Architektur Stahl System - asp-architekten.eu
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ARCHITEKTUR STAHL SYSTEM<br />
Gebäude bauen wie Autos fertigen – zusammenfügen aus Komponenten mit hoher Präzision und<br />
eigener Ästhetik. Eine Utopie? Die Frage ist, ob in Zukunft weiterhin <strong>Architektur</strong> als Unikat geplant<br />
wird oder ob Gebäude in vielfältigen Varianten angeboten werden, die einen individuellen Ausdruck<br />
vermitteln und eine Reproduktionsfähigkeit auch der ästhetischen Qualität sicherstellen. Zeitlos, wertig,<br />
wirtschaftlich, zukunftsfähig, nutzungsflexibel, modifizierbar, energieeffizient, wiederverwendbar<br />
– das sind die Anforderungen an ein modernes Bausystem h<strong>eu</strong>te. Der Werkstoff <strong>Stahl</strong> erlaubt dabei<br />
eine zeitgemäße Produktionsmethode.<br />
Das hier vorgestellte modulare Bausystem in <strong>Stahl</strong>-Leichtbauweise wurde im Rahmen eines von der<br />
Forschungsvereinigung <strong>Stahl</strong> e. V. geförderten interdisziplinären Forschungsvorhabens als Praxis-<br />
modell entwickelt. Es zeigt n<strong>eu</strong>e Möglichkeiten einer integrierten Elementierung. Auf der Basis hoher<br />
technischer Standards entsteht ein modulares <strong>System</strong> im Sinne eines intelligenten, nachhaltigen<br />
Gebäudes.<br />
ARCHITECTURAL STEEL SYSTEM<br />
Piecing buildings together like producing cars – bringing together components with high precision<br />
and their own aesthetic value. Is this utopian? The question is whether architects will continue to<br />
plan individual objects or whether they will offer numerous variations of a modular system encompassing<br />
individuality with reproducibility and aesthetic quality. Timeless, valuable, economic, sustainable, practi-<br />
cal, adjustable, energy efficient and r<strong>eu</strong>sable – these are the requirements a modern building system<br />
has to fulfil. Steel is the material that facilitates such modern production methods.<br />
The modular building system employing lightweight steel design was developed in the scope of inter-<br />
disciplinary work promoted by the research group <strong>Stahl</strong> e. V. This “architectural system” demonstrates<br />
the possibilities achievable with integrated modular elements. Based on the highest technical standards,<br />
a modular system can evolve as an intelligent and sustainable building of the future.<br />
1
Modellstudie ARCHITEKTUR STAHL SYSTEM<br />
PROBLEMSTELLUNG<br />
Die h<strong>eu</strong>tige <strong>Architektur</strong> im Geschossbau ist in der Regel geprägt durch tradierte, konventionelle<br />
Bauweisen. Ausnahmen bilden weit gespannte Konstruktionen und Sonderlösungen. In diesen Bereichen<br />
ist der Werkstoff <strong>Stahl</strong> das anerkannte Material der Wahl, während er im Bereich von Normal-<br />
konstruktionen im Gegensatz zu anderen Materialien wie Beton eher wenig zum Einsatz kommt.<br />
Die nachteiligen Auswirkungen der konventionellen Bauweise resultieren aus der Fertigung auf der<br />
Baustelle: einzelne Gewerke, viele Schnittstellen, unterschiedliche Toleranzen, witterungsbedingte<br />
Fertigung, längere Bauzeiten und ein hoher Planungs- und Koordinierungsaufwand. Aufgrund dieser<br />
Situation und der Tatsache, dass jeder Bau ein Unikat darstellt, macht es Sinn, Optimierungspotenzial<br />
zu suchen, um eine Reduktion von Planungsaufwand und Einsatz der Mittel zu erreichen als Beitrag<br />
zur industriellen Produktionsmethode im Bauwesen mit <strong>Stahl</strong>feinblechen.<br />
ZIELSETZUNG<br />
Entwickelt wurde ein modulares Bausystem in <strong>Stahl</strong>-Leichtbauweise, das nach Baukastenart zu<br />
verschiedenartigen, bis zu 6 Geschoss hohen Gebäuden gefügt werden kann, universell anwendbar<br />
ist und für unterschiedliche Nutzungen wie Büros, Labore, Werkstätten, Ateliers, Schulen, Kindertagesstätten,<br />
Krankenhäuser, Studentenwohnungen, Hotels, Altenwohnungen, Läden etc. komplett<br />
mit hoher Präzision vorgefertigt wird. Durch die<br />
Verwendung dieses elementierten <strong>System</strong>s werden<br />
Bau- und Transportkosten sowie Planungs- und<br />
Bauzeiten reduziert und ein optimierter Bauablauf<br />
gewährleistet.<br />
2<br />
Modulare Ordnung<br />
in der japanischen <strong>Architektur</strong>
Historische Analogie<br />
GESTALTUNGSPRINZIPIEN<br />
Analogie<br />
Die Idee für ein modulares Bausystem in <strong>Stahl</strong>-Leichtbauweise beruht auf der Erkenntnis des seit<br />
Jahrhunderten angewendeten Prinzips der Reihung gleicher Grundelemente in der urbanen <strong>Architektur</strong>.<br />
Die Reihung wird immer überlagert mit weiteren Merkmalen wie Schichtung, Zonierung,<br />
Hierarchisierung und Rhythmisierung. Diese Gestaltungsprinzipien bilden auch h<strong>eu</strong>te noch die Basis<br />
für eine zeitgemäße Baukunst für die sich wandelnden Nutzungs- und Herstellungsansprüche. Dabei<br />
sind der menschliche Maßstab, die Orientierung und Bewegung im Raum sowie der Bezug von Innenraum<br />
und Außenraum Parameter, die dauerhafte Gültigkeit besitzen.<br />
ABGRENZUNG GEGENÜBER BESTEHENDEN SYSTEMEN<br />
ARCHITEKTUR<br />
STAHL<br />
SYSTEM<br />
• Gegenüber dem Skelettbau handelt es sich bei der Komponentenbauweise um ein integriertes<br />
<strong>System</strong>. Dabei gibt es keine Trennung von Tragwerk und Gebäudehülle. Die Wandpfeiler bilden im<br />
Wechsel mit den raumhohen Öffnungen den äußeren Raumabschluss und gliedern den Innenraum<br />
in mehrere Raumschichten, die flexibel unterteilbar sind.<br />
• Gegenüber dem Rahmenbau, als Großtafelbauweise mit lochartigen Öffnungen, besteht die Komponentenbauweise<br />
aus kleinteiligen, problemlos zu transportierenden Wandelementen. Mit dieser<br />
variablen Grundstruktur können differenziertere Baukörper und Raumzusammenhänge umgesetzt<br />
werden.<br />
• Gegenüber der Raumzelle mit einer fixierten Grundfläche besitzt die Komponentenbauweise<br />
prinzipiell ein höheres Maß an Planungsflexibilität. Mit der kleinteiligen Struktur kann den viel-<br />
fältigen Anforderungen an den Grundriss und an die Fassadengestaltung eher entsprochen werden.<br />
<strong>System</strong>elemente im Grundriss<br />
Wandscheiben/Pfeiler Fassade Trennwände Wandbekleidung<br />
3
KONZEPT<br />
Das modulare Bausystem besteht aus den Komponenten Rohbau, Fassade, Ausbau und Haustechnik.<br />
Unter Berücksichtigung bauphysikalischer, brandschutztechnischer und akustischer Erfordernisse<br />
sind die Elemente Deckenplatte und Wandpfeiler Tragwerk und Raumabschluss in einem. Die Gebäudehülle<br />
besteht somit aus raumhohen, offenen und geschlossenen Elementen. Das <strong>System</strong> stellt eine<br />
Synthese aus Skelettbauweise und Rahmenbauweise dar, nutzt deren jeweilige Vorzüge und bietet die<br />
Möglichkeit einer individuellen Ausdrucksform im inneren und äußeren Erscheinungsbild. Es erlaubt<br />
vielfältige Modifizierungen der Gebäudetypen sowie eine Integration der Gebäude in unterschiedliche<br />
stadträumliche Situationen.<br />
Mit dem integrativen, modularen Bausystem können Gebäude bis zu 6 Geschossen errichtet werden.<br />
Die Gebäude bestehen aus zwei, drei oder mehr Raumschichten mit raumhohen Wandöffnungen<br />
(3,00 m Raumhöhe). Das <strong>System</strong> besteht prinzipiell aus 2 Elementen:<br />
a) Deckenplatten 5,00 x 2,50 m (Maßsystem Reihe A)<br />
b) Wandpfeiler 3,00 x 1,25 m (Maßsystem Reihe B)<br />
Darüber hinaus sind Spannweiten bis zu 7,50 m und max. 10,00 m mit angepassten Deckenstärken<br />
möglich. Die Gebäudehülle ist gegliedert in gleich breite, offene und geschlossene Elemente.<br />
Die Fassadenbekleidung ist mit lackierten Blechen, hinterlegten Glastafeln, Steinflächen und anderen<br />
Oberflächen individuell gestaltbar. Die Flächen zwischen den äußeren Wandpfeilern im Innenraum<br />
können mit unterschiedlichen Fassadenmodulen gefüllt werden als Festverglasung, Öffnungsflügel,<br />
und Brüstungselementen. Die Flächen zwischen den Wandpfeilern im Innenraum bleiben offen oder<br />
erhalten Festverglasung, Türelemente oder weitere Einbauelemente. Die Deckenplatten und Wandpfeiler<br />
bestehen aus Trapezblechen in einem Rahmen aus U-Profilen mit Blechbeplankung. Die<br />
Decken- und Wandelemente werden mit einer Brandschutzbekleidung aus am Markt befindlichen<br />
Produkten versehen. Der Boden als aufgeständerter Hohlraumboden und die abgehängte Decke bieten<br />
Raum für die notwendigen haustechnischen Installationen. Die Konstruktion ist akustisch entkoppelt<br />
und mit einer wirksamen Trittschalldämmung versehen. Die Raumunterteilung erfolgt mit elementierten<br />
Leichtbauwänden mit Fassaden- und Innenwandanschluss.<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
Das modulare Bausystem in <strong>Stahl</strong>-Leichtbauweise stellt einen innovativen Beitrag zum nachhaltigen<br />
Bauen dar. Es gewährleistet einen zukunftsorientierten Gebrauch durch das geplante hohe Maß an<br />
Nutzungsflexibilität. Eine effiziente Energienutzung wird vor allem erreicht durch die Kompaktheit der<br />
Gebäudehülle sowie durch die Reduktion des Fensterflächenanteils. Die langlebige, leichte (Trocken-)<br />
Bauweise besitzt gegenüber dem Massivbau eine höhere Materialeffizienz und eine Trennung der<br />
einzelnen Materialschichten und eine Reduzierung des Materialbedarfs auch bei den Verbindungsmitteln.<br />
Mit einem hohen Grad an Vorfertigung werden geringere Bautoleranzen, schlankere Dimensionierung,<br />
geringere Produktionsfehler und präzise Bauteile mit unempfindlicheren Oberflächen<br />
erreicht. Die materialkreislaufgerechte Konstruktion ermöglicht die Weiterverwendung einzelner<br />
Bauteile sowie die Demontage für spätere Nach- und Umnutzungen. Insgesamt wird mit der hohen<br />
Gestaltqualität des <strong>System</strong>s ein Beitrag zur Baukultur geleistet. Mit seiner Wertigkeit wird es dem<br />
Anspruch an ein nachhaltiges Bauen gerecht.<br />
WIRTSCHAFTLICHKEIT<br />
Kostenvergleichsberechnungen haben ergeben, dass das modulare Bausystem gegenüber der konventionellen<br />
Bauweise wirtschaftlicher ist. Ein wesentlicher Kostenfaktor ist allerdings der Brandschutz.<br />
Durch intelligente Lösungen in Zusammenhang mit der Wärmedämmung (Außenfassade) und<br />
mit der Akustik (Decke/Wände) lassen sich Synergieeffekte entwickeln, die zu Einsparungen führen.<br />
Zusätzliche Einsparpotenziale ergeben sich aus der schnelleren Bauweise und der Leichtigkeit des<br />
<strong>Stahl</strong>baus.<br />
4
<strong>System</strong> im Schnitt<br />
5
Bürogebäude in <strong>System</strong>bauweise<br />
GRUNDRISSBEISPIELE<br />
Die Grundriss-Beispiele für eine Büronutzung sowie eine Geschäftsnutzung im Erdgeschoss basieren<br />
auf einer Grundfläche von 35,00 m x 15,00 m. In den Bürogeschossen ist die Fläche durch die Pfeiler<br />
in drei Raumschichten mit jeweils 5,00 m Raumtiefe gegliedert, wobei der mittlere Bereich im Sinne<br />
einer Kombi-Zone genutzt werden kann. Im Erdgeschoss wird ein größerer Raumzusammenhang für<br />
einen Shop oder ein Cafe durch größere Spannweiten mit einzelnen Rundstützen ermöglicht.<br />
6<br />
Grundrissbeispiel<br />
Büronutzung<br />
Grundrissbeispiel<br />
Geschäftsnutzung
ERSCHLIESSUNGSTYPEN<br />
Das modulare Bausystem bietet eine Vielzahl von möglichen Gliederungen eines Grundrisses in Nutzflächen<br />
und Erschließungsflächen (gelb), mit ein- und mehrbündigen Anlagen, mit Kombizonen und<br />
unterschiedlichen Raumtiefen. Auf der Basis dieses <strong>System</strong>s können entsprechend den Nutzungsanforderungen<br />
und den Bedingungen der jeweiligen städtebaulichen Situation ganz unterschiedliche<br />
Gebäudetypen entwickelt werden, wie zum Beispiel Punkthäuser, Zeilen, gewinkelte Bauformen,<br />
Blockbebauungen, Atriumhöfe, Arkaden.<br />
MASS-SYSTEME<br />
Reihe A (basierend auf 1.25 m)<br />
Das Maßsystem der Reihe A beruht auf einem Ausbauraster (Anschluss der Trennwand an die<br />
Fassade) von 1,25 m, das Maßsystem der Reihe B auf einem Ausbauraster von 1,35 m. Für die unterschiedlichen<br />
Nutzungsanforderungen werden damit differenzierte Raumabmessungen sowie Möblierungsvarianten<br />
ermöglicht.<br />
MÖGLICHE NUTZUNGSTYPEN<br />
Reihe B (basierend auf 1.35 m)<br />
Büros | Labore | Werkstätten | Kindertagesstätten | Krankenhäuser | Studentenheime<br />
Jugendherbergen | Hotels | Altenwohnungen | loftartige Wohnungen | Läden/Geschäfte<br />
7
Stadtquartier – ARCHITEKTUR STAHL SYSTEM – Bauen mit dem <strong>Stahl</strong>-Leichtbausystem<br />
8
TRAGSYSTEM<br />
<strong>Stahl</strong>bau-Knotenpunkt<br />
Tragverhalten der Wand- und Deckenelemente: Die Kraftübertragung zwischen den Wand- und<br />
Deckenelementen erfolgt ausschließlich über die Bolzenverbindungen. D. h. dass die übrigen Kontaktflächen<br />
der Wand- und Deckenelemente durch Einlage von Elastomer-Trennlagen schallent-<br />
koppelt ausgeführt werden können.<br />
Aussteifung: Hinsichtlich der Aussteifung des Baukörpers werden die Decken, wie auch die erforderliche<br />
Anzahl der Innenwände oder Fassaden als Scheiben ausgebildet. Die statisch erforderliche<br />
Scheibenwirkung der Decken wird erreicht durch nachträglich angebrachte Blechstreifen im Fugen-<br />
bereich.<br />
Gründung: Die Gründung des Baukörpers kann auf einer <strong>Stahl</strong>beton-Bodenplatte oder einem in konventioneller<br />
Bauweise errichtetem Untergeschoss erfolgen.<br />
Bauweise der Wand- und Deckenelemente: Wand- und Deckenelemente werden gefertigt als Rahmenkonstruktionen<br />
mit eingelegten Trapezblechen. Die Rahmen werden aus gekanteten <strong>Stahl</strong>blechen,<br />
D = 10 mm, gefertigt, die durch die asymmetrische Ausformung das Einlegen und Verschweißen<br />
der Trapezbleche ermöglichen. Zusätzlich erhalten die Wand- und Deckenelemente einseitig eine<br />
Blechbeplankung, D = 2 mm, um die statisch erforderliche Scheibenwirkung zu erreichen. Gesamtstärke<br />
der Deckenelemente: 200 mm, Gesamtstärke der Wandelemente: 150 mm.<br />
Bauablauf: Die Vorfertigung der Trag- wie auch der Ausbau- und Fassadenelemente bietet die Gewähr<br />
für einen optimierten, weitestgehend witterungsunabhängigen Bauablauf.<br />
10<br />
Montage des <strong>System</strong>s
<strong>System</strong>bau im Bestand<br />
FASSADE<br />
Grundlage der Konzeption ist die Realisierung eines modularen Bausystems, das auf der Basis der<br />
Anforderungen der EnEV 2009 entwickelt wird. Durch Einsatz n<strong>eu</strong> entwickelter Wärmedämmungen,<br />
wie z. B. Vakuumdämmstoffe, können auch über die EnEV 2009 hinausgehende Qualitäten erreicht<br />
werden. Entsprechend der jeweiligen städtebaulichen und funktionalen Anforderungen der konkreten<br />
Aufgabenstellung können die Fensterelemente und Wandverkleidungen in vielfältiger Form gestaltet<br />
werden. Wesentliches Kriterium für die Konzeption der Fassade ist deren Montierbarkeit mittels<br />
Autokran oder stationärem Kran ohne Errichtung eines Gerüstes. Analog zur Fassadenkonzeption<br />
wird das Dach als flach geneigtes <strong>System</strong>dach mit Wärmedämmpaneelen ausgeführt.<br />
Geschlossenes<br />
Feld<br />
Glasgeländer <strong>Stahl</strong>geländer<br />
vertikal<br />
Brüstung<br />
feststehend<br />
Festverglasung 2-Flügel-<br />
Fenster<br />
Sonnenschutz<br />
Jalousie<br />
<strong>Stahl</strong>geländer<br />
horizontal<br />
Sonnenschutz<br />
Markise<br />
Fenster mit<br />
Lüftungsflügel<br />
Brüstung<br />
feststehend<br />
Vordach<br />
Fassadenelemente (Auswahl) Fassadendetail Vertikalschnitt<br />
11
BAUPHYSIK | SCHALLSCHUTZ<br />
Winterlicher Wärmeschutz: Die gemäß den Anforderungen der EnEV 2009 entwickelten Fassade<br />
besteht aus geschosshohen Fenstern mit einer Dreifach-Isolierverglasung in Passivhaus-Rahmenprofilen<br />
(Holz-Composite-Flügel) und wärmegedämmten Aluminiumpaneelen. Hinsichtlich der Frage<br />
der Beheizung des Gebäudes kann sowohl auf Basis von Geothermie als auch Fernwärme die Einhaltung<br />
der EnEV 2009 sichergestellt werden.<br />
Sommerlicher Wärmeschutz: Der sommerliche Wärmeschutz des Gebäudes wird über außen<br />
liegende, motorisch gest<strong>eu</strong>erte Sonnenschutzanlagen hergestellt.<br />
Schallschutz gegen Außenlärm: Die vorgesehene, elementierte Fassade des Mustergebäudes entspricht<br />
bezüglich des Schallschutzes gegenüber Außenlärm h<strong>eu</strong>tigen Standards. Auch die Kombination<br />
der Fassade mit dezentralen, im Hohlraumboden integrierten Lüftungsgeräten, ist als erprobt<br />
anzusehen.<br />
Schallschutz: Zur Gewährleistung des erforderlichen internen Luft- und Trittschallschutzes zwischen<br />
den Geschossen gleicher oder fremder Nutzungseinheiten wird zum Einen die statisch erforderliche<br />
Kraftübertragung auf die Bolzenverbindungen reduziert und zum Andern durch Einfügen entsprechender<br />
Füllungen (gebrannter Sand, Leichtbeton o. ä.) in die Hohlräume der Deckenelemente das<br />
schallschutztechnisch erforderliche Flächengewicht erreicht.<br />
BRANDSCHUTZ<br />
Bauliche Brandschutzmaßnahmen: Die Konzeption des baulichen Brandschutzes basiert auf den<br />
Anforderungen der Musterbauordnung aus dem Jahr 2002, zuletzt geändert im Oktober 2008. Im<br />
Realisierungsfall sind darüber hinaus die Anforderungen der örtlichen Brandschutzvorschriften zu<br />
berücksichtigen.<br />
Brandschutz der Wand- und Deckenelemente: Gemäß den derzeitigen Brandschutz-Vorschriften<br />
erhalten alle tragenden Wand- und Deckenelemente eine allseitige Brandschutzverkleidung. Das<br />
Brandschutzkonzept berücksichtigt, dass zukünftig bei veränderten rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen<br />
anstelle der Brandschutzverkleidungen der erforderliche Brandschutz ggf. durch<br />
die Ertüchtigung des <strong>Stahl</strong>s bzw. durch verbesserte Brandschutzanstriche erreicht werden kann.<br />
12<br />
Primärenergiebedarf "Gesamtenergieeffizienz" Mehr-Zonen-Modell<br />
CO -Emissionen: 30.46 kg/(m²·a)<br />
²<br />
Dieses Gebäude:<br />
125.10 kWh/(m²·a)<br />
0 100 200 300 400 500 600 700 800 >800<br />
EnEV-Anforde-<br />
rung N<strong>eu</strong>bau<br />
(Vergleichswert)<br />
EnEV-Anforde-<br />
rung mod. Altbau<br />
(Vergleichswert)<br />
Primärenergiebedarf<br />
Schnitt Deckenelement mit<br />
Schall- und Brandschutzmaßnahmen
TECHNISCHE AUSSTATTUNG<br />
Grundrissausschnitt Büronutzung<br />
Lüftungskonzept: Unter Berücksichtigung der Anforderungen der EnEV 2009 erfolgt die Be- und<br />
Entlüftung der Räume über dezentrale Lüftungselemente. Die Lüftungselemente werden mit Wär-<br />
merückgewinnung ausgestattet und im Bereich des Installationsbodens unterhalb der Fenster angeordnet.<br />
Unabhängig davon können die Fenster zu Lüftungszwecken geöffnet werden. Für die Erdgeschossnutzung<br />
wird eine zentrale Lüftungsanlage vorgesehen.<br />
Wärmeversorgung: Im Hinblick auf den energiesparenden Einsatz der erforderlichen Heizenergie<br />
werden anstelle von konventionellen Heizkörpern die Wandverkleidungen der Fassadenpfeiler für die<br />
Beheizung der Büroräume vorgesehen, die aufgrund ihre großen Fläche relativ niedrige Vorlauftemperaturen<br />
ermöglichen und damit den Einsatz von Umweltenergie besonders unterstützen.<br />
Elektroinstallation | Datenverkabelung | Telekommunikation: Die Auslegung der Elektroinstallation,<br />
der Datenverkabelung und der Telekommunikation erfolgt in Abhängigkeit der jeweiligen<br />
Nutzeransprüche. Die Führung der Verkabelung innerhalb des Installationsbodens ermöglicht ein<br />
Höchstmaß an Flexibilität. Hinsichtlich des ressourcenschonenden Energieverbrauchs des Gebäudes<br />
kann für die Regelung der einzelnen verbrauchs-relevanten Einrichtungen ein zentrales St<strong>eu</strong>erungssystem<br />
vorgesehen werden.<br />
TGA-Montage: Unter weitgehender Vorfertigung der einzelnen TGA-<strong>System</strong>e fügt sich deren Einbau in<br />
den Montageablauf des Komponentensystems ein.<br />
Dezentrales Lüftungselement<br />
(Vertikalschnitt)<br />
13
VGH NEUBAUTEN IN HANNOVER<br />
Die N<strong>eu</strong>bauten im innerstädtischen „Warmbüchen-Quartier“ erweitern und komplettieren den Bestand<br />
der VGH Versicherungsgruppe Hannover mit Büros, Veranstaltungs- und Schulungsbereichen<br />
sowie Wohnungen.<br />
Fassaden aus grünlich-mattem Recyclingglas und raumhohen Fenstern mit Lüftungsflügeln hinter<br />
großen drehbaren Metalllamellen im Wechsel mit herunterfahrbarem Sonnenschutz hinter Glas. Das<br />
ökologische Gesamtkonzept beruht auf sorgfältig abgestimmten Komponenten wie öffenbaren Fenstern<br />
mit hochwirksamen Sonnenschutz, großer geschlossener Außenwandanteil, intelligenter Lichtst<strong>eu</strong>erung,<br />
Betonkernaktivierung und Solarenergienutzung.<br />
Ansicht Straßenraum-Prinzip, in konventioneller Bauweise<br />
Hofansicht<br />
14
ASP ARCHITEKTEN SchnEiDEr MEyEr PArTnEr<br />
Wolfgang Schneider und Prof. Wilhelm Meyer, Architekten BDA mit Geschäftssitz in Hannover, planen<br />
und realisieren anspruchsvolle Bauwerke für namhafte Bauherren und Institutionen; sie arbeiten<br />
nach einem eingeführten Qualitätsmanagement-<strong>System</strong>. Ihr <strong>Architektur</strong>verständnis ist geprägt von<br />
Qualität, Innovation und Gebrauchstüchtigkeit. Das Ziel sind energie- und kostenbewusste Lösungen<br />
für eine nachhaltige, ökologische Bauweise. Zahlreiche gewonnene Wettbewerbe und diverse Auszeichnungen<br />
bestätigen den Qualitätsanspruch. Eine Besonderheit des Büros ist der kreative und<br />
energetisch sinnvolle Umgang mit bestehender Bausubstanz.<br />
Ansicht Innenraum<br />
Ansicht Eingangsbereich mit Kunstwerk<br />
15
ForSchunGSGruPPE<br />
KOMPONENTENSYSTEM IN STAHLBAUWEISE<br />
ASP ARCHITEKTEN<br />
SchnEiDEr MEyEr PArTnEr<br />
Dipl.-Ing. Wolfgang Schneider<br />
Prof. Dipl.-Ing. Wilhelm Meyer<br />
Projektleitung:<br />
Dipl.-Ing. Philipp Kahl<br />
Dipl.-Ing. Harald Fliess<br />
DrEWES + SPETh | Tragwerksplanung<br />
Prof. Dipl.-Ing. Helmut Drewes<br />
Prof. Dipl.-Ing. Martin Speth<br />
mit Dipl.-Ing. Antje Claußen<br />
BohnE inGEniEurE | Technische Ausrüstung<br />
Prof. Dr.-Ing. Dirk Bohne<br />
mit Dipl.-Ing. Judith Schurr<br />
MichAEL LAnGE | Fassadenberatung/Bauphysik /Akustik<br />
Prof. Dipl.-Ing. Michael Lange<br />
Dipl.-Ing. (FH) Johannes Düker<br />
Prof. Dipl.-Phys. Rüdiger Lorenz<br />
mit Dipl.-Ing. (FH) Andrea Kolbaske<br />
hhP nord/ost | Brandschutz<br />
Dr.-Ing. Rüdiger Hass<br />
Sprecher der Forschungsgruppe:<br />
Wolfgang Schneider, Architekt BDA<br />
Das Forschungsvorhaben wurde mit<br />
fachlicher Begleitung und finanzieller Förderung<br />
durch die Forschungsvereinigung <strong>Stahl</strong>anwendung e. V. Düsseldorf<br />
aus Mitteln der Stiftung <strong>Stahl</strong>anwendungsforschung, Essen,<br />
durchgeführt.<br />
Industrielle Beteiligung:<br />
ThyssenKrupp Steel Europe AG, Duisburg<br />
voestalpine <strong>Stahl</strong> Gmbh, Linz/Austria<br />
Salzgitter AG, Salzgitter<br />
Züblin <strong>Stahl</strong>bau Gmbh, Hosena<br />
IMPRESSUM<br />
herausgeber ASP ARCHITEKTEN SchnEiDEr MEyEr PArTnEr<br />
Gestaltungskonzept www.designagenten.com | Fotos Seite 14, 15 Planmöbel | Druck gutenberg b<strong>eu</strong>ys feindruckerei<br />
16
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Das modulare Bausystem in <strong>Stahl</strong>-Leichtbauweise kann nach Baukastenart zu verschiedenartigen<br />
Gebäuden gefügt werden, ist universell anwendbar und für unterschiedliche Nutzungen komplett<br />
vorgefertigt. Die Chancen liegen im hohen Vorfertigungsgrad mit großer Präzision, minimierten<br />
Toleranzen, geringen Transportkosten und der entsprechenden Zeit- und Materialoptimierung.<br />
Das <strong>System</strong> besteht aus den Komponenten Rohbau, Fassade, Ausbau und Haustechnik. Unter<br />
Berücksichtigung bauphysikalischer, brandschutztechnischer und akustischer Erfordernisse sind<br />
die Elemente Deckenplatte und Wandpfeiler Tragwerk und Raumabschluss in einem. Es stellt eine<br />
Synthese aus Skelettbauweise und Rahmenbauweise dar, nutzt deren jeweilige Vorzüge und zeigt<br />
n<strong>eu</strong>e Möglichkeiten einer integrierten Elementierung mit individueller Ausdrucksform im inneren<br />
und äußeren Erscheinungsbild.<br />
SUMMARY<br />
The modular building-block system employing lightweight steel design can be put together to form<br />
greatly diversified types of building; they fit for equally differentiated environments and employment<br />
and are completely prefabricated. The potential lies in the degree to which the material can be quickly<br />
and precisely prefabricated with the tightest tolerances, cheaply transported and further optimized.<br />
The system is composed of skeletal frames, façades, superstructure and wiring/plumbing. Bearing<br />
in mind insulation and fire/sound proofing requirements, the roof covers and side pillars both serve<br />
as supporting structures and finished surfaces. The whole thing represents a synthesis of skeletal<br />
and frame building, drawing on the optimum of each area; demonstrating the new possibilities of<br />
integrated modular elements that provide individualized exteriors and interiors.
ASP ARCHITEKTEN<br />
SCHNEIDER MEYER PARTNER<br />
Theaterstraße 7<br />
30159 Hannover<br />
Tel: 0511/26 17 78-0<br />
Fax: 0511/26 17 78-29<br />
info@<strong>asp</strong>-<strong>architekten</strong>.<strong>eu</strong><br />
www.<strong>asp</strong>-<strong>architekten</strong>.<strong>eu</strong><br />
© ASP ARCHITEKTEN<br />
SCHNEIDER MEYER PARTNER<br />
Januar 2011