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PC Magazin DOS - Xputer Lab Kaiserslautern

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TECHNOLOGIE-REPORTRekonfigurierbare CPUsSofte HardwareDr. Klaus Schlüter • <strong>Kaiserslautern</strong>? Traditionsreiche Uni-Idylle sieht anders aus. Doch originelleGeister finden die Atmosphäre anregend. Professor Reiner Hartenstein vom Fachbereichfür Informatik an der Universität hat hier ein neues Rechnerprinzip ausgetüftelt – die Sonnegeht auf über der Pfalz.Solange ich tat, was alletun, hatte ich nurFreunde. Auf Widerstandstieß ich erst,als ich etwas Neues zu bietenhatte, etwas, das im Lehrgebäudeder Informatik noch nichtverankert war.“ So faßt ProfessorReiner Hartenstein, Inhaberdes Lehrstuhls für Rechnerstrukturender Universität <strong>Kaiserslautern</strong>,eine Erfahrung zusammen,die auch schon andereVordenker gemacht haben.Albert Einstein brachte es aufden Punkt: „Eine wirklich guteIdee erkennt man daran, daßihre Verwirklichung von vornhereinausgeschlossen erscheint.“Hartenstein verfolgt ein ehrgeizigesZiel: Er möchte ein Rechnerprinzipetablieren, welchesdas von-Neumann-Konzept aufden Kopf stellt. Seine <strong>Xputer</strong>sequenzieren nicht die Befehle,sondern die Daten. An die Stelledes Befehlszählers tritt einDatenzähler. <strong>Xputer</strong> lösen daherAufgaben mit regelmäßigenDatenabhängigkeiten besondersflott: bis zu 2000malschneller als konventionelleComputer, wie Messungen ergaben.Die meisten numerischenProbleme in den Naturwissenschaftenfallen in dieseKategorie. Und in der elektronischenSignalverarbeitungkönnten <strong>Xputer</strong> teure DigitalSignal Processors (DSP) ersetzen.Einziges Handicap: Die im<strong>Lab</strong>or gefertigten Prototypenwaren bisher zu klein, um damitumfangreiche Probleme angehenzu können.■ Das PrinzipWie die meisten genialen Ideenhaben auch die <strong>Xputer</strong> etwasbestechend Einfaches. Aber,um es mit den Worten des Physik-NobelpreisträgersRichardFeynman zu sagen: „Hört mal,Jungs! Wenn ich Euch in einer298 Mai 1997 <strong>DOS</strong>


TECHNOLOGIE-REPORTBefehls-SequenzerProgrammaSpeicherfestverdrahteteALUDatenMinute sagen könnte, was ichgetan habe, dann wäre das sichernicht den Nobelpreiswert.“ Also, krempeln wir dieÄrmel hoch und versuchen zuverstehen, was <strong>Xputer</strong> so einzigartigmacht.Da ist, neben dem Daten-Sequenzer,auch noch eine „reconfigurable“Arithmetic LogicUnit (rALU, Bild 1). Sie kann,im Unterschied zu den festverdrahtetenALUs herkömmlicherCPUs, zur Laufzeit programmiertwerden: eine softe Hardware,sozusagen. Ihre Bausteinesind – wie Hartenstein sienennt – „reconfigurable“ ApplicationSpecific Integrated Circuits,zu denen die Field ProgrammableGate Arrays (FPGA)ebenso zählen wie andere ProgrammableLogic Devices(PLD). Für die Möglichkeit, dieHardware umprogrammierenzu können, ist leider ein heutenoch hoher Preis zu entrichten:Die softe Hardware verbrauchtmehr Silizium als diefestverdrahtete. Folge: Sowohldie Kosten als auch der Energieverbrauchder Chips steigen.Daten-SequenzerDaten-Speicher<strong>Xputer</strong> im InternetrekonfigurierbareALUBild 1. Unterschiede zwischen Computern (a) und <strong>Xputer</strong>n (b): Sowohl die ALU alsauch der Sequenzer spiegeln die jeweiligen Paradigmen wider.Aber: Bei der nach der Jahrtausendwendezu erwartenden0,1-Mikron-Technologie spieltdas vielleicht gar keine Rollemehr. Höchste Zeit also, dasneue Computerparadigma unterdie Leute zu bringen. „Wirbrauchen eine Generalmobilmachungdes Technik-Bewußtseins“,sagt Hartenstein undhat dabei nicht nur seine <strong>Xputer</strong>im Blick, wie er im Interview„Made in Germany – daist der Wurm drin“ erklärt.<strong>Xputer</strong> verfügen über eine Reihevon Feldregistern, die Scan-Fenster oder Scan Cache genanntwerden (Bild 2). Sie sindgrößenverstellbar und könnenwie ein adressierbares Fensterüber den zweidimensionalenDatenspeicher gelegt werden.Der Scan Cache wird entlangeines Pfades über den Datenspeicherbewegt, der Scan-Musteroder Scan Pattern heißt(Bild 3). Den Datenaustauschzwischen Scan Cache und Datenspeicherregelt ein Daten-Sequenzer, der ein festverdrahtetesRepertoire von Daten-Adreßfolgen bereitstellt.Homepage, englisch http://xputers.informatik.uni-kl.deHomepage, deutsch http://xputers.informatik.uni-kl.de/index_d.htmlHomepage für langsame Verbindungen http://xputers.informatik.unikl.de/index_low_speed.htmlMitarbeiter, englisch http://xputers.informatik.uni-kl.de/staff/staff.htmlMitarbeiter, deutsch http://xputers.informatik.uni-kl.de/staff/staff_dt.htmlForschungsarbeit der Arbeitsgruppe http://xputers.informatik.unikl.de/index_academic.html<strong>Xputer</strong> http://xputers.informatik.uni-kl.de/xputer/index_xputer.html<strong>Xputer</strong>-Animationen http://xputers.informatik.unikl.de/xputer/intro_to_xputers.htmlFAQ http://xputers.informatik.uni-kl.de/FAQ-Pages/FAQaFQA.htmlHardware/Software Co-Design http://xputers.informatik.uni-kl.de/CoDe-X/index_codex.htmlMoPL-3 http://xputers.informatik.uni-kl.de/~wolfgang/index.htmlVLSI-CAD-Gruppe http://xputers.informatik.uni-kl.de/vlsi/index_vlsi_cad.htmlbEin einfaches Beispiel demonstriertdas Zusammenspiel derKomponenten. Bild 4a beschreibteinen Algorithmus,wie er in einer Hochspracheformuliert sein könnte. Bild 4bzeigt den dazugehörigen Datenabhängigkeitsgraphen,aus demder Compiler (Xpiler) eineSpeicherkartierung ableitet(Bild 4c). Er spezifiziert Scan-Cache-Format und rALU-Teilnetze(Bild 4d), die sich wieVerbundoperatoren über dasaktive Scan-Fenster legen.Schließlich legt der Xpiler auchdas Scan Pattern fest (Bild 4e).Am Ende des Scan PatternDaten-Sequenzerr-ALU-Daten-SpeicherScan CacheScan CacheScan CacheScan Cachesteht eine Markette, ein sogenanntesTagged Control Word(TCW). Es ist als einzige Anleihean Neumann unverzichtbar.Als „klassische“ Kontrollmechanismensind nur bedingteVerzweigungen nötig, denn derXpiler kennt noch andere unkonventionelleEntscheidungsmechanismen– keine Befehle,sondern Verbundoperatoren,Scan Caches oder Scan Patterns.Da TCWs nur sehr seltenvorkommen, übertrifft die Datenkomponenteden Kontrollflußbei weitem. Der großeVorteil gegenüber der von-Neumann-Architektur:Der Compi-Rest-KontrolleTeilnetzTeilnetzBild 2. Datenaustausch zwischen Scan Cache und Datenspeicher: Der Daten-Sequenzer stellt ein festverdrahtetes, aber hoch parametrisiertes Repertoire vonDaten-Adreßfolgen bereit./* assuming rALU configuration has been declared and set up */Array PixMap [1:8, 1:8, 15:0];ScanPattern EastScan is 1 step [1, 0],SouthScan is 1 step [-1, 1],SouthWestScan is 7 steps [-1, 1],NorthEastScan is 7 steps [1, -1],UpLzigzagScan isbeginwhile ( @ [


TECHNOLOGIE-REPORTler muß nur wenige Speicheradressenberechnen.■ Die SoftwareWie sind nun <strong>Xputer</strong> zu programmieren?Auch darüber hatsich die Gruppe rund um HartensteinGedanken gemachtund eine eigene Programmiersprachefür den <strong>Xputer</strong> und seinenHost entwickelt. HolprigC(0)C(0):=0;for i from 0 to 7 doC(i+1):=(D(i)/E(i))*F(i)+C(i)endforD(0)*C(0)*D(0)E(0)ist allenfalls ihr Name: q-X-C –q wie Quelle, X wie <strong>Xputer</strong>und C wie ANSI-C. Das X heißtauch Map oriented ProgrammingLanguage (MoPL) und istein Supplement von ANSI-C. Esspiegelt die Datenfluß-getriebeneHardware wider und setzteine detaillierte Kenntnis des<strong>Xputer</strong>-Paradigmas voraus.Vor dem eigentlichen Übersetzungsschritt(Bild 5) trennt einX-C-Filter und Optimierer denCode für Host und <strong>Xputer</strong>. DiejenigenC-Konstrukte, welcheder <strong>Xputer</strong> nicht beschleunigenkann, sind in einer Untermengeder Sprache C, Host C (hC),ausgewiesen, alle anderen inAccelerator C (aC). Reinen Mo-PL-Code kann nur der <strong>Xputer</strong>ausführen. Der X-C-Filter undOptimierer ergänzt den hC-Codeum Synchronisations- und/ / / / / / / /* * * * * * * *+ + + + + + + +//F(0)++F(0)E(0)D(1)*C(1)*/r-ALU-TeilnetzC(1) C(7) C(8)/E(1)F(1)++D(2)*C(2)*+ / *//E(2)F(2)++D(3)*C(3)*//E(3)F(3)++D(4)*C(4)*//D(i) E(i)C(i) F(i)D(0) E(0) D(1) E(1) D(2) E(2) D(3) E(3) D(4) E(4) D(5) E(5) D(6) E(6) D(7) E(7)E(4)F(4)C(0) F(0) C(1) F(1) C(2) F(2) C(3) F(3) C(4) F(4) C(5) F(5) C(6) F(6) C(7) F(7) C(8)++D(5)*C(5)*//E(5)F(5)++D(6)*C(6)*Scan Cache//E(6)F(6)++D(7)*C(7)*D(7) E(7)Bild 4. Zusammenspiel aller <strong>Xputer</strong>-Komponenten: Der Compiler analysiert einen vorgegebenen Algorithmus, in (a) alsTextprozedur und in (b) als Datenabhängigkeitsgraph dargestellt. Er generiert einen Belegungsplan des Speichers (c) undspezifiziert Scan-Cache-Format und rALU-Teilnetze (d) sowie das Scan Pattern (e).C(i+1)//E(7)F(7)++F(7)C(8)Kommunikations-Routinen, diedann ein GNU-C-Compiler inHost Code übersetzt. Den aC-Code strukturiert und partitioniertein sogenannter aC-Compiler,bevor er ihn in GenericAddress Generator (GAG) Codeund Arithmetic and Logic Expressionsfor <strong>Xputer</strong>s (ALE-X)übersetzt. Somit realisiert deraC-Compiler den Übergangvom Kontrollfluß- zum Datenfluß-Paradigma.Den MoPL-Codeübersetzt ein MoPL-Compilerin GAG- und ALE-X-Code.Ein GAG- sowie ein ALE-X-Linkerführen sequentielle undstrukturelle Codes in der richtigenReihenfolge zusammen.Listing 1 beschreibt einenWeichzeichner-Algorithmus inq-X-C. Der X-C-Filter und Optimiererzerlegt das Programm ineinen aC- und einen hC-Code(Listing 2 und 3). Aus dem aC-Code erzeugt der aC-Compilersowohl den GAG-Code als auchden ALE-X-Code, deren Abdruckwir uns hier gespart haben.Dafür hat Jürgen Becker,Doktorand bei Hartenstein, denWeichzeichner für <strong>DOS</strong> auchin MoPL programmiert undausführlich kommentiert (Listing4). Bild 6 zeigt das Resultatseiner Bemühungen.■ Die RealisierungHartensteins neues Paradigmasteht dem Neumanns diametralgegenüber. Doch warum interessiertsich eigentlich hierzulandedie Industrie so wenigdafür? Schließlich sind <strong>Xputer</strong>ebenso universell wie Computer.Und genau wie bei diesensind auch unterschiedliche Architekturenrealisierbar. Daßrekonfigurierbare ALUs ganzneue Möglichkeiten bieten, habenenglische Forscher jedenfallserkannt. Am Departmentof Electrical and Electronic Engineeringdes Imperial Collegein London hat eine Gruppe umPeter Cheung zusammen mitden Hewlett Packard <strong>Lab</strong>s undder Firma Xilinx ein <strong>PC</strong>I-Bus-Board entwickelt, das dynamischrekonfigurierbare FPGAs300 Mai 1997 <strong>DOS</strong>


TECHNOLOGIE-REPORThCGNU-C-CompilerHost-Object-CodeHostq-X-CX-C-Filter und OptimiereraCaC-CompilerGAG-CodeGAG-LinkerGAG-Code(sequentiell)GAGsALE-XMoPL-CodeMoPLMoPL-CompilerGAG-CodeUniversellerAkzelerator<strong>Xputer</strong>ALE-XALE-X-LinkerrALU-Code(strukturell)rALU(rALU-Array)Bild 5. Co-Compiler von Host und <strong>Xputer</strong>: Die verglichen mit Computern starkverkürzte Laufzeit macht den etwas aufwendigeren Compiler-Gang bei weitem wett.enthält.Den ersten <strong>Xputer</strong>, die MoM-1,schuf Hartensteins Gruppe inden 80er Jahren. Ihr Namesteht für Map oriented Machine,first generation. „Map“deutet die zweidimensionaleSpeicherorganisation an. Nebendem ersten Data Sequencerentwickelten die Forscher einDynamically Programmable LogicArray (DPLA), dessen Leistungsdatendamals die kommerziellerFPGAs angeblichübertroffen haben.Die Mom-1 war überragendschnell. Bei einem Design RuleCheck mit einem der Bildverarbeitungentlehnten Pattern-Matching-Verfahren erzielte siebei 800 Referenzmustern einSpeed Up von 2300 gegenübereiner VAX 11/750. Mit anderenWorten: Sie war mehr als2000mal schneller als ein fürdamalige Verhältnisse rasanterSuper-Minicomputer. „Natürlichwaren die Fachkollegenskeptisch angesichts einer solchenBeschleunigung“, erinnertsich Hartenstein. „Einähnlich überzeugendes Ergebnishaben wir seitdem nichtmehr erzielt. Nur um zehnoder hundert, das waren sonstübliche Akzelerations-Werte.“Um die Ergebnisse zu erklären,verglichen die Forscher dieOperations-Mechanismen vonComputern und <strong>Xputer</strong>n. Dabeistellten sie fest, daß Computerbesonders viel Zeit zum Adressierendes Speichers benötigen:bis zu 90 Prozent der Gesamtrechenzeitnämlich. <strong>Xputer</strong>hingegen sind darin recht sparsamund müssen nur wenigeAdressen explizit berechnen.Zur weiteren Beschleunigungträgt die Mikro-Parallelität derrALUs bei: die Software-zu-Hardware- oder besser die Software-zu-“Configware“-Migration.Außerdem findet eine Laufzeit-zu-Compile-Zeit-Migrationstatt, sprich: Compilieren dauertbei <strong>Xputer</strong>n länger als beiComputern; dafür sind <strong>Xputer</strong>in der Ausführung schneller.Im Gegensatz zur MoM-1 warder zweite in <strong>Kaiserslautern</strong>realisierte <strong>Xputer</strong> skalierbar,die MoM-2: Bis zu 15 rALUskonnten parallel betrieben werden.Allerdings erschien denForschern die Architektur nichteinfach und nicht elegant genug.Eine rALU aus kommerziellenBausteinen beanspruchteeinerseits viel Platz und warandererseits sehr teuer. Deshalbentwickelte Reiner Kress,ein ehemaliger Doktorand vonHartenstein, die MoM-3 mitdem nach ihm benannten, skalierbarenrALU-Array. Der Pfiffdabei: Das dazugehörige Compiler-Backend,das sogenannteData Path Synthesis System(DPSS), macht alle RoutingundPlacement-Algorithmen obsolet,an denen sich schonHeerscharen von Forschern dieZähne ausgebissen haben.■ Die ZukunftDen Glauben an einen totalenSieg über Neumann hat Hartensteinlängst aufgegeben: „Daswäre Größenwahnsinn! Es gibtzuviel Software, die neu geschriebenwerden müßte.“Aber: Obwohl sich die Performanceder Neumann-Rechneralle 18 Monate verdoppelt,stoßen sie bei zahlreichen zeitkritischenAnwendungen immerwieder an Grenzen. IntelBild 6. Weichzeichnen mit dem <strong>Xputer</strong>: Das Resultat der Eingabe (a) ist eingeglättetes Bild (b).hat einen Weg aus der Kriseaufgezeigt: Die Hardware wirdkomplexer, Stichwort MMX.Damit sind die Maschinen zwarimmer noch universell programmierbar,aber die Anzahlder Maschinen-Befehle wächst.Da zudem viele der festverdrahtetenKommandos nur seltenbenutzt werden, liegt einTeil des Siliziums ständigbrach. Auch das wäre nichtschlimm, würde dabei keineEnergie verschwendet. Ob Intel– und all die anderen, dieversuchen gleichzuziehen – daauf dem richtigen Dampfer ist?Es wäre doch wieder mal ander Zeit, etwas tatsächlich Neuesauszuprobieren und <strong>Xputer</strong>zu kommerzialisieren. Dochwer sollte das tun? Wo sind dieFirmen, die innovative Ideenzu marktreifen Produkten machen?Im Ausland? Wir Deutschensind gebildet wie nie zuvor.Viele von uns haben einHochschuldiplom. Wir – „Weltmeisterin Sachen Komplexität“–hätten das Zeug, wiederetwas zu bewegen. Aber wirtun es nicht!skLiteratur[1] H. Grünbacher, R. W. Hartenstein:Field-Programmable Gate Arrays:Architectures and Tools forRapid Prototyping. Springer Verlag,Berlin, 1992.[2] R. W. Hartenstein, M. Z. Servít:Field-Programmable Logic. Architectures,Synthesis and Applications.Springer Verlag, Berlin, 1994.[3] R. W. Hartenstein: Field-ProgrammableLogic. Smart Applications,New Paradigma and Compilers.Springer Verlag, Berlin 1996.[4] R. W. Hartenstein, J. Becker: ATwo-level Co-Design Frameworkfor <strong>Xputer</strong>-based data-driven reconfigurableAccelerators. IEEE 1997HICCS-30, Wailea, Maui, Hawaii,Januar 1997.[5] R. W. Hartenstein: StandortDeutschland: Wozu noch Mikro-Chips? IT Press, Bruchsal, Chikago,1994.[6] R. W. Hartenstein: Null Bockauf High Tech. IT Press, Bruchsal,Chicago, 1996.[7] K. Schlüter: <strong>Xputer</strong> – Innovationfür den Multimedia-Markt.Funkschau 5/92, S. 76 ff.302 Mai 1997 <strong>DOS</strong>


TECHNOLOGIE-REPORT12345678910111213141516171819202122232425262728293031323334353637383940414243444546474849Listing 1. Der Weichzeichnerals q-X-C-Programm/* Dateiname: Weichzeichner.cDieses Programm filtert Rauschen aus einemBild aus. Es liest das Bild ein und gibt esgeglättet wieder aus. */#include #include #include #include „gif-gray-load.h“#include „gifsave.h“static unsigned char global_color_map_out➥ = 0;static unsigned char print_image = 0;int image[640][480];/*–––––––––––––––––––––––––––––––––*/void FIR(){int x,y;int i,j;int sum;sum = 0;for(x=0; x


TECHNOLOGIE-REPORTeingetreten. Aber noch immer therapierenwir nur die Symptome. Und vielleichtbegreifen wir ja erst dann die tieferen Ursachender steigenden Arbeitslosigkeit,wenn das zu einer Umkehr nötige Geldvollends fehlt.mc-extra: Sie werfenden DeutschenTechnikfeindlichkeitund ein rückständigesBewußtseinvor. Sie zitierenHeinz Erhard:«Made in Germany- da ist der Wurmdrin». Worin sehenSie die Ursachenfür den Niedergangder deutschenWirtschaft?Hartenstein: UnserWeg in die Krisebegann mit derJobkiller-Diskussion.Dabei ist derMikroprozessorgar nicht der Jobkiller,als der ergemeinhin bezeichnet wird. StephenRoache, einer der führenden Volkswirtschaftlerder US-amerikanischen Investment-BankMorgan Stanley, bezeichnetedas Ergebnis einer über 15 Jahre laufendenStudie über Computeranwendungenin der US-amerikanischen Industrie alsProductivity Paradox: Es stellte sich heraus,daß selbst durch massive Investitionenin Computer – die Firmen gaben imSchnitt ein Viertel Ihres Umsatzes fürSoftware, Hardware und Support aus –keine spürbaren Produktivitätssteigerungenerzielt werden konnten. Paradox ist –so empfinde ich es jedenfalls –, daß wirdie hierzulande so verhaßten Mikrochipsmassenhaft importieren. Sie sind in vielenKonsumartikeln eingebaut: im Auto,im Fernseher und im Fotoapparat ebensowie in der Stereoanlage. Wir haben vieleArbeitsplätze wegdiskutiert, die eine hoheQualifikation voraussetzen. Und das,obwohl wir Deutschen – Weltmeister inSachen Komplexität – die besten Chip-Designer hätten werden können.mc-extra: Vor über zwei Jahren haben Siedie Pleite von Grundig vorausgesagt. IhrArgument: Eine Unterhaltungselektronik-Firma sei langfristig nicht haltbar, wennsie keine hundertprozentige Mikroelektronik-Kompetenzbesitze. Was ist zu tun,um den Verlust weiterer Arbeitsplätze abzuwenden?Hartenstein: Der Motor der Wirtschafthat keine PS, sondern MIPS. Er heißt Mikrochipund veredelt nahezu alle Produkte.Wir müssen diese enorme Wertschöpfungwieder verstärkt in Eigenregie erbringen,statt sie überwiegend und teuerzu importieren. Das setzt unter anderemSteuerentlastungen für alle in dieserBranche erzielten Einkünfte voraus. Ganzwichtig: Wir müssen die Unternehmen„Made in Germany – da ist der Wurm drin!“ (Fortsetzung)„Wir haben viele Arbeitsplätze wegdiskutiert,die eine hohe Qualifikation voraussetzen.Und das, obwohl wir Deutschen– Weltmeister in Sachen Komplexität– die besten Chip-Designer hättenwerden können.“wieder dazu ermuntern, in Deutschlandzu investieren. Die Globalisierung ist keinUnheil, sondern eine Chance.mc-extra: Sie reden der Globalisierung dasWort? Worin sehen Sie deren Chancen?Hartenstein: Daßin Folge der GlobalisierungArbeitsplätzehiervernichtet und anderswoeingerichtetwerden, ist nurein Teil der Wahrheit.Tatsächlichsteigen die Löhnein den Billiglöhnländernschnellerals bei uns. Langfristigwerden dieGehälter daherunser Niveau erreichen.Die neugewonnene Kaufkraftmacht dievermeintlichenEntwicklungsländerzu attraktivenAbsatzmärktender Zukunft. Damit wir jedoch nicht wegvom Fenster sind, bis es soweit ist, dürfenwir die Hände nicht in den Schoß legen.Statt die Altindustrien zu subventionieren,müssen wir die Zukunftsindustriensteuerlich begünstigen - und zwar subito!mc-extra: Im Jahre 1994 soll das BMFTdie Streichung aller Fördergelder fürHardware-Projekte beschlossen haben.Was ist an der Behauptung?Hartenstein: Das stimmt. Das ist die freiwilligeSelbstentmannung des deutschenMichels, stillschweigend abgesegnetdurch ein Parlament von High-Tech-Eunuchen,der Schildbürgerstreich des Jahrhunderts!mc-extra: Hoppla! Was ist denn passiert?Hartenstein: 1994 beschloß das BMFTklammheimlich, die Hardware-Förderungzu beenden – nur «gut unterrichtete Kreise»hatten davon Kenntnis.Frei nach dem Motto:«Wir Deutschen sindschlauer als die anderen,wir machen nur dieBlaupausen (die Software).»Einige Professoren,darunter auch ich,formulierten daraufhineine Protest-Resolution– auf einem Treffen inDagstuhl, um genau zusein. Später hat dasBMFT dann alles dementiert– klammheimlich,versteht sich.Omerta heißt, glaubeich, so ein Vorgehen beider Mafia: Jeder, der etwasgesehen hat,schweigt, um sich selbstzu schützen.„Unser Abstieg ist nur zubremsen, wenn wir dasWesen des weltweitenUmbruchs der Wirtschaftbegreifen.“mc-extra: Was meinen Sie, wenn Sie vonKommunikationsfilz reden, von Motivationstatt Hierarchie?Hartenstein: High-Tech „per ordre di mufti“,mit High-Tech-Laien an der Spitze –das funktioniert nicht. Das hat doch EdzardReuter, der ehemalige Chef vonDaimler-Benz, vorgeführt. Das wohl bekanntesteBeispiel in der Geschichte desComputers ist aber wohl die Firma FairchildSemiconductor im Silicon Valley. Inden 60er Jahren entwickelte die Firma dieIC-Fertigungstechnik. Da die MuttergesellschaftFairchild Cameras and Instrumentsihren Hauptsitz an der amerikanischenOstküste hatte, war eine Hierarchisierungder Geschäftsabläufe nicht zu vermeiden.Bewährte Mitarbeiter fühltensich durch zunehmende Gängelung dazuermuntert, eigene Firmen zu gründen: darunterwaren Andy Grove, Gordon Mooreund Robert Noyce zum Beispiel, die Vätervon Intel.Wir brauchen keineneuen Hierarchien– wir brauchengut funktionierendeTeamsmotivierter Mitarbeiter.Die Kommunikationmußstimmen, der Gedankenaustauschfließen. Die Probleme,vor denenwir heute stehen,sind komplex. Siesetzen die Fähigkeitzu vernetztemDenken voraus.Dem <strong>PC</strong> als Telekommunikationsmediumkommt da einezentrale Rolle zu. Er bringt alle an einenTisch, die zur Lösung eines Problems beitragenkönnen. Manager, die es gern militärischhaben, empfinden es mitunterals Statusverlust, wenn sie ihre Mitarbeiteram Bildschirm nicht exerzieren lassenkönnen.mc-extra: Auf der Jahre-„Unser nationales Ziel muß die Schaffungqualifizierter Arbeitsplätze sein.“spressekonferenz vonCompaq im Frühjahr inMünchen gaben die FirmenbosseEckhard Pfeiffer,Kurt Dobitsch undAndreas Barth zu, daßsie nur noch die «horizontale»,aber nichtmehr die «vertikale» Entwicklungforcieren wollen.Mit anderen Worten:Das Geld wird in vorhandeneTechnologien undnicht in neue investiert,die Fertigung wird rationalisiertund – so seheich das jedenfalls – Arbeitsplätzegehen verloren.Gilt die Wachstumsmaximeeigentlich nurnoch für den ProduktionsfaktorKapital: Hauptsache, die Geldmengewächst, egal auf wessen Kosten?Hartenstein: Ich kenne die drei Herrennicht persönlich. Fast die gesamte <strong>PC</strong>-Branche entwickelt so gut wie nichtsmehr selbst, schon gar keine Mikrochips.Es gibt Ausnahmen: Siemens Nixdorf beispielsweise.Allenfalls die Boards werdennoch in Eigenregie gefertigt. Ich glaube,daß der Begriff «Schraubenzieher-Firmen»die Sache ganz gut trifft. Langfristigwird sich dieses Vorgehen jedoch alskurzsichtig erweisen. Das horizontaleDenken mag zwar im einen oder anderenGewerbe lukrative Gewinne abwerfen, inder High-Tech-Branche ist jedoch nachwie vor die Vertikale gefragt.mc-extra: Welchen Stellenwert hat derProduktionsfaktor Bildung in unserer Gesellschaft?Hartenstein: Der wichtigste ProduktionsfaktorDeutschlands ist die Qualifikationder Bürger. Siefängt in der Schulean, bei den Lerninhalten.Mikroelektronik,Informatikund Technik überhauptsollten Prioritätbekommen –die Länder in Fernostmachen dasvor. Aber schauenSie mal, was hierzulandegetanwird. Statt im Geschichtsunterrichtauf die Historie vonInnovationen einzugehen,lernendie Kinder immernoch die des Gallischen Krieges ...mc-extra: ... und 50 lateinische Vokabelnfür den Begriff „Krieg führen“: bellum facere,pugnare, ... ! Wenn Sie von Fernostsprechen, meinen Sie sicher Korea undTaiwan. In Japan hat Kultur einen anderenStellenwert.Hartenstein: Das stimmt. Dennoch, waswir brauchen, ist ein gemeinsamer Nennerin der Gesellschaft, ein gemeinsamesZiel. Wir müssen den Begriff High-Techmit neuem Leben füllen.mc-extra: In Ihrem Buch „Null Bock aufHigh Tech“ fordern Sie einen neuen Nationalismus.Ein Radikaler sind Sie dochallenfalls in Ihrer Wissenschaft, oder?Hartenstein: Der Mensch braucht Ziele,eine Orientierung – vor Führern und Rättenfängernsollten wir uns allerdings hüten.Unser nationales Ziel muß die Schaffungqualifizierter Arbeitsplätze sein. Wirbrauchen eine Infrastruktur, die High-Tech-Begabungen zu Höchstleistungenanimiert. Wir brauchen keine neuen Hierarchien,sondern begeisterte Team-Arbeiter.Der Wettbewerb – Krieg, wenn Sie sowollen – geht heute nicht mehr um Territorien,sondern um Märkte. Und technischeBildung ist die wichtigste Waffe indieser Auseinandersetzung.304 Mai 1997 <strong>DOS</strong>

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