires,<br />

institutions spécialisées, ...).<br />

En permettant de défi nir qui fait quoi, avec qui et<br />

comment, le renforcement de l’identité professionnelle<br />

des enseignants est un atout pour affronter la<br />

réalité quotidienne et les situations de crise, et une<br />

ressource pour relever les défi s de l’avenir.<br />

Quels sont les buts poursuivis par le processus<br />

Racines<br />

Le but de la démarche va dans le sens de l’explicitation<br />

des pratiques, qui vise à encourager les démarches individuelles<br />

dans le cadre de projets communs (emergence<br />

et accord sur les valeurs et actions ci blées en<br />

fonction des besoins répertoriés). Il s’agit de relier,<br />

par un projet fédérateur, l’ensemble des activités<br />

d’un site et de leur donner un sens dans le cadre de<br />

la formation et de l’éducation.<br />

Selon les circonstances, la dynamique Racines est une<br />

manière d’entrer, tant au niveau organisationnel, pédagogique,<br />

qu’éducatif, dans un fonctionnement de<br />

projet d’établissement.<br />

Données conceptuelles, théorie, références<br />

La conception pédagogique à la base du projet Racines<br />

est l’approche systémique. En travaillant sur<br />

l’un des éléments du système (les enseignant-e-s),<br />

on permet au système entier de se réorganiser et<br />

d’intégrer par l’intérieur les changements souhaités<br />

par le projet mis en place sur un site scolaire. Mais<br />

le projet vise naturellement, à terme, les élèves. Et<br />

par le travail avec tous les partenaires (parents, milieu<br />

parascolaire, cadres et personnel de l’institution,<br />

autorités locales...) le projet touche l’ensemble du<br />

« setting école ».<br />

Le projet Racines met en avant une approche pédagogique<br />

centrée sur les besoins et le développement<br />

individuel (enseignant-e-s / élèves) dans le cadre de la<br />

profession, la notion d’estime de soi étant au centre<br />

de la construction de la personnalité. Mais le processus<br />

Racines vise parallèlement à développer une<br />

culture professionnelle individuelle et institutionnelle,<br />

en mettant l’accent sur la notion de bien-être/ santé<br />

au sein du corps enseignant dans l’exercice de la profession,<br />

pour remplir au mieux un rôle de « modèle »<br />

de santé et d’éducation dans le contexte scolaire.<br />

L’orientation de santé publique choisie au départ est<br />

double. Il est clair qu’actuellement, cette notion plus<br />

spécifi quement orientée vers la santé a tendance à<br />

s’élargir et à s’étendre à toute la dimension éducative<br />

(climat de classe, vivre en santé, vivre ensemble,<br />

vivre et développer des compétences, chercher du<br />

sens à la vie). D’une part, il s’agit d’une approche<br />

centrée sur le milieu professionnel (renforcer le groupe<br />

des acteurs principaux de l’éducation à l’Ecole<br />

dans leur identité professionnelle), d’autre part, la<br />

philosophie à la base de toute la démarche est celle<br />

du « setting », qui est l’un des fondements de la po-<br />

www.educationetsante.ch


litique de santé des chartes d’Ottawa et de Jakarta.<br />

Cette démarche permet de structurer l’école en tant<br />

qu’organisation / école en projet.<br />

Description du processus Racines<br />

Dans un site donné (cercle scolaire / établissement du<br />

cycle d’orientation), un noyau de maîtres et maîtresses<br />

volontaires (de 10 à 15) s’inscrit (6 séances de<br />

120 minutes) pour participer au projet, en dehors du<br />

temps de classe.<br />

Pour permettre d’intégrer les autres enseignant-e-s<br />

du site à cette réfl exion et éviter les exclusions et les<br />

solitudes de compétences, un retour vers le terrain<br />

est prévu entre chaque séance de travail (voir schéma<br />

ci-contre).<br />

1 2<br />

Le but de ce retour entre collègues impliqués (groupe<br />

noyau) et concernés (périphérie) est triple :<br />

- permettre à chacun-une d’être concerné-e par la<br />

démarche sans avoir à s’y impliquer plus étroitement.<br />

- informer les collègues non participant-e-s de la<br />

réfl exion et du travail effectués lors de la séance.<br />

- collecter les réactions, les remarques, les suggestions<br />

des autres membres du site afi n d’enrichir<br />

et de poursuivre la réfl exion lors de la séance<br />

suivante.<br />

Phase essentielle du projet, ce retour vers les collègues<br />

par les enseignant-e-s inscrit-e-s au projet<br />

peut se faire de manière informelle (autour d’un<br />

verre, ...), mais suivie.<br />

www.educationetsante.ch<br />

Description des différentes phases :<br />

Année I : Réfl exion des enseignant-e-s à propos de<br />

leur identité professionnelle.<br />

Chaque site explicite et affi rme sa représentation<br />

du rôle professionnel de<br />

l’enseignant-e.<br />

Année II : Réfl exion avec les différents partenaires du<br />

réseau à propos des conditions permettant<br />

aux jeunes de construire une image de soi<br />

positive.<br />

Chaque site connaît les membres de<br />

son réseau et établit un schéma des<br />

structures de communication interne<br />

et externe à l’école.<br />

Année III : Elaboration et réalisation d’un projet (action<br />

concrète) ayant pour but la concrétisation<br />

de l’un des aspects de la réfl exion des<br />

deux premières phases ou répondant à un<br />

autre besoin du site.<br />

Constitution d’un groupe relais pour<br />

poursuivre la dynamique.<br />

À la fi n de chacune des 3 phases du projet, une séance<br />

de travail et d’information globale pour toustoutes<br />

les enseignant-e-s du site est prévue sous la<br />

forme d’un après-midi pédagogique. Au cours des<br />

différentes phases, les enseignant-e-s peuvent soumettre<br />

l’état de leurs réfl exions et de leurs réalisations<br />

à l’ensemble des enseignant-e-s d’une région ou<br />

de leur canton.<br />

Remarque<br />

Des formateurs-trices d’adultes et spécialistes de<br />

l’identité professionnelle extérieur-e-s au monde scolaire<br />

accompagnent le processus sur les sites. Ils-elles<br />

garantissent la cohérence de la démarche et participent<br />

au processus de gestion de la qualité.<br />

Quelques réalisations concrètes<br />

Une équipe d’enseignant-e-s, dont les écoles se<br />

répartissaient en divers sites dans leur ville, après<br />

avoir défi ni les besoins et les priorités à traiter dans<br />

leurs classes, ont décidé de mettre en route un vaste<br />

programme pour favoriser un climat de paix et de<br />

communication à l’école (voir programme Vers le Pacifi<br />

que 2 ). Comme ils-elles étaient très nombreux-ses,<br />

ils-elles se sont réparti les tâches. Un groupe pilote le<br />

site (groupe locomotive). Un second groupe s’occupe<br />

de la mise en œuvre des actions de santé et un troisième<br />

travaille sur la mise en place et l’évaluation des<br />

leçons de promotion du climat de classe. Un atelier<br />

7


8<br />

A C C O M P A G N A T E U R<br />

1 2 1 2 1 2<br />

5 à 6 séances avec retour vers les collègues resté-e-s à la périphérie de la démarche Séance de synthèse<br />

d’analyse de pratiques réunit toutes les six semaines<br />

les enseignant-e-s qui souhaitent venir exposer une<br />

problématique spécifi que rencontrée en classe.<br />

Dans une autre école, les enseignant-e-s, après avoir<br />

vécu le processus Racines, ont décidé de travailler en<br />

trois équipes. L’une a répertorié toutes les activités<br />

éducatives et de promotion de la santé qui avaient<br />

été réalisées durant les dernières années pour les intégrer<br />

dans un concept cohérent et les pérenniser.<br />

L’autre, profi tant d’une formation dans le domaine<br />

des mathématiques, a développé une approche commune<br />

de l’école enfantine à la fi n de la deuxième année<br />

primaire. Quant à la troisième équipe, elle s’est<br />

penchée sur la question de l’évaluation, proposant<br />

des outils à expérimenter, des manières de se communiquer<br />

les résultats et fi xant des lignes directrices,<br />

dans la transversalité, pour l’ensemble du site.<br />

D’autres écoles ont couplé leur démarche Racines<br />

avec des réalisations dans le domaine des technologies<br />

de la communication et de l’informatique, la<br />

gestion de la bibliothèque de l’école, des actions de<br />

renforcement de la lecture, en décloisonnant les classes,<br />

en intégrant les personnes âgées de la région et<br />

des conteuses.<br />

Institutionnalisation, ancrage<br />

L’équipe d’Education Générale assure la cohérence et<br />

la coordination du processus. Elle se charge de toutes<br />

les formalités administratives. Le canton prend en<br />

charge les frais d’accompagnement des écoles via la<br />

formation continue qui inclut ces démarches dans le<br />

cadre des cours à la carte (voir site HEP Fribourg, formation<br />

continue).<br />

Les personnes qui accompagnent les sites sont toutes<br />

des professionnelles de la formation d’adultes,<br />

qui travaillent dans d’autres contextes que celui de<br />

l’école (santé, prévention, social, ...). Elles forment un<br />

groupe de compétences, se réunissent régulièrement<br />

et participent ainsi en continu à la régulation et au<br />

développement du processus.<br />

Racines a obtenu en 2001 le soutien de l’Offi ce fédéral<br />

de la santé publique. Le processus est reconnu par<br />

les Directions de l’instruction publique et de la santé<br />

publique du Canton de Fribourg.<br />

Auteurs : Equipe d’Education Générale du Canton de<br />

Fribourg, responsables du projet, collaborateur pédagogique<br />

en éducation, Canton de Fribourg<br />

Michel Bussard<br />

michel.bussard@prevention-fr.ch<br />

Monique Foucart<br />

monique.foucart@bluewin.ch<br />

François Bourqui<br />

francois.bourqui@bluewin.ch<br />

Adresses pour information et contact :<br />

www.educationsante-fr.ch (taper Racines dans le<br />

moteur de recherche en haut à gauche !)<br />

1 Fabien Moulin et Mary-Claude Faessler, « Santé et bien-être<br />

des enseignants en Suisse romande », Haute Ecole Spécialisée<br />

de Suisse occidentale, 2004.<br />

2 Vers le Pacifi que, Promouvoir des conduites pacifi ques, Centre<br />

international de résolution de confl it et de médiation,<br />

Montréal, 1995 – 2004<br />

www.educationetsante.ch


Ressources pour la qualité de vie au travail<br />

Marc Thiébaud<br />

Les nombreuses études menées dans le milieu scolaire,<br />

en Suisse comme ailleurs, ont mis en évidence<br />

que les professionnels de l’école vivent d’importants<br />

risques de stress négatif et de burn-out. Depuis 2003,<br />

le Canton de Neuchâtel a mis en place des mesures<br />

pour favoriser la qualité de vie au travail et soutenir<br />

les personnes en diffi culté dans les établissements<br />

scolaires.<br />

Nous présentons ci-après ces mesures, la manière<br />

dont elles ont été développées ainsi que leurs effets,<br />

leurs conditions de succès et les diffi cultés rencontrées.<br />

Accompagnement et prévention<br />

Plusieurs cantons offrent aux enseignant-e-s des<br />

possibilités d’accompagnement individualisé, suivant<br />

en cela les pratiques et programmes d’aide aux<br />

employés (PAE) en vigueur dans de nombreux pays<br />

notamment anglo-saxons. Les travaux dans le domaine<br />

montrent cependant que les améliorations sont<br />

limitées : d’une part, les demandes de soutien sont<br />

souvent tardives (l’épuisement est déjà installé) et,<br />

d’autre part, les facteurs de travail qui produisent des<br />

stress négatifs ne sont pas modifi és par ces pratiques.<br />

Les recommandations du SECO l’ont souligné, il importe<br />

de développer la prévention, en premier lieu à<br />

la source (milieu de travail), et en second lieu chez les<br />

personnes (promotion de la santé).<br />

C’est dans cette perspective que les mesures ont été<br />

mises en place dans le Canton de Neuchâtel conjointement<br />

à cinq niveaux :<br />

1. Information pour les professionnels de l’école : des<br />

réfl exions ont été animées dans pratiquement toutes<br />

les écoles (séances de deux heures environ) ;<br />

elles leur ont permis de comprendre les processus<br />

de stress et d’épuisement professionnel, d’analyser<br />

les éléments vécus au niveau personnel et de<br />

l’établissement et d’identifi er les ressources et<br />

pistes d’action susceptibles d’améliorer leur qualité<br />

de vie au travail. Par ailleurs, l’accès à des documents<br />

et un site Internet ont été mis à disposition.<br />

2. Ateliers et groupes de réfl exion spécifi ques : des<br />

ateliers ont été organisés pour des petits groupes<br />

en lien avec des préoccupations particulières,<br />

pour élaborer des stratégies de résolution de<br />

problèmes et disposer d’un espace d’échange ou<br />

d’intervision entre collègues.<br />

3. Soutien individualisé pour les personnes en<br />

diffi culté : des psychologues sont à disposition<br />

pour des entretiens ayant pour but d’aider les<br />

personnes à analyser leur situation, à agir et réagir<br />

face à des stress négatifs ou, cas échéant, à surmonter<br />

un épuisement professionnel.<br />

www.educationetsante.ch<br />

4. Accompagnement de projets à l’échelle de<br />

l’établissement scolaire : il s’agit ici d’un travail<br />

avec la direction et l’ensemble des professionnels<br />

de l’école visant à identifi er les sources de<br />

stress, résoudre des problèmes, préparer des<br />

changements, améliorer le climat scolaire, en vue<br />

d’accroître la qualité de vie au travail.<br />

5. Interventions dans des situations préoccupantes :<br />

elles peuvent prendre plusieurs formes telles que :<br />

accompagnement d’une direction confrontée à<br />

des personnes qui posent problème ou qui risquent<br />

un épuisement, médiation en situation de<br />

confl it, etc.<br />

Des ressources à disposition selon les besoins<br />

et demandes<br />

De nombreuses conditions de succès ont pu être réunies.<br />

En premier lieu, toutes ces mesures sont mises<br />

en place sur demande et ajustées selon les attentes<br />

exprimées. Elles sont gratuites et confi dentielles<br />

(l’aspect confi ance est primordial). Elles concernent<br />

non seulement les enseignants, mais aussi le personnel<br />

administratif et technique ainsi que les responsables<br />

scolaires. L’accent est mis sur une approche<br />

positive (développement de la qualité de vie), sur la<br />

prévention et la mobilisation des ressources de chacun<br />

et chacune dans l’école.<br />

Par ailleurs, le CAPPES (Centre d’accompagnement<br />

et de prévention pour les professionnels de l’école)<br />

a été mandaté à cet effet. Il s’agit d’une petite unité<br />

à disposition de tous les services d’enseignement qui<br />

dépend du secrétariat général du DECS (Département<br />

de l’éducation, de la culture et des sports). Cette unité<br />

dispose de plusieurs atouts, notamment :<br />

- une indépendance par rapport aux établissements<br />

scolaires et aux services, qui lui permet de garantir<br />

la confi dentialité,<br />

- des ressources en personnel fl exibles, avec des<br />

compétences variées (il est fait appel à un pool<br />

d’intervenants spécialisés selon besoins – outre les<br />

deux fois 20 % de postes salariés),<br />

- des mandats complémentaires de prévention et<br />

d’accompagnement pour aider les écoles dans le<br />

développement de la communication et de relations<br />

sans violence ainsi que dans la gestion des<br />

situations critiques qui peuvent survenir (domaines<br />

fortement liés à la qualité de vie au travail),<br />

- des collaborations étroites et de longue date avec<br />

l’ensemble des responsables scolaires dans le<br />

canton.<br />

9


10<br />

Une grande variété de situations<br />

Les facteurs sources d’épuisement sont multiples<br />

et touchent à la fois à l’environnement de travail,<br />

au travail lui-même et à la personne. Il est impossible<br />

d’adopter une approche uniforme et il importe<br />

d’analyser les singularités et d’ajuster les interventions.<br />

Cependant, on peut relever – de par leur fréquence<br />

– quelques situations types vécues au niveau<br />

de l’enseignement (qui peuvent d’ailleurs se conjuguer)<br />

:<br />

- un idéal et un investissement extrêmement élevés<br />

chez des personnes qui se brûlent littéralement<br />

dans un travail jamais « achevé » ;<br />

- les tâches de plus en plus exigeantes pour des<br />

personnes qui travaillent de façon solitaire et / ou<br />

qui n’ont pas développé les stratégies nécessaires<br />

pour y faire face (conduite de classes dites « diffi -<br />

ciles », gestion du stress, etc.) ;<br />

- les désillusions par rapport à la profession et l’aide<br />

que l’enseignant-e peut apporter ou l’infl uence<br />

qu’il est possible d’avoir ;<br />

- les tensions et confl its de travail qui perdurent, les<br />

attentes parfois contradictoires entre différents<br />

acteurs de l’école et partenaires (familles).<br />

Des satisfactions et des interrogations<br />

Au cours des trois années écoulées, plus de cent situations<br />

de souffrances ont pu être soulagées et des<br />

actions de prévention ont été menées à satisfaction<br />

dans plus de vingt établissements. Il apparaît presque<br />

systématiquement qu’une meilleure qualité de vie<br />

passe par davantage de collaboration et d’entraide<br />

entre professionnels, par des espaces d’écoute et de<br />

communication privilégiés et par le développement<br />

de stratégies pour résoudre des problèmes tels que<br />

les confl its, la violence, la gestion des comportements<br />

perturbateurs d’élèves, l’hétérogénéité dans<br />

les classes, les surcharges (pics) de travail, etc.<br />

Les cinq mesures décrites ici ne permettent cependant<br />

d’agir que partiellement sur les facteurs<br />

d’épuisement. Si elles peuvent contribuer par exemple<br />

à la qualité d’organisation et de direction de<br />

l’école ou au développement des équipes pédagogiques,<br />

elles n’ont guère d’infl uence sur la gestion<br />

en général des ressources humaines, sur la mobilité<br />

professionnelle ou sur la clarifi cation du statut et des<br />

conditions de travail, qui sont, entre autres, également<br />

nécessaires.<br />

Par ailleurs, il est souvent diffi cile de développer la<br />

prévention. Les obstacles rencontrés tiennent notamment<br />

au fait qu’il est encore tabou dans le milieu scolaire<br />

de reconnaître ses diffi cultés. Une école ou un-e<br />

enseignant-e qui va bien n’a pas de problème ! Il en<br />

résulte que l’on attend trop souvent des situations<br />

extrêmes pour réagir (et avec quel coût !). Il est beaucoup<br />

plus facile d’agir si l’on considère qu’une école<br />

ou un-e enseignant-e qui va bien sait reconnaître les<br />

problèmes et les affronter en collaboration. Le « chacun<br />

pour soi » et la crainte de se faire juger prédominent<br />

encore trop souvent (et généralement d’autant<br />

plus que l’environnement de travail et les stress sont<br />

négatifs et l’épuisement proche).<br />

Dans les situations « idéales », les personnes demandent<br />

un soutien lorsqu’elles se sentent simplement<br />

fatiguées ou en diffi culté relationnelle et<br />

les écoles se préoccupent de leur climat scolaire au<br />

quotidien et s’attachent à développer confi ance et<br />

entraide. Heureusement, avec les années, il semble<br />

que la qualité de vie est de plus en plus reconnue<br />

comme prioritaire. Cela va dans le sens des études<br />

sur l’effi cacité de l’école qui montrent que la qualité<br />

des apprentissages des élèves est liée à la qualité de<br />

l’environnement socio-éducatif. Bien des dégâts et<br />

coûts considérables peuvent ainsi être évités et des<br />

souffrances épargnées.<br />

Marc Thiébaud, Psychologue<br />

Responsable CAPPES<br />

marc.thiebaud@ne.ch<br />

Site internet du CAPPES : www.cappes.ch<br />

Site internet « ressources pour la qualité de vie au<br />

travail » : www.qualitedevie.espacedoc.net/<br />

Adresses en Suisse romande : www.qualitedevie.<br />

espacedoc.net/ (adresses de contact)<br />

Notes concernant l’article Le compas santé, à la page 11<br />

1 Cet article est à la base d’un atelier du même nom que j’ai<br />

proposé avec Rainer Stehen à l’occasion du dernier colloque<br />

du Réseau suisse d’écoles en santé (2006). Une présentation<br />

détaillée est disponible en allemand sur : www.gesundeschulen.ch(downloads/Lehrergesundheit/Gesundheitskompass)<br />

2 Schaarschmidt et al. (2004): Halbtagsjobber ? Psychische Gesundheit<br />

im Lehrerberuf – Analyse eines veränderungswürdigen<br />

Zustandes. Weinheim und Basel, Beltz-Verlag<br />

3 Heyse (2003): Lehrergesundheit zwischen SOLLEN, WOLLEN<br />

und KÖNNEN.(Trier, 2003) sur : www.lehrergesundheit.bildung-rp.de<br />

www.educationetsante.ch


Le compas santé<br />

Instruments de navigation destinés aux enseignants exposés au burn-out 1<br />

Siegfried Seeger<br />

Un enseignant désireux de rester en bonne santé doit<br />

chaque jour se repositionner face à des exigences qui<br />

ne cessent d’évoluer, en mobilisant des énergies qui<br />

ne cessent de fl uctuer : naviguer entre engagement et<br />

retenue, entre proximité et distance, entre consentement<br />

et refus. Cette recherche constante d’équilibre<br />

demande de l’énergie et de bons instruments de navigation.<br />

Dans cette recherche, perceptions et interprétations<br />

individuelles de la réalité jouent un rôle central et<br />

peuvent se décrire comme des « schémas de comportement<br />

et de vécu liés au poste de travail » (Schaarschmidt<br />

2 ). Quatre schémas offrent une première piste<br />

de réfl exion : santé, ménagement, auto-surmenage<br />

et burn-out.<br />

Quel type d'enseignant suis-je ?<br />

Tous les schémas décrits pas Schaarschmidt résultent<br />

d’un degré d’infl uence « typique » de caractéristiques<br />

professionnelles, telles que l’importance accordée<br />

au travail, l’ambition professionnelle, l’assiduité, le<br />

perfectionnisme, la capacité de distanciation, la tendance<br />

à la résignation, les stratégies de résolution des<br />

problèmes, la paix et l’équilibre intérieurs, la réussite<br />

professionnelle, la satisfaction individuelle, ainsi que<br />

le soutien social vécu.<br />

Cette analyse apporte deux découvertes importantes :<br />

- seuls ceux qui connaissent leurs forces et leurs<br />

faiblesses individuelles, leurs attitudes stimulantes<br />

et inhibitrices, autrement dit leur « schéma »<br />

de construction de la réalité, peuvent, en toute<br />

connaissance de cause, se positionner « correctement<br />

» sur ce champ de forces en perpétuel<br />

mouvement qu’est l’école.<br />

- les différences entre ces schémas sont certes enrichissantes,<br />

mais elles créent aussi certains obstacles<br />

dans les rapports quotidiens entre collègues.<br />

Les ignorer ou tenter de les égaliser serait néfaste.<br />

En outre, plus de la moitié des enseignants sont<br />

considérés, sur le plan de la santé, comme un<br />

groupe à risque correspondant au schéma autosurmenage<br />

et burn-out : un défi pour le quotidien<br />

collégial !<br />

Quelle est ma place dans le quotidien de l’école ?<br />

Le quotidien des enseignants se joue à l’intérieur<br />

d’un « triangle des Bermudes », entre « Pouvoir, Devoir<br />

et Vouloir » (Heyse 3 ). Une « inadéquation » des<br />

degrés d’infl uence de ces pôles peut conduire à des<br />

déséquilibres, à l’origine d’auto-surmenage (Vouloir<br />

> Pouvoir), d’auto-indulgence (Pouvoir > Vouloir),<br />

de surmenage (Devoir > Pouvoir) ou d’excès de zèle<br />

(Vouloir > Devoir).<br />

www.educationetsante.ch<br />

Vouloir = Pouvoir<br />

Autodiscipline &<br />

Auto-responsabilité<br />

Une analyse autocritique du rapport au « Devoir »<br />

peut aider à distinguer les exigences véritables des<br />

attentes présumées. Une réfl exion sur le « Pouvoir »<br />

permet d’accomplir un bilan autocritique de ses compétences<br />

et un coup d’œil sur le « Vouloir » permet de<br />

se confronter à son éros pédagogique.<br />

Seule une réfl exion sur son propre triangle des Bermudes<br />

et sur les corrections ou développements nécessaires<br />

qui en résultent permettra d’améliorer les chances<br />

d’aboutir à un équilibre entre Pouvoir, Devoir et<br />

Vouloir. Et cet aboutissement n’accroît pas l’effi cacité,<br />

la satisfaction, le bien-être ou la santé, mais constitue<br />

l’expression d’un grand professionnalisme.<br />

Comment le corps enseignant de notre école<br />

peut-il exploiter ces données ?<br />

Les analyses esquissées confrontent les enseignants<br />

avec les « risques » de leur métier, qui représentent<br />

toutefois aussi des opportunités de développement :<br />

elles favorisent la perception sensible, permettent<br />

de distinguer le commun du divers, et améliorent la<br />

communication entre enseignants sur ces questions<br />

– ainsi que la capacité à tolérer les différences et également<br />

à les contrôler.<br />

Mais les enseignants doivent aussi connaître les conditions<br />

et les opportunités structurelles, et les exploiter<br />

: je ne peux pas résoudre seul tous les problèmes,<br />

mais, en tant qu’enseignant, JE peux / dois défi nir<br />

mon rôle et me profi ler ainsi. En tant que corps enseignant,<br />

NOUS pouvons / devons créer un climat<br />

valorisant et communicatif. En tant qu’organisation,<br />

L’ECOLE peut / doit promouvoir la santé dans ses salles,<br />

ses horaires, ses processus et ses relations.<br />

L’école naît chaque jour des réalités co-construites de<br />

ses membres. La mise au clair des conditions, des perceptions<br />

et des projets de développement personnels<br />

et collégiaux est indispensable à tout développement<br />

scolaire. Mais je ne peux changer que moi-même,<br />

pas « les autres » !<br />

Siegfried Seeger :<br />

Conseiller en formation indépendant<br />

pour la promotion de la santé et le<br />

développement scolaire<br />

si.seeger@t-online.de<br />

notes : voir page 10<br />

Vouloir<br />

V = P = D<br />

Equilibre<br />

(Schéma santé)<br />

Pouvoir Devoir<br />

Pouvoir = Devoir<br />

Aptitude<br />

Devoir = Vouloir<br />

Identifi cation &<br />

Appréciation<br />

(verändert nach Heyse 2003)<br />

11


12<br />

Centres de compétences et partenaires<br />

bpa – Bureau suisse de prévention des accidents<br />

Sécurité et santé des enseignants – Temps libre sûr<br />

pour les enseignants !<br />

Paola Lurati<br />

L’intégrité physique et la santé des enseignants<br />

é taient devenues la préoccupation no 1 du directeur<br />

qui m’avait contactée pour me demander conseil. Au<br />

téléphone, il m’a expliqué que « au cours des trois<br />

dernières années, trop d’enseignants, et particulièrement<br />

les professeurs d’éducation physique, ont subi<br />

un accident ». Je lui ai proposé une rencontre sur place<br />

afi n de me faire une idée plus précise de la situation<br />

et de pouvoir le conseiller utilement. Chaque année,<br />

en moyenne, un enseignant sur cinq était absent<br />

pendant cinq jours environ à cause d’un accident qui<br />

avait eu lieu en dehors des heures de travail. Le nombre<br />

d’absences était bien en-dessus de la moyenne.<br />

La hâte, le manque de temps pour satisfaire<br />

tous les besoins, l’absence de soutien de la part<br />

de l’employeur, l’insuffi sance d’énergie qui<br />

s’exprimait par de la fatigue chronique souvent<br />

associée à de l’insomnie concouraient à créer les<br />

conditions idéales à l’émergence d’un accident.<br />

La moitié environ des personnes accidentées avait<br />

une famille comptant deux enfants au moins, de<br />

nombreux engagements pendant le temps libre dans<br />

diverses associations sportives, culturelles et politiques.<br />

Une catégorie surreprésentée était celle des<br />

professeurs d’éducation physique très actifs dans les<br />

clubs sportifs comme entraîneurs.<br />

Un autre aspect commun était le fait d’avoir travaillé<br />

dans des classes dites « diffi ciles » composées<br />

d’élèves nécessitant un soutien pédagogique et psychologique<br />

spécifi que. Les rapports avec la direction<br />

s’étaient petit à petit détériorés à cause de l’absence<br />

de réaction de cette dernière. Au travail, l’ambiance<br />

n’était pas bonne et la mauvaise humeur générale<br />

était palpable. La communication entre collègues et<br />

entre les enseignants et la direction était insuffi sante.<br />

L’école connaissait d’importantes diffi cultés organisationnelles<br />

et fi nancières à remplacer les absents.<br />

Telle était, en résumé, la situation.<br />

Les problèmes qui avaient surgi représentaient les<br />

causes de ces absences fréquentes et répétées. Les<br />

enseignants étaient extrêmement sollicités au travail,<br />

mettaient beaucoup d’énergie à soutenir les élèves<br />

qui en avaient besoin et, à la maison, ils étaient confrontés<br />

aux problèmes familiaux quotidiens. Souvent<br />

aussi, dans leurs activités annexes, ils devaient résoudre<br />

divers problèmes humains.<br />

La hâte, le manque de temps pour satisfaire tous<br />

les besoins, l’absence de soutien de la part de<br />

l’employeur, l’insuffi sance d’énergie qui s’exprimait<br />

par de la fatigue chronique souvent associée à de<br />

l’insomnie concouraient à créer les conditions idéales<br />

à l’émergence d’un accident.<br />

Mon conseil a été d’organiser une séance<br />

d’information animée par la soussignée en présence<br />

du directeur. Un bref exposé a permis aux enseignants<br />

de se rendre compte de la situation anormale<br />

qui s’était créée, et la discussion qui a suivi a servi<br />

à trouver des solutions communes et réalisables. Les<br />

enseignants ont été étonnés du nombre d’accidents<br />

qui avaient eu lieu au cours des années passées, et le<br />

fait d’en prendre conscience a été fondamental. Puis,<br />

ils ont avoué qu’eux-mêmes n’avaient pas été assez<br />

attentifs à la sécurité pendant leurs loisirs.<br />

En ce qui concerne les activités sportives, ils ont admis<br />

ne pas se préparer de manière adéquate, ne pas<br />

contrôler l’équipement avant le début de la saison de<br />

sports d’hiver et ne pas utiliser les protections personnelles<br />

recommandées par le bpa (casque-cycliste,<br />

casque de ski, etc.).<br />

A la maison et dans le jardin, hâte, commodité, inattention,<br />

mauvaises habitudes et utilisation de matériel<br />

inapproprié avaient causé des accidents assez<br />

graves (chutes, par ex.). Dans la circulation routière,<br />

le problème majeur était le non-respect des limites<br />

de vitesse : ils étaient toujours pressés ! Je leur ai indiqué<br />

comment éviter les accidents dans le sport, à<br />

la maison et dans la circulation routière en insistant<br />

sur la nécessité de se comporter de manière plus<br />

sûre. Quant au directeur, il a été chargé d’améliorer<br />

la communication interne et de soutenir concrètement<br />

les enseignants accidentés. A la fi n de l’année<br />

2007, l’évolution de la situation sera réexaminée afi n<br />

d’apporter les corrections nécessaires.<br />

Paola Lurati<br />

animatrice Safety Tool, bpa<br />

p.lurati@bfu.ch<br />

www.educationetsante.ch

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