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T M K F S - Bielefelder Philharmoniker

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auftakt alexander kalajdzic<br />

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alexander kalajdzic<br />

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Welche Vorhaben planen Sie langfristig, welche Träume möchten Sie sich mit<br />

den <strong>Bielefelder</strong> <strong>Philharmoniker</strong>n erfüllen?<br />

Träume? Ohne sie kann man nicht leben, als Künstler schon überhaupt nicht.<br />

«Eclairs sur l’au-delà» von Olivier Messiaen an einem Sommerabend unter<br />

freiem Himmel aufführen zu können, ein Werk, das eine tiefe, introvertierte<br />

Zusammenfassung eines sehr bewegten Lebens darstellt ‒ dieses Projekt verfolgt<br />

mich seit Jahren. Na ja, das Orchester ist schon sehr groß besetzt, aber …<br />

Ich habe viel vor in den nächsten Jahren, und einige Pläne stehen schon. So<br />

wird Ragna Schirmer über drei Spielzeiten alle Klavierkonzerte von Beethoven<br />

mit uns aufführen, in der zweiten Saison wollen wir mit einem großen Werk von<br />

Mahler «sein» Jahr beenden, mehr möchte ich noch nicht verraten. Ich werde<br />

mich mittelfristig mit Komponisten wie Debussy und Skrjabin beschäftigen,<br />

auch zeitgenössische Musik wird auf Dauer präsent sein: Künstler wie etwa<br />

York Höller oder Luciano Berio finde ich wegen ihrer immensen Klangfarbenphantasie<br />

sehr spannend.<br />

Wird sich das Programm der <strong>Philharmoniker</strong> in seiner Struktur verändern?<br />

Die Symphoniekonzertreihe bleibt in der bisherigen Form bestehen. Die<br />

Kammer musikreihe wird ein wenig modifiziert, sie besteht aus insgesamt neun<br />

Konzerten: Fünf Konzerte «<strong>Philharmoniker</strong> Solistisch», zwei Liederabende und<br />

zwei Konzerte mit hochkarätigen Gastkünstlern. Langfristig wollen wir uns auch<br />

so genannten Crossover-Events widmen, indem wir Künstler aus verschiedenen<br />

Genres ( Jazz, Funk etc. ) zu uns einladen. Außerdem werden wir in Zukunft auch<br />

Konzerte mit hochbegabten jungen Nachwuchsmusikern begleiten ‒ wir sind<br />

mit zwei großen Talentschmieden im Gespräch.<br />

Sie kennen das Orchester bisher ( fast ) nur als Zuhörer. Haben Sie schon<br />

Vorstellungen davon, in welche Richtung Sie mit dem Klangkörper arbeiten<br />

wollen?<br />

Stilsicherheit, Präzision und rhythmische Prägnanz sind natürlich die Voraussetzungen<br />

einer guten Aufführung, aber mich interessiert viel mehr etwas<br />

anderes ‒ das Legato! Der Ton macht die Musik, und ich möchte mit den<br />

<strong>Bielefelder</strong> <strong>Philharmoniker</strong>n in den nächsten Jahren einen zeitlosen, glühenden<br />

Gesangstil entwickeln, nach dem Vorbild meiner «Götter» aus der Vergangenheit,<br />

Furtwängler und Celibidache.<br />

Wie kann man auf die sehr unterschiedlichen akustischen Bedingungen von<br />

Stadttheater und Rudolf-Oetker-Halle reagieren?<br />

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Die Akustik der Oetker-Halle ist phänomenal! Ich bin sowieso ein Mann<br />

des leisen Tons, es gibt nichts Schöneres, als die feinsten Nuancierungen<br />

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zelebrieren zu dürfen, und zwar, weil dieser großartige Raum es zulässt und<br />

fordert. Was für eine Energie kann da entstehen, wenn der Übergang vom<br />

Flüsterton zur absoluten Stille noch hör- und erlebbar ist! Im Stadttheater wird<br />

es darauf ankommen, die Höhe des Orchestergrabens dem musikalischen Stil<br />

anzupassen. Akustische Probleme habe ich bis jetzt nur beim geschlossenen<br />

Vorhang ausmachen können, Textil schluckt bekanntlich viele Obertöne und<br />

macht das Klangbild etwas dumpf...<br />

Ein Konzert lebt nicht zuletzt auch von den Gastsolisten und Gastdirigenten.<br />

Nach welchen Kriterien laden Sie Künstler nach Bielefeld ein?<br />

Es ist sehr wichtig, eine qualitativ hochwertige Mischung aus renommierten<br />

und jungen, aufstrebenden Künstlern anzubieten. Letztlich ist die Persönlichkeit<br />

des ausführenden Musikers entscheidend, und unsere Wahl der Stücke ist mit<br />

dieser Tatsache eng verbunden. Grundsätzlich kommen zu uns Solisten, die ich<br />

schon im Konzert erlebt habe. Bei den Dirigenten muss auch die Probenarbeit<br />

überzeugend sein, schließlich sollen sie das Orchester inspirieren und musikalisch<br />

weiterbringen.<br />

Bundesweit werden besonders Symphoniekonzerte vom Publikum spürbar<br />

weniger angenommen als noch vor wenigen Jahren. Gibt es aus Ihrer Sicht<br />

eine Zauberformel, dem entgegenzuwirken?<br />

Wenn wir zaubern könnten! Dieser Trend ist beängstigend, und in der Tat auf<br />

der ganzen Welt deutlich spürbar. Wir werden unserem Stammpublikum immer<br />

wieder neue und interessante Projekte anbieten, müssen aber auch Leute<br />

erreichen, die sonst eher selten ein klassisches Konzert besuchen. Wir müssen<br />

uns in der Stadt und der Umgebung weiterhin bemerkbar machen. Letztlich bin<br />

ich zutiefst überzeugt, dass sich Qualität herumspricht, und dass spannende<br />

Aufführungen auf die Dauer auch ein breiteres Publikum erreichen.<br />

Ein persönliches musikalisches Faible?<br />

Ein sehr bekannter Kollege hat es sehr treffend formuliert: «Mein Lieblingsstück<br />

ist das Werk, das ich grad’ dirigiere.» Dem ist nichts hinzuzufügen.

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