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JULI – DEZEMBER<br />

NR.2/2015<br />

HÖRSPIEL AM SONNTAG TANDEM ARS ACUSTICA FEATURE HÖRSPIEL-STUDIO KRIMI MUNDART SPIELRAUM<br />

HÖRSPIEL & FEATURE<br />

IM SÜDWESTRUNDFUNK<br />

1 | SWR2 HÖRSPIEL<br />

LUST AUF KULTUR


HÖRSPIEL<br />

AM SONNTAG<br />

TANDEM<br />

ARS ACUSTICA<br />

FEATURE<br />

HÖRSPIEL-<br />

STUDIO<br />

KRIMI<br />

MUNDART<br />

SPIELRAUM<br />

2 | SWR2 HÖRSPIEL


EDITORIAL<br />

LIEBE HÖRERINNEN<br />

UND HÖRER,<br />

INHALT<br />

es wird Ihnen aufgefallen sein: Seit Beginn diesen Jahres<br />

trägt die SWR Hörspielbroschüre den Titel »Hörspiel & Feature«.<br />

Die gemeinsame Halbjahresübersicht versammelt<br />

die Fiktionen des Hörspiels und die nicht minder aufwändigen<br />

künstlerischen Produktionen, die dem Faktischen auf<br />

der Spur sind, Grenzgänge zwischen den Genres inklusive.<br />

Nehmen Sie das Heft als Einladung zum Hören und beachten<br />

die kleine Erweiterung, die wir uns diesmal erlauben:<br />

Aus Anlass ihres 60. Geburtstags weisen wir besonders auch<br />

auf unsere Reihe »Radio-Essay« hin, die immer am Montagabend,<br />

22.03 Uhr, im Programm SWR2 zu finden ist. Seit 1955<br />

gilt die Reihe als hochgeschätztes Forum für die intensive<br />

Debatte wichtiger Kultur- und Gesellschaftsthemen. Herausragende<br />

Autoren, Publizisten und Philosophen haben<br />

für den Radio-Essay geschrieben: Ingeborg Bachmann, Arno<br />

Schmidt, Max Frisch, Gisela Elsner, Peter Sloterdijk, um nur<br />

einige zu nennen. Neue, aktuelle Beiträge senden wir auf<br />

den Abendterminen vom 14. bis zum 18. September (vgl. die<br />

Seiten 8 und 38).<br />

Das Feature wartet mit zahlreichen Ursendungen und<br />

einem breiten Themenspektrum auf: Sendungen über das<br />

Pokern, über die Evolution des Anrufbeantworters, über<br />

Fremdenfeindlichkeit im deutschen Osten oder die deutsche<br />

Waffenindustrie sind nur eine kleine Auswahl. Was in<br />

den Personenporträts, Dokumentationen und in spielerischen<br />

Darstellungsformen interessiert, ist stets die Wirklichkeit<br />

unter der Oberfläche. Selten gibt sie sich von sich<br />

aus preis.<br />

Zu den wichtigsten Premieren im Hörspiel zählt zweifellos die<br />

Adaption des Romans »Unterwerfung« von Michel Houellebecq.<br />

Wenige Tage nach dem Anschlag auf das Satiremagazin<br />

»Charlie Hebdo« erschienen, hat der Roman Diskussionen<br />

ausgelöst. Würde seine scharfsinnig-radikale (Social-)Fiction<br />

tatsächlich Wirklichkeit, wäre unser Nachbarland Frankreich<br />

nicht mehr dasselbe. Start des Zweiteilers am 8. Oktober –<br />

innerhalb der ARD-Themenwoche »Heimat«. Empfehlenswert<br />

sind weitere Originalhörspiele und Bearbeitungen, sie stammen<br />

u.a. von Ingo Schulze, Patrick Findeis, Lothar Trolle, Stephan<br />

Krass, Daniel Pennac, Agnieszka Lessmann und Helmut<br />

Oehring. An Weihnachten schließlich die beiden Abschlussfolgen<br />

unserer großen Hörspielbearbeitung des Jahrhundertromans<br />

»November 1918« von Alfred Döblin.<br />

EDITORIAL<br />

03<br />

KALENDARISCHE ÜBERSICHT<br />

04<br />

DIE GROSSE KULTURMASCHINE FUNK<br />

60 JAHRE SWR RADIO-ESSAY<br />

08<br />

VIEHCHER? FIDSCHI? FITSCHER? FEATURE!<br />

10<br />

PROGRAMM<br />

JULI BIS DEZEMBER<br />

11<br />

REGISTER<br />

96<br />

IMPRESSUM/BESTELLSCHEIN<br />

98<br />

VERANSTALTUNGEN/BILDNACHWEIS<br />

99<br />

Fesselnde Hörerlebnisse wünscht Ihnen<br />

Ekkehard Skoruppa<br />

Leiter SWR2 Künstlerisches Wort/Hörspiel<br />

FOTO TITEL: HANS PETER HALLWACHS<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 3


SWR2 HÖRSPIEL UND FEATURE KALENDARISCHE ÜBERSICHT<br />

HÖRSPIEL AM SONNTAG TANDEM ARS ACUSTICA FEATURE HÖRSPIEL-STUDIO KRIMI MUNDART SPIELRAUM HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

JULI<br />

DO, 02.07. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Klaus Buhlert/Gertrude Stein<br />

Ladies' Voices S. 11<br />

FR, 03.07. 22.33 UHR! KRIMI<br />

Arnon Grünberg Teil 3<br />

Tirza* S. 12<br />

SO, 05.07. 14.05 UHR FEATURE<br />

Rilo Chmielorz<br />

Viva Fluxus – Mein Leben mit Vostell S. 13<br />

SO, 05.07. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

René Freund<br />

Liebe unter Fischen S. 13<br />

DI, 07.07. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Sandra Kellein<br />

Pardon S. 14<br />

DI, 07.07. 23.03 UHR ARS ACUSTICA<br />

Jan Jelinek<br />

Beweisstücke für das Bombardement* S. 14<br />

MI, 08.07. 22.03 UHR FEATURE<br />

dokKa Festival* S.15<br />

DO, 09.07. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Ror Wolf<br />

Mehrere Männer S. 16<br />

FR, 10.07. 22.03 UHR ARD Radio Tatort: KRIMI<br />

Wolfgang Zander<br />

Seltene Erden* S. 17<br />

SA, 11.07. 21.03 UHR Zweitsendung SWR4<br />

SO, 12.07. 14.05 UHR FEATURE<br />

Lisbeth Jessen<br />

Guten Tag auf Polnisch S. 17<br />

SO, 12.07. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Alice Munro<br />

Manche Frauen* S. 18<br />

DI, 14.07. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Felix Kubin<br />

Frau Ausweis* S. 19<br />

Stella Luncke/Josef Maria Schäfers<br />

Franz und die Tiere S. 19<br />

DO, 16.07. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Ingo Schulze<br />

Die Abflussrohre spuckten ihre Eisblöcke…* S. 20<br />

FR, 17.07. 22.03 UHR KRIMI<br />

Francis Iles<br />

Verdacht S. 21<br />

SO, 19.07. 14.05 UHR FEATURE<br />

Stella Luncke/Josef Maria Schäfers<br />

Der Fall M S. 21<br />

SO, 19.07. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Wilhelm Genazino<br />

Ein Regenschirm für diesen Tag S. 22<br />

SA, 25.07. 21.03 UHR HÖRSPIEL SWR4<br />

Susanne Ayoub<br />

Gemischtes Doppel* S. 22<br />

SO, 26.07. 14.05 UHR FEATURE<br />

Andreas Bick<br />

Bay Area Disrupted S. 23<br />

SO, 26.07. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Serotonin<br />

Buddenbroichs S. 23<br />

SO, 26.07. 19.30 UHR MEHRSPUR<br />

Radio reflektiert S. 23<br />

DI, 28.07. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Marie-Luise Goerke<br />

Mahlzeiten und Mondphasen* S. 24<br />

AUGUST<br />

SO, 02.08. 14.05 UHR FEATURE<br />

Antje Vowinckel<br />

Atelier 1511 S. 24<br />

SO, 02.08. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Irène Némirovsky<br />

Die Vertraute S. 25<br />

DI, 04.08. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Jan Decker<br />

Die Leoparden brüllen wieder S. 25<br />

SA, 08.08. 21.03 UHR HÖRSPIEL SWR4<br />

Thomas Strittmatter/Almut Tina Schmidt<br />

Der Schwarzwursthammer S. 26<br />

SO, 09.08. 14.05 UHR FEATURE<br />

Slavica Vlahovic<br />

Mein deutscher Mann S. 26<br />

SO, 09.08. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Patrick Findeis<br />

Wölfe, Wölfe!* S. 27<br />

DI, 11.08. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Jackpot Schicksal<br />

Hörspielwettbewerb Jena S. 28<br />

FR, 14.08. 19.05 UHR! ARD Radio Tatort: KRIMI<br />

Dirk Schmidt<br />

Baginsky S. 28<br />

SA, 15.08. 21.03 UHR Zweitsendung SWR4<br />

SO, 16.08. 14.05 UHR FEATURE<br />

Annette Brüggemann<br />

Mit Bestien spielt man nicht S. 29<br />

SO, 16.08. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Gerhard Meier<br />

Ob die Granatbäume blühen S. 29<br />

SO, 23.08. 14.05 UHR FEATURE<br />

Mithu Sanyal/Christian Ahlborn<br />

Teslanauten S. 30<br />

SO, 23.08. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

A.L. Kennedy<br />

That I Should Rise. Und sollt' ich geh'n S. 30<br />

DI, 25.08. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Frank Schültge/Christian Berner<br />

Deutschland sucht den Superpoet* S. 31<br />

SA, 29.08. 21.03 UHR HÖRSPIEL SWR4<br />

Felix Huby/Boris Pfeiffer<br />

Die Weiber von Schorndorf* S. 32<br />

4 | SWR2 HÖRSPIEL<br />

* URSENDUNG


SWR2 HÖRSPIEL UND FEATURE KALENDARISCHE ÜBERSICHT<br />

TANDEM ARS ACUSTICA FEATURE HÖRSPIEL-STUDIO KRIMI MUNDART SPIELRAUM HÖRSPIEL AM SONNTAG TANDEM ARS ACUSTICA<br />

SO, 30.08. 14.05 UHR FEATURE<br />

Jan Decker<br />

Morgenland und Abendland S. 32<br />

SO, 30.08. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Anthony McCarten<br />

Ganz normale Helden S. 33<br />

SEPTEMBER<br />

DI, 01.09. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Stella Luncke/Josef Maria Schäfers<br />

American Overflow S. 33<br />

SO, 06.09. 14.05 UHR FEATURE<br />

Armin Chodzinski Teil 1<br />

Dr. C’s Conversationslexikon S. 34<br />

SO, 06.09. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Helga M. Novak<br />

Die Eisheiligen S. 35<br />

SO, 06.09 19.30 UHR MEHRSPUR<br />

Radio reflektiert S. 35<br />

DI, 08.09. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Jan Decker<br />

Gua, Nim, Washoe* S. 36<br />

SA, 12.09. 21.03 UHR HÖRSPIEL SWR4<br />

Matthias Nawrat<br />

Mir zwai allai S. 36<br />

SO, 13.09. 14.05 UHR FEATURE<br />

Armin Chodzinski Teil 2<br />

Dr. C’s Conversationslexikon S. 34<br />

SO, 13.09. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Heimrad Bäcker<br />

Epitaph S. 37<br />

MO, 14.09. 22.03 UHR! SWR2 ESSAY<br />

60 Jahre Radio-Essay S.38<br />

DI, 15.09. 22.03 UHR! SWR2 ESSAY<br />

60 Jahre Radio-Essay S.38<br />

MI, 16.09. 22.03 UHR! SWR2 ESSAY<br />

60 Jahre Radio-Essay S.38<br />

DO, 17.09. 22.03 UHR! SWR2 ESSAY<br />

60 Jahre Radio-Essay S.38<br />

FR, 18.09. 22.03 UHR! SWR2 ESSAY<br />

60 Jahre Radio-Essay S.38<br />

SO, 20.09. 14.05 UHR FEATURE<br />

Armin Chodzinski Teil 3<br />

Dr. C’s Conversationslexikon S. 34<br />

SO, 20.09. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Lothar Trolle<br />

Dshan* S. 38<br />

DI, 22.09. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Sabine Peters<br />

Alle Vögel sind schon da S. 39<br />

MI, 23.09. 19.05 UHR TANDEM EXTRA<br />

Holger Schmidt<br />

Handelsware Waffe* S. 40<br />

MI, 23.09. 22.03 UHR FEATURE<br />

Thomas Gaevert<br />

Wer ist das Volk?* S. 40<br />

DO, 24.09. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Stephan Krass<br />

Der Speermann* S. 41<br />

FR, 25.09. 22.03 UHR ARD Radio Tatort: KRIMI<br />

Robert Hültner<br />

Menetekel* S. 42<br />

SA, 26.09. 21.03 UHR Zweitsendung SWR4<br />

SO, 27.09. 14.05 UHR FEATURE<br />

Armin Chodzinski Teil 4<br />

Dr. C’s Conversationslexikon S. 34<br />

SO, 27.09. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Kai-Uwe Kohlschmidt<br />

Im Feuer S. 42<br />

DI, 29.09. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Tom Heithoff<br />

La vie en rose – Vom Leben und Überleben in Paris S. 43<br />

OKTOBER<br />

DO, 01.10. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

FALKNER<br />

Manifest 44. S. 43<br />

FR, 02.10. 22.03 UHR KRIMI<br />

Martin Gülich<br />

Septemberleuchten S. 44<br />

SA, 03.10. 14.05 UHR SPIELRAUM EXTRA<br />

Barbara Wendelken<br />

Die Zirkusprinzessin S. 45<br />

Im Anschluss: <br />

15.05 – 17.00 UHR Geschichten und Musik<br />

SA, 03.10. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Émile Zola Teil 1<br />

Das Geld S. 47<br />

SA, 03.10. 21.03 UHR HÖRSPIEL SWR4<br />

Carin Chilvers<br />

Auf Schatzsuche S. 48<br />

SO, 04.10. 14.05 UHR FEATURE<br />

Tobias Lehmkuhl<br />

Ach! Wie ist es doch gekommen ... S. 48<br />

SO, 04.10. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Émile Zola Teil 2<br />

Das Geld S. 47<br />

DI, 06.10. 23.03 UHR ARS ACUSTICA<br />

A. Bosetti, u.a.<br />

Preiswerk Palma Ars Acustica S. 49<br />

DO, 08.10. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Michel Houellebecq Teil 1<br />

Unterwerfung* S. 50<br />

FR, 09.10. 22.03 UHR KRIMI<br />

Roland Weis<br />

Bierleichen* S. 51<br />

SA, 10.10. 21.03 UHR Zweitsendung SWR4<br />

* URSENDUNG<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 5


SWR2 HÖRSPIEL UND FEATURE KALENDARISCHE ÜBERSICHT<br />

HÖRSPIEL AM SONNTAG TANDEM ARS ACUSTICA FEATURE HÖRSPIEL-STUDIO KRIMI MUNDART SPIELRAUM HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

SO, 11.10. 14.05 UHR FEATURE<br />

Ulrich Land<br />

Mein Großer Bruder bin ich S. 52<br />

SO, 11.10. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Arthur Miller<br />

Brennpunkt S. 52<br />

DI, 13.10. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Top Five – die nominierten Stücke Teil 1<br />

ARD PiNball* S. 53<br />

DO, 15.10. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Michel Houellebecq Teil 2<br />

Unterwerfung* S. 50<br />

FR, 16.10. 23.03 UHR ARD Radio Tatort: KRIMI<br />

Thilo Reffert<br />

Ein blühendes Land* S. 53<br />

SA, 17.10. 21.03 UHR Zweitsendung SWR4<br />

SO, 18.10. 14.05 UHR FEATURE<br />

Tabea Soergel/Martin Becker<br />

Das Petr-Prinzip* S. 54<br />

SO, 18.10. 20.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Karl-Sczuka-Preis 2015 S.55<br />

DI, 20.10. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Top Five – die nominierten Stücke Teil 2<br />

ARD PiNball* S. 53<br />

MI, 21.10. 22.03 UHR FEATURE<br />

Tom Schimmeck<br />

Switch off Shanghai! S. 55<br />

DO, 22.10. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Eberhard Petschinka/Helmuth Mössmer<br />

pedicatio musicalis 2 oder… S. 56<br />

FR, 23.10. 22.33 UHR! KRIMI<br />

Johannes Weiß<br />

Frauenmörder Heinrich Pommerenke S. 56<br />

SO, 25.10. 0.05 UHR ARS ACUSTICA<br />

My favourite things (III)*<br />

Die lange Nacht der Ars Acustica S. 57<br />

SO, 25.10. 14.05 UHR FEATURE<br />

Annett Krause/Matthias Hilke<br />

Ich bluffe nie!* S. 58<br />

SO, 25.10. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Hermann Bohlen<br />

Lebensabend in Übersee S. 59<br />

SO., 25.10. 19.30 UHR MEHRSPUR<br />

Radio reflektiert S. 59<br />

DI, 27.10. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Patrick Batarilo<br />

Der Zaun von Melilla* S. 60<br />

DO, 29.10. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Björn SC Deigner<br />

sich abarbeiten S. 60<br />

FR, 30.10. 22.33 UHR! KRIMI<br />

Johannes Gelich<br />

Meeresrauschen 3.2.* S. 61<br />

SA, 31.10. 21.03 Uhr<br />

Zweitsendung SWR4<br />

NOVEMBER<br />

SO, 01.11. 14.05 UHR SPIELRAUM<br />

Jens-Uwe Bartholomäus<br />

ZuckerStark und das Teufelsmoor S. 62<br />

SO, 01.11. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Werner Fritsch<br />

Aller Seelen S. 62<br />

DI, 03.11. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Wolfram Lotz<br />

In Ewigkeit Ameisen S. 63<br />

DI, 03.11. 23.03 UHR ARS ACUSTICA<br />

Das Hörspiel vom Hörspiel 2015 S. 63<br />

DO, 05.11. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Georg Heym<br />

Der Irre S. 64<br />

FR, 06.11. 22.03 UHR KRIMI<br />

Charles M. Cohen<br />

Duell im Stile der Zeit S. 65<br />

SO, 08.11. 14.05 UHR FEATURE<br />

Egon Koch<br />

Voodoo der Rückkehr* S. 55<br />

SO, 08.11. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Roland Barthes<br />

Pariser Abende S. 66<br />

DI, 10.11. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Maja Das Gupta<br />

Nicks Baby* S. 66<br />

DO, 12.11. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Chris Thorpe<br />

Confirmation – Bestätigung* S. 67<br />

FR, 13.11. 22.03 UHR ARD Radio Tatort: KRIMI<br />

Friedemann Schulz<br />

Rotes Wasser* S. 68<br />

SA, 14.11. 21.03 UHR Zweitsendung SWR4<br />

SA, 14.11. 21.05 UHR <br />

SWR2 EXTRA LIVE<br />

ARD HÖRSPIELTAGE: Die Nacht der Gewinner <br />

Preisverleihung S. 70<br />

SO, 15.11. 14.05 UHR <br />

SWR2 EXTRA LIVE<br />

ARD KINDERHÖRSPIELTAG<br />

Münchhausens Abenteuer* S. 71<br />

SO, 15.11. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

ARD HÖRSPIELTAGE<br />

Gewinnerstück Deutscher Hörspielpreis der ARD S. 70<br />

DO, 19.11. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Max Ophüls<br />

Gedanken über Film S. 72<br />

FR, 20.11. 22.33 UHR! KRIMI<br />

Daniel Pennac<br />

Die Malaussène-Trilogie Teil 1<br />

Paradies der Ungeheuer* S. 72<br />

SO, 22.11. 14.05 UHR FEATURE<br />

Dietrich Brants<br />

Quatsch est min Castello* S. 74<br />

6 | SWR2 HÖRSPIEL<br />

* URSENDUNG


SWR2 HÖRSPIEL UND FEATURE KALENDARISCHE ÜBERSICHT<br />

TANDEM ARS ACUSTICA FEATURE HÖRSPIEL-STUDIO KRIMI MUNDART SPIELRAUM HÖRSPIEL AM SONNTAG TANDEM ARS ACUSTICA<br />

SO, 22.11. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Agnieszka Lessmann<br />

Monolog einer hässlichen Frau S. 74<br />

DI, 24.11. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Agnes Gerstenberg<br />

Zu einer anderen Jahreszeit. Vielleicht* S. 75<br />

MI, 25.11. 22.03 UHR FEATURE<br />

Rainer Kahrs<br />

Willy, dringend gesucht S. 76<br />

DO, 26.11. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Derek Jarman<br />

Blue S. 76<br />

FR, 27.11. 20.05 UHR! SPIELRAUM<br />

Genial!<br />

Die erfinderische ARD-Kinderradionacht S. 77<br />

SA, 28.11. 21.03 UHR HÖRSPIEL SWR4<br />

Daniel Oliver Bachmann<br />

Muaguma Suacanaca Ranger … S. 78<br />

SO, 29.11. 14.05 UHR FEATURE<br />

Andrea Beer<br />

Mascha und Werner* S. 78<br />

SO, 29.11. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Wolfgang Hilbig/Natascha Wodin<br />

Nachtgeschwister, provisorisch S. 79<br />

DEZEMBER<br />

DI, 01.12. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Christiane Kalss<br />

Der letzte Mensch auf dem Mars* S. 79<br />

DI, 01.12. 23.03 UHR ARS ACUSTICA<br />

Dietmar Dath/Thomas Weber<br />

Die Magnetin* S. 80<br />

DO, 03.12. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Helmut Oehring<br />

Mit anderen Augen* S. 81<br />

FR, 04.12. 22.03 UHR KRIMI<br />

Daniel Pennac<br />

Die Malaussène-Trilogie Teil 2<br />

Wenn alte Damen schießen* S. 72<br />

SO, 06.12 14.05 UHR FEATURE<br />

Frieder Butzmann/Barbara Eisenmann<br />

P = (A, B, y)* S. 82<br />

SO, 06.12. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Melchior Schedler<br />

Cordoba oder die Kunst des Badens S. 82<br />

SO, 06.12. 19.30 UHR MEHRSPUR<br />

Radio reflektiert S. 82<br />

DI, 08.12. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Serotonin<br />

Dinge, die dringend geändert werden müssten S. 83<br />

DO, 10.12. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Gerhard Rühm<br />

Hugo Wolf und die drei Grazien, letzter Akt S. 83<br />

FR, 11.12. 22.33 UHR! KRIMI<br />

Daniel Pennac<br />

Die Malaussène-Trilogie Teil 3<br />

Sündenbock im Bücherdschungel* S. 72<br />

SA, 12.12. 21.03 UHR HÖRSPIEL SWR4<br />

Susanne Hinkelbein<br />

Vier Schwaben auf Welttournee* S. 84<br />

SO, 13.12 14.05 UHR FEATURE<br />

Florian Felix Weyh<br />

Waswaswas wowowo bistbistbist dududu?* S. 86<br />

SO, 13.12. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Tankred Dorst<br />

Harrys Kopf S. 86<br />

DI, 15.12. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Ruth M. Benrath<br />

Mich mir merken* S. 87<br />

DO, 17.12. 22.03 UHR HÖRSPIEL<br />

Johannes S. Sistermanns/Paul Auster<br />

Weiße Räume* S. 88<br />

FR, 18.12. 22.03 UHR ARD Radio Tatort: KRIMI<br />

Sabine Stein<br />

Queenie * S. 89<br />

SA, 19.12. 21.03 UHR Zweitsendung SWR4<br />

SO, 20.12 14.05 UHR FEATURE<br />

Daniel Guthmann<br />

Piaf, mon amour S. 89<br />

SO, 20.12. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Günter Eich<br />

Der letzte Tag von Lissabon S. 90<br />

DO, 24.12. 14.05 UHR SPIELRAUM<br />

Fritz Mühlenweg Teil 1<br />

In geheimer Mission durch die Wüste Gobi S. 90<br />

FR, 25.12. 14.05 UHR SPIELRAUM<br />

Fritz Mühlenweg Teil 2<br />

In geheimer Mission durch die Wüste Gobi S. 90<br />

Im Anschluss: <br />

15.05 – 17.00 UHR Geschichten und Musik<br />

FR, 25.12. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Alfred Döblin Teil 1<br />

November 1918: Karl und Rosa* S. 92<br />

SA, 26.12. 14.05 UHR SPIELRAUM<br />

Fritz Mühlenweg Teil 3<br />

In geheimer Mission durch die Wüste Gobi* S. 90<br />

SA, 26.12. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Alfred Döblin Teil 2<br />

November 1918: Karl und Rosa* S. 92<br />

SO, 27.12 14.05 UHR FEATURE<br />

Rainer Schildberger<br />

Der Alte lässt das Spinnen nicht* S. 94<br />

SO, 27.12. 18.20 UHR HÖRSPIEL<br />

Evelyn Waugh<br />

Wiedersehen mit Brideshead S. 95<br />

DI, 29.12. 19.20 UHR HÖRSPIEL<br />

N. J. Lehmann<br />

Berlin, hier trennen sich unsere Wege* S. 95<br />

* URSENDUNG SWR2 HÖRSPIEL | 7


DIE GROSSE KULTURMASCHINE FUNK<br />

60 JAHRE SWR RADIO-ESSAY<br />

Am 12. Juli 1955 – vor 60 Jahren – ging beim SDR in Stuttgart<br />

ein Programm auf Sendung, das von seinem Erfinder<br />

und ersten Redakteur, dem Schriftsteller Alfred<br />

Andersch, auf den Namen Radio-Essay getauft wurde.<br />

Das neue Programm, das Andersch im Auftrag des<br />

Intendanten Fritz Eberhard entwickelt hatte, umfasste<br />

ein breites Spektrum radiophoner Sendeformen: Feature,<br />

Hörspiel, Poesie, Gespräch, Kulturkritik. Im Ankündigungstext<br />

der neuen Sendereihe schrieben Andersch<br />

und Eberhard: »In den letzten Jahren geschah in<br />

Deutschland und in anderen Ländern etwas Neues. Eine<br />

kleine Gruppe von Autoren begab sich auf die Suche<br />

nach Formen, die es ihnen erlauben sollten, politische,<br />

soziale und geistige Probleme, Persönlichkeiten und<br />

Menschengruppen, Länder und Landschaften, ja selbst<br />

psychologische, soziologische und historische Phänomene<br />

im Funk darzustellen. In den Sprachlaboratorien<br />

dieser Autoren entstanden Modelle, die den technischen<br />

Gesetzen des Funks entsprechen.«<br />

ALFRED ANDERSCH<br />

Martin Walser, der für das neue Programm als Autor<br />

und als Regisseur tätig war, erinnert sich: »Wir entwickelten<br />

spezielle Textarten, die zu ihrer Realisierung das<br />

Mikrophon brauchten … Dass alles, was wir ausdrücken<br />

wollen, auf die menschliche Stimme angewiesen ist, auf<br />

den durch sie geschaffenen Raum, auf den durch sie<br />

geschaffenen Rhythmus, auf die durch sie möglichen<br />

Melodien – das war eine Zeit lang nicht nur mein ein<br />

und alles.«<br />

Man kann die ersten 10, 15 Jahre des Radio-Essays durchaus<br />

als heroische Phase eines Kulturprogramms be<br />

zeichnen, das bundesrepublikanische Kulturgeschichte<br />

geschrieben hat. Hier spielten die intellektuellen Debatten,<br />

hier fand die Avantgarde aus Literatur und Musik<br />

ihren Ort, hier hatte die Kritik einen prominenten Platz.<br />

Nach Alfred Andersch und einem kurzen Intermezzo<br />

mit Hans Magnus Enzensberger übernahm 1959 der<br />

Schriftsteller Helmut Heißenbüttel die Redaktion. Er<br />

prägte den Radio-Essay bis zu seiner Pensionierung im<br />

Jahre 1981 und war Mentor und Stimme eines Programms,<br />

in dem sich alles, was in Literatur und Publizistik<br />

dieser Jahre Rang und Namen hatte, einfand. Hier<br />

gaben sich Arno Schmidt, Ingeborg Bachmann, Wolfgang<br />

Koeppen, Max Frisch, Martin Walser, Gisela Elsner,<br />

Heinrich Böll und Max Bense die Studiotür in die Hand.<br />

So wurde der Radio-Essay zur Herzkammer der »großen<br />

Kulturmaschine Funk«, wie Alfred Andersch in einem<br />

Brief an Max Frisch einmal bemerkte.<br />

Dass der Radio-Essay auch nach 60 Jahren noch quicklebendig<br />

ist und sich nicht hinter seiner großen Vergangenheit<br />

verstecken muss, zeigt ein Symposion, das am<br />

25. Juni 2015 im Stuttgarter Literaturhaus stattfand.<br />

Vom 14. – 18. September wird SWR2 jeden Abend um<br />

22.03 Uhr die Vorträge und Gespräche des Symposions<br />

senden. <br />

Stephan Krass<br />

MO, 14.09. bis FR, 18.09. jeweils 22.03 Uhr ca. 57<br />

8 | SWR2 HÖRSPIEL


Fotos links: Süddeutsche Zeitung Photo/Brigitte Friedrich rechts: Süddeutsche Zeitung Photo/Brigitte Friedrich (4); Süddeutsche Zeitung Photo/snapshot photography; Süddeutsche Zeitung<br />

Photo/dpa; Süddeutsche Zeitung Photo/Felix Widler; Süddeutsche Zeitung Photo/IMAGO/Votava; Süddeutsche Zeitung Photo/Regina Schmeken; Süddeutsche Zeitung Photo<br />

V.LI.N.RE.: WOLFGANG KOEPPEN, MAX BENSE, HEINRICH BÖLL, MARTIN WALSER, ARNO SCHMIDT, MAX FRISCH, INGEBORG BACHMANN,<br />

GISELA ELSNER, HANS MAGNUS ENZENSBERGER, HELMUT HEISSENBÜTTEL<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 9


VIEHCHER?<br />

FIDSCHI?<br />

FITSCHER?<br />

FEATURE!<br />

Die Beschwerden sind etwas seltener geworden. Aber<br />

hin und wieder beklagt sich doch noch wer bei uns. Was<br />

das denn wieder für ein neumodisches Denglisch sei?<br />

Und ob es denn für dieses Fidschi-Fitscher-Viehzeug<br />

keinen ordentlichen deutschen Begriff gebe? Demütig<br />

müssen wir den Kopf erst senken und dann schütteln:<br />

nein, gibt es leider nicht. Und – so müssen wir bedauernd<br />

noch ergänzen – der Anglizismus ist kein neuer,<br />

sondern schon ein paar Jahrzehnte alt. Und wäre er noch<br />

etwas älter, dann hätte man ihn vielleicht gar nicht<br />

erkannt. So wie den »Keks«, der nur eine eingedeutschte<br />

Schreibweise von »Cakes« ist. Doch als das Feature nach<br />

dem Krieg als Radioform hierzulande aufkam, hatte<br />

man von »Eindeutschungen« nicht nur sprachlicher Art<br />

aus guten Gründen genug. Also versteckte sich das Feature<br />

nicht als »Fitscher«, sondern zeigte offensiv orthographisch,<br />

wo es herkam. Nämlich aus Großbritannien<br />

– so wie das gesamte Modell eines unabhängigen<br />

öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die BBC hatte das<br />

Feature Ende der 1930er-Jahre eingeführt, um besondere<br />

Themen besonders prominent und aufwändig zu<br />

präsentieren und zu vermitteln – eben zu »featuren«.<br />

Feature bedeutet also: aus etwas etwas machen. Das<br />

Spektrum der Themen reicht dabei von der »harten«<br />

investigativen journalistischen Recherche bis hin zu<br />

spielerischen Formen am Rand des Fiktionalen. Einzige<br />

Gemeinsamkeit ist der Ehrgeiz, für den richtigen Inhalt<br />

die richtige Form zu finden und in dieser Form mehr zu<br />

bieten als bloße Information.<br />

Das Feature erzählt Geschichten. Geschichten von Menschen,<br />

Ereignissen, Dingen, Geschichten von Hintergründen<br />

und Zusammenhängen. Manche Geschichten<br />

sind groß, essentiell und existentiell, manche scheinen<br />

eher klein und marginal. Aber gerade diese Geschichten<br />

können besonders welthaltig sein. Und um nichts weniger<br />

als die Welt geht es. Eine Welt, die häufig so komplex<br />

und kompliziert ist, dass sie nicht in zwei oder drei<br />

Minuten passt. Da ist ein größerer Bogen notwendig,<br />

ein längerer Atem, ein genauerer Blick, ein sensibleres<br />

Ohr. Deshalb gibt es das Radiofeature. Und deshalb gibt<br />

es Featuremacherinnen und -macher, die die Welt etwas<br />

verständlicher machen möchten. Mit allen hörbaren<br />

Mitteln: mit den Stimmen von Menschen, mit den<br />

Klängen von Orten, mit den Tönen von Musik, mit<br />

Geräuschen, mit Vielklang und mit Rhythmus, mal collagiert,<br />

mal direkt geradeaus erzählt, so wie es jeweils<br />

passt, aber immer mit allen Möglichkeiten, die das<br />

Radio hat. Und das sind nicht wenige. Wenn das gut<br />

gelingt, dann können Feature richtige Viecher sein:<br />

Vögel, die ebenso bunt wie bissig sind …<br />

PS: Neulich auf einem internationalen Treffen von Featurekolleginnen<br />

und -kollegen meldete sich eine Redakteurin<br />

aus Georgien zu Wort, die kein Englisch konnte,<br />

aber perfekt Deutsch sprach. Und die sagte beharrlich<br />

»Fee-a-türe«. Sie war der festen Überzeugung, dass das<br />

Wort aus dem Französischen kommt! Walter Filz<br />

10 | SWR2 HÖRSPIEL


JULI 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

LADIES' VOICES<br />

Hörspiel von Klaus Buhlert mit Texten von Gertrude Stein<br />

Fotos links: colourbox rechts: SWR/Conny Fischer; wikipedia (2)<br />

Miss Furr und Miss Skeene, zwei Frauen durchaus verschiedenen<br />

Charakters, treffen sich, sind glücklich,<br />

leben zusammen, obwohl Mister Furr ein sehr angenehmer<br />

Mann ist. Schließlich beschließen die beiden<br />

Ladies, ihre Stimmen zu kultivieren und fröhlich zu<br />

sein. Sie kultivieren ihre Stimme in der Küche, im Bett,<br />

im Pariser Salon in der Rue des Fleurs, inmitten einer<br />

Sammlung kubistischer Bilder, am Klavier sitzend, sich<br />

die Hände haltend. Auch als Miss Skeene später fern von<br />

Helen Furr lebt, bleiben beide Frauen fröhlich und<br />

erzählen einigen Menschen vom Fröhlichsein, indem<br />

sie ihre Stimme kultivieren.<br />

»Ladies‘ Voices« ist ein Beispiel dafür, die sprachexperimentellen<br />

Texte der 1946 gestorbenen amerikanischen<br />

Avantgarde-Schriftstellerin Gertrude Stein auch<br />

unterhaltsam und vergnüglich zu inszenieren.<br />

Gertrude Stein<br />

(1864–1946), war mit ihrer Prosa und<br />

ihrer Dichtung eine der einflussreichsten<br />

amerikanischen Schriftstellerinnen<br />

der klassischen Avantgarde.<br />

Klaus Buhlert<br />

geboren 1950 in Kleve, lebt und arbeitet<br />

als Komponist für Theater und Film<br />

sowie als Hörspielregisseur und -autor<br />

in Berlin. Für den SWR verantwortete er<br />

u.a. die Hörspielfassung des Romans<br />

»Ulysses« von James Joyce.<br />

Mit: Ilene Winckler und Sona MacDonald<br />

Musik und Regie: Klaus Buhlert<br />

Produktion: DLF 2000<br />

DO, 02.07.2015 22.03 Uhr 31 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 11


JULI 2015<br />

SWR2 KRIMI<br />

TIRZA<br />

nach dem Roman<br />

von Arnon Grünberg<br />

aus dem Niederländischen<br />

von Rainer Kersten<br />

Teil 3<br />

Jörgen Hofmeester, Ende fünfzig, wohlhabend, alleinerziehend,<br />

geht ganz auf in seiner Vaterrolle. Tirza, so<br />

heißt sein Augenstern, die jüngere Tochter. Nach dem<br />

Abitur will sie auf Reisen nach Afrika gehen. Dann hat<br />

Hofmeester ausgedient ... Plötzlich überschlagen sich<br />

die Ereignisse. Die Ehefrau kehrt zurück. Und dann tritt<br />

ein Mann in Jörgen Hofmeesters Leben, der so etwas wie<br />

ein Wiedergänger von Mohammed Atta zu sein scheint.<br />

Damit ist der definitive Absturz vorprogrammiert. Hofmeester<br />

verspielt alles, Job, Ansehen, Geld. Bevor er<br />

auch noch Tirza verliert, muss er handeln. Er fasst einen<br />

grauenvollen Plan. Nichts kann Hofmeester mehr aufhalten.<br />

Aus einem labilen, zwanghaften Bildungsbürger,<br />

der von jeher zum Kontrollverlust neigt, wird ein Mensch,<br />

der zum Äußersten fähig ist. Und der blindwütig Grenzen<br />

überschreitet, die restlos tabu sind.<br />

Arnon Grünberg beschreibt das subtile Psychogramm<br />

eines Mannes, der wider Erwarten zum Extremtäter<br />

wird. Erst ganz zum Schluss wird deutlich, wie es so weit<br />

kommen konnte.<br />

Arnon Grünberg hat ein Vater-Tochter-Drama entworfen,<br />

mit dem stärksten Finale, das bei einer Familiengeschichte<br />

denkbar ist. <br />

Brigitte<br />

BERNHARD SCHÜTZ<br />

Arnon Grünberg<br />

geboren 1971 in Amsterdam, lebt in<br />

New York. Er erhielt alle großen niederländischen<br />

Literaturpreise und außerdem<br />

2002 den NRW-Literaturpreis für<br />

sein bisheriges Gesamtwerk. Neben seinen<br />

literarischen Arbeiten verfasst<br />

Arnon Grünberg einen täglichen Blog<br />

und ist in den Niederlanden bekannt<br />

für seine Kolumnen und Reportagen.<br />

Mit: Udo Schenk, Bernhard Schütz, Tanja Schleiff,<br />

Gloria Endres de Oliveira, Lilith Häßle u.a.<br />

Hörspielbearbeitung: Uta-Maria Heim<br />

Musik: Peter Kaizar<br />

Regie: Mark Ginzler<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Buchausgabe: Diogenes<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

FR, 03.07.2015 22.33 Uhr ca. 55 Ursendung<br />

12 | SWR2 HÖRSPIEL


JULI 2015<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

VIVA FLUXUS<br />

MEIN LEBEN MIT VOSTELL<br />

von Rilo Chmielorz<br />

40 Jahre lang war Mercedes Guardado de Vostell die Frau<br />

an der Seite des Künstlers und Fluxus-Mitbegründers<br />

Wolf Vostell. Fluxus wollte die Grenze zwischen Kunst<br />

und Leben aufheben. Man wohnte im Atelier, und auch<br />

im Privaten wurden die Grenzen fließend. Als sich Mercedes<br />

und Wolf 1958 in Guadalupe kennenlernten, war<br />

Wolf ein unbekannter Maler und Mercedes eine junge<br />

Lehrerin. Hals über Kopf folgte sie ihm nach Köln. Sie<br />

war für Wolf Vostell Muse, Mutter, Modell, engste Mitarbeiterin,<br />

Museumsgründerin, Familienunternehmerin.<br />

Obwohl inzwischen schon 81 Jahre alt, ist sie immer<br />

noch die künstlerische Direktorin des Museo Vostell<br />

Malpartida und hält das bewegte Erbe lebendig.<br />

Rilo Chmielorz<br />

LIEBE UNTER<br />

FISCHEN<br />

Hörspiel von René Freund<br />

Eine Berliner Verlegerin vor dem finanziellen Aus, ein<br />

jodelnder Naturbursche mit gesundem Menschenverstand<br />

und eine im Bergsee gründelnde slowakische<br />

Nixe: Sie stellen das illustre Personal dieser Versuchsanordnung<br />

dar, in deren Zentrum der ausgebrannte<br />

Kreuzberger Bestseller-Lyriker Alfred Firneis geraten ist.<br />

Ehe dieser sich versieht, findet er sich in einer einsam<br />

gelegenen Holzhütte mitten in den österreichischen<br />

Bergen wieder – in absoluter Stille und Zivilisationsferne.<br />

Nach erstem Schock und einem gescheiterten<br />

Fluchtversuch gewinnt Alfred mit der Zeit eine völlig<br />

neue Sicht auf die Dinge und sich selbst, macht ungewöhnliche<br />

Bekanntschaften und entdeckt bisher unbekannte<br />

Interessengebiete.<br />

Fotos links: Pascalle Bonnier; SWR/Monika Maier rechts: www.corn.at/Deuticke Verlag; Rilo Chmielorz colourbox; privat<br />

geboren 1954 in Lünen, lebt in Berlin<br />

und ist Multimedia-Künstlerin und<br />

Radio macherin. Zahlreiche Workshops<br />

im In- und Ausland. Installationen und<br />

Performances bei den Donaueschinger<br />

Musiktagen.<br />

Regie: Rilo Chmielorz<br />

Produktion: DLF/SWR 2015<br />

MERCEDES GUARDADO DE VOSTELL<br />

René Freund<br />

geboren 1967, lebt als Autor und Übersetzer<br />

in Grünau im Almtal, Oberösterreich.<br />

Er studierte Philosophie, Theaterwissenschaft<br />

und Völkerkunde, war 1988<br />

bis 1990 als Dramaturg am Theater in der<br />

Josefstadt in Wien tätig, schreibt Theaterstücke,<br />

Romane, Glossen, Sachbücher<br />

und Hörspiele.<br />

Mit: Fabian Busch, Britta Steffenhagen u.a.<br />

Komposition: Max Nagl<br />

Regie: Beatrix Ackers<br />

Produktion: NDR 2014<br />

Buchausgabe: Deuticke<br />

SO, 05.07.2015 14.05 Uhr ca. 54 SO, 05.07.2015 18.20 Uhr 59 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 13


JULI 2015<br />

SWR2 TANDEM<br />

PARDON<br />

Hörspiel von Sandra Kellein<br />

Keine Frage, an der Côte lässt es sich leben, ganz besonders<br />

als Tourist. Und nicht nur in Nizza oder Cannes,<br />

sondern sogar in Marseille: sagenhafte Blicke aufs Meer,<br />

flanierende Blondinen und diese weiche Luft des<br />

Südens. Noch nicht einmal eine Schießerei in der Vorstadt<br />

bringt die Urlaubsidylle ins Wanken und selbst der<br />

Drogenhandel passt noch irgendwie ins Bild. Solange<br />

die Straßen jeden Morgen wieder sauber abgespritzt<br />

werden, ist alles in Ordnung. Nur vor den Wespen und<br />

den roten Meerbarben sollte man sich hüten, sonst<br />

kann es böse enden.<br />

SWR2 ARS ACUSTICA<br />

BEWEISSTÜCKE<br />

FÜR DAS<br />

BOMBARDEMENT<br />

Hörstück von Jan Jelinek<br />

Sandra Kellein<br />

geboren 1958 in München, studierte<br />

Germanistik und Psychologie und lebt<br />

als Schriftstellerin in Berlin. Sie verfasste<br />

Romane, Erzählungen, Theatertexte,<br />

Feuilletons und über dreißig Hörspiele<br />

und erhielt u.a. folgende Auszeichnungen:<br />

1990 das Alfred-Döblin- Stipendium<br />

der Berliner Akademie der Künste, 1993<br />

den Ernst-Willner-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb<br />

in Klagenfurt, 1999 ein Autorenstipendium des Berliner Senats<br />

sowie 2002 ein Stipendium der Stiftung Preußische Seehandlung<br />

und 2010 eine Einladung zum Theatertreffen.<br />

Auch siebzig Jahre nach dem Abwurf der ersten Atombomben<br />

am 6. und 9. August 1945 ist die einstige Katastrophe<br />

in Hiroshima allgegenwärtig. Der von Kenzo<br />

Tange 1954 entworfene »Hiroshima Peace Memorial<br />

Park« und das gleichnamige Museum werden sogar als<br />

Hauptattraktion auf der lokalen Tourismus-Webseite<br />

angepriesen. Der Park ist Opfergedenkstätte und zugleich<br />

ambitioniertes Mahnmal, welches die weltweite nukleare<br />

Abrüstung anmahnt. Über mehrere Tage hat Jan<br />

Jelinek versucht, den Park klanglich zu kartographieren.<br />

Dabei ist eine durch und durch subjektivistische Kartographie<br />

entstanden: Tagebuchgleich beinhalten die<br />

Aufnahmen persönliche Eindrücke, Beobachtungen<br />

und Befindlichkeiten.<br />

Mit: Lukas Rüppel<br />

Regie: Iris Drögekamp<br />

Produktion: SWR 2013<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DI, 07.07.2015 19.20 Uhr 19 <br />

14 | SWR2 HÖRSPIEL


JULI 2015<br />

SWR2 FEATURE<br />

PREISTRÄGER<br />

HÖRDOKUMENTATION<br />

DES 2. DOKKA<br />

FESTIVALS<br />

Fotos links: Sandra Kellein; colourbox; wikimedia rechts: Jan Jelinek; dokKa Festival<br />

Deren dramaturgische Umsetzung erfolgt mit Hilfe von<br />

Krzysztof Pendereckis berühmter Komposition »Threnos<br />

– Den Opfern von Hiroshima«. Das 1960 komponierte<br />

Werk für Streichorchester galt in vielerlei<br />

Hinsicht als bahnbrechend: Mit Timbre, Tonalität sowie<br />

Notationslayout entfernte sich Penderecki von der traditionellen<br />

Praxis. Was passiert, wenn die für 52 Streichinstrumente<br />

verfasste Komposition nicht von Streich -<br />

instrumenten, sondern von 52 Audioaufnahmen aus<br />

dem »Hiroshima Peace Memorial Park« gespielt wird?<br />

In »Beweisstücke für das Bombardement« wird Pendereckis<br />

Partitur von Jelinek in eine für Audiosoftware<br />

lesbare Notation konvertiert. Die digitalisierte Partitur<br />

wird von Audioloops interpretiert, allesamt aus dem<br />

Fundus der Feldaufnahmen.<br />

»Beweisstücke für das Bombardement« ist Komposition<br />

und Dokument zugleich – Pendereckis Partitur<br />

liefert den kompositorischen Rahmen für Klänge aus<br />

Hiroshimas Gedenkstätte.<br />

Jan Jelinek<br />

geboren 1971 in Bad Hersfeld. 1998<br />

erste Tonträgerveröffentlichung unter<br />

dem Pseudonym Farben. Seit 2008<br />

diverse Tonträgerveröffentlichungen,<br />

Ausstellungen und Buchveröffentlichungder<br />

fiktiven Künstlerin Ursula<br />

Bogner. Für die Audiocollage »Kennen<br />

Sie Otahiti?« (SWR 2012) erhielt er den<br />

Karl-Sczuka-Förderpreis 2012. Zuletzt entstand das Hörstück<br />

»Das Scheitern der bemannten Raumfahrt« (SWR 2014). Im<br />

Jahre 2014 war Jan Jelinek Artist-in-Residence in der Villa Kamogawa<br />

des Goethe-Instituts in Kyoto, Japan.<br />

Komposition und Realisation: Jan Jelinek<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DOKKA TEAM, JURY UND PREISTRÄGER BEI DER PREISVERLEIHUNG 2014<br />

Verschiedenen Formen des Dokumentarischen ist das<br />

deutschlandweit einzige Dokumentarfestival in Karlsruhe<br />

gewidmet. Neben Filmen, dokumentarischen Installationen<br />

und Performances werden auch Hördoku-<br />

mentationen präsentiert und mit den Autoren, Filmemachern<br />

und Künstlern öffentlich diskutiert. Das unabhängige<br />

Festival fand in diesem Jahr zum zweiten Mal<br />

statt vom 2. bis zum 7. Juni und stellte 20 Arbeiten vor.<br />

Eine unabhängige Jury wählte aus jeder Sparte die beste<br />

Produktion aus. SWR2 Feature sendet die ausgezeichnete<br />

Hördokumentation und dokumentiert die Diskussionen<br />

auf www.dokublog.de.<br />

Audio unter SWR.de/swr2/feature<br />

DI, 07.07.2015 23.03 Uhr ca. 50 Ursendung MI, 08.07.2015 22.03 Uhr 57 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 15


JULI 2015<br />

COLLAGE VON ROR WOLF<br />

SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

GÜNTER-EICH-PREIS 2015<br />

MEHRERE MÄNNER<br />

Zweiunddreißig ziemlich kurze Geschichten von Ror Wolf<br />

zu Gehör gebracht von Antje Vowinckel<br />

Die akustischen Erzählformen, die Ror Wolf dem Medium<br />

Radio abgewinnt, wirkten stilbildend auf nachfolgende<br />

Generationen und haben in ihrer zeitlosen Modernität<br />

bis heute nichts an Lebendigkeit verloren.<br />

Mit diesen Worten begründet die Jury ihre Verleihung<br />

des Günter-Eich-Preises an Ror Wolf. Der alle zwei Jahre<br />

vergebene Preis würdigt das Lebenswerk von Autorinnen<br />

und Autoren, die das Repertoire der Gattung Hörspiel<br />

erweitert haben. Die Preisfeier findet am 7. Juli<br />

2015 in Leipzig statt.<br />

SWR2 wiederholt aus diesem Anlass ein Hörspiel, das<br />

Einblick in Ror Wolfs Panoptikum bietet. In ihm bewegen<br />

sich dieses Mal nur Männer, aber jeglicher Couleur:<br />

verwegene, mutige und skurrile neben verdorrten, blassen<br />

und schüchternen.<br />

Ror Wolf<br />

geboren 1932 in Saalfeld als Richard<br />

Wolf, schreibt Literatur, collagiert Bilder,<br />

verfasst und montiert Hörspiele. 1971<br />

wird sein erstes Hörspiel »Der Chinese<br />

am Fenster« gesendet. Legendär wird<br />

Ror Wolf durch seine Fußball-O-Ton-Collagen<br />

zwischen 1972 und 1979. 1988<br />

erhielt er für »Leben und Tod des Kornettisten<br />

Bix Beiderbecke aus Nord-Amerika« den Hörspielpreis<br />

der Kriegsblinden, 2007 wurde »Raoul Tranchirers Bemerkungen<br />

über die Stille« zum Hörspiel des Jahres gekürt.<br />

Mit: Marie Goyette, Irm Hermann, Peter Fricke u.a.<br />

Musik: Rolf Sudmann<br />

Regie: Antje Vowinckel<br />

Produktion: SWR 2002<br />

Buchausgabe: Frankfurter Verlagsanstalt<br />

DO, 09.07.2015 22.03 Uhr 43 <br />

im Anschluss: »Über Ror Wolf« von Jochen Meißner<br />

16 | SWR2 HÖRSPIEL


JULI 2015<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

GUTEN TAG AUF<br />

POLNISCH<br />

von Lisbeth Jessen<br />

Fotos links: Ror Wolf, Mainz/ Die Vorzüge der Dunkelheit, Schöffling & Co., 2012; SWR rechts: privat (3); wikimedia<br />

SWR2 KRIMI<br />

ARD RADIO TATORT<br />

SELTENE ERDEN<br />

Kriminalhörspiel<br />

von Wolfgang Zander<br />

Eine Ärztin, die für Ärzte ohne Grenzen im Kongo arbeitet,<br />

wird bei einem Heimaturlaub in Berlin tot aufgefunden.<br />

Der Tatort gibt Einblick in die nerven aufrei -<br />

bende Arbeit von Ärzten in Hilfsmissionen, beleuchtet<br />

aber zugleich dunkle Machenschaften von Rohstoffunternehmen<br />

in der Dritten Welt und die Verstrickungen<br />

von Wohltätigkeitsorganisationen und Wirtschaft.<br />

Wolfgang Zander<br />

geboren 1956, arbeitete u.a. als Hilfspfleger,<br />

Museumsführer, Straßenbahnfahrer<br />

und Buchverkäufer. Er studierte<br />

Theaterwissenschaft und Philosophie<br />

in Leipzig sowie am Deutschen Literaturinstitut<br />

Leipzig. Seit 1992 lebt er als<br />

Autor in Potsdam und schreibt Theaterstücke,<br />

Drehbücher, Lyrik und Hörspiele<br />

für Kinder und Erwachsene. »Seltene Erden« ist sein vierter<br />

Radio Tatort für den RBB.<br />

Mit: Alexander Khuon, Schortie Scheumann u.a.<br />

Komposition: Haarmann<br />

Regie: Nikolai von Koslowski<br />

Produktion: RBB 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

FR, 10.07.2015 22.03 Uhr ca. 54 Ursendung<br />

SA, 11.07.2015 21.03 Uhr ca. 54<br />

Zweitsendung SWR4 BW<br />

Park Avenue in Manhattan. Wer hier lebt, hat es ge -<br />

schafft. Ann Elizabeth wohnt in einem ehemaligen<br />

Aparthotel im 24. Stock. Ihre Großmutter war 1936 mit<br />

zwei Söhnen aus Deutschland emigriert, und die Söhne<br />

hatten sich in den USA neu erfunden. Seit dem Zweiten<br />

Weltkrieg aber sprach niemand in der Familie mehr von<br />

dem Gut in Oberschlesien, woher sie eigentlich stammten.<br />

Nach dem Tod der Großmutter wird ein Koffer mit<br />

alten Familienfotos geöffnet, der die Familiengeheimnisse<br />

zum Vorschein bringt. Ann wird sich ihrer jüdischen<br />

Ursprünge bewusst und reist nach Dobrodzień,<br />

das früher Guttentag hieß. Das frühere Familiengut<br />

steht jetzt zum Verkauf.<br />

Lisbeth Jessen<br />

geboren 1956, ist Journalistin und Feature-Macherin<br />

beim dänischen Radio.<br />

»Guten Tag auf Polnisch« ist ihre erste<br />

Arbeit fürs deutsche Radio.<br />

Mit: Frauke Poolman, Leslie Malton,<br />

Maria Perlick, Carl-Heinz Choynski<br />

Regie: Lisbeth Jessen<br />

Produktion: DLR/WDR 2014<br />

SO, 12.07.2015 14.05 Uhr ca. 54 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 17


JULI 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

MANCHE<br />

FRAUEN<br />

nach der gleichnamigen Erzählung<br />

von Alice Munro<br />

aus dem Englischen von Heidi Zerning<br />

»Es verwundert mich manchmal, wie alt ich bin.« Mit<br />

diesem lapidaren Satz beginnt die Erinnerung der<br />

betagten Erzählerin. Als Hausmädchen hatte sie in<br />

einer kanadischen Kleinstadt gearbeitet, als sie jung<br />

war und zur Highschool ging. Ein Sommerjob, Mitte<br />

der 1950er-Jahre, als Wespentaillengürtel und klare Rollenverteilung<br />

von Bedeutung waren. Im Mittelpunkt<br />

der begüterten Familie: der an Leukämie erkrankte<br />

Kriegsheimkehrer Bruce, der von den verschiedenen<br />

Frauen im Haus umsorgt und umschwärmt wird, beobachtet<br />

von der jungen Hausangestellten, die das Leben<br />

einer reichen, konservativen Familie mit ihren ganzen<br />

Widersprüchen und Abgründen hautnah erlebt – dazu<br />

Missgunst, Neid, Eifersucht, Tod und Liebe. Nach dem<br />

Sommerjob ist für das Mädchen nichts mehr wie früher.<br />

»Ich wurde erwachsen und alt.« In wenigen markanten<br />

Szenen entwirft Alice Munro ein komplexes Beziehungsgeflecht<br />

und schildert ganz nebenbei auch das<br />

Sozial- und Rollengefüge dieser Zeit.<br />

»Manche Frauen« ist das erste Hörspiel nach einem<br />

Text der kanadischen Literaturnobelpreisträgerin. Die<br />

Erzählung stammt aus dem Band »Zu viel Glück« (2011).<br />

Alice Munro<br />

geboren 1931 in Wingham. Sie lebt in<br />

Ontario in Kanada, ist eine der bedeutendsten<br />

Autorinnen der Gegenwart.<br />

Sie erhielt 2013 die höchste Auszeichnung<br />

für Literatur – den Nobelpreis. Ihr<br />

umfangreiches erzählerisches Werk<br />

wurde zuvor bereits mit zahlreichen<br />

Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Giller<br />

Prize, dem Book Critics Circle Award sowie dem Man Booker<br />

International Prize. Zuletzt erschien ihr Erzählband »Liebes<br />

Leben« (2013).<br />

Mit: Nadja Tiller, Marina Frenk, Oda Thormeyer, Jörg Pohl,<br />

Karin Neuhäuser, Patrycia Ziolkowska, Karoline Bär u.a.<br />

Hörspielbearbeitung und Regie: Jean-Claude Kuner<br />

Produktion: NDR/HR/SWR 2015<br />

Buchausgabe: S. Fischer<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

SO, 12.07.2015 18.20 Uhr ca. 53 Ursendung<br />

18 | SWR2 HÖRSPIEL


JULI 2015<br />

SWR2 TANDEM<br />

FRAU AUSWEIS<br />

Hörspiel von Felix Kubin<br />

ARD PiNball<br />

Fotos links: Derek Shapton; colourbox rechts: Evelyna Domnitch<br />

Ein Schiffbrüchiger wird von einer kindlichen Beamtin,<br />

die mitten im Ozean auf einem Pfahl sitzt, zur Ausweiskontrolle<br />

genötigt und aus Mitleid mit seinen vom Wasser<br />

verschrumpelten Fingern sogar gerettet. Felix<br />

Kubins Hörspiel gewann beim diesjährigen Berliner<br />

Hörspielfestival den Wettbewerb der Kurzhörspiele, das<br />

kurze brennende Mikro.<br />

Felix Kubin<br />

geboren 1969 in Hamburg, studierte<br />

Zeichnen, Klanginstallation, Video und<br />

Animationsfilm an der Fachhochschule<br />

Hamburg und lebt in seiner Geburtsstadt.<br />

Seit Ende der 1990er-Jahre<br />

befasst er sich mit futuristischer Popmusik,<br />

zeitgenössischer Kammermusik,<br />

schreibt und produziert Hörspiele und<br />

betreibt das Plattenlabel »Gagarin Records«. Für seine Arbeiten<br />

erhielt er diverse Auszeichnungen, darunter Best electronic<br />

live act (Qwartz Paris, 2006), Bestes Musikvideo (Kurzfilmtage<br />

Oberhausen, 2010) und Hörspiel des Jahres (Orphée<br />

Mécanique, Akademie der Künste, 2012).<br />

Mit: Bella Brillowska und Felix Kubin<br />

Regie: Felix Kubin<br />

Produktion: der Autor 2014<br />

FRANZ UND DIE TIERE<br />

Hörspiel von Stella Luncke<br />

und Josef Maria Schäfers<br />

Der Dirigent probt mit einem Chor aus Ochsen, Eseln,<br />

Wölfen und Schafen. Dabei wird ihm nicht nur musikalisches<br />

Gespür, sondern jede Menge pädagogisches<br />

Geschick abverlangt. Aber dann klingt es richtig gut!<br />

Stella Luncke und Josef Maria Schäfers<br />

siehe Seite21<br />

Regie: Stella Luncke und Josef Maria Schäfers<br />

Produktion: die Autoren 2014<br />

DI, 14.07.2015 19.20 Uhr 11 6 <br />

start des wettbewerbs<br />

1. JULI 2015<br />

teilnahmeschluss<br />

31. AUGUST 2015<br />

Unter dem Titel »ARD PiNball« vergeben die<br />

ARD und das Deutschlandradio einen Preis für<br />

unabhängige Hörspielproduzenten. Ausgezeichnet<br />

werden soll das beste Kurzhörspiel, das außerhalb<br />

einer Rundfunkanstalt produziert worden<br />

ist. Freie Hörspielschaffende sind daher eingeladen,<br />

ab Juli unter www.radio.ard.de ihr maximal<br />

15 Minuten langes Hörstück hochzuladen.<br />

Eine Fachjury trifft unter den Einreichungen<br />

eine Vorauswahl über die fünf besten Stücke. Die<br />

nominierten Beiträge werden am 13. und am 20.<br />

Oktober auf SWR2 Tandem gesendet und stehen<br />

dann ab 21. Oktober im Netz.<br />

Der Gewinner wird zu den ARD Hörspieltagen<br />

eingeladen und das Gewinnerstück während des<br />

Festivals, das vom 11. bis zum 15. November in<br />

Karls ruhe stattfindet, ausgezeichnet. Im Anschluss<br />

an die Hörspieltage wird das Gewinnerstück<br />

in einem Radio­Programm der ARD oder des<br />

Deutschlandradios honorarpflichtig gesendet.<br />

KURZHÖRSPIEL-WETTBEWERB für<br />

UNABHÄNGIGE HÖRSPIELPRODUZENTEN<br />

DETAILS und TEILNAHMEBEDINGUNGEN<br />

unter WWW.RADIO.ARD.DE<br />

und<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 19


SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

DIE ABFLUSSROHRE SPUCKTEN<br />

IHRE EISBLÖCKE WIE ABGELUTSCHTE<br />

BONBONS AUF DEN GEHSTEIG<br />

VARIATIONEN ÜBER DIE ZEIT<br />

Hörspiel von Ingo Schulze<br />

Menschen in Momenten des Glücks oder des schicksalhaft<br />

unglücklich verlaufenden Missverständnisses,<br />

Menschen an den Kreuzungslinien von Zufall oder eingebettet<br />

in Traditionen und Erinnerungen – diese Menschen,<br />

ob im russischen Sankt Petersburg, im thüringischen<br />

Altenburg, in Berlin oder Rom suchen ihre<br />

Orientierung in der Konfrontation mit den so einfachen<br />

wie gewichtigen Dingen des Lebens: Liebe und Freundschaft.<br />

Die Menschen tragen die Erfahrung der deutschen<br />

Wiedervereinigung in sich; das Geschehen spielt<br />

von den 1990er-Jahren bis in die Gegenwart.<br />

Ingo Schulze hat für sein Projekt mit dem Ensemble<br />

Modern gleich einer Tonleiter sechs alte Geschichten<br />

(aus seinen Prosabänden »33 Augenblicke des Glücks«,<br />

»Handy«, »Neue Leben« und »Orangen und Engel«) wie<br />

eine eigens geschriebene in einer Hörspielfassung miteinander<br />

verknüpft. Ein neues eigenständiges Stück ist<br />

entstanden. Zusammen mit der Musik, die von Anton<br />

Weber bis zu John Cage oder Howard Skempton reicht,<br />

gespielt vom Ensemble Modern und kompositorisch<br />

ergänzt von ihrem Mitglied Hermann Kretzschmar,<br />

ersteht eine Korrespondenz von prosaischer wie musikalischer<br />

Erzählung. Sie lässt die Geschehnisse nach<br />

1990 plötzlich wie eine Fortsetzung von Erfahrungen<br />

aufleuchten, die seit den avantgardistischen Strömungen<br />

zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihren künstlerischen<br />

Ausdruck suchen.<br />

Ingo Schulze<br />

geboren 1962 in Dresden, lebt in Berlin.<br />

Mit seinen Prosaarbeiten und seinen<br />

zeitkritischen Essays gilt er als eine der<br />

wichtigsten Stimmen der deutschen<br />

Lite ratur nach 1990. Auszeichnungen:<br />

Alfred-Döblin-Förderpreis und Aspekte<br />

Literaturpreis (1995), Preis der Leipziger<br />

Buchmesse (2007), Bertolt-Brecht-Preis<br />

(2013).<br />

Mit: Thomas Thieme, Judith Engel, Sylvester Groth<br />

und dem Ensemble Modern<br />

Musikalisches Arrangement, Komposition und Regie:<br />

Hermann Kretzschmar<br />

Produktion: SWR/Ensemble Modern 2015<br />

CD: Edition Ensemble Modern<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DO, 16.07.2015 22.03 Uhr 85 Ursendung<br />

20 | SWR2 HÖRSPIEL


JULI 2015<br />

SWR2 KRIMI<br />

VERDACHT<br />

nach dem Roman »Before The Fact«<br />

von Francis Iles<br />

aus dem Englischen von Regine Ahrem<br />

Fotos links: colourbox; privat rechts: colourbox; privat<br />

Lina McLaidlaw, eine Tochter aus schwerreichem Haus,<br />

verliebt sich in den charmanten Playboy und Tunichtgut<br />

Johnny Aysgarth und heiratet ihn Hals über Kopf.<br />

Zwar ertappt sie ihren Mann hin und wieder beim Pferderennen<br />

und kommt auch sonst der einen oder anderen<br />

Betrügerei auf die Spur, aber noch scheint alles ganz<br />

harmlos. Johnny liebt Lina über alles und hilft ihr auch<br />

über den unerwarteten Tod ihres Vaters aufs Rührendste<br />

hinweg. Doch dann mehren sich die Anzeichen, dass<br />

Johnny in dubiose Machenschaften verstrickt ist. Als<br />

sein Geschäftspartner Beaky plötzlich auf mysteriöse<br />

Weise ums Leben kommt, keimt in Lina ein schrecklicher<br />

Verdacht.<br />

Der Roman »Before the Fact« von Francis Iles bildete<br />

die Vorlage für Alfred Hitchcocks Hollywood-Klassiker<br />

»Verdacht« (1941).<br />

Francis Iles<br />

(1883–1971) ist das Pseudonym des britischen Journalisten<br />

und Schriftstellers Anthony Berkeley. Mitte der 1920er- Jahre<br />

hatte er mit seinem Roman über den Amateurdetektiv Roger<br />

Sheringham erstmals Erfolg als Krimiautor. Bis 1934 erschienen<br />

neun Romane und mehrere Kurzgeschichten in dieser Serie.<br />

Daneben veröffentlichte er immer wieder auch andere Detektivromane,<br />

zum Teil unter verschiedenen Pseudonymen.<br />

Mit: Gerd Wameling, Chris Pichler, Boris Aljinovic,<br />

Elfriede Irral, Martin Seifert, Hans Peter Hallwachs,<br />

Horst Mendroch u.v.a.<br />

Musik: Michael Rodach, Alan Bern und Paul Brody<br />

Hörspielbearbeitung und Regie: Regine Ahrem<br />

Produktion: RBB 2013<br />

Hörbuch-Edition: OsterwoldAudio<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

DER FALL M<br />

MUTMASSUNGEN ÜBER EIN<br />

GEFUNDENES DIKTIERGERÄT<br />

von Stella Luncke<br />

und Josef Maria Schäfers<br />

Ein Diktiergerät mit einer Mikrokassette. Ein kurioser<br />

Fund mit einer seltsamen Aufnahme: Ein Mann erzählt<br />

von einer rätselhaften Frau, die er nur »M« nennt.<br />

Angeblich arbeitet sie undercover für die Polizei. Aber<br />

was, wie und warum? Soldatin in Israel soll sie auch<br />

gewesen sein und Immobilienmaklerin und irgendwie<br />

mit der Mafia verbandelt … Kann man das glauben? Auf<br />

jeden Fall kann man Experten zur Tonbandkassette<br />

befragen: Kriminaltechniker, Tontechniker, Profiler,<br />

Phonetiker, Psychologen … was hören und entdecken<br />

sie in einer anonymen Stimme, die eine unglaubliche<br />

Geschichte erzählt? Und was entdecken sie hinter der<br />

Geschichte? Das Feature über ein gefundenes Diktiergerät<br />

ist auch ein Feature über Analyse und Spekulation,<br />

über Neugier und Mutmaßung.<br />

Stella Luncke<br />

geboren 1974, lebt in Berlin und<br />

schreibt und produziert Features<br />

und Hörspiele mit Josef Maria<br />

Schäfers.<br />

Josef Maria Schäfers<br />

geboren 1968, lebt in Berlin und schreibt und produziert Features<br />

und Hörspiele mit Stella Luncke.<br />

Produktion: SWR 2013<br />

Regie: Stella Luncke und Josef Maria Schäfers<br />

FR, 17.07.2015 22.03 Uhr 57 Kunstkopf-Stereofonie SO, 19.07.2015 14.05 Uhr ca. 54 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 21


JULI 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

EIN REGENSCHIRM<br />

FÜR DIESEN TAG<br />

nach dem gleichnamigen Roman<br />

von Wilhelm Genazino<br />

Es sind die vielen skurrilen Begegnungen eines Schuhtesters<br />

für Luxusschuhe mit seinen früheren Freundinnen,<br />

z.B. Susanne oder Doris, die ihm beim Flanieren<br />

durch die Stadt über den Schmerz der grade von<br />

seinem Chef Herr Habedank ausgesprochenen drastischen<br />

Honorarkürzung hinweg helfen. Dabei »erfindet«<br />

er plötzlich eine sensationelle Geschäftsidee, die sein<br />

leises ironisches Leben in das Gegenteil verkehren soll.<br />

Alles ist vorbereitet, als er zufällig auf einer Party Frau<br />

Balkhausen kennen lernt. Nun muss er zeigen, was er<br />

wirklich drauf hat …<br />

Wilhelm Genazino<br />

geboren 1943 in Mannheim, lebt in<br />

Frank furt. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet,<br />

u.a. 2004 mit dem Georg-<br />

Büchner-Preis und 2007 mit dem Kleist-<br />

Preis. Zuletzt erschienen »Die Liebe zur<br />

Einfalt« (2012) und »Bei Regen im Saal«<br />

(2014).<br />

Mit: Boris Aljinovic, Irm Hermann, Inga Busch,<br />

Ulrich Noethen u.v.a.<br />

Hörspielbearbeitung und Regie: Lutz Oehmichen/Heike Tauch<br />

Produktion: RBB 2014<br />

Buchausgabe: Hanser<br />

SWR4 BW MUNDARTHÖRSPIEL<br />

GEMISCHTES<br />

DOPPEL<br />

Kriminalhörspiel von Susanne Ayoub<br />

Dunja kommt von der Arbeit nach Hause und findet<br />

ihren Geliebten Oliver tot im Wohnzimmer. Ein silbernes<br />

Stiletto, Souvenir aus Spanien, nun Mordwaffe,<br />

steckt in seinem Rücken. Verzweifelt telefoniert Dunja<br />

mit ihrem Ehemann Jo, der sich gerade auf Geschäftsreise<br />

in Holland aufhält. Bei diesem Gespräch stellt sich<br />

heraus, dass Jo genau weiß, dass seine Frau ihn betrogen<br />

hat. Sehr überrascht ist er jedenfalls nicht vom Tod seines<br />

Rivalen. Dann klingelt plötzlich Olivers Ehefrau<br />

Melly an der Haustür. Und nun beginnen die polizeilichen<br />

Ermittlungen: Dunjas Alibi ist dünn. Auf dem<br />

Stiletto sind ihre Fingerabdrücke. Aber warum hätte sie<br />

Oliver umbringen sollen? Er wollte sich von ihr trennen,<br />

um seine Ehe zu retten, behauptet Melly. Auch Jo belastet<br />

seine Frau schwer. Ist Dunja unschuldig?<br />

Susanne Ayoub<br />

geboren 1956 in Bagdad, studierte<br />

Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte<br />

und arbeitet als Dramaturgin<br />

und Regisseurin beim ORF-Radio. Sie<br />

ist Schriftstellerin, Journalistin und<br />

Filme macherin und lebt in Wien. Ihr<br />

Roman »Das Mädchen von Ravensbrück«<br />

erschien 2012.<br />

Regie: Günter Maurer<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

Audio unter SWR.de/swr4/bw<br />

SO, 19.07.2015 18.20 Uhr 68 Kunstkopf-Stereofonie SA, 25.07.2015 21.03 Uhr ca. 45 Ursendung<br />

22 | SWR2 HÖRSPIEL


JULI 2015<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

BAY AREA<br />

DISRUPTED<br />

von Andreas Bick<br />

In San Francisco und der umliegenden Bay Area wurden<br />

sowohl die Hippiebewegung als auch die digitale Revolution<br />

geboren. Beide lösten musikalische Erschütterungen<br />

aus. Doch die Rockstars von heute sind die<br />

jungen Startup-Millionäre aus dem Silicon Valley. Duke<br />

the Bossman lebt in East Oakland, einer der gefährlichsten<br />

Gegenden der Bay Area. Der schwarze Rapper verlor<br />

durch Schießereien seine Schwester und viele seiner<br />

Freunde. Gegen Gewalt und Ignoranz wehrt er sich mit<br />

Hip Hop und Spoken Poetry. Von den unglaublichen<br />

Reichtümern der großen Internetkonzerne kommt in<br />

seinem Viertel nichts an. Das fließt direkt ins Zentrum<br />

von San Francisco, wo die gutbezahlten Mitarbeiter der<br />

IT-Branche, die sogenannten Techies, die Künstler verdrängen,<br />

deren Musik sie hören.<br />

Andreas Bick<br />

BUDDENBROICHS<br />

ODER DIE ANGST<br />

DER MITTELSCHICHT<br />

VOR DEM ABSTIEG<br />

Hörspiel von Serotonin<br />

Vorhang auf: Wir befinden uns mitten in den Proben<br />

des Theaterstücks »Buddenbroichs«, einem Remix<br />

von Manns Familienepos, in dem sich die bürgerlichkreative<br />

Theaterwelt mit echten Hartz IV-Empfängern<br />

anreichern soll. Doch die Begegnung von Mittelschicht<br />

und Prekariat führt nur zu Missverständnissen – und<br />

beruht auf einem solchen: Dem, dass »die da unten«<br />

sich doch bitte schön ein bisschen Mühe geben könnten,<br />

um wieder reinzukommen ins Karussell. Wo wir,<br />

die wir drinsitzen, uns doch so viel Mühe geben, nicht<br />

rauszufliegen. Während die »Buddenbroichs« im Chaos<br />

versinken, steigern sich die Beteiligten auch jenseits der<br />

Bühne unter dem Motto »Partizipieren und Funktionieren«<br />

in die blanke Hysterie. Ergebnis: der Panikbürger.<br />

Fotos links: Peter-Andreas Hassiepen; colourbox (2); Aleksandra Pawloff rechts: wikimedia; privat; Serotonin<br />

geboren 1964 in Marl, lebt in Berlin und<br />

ist Klangkünstler, Film- und Hörspielkomponist<br />

und Radiomacher.<br />

Regie: Andreas Bick<br />

Produktion: WDR 2014<br />

SO, 26.07.2015 14.05 Uhr ca. 54<br />

<br />

Serotonin<br />

ist das Autorenduo Marie-Luise<br />

Goerke und Matthias Pusch. Die<br />

Japanologin und der studierte<br />

Robotiker schreiben und produzieren<br />

Hörspiele, Features und Hörbücher.<br />

Mit: Bernhard Schütz, Friedhelm Ptok, Leslie Malton,<br />

Sophie Rois, Jörg Hartmann, Dustin Semmelrogge u.v.a.<br />

Realisation: Marie-Luise Goerke/Matthias Pusch<br />

Produktion: WDR 2011<br />

SO, 26.07.2015 18.20 Uhr 53 <br />

Im Anschluss: SWR2 Mehrspur. Radio Reflektiert <br />

siehe Seite 35<br />

MAGAZIN<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 23


JULI/AUGUST 2015<br />

SWR2 TANDEM<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

MAHLZEITEN UND<br />

MONDPHASEN<br />

ODER BEN GLAUBT NICHT<br />

ANS PENDELN<br />

Hörspiel von Marie-Luise Goerke<br />

Rituale sind wichtig, das weiß man. Auf Hochzeiten,<br />

Beerdigungen, Taufen kann man sich verlassen. Aber<br />

auch konsequente Ritualvermeidungen, aus ideologischen<br />

oder sonstigen Gründen, schaffen Sicherheit und<br />

können zum Kult werden. Nur dass es in letzter Zeit so<br />

viele verschiedene rituelle Verbindlichkeiten gibt, dass<br />

man sich gar nicht mehr auskennt! Eine harmlose<br />

Essenseinladung, leichtfertig gegenüber Freunden ausgesprochen,<br />

und plötzlich sieht man sich mit obskuren<br />

Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Mondphasen oder<br />

Essenszeiten konfrontiert, die berücksichtigt werden<br />

müssen. Ben sieht das pragmatisch: Wenn's hilft, was<br />

soll's. Aber er selbst glaubt als Naturwissenschaftler<br />

natürlich weder an Gott noch ans Pendeln.<br />

Was vielleicht ein Fehler ist.<br />

Marie-Luise Goerke<br />

geboren 1964 in Berlin, lebt dort als<br />

Autorin und Hörspielmacherin. Zusammen<br />

mit Matthias Pusch bildet sie das<br />

Radiokunstduo »Serotonin«. Von ihr<br />

stammen zahlreiche Original-Hörspiele,<br />

künstlerische Features, Performances<br />

im Stadtraum, Hörbücher sowie Klangund<br />

Rauminstallationen.<br />

ATELIER 1511<br />

ARBEITSBERICHT AUS DER<br />

CITÉ DES ARTS IN PARIS<br />

von Antje Vowinckel<br />

Ein Riegel aus Beton am Ufer der Seine – das ist die Cité<br />

des Arts. 300 Künstler aus aller Welt sind hier ständig<br />

zu Gast und machen … ja, was eigentlich? Antje Vowinckel<br />

lebte und arbeitete von Oktober 2011 bis März 2012<br />

in der Kreativ-Legebatterie und liefert einen höchst<br />

subjektiven Arbeitsbericht: da ist der philosophische<br />

Hausmeister, der klingelfreudige Direktor und der verschwatzte<br />

Klavierstimmer. Da verwandelt sich Brigitte<br />

Bardot in eine eigenwillige Französischlehrerin und die<br />

Mona Lisa verschwindet. Während außerhalb der Kunstmauern<br />

Prachtboulevards, Edelboutiquen und Austernstände<br />

locken, stellen sich im kargen Innern des Ge -<br />

bäudes Grundsatzfragen: was kann und soll Kunst<br />

heute und wie kann man bei dem Lärm der anderen<br />

überhaupt arbeiten?<br />

Antje Vowinckel<br />

geboren 1964 in Hagen, lebt in Berlin<br />

und ist Komponistin, Soundperformerin<br />

und Radiomacherin.<br />

Regie: Antje Vowinckel<br />

Produktion: SWR 2013<br />

Mit: Marie-Luise Goerke<br />

Regie: Karin Hutzler<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DI, 28.07.2015 19.20 Uhr ca. 25 Ursendung<br />

SO, 02.08.2015 14.05 Uhr ca. 54<br />

<br />

24 | SWR2 HÖRSPIEL


AUGUST 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

SWR2 TANDEM<br />

Fotos links: Serotonin; privat rechts: colourbox; wikimedia (2); Christoph Busse<br />

DIE VERTRAUTE<br />

nach der gleichnamigen Erzählung<br />

von Irène Némirovsky<br />

aus dem Französischen<br />

von Eva Moldenhauer<br />

Der gefeierte Pianist Roger Dange nimmt in den dreißiger<br />

Jahren des 20. Jahrhunderts eine umständliche<br />

Eisenbahnreise auf sich, um in ein abgelegenes Nest im<br />

französischen Jura zu gelangen. Dort lebt Camille Cousin,<br />

die Kindheitsfreundin und langjährige Vertraute<br />

seiner Frau. Florence hatte sich bei ihr erholen wollen,<br />

während er eine Konzerttournee in Mexiko absolvierte.<br />

Doch dann schrieb ihm Camille von Florences tödlichem<br />

Unfall. Roger will mehr über die letzten Tage und<br />

Stunden seiner zweiundzwanzig Jahre jüngeren großen<br />

Liebe erfahren. Denn er hat einen Brief erhalten, der<br />

erst nach Florences Tod abgeschickt worden war und<br />

offenbar dazu dienen sollte, eine Affäre zu verschleiern.<br />

Doch es bleibt nicht bei dieser Affäre. Was Roger an<br />

jenem Nachmittag von Camille erfährt, taucht Florence<br />

in ein völlig neues Licht.<br />

Irène Némirovsky<br />

geboren 1903 in Kiew, 1942 in Auschwitz-Birkenau<br />

ermordet, kam mit ihrer<br />

Familie 1919 nach Paris. Obwohl sie mit<br />

ihren Romanen und Erzählungen in den<br />

1930er-Jahren bekannt geworden war,<br />

geriet sie nach dem Krieg in Vergessenheit<br />

und wurde erst mit der postumen<br />

Veröffentlichung ihres Hauptwerks<br />

»Suite française« (2004) wiederentdeckt. »Die Vertraute«<br />

stammt aus dem Band »Meistererzählungen« (2011).<br />

Mit: Katharina Schüttler und Sylvester Groth<br />

Hörspielbearbeitung: Klaus Schmitz<br />

Regie: Gottfried von Einem<br />

Produktion: MDR 2015<br />

Buchausgabe: Knaus<br />

SO, 02.08.2015 18.20 Uhr 52 <br />

DIE LEOPARDEN<br />

BRÜLLEN WIEDER<br />

Hörspiel von Jan Decker<br />

Alles ist da in der ostdeutschen Großstadt Pleißnitz. Nur<br />

noch kein Profi-Fußballklub. Und der muss her, damit<br />

die Stadt eine Seele hat, sagt Fußballmanager Ralf Hetzmann.<br />

Im Ruhrgebiet hat er den FC Wannetal und Alemannia<br />

Lipphausen in die zweite Liga katapultiert. Jetzt<br />

will er es im Osten richten und den angeschlagenen<br />

Fußballverein Turbine Pleißnitz ganz nach oben bringen.<br />

Da darf kein Ausrutscher passieren. Und erst recht<br />

kein Mord.<br />

Jan Decker<br />

geboren 1977 in Kassel, studierte am<br />

Deutschen Literaturinstitut Leipzig und<br />

lebt als Autor in Osnabrück. Theaterstücke<br />

mit Uraufführungen am Staatstheater<br />

Nürnberg und dem Theater Vorpommern.<br />

Zahlreiche Hörspiele und<br />

Features, zuletzt »Mein digitales Ich«<br />

(MDR 2014) und »Linkshänder sein«<br />

(DLF 2015). Daneben Dozententätigkeit, unter anderem seit<br />

2013 an der Universität Osnabrück. Jüngste Veröffentlichung:<br />

»Praxisleitfaden Hörspielwerkstatt«.<br />

Mit: Paul Faßnacht, Torben Kessler und Joanna Kitzl<br />

Regie: Mark Ginzler<br />

Produktion: SWR 2013<br />

DI, 04.08.2015 19.20 Uhr 37 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 25


AUGUST 2015<br />

SWR4 BW MUNDARTHÖRSPIEL<br />

THOMAS STRITTMATTER ZUM 20. TODESTAG<br />

DER SCHWARZWURST-<br />

HAMMER<br />

Hörspiel von Almut Tina Schmidt<br />

nach dem gleichnamigen Erzählprojekt<br />

aus dem Nachlass<br />

von Thomas Strittmatter<br />

Um 1930 im Schwarzwald: Bahnarbeiter sprengen Felsen<br />

aus dem Weg und hämmern Tunnelröhren zurecht.<br />

Unter ihnen der Steincapo S., ein entschiedener Nonkonformist,<br />

der in dieser Umgebung fremd wirkt – auch<br />

wenn er von der nur 50 Kilometer entfernten Schweizer<br />

Grenze stammt. Doch in der archaischen Welt der<br />

Schwarzwaldhöfe mit ihren derb-skurrilen Figuren und<br />

Geschichten ist jeder ein Fremder, der nicht sein ganzes<br />

Leben hier verbracht hat. Selbst die Frau des Bauern, bei<br />

dem S. mit seinem Sohn Unterkunft gefunden hat, wird<br />

immer wieder daran erinnert, dass sie ursprünglich aus<br />

dem Tal stammt. Als eines Tages eine verunstaltete Leiche<br />

auftaucht, fragen sich alle: ein Fremder? Etwa ein<br />

»Chines«? Oder doch einer von uns? Der kantige Quadratschädel<br />

S., Schwarzwurstexperte und ewiger Steinhammerträger,<br />

erkennt die wahre Identität des Toten.<br />

Thomas Strittmatter<br />

geboren am 18.12.1961 in St. Georgen<br />

im Schwarzwald, lebte in München und<br />

Berlin, starb am 29. August 1995 in Berlin.<br />

1983 wurde sein erstes Stück, »Viehjud<br />

Levi«, uraufgeführt, 1985 drehte er<br />

seinen ersten Spielfilm. Strittmatter<br />

schrieb Prosa, Hörspiele, Stücke, Drehbücher,<br />

beschäftigte sich mit Rauminstallationen,<br />

malte und zeichnete.<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

MEIN DEUTSCHER<br />

MANN<br />

LIEBESERKLÄRUNG AN EINEN ALIEN<br />

von Slavica Vlahovic<br />

Der deutsche Mann flirtet nicht und schaut einer Frau<br />

nicht hinterher. Zielstrebig dringt er in die dunkle<br />

Geschichte seines Vaterlandes ein, er kämpft für<br />

Gerechtigkeit, Emanzipation und für Ausländer. Seinen<br />

Jägerinstinkt schaltet er nur an, wenn er glaubt, die Frau<br />

seines Lebens getroffen zu haben. Fünf Frauen aus drei<br />

Kontinenten rätseln über die Anziehungskraft deutscher<br />

Männer und lüften die turbulenten Geheimnisse<br />

ihrer interkulturellen Ehen.<br />

Slavica Vlahovic<br />

geboren in Sarajevo, hat Komparatistik<br />

und Philosophie studiert und ist Autorin<br />

und freie Journalistin. Als Kind fürchtete<br />

sie sich vor dem »Schwabo«, dem<br />

bösen deutschen Stahlhelm-Soldaten<br />

aus dem Fernsehen. Zu Beginn des Bosnien-Kriegs<br />

1992 verließ sie ihre Heimat<br />

und ging nach Deutschland … wo sie<br />

ihren »Schwabo« kennenlernte.<br />

Regie: Claudia Johanna Leist<br />

Produktion: WDR 2014<br />

Mit: Dominik Heilbock, Wolf-Dietrich Sprenger,<br />

Robert Hunger-Bühler, Volkmar Staub, Lisbeth Felder,<br />

Martin Schley u.a.<br />

Regie: Ulrich Lampen<br />

Produktion: SWR 2011<br />

Audio unter SWR.de/swr4/bw<br />

SA, 08.08.2015 21.03 Uhr 45 SO, 09.08.2015 14.05 Uhr ca. 54 <br />

26 | SWR2 HÖRSPIEL


SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

WÖLFE, WÖLFE!<br />

Hörspiel von Patrick Findeis<br />

Fotos links: privat (2); colourbox rechts: colourbox; Paul Schöpfer<br />

Katharina und Jan sind angekommen im neuen Bürgertum.<br />

Unter der Woche leben sie mit ihrer kleinen Tochter<br />

in einer Eigentumswohnung in Berlin, gehen dort<br />

ihren Jobs nach und pflegen nachbarschaftliche Kontakte;<br />

Ruhe, Grün und frische Luft genießen sie an den<br />

Wochenenden und in den Ferien auf einem alten Drei-<br />

Seiten-Hof in Brandenburg, für den sie einen Langzeit-<br />

Kredit aufgenommen haben und den sie selbst renovieren.<br />

Ihre Tage sind erfüllt mit Arbeit, Haushalt und<br />

Kindererziehung – Leben eben, im guten Gefühl einer<br />

gesicherten Zukunft. Da scheint Unterstützung derjenigen,<br />

deren Existenz bedroht ist, eine Selbstverständlichkeit.<br />

Als Sami, der vor vier Jahren aus Syrien nach<br />

Deutschland geflüchtet ist, sie um Hilfe bittet, willigen<br />

sie ein. Für zwei Wochen sollen sie in ihrer Wohnung<br />

seinen Bruder aufnehmen, dem die Abschiebung nach<br />

Bulgarien droht. Doch während Gast und Gastgeber<br />

noch das Miteinander üben, hat Sami eine neue Bitte,<br />

einen neuen Plan. Katharina und Jan könnten ein Leben<br />

retten. Doch würden sie damit zugleich alles gefährden,<br />

was sie für sich und ihre Tochter so sorgfältig geplant<br />

hatten.<br />

Patrick Findeis<br />

geboren 1975 in Heidenheim an der<br />

Brenz, lebt als freier Autor in Berlin. Er<br />

studierte Komparatistik, Psychologie<br />

und Kommunikationsforschung an der<br />

Universitat Bonn und ist Absolvent des<br />

Deutschen Literaturinstituts Leipzig.<br />

Für seinen Debütroman »Kein schöner<br />

Land« erhielt Findeis 2008 den 3sat-<br />

Preis im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. Autor<br />

der Hörspiele »Kein schöner Land« (SWR 2012) »Schneewalzer«<br />

(SWR 2013), »Hannelore Oder So ein abgelichtetes Leben will<br />

verkraftet sein«(2014). Zuletzt erschien sein Roman »Wo wir<br />

uns finden« (2012).<br />

Mit: Marek Harloff, Karina Plachetka,<br />

Carlo Ljubek, Thomas Huber u.a.<br />

Regie: Kai Grehn<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

SO, 09.08.2015 18.20 Uhr ca. 70 Ursendung<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 27


AUGUST 2015<br />

SWR2 TANDEM<br />

JACKPOT<br />

SCHICKSAL<br />

IN DIESE WELT GEBOREN, JACKPOT –<br />

WOANDERS GELANDET, SCHICKSAL?<br />

Die besten Stücke<br />

vom Jenaer Hörspielwettbewerb<br />

Woher kommen wir? Wieso startest du dort, wo du geboren<br />

wirst? Warum du – genau zu dieser Zeit, an diesem<br />

Ort, in dieser Familie, in diesem Palast, in dieser Gosse?<br />

Und dann? Was wird der Soundtrack deiner Welt? Wofür<br />

das alles? Wer würfelt dein Schicksal? Was ist der Jackpot<br />

deines Lebens? Wohin führt dich dein Weg – eher schief<br />

als eben? Wirst du in eine Heimat geboren oder musst<br />

du das Zuhause erkämpfen? Friede Freude Abgebrannt?<br />

Runaway Train? Kannst du tun, was du willst? Schwein<br />

gehabt? Wer ist dein Gott? Kannst du wählen, was du<br />

willst? Warum ich? Warum du? Was heißt das: Ironie des<br />

Schicksals? Wie gewonnen, so zerronnen? Kleiner Fisch<br />

und nasses Grab? Karmapunkte sammeln? Schutt und<br />

Asche, global konkret? The big game, little loser? Warum<br />

hier und jetzt? Warum dann und dort? Wie sieht das aus,<br />

bevor der Startschuss Leben fällt? Da oben schweben,<br />

noch nicht geboren sein – und dann ein Los ziehen?<br />

Was hat uns hierher verschlagen? Wieso gibt es da die<br />

vollen Supermärkte und dort den Krieg? Du wirst in die<br />

eine Ecke der Welt geboren, Jackpot, du bist woanders<br />

gelandet – Schicksal? Und wir fragen uns: Wie seht ihr<br />

das …?<br />

Nach zwei Jahren Pause hat der summerfugl e.V.<br />

gemeinsam mit dem Lese-Zeichen e.V. den 6. Jenaer<br />

Hörspielwettbewerb ausgeschrieben, der am 8. August<br />

in Jena stattfindet und unter dem Motto »Jackpot<br />

Schicksal« steht. Wir stellen die besten Kurzhörspiele<br />

aus dem Wettbewerb vor.<br />

SWR2 KRIMI<br />

ARD RADIO TATORT<br />

BAGINSKY<br />

Kriminalhörspiel von Dirk Schmidt<br />

Baginsky ist tot, und niemand in Hamm ist wirklich<br />

traurig darüber. Wer sich so viele Feinde macht, muss<br />

sich nicht darüber wundern, wenn ihn irgendwann mal<br />

der Schlag trifft – und sei es in Form eines Hiebs mit<br />

deinem »Shoeless Jo Jackson Black Betsy Replica«-<br />

Base ball schläger.<br />

Was sich zunächst wie ein lösbarer Routinefall anlässt,<br />

wird durch eine äußerst peinliche Ermittlungspanne zu<br />

einem Wettlauf gegen die Zeit. Für Scholz und sein<br />

Team geht es bald um das nackte Überleben der »Task<br />

Force Hamm«.<br />

Dirk Schmidt<br />

geboren 1964 in Essen, studierte nach dem Abitur Geschichte,<br />

Germanistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften<br />

an der Ruhr-Universität Bochum. Bereits während des Studiums<br />

begann er, für den Rundfunk zu schreiben. 1993 produzierte<br />

der WDR sein erstes Kriminalhörspiel »Watson und das<br />

Rätsel der Schweinepfote«, dem weitere Hörspiele folgten. 2003<br />

erschien sein Roman »Letzte Nacht in Queens«. Seit 2011<br />

schreibt Dirk Schmidt für den ARD Radio Tatort.<br />

Mit: Uwe Ochsenknecht, Matthias Leja,<br />

Hans Peter Hallwachs u.a.<br />

Musik: Rainer Quade<br />

Regie: Claudia Johanna Leist<br />

Produktion: WDR 2012<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

FR, 14.08.2015 19.05 Uhr ca. 54<br />

<br />

DI, 11.08.2015 19.20 Uhr 39 <br />

SA, 15.08.2015 21.03 Uhr ca. 54<br />

Zweitsendung SWR4 BW<br />

28 | SWR2 HÖRSPIEL


SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

MIT BESTIEN<br />

SPIELT MAN NICHT<br />

FLUCHT IN DIE NÄCHSTE<br />

GESELLSCHAFT<br />

von Annette Brüggemann<br />

Krise. Krise. Krise. Die westlichen Demokratien werden<br />

durch den weltweiten Finanzkapitalismus erschüttert.<br />

Und der sieht alt aus. »Wir werden dominiert von toten<br />

Ideen, die wie Zombies sind«, meint der amerikanische<br />

Globalisierungskritiker Michael Hardt: »Es scheint, als<br />

gäbe es heutzutage nur zwei Möglichkeiten: Entweder<br />

akzeptierst du die Gesetze des freien Marktes oder du<br />

wirst vom Staat kontrolliert.« Und wenn man diese<br />

Alternative nicht hinnimmt? Wenn man beim Spiel mit<br />

den Bestien von Markt und Staat nicht mitmacht?<br />

Annette Brüggemann spielt die Fiktion als Ernstfall<br />

durch. Und lässt Krisen-Überlebende die Flucht nach<br />

vorn antreten: auf Inseln der liquiden Demokratie, utopische<br />

Terrains der Gemeinwohl-Ökonomie, der Kaos<br />

Pilots. Dort erkämpfen sie eine alternative Gesellschaft<br />

und zwingen die untoten Zombies überalterter Systeme<br />

in ihre Särge zurück.<br />

Annette Brüggemann<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

OB DIE GRANAT-<br />

BÄUME BLÜHEN<br />

von Gerhard Meier<br />

»Die du wohnest in den Gärten, lass’ mich deine Stimme<br />

hören.« Mit diesen Worten aus dem Hohelied beginnt<br />

der letzte Prosatext des preisgekrönten Schweizer<br />

Schriftstellers Gerhard Meier. Sechs Jahrzehnte lebte<br />

er zusammen mit seiner Frau Dorli zurückgezogen<br />

im Haus seiner Kindheit in Niederbipp, dem Dorf am<br />

Südfuß des Jura, das zum poetischen Bezirk »Amrain«<br />

seiner Romane wurde. Dorli war sein Lebensmensch,<br />

gemeinsam unternahmen sie Reisen nach Russland<br />

und nach Paris, teilten ihre Liebe für die Blumen, die<br />

Schmetterlinge und für die Literatur. Nach ihrem Tod<br />

blieb der 80-jährige Meier alleine zurück in dem Haus<br />

mit Blick über Dorlis Garten zum Jura hin. In seinem<br />

innigen Monolog setzt er das Gespräch mit Dorli über<br />

ihren Tod hinaus fort. »Und ich fragte mich, ob man am<br />

Ende lebe, um sich erinnern zu können.«<br />

Fotos links: colourbox rechts: Isolde Ohlbaum; colourbox<br />

geboren 1973 in Detmold, lebt in Köln<br />

und ist Autorin und Moderatorin, macht<br />

Songtexte, Radiostücke und Filme,<br />

betreut Autoren und Künstler als Managerin<br />

und wurde für ihre Arbeit mit<br />

diversen Preisen ausgezeichnet.<br />

Regie: Leonhard Koppelmann<br />

Produktion: SWR/WDR 2013<br />

Ausgezeichnet als Hörspiel des Monats Februar 2015.<br />

Gerhard Meier<br />

(1917–2008) lebte in Niederbipp<br />

(Schweiz). Er publizierte seit den 1960er-<br />

Jahren Gedichte und Prosa, darunter den<br />

Roman »Der schnurgerade Kanal« (1977)<br />

und die Prosa-Tetralogie »Baur und Bindschädler«<br />

(1979-1990). Er wurde mit<br />

zahlreichen Preisen, u.a. dem Petrarca-<br />

Preis, dem Hermann-Hesse-Preis und<br />

dem Heinrich-Böll-Preis ausgezeichnet.<br />

Mit: Ueli Jäggi<br />

Musik: Merzouga<br />

Regie: Janko Hanushevsky<br />

Produktion: DLF 2015<br />

Buchausgabe: Suhrkamp<br />

SO, 16.08.2015 14.05 Uhr ca. 54 SO, 16.08.2015 18.20 Uhr 69 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 29


AUGUST 2015<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

TESLANAUTEN<br />

EINE REISE AUF DEN GEHIRN-<br />

STRÖMEN DES MANNES, DER DAS<br />

LICHT EINGESCHALTET HAT<br />

von Mithu Sanyal<br />

und Christian Ahlborn<br />

Wechselstrom, Generatoren und Transformatoren,<br />

Oszillatoren, Turbinen, Spulen und Ventile, drahtlose<br />

Energie und Nachrichtenübertragung. 112 Patente hat<br />

der Physiker, Ingenieur und Erfinder Nikola Tesla (1856-<br />

1943) angemeldet. Einige davon waren genial und epochal,<br />

andere eher verrückt und phantastisch. Doch was<br />

immer Tesla plante, stets umgab ihn eine magisch-mysteriös<br />

britzelnde Aura. Anfang des 20. Jahrhunderts war<br />

Tesla eine Art High-Tech-Popstar und Magnetfeld-<br />

Magier. Hatte er nicht auch eine Zeitmaschine entwickelt<br />

und behauptet, Kontakte zu Außerirdischen zu<br />

haben? Auf jeden Fall hat Tesla bis heute Fans und<br />

Anhänger, die von ihm elektrisiert sind.<br />

Mithu Sanyal<br />

geboren 1971, ist Kulturwissenschaftlerin<br />

und Journalistin mit Schwerpunkt<br />

Popkultur und neuer Feminismus. Ihre<br />

Promotion über das weibliche Genital<br />

erschien 2009 als Buch und wurde in<br />

mehrere Sprachen übersetzt.<br />

THAT I SHOULD RISE<br />

UND SOLLT‘ ICH GEH‘N<br />

Hörspiel von A. L. Kennedy<br />

aus dem Englischen von Ingo Herzke<br />

Simon hat nichts mehr im Griff. Schuld daran ist der<br />

Alkohol, der ihn auf dem Weg ins Unglück immer<br />

schneller hinabzieht. Simons Frau Paula hält das nicht<br />

mehr aus, und auch der halbwüchsige Sohn Phil und die<br />

fast erwachsene Tochter Dawn leiden unter den Aggressionen<br />

und Weinerlichkeiten des häufig volltrunkenen<br />

Familienoberhaupts. Dass Simon sich nachts in Bars<br />

herumtreibt und Mädchen angräbt, macht es nicht<br />

besser; und seine Gitarre, die er zwar leidenschaftlich,<br />

aber leider nicht so begnadet wie seine Heroen Hendrix<br />

und Blackmore spielt, kann ihn auch nicht retten.<br />

Erst als Simon droht, seinen Job zu verlieren, geht er<br />

zu den Anonymen Alkoholikern. Dort trifft er auf Jean,<br />

deren Lebensgefährtin an Krebs gestorben ist und die<br />

sich auf ihre rauhbeinige Art um ihn sorgt, und auf die<br />

junge, instabile Julie, mit der er einen vorsichtigen Flirt<br />

beginnt.<br />

SEBASTIAN BLOMBERG<br />

Christian Ahlborn<br />

geboren 1967 in Düsseldorf, studierte<br />

Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt<br />

Fotojournalismus, war danach<br />

Internet-Pixel-Schieber und arbeitet<br />

jetzt als Journalist für Radio und Fernsehen.<br />

Regie: Walter Filz<br />

Produktion: SWR 2014<br />

SO, 23.08.2015 14.05 Uhr ca. 54<br />

<br />

30 | SWR2 HÖRSPIEL


AUGUST 2015<br />

SWR2 TANDEM<br />

DEUTSCHLAND<br />

SUCHT DEN<br />

SUPERPOET<br />

von Christian Berner<br />

und Frank Schültge<br />

Fotos links: privat (2); SWR/Monika Maier; rechts: Geraint Lewis 2013 SWR/Monika Maier; Berner/Schültge<br />

EVA-MARIA HAGEN<br />

A. L. Kennedy<br />

geboren 1965 in Dundee/Schottland,<br />

unterrichtet an verschiedenen Universitäten<br />

Creative Writing und lebt als<br />

Autorin, Filmemacherin und Stand-up-<br />

Comedian in Glasgow. Sie wurde u.a.<br />

mit dem Somerset Maugham Award<br />

ausgezeichnet, erhielt fünfmal den<br />

Scottish Arts Council Book Award und<br />

wurde vom Magazin »Granta« zweimal zu den »zwanzig besten<br />

jungen britischen Schriftstellern« gewählt. Zahlreiche Hörspiele.<br />

2012 erschien ihr Roman »Das blaue Buch«, 2015 der<br />

Erzählungsband »Der letzte Schrei«.<br />

Mit: Sebastian Blomberg, Katharina Marie Schubert,<br />

Eva-Maria Hagen, Lea Draeger<br />

Regie: Ulrich Lampen<br />

Produktion: SWR 2013<br />

Wieso ist weißer Nebel wunderbar? Und die ganze<br />

Mondchose mit traulich und hold – ist das nicht zuviel<br />

Naturgeschleime? Die Jury, die Deutschlands Superpoet<br />

küren soll, macht es sich nicht leicht und klopft die<br />

Lyrikszene auf ihren wahren Gehalt ab. Hermann mit<br />

seinen »Stufen« zum Beispiel: »Der Zauber wohnt im<br />

Anfang, bisschen schwul formuliert, aber is was dran:<br />

erst is' immer voll fresh, glossy und so, und dann wirds<br />

irgendwie öde«. Nur der Titel zieht nicht die Wurst,<br />

wenn schon, dann »Rolltreppe« oder »Fahrstuhl«. Und<br />

im Trekkingpoem von Johann: »Spür kaum ein Hauch,<br />

bald ruhst du auch!«. Banale Message oder Todesdrohung?<br />

Die Jury diskutiert hart und kann sich doch nicht<br />

auf eine gemeinsame Einschätzung einigen. Wer hat<br />

wirklich das Zeug, Deutschlands Superpoet zu werden?<br />

Christian Berner<br />

geboren 1964 in Bremen, lebt in Berlin und fing mit experimentellen<br />

Audiobasteleien und Hörcomics an. Seit Ende der 1990er-<br />

Jahre schreibt er auch längere Hörspiele – gern in Zusammenarbeit<br />

mit Frank Schültge.<br />

Frank Schültge<br />

geboren 1968 in Bremen, lebt in Berlin, ist Hörspielmacher und<br />

unter dem Namen F.S. Blumm auch als Musiker tätig (zahlreiche<br />

Veröffentlichungen sowie Kollaborationen mit u.a. Nils Frahm,<br />

David Grubbs und Lee ›Scratch‹ Perry). Gemeinsame Hörspielpreise<br />

u.a. Prix Europa 2000 für »Formal Radio«, 1. Preis Hörspielwettbewerb<br />

Chemnitzer Hörspielinsel (2008) für »Die Abenteuer<br />

des edlen Don Alfonso«.<br />

Mit: Stefan Kaminski u.a.<br />

Regie: Christian Berner und Frank Schültge<br />

Produktion: Autorenproduktion für den SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

SO, 23.08.2015 18.20 Uhr 55 DI, 25.08.2015 19.20 Uhr ca. 25 Ursendung<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 31


AUGUST 2015<br />

SWR4 BW MUNDARTHÖRSPIEL<br />

DIE WEIBER VON<br />

SCHORNDORF<br />

Mundarthörspiel<br />

von Felix Huby und Boris Pfeiffer<br />

Im Dezember 1688 marschieren die Truppen des französischen<br />

Königs Ludwig XIV. auf Schorndorf zu. Der<br />

Armeeführer Comte de Melac hat zuvor die württembergische<br />

Regierung aufgefordert, die Stadt im Remstal<br />

kampflos zu übergeben, um Stuttgart vor Besetzung<br />

und Plünderung zu bewahren. Die regierende Herzoginwitwe<br />

Magdalena Sibylle stimmt zu und schickt zwei<br />

Emissäre nach Schorndorf, um ihre Befehle zu überbringen.<br />

Der Rat der Stadt, angeführt von Bürgermeister<br />

Johann Heinrich Walch, unterwirft sich dem Gebot der<br />

Regentin. Die regierenden Stadtoberen haben allerdings<br />

die Rechnung ohne ihre Frauen gemacht …<br />

Felix Huby<br />

geboren 1938 in Dettenhausen, lebt in<br />

Berlin und veröffentlicht seit 1976 Sachbücher,<br />

Kinderbücher und Kriminalromane.<br />

Für das Fernsehen schrieb er<br />

zahlreiche Drehbücher. Bekannt wurde<br />

er vor allem als Erfinder des Tatort-Kommissars<br />

Schimanski. Bisher hat Felix<br />

Huby über 30 »Tatorte« geschrieben,<br />

außerdem die Drehbücher für erfolgreiche TV-Serien und darüber<br />

hinaus mehrere Hörspiele für den SWR.<br />

Boris Pfeiffer<br />

geboren 1964 in Berlin, lebt heute wieder<br />

als freier Kinderbuchautor und Theaterregisseur<br />

in Berlin. Er inszenierte für<br />

das Schauspielhaus Zürich, das Düsseldorfer<br />

Schauspielhaus, das Berliner<br />

GRIPS Theater, das Volkstheater Rostock,<br />

das Theater Junge Generation<br />

Dresden und das Nationaltheater<br />

Mannheim. »Die Weiber von Schorndorf« ist sein zweites Hörspiel<br />

für den SWR<br />

Regie: Susanne Hinkelbein<br />

Produktion: SWR 2015<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

MORGENLAND<br />

UND ABENDLAND<br />

von Jan Decker<br />

Friedrich Engels ist der Erfinder des Marxismus. Wilhelm<br />

Decker ist der Erfinder des Annähdruckknopfs -<br />

und der Urgroßvater von Jan Decker. »Ich gehe einem<br />

Familiengerücht nach, das sorgfältig von uns gehütet<br />

wird, das wir uns manchmal verschwörerisch zuraunen,<br />

das wir meistens aber verschweigen. Bei Feiern oder<br />

Sterbefällen wird es hervorgeholt und besichtigt. Meine<br />

Familie soll mit dem deutschen Philosophen Friedrich<br />

Engels verwandt sein. In einem akustischen Kammerspiel<br />

versammle ich meine Familienmitglieder zu<br />

einem Treffen um unseren fiktiven oder tatsächlichen<br />

Ahnherren Friedrich Engels. Es geht um eine neue Identität<br />

für die Deckers – und für die Stadt Wuppertal, die<br />

sich mit chronisch leeren Kassen neu erfinden muss.«<br />

Jan Decker<br />

siehe Seite 25<br />

Mit: Ole Lagerpusch, Friedhelm Ptok,<br />

Matthias Habich und Barbara Philipp<br />

Regie: Giuseppe Maio<br />

Produktion: DLR 2013<br />

Audio unter SWR.de/swr4/bw<br />

SA, 29.08.2015 21.03 Uhr ca. 45 Ursendung SO, 30.08.2015 14.05 Uhr ca. 54 <br />

32 | SWR2 HÖRSPIEL


AUGUST/SEPTEMBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

SWR2 TANDEM<br />

Fotos links: Kosmos Verlag; privat; wikimedia rechts: privat / Diogenes Verlag; colourbox<br />

GANZ NORMALE<br />

HELDEN<br />

nach dem gleichnamigen Roman<br />

von Anthony McCarten<br />

aus dem Englischen<br />

von Gabriele Kempf-Allié und Manfred Allié<br />

Ein Jahr ist es nun her, dass der 16-jährige Donald Delpe<br />

gestorben ist. Seine Familie ist im Verlust-Trauma<br />

gefangen. Die Mutter chattet mit »Gott«, der Vater, ein<br />

renommierter Anwalt, bastelt an einem morschen Haus<br />

herum, das er gekauft hat. Jeff, der ältere Bruder des Verstorbenen,<br />

entzieht sich mit seinem Avatar »Merchant<br />

of Menace« in dem Onlinespiel »Life of Lore« dem »Real<br />

Life«. Um seinen Sohn zu retten, steigt Vater Jim in die<br />

virtuellen Welten ein und provoziert eine Begegnung<br />

mit dem verlorenen Sohn.<br />

Anthony McCarten<br />

geboren 1961 in New Plymouth/Neuseeland,<br />

lebt in London und München.<br />

Er schrieb als 25-Jähriger mit Stephen<br />

Sinclair das Theaterstück »Ladies Night«,<br />

in der unautorisierten Filmadaption<br />

(»The Full Monty/Ganz oder gar nicht«)<br />

eine der weltweit erfolgreichsten Filmkomödien.<br />

Es folgten weitere Theaterstücke,<br />

Drehbücher und Romane.<br />

Mit: Stephan Schad, Ulrike C. Tscharre, Johanna Gastdorf u.v.a.<br />

Hörspielbearbeitung: Susanne Hoffmann<br />

Musik: Jan-Peter Pflug<br />

Regie: Sven Stricker<br />

Produktion: NDR 2015<br />

SO, 30.08.2015 18.20 Uhr 74 <br />

AMERICAN<br />

OVERFLOW<br />

NEW ORLEANS, CANAL STREET,<br />

AM 30. AUGUST 2005 UM 15.07 UHR<br />

Hörspiel von Stella Luncke<br />

und Josef Maria Schäfers<br />

Am 29. August 2005 traf der Hurrikan Katrina auf die<br />

Südostküste der USA und richtete verheerende Schäden<br />

an. Vor New Orleans, das an drei Seiten von Wasser umgeben<br />

ist und unter dem Niveau des Meeresspiegels<br />

liegt, hielt ein Teil der Dämme den Flutwellen nicht<br />

stand und 80 Prozent der Stadt wurden überflutet. Die<br />

Strom- und Wasserversorgung brach zusammen. Einige<br />

Zehntausend Einwohner wurden von den Wassermassen<br />

eingeschlossen. In der Stadt erreichten die Plünderungen<br />

und Gewalttätigkeiten ein solches Ausmaß, dass<br />

am 1. September das Kriegsrecht über New Orleans verhängt<br />

wurde. In ihrem Hörspiel über die Katastrophe<br />

haben sich die Autoren Stella Luncke und Josef Maria<br />

Schäfers auf eine Straße und einen Zeitpunkt am Tag eins<br />

nach der Überflutung konzentriert. Aus sechs verschiedenen<br />

Perspektiven erzählen sie, was am 30. August 2005<br />

um 15.07 Uhr in der Canal Street in New Orleans geschah.<br />

Stella Luncke und Josef Maria Schäfers<br />

siehe Seite 21<br />

Mit: Henning Bohrmann, Franziska Dieterich, Heinz Hellmich,<br />

Sven Hönig, Eva-Maria Kurz, Stephan Lohse, Christiane Marx,<br />

Maxim Mehmet, Daniel Sprenger, Britta Steffenhagen,<br />

Bastian Trost, Olek Ulrich und Marlon Weber<br />

Regie: Stella Luncke und Josef Maria Schäfers<br />

Produktion: SWR 2007<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DI, 01.09.2015 19.20 Uhr 34 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 33


SEPTEMBER 2015<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

DR. C’S CONVERSATIONSLEXIKON<br />

EINE ÖKONOMISCHE RADIOFEATURE-REIHE MIT UND OHNE PUBLIKUM<br />

von Armin Chodzinski<br />

E wie Effizienz, G wie Geld, S wie Schulden, W wie Wachstum.<br />

Vier Buchstaben. Vier Begriffe. Über die sich reden<br />

ließe. Wenn man wüsste, was sie bedeuten. Dafür gab<br />

es früher Konversationslexika. Damit man wusste, worüber<br />

man redete. Jetzt gibt es Dr. C.: Dr. C. referiert, theoretisiert,<br />

exemplifiziert: Zitate, Thesen, Verweise,<br />

Quellen und Dokumente. Dr. C. denkt laut und live.<br />

Manchmal mag er verkrampft wirken, aber das kommt<br />

nur, weil er unbedingt verstanden werden will. Deshalb<br />

tanzt er manchmal sogar. Sogar so, dass man es hört.<br />

G WIE GELD Teil 1<br />

Geld ist schön und demokratisch und eine grandiose<br />

Erfindung, aber eben auch ein Problem – nur was für<br />

eins? Wie so vieles scheint auch das Geld seine Deckung<br />

verloren zu haben und übrig bleiben allein Glaube oder<br />

Hoffnung … oder nichts.<br />

S WIE SCHULDEN Teil 2<br />

Wer ist eigentlich jemals auf die Idee gekommen, dass<br />

man Schulden zurückzahlen muss? Eine ausgeglichene<br />

Bilanz? Selbst Finanzminister halten Schulden für wichtig.<br />

Die Mafia basiert auf Schulden und die ganze Existenz<br />

auf Schuld … irgendwo zwischen Moral und<br />

Kennzahl.<br />

W WIE WACHSTUM Teil 3<br />

Wir wachsen so gerne. Nein, anders: wir sehen gerne<br />

Dinge wachsen, weil wir so gerne ernten. Jedes Wachstum<br />

ist ein Versprechen auf Ernte. Doch die Ressourcen<br />

sind endlich. Der Klang des Wortes hat sich verändert …<br />

von der utopischen Verheißung zum Code des<br />

Untergangs.<br />

E WIE EFFIZIENZ Teil 4<br />

Effzienz ist eine Frage der Anordnung, der Gestaltung,<br />

der Laufzeit, der klaren Ziele und der definierten Mittel.<br />

Effizienz ist Optimierung. Eigentlich gut. Erstrebenswert.<br />

Und was ist noch mal das Ziel? Und warum? Kann<br />

man vielleicht mal einfach nur rumsitzen und … keine<br />

Idee haben?<br />

Armin Chodzinski<br />

geboren 1970 in Hamburg. Er studierte bildende Kunst, promovierte<br />

in Anthropogeographie, arbeitete im Managment<br />

eines Handelskonzerns und in der Unternehmensberatung,<br />

dozierte an Kunst hochschulen und Wirtschaftsfakultäten und<br />

ist Künstler, Autor und Performer und fungiert im Feature als<br />

DR. C.<br />

Mit: Ruth Marie Kröger, Andreas Grötzinger, Iris Minich u.a.<br />

Musik: Nis Kötting<br />

Regie: Armin Chodzinski<br />

Produktion: SWR 2015<br />

G WIE GELD Teil 1<br />

SO, 06.09.2015 14.05 Uhr ca. 54 <br />

S WIE SCHULDEN Teil 2<br />

SO, 13.09.2015 14.05 Uhr ca. 54 <br />

W WIE WACHSTUM Teil 3<br />

SO, 20.09.2015 14.05 Uhr ca. 54 <br />

E WIE EFFIZIENZ Teil 4<br />

SO, 27.09.2015 14.05 Uhr ca. 54<br />

34 | SWR2 HÖRSPIEL


SEPTEMBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

HELGA M. NOVAK ZUM 80. GEBURTSTAG<br />

DIE EISHEILIGEN<br />

nach dem gleichnamigen Roman<br />

von Helga M. Novak<br />

Am 15. Mai hat Sophie Geburtstag, am Tag der heiligen<br />

Sophie, der letzten Eisheiligen. »Kaltesophie« nennt<br />

ihre Adoptivtochter sie nicht allein deshalb und setzt<br />

der lieblosen Kälte dieser Frau verzweifelt ihre Aufsässigkeit<br />

entgegen.<br />

Es ist ihre eigene Berliner Kindheit und Jugend, von der<br />

Helga M. Novak in den bruchstückhaften Erinnerungen<br />

des Mädchens berichtet. Beginnend 1939, kurz vor<br />

Kriegsausbruch, erzählt sie die Geschichte dieser Mutter-Tochter-Beziehung<br />

über die Jahre des Faschismus<br />

hinweg bis zur »neuen Zeit«, in die sich das Mädchen<br />

auf ihrer vergeblichen Suche nach Liebe und Geborgenheit<br />

nun stürzt. Eindringlich und ausdrucksstark<br />

ist Novaks Sprache in diesen Erinnerungssplittern mit<br />

ihren oft lyrischen und liedhaften Elementen, die im<br />

Hörspiel eine musikalische Entsprechung finden.<br />

Helga M. Novak<br />

geboren am 8. September 1935 in Berlin-Köpenick,<br />

gestorben 2013 in Rüdersdorf<br />

bei Berlin, studierte Journalistik<br />

und Philosophie in Leipzig, arbeitete als<br />

Monteurin, Laborantin und Buchhändlerin.<br />

1961 heiratete sie nach Island.<br />

1965 kehrte sie nach Leipzig zurück, ein<br />

Jahr später wurde ihr wegen Kritik am<br />

Sozialismus die Staatsbürgerschaft der DDR aberkannt. 1967<br />

ging sie in die Bundesrepublik Deutschland. Sie schrieb Lyrik,<br />

Hörspiele und Romane. Ab 1987 lebte sie in Polen und seit Mitte<br />

der 2000er-Jahre in Erkner bei Berlin.<br />

Mit: Winnie Böwe, Eva Weißenborn, Martin Seifert u.a.<br />

MEHRSPUR.<br />

RADIO REFLEKTIERT<br />

Was ist von »Serial« zu halten, dem vielgerühmten amerikanischen<br />

podcast? Ist storytelling auch etwas fürs<br />

deutsche Feature? Und wird stereo nicht überschätzt?<br />

Um diese und andere Fragen geht es auf dem Radioblog,<br />

der neuen Sparte auf dokublog.de. Jeden Monat wird<br />

ein Blogger eingeladen, über das zu berichten, was ihn<br />

gerade umtreibt, wenn er ans Radio denkt. Autoren<br />

kommen zu Wort, Medienwissenschaftler und Radio-<br />

Kritiker. Sie sortieren die Trends und Hypes, machen<br />

uns klar, was das Internet kann und was nicht, und<br />

manch älterer Kollege ergänzt, dass früher nicht alles<br />

schlechter war. Hin und wieder können wir auch verfolgen,<br />

wie ein Feature entsteht, Autoren bloggen über ihre<br />

Recherchen und laden schon mal das eine oder andere<br />

Interview hoch. Die Zusammenfassung ist in der Sendung<br />

zu hören. Sie erfahren, was auf Festivals geschieht,<br />

dem Prix Italia, dem Prix Europa, Günter-Eich- und<br />

Axel-Eggebrecht-Preis. Wir berichten von neuen Hörspiel-<br />

und Feature-Produktionen, der freien Szene. Dazu<br />

gibt es »Nachrichten aus dem Off«, Meldungen, die zu<br />

Unrecht unter den Tisch fallen und doch manchmal<br />

mehr über unsere Zeit aussagen als jedes große Tages-<br />

Thema. Im Mittelpunkt aber stehen nach wie vor die<br />

O-Töne und Feature, die Sie auf www.dokublog.de laden.<br />

Jeder kann zum Reporter und audio-Künstler werden.<br />

Was fürs Internet produziert wurde, kann in die Sendung<br />

Mehrspur. Radio reflektiert wandern, was für die<br />

Sendung enstanden ist, wandert ins Netz. Wir loten das<br />

Verhältnis von online und on air immer wieder neu aus.<br />

Fotos links: privat rechts: Schöffling & Co.<br />

Musik: Tobias Morgenstern<br />

Hörspielbearbeitung und Regie: Gabriele Bigott<br />

Produktion: RBB 2006<br />

Buchausgabe: Schöffling<br />

SO, 06.09.2015 18.20 Uhr 56 <br />

SO, 26.07.2015 19.30 Uhr<br />

SO, 06.09.2015 19.30 Uhr<br />

SO, 25.10.2015 19.30 Uhr<br />

SO, 06.12.2015 19.30 Uhr<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 35


SEPTEMBER 2015<br />

SWR2 TANDEM<br />

GUA NIM WASHOE<br />

Hörspiel von Jan Decker<br />

SWR4 BW MUNDARTHÖRSPIEL<br />

MIR ZWAI ALLAI<br />

Alemannisches Mundarthörspiel<br />

nach dem Roman »Wir zwei allein«<br />

von Matthias Nawrat<br />

Drei Affen äußern sich. Zur Lage der Welt und zur Überlebensfähigkeit<br />

des Menschen. Erste Prognose: Gua,<br />

Nim und Washoe schütteln den Kopf. Diese Welt ist ein<br />

Saustall, finden sie. Und wenn sie könnten, würden sie<br />

ihn ordentlich ausmisten. Nur: Ihnen fehlen die beredten<br />

Mitstreiter. Denn der Rest der Affen beherrscht die<br />

menschliche Sprache nicht. Nur Gua, Nim und Washoe<br />

haben sie gelernt. Doch was hat es ihnen genützt? Käfighaltung,<br />

Medikamentenversuche, Elektroden im Hirn,<br />

so sieht ihr Alltag aus. Aber einmal ist es genug. Jetzt<br />

wird abgerechnet, und zwar im Klartext. Da bleibt Professor<br />

Fränkel bewusstlos am Boden liegen und die<br />

Käfige stehen endlich leer.<br />

Jan Decker<br />

siehe Seite 25<br />

»Und dann kommt endlich Theres. Sie kommt ganz<br />

leise, als ob sie nur ein Luftzug von draußen wäre. Ich<br />

sitz schon eine Weile bei Rudi. Wie oft beobachte ich die<br />

Kneipentür, die jetzt, im Herbst, mit Decken zugehängt<br />

ist. Ich spähe hinüber, nichts passiert. Und dann steht<br />

sie da, ich spüre es eher, als es zu sehen. Theres mit ihren<br />

schmalen Schultern, mit ihrem gesenkten Blick, in<br />

ihrem zu großen Mantel steht zwischen den Kartenspielern<br />

und den Fußballzuschauern, zwischen den Studenten<br />

und den Theaterleuten, und niemand blickt auf<br />

oder hält inne. Theres mit dem grünen Schal, den sie<br />

gestrickt hat für ihre Oma, die kurz, bevor er fertig war,<br />

gestorben ist. Theres, die wie ich nächstes Jahr dreißig<br />

wird und deren Haar schon graue Strähnen hat. Theres<br />

mit ihren Ideen über eine Stadt ganz aus buntem Papier,<br />

über Gemälde, die Ängste einfangen und ihre Besitzer<br />

ein Leben lang beschützen vor den Stimmen in ihren<br />

Köpfen. Theres mit ihrem Lachen, das hüpft wie eine<br />

Bachstelze über Steine.«<br />

Regie: Iris Drögekamp<br />

Produktion: SWR 2015<br />

DI, 08.09.2015 19.20 Uhr ca. 25 Ursendung<br />

36 | SWR2 HÖRSPIEL


SEPTEMBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

ZUM 80. JAHRESTAG AM 15.9.2015:<br />

REICHSTAG BESCHLIESST NÜRNBERGER RASSENGESETZE<br />

EPITAPH<br />

von Heimrad Bäcker<br />

Fotos links: colourbox(2) rechts: Lorena Simmel; "Lintschinger"<br />

Der 29-jährige Benz jobbt als Gemüsefahrer und ist damit<br />

zufrieden. Theres arbeitet in einem Schuhgeschäft<br />

und macht nebenher Miniaturen. Sie begegnen einander<br />

in einer typischen Freiburger Studentenkneipe.<br />

Schnell wird klar, dass sie dieselben Vorlieben teilen:<br />

Beide lieben kleine Abenteuer und sinnliche Ausflüge<br />

in den Schwarzwald. Und sie verlieben sich ineinander,<br />

was sich aber als schwierig herausstellt. Denn Theres<br />

hat starke Stimmungsschwankungen, unter denen sie<br />

nicht einmal leidet. Sie ist im Wortsinn ein wenig verrückt.<br />

Obwohl ihr Benz nicht immer folgen kann, lernt<br />

er, das nicht nur zu ertragen, sondern durch ihr Anderssein<br />

für sich selber neue Räume zu erobern: Beide ziehen<br />

zusammen aufs Land und erkämpfen sich dort ihre<br />

Freiheit. Über mancherlei Missgeschicke hinweg schenken<br />

sie einander Heimat – und inmitten der Landschaft<br />

finden sie selber eine.<br />

Matthias Nawrat skizziert einen Liebeskosmos, der einnimmt<br />

und berührt. Der Autor schafft es, Präzision mit<br />

Poesie zu verknüpfen. Noch selten hat ein Debütant so<br />

wenige Zeilen gebraucht, um einen Charakter derart<br />

lebendig darzustellen.<br />

NZZ am Sonntag<br />

Matthias Nawrat<br />

geboren 1979 im polnischen Opole, lebt<br />

in Berlin. Als Zehnjähriger siedelte er mit<br />

seiner Familie nach Bamberg um. Er studierte<br />

in Freiburg und Heidelberg Biologie,<br />

danach am Schweizer Literaturinstitut<br />

in Biel. Für seinen Debütroman<br />

»Wir zwei allein« (2012) erhielt er u.a.<br />

den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis.<br />

Sein Roman »Unternehmer« (2014), euphorisch besprochen und<br />

für den Deutschen Buchpreis nominiert, wurde u.a. mit dem<br />

Kelag-Preis und dem Bayern 2-Wortspiele-Preis ausgezeichnet.<br />

Bearbeitung: Uta-Maria Heim<br />

Regie: Felicitas Ott<br />

Produktion: SWR 2012<br />

Buchausgabe: Nagel & Kimche<br />

Gemeinsam mit Heimrad Bäcker hat Ronald Steckel<br />

aus veröffentlichten und unveröffentlichten Texten<br />

das Hörspiel »Epitaph« zusammengestellt.<br />

»Was geschehen ist, ist mit den Formen der Literatur,<br />

die diesseits des Schreckens entwickelt wurden, nicht<br />

zu erfassen. Und doch muss (man hat keine Wahl) eine<br />

Methode gefunden werden, die der negativen Monumentalität<br />

adäquat ist. (...) Dokumentarische Literatur<br />

durchschneidet die Phantasiestränge, paralysiert die<br />

literarischen Willensimpulse, verweist die Sekundär-<br />

Reflexion in den Bereich des unter anderem auch<br />

Möglichen, verneint das formulierende Entsetzen der<br />

Gedenktage, kennt keine Abnutzung, macht wieder<br />

sichtbar, was verdeckt ist durch private und öffentliche<br />

Mediokrität und ihren Hang zum Schematismus.«<br />

<br />

Heimrad Bäcker<br />

Ausgezeichnet als Hörspiel des Monats Januar 2004.<br />

Heimrad Bäcker<br />

(1925–2003), österreichischer Autor<br />

und Verleger, geboren in Wien, gestorben<br />

in Linz. Sein Lebenswerk und literarischer<br />

Nachlass ist eine »Nachschrift«<br />

des Nationalsozialismus und des Holocaust.<br />

Mit den Methoden der konkreten<br />

Poesie bearbeitete Becker schriftliche<br />

Zeugnisse der unbeschreibbaren »nationalsozialistischen<br />

Tötungsmaschinerie« und Sprach- und<br />

Aktenmaterial des Dritten Reiches. Ein Prozess, der die verschleiernde<br />

und vertauschende Sprachverwendung totalitärer Systeme<br />

verdeutlicht.<br />

Mit: Martin Engler, Arne Fuhrmann, Max Hopp,<br />

Kathleen Morgeneyer, Linda Olsansky, Maria Simon,<br />

Christoph Tomanek<br />

Textfassung und Regie: Ronald Steckel<br />

Produktion: RB/WDR 2003<br />

SA, 12.09.2015 21.03 Uhr 55 SO, 13.09.2015 18.20 Uhr 79 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 37


SEPTEMBER 2015<br />

SWR2 ESSAY EXTRA<br />

60 JAHRE<br />

SWR RADIO-ESSAY<br />

Aufzeichnungen aus der<br />

Jubiläumsveranstaltung<br />

im Literaturhaus Stuttgart<br />

(Juni 2015)<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

DSHAN<br />

Hörspiel von Lothar Trolle<br />

nach Motiven des Romans<br />

von Andrej Platonow<br />

in der Übersetzung<br />

von Alfred Frank<br />

RÜDIGER SAFRANSKI<br />

Anlässlich des Jubiläums sendet SWR2 in der dritten<br />

Septemberwoche von Montag bis Freitag jeden Abend<br />

ein Essay-Programm mit Vorträgen der Schriftstellerin<br />

Sibylle Lewitscharoff, Berlin (Arbeitstitel: »Ein Radiohörer<br />

mit runden Ohren, der Arno Schmidt und Wolfgang<br />

Koeppen hört«), des Literaturwissenschaftlers Prof. Dr.<br />

Christian Schärf, Universität Hildesheim (AT: »Die Häute<br />

des Chamäleons. Zur Evolutionsgeschichte des Essays«),<br />

der Schriftstellerin Monika Rinck, Berlin (AT: »Theorie<br />

und Praxis der Dichtung«), des Kunstwissenschaftlers<br />

Prof. Dr. Wolfgang Ullrich, Leipzig (AT: »Vom Glück der<br />

Inkonsequenz. Bekenntnisse eines Theorieprotestanten«),<br />

der Schriftstellerin Ulrike Draesner, Berlin (AT:<br />

»Von Hab und Gut. Die Kriegskinder und ihre Nachfahren«)<br />

und des Philosophen Prof. Dr. Rüdiger Safranski,<br />

Badenweiler (AT: »Vergesellschaftete Zeit und Zeitsouveränität«).<br />

Um den sowjetischen Schriftsteller Platonow (1899–<br />

1951) ist es in Deutschland in den vergangenen 25 Jahren<br />

sehr still geworden. Als »glühendsten Anhänger einer<br />

revolutionären Eschatologie und zugleich traurigsten<br />

Entlarver des Staatssozialismus Stalinscher Prägung,<br />

Schriftsteller des Mitgefühls und der luziden Resignation,<br />

melancholischer Zukunftsutopien und düster-grotesker<br />

Gegenwarttableaus« würdigte ihn Ilma Rakusa 1990 in<br />

der »ZEIT«. Platonow, dessen prägendes Grunderlebnis<br />

die große Dürre und anschließende Hungerkatastrophe<br />

des Jahres 1921 war, arbeitete von 1922 bis 1926 als Leitender<br />

Meliorator und setzte sich mit den Ursachen der<br />

Wüstenbildung auseinander. Wüsten waren für ihn das<br />

Ergebnis einer verheerenden Wirtschaft, die ihre eigenen<br />

Lebensgrundlagen vernichtete, insbesondere durch die<br />

MO, 14.09. bis FR, 18.09. jeweils 22.03 Uhr ca. 57<br />

38 | SWR2 HÖRSPIEL


SEPTEMBER 2015<br />

SWR2 TANDEM<br />

ALLE VÖGEL SIND<br />

SCHON DA<br />

Hörspiel von Sabine Peters<br />

Fotos links: colourbox; SWR/Alexander Kluge rechts: Astrid Beutel; Jutta Schwöbel<br />

Zerstörung des Wasserkreislaufs. Ziel des Kommunismus<br />

müsse es sein, dem Raubbau des Menschen an der<br />

Natur ein Ende zu setzen.<br />

Lothar Trolle hat sich Andrej Platonows 1935 entstandene<br />

Novelle »Dshan« anverwandelt und sie überschrieben.<br />

In seinem Hörspiel verschmelzen Hölle und<br />

Paradies, archaischer Mythos und minutiöse Dokumentation,<br />

Utopie und Leid, Seele und Blindheit, Leben und<br />

Sterben zu einem sprachgewaltigen Erzählstrom. Im<br />

Zentrum steht der junge Ingenieur Nasar Tschagatajew,<br />

der den Auftrag übernommen hat, ein kleines nomadisierendes<br />

Wüstenvolk zu retten, das sich »Dshan« –<br />

»Seele« – nennt und dem er selbst entstammt. Er soll es<br />

aus der Sarykamysch-Senke in der Ustjurt-Steppe heim<br />

in den Schoß der Sowjetmacht führen. Die Rückführung<br />

der Waisen, Heimatlosen und Ausgestoßenen gelingt<br />

nicht, dafür aber ihre Verlebendigung aus dem ›Zustand<br />

des Todes‹.<br />

Lothar Trolle<br />

geboren 1944 in Brücken im Harz, lebt<br />

seit 1965 in Berlin. Er absolvierte nach<br />

seinem Abitur 1963 eine Ausbildung<br />

zum Handelskaufmann und arbeitete<br />

anschließend als Transportarbeiter<br />

und als Bühnentechniker am Deutschen<br />

Theater Berlin. Von 1966 bis<br />

1970 studierte er Philosophie an der<br />

Humboldt-Universität Berlin. Seit 1970 lebt er als freischaffender<br />

Autor und Übersetzer. Trolle schreibt Theaterstücke, Hörspiele,<br />

Prosa und Lyrik und arbeitet als Übersetzer.<br />

Mit: Hans-Michael Rehberg, Matthias Habich,<br />

Florian Lukas, Angela Winkler<br />

Musik: Pierre Oser<br />

Gesang: Silvia Mödden<br />

Funkeinrichtung und Regie: Walter Adler<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

SO, 20.09.2015 18.20 Uhr ca. 90 Ursendung<br />

Teil einer Patchworkfamilie zu sein, das kann bedeuten,<br />

am Wochenende Schulkonzerte über sich ergehen lassen<br />

zu müssen, weil das Kind der Freundin mitspielt.<br />

Und während man die knappe gemeinsame Zeit viel<br />

lieber ganz anders und vor allem allein mit der Mutter<br />

verbringen würde, zuckt man im Takt mit dem Kind<br />

und hat ein endloses Konzert lang Zeit, über die eigene<br />

musikalische Sozialisation nachzudenken. Querflöte<br />

bei Frau Bauer. Das war auch kein Zuckerschlecken.<br />

Sabine Peters<br />

geboren 1961 in Neuwied. Studium der<br />

Literaturwissenschaft, Philosophie und<br />

Politologie in Hamburg. (Magisterexamen<br />

mit einer Arbeit über Ernst Jandl.)<br />

Arbeitet seit 1988 als freischaffende<br />

Autorin und Literaturkritikerin (u.a. für<br />

den Deutschlandfunk, die Wochenzeitung<br />

»Freitag« und die »Frankfurter<br />

Rundschau«). Lebt nach 18 Jahren im ostfriesischen Rheiderland<br />

wieder in Hamburg. Zuletzt veröffentlichte sie die Romane<br />

»Feuerfreund« (2010) und »Narrengarten« (2013)<br />

Mit: Johanna Eiworth, Leonie Jacobs,<br />

Vincent Leittersdorf und Astrid Meyerfeldt<br />

Regie: Ulrich Lampen<br />

Produktion: SWR 2013<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DI, 22.09.2015 19.20 Uhr 31 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 39


SEPTEMBER 2015<br />

SWR2 TANDEM EXTRA<br />

HANDELSWARE WAFFE<br />

DAS ZWIESPÄLTIGE GESCHÄFT<br />

VON »HECKLER & KOCH«<br />

Feature von Kai Laufen<br />

und Holger Schmidt<br />

Sind sie deutsche Wertarbeit, Symbol für Kunst und<br />

Präzision deutscher Feinmechanik? Oder sind Waffen<br />

von Heckler & Koch inzwischen billig produzierte<br />

Ramschware? Kann man kritiklos stolz sein auf das mittelständische<br />

Unternehmen im Schwäbischen, das mit<br />

mehr als sechshundert Mitarbeitern weltweit gefragte<br />

Waffen herstellt? Oder legen die Skandale der vergangenen<br />

Jahre nahe, lieber auf das tödliche Geschäft mit<br />

Kriegswaffen zu verzichten? Kai Laufen und Holger<br />

Schmidt stellen naheliegende Fragen, auf die es keine<br />

einfachen Antworten gibt und die die Betroffenen<br />

selbst am liebsten gar nicht beantworten würden.<br />

Kai Laufen<br />

Jahrgang 1968, ist SWR-Redakteur in der Redaktion »Reporter<br />

und Recherche«. Zu seinen Spezialthemen gehören Waffenhandel,<br />

Krisen- und Konfliktbewältigung sowie Entwicklungshilfe.<br />

Holger Schmidt<br />

Jahrgang 1971, leitet beim SWR die Redaktion »Reporter und<br />

Recherche« und hat die Aufgabe des ARD-Experten für Terrorismus<br />

und Innere Sicherheit.<br />

Regie: N.N.<br />

Produktion: SWR 2015<br />

SWR FEATURE<br />

DAS ARD RADIOFEATURE<br />

WER IST DAS VOLK?<br />

EIN FEATURE ÜBER FREMDEN-<br />

FEINDLICHKEIT IM OSTEN<br />

von Thomas Gaevert<br />

Auch in der DDR gab es dauerhaft lebende Ausländer.<br />

Vertragsarbeiter wurden sie genannt und sie kamen aus<br />

Vietnam, Mosambik, Angola und anderen Bruderländern.<br />

Doch von sozialistischer Solidarität war nicht viel<br />

zu spüren, von den DDR-Bürgern wurden die Migranten<br />

sorgsam abgeschottet. Kam es dennoch zu Begegnungen,<br />

gab es Vorbehalte, Diskriminierungen und Konflikte.<br />

Liegen hier die Ursachen für eine besondere Form<br />

von Fremdenfeindlichkeit, die sich durch enttäuschte<br />

Hoffnungen nach der Wende noch verstärkt hat? Führt<br />

von hier ein direkter Weg zur Pegida-Bewegung?<br />

Thomas Gaevert<br />

geboren 1964, Berufsausbildung zum<br />

Schriftsetzer, von 1988 bis 1991 Studium<br />

der Kulturwissenschaften in Meißen,<br />

seit 1998 freier Journalist. Zahlreiche<br />

Hörfunkfeatures, u.a. »Lizenz<br />

zur Spionage« (SWR 2011), »Der Fall<br />

Bischofferode« (SWR 2013), »Spitzelnde<br />

Freunde« (SWR 2014) und Dokumentarfilme,<br />

u.a. »Ausgelöscht – Bialystok und seine Juden«<br />

(ARD 2007), »Tödliche Grenze« (ZDF 2015)<br />

Regie: Ulrich Lampen<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Thema Waffengeschäfte auch im ARD-Fernsehen<br />

MI, 23.09.2015 20.15 Uhr im Ersten<br />

MEISTER DES TODES<br />

Fiktiver Thriller von Gerd Heidenreich und Daniel Harrich<br />

Peter Zierler ist ein junger Mitarbeiter eines deutschen<br />

Rüs tungsunternehmens. Als ausgezeichneter Schütze wird<br />

er bei Schulungen auch im Ausland eingesetzt. Dort bekommt<br />

er Zweifel an der Legitimität der Waffengeschäfte.<br />

Mit: Hanno Koffler, Heiner Lauterbach, Udo Wachtveitl,<br />

Veronica Ferres, Alina Levshin, Axel Milberg,<br />

Daniela Schmidt u.v.a.<br />

Audio unter SWR.de/swr2/feature<br />

FR, 23.09.2015 19.05 Uhr 55 Ursendung<br />

MI, 23.09.2015 22.03 Uhr 57 Ursendung<br />

40 | SWR2 HÖRSPIEL


KASSIBER ALBERT SPEER AUF KLOPAPIER (NACHLASS DR. RUDOLF WOLTERS)<br />

SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

DER SPEERMANN<br />

Hörspiel von Stephan Krass<br />

Fotos links: privat rechts: Nachlass Dr. Rudolf Wolters; SWR/Monika Maier; Oliver Wrobel<br />

»Was haben wir falsch gemacht?«, fragte Albert Speer<br />

1966 nach der Entlassung aus dem Kriegsverbrechergefängnis<br />

seinen engsten Mitarbeiter Rudolf Wolters, der<br />

ihm von 1934 bis 1945 bei allen Aufgaben zur Seite<br />

gestanden hatte. »Nichts«, antwortete dieser. »Wir<br />

waren Hitlers Erzbaumeister und wir haben gebaut.« In<br />

all den Jahren, die Speer in Spandau einsaß, war es Wolters,<br />

der dafür sorgte, dass die Aufzeichnungen Speers<br />

aus der Zelle geschmuggelt wurden und es dem Häftling<br />

Nr. 5 an nichts fehlte: Kaviar, Champagner, Gänseleberpastete,<br />

Dunhill-Pfeifen. An einem Sommerabend<br />

des Jahres 1971 sitzt Rudolf Wolters in der Suite des<br />

Hotels Königshof, das er als Herberge für die Staatsgäste<br />

der Bonner Republik gebaut hat, und diktiert den letzten<br />

Brief an Albert Speer, der sich vom Nationalsozialismus<br />

losgesagt hat und nun als der »gute Nazi« in der<br />

westdeutschen Schickeria herumgereicht wird. Morgen<br />

wird Wolters dem Bundesarchiv in Koblenz neues Material<br />

vorlegen. Er fühlt sich und die »Bewegung« von<br />

Speer verraten. Der erfolgreiche Nachkriegsarchitekt<br />

Rudolf Wolters, der dem Nationalsozialismus immer<br />

treu geblieben ist, wurde nie juristisch belangt. Bei seiner<br />

Entnazifizierung wurde er nur als Mitläufer eingestuft.<br />

Eine junge Halbjüdin hatte für ihn ausgesagt. Sie<br />

war seine Geliebte.<br />

Stephan Krass<br />

geboren 1951; lebt in Karlsruhe und<br />

New York; Tätigkeit als Essay-Redakteur<br />

beim SWR und als Honorarprofessor für<br />

literarische Kunst an der HfG Karlsruhe;<br />

Bücher, Hörspiele, Text-Installationen;<br />

Anagramm – Poem für Hans Magnus<br />

Enzensbergers Poesieautomat im Literaturmuseum<br />

der Moderne, Marbach;<br />

zuletzt produzierte der SWR die Hörspiele »Das grüne Auge von<br />

Falun«, 2013 und »The Moon Tapes«, 2014 (mit Ulrike Haage);<br />

Hörspielpreis der Akademie der Künste Berlin für »Ponderabilien«,<br />

2007.<br />

Mit: Matthias Brandt und Corinna Junghanns<br />

Musik: Steffen Schleiermacher<br />

Regie: Ulrich Lampen<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DO, 24.09.2015 22.03 Uhr ca. 55 Ursendung<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 41


SEPTEMBER 2015<br />

SWR2 KRIMI<br />

ARD RADIO TATORT<br />

MENETEKEL<br />

Kriminalhörspiel<br />

von Robert Hültner<br />

Es scheint nicht gerade das Verbrechen des Jahrhunderts<br />

zu sein, mit dessen Aufklärung sich die Beamten<br />

der Polizeiinspektion von Bruck am Inn befassen müssen:<br />

Die Gartenmauer von Fleischfabrikant Vogt wurde<br />

wiederholt mit wüsten Beleidigungen beschmiert, der<br />

Geschädigte besteht energisch darauf, dass der oder die<br />

Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Senta und Rudi<br />

tappen zunächst im Dunkeln. Sie werden jedoch hellhörig,<br />

als sie zufällig Zeugen davon werden, dass einer<br />

jungen Asiatin die Zwangsabschiebung droht, die mit<br />

ihrem Sohn in Bruck am Inn lebt und als gut integriert<br />

gilt. Denn bei der um ihre Aufenthaltserlaubnis kämpfenden<br />

Kadija handelt es sich um die Ex-Gattin des Fabrikanten.<br />

Liegt hier das Motiv für die nächtlichen<br />

Schmier-Attacken? Während Senta und Rudi nach<br />

Zusammenhängen suchen, spitzt sich in Bruck der Konflikt<br />

zwischen einem stur auf Einhaltung der Gesetze<br />

pochenden Beamten der Ausländerbehörde und der<br />

zunehmend verzweifelten Kadija zu. Obwohl sich<br />

Freunde und Nachbarn für sie einsetzen, scheint die<br />

Bürokratie den Sieg davonzutragen. Als die Zwangsausweisung<br />

durchgeführt werden soll, kommt es zu Chaos<br />

und Eklat.<br />

Robert Hültner<br />

geboren 1950 im Chiemgau, Autor,<br />

Regisseur, Filmrestaurator. Studium an<br />

der Filmhochschule München. Auszeichnungen<br />

u.a. Deutscher Krimipreis<br />

(1996 und 1998), Friedrich-Glauser-<br />

Preis (1998). Er ist der Autor der ARD<br />

Radio Tatorte des BR seit 2008.<br />

Mit: Brigitte Hobmeier, Florian Karlheim u.a.<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

IM FEUER<br />

Hörspiel von Kai-Uwe Kohlschmidt<br />

»Born in the GDR«, das war der populärste und missverständlichste<br />

Song von »Sandow«, deren Rock-Musik<br />

für eine jugendliche Subkultur der DDR zur Wendezeit<br />

stand.<br />

Den Aufstieg und Fall einer Rockband in der DDR, hinter<br />

der sich die Geschichte von »Sandow« verbirgt, erzählt<br />

dieses Hörspiel auf fiktionale Weise und mit den Erzählformen<br />

des Hörspiels: Monologe, Szenen, Montage von<br />

Cut-up-Sprachspielen und Songs.<br />

Es ist die Geschichte von der Kraft des Aufbegehrens<br />

innerhalb einer sich auflösenden Diktatur mit den Mitteln<br />

der Rockmusik. Und diese Geschichte dreht sich<br />

um eine Gruppe, die in all ihrer naiven wie berechtigten<br />

Hybris die Mythen von »Sex and Drugs and Rock'n'Roll«<br />

lebt. Die Band bewegte sich dabei im schützenden wie<br />

bedrohlichen Zwischenraum der geschlossenen DDR-<br />

Gesellschaft, in der die Künstler von einer Freiheit mit<br />

und durch ihre Musik träumten, bis dann der Kapitalismus<br />

mit der Nachwendezeit sie eines Besseren belehrte.<br />

Kai-Uwe Kohlschmidt<br />

geboren 1968 in Leipzig, lebt im Spreewald.<br />

Nach der Instrumentalausbildung<br />

am Konservatorium Cottbus arbeitet er<br />

als Komponist für Theater und Film. Seit<br />

1982 ist er Sänger von »Sandow«, seit<br />

2005 Autor und Regisseur von Hörspielen<br />

und Feature.<br />

Mit: Alexander Scheer, Ronald Zehrfeld,<br />

Lars Rudolph, Arta Adler u.a.<br />

Musik: Kai-Uwe Kohlschmidt /Sandow<br />

Regie: Kai-Uwe Kohlschmidt<br />

Produktion: HR 2009<br />

CD-Edition: Major Label<br />

Regie: Ulrich Lampen<br />

Produktion: BR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

FR, 25.09.2015 22.03 Uhr ca. 54 Ursendung<br />

SA, 26.09.2015 21.03 Uhr ca. 54<br />

Zweitsendung SWR4 BW<br />

SO, 27.09.2015 18.20 Uhr 79 <br />

42 | SWR2 HÖRSPIEL


SEPTEMBER/OKTOBER 2015<br />

SWR2 TANDEM<br />

SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

Fotos links: Peter von Felbert; Torsten Eichhorst rechts: privat; Mounir Zerouati<br />

LA VIE EN ROSE –<br />

VOM LEBEN UND<br />

ÜBERLEBEN IN PARIS<br />

Hörspiel von Tom Heithoff<br />

Er wollte eigentlich eine Unilaufbahn einschlagen. Jetzt<br />

arbeitet er in einem miesen "Sauladen" in der Vorstadt.<br />

Seit 20 Jahren lebt er in Paris, die Doktorarbeit ist immer<br />

noch nicht fertig, und mehr als 18 Quadratmeter Wohnfläche<br />

sind nicht drin. Aber zu Hause ist er eh selten, denn<br />

er verbringt drei bis vier Stunden pro Tag in Metro oder<br />

S-Bahn. Während die Franzosen sich langen Abendessenritualen<br />

hingeben, liebt er seine Mahlzeiten kalt und aus<br />

der Dose. Und er jammert auch nicht, wenn er drei Mal<br />

im Jahr von den hochprofessionellen Pariser Dieben nach<br />

allen Regeln der Kunst ausgenommen wird.<br />

»La vie en rose – Vom Leben und Überleben in Paris«<br />

erzählt von einem Menschen, der in einer engen, lauten,<br />

überfüllten Stadt nicht unterzugehen versucht, und<br />

zeichnet über eine mitunter ins Groteske kippende Perspektive<br />

das Porträt einer Stadt, die es einem nicht leicht<br />

macht, aber der man dennoch verfallen kann – wenn man<br />

die richtige Einstellung hat.<br />

Mit seinem Hörspiel gewann Tom Heithoff den 1. Hörspielpreis<br />

beim diesjährigen Berliner Hörspielfestival.<br />

Tom Heithoff<br />

geboren 1964, lebt als freier Hörspielmacher,<br />

Übersetzer und Gelegenheitsjournalist<br />

in Frankreich<br />

Mit: Lorenz Eberle<br />

Regie: Tom Heithoff<br />

Produktion: der Autor 2014<br />

DI, 29.09.2015 19.20 Uhr 39<br />

MANIFEST 44.<br />

DER SCHWARZE TRAUERZUG, AMSEL,<br />

DROSSEL, FINK UND STAR, DER RABE,<br />

DER RABE, DER UHU, DER UHU<br />

Hörspiel von FALKNER<br />

»Manifest 44.« wirft die Frage auf, wie weit die Hybris<br />

des Menschen über den Menschen geht, wenn Theorie<br />

sie legitimiert. Damit verbunden: Wie viel Leid kann ein<br />

Einzelner aushalten?<br />

Das Bild einer totalitären Gesellschaft ersteht hier als<br />

absurde Groteske: Das Militär beschießt eine Stadt:<br />

Terror, Willkür und eine permanente Bedrohung führen<br />

zu Apathie und Sprachlosigkeit. Die Bevölkerung verstummt,<br />

der aufgeblähte Sicherheitsapparat, bestehend<br />

aus 15 Innenministern und elf Geheimdiensten,<br />

folgt seinen eigenen Gesetzen. Am Ende fallen tote<br />

Vögel vom Himmel.<br />

Das Hörspiel erhielt als »künstlerisch anspruchsvollstes<br />

und ansprechendstes« Originalhörspiel den österreichischen<br />

Hörspielpreis der Kritik 2015.<br />

FALKNER<br />

geboren als Michaela Falkner 1970 in<br />

Kollerschlag/Österreich, lebt in Wien<br />

und Algier. Seit 2005 hat sie sich über<br />

Lite ratur- und Kunstprojekte einen<br />

Namen gemacht: Bücher und Manifeste;<br />

Performance, Installation, Interventionistische<br />

Kunst. Ihr Werk steht an<br />

der Schnittstelle Sprache/Text und Körper/Performance.<br />

FALKNER veröffentlicht weder Beiträge noch<br />

Bücher oder Hörspiele – sondern Manifeste.<br />

Mit: Thiemo Strutzenberger, Katja Jung, Gideon Maoz u.a.<br />

Musik: bulbul<br />

Regie: FALKNER<br />

Produktion: ORF 2014<br />

DO, 01.10.2015 22.03 Uhr 49 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 43


OKTOBER 2015<br />

SWR2 KRIMI<br />

SEPTEMBERLEUCHTEN<br />

Kriminalhörspiel von Martin Gülich nach seinem gleichnamigen Roman<br />

In den frühen Morgenstunden eines Herbsttages begehen<br />

drei Männer am Ufer eines Sees ein Verbrechen.<br />

Einer von ihnen gibt später zu Protokoll, was in der<br />

Nacht geschah – und will nur passiver Mitläufer gewesen<br />

sein. »Septemberleuchten« ist ein Monolog über<br />

die archaische Dynamik von Angst und Gewalt und<br />

dabei ein Kriminalstück mit unwiderstehlicher<br />

Sogwirkung.<br />

Mit seiner quälenden Schilderung eines Mordes aus<br />

Tätersicht erzeugt Martin Gülich in »Septemberleuchten«<br />

mehr Spannung und kaltes Grausen als die meisten<br />

Thriller mit ihren schier endlosen Mordfestivals.<br />

Stefan Volk, Bücher Magazin<br />

Martin Gülich<br />

geboren 1963 in Karlsruhe, lebt in Stuttgart.<br />

Er studierte Wirtschaftsingenieurwesen<br />

und arbeitete als Software- und<br />

Planungsingenieur. Seit 1997 ist er<br />

hauptberuflich Schriftsteller, 2000 bis<br />

2005 leitete er das Literaturbüro Freiburg.<br />

Seine Romane wurden in neun<br />

Sprachen übersetzt. Martin Gülich<br />

schreibt für SWR2 Hörspiele (»Die Umarmung«, 2014) und<br />

Radiogeschichten.<br />

Mit: Bernd Tauber, Bernd Gnann u.a.<br />

Hörspielbearbeitung: Martin Gülich<br />

Regie: Felicitas Ott<br />

Produktion: SWR 2013<br />

Buchausgabe: Hanser<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

FR, 02.10.2015 22.03 Uhr 56 <br />

44 | SWR2 HÖRSPIEL


OKTOBER 2015<br />

SWR2 SPIELRAUM EXTRA<br />

GRENZENLOS<br />

DIE ZIRKUSPRINZESSIN …<br />

Fotos links: Stefanie Stegmann; colourbox rechts: SWR/Alexander Kluge<br />

V.LI.N.RE.: ANNA WINDMÜLLER, BORIS KONECZNY, BIJAN ZAMANI, FYNN HENKEL, KIM GRONAU<br />

><br />

SWR2 HÖRSPIEL | 45


OKTOBER 2015<br />

V.LI.N.RE.: BIJAN ZAMANI, BORIS KONECZNY, FYNN HENKEL, ANNA WINDMÜLLER, KIM GRONAU, MARKUS LERCH<br />

DIE ZIRKUSPRINZESSIN<br />

Kinderhörspiel von Barbara Wendelken<br />

Jeden Abend verwandelt die elfjährige Violetta Santori<br />

sich in eine strahlende Zirkusprinzessin, die auf zwei<br />

weißen Traumpferden atemberaubende Kunststücke<br />

zeigt. Morgens in der Schule ist sie dagegen das Mädchen,<br />

das nicht richtig lesen und schreiben kann, eine<br />

Außenseiterin, die ausgegrenzt wird. Die Situation<br />

scheint unabänderlich, denn nachmittags muss Violetta<br />

hart trainieren, da bleibt wenig Zeit für die Schulaufgaben.<br />

Als die neue Übung nicht klappen will und<br />

Violettas Mutter eine zusätzliche Trainingseinheit einschiebt,<br />

sind die Grenzen des Mädchens erreicht. Sie<br />

kann und will nicht mehr.<br />

In der Schule hat sie Eugen kennengelernt, der mit seinen<br />

Eltern von Russland nach Deutschland gekommen<br />

ist. Nach dem unerwarteten Tod seiner Mutter vergräbt<br />

der Vater sich völlig in seiner Trauer. Eugen fühlt sich<br />

zu Recht alleingelassen. In der Schule findet er keine<br />

Freunde, er zieht sich zurück, will nicht reden, gibt<br />

keine Antworten und bald nennen die Mitschüler ihn<br />

nur noch »Weißnich«.<br />

Die beiden Außenseiter freunden sich an und beschließen,<br />

gemeinsam wegzulaufen. Mit Violettas altem Pony<br />

Sultan machen sie sich auf den Weg nach Russland.<br />

Unterwegs entwickelt Eugen ungeahnte Stärken; plötzlich<br />

ist er kein »Weißnich« mehr.<br />

»Die Zirkusprinzessin« erzählt die Geschichte von zwei<br />

Kindern, denen die Lebensumstände und vor allem die<br />

Eltern zu viel abverlangen. Erst als die beiden nur noch<br />

einen einzigen Ausweg sehen und ausreißen, wird die<br />

Umgebung aufgerüttelt.<br />

Barbara Wendelken<br />

geboren 1955 in Schwanewede bei Bremen,<br />

lebt als Autorin in Ostfriesland.<br />

Seit 1996 veröffentlicht sie für Kinder<br />

und Erwachsene. Bis heute sind über<br />

dreißig Bücher erschienen, zuletzt der<br />

Kriminalroman »Das Dorf der Lügen«.<br />

Mit: Kim Gronau, Fynn Henkel, Anna Windmüller,<br />

Markus Lerch u.v.a.<br />

Regie: Maria Ohmer<br />

Produktion: SWR 2011<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT<br />

SA, 03.10.2015 14.05 Uhr 54 Ursendung<br />

im Anschluss:<br />

15.05–17.00 Uhr SWR2 SPIELRAUM EXTRA<br />

Musikalisch-literarisches Feiertagsprogramm mit Geschichten<br />

und Kurzhörspielen<br />

46 | SWR2 HÖRSPIEL


SWR2 HÖRSPIEL AM FEIERTAG<br />

DAS GELD<br />

nach dem gleichnamigen Roman<br />

von Émile Zola<br />

aus dem Französischen<br />

von Wolfgang Günther<br />

Teil 1 und 2<br />

Fotos links: SWR/Alexander Kluge rechts: wikimedia/Nadar; colourbox<br />

In »Das Geld« beschreibt Zola realistisch und detailgenau<br />

die Genese eines großen Krachs an der Pariser<br />

Börse, den er zeitlich in die glänzende Endphase des<br />

Second Empire unter Napoleon III. verlegt. Zola erzählt<br />

von Spekulanten, Finanzmaklern, großen Bankiers und<br />

kleinen Anlegern, von Zynikern, Aasgeiern, Moralisten,<br />

Revolutionären, von all den Opfern und Tätern in dem<br />

schwindelerregenden Spiel um das Geld, von ihren Intrigen,<br />

ihren Sehnsüchten und ihrer Verzweiflung, wenn<br />

in einer großen Blase alle Hoffnung zerplatzt.<br />

Der eigentliche Protagonist des Romans ist das Geld<br />

selbst. Es sind nicht länger die Menschen die Akteure<br />

ihres Schicksals, sondern die dingliche Macht des Geldes.<br />

Und natürlich sind es am Ende nicht die Macher, die<br />

vernichtet werden – die hecken wie Zolas Romanheld<br />

Saccard am Ende schon wieder fröhlich-ungeniert weitere<br />

Millionengeschäfte aus.<br />

Émile Zola<br />

(1840–1902), in Paris geboren, Schriftsteller<br />

und Journalist, literarischer Vertreter<br />

des Naturalismus und berühmter<br />

Ankläger in der Dreyfus-Affäre, stellte<br />

in seinem 20 Bände umfassenden<br />

Romanzyklus »Die Rougon-Macquart«<br />

die soziale Wirklichkeit Frankreichs im<br />

Second Empire ungeschönt am Beispiel<br />

einer großen Familie dar. »Das Geld«, erschienen 1891, ist der<br />

18. Band dieses großen Werkes.<br />

Mit: Burghart Klaußner, Andreas Grothgar, Markus Meyer,<br />

Boris Aljinovic, Hans Peter Korff, Chris Pichler, Roman Knižka,<br />

Friedhelm Ptok, Alexander Radszun u.v.a.<br />

Musik: Michael Riessler<br />

Hörspielbearbeitung und Regie: Christiane Ohaus<br />

Produktion: RB/SR/NDR/DLR 2013<br />

Buchausgabe: Insel<br />

CD-Edition: Osterwold<br />

TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT<br />

SA, 03.10.2015 18.20 Uhr 84 <br />

SO, 04.10.2015 18.20 Uhr 84 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 47


OKTOBER 2015<br />

SWR4 BW MUNDARTHÖRSPIEL<br />

AUF SCHATZSUCHE<br />

Mundarthörspiel<br />

von Carin Chilvers<br />

Der erste Hochzeitstag sollte gebührend gefeiert werden.<br />

Das findet zumindest Ilse Probst, eine Dame mit<br />

ausgefallenen Ideen und einer Tochter mit dem außergewöhnlichen<br />

Namen Eurydike. Die unternehmungslustige<br />

Mutter will ihren Schwiegersohn mit Sägespänen<br />

und kleinen Liebesbriefen ihrer Tochter durch den Wald<br />

zu einem romantischen Hotel lotsen. Dort wird ihn<br />

dann Eurydike in der Hochzeitssuite mit einer gut<br />

gekühlten Flasche Champagner erwarten. Eher widerwillig<br />

lässt sich Eurydike auf diesen Plan ein und legt<br />

zusammen mit ihrer Mutter eine Spur zum Hotel der<br />

Turteltauben. Dumm nur, dass die Späne und Botschaften<br />

auch andere Waldgänger ins Hotel locken. Doch<br />

nach einigen turbulenten Irrungen und Wirrungen fallen<br />

sich die richtigen Partner verliebt in die Arme.<br />

Carin Chilvers<br />

lebt in Stuttgart. Sie hat fünf Kriminalromane<br />

und diverse Kurzgeschichten<br />

veröffentlicht. Zu ihren neuesten Werken<br />

gehört ihr Roman von 2011 »Tod im<br />

Asemwald« und das 2012 erschienene<br />

Buch »Der Andere«. »Schatzsuche« ist<br />

ihr viertes Hörspiel für den SWR.<br />

Mit: Kathrin Hildebrand, Andrea Hörnke-Trieß, Udo Zepezauer,<br />

Hubertus Gertzen, Constance Klemenz, Marcus Michalski,<br />

Udo Rau, Volker Niethammer, Jörg Heinkel<br />

Regie: Susanne Hinkelbein<br />

Produktion: SWR 2013<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

ARD-THEMENWOCHE: HEIMAT<br />

ACH! WIE IST ES<br />

DOCH GEKOMMEN …<br />

MIT BAMBI UND RAMBO<br />

IM DEUTSCHEN WALD<br />

von Tobias Lehmkuhl<br />

»Ach, wie ist es doch gekommen, dass die grüne Waldespracht<br />

so mein Herz genommen, mich um alle Ruh'<br />

gebracht.« So seufzte einst der Romantiker Joseph von<br />

Eichendorff. Und noch heute sucht mancher Waldwanderer<br />

ähnliche ruh'lose Ergriffenheit. Wie dicht und<br />

prächtig aber steht der deutsche Wald als Mythen-Biotop<br />

der Gegenwart? Was raunt er seinen Besuchern zu?<br />

Tobias Lehmkuhl ist durch den Harz, das Erzgebirge und<br />

den Fränkischen Wald gewandert und unterwegs Pfadfindern<br />

und Liebespaaren begegnet. Er hat eine einsam<br />

im Tann übende Waldhornistin getroffen, einen Hirschrufexperten,<br />

eine Pilzsammlerin, einen Eremiten und<br />

den Präsidenten des Waldbesitzerverbandes Philipp<br />

Franz zu Guttenberg. Und dann sind da noch zwei eher<br />

imaginäre Gestalten, die sich im deutschen Wald herumtreiben:<br />

Bambi und Rambo …<br />

Tobias Lehmkuhl<br />

geboren 1976 in Georgsmarienhütte,<br />

lebt in Berlin als Literaturkritiker, Journalist<br />

und Autor. In seinem Buch »Land<br />

ohne Eile« bereiste er die Masuren. In<br />

seinem Buch »Die Odyssee« reiste er<br />

Homer nach.<br />

Regie: Günter Maurer<br />

Produktion: SWR 2012<br />

Audio unter SWR.de/swr4/bw<br />

TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT<br />

SA, 03.10.2015 21.03 Uhr 33 SO, 04.10.2015 14.05 Uhr 54 <br />

48 | SWR2 HÖRSPIEL


OKTOBER 2015<br />

SWR2 ARS ACUSTICA<br />

PREISWERK PALMA ARS ACUSTICA<br />

Hörstücke aus dem Wettbewerb der EBU Ars Acustica Gruppe<br />

von Alessandro Bosetti, Hanna Hartman und Miguel Negrão<br />

Fotos links: privat(2) rechts: Alessandro_Bosetti<br />

Der Prix Palma Ars Acustica ist ein internationaler Wettbewerb,<br />

der herausragende Produktionen aus den Bereichen<br />

der Radiokunst, Klangkunst, Medienkunst,<br />

Text-Klangkomposition, elektroakustischen Musik,<br />

Elektronik und Live Elektronik prämiert.<br />

Das Gewinnerstück des italienischen Komponisten und<br />

Klangkünstlers Alessandro Bosetti »The Notebook«<br />

beschäftigt sich wie viele seiner Stücke mit der Musik<br />

der Sprache. Diese wurde in diesem Fall aus einem<br />

eigenwilligen Schatz aus dem Archiv des Janáček-Nachlasses<br />

in Brno/Tschechien geborgen: einer Reihe von<br />

sehr kleinen Notizbüchern, die der Komponist Leoš<br />

Janáček verwendete, um die Reste gesprochener Sprache,<br />

die er während seines täglichen Lebens hörte, in<br />

Notenschrift zu transkribieren.<br />

Die schwedische Klangkünstlerin und Komponistin<br />

Hanna Hartman hat in ihren Stücken eine ganz eigene<br />

Sprache entwickelt, in denen sie ausschließlich authentische<br />

Geräusche und Klänge verwendet, die sie auf der<br />

ganzen Welt aufgenommen hat. Auch bei »Black Bat<br />

(Turgor)« werden Klänge aus ihrem ursprünglichen<br />

Zusammenhang gerissen und damit in ihrer Reinheit<br />

wahrgenommen. Hanna Hartman versucht, versteckte<br />

Korrespondenzen zwischen den unterschiedlichsten<br />

audi tiven Eindrücken zu offenbaren und in neuen<br />

Konstellationen schafft sie außergewöhnliche Klang -<br />

welten.<br />

In »subjective referral backwards in time« des portugiesischen<br />

Klangkünstlers Miguel Negrão durchquert man<br />

z. T. heftige Schichten unmöglicher synthetischer Welten.<br />

Die Zeit wird gedehnt und der Ton sucht nach<br />

Wegen, um den Raum zu füllen. Der Schall Kokon lädt<br />

zur Introspektion und entspannt den Fokus. Alle<br />

Sounds in dem Stück wurden mit der Klangsynthese<br />

des physical modelling’s erstellt. Die Originalversion<br />

wurde im Jahr 2010 für erweiterte Wellenfeldsynthese<br />

konzipiert.<br />

Komposition und Realisation: Alessandro Bosetti,<br />

Hanna Hartman, Miguel Negrão<br />

Produktion: CČeskýrozhlas/Festival Janáček BRNO 2014/<br />

DLR 2014/Autorenproduktion 2010<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DI, 06.10.2015 23.03 Uhr 25 8 19 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 49


OKTOBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

ARD-THEMENWOCHE: HEIMAT<br />

UNTERWERFUNG<br />

nach dem gleichnamigen Roman<br />

von Michel Houellebecq<br />

aus dem Französischen von<br />

Norma Cassau und Bernd Wilczek<br />

Teil 1 und 2<br />

»Houellebecq trifft den Nerv der Zeit, die Angst vor dem<br />

Islam. Aber er bedient nicht die Ängste. Im Gegenteil. Er<br />

spießt sie auf.« Ruthard Stäblein in DIE TAGESZEITUNG<br />

»Soumission« ist ein radikaler Genreroman. Das Genre:<br />

Social Fiction. Radikal, weil nichts weniger als der Untergang<br />

unserer libertär-kapitalistischen Konsumgesellschaft<br />

im Mittelpunkt steht.<br />

Frankreich im Jahr 2022: Die Partei der ›Muslimbrüder‹<br />

entscheidet unter der Führung des charismatischen<br />

Ben Abbes die Stichwahl um die französische Präsidentschaft<br />

gegen die rechtsnationalen ›Identitären‹ unter<br />

Marine Le Pen für sich. Um einen Bürgerkrieg zu vermeiden,<br />

haben das liberale wie konservative bürgerliche<br />

Lager und die Sozialisten den islamischen Politiker<br />

Ben Abbes unterstützt. Ein schleichender aber gleichwohl<br />

radikaler Gesellschaftswandel ist die Folge.<br />

Im Zentrum der Geschichte steht François – Mitte vierzig<br />

und nach seinen libertären Ausschweifungen<br />

gezeichnet vom ›Ennui‹. Er arrangiert sich (oder kollaboriert)<br />

am Ende mit den Annehmlichkeiten der neuen,<br />

demokratisch gewählten islamischen Regierung. Als<br />

Literaturprofessor an der Sorbonne ist sein Spezialgebiet<br />

der Schriftsteller Joris-Karl Huysmans, ein Exponent<br />

der französischen Décadence-Literatur des späten<br />

19. Jahrhunderts. Huysmans Leben und Werk erzählt<br />

vom aufgeklärten und sich verfeinernden Geist, dessen<br />

Identität sich immer mehr auflöst und nirgendwo Legitimitität<br />

findet. Selbstmord oder die Rettung im ästhetischen<br />

Katholizismus war hier die konsequente<br />

Schlussfolgerung. Genauso wie Huysmans willigt<br />

François ein in die Herrschaftsform einer religiös motivierten<br />

Domestizierung, die sich dieses Mal Islam nennt<br />

und in wörtlicher Übersetzung »Unterwerfung« bedeutet.<br />

Schließlich folgt auf jede Revolution eine Phase der<br />

Restauration; und die gut situierte der 1968er-Generation<br />

mündet eben in die ab dem Jahre 2022.<br />

»Wie jeder gute Genreroman ist auch ›Unterwerfung‹<br />

voll drastischer Effekte, ironischer Wendungen und beißender<br />

Kritik am Zeitgeist. Und wie es sich für gute<br />

(Social)Science Fiction gehört, ist die Zukunft auch hier<br />

eigentlich nur eine entrückte Gegenwart: Ich möchte in<br />

meiner Hörspielfassung das Gegenwärtige in Houellebecqs<br />

Dystopie – oder Utopie, je nach Standpunkt! – mit<br />

dokumentarischen Mitteln erzählen. Konterkariert<br />

wird dieser Fake-Dokumentarismus von dem atmosphärischen<br />

Ästhetizismus, den François‘ Auseinandersetzung<br />

mit Huysmans auszeichnet.«<br />

<br />

Leonhard Koppelmann<br />

Michel Houellebecq<br />

geboren 1956, zählt zu den meist diskutierten<br />

französischen Gegenwartsautoren.<br />

Seine Romane »Ausweitung der<br />

Kampfzone«, »Elementarteilchen« und<br />

»Plattform« wurden von der ARD in Hörspielfassungen<br />

produziert. Der Roman<br />

»Soumission« (dt. »Unterwerfung«)<br />

erschien im Januar 2015 in Deutschland<br />

und Frankreich.<br />

Musik: Rainer Römer<br />

Hörspielbearbeitung und Regie: Leonhard Koppelmann<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Buchausgabe: Dumont<br />

CD-Edition: DAV<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

Teil 1<br />

DO, 08.10.2015 22.03 Uhr ca. 55 Ursendung<br />

Teil 2<br />

DO, 15.10.2015 22.03 Uhr ca. 55 Ursendung<br />

50 | SWR2 HÖRSPIEL


OKTOBER 2015<br />

SWR2 KRIMI<br />

ARD-THEMENWOCHE: HEIMAT<br />

BIERLEICHEN<br />

nach dem gleichnamigen Kriminalroman von Roland Weis<br />

Seit seinem Rauswurf bei der Regionalzeitung »Hochschwarzwald-Kurier«<br />

steckt Alfred in großer Geldnot.<br />

Sogar die Wohnung soll ihm gekündigt werden. Da<br />

kommt der Auftrag, eine Firmenchronik für die Rothaus-Brauerei<br />

zu schreiben, gerade richtig. Eigenartig<br />

ist, dass der pedantische Betriebsrentner Heinz Böckler,<br />

der die historischen Dokumente gesammelt und<br />

gesichtet hat, unter mysteriösen Umständen zu Tode<br />

kommt: Er ist in einem der großen kupfernen Braukessel<br />

ertrunken. Weshalb war Heinz Böckler am Wochenende<br />

im Brauhaus? Und wie konnte er durch die enge<br />

Luke in den Kessel stürzen?<br />

Alfred fühlt sich leicht überfordert. Dennoch übernimmt<br />

er den Auftrag und damit einen zentnerschweren<br />

Umzugskarton voller Dokumente aus dem neunzehnten<br />

Jahrhundert. Da kommt es in seinem Umfeld zu weiteren<br />

Toten und Vermissten. Darunter findet sich sogar<br />

ein Opfer, das überhaupt keine Verbindung zu Heinz<br />

Böckler oder zu der Rothaus-Brauerei hatte. Für die Polizei,<br />

die den verkaterten Alfred jeden Morgen aus dem<br />

Bett klingelt, ist er jedes Mal aufs Neue verdächtig. Wie<br />

kann man ihn endlich überführen? Alfred hingegen, der<br />

immer tiefer in den Dokumenten wühlt, beschäftigt<br />

eine ganz andere Frage: Können die historischen Wirren<br />

der Badischen Revolution heute noch das Motiv für eine<br />

Mordserie abgeben?<br />

Roland Weis<br />

ist neben seiner Tätigkeit im Marketing<br />

eines Energiedienstleisters Autor, Journalist<br />

und Historiker. Er schreibt außer<br />

Krimis und anderen Genres der Unterhaltungsliteratur<br />

auch Reiseführer so -<br />

wie Sachbücher und Zeitschriftenartikel<br />

zur Regionalgeschichte.<br />

Bearbeitung und Regie: Tobias Krebs<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Buchausgabe: Sternwald Verlag<br />

Fotos links: Philippe Matsas(2) rechts: privat; colourbox<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

FR, 09.10.2015 22.03 Uhr ca. 55 Ursendung<br />

SA, 10.10.2015 21.03 Uhr ca. 55<br />

Zweitsendung SWR4 BW<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 51


OKTOBER 2015<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

MEIN GROSSER<br />

BRUDER BIN ICH<br />

DIE SELBSTVERMESSER<br />

von Ulrich Land<br />

Sie messen hautnah, werten Daten übers Netz aus.<br />

Schritte, Puls, Gewicht, Schlafrhythmen. Alles optimal<br />

kontrolliert für die persönliche Optimierung. Jeder ein<br />

Big Brother seiner selbst durch digitale Selbstvermessung.<br />

Seit Handys und Smartphones die Armbanduhr<br />

überflüssig gemacht und eine kostbare Fläche freigeräumt<br />

haben, ist ein Konkurrenzkampf um den Platz<br />

am Ende des Arms entbrannt, der jetzt von Hightechgerätschaften<br />

zur Vermessung der »Vitalwerte« besetzt<br />

wird. Was aber gewinnen wir durch das fortlaufende<br />

Self-Controlling? Und was tun wir uns damit an? Sich<br />

selbst stalkende Nerds sind begeistert, Krankenkassen<br />

wittern Kostenersparnis, Datenschützer und Soziologen<br />

kommen ins Grübeln. Und Descartes sieht sein<br />

mechanistisches Menschenbild am Horizont wieder<br />

aufleuchten.<br />

Ulrich Land<br />

geboren 1956 in Köln, lebt als freier<br />

Schriftsteller in Vogtsburg am Kaiserstuhl.<br />

Er schreibt Lyrik, Erzählungen,<br />

Theaterstücke und Essays, ist Dozent für<br />

Creative Writing und hat fürs Radio<br />

rund 40 Hörspiele und mehr als 60 Features<br />

gemacht. In SWR2 lief zuletzt<br />

»Choosing Deutsche Bahn today. Verspätungsfreuden<br />

im ICE«.<br />

Regie: NN<br />

Produktion: SWR 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

ARTHUR MILLER ZUM 100. GEBURTSTAG<br />

BRENNPUNKT<br />

nach dem gleichnamigen Roman<br />

von Arthur Miller<br />

aus dem amerikanischen Englisch<br />

von Doris Brehm<br />

Mit der Brille ändert sich sein ganzes Leben. Bis zu<br />

diesem Zeitpunkt war Lawrence Newman ein durchschnittlicher,<br />

unauffälliger Mann. Als Personalchef hat<br />

er das Wohl der Firma im Blick. Er stellt keine jüdischen<br />

Mitarbeiter ein. Seit er aber eine Brille trägt, finden<br />

plötzlich alle, dass er jüdisch aussieht. Der Prozess der<br />

Ausgrenzung beginnt. Er wird entlassen, seine Freunde<br />

distanzieren sich von ihm, Müll wird über die Terrasse<br />

gekippt und er, der gerade im Begriff stand, Mitglied<br />

der »Weißen Front« gegen schlechte Nachbarschaft zu<br />

werden, soll nun selbst verschwinden.<br />

Arthur Miller<br />

geboren am 17.10.1915 in New York City,<br />

gestorben 2005 in Roxbury, Connecticut,<br />

gilt als gesellschaftskritischer Dramatiker<br />

der neueren Zeit. Seine sozial- und<br />

zeitkritischen Dramen wenden sich<br />

gegen den so genannten American Way<br />

of Life, bei dem der berufliche Erfolg im<br />

Mittelpunkt steht. 1949 wurde dem<br />

33-jährigen Autor für sein Drama »Tod eines Handlungsreisenden«<br />

der Pulitzer-Preis verliehen. »Brennpunkt« (1945) war Millers<br />

erster Roman, eine Anklage gegen den Antisemitismus in<br />

den USA, gegen Rassendiskriminierung und Völkerverhetzung.<br />

Mit: Max Mairich, Alfred Balthoff, Hans Quest,<br />

Kaspar Brüninghaus u.a.<br />

Hörspielbearbeitung: Peter Adler<br />

Regie: Otto Kurth<br />

Produktion: WDR/SDR 1958<br />

Buchausgabe: Rowohlt<br />

SO, 11.10.2015 14.05 Uhr ca. 54 SO, 11.10.2015 18.20 Uhr 70 mono<br />

52 | SWR2 HÖRSPIEL


OKTOBER 2015<br />

SWR2 KRIMI<br />

ARD RADIO TATORT<br />

EIN BLÜHENDES<br />

LAND<br />

Kriminalhörspiel von Thilo Reffert<br />

Fotos links: wikimedia; privat rechts: SWR/Peter A. Schmidt (2)<br />

GEROLD HUG, MARIOLA BRILLOWSKA, GUSTAV REZNICEK (2014)<br />

SWR2 TANDEM<br />

ARD PINBALL<br />

Top Five – die nominierten Stücke<br />

Seit zehn Jahren veranstalten ARD und Deutschlandradio<br />

im Rahmen der ARD Hörspieltage einen Wettbewerb für<br />

freie Hörspielproduktionen, den ARD PiNball. Ausgezeichnet<br />

wird das beste Kurzhörspiel, das außerhalb der<br />

Rundfunkanstalten produziert worden ist und bislang<br />

nicht veröffentlicht wurde. Die Preisvergabe findet am 14.<br />

November in der »Nacht der Gewinner« während der ARD<br />

Hörspieltage 2015 statt. In SWR2 Tandem stellen wir heute<br />

und am nächsten Dienstag die fünf Einreichungen vor,<br />

die es auf die shortlist geschafft haben und aus denen der<br />

Gewinner ermittelt wird.<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DI, 13.10.2015 19.20 Uhr ca. 30 <br />

DI, 20.10.2015 19.20 Uhr ca. 30 <br />

Kalila Mchala-Lahmi entdeckt im Magdeburger Scharnhorstring<br />

die Leiche des Asylbewerbers Yussuf Amazigh<br />

– er wurde erstochen. Die Spuren deuten auf einen ausländerfeindlichen<br />

Hintergrund hin. Sie führen zu Daniels<br />

Onkel Lutz Fechner. Die Beweiskette hält, noch am<br />

Donnerstag kann er verhaftet werden. Doch bevor der<br />

sichtlich erleichterte LKA-Chef der Presse demonstrieren<br />

kann, dass die Polizei in Sachsen-Anhalt auf keinem<br />

Auge blind ist, stellt sich Daniel Fechner und behauptet,<br />

den bei ihnen untergeschlüpften Cousin seiner Liebsten<br />

umgebracht zu haben. Eine Falschbezichtigung?<br />

Zwischen dem Täterwissen Daniels und dem Geständnis<br />

Lutz Fechners steckt Oberkommissarin de Beer in<br />

der Klemme. Während sich der Ministerpräsident beim<br />

Empfang am Vorabend des »Tags der Deutschen Einheit«<br />

für die schnelle Aufklärung bedankt, findet sie durch<br />

das Eingreifen ihres Ex-Kollegen Jost Fischer den Schlüssel<br />

für diesen Fall, tief vergraben in der Familiengeschichte<br />

und der deutsch-deutschen Vergangenheit.<br />

Thilo Reffert<br />

geboren 1970 in Magdeburg, lebt als<br />

Autor für Kinder und Erwachsene in Berlin.<br />

Er schrieb die ARD Radio Tatorte<br />

»Schlusslicht« (MDR 2009), »Engelsstaub«<br />

(MDR 2010) und »Fischers Fall«<br />

(MDR 2011). Für »Die Sicherheit einer<br />

geschlossenen Fahrgastzelle« (MDR<br />

2009) wurde er mit dem Hörspielpreis<br />

der Kriegsblinden, dem Deutschen Hörspielpreis der ARD 2010<br />

und dem ARD Online Award ausgezeichnet. »Nina und Paul«<br />

gewann den Deutschen Kinderhörspielpreis 2011.<br />

Mit: Brigitte Hobmeier, Florian Karlheim u.a.<br />

Regie: Ulrich Lampen<br />

Produktion: MDR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

FR, 16.10.2015 22.03 Uhr ca. 54 Ursendung<br />

SA, 17.10.2015 21.03 Uhr 54 Zweitsendung SWR4 BW<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 53


SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

DAS PETR-PRINZIP<br />

EIN PORTRÄT DES TSCHECHISCHEN DICHTERS<br />

von Tabea Soergel und Martin Becker<br />

Zum Beispiel Petr. Der hat noch keine Zeile in seinem<br />

Leben geschrieben und schreibt doch ständig. Jeden Tag<br />

sortiert er den Müll der Stadt Prag. Aber eigentlich ist<br />

er ein Poet durch und durch. Und tritt mit Bands auf<br />

und sprengt Poetry Slams, indem er nicht aufhört, über<br />

sein hartes Leben zu reimen. Ein tschechischer Dichter,<br />

wie es viele gibt – als Helden der Spelunken und Fabriken<br />

dichten und bafeln sie sich um Kopf und Kragen.<br />

Denn hier scheint es sie noch zu geben, die Kneipenschriftsteller<br />

und schreibenden Arbeiter, die dem mitteleuropäischen<br />

Turbokapitalismus die Stirn bieten – und<br />

ihre Seele geben.<br />

Martin Becker<br />

geboren 1982, ist Schriftsteller, Journalist<br />

und Hörspielautor und lebt in Leipzig.<br />

2014 erschien sein erster Roman<br />

»Der Rest der Nacht«.<br />

Tabea Soergel<br />

geboren 1983, ist Rezensentin und Feature-Macherin<br />

und lebt in Leipzig<br />

Regie: Martin Becker<br />

Produktion: SWR/DLF/MDR 2015<br />

SO, 18.10.2015 14.05 Uhr ca. 54 Ursendung<br />

54 | SWR2 HÖRSPIEL


OKTOBER 2015<br />

KARL SCZUKA<br />

DONAUESCHINGER MUSIKTAGE<br />

KARL-SCZUKA-<br />

PREIS 2015<br />

PREISVERLEIHUNG UND PREISWERK<br />

Der Karl-Sczuka-Preis des Südwestrundfunk gilt heute<br />

als international angesehenster Preis für genuine Radiokunst.<br />

1955 von SWF-Intendant Friedrich Bischoff als postume<br />

Ehrung für den Rundfunkkomponisten Karl<br />

Sczuka (1900–1954) gestiftet, war er in den ersten Jahren<br />

seines Bestehens ein Preis für Hörspielmusik und wird<br />

seit 1967 jährlich vergeben, 2015 zum vierundfünfzigsten<br />

Mal. Seit 1972 wird der Preis für die beste Produktion<br />

eines Hörwerkes verliehen, »das in akustischen Spielformen<br />

musikalische Materialien und Strukturen benutzt«<br />

(Satzung). Ebenfalls seit 1972, seit mehr als 40 Jahren also,<br />

wird der Preis bei den Donaueschinger Musiktagen<br />

öffentlich verliehen. Die Preisverleihung inklusive der<br />

Vorführung des Preiswerks wird in diesem Jahr als Aufzeichnung<br />

vom Nachmittag in SWR2 übertragen.<br />

Der Karl-Sczuka-Preis für Hörspiel als Radiokunst wird<br />

in jedem Frühjahr vom Südwestrundfunk öffentlich ausgeschrieben<br />

und besteht aus einem Hauptpreis, der mit<br />

12.500 Euro dotiert ist, und seit 1997 außerdem aus<br />

einem Förderpreis von 5.000 Euro.<br />

SWR FEATURE<br />

DAS ARD RADIOFEATURE<br />

SWITCH OFF<br />

SHANGHAI!<br />

EIN FEATURE ÜBER VORBEREI-<br />

TUNGEN FÜR DEN CYBERKRIEG<br />

von Tom Schimmeck<br />

Kommt der »Cyberwar«, der elektronische Krieg? Wird<br />

er Kommunikation und Finanzsysteme, Produktion,<br />

Verkehr und die Energieversorgung ganzer Nationen<br />

lahmlegen? Die Planungen der Militärs für den »Cyberwar«<br />

sind längst im Gange. Hacker sind ihre neuen<br />

Generäle. Schon heute greifen sie in staatlichem Auftrag<br />

die Computersysteme ausländischer Regierungen<br />

und Konzerne an. Ihr Ziel: Spionage und Sabotage. Die<br />

USA fürchten »Hackereinheiten« aus China, die ihre<br />

hoch vernetzte militärische und industrielle Infrastruktur<br />

lahmlegen könnten. Im Oktober 2014 erklärte FBI-<br />

Chef James Comey, China führe bereits einen »aggressiven<br />

Cyberkrieg« gegen die USA, der das Land jährlich<br />

Milliarden koste. Das »US Cyber Command« hat seit<br />

2011 den Befehl zur »proaktiven Verteidigung« der<br />

Nation. Und auch Konzerne hacken längst zurück.<br />

Tom Schimmeck<br />

Jahrgang 1959, ist als Reporter und<br />

Autor in aller Welt unterwegs und<br />

schreibt für verschiedene deutsche<br />

Tages-und Wochenzeitungen. Seine<br />

Radiofeatures wurden unter anderem<br />

mit dem Ernst-Schneider-Preis und dem<br />

Deutschen Sozialpreis ausgezeichnet.<br />

Mit »Spin – Oder: Die Industrialisierung<br />

der Meinungsproduktion« war er 2010 für den Prix Italia nominiert.<br />

Regie: N.N.<br />

Produktion: NDR 2015<br />

Fotos links: privat (2) rechts: privat; SWR<br />

Einsendeschluss ist alljährlich der 15. Juni, der Geburtstag<br />

von Karl Sczuka. Über Einzelheiten des Wettbewerbs<br />

– und gegen Ende Juli über sein Ergebnis – informiert<br />

laufend die Internetseite: SWR2.de/sczuka<br />

Das Preiswerk steht nach der Sendung online auf:<br />

SWR2.de/sczuka<br />

SO, 18.10.2015 20.03 bis 22.00 Uhr ca. 110 <br />

Audio unter SWR.de/swr2/feature<br />

MI, 21.10.2015 22.03 Uhr 57 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 55


OKTOBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

SWR2 KRIMI<br />

PEDICATIO<br />

MUSICALIS 2<br />

ODER …<br />

Hörspiel von Eberhard Petschinka/<br />

Helmuth Mössmer<br />

Bei Sozialdemokraten wie im Falle Edathys, in den<br />

Gründungsmanifesten der Grünen Partei, in emanzipatorischen<br />

Erziehungsanstalten wie der Odenwaldschule,<br />

bei der katholischen Kirche usw. – Pädophilie findet sich<br />

überall, sie sucht nur nach guten Gründen, sich zu legitimieren.<br />

Und der Täter ist immer ein Mensch, der sich<br />

seinen Zwängen nicht entziehen kann bzw. sich entscheidet,<br />

ihnen zu folgen oder zu widerstehen.<br />

Im Zentrum dieses Monologs eines Knabenliebhabers,<br />

der auf einer wahren Geschichte beruht, steht ein pädophiler<br />

Mann. Er ist Mitglied auf den Philippinen in<br />

einem Verein, der Straßenkinder von der Straße holt,<br />

um ihnen nach einer Phase der Erholung durch besondere<br />

Zuwendung ein neues Leben im Arbeitsparadies<br />

einer der Freihandelszonen zu ermöglichen. Er wird in<br />

flagranti ertappt und ins Gefängnis gesteckt. Aber hinter<br />

dem Bild des Täters erscheint ein zweites: Das eines Mannes,<br />

der seine eigene Geschichte mit der Pädophilie hat.<br />

Ein irritierendes Stück, das Genre-Zuschreibungen wie<br />

»O-Ton-Feature«, »Doku-Fiction« oder »Bio-Pic« hinter<br />

sich lässt.<br />

Eberhard Petschinka<br />

geboren 1953, lebt als Schriftsteller und bildender Künstler in<br />

Wien. Für seine Radioarbeiten, für die er u.a. mit »Krok« zeichnet,<br />

wurde er mit fast allen nationalen wie internationalen<br />

Hörspielpreisen ausgezeichnet.<br />

Helmuth Mössmer<br />

geboren 1949 in Österreich, lebt als Philosoph und Schriftsteller<br />

in einem kleinen Dorf in den Alpen.<br />

Mit: Helmuth Mössmer<br />

FRAUENMÖRDER<br />

HEINRICH POMMERENKE.<br />

EINE SPURENSUCHE<br />

Kriminalistisches Dokumentarhörspiel<br />

von Johannes Weiß<br />

Am frühen Morgen des 1. Juni 1959 rattert der »Scharnow-Hummel-Express«<br />

durch Südwestdeutschland. Zu<br />

den Fahrgästen gehört eine 21-jährige Frau. Als sie die<br />

Toilette aufsucht, wird sie getötet. Es ist bereits der<br />

vierte der grausamen Frauenmorde, die Südwestdeutschland<br />

in Angst versetzen. Irgendwo lauert ein<br />

Serienkiller, hinter Büschen, auf einsamen Wegen, an<br />

Bahnunterführung. Schließlich, am 19. Juni 1959, kommt<br />

der Polizei ein Zufall zu Hilfe. Später hören die vernehmenden<br />

Beamten mit wachsendem Entsetzen das<br />

umfassende Geständnis des schmalen, blonden Mannes:<br />

»Vor Ihnen sitzt kein Mensch, sondern der Teufel.«<br />

Am 22. Oktober 1960 wird der 23-jährige Heinrich Pommerenke<br />

vom Landgericht Freiburg zu lebenslangem<br />

Zuchthaus verurteilt: wegen Mordes in vier Fällen, Mordversuchs<br />

in zwölf Fällen, wegen versuchter Notzucht<br />

und gefährlicher Körperverletzung, wegen schweren<br />

Raubes und räuberischer Erpressung.<br />

Johannes Weiß<br />

geboren 1952 in Osterode am Harz, studierte<br />

Jura in Mainz und Frankfurt. Als<br />

Nachrichtenchef arbeitete er sechs<br />

Jahre lang beim Evangelischen Pressedienst<br />

(epd), bevor er 1991 zum Süddeutschen<br />

Rundfunk wechselte. Seit<br />

2007 ist er SWR2-Programmchef.<br />

Mit: Martin Rentzsch, Lisbeth Felder, Bernd Tauber,<br />

Matti Krause, Eva Derleder u.a.<br />

Musik: Andreas Bernhard<br />

Regie: Mark Ginzler<br />

Produktion: SWR 2013<br />

Regie: Eberhard Petschinka<br />

Produktion: Autorenproduktion 2000<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DO, 22.10.2015 22.03 Uhr 40 FR, 23.10.2015 22.33 Uhr 56 <br />

56 | SWR2 HÖRSPIEL


OKTOBER 2015<br />

SWR2 SPEZIAL<br />

MY FAVOURITE<br />

THINGS (III)<br />

Die SWR2 Nacht der Ars Acustica<br />

mit u.a. »Murakamis Musik«<br />

von Reinhard Ermen<br />

und »Dead Man«<br />

von Jim Jarmusch/Neil Young<br />

Fotos links: SWR rechts: colourbox<br />

Eine Woche nach den Tagen der Neuen Musik in Donaueschingen<br />

und der Verleihung des Karl-Sczuka-Preises<br />

präsentieren zum dritten Mal in der Nacht der Umstellung<br />

von der Sommerzeit zur Winterzeit die SWR2 Hörspiel-<br />

und Musikabteilungen das weite Feld der Ars<br />

Acustica.<br />

Terminologische Festschreibungen von Kunst-Gattungen<br />

und -Genres sind dafür da, vom Künstler überschritten<br />

zu werden. Sie dienen der Verständigung und<br />

Orientierung im Spektrum künstlerischer Kreativität.<br />

Auch die so genannte Ars Acustica (lat.: akustische<br />

Kunst) ist so eine Art Hilfskonstruktion. Unter diesen<br />

Oberbegriff fallen Werke, die mit gutem Recht auf ganz<br />

andere Zuordnungen hören: Klangkunst, Radiokunst,<br />

Performance, Sound Art und Sound Poetry oder Hörspiel<br />

und Neue Musik. Vielfach sind die Auftraggeber<br />

dieser Werke die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten.<br />

Sie ermöglichen als Distributions- wie Produktions-Plattformen<br />

Sendungen, für die es erst nachträglich<br />

einen Begriff gibt. Und wenn dann noch Künstler unabhängig<br />

produzieren und Werke als Ars Acustica erschaffen,<br />

die im Rezeptionskontext Pop, Rock, Jazz oder gar<br />

Film zu verorten sind, ist die Verwirrung für Systematiker<br />

oder Puristen vollständig.<br />

Den Hörerinnen und Hörern dürfte es jedoch ein Vergnügen<br />

sein, sich die Vielfalt der akustischen Spielformen<br />

zu Gemüte zu führen, deren »Eigen-Art« es ist,<br />

Texte, Klänge, Geräusche, Originaltöne und Musiken<br />

nach jeweils verschiedenen Gesichtspunkten zu strukturieren.<br />

Gemeinsam ist ihnen aber die Konzeption als ein<br />

Werk zum Hören für einen oder mehrere Lautsprecher.<br />

Die Lange Nacht der Ars Acustica verfolgt diesen grenzüberschreitenden<br />

Ansatz und stellt Arbeiten vor, die<br />

zwischen Musik, Musiktheater, Bildender Kunst, Dichtung<br />

und Hörspiel stehen oder sogar aus dem Film sich<br />

rekrutieren. Sie reichen vom wagemutigen Sprach-,<br />

Musik- und Klangexperiment bis hin zum groovenden<br />

Song. Wer hier sucht, der findet Überraschendes, Provozierendes<br />

und emotional Bewegendes.<br />

Liebhaber der Ars Acustica führen, einem locker geknüpften<br />

Leitfaden folgend, durch die Nacht. Zwei Programmpunkte<br />

stehen bereits fest: Reinhard Ermens Ur -<br />

sendung »Murakamis Musik« montiert auf den Generalbass<br />

eines Real-Time-Soundwalks durch eine japanische<br />

Stadt die amerikanisch-europäischen Musik an -<br />

spielungen im Werk des Schriftstellers Haruki Murakami.<br />

Sie reichen von Rossini, Beethoven, Coltrane,<br />

Ellington bis Janáček. »Dead Man«, der Soundtrack von<br />

Jim Jarmuschs preisgekröntem Film von 1995 mit der<br />

Geräusch-Musik von Neil Young, ist ein mystischer<br />

Antiwestern um eine USA-Trip im Jahr 1776 des jungen<br />

englischen Dichters und Malers William Blake.<br />

Zusammenstellung und Moderation:<br />

Manfred Hess, Reinhard Ermen, Bernd Künzig, Frank Halbig<br />

Produktion: SWR 2015<br />

0.05 bis 2.00 Uhr Soundpoesie und Hörspiel<br />

2.03 bis 3.00 Uhr/Sommerzeit Neue Musik<br />

2.00/Winterzeit bis 4.00 Uhr<br />

4.03 bis 5.00 Uhr Jazz<br />

Film und Soundscape<br />

5.03 bis 6.00 Uhr Rock und Pop<br />

Ursendung<br />

SO, 25.10.2015 0.05 Uhr bis 6.00 Uhr morgens 407<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 57


OKTOBER 2015<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

ICH BLUFFE<br />

NIE!<br />

DIE MINIMALISIERUNG<br />

DES GLÜCKSFAKTORS<br />

von Annett Krause<br />

und Matthias Hilke<br />

Er denkt, dass ich denke, dass er denkt … – So geht das.<br />

Beim Poker. Poker gilt in Deutschland als Glücksspiel.<br />

Weshalb es nicht ohne weiteres erlaubt ist. Aber wenn<br />

man damit Geld verdient, meldet sich das Finanzamt<br />

trotzdem. Und wenn man Geld verliert? Der Poker-Protagonist<br />

in diesem Feature bleibt jedenfalls lieber anonym.<br />

Er ist jung und er lebt in Berlin. Bei einem Poker -<br />

turnier in Las Vegas hat er einmal viel gewonnen. Sehr<br />

viel. Jetzt will er bei einem Turnier in Prag gewinnen.<br />

Möglichst viel. Ob ihm das gelingt? Mit Glück? Oder<br />

doch mit Geschick? Oder muss er weiterträumen – von<br />

einer Karriere als Poker-Professor an einer Fakultät, die<br />

noch erfunden werden muss?<br />

Annett Krause<br />

geboren 1974 in Bad Frankenhausen,<br />

lebt in Berlin und macht mit<br />

Matthias Hilke Reportagen und<br />

Radiofeatures.<br />

Matthias Hilke<br />

geboren 1973 in Northeim, lebt in Berlin und macht mit Annett<br />

Krause Reportagen und Radiofeatures.<br />

Regie: Walter Filz<br />

Produktion: SWR/rbb 2015<br />

SO, 25.10.2015 14.05 Uhr ca. 54 Ursendung<br />

58 | SWR2 HÖRSPIEL


OKTOBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

LEBENSABEND IN ÜBERSEE<br />

SHA JI JING HOU (EIN HUHN SCHLACHTEN UM DIE AFFEN EINZUSCHÜCHTERN)<br />

Hörspiel von Hermann Bohlen<br />

Fotos links: privat; colourbox rechts: privat; colourbox<br />

Das Bild des einsamen Rentners, der Pfandflaschen<br />

suchend durch unsere Städte geistert, gehört der Vergangenheit<br />

an: Altern und Sterben werden aus Deutschland<br />

ausgelagert. Denn immer weniger alte Menschen<br />

können sich ihren Lebensabend in Mitteleuropa leisten.<br />

Poldi und Gretchen haben das Rentenalter erreicht.<br />

Zeit für den Kassensturz: Kommen sie – jeder für sich<br />

– auf die 487.800 Euro Sicherheit, wie in der jüngsten<br />

Gesetzesnovelle zur Vermeidung von Altersarmut festgelegt?<br />

Nur wer dieses Vermögen angespart hat oder<br />

eine satte monatliche Rente nachweisen kann, darf seinen<br />

Lebensabend in Deutschland verbringen. Für alle<br />

anderen heißt es Koffer packen und Abschied nehmen<br />

von der Heimat – für den gesicherten Lebensabend in<br />

Übersee.<br />

Hermann Bohlen<br />

geboren 1963 in Celle, studierte Sinologie<br />

und lebt als Hörspielmacher in Berlin.<br />

Schreibt und produziert seit 1994<br />

Hörspiele. Publikumspreis Lautsprecher<br />

der Akademie der Künste Berlin für<br />

»Prozedur 7.7.0.« (1996). Andere<br />

seiner zahlreichen Produktionen sind<br />

»Gekaut! (Bis es von alleine herunterläuft)«<br />

(1994), »Gräser fliegen nur noch selten« (2005) und »Alfred<br />

C. – Aus dem Leben eines Getreidehändlers«(2012), das mit<br />

dem ARD Hörspielpreis ausgezeichnet wurde.<br />

Mit: Ulrich Pleitgen, Christine Schorn, Harald Halgardt,<br />

Malina Ebert u.v.a.<br />

Regie: Judith Lorentz/Hermann Bohlen<br />

Produktion: WDR 2014<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

SO, 25.10.2015 18.20 Uhr 53 <br />

Im Anschluss: SWR2 Mehrspur. Radio Reflektiert <br />

siehe Seite 35<br />

MAGAZIN<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 59


OKTOBER 2015<br />

SWR2 TANDEM<br />

SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

DER ZAUN VON<br />

MELILLA<br />

Hörspiel von Patrick Batarilo<br />

In Melilla, einer spanischen Enklave im Norden Marokkos,<br />

trennt ein sechs Meter hoher Zaun Europa von<br />

Afrika. Ganz in der Nähe verstecken sich Tausende von<br />

Menschen, die vor allem aus Ländern südlich der Sahara<br />

geflohen sind und nach Europa gelangen wollen. Oft<br />

leben sie monatelang im Wald – bis ihnen Schlepper<br />

oder Informanten einen günstigen Zeitpunkt nennen,<br />

um den Zaun zu überwinden. Dann rennen sie, mit<br />

Holzlatten und Leitern bewehrt, zu Hunderten auf die<br />

Grenze zu. Oscar und Laetitia, zwei westafrikanische<br />

Flüchtlinge, haben es über den Zaun geschafft. Doch<br />

statt in ein Auffanglager wird Laetitia von zwei spanischen<br />

Grenzpolizisten in einen abgelegenen Hinterhof<br />

gebracht und dort verhört: Die beiden Polizisten haben<br />

anderes mit ihr vor.<br />

Patrick Batarilo<br />

geboren 1974 in Waldshut, studierte<br />

Kultur- und Theaterwissenschaft in Berlin,<br />

Frankreich und den USA und lebt in<br />

Marseille. Nach einem Volontariat beim<br />

SWR war er zweieinhalb Jahre lang<br />

Redakteur bei SWR2, wo er noch immer<br />

als Moderator und Autor arbeitet. Als<br />

freier Hörfunkautor Radio-Dokumentationen<br />

aus Vietnam, Istanbul, Israel, Mexiko, Buenos Aires,<br />

Marokko, Westafrika und Kroatien. Mit dem Feature »Back to<br />

Bosporus. Existenzgründung auf deutsch-türkisch« (SWR2) hat<br />

Batarilo 2012 den europäischen CIVIS-Medienpreis gewonnen.<br />

SICH ABARBEITEN<br />

Hörspiel von Björn SC Deigner<br />

Im Zentrum steht das Innenleben eines Mannes, der am<br />

Wendepunkt seines Lebens angekommen ist. Er ist Aufsteiger<br />

und Familienvater. Er hat sein Leben nach dem<br />

Job ausgerichtet; er ist Karrierist und ein Besserverdiener,<br />

für den beruflicher Erfolg den eigenen Wert definiert.<br />

Zugleich aber scheint sein Leben vom Absturz<br />

bedroht: Was bleibt, wenn ein Mann und Vater alles richtig<br />

gemacht hat und dennoch falsch liegt? Dieses Stimmenspiel<br />

stellt die alte Frage nach dem richtigen Leben<br />

im falschen.<br />

Die Produktion erhielt von der »Hörspiel des Monats<br />

September 2012«-Jury der Akademie der Darstellenden<br />

Künste »eine lobende Erwähnung« als »Sprechoper<br />

der zersplitterten und entpersonalisierten Bewusstseinszustände<br />

des Einzelnen in der postfordistischen<br />

Arbeits welt.«<br />

Björn SC Deigner<br />

geboren 1983 in Heidelberg, lebt in Berlin.<br />

Nach dem Studium am Institut für<br />

Angewandte Theaterwissenschaft Gießen<br />

schreibt er Hörspiele, arbeitet mit<br />

der Theaterperformancegruppe »huR-<br />

Rah!« und arbeitet als Sounddesigner/<br />

Theatermusiker, zuletzt am Schauspiel<br />

Frankfurt, am Deutschen Theater Berlin<br />

und Schauspiel Köln.<br />

Mit: Sophie Rois, Wolfgang Pregler und Torben Kessler<br />

Musik und Regie: Björn SC Deigner<br />

Produktion: SWR 2012<br />

Regie: Alexander Schuhmacher<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DI, 27.10.2015 19.20 Uhr ca. 25 Ursendung<br />

DO, 29.10.2015 22.03 Uhr 49 <br />

60 | SWR2 HÖRSPIEL


SWR2 KRIMI<br />

MEERESRAUSCHEN 3.2.<br />

Hörspiel von Johannes Gelich<br />

Fotos links: SWR/ Müller; privat; colourbox rechts: Andreas Horvath; colourbox<br />

»Eigentlich begann alles aus dem Ruder zu laufen, als<br />

die Weidenkamps auftauchten. Das heißt, Mama kriegte<br />

sich nicht mehr ein, wegen der kleinen Schweinerei, die<br />

sie in ihrem Schlafzimmer aufgeführt haben. Sie wäre<br />

am liebsten nach oben gelaufen, um denen ihre Meinung<br />

zu sagen, aber das ging ja nicht, da wären wir ja<br />

alle aufgeflogen. Den Papa nervten ganz andere Dinge,<br />

zum Beispiel Woolfi, der Hund. Ohne Woolfi und die<br />

Weidenkamps wäre alles glatt gegangen, vermute ich<br />

mal, aber da kommen dann doch wieder die Außenreize<br />

ins Spiel, das heißt, die anderen; irgendwie gibt es sogar<br />

auf diesem engen Raum etwas, das du nicht kontrollieren<br />

kannst. Ich würde gerne mal wissen, wie dieses<br />

Gesetz lautet, ich meine, es muss ein Naturgesetz geben,<br />

und wenn es nicht Woolfi oder die Weidenkamps gewesen<br />

wären, dann wäre es etwas anderes gewesen, dann<br />

wäre Michelle krank geworden oder ich, ich behaupte<br />

mal, das ist ein Naturgesetz, dass irgendetwas aus dem<br />

Ruder laufen muss.«<br />

Alle fahren in die Karibik, nur den Hanolds reicht das<br />

Geld nicht. Dieser Schande will sich die Familie nicht<br />

aussetzen. Also verreisen. Aber wie denn, ohne Geld?<br />

Um der Häme der prahlerischen Nachbarn zu entgehen,<br />

entsteht die Idee zu einem außergewöhnlichen Projekt:<br />

Im Keller Urlaub machen, mal was anderes, denkt sich<br />

die Familie Hanold und startet ihr kleines Experiment.<br />

Und eigentlich ist der Plan perfekt: Die Nachbarn merken<br />

nichts, man spart Geld, und das Urlaubsfeeling<br />

schafft man sich mithilfe von Sauna-Wärme und virtu-<br />

ellem Meeresrauschen. Mit Internetverbindung und<br />

Proviant müssten sich die zwei Wochen im Keller doch<br />

aushalten lassen.<br />

Aber was als stimmungsvoller Ausflug ins eigene Untergeschoss<br />

beginnt, mündet in eine schrille Urlaubstragödie.<br />

Für Sohn Tom wird das Projekt schnell zum<br />

gefährlichen Experiment, für den Vater zur erniedrigenden<br />

Hölle. Angespornt vom exzessiven Alkoholkonsum<br />

bedroht er seine Familie mit einem Gewehr, bis<br />

Tochter Michelle der zunehmend ausweglosen Kellersituation<br />

zu entfliehen versucht.<br />

Johannes Gelich<br />

geboren 1969 in Salzburg, lebt in Wien.<br />

Nach dem Studium von Theaterwissenschaft<br />

und Germanistik in Wien arbeitete<br />

er zwei Jahre lang als Auslandslektor<br />

in Iaşi/Rumänien. Neben Roma nen<br />

(»Wir sind die Lebenden«) und Erzählungen<br />

(»Das T-Shirt meiner Frau«) schreibt<br />

er fürs Radio u.a. Hörspiele – zuletzt das<br />

Kriminalhörspiel »Rabenkinder« (SWR/ ORF 2013).<br />

Musik: Matthias Schneider-Hollek<br />

Regie: Günter Maurer<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

FR, 30.10.2015 22.33 Uhr ca. 55 Ursendung<br />

SA, 31.10.2015 22.03 Uhr ca. 55<br />

Zweitsendung SWR4 BW<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 61


NOVEMBER 2015<br />

SWR2 SPIELRAUM<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM FEIERTAG<br />

ZUCKERSTARK UND<br />

DAS TEUFELSMOOR<br />

Kriminalhörspiel für Kinder<br />

von Jens-Uwe Bartholomäus<br />

Leon Zucker und sein Freund Mirko Stark werden gern<br />

in Kriminalfälle verwickelt, weswegen sie Kommissar<br />

Pfahl zu Ermittlungshelfern ernannt hat. Und schon<br />

wieder lauert ein Fall: Leon und seine Mutter sollen aus<br />

ihrem Haus ausziehen, da es auf dem Land des Grafen<br />

von Bahlgur steht und einer Schnellstraße weichen soll.<br />

Da wird im Teufelsmoor eine alte Truhe gefunden, was<br />

die Bauarbeiten blockiert. Buddelkalle, Chef der Grabungsarbeiten,<br />

erläutert den Kindern, wie wichtig das<br />

Moor ist. Er zeigt den Kindern auch die Kiste, die einem<br />

Vorfahren des Grafen gehört hat und auch dessen Testament<br />

erhält – allerdings nur eine Hälfte davon. Die<br />

zweite Hälfte finden die Kinder in einem Geheimfach,<br />

als sie den Dachboden von Leons Mutter aufräumen.<br />

Das Haus gehörte früher dem Förster des Grafen, der<br />

das Testament – und das Land – als Dank erhalten hat;<br />

Leons Mutter ist also die rechtmäßige Erbin. Damit wäre<br />

der Straßenbauplan hinfällig. Der Graf wird informiert<br />

und lädt ein zu einem Treffen, doch er spielt falsch: Für<br />

Leon und Mirko wird es jetzt richtig gefährlich.<br />

Jens-Uwe Bartholomäus<br />

geboren 1962 in Wolfsburg, lebt als<br />

Regisseur, Komponist, Musiker, Musikund<br />

Hörspielproduzent in Hohen Neuendorf,<br />

nördlich von Berlin. Seit Mitte<br />

der 1990er-Jahre entstehen im eigenen<br />

Tonstudio Musik- und Hörbuchproduktionen<br />

für Verlage, Fernseh- und Hörfunkanstalten<br />

sowie freie Hörspiel- und<br />

Musikproduktionen, die unter dem eigenen Label »darp<br />

records« veröffentlicht werden.<br />

ALLER SEELEN<br />

Hörspiel von Werner Fritsch<br />

Ein Bauernhof gegen Ende des Zweiten Weltkrieges.<br />

Die junge Christa lebt hier mit ihrer Familie. Der Nazi<br />

Geigenbauer wirbt um sie, doch Christa liebt Stephan.<br />

Eine lebensgefährliche Liebe, wie sich bald zeigen wird.<br />

Ihr Vater Lazarus, der bei der Wehrmacht dient, wird bei<br />

einem Heimaturlaub von Geigenbauers Kumpanen vor<br />

den Augen seines kleinen Sohnes erschossen. Ein Jahr<br />

später im Konzentrationslager: Geigenbauer, jetzt Herr<br />

über Leben und Tod, lässt seinen gekränkten Stolz an<br />

Christa und ihrem Geliebten aus. Wieder ein Jahr später,<br />

Allerseelen 1945, sieht Christa zu, wie Geigenbauer<br />

unter Aufsicht der Amerikaner Leichen aus einem Massengrab<br />

ausgräbt. Geigenbauer wird schließlich von<br />

einem amerikanischen Exekutionskommando erschossen.<br />

Das Rad der Geschichte hat sich weiter gedreht. Die<br />

Überlebenden sind von den Schrecken des Krieges für<br />

immer gezeichnet.<br />

Werner Fritsch<br />

geboren 1960 im fränkischen Waldsassen,<br />

lebt als Dramatiker, Prosaautor und<br />

Regisseur in Berlin. Seine Arbeiten wurden<br />

auf der Bühne, im Kino und im<br />

Radio realisiert. Zahlreiche Auszeichnungen:<br />

u.a. Hörspielpreis der Kriegsblinden<br />

1992 für »Sense« (SWR), ARD<br />

Hörspielpreis für »Enigma Emmy Göring«<br />

(SWR), das auch zum Hörspiel des Jahres 2006 gekürt wurde.<br />

Mit: Elisabeth Orth, Cornelius Obonya, Harald Krassnitzer u.a.<br />

Musik: Peter Kaizar<br />

Regie: Götz Fritsch<br />

Produktion: ORF/HR 2014<br />

Mit: Leonard Bartholomäus, Sebastian Borsch,<br />

Christian Giese, Peter Gröger, Andrea Held u.a.<br />

Musik und Regie: Jens-Uwe Bartholomäus<br />

Produktion: Die Hörspielfabrik 2012<br />

Hörbuch-Edition: darp records<br />

ALLERHEILIGEN<br />

SO, 01.11.2015 14.05 Uhr 52 <br />

ALLERHEILIGEN<br />

SO, 01.11.2015 18.20 Uhr 61 <br />

62 | SWR2 HÖRSPIEL


SWR2 TANDEM<br />

Fotos links: Julia Thai; Uta Ackermann/Suhrkamp Verlag rechts: Frank Halbig; colourbox; Jürgen Beck<br />

IN EWIGKEIT<br />

AMEISEN<br />

Hörspiel von Wolfram Lotz<br />

Der Atomkrieg ist ausgebrochen und die Menschheit<br />

hat nur noch einen Tag zu leben. Während die Mitarbeiter<br />

des Deutschen Konsulats betrunken in den ewigen<br />

Feierabend taumeln, arbeitet Professor Schneling-<br />

Göbelitz irgendwo im Dschungel verbissen an seiner<br />

Unsterblichkeit. Er forscht nach der blauen Ameise, die<br />

als einziges Wesen das Inferno überleben kann und als<br />

Schneling-Göbelitz-Ameise ihren Entdecker unsterblich<br />

machen soll.<br />

Wolfram Lotz<br />

geboren 1981 in Hamburg, studierte<br />

Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaft<br />

in Konstanz und Literarisches<br />

Schreiben am Deutschen Literaturinstitut<br />

Leipzig. Er ist Autor von Theaterstücken,<br />

Hörspielen, Lyrik und wurde<br />

mehrfach ausgezeichnet, unter anderem<br />

2011 mit dem Kleist-Förderpreis.<br />

Mit: Christoph Hass, Wolfgang Hinze,<br />

Michael Tregor und Frauke Vetter<br />

Regie: Tobias Krebs<br />

Produktion: SWR 2009<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DI, 03.11.2015 19.20 Uhr ca. 25 <br />

SWR2 ARS ACUSTICA<br />

KARL-SCZUKA-PREIS 2015<br />

DAS HÖRSPIEL VOM<br />

HÖRSPIEL 2015<br />

WERKE AUS DEM WETTBEWERB<br />

UM DEN KARL-SCZUKA-PREIS<br />

vorgestellt von einem Jurymitglied<br />

Den Pionierjahren des Rundfunks entstammt eine<br />

Überlegung von Kurt Weill, die zur Definition einer<br />

neuen Kunstform geworden ist: »Wir können uns«,<br />

schreibt er 1925, »sehr gut vorstellen, dass zu den Tönen<br />

und Rhythmen der Musik neue Klänge hinzutreten,<br />

Klänge aus anderen Sphären: Rufe menschlicher und<br />

tierischer Stimmen, Naturstimmen, Rauschen von Winden,<br />

Wasser, Bäumen und dann ein Heer neuer, unerhörter<br />

Geräusche, die das Mikrophon auf künstlichem<br />

Wege erzeugen könnte, wenn Klangwellen übereinander<br />

geschichtet oder ineinander verwoben, verweht und<br />

neugeboren werden würden.« Das nannte er ›absolute<br />

Radiokunst‹ und unterschied es von allen funktionalen<br />

Darstellungsformen des Mediums.<br />

1931 führte Friedrich Bischoff, damals Intendant in Breslau,<br />

bei der ‘Rundfunk- und Phonoschau Berlin’, dem<br />

Vorläufer der heutigen Funkausstellung, Ausschnitte<br />

aus neuen Hörspielproduktionen vor. Er gab seiner Beispiel-Sammlung<br />

aus der Entwicklungsarbeit der Radiokunst<br />

den Titel »Das Hörspiel vom Hörspiel«.<br />

Unter diesem Titel stellen Mitglieder der unabhängigen<br />

Jury Werke aus dem jährlichen Wettbewerb um den Karl-<br />

Sczuka-Preis vor, Werke der autonomen Radiokunst.<br />

Regie: N.N.<br />

Produktion: SWR 2015<br />

DI, 03.11.2015 23.03 Uhr ca. 55 Erstsendung<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 63


NOVEMBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

DER IRRE<br />

nach der gleichnamigen Novelle von Georg Heym<br />

Anlässlich der Ursendung schrieb der Hörfunkkritiker<br />

Stefan Fischer in der Süddeutschen Zeitung:<br />

Der erste Tag in Freiheit ist der letzte im Leben der Titelfigur.<br />

Im Wechsel von Innen- und Außenperspektive<br />

begleitet man sie als Zuhörer in diesen grauenhaften<br />

Stunden. Denn der Irre übt Rache, rauschhaft tötet er<br />

Menschen, sogar Kinder, weil er sich von ihnen<br />

geschmäht fühlt. Er ist gnadenlos, und letztendlich sind<br />

so auch Text und Hörspiel. Was die Stärke dieser Produktion<br />

ausmacht. Das brutale Tun des Irren wird nicht<br />

moralisch gewertet, sondern sachlich geschildert. Das<br />

ist mitunter hart an der Grenze des Erträglichen. Aber<br />

führt weit hinein in die Sphären des Irrationalen und<br />

Asozialen, des Hässlichen und Bösen. Die durchaus faszinierend<br />

sind. Und just in diesem Tonfall angemessen<br />

geschildert werden.<br />

CHRISTIAN REDL<br />

Georg Heym<br />

geboren 1887 in Hirschberg /Schlesien,<br />

ertrank 1912 in Berlin bei einer Schlittschuhpartie<br />

auf der Havel. Er zählt mit<br />

seinem schmalen wie eindringlichen<br />

Prosa- und Dichtungswerk zu den Frühvollendeten<br />

des deutschen Expressionismus.<br />

Heym gehörte dem im Winter<br />

1909 gegründeten »Neuen Club« an,<br />

einer Vereinigung von Studenten und jungen Künstlern wie<br />

u.a. Jacob von Hoddis und Ernst Blass, die sich gegen den Wilhelminischen<br />

Zeit- und Kunstgeist wandten. »Der Irre« wurde<br />

1911 geschrieben und erschien posthum 1913.<br />

Mit: Martin Rentzsch und Christian Redl<br />

Hörspielbearbeitung: Iris Drögekamp/Manfred Hess<br />

Regie: Iris Drögekamp<br />

Produktion: SWR 2012<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DO, 05.11.2015 22.03 Uhr 47 <br />

64 | SWR2 HÖRSPIEL


NOVEMBER 2015<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

Fotos links: SWR/Monika Maier; wikipedia rechts: colourbox; privat<br />

SWR2 KRIMI<br />

HÖRERWUNSCH<br />

DUELL IM<br />

STILE DER ZEIT<br />

Kriminalhörspiel<br />

von Charles M. Cohen<br />

aus dem Englischen<br />

von Barbara Kurkowski<br />

Wer würde sich ohne die segensreiche Erfindung des<br />

Telefons nicht hilflos fühlen. Es vermittelt Geschäfte<br />

und hält den Kontakt mit den Freunden aufrecht. Das<br />

Telefon kann aber auch zur Plage werden – welcher Telefonbesitzer<br />

wüsste das nicht. Wenn zum Beispiel<br />

jemand, der Halbmeier heißt, ständig angerufen wird<br />

von Leuten, die Herrn Ganzmeier zu sprechen wünschen,<br />

oder von Leuten, die sich nur verwählt haben.<br />

In diesem Hörspiel geht es um so einen Fall, der sich,<br />

weil der Falschwähler seine Aggressionen loswerden<br />

muss, zu einem Duell entwickelt: zu einem Duell im<br />

Stile der Zeit, bei dem es um gute Nerven und um noch<br />

bessere Einfälle geht. Telefonnummern sind nämlich<br />

keine Adressen, mit Gewalt ist hier nichts auszurichten.<br />

Dass einer der Duellanten schließlich doch seine Prügel<br />

bezieht, liegt am Einfallsreichtum des anderen.<br />

Charles M. Cohen<br />

geboren 1926 in Winnipeg/ Manitoba, gestorben 1998 in Montreal,<br />

war ein kanadischer Autor. Er hat Filmdrehbücher, Fernsehspiele<br />

und Hörspiele geschrieben. In den 1960er-Jahren ist<br />

er mit der Radiosatire »Die Welle der einsamen Herzen«<br />

bekannt geworden.<br />

Mit: Ludwig Thiesen, Dinah Hinz, Heiner Schmidt,<br />

Peter Michel Ladiges, Ellen Xenakis, Dagmar Berghoff,<br />

Sigi Harreis, Christine Davis u.a.<br />

Regie: Hermann Naber<br />

Produktion: SWF/BR 1968<br />

FR, 06.11.2015 22.03 Uhr 33 <br />

VOODOO DER<br />

RÜCKKEHR<br />

HANS CHRISTOPH BUCH UND<br />

DANY LAFERRIÈRE UND HAITI<br />

von Egon Koch<br />

Haiti 2015: Fünf Jahre nach dem Erdbeben und kurz<br />

nach dem Tod des Ex-Diktators »Baby Doc« Duvalier.<br />

Seit 2011 ist der Komponist und Sänger Michel Martelly<br />

Präsident. Immer noch aber ist Haiti das Armenhaus<br />

Amerikas mit der geringsten Lebenserwartung, entmündigt<br />

durch den französischen Kolonialismus, die<br />

US-amerikanische Besatzung, Blauhelmsoldaten und<br />

geschäftstüchtigen Hilfsorganisationen. Dany Laferrière<br />

und Hans Christoph Buch sind Schriftsteller und<br />

Antipoden. Der eine ist Haitianer und lebt seit 1976 im<br />

kanadischen Exil. Der andere ist Deutscher und reist<br />

seit den 1980er-Jahren immer wieder in das karibische<br />

Land, wo bis zum Erdbeben das Haus seines Großvaters<br />

stand. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln schildern<br />

die beiden, dass Haiti mehr ist als das Land des Elends,<br />

der alleinerziehenden Mütter und von Gewalt, Drogen<br />

und Korruption.<br />

Egon Koch<br />

geboren 1955 im badischen Bühl, verbrachte<br />

seine Kindheit auf dem Rheinschiff<br />

»Rabelais«, studierte in Berlin<br />

Politologie, Germanistik und Theaterwissenschaften.<br />

Mitte der 1980er-Jahre<br />

begann er in Paris seine Arbeit als freier<br />

Schriftsteller und Autor. Seit 1992 lebt<br />

er in Hamburg.<br />

Regie: Egon Koch<br />

Produktion: SWR 2015<br />

SO, 08.11.2015 14.05 Uhr ca. 54 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 65


NOVEMBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

ROLAND BARTHES ZUM 100. GEBURTSTAG<br />

PARISER ABENDE<br />

von Roland Barthes<br />

aus dem Französischen<br />

von Hans-Horst Henschen<br />

»Soirées de Paris« wurde zwischen dem 24. August und<br />

dem 17. September 1979 geschrieben. In einer Notiz<br />

nannte Barthes diesen Text auch »Die Vergeblichen<br />

Abende«. Genauer Beobachter und Analytiker des Alltags<br />

ist er auch hier in diesen scheinbar nebensächlichen<br />

Notaten, die »das tägliche Kleingeld seiner Zeit«<br />

festhalten und das ruhelose, nächtliche Umherstreifen<br />

durch die Pariser Restaurants, Cafés und Bars beschreiben.<br />

Die allabendliche Suche nach einem unverhofften<br />

Glück, einer unerwarteten Begegnung, und sei es auch<br />

nur ein rasches sexuelles Abenteuer, gerät in der Niederschrift<br />

zum schonungslosen Beleg einer unsagbaren Einsamkeit<br />

– mit der am Ende traurigen Einsicht, alt ge -<br />

worden (und das heißt: nicht mehr begehrenswert) zu sein.<br />

Roland Barthes<br />

geboren am 12. November 1915 in Cher -<br />

bourg, starb 1980 in Paris an den Folgen<br />

eines Verkehrsunfalls. Der französische<br />

Philosoph, Schriftsteller und Literaturkritiker<br />

gilt als einer der markantesten Wissenschaftler<br />

im Bereich der strukturalistischen<br />

Semiotik. Als Kritiker zu aktuellen<br />

und im Wesentlichen literarischen Ereignissen<br />

löste er oft scharfe Auseinandersetzungen aus.<br />

SWR2 TANDEM<br />

NICKS BABY<br />

Hörspiel von Maja Das Gupta<br />

Nick ist Journalist auf Jobsuche. Erst neulich hat er wieder<br />

eine Absage kassiert – von einem Eltern-Magazin,<br />

für das er leider in Ermangelung eines Kindes nicht in<br />

Frage kam. Doch eines Morgens fährt er seinen Rechner<br />

hoch und wird auf facebook mit Glückwünschen zum<br />

Vatersein überhäuft. Denn eine Freundin hat ein Foto<br />

gepostet, das ihn mit einem Baby auf dem Arm zeigt,<br />

das fälschlicherweise ihm zugeschrieben wird. Eigentlich<br />

will Nick den Irrtum schnell aufklären, aber da meldet<br />

sich besagtes Eltern-Magazin, gratuliert zum Sohn<br />

und unterbreitet ihm ein Jobangebot. Nick erliegt der<br />

Versuchung: Wenn alle Welt ihm online zum Vaterglück<br />

gratuliert, warum nicht offline davon profitieren? Allerdings<br />

erweist es sich im digitalen Zeitalter mit seiner<br />

Fotosucht als gar nicht so einfach, über einen längeren<br />

Zeitraum die Anwesenheit eines Kindes im eigenen<br />

Heim zu simulieren ...<br />

Maja Das Gupta<br />

geboren 1973 in München, lebt zurzeit<br />

in Berlin. Sie ist Absolventin des Deutschen<br />

Literaturinstituts in Leipzig und<br />

der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München. Seitdem ist sie als freie Autorin,<br />

Dramaturgin und Theaterpädagogin<br />

sowohl in der Freien Szene als auch<br />

an Stadt- und Staatstheatern tätig. Ihre<br />

Stücke waren zum Berliner Stückemarkt, dem 2. Wochenende<br />

der Jungen Dramatik an den Münchner Kammerspielen, den<br />

Schillertagen Mannheim und den Autorentagen des Wiener<br />

Burgtheaters eingeladen und wurden an Staats-, Stadttheatern<br />

und in der Freien Szene uraufgeführt. Mehrere Hörspiele<br />

entstanden für den SWR, RBB und DKultur.<br />

Regie: Mark Ginzler<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Mit: Udo Samel<br />

Regie: Ulrich Lampen<br />

Produktion: HR 2010<br />

Buchausgabe: Suhrkamp<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

SO, 08.11.2015 18.20 Uhr 59 DI, 10.11.2015 19.20 Uhr ca. 25 Ursendung<br />

66 | SWR2 HÖRSPIEL


NOVEMBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

CONFIRMATION – BESTÄTIGUNG<br />

nach der gleichnamigen Theaterperformance von Chris Thorpe<br />

Mitarbeit: Rachel Chavkin<br />

aus dem Englischen von Katharina Schmitt<br />

Fotos links: Jerry Bauer/Suhrkamp Verlag; Joa van Overstraaten; colourbox rechts: Rowohlt Verlag; wikipedia; wikimedia<br />

Sie sind weltoffen und akzeptieren andere Meinungen?<br />

Natürlich. Aber vielleicht auch nicht. Denn wir können<br />

nicht die Welt durch die Augen anderer sehen, selbst<br />

wenn sie mit Fakten und Informationen bestückt ist.<br />

Wie wir – so sind auch die anderen. Haben Rassisten<br />

oder Antisemiten somit immer unrecht? Sind Sie<br />

jemals der Versuchung erlegen, über die dunkle Hölle<br />

eines Anders Breivik zu argumentieren? Ist es also möglich,<br />

einen »herrschaftsfreien Dialog« mit Menschen zu<br />

führen, mit denen man fundamental divergiert? Diese<br />

Fragen führen automatisch zu den eigenen wie fremden<br />

Bestätigungsfehlern (confirmation bias).<br />

Thorpes Stück beginnt wie eine vergnügliche TED-Rede<br />

über das liberale Leben, gut gemeint und vor einem<br />

öffentlichen Forum, das »liken« kann. Sie verwandelt<br />

sich aber unversehens in einen Boxkampf um die<br />

»rechte«, d.h. richtige Meinung – tückisch und mit permanenten<br />

Erschleichungen der Beweisgründe (petitio<br />

principii). So ist sie, die menschliche Tendenz, sich zu<br />

bestätigen. Aber so liberal und einsichtig auch der Einzelne<br />

zu sein glaubt, am Ende steht in dieser Selbst- und<br />

Publikumsbefragung klar und deutlich fest: Toleranz<br />

oder Kuschelkurs, alles anzuhören und alle zu verstehen,<br />

das kann nicht das Richtige sein. Diese Ambivalenz<br />

gilt es auszuhalten und ihr entsprechend entschieden<br />

zu leben.<br />

Chris Thorpe<br />

ist Autor und Performer aus Manchester/England.<br />

Neben zahlreichen Kooperationen<br />

mit dem Unlimited Theatre, der<br />

britischen Gruppe Third Angel, der portugiesischen<br />

mala voadora arbeitet er<br />

mit der Dichterin Hannah Jane Walker<br />

zusammen. Seine Performance Confirmation<br />

wurde beim Edinburgh Fringe<br />

Festival 2014 uraufgeführt und dort mit dem Fringe First Award<br />

ausgezeichnet.<br />

Mit: Corinna Harfouch<br />

Hörspielfassung, Musik und Regie: Klaus Buhlert<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DO, 12.11.2015 22.03 Uhr ca. 55 Ursendung<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 67


NOVEMBER 2015<br />

SWR2 KRIMI<br />

ARD RADIO TATORT<br />

ROTE<br />

WASSER<br />

Kriminalhörspiel<br />

von Friedemann Schulz<br />

Gerät die nächtliche Begegnung von Hauptkommissar<br />

Nebe mit einem Reh zum Menetekel? In seinen zahlreichen<br />

schlaflosen Nächten fährt Nebe ziellos mit dem<br />

Wagen herum; eines Nachts nimmt er eine aufgeregt<br />

auf die Straße stürzende junge Frau mit, die schon kurz<br />

darauf an einer menschenleeren Bushaltestelle wieder<br />

aussteigt.<br />

Einige Zeit später wird sie, eine Studentin, am Fuß eines<br />

Steinbruchs tot aufgefunden; ob Unfall oder Mord ist<br />

unklar. Nebe überfällt eine eigenartige Passivität. Hätte<br />

er nicht längst zugeben müssen, dass er in dieser Nacht<br />

die Studentin ein Stück mitgenommen hat? Er gerät bei<br />

den Ermittlungen gehörig in Bedrängnis.<br />

Zugleich beschäftigt Kommissaranwärter Panzer eine<br />

sanft Entschlafene aus einem Seniorenheim, die einen<br />

merkwürdigen Zettel in ihren Nachttisch aufbewahrt<br />

hatte. Stichwort: Todesengel – der Fall sollte untersucht<br />

werden und Schmoll tut das mit der ihm eigenen<br />

Gewissenhaftigkeit. Schließlich ist er in der 7. Klasse<br />

mit einer Pflegerin des Heims mal liiert gewesen.<br />

Friedemann Schulz<br />

geboren 1945, lebt als freier Autor und Regisseur in Neuwied,<br />

verfasste nach »Abschaum«, »Vorahnung«, »Das grüne Zimmer«<br />

und »Dancing Queen« nun den fünften HR-Radio Tatort<br />

mit Hauptkommissar Nebe.<br />

Mit: Sebastian Blomberg, Martin Engler, Hanno Koffler,<br />

Sandra Gerling, Barbara Philipp u.v.a.<br />

Regie: Thomas Wolfertz<br />

Produktion: HR 2015<br />

FR, 13.11.2015 19.05 Uhr ca. 54 Ursendung<br />

SA, 14.11.2015 21.03 Uhr ca. 54<br />

Zweitsendung SWR4 BW<br />

Fotos links: Andrea Leclerque rechts: SWR/Peter A. Schmidt<br />

68 | SWR2 HÖRSPIEL


ARD HÖRSPIELTAGE<br />

2014 …<br />

ARD HÖRSPIELTAGE 2014 | IMPRESSIONEN<br />

… 2015 ><br />

SWR2 HÖRSPIEL | 69


NOVEMBER 2015<br />

SWR2 SONDERTERMIN/HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

ARD HÖRSPIELTAGE 2015<br />

EIN FESTIVAL FÜR DAS HÖRSPIEL<br />

vom 11. bis 15. November in ZKM und HfG | Karlsruhe<br />

Die ARD Hörspieltage haben sich zu einem vielbeachteten<br />

und wichtigen Festival für die Hörspielkunst entwickelt.<br />

Zum zehnten Mal findet das erfolgreiche<br />

Festival im Zentrum für Kunst und Medientechnologie<br />

(ZKM) und der Hochschule für Gestaltung (HfG) statt.<br />

Kernstück des Festivals ist der Wettbewerb um den<br />

»Deutschen Hörspielpreis der ARD«. Alle ARD Landesrundfunkanstalten<br />

und das Deutschlandradio sowie<br />

erstmals auch der österreichische Rundfunk (ORF) und<br />

das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) schicken ihre<br />

besten Produktionen ins Rennen und präsentieren sie<br />

während des Festivals dem Publikum und einer prominent<br />

besetzten Fachjury unter dem Vorsitz von Hermann<br />

Beil, Präsident der Deutschen Akademie der<br />

Darstellenden Künste und Chefdramaturg des Berliner<br />

Ensembles.<br />

Jedes Wettbewerbsstück wird gemeinsam gehört und<br />

danach von der Jury öffentlich besprochen. Im<br />

Anschluss an die Jurydiskussionen hat das Publikum<br />

die Möglichkeit, mit den Hörspielmachern ins Gespräch<br />

zu kommen. Am 14. November wird der Wettbewerbsgewinner<br />

von der Jury in einer geheimen Abstimmung<br />

ermittelt; gesendet wird das Gewinnerstück in SWR2 am<br />

15. November.<br />

Beim Wettbewerb um den »ARD Online Award«, dem<br />

Publikumspreis zum »Deutschen Hörspielpreis der<br />

ARD«, ist Ihre Stimme gefragt. Vom 27. Oktober bis zum<br />

16. November stehen die Wettbewerbsstücke unter<br />

radio.ARD.de zum Hören bereit; Ihre Stimmabgabe ist<br />

bis zum 14. November, 18 Uhr möglich.<br />

HERMANN BOHLEN, HEINZ SOMMER<br />

In der »Nacht der Gewinner« am 14. November werden<br />

neben diesen Preisen auch der »ARD PiNball« (siehe S. 19<br />

und S. 53) sowie zwei weitere herausragende Produktionen<br />

ausgezeichnet: Vergeben wird der »Deutsche Kinderhörspielpreis«<br />

und der »Kinderhörspielpreis der Stadt<br />

Karlsruhe«, über den eine Kinderjury entscheidet.<br />

Neben den Wettbewerben bietet das Festival Vorträge,<br />

Konzerte und Live-Hörspiele. Etwa das Hörspiel »Schalltot<br />

oder lebendig« von Hermann Bohlen, das unter der<br />

Regie von Judith Lorentz auf die Bühne gebracht wird.<br />

»Wie werden eigentlich Hörspiele gemacht, wie arbeitet<br />

ein Hörspiel-Regisseur?« Fragen, auf die das schräge,<br />

urkomische Stück antwortet. Auf der Bühne: ein Regisseur,<br />

eine Schauspielerin, ein Schauspieler und ein Toningenieur.<br />

Gemeinsam arbeiten sie an den Aufnahmen<br />

zum Hörspiel »Diese Ecke«. Es ist die Küchen-Ecke zwischen<br />

Spüle, Wand und Fensterbrett, in die der Protagonist<br />

Hubert immer schaut, wenn er nachdenkt. Und<br />

das muss er an diesem Morgen, nach durchzechter<br />

Nacht. Denn Valerie hat ihm offenbar gesagt, dass sie<br />

nicht mehr ihn, sondern Rudolphe liebt. Aber so ganz<br />

sicher scheint die Sache nicht.<br />

Irgendwie eine ganz normale Produktion. Scheußlich,<br />

schön und radikal – die Kompromisslosigkeit schwingt<br />

bereits im Haupttitel mit, denn Hörspiel-Regie ist<br />

nichts für schwache Nerven.<br />

Auch die jüngsten Hörer kommen nicht zu kurz: Sie<br />

bekommen ihren eigenen Kinderhörspieltag mit einem<br />

bunten Angebot zum Zuhören und Mitmachen. Und<br />

einem Live-Musikhörspiel auf der großen Bühne in der<br />

HfG: »Münchhausens Abenteuer« (siehe S. 71).<br />

Ausführliche Informationen zu allen Programmpunkten<br />

der ARD Hörspieltage 2015 stehen ab September im<br />

Netz: www.radio.ard.de/hoerspieltage.<br />

LIVEÜBERTRAGUNG DER PREISVERLEIHUNG<br />

SA, 14.11.2015 21.05 Uhr ca. 120 <br />

GEWINNERSTÜCK DES DEUTSCHEN HÖRSPIELPREISES DER<br />

ARD 2015<br />

SO, 15.11.2015 18.20 Uhr ca. 90<br />

70 | SWR2 HÖRSPIEL


NOVEMBER 2015<br />

SWR2 SPIELRAUM LIVE<br />

ARD KINDERHÖRSPIELTAG 2015<br />

MÜNCHHAUSENS<br />

ABENTEUER<br />

neu erzählt von Ulla Illerhaus<br />

Live-Musikhörspiel<br />

aus dem ZKM Karlsruhe<br />

Fotos links: SWR/Peter A. Schmidt rechts: wikimedia/August von Wille<br />

Die Erlebnisse des berühmten Barons Hieronymus Carl<br />

Friedrich von Münchhausen sind einfach unglaublich<br />

– man wird sie doch nicht etwa für gelogen halten?<br />

Was für ein Draufgänger, dieser Baron von Münchhausen!<br />

Nie gibt er auf, immer weiß er sich zu helfen. Auch<br />

wenn seine Lage noch so verzweifelt ist, strotzt er vor<br />

Zuversicht. Einer wie er kennt keine Selbstzweifel, und<br />

wahrscheinlich kommt er deshalb mit allem durch.<br />

Ein großer Auftritt vor Publikum? Das passt zu ihm.<br />

Münchhausen freut sich darauf, persönlich zu erscheinen<br />

beim ARD Kinderhörspieltag in Karlsruhe (zu<br />

hören deutschlandweit im Radio). Er wird die Gelegenheit<br />

nutzen, alle davon zu überzeugen, dass nicht eines<br />

seiner halsbrecherischen Abenteuer geflunkert ist.<br />

Lügen? Ist einem Edelmann wie ihm zuwider. Und so<br />

erleben die Kinder mit, was er alles fertig gebracht hat<br />

in seinem bewegten Leben. Eine Hin- und Rückreise,<br />

reitend auf Kanonenkugeln, in das Lager des Feindes?<br />

Hat geklappt! Hochklettern zum Mond und wieder<br />

Abseilen? Kein Problem. Ein Ausflug in den Bauch eines<br />

Wals? Nicht weiter wild. Ein Flug durch die Luft, getragen<br />

von einem Entenschwarm? Na klar, und auch noch<br />

sanft gelandet!<br />

Temperamentvoll und verrückt wird es zugehen auf der<br />

Bühne beim ARD Kinderhörspieltag und zeitgleich im<br />

Radio. Münchhausen begnügt sich nicht damit, seine<br />

Erlebnisse zu erzählen. Nein, er lädt das Publikum ein,<br />

alles mitzuerleben, denn er bringt eine Handvoll Schauspieler<br />

mit. Sie werden jeden Zweifel am Wahrheitsgehalt<br />

der Geschehnisse im Keim ersticken: »Alles wahr,<br />

was denn sonst!« Alle, die in den letzten Jahren im Publikum<br />

mit dabei waren, freuen sich schon auf den<br />

Geräuschemacher Max Bauer. Er begeistert die Kinder<br />

wieder mit verblüffenden Live-Effekten.<br />

Hörspielbearbeitung: Ulla Illerhaus<br />

Musik: Bernd Keul und Band<br />

Geräuschemacher: Max Bauer<br />

Regie: Hans Helge Ott<br />

Produktion: NDR/BR/DRadio/HR/RB/RBB/SWR/WDR 2015<br />

Zwei Aufführungen: Öffentliche Generalprobe um 11.00 Uhr,<br />

Live-Sendung um 14.05 Uhr im Lichthof der Hochschule für<br />

Gestaltung im ZKM Karlsruhe, Eintrittskarten kostenlos.<br />

Die Aufführung eignet sich für Kinder ab 7 Jahren.<br />

Eintrittskarten kostenlos erhältlich am Kinderhörspieltag,<br />

ARD-Infotheke<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

SO, 15.11.2015 14.05 Uhr ca. 51 Ursendung<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 71


NOVEMBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

GEDANKEN<br />

ÜBER FILM<br />

EINE IMPROVISATION<br />

Hörstück von Max Ophüls<br />

Film muss ein Kampf sein zwischen den schönen guten<br />

Waren und dem Wahren, Schönen, Guten. Max Ophüls<br />

Was Max Ophüls hier über die technische Kunst Film<br />

vermerkt, gilt auch für das Hörspiel: Konsum auf der<br />

einen Seite, Kunst auf der anderen Seite – ein Drahtseilakt.<br />

Und so ist es kein Zufall, dass dieses durch alle<br />

Genre-Raster fallende Stück von einer deutschen Hörspielabteilung<br />

1956 produziert wurde und mit den Möglichkeiten<br />

des Radios spielt.<br />

Das Gedanken- und Stimmenspiel über das Kino und<br />

die Künste im Allgemeinen findet auf einer fiktiven<br />

Straßenbahnfahrt statt. Von Station zu Station gibt es<br />

unterschiedliche Einblicke in sein Filmschaffen und<br />

führt zu den allgemeinen Existenz-Fragen, die alle<br />

betreffen, nicht nur die Künstler.<br />

Max Ophüls<br />

geboren 1902 in Saarbrücken als Sohn<br />

jüdischer Kaufleute, gestorben 1957 in<br />

Hamburg. Er gilt mit Filmen wie »Liebelei«<br />

oder »Lola Montez« als einer der<br />

international bedeutenden deutschen<br />

Filmregisseure. Nach seiner Flucht vor<br />

den Nazis und der Emigration in die USA<br />

lebte er ab 1947 in Frankreich. Mit Hörspielen<br />

wie »Berta Garlan. Nach Arthur Schnitzler« (SWF 1956)<br />

wirkte er bahnbrechend auf die ästhetische Entwicklung des<br />

radiophonen Erzählens.<br />

SWR2 KRIMI<br />

DIE MALAUSSÈNE-TRILOGIE<br />

PARADIES DER<br />

UNGEHEUER<br />

WENN ALTE<br />

DAMEN SCHIESSEN<br />

SÜNDENBOCK IM<br />

BÜCHERDSCHUNGEL<br />

nach den Malaussène-Romanen<br />

von Daniel Pennac<br />

aus dem Französischen<br />

von Eveline Passet<br />

Pennacs »Saga Malaussène« ist in Frankreich seit dreissig<br />

Jahren ein Bestseller – und in Deutschland Kult. Er<br />

trifft den Nerv der Zeit: Von Beruf ist Benjamin Malaussène<br />

Sündenbock. Aber auch großer Bruder und Ernährer<br />

zahlreicher Halbgeschwister: Die ganze Sippschaft<br />

wohnt in einem alten Laden im bunten Pariser Stadtteil<br />

Belleville. Väter gibt es nicht, und Maman ist ständig in<br />

Liebesabenteuern unterwegs. Benjamin arbeitet in<br />

einem großen Pariser Kaufhaus in der Reklamationsabteilung,<br />

hält für alle Pannen seinen Kopf hin. Aber man<br />

will ihm noch mehr anhängen: eine Serie geheimnisvoller<br />

Bombenexplosionen im Kaufhaus, deren Opfer<br />

sich ausgerechnet immer in seiner Nähe aufhielten.<br />

Auch zu Hause geht dauernd etwas schief: Jeremy bastelt<br />

in der Schule erfolgreich eine Bombe, Louna kriegt<br />

Zwillinge, Julius, der Hund, erleidet seinen ersten epi-<br />

Mit: Max Ophüls, Friedrich Schoenfelder, Otto Rouvel u.a.<br />

Regie: Ulrich Lauterbach<br />

Produktion: HR 1956<br />

CD-Edition: speak low<br />

DO, 19.11.2015 22.03 Uhr 56 <br />

72 | SWR2 HÖRSPIEL


Fotos links: WDR; colourbox rechts:<br />

leptischen Anfall. Und in all dem Trubel verliebt sich<br />

Benjamin unsterblich in die überwältigende Journalistin<br />

»Tante Julia«.<br />

Und dann: Vier Morde an alten Frauen innerhalb eines<br />

Monats! Außerdem erwischt‘s noch einen Polizisten.<br />

Belleville ist in Aufruhr. Die Polizei ermittelt fieberhaft,<br />

denn es geht um Drogenkriminalität, Korruption und<br />

kapitales Verbrechen. Eine der vielen verdächtigen Spuren<br />

führt zu den Malaussènes, wo einige alte Männer<br />

als »Großväter« Familienanschluss gefunden haben.<br />

Benjamin Malaussène, der geborene Sündenbock, wird<br />

von der Polizei verfolgt, und Julia, seine große Liebe,<br />

gerät bei ihrer journalistischen Arbeit in tödliche<br />

Gefahr. Doch zum bitteren Ende kommt es noch schlimmer.<br />

Als Verlagslektor und Sündenbock vom Dienst in<br />

den Editions Tallion hat Benjamin Malaussène schon<br />

immer riskant gelebt, wenn sich die Enttäuschung abgelehnter<br />

Möchtegern-Dichter bei ihm entlud. Im Auftrag<br />

der strengen Verlegerin Reine Zabo muss er in die Rolle<br />

des unglaublich erfolgreichen Bestsellerautors J.L.B.<br />

schlüpfen, der inkognito bleiben möchte und öffentliche<br />

Auftritte scheut. So gibt Benjamin als Double professionell<br />

Interviews und erträgt sein Bild als J.L.B. auf<br />

Postern in der Stadt. Und dann wird Benjamin während<br />

einer Lesung von einer Kugel getroffen. Zufall? Gibt es<br />

nicht. Nicht in Belleville.<br />

Daniel Pennac<br />

geboren 1944, lebt in Paris. Über zwei Jahrzehnte arbeitete er<br />

als Lehrer, bevor er sich 1995 nur noch dem Schreiben zuwandte.<br />

Neben zahlreichen Romanen, wie den international erfolgreichen<br />

Malaussène-Krimis, hat er Kinder- und Jugendbücher und<br />

einen Band mit eigenen Zeichnungen veröffentlicht.<br />

Hörspielbearbeitung: Sabine Grimkowski<br />

Regie: Philippe Bruehl<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Buchausgabe: KiWi<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

PARADIES DER UNGEHEUER<br />

FR, 20.11.2015 22.33 Uhr ca. 55 Ursendung<br />

WENN ALTE DAMEN SCHIESSEN<br />

FR, 04.12.2015 22.03 Uhr ca. 55 Ursendung<br />

SÜNDENBOCK IM BÜCHERDSCHUNGEL<br />

FR, 11.12.2015 22.33 Uhr ca. 55 Ursendung<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 73


NOVEMBER 2015<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

QUATSCH EST MIN<br />

CASTELLO<br />

DER ALLESNICHTKÖNNER DIETER ROTH<br />

von Dietrich Brants<br />

Ausstellungsmacher stellen ihn als Universalkünstler<br />

vor: Dieter Roth, gestorben 1998, war Dichter konkreter<br />

Poesie, Komponist einer Langstreckensonate, Filmemacher<br />

von Endlosmaterial, Herausgeber einer »Zeitschrift<br />

für Alles«, Bildhauer, Maler, Designer und<br />

Künstlerbuchgestalter. Er entwarf raumgreifende Installationen<br />

aus Alltagsgegenständen, Kabelsalat und<br />

»flachem Abfall«, darunter mehrere Bars sowie eine<br />

»große Tischruine«, und wurde weltberühmt durch<br />

Assemblagen aus Schokolade und anderen organischen<br />

Zerfallsprodukten. Bis heute ist er ein Kunstweltstar.<br />

Statements von Weggefährten, Kunsthistorikern und<br />

seinem Sohn Björn Roth werden in diesem Feature collagiert,<br />

entsprechend der Selbstaussage von Dieter<br />

Roth: »Technische Mittel täuschen Harmonie und Korrektheit<br />

vor. Ich habe mir vorgenommen, das ›Nicht<br />

Können‹ darzustellen«.<br />

Dietrich Brants<br />

geboren 1965 in Tübingen, hat Philosophie,<br />

Soziologie, Rhetorik und Kommunikationswissenschaften<br />

studiert,<br />

wurde an der Deutschen Journalistenschule<br />

ausgebildet und ist Redakteur<br />

und Moderator bei SWR2.<br />

Regie: NN<br />

Produktion: SWR 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

MONOLOG EINER<br />

HÄSSLICHEN FRAU<br />

Hörspiel von Agnieszka Lessmann<br />

Marie ist hässlich, sie ist Erfinderin, wie Hephaistos, der<br />

hinkende Schmied. Der hässliche Gott schafft technischen<br />

Fortschritt. Marie schafft Schönheit in der Perfektion<br />

der Dinge, im Flow ihrer Vernetzung. Sie erfindet<br />

den Mariella-Spiegel. Er macht hässliche Menschen<br />

schön. Der Mensch ist ein Mangel, er versucht sich<br />

anzupassen, Schönheits-OPs, Ersatzteile, Bodystyling,<br />

Diäten. Maries Erfindung macht das alles überflüssig.<br />

Aber Marie hat sie zerstört.<br />

In einer Stunde wird ein Vertreter des Konzerns vor der<br />

Tür stehen. Marie macht sich keine Illusionen: wenn<br />

sie die Funktionsweise des Spiegels nicht verrät, wird<br />

jemand anders ihn entwickeln. Das Einzige, worauf sie<br />

setzen kann, ist ihr eigenes, warnendes Beispiel, deshalb<br />

erzählt sie ihre Geschichte bis zum tragischen Schluss.<br />

Oder ist es ein neuer Anfang?<br />

SO, 22.11.2015 14.05 Uhr ca. 54<br />

<br />

74 | SWR2 HÖRSPIEL


NOVEMBER 2015<br />

SWR2 TANDEM<br />

ZU EINER ANDEREN<br />

JAHRESZEIT.<br />

VIELLEICHT<br />

Hörspiel von Agnes Gerstenberg<br />

Agnieszka Lessmann<br />

geboren 1964 in Lodz/Polen, lebt als<br />

freie Autorin bei Köln. Der SWR produzierte<br />

2004 ihr Hörspiel »Cobains<br />

Asche«. Ihr Hörspiel »Mörder« (DLF/<br />

SWR) war 2012 für den Hörspielpreis<br />

der Kriegsblinden und den Prix Europa<br />

nominiert.<br />

Regie: Alexander Schuhmacher<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Paul lebt alleine in der Anonymität einer Großstadt und<br />

arbeitet als Fahrradkurier. Beim nächtlichen Joggen im<br />

Park findet er eine junge Frau, die nackt und hilflos im<br />

Schnee liegt. Er nimmt sie mit in seine Wohnung. Doch<br />

am nächsten Morgen ist sie verschwunden, und es<br />

scheint, als sei sie nie da gewesen. Paul versucht, sein<br />

Leben weiterzuleben wie bisher, doch dann glaubt er,<br />

die junge Frau in einer Studentin wiederzuerkennen.<br />

Argwöhnisch beobachtet von seinem Vermieter, geht<br />

er auf die Suche nach dem, was wirklich geschehen ist,<br />

und heftet sich an die Fersen der Fremden.<br />

Agnes Gerstenberg<br />

geboren 1985 in Berlin, lebt dort als<br />

freie Autorin. Studium der Literaturund<br />

Theaterwissenschaft. Regietätigkeit<br />

am Theater im Kino, Berlin. Einladung<br />

zu diversen Dramatiker werk stätten<br />

u.a. zu »World Interplay 2005« in Australien.<br />

Erste Uraufführung mit »Ein Schuss<br />

für jeden« 2007 am Thalia Theater in<br />

Halle. Im Frühjahr 2012 Stipendiatin im Stuttgarter Schriftstellerhaus.<br />

2013 leitete sie eine Schreibwerkstatt mit Jugendlichen<br />

am Jungen Ensemble Stuttgart, wo sie zudem als Dramaturgin<br />

zwei Produktionen betreute. Agnes Gerstenberg schreibt außerdem<br />

Drehbücher und an einem ersten Roman. Seit Herbst 2013<br />

ist sie Theaterpädagogin am Theater des Lachens in Frankfurt/<br />

Oder.<br />

Fotos links: colourbox; privat (2) rechts: Agnes Gerstenberg<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

SO, 22.11.2015 18.20 Uhr ca. 70 Ursendung<br />

Regie: Maidon Bader<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DI, 24.11.2015 19.20 Uhr ca. 25 Ursendung<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 75


NOVEMBER 2015<br />

SWR FEATURE<br />

DAS ARD RADIOFEATURE<br />

WILLY, DRINGEND<br />

GESUCHT<br />

EIN FEATURE ÜBER DEUTSCHE<br />

BAUERN, AMERIKANISCHE<br />

FLUCHTEN UND DAS FBI<br />

von Rainer Kahrs<br />

Ställe mit 20.000 Kühen und weit und breit keine Bürokraten,<br />

die nerven und Auflagen machen. Diesen Traum<br />

hatte Willy van B. deutschen und holländischen Bauern<br />

eingeflüstert und sie kamen in Scharen. Sie verkauften<br />

alles, was sie besaßen und wanderten aus in die USA.<br />

Dort hatte Willy schon Millionenkredite besorgt.<br />

Doch dann drehten die US-Banken den Geldhahn zu,<br />

Kühe verhungerten und die Bauern gingen Bankrott.<br />

Und Willy? Der ist auf der Flucht. Das FBI sucht ihn,<br />

Staatsanwälte auch. Der Verdacht: organisierte Kriminalität.<br />

Rainer Kahrs<br />

arbeitet als freier Reporter für die Regionalsendung »buten un<br />

binnen« von Radio Bremen. Aber er unternimmt auch regelmäßig<br />

Ausflüge in die weite Welt des Features. Seine rechercheintensiven<br />

Reportagen und Dokumentationen laufen dann im<br />

Fernsehen der ARD oder im ARD radiofeature. Zum Beispiel:<br />

»Das Geheimnis des Waffenschiffes Faina«, das Feature wurde<br />

nominiert für den Prix Europa.<br />

Regie: N.N.<br />

Produktion: RB 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

ZUM WELT-AIDS-TAG<br />

BLUE<br />

Hörfilm von Derek Jarman<br />

Deutsche Synchronfassung<br />

Am 1. Dezember ist wieder der alljährliche Welt-Aids-<br />

Tag. Die Krankheit hat bis heute ihren Schrecken nicht<br />

verloren, der zu Veränderungen in der Sexualmoral<br />

führte. Der englische Filmregisseur Derek Jarman starb<br />

1994 an AIDS. Seinen letzten Film konnte er noch kurz<br />

vor seinem Tod beenden. Er gab ihm den Titel »BLUE«.<br />

Im Film gibt es jedoch nichts zu sehen – außer einer<br />

blauleuchtenden Leinwand. Zu hören ist hingegen ein<br />

Soundtrack, der einer Hörspiel-Collage aus Musiken,<br />

O-Tönen, Klängen und Texten entspricht. Sie hat Jarmans<br />

eigenes Leben zum Thema, und zwar in Form<br />

einer gnadenlosen Selbstentblößung: 1986 erfährt er<br />

von seiner HIV-Infektion. Jarman beginnt Tagebuch zu<br />

schreiben. Er notiert die prosaischen Dinge des Alltags<br />

und kommentiert die damaligen politischen Ereignisse<br />

wie den Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Er schreibt<br />

über seine Kindheit, seine Homosexualität, seine künstlerische<br />

Arbeit als Maler und Filmemacher – und nicht<br />

zuletzt über seine Krankheit in ihrem medizinischen<br />

Verlauf mit all ihren Torturen.<br />

Derek Jarman<br />

geboren in Northwood, gestorben 1994<br />

im Londoner St. Bartholomy's Hospital,<br />

galt nach seinem Kunststudium mit seinen<br />

Arbeiten »Sebastiane« (1971) »Cara -<br />

vaggio« (1986) oder »The Last of England«<br />

(1989) als einer der innovativsten<br />

und bildmächtigsten Filmemacher seiner<br />

Zeit.<br />

Mit: Ulrich Matthes, Sylvester Groth,<br />

Wolfgang Condrus und Eva Mattes<br />

Musik: Simon Fisher Turner<br />

Realisation: Derek Jarman<br />

Produktion: Takashi Asai, David Lewis, James Mackay 1993<br />

Audio unter SWR.de/swr2/feature<br />

DVD/CD-Edition: Salzgeber<br />

MI, 25.11.2015 22.03 Uhr 57 Ursendung DO, 26.11.2015 22.03 Uhr 76 <br />

76 | SWR2 HÖRSPIEL


NOVEMBER 2015<br />

SWR2 SPIELRAUM<br />

ARD-KINDERRADIONACHT<br />

GENIAL!<br />

DIE ERFINDERISCHE ARD-KINDERRADIONACHT<br />

Zum 9. Mal laden die ARD-Sender dazu ein, sich fünf<br />

Stunden lang am Radio begeistern zu lassen, sei es allein<br />

oder mit Freunden, der Familie oder der gesamten<br />

Schulkasse bei einer Übernachtungsparty im Klassen-<br />

Genial!<br />

zimmer. Dieses Jahr geht es um Erfindungen: Moderator<br />

Ralph Erdenberger führt durch ein Programm voller<br />

unglaublicher Gedanken und Einfälle; manche davon<br />

sind einfach nur verrückt, andere können die Welt verändern.<br />

Auf dem Programm stehen Hörspiele, Lesungen,<br />

Comedys, spannende Reportagen und natürlich jede<br />

Menge Musik. Und falls Ihr neben dem Radiohören<br />

noch Lust habt, aktiv zu werden: In unserer Mitmach-<br />

Die erfinderische<br />

ARD-Kinderradionacht<br />

Broschüre findet Ihr Erstaunliches, Wissenswertes und<br />

eine Menge Ideen zum Basteln, Kochen und Dekorieren<br />

für Eure ARD-Kinderradionacht vor Ort.<br />

Freitag<br />

27. November 2015<br />

20.05* – 1.00 Uhr<br />

Die geniale Erfindernacht beginnt aber nicht erst am<br />

27.11. Schon vorher könnt Ihr loslegen und dabei sein.<br />

Anmelden und<br />

mitmachen:<br />

www.kinderradionacht.de<br />

Die Broschüre, ein Mitmach-Gewinnspiel und jede<br />

Menge spannende Infos zu »Genial! Die erfinderische<br />

ARD-Kinderradionacht« findet Ihr unter www.kinderradionacht.de.<br />

Und natürlich auch auf der Internetseite<br />

von SWR2 Spielraum: www.kindernetz.de/spielraum.<br />

Illustration: Jörg Mühle<br />

* MDR bereits ab 20.00 Uhr<br />

Kostenlos<br />

Plakate und Flyer<br />

bestellen:<br />

Fotos links: colourbox; wikipedia rechts: WDR/Jörg Mühle<br />

FR, 27.11.2015 20.05 bis 1.00 Uhr<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 77


SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

SWR4 BW MUNDARTHÖRSPIEL<br />

DER SCHWARZWALD-RANGER<br />

MUAGUMA SUACANACA<br />

RANGER – WILLKOMMEN<br />

RANGER!<br />

Mundarthörspiel<br />

von Daniel Oliver Bachmann<br />

Obwohl Ministerpräsident Kretschmann davon spricht,<br />

dass »das Boot nie voll« ist, denkt man in diversen<br />

Gemeinden etwas anders und diskutiert über einen<br />

sogenannten »Asylnotstand«. Auch in Alberstein ist das<br />

Thema brandaktuell: kaum ist der Schwarzwald Ranger<br />

zum Nationalpark-Chef ernannt worden, droht ihm<br />

Ungemach. Eine Gruppe Asylbewerber soll vor Ort<br />

untergebracht werden, doch Bürgermeister Rothfuß<br />

weigert sich, Unterkünfte bereitzustellen. Unter Führung<br />

des charismatischen Mosambikaners Mussa setzen<br />

sich die Flüchtlinge gegen die Willkür zur Wehr. Als<br />

die Lage außer Kontrolle gerät, greift der Schwarzwald-<br />

Ranger ein, natürlich unter Missachtung sämtlicher<br />

Vorschriften …<br />

MASCHA UND<br />

WERNER<br />

ZWEI LEBEN, ZWEI ZEITEN<br />

von Andrea Beer<br />

Mascha und Werner sind geistig behindert und im Alltag<br />

auf Hilfe angewiesen. Mascha ist jüdische Russin<br />

und vor dreizehn Jahren mit ihren Eltern aus Kasachstan<br />

nach Süddeutschland eingewandert.<br />

Sie arbeitet als Verkäuferin und hat mit ihrem nicht<br />

behinderten Freund einen zweijährigen Sohn. Vieles ist<br />

für Mascha nicht einfach, aber vieles hat sie geschafft.<br />

Werner ist Mitte 80. Als Kind musste er in die »Mariaberger<br />

Heime« auf die Schwäbische Alb. 1940 erlebte er,<br />

wie seine älteren Mitbewohner von den sogenannten<br />

»Grauen Bussen« abgeholt und in die nahe gelegene<br />

»Tötungsanstalt« Grafeneck gebracht wurden. Vieles ist<br />

für Werner nicht einfach, aber vieles konnte er überwinden.<br />

Zwei Leben zu zwei Zeiten. Zwei Menschen, die ihre<br />

Behinderung unterschiedlich meistern. Andrea Beer<br />

hat Mascha und Werner fast drei Jahre lang begleitet.<br />

Andrea Beer<br />

geboren 1965 in Neu-Ulm, hat Russisch,<br />

Englisch und Deutsch studiert und ist<br />

seit 1998 Journalistin und Redakteurin<br />

beim SWR.<br />

Daniel Oliver Bachmann<br />

geboren 1965 in Schramberg, ist Absolvent<br />

der Filmakademie Baden-Württemberg.<br />

Für seine Romane und Erzählungen<br />

erhielt er u.a. den Münchner<br />

Kurzgeschichten Literaturpreis und den<br />

Literaturpreis der Akademie Ländlicher<br />

Raum. Er war Writer in Residence in<br />

zahlreichen europäischen Ländern sowie<br />

in Amerika und Australien. »Muaguma Suacanaca Ranger –<br />

Willkommen Ranger!« ist die 9. Folge aus der Serie Schwarzwald-Ranger.<br />

Regie: Andrea Leclerque<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Regie: Günter Maurer<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr4/bw<br />

SA, 28.11.2015 21.03 Uhr ca. 50 Ursendung SO, 29.11.2015 14.05 Uhr ca. 54 Ursendung<br />

78 | SWR2 HÖRSPIEL


NOVEMBER/DEZEMBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

SWR2 TANDEM<br />

NACHTGESCHWISTER,<br />

PROVISORISCH<br />

nach den Romanen »Nachtgeschwister«<br />

und »Das Provisorium«<br />

von Wolfgang Hilbig und Natascha Wodin<br />

DER LETZTE<br />

MENSCH AUF<br />

DEM MARS<br />

Hörspiel von Christiane Kalss<br />

Fotos links: Daniel Bachmann; privat (2) rechts: Verlag Antje Kunstmann; Jürgen Hosemann; Christian Steffner<br />

Ein Bändchen mit Gedichten ist der Auslöser für eine<br />

leidenschaftliche Liebesgeschichte, eine Obsession,<br />

eine quälende Verstrickung. Die Frau setzt alles in<br />

Bewegung, um den Verfasser der Zeilen zu treffen. Dieser<br />

lebt jedoch in der DDR. Als der Mann plötzlich ein<br />

Reise-Visum bekommt, begegnen sie sich und beginnen<br />

eine Liebesbeziehung. Doch ihre gegensätzlichen Erfahrungen<br />

und Prägungen zermürben ihr Verhältnis. Der<br />

Mann ist anders, als sie ihn sich erfunden hat.<br />

Ausgezeichnet als Hörspiel des Monats Dezember 2014.<br />

Wolfgang Hilbig<br />

geboren 1941 in Thüringen, gestorben<br />

2007 in Berlin. Bevor er 1980 Schriftsteller<br />

wurde, arbeitete er als Schlosser und<br />

Heizer. 1985 Übersiedlung in die Bundesrepublik.<br />

Natascha Wodin<br />

1945 als Kind verschleppter Zwangsarbeiter<br />

aus der Sowjetunion in Fürth<br />

geboren. Dolmetscherin und Übersetzerin<br />

aus dem Russischen. Seit 1980<br />

Schriftstellerin.<br />

Mit: Martina Gedeck, Christian Redl, Conny Wolter,<br />

Susanne Stein, Hilmar Eichhorn<br />

Hörspielbearbeitung: Anja Schneider/Daniela Holtz<br />

Musik: Steffen Schleiermacher<br />

Regie: Ulrich Lampen<br />

Produktion: MDR/DLR Kultur 2014<br />

Eine junge Frau sieht sich in ihrem Leben mit vielerlei<br />

Problemen konfrontiert. Der Job verschwindet, das Geld<br />

verschwindet und der Mann, in den sie verliebt ist, verschwindet<br />

auch, und zwar mit ihrer besten Freundin.<br />

Kurzentschlossen bewirbt sie sich für eine Mission zum<br />

Mars und wird tatsächlich ausgewählt. Es könnte alles<br />

gut werden. Der Mars bietet echte Vorteile, auch wenn<br />

die Atmosphäre dort eher unkuschelig ist. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass man auf dem Mars von einem Tiger<br />

angefallen wird, ist praktisch null. Die Angst vor Tigerangriffen<br />

kann man also schon mal komplett aus<br />

seinem Leben streichen. Ähnlich verhält es sich mit<br />

Insektenbissen, Tollwut, Atombombenangriffen, Einkaufs<br />

zentren, Schiffsunglücken, Flutwellen, Füllfedern,<br />

Menschenmengen und Kindergruppen. Alles nicht da.<br />

Paradies quasi. Aber eben doch nur fast. Denn noch<br />

nicht einmal der Mars ist weit genug weg, um einen vor<br />

allen irdischen Problemen zu schützen.<br />

Christiane Kalss<br />

geboren 1984 in Leoben (Österreich),<br />

lebt in der Obersteiermark und Berlin.<br />

Sie studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft<br />

an der Universität Wien<br />

und Szenisches Schreiben bei uniT in<br />

Graz. Auszeichnungen und Stipendien<br />

u.a.: Jakob-Michael-Reinhold-Lenz -Preis<br />

für Dramatik 2009, Dramatikerstipendium<br />

des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur<br />

2009, Startstipendium für Literatur des Bundesministeriums<br />

für Unterricht, Kunst und Kultur 2010, Wiener<br />

Dramatikerstipendium 2011.<br />

Regie: Judith Lorentz<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

SO, 29.11.2015 18.20 Uhr 79 DI, 01.12.2015 19.20 Uhr ca. 25 Ursendung<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 79


DEZEMBER 2015<br />

SWR2 ARS ACUSTICA<br />

DIE MAGNETIN<br />

MUSIKBILD EINER GEFÄHRLICHEN LIEBE<br />

von Dietmar Dath (Text) und Thomas Weber (Musik)<br />

Liebe ist sowieso nichts Irdisches, man kann sich also<br />

auch gleich in eine Göttin verlieben. Die Schwierigkeiten,<br />

die man sich so einhandelt, verlangen, dass man<br />

mit dem dritten Ohr hinhört - und wenn das Ewige auf<br />

Sendung geht, wird jeder Ton zum Segen, jeder Sound<br />

zum Gebet.<br />

Drei Personen, zwei diesseitige, eine jenseitige. Die<br />

Unterschiede sind glasklar: das Jenseits ist eine Frau.<br />

Die beiden Männer, die man ebenfalls sofort unterscheiden<br />

kann, weil der eine jung und ungeduldig ist,<br />

der andere alt und listig, scheinen klar verteilte Positionen<br />

einzunehmen: Kunde und Dienstleister, Suchender<br />

und Priester, Kranker und Arzt. In Wirklichkeit<br />

benutzt der eine den andern, und zwar im Auftrag des<br />

Jenseits. Drei gegen einen: Die vierte Figur in diesem<br />

Hörtheater ist die Musik persönlich, und am Ende ist<br />

sie es, die zeigt, dass Lügen religiös reichhaltiger und<br />

wichtiger ist als Beichten. Die Geschichte geht, genau<br />

wie der Weltuntergang in jedem besseren Glauben,<br />

natürlich gut aus: Gerettet sind wir, wenn es uns in der<br />

gewohnten Form endlich nicht mehr gibt.<br />

Dietmar Dath<br />

geboren 1970 in Rheinfelden. Lebt als<br />

Schriftsteller, Übersetzer, Musiker und<br />

Publizist in Freiburg und Frankfurt. Er war<br />

verantwortlicher Redakteur des Magazins<br />

für Popkultur »Spex« (1998-2000)<br />

und ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung (2001-2007 und wieder<br />

seit 2011). Dietmar Dath hat zahlreiche<br />

Romane, Theaterstücke, Sachbücher, Hörstücke und Gedichte veröffentlicht.<br />

Zuletzt erschienen: das gemeinsam mit Barbara Kirchner<br />

verfasste Sachbuch »Der Implex – Sozialer Fortschritt:<br />

Geschichte und Idee« (2012) und die Romane »Feldeváye« (2014)<br />

und »Venus siegt« (2015). Seine Romane »Die Abschaffung der<br />

Arten« und »Pulsarnacht« wurden 2009 und 2013 mit dem Kurd-<br />

Laßwitz-Preis in der Sparte »Bester deutschsprachiger Roman«<br />

ausgezeichnet. Zuletzt entstand in Zusammenarbeit mit Thomas<br />

Weber und Iris Drögekamp »Larissa – Oder: Sprich diesen Tod nicht<br />

aus« (SWR 2013).<br />

Thomas Weber<br />

geboren 1969 in Karlsruhe. Lebt und<br />

arbeitet in Karlsruhe und Tanger als Musiker<br />

und produziert, komponiert und<br />

improvisiert in akustischen und elektronischen<br />

Kontexten. Seit 1996 leitet er das<br />

Free-Form-Projekt »Kammerflimmer Kollektief«.<br />

Zahlreiche internationale Veröffentlichungen,<br />

Tourneen und Festivals.<br />

Außerdem Hörstücke, Filmmusiken und szenische Lesungen. Das<br />

Hörspiel »Ovale Fenster«, eine Zusammenarbeit mit Dietmar Dath<br />

und Volker Zander, wurde von der Akademie der Künste als Hörspiel<br />

des Monats April 2012 ausgezeichnet. Des Weiteren spielt<br />

Thomas Weber mit Dietmar Dath, Heike Aumüller und Johannes<br />

Frisch seit 2011 auch in der Avant-Rock-Band The Schwarzenbach.<br />

2015 ist Weber gemeinsam mit Iris Drögekamp Artist-in-Residence<br />

in der Villa Kamogawa des Goethe-Instituts in Kyoto, Japan.<br />

Regie: Iris Drögekamp/Thomas Weber<br />

Musik: Kammerflimmer Kollektief<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DI, 01.12.2015 23.03 Uhr ca. 55 Ursendung<br />

80 | SWR2 HÖRSPIEL


DEZEMBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

TONSETZER ALS HÖRSPIELMACHER (1)<br />

MIT ANDEREN AUGEN<br />

Hörstück von Helmut Oehring unter Verwendung<br />

von Texten seiner gleichnamigen Autobiografie<br />

Fotos links: Heike Aumüller, Mareike Maage; Lima Heuerkeule rechts: Helmut Oehring; Jens Oellermann<br />

›Blind sein trennt von den Dingen. Taub sein von den<br />

Menschen.‹ … und von der Radiokunst!<br />

Helmut Oehring<br />

2011 erschien die Autobiografie »Mit anderen Augen«<br />

des Komponisten Helmut Oehring. Als Kind gehörloser<br />

Eltern aufgewachsen, absolvierte er nach zehn Schulklassen<br />

eine Ausbildung zum Baufacharbeiter und<br />

arbeitete als Friedhofsgärtner, Forstarbeiter, Altenpfleger<br />

und Heizer, bevor er Profimusiker und Komponist<br />

wurde. Seine Geschichte und seine Geschichten umkreisen<br />

Gehörlose und Hörende in der ehemaligen DDR<br />

sowie seine eigene Person: als Gitarrist und Autodidakt,<br />

der nie eine Uni von innen gesehen hat, als Meisterschüler<br />

und Akade mie- Mitglied, als DDR-Wehrdienstverweigerer<br />

und dann politischer Künstler und einer der<br />

interessantesten Komponisten heutiger Musik.<br />

Das Hörstück rekonstruiert diese Bildungsgeschichte<br />

nicht als »Bio-Pic«. Vielmehr nutzt es ausgewählte<br />

Texte der Autobiografie, die assoziativ Stationen seines<br />

Lebens und Schaffens sowie soziale, kulturelle und<br />

politi sche Prozesse anspielen, um sie in einen musikalischen<br />

Ausdruck zu überführen. Dabei beschwört<br />

Oehring vor allem die Stationen, in denen die Rebellion<br />

wider das Establish ment, die Fremdheit in der Gesellschaft<br />

und der absolute Wille, Eigenes hinzuzusetzen,<br />

im Zentrum stehen. Oehrings Radioarbeit bewegt sich<br />

entlang der Bruchstellen zwischen Jam-Session, Konzeption/<br />

Improvisation, Trash, ausgefeilter Collage und<br />

Komposition.<br />

Helmut Oehring<br />

geboren 1961 in Ost-Berlin, lebt in der<br />

Märkischen Schweiz. Er zählt zu den<br />

maßgeblichen zeitgenössischen Komponisten<br />

seiner Generation. Er ist Jurymit<br />

glied des Karl-Sczuka-Preises. »Mit<br />

anderen Augen« ist sein erstes Hörspiel.<br />

Mit: Hagen Kleinert als Sprecher, Maler, Grafiker,<br />

den gehörlosen Solisten Jurek und Anton, Mia und Joscha,<br />

den Gebärdendolmetschern Christina und Uwe Schönfeld<br />

sowie Daniel Göritz an der Gitarre<br />

Textbuch: Stefanie Wördemann/Helmut Oehring<br />

Sound- und Klangregie: Torsten Ottersberg/GOGH surround<br />

music production<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Buchausgabe: btb<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DO, 03.12.2015 22.03 Uhr ca. 55 Ursendung<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 81


DEZEMBER 2015<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

P = (A, B, y)<br />

EIN SCHULDENWIDERSTANDS-<br />

ORATORIUM<br />

von Barbara Eisenmann<br />

und Frieder Butzmann<br />

Von einem neuen Zeitalter wollen wir erzählen: von globalen<br />

Schulden und globalem Widerstand. Es tauchen<br />

auf: Großgläubiger, die Finanzmärkte, der verschuldete<br />

Mensch und sein Widerstand und eine finanzmathematische<br />

Formel, in der eine Schuldenkrise nicht vorgesehen<br />

war. Wir werden die Stimme der Schuldner hören.<br />

Amerikanische Hypothekendarlehensnehmer, Mikrokreditnehmerinnen<br />

in Indien, griechische Billiglöhner,<br />

zwangsgeräumte Spanierinnen. Die Finanzmärkte<br />

brauchen sie. Denn Schulden sind Geld.<br />

Wir werden die Stimme der Gläubiger hören, deren<br />

Geschäft Kredite, Hypothekendarlehen, Kreditversicherungen<br />

und immer neue schuldenbasierte Finanzprodukte<br />

sind. Wir werden die Stimme der Politiker als<br />

Vertreter der Gläubiger hören, die die Bedingungen für<br />

den neuen Schuldenkapitalismus geschaffen haben,<br />

den sie jetzt um jeden Preis retten wollen. Wir werden<br />

sie alle hören in einem Oratorium von Schulden, Schuld<br />

und Widerstand.<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

CORDOBA ODER DIE<br />

KUNST DES BADENS<br />

Hörspiel von Melchior Schedler<br />

Ein prickelndes Bad, zubereitet von Esteban, dem Badekünstler,<br />

Dichter und Mönch, belebt nicht nur die Haut,<br />

seine geradezu aphrodisische Wirkung erregt den ganzen<br />

Körper und beflügelt den Geist zum überaus sinnlichen<br />

Begreifen der Welt: das Baden wird zum lustvollen<br />

Symbol, das Glauben und Phantasie, Leben und Poesie<br />

einbezieht. Als in die damals arabische Stadt Cordoba<br />

im Jahre 1236 n. Chr. kastilische Eroberer eindringen,<br />

werden Esteban und seine Freunde – Yehuda, der jüdische<br />

Bader, und Jussuf, Imam der großen Moschee –<br />

jäh aus ihren idyllischen Badewonnen gerissen. Selbst<br />

als man sie blendet und als Sklaven verkauft, bewahren<br />

sie sich die Heiterkeit ihrer Seelen. Zum Schluss verführen<br />

sie gar ihre greise Gebieterin Doña Elvira zu ihren<br />

nun wahrhaft atemberaubenden Badekünsten.<br />

Barbara Eisenmann<br />

geboren 1960 in München, studierte in Granada und Berlin<br />

Hispanistik und Germanistik, lebt und arbeitet als Radioautorin<br />

und -regisseurin in Berlin.<br />

Frieder Butzmann<br />

geboren 1954 in Konstanz, lebt in Berlin und sammelt Klänge,<br />

macht Hörspiele, Features, Filmmusiken und präsentiert sich<br />

weltweit dem Publikum mit sprachlich-musikalischen Vorträgen.<br />

Regie: Barbara Eisenmann und Frieder Butzmann<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Melchior Schedler<br />

geboren 1936 in Oberammergau, arbeitete<br />

als Bühnenbildner und Dramaturg.<br />

Seit 1965 schreibt er hauptsächlich für<br />

Kinder Romane, Theaterstücke und<br />

Fernsehserien. Für den Hörfunk entstanden<br />

u.a. die Stücke »Reden wir vom<br />

Unheil« (1983), »Flüsterblume« (1990)<br />

und »Die vorletzten Dinge« (1992).<br />

Mit: Peter Fitz, Wolfgang Reichmann, Martin Benrath u.a.<br />

Musik: Peter Zwetkoff<br />

Regie: Otto Düben<br />

Produktion: SDR 1983<br />

SO, 06.12.2015 18.20 Uhr 66 <br />

SO, 06.12.2015 14.05 Uhr ca. 54 Ursendung<br />

Im Anschluss: SWR2 Mehrspur. Radio Reflektiert <br />

siehe Seite 35<br />

MAGAZIN<br />

82 | SWR2 HÖRSPIEL


DEZEMBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

TONSETZER ALS HÖRSPIELMACHER (2)<br />

HUGO WOLF UND DREI<br />

GRAZIEN, LETZTER AKT<br />

Hörstück von Gerhard Rühm<br />

SWR2 TANDEM<br />

DINGE, DIE DRINGEND<br />

GEÄNDERT WERDEN<br />

MÜSSTEN<br />

Hörspiel von Serotonin<br />

Die Welt ist nicht in Ordnung und muss geändert werden.<br />

Das ist schon mal klar. Die umgekehrte Wagenreihung<br />

bei der Deutschen Bahn – ein Unding! Das Design<br />

vom Apfelsafttetrapak – geht gar nicht! Höchste Zeit,<br />

dass der Bürger Verantwortung übernimmt und sich<br />

darum kümmert, dass die Dinge geändert werden, die<br />

geändert werden müssen. Bloß wie? Ausweitung der<br />

Kampfzone des Volksbegehrens? Petitionen unterschreiben?<br />

Sitzblockaden organisieren? Wieviel Zeit<br />

frisst das alles eigentlich? Wie soll man sich da noch<br />

anständig informieren?<br />

Der große romantische Liedkomponist Hugo Wolf<br />

(1860–1903) verbrachte seine letzten Jahre als Folge<br />

seiner Syphiliserkrankung in einer Irrenanstalt. Es ist<br />

das tragische Finale eines Komponistenlebens, in dessen<br />

Verlauf es drei unglückliche Liebesbeziehungen<br />

gab - mit Vally Franck, Melanie Köchert-Lang und Frida<br />

Zerny. Diese biografische Konstellation wäre andernorts<br />

die Basis für ein Melodram oder realistisch-psychologisierendes<br />

Hörspiel. Nicht so bei Gerhard Rühm. Er<br />

überträgt sein lang gehegtes Vorhaben eines Sprechstücks<br />

für fünf Stimmen, von denen jede nur Wörter<br />

mit einem der Vokale U, O, A, E oder I spricht – sie finden<br />

sich in den Namen des Liebenden und der Geliebten – ,<br />

auf die Situation des späten Wolf.<br />

Anlässlich der Ursendung notierte der Medienkritiker<br />

Jochen Meißner:<br />

Rühms Exerzitium in experimenteller Poesie entwickelt<br />

trotz bzw. wegen des sehr reduzierten Sprachschatzes<br />

und, laut Rühm‚ der Aufhebung der Hierarchie des syntaktischen<br />

Regelsystems zugunsten der freien Verfügbarkeit<br />

des Einzelwortes‘ einen Sog, der durch die Lautgestalt<br />

des Hörspiels trägt – große Kunst.<br />

Gerhard Rühm<br />

Fotos links: privat; colourbox rechts: colourbox; WDR<br />

Serotonin<br />

siehe Seite 23<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

geboren 1930, lebt als Komponist in<br />

Wien. Als Exponent der internationalen<br />

konkreten Poesie und Lautdichtung ist<br />

er zugleich einer der produktivsten und<br />

vielfach ausgezeichneten Autoren des<br />

Neuen Hörspiels.<br />

Mit: Gerhard Rühm und Monika Lichtenfeld<br />

Regie: Gerhard Rühm<br />

Produktion: WDR 2014<br />

Buchausgabe: Ritter<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DI, 08.12.2015 19.20 Uhr 22 DO, 10.12.2015 22.03 Uhr 40 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 83


DEZEMBER 2015<br />

SWR4 BW MUNDARTHÖRSPIEL<br />

VIER SCHWABEN AUF WELTTOURNEE<br />

Mundarthörspiel von Susanne Hinkelbein<br />

Vier gescheiterte Existenzen aus Schwaben gründen<br />

eine Band. Dummerweise landen sie für ihren ersten<br />

Auftritt nicht in Bad Cannstatt, sondern in Baikonur am<br />

Weltraumbahnhof. Weitere Missverständnisse führen<br />

die Möchtegernmusiker nicht ins heimatliche Baden-<br />

Württemberg sondern rund um die Erde. Erst als die<br />

Vier in größten Schwierigkeiten stecken und mit ihrem<br />

schwäbischen Latein am Ende sind, bietet sich ihnen<br />

eine ungeahnte Gelegenheit: Ein Geheimauftrag der<br />

NSA! Im Abhören hochrangiger schwäbischer Politiker<br />

völlig überfordert, begehrt die NSA die Sprachkompetenz<br />

der vier schwäbischen Landeier.<br />

Und einer glücklichen Heimreise steht nichts mehr im<br />

Weg!<br />

Susanne Hinkelbein<br />

geboren 1953 in Stuttgart, studierte<br />

Philosophie, Psychologie und Germanistik.<br />

Sie war musikalische Leiterin am<br />

Landestheater Tübingen sowie am<br />

Schauspiel in Köln. Seit 1990 arbeitet<br />

sie als freie Komponistin, Autorin und<br />

Regisseurin.<br />

Regie: Susanne Hinkelbein<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr4/bw<br />

SA, 12.12.2015 21.03 Uhr ca. 45 Ursendung<br />

Fotos links: Colourbox; privat rechts: SWR Media<br />

84 | SWR2 HÖRSPIEL


ANZEIGE<br />

SWR EDITION<br />

Die SWR Media Services GmbH, eine Verwertungstochter<br />

des Südwestrundfunks, veröffentlicht über das<br />

Online-Wort-Label »SWRedition« ausgewählte Hörfunkproduktionen.<br />

Diese werden über Internetportale,<br />

z.B. Audible, iTunes, Amazon, Claudio, hoerstern, buch.<br />

de, Sofortwelten, download.mytoys.de sowie über divibib<br />

an teilnehmende Bibliotheken zum kommerziellen<br />

Download und Streaming angeboten. Dadurch sollen<br />

vor allem Produktionen, die in den Archiven des ehemaligen<br />

Südwestfunks und Süddeutschen Rundfunks<br />

liegen, aber auch Sendungen des heutigen Südwestrundfunks,<br />

der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.<br />

Die SWRedition umfasst mittlerweile ca. 550 qualitativ<br />

hochwertige Lesungen, Hörspiele, Kinderproduktionen,<br />

Comedy, Feature, Berichte, Interviews, Vorträge und Ars<br />

Acustica (Hörkunst).<br />

Im Bereich »Lesungen« finden sich sowohl Klassiker,<br />

z.B. von Theodor Fontane, Johann Wolfgang von Goethe,<br />

Eduard Mörike, als auch Gegenwartsliteratur von Graham<br />

Greene, Patricia Highsmith, Georges Simenon, Martin<br />

Mosebach und Joseph Roth u.a., die überwiegend aus<br />

der SWR2-Reihe »Fortsetzung folgt« entnommen sind.<br />

Unsere derzeitigen Bestseller sind:<br />

Im Frühjahr 2014 wurde die »SWRedition« um die Reihe<br />

»SWR2 Wissenschaft« erweitert. Hier werden Vorträge,<br />

Reden und Gespräche namhafter Wissenschaftler und<br />

Persönlichkeiten veröffentlicht. Bisher erschienen sind:<br />

Das Programm wird stetig um weitere Perlen der SWR-<br />

Hörfunkwellen erweitert und bietet ein auserlesenes<br />

Hörerlebnis.<br />

Die genannten sowie weitere Hörbücher finden Sie neben<br />

den genannten Portalen auch unter www.swr-shop.de<br />

in der Rubrik Medien/Hörbücher.<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 85


DEZEMBER 2015<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

WASWASWAS<br />

WOWOWO<br />

BISTBISTBIST<br />

DUDUDU?<br />

MEIN ANRUFBEANTWORTER<br />

ODER: EINE KLEINE GESCHICHTE<br />

DES ABHÖRENS<br />

von Florian Felix Weyh<br />

Mehr als zwanzig Jahre lang lagen sie in der Schublade:<br />

Kleine Mikrocassetten, die einst im Anrufbeantworter<br />

steckten mit mal witzigen, mal hilflosen, mal virtuosen<br />

Kommunikationsversuchen. Florian Felix Weyh<br />

bewahrte sie auf und hat nun etwas zu erzählen: die<br />

Geschichte des Anrufbeantworters von der ersten drei<br />

Zentner schweren Telefonaufzeichnungsanlage bis zum<br />

heutigen gewichtslosen »Servicemerkmal Mailbox«.<br />

Gespeichert, abgehört und – manchmal – weitergeflüstert<br />

wird immer noch. Und immer noch redet man mit<br />

dem AB wie mit einem alten Freund – oder Feind. Denn<br />

manchmal wird besinnungslos geschimpft, gedroht,<br />

geflucht. Selbst Bundespräsidenten sind davor nicht<br />

gefeit …<br />

Florian Felix Weyh<br />

geboren 1963 in Düren, ist Journalist, Kolumnist, Theater- und<br />

Hörspielautor, Romanschriftsteller, Moderator und Ghostwriter<br />

für Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. In SWR2<br />

lief zuletzt sein Feature »Alles Müller? Oder der öffentliche<br />

Schwabe«.<br />

Regie: N.N.<br />

Produktion: SWR 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

TANKRED DORST ZUM 90. GEBURTSTAG<br />

HARRYS KOPF<br />

Hörspiel von Tankred Dorst<br />

Später wollen es immer alle besser gewusst haben. Und<br />

so eröffnet Tankred Dorst auch sein neues Stück mit<br />

den zwar authentischen, aber auch recht grotesken,<br />

albernen, teilweise höchst widersprüchlichen Aussagen<br />

derer, die den Dichter Heinrich Heine noch vor seinem<br />

Tode besuchsweise kennengelernt hatten. Danach<br />

allerdings entsteht aus einer Szenenfolge voll heiterer<br />

Melancholie, bissiger Komik, zynischer Bösartigkeit<br />

und zarter Poesie die Annäherung an einen Dichter,<br />

dessen vielerlei Masken brüchig geworden sind, dessen<br />

Verzweiflung durch diese Brüche schimmert, und<br />

der dennoch und trotzdem versucht, seine Würde und<br />

Fassung bis zum bitteren Ende zu bewahren.<br />

Wer von seinem Herzen rühmt, es sei ganz geblieben,<br />

der gesteht nur, dass er ein prosaisches weitabgelegenes<br />

Winkelherz hat, durch das meinige aber ging der große<br />

Weltriss. <br />

Heinrich Heine<br />

Tankred Dorst<br />

geboren am 19.12.1925 bei Sonneberg/<br />

Thüringen, lebt in München. Er ist vor<br />

allem als Autor zeitkritischer Dramen<br />

bekannt, u.a. »Große Schmährede an der<br />

Stadtmauer« (1961), »Toller« (1968),<br />

»Eiszeit« (1973), »Ich, Feuerbach« (1986).<br />

Für sein literarisches Werk erhielt er<br />

zahlreiche Preise, darunter 1990 den<br />

Georg-Büchner-Preis.<br />

Mit: Christian Berkel, Angelika Thomas,<br />

Felix von Manteuffel u.v.a.<br />

Regie: Hans Gerd Krogmann<br />

Produktion: SDR 1998<br />

SO, 13.12.2015 14.05 Uhr ca. 54 Ursendung<br />

SO, 13.12.2015 18.20 Uhr 78 <br />

86 | SWR2 HÖRSPIEL


DEZEMBER 2015<br />

SWR2 TANDEM<br />

MICH<br />

MIR<br />

MERKEN<br />

Hörspiel<br />

von Ruth Johanna Benrath<br />

Fotos links: SWR/Michael Schulze; wikimedia/Manfred Brückels rechts: Bernd Suchland; colourbox<br />

Eine Tochter besucht ihre Mutter im Pflegeheim und<br />

verwickelt sie in ein Gespräch über früher. Sie will das<br />

Erinnerungsvermögen der Mutter anregen, indem sie<br />

ihr Geschichten über das einstige Familienleben entlockt.<br />

Dabei kommt es zu einer spiegelbildlichen Identitätsvergewisserung:<br />

Die Mutter erzählt der Tochter<br />

Geschichten aus ihrem Vorleben, die diese nicht kennt,<br />

ebenso wie die Tochter die Mutter an Geschichten aus<br />

der gemeinsamen Vergangenheit erinnert, die diese<br />

mehr und mehr zu vergessen droht. Die Erinnerungsarbeit,<br />

die Mutter und Tochter in ihrem Gespräch leisten,<br />

stellt nicht nur den Versuch dar, den Gedächtnisverlust<br />

der Mutter wenn nicht aufzuhalten, so doch<br />

vielleicht abzumildern, sondern auch das Bemühen der<br />

Tochter, sich der eigenen Kindheitserinnerungen zu<br />

vergewissern, deren Garant einst die Mutter war.<br />

»Das Hörspiel MICH MIR MERKEN ist der Versuch, das<br />

Thema Demenz anhand einer Mutter-Tochter-Begegnung<br />

zu inszenieren. Dabei interessiert mich am meisten,<br />

wie Erkenntnis und Sprache einer dementen Person<br />

funktionieren. Sowohl die Verengung als auch die Erwei -<br />

terung der mütterlichen Wahrnehmung, die gerade in<br />

ihrer Fehlleistung eine erstaunliche Poetizität entfaltet,<br />

habe ich versucht, in der Kommunikation zwischen den<br />

beiden Figuren abzubilden, denen jeweils eine innere<br />

Stimme beigesellt ist«, schreibt die Autorin zu ihrem<br />

Hörspiel.<br />

Ruth Johanna Benrath<br />

geboren 1966 in Heidelberg, studierte<br />

dort Germanistik, Philosophie und<br />

Geschichte und gründete die »Literaturoffensive«.<br />

Sie lebt in Berlin und<br />

arbeitete mehrere Jahre als Lehrerin<br />

und Wissenschaftliche Mitarbeiterin an<br />

der Freien Universität. 2009 erschien bei<br />

Steidl ihr Roman »Rosa Gott, wir loben<br />

dich«, 2011 bei Suhrkamp »Wimpern aus Gras«. Sie schreibt<br />

außerdem Stücke fürs Kinder- und Jugendtheater. Ihre Arbeiten<br />

wurden mit zahlreichen Stipendien gewürdigt, u.a. mit<br />

einem Stipendium des Berliner Senats und der Akademie der<br />

Künste, mit dem Frau Ava Preis und zuletzt mit dem Preis des<br />

Forums für junge Autoren des Landestheaters Coburg und dem<br />

Stipendium zum deutschen Kindertheaterpreis 2014.<br />

Regie: Judith Lorentz<br />

Produktion: SWR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DI, 15.12.2015 19.20 Uhr ca. 25 Ursendung<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 87


SWR2 HÖRSPIEL-STUDIO<br />

TONSETZER ALS HÖRSPIELMACHER (3)<br />

WHITE SPACES/WEISSE RÄUME<br />

Hörstück von Johannes S. Sistermanns<br />

unter Verwendung des gleichnamigen Textes von Paul Auster<br />

aus dem Amerikanischen von Werner Schmilz<br />

Im Januar 1979 beendet der Schriftsteller Paul Auster<br />

eines Nachts den für seinen Geschmack ersten gelungenen<br />

kurzen Prosatext: »Weiße Räume«. Er stellt hier<br />

die Fragen: Was bleibt, wenn der Tod zugeschlagen hat?<br />

Was werden wir sein, wenn wir nur noch Erinnerung<br />

sind? Paul Auster löst das Rätsel nicht, ob ein Mensch<br />

nur als ein flackernder Widerschein im Getümmel der<br />

Dinge und der anderen aufscheint und dann verlischt.<br />

Er beschreibt das Problem, er erfindet Bilder und verliert<br />

sich in ihnen. Diese Selbstbefragung zwischen<br />

Essay und Poesie ist Ausgangspunkt für das Hörstück.<br />

Der Text wird in einem echolosen sowie einem äußerst<br />

halligen Raum deutsch und englisch gesprochen. Die<br />

Passagen werden mit Field Recordings konfrontiert, die<br />

auf verschiedene Lebenssituationen verweisen. Die<br />

Komposition überführt Austers Reflexion in eine akustische<br />

Selbstverortung von Sprache und Geräuschen<br />

über das, was dem Menschen entgleiten könnte, wenn<br />

er seine und anderer An- wie Abwesenheit formuliert.<br />

Johannes S. Sistermanns<br />

geboren 1955, lebt als Komponist und<br />

Audiokünstler in seiner Geburtstadt<br />

Köln. Zuletzt realisierte er für den SWR<br />

die Hörstücke »Ausculta – Kloster Lichtenthal«<br />

(2012) und »Taxi« (2014). Sein<br />

Werk bewegt sich entlang des Grenzbereichs<br />

von Performance, Hörspiel,<br />

Klangkunst und Neuer Musik.<br />

Paul Auster<br />

geboren 1947 in Newark, New Jersey,<br />

wurde als poststrukturalistischer Romancier<br />

durch seine New York-Trilogie<br />

(1987) weltbekannt. Immer wieder sucht<br />

er auch die Zusammenarbeit mit anderen<br />

Künsten.<br />

Mit: Paul Auster u.a.<br />

Komposition und Realisation: Johannes S. Sistermanns<br />

Produktion: SWR 2015 in Kooperation mit dem<br />

Staatlichen Institut für Musikforschung Berlin<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

DO, 17.12.2015 22.03 Uhr ca. 55 Ursendung<br />

88 | SWR2 HÖRSPIEL


DEZEMBER 2015<br />

Fotos links: colourbox; Sophie S. Sistermanns; wikemedia/David Shankbone rechts: Marieke Junge; colourbox; privat; wikimedia<br />

SWR2 KRIMI<br />

ARD RADIO TATORT<br />

QUEENIE<br />

Kriminalhörspiel von Sabine Stein<br />

Eine entsetzte Mutter erstattet Anzeige, weil sie durch<br />

einen Privatdetektiv herausgefunden hat, dass ihre<br />

sechzehnjährige Tochter Zoe in einer Wohnung, die von<br />

einem Kleinkriminellen namens Bott angemietet<br />

wurde, der Prostitution nachgeht. Hauptkommissarin<br />

Bettina Breuer vermutet, dass dieser Bott nur ein kleiner<br />

Fisch ist; es gilt, die eigentlichen Drahtzieher zu<br />

erwischen. Jac Garthmann lässt sich zur Mithilfe breitschlagen<br />

und gibt im Internet den interessierten Freier<br />

ab. Garthmann und Breuer sind überzeugt: Dieses<br />

junge Mädchen ist in etwas hineingeraten, das ihm über<br />

den Kopf gewachsen ist. Der Fall scheint klar zu sein.<br />

Doch bald werden alle Annahmen gründlich durcheinandergewirbelt.<br />

Als eine vierzehnjährige »Mitarbeiterin«<br />

Zoes spurlos verschwindet, wird dieser Fall immer<br />

verwirrender und verstörender.<br />

Sabine Stein<br />

geboren 1961, Studium der Philosophie<br />

und Germanistik, arbeitet als Dozentin,<br />

Hörspiel- und Drehbuchlektorin, lebt als<br />

freie Autorin in Hamburg. Hörspiele beim<br />

NDR u. a.: »Weekend« (2001), »Extrapost«<br />

(2009), »Watchdog« (2010). Dies<br />

ist nach »Fördewind« (2013) und »Stand<br />

der Dinge« (2014) ihr dritter ARD Radio<br />

Tatort für den NDR.<br />

Mit: Sandra Borgmann, Martin Reinke u.v.a.<br />

Regie: Andrea Getto<br />

Produktion: NDR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

FR, 18.12.2015 22.03 Uhr ca. 54 Ursendung<br />

SA, 19.12.2015 21.03 Uhr ca. 54 Zweitsendung SWR4<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

PIAF, MON AMOUR<br />

ERINNERUNGEN AN EDITH PIAF<br />

ZUM 100. GEBURTSTAG DER<br />

SÄNGERIN AM 19.12.<br />

von Daniel Guthmann<br />

40.000 Menschen kamen zu ihrem Begräbnis im Oktober<br />

1963. Auch ein halbes Jahrhundert nach ihrem Tod<br />

ist Edith Piaf die berühmteste Sängerin, die Frankreich<br />

je hervorgebracht hat. »La môme Piaf« – der kleine<br />

Spatz – ist den Franzosen ein nationales Heiligtum.<br />

Nicht nur weil sie großartige Chansons gesungen hat,<br />

sondern weil sie für viele die Pariserin schlechthin war:<br />

inbrünstig und großherzig, selbstbewusst und ausschweifend,<br />

voller Leidenschaft und voller Allüren.<br />

Daniel Guthmann hat Freunde, Weggefährten und Kollegen<br />

des Weltstars getroffen und zeichnet das dramatische<br />

Leben der Edith Piaf nach – und was Liebe für sie<br />

bedeutete.<br />

Daniel Guthmann<br />

geboren 1965, hat Philosophie, Ethnologie<br />

und Romanistik in Berlin und Paris<br />

studiert und ist Fernseh- und Radiojournalist,<br />

Redakteur und Filmemacher.<br />

In SWR2 lief zuletzt sein Feature »Und<br />

es brennt mein Herz tagelang …« über<br />

den armenischen Dichter Jeghische<br />

Tscharenz.<br />

Regie: Iris Drögekamp<br />

Produktion: SWR/NDR 2013<br />

SO, 20.12.2015 14.05 Uhr ca. 54 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 89


DEZEMBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

DER LETZTE TAG<br />

VON LISSABON<br />

Hörspiel von Günter Eich<br />

Am 31. Oktober 1755, am Vorabend jenes Allerheiligentages,<br />

an dem die Stadt Lissabon über Gerechte<br />

und Ungerechte zusammenstürzen wird, wartet ein<br />

Geistlicher auf die Vollstreckung seines Urteils. Die<br />

Inquisition hat ihn wegen angeblicher Gotteslästerung<br />

zum Verbrennungstod auf dem Scheiterhaufen<br />

verurteilt. In der Einsamkeit der Zelle ist sein einziger<br />

Gesprächspartner der Gefängniswärter. Ihm erzählt er<br />

Geschichten, die von einer Welt handeln, in der sich die<br />

menschlichen Kreaturen mit dem Versuch quälen, ihr<br />

sie peinigendes Leben zu meistern. Aber sie alle scheitern.<br />

Sie sind Gestalten ohne Hoffnung, ohne Zukunft<br />

– und so entsprechen sie dem Schicksal des Priesters,<br />

den der Augenblick der Zerstörung wie eine Erlösung<br />

überkommt.<br />

Günter Eich<br />

geboren 1907 in Lebus/Brandenburg,<br />

gestorben 1972 in Salzburg, gilt als<br />

einer der bedeutendsten Lyriker, Prosaund<br />

Hörspielautoren der deutschen<br />

Nachkriegsliteratur. 1950 erhielt er den<br />

ersten Preis der Gruppe 47, 1952 den<br />

Hörspielpreis der Kriegsblinden und<br />

1959 den Georg-Büchner-Preis.<br />

Mit: Kurt Horwitz, Paul Hofmann,<br />

Maria Becker, Lina Carstens u.a.<br />

Musik: Siegfried Franz<br />

Regie: Friedrich Carl Kobbe<br />

Produktion: SWF/BR/RB 1956<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

V.LI.RE.: MICHAEL TREGOR, TOBIAS LELLE, GOTTFRIED BREITFUSS, EBERHARD KLASSE,<br />

SWR2 SPIELRAUM EXTRA<br />

IN GEHEIMER<br />

MISSION DURCH<br />

DIE WÜSTE GOBI<br />

nach dem gleichnamigen<br />

Jugendroman von Fritz Mühlenweg<br />

Teil 1, 2 und 3<br />

Kompass-Berg (Christian) ist als deutscher Junge in<br />

China aufgewachsen und gerät in einen Bürgerkrieg. Er<br />

und sein Freund Großer-Tiger werden beim Drachensteigen<br />

von Soldaten in einen Zug verfrachtet und an<br />

einem fremden Ort ausgesetzt. Als Gefangene müssen<br />

sie eine lange Reise durch die Mongolei antreten, erst<br />

mit einem LKW, dann auf Pferden und Kamelen. Die<br />

Kinder haben als unverdächtige Kuriere einen wichtigen<br />

Geheimauftrag, von dem niemand wissen darf,<br />

schon gar nicht ihre Reisebegleiter: Grünmantel, ein<br />

betrügerischer Kaufmann, ist ein durch und durch<br />

schlechter Mensch, aber auch ihr Reiseführer, der Soldat<br />

Glück, hat eine dunkle Vergangenheit. Unterwegs<br />

begegnen sie Nomaden und Wegelagerern – viele<br />

gefährliche Situationen können sie nur durch Klugheit<br />

und Witz meistern.<br />

»In geheimer Mission durch die Wüste Gobi« ist mehr<br />

als ein »chinesisch-mongolischer Karl May«, denn er ist<br />

weitaus stärker den authentischen Beschreibungen der<br />

SO, 20.12.2015 18.20 Uhr 91 <br />

90 | SWR2 HÖRSPIEL


HANS PETER HALLWACHS, TIMUR KHALID BOKARI, ALFONS RAU<br />

HANS PETER HALLWACHS<br />

Fotos links: Michael Wolgensinger/Suhrkamp Verlag; colourbox; SWR/Korte rechts: Lotte Eckener / Libelle Verlag; SWR/Korte<br />

Kulturen verpflichtet. Sehr eigenwillig und konsequent<br />

bildet der Autor die asiatische Denkweise in der Sprache<br />

seiner Protagonisten ab, Satzbau und Redewendungen<br />

sind dem Chinesischen nachempfunden. Auch im Verhalten<br />

der beiden Jungen ist das spürbar: Freundschaft<br />

und Loyalität, Höflichkeit und Respekt gegenüber Menschen<br />

und ihrer Kultur, ruhiges Abwarten bei gleichzeitigem<br />

Beobachten der Situation, Bewahrung und<br />

Befolgung alter Traditionen kennzeichnen das Verhalten<br />

der beiden Jungen, die im Verlauf der Geschichte als<br />

»geheime Mission« gleich drei wichtige Aufträge erhalten.<br />

Während sie »in einem Boot« (bzw. in einem Wagen)<br />

sitzen mit Grünmantel, einem Halunken und Mörder,<br />

kämpfen sie zäh gegen das Scheitern.<br />

Ständig der Gefahr ausgesetzt, von Glück verraten und<br />

von Grünmantel getötet zu werden, versuchen sie,<br />

Glück durch beharrliche Freundlichkeit auf ihre Seite<br />

zu ziehen. Es gelingt ihnen. Zugleich schaffen sie es, von<br />

Grünmantel gedemütigte und zu seinen finsteren Zwecken<br />

eingespannte Kinder für sich zu gewinnen und<br />

ihnen zu helfen. Die Begegnung mit einem kleinen<br />

Mongolen ist dann eine Art Initiation: Kompass-Berg<br />

und Großer-Tiger lernen Sprache und Denken der Mongolen,<br />

gewinnen durch diese Anpassung und durch ihre<br />

Offenheit deren Vertrauen und Respekt und schaffen<br />

es auf diese Weise, allen Gefahren zu trotzen.<br />

Fritz Mühlenweg<br />

(1898–1961), aufgewachsen in Konstanz,<br />

gegen Ende des Ersten Weltkriegs<br />

in französischer Kriegsgefangenschaft,<br />

dann mehrere Jahre als Drogist tätig,<br />

bevor er aus dem elterlichen Geschäft<br />

ausbrach und als Angestellter der neu<br />

gegründeten »Luft Hansa« an der Mongolei-Expedition<br />

Sven Hedins teilnahm.<br />

Die Luft Hansa erkundete die klimatischen Bedingungen für<br />

die Einrichtung einer Fluglinie Berlin-Peking. Zwischen 1927<br />

und 1932 verbrachte Mühlenweg auf Forschungsreisen viele<br />

Monate in der Wüste Gobi.<br />

Mit: Christian Brückner, Alfons Rau, Timur Khalid Bokari,<br />

Gottfried Breitfuß, Hans Peter Hallwachs, Michael Tregor,<br />

Frank Stöckle, Ernst Konarek, Matthias Ponnier,<br />

Walter Renneisen u.v.a.<br />

Musik: Klaus Burger<br />

Hörspielbearbeitung und Regie: Eberhard Klasse<br />

Produktion: SWR 2008<br />

Buchausgabe: Libelle<br />

Hörbuch-Edition: Der Hörverlag<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

FEIERTAGSPROGRAMM AN WEIHNACHTEN<br />

GROSSER-TIGER UND KOMPASS-BERG<br />

DO, 24.12.2015 14.05 Uhr 55 Teil 1<br />

NULL UHR FÜNF IN URUMTSCHI<br />

FR, 25.12.2015 14.05 Uhr 55 Teil 2<br />

im Anschluss:<br />

15.05 – 17.00 Uhr SWR2 SPIELRAUM EXTRA<br />

Musikalisch-literarisches Feiertagsprogramm mit Geschichten<br />

und Kurzhörspielen<br />

DER GEHEIMNISVOLLE HERR GRÜNMANTEL<br />

SA, 26.12.2015 14.05 Uhr 55 Teil 3<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 91


DEZEMBER 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM FEIERTAG<br />

NOVEMBER 1918<br />

EINE DEUTSCHE REVOLUTION<br />

Mehrteiliges Hörspiel<br />

nach dem Erzählwerk<br />

von Alfred Döblin<br />

KARL UND ROSA<br />

Teil 1 und 2<br />

ROSA LUXEMBURG<br />

In seinem Erzählwerk »November 1918« untersucht<br />

Alfred Döblin, Schriftsteller und Arzt, einen chronisch<br />

erkrankten Patienten – das Deutsche Reich. In vier Bänden<br />

berichtet Döblin vom Ende des Ersten Weltkriegs in<br />

Erwartung des Zweiten. Was geschah in Deutschland,<br />

als sich im November 1918 die militärische Niederlage<br />

nicht länger leugnen ließ? Als – für einen kurzen Augenblick<br />

– alles möglich schien: Eine Revolution des Proletariats<br />

ebenso wie eine Diktatur des Militärs?<br />

Döblins Hauptwerk entstand in den Jahren 1937 bis<br />

1943, auf der Flucht vor den Nationalsozialisten, im<br />

französischen und amerikanischen Exil. Die bereits<br />

vorliegende Hörspielfassung der ersten drei Bände dieses<br />

Jahrhundertromans wird nun mit der zweiteiligen<br />

Hörspielfassung des vierten Bandes komplettiert: Im<br />

Abschluss seiner Tetralogie entwirft Döblin ein Porträt<br />

der Revolutionäre Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg.<br />

Ihr politisches Scheitern und ihr gewaltsamer Tod<br />

stehen paradigmatisch für den missglückten Versuch,<br />

eine deutsche sozialistische Utopie zu verwirklichen.<br />

Der Schwerpunkt liegt dabei auf Rosa Luxemburg, die<br />

Döblin nicht nur als Revolutionärin, sondern auch als<br />

Mensch zeigt, mit ihrer Trauer und ihrem Verlorensein<br />

und ihrer blühenden Phantasie.<br />

Alfred Bruno Döblin<br />

(1878–1957), arbeitete zunächst als<br />

Assistenzarzt an einer Kreisirrenanstalt<br />

in Regensburg. Nach Ausbruch des Ersten<br />

Weltkriegs wurde er als Militärarzt<br />

in Saargemund (Lothringen) und Hagenau<br />

(Elsass) eingesetzt. Nach dem Ersten<br />

Weltkrieg veröffentlichte er unter<br />

dem Pseudonym »Linke Poot« politische<br />

Glossen. 1929 wurde Döblin weltweit bekannt durch Berlin<br />

Alexanderplatz, dem bis heute bedeutendsten deutschen Großstadtroman.<br />

Nach dem Reichstagsbrand 1933 floh er mit seiner<br />

Familie über die Schweiz nach Frankreich. 1936 nahm die<br />

Familie die französische Staatsbürgerschaft an. Im Zweiten<br />

Weltkrieg floh er vor der deutschen Armee in die USA. 1945<br />

kehrte Döblin nach Deutschland zurück und arbeitete als Literaturinspekteur<br />

der französischen Militärregierung in Baden-<br />

Baden. Verbittert über die politische Restauration im Nachkriegsdeutschland<br />

emigrierte er 1953 erneut nach Paris. Döblin<br />

starb 1957 im Landeskrankenhaus Emmendingen.<br />

Musik: Martina Eisenreich<br />

Hörspielbearbeitung: Norbert Schaeffer<br />

Regie: Iris Drögekamp<br />

Produktion: SWR/NDR 2015<br />

Audio unter SWR.de/swr2/hoerspiel<br />

1. WEIHNACHTSFEIERTAG Teil 1<br />

FR, 25.12.2015 18.20 Uhr ca. 90 Ursendung<br />

2. WEIHNACHTSFEIERTAG Teil 2<br />

SA, 26.12.2015 18.20 Uhr ca. 90 Ursendung<br />

92 | SWR2 HÖRSPIEL


DEZEMBER 2015<br />

Fotos links: wikimedia; SWR/Stephan Döblin rechts: NDR/Cordula Kropke (4)<br />

V.LI.N.RE.: LAURA MAIRE ALS HILDE, JAKOB DIEHL ALS JOHANNES MAUS, REGISSEUR NORBERT SCHAEFFER IM GESPRÄCH MIT JAKOB DIEHL,<br />

SEBASTIAN RUDOLPH ALS FRIEDRICH BECKER<br />

AUS DER PRODUKTION DES MEHRTEILIGEN HÖRSPIELS NACH DEM ERZÄHLWERK »NOVEMBER 1918. EINE DEUTSCHE REVOLUTION«<br />

VON ALFRED DÖBLIN: »BÜRGER UND SOLDATEN 1918«, »VERRATENES VOLK« UND »HEIMKEHR DER FRONTTRUPPEN«<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 93


DEZEMBER 2015<br />

SWR2 FEATURE AM SONNTAG<br />

DER ALTE LÄSST<br />

DAS SPINNEN<br />

NICHT<br />

AUS DEM LEBEN EINES VISIONÄRS<br />

von Rainer Schildberger<br />

»Ich brauche jeden Tag eine Idee, sonst gehe ich ein,«<br />

sagt Hans Morawa. Der 86-Jährige leitet seit über 30 Jahren<br />

das Institut für Innovationsforschung in München.<br />

»Sammeln Sie Visionen und Sie werden selbst ein Visionär«,<br />

riet ihm einst Gottfried Benn. Und so fing Morawas<br />

Suche nach der Zukunft an. Visioning nennt er<br />

seine Methode der Ideenentwicklung. Die aufrechtstehende<br />

Zahnpastatube, das Eventschiff MS Starnberg<br />

oder auch das erfolgreiche Konzept zur Eindämmung<br />

der Lepra wurden in seinem »Think Tank«entwickelt.<br />

Sein computergestütztes Innovationsspiel fand in führenden<br />

Unternehmen Anwendung. Und immer noch<br />

mischt der alte Visionär mit.<br />

Rainer Schildberger<br />

geboren 1958 in Berlin, studierte Musik,<br />

Geschichte und Sport in Darmstadt,<br />

Berlin und Los Angeles. Seit 1995 arbeitet<br />

er als Feature- und Hörspielautor.<br />

Außerdem verfasst er Erzählungen und<br />

Romane.<br />

Regie: Andrea Leclerque<br />

Produktion: SWR 2015<br />

SWR2 HÖRSPIEL AM SONNTAG<br />

WIEDERSEHEN<br />

MIT BRIDESHEAD<br />

nach dem gleichnamigen Roman<br />

von Evelyn Waugh<br />

aus dem Englischen von Marianne<br />

de Barde und Hans Rosenhauer<br />

Schloss Brideshead, der barocke Landsitz der Marchmains,<br />

einer alten aristokratischen Familie katholischen<br />

Glaubens. Hauptmann Charles Ryder wird 1944<br />

mit seiner Einheit überraschend dorthin versetzt. Für<br />

ihn ist es ein Wiedersehen mit Brideshead, das wehmütige<br />

Erinnerungen heraufbeschwört: Zwanzig Jahre ist<br />

es her, seit er zum ersten Mal hier war und durch seinen<br />

Studienfreund Sebastian Flyte, den jüngsten Sohn der<br />

Marchmains, mit der verspielten Anmut des Schlosses<br />

und der morbiden Vornehmheit seiner Bewohner<br />

bekannt wurde. Charles beschreibt seine Begegnungen<br />

mit Vater Marchmain, der mit einer Freundin in Venedig<br />

lebt, mit Lady Marchmain, deren ganzes Trachten<br />

darauf gerichtet ist, die Familie und den herrlichen<br />

Landsitz zusammenzuhalten, seine Freundschaft zu<br />

Sebastian, dem melancholischen, verträumten Jungen,<br />

der zum Trinker verkommt, und seine Liebe zu Lady<br />

Julia, der nach außen unkonventionellen, innerlich aber<br />

den Dogmen ihrer Religion selbstquälerisch ergebenen<br />

Schwester Sebastians.<br />

SO, 27.12.2015 14.05 Uhr ca. 54 Ursendung<br />

94 | SWR2 HÖRSPIEL


DEZEMBER 2015<br />

SWR2 TANDEM<br />

BERLIN, HIER<br />

TRENNEN SICH<br />

UNSERE WEGE<br />

Hörspiel von N.J. Lehmann<br />

Fotos links: privat; Rainer Schildberger; wikimedia rechts: wikimedia/Carl van Vechten; Helene Bukowski<br />

Evelyn Waugh<br />

(1903–1966) geboren in Hampstead bei<br />

London, gestorben in Taunton, Somerset,<br />

gilt als radikalkonservativer Zyniker<br />

und Kulturpessimist, der in kühler,<br />

kunstvoller Prosa mit Witz und Satire<br />

die Kuriositäten des modernen Lebens<br />

enthüllt. Waugh konvertierte 1930 zum<br />

Katholizismus. Sein Geschichtsstudium<br />

in Oxford brach er ab, um sich zum Maler ausbilden zu lassen.<br />

Er betätigte sich als Lehrer, Reporter und Kunsttischler, bis er<br />

schließlich zur Schriftstellerei wechselte.<br />

Mit: Siegfried Wischnewski, Gerd Martienzen, Klaus Kinski u.v.a.<br />

Hörspielbearbeitung: Marianne de Barde<br />

Regie: Hans Rosenhauer<br />

Produktion: HR/RB 1956<br />

Buchausgabe: Diogenes<br />

SO, 27.12.2015 18.20 Uhr 90 mono<br />

Ein Silvesterabend in Berlin. Jan wird wegziehen, feiert<br />

sich selbst und blickt zurück. Zwischen all den Anrufen,<br />

in denen er nach seinen Plänen für den Jahreswechsel<br />

gefragt wird, den Gedanken an verflossene Liebschaften<br />

und an das, was die Zukunft bringen könnte, ist es<br />

immer noch seine Exfreundin Ina, die ihn am meisten<br />

interessiert. Ein imaginärer Dialog entspinnt sich, in<br />

Selbstgesprächen, Flashbacks und Mutmaßungen darüber,<br />

was die letzten Jahre beim jeweils Anderen so<br />

passiert ist, zwischen den Jahren, zwischen ihm und Ina.<br />

Er will sie zurück, sie ihn nicht. Doch je später es wird,<br />

desto mehr klingen ihre Stimmen wie Berlin am Neujahrstag:<br />

dreckig, verkatert und lebensuntauglich auf<br />

der Suche nach ein klein wenig Nähe.<br />

Nick-Julian Lehmann<br />

geboren 1987 in Berlin, leistete seinen<br />

Zivildienst im ASB-Seniorenzentrum<br />

Wannsee, war als AuPair in Toulouse<br />

unterwegs, hat sein B.A.-Studium der<br />

»Angewandten Theaterwissenschaft«<br />

an der Justus-Liebig Universität Gießen<br />

abgeschlossen und ist seit Oktober<br />

2013 an der Stiftung Universität Hildesheim<br />

für den M.A.-Studiengang der »Inszenierung der Künste<br />

und Medien« eingeschrieben, sowie als Kulturarbeiter, Dramaturg<br />

und Performer für das Performance- und Raumkollektiv<br />

Exkurs Zwischenraum tätig: www.exzw.de<br />

Mit: Till Großmann und Marie-Charlott Schube<br />

Regie: Nick-Julian Lehmann<br />

Produktion: Exkurs Zwischenraum 2013/14<br />

DI, 29.12.2015 19.20 Uhr 31 <br />

SWR2 HÖRSPIEL | 95


REGISTER<br />

REGISTER<br />

Autoren und Bearbeiter<br />

Adler, Peter.....................................................52<br />

Ahlborn, Christian......................................30<br />

Ahrem, Regine..............................................21<br />

Auster, Paul....................................................88<br />

Ayoub, Susanne...........................................22<br />

Bachmann, Daniel Oliver.........................78<br />

Bäcker, Heimrad...........................................37<br />

Barthes, Roland............................................66<br />

Bartholomäus, Jens-Uwe.........................62<br />

Batarilo, Patrick............................................60<br />

Becker, Martin..............................................54<br />

Beer, Andrea..................................................78<br />

Benrath, Ruth Johanna.............................87<br />

Berner, Christian..........................................31<br />

Bick, Andreas.................................................23<br />

Bigott, Gabriele ...........................................35<br />

Bohlen, Hermann........................................59<br />

Brants, Dietrich............................................74<br />

Brüggemann, Annette..............................29<br />

Buhlert, Klaus...............................................11<br />

Butzmann, Frieder......................................82<br />

Chilvers, Carin...............................................48<br />

Chmielorz, Rilo.............................................13<br />

Chodzinski, Armin......................................34<br />

Cohen, Charles M........................................65<br />

Das Gupta, Maja.........................................66<br />

Dath, Dietmar...............................................80<br />

De Barde, Marianne ...................................95<br />

Decker, Jan......................................25, 32, 36<br />

Deigner, Björn SC.........................................60<br />

Döblin, Alfred................................................92<br />

Dorst, Tankred..............................................86<br />

Drögekamp, Iris............................................64<br />

Eich, Günter...................................................90<br />

Eisenmann, Barbara...................................82<br />

Ermen, Reinhard .........................................57<br />

FALKNER..........................................................43<br />

Findeis, Patrick..............................................27<br />

Freund, René.................................................13<br />

Fritsch, Werner ............................................62<br />

Gaevert, Thomas.........................................40<br />

Gelich, Johannes.........................................61<br />

Genazino, Wilhelm.....................................22<br />

Gerstenberg, Agnes...................................75<br />

Goerke, Marie-Luise...................................24<br />

Grimkowski, Sabine ...................................73<br />

Grünberg, Arnon ........................................12<br />

Gülich, Martin..............................................44<br />

Guthmann, Daniel......................................89<br />

Halbig, Frank.................................................57<br />

Heim, Uta-Maria .................................12, 36<br />

Heithoff, Tom................................................43<br />

Hess, Manfred...................................... 57, 64<br />

Heym, Georg.................................................64<br />

Hilbig, Wolfgang ........................................79<br />

Hilke, Matthias.............................................58<br />

Hinkelbein, Susanne..................................84<br />

Houellebecq, Michel .................................50<br />

Huby, Felix......................................................32<br />

Hültner, Robert ...........................................42<br />

Iles, Francis.....................................................21<br />

Illerhaus, Ulla................................................71<br />

Jarman, Derek...............................................76<br />

Jelinek, Jan.....................................................14<br />

Jessen, Lisbeth..............................................17<br />

Kahrs, Rainer.................................................76<br />

Kalss, Christiane .........................................79<br />

Kellein, Sandra..............................................14<br />

Kennedy, A.L..................................................30<br />

Klasse, Eberhard..........................................91<br />

Koch, Egon......................................................65<br />

Kohlschmidt, Kai-Uwe..............................42<br />

Krass, Stephan..............................................41<br />

Krause, Annett.............................................58<br />

Krebs, Tobias..................................................51<br />

Kubin, Felix.....................................................19<br />

Künzig, Bernd ...............................................57<br />

Kuner, Jean-Claude.....................................18<br />

Land, Ulrich....................................................52<br />

Lehmann, Nick-Julian................................95<br />

Lehmkuhl, Tobias.........................................48<br />

Lessmann, Agnieszka................................74<br />

Lotz, Wolfram...............................................63<br />

Luncke, Stella.................................19, 21, 33<br />

McCarten, Anthony....................................33<br />

Meier, Gerhard.............................................29<br />

Miller, Arthur................................................52<br />

Mössmer, Helmuth ...................................56<br />

Mühlenweg, Fritz........................................91<br />

Munro, Alice..................................................18<br />

Nawrat, Matthias........................................36<br />

Némirovsky, Irène........................................25<br />

Novak, Helga M............................................35<br />

Oehring, Helmut.........................................81<br />

Ohaus, Christiane.......................................47<br />

Ophüls, Max..................................................72<br />

Pennac, Daniel..............................................72<br />

Peters, Sabine...............................................39<br />

Petschinka, Eberhard.................................56<br />

Pfeiffer, Boris ................................................32<br />

Reffert, Thilo..................................................53<br />

Rühm, Gerhard.............................................83<br />

Sanyal, Mithu................................................30<br />

Schaeffer, Norbert .....................................92<br />

Schäfers, Josef Maria..................19, 21, 33<br />

Schedler, Melchior......................................82<br />

Schildberger, Rainer...................................94<br />

Schimmeck, Tom.........................................55<br />

Schmidt, Dirk................................................28<br />

Schmidt, Holger...........................................40<br />

Schmitz, Klaus .............................................25<br />

Schültge, Frank.............................................31<br />

Schulz, Friedemann....................................68<br />

Schulze, Ingo.................................................20<br />

Serotonin................................................ 23, 83<br />

Sistermanns, S. Johannes........................88<br />

Soergel, Tabea...............................................54<br />

Steckel, Ronald.............................................37<br />

Stein, Gertrude.............................................11<br />

Stein, Sabine.................................................89<br />

Strittmatter, Thomas.................................26<br />

Thorpe, Chris.................................................67<br />

Trolle, Lothar..................................................38<br />

Vlahovic, Slavica..........................................26<br />

Vowinckel, Antje..........................................24<br />

Waugh, Evelyn..............................................95<br />

Weis, Roland..................................................51<br />

Weiß, Johannes ...........................................56<br />

Wendelken, Barbara...................................45<br />

Weyh, Florian Felix.....................................86<br />

Wodin, Natascha ........................................79<br />

Wolf, Ror..........................................................16<br />

Wördemann, Stefanie...............................81<br />

Zander, Wolfgang........................................17<br />

Zola, Émile......................................................47<br />

96 | SWR2 HÖRSPIEL


REGISTER<br />

Regie<br />

Ackers, Beatrix..............................................13<br />

Adler, Walter..................................................38<br />

Ahrem, Regine..............................................21<br />

Bader, Maidon..............................................75<br />

Bartholomäus, Jens-Uwe.........................62<br />

Becker, Martin..............................................54<br />

Berner, Christian..........................................31<br />

Bick, Andreas.................................................23<br />

Bigott, Gabriele............................................35<br />

Bohlen, Hermann........................................59<br />

Bruehl, Philippe............................................73<br />

Buhlert, Klaus....................................... 11, 67<br />

Butzmann, Frieder .....................................82<br />

Chmielorz, Rilo.............................................13<br />

Chodzinski, Armin......................................34<br />

Deigner, Björn SC.........................................60<br />

Drögekamp, Iris.............. 14, 36, 64, 89, 92<br />

Düben, Otto..................................................82<br />

Einem, Gottfried von.................................25<br />

Eisenmann, Barbara...................................82<br />

FALKNER..........................................................43<br />

Filz, Walter............................................. 30, 58<br />

Fricke, Stefan.................................................57<br />

Fritsch, Götz..................................................62<br />

Getto, Andrea...............................................89<br />

Ginzler, Mark...........................12, 25, 56, 66<br />

Goerke, Marie Luise ...................................24<br />

Grehn, Kai ......................................................27<br />

Hanushevsky, Janko...................................29<br />

Heithoff, Tom................................................43<br />

Hinkelbein, Susanne...................32, 48, 84<br />

Hutzler, Karin................................................24<br />

Jarman, Derek...............................................76<br />

Jelinek, Jan.....................................................14<br />

Jessen, Lisbeth..............................................17<br />

Klasse, Eberhard..........................................91<br />

Kobbe, Friedrich Carl..................................90<br />

Koch, Egon......................................................65<br />

Kohlschmidt, Kai-Uwe..............................42<br />

Koppelmann, Leonhard.................... 29, 50<br />

Koslowski, Nikolai von...............................17<br />

Krebs, Tobias.......................................... 51, 63<br />

Kretzschmar, Hermann............................20<br />

Krogmann, Hans Gerd..............................86<br />

Kubin, Felix.....................................................19<br />

Kuner, Jean-Claude ....................................18<br />

Kurth, Otto.....................................................52<br />

Lampen, Ulrich...........................26, 30, 39, 40<br />

...................................................41, 42, 53, 66, 79<br />

Leclerque, Andrea ................................78, 94<br />

Lehmann, Nick-Julian................................95<br />

Leist, Claudia Johanna...................... 26, 28<br />

Lorentz, Judith...............................59, 79, 87<br />

Luncke, Stella..........................19, 21, 23, 33<br />

Majo, Guiseppe............................................32<br />

Maurer, Günter......................22, 48, 61, 78<br />

Naber, Hermann..........................................65<br />

Oehmichen, Lutz ........................................22<br />

Ohaus, Christiane ......................................47<br />

Ohmer, Maria................................................45<br />

Ott, Felicitas.......................................... 36, 44<br />

Ott, Hans Helge...........................................71<br />

Ottersberg, Torsten....................................81<br />

Petschinka, Eberhard.................................56<br />

Rosenhauer, Hans.......................................94<br />

Rühm, Gerhard.............................................83<br />

Schäfers, Maria Josef...........19, 21, 23, 33<br />

Schuhmacher, Alexander................. 59, 74<br />

Schültge, Frank.............................................31<br />

Serotonin........................................................83<br />

Sistermanns, Johannes S. .......................88<br />

Steckel, Ronald.............................................37<br />

Stricker, Sven.................................................33<br />

Tauch, Heike..................................................22<br />

Vowinckel, Antje.................................. 16, 24<br />

Wolfertz, Thomas........................................68<br />

Komposition / Musik<br />

Bartholomäus, Jens-Uwe.........................62<br />

Bern, Alan.......................................................21<br />

Bernhard, Andreas......................................56<br />

Brody, Paul......................................................21<br />

Buhlert, Klaus....................................... 11, 67<br />

bulbul...............................................................43<br />

Burger, Klaus.................................................91<br />

Deigner, Björn SC.........................................60<br />

Eisenreich, Martina ...................................92<br />

Fisher Turner, Simon..................................76<br />

Franz, Siegfried............................................90<br />

Haarmann......................................................17<br />

Jelinek, Jan.....................................................14<br />

Kaizar, Peter........................................... 12, 62<br />

Kammerflimmer Kollektief.....................80<br />

Keul, Bernd.....................................................71<br />

Kohlschmidt, Kai-Uwe..............................42<br />

Kötting, Nis....................................................34<br />

Kretzschmar, Hermann............................20<br />

Merzouga.......................................................29<br />

Morgenstern, Tobias..................................35<br />

Nagl, Max.......................................................13<br />

Oser, Pierre.....................................................38<br />

Pflug, Jan-Peter............................................33<br />

Quade, Rainer...............................................28<br />

Riessler, Michael..........................................47<br />

Rodach, Michael..........................................21<br />

Römer, Rainer................................................50<br />

Sandow...........................................................42<br />

Schleiermacher, Steffen................... 41, 79<br />

Sistermanns, Johannes S. .......................88<br />

Sudmann, Rolf..............................................16<br />

Weber, Thomas............................................80<br />

Zwetkoff, Peter.............................................82<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 97


IMPRESSUM/BESTELLSCHEIN<br />

HERAUSGEBER<br />

Südwestrundfunk<br />

Anstalt des öffentlichen Rechts<br />

Marketing SWR2<br />

76522 Baden-Baden<br />

SWR.de<br />

FÜR BLINDE UND SEHBEHINDERTE<br />

Eine Version der Hörspielübersicht<br />

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ERSCHEINUNGSWEISE<br />

Die SWR Hörspielbroschüre erscheint<br />

zwei Mal im Jahr und kann gegen<br />

eine Schutzgebühr von jährlich<br />

8 Euro bezogen werden.<br />

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ABTEILUNG<br />

Künstlerisches Wort/Hörspiel<br />

hoerspiel@SWR.de<br />

swr.de/swr2/hoerspiel<br />

LEITUNG<br />

Ekkehard Skoruppa<br />

DRAMATURGIE<br />

Manfred Hess (Chefdramaturg)<br />

Uta-Maria Heim<br />

Andrea Oetzmann<br />

Frank Halbig<br />

REDAKTIONSASSISTENZ<br />

Melanie Basler<br />

Cordula Goldbach<br />

Christiane Janka<br />

Bärbel Peyser<br />

Bettina Scharfenberg<br />

SPIELRAUM – DAS KINDERRADIO<br />

Die Geschichte: Nicole Dantrimont,<br />

Franziska Hochwald, Kirstin Petri<br />

Hörspiel: Uta-Maria Heim<br />

spielraum@SWR2.de<br />

www.kindernetz.de/spielraum<br />

MUNDARTHÖRSPIEL<br />

Baden-Baden: Uta-Maria Heim<br />

Tübingen: Christel Freitag<br />

TANDEM<br />

Katrin Zipse (Hörspiel)<br />

FEATURE<br />

Dr. Walter Filz (Leitung)<br />

Dr. Gerwig Epkes<br />

Dr. Stephan Krass<br />

Dr. Wolfram Wessels<br />

SEKRETARIAT DES<br />

KARL-SCZUKA-PREISES<br />

Ekkehard Skoruppa<br />

Frank Halbig<br />

Yuko Geiler<br />

sczuka@SWR.de<br />

SWR.de/swr2/sczuka<br />

ARD HÖRSPIELTAGE<br />

Organisation: Birgitt Kehrer<br />

KÜNSTLERISCHE<br />

PRODUKTION<br />

Eva Lauinger<br />

Holger Heddendorp<br />

BESETZUNGSBÜRO<br />

Baden-Baden:<br />

Elisabeth Szerdahelyi,<br />

Ursula Wein-Schäffer<br />

Kirstin Petri, Sylvia Böttcher<br />

Stuttgart:<br />

Mona Frick, Sandra Pasic<br />

PROJEKTPLANUNG<br />

UND PRODUKTION<br />

Andrea Leclerque<br />

Anja Radüg<br />

REDAKTION BROSCHÜRE<br />

Ekkehard Skoruppa<br />

Andrea Leclerque<br />

GESTALTUNG<br />

SWR Design:<br />

Andrea Metzger, Markus Vogt<br />

DRUCK<br />

GO Druck Media GmbH & Co. KG<br />

Kirchheim unter Teck<br />

Programmänderungen vorbehalten<br />

SWR Hörspielbroschüre bestellen bei: Südwestrundfunk, SWR2 Kulturservice, 70150 Stuttgart<br />

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zweimal im Jahr und<br />

kann gegen eine Schutzgebühr<br />

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Der Bezug verlängert sich<br />

automatisch um ein weiteres<br />

Jahr, wenn bis sechs Wochen vor<br />

Ende der Bezugszeit keine Kündigung<br />

erfolgt ist.<br />

Die schriftliche Kündigung ist zu<br />

richten an: SWR2 Kultur service,<br />

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und keinesfalls an Dritte weitergegeben.<br />

WIDERRUFSBELEHRUNG<br />

Widerrufsrecht: Sie haben das Recht, binnen vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen. Die Widerrufsfrist beträgt vierzehn Tage ab dem Tag, an dem Sie oder ein von Ihnen benannter<br />

Dritter, der nicht der Beförderer ist, die erste Ware in Besitz genommen haben bzw. hat. Um Ihr Widerrufsrecht auszuüben, müssen Sie den Südwestrundfunk, SWR2 Kulturservice, 70150 Stuttgart,<br />

mittels einer eindeutigen Erklärung (z.B. ein mit der Post versandter Brief, per Telefax 07221/300350 oder per E-Mail swr2kulturservice@swr.de) über Ihren Entschluss, diesen Vertrag zu widerrufen, informieren.<br />

Ein Muster für eine Widerrufsformulierung, das jedoch nicht vorgeschrieben ist, finden Sie im Gesetz, und zwar in Anlage 2 zu Art. 246a § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 und § 2 Abs. 2 Nr. 2 EGBGB. Zur Wahrung der<br />

Widerrufsfrist reicht es aus, dass Sie die Mitteilung über die Ausübung des Widerrufsrechts vor Ablauf der Widerrufsfrist absenden.<br />

Folgen des Widerrufs: Wenn Sie diesen Vertrag widerrufen, haben wir Ihnen alle Zahlungen, die wir von Ihnen erhalten haben, einschließlich der Lieferkosten (mit Ausnahme der zusätzlichen Kosten, die sich<br />

daraus ergeben, dass Sie eine andere Art der Lieferung als die von uns angebotene, günstigste Standardlieferung gewählt haben), unverzüglich und spätestens binnen vierzehn Tagen ab dem Tag zurückzuzahlen,<br />

an dem die Mitteilung über Ihren Widerruf dieses Vertrags bei uns eingegangen ist. Für diese Rückzahlung verwenden wir dasselbe Zahlungsmittel, das Sie bei der ursprünglichen Transaktion eingesetzt<br />

haben, es sei denn, mit Ihnen wurde ausdrücklich etwas anderes vereinbart; in keinem Fall werden Ihnen wegen dieser Rückzahlung Entgelte berechnet.<br />

98 | SWR2 HÖRSPIEL


Hörspielkirche<br />

Sipplingen<br />

MO. 20.7. | 3.8. | 17.8. | 31.8.<br />

18.00 Fünfkind 60 Min.<br />

Marie T. Martin<br />

DI. 21.7. | 4.8. | 18.8. | 1.9.<br />

14.00 Alice im Wunderland 52 Min. | ab 5 J.<br />

Lewis Caroll<br />

18.00 Bangkok oder 40 Min.<br />

ich will einen Schweizer heiraten<br />

Claudia Gabler<br />

20.00 Alles über Sally 85 Min.<br />

Arno Geiger<br />

DO. 23.7. | 6.8. | 20.8. | 3.9.<br />

18.00 Nathan der Weise 95 Min.<br />

Gotthold Ephraim Lessing<br />

20.00 Elser 90 Min.<br />

Fred Breinersdorfer<br />

MO. 27.7. | 10.8. | 24.8. | 7.9.<br />

18.00 Nichts. Was im Leben wichtig ist 80 Min.<br />

Janne Teller<br />

DI. 28.7. | 11.8. | 25.8. | 8.9.<br />

16.00 Die Entdeckung Spielofaniens 55 Min.<br />

Thilo Reffert<br />

DO. 30.7. | 13.8. | 27.8. | 10.9.<br />

18.00 Allegro furioso 41 Min.<br />

Bernd Storz<br />

FR. 31.7. | 14.8. | 28.8. | 11.9.<br />

20.00 Feldpost 90 Min.<br />

Briefe deutscher Soldaten aus Afghanistan<br />

Sonderveranstaltungen jeweils 18.00 Uhr<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

SWR-Produktionen im Rahmen<br />

des 13. Leipziger Hörspielsommers<br />

vom 17. bis 26. Juli<br />

MO. 4.7. | 00.30 Uhr (Lange Nacht des Hörspiels)<br />

Ovale Fenster<br />

von Dietmar Dath, Thomas Weber und Volker Zander, SWR 2012<br />

SO. 17.7| 16.20 Uhr<br />

Die seltsamen Abenteuer des Don Quichote<br />

nach Miguel de Cervantes, Produktion SWR 2004<br />

DI. 19.7. | 14.00 Uhr<br />

Leon und Leonie – Ein Hörspiel für Schulkinder und solche,<br />

die es werden wollen<br />

von Thilo Reffert, SWR/WDR 2013<br />

DI. 19.7. | 15.00 Uhr<br />

Ida, Paul und die fiesen Riesen aus der Dritten<br />

von Mikael Engström, SWR 2012<br />

www.hoerspielsommer.de<br />

»Mit den Ohren sieht man besser«<br />

Vorstellung von Hörspielen und ihren Machern<br />

Moderation: Claudia Gabler<br />

Bar Drei König, Basler Str. 169, 79539 Lörrach, Eintritt frei<br />

SO. 18. 10. | 11.00 Uhr<br />

Die Entfernung der Amygdala (SWR 2014)<br />

Hörspiel von Markus Orths, Regie Silke Hildebrandt.<br />

Markus Orths wird anwesend sein.<br />

SO. 22. 11. | 11.00 Uhr<br />

Prelistening: Zu einer anderen Jahreszeit. Vielleicht<br />

(SWR 2015)<br />

Hörspiel von Agnes Gerstenberg, Regie Maidon Bader.<br />

Maidon Bader wird anwesend sein.<br />

FR. 24.7. Vogelzug von Sibylle Lewitscharoff<br />

FR. 7. 8. Tinnitus von Hugo Rendler<br />

FR. 4.9. Elser von Fred Breinersdorfer<br />

BILDNACHWEIS<br />

1, 90, 91 SWR/Korte | 8, 9 Süddeutsche Zeitung Photo/Brigitte Friedrich | 9 Süddeutsche Zeitung Photo | 9 Süddeutsche Zeitung Photo/dpa | 9 Süddeutsche Zeitung Photo/Felix Widler | 9 Süddeutsche<br />

Zeitung Photo/IMAGO/Votava | 9 Süddeutsche Zeitung Photo/Regina Schmeken | 9 Süddeutsche Zeitung Photo/snapshot photography | 10, 13, 14, 18, 20, 21, 22, 25, 26, 27, 28, 29, 33, 36, 38, 44, 47, 51,<br />

57, 58, 59, 60, 61, 63, 65, 66, 72, 74, 76, 82, 83, 84, 87, 88, 89, 90 colourbox | 11 SWR/Conny Fischer | 11, 64, 67, 76 wikipedia | 12, 30, 31, 64 SWR/Monika Maier | 12 Pascalle Bonnier | 13, 17, 20, 21, 23,<br />

24, 26, 29, 30, 32, 34, 40, 43, 48, 51, 52, 54, 55, 58, 59, 60, 65, 74, 78, 82, 84, 89, 94 privat | 13 Rilo Chmielorz | 13 www.corn.at/Deuticke Verlag | 14 Sandra Kellein | 14, 17, 23, 25, 32, 52, 67, 76, 89, 92, 94,<br />

wikimedia | 15 dokKa Festival | 15 Jan Jelinek | 16, 55, 56 SWR | 16 Ror Wolf, Mainz/ Die Vorzüge der Dunkelheit, Schöffling & Co., 2012 | 18 Derek Shapton | 19 Evelyna Domnitch | 22 Aleksandra Pawloff<br />

| 22 Peter-Andreas Hassiepen | 23, 24 Serotonin | 25 Christoph Busse | 27 Paul Schöpfer | 29 Isolde Ohlbaum | 31 Berner/Schültge | 31 Geraint Lewis 2013 | 32 Kosmos Verlag | 33 privat/Diogenes Verlag<br />

| 35 Schöffling & Co. | 37 »Lintschinger« | 37 Lorena Simmel | 38, 45, 46 SWR/Alexander Kluge | 39 Astrid Beutel | 39 Jutta Schwöbel | 41 Nachlass Dr. Rudolf Wolters | 41 Oliver Wrobel | 42 Peter von<br />

Felbert | 42 Torsten Eichhorst | 43 Mounir Zerouati | 44 Stefanie Stegmann | 46 Ilka Perc | 47 wikimedia/Nadar | 49 Alessandro_Bosetti | 50 Philippe Matsas | 50 Philippe Matsas | 53, 69, 70 SWR/Peter A.<br />

Schmidt | 54 Igor Malijevský | 60 SWR/ Müller | 61 Andreas Horvath | 62 Julia Thai | 62 Uta Ackermann/Suhrkamp Verlag | 63 Frank Halbig | 63 Jürgen Beck | 66 Jerry Bauer/Suhrkamp Verlag | 66 Joa van<br />

Overstraaten | 67 Rowohlt Verlag | 68 A. Leclerque | 71 wikimedia/August von Wille | 72 WDR | 75 Agnes Gerstenberg | 77 WDR/Jörg Mühle | 78 Daniel Bachmann | 79 Christian Steffner | 79 Jürgen<br />

Hosemann | 79 Verlag Antje Kunstmann | 80 Heike Aumüller | 80 Lima Heuerkeule | 80 Mareike Maage | 81 Helmut Oehring | 81 Jens Oellermann | 85 SWR Media | 86 SWR/Michael Schulze | 86 wikimedia/Manfred<br />

Brückels | 87 Bernd Suchland | 88 Sophie S. Sistermanns | 88 wikemedia/David Shankbone | 89 Marieke Junge | 90 Michael Wolgensinger/Suhrkamp Verlag | 91 Lotte Eckener/Libelle Verlag<br />

| 92 SWR/Stephan Döblin | 93 NDR/Cordula Kropke | 94 Rainer Schildberger | 95 Helene Bukowski | 95 wikimedia/Carl van Vechten<br />

SWR2 HÖRSPIEL | 99


ARD HÖRSPIELTAGE<br />

11. bis 15. NOVEMBER 2015<br />

in ZKM und HFG | KARLSRUHE<br />

ARD KINDERHÖRSPIELTAG am 15. NOVEMBER 2015<br />

ARD ONLINE AWARD ABSTIMMUNG ab dem 27. OKTOBER 2015<br />

ARD PINBALL vom 1. JULI bis 31. AUGUST 2015<br />

KURZHÖRSPIEL-WETTBEWERB für unabhängige HÖRSPIELPRODUZENTEN<br />

INFOS unter WWW.RADIO.ARD.DE<br />

und<br />

partnersender<br />

veranstaltungspartner

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