„Es braucht keiner Angst zu haben“ - DIE NOVUM
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4 die novum<br />
Hochschule und Wissenschaft<br />
27. Oktober 2010<br />
Ins kalte Praxis-<br />
Wasser geworfen:<br />
Student Matthias<br />
Kofahl (Links) mit<br />
Thomas Junker bei<br />
den Dreharbeiten<br />
im Flugzeug.<br />
Europas späte Mondmission<br />
Europäische Wissenschaftler arbeiten an einer Möglichkeit, bis 2011 im internationalen Mondfahrtgeschäft mit<strong>zu</strong>mischen<br />
Auch über 40 Jahre nach der ersten<br />
erfolgreichen Landung der sowjetischen<br />
Raumsonde Luna 9 auf dem<br />
Mond ist der Trabant der Erde eines<br />
der beliebtesten Ziele für Erkundungen<br />
im Weltall geblieben. Für die Europäer<br />
kündigt sich erst jetzt mit dem<br />
„Luner Lander Phase B1 Projekt“ die<br />
erste Expedition <strong>zu</strong>m Mond an. Bis<br />
2018 plant die Europäische Weltraumbehörde<br />
ESA, mit einer unbemannten<br />
Raumfähre auf dem Südpol des Mondes<br />
<strong>zu</strong> landen. Die nötigen Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
dieser Expedition erforscht<br />
<strong>zu</strong>r Zeit Astrium, ein Tochterunternehmen<br />
des europäischen Luft- und<br />
Raumfahrtkonzerns EADS. Ziel ist es,<br />
mit einer technisch hochentwickelten<br />
Raumsonde, die sich ohne Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
von der Bodenstation selbstständig<br />
navigieren kann, bis <strong>zu</strong>m Ende des<br />
Jahres 2011 einen geeigneten Landeplatz<br />
<strong>zu</strong> finden.<br />
Vergangene Mondlandungen konzentrierten<br />
sich bisher hauptsächlich auf<br />
„Kanada leuchtet ultraviolett“<br />
Der Mittweidaer Medienstudent Matthias Kofahl reist gerade als Kameraassistent mit MDR-Filmemacher Thomas Junker durch<br />
die nördlichsten Gegenden Europas. Im Gespräch mit <strong>NOVUM</strong> sprach er über eisige Kälte und brennende Eindrücke.<br />
Vom Hörsaal <strong>zu</strong>m Nordpol – fiel<br />
dir die Umstellung leicht?<br />
Ehrlich gesagt haben die vielen neuen<br />
Sinneseindrücke schon dafür gesorgt,<br />
dass ich den Hörsaal fast vergessen<br />
habe.<br />
Musstest du vor der Abreise eine Art<br />
Überlebenstraining besuchen oder<br />
habt ihr Verhaltenstipps bekommen?<br />
Eine gründliche Vorbereitung ist<br />
meiner Meinung nach die beste<br />
Möglichkeit, nicht in gefährliche<br />
Situationen <strong>zu</strong> geraten. Für den Fall<br />
einer Notlandung über dem grönländischen<br />
Inlandseis haben wir beispielsweise<br />
spezielle Verpflegung und<br />
eine Notfallausrüstung gepackt. So<br />
hätten wir etwa zwei Wochen bei den<br />
eisigen Temperaturen auf Hilfe warten<br />
können.<br />
Konzentriert sich euer Dokumentarfilm<br />
eher auf Naturaufnahmen<br />
oder auf Menschen, die in dieser<br />
Gegend leben?<br />
Die Dokumentationen des Filmemachers<br />
Thomas Junker stellen immer<br />
die Menschen, die in den Regionen<br />
leben, in den Mittelpunkt.<br />
Unter dem Motto „Die Herzen und<br />
Seelen der Menschen <strong>zu</strong> portraitieren,<br />
die wir entlang des Weges treffen“<br />
sind wir auch Richtung Nordpol<br />
unterwegs.<br />
Wie hast du den Nordpol erlebt?<br />
War das ein spannender Moment<br />
oder ist es im Endeffekt auch „nur<br />
Eis und Schnee“?<br />
Der Nordpol ist im Oktober keine <strong>zu</strong>gefrorene<br />
Fläche, sondern von großen<br />
Eisschollen bedeckt. Was diesen Punkt<br />
so auszeichnet, ist der Ausblick: Sahen<br />
wir nach Russland, war der Horizont<br />
schwarz, doch über Kanada leuchtete<br />
er in roten und ultravioletten Farben.<br />
Wir selber flogen in der Dämmerung<br />
der Polarnacht. Aber auch die Gewissheit,<br />
am nördlichsten Punkt der Erde<br />
<strong>zu</strong> sein, war für mich ein erhabener<br />
Moment.<br />
Was sind während der Dreharbeiten<br />
Dank modernster Technik soll die europäische Raumsonde<br />
ohne menschliche Hilfe landen können.<br />
den Äquartorbereich, <strong>zu</strong>künftige Expeditionen<br />
werden aber <strong>zu</strong>nehmend<br />
auf die Pole ausgerichtet sein. Wissenschaftler<br />
vermuten auf den schattigen<br />
Kraterflächen feine Wasserfilme, die<br />
sich in Form von Eis auf dem Nord-<br />
und Südpol konzentrieren. „Da die<br />
deine Aufgaben ?<br />
Ich bin vor allem für den Filmschnitt<br />
der Videotagebücher und Beiträge<br />
für „Dabei ab Zwei“ im MDR sowie<br />
für die Datensicherung des Materials<br />
<strong>zu</strong>ständig. Bei einem Dreh selber bin<br />
ich klassischer Kameraassistent oder<br />
ziehe alleine los, um etwa Impressionen<br />
einer Stadt ein<strong>zu</strong>fangen.<br />
Gab es bisher eine Gegend oder ein<br />
Erlebnis, das dich besonders beeindruckt<br />
hat?<br />
Das ist gar nicht so einfach <strong>zu</strong> beantworten,<br />
denn kaum eine Region<br />
gleicht der anderen. Grönland ist<br />
anders als Spitzbergen oder die<br />
Lofoten. Gerade die Unterschiede der<br />
Sonne das ganze Jahr auf den Südpol<br />
des Mondes scheint, ist es möglich, die<br />
Strahlung des Sonnenlichtes für die<br />
Energiegewinnung <strong>zu</strong> nutzen“, erklärt<br />
Ralph Heinrich, Pressesprecher bei<br />
EADS Astrium.<br />
Das größte Problem der Expedition sei<br />
Astrium Thomas Junker<br />
„Im Tiefflug <strong>zu</strong>m Nordpol – Europas eiskalter<br />
Norden“ begleitet das Team um<br />
Thomas Junker auf ihrer achtwöchigen<br />
Reise von der Inselgruppe Färöer über<br />
Island, Jan Mayen, Nordnorwegen, Spitzbergen,<br />
Grönland, die Arktis bis hin <strong>zu</strong>m<br />
Nordpol.<br />
Der MDR strahlt die vierteilige Dokumentation<br />
vom 27. bis 30. Dezember jeweils<br />
um 19.50 Uhr aus, momentan gewährt<br />
das MDR-Magazin „Dabei ab Zwei“ jede<br />
Woche erste Einblicke in die Reise. Persönliche<br />
Impressionen der Expedition<br />
offenbart Thomas Junker in seinem Blog<br />
www.mdr-junkers-tagebuch.de.<br />
Landschaft und die Eigenarten der<br />
Menschen faszinieren mich.<br />
Unabhängig von den extremen<br />
Wetterbedingungen – hast du dich<br />
durch dein Studium gut auf die<br />
Arbeit als Kameraassistent vorbereitet<br />
gefühlt?<br />
Gerade praktische Erfahrung und die<br />
Fähigkeit <strong>zu</strong> improvisieren ist für solche<br />
Filmexpeditionen notwendig. In<br />
der Hochschule habe ich die Grundlagen<br />
erfahren, aber speziell auf diese<br />
Expedition habe ich mich seit April<br />
intensiv vorbereiten müssen - auch in<br />
fernsehtechnischen Angelegenheiten,<br />
die für mich neu waren.<br />
Das Gespräch führte Annegret Hintze<br />
jedoch die eigentliche Landung: „Hierfür<br />
ist der Südpol ein wenig erforschter<br />
Bereich, weswegen die Beschaffenheit<br />
der Mondoberfläche in diesem Gebiet<br />
schwer ein<strong>zu</strong>schätzen ist.“ Steile Abhänge<br />
und Gebirge im Wechsel mit<br />
großen Kratern prägen dort die Landschaft.<br />
Um eine automatische Landung<br />
<strong>zu</strong> ermöglichen, verfügt die Raumsonde<br />
über Steuerungs- und Navigationssysteme,<br />
mit deren Hilfe ein eingebauter<br />
Computer eine geeignete Landefläche<br />
finden kann. Astrium konnte bereits<br />
ein vollautomatisches Transportschiff<br />
erfolgreich an die Raumstation ISS<br />
andocken - Vorkenntnisse, die für das<br />
Mondlandeprojekt hilfreich sind.<br />
Die Raumsonde soll <strong>zu</strong>sätzlich eine<br />
präzise Karte vom Südpol aufzeichnen,<br />
die <strong>zu</strong>r weiteren Erforschung des<br />
Mondes benötigt wird. Für die Ausarbeitung<br />
der Studie erhält Astrium 6,5<br />
Millionen Euro von der Raumfahrtbehörde<br />
ESA.<br />
Chris Riedel