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Ausgabe 1/2011 - plan B

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Pflege Zeitschrift und für Adoption, Pflegeund Pflege Adoption, Pflege unddoption, und Pflege und Adoption,Adoption Pflege und Adoption,Pflege und Adoption, Pflegeund Adoption, Pflege und AdDas Jahr 2010Arbeitsschwerpunkte und EntwicklungenFachtagung 2010Die Vorträge im RückblickPflegefamilienDie neuen Angebote<strong>Ausgabe</strong> 01 • März <strong>2011</strong>VereinPflege- und Adoptiveltern OÖ.


Vereinsinternes • InhaltLiebe Leserinnen,liebe Leser!In den letzten <strong>Ausgabe</strong>n der Zeitschrift für Pflege undAdoption haben wir immer wieder über Entwicklungenberichtet, die dem Verein neue Perspektiven ermöglichen.Auf uns warten durch den Ausbau der Leistungsangeboteim Bereich Krisenbetreuung und den Bau desneuen Vereinszentrums große Herausforderungen, die eszu bewältigen gilt. Seit geraumer Zeit stehen wir schonim Vorfeld in einem Prozess der Veränderung, der sichauf alle Aktivitäten des Vereins auswirkt. Auch die ZeitschriftPflege und Adoption ist davon betroffen.Viele Rückmeldungen zeigen uns, dass von den Leser/innenbesonders die fachlichen Beiträge geschätzt werden.Auf diese Weise hat sich unser „Vereinsorgan“ etabliertund in der deutschsprachigen Fachwelt Anerkennung erlangt.Wenn Sie nun laufend Artikel vorfinden, die sich auf denVerein selbst beziehen, so geschieht dies aus mehrerenGründen. Die Zeitschrift bietet eine sehr gute Möglichkeit,Sie über die Änderungen bei unseren Angeboten direktund auf kurzem Weg zu informieren. Damit könnenwir Ihnen eine konkrete Hilfestellung bieten. Für uns istes aber auch von Bedeutung, Ihnen ein Bild von unsererGesamtentwicklung zu vermitteln und Ihnen Orientierungim Hinblick auf die Perspektiven des Vereins sowiejene des Pflege- und Adoptivkinderwesens zu geben.In diesem Zusammenhang finden Sie in diesem Heft eineausführliche Information über die Neuerungen bei denAngeboten für Pflegeeltern in Oberösterreich.Wie gewohnt gibt es in der ersten <strong>Ausgabe</strong> des Jahreseinen Rückblick in Form eines Tätigkeitsberichts.Trotz dieser Vielfalt an Themen gelingt es auch diesmal,Sie ausführlich mit aktuellen und interessanten inhaltlichenBerichten zu versorgen. Den Schwerpunkt in deraktuellen <strong>Ausgabe</strong> bildet die Fachtagung 2010. Bei dieserwurde das Spannungsfeld von Pflegeeltern zwischenBeruf und Berufung aus unterschiedlichen Blickwinkelnbeleuchtet und die damit verbundenen Herausforderungenaufgezeigt. Die Referate nationaler und internationalerExpert/innen gaben Anlass für angeregte Gesprächeund Diskussionen. Diese fundierten Beiträge möchtenwir Ihnen nicht vorenthalten, wir drucken in diesem Heftweitere Zusammenfassungen.Es wird auch weiterhin unser großes Anliegen sein, mitder Zeitschrift für Pflege und Adoption ein Fachorgananzubieten. Dahinter liegt die Bemühung, aktuelle Entwicklungenund neue Erkenntnisse einem breiten (Fach-)Publikum zugänglich zu machen.Ihr Alexander KönigInhalt:ThemaSeiteWir stellen uns vor: Familienberatungsstelle 3Unterstützung für Pflegefamilien: Die neuen Angebote des Vereins. 4Fachvortrag: Die Vorbereitung und Begleitung von Pflegeeltern als Bildungsprozess. 8Fachvortrag: Familie auf Zeit – Paradoxon oder Modell 12Fachvortrag: Welche Unterstützung brauchen Pflegeeltern? 14Krisenpflegeplatz Mogli: Ein Dank den Spender/innen. 17Beobachtungen im Alltag: Beobachten – Beschreiben – Beurteilen 18Das Vereinsjahr 2010: Ein Rückblick in Zahlen 20Das Vereinsjahr 2010: Arbeitsschwerpunkte und Entwicklungen 22Neu in unserer Bücherei 25Buchtipps: 26Termine im Überblick: Programm März – Juni <strong>2011</strong> 27Impressum:Erscheinungsort: Linz. DVR.Nr. 0666131 · Mitgliedsbeitrag: EUR 30,- jährlich (inkludiert Abonnement „Zeitschrift für Pfl ege und Adoption“) · EUR 12,- nur für dieZeitschrift · Alle Angebote des Vereins können auch von Nichtmitgliedern in Anspruch genommen werden. · Unsere Kontonummer: HYPO Oberösterreich 379.909,BLZ 54.000 · Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Verein Pfl ege- und Adoptiveltern OÖ. · ZVR-Nr. 933631046 · Grundlegende Richtung: Informations- undKommunikationsorgan des Vereins, Anregungen, Hilfen und Hintergrundinformation · Erscheint drei Mal jährlich · Für den Inhalt verantwortlich: Alexander König, MAS ·Stockhofstr. 9/1, 4020 Linz, Tel. 0732 / 60 66 65, Fax-DW: 9 · Druckerei Compact Delta · Fotos: Privat, Verein, Pressedienst · G2 DruckvorstufeSeite 2 Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>


VereinsinternesWir stellen uns vor:FamilienberatungsstelleDer Verein führt eine vom Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (www.bmwfj.gv.at)anerkannte und geförderte Familienberatungsstelle mit dem Beratungsschwerpunkt Pfl ege undAdoption. Die Beratung ist kostenlos, an keine Vereinsmitgliedschaft gebunden und auf Wunschanonym. Allgemeine Informationen erhalten Sie unter www.familienberatung.atZielgruppen:• Pflegefamilien• Adoptivfamilien• Eltern fremd untergebrachter Kinder• Erwachsene Pflege- und Adoptivkinder• Pflege- und Adoptivwerber/innenBeratungsschwerpunkte:• Erstinformation über Pflege und Adoption• Besuchskontakte• Umgang mit der Herkunftsfamilie• Anbahnung, Eingewöhnung• Rückführung• Erziehungsberatung und Entwicklungsabklärung• RechtsfragenBeratungszeiten: Montag bis Donnerstag 9 - 12 Uhr und nach Vereinbarung.Wir möchten uns Zeit für Sie nehmen und ersuchen daher um Terminvereinbarung.DiplomsozialarbeiterinnenBeratung von Pflege- und Adoptivwerbern, Eltern, die ihr Kind in Pflege oder zur Adoption freigeben möchten,oder deren Kinder bereits fremdplatziert sind, Unterstützung bei der Aufklärung des Kindes über seine Geschichte,Beratung zu Besuchskontakten, Anbahnung, Eingewöhnung und Rückführung. Begleitung von Adoptivfamilienbei der Suche und dem Kennenlernen der leiblichen Eltern.MariaAistleitnerKatharinaEtschmann MA(SchwerpunktAdoption)MonikaHöglingerKlinische- und GesundheitspsychologinnenErziehungsberatung bei Entwicklungskrisen, Verhaltensauffälligkeiten, Schulschwierigkeiten, PsychologischeEntwicklungsabklärung, Beratung bei Anbahnungen zu Pflege-/ und Adoptivfamilien bzw. Rückführung zu denleiblichen Eltern.Mag. a DorisFürederMag. a JudithGruberJuristinAlle Rechtsfragen im Zusammenhang mit der Obsorge, der Namensgebung, dem Unterhalt, dem Besuchsrecht,dem Jugendschutz, dem Jugendstrafrecht und der Adoption.Dr. Ingrid Leeb1. und 3. Mittwoch im Monatvon 15 - 17 Uhr, erreichbar unterder Durchwahl 24Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>Seite 3


Neue AngeboteUnterstützung für PflegefDieVorbereitungsseminareDie große Chance, die Pflegefamilien Kindern bieten,bedeutet oft auch eine große Heraus forderung.Pflegefamilien auf diese Aufgabe vorzubereiten undsie bei dieser Herausforderung mit Kompetenz, Wissenund Erfahrung zu unterstützen, dieses Ziel setzt sichder Verein Pflege- und Adoptiveltern OÖ. auch weiterhin.Alle Angebote stehen auch nicht angestellten Pflegeelternzur Verfügung.• Die Erziehungsberatung ist ein neues Angebot, beidem Pflegeeltern Unterstützung durch erfahrenePsychologinnen desVereins finden.• Bekannte Angebote, wie die gegenseitige Unterstützungin Pflegeelterngruppen oder die Weiterbildungzu speziellen Pflegeelternthemen stehen nach wie vorzur Ver fügung. Der Pflegekinderurlaub im Sommerist für viele Pflegeeltern mit Schulkindern ebenfallseine bekannte Entlastungsmöglichkeit.• Bei den ausgewählten Supervisor/innenkönnen nun auch nicht angestellte Pflegeeltern eineBegleitung finden, die hilft, sich „Überblick“ zu verschaffen– und das vor allem auch in Zeiten, wenn esnicht „kriselt“ und alles gut läuft.• Die Begleitung der Besuchskontakte durcherfahrene Vereinssozialarbeiter/innen in kindgerechteingerichteten Räumen kann – wenn die Jugendwohlfahrtdem Verein die Aufgabe überträgt - wesentlichdazu beitragen, dass ein Kind den Kontaktzu den leiblichen Eltern in einem positiven Rahmenerlebt.Für weitere Informationen, stehen wir Ihnen gerne zurVerfügung.Wenn Paare oder Einzelpersonen sich auf die Aufnahmeeines Kindes vorbereiten, ist der Besuch von Seminarensowohl für Adoptiveltern als auch für Pflegepersonenverpflichtend. Die Vorbereitungswege für Pflegewerber/innen unterscheiden sich von denen der Adoptivwerber/innen. Beim Erstkontakt klärt die Jugendwohlfahrt derBezirksverwaltungsbehörde, ob ein Paar an Adoptionoder an Pflege interessiert ist und informiert über dieunterschiedliche Vorbereitung.Wie unterscheidet sich die Vorbereitung vonAdoptiveltern und Pfl egeeltern?• Interessiert sich das Paar/die Einzelperson fürAdoption, folgt nach der Erstinformation das Einführungsseminarfür Adoption. Im Anschluss daranfindet die Eignungsüberprüfung durch die JW statt.Nach der Eignungsüberprüfung können sich dieWerber/innen mit der Bestätigung des/der Sozialarbeiters/inder JW für das Basisseminar für Adoptivelternanmelden. Danach kann die Vermittlung einesAdoptivkindes erfolgen.• Interessiert sich das Paar/die Einzelperson fürPflege, ist kein Einführungsseminar nötig. Die Eignungsüberprüfungdurch die Jugendwohlfahrt kanngleich beginnen. Wenn diese soweit fortgeschrittenist, dass ein Seminarbesuch möglich ist (positiverAbschluss absehbar), können sich die Werber/innenmit der Bestätigung durch den/die Sozialarbeiter/in der JW für die fachliche Vorbereitung für Pflegepersonenanmelden. Die Eignungsüberprüfung isterst nach dem Abschluss der fachlichen Vorbereitungabgeschlossen. Das Paar/die Einzelperson stehtdanach für die Vermittlung eines Pflegekindes zurVerfügung.Dauer, Termine, BegleitungDie Vorbereitungsseminare für Pflege- und Adoptivelternumfassen jeweils 44 Einheiten, die auf Einzeltageund Wochenenden aufgeteilt werden. Es werden mehrereSeminare pro Jahr angeboten. Begleitet werden dieSeminare von einem Trainer/innenpaar aus dem sozialenund/oder pädagogischen Bereich.Information:DSA Maria AistleitnerTel.: 0732/ 606665 – 16Mail: m.aistleitner@peae-ooe.atInformation:DSA Katharina Etschmann MATel. +43 (0) 732/ 606665 – 19Mail: k.etschmann@peae-ooe.atSeite 4 Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>


Service für Pflegeelternamilien:neuen Angebote des Vereins.Weiterbildung für PflegepersonenWie erfolgt die Themenauswahl ?Das Weiterbildungsprogramm umfasst Themen, diefür Pflegeverhältnisse von Bedeutung sind oder zurpersönlichen Entwicklung und Unterstützung der Pflegeelterndienen. Die Programmerstellung erfolgt inZusammenarbeit mit der Jugendwohlfahrt des LandesOÖ. Wir freuen uns auch über direkte Anregungen vonPflegeeltern. Der Verein beauftragt jeweils qualifizierteReferent/innen für die einzelnen Veranstaltungen undevaluiert die Veranstaltungen durch Feedbackbögen.SupervisionSupervision bietet Hilfestellung bei emotional belastendenThemen, ist jedoch keine Form der Therapie.Supervision gibt den Pflegepersonen die Möglichkeit,Herausforderungen im Pflegeverhältnis, in der Partnerschaft,in der Zusammenarbeit mit Jugendwohlfahrtoder Verein mit anderen Sichtweisen, Perspektiven undAlternativen zu betrachten. Im Supervisionsprozesswerden die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten undauch Grenzen bewusster und die Spielräume in der jeweiligenSituation deutlich.Grundsätzlich werden unsere Seminare nach folgendenKategorien - angelehnt an die Themen in der fachlichenVorbereitung für Pflegepersonen – ausgewählt und zugeordnet:• Perspektive Pflegekind: Entwicklungspsychologie,Angewandte Pädagogik, Bindungstheorie• Perspektive Pflegeeltern: Persönlichkeit,Selbstmanagement, Kommunikation• Perspektive Herkunftsfamilie: Besuchskontakte,Biografiearbeit, Aspekte der Herkunft• Spezialwissen: z.B. RechtZweimal jährlich erscheint ein Weiterbildungsprogramm.Alle Informationen zu den Veranstaltungensind auch auf der Homepage des Vereins www.pflegeeltern.atabrufbar.Wie kann ich mich anmelden und wie hoch istdie Seminargebühr ?Die Anmeldung ist mittels dem Anmeldeformular perPost oder im Internet möglich. Alle Pflegeeltern, dieein Kind im Auftrag der Jugendwohlfahrt betreuen,können die Angebote kostenlos nützen. Adoptivelternkönnen gegen einen geringen Kostenbeitrag ebenfallsteilnehmen.Erfahrungsbericht einer Pfl egemutter:„Supervision ist nicht etwas, wo ich belehrtwerde oder fertige Lösungen bekomme,sondern ich werde dazu gebracht,aus einem anderen Blick winkel hinzuschauen.Damit tun sich oft neue Wege auf.“Wer kann Supervision kostenlos inAnspruch nehmen?Jeder Pflegefamilie in Oberösterreich - einzeln oder alsPaar -, die im Auftrag der Jugendwohlfahrt ein Kindbetreuen (auch nicht angestellte Pflegepersonen!) stehtein Jahreskontingent von 8 Einheiten Supervision zurVerfügung.Wie kommt man zu einem/rgeeignete/n Supervisor/in?Die Anmeldung läuft über den Verein Pflege- und AdoptivelternOÖ. Dort schlägt man eine oder mehrereSupervisoren/innen vor.Der Verein Pflege- und Adoptiveltern OÖ. sorgt dafür,dass in jedem Bezirk Oberösterreichs eine Auswahl vonüberprüften Supervisor/innen zur Verfügung steht.Information:DSA Monika HöglingerTel +43 (0) 732/ 606665 – 25Mail: m.hoeglinger@peae-ooe.atInformation:DSA Monika FuchsTel. +43 (0) 732/ 606665 – 23Mail: m.fuchs@peae-ooe.atPflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>Seite 5


Neue AngebotePflegekinderurlaubDie Sommerwochen für Pflegekinder /-jugendliche miteiner speziellen und auf die Bedürfnisse der Kinderausgerichteten Begleitung und Betreuung bieten:• feizeitpädagogische Angebote und Aktivitäten in derGruppe, die die Identität und das Zusammenarbeitenin der Gruppe ebenso stärken, wie den respektvollenUmgang mit Fähigkeiten und Grenzen.• Möglichkeiten, dass Pflegekinder andere Kinder inähnlicher Lebenssituation kennen lernen, sich mitihnen austauschen und dadurch Anstöße erhalten,die eigene Situation besser zu verstehen• eine Stärkung des Selbstbewusstseins im Hinblickauf die „besondere“ Situation als Pflegekind• eine Möglichkeit der Entlastung in der PflegefamilieTeilnehmen können Pflegekinder im Alter zwischen8 und 15 Jahren.Die ein- bis zwei- wöchigen Aufenthalte im Sommerwerden für altershomogene Gruppen mit maximal10 Kindern angeboten.Die Kinder werden durch jeweils 2 erfahrene Begleiter/innen (Mann und Frau) mit freizeit- oder erlebnispädagogischerAusbildung und Erfahrung versorgt und betreut.Von der Pflegefamilie wird ein Kostenbeitrag verlangt.Termine <strong>2011</strong>:Unterkagererhof, HaslachSo. 10.7. –Sa. 16.7.<strong>2011</strong> &So. 17.7. – Sa. 23.7.<strong>2011</strong>Für 8 bis 10 - JährigeBetreuung: Gabriele Wieder & Manfred OserHaslmühle, GutauSo.10.7. - Sa.16.7.<strong>2011</strong>Für 11 bis 12/13 - JährigeBetreuung: Anita & Jörg PriesnerGemeinsam in einem Boot – Eine Wocheim Boot auf dem MoldaustauseeSo. 31.7. – Sa. 6.8.<strong>2011</strong>Für 13 bis 15 - JährigeBetreuung: Gabriele Wieder & Jörg PriesnerInformation:DSA Monika FuchsTel. +43 (0) 732/ 606665 – 23Mail: m.fuchs@peae-ooe.atNEU: Erziehungsberatung für PflegeelternSeit Jänner <strong>2011</strong> können alle Pflegeeltern (angestellteund nicht angestellte Pflegeeltern) die PsychologischeErziehungsberatung des Vereins in Anspruch nehmen.Erziehungsberatung bietet Pflegefamilien die Möglichkeit,bei auftretenden Schwierigkeiten oder KonfliktenUnterstützung bei der Erarbeitung von Lösungsmöglichkeitenzu erhalten. Die Fragestellungen könnendabei von entwicklungsbedingten Krisen, Anpassungsschwierigkeitendes Pflegekindes in der Pflegefamilie,über Konflikte im familiären und außerfamiliärenBereich (Schule, Kindergarten) bis hin zu Themen, diein Zusammenhang mit der Herkunftsfamilie des Pflegekindesstehen, reichen. Erziehungsberatung kann fürPflegeeltern aber auch dazu hilfreich sein, in einem Beratungsgesprächdas eigene Er- und Beziehungsverhaltenim Hinblick auf das Pflegekind zu reflektieren, neueSichtweisen kennenzulernen oder auch einmal „einfachnur“ Bestätigung zu erhalten.Ziele:• Stärkung der Erziehungskompetenz• Stärkung des Gesamtsystems Pflegefamilie• Konstruktiver Umgang mit schwierigen Erziehungssituationen• Konkrete Ansätze für die Förderung des PflegekindesOrganisatorisches/ Vorgangsweise:• Die Pflegeeltern können sich bei Interesse / Beratungsbedarfdirekt beim Verein melden.• Bei Inanspruchnahme der Beratung entstehen für diePflegeeltern keine Kosten (die Beratung wird vomLand OÖ finanziert).• Beratungen unterliegen der Verschwiegenheit /Ausnahme Kindeswohlgefährdung (bei Verdacht aufKindeswohlgefährdung erfolgt eine Meldung an dieJugendwohlfahrt.Information:Mag. a Judith GruberPsychologin, Klinische und Gesundheitspsychologin,ArbeitspsychologinTel. +43 (0) 732 / 60 66 65 – 24Mail: j.gruber@peae-ooe.atMag. a Doris FürederPsychologin, Klinische- und GesundheitspsychologinTel.: +43 (0) 732 / 60 66 65 – 21Mail: d.fuereder@peae-ooe.atSeite 6 Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>


Service für PflegeelternBegleitete BesuchskontakteFür die Begegnungen zwischen Pflegekind, Herkunftseltern,Verwandten und Pflegeeltern bietet der Verein Pflege-und Adoptiveltern OÖ. kindgerecht eingerichtete Räumein Linz und Vöcklabruck und erfahrene Sozialarbeiter/innen, die für die Begleitung zur Verfügung stehen.Diese fachkundige Begleitung der Besuchskontakteempfiehlt sich z. B.• wenn die Besuchssituation einen neutralen Ort undStrukturierung oder Anregungen im Umgang braucht,• wenn sich die Begegnungen zwischen Kind, Herkunftselternund Pflegeeltern erst einspielen müssen,• wenn Herkunftseltern die Unterbringung des Kindesin der Pflegefamilie nicht oder schwer akzeptierenkönnen.Abstimmung der Begleitung aufdie Situation des KindesDie Begleitung wird auf die spezielle Situation und dieErfordernisse für das Pflegekind abgestimmt. Die Bandbreitereicht von kurzen Gesprächen zur Gestaltung desKontaktes am Anfang und am Ende des Treffens bis zurdurchgehenden Anwesenheit und gegebenenfalls Interventionenzum Schutz des Kindes.Terminvergabe und KostenTermine werden Montag bis Freitag (in beruflich bedingtenAusnahmefällen auch Samstag) angeboten. DieKosten für diese Unterstützungsmaßnahmen trägt dieJugendwohlfahrt des Landes OÖ. Begleitete Besuchskontaktesind also für die Behörde und die Beteiligtennicht mit Kosten verbunden.Auftrag und Abstimmung mitder JugendwohlfahrtDer Verein Pflege- und Adoptiveltern OÖ. kann die Begleitungeines Besuchskontaktes übernehmen, wenn diefür das Kind zuständige Jugendwohlfahrtsbehörde denAuftrag dafür erteilt. Die Behörde legt im Vorfeld fest, werwann und wie oft das Kind besuchen darf. Durch Berichteund Abstimmungsgespräche erhält die JugendwohlfahrtRückmeldung über den Verlauf und die Entwicklungen.Begleitete PflegeelterngruppenPflegeeltern unterstützen sich gegenseitig durch regelmäßigeTreffen und den Austausch von Erfahrungen.Erfahrene Gruppenleiter/innen schaffen dafür den entsprechendenRahmen und begleiten die Entwicklungeiner vertrauensvollen Atmosphäre.Was bringt die Teilnahme an einerPfl egeelterngruppe ?• Entlastung durch Sich- Mitteilen,• Verständnis und Rückhalt von Menschen in ähnlicherSituation,• neue Handlungsmöglichkeiten durch Austausch undReflexion,• mehr Sicherheit im Umgang mit schwierigen Situationenim Pflegeverhältnis.Wer kann teilnehmen?Es treffen sich Pflegeeltern (einzeln oder als Paar) sowiePflegewerber, (die sich noch in Vorbereitung befinden).Pflegeeltern (-werber) melden ihr Interesse aneinem Gruppenbesuch direkt beim Verein Pflege- undAdoptiveltern OÖ, bei DSA Niedermayr Petra an. DieTeilnahme ist kostenlos.Wo und wann finden Gruppentreffen statt?Pflegeelterngruppen gibt es in fast allen oö. Bezirken.Die Gruppenteilnehmer/innen treffen sich regelmäßig(meist monatlich abends für ca. 2,5 Stunden). InteressiertePflegeeltern erfahren vom Verein, wann und woGruppentreffen in ihrer Nähe stattfinden.Bedingungen für den vertrauensvollen AustauschWichtig ist, dass die Teilnehmer/innen mindestens 5 xim Jahr an der Gruppe teilnehmen, damit sich ein vertrauensvollerAustausch zwischen den Gruppenteilnehmer/innenentwickeln kann. Ebenso wird von den Teilnehmer/innenVerschwiegenheit über die in der Gruppebehandelten Themen vereinbart.Information:DSA Maria AistleitnerTel.: 0732/ 606665 – 16Mail: m.aistleitner@peae-ooe.atWeitere Besuchsbegleiterinnen in Linz:DSA Monika Fuchs, DSA Petra Niedermayr,DSA Petra ReichlIn Vöcklabruck: DSA Ulrike HennigInformation:DSA Petra NiedermayrTel. +43 (0) 732/ 606665 – 27Mail: p.niedermayr@peae-ooe.atPflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>Seite 7


Fachtagung 2010Im November 2010 veranstaltete der VereinPfl ege- und Adoptiveltern OÖ. eine Fachtagungzum Thema „Pfl egeeltern – Profession oderLebensaufgabe“. Fünf Referent/innen beleuchtetendieses Thema unter verschiedenen Aspekten.Eine spannende Podiumsdiskussion rundetedie Veranstaltung, zu der 90 Teilnehmer/innenkamen, ab.Prof. Dr. Bruno Hildenbrand ist seit 1994 Professorfür Sozialisationstheroie und Mikrosoziologieam Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena.Er berichtete von den Ergebnissen eines Projekts,das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft(DFG) unterstützt und zwischen 2008 und 2010 anseinem Institut durchgeführt wurde.Der Abschlussbericht ist bei der DFG elektronischim Lauf des Jahres <strong>2011</strong> verfügbar: www.dfg.deDieses Projekt schloss an ein früheres überLebens verläufe und Identitäts bildungs prozesse inPflege familien an (Gehres & Hildenbrand 2008,Kurzfassung in Funcke & Hildenbrand 2009).Pfl egeelternschaft als Profession oderals Lebensaufgabe?In diesem Beitrag werde ich die These vertreten, dassdie Verfachlichung von Pflegeeltern mit dem Risikoeinhergeht, ihre Alltagskompetenzen als Eltern zu zerstören,ohne ihnen einen angemessenen alternativenZugang zur Betreuung von Pflegekindern ermöglichenzu können. Ein fachlicher Zugang erfordert eine entsprechendeAusbildung im Bereich der pädagogischenund Sozialberufe.Jedoch benötigen Pflegefamilien aufgrund der Komplexitätihrer Aufgaben fachliche Begleitung und Unterstützung.Diese Unterstützung ist vorrangig dann vonNutzen, wenn sie in Zeiten der Krise gewährt wird.Dafür stehen bewährte Verfahren der Erwachsenenbildungzur Verfügung.Prof. Dr. Bruno HildenbranVorbereitung unDie Vorbereitung und Begleitung vonLaien-Pfl egeeltern als Aufgabe derErwachsenenbildungIn unserer Studie zur Qualifizierung von Pflegefamilienin Deutschland und in der Schweiz habenwir solche Vorgehensweisen gefunden, die nach demProblemlöseparadigma vorgehen, und solche, die amInstruktionsparadigma orientiert sind.* Für Letzteresgilt das Prinzip der Fremdorganisation, der Systematisierung,Ordnung und Normierung von Verfahren,während für ersteres das Prinzip der Selbstorganisation,der Innovation und der Gestaltung leitend ist.Eine Vorgehensweise, die die Alltagskompetenzenvon Pflegeeltern ernst nimmt, ist darauf gerichtet, beider Begleitung und Unterstützung von PflegefamilienVerfahren der Selbstorganisation breiten Raum zugeben und Instruktionsanteile auf das erforderlicheMaß zu reduzieren. In anderen Worten: Von den inDeutschland und in der Schweiz vorfindlichen Konzepteneiner Qualifizierung von Pflegeeltern haltenwir jene für tragfähig, die an individuellen und konkretenProblemlösungen orientiert sind und curriculareElemente auf jene Bereiche beschränken, die curriculumfähigsind. Zu diesen gehört die Vermittlungrechtlicher, administrativer und pflegefamilienspezifischerInformationsinhalte.Die Wirklichkeit, die wir vorgefunden haben, siehtüber weite Strecken anders aus. Das zentrale Ergebnisunserer Studie lautet, dass die Tendenz der Begleitungund Unterstützung von Pflegefamilien in Deutschlandund in der Schweiz dahin geht, dem Instruktionsparadigmazu folgen. Wo dieser (aus unserer Sicht unangemessene)Weg nicht beschritten wird, steht dasProblemlöseparadigma im Vordergrund. Allerdingswird das Problemlöseparadigma nicht, wie zu erwartengewesen wäre, mit Mitteln der Sozialarbeit/Sozialpädagogikumgesetzt: Das ist die Profession, diein der Kinder- und Jugendhilfe maßgeblich Verantwortungträgt. Stattdessen finden wir Umwege übereine fremde Profession vor: über die (psychologische)Psychotherapie. Daneben finden wir auch Vorgehensweisen,die auf persönlichem Charisma beruhen unddamit personengebunden sind. Diese werden wir hiervernachlässigen.* Zur Unterscheidung von Instruktionsparadigma und Problemlöseparadigmavgl. Sembill (2008).Seite 8 Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>


Fachvortragdd Begleitung als BildungsprozessGeht es um den Erhalt und die Wiedergewinnungalltäglicher Kompetenzen von (Pflege-) Eltern, dannbietet sich, wie eingangs erwähnt, ein direkter Anschlussan Konzepte der Erwachsenenbildung an. MitErwachsenenbildung haben wir es hier zu tun, weilPflegeeltern Erwachsene sind, die die prägenden Jahreder Persönlichkeitsbildung hinter sich haben undnun damit befasst sind, ihre Persönlichkeit je nachauftretenden Entwicklungserfordernissen zu ändern(Flitner 1982). Sie haben also bereits eine autonomeLebenspraxis ausgebildet und einen sicheren Standim Leben gewonnen. Diese Personen sollen also gebildetwerden.Diese Bildungszumutung kann, ich habe eingangsdarauf hingewiesen, zu einer De-Autonomisierungvon Alltagskompetenzen führen, anders formuliert:zu einer Pädagogisierung des Alltags. Wilhelm Flitnerweist in dem oben erwähnten Aufsatz darauf hin,dass die Pädagogisierung des Alltagslebens bis zumPietismus zurückverfolgt werden kann, welcher diegesamte Welt in ein Lazarett verwandle (sagte Goethe,so Flitner 1982, S. 284). 150 Jahre später stelltEnno Schmitz, ein Berliner Erziehungswissenschaftler,fest:„Thesen wie die der Zunahme der Qualifizierungsanforderungenin allen Lebensbereichen haben eineGlorifizierung systematischen Wissens betrieben,die die lebenspraktische Relevanz erwachsenenpädagogischerWissensvermittlung deutlich erhöhte.Dadurch haben in der Erwachsenenbildung Interaktionsstrukturennach dem Vorbild des Kurssystemsüberhandgenommen.“ (Schmitz 1983, S. 74)Dies hat möglicherweise eine paradoxe Entwicklungzur Folge, nämlich die, „dass die Menschen immerunselbständiger werden, je mehr sie noch im Erwachsenenalterumsorgt sind“ (Flitner 1982, S. 284). Umsorgtsind sie im vorliegenden Fall durch die Vermittlungvon Bildung.Nimmt man diese Einwände ernst, dann müssen dieGrenzen der Erwachsenenbildung eng gezogen werden:Es ist die Krise, in der die Erwachsenenbildunggefragt ist. Eine Krise tritt ein, wenn bewährte Interpretationender alltäglichen Wirklichkeit in eineKrise geraten sind und die Notwendigkeit entsteht,aufgrund der dafür verantwortlichen Ereignisse ihrealltäglichen Gewissheiten neu zu definieren und entsprechendzu handeln. Darauf kann niemand verzichten,denn in der Moderne stehen die Akteure im Alltagnicht nur unter einem Entscheidungszwang, sondernauch unter einer Begründungsverpflichtung.Pädagogen als Erwachsenenbildnern kommendabei drei Aufgaben zu:• Erstens sollen sie, darin dem Berater und Therapeutengleichend, stellvertretende Deutungen fürKrisen und ihre Lösungen anbieten. In anderenWorten heißt das: Wo sich Deutungen festgefahrenhaben, sollen sie den Deutungsraum durch Eröffnunganderer Sichtweisen (Perspektiven) auf einProblem erweitern.• Des Weiteren sollen sie als Experten und Wissensvermittlerauftreten: „Wo die unbekanntenEreignisse zu weit von den bekannten Deutungenentfernt liegen, macht er die dazwischen liegendenBegründungsketten für die Teilnehmer verfügbar.“(Schmitz 1989, S. 75) Hier findet alsowissenschaftliches Wissen seinen Ort – allerdingsnicht als abstraktes Zitat („Kinder mit unsichererBindung handeln so und so“), sondern bezogen aufden Einzelfall. Anders formuliert: Der Einzelfallist nicht bezogen auf eine Diagnose, sondern „umseiner selbst willen von Interesse.“ (Wieland 2004,S. 66) Eine direkte Beziehung zwischen wissenschaftlichemBefund und praktischer Handlung istallenfalls in den Ingenieurswissenschaften denkbar.• Schließlich sollen Pädagogen Handlungskontextefür die Bewältigung dieser drei Aufgaben bereitstellen.Dazu gehört die Einzelberatung ebenso wiedie Begleitung von Gruppen von Pflegeeltern, indenen Krisen bearbeitet werden.Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>Seite 9


Fachtagung 2010Krisen können allerdings nicht im Vorhinein und aufVorrat bearbeitet werden. Denn mit der Vorbereitungauf künftige Krisen ist das Problem verbunden, dass dieMotivation zu solchen Vorwegnahmen gering ist, weildie Krise phantasiert werden muss – zumal sie, wie dieLebenserfahrung zeigt, dann anders eintritt als erwartet.Das ist im Übrigen die Problematik jeder Prävention.Der Ausweg aus diesem Problem ist der Fallbezug. Durchden Fallbezug unterscheidet sich der Erwachsenenbildnervom Lehrer, der auf ein Curriculum verwiesen ist.Dieses Curriculum gilt für alle Schülerinnen und Schülergleichermaßen, und darin liegt das Grundproblem, dennKinder entwickeln sich höchst ungleichmäßig (Largo &Beglinger 2009). Der Fallbezug in der Begleitung undUnterstützung von Pflegeeltern, der die Probleme desalle gleichmachenden Curriculums vermeidet, entstehtautomatisch, wenn Pflegeeltern laufend begleitet werdenund die Krise am Fall bearbeitet wird.Ein Präventionsaspekt ergibt sich, wenn künftige Pflegeelternan Gruppen mit Pflegeeltern teilnehmen, diebereits ein Kind betreuen. Sie können dann zunächstan stellvertretenden Problemlösungen teilhaben undsich darauf vorbereiten, was möglicherweise auf sie zukommt.Das geht aber nur, wenn vorab das bestehendeVertrauensproblem geklärt wird. Denn die Neuen habennoch keine Gelegenheit gehabt, sich Vertrauen zuverdienen. Dieses Vertrauen entsteht, wenn sie in derGruppe seinen eigenen Fall in der Krise vorstellen.Um welche Krisen geht es dabei?Enno Schmitz nennt drei Krisentypen, die Anlässe fürInterventionen werden können:• Erschütterung der psychischen Strukturen von Identität• Ansteigen der Standards der Begründung für moralischangemessene und sachlich richtige Entscheidungen.Solch abstraktes Wissen soll in curricularisierterForm subjektiv zugänglich gemacht werden.• Entscheidungsdruck unter existentiellen RisikenGrundlage der Beratung und Unterstützung vonPflegefamilien können alle drei Krisentypen sein:• Das Beratungsbedürfnis kann beginnen mit derFrage der Pflegeeltern nach den rechtlichen Regelungenbei Pflegeverhältnissen, nach angemessenemUmgang mit den Herkunftsfamilien etc. (zweiterKrisentyp),• es kann sich eine Krise zuspitzen und zu einem Entscheidungsdruckführen, bei dem die Existenz derPflegefamilie auf dem Spiel steht (dritter Krisentyp),• diese Zuspitzung kann in der Infragestellung dereigenen psychosozialen Identität der Pflegeelternführen (erster Krisentyp).Laienpfl egeeltern benötigen eineandere Begleitung und Unterstützungals fachlich ausgebildete Pfl egeelternAnlass dieses Beitrags war die Frage, ob das Pflegeelterndaseineine Profession oder eine Lebensaufgabesei. Meine Antwort, bezogen auf das Pflegekinderwesenin Deutschland, ist eindeutig: Pflegeeltern sind nachgeltender Definition im deutschen Kinder- und JugendhilfegesetzEltern, die Erfahrung mit dem Aufwachsenvon Kindern haben. Sie geben diese Erfahrungen anKinder weiter, deren Herkunftsfamilien zeitweise oderfür lange Zeit ihre Verantwortung nicht übernehmenkönnen. Sind die Pflegeeltern Fachleute, dann handeltes sich nach gängiger, aber in der Praxis unklarer Definitionnicht mehr um Pflegeeltern.Seite 10 Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>


FachvortragLiteraturFlitner, Wilhelm (1982)Aufgaben der Erwachsenenbildung heute (urspr. 1966).In: ders., Erwachsenenbildung. Gesammelte Werke Band 1.Paderborn u. a.: Schöningh, S. 279-296Funcke, Dorett; Hildenbrand, Bruno (2009)Unkonventionelle Familien in Beratung und Therapie.Heidelberg: Auer.Gehres, Walter; Hildenbrand, Bruno (2008)Identitätsbildung und Lebensverläufe bei Pflegekindern.Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.Largo, Remo; Beglinger, Martin (2009)Schülerjahre – Wie Kinder besser lernen.München (4. Aufl.).Schmitz, Enno (1983)Therapeutisches, beraterisches und erwachsenenpädagogischesHandeln.In: Erhard Schlutz (Hrsg.) Erwachsenenbildung zwischenSchule und sozialer Arbeit. Einführende Beiträge in gegenwärtigeAufgaben und Handlungsprobleme.Bad Heilbrunn/Obb.: Verlag Julius Klinckhardt, S. 60 – 78.Schmitz, Enno (1989)Erwachsenenbildung als lebensweltbezogenerErkenntnisprozess.In: Erwachsenenbildung: Interaktion mit der Wirklichkeit.In memoriam Enno Schmitz. Hrsgg. von Erika M. Hoerningund Hans Tietgens. Bad Heilbrunn/OBB.:Verlag Julius Klinkhardt, S. 48-75.Sembill, Detlef (2008)Führung und Zeit – gesellschaftliche, institutionelleund unterrichtliche Perspektiven.In: Warwas, Julia; Sembill, Detlef (Hrsg.) Zeit-gemäßeFührung - zeitgemäßer Unterricht.Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren, S. 81 – 98.Der Unterschied zwischen Pflegeeltern und fachlichinformierten Eltern ist kein akademischer. Er legt dieRichtung fest, in der Pflegeeltern Begleitung und Unterstützungbenötigen. Für Pflegeeltern gilt, dass ihre persönlicheund ihre Alltagskompetenz anerkannt werden;dass sie vor allem der Unterstützung in Zeiten von Krisenbedürfen, die sowohl stellvertretende Deutung alsauch emotionale Unterstützung umfasst; und dass sieschließlich weniger auf Fachwissen als auf gute Tippsangewiesen sind, die gleichermaßen fachlich fundiertals auch an den Alltag der in die Krise geratenen Pflegeelternangeschlossen sind.Dr. Bruno HildenbrandWieland, Wolfgang (2004)Diagnose – Überlegungen zur Medizintheorie.Warendorf: Verlag Johannes G. Hoof.Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>Seite 11


Fachtagung 2010Mag. Reinhold Rampler, selbst Vater und seit gut20 Jahren Erfahrungen zum Thema Pflege elternschaftals Familiensozialarbeiter an einer Bezirkshauptmannschaft, als Jugend amts leiter und derzeitals leitender Mitarbeiter in der Abteilung Jugendwohlfahrtbeim Amt der OÖ. Landesregierung.Vielleicht klingt die eine oder andere These, die icheinbringe, ein wenig pointiert, ich möchte aber eineGrundlage für eine interessante Diskussion legen.These 1: Pfl egeelternschaft ist keine Profession –Pfl egeeltern leben FamiliePflegeelternschaft ist keine Profession im klassischenSinn, die auf einer langen theoretisch fundierten Spezialausbildunggründet; sie ist auch keine Profession imübertragenen Sinn als Beruf, der den eigenen Lebensunterhaltauf Dauer sichern soll. Als Mutter, als Vatersind Pflegeeltern der Kern und das Herz einer Familieund dieses Mutter-/Vatersein ist kein Berufsbild im üblichenVerständnis.Vielleicht liegt es am Begriffspaar „Angestellte Pflegeeltern“,das bei uns verwendet wird, dass manchmal damiteine klassische Berufstätigkeit verbunden wird. Eswar aber nie beabsichtigt ein Berufsbild zu etablieren.Kern- und Angelpunkt der vertraglichen Regelungen istdie sozialrechtliche Absicherung, und zwar jenes Pflegeelternteils,auf dessen persönliche Präsenz das Pflegekindam meisten angewiesen ist. Was die Pflege- undErziehung der ihnen anvertrauten Kinder selbst betrifft,üben Pflegeeltern keinen Beruf aus; sie sind gemeinsamverbunden als Familie.7 Thesen von Mag. ReinholFamilie auThese 2: Familie lebt nicht von der Form –Familie lebt von ihrer FunktionDie Funktion von Familie wird noch deutlicher, wennwir verschiedene Ebenen der Elternschaft betrachten:• Biologische Elternschaft ist verbunden mit der Zeugungund Geburt eines Kindes.• Elternschaft im juristischen Sinn umfasst v. a. dieElternpflichten und die Elternrechte.• Soziale Elternschaft meint die langfristige Übernahmevon Verantwortung und Zuwendung für das Kind.Welche Rolle ist aus Sicht des Kindes entscheidend? Wasbraucht ein Kind von seinen Eltern? Meistens fallen unsdazu Begriffe ein, die sich eindeutig auf die soziale Elternschaftbeziehen. Kinder brauchen ein Zuhause, Zugehörigkeit,Aufmerksamkeit, Zuwendung, verlässlicheBeziehungen, Liebe; sie brauchen Orientierung, Sicherheit,Geborgenheit, eine gute Förderung, einen Startplatzfür ein zufriedenes und eigenständiges Leben, …Letztendlich zählt für unsere Kinder das, was wir leben:Die konsequente Übernahme von Verantwortung undZuwendung im Sinne der sozialen Elternschaft.These 3: Pfl egefamilien teilen viele Herausforderungenmit anderen Familienformen.Es gibt einige Fragestellungen, die in Pflegefamilien besondersausgeprägt sind, aber auch viele Familiensystemebeschäftigen.Pflegeeltern sind nicht die leiblichen Eltern des Kindes.Dieses Kriterium trifft in ähnlicher Weise zB. auch aufPatchworkfamilien zu, in denen der Mann oder die FrauVerantwortung für die soziale Elternschaft - auch dernicht-leiblichen Kinder übernehmen. Manche Fragestellungengleichen sich, z. B.: Wie können wir die Wurzelndes Kindes achten - und ihm• gleichzeitig in unserer Familie den notwendigen Haltgeben? Wie gehen wir mit Eigenschaften des Kindesum, die uns fremd scheinen und die wir mit der Herkunftsfamilieverbinden?• Ein anderer Aspekt ist der der elterlichen Rechte.Pflegeeltern sind zwar mit der Pflege und Erziehungdes Kindes betraut. Immer bleiben aber die Mindestrechteder leiblichen Eltern bestehen: Das Recht aufInformation und auf persönlichen Kontakt. Darausergeben sich Herausforderungen für alle Beteiligten,wie wir sie auch von strittigen Obsorgeverfahrenkennen. Selbst wenn nach einer Trennung die gemeinsameObsorge vereinbart wird, ist damit ein ständigerAushandlungs- und Abstimmungsprozess verbunden.Daraus ergeben sich ähnliche Fragestellungen,Seite 12 Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>


Fachvortragd Rampler:f Zeit – Paradoxon oder Modellz. B.: Wie gehen leibliche Eltern damit um, dass siefür ihr Kind nicht sein können, was sie sein solltenund möchten? Wie bewältigen wir Situationen, diewir nicht direkt beeinflussen können - wenn z. B. einBesuchsrecht gerichtlich festgelegt ist, das das Kindimmer wieder enormen Spannungen aussetzt?These 4: Pflegekinder unterscheiden sich in ihremWesen nicht grundsätzlich von anderen Kindern.Bei meiner Vorbereitung habe ich befürchtet, das Pflegeelternbei dieser These den Kopf schütteln und sich denken:Natürlich haben unsere Pflegekinder eine besondereSituation, eine besondere Vorgeschichte und besondereBelastungen! Dennoch glaube ich, dass Pflegeeltern Familiegar nicht leben könnten, wenn sie ihre Pflegekinderim Wesen als besonders schwierig und ganz andersals andere Kinder sehen würden. Dieser offene Zugangvon Pflegeeltern fördert eine Sichtweise, die sich nichtan der Vergangenheit orientiert, sondern am Jetzt. OhneZweifel setzen sich Pflegeeltern mehr als andere mit denMöglich¬keiten und Grenzen ihrer Kinder auseinander.Diese Reflexionsbereit¬schaft ist die Basis für einenbewussten Umgang mit einer besonderen Lebensformund für das Gelingen des Familienlebens. Viele der Herausforderungen,die sich im Alltag ergeben, betreffendie Erwachsenen. Es sind Fragen, die die angemesseneFörderung und die behutsame Begleitung betreffen. Aberselten sind es Eigenschaften, die ein Kind sozusagen automatischmitbringt, weil es als Pflegekind in die Familiegekommen ist.These 5: Die Besonderheit: Pfl egeelternsind Eltern in öffentlichem AuftragDer wesentliche Unterschied zwischen Pflegefamilienund anderen Familienformen ist meines Erachtens, dassPflegeeltern einen öffentlichen Auftrag übernehmen. Sieöffnen ihre persönlichen und familiären Ressourcen fürein Kind, dessen Lebensumstände sie nicht oder kaumkennen. Unsere Gesellschaft bekennt sich zum Schutzgefährdeter Kinder. Wenn die Jugendwohlfahrt feststellt,dass als Erziehungshilfe eine Fremdunterbringung notwendigist, dann bleibt die Jugendwohlfahrt während dergesamten Maßnahme verantwortlich. Sie ist für die Überprüfungder Eignung von Pflegeeltern zuständig und fürderen Fachliche Vorbereitung. Sie kontrolliert den Verlaufdes Pflegeverhältnisses. Die vorgesehene Aufsichtbedeutet, dass Pflegepersonen ihre Ressourcen auch fürdie Kooperation mit der Jugendwohlfahrt öffnen.These 6: Pflegeelternschaft im öffentlichen Auftragbraucht gute und klare RahmenbedingungenWir haben zu diesen Fragen einen Projektbericht fertig gestellt.Darin sind die einige Bereiche beschrieben, die fürdas Gelingen eines Pflegeverhältnisses wesentlich sind:• Pflegeeltern brauchen bestimmte Kompetenzen, dienicht in jeder Familie im gleichen Umfang vorausgesetztwerden können. Deshalb gibt es ein standardisiertesVerfahren zur Feststellung der persönlichenEignung und auch die Fachliche Vorbereitung.• Alle Pflegeeltern brauchen einen unbürokratischen Zugangzu qualitätssichernden Maßnahmen wie Fortbildung,Supervision und geleitete. Pflegeelterngruppen.• Pflegeeltern brauchen klare Ansprechpartner in der Jugendwohlfahrt.Meistens liegt eine parallele Zuständigkeitvor – des Bezirks aus dem das Pflegekind kommtund des Bezirks, in dem die Pflegefamilie wohnt. Dasführt in der Praxis immer wieder zu Unklarheiten.• Es braucht ein klares Bekenntnis der Gesellschaft undder Fachkräfte der Jugendwohlfahrt zum Charaktervon Pflegeverhältnissen. Pflegefamilien sind keine„Ergänzungsfamilien“, keine Familien neben derHerkunftsfamilie. Für die ihnen anvertrauten Kinderübernehmen Pflegeeltern die soziale Funktion vonVater und Mutter in vollem Umfang.• Pflegeeltern brauchen Ansprechpartner in Erziehungsfragen,die die Rahmenbedingungen eines Pflegeverhältnisseskennen.These 7: Pflegeeltern sind ein Vorbild für alle ElternFamilie auf Zeit – Paradoxon oder Modell. Die Zeit ist imTitel meines Vortrags nur ein Symbol für die Grenzen unseresEltern-Seins. Wenn wir ehrlich sind, haben wir esnicht in der Hand, dass ein Kind kommt, - und wir habenes nicht in der Hand wann es geht und wohin es geht. Waszählt, ist wie wir die gemeinsame Zeit gestalten können.Unsere Aufgabe als Eltern ist es, unsere Kinder so zubetreuen, zu fördern und zu lieben, dass sie einmal möglichsteigenständig und zufrieden ihren Weg gehen. Dazumüssen sie nicht unsere Wünsche und Träume erfüllen, siemüssen auch nicht unsere Sorgen und Ängste teilen.Pflegeeltern wissen das. Ihnen sind manche Illusionenvon Vornherein genommen, die andere Eltern in Sorgenund in Streit führen. Sie können nicht auf eine sichereZukunft bauen, so wenig das irgendeine Mutter oder einVater auf dieser Welt kann. Und trotzdem leben sie mitihren Kindern bedingungslos Familie. Mit dieser Haltungleben Pflegeeltern ein Modell für alle Eltern!Mag. Reinhold RamplerPflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>Seite 13


Fachtagung 2010Univ.-Prof. Dr. Klaus WolfWelche UntersIn zwei Forschungsprojekten an der Universität Siegenhaben wir untersucht, welche Belastungen Pflegeelternzu schaffen machen und welche Ressourcen ihnen beider Bewältigung nützlich sind. Ein Forschungsprojekt(www.uni-siegen.de/ressource-pfl egeeltern)beschäftigtsich mit Belastungen und Ressourcen von Pflegeeltern,die Kinder mit schweren Behinderungen und manchmalbegrenzter Lebenserwartung betreuen (eine sehrdifferenzierte Einzelfallstudie dazu ist: Schäfer <strong>2011</strong>).Univ.-Prof. Dr. Klaus Wolf ist seit 2002 Professorfür Sozialpädagogik an der Universität Siegenim Fachbereich Erziehungswissenschaft undPsychologie.Pflegeeltern bieten uns eine wichtige Antwort auf eineFrage an, mit der sich alle Gesellschaften irgendwieauseinandersetzen müssen, nämlich: Was geschieht mitden Kindern, die durch ihre biologischen Eltern – auswelchen Gründen auch immer - nicht versorgt werdenkönnen? Ihre Antwort lautet: Diese Kinder können ineiner anderen Familie betreut, versorgt und erzogenwerden. Wir können dies als eine besondere Form desbürgerschaftlichen Engagements ansehen, durch dasviel kostengünstiger und oft auch besser als in der Heimerziehungden kindlichen Entwicklungsbedürfnissenentsprechend Kinder aufwachsen können.Allerdings sind mit dieser Aufgabe auch besondere Belastungenverbunden. Die Pflegeeltern haben alle Problemezu bewältigen, die Männer und Frauen in unsererGesellschaft bewältigen müssen – in ihren privatenBeziehungen, im Beruf, in den gesundheitlichen undmateriellen Lebensbereichen. Außerdem haben sie es– wie andere Eltern auch - mit vielfältigen Problemenzu tun, die sich in und mit dem Leben von Kindern ergeben.Schließlich kommt ein besonderes Problemfeldhinzu: die pflegeelternspezifischen Belastungen, Aufgabenund Probleme.Aufgaben und Probleme,die Frauen und Männer in usererGesellschaft bewältigen müssen.Aufgaben undProbleme von ElternIn einem anderen Forschungsprojekt hat Andy Jespersen(<strong>2011</strong>) ein in Deutschland sehr aktives Pflegeelternforumanalysiert. In diesem Online-Forum beraten sichPflegeeltern untereinander (www.pfl egeelternforum.de).Andy Jespersen hat Hunderte von Einträgen analysiertund daraus zwei „Landkarten“ gezeichnet: eine der Belastungenund eine der Ressourcen von Pflegeeltern.Die Belastungskarte sieht so aus:15. Pfl egeelternunspezifi sche Belastungen14. Belastungskumulationen13. Belastende Rahmenbedinungen12. Fehlende Orientierungsmittel11. Besuchskontakte10. Andere mischen sich ein9. Andere behandeln das Pfl egekind ungerechtBelastungenvon Pflegeeltern1. Schwierigkeiten des Pfl egekindes2. Das Pfl egekind verhält sich merkwürdig3. Verletzung der Gefühle durch das Pfl egekind8. Andere reagieren negativ auf das Pfl egeeltern - Werden/Sein4. Selbstzweifel der Pfl egeeltern5. Enttäuschte Erwartung6. Unsicherheit7. Verlust sozialer KontakteIn den Feldern 1 - 3 sind Belastungen erfasst, die sichauf das Pflegekind beziehen, in den Felder 4 - 6 und 12die, die sich auf intrapersonale Faktoren in der Personder Pflegeeltern, in den Felder 7 - 10 die sich auf die Beziehungenzu anderen Menschen außerhalb der Kernfamiliebeziehen und im Feld 11 spezifisch die durchBesuchkontakt der leiblichen Eltern und im Feld 13 dieinsbesondere durch die Jugendwohlfahrt organisiertenRahmenbedingungen. In dem Buch von Jespersen findenInteressierte für jedes der Felder vielfältige, kommentierteBeispiele.Aufgaben und Problemevon Pfl egeelternSeite 14 Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>


Fachvortragtützung brauchen Pflegeeltern?Professionelle Soziale Dienste, die sich als Dienstleiterfür Pflegekinder und Pflegeeltern verstehen, finden hierdie für Pflegeeltern relevanten Belastungsfelder und könnenihr Angebot darauf prüfen, ob sie Pflegeeltern Ressourcenanbieten können, die ihnen bei der Bewältigungdieser Probleme nützlich sind. Denn das ist die Perspektiveder Belastungs-Ressourcen-Balance: Menschen benötigenfür die Bewältigung von Problemen Ressourcenund die Dienstleistungsqualität eines Pflegekinderdiensteskann mit der Frage geprüft werden: Was habt ihr denPflegeeltern – für die Pflegekinder gilt eine entsprechendeFrage (Wolf & Reimer 2008) – an knappen Ressourcenzu bieten, die für sie einen Nutzen darstellen.Die entsprechende Ressourcenkarte, die AndyJespersen herausgearbeitet hat, sieht so aus:13. Geld12. Herkunftsfamilie11. Medizinische Hilfe10. Fachkräfte9. Orientierungsmittel8. Kontakt und Austausch mitanderen Pfl egeelternRessourcen vonPflegeeltern7. Anerkennung für das soziale Engagement1. Erfolge2. Liebevolle Reaktionen des Pfl egekindes3. Persönliche Ressourcen4. Eigene Entwicklung durchdas Pfl egeeltern - Sein5. Familiärer Zusammenhalt6. Verständnis und Unterstützung von AnderenSie ist so zu lesen: Die hier genannten Ressourcen ermöglichenden Pflegemüttern und –vätern die Bewältigungvon Problemen. So schaffen sie es, auch in schwierigeZeiten mit dem Pflegekind nicht aufzugeben und einenSinn in ihrer Tätigkeit zu finden (vgl. Schäfer <strong>2011</strong>).Einige wenige Beispiele sollen das illustrieren. So beschreibteine Pflegemutter ein zentrales Erfolgserlebnis:„Er hat gestohlen, gelogen, Feuer gelegt und keinerglaubte uns was er sonst noch so drauf hatte. Als er 16war, sagte mir ein Mitarbeiter des Jugendamtes, dassviele Pfl egekinder diesen Weg gehen und ich damit rechnenmüsste, dass er eines Tages im Gefängnis landet.Ich hab nur gedacht: Alles umsonst? Diese vielen JahreMühe, Verständnis, Liebe geben und keine bekommen,das kann‘s doch nicht gewesen sein. (…). Nach nunmehr25 Jahren mit Pfl egekindern ist mir wurscht was die anderendenken. Soviel können wir nicht verkehrt gemachthaben. Wir werden regelmäßig von unserem inzwischenfast 29 jährigem Wirbelwind besucht. Er hat mit vielMühe den RS-Abschluss gemacht, ist jetzt Handwerksmeisterund ich irre stolz auf ihn.“ (Jespersen <strong>2011</strong>: 58)Eine andere beschreibt eine kurze, aber erfolgreicheBeratung durch ihre Sozialarbeiterin:„Meine heute 10-jährige Pfl egetochter hat mit nochnicht 7 Jahren einem Klassenkamarad einen Zungenkussgegeben!! Das war eine Welle!! Ich war auch ersterschrocken und habe aufgeregt sofort unsere Sozialarbeiterinangerufen. Sie hörte sich die Sache ganz ruhigan und meinte trocken:“ Lebt der Junge noch?“ Ichstotterte: „ Sicher lebt der noch!“ und dann haben wiruns darüber unterhalten. Das war sehr hilfreich. Zuder Zeit kannte ich dieses Forum noch nicht und standmit meinem Schreck alleine da. Aber zum Glück hatteund habe ich einen guten Draht zu unserer Sozialarbeiterin.“(Jespersen <strong>2011</strong>: 75)In dem Onlineforum werden relativ wenig Ressourcenbeschrieben, die durch Soziale Dienste zugänglich werden.Dies mag auch mit dem Charakter des Forums alsOrt des Austauschs von Pflegeeltern untereinander zusammenhängen.Allerdings verstehen sich viele Diensteauch nicht als Dienstleister für die Menschen, die sieunterstützen sollten. Ein leistungsfähiger Dienst müsstedas allerdings – neben anderen Aufgaben – leisten. DieBelastungs- und Ressourcenkarten können dazu wichtigeAnhaltspunkte geben.Zusätzlich erscheint uns eine Differenzierung hilfreich,die eine geschätzte britische Kollegin entwickelt hat.Gillian Schofield – eine der wichtigsten Forscherinnenin Großbritannien zur Entwicklung von und in Pflegefamilien– hat in einer Studie zur Kontinuität in derDauerpflege untersucht, welche Identitätskonzepte vonPflegeeltern für die Stabilität von Pflegeverhältnissenbesonders günstig sind (Schofield & Ward 2010). Sieunterscheidet zwei grundlegende Rollenkonzepte („primaryrole identities“) von Pflegeeltern:1. Pflegeeltern, die sich insbesondere als Betreuer(„foster carer“) verstehen und2. Pflegeeltern, die sich insbesondere als Eltern(„parents“)verstehen.Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>Seite 15


Fachtagung 2010Pflegeeltern, die sich primär als Betreuer verstehen,genießen ihre Rolle als professionelle Betreuer mitentsprechenden Fähigkeiten und einer guten Zusammenarbeitmit den Sozialarbeitern, sie schätzen Ausbildungsmöglichkeiten,arbeiten in positiver Weise mitdem Kind zusammen und berücksichtigen ihre Rolleals Betreuer auch im Verhältnis zur Herkunftsfamilie.Wir könnten dieses Selbstverständnis vielleicht als dasprofessioneller Betreuer bezeichnen.Pflegeeltern, die sich primär als Eltern verstehen, sindsehr motiviert eine Familie zu bilden, betonen die Normalitätder Kinder in einer Familie, handeln wie andereEltern auch und nutzen ihre eigenen Familien- undFreundschaftsnetzwerke zur Unterstützung. Wir könntendies Selbstverständnis vielleicht als das möglichstnormaler Elternschaft bezeichnen.Beide Identitätskonzepte sind für die Dauerpflege, sodas zentrale Ergebnis, gut geeignet, wenn sie Elementedes jeweils anderen Konzeptes nicht grundsätzlich zurückweisen,sondern sie partiell integrieren.Das meint, dass die, die sich als professionelle Betreuerverstehen, das Kind auch als Familienmitglied betrachtenund akzeptieren, dass das Kind auch im Erwachsenenalternoch Teil ihrer Familie ist. Probleme entstehenhingegen, wenn die Betreuer das Kind nicht als vollwertigesFamilienmitglied einbeziehen und selbstverständlicherwarten, dass das Kind mit 18 Jahren oderfrüher die Familie verlässt.Es bedeutet andererseits, dass Pflegeeltern, die sich primärals Eltern verstehen, auch die Rolle als Betreuterberücksichtigen, die im Auftrag einer Behörde tätig sindund die sozialen Dienste als Unterstützung für das Kindund sich selbst nutzen. Probleme entstehen hier, wennsie Fortbildung grundsätzlich ablehnen, dem Kind nichthelfen, auch seine Identität als Pflegekind zu entwickelnund eine Koalition mit dem Kind gegen das System (derSozialen Arbeit) entwickeln.Es besteht also, folgt man den Ergebnissen der Untersuchungvon Gillian Schofield, kein grundsätzlicher Vorteileiner der beiden zentralen Rollenkonzepte, aber dieNotwendigkeit, sie jeweils nicht hermetisch abzuschottengegenüber dem Alternativkonzept, sondern sich füreinigeErwartungen so offen zu zeigen, dass sie integriert werdenkönnen. Eine Beratung von Pflegeeltern sollte dasberücksichtigen und sie in der Entwicklung des zu ihnenpassenden Identitätskonzeptes unterstützen und zugleichdie Risken einer andere Elemente ausschließenden Fassungim Blick zu behalten und eine Öffnung anzuregen.FazitPflegeeltern haben einen fachlichen und moralischenAnspruch darauf, dass sie bei ihrer anspruchsvollen Tätigkeitauch durch leistungsfähige soziale Dienste unterstütztwerden. Diese können ihnen Ressourcen für dieBewältigung schwieriger Probleme anbieten und sie beider Entwicklung von Identitätskonzepten unterstützen.Eine Fülle weiterer Materialien finden Interessierte auf:www.uni-siegen.de/pfl egekinder-forschungwww.uni-siegen.de/foster-care-researchDort können sie auch den Newsletter bestellen, der überdie Forschungsprojekte zu Aufwachsen in Pflegefamilienan der Universität Siegen informiert.LiteraturJespersen, Andy (<strong>2011</strong>)Belastungen und Ressourcen von Pflegeeltern.Analyse eines Pflegeeltern-Onlineforums.Schäfer, Dirk (<strong>2011</strong>)„Darum machen wir das.“Pflegeeltern von Kindern mit Behinderung –Deutungsmuster und Bewältigungsstrategien.Univ.-Prof. Dr. Klaus WolfSchofield, Gillian; Ward, Emma (2010)Achieving permanence in foster care:Carers´and children´s experiences.In: Knorth, Erik J.; Kalverboer, Margrite; Knot-Dickscheit,Jana (Hg.): Inside out. How Interventions in Child andFamily Care work. An international Source Book. 1. Aufl.Antwerp – Apeldoorn: Garant Publishers .Wolf, Klaus; Reimer, Daniela (2008)Belastungen und Ressourcen im biografischen Verlauf:Zur Entwicklung von Pflegekindern.In: Zeitschrift für Sozialpädagogik, H. 3, S. 226–257.Seite 16 Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>


In eigener SacheKrisenpflegeplatz Mogli:Dank den Spender/innen.Die Kinder und Betreuer/innen am Krisenpflegeplatz Mogli freuten sich über Spenden von drei Organisationen.Wirtschaftsclub LinzIm Wirtschaftsclub Linz engagieren sich Persönlichkeiten,denen es wirtschaftlich gut geht (Unternehmer/innen, …) und die deshalb auch andere teilhaben lassenmöchten. Aus dem Erlös eines Weihnachtsstandes gingen1.000,– als Spende an den Krisenpflegeplatz Mogli,damit wir die Hundetherapie für unsere Kinder weiterfinanzieren können. Im Dezember 2010 haben 3 Vertreterdes Wirtschaftsclubs einen symbolischen Schecküberreicht und sich sehr interessiert über die Arbeit amKrisenpflegeplatz Mogli informiert. Vielen Dank dafür,auch an unsere Hundetherapeutin Brigitte Girard, diediesen Kontakt hergestellt hat.Generation AufbruchDie Generation Aufbruch ist ein junges Team von engagiertenPersönlichkeiten, die aktiv sein und Dinge indie Hand nehmen wollen. Sie haben es sich zur Aufgabegemacht, für die sozial Schwachen in der Gesellschafteinzutreten.Wir bedanken uns, dass dabei auch der KrisenpflegeplatzMogli bedacht wurde. Im Dezember 2010 kamenVertreterinnen der Generation Aufbruch mit Sachspendenins Mogli (Kleidung, Stofftiere, Spielzeug, …), undjedes der Kinder hat persönlich auch ein großes Weihnachtspackerlbekommen.Nikolausbesuch der jungen LeosTraditionell bekommen unsere Kinder im DezemberBesuch vom Nikolaus. Seit Jahren übernehmen diesenBesuch die jungen Leos, so auch heuer wieder. Für jedesKind wird ein Nikolausgeschenk finanziert und mitpersönlichen Worten überreicht. Das ist natürlich aufregendfür die Kinder. Auch den jungen Leos dafür einherzliches Dankeschön.Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>Seite 17


Familiäre KrisenpflegeBeobachtungen im AlltagBeobachten –„Beobachtungen sagen oft mehr über denBeobachter aus als über das Beobachtete.“Beobachtungen sind in der Krisenpflege ein wichtigesArbeitsinstrument. Als Sozialarbeiter/ innen beobachtenwir bei Besuchskontakten das Verhalten von und dieInteraktion zwischen Eltern und Kind. Wir beobachtenbesonders die Begrüßung und die Verabschiedung sowieden Verlauf des Besuches oder einzelne Episodendaraus. Auch die Krisenpflegeeltern beobachten dasKrisenpflegekind im täglichen Zusammenleben. UnterschiedlicheFähigkeiten, Verhaltensweisen, Besonderheitenund Reaktionen der Kinder werden von denKrisenpflegeeltern wahrgenommen. Diese Beobachtungenbilden dann wiederum bewusst und unbewusst dieGrundlage für das eigene Verhalten dem Kind gegenüber.Oftmals entsteht dabei auch das unbestimmte Gefühl,irgendetwas an der Art, wie sich ein Kind bewegt,spricht etc. sei auffällig. Beobachtung fließen auch inBetreuungsberichte ein und bilden in der Folge die Basisfür die Gestaltung von Unterstützungsmaßnahmenwie Therapien etc.Zu diesem Thema haben wir am 14.10.2010 Frau ChristianeDerra, Frühförderin, zu einer Weiterbildung fürunsere Krisenpflegeeltern eingeladen. Das Ziel desSeminars war, alltägliche Beobachtungen konkreter,gezielter und bewusster zu machen und sie entsprechendbenennen zu können. Eine abwechslungsreicheMischung aus theoretischem Grundwissen und praktischenÜbungen lieferte uns wertvolle Impulse für unseretägliche Arbeit. Im Folgenden möchte ich die wesentlichenInhalte des Seminars zusammenfassen.Beobachten und Beurteilen sind Alltagsaufgaben in derArbeit mit Kindern. Wir sammeln Eindrücke u.a. überPersönlichkeit, Eigenarten und Fähigkeiten der Kinder.Diese Erkenntnisse sind Grundlage für weiteres pädagogischesHandeln und wichtige Orientierungshilfez. B. bei Mitarbeiter/innenbesprechungen, bei Elterngesprächenetc.Was können wir im Rahmen unserer Arbeitbeobachten?1. Das kindliche Spiel2. Interessen, Begabungen, Stärken des Kindes3. Interaktion und Kommunikation(verbal und nonverbal)4. Verhalten5. Raum und räumliche Nähe von PersonenBeobachtungen gehen immer Fragen voraus, z. B.:„Was spielt das Kind gerne?“,„Wie agiert das Kind?“,„Wo hat das Kind Schwierigkeiten?“Zielorientierung ist neben der Aufmerksamkeit also einwesentliches Kriterium der Beobachtung.Die Wahrnehmung ist Voraussetzung für Beobachtung.Es gibt immer Wahrnehmungsalternativen, wobei wiruns für eine entscheiden. Diese Wahl hängt von unserenVorstellungen, Erwartungen, früheren Erfahrungen,Persönlichkeitsmerkmalen, momentanen Einstellungen,Wertungen, situativen Bedürfnissen und Emotionen ab.In der Geschichte von den Blinden und dem Elefantenuntersuchten blinde Männer einen Elefanten, um zu begreifen,worum es sich bei diesem Tier handelte. Jederbetastete dabei ein anderes Körperteil (aber jeder nureinen Teil), wie zum Beispiel die Flanke oder einenStoßzahn. Dann verglichen sie ihre Erfahrungen untereinanderund stellten fest, dass jede individuelle Erfahrungzu ihrer eigenen, vollständig unterschiedlichenSchlussfolgerungen führte. „Er gleicht einer Säule“,sagte der, der das Bein umfasste. „Er hat die Form einesdicken Seils“, sprach der, der den Rüssel hielt, und jederschilderte ihn so, wie er ihn „erfasste“. Doch keiner warin der Lage, den Elefanten als Ganzes zu erkennen. Sowie die Blinden können auch wir nur Teile des Ganzenerkennen und wahrnehmen.Die wichtigste Wahrnehmung für die Beobachtung istallerdings nicht wie meist angenommen der Sehsinn.Informationen, die im Sehzentrum verarbeitet werden,stammen nur zum geringen Teil vom Auge, der Hauptteilkommt aus dem Gehirn!Seite 18 Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>


BeobachtungenBeschreiben – BeurteilenFunktionen, die unsere Wahrnehmung wesentlichbeeinflussen sind:• Selektion: Wir nehmen nur einen Teil der auf unseinströmenden Reize wahr. In etwa 90% werden alsunbedeutend ausgefiltert.• Organisation: Erwachsene nehmen stets eher einGanzes (sinnvolle Gestalt) als Einzelteile wahr. Fürdieses „Bild“ gibt es eine Figur (= Mittelpunkt derBeobachtung) und einen Hintergrund.• Akzentuierung: Erwartungshaltungen führen zueiner Gewichtung und zu bestimmten Sichtweisen.(z. B. „Lieblingskind“)• Fixation: Wir suchen Wahrnehmungen, die unsereErwartungen verstärken. Man will festhalten andem, was man ohnehin glaubt. Dies wirkt Flexibilität,Kreativität und Spontaneität entgegen, Vorurteilewerden aufgebaut und genährt. Denn dort wo mangenau hinschaut, wird etwas „größer“, „mehr“…(z. B. Defizitblick).• Die häufigsten Fehlerquellen beim Beobachten sind:Subjektivität (wenn wir eine bestimmte „Brille“aufhaben)• Halo-Effekt (wenn von Einzelbeobachtungen auf dasGanze geschlossen wird)• Projektion (Eigenes wird auf Andere übertragen)• Rationalisierung (Erklärungen finden)• Verleugnung (= Schutzmechanismus)• Stereotypien (= Vorurteile)• Milde-Effekt (Tendenz, unerwünschte Eigenschaftenoder Verhaltensweisen niedrig zu bewerten bzw.erwünschtes hoch zu bewerten - „das arme Kind“)Diese Fehler vermeiden wir am besten, wenn wir uns aneinige grundlegende Regeln für die Beobachtung vonKindern halten:Zeit nehmen und geben.Zuwendung zum Kind.Eigene Anteile beachten (Selbstbeobachtung).Beschreiben statt beurteilen.Hilfreich kann auch sein, jemanden anderen nach seinenBeobachtungen zu befragen oder zu versuchen, bewusstauf Distanz zur Situation zu gehen und „von obenherab draufzuschauen“.Beobachten – Beschreiben – BeurteilenWenn Beobachtungen gemacht wurden, beschäftigenwir uns im nächsten Schritt damit, was wir mit demBeobachtungsergebnis anfangen wollen. Meist schreibenwir dies in Berichten nieder, besprechen es mitKollegen etc. – wir BESCHREIBEN dabei, was wirbeobachtet haben.Wichtig beim Beschreiben:Beschreibungen sollen keine Beurteilungen enthalten.Keine Eigenschaften, sondern beobachtbare Verhaltensweisenbeschreiben.Statt: Anna IST … –> Anna verhält sich … oder Ich erlebeAnna so … /Verallgemeinerungen wie „immer“, „nie“, und auchAdjektive wie „extrem“, „typisch“, „normal“ vermeiden,statt dessen das Was/Wann/Wie/Wo genau beschreiben.Beurteilen ist eine Alltagshandlung, jeder Menschbeurteilt Menschen und Situationen. Deutungen sindallerdings verhandlungsfähig, niemand hat ein Deutungsmonopol.Das Bindeglied zwischen Beobachtungund Beurteilung bildet die Erklärung. Erklärungen sindHypothesen, die innerhalb eines Gefüges von Bedingungenzu betrachten sind. Wenn gefragt, können diesemit „Meine Vermutung ist …“ hervorgehoben und einerBegründung versehen werden.In der nächsten <strong>Ausgabe</strong> berichten wir über den 2. Teilder Weiterbildung, „Emotions-Coaching“. Dabei gehtes um die bewusste Wahrnehmung von Gefühlen, demeigenen Umgang damit sowie der Anleitung von Kindernim Umgang mit Gefühlen.Martina Zölzer,Sozialarbeiterin Familiäre Krisenpfl egeChristiane Derra bietet die Weiterbildung „Beobachtungenim Alltag“ am 30.04.<strong>2011</strong> auch für Pflegeelternan (WB 13/11)! Seminarort ist Kremsmünster, es sindnoch Plätze frei. Im Herbstprogramm werden wir diesesSeminar ebenfalls anbieten, da es wichtige Hinweiseliefern kann, worauf Pflegeeltern beim Verfassen vonEntwicklungsberichten achten können!Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>Seite 19


Jahresbericht741 fremd untergebrachte Kinder und Jugendliche umsorgtDie betreuenden Elternpaare werden unterstützt vonsowie von 14 Trainer/innen, 85 Supervisor/innen,Vorbereitungsseminare9 Einführungsseminare für Pflege und Adoption4 Basisseminare für Pflegeeltern4 Basisseminare für Adoptiveltern248 Teilnehmer/innen insgesammtWeiterbildung4 Speziell für Krisenpflegeeltern31 für Pflege- und Adoptiveltern mit395 Teilnehmer/innenFachtagung„Pflegeeltern – Profession oder Lebensaufgabe?“1tägiges Seminar 85 Teilnehmer/innenBesuchsbegleitung169 vereinbarte Kontakte mit 25 FamilienBüchereiKostenloser Verleih von 1536 Medien(Bücher, Kassetten, Videos, Zeitschriften)Das VereinSeite 20 Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>


Jahresberichtvon 656 Pfl egeeltern, Adoptiveltern und Krisenpfl egeeltern.4 Vorstandsmitgliedern und 32 Mitarbeiter/innen,31 Gruppenleiter/innen und 52 Referent/innen.ErlebnispädagogischeUrlaubswochen3 Termine mit insgesamt 32 KindernFamilienberatung248 Klienten mit 514 Beratungen in451 BeratungsstundenBegleitete Gruppen33 Gruppen für 298 Pflege- und Adoptiveltern3 Gruppen für 30 KrisenpflegeelternSupervisionen1529 Supervisionsstunden nutzten259 angestellte Pflegeeltern und30 Krisenpflegeeltern(Durchschnittlich also 5,3 Std pro Person/Eltern)sjahr 2010Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>Seite 21


JahresberichtDas Jahr 2010:ArbeitsschwerpunAngestellte PflegeelternNeues Konzept und neue Angebotefür alle Pfl egefamilienDas Jahr 2010 war geprägt von Neuerungen, Änderungenund Umstellungen. Das seit 10 Jahren geltendeKonzept „Angestellte Pflegeeltern“ wurde ersetztdurch das Konzept „Angebote für Pflegefamilien“.Dieses Konzept bildet nun ab <strong>2011</strong> die Grundlage fürdie überarbeiteten und neuen Angebote für Pflegefamilien.Eingespielte Abläufe wurden auf die Vorgabendes Auftraggebers (Amt der Oö. Landesregierung)abgestimmt und neue Leistungsangebote erstellt, diemehr denn je von allen Pflegefamilien genutzt werdenkönnen Die Verlaufsgespräche zwischen angestellterPflegeperson, Jugendwohlfahrts-Sozialarbeiter/in undVereins-Sozialarbeiter/in wurden ab Mitte des Jahresbei Bedarf als Übergabegespräche geführt. Ziel dieserGespräche war es, die bisherige Begleitung durchden Verein an die Jugendwohlfahrt zu übergeben.23 Übergangsverlaufsgespräche wurden seit August2010 geführt.Zahl der angestellten Pfl egepersonenweiter gestiegen239 Pflegepersonen mit 344 Pflegekindern waren Ende2010 angestellt. Etwa 66 % der Pflegekinder in OÖ. sinddemnach durch die Anstellung erfasst.Jahr200020012002200320042005200620072008Pfl egeeltern66117135150161179184197214Pfl egekinder103159190216232258260285310Personelle Umstellungen / InterneUmstrukturierungen3 Sozialarbeiter/innen, welche die Pflegeeltern imRahmen der Anstellung begleitet hatten, beendeten2010 ihre Tätigkeit beim Verein. Die verbleibendenSozialarbeiterstellen wurden sukzessive für die neuenAufgabenbereiche umgestaltet.20092010226239324344Information und Kommunikationdieser VeränderungenDie Dienstbesprechung der angestellten PflegeelternEnde April stand im Zeichen der Information über dieVeränderungen in der Anstellung von Pflegeeltern. DieJugendwohlfahrt des Landes Oö. informierte bei dieserVeranstaltung und nahm die Rückmeldungen derPflegemütter und -väter entgegen. Wie Angebote fürPflegefamilien ab <strong>2011</strong> aussehen und wie sie genutztwerden können, war Inhalt von schriftlichen AussendungenEnde 2010.Seite 22 Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>


Jahresberichtkte und EntwicklungenKrisenunterbringung 2010Die Kriseneinrichtungen des Vereins bieten familiäreund stationäre Betreuungsplätze für Kinder vom Säuglingsalterbis zum Ende des 12. Lebensjahres. DieKinder erfahren bei unseren engagierten Krisenpflegefamilienund Sozialpädagog/Innen am KrisenpflegeplatzMogli Schutz und Stabilisierung sowie gezielteBetreuung und Förderung. Unser Angebot gibt denEltern die Chance, ihre Lebenssituation zu verbessern,sodass ein Großteil der Kinder in ihre Herkunftsfamiliezurückkehren kann. Ist dies nicht möglich, soarbeiten alle Beteiligten mit, bei einer anschließendenFremdunterbringung den Übergang für die Kindermöglichst sanft zu gestalten.Familiäre Krisenpfl ege2010 hatten wir - im Gegensatz zu den vorangegangenenJahren - keine Steigerung bei den Anfragen nachfreien Betreuungsplätzen für Säuglinge und Kleinkinder.Wir wurden 56 Mal für 91 Kinder angefragt,22 Säuglinge und Kleinkinder konnten aufgenommenwerden. Insgesamt wurden 50 Kinder betreut, das sindetwa gleich viele wie im Jahr zuvor. 25 Säuglinge undKleinkinder wurden 2010 entlassen. Im Sommer beendetenacht Elternpaare die Vorbereitungsseminare undstanden somit für die Aufnahme von Kindern zur Verfügung.Dies war dringend notwendig, da uns in diesemJahr vier Krisenpflegefamilien verlassen haben. EineKrisenpflegefamilie wurde von ihrem Krisenpflegekind„adoptiert“, wodurch sie uns abhanden gekommen ist.Wir freuen uns für den Buben, dem somit ein weitererBezugspersonenwechsel erspart blieb. So schweruns der Abschied von unserer Krisenpflegefamilie auchfällt, so sehr stehen wir hinter ihrer Entscheidung, denBuben nach so langer Zeit in Langzeitpflege zu übernehmen.Wohin die Kinder nach derKrisenunterbringung kamen:Kindesmutter (9) 32 %Kindesvater (2) 7 %Kindeseltern (2) 7 %Großmutter (1) 3,5 %Großeltern (1) 3,5 %Pflegeeltern (8) 28,5 %Kinderdorf (3) 10,5 %Simba (2) 7 %(Prozentsätze gerundet, Absolutwerte in Klammer)Folgende Weiterbildungen fandenfür Krisenpfl egefamilien statt:• Das Spiel und seine Bedeutung• Beobachtungen im Alltag• Erste Schritte emotionaler Entwicklung• Gesundheitstag zum Thema „Heben und Tragen“Krisenpfl egeplatz MogliAm Krisenpflegeplatz wurden 6 Mädchen und 13 Bubenaus 15 Familien betreut. 13 Kinder wurden aufgenommen.Lediglich 5 der entlassenen Kinder konntenin ihre Familie (3 Kinder zur Mutter, eines zu denEltern und eines zum Onkel) zurückkehren. 10 Kinderübersiedelten in eine sozialpädagogische Wohngruppeoder in ein Kinderdorf und ein Kind kam aufgrunddes Alters nach wenigen Tagen in eine Krisenpflegefamilie.Den 13 Aufnahmen standen 64 Anfragennach insgesamt 90 Betreuungsplätzen gegenüber. EineBesonderheit am Krisenpflegeplatz Mogli war dieEinführung der wöchentlichen Hundetherapiestunde.Sie war für manch ein Kind eine große Herausforderung,an der es gewachsen ist. Für andere Kinder wares eine Stunde, in der sie alle Enttäuschungen undUnsicherheiten außer Acht lassen konnten. Die Therapiestundenkönnen ausschließlich durch Spendenfinanziert werden.Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>Seite 23


JahresberichtPflege- und AdoptivelternarbeitBesuchsbegleitung25 Pflegefamilien mit 28 Pflegekindern hatten im Auftragder öffentlichen Jugendwohlfahrt begleitete Besuchskontakte.3 Kinder haben mit Mutter und Vatergetrennte Kontakte. Bei den meisten Kindern war diedurchgehende Anwesenheit der Besuchsbegleiterin erforderlich.Bei vielen der Kontakte erfolgt bereits einerlängere Begleitung. 9 Besuchsbegleitungen wurden begonnen,5 beendet. Von den 169 vereinbarten Kontaktenwurden 126 tatsächlich durchgeführt. Die Absagenerfolgten meistens durch die Herkunftseltern. Die Häufigkeitder Besuchskontakte liegt zwischen zweimalim Monat bis viermal jährlich. Etwa die Hälfte findet6- wöchentlich statt. Die Nachfrage nach begleiteten Besuchskontaktenwar weiterhin steigend.Familienberatung248 Personen holten sich Rat und Unterstützung in derFamilienberatung. Durch die Spezialisierung auf denThemenbereich rund um Pflege und Adoption kommendie Anfragen aus ganz Oberösterreich. Auf Grund dergroßen Entfernungen werden viele telefonische Beratungendurchgeführt. Von 159 Erstberatungen im Jahr2010 waren 41 in Zusammenhang mit Adoption, 119 mitPflege, 9 mal wurden leibliche Eltern beraten. Die Nachfragenach juristischer Beratung ist stark gestiegen.Fragebogenaktion an alle Absolvent/innenvon AdoptivelternseminarenWir haben die große Anzahl von Absolvent/innen vonAdoptivelternseminaren genützt, um einerseits Daten füreine umfassende Statistik zu sammeln und anderseits dieWünsche und Vorstellung über Angebote zur Begleitungund Unterstützung zu erheben. Von 510 verschickten Fragebögenund Datenblättern wurden 227 Fragebögen und177 Datenblätter ausgewertet. Die hohe Rücklaufquoteist sehr erfreulich. Von den 227 Familien haben 66,5 %(150) bereits ein Kind adoptiert, 19% sind noch in derWartezeit, 8,5 % haben von der Adoption ganz Abstandgenommen und 6 % haben zur Pflege gewechselt. In 25 %der Familien leben leibliche Kinder und in 14 % Pflegekinder.VereinDas Jahr 2010 brachte für den Verwaltungsbereich großepersonelle Änderungen. Geschäftsführerin Frau Mag.aNotburga Rohrweck verlies uns nach 17 Jahren in dieAltersteilzeit. Frau Michaela Scharer ging nach 20 arbeitsreichenJahren im Verein in ihren wohl verdientenRuhestand. Ihre Aufgaben in der Personalverrechnungwurden neu verteilt. Frau Scharer war die erste Mitarbeiterindes Vereins, die in Ruhestand gegangen ist.Freizeitpädagogischer Pfl ege- undAdoptivkinderurlaub32 Pflege- und Adoptivkinder nahmen an den 3 Urlaubswochenteil. Leider musste auf Grund der großenNachfrage bei den 8 - 10 jährigen, 5 Kindern abgesagtwerden. <strong>2011</strong> gibt es dafür 2 Urlaubswochen für dieJüngsten. Unser neues Angebot: eine Woche mit Bootenauf dem Moldaustausee, für die 13 - 16 jährigen, wurdegut angenommen und war ein Erlebnis für alle.Seite 24 Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>


ADOPTION1387/Gän/AD Adoption - Eine Chance für Kinder Gänger Reinfried1392/Kle/AD Mutter auf Papier Klemm GertraudBERATUNG + THERAPIE1404/Cie/BE.TH Handbuch der Familiendiagnostik Cierpka Manfred1406/Wie/BE.TH Traumatherapie mit KindernWeinberg DorotheaStrukturierte Trauma-Intervention und traumabezogene Spieltherapie1411/Ber/BE.TH Familien-Zusammenhalt(en)Berg Insoo KimEin kurz-therapeutisches und lösungs-orientiertes ArbeitsbuchBIOGRAFIEARBEIT/FAMILIENGEHEIMNISSE1400/Wie/BIODie HimmelsrutscheWiedemann-KaiserGeschichten von verlorenen Kindern, die neue Eltern suchenMonikaKINDERBÜCHER1395/Fuc/KB Monstermäßig erzogen Fuchs MichaelKINDERLOSIGKEIT1383/Cor/KL Anrufungen zur Mutterschaft Correll LenaPÄDAGOGIK - ERZIEHUNG1399/Mos/PÄD.E Beteiligt sein.Partizipation von JugendlichenMoser Sonja1380/Wal/PÄD.E Geschwisterbeziehungen in riskanten Fanilienkonstellationen –Geschwister in der stationären Erziehungshilfe Materialen, 7PFLEGEBÜCHER1386/Bla/PE Kleiner Ratgeber für Verwandtenpflegeeltern –und solche, die es werden wollen1388/Ets/PE Pflegemütter zwischen Familienideologie und ProfessionalisierungMasterarbeit1382/Win/PE Mit Pflegekindern lebenAnleitung und Erfahrungsbericht1367/Nie/PE Fachtagung 2009 – Zur Sozialisation von Kindern in ErsatzfamilienZusammenfassung der VorträgeSOZIALES LERNEN PRAKTISCHE ÜBUNGENWalper Sabine, WendtEva-Verena, ThönnissenCarolin, Bergau BettinaEtschmann KatharinaWinter DeborahDr. Nienstedt Monika,Dr. Westermann Arnim1398/Pet/SOZ.L Training mit aggressiven Kindern Petermann Franz1410/Jug/SOZ.L Soziale Kompetenz für JugendlicheJugert GertGrundlagen und TrainingTRAUMATISIERUNG/GEWALT/MISSBRAUCH1401/Lev/TRAU Vom Trauma befreienLevine Peter A.Wie Sie seelische und körperliche Blockaden lösenBINDUNG13/Bri/BIN Wege zu sicheren Bindungen in Familie und Gesellschaft –Prävention, Begleitung, Beratung und PsychotherapieBrisch Karl Heinz,Hellbrügge Theodor66/Egg/BIN Frühe Beziehungserfahrungen –Die Bedeutung primärer Bezugspersonen für die kindliche EntwickoungEggert-Schmid Noerr A.,Finger-Trescher Urte,Pforr Ursula71/Bow/BINBindung als sichere Basis –Grundlagen und Anwendung der BindungstheorieBowlby John339/Bri/BIN Bindung, Angst und AggressionTheorie, Therapie und PräventionROMANE UND LEBENSGESCHICHTEN ZUM THEMA PE/AD U. PÄD.1381/Ott/ROM Turboclean, Scholl und RuahDie Geschichte eines etwas anderen MädchensNeue BücherNEUZUGÄNGEin unserer Bücherei.Brisch Karl Heinz,Hellbrügge TheodorOtto Jacqueline1393/Fri/ROM Die Findelfrau Fried Amelie1394/Waw/ROM Raben Liebe Wawerzinek PeterPflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>Seite 25


BuchtippsDie Käpitän-Nemo-GeschichtenGeschichten gegen Angst und StressUlrike Petermann; 1407/Pet/Soz.L. Herder Verlag 15.Aufl. 2010Mit Kapitän Nemo, der sie sicher durch Abenteuer und Gefahren leitet, gewinnen Kinder Mut,Sicherheit und Selbstvertrauen. Entspannungsgeschichten gegen Angst und Stress und für einebessere Konzentration.Kikis geheimer KinderratgeberWorüber Erwachsene echt mal nachdenken solltenKlaus Heilmann; 1390/Hei/Päd.E Knaur Verlag, 2010Wenn Kiki auspackt, hören sie alle zu, die Kinder und die Großen. Und genau deshalb knöpft sichKiki die Erwachsenen mal vor: Die Großen wollen Vorbilder sein? Dann sollten Regeln und Grenzenauch für sie gelten! Sie wollen, dass die Kinder ihnen glauben, dann muss auch stimmen, wassie sagen. Und warum sollen Kinder immer zuhören, wo doch die Erwachsenen nie richtig ernstnehmen, was sie sagen? Dabei wissen Kinder vieles einfach besser. Und zum Glück verrät Kikieinige ihrer geheimen Tipps: Warum die Erwachsenen so sind, wie sie sind. Und wie man sie ändernkann …»Ein Ratgeber der ganz anderen Art … ein witziges und klug geschriebenes Plädoyer für mehrGelassenheit …« Die Frankfurter Allgemeine Zeitung über dieses BuchAlles Familie!Vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau und anderen VerwandtenAlexandra Maxeiner, Anke Kuhl; 1396/Max/KB Klett Kinderbuchverlag Leipzig, 2010Jeder kennt die sogenannte Bilderbuchfamilie, bestehend aus Mama, Papa und Kind(ern). Danebengibt es aber auch viele weitere Formen des Familienlebens. Sie alle sind hier versammelt: Alleinerziehende,Patchworkfamilien in ihren verschiedenen Mixturen, Regenbogen- und Adoptivfamilien.Unterhaltsam und mit viel Humor geht es außerdem um Bluts- und Wahlverwandtschaften, umEinzelkinderglück, Geschwisterstreit und die Möglichkeit, die gleiche Nase wie Opa abzukriegen.Gedacht für Kinder ab 5 Jahren und bei so vielen Möglichkeiten des Miteinanders darf kein ruhigesBuch erwartet werden.Unkonventionelle Familien in Beratung und Therapie.Dorett Funke, Bruno Hildenbrand; 1389/Fun/Be.TH, Carl Auer Verlag, 2009Gabi und Ulf sind beide zum zweiten Mal verheiratet und haben jeweils ein Kind mit in die Ehe gebracht.Sonja und Bernd haben vor vier Jahren Zwillinge aus Bolivien adoptiert. Natascha und Svenkonnten sich ihren Kinderwunsch durch Insemination erfüllen. Andrea und Barbara sind schonlänger ein Paar und möchten nun eine Familie gründen.Viele der heutigen Lebensformen sind von der ursprünglichen Kernfamilie mehr oder weniger weitentfernt. Worin unterscheiden sie sich von ihr? Wie wirkt sich die veränderte Triade Vater MutterKind auf das Familienleben aus? Lässt sich ein abwesendes Familienmitglied einfach ersetzen?Anhand von Fallbeispielen untersuchen Dorett Funcke und Bruno Hildenbrand die einzelnen Familienformenim Hinblick auf ihre Gemeinsamkeiten, ihre Besonderheiten und ihre besonderen Bedürfnisse.Aus den Ergebnissen entwickeln sie nachvollziehbare und praxisnahe Vorschläge für dieBeratung und Therapie von Familien jeglicher Couleur, sei es in psychologischen, pädagogischen,sozialpädagogischen oder medizinischen Kontexten.Die ungeliebten Kinder - Endstation Heim?Dagmar Wortham; Goldegg Verlag, 2010Gewalt, Aggression, Verwahrlosung, Hoffnungslosigkeit, Machtspiele mit Erziehern, traumatisierteKinder, ergreifende Schicksale - das alles fand die Autorin, erfahrene staatlich anerkannte Erzieherin,in Kinderheimen vor. Sie schildert offen die oft katastrophalen Zustände, in denen Kinderund Jugendliche aus zumeist völlig desolaten Familienverhältnissen landen. In Kinderheimen beginntfür diese Kinder oft erst das wahre Trauma. Berührend erzählt sie, warum viele Kinder nichtmehr weinen können, sich für dumm und wertlos halten und resigniert haben. Ohne Perspektive aufein besseres Leben, vorbildgebende Bezugspersonen und Liebe werden viele selbst gewalttätig undstraffällig.Mit Geduld, Respekt, Verständnis und Engagement gelang es der Autorin einen Zugang zu vielendieser Kinder zu finden, die von Anfang im Abseits stehen. Sie gab ihnen Hoffnung darauf, dass einbesseres Leben möglich ist.Seite 26 Pflege und Adoption 01/<strong>2011</strong>


Termine im ÜberblickProgramm März – Juni <strong>2011</strong>Termine im ÜberblickSamstag, 26.03.<strong>2011</strong>Seminarhaus Polsenzhof,St. Marienkirchen09.00- 18.00 Uhr Biografiearbeit oder „schlafende Hunde wecken“?!Dr. Irmgard Muhr, Klinische- und Gesundheitspsychologin,Psychotherapeutin, MediatorinMittwoch, 06.04.<strong>2011</strong>Exerzitienhaus Subiaco,Kremsmünster18.00 – 21.30 Uhr Problematischer MedienkonsumMag. Andrea Schrattenecker, Mitarbeiterin im Institut für SuchtpräventionSamstag, 09.04.<strong>2011</strong>Seminarhaus Luzia Kruckenhauser,Kematen/Krems09.00 – 18.00 Uhr Wenn Grenzen verletzt sind.Heilsamer Umgang mit Kindern nach sexuellem Missbrauch.Mag. Christine LienhardtSamstag, 30.04.<strong>2011</strong>Landhotel Schicklberg,KremsmünsterFreitag/Samstag, 6./7.05.<strong>2011</strong>Hotel Metzenhof, KronstorfSamstag, 14.05.<strong>2011</strong>Aktivstall Breuer/Dall, GramastettenSamstag, 18.06.<strong>2011</strong>Haus der Frau, Linz09.00 – 18.00 Uhr Beobachtungen im AlltagChristiane Derra, FrühförderinFr. 16.00 – Sa. 16.30 Uhr Alles für die Familie – und wo bleiben wir?Ein Paarseminar für PflegeelternDSA Hermann Walchshofer, Psychotherapeut im Familientherapiezentrumd.Landes OÖMag. Elisabeth Gatt-Iro, Klinische- und Gesundheitspsychologin,Psychotherapeutin in freier Praxis13.30 – 18.00 Uhr Tiere als Helfer für Pflegekinder. Am Beispiel Hund, Katze, Pferd.Petra Niedermayr, Sozialarbeiterin, geprüfte Hundetrainerin,Therapiehundeführerin i.A.Katharina Etschmann, Sozialarbeiterin, Voltigierwartin FENA09.00 – 18.00 Leibliche Kinder in Pflegefamilien.Sollen Pflegeeltern alle Kinder gleich behandeln?Mag. Monika Bacher- Neureiter, Pädagogin, Supervisorin (ÖVS),ErwachsenenbildnerinEinschaltungjeden 1. Montag im Monat:Gespräche im Salon des autonomen FrauenzentrumsMontag, 2. Mai, 19:00„Mamma mia!“Pflegemütter zwischen Familienideologie und ProfessionalisierungVortrag und Diskussion mit Katharina Etschmanngeb. 1973; Akademie für Sozialarbeit in Innsbruck; Absolventin Master Lehrgang „Internationale Genderforschung und feministischePolitik“ am Rosa Mayreder College in Wien; seit 2004 Sozialarbeiterin im Verein Pflege- und Adoptiveltern OÖ, Linz; selbständige Reitpädagogin– Heilpädagogische Arbeit mit Pferdenautonomes FrauenzentrumStarhembergstraße 10 (Ecke Mozartstraße), 2. Stockwww.frauenzentrum.at


Österreichische Post AGInfo.Mail Entgelt bezahltflege und Adoption, Pfleeund Adoption, Pflege unddoption, Pflege und Adopion,Pflege und Adoption,flege und Adoption, Pflegend Adoption, Pflege und AdZeitschrift fürPflege und Adoption<strong>Ausgabe</strong> 01 • März <strong>2011</strong>Impressum auf Seite 2KARL-WISER-STR.STOCKHOFSTRASSEPflege- und Adoptiveltern OÖ.Stockhofstraße 9/1, 4020 LinzTel.: 0732 / 60 66 65Fax: 0732 / 60 66 65 - 9e-Mail: office@peae-ooe.atwww.peae-ooe.atÖffnungszeiten:Montag - Freitag:9 - 13 Uhr und nach VereinbarungVereinPflege- und Adoptiveltern OÖ.

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