T M K F S - Bielefelder Philharmoniker
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Welche Vorhaben planen Sie langfristig, welche Träume möchten Sie sich mit<br />
den <strong>Bielefelder</strong> <strong>Philharmoniker</strong>n erfüllen?<br />
Träume? Ohne sie kann man nicht leben, als Künstler schon überhaupt nicht.<br />
«Eclairs sur l’au-delà» von Olivier Messiaen an einem Sommerabend unter<br />
freiem Himmel aufführen zu können, ein Werk, das eine tiefe, introvertierte<br />
Zusammenfassung eines sehr bewegten Lebens darstellt ‒ dieses Projekt verfolgt<br />
mich seit Jahren. Na ja, das Orchester ist schon sehr groß besetzt, aber …<br />
Ich habe viel vor in den nächsten Jahren, und einige Pläne stehen schon. So<br />
wird Ragna Schirmer über drei Spielzeiten alle Klavierkonzerte von Beethoven<br />
mit uns aufführen, in der zweiten Saison wollen wir mit einem großen Werk von<br />
Mahler «sein» Jahr beenden, mehr möchte ich noch nicht verraten. Ich werde<br />
mich mittelfristig mit Komponisten wie Debussy und Skrjabin beschäftigen,<br />
auch zeitgenössische Musik wird auf Dauer präsent sein: Künstler wie etwa<br />
York Höller oder Luciano Berio finde ich wegen ihrer immensen Klangfarbenphantasie<br />
sehr spannend.<br />
Wird sich das Programm der <strong>Philharmoniker</strong> in seiner Struktur verändern?<br />
Die Symphoniekonzertreihe bleibt in der bisherigen Form bestehen. Die<br />
Kammer musikreihe wird ein wenig modifiziert, sie besteht aus insgesamt neun<br />
Konzerten: Fünf Konzerte «<strong>Philharmoniker</strong> Solistisch», zwei Liederabende und<br />
zwei Konzerte mit hochkarätigen Gastkünstlern. Langfristig wollen wir uns auch<br />
so genannten Crossover-Events widmen, indem wir Künstler aus verschiedenen<br />
Genres ( Jazz, Funk etc. ) zu uns einladen. Außerdem werden wir in Zukunft auch<br />
Konzerte mit hochbegabten jungen Nachwuchsmusikern begleiten ‒ wir sind<br />
mit zwei großen Talentschmieden im Gespräch.<br />
Sie kennen das Orchester bisher ( fast ) nur als Zuhörer. Haben Sie schon<br />
Vorstellungen davon, in welche Richtung Sie mit dem Klangkörper arbeiten<br />
wollen?<br />
Stilsicherheit, Präzision und rhythmische Prägnanz sind natürlich die Voraussetzungen<br />
einer guten Aufführung, aber mich interessiert viel mehr etwas<br />
anderes ‒ das Legato! Der Ton macht die Musik, und ich möchte mit den<br />
<strong>Bielefelder</strong> <strong>Philharmoniker</strong>n in den nächsten Jahren einen zeitlosen, glühenden<br />
Gesangstil entwickeln, nach dem Vorbild meiner «Götter» aus der Vergangenheit,<br />
Furtwängler und Celibidache.<br />
Wie kann man auf die sehr unterschiedlichen akustischen Bedingungen von<br />
Stadttheater und Rudolf-Oetker-Halle reagieren?<br />
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Die Akustik der Oetker-Halle ist phänomenal! Ich bin sowieso ein Mann<br />
des leisen Tons, es gibt nichts Schöneres, als die feinsten Nuancierungen<br />
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zelebrieren zu dürfen, und zwar, weil dieser großartige Raum es zulässt und<br />
fordert. Was für eine Energie kann da entstehen, wenn der Übergang vom<br />
Flüsterton zur absoluten Stille noch hör- und erlebbar ist! Im Stadttheater wird<br />
es darauf ankommen, die Höhe des Orchestergrabens dem musikalischen Stil<br />
anzupassen. Akustische Probleme habe ich bis jetzt nur beim geschlossenen<br />
Vorhang ausmachen können, Textil schluckt bekanntlich viele Obertöne und<br />
macht das Klangbild etwas dumpf...<br />
Ein Konzert lebt nicht zuletzt auch von den Gastsolisten und Gastdirigenten.<br />
Nach welchen Kriterien laden Sie Künstler nach Bielefeld ein?<br />
Es ist sehr wichtig, eine qualitativ hochwertige Mischung aus renommierten<br />
und jungen, aufstrebenden Künstlern anzubieten. Letztlich ist die Persönlichkeit<br />
des ausführenden Musikers entscheidend, und unsere Wahl der Stücke ist mit<br />
dieser Tatsache eng verbunden. Grundsätzlich kommen zu uns Solisten, die ich<br />
schon im Konzert erlebt habe. Bei den Dirigenten muss auch die Probenarbeit<br />
überzeugend sein, schließlich sollen sie das Orchester inspirieren und musikalisch<br />
weiterbringen.<br />
Bundesweit werden besonders Symphoniekonzerte vom Publikum spürbar<br />
weniger angenommen als noch vor wenigen Jahren. Gibt es aus Ihrer Sicht<br />
eine Zauberformel, dem entgegenzuwirken?<br />
Wenn wir zaubern könnten! Dieser Trend ist beängstigend, und in der Tat auf<br />
der ganzen Welt deutlich spürbar. Wir werden unserem Stammpublikum immer<br />
wieder neue und interessante Projekte anbieten, müssen aber auch Leute<br />
erreichen, die sonst eher selten ein klassisches Konzert besuchen. Wir müssen<br />
uns in der Stadt und der Umgebung weiterhin bemerkbar machen. Letztlich bin<br />
ich zutiefst überzeugt, dass sich Qualität herumspricht, und dass spannende<br />
Aufführungen auf die Dauer auch ein breiteres Publikum erreichen.<br />
Ein persönliches musikalisches Faible?<br />
Ein sehr bekannter Kollege hat es sehr treffend formuliert: «Mein Lieblingsstück<br />
ist das Werk, das ich grad’ dirigiere.» Dem ist nichts hinzuzufügen.