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Download - Heimat- und Kulturverein Jemgum

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Wer heute die Landstraße von Bingum über <strong>Jemgum</strong> nach Ditzum entlangwandert, kann sich kaum einen Begriff daraus machen, wie dieserWeg früher ausgesehen hat. Im Sommer bei trockenem Wetter mochtees gehen, aber vom Herbst bis zum Frühjahr war es einfach fürchterlich.Legt man den Weg jetzt in ca. 3 St<strong>und</strong>en bequem zurück (heute1998 mit dem Auto in 10 Minuten), so brauchte man damals wenigstens5 St<strong>und</strong>en. Zwar gab es zwischen den einzelnen Dörfern Fußwege, aberim Dunkeln <strong>und</strong> bei Schneewetter waren sie nicht ganz ungefährlich, eskonnte nur zu leicht vorkommen, daß man von den schmalen Stegen, dieüber die Gräben führten, abrutschte <strong>und</strong> mit dem nassen Element Bekanntschaftmachte, oder, was noch schlimmer war, man kam im Dunkelnvom Wege ab, <strong>und</strong> irrte st<strong>und</strong>enlang umher, bis man ihn glücklichwieder fand. Ein Fall ist mir noch in Erinnerung, wie ein Mann zwischen<strong>Jemgum</strong> <strong>und</strong> Midlum sich bei Schneegestöber verirrte, man fandseine Leiche erst nach einigen Tagen in einem Graben. Die Wege warenoft so aufgeweicht, daß fast jeder Verkehr zwischen den einzelnen Dörfernstockte. Zur Beförderung der Post zwischen Leer <strong>und</strong> <strong>Jemgum</strong> bedienteman sich der Postkutsche; zwischen <strong>Jemgum</strong> <strong>und</strong> Ditzum wurdedieselbe dreimal wöchentlich durch einen Boten, den alten Rösing ausDitzum, befördert. Außerdem besorgten noch zwei Frauen aus Hatzum<strong>und</strong> Midlum die Botengänge. Es ist erklärlich, daß die die meisten Bewohnerselten aus ihrem Wohnort herauskamen, <strong>und</strong> es gab viele, dieihre engere <strong>Heimat</strong>, das Rheiderland, nur soweit kannten, als das Augereichte. Daher auch die Seßhaftigkeit der einzelnen Familien. Die meistenwohnten schon von Urgroßvaters Zeiten her am selben Ort.An alten Sitten <strong>und</strong> Gebräuchen wurde festgehalten; selbst in der Bekleidungkonnten neue Moden sich nur schwer Eingang verschaffen.Davon ein Beispiel: Um die Zeit als meine Eltern heirateten (1846),wurde bei Trauungen <strong>und</strong> dergleichen Festlichkeiten von der vornehmenGesellschaft der Frack getragen. Obgleich meine Eltern bescheidenlebten, hätte meine Mutter ihren Bräutigam am Hochzeitstage dochgern im Frack gesehen. Vater wollte aber davon nichts wissen. Er bestelltesich beim Schneider den Hochzeitsanzug, bestehend aus „Baantje“,hochgeschlossener Weste <strong>und</strong> Latzhose. Dieses „Baantje“ war einKleidungsstück, ähnlich wie eine Marine-Jacke; kurz, vorn zwei Reihenkleiner gelber Knöpfe mit einem handbreiten hohen steifen Kragen <strong>und</strong>4

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