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Arbeit in den Altenpflegeheimen und Wohnhäusern für Menschen ...

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Bericht<br />

» <strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Altenpflegeheimen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Wohnhäusern</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong><br />

mit Beh<strong>in</strong>derung im Rhe<strong>in</strong>-Kreis<br />

Neuss<br />

Herausgegeben von der Heimaufsicht <strong>und</strong> dem<br />

Ges<strong>und</strong>heitsamt des Rhe<strong>in</strong>-Kreises Neuss.<br />

Grevenbroich, im Mai 2007


Vorwort<br />

Die demographische Entwicklung ist mehr <strong>und</strong> mehr zu e<strong>in</strong>em<br />

der Kernthemen der Sozialpolitik <strong>in</strong> Deutschland gewor<strong>den</strong>.<br />

Die Probleme der Zukunft, die sich durch e<strong>in</strong>e zunehmende<br />

Alterung der Bevölkerung ergeben können, müssen<br />

schon heute angesprochen wer<strong>den</strong>. Die Diskussion der Pflege-<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsreform auf B<strong>und</strong>esebene, die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>es Landesheimgesetzes <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen <strong>und</strong><br />

die Beratungen über die Fortschreibung des Silbernen Plans<br />

<strong>für</strong> <strong>den</strong> Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss s<strong>in</strong>d Belege da<strong>für</strong>, dass die Themen<br />

r<strong>und</strong> um das Alter schon heute auf allen Ebenen aktuell<br />

<strong>und</strong> präsent s<strong>in</strong>d.<br />

Doch über die Diskussionen um die Zukunftsgestaltung darf die Gegenwart nicht vergessen<br />

wer<strong>den</strong>. Wie leben Alte, Pflegebedürftige oder <strong>Menschen</strong> mit Beh<strong>in</strong>derung heute? Wie<br />

sieht deren Alltag aus? Vor allem dann, wenn sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Heim leben. Pflegebedürftigkeit<br />

kann je<strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong> jeder Lebensphase treffen: Manchmal ist nach e<strong>in</strong>em Unfall oder<br />

e<strong>in</strong>er schweren Krankheit der E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Heim unausweichlich.<br />

Der Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss ist als Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt da<strong>für</strong> zuständig, die <strong>Arbeit</strong><br />

der Heime zu überwachen <strong>und</strong> die dort Verantwortlichen durch Beratung zu unterstützen.<br />

Was hat der Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten bei<strong>den</strong> Jahren <strong>für</strong> Erfahrungen gewonnen?<br />

Wo liegen die Stärken, aber auch die Probleme <strong>in</strong> <strong>den</strong> Heimen?<br />

Der vorliegende Erfahrungsbericht gibt die Antworten zu diesen Fragen. Als Landrat des<br />

Rhe<strong>in</strong>-Kreises Neuss b<strong>in</strong> ich mit diesen Antworten zufrie<strong>den</strong>, <strong>den</strong>n sie zeigen e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

gute Versorgung der betroffenen <strong>Menschen</strong> auf. Und der Bericht zeigt, dass die<br />

Kreisverwaltung geme<strong>in</strong>sam mit <strong>den</strong> Heimträgern handelt, wenn es Probleme gibt.<br />

So gerüstet kann man trotz der engen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der stationären Altenpflege<br />

beruhigt <strong>in</strong> die Zukunft blicken: Die Lebensqualität im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss, die erwiesener<br />

Maßen im B<strong>und</strong>esdeutschen Vergleich hoch anzusiedeln ist, spiegelt sich auch bei <strong>den</strong><br />

<strong>Menschen</strong> wieder, die durch Alter oder Beh<strong>in</strong>derung <strong>in</strong> <strong>den</strong> Heimen im Kreisgebiet leben.<br />

Und dies ist sicherlich auch e<strong>in</strong> Ergebnis konstruktiver Sozialpolitik <strong>und</strong> kompetentem<br />

Verwaltungshandeln im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss.<br />

Dieter Patt<br />

Landrat<br />

– 2 –


Inhaltsverzeichnis<br />

A <strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Altenpflegeheimen</strong> im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss 4<br />

1. Rechtsgr<strong>und</strong>lagen 4<br />

2. Organisation <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung 5<br />

3. Beratung 5<br />

3.1 Allgeme<strong>in</strong>e Beratung 5<br />

3.2 Fortbildungsprogramm 6<br />

3.3 Informationsveranstaltungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Altenpflegeheimen</strong> 6<br />

3.4 Unterricht am Fachsem<strong>in</strong>ar <strong>für</strong> Altenpflege 7<br />

3.5 <strong>Arbeit</strong>skreis der Heimleitungen der Altenpflegeheime mit dem<br />

Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss 7<br />

3.6 Heimbeiräte <strong>und</strong> Heim<strong>für</strong>sprecher 8<br />

3.7 Angehörigenabende 8<br />

3.8 Demenzveranstaltung des Kreisges<strong>und</strong>heitsamtes 8<br />

4. Maßnahmen der Heimüberwachung 9<br />

4.1 Heimbegehungen 9<br />

4.2 Überprüfung der Tr<strong>in</strong>kwasserverordnung 15<br />

4.3 Überprüfung der Heimpersonalverordnung 16<br />

4.4 Heimvertragsprüfungen 19<br />

4.5 Nosokomiale Infektionen 19<br />

4.6 Qualitätsprüfungen durch <strong>den</strong> MDK 21<br />

4.7 Zusammenfassung 22<br />

5. Ursachen <strong>für</strong> Mängel <strong>in</strong> der stationären Altenpflege 22<br />

5.1 Materielle Ursachen 23<br />

5.2 Organisatorische Ursachen 23<br />

5.3 Personelle Ursachen 24<br />

6. Fazit <strong>und</strong> Ausblick 26<br />

B <strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Wohnhäusern</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit Beh<strong>in</strong>derung 27<br />

1. Rechtsgr<strong>und</strong>lagen 27<br />

2. Anforderungen an die Wohnhäuser <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit Beh<strong>in</strong>derung 27<br />

2.1 Die Wohnhäuser 28<br />

2.2 Das Normalitätspr<strong>in</strong>zip 29<br />

3. Tätigkeiten der Heimaufsicht 29<br />

3.1 Umwidmung von Krankenhausbereichen zu Heimen 29<br />

3.2 Maßnahmen der Heimaufsicht <strong>und</strong> Umsetzung durch <strong>den</strong> Träger 30<br />

4. Beschwer<strong>den</strong> 31<br />

5. Fazit 32<br />

6. Ausblick 2007 33<br />

– 3 –


A <strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Altenpflegeheimen</strong> im Rhe<strong>in</strong>-<br />

Kreis Neuss<br />

1. Rechtsgr<strong>und</strong>lagen<br />

Zu <strong>den</strong> Rechtsgr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> die <strong>Arbeit</strong> von Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt wird auf<br />

<strong>den</strong> letzten Bericht verwiesen, da sich hier ke<strong>in</strong>e wesentlichen Änderungen ergeben haben.<br />

Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d das Heimgesetz, das Infektionsschutzgesetz <strong>und</strong> das Öffentliche Ges<strong>und</strong>heitsdienstgesetz<br />

die wichtigen Ermächtigungsgr<strong>und</strong>lagen. Auch bei <strong>den</strong> untergesetzlichen<br />

Normen (Heimpersonalverordnung, Heimm<strong>in</strong>destbauverordnung, Heimmitwirkungsverordnung,<br />

Tr<strong>in</strong>kwasserverordnung, etc.) haben sich ke<strong>in</strong>e Änderungen ergeben.<br />

Derzeit steht jedoch e<strong>in</strong>e Novellierung des Heimrechtes im Zuge der Föderalismusreform<br />

an. Das Heimrecht wird Ländersache, was e<strong>in</strong> Gesetzgebungsverfahren im Landtag notwendig<br />

macht. Bislang hat hierzu e<strong>in</strong>e öffentliche Anhörung von Experten, Verbän<strong>den</strong> <strong>und</strong><br />

Kostenträgern stattgefun<strong>den</strong>, die jedoch noch ke<strong>in</strong>en Schluss auf die politisch geplanten<br />

Neuerungen zulässt.<br />

Neben <strong>in</strong>haltlichen Änderungen im Heimrecht ist auch e<strong>in</strong>e Zuständigkeitsverlagerung der<br />

Heimaufsicht möglich, zum Beispiel unmittelbar auf das Land oder die Bezirksregierungen.<br />

Auch könnte die Aufgabe der Heimaufsicht von der derzeitigen Selbstverwaltungsaufgabe<br />

zu e<strong>in</strong>er Pflichtaufgabe zur Erfüllung nach Weisung wer<strong>den</strong>. Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ist<br />

derzeit unklar, wie sich die Aufgabenwahrnehmung durch <strong>den</strong> Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss <strong>in</strong> Zukunft<br />

entwickeln wird. Aus Sicht der Verwaltung bietet die derzeitige Praxis zahlreiche<br />

Vorteile, <strong>in</strong>sbesondere:<br />

» Aufgabenwahrung als Heimaufsicht <strong>und</strong> Örtlichem Träger der Sozialhilfe (Landespflegegesetz,<br />

Vergütungsverhandlungen nach SGB XII) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hand<br />

» Nähe zu <strong>den</strong> Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürgern, <strong>den</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> <strong>den</strong> hier Beschäftigten<br />

sowie zu vielen Heimträgern<br />

» Vernetzung der Überwachungs- <strong>und</strong> Beratungstätigkeiten mit anderen kommunalen<br />

Stellen (Ges<strong>und</strong>heitsamt, Amtsapotheker, Lebensmittelüberwachung, Bauämter,<br />

Polizeidienststellen) durch kurze, unbürokratische Wege<br />

Das Land hat zum bevorstehen<strong>den</strong> Gesetzgebungsverfahren e<strong>in</strong>e breit angelegte Diskussion<br />

<strong>in</strong>itiiert, <strong>in</strong> die sich der Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt.<br />

– 4 –


2. Organisation <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung<br />

Auch hier hat sich im H<strong>in</strong>blick auf die Zeit seit dem letzten Erfahrungsbericht ke<strong>in</strong>e beson-<br />

dere Veränderung ergeben. Insoweit wird auf diesen Bericht verwiesen.<br />

Die Verwaltung hat auf die Zunahme der Aufgaben im Bereich der Heimaufsicht reagiert,<br />

die sich unter anderem durch die steigende Anzahl der Heime ergeben hat. Das Personal<br />

der Heimaufsicht wurde um e<strong>in</strong>e halbe Stelle im gehobenen Dienst <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e halbe Stelle<br />

im mittleren Dienst verstärkt. Somit stehen nunmehr zwei Vollzeitstellen zur Verfügung.<br />

Des Weiteren wer<strong>den</strong> Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt ihre Zusammenarbeit im Jahr<br />

2007 <strong>in</strong>tensivieren, um vermehrt Heimbegehungen durchführen zu können. Hierzu haben<br />

die Sachbearbeiter beider Fachämter am Jahresbeg<strong>in</strong>n Term<strong>in</strong>e reserviert, die ausschließlich<br />

<strong>für</strong> Begehungen genutzt wer<strong>den</strong> sollen. Diese Term<strong>in</strong>e sollen nicht die ohneh<strong>in</strong> durch<br />

Anlässe notwendigen Begehungen ersetzen, sondern sollen zusätzliche Begehungen ermöglichen.<br />

Die Verwaltung beabsichtigt, die Präsenz vor Ort weiter zu verstärken, um als<br />

Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen <strong>und</strong> weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> stets aktuelles Bild über die<br />

Situation der Heime zu gewährleisten.<br />

3. Beratung<br />

3.1 Allgeme<strong>in</strong>e Beratung<br />

Zu <strong>den</strong> Gr<strong>und</strong>zügen der Beratungsleistungen wird auf <strong>den</strong> letzten Bericht verwiesen. Weiterh<strong>in</strong><br />

ist der Beratungsauftrag nach dem Heimgesetz vorrangig vor ordnungsbehördlichen<br />

Maßnahmen angesiedelt.<br />

Die im letzten Bericht 2003/2004 beschriebene Entwicklung, dass Anfragen vermehrt per<br />

E-Mail an die Verwaltung herangetragen wer<strong>den</strong>, hat sich fortgesetzt. Gr<strong>und</strong> hier<strong>für</strong> ist,<br />

dass zumeist Angehörige Fragen r<strong>und</strong> um die Heimunterbr<strong>in</strong>gung bei der Verwaltung stellen<br />

<strong>und</strong> dieser Personenkreis vermehrt auf das Internet <strong>und</strong> die „elektronische Post“ zurückgreift.<br />

Der Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss hat dies zum Anlass genommen, im Jahr 2005 <strong>den</strong> gesamten Internetauftritt<br />

im Bereich der Altenhilfe zu überarbeiten <strong>und</strong> zu aktualisieren. Für <strong>den</strong> Bereich<br />

der Heimaufsicht s<strong>in</strong>d nunmehr nicht nur allgeme<strong>in</strong>e Daten zu <strong>den</strong> Themen Altenpflegeheime,<br />

Kurzzeitpflege <strong>und</strong> Tagespflege, Hospize <strong>und</strong> Heimaufsicht e<strong>in</strong>gestellt,<br />

sondern <strong>in</strong>sbesondere auch immer aktuelle Adressenlisten der E<strong>in</strong>richtungen. In Zusammenarbeit<br />

mit <strong>den</strong> Heimen wur<strong>den</strong> auch L<strong>in</strong>ks zu <strong>den</strong> Internetauftritten der Heime e<strong>in</strong>gerichtet,<br />

damit Interessenten die <strong>für</strong> sie notwendigen Informationen schnell <strong>und</strong> zielsicher<br />

erhalten können.<br />

– 5 –


Durch diese Möglichkeit ist der <strong>Arbeit</strong>saufwand der Verwaltung stark reduziert wor<strong>den</strong>, da<br />

der Versand von Adresslisten nahezu entfallen ist: alle auf der Homepage des Rhe<strong>in</strong>-<br />

Kreises Neuss verfügbaren Angaben können über e<strong>in</strong>e Druckoption von jedem Interessenten<br />

zu Hause ausgedruckt wer<strong>den</strong>. Durch die Neugestaltung des Internetauftrittes ist zu<br />

beobachten, dass der Zugang zu <strong>den</strong> Ansprechpartnern bei der Verwaltung <strong>für</strong> ratsuchende<br />

<strong>Menschen</strong> deutlich vere<strong>in</strong>facht wor<strong>den</strong> ist, da die Durchwahlnummern <strong>und</strong> Namen bei<br />

allen Themenfeldern unmittelbar h<strong>in</strong>terlegt s<strong>in</strong>d. Der mit der Gestaltung <strong>und</strong> Pflege des<br />

Internetauftrittes verbun<strong>den</strong>e <strong>Arbeit</strong>saufwand der Verwaltung macht sich somit <strong>in</strong> vielerlei<br />

H<strong>in</strong>sicht wieder bezahlt, sowohl <strong>für</strong> die Verwaltung selbst als auch <strong>für</strong> die Pflegee<strong>in</strong>richtungen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere aber <strong>für</strong> die Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger.<br />

Während des Berichtszeitraumes konnte die Verwaltung feststellen, dass seitens der Heime<br />

das Beratungsangebot verstärkt genutzt wurde. Dies ist e<strong>in</strong>e Folge der vertrauensvollen<br />

Zusammenarbeit, da die Heim- <strong>und</strong> Pflegedienstleitungen erfreulicherweise auch gerade<br />

<strong>in</strong> Problemsituationen oder bei Schwierigkeiten <strong>den</strong> Kontakt zur Behörde suchen.<br />

3.2 Fortbildungsprogramm<br />

Seit dem Jahr 2000 existiert im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss e<strong>in</strong> Fortbildungsprogramm <strong>für</strong> die Beschäftigten<br />

der Altenpflegeheime. Im Berichtszeitraum wur<strong>den</strong> 10 Fortbildungen mit <strong>in</strong>sgesamt<br />

160 Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmern durchgeführt. Für das Jahr 2005 wurde<br />

unter anderem das Thema „Umgang mit herausforderndem Verhalten von Demenzkranken“<br />

angeboten. Die bei<strong>den</strong> festgelegten Term<strong>in</strong>e mit je 15 möglichen Teilnehmern waren<br />

so stark nachgefragt, dass die Verwaltung <strong>für</strong> das Jahr 2006 <strong>in</strong>sgesamt 6 Zusatzterm<strong>in</strong>e<br />

anbieten musste, um die Kapazitäten <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Teilnahme aller Interessierten zu schaffen.<br />

Weitere Themen waren „Angehörigenarbeit als Ressource <strong>in</strong> der Begleitung von alten<br />

<strong>Menschen</strong>“ <strong>und</strong> „Begleitung dementiell erkrankter <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong> ihrer letzten Lebensphase“.<br />

Diese bei<strong>den</strong> Themen wur<strong>den</strong> ebenfalls wegen starker Nachfrage Anfang 2007<br />

nochmals angeboten. Derzeit laufen die Planungen <strong>für</strong> das Jahr 2007.<br />

3.3 Informationsveranstaltungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Altenpflegeheimen</strong><br />

Nach bewährtem Muster hat die Verwaltung <strong>in</strong> <strong>den</strong> Jahren 2005 <strong>und</strong> 2006 <strong>in</strong>sgesamt 12<br />

Informationsveranstaltungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Altenpflegeheimen</strong> durchgeführt. Gegenstand der<br />

Veranstaltungen waren <strong>in</strong>sbesondere die Themen Pflegeplanung <strong>und</strong> Pflegedokumentation<br />

sowie der Infektionsschutz bei nosokomialen Infektionen.<br />

Als Weiterentwicklung zu früheren Jahren macht die Verwaltung nach Heimbegehungen<br />

immer das Angebot an die Leitungskräfte, die festgestellten Probleme <strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

im Rahmen von Informationsveranstaltungen unmittelbar mit dem Pflegepersonal zu<br />

diskutieren. Hierdurch kommt die Verwaltung ihrem gesetzlichen Beratungsauftrag nach.<br />

Der unmittelbare Kontakt zwischen Behörde <strong>und</strong> Pflegekräften außerhalb der Prüfungs<strong>und</strong><br />

Kontrollsituation ist dabei hilfreich, um die gesetzlichen Anforderungen mit e<strong>in</strong>em<br />

– 6 –


klaren Praxisbezug <strong>und</strong> gestützt auf aktuelle Informationen aus der Heimbegehung ansprechen<br />

<strong>und</strong> Fragen der Pflegekräfte klar <strong>und</strong> direkt beantworten zu können.<br />

3.4 Unterricht am Fachsem<strong>in</strong>ar <strong>für</strong> Altenpflege<br />

Fester Bestandteil der <strong>Arbeit</strong> der Verwaltung ist seit e<strong>in</strong>igen Jahren der Unterricht am<br />

Fachsem<strong>in</strong>ar <strong>für</strong> Altenpflege. Vertreter von Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt stellen sich<br />

<strong>den</strong> Kursteilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kursteilnehmern vor, die kurz dem Abschluss ihres Examens<br />

stehen. Die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler lernen so die Behör<strong>den</strong>vertreter kennen <strong>und</strong> haben<br />

die Möglichkeit, Fragen <strong>und</strong> Probleme anzusprechen, die als exam<strong>in</strong>ierte <strong>und</strong> damit verantwortliche<br />

Pflegekräfte auf sie zukommen.<br />

Ursprünglich war hier<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Doppelst<strong>und</strong>e angesetzt. Mittlerweile s<strong>in</strong>d vom Fachsem<strong>in</strong>ar<br />

pro Kurs bereits 4 Unterrichtsstun<strong>den</strong> nachgefragt, was die Akzeptanz <strong>und</strong> S<strong>in</strong>nhaftigkeit<br />

der Maßnahme belegt.<br />

Der Kontakt zu <strong>den</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern zahlt sich <strong>für</strong> die Verwaltung bei Heimbegehungen<br />

immer wieder aus. Der Unterricht f<strong>in</strong>det im Vergleich zu e<strong>in</strong>er Kontrollsituation<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er relativ lockeren Atmosphäre statt. Des Weiteren wird <strong>den</strong> Kursteilnehmern die<br />

Sichtweise der Behörde vermittelt, so dass sich die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Aspekte<br />

e<strong>in</strong>er Prüfung von Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt e<strong>in</strong>stellen können. Dies alles<br />

fördert die Akzeptanz der Behör<strong>den</strong>vertreter im Rahmen von Heimbegehungen, was letztlich<br />

auch Auswirkungen darauf hat, ob e<strong>in</strong>e Beratung bei Mängeln oder Problemen angenommen<br />

wird, oder nicht.<br />

Im Berichtszeitraum wurde der Unterricht <strong>in</strong> 3 Kursen des Fachsem<strong>in</strong>ars durchgeführt. Mit<br />

dem Fachsem<strong>in</strong>ar <strong>für</strong> Altenpflege <strong>in</strong> Neuss s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> das Jahr 2007 bereits weitere Term<strong>in</strong>e<br />

abgestimmt.<br />

3.5 <strong>Arbeit</strong>skreis der Heimleitungen der Altenpflegeheime<br />

mit dem Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss<br />

Bereits seit 10 Jahren besteht der <strong>Arbeit</strong>skreis der Heimleitungen der Altenpflegeheime<br />

mit dem Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss. Im Berichtszeitraum hat dieser <strong>Arbeit</strong>skreis 4 Sitzungen<br />

durchgeführt, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en unter anderem die Themen Fortschreibung des Silbernen Plans,<br />

Ausbildung <strong>in</strong> der Altenpflege, Prüfkriterien des MDK, „Zusätzliche <strong>Arbeit</strong>sgelegenheiten <strong>in</strong><br />

<strong>Altenpflegeheimen</strong>“ <strong>und</strong> „Ärztliche Versorgung <strong>in</strong> Pflegeheimen“ besprochen wur<strong>den</strong>. Der<br />

<strong>Arbeit</strong>skreis arbeitet träger- <strong>und</strong> konfessionsübergreifend <strong>und</strong> diskutiert aktuelle Sachthemen<br />

aus Sicht der Praxis <strong>und</strong> der <strong>Menschen</strong>, die unmittelbar an der Basis arbeiten. Durch<br />

<strong>den</strong> <strong>Arbeit</strong>skreis s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen 10 Jahren immer wieder Ideen transportiert,<br />

Kontakte <strong>für</strong> Kooperationen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Austausch der Heime untere<strong>in</strong>ander möglich gewor<strong>den</strong>.<br />

Der Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss hat die Möglichkeit, als Heimaufsicht, Sozialhilfeträger oder<br />

– 7 –


Ges<strong>und</strong>heitsamt neue gesetzliche Vorschriften mit <strong>den</strong> Heimen zu besprechen oder Ver-<br />

fahrensweisen abzustimmen.<br />

In der Sitzung des <strong>Arbeit</strong>skreises am 15.11.2006 wurde die Leiter<strong>in</strong> des He<strong>in</strong>rich-Grüber-<br />

Hauses, Frau Barbara Hanisch, zur neuen 1. Vorsitzen<strong>den</strong> des <strong>Arbeit</strong>skreises gewählt, da<br />

Hans-Josef Engels als Heimleiter des St. Hubertusstiftes wegen se<strong>in</strong>es anstehen<strong>den</strong> E<strong>in</strong>tritts<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Ruhestand dieses Amt niedergelegt hat.<br />

3.6 Heimbeiräte <strong>und</strong> Heim<strong>für</strong>sprecher<br />

E<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe der Heimaufsicht ist es, da<strong>für</strong> Sorge zu tragen, dass <strong>in</strong> jedem Pflegeheim<br />

e<strong>in</strong> Heimbeirat gewählt ist oder alternativ e<strong>in</strong> sogenannter Heim<strong>für</strong>sprecher bestellt<br />

wird. Auf Wunsch nimmt die Heimaufsicht auch an Sitzungen des Heimbeirates teil,<br />

weil zum Beispiel vor Ort Fragen oder Probleme aufgetreten s<strong>in</strong>d, die mit <strong>den</strong> Verantwortlichen<br />

des Heims nicht zur Zufrie<strong>den</strong>heit des Heimbeirates gelöst wer<strong>den</strong> konnten. Im<br />

Berichtszeitraum hat die Heimaufsicht daher 10 Term<strong>in</strong>e wahrgenommen, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en mit<br />

Heimbeiräten oder Heim<strong>für</strong>sprechern <strong>in</strong>haltliche Fragen geklärt wur<strong>den</strong> oder im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Heimbeiratssitzung auch geme<strong>in</strong>sam mit <strong>den</strong> Leitungskräften der E<strong>in</strong>richtungen aufgetretene<br />

Schwierigkeiten diskutiert <strong>und</strong> durch Vermittlung der jeweiligen Positionen geklärt<br />

wer<strong>den</strong> konnten.<br />

3.7 Angehörigenabende<br />

Auf Wunsch der Heimträger oder Heimleitungen haben die Vertreter von Heimaufsicht<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt <strong>in</strong>sgesamt an 8 Angehörigenaben<strong>den</strong> teilgenommen. Durch die Präsenz<br />

der Behörde erhalten die Heimträger die Sicherheit, dass die von ihnen an die Angehörigen<br />

weitergegebenen Informationen auch korrekt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> dem gelten<strong>den</strong> Recht entsprechen.<br />

Zum Thema Infektionsschutz wurde seitens des Vertreters des Ges<strong>und</strong>heitsamtes<br />

e<strong>in</strong> Fachbeitrag e<strong>in</strong>gebracht. Zu Angehörigenaben<strong>den</strong> wird durch die Heimträger<br />

immer dann e<strong>in</strong>gela<strong>den</strong>, wenn Umbau- oder Sanierungsarbeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung anstehen.<br />

Diese Maßnahmen führten <strong>in</strong> der Regel zu Umzügen der Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner<br />

<strong>in</strong>nerhalb der E<strong>in</strong>richtung. Auch Belastungen der alten <strong>Menschen</strong> durch Staub,<br />

Schmutz <strong>und</strong> Lärm, die im Zuge solcher Maßnahmen unvermeidlich s<strong>in</strong>d, stellen oft e<strong>in</strong>e<br />

berechtigte Sorge der Angehörigen dar. Durch Präsenz der Heimaufsicht kann <strong>den</strong> Angehörigen<br />

vermittelt wer<strong>den</strong>, dass die Kompensationsmaßnahmen, die der Heimträger ergreift<br />

mit dem gelten<strong>den</strong> Recht übere<strong>in</strong>stimmen. Des Weiteren wird <strong>den</strong> Angehörigen verdeutlicht,<br />

sich mit Fragen unmittelbar an die Behörde wen<strong>den</strong> zu können.<br />

3.8 Demenzveranstaltung des Kreisges<strong>und</strong>heitsamtes<br />

Das Thema Demenz ist nicht nur <strong>für</strong> die stationäre Altenpflege e<strong>in</strong> Thema, dass zunehmend<br />

an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt. Daher veranstaltete das Kreisges<strong>und</strong>heitsamt geme<strong>in</strong>sam<br />

mit dem <strong>Arbeit</strong>skreis Demenz am 20.10.2006 im Sparkassenforum Neuss e<strong>in</strong>e Veranstal-<br />

– 8 –


tung, <strong>in</strong> der neben e<strong>in</strong>er kurzen Darstellung der demographischen Entwicklung <strong>und</strong> dem<br />

Vortrag von Dr. Joachim Gutzke zum Krankheitsbild der Demenz auch von Frau Birgit<br />

Merkwitz über Möglichkeiten zum Umgang mit Demenzkranken <strong>in</strong>formiert wurde. H<strong>in</strong>weise<br />

zu Vollmachten <strong>und</strong> Vorsorgevollmachten durch Richter Bernd Orlob r<strong>und</strong>eten die gelungene<br />

Veranstaltung ab. Unter <strong>den</strong> 160 Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmern waren auch<br />

zahlreiche Vertreter aus <strong>den</strong> <strong>Altenpflegeheimen</strong> im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss.<br />

4. Maßnahmen der Heimüberwachung<br />

4.1 Heimbegehungen<br />

Neben <strong>den</strong> Beratungstätigkeiten nimmt die Überwachung der Heime e<strong>in</strong>en Großteil der<br />

Aufgabenwahrnehmung von Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt e<strong>in</strong>. Die Methodik, mit der<br />

die Begehungen durchgeführt wer<strong>den</strong>, hat sich dabei seit der letzten Berichterstattung<br />

nicht verändert. In diesem Zusammenhang hat der Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss jedoch e<strong>in</strong> Phänomen<br />

festgestellt, dem an dieser Stelle nochmals deutlich entgegengetreten wer<strong>den</strong> soll:<br />

Obwohl <strong>in</strong> sämtlichen Berichten der letzten Jahre, die vom Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss zur <strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> <strong>Altenpflegeheimen</strong> verfasst oder vorgestellt wor<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d, immer wieder klar dargelegt<br />

wurde, dass sämtliche Begehungen unangekündigt erfolgen, ist bis heute <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />

die Annahme verbreitet, die Behörde müsse ihre Besuche ankündigen. Daher wird<br />

nochmals klargestellt, dass jegliche Begehung der bei<strong>den</strong> Fachämter im Rahmen der Überwachungstätigkeit<br />

ohne vorherige Ankündigung erfolgt. Diese Vorgehensweise ist nicht<br />

nur durch die geltende Rechtslage gedeckt, sondern erfolgt auch <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit<br />

<strong>den</strong> Heimträgern. Schon vor der Novellierung des Heimgesetzes im Jahr 2001 waren Begehungen<br />

der Heimaufsicht <strong>und</strong> des Ges<strong>und</strong>heitsamtes im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss nicht angemeldet.<br />

Und bereits damals, als <strong>in</strong> anderen Kreisen <strong>und</strong> kreisfreien Städten dieses Thema<br />

noch zwischen Behör<strong>den</strong>, Heimträgern <strong>und</strong> Spitzenverbän<strong>den</strong> diskutiert wurde, bestand<br />

im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss zwischen allen Beteiligten hierüber Konsens. Der Gr<strong>und</strong> hier<strong>für</strong> ist<br />

e<strong>in</strong>fach: Der Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss versteht sich -<strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>und</strong> konsequenter Anwendung<br />

der gesetzlichen Vorgaben- <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> der Rolle e<strong>in</strong>es Beraters. Um <strong>den</strong><br />

Beratungsauftrag wahrnehmen zu können, muss jedoch zunächst <strong>in</strong> Erfahrung gebracht<br />

wer<strong>den</strong>, wie sich der Alltag vor Ort darstellt. Es ist klar, dass sich die Heime auf angekündigte<br />

Besuche mehr oder weniger vorbereiten. Es macht jedoch wenig S<strong>in</strong>n, dass durch<br />

Ankündigung e<strong>in</strong>er Begehung e<strong>in</strong> Zustand vor Ort herbeigeführt wird, der nicht dem alltäglichen<br />

Geschehen entspricht. Nur dann, wenn die e<strong>in</strong>gespielten Abläufe <strong>und</strong> Handlungen<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Heimen durch die Behör<strong>den</strong>vertreter beobachtet wer<strong>den</strong> können, s<strong>in</strong>d mögliche<br />

Schwachstellen <strong>und</strong> Fehlerquellen erkennbar. Und nur dann kann durch die Behörde<br />

e<strong>in</strong>e Beratung erfolgen, die es dem Heimpersonal ermöglicht, die eigene <strong>Arbeit</strong> zu verbessern.<br />

Diese Vorgehensweise ist von <strong>den</strong> Leitungskräften der Heime <strong>und</strong> <strong>den</strong> Heimträgern<br />

bereits vor vielen Jahren positiv beurteilt wor<strong>den</strong> <strong>und</strong> wird daher bis heute praktiziert.<br />

– 9 –


Die zu erwartende Zunahme der Zahl der Heime <strong>und</strong> Heimplätze wird sich auf die Auslastung<br />

der Heime im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss auswirken <strong>und</strong> damit <strong>den</strong> wirtschaftlichen Druck auf<br />

die Heimträger erhöhen. Dies kann sich negativ auf die Leistungserbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> <strong>den</strong> Pflegeheimen<br />

auswirken. Der Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss wird auf diese mögliche Entwicklung reagieren.<br />

Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt haben daher <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternen Gesprächen der bei<strong>den</strong><br />

Fachämter <strong>und</strong> Dezernate bereits e<strong>in</strong>e verstärkte Zusammenarbeit vere<strong>in</strong>bart. Hierzu sollen<br />

bei Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt mehr Zeitressourcen zur Verfügung gestellt<br />

wer<strong>den</strong>, um geme<strong>in</strong>same Begehungen vor Ort durchzuführen.<br />

Zur Bewohnerstruktur der Altenpflegeheime <strong>und</strong> zum Ablauf der Begehungen wird auf<br />

<strong>den</strong> letzten Erfahrungsbericht verwiesen. Auch die Ergebnisse der Begehungen unterschie<strong>den</strong><br />

sich im Berichtszeitraum nicht wesentlich von <strong>den</strong> Darstellungen des letzten Berichtes.<br />

Es waren im Berichtszeitraum Verbesserungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bereichen Hygieneverhalten<br />

<strong>und</strong> Pflegedokumentation feststellbar, wenngleich auch hier noch viel <strong>Arbeit</strong> zu leisten<br />

bleibt. Die Hausre<strong>in</strong>igung durch die externen Anbieter hat sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Heimen verbessert,<br />

jedoch f<strong>in</strong><strong>den</strong> sich gerade <strong>in</strong> diesem Punkt weiterh<strong>in</strong> häufig Defizite.<br />

Im hier vorliegen<strong>den</strong> Bericht soll der Schwerpunkt auf die Darstellung von Fällen gelegt<br />

wer<strong>den</strong>, mit <strong>den</strong>en sich Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt <strong>in</strong> <strong>den</strong> Jahren 2005 <strong>und</strong> 2006<br />

ause<strong>in</strong>andergesetzt haben. Dabei wird ausdrücklich darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass es sich nicht<br />

um e<strong>in</strong>e exemplarische Auswahl handelt, die beliebig fortgesetzt wer<strong>den</strong> kann. Es hat im<br />

Berichtszeitraum lediglich 14 Beschwer<strong>den</strong> gegeben, auf deren Basis die Behörde im<br />

Rahmen der Überwachungstätigkeit aktiv gewor<strong>den</strong> ist! Die nachfolgen<strong>den</strong> Fälle wur<strong>den</strong><br />

<strong>für</strong> diesen Bericht ausgewählt, um das Spektrum der Beschwer<strong>den</strong>, die Vorgehensweise<br />

der Behörde <strong>und</strong> auch die Bandbreite der Ergebnisse der Prüfungen darzustellen:<br />

» Die Pflegedienstleitung e<strong>in</strong>es Heims <strong>in</strong>formierte die Behörde über auffällige Hämatome<br />

im Gesicht e<strong>in</strong>er Bewohner<strong>in</strong>. Der Pflegedienstleitung waren die festgestellten<br />

Hämatome durch e<strong>in</strong>e Pflegekraft mitgeteilt wor<strong>den</strong>. Bei Inaugensche<strong>in</strong>nahme<br />

zeigte sich das Hämatom im Gesichtsbereich der Bewohner<strong>in</strong> <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />

Handabdrucks auf e<strong>in</strong>er Wange. Die Bewohner<strong>in</strong> war dement <strong>und</strong> konnte daher<br />

ke<strong>in</strong>erlei Aussagen zum Entstehen des Hämatoms machen. Laut Aussage des behandeln<strong>den</strong><br />

Hausarztes musste es sich tatsächlich um e<strong>in</strong>e Form der Gewalte<strong>in</strong>wirkung<br />

gehandelt haben, die zur Entstehung des Hämatoms geführt hatte. In Absprache<br />

zwischen Behörde <strong>und</strong> <strong>den</strong> Leitungskräften des Heims erstattete die<br />

Betreuer<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Strafanzeige gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Körperverletzung.<br />

Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt boten der zuständigen Dienststelle<br />

der Krim<strong>in</strong>alpolizei e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit zur Aufklärung des Sachverhaltes an, die<br />

von dort gerne angenommen wurde. Geme<strong>in</strong>sam wurde dann der Kreis möglicher<br />

Täter mehr <strong>und</strong> mehr e<strong>in</strong>gegrenzt. Dabei konnten Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt<br />

ihre Erfahrungen über die Abläufe im Alltag e<strong>in</strong>er Pflegee<strong>in</strong>richtung sowie mit<br />

e<strong>in</strong>er Auswertung der Pflegedokumentation beitragen. Nach wenigen Tagen stellte<br />

– 10 –


sich heraus, dass e<strong>in</strong>e exam<strong>in</strong>ierte Pflegekraft der Bewohner<strong>in</strong> die Verletzung vor-<br />

sätzlich zugefügt hatte. Die Pflegekraft wurde von der Krim<strong>in</strong>alpolizei vernommen<br />

<strong>und</strong> legte e<strong>in</strong> Geständnis ab. Die Pflegekraft sagte dabei aus, aufgr<strong>und</strong> privater<br />

Probleme nervlich sehr belastet gewesen zu se<strong>in</strong>. Beim Anreichen des Essens habe<br />

sie die Geduld verloren, da die Bewohner<strong>in</strong> nicht schnell genug gegessen, sondern<br />

„ständig vor sich h<strong>in</strong> gebrabbelt“ habe. Mit e<strong>in</strong>er Hand habe die Pflegekraft dann<br />

<strong>in</strong> das Gesicht der Bewohner<strong>in</strong> gefasst <strong>und</strong> ihr <strong>den</strong> M<strong>und</strong> zugehalten. Hierdurch<br />

waren die Hämatome entstan<strong>den</strong>. Die Pflegekraft wurde vom Heimträger sofort<br />

fristlos entlassen.<br />

Da Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt von diesem Fall im Rahmen von Informationsveranstaltungen<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Heimen sowie im Unterricht am Fachsem<strong>in</strong>ar <strong>für</strong> Altenpflege<br />

immer wieder berichtet haben, ist e<strong>in</strong>e verstärkte Sensibilität bei <strong>den</strong> Pflegekräften<br />

<strong>für</strong> Hämatome bei Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohnern zu beobachten. Im<br />

Berichtszeitraum wur<strong>den</strong> mehrere Fälle bei der Behörde durch die E<strong>in</strong>richtungen<br />

gemeldet <strong>und</strong> von <strong>den</strong> Leitungskräften um Beratung zum weiteren Vorgehen gebeten.<br />

Jedoch stellten sich <strong>in</strong> all diesen Fällen nachvollziehbare Ursachen <strong>für</strong> das<br />

Entstehen der Hämatome heraus. Viele Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner bil<strong>den</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

ihres hohen Alters, der Medikation <strong>und</strong> der vorhan<strong>den</strong>en Gr<strong>und</strong>erkrankungen<br />

noch schneller Hämatome aus, als junge <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e <strong>Menschen</strong>. Bereits<br />

durch das Lagern oder durch notwendige Griffe bei der Gr<strong>und</strong>pflege können dann<br />

schnell Blutergüsse unter der Haut vorkommen. Neben dem oben dargelegten Fall<br />

wurde noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren E<strong>in</strong>zelfall e<strong>in</strong>e Strafanzeige durch e<strong>in</strong>e Pflegedienstleitung<br />

gestellt, da e<strong>in</strong>e Bewohner<strong>in</strong> Hämatome im Intimbereich zeigte. Nach e<strong>in</strong>er<br />

vom Heim veranlassten Untersuchung der Bewohner<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>en Facharzt konnte<br />

e<strong>in</strong>e Straftat jedoch wieder ausgeschlossen wer<strong>den</strong>, so dass die Anzeige gegen<br />

Unbekannt wieder zurückgenommen wer<strong>den</strong> konnte.<br />

» E<strong>in</strong>e Beschwerde, die Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt erreichte, hatte <strong>den</strong> Vorwurf<br />

e<strong>in</strong>er schlechten Flüssigkeitsversorgung e<strong>in</strong>er Bewohner<strong>in</strong> zum Gegenstand.<br />

E<strong>in</strong>e entsprechende Überprüfung vor Ort zeigte, dass die Beschwerde<br />

berechtigt war. Der behandelnde Arzt hatte <strong>für</strong> <strong>den</strong> Fall e<strong>in</strong>es schlechten Tr<strong>in</strong>kverhaltens<br />

der Bewohner<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Infusion angeordnet, um e<strong>in</strong> Austrocknen se<strong>in</strong>er Patient<strong>in</strong><br />

zu vermei<strong>den</strong>. Das Pflegepersonal hatte von dieser Möglichkeit jedoch trotz<br />

des heißen Sommers im Jahr 2006 ke<strong>in</strong>en Gebrauch gemacht, da die schriftliche<br />

Anordnung des Arztes bereits e<strong>in</strong> Jahr zuvor vorgenommen wurde <strong>und</strong> dem Pflegepersonal<br />

nicht mehr gegenwärtig war. Durch E<strong>in</strong>blicknahme <strong>in</strong> die Pflegedokumentation<br />

e<strong>in</strong>es längeren Zeitraumes konnten Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt<br />

auf diese vorliegende Anordnung h<strong>in</strong>weisen. Das Ges<strong>und</strong>heitsamt hat im übrigen<br />

gemäß <strong>den</strong> Empfehlungen des Ges<strong>und</strong>heitsm<strong>in</strong>isteriums <strong>in</strong> der Zeit des besonders<br />

heißen Sommers 2006 alle Pflegeheime wiederholt darauf h<strong>in</strong>gewiesen, e<strong>in</strong>e ausreichende<br />

Flüssigkeitsversorgung zu gewährleisten. Davon abgesehen gehört na-<br />

– 11 –


türlich die Überprüfung von Bilanzierungen sowie die Beobachtung, ob ausreichend<br />

Getränke zur Verfügung stehen <strong>und</strong> <strong>den</strong> Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohnern<br />

auch tatsächlich zugänglich gemacht wer<strong>den</strong> zum Standard e<strong>in</strong>er Heimbegehung<br />

im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss.<br />

» In e<strong>in</strong>em Fall erreichte die Heimaufsicht e<strong>in</strong>e Beschwerde e<strong>in</strong>es Angehörigen, der<br />

mit e<strong>in</strong>er zwischen dem Heim <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Bewohner<strong>in</strong> getroffenen Regelung zur<br />

Rückzahlung von Außenstän<strong>den</strong> aus dem Barbetrag zur persönlichen<br />

Verfügung nicht e<strong>in</strong>verstan<strong>den</strong> war. Der Zahlungsrückstand der Bewohner<strong>in</strong> hatte<br />

sich aus e<strong>in</strong>er rückwirken<strong>den</strong> Höherstufung der Bewohner<strong>in</strong> ergeben. Der Sohn<br />

berief sich darauf, se<strong>in</strong>e Mutter sei fast bl<strong>in</strong>d, habe ihm e<strong>in</strong>e Vollmacht erteilt <strong>und</strong><br />

sei nun vom Heim dazu genötigt wor<strong>den</strong>, <strong>den</strong> Rückstand aus dem Barbetrag auszugleichen.<br />

Gleichzeitig brachte der Sohn e<strong>in</strong>ige Beschwerdepunkte zum Pflegezustand<br />

se<strong>in</strong>er Mutter <strong>und</strong> zur Re<strong>in</strong>igung des Heims vor. E<strong>in</strong>e (wie üblich) unangekündigte<br />

Überprüfung vor Ort zeigte schnell, dass ke<strong>in</strong>er der Beschwerdepunkte<br />

begründet war. Die Bewohner<strong>in</strong> erklärte im persönlichen Gespräch, dass es ihr<br />

ausdrücklicher Wunsch sei, die Zahlung der Rückstände schnellstmöglich <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

vere<strong>in</strong>barten Monatsraten von 10,- € zu erledigen. Sie sei früher e<strong>in</strong>e Geschäftsfrau<br />

gewesen <strong>und</strong> habe nie Schul<strong>den</strong> gehabt. E<strong>in</strong>ige Fragen zu aktuellen Themen<br />

<strong>und</strong> zu Gegebenheiten im Heim zeigten <strong>den</strong> Behör<strong>den</strong>vertretern auch, dass die<br />

Dame voll orientiert war. Der Besuch durch die Behörde war der Bewohner<strong>in</strong> sogar<br />

unangenehm, da sie sich im Heim gut versorgt fühlte. Nach e<strong>in</strong>er schriftlichen<br />

Rückantwort an <strong>den</strong> Beschwerdeführer übersandte dieser e<strong>in</strong>en Schwerbeh<strong>in</strong>dertenausweis<br />

se<strong>in</strong>er Mutter als Nachweis da<strong>für</strong>, dass diese ke<strong>in</strong>e Verträge mehr mit<br />

dem Heim abschließen könne. Diese Darstellung wird an dieser Stelle vorgenommen<br />

um zu zeigen, dass nicht jede Beschwerde begründet ist, <strong>und</strong> dass dargelegte<br />

Sachverhalte e<strong>in</strong>er objektiven Überprüfung nicht immer standhalten. Die Abrechnung<br />

der Heimkosten wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen zum Gegenstand heimrechtlicher <strong>Arbeit</strong>.<br />

Sofern Kostenträger <strong>in</strong> die Abrechnung der Heimkosten e<strong>in</strong>bezogen s<strong>in</strong>d, ist<br />

die Rechnungslegung durch die Heime <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Laien nicht immer e<strong>in</strong>fach nachzuvollziehen.<br />

Die Heimaufsicht vere<strong>in</strong>bart hierzu stets e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Term<strong>in</strong><br />

vor Ort mit allen Beteiligten, <strong>und</strong> versucht neben der Klärung der offenen Fragen<br />

auch die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en neuen <strong>und</strong> offenen Dialog zwischen Angehörigen oder<br />

Betreuern <strong>und</strong> der Heimverwaltung zu schaffen.<br />

» Im Jahr 2005 erreichte die Behörde e<strong>in</strong> anonymer Anruf, <strong>in</strong> dem mitgeteilt wurde,<br />

dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vom Anrufer bezeichneten Heim „<strong>Menschen</strong> gequält“ wür<strong>den</strong>. Leider<br />

war der Anrufer nicht bereit, <strong>in</strong>haltliche Angaben zu machen, so dass es bei<br />

dem globalen Vorwurf blieb. Am gleichen Tag meldete sich e<strong>in</strong> anderer Anrufer bei<br />

der Behörde <strong>und</strong> machte ähnliche Angaben. Da die Telefonnummer des Anrufers<br />

im Telefon der Verwaltung sichtbar war, konnte der Mitarbeiter der Heimaufsicht<br />

<strong>den</strong> Anrufer unter H<strong>in</strong>weis auf se<strong>in</strong>e Zeugenfunktion im Falle e<strong>in</strong>er möglicherweise<br />

– 12 –


vorliegen<strong>den</strong> Straftat dazu bewegen, <strong>den</strong> Namen e<strong>in</strong>er Bewohner<strong>in</strong> der E<strong>in</strong>richtung<br />

zu nennen. Die Vertreter von Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt suchten die E<strong>in</strong>-<br />

richtung unmittelbar danach auf <strong>und</strong> sprachen im Beise<strong>in</strong> der Heimleitung, der<br />

Pflegedienstleitung <strong>und</strong> der stellvertreten<strong>den</strong> Pflegedienstleitung <strong>den</strong> Namen der<br />

Bewohner<strong>in</strong> an. Sofort wurde bei <strong>den</strong> Anwesen<strong>den</strong> Betroffenheit spürbar <strong>und</strong> die<br />

stellvertretende Pflegedienstleitung brach <strong>in</strong> Tränen aus. Die Behör<strong>den</strong>vertreter<br />

forderten die Anwesen<strong>den</strong> daher auf, <strong>den</strong> im Zusammenhang mit dieser Bewohner<strong>in</strong><br />

vorliegen<strong>den</strong> Sachverhalt zu erläutern. Die Heimleitung berichtete dann, dass<br />

e<strong>in</strong>e demente Bewohner<strong>in</strong> von zwei exam<strong>in</strong>ierten Pflegekräften aus „pädagogischen<br />

Grün<strong>den</strong>“ auf e<strong>in</strong>en sogenannten „Stillen Stuhl“ gesetzt wor<strong>den</strong> sei, wenn<br />

die Bewohner<strong>in</strong> aufgr<strong>und</strong> ihrer Erkrankung geschrien oder gerufen habe. Als „Vorbild“<br />

<strong>für</strong> diese Handlungen habe die Fernsehdokumentation „Super Nanny“ gedient,<br />

bei der pädagogische Maßnahmen <strong>in</strong> Familien mit verhaltensauffälligen K<strong>in</strong>dern<br />

gezeigt wer<strong>den</strong>. In besonderen Fällen sei der „Stille Stuhl“ sogar auf <strong>den</strong><br />

Balkon gestellt wor<strong>den</strong> <strong>und</strong> die Bewohner<strong>in</strong> ausgesperrt wor<strong>den</strong>. Die Vertreter des<br />

Heims erklärten, dass Ihnen der Sachverhalt bereits drei Tage zuvor bekannt gewor<strong>den</strong><br />

sei. Es seien E<strong>in</strong>zelgespräche mit allen Pflegekräften des Bereichs <strong>und</strong> <strong>den</strong><br />

Nachtwachen geführt wor<strong>den</strong>, um <strong>den</strong> Sachverhalt aufzuklären. Anschließend seien<br />

die Pflegekräfte, die sich an der Durchführung des oben beschriebenen Fehlverhaltens<br />

beteiligt hätten, sofort durch <strong>den</strong> Heimträger vom Dienst frei gestellt<br />

wor<strong>den</strong>. Bekannt gewor<strong>den</strong> war der Fall <strong>den</strong> Verantwortlichen der E<strong>in</strong>richtung<br />

durch Beobachtungen der stellvertreten<strong>den</strong> Pflegedienstleitung, die unverzüglich<br />

ihre Vorgesetzten <strong>in</strong>formierte. Die Kreisverwaltung nahm am folgen<strong>den</strong> Tag Kontakt<br />

mit der zuständigen Staatsanwaltschaft auf <strong>und</strong> erstattete <strong>in</strong> Absprache mit<br />

dieser bei der zuständigen Polizeidienststelle e<strong>in</strong>e Strafanzeige wegen Nötigung<br />

gegen die beteiligten Pflegekräfte. Die Krim<strong>in</strong>alpolizei nahm die entsprechen<strong>den</strong><br />

Ermittlungen auf. Die Behörde hat im vorliegen<strong>den</strong> Fall Kritik an <strong>den</strong> Leitungskräften<br />

<strong>und</strong> dem Heimträger geübt, da trotz aller korrekt e<strong>in</strong>geleiteten Maßnahmen e<strong>in</strong><br />

sofortiger H<strong>in</strong>weis an die Behörde unterblieben ist. Die Kritik wurde konstruktiv<br />

angenommen <strong>und</strong> seither wer<strong>den</strong> besondere Ereignisse auch von dieser E<strong>in</strong>richtung<br />

telefonisch geschildert.<br />

» Der Sohn e<strong>in</strong>es im Sterben liegen<strong>den</strong> Heimbewohners schaltete die Behörde e<strong>in</strong>,<br />

da nach se<strong>in</strong>er Ansicht - angeblich auch laut Aussagen e<strong>in</strong>es Arztes im Krankenhaus<br />

- se<strong>in</strong> Vater an <strong>den</strong> Auswirkungen mehrerer Dekubiti sterben müsse.<br />

Die Behör<strong>den</strong>vertreter suchten die E<strong>in</strong>richtung noch am gleichen Abend auf <strong>und</strong><br />

nahmen im E<strong>in</strong>vernehmen mit dem Sohn <strong>den</strong> Bewohner <strong>in</strong> Augensche<strong>in</strong>. Des Weiteren<br />

wurde die Pflegeplanung <strong>und</strong> Pflegedokumentation vor Ort e<strong>in</strong>gesehen <strong>und</strong><br />

Kopien zur weiteren Auswertung asserviert. Hieraus wurde deutlich, dass alle Möglichkeiten<br />

zur Dekubitusprophylaxe geplant <strong>und</strong> durchgeführt <strong>und</strong> von e<strong>in</strong>em externen<br />

„W<strong>und</strong>manager“ begleitet wur<strong>den</strong>. Auch die Flüssigkeitsversorgung wurde<br />

<strong>in</strong> Abstimmung mit dem behandeln<strong>den</strong> Hausarzt nach besten Kräften durchge-<br />

– 13 –


führt. Dennoch hatte sich der Zustand des Bewohners mehr <strong>und</strong> mehr verschlech-<br />

tert. Nach Rücksprache mit dem benannten Arzt des Krankenhauses stellte sich<br />

heraus, dass dieser nicht dem Heim e<strong>in</strong>e Schuldzuweisung gemacht, sondern le-<br />

diglich festgestellt hatte, dass die Entstehung der Wun<strong>den</strong> trotz aller Maßnahmen<br />

nicht vermeidbar war.<br />

» E<strong>in</strong>e anonyme Beschwerde erreichte das Ges<strong>und</strong>heitsamt per Telefon. Hier wurde<br />

mitgeteilt, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung der Umgangston des Personals e<strong>in</strong>er be-<br />

stimmten Wohngruppe gegenüber <strong>den</strong> dort leben<strong>den</strong> Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewoh-<br />

nern nicht angemessen sei. Die Behör<strong>den</strong>vertreter suchten daraufh<strong>in</strong> die E<strong>in</strong>richtung<br />

auf <strong>und</strong> begaben sich ohne Anmeldung bei <strong>den</strong> Verantwortlichen unmittelbar<br />

auf <strong>den</strong> benannten Wohnbereich. Das Pflegepersonal war offensichtlich dabei, die<br />

Gr<strong>und</strong>pflege bei <strong>den</strong> dort leben<strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> durchzuführen. Die Behör<strong>den</strong>vertreter<br />

g<strong>in</strong>gen über <strong>den</strong> Flur <strong>und</strong> wur<strong>den</strong> auf e<strong>in</strong> geöffnetes Zimmer aufmerksam, <strong>in</strong><br />

dem zwei Pflegekräfte dabei waren, e<strong>in</strong>e sche<strong>in</strong>bar demente Bewohner<strong>in</strong> zu pflegen.<br />

Die Behör<strong>den</strong>vertreter blieben so auf dem Flur stehen, dass sie ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick<br />

<strong>in</strong> das Zimmer hatten, jedoch hören konnten, was dort gesprochen wurde.<br />

Die Bewohner<strong>in</strong> rief mehrmals beziehungsweise stieß laute Töne aus. E<strong>in</strong>e Pflegekraft<br />

reagierte darauf mit dem sehr barsch ausgesprochenen Wort „Ruhe!“. Des<br />

Weiteren waren Sätze zu hören: „Die liegt hier mit dem nackten H<strong>in</strong>tern drauf!“<br />

<strong>und</strong> „Die lässt sich hängen wie e<strong>in</strong> nasser Sack!“. Beim Verlassen des Zimmers<br />

bemerkten die Pflegekräfte dann die auf dem Flur stehen<strong>den</strong> Behör<strong>den</strong>vertreter.<br />

E<strong>in</strong>e Pflegekraft fragte, worauf die Herren <strong>den</strong>n warten wür<strong>den</strong>, bekam jedoch nur<br />

e<strong>in</strong>e ausweichende Antwort. Diese schien ihr allerd<strong>in</strong>gs ausreichend <strong>und</strong> sie setzte<br />

ihre <strong>Arbeit</strong> fort, ohne sich weiter um die bei<strong>den</strong> ihr unbekannten Männer auf dem<br />

Flur zu kümmern. Die Vertreter von Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt meldeten<br />

sich darauf bei der Heim- <strong>und</strong> Pflegedienstleitung <strong>und</strong> konfrontierten diese mit<br />

dem soeben Erlebten. Geme<strong>in</strong>sam wur<strong>den</strong> dann die Pflegekräfte zu ihrem Verhalten<br />

befragt <strong>und</strong> ihnen vorgehalten, dass dies wohl nicht der richtige Umgang mit<br />

erwachsenen <strong>und</strong> kranken <strong>Menschen</strong> sei. Die Pflegekräfte entgegneten, dass sie<br />

nun selbst über ihr Verhalten erschrocken seien, da es ihnen aus der Perspektive<br />

e<strong>in</strong>es Dritten vorgetragen würde. Dem Heimträger wurde aufgegeben, die Kommunikation<br />

<strong>und</strong> das korrekte Verhalten se<strong>in</strong>er Pflegekräfte zu thematisieren <strong>und</strong> zu<br />

schulen, was auch durchgeführt wurde. Seitens des Heims wurde der Behörde<br />

nach e<strong>in</strong>iger Zeit zurückgemeldet, dass die Reflektion des dortigen Handelns zu e<strong>in</strong>er<br />

Verbesserung der eigenen <strong>Arbeit</strong> beitragen konnte. Des weiteren wur<strong>den</strong> die<br />

Pflegekräfte angehalten, ihnen unbekannte Personen auf <strong>den</strong> Wohnbereichen kritischer<br />

zu befragen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Zweifelsfällen Unterstützung zu holen, da im Berichtszeitraum<br />

e<strong>in</strong>ige Fälle bekannt gewor<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en Personen versucht haben, sich<br />

Zutritt zu Bewohnerzimmern zu verschaffen um dort Diebstähle zu begehen.<br />

– 14 –


Im Berichtszeitraum wur<strong>den</strong> von Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt mehr als 100 Heim-<br />

begehungen aus <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>sten Anlässen durchgeführt. Davon haben 12 Begehun-<br />

gen an Wochenen<strong>den</strong> oder Feiertagen stattgefun<strong>den</strong>. In der Nachtzeit hat es im Berichtszeitraum<br />

ke<strong>in</strong>e Begehungen gegeben, da gemäß <strong>den</strong> Vorgaben des Heimgesetzes hier<strong>für</strong><br />

e<strong>in</strong> konkreter Prüfgr<strong>und</strong> vorliegen muss. E<strong>in</strong> solcher Gr<strong>und</strong> war jedoch <strong>in</strong> <strong>den</strong> Jahren 2005<br />

<strong>und</strong> 2006 nicht gegeben.<br />

Die ger<strong>in</strong>ge Anzahl von 14 Beschwer<strong>den</strong> belegt, dass gr<strong>und</strong>sätzlich die Versorgung <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Heimen gut ist <strong>und</strong> auch das Beschwerdemanagement der Heime gut funktioniert. Wer<strong>den</strong><br />

Beschwer<strong>den</strong> oder Probleme bereits <strong>in</strong> <strong>den</strong> Heimen gelöst, wer<strong>den</strong> diese nicht an die<br />

Behörde herangetragen. Natürlich hat es im Berichtszeitraum zahlreiche Anfragen gegeben,<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong>en Anrufer Probleme vorgetragen haben. Jedoch wollten diese oft ke<strong>in</strong> Tätigwer<strong>den</strong><br />

der Behörde, sondern nur e<strong>in</strong>e Auskunft, um mit der Sicherheit e<strong>in</strong>er behördlichen<br />

Aussage selbst <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>richtung das Problem zu besprechen.<br />

4.2 Überprüfung der Tr<strong>in</strong>kwasserverordnung<br />

Die Tr<strong>in</strong>kwasserverordnung schreibt vor, dass Haus<strong>in</strong>stallationen <strong>in</strong> öffentlichen Gebäu<strong>den</strong><br />

<strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>schaftse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> hygienischer H<strong>in</strong>sicht überprüft wer<strong>den</strong> müssen. Es ist<br />

bekannt, dass Fehlplanungen, schlechte Wartungen oder nicht bestimmungsgemäßer Betrieb<br />

von Haus<strong>in</strong>stallationen die Wasserqualität bee<strong>in</strong>flussen können.<br />

Im Kaltwasserbereich s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere mikrobiologische Parameter, sowie die Schwermetalle,<br />

Blei <strong>und</strong> Nickel von Interesse, im Warmwasserbereich die Legionellen.<br />

Die Überprüfung der Hygiene im Kaltwasserbereich erfolgt stichprobenartig durch jährliche<br />

Probeentnahmen an unterschiedlichen Zapfstellen im Gebäude. Das Warmwassersystem<br />

wird nach dem DVGW <strong>Arbeit</strong>sblatt W 551-Tr<strong>in</strong>kwassererwärmungs- <strong>und</strong> Tr<strong>in</strong>kwasserleitungsanlagen;<br />

Technische Maßnahmen zur Verm<strong>in</strong>derung des Legionellenwachstums;<br />

Planung, Errichtung, Betrieb <strong>und</strong> Sanierung von Tr<strong>in</strong>kwasser<strong>in</strong>stallationen, abhängig vom<br />

jeweiligen Warmwasserversorgungssystem <strong>und</strong> <strong>den</strong> bisherigen Untersuchungsergebnissen<br />

<strong>in</strong> 1 bis 3-jährlichen Abstand untersucht.<br />

Die Untersuchung der Kaltwassersysteme <strong>in</strong> 2006 ergab nur <strong>in</strong> seltenen Fällen Beanstandungen.<br />

Vere<strong>in</strong>zelnd wur<strong>den</strong> erhöhte Nickelgehalte an e<strong>in</strong>zelnen Zapfstellen gemessen,<br />

was auf Armaturen mit erhöhter Nickelabgabe zurückzuführen war. Nach Austausch der<br />

Armatur war das Problem erledigt. Systemische Kontam<strong>in</strong>ation konnten <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall<br />

festgestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Die Beprobungen der Warmwassersysteme auf <strong>den</strong> Gehalt an Legionellen zeigten im Jahre<br />

2006 ke<strong>in</strong>e Werte, die e<strong>in</strong>e sofortige Nachuntersuchung zur Folge gehabt hätten. Dennoch<br />

wiesen 7 von 22 der <strong>in</strong> 2006 untersuchten Warmwassersysteme mittlere bis hohe<br />

Legionellenkontam<strong>in</strong>ationen auf, so dass bau-, betriebs- oder verfahrenstechnische Maß-<br />

– 15 –


nahmen erforderlich gewesen s<strong>in</strong>d. Unter anderem wird <strong>in</strong> solchen Fällen durch e<strong>in</strong>e regelmäßige,<br />

thermische Des<strong>in</strong>fektion die Anzahl der Legionellen soweit reduziert, dass ke<strong>in</strong>e<br />

Ges<strong>und</strong>heitsgefahr besteht. Bei e<strong>in</strong>er thermischen Des<strong>in</strong>fektion wird das Wasser <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Warmwassersystems auf über 70 Grad Celsius erhitzt, da ab dieser Temperatur<br />

die Legionellen absterben. Da ältere <strong>Menschen</strong> zu <strong>den</strong> gefährdeten Personengruppen <strong>für</strong><br />

Legionellen<strong>in</strong>fektionen gehören, bieten jährliche Kontrolluntersuchungen der Warmwassersysteme<br />

auf Legionellen <strong>und</strong> die Durchführung der beschriebenen Maßnahmen e<strong>in</strong>e<br />

gute Möglichkeit, Infektionsrisiken frühzeitig zu erkennen <strong>und</strong> zu beseitigen.<br />

4.3 Überprüfung der Heimpersonalverordnung<br />

Die Überprüfung der Personalstruktur der Altenpflegeheime ist e<strong>in</strong> wichtiger Faktor der<br />

<strong>Arbeit</strong> der Heimaufsicht. Durch e<strong>in</strong>e quantitativ <strong>und</strong> qualitativ ausreichende Personalausstattung<br />

kann die Sicherstellung e<strong>in</strong>er dauerhaft guten Versorgung gewährleistet wer<strong>den</strong>.<br />

Durch die personelle Verstärkung der Heimaufsicht kann die Überprüfung der Personalstruktur<br />

der Heime nun zweimal jährlich durchgeführt wer<strong>den</strong>.<br />

Gemäß <strong>den</strong> Vorschriften der Heimpersonalverordnung muss jede zweite Kraft des <strong>für</strong><br />

betreuende Tätigkeiten e<strong>in</strong>gesetzten Personals e<strong>in</strong>e Fachkraft se<strong>in</strong>. Die Def<strong>in</strong>ition der<br />

betreuen<strong>den</strong> Tätigkeiten bezieht sich dabei nicht alle<strong>in</strong> auf die pflegerischen Verrichtungen,<br />

sondern auch auf <strong>den</strong> Sozialen Dienst. Demnach s<strong>in</strong>d bei der Bemessung der Fachkraftquote<br />

auch die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter des Sozialen Dienstes e<strong>in</strong>zuberechnen.<br />

Hierdurch ist es möglich, dass zum Beispiel der Fachkraftanteil beim Pflegepersonal<br />

unter 50 % liegt, jedoch der Fachkraftanteil aller Mitarbeiter <strong>für</strong> betreuende Tätigkeiten<br />

(also <strong>in</strong>klusive des Sozialen Dienstes) die gesetzlichen Anforderungen voll erfüllt.<br />

Die Heime wer<strong>den</strong> von der Heimaufsicht schriftlich gebeten, Unterlagen über ihre personelle<br />

Ausstattung <strong>und</strong> die Belegungsstruktur (Anzahl der Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> e<strong>in</strong>zelnen Pflegestufen) vorzulegen. Anhand der Belegungsstruktur kann mittels der<br />

Orientierungswerte (Anhaltszahlen der Kostenträger zur Berechnung des Personalbedarfs<br />

<strong>in</strong> der Pflege <strong>und</strong> im Sozialen Dienst) der Personalbedarf der E<strong>in</strong>richtung festgestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Leider hat der Gesetzgeber bislang der Heimaufsicht ke<strong>in</strong> eigenes Instrumentarium<br />

an die Hand gegeben, um <strong>den</strong> Personalbedarf der Heime berechnen zu können. Die Lösung<br />

des Problems verbleibt dadurch bei <strong>den</strong> e<strong>in</strong>zelnen Behör<strong>den</strong>. Verschie<strong>den</strong>e Versuche<br />

anderer Heimaufsichtsbehör<strong>den</strong>, e<strong>in</strong> Berechnungsmodell <strong>in</strong> der Praxis anzuwen<strong>den</strong>, s<strong>in</strong>d<br />

vor <strong>den</strong> Verwaltungsgerichten gescheitert. Daher hat sich der Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss entschlossen,<br />

die Orientierungswerte anzulegen, da diese auch Gegenstand der Personalbemessung<br />

bei <strong>den</strong> Vergütungsverhandlungen s<strong>in</strong>d. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass<br />

durch diese Vorgehensweise e<strong>in</strong> realistisches Bild entsteht. Die Berechnungen der Heimaufsicht<br />

wer<strong>den</strong> auch von <strong>den</strong> Heimträgern akzeptiert.<br />

Die von <strong>den</strong> Heimträgern vorgelegten Personaldaten wer<strong>den</strong> ausgewertet <strong>und</strong> die Zahl<br />

der Fachkräfte <strong>und</strong> der Hilfskräfte errechnet. Die errechneten Werte können dann dem<br />

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ermittelten Personalbedarf gegenübergestellt wer<strong>den</strong>. Somit ergibt sich e<strong>in</strong> Überblick, ob<br />

die E<strong>in</strong>richtung über genügend Personal (gemessen an dem Personalbudget, dass der<br />

E<strong>in</strong>richtung durch die Kostenträger bewilligt wurde, nicht an e<strong>in</strong>em subjektiv wünschenswerten<br />

Standard!) verfügt <strong>und</strong> ob der Anteil der Fachkräfte ausreichend ist.<br />

Mit <strong>den</strong> Personalabteilungen der Heimträger hat die Heimaufsicht Term<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>bart, um<br />

stichprobenartig E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Personalakten zu nehmen. Dabei wurde geprüft, ob die<br />

vom Heimträger gemachten Angaben, zum Beispiel zum Beschäftigungsumfang e<strong>in</strong>zelner<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter, sich mit <strong>den</strong> <strong>Arbeit</strong>sverträgen deckten. In drei Fällen<br />

konnte hier festgestellt wer<strong>den</strong>, dass bei Mitarbeiter<strong>in</strong>nen, die als Pflegefachkräfte gemeldet<br />

waren, die formelle Qualifikation nicht anhand der Personalakte bestätigt wer<strong>den</strong><br />

konnte. In e<strong>in</strong>em Fall konnte e<strong>in</strong>e Ausbildung zur Krankenschwester im Ausland nicht<br />

nach deutschem Recht anerkannt wer<strong>den</strong>, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Fall war der Heimträger irrtümlich<br />

davon ausgegangen, dass die Ausbildung zur Hebamme <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Anerkennung als<br />

Pflegefachkraft ausreichend sei. Im dritten Fall war trotz erfolgreichem Abschluss der Berufsausbildung<br />

die Anerkennungsurk<strong>und</strong>e nicht durch die zuständige Behörde ausgestellt<br />

wor<strong>den</strong>. Durch e<strong>in</strong> Tätigwer<strong>den</strong> des Kreisges<strong>und</strong>heitsamtes konnte dieser formelle Schritt<br />

nachgeholt wer<strong>den</strong>, so dass nunmehr die vollständigen Personalunterlagen vorlagen.<br />

Auf Gr<strong>und</strong>lage dieser Erfahrung hat die Heimaufsicht die Heimträger nochmals auf die<br />

Notwendigkeit h<strong>in</strong>gewiesen, neben <strong>den</strong> Abschlusszeugnissen auch die Anerkennungsurkun<strong>den</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Personalakten zu führen. Nur so kann sichergestellt wer<strong>den</strong>, dass als Fachpersonal<br />

e<strong>in</strong>gestellte Personen auch tatsächlich über die formelle Qualifikation verfügen.<br />

Die Auswertung der Strukturdaten zur Personalausstattung zeigte e<strong>in</strong> sehr positives Bild.<br />

Bei der letzten Überprüfung zum Stichtag 01.09.2006, die hier beispielhaft beleuchtet<br />

wer<strong>den</strong> soll, war die Fachkraftquote <strong>in</strong> allen <strong>Altenpflegeheimen</strong> erfüllt. Im Durchschnitt<br />

lag die Fachkraftquote aller Pflegeheime im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss bei 56%. Auch die quantitative<br />

Personalausstattung war gr<strong>und</strong>sätzlich zufrie<strong>den</strong>stellend, lediglich <strong>in</strong> zwei Fällen<br />

waren Nachfragen durch die Verwaltung notwendig, da zum abgefragten Stichtag die Personalausstattung<br />

unterhalb des Wertes lag, <strong>den</strong> die Heimaufsicht anhand der Orientierungswerte<br />

berechnet hatte. In e<strong>in</strong>em Heim wurde festgestellt, dass dauerhaft Personal<br />

von Zeitarbeitsfirmen e<strong>in</strong>gesetzt wird, um die Abdeckung der e<strong>in</strong>zelnen Dienste zu erreichen.<br />

Dies ist auf Gr<strong>und</strong>lage des Heimgesetzes gr<strong>und</strong>sätzlich nicht zu beanstan<strong>den</strong>, da<br />

das Heimrecht dem Heim nicht vorschreibt, dass das Personal „fest angestellt“ se<strong>in</strong> muss.<br />

Die Situation wird jedoch von der Heimaufsicht kritisch gesehen, da „eigenes“ Personal<br />

e<strong>in</strong>e stärkere B<strong>in</strong>dung zur E<strong>in</strong>richtung <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere zu <strong>den</strong> Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohnern<br />

entwickelt, als ständig wechselnde Kräfte. Vor allem im H<strong>in</strong>blick auf die Qualitätsentwicklung<br />

<strong>und</strong> Qualitätssicherung s<strong>in</strong>d die Kräfte von Zeitarbeitsfirmen bei e<strong>in</strong>em<br />

dauerhaften E<strong>in</strong>satz wenig effektiv.<br />

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Aufgr<strong>und</strong> der stichtagsbezogenen Abfrage können sich Auffälligkeiten bei der quantitativen<br />

Personalausstattung ergeben, die zum Beispiel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall durch e<strong>in</strong>e Häufung von<br />

Höherstufungen (15 Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> kurzer Zeit von Pflegestufe<br />

II <strong>in</strong> Pflegestufe III e<strong>in</strong>gestuft) begründet lag. Hierdurch stieg der anhand der Orientierungswerte<br />

zum festgelegten Stichtag berechnete Personalbedarf sprunghaft an. Der<br />

Heimträger konnte jedoch <strong>in</strong> der Kürze der Zeit durch Neue<strong>in</strong>stellungen diese Steigerung<br />

nicht kompensieren. Des Weiteren s<strong>in</strong>d Neue<strong>in</strong>stellungen <strong>in</strong> solchen Situationen <strong>für</strong> die<br />

Heimträger immer e<strong>in</strong> wirtschaftliches Risiko, da sich die Struktur der Verteilung der Pflegestufen<br />

auch kurzfristig wieder nach unten entwickeln kann. Hierdurch wür<strong>den</strong> dem<br />

Heimträger nicht mehr die E<strong>in</strong>nahmen zur Verfügung stehen, um die durch <strong>den</strong> Abschluss<br />

von <strong>Arbeit</strong>sverträgen dauerhaft entstehende B<strong>in</strong>dung von Personalkosten zu ref<strong>in</strong>anzieren.<br />

Es muss an dieser Stelle darauf h<strong>in</strong>gewiesen wer<strong>den</strong>, dass sich der <strong>Arbeit</strong>saufwand<br />

<strong>für</strong> das Pflegepersonal nicht durch <strong>den</strong> bürokratischen Vorgang der Höherstufung schlagartig<br />

erhöht. Der Pflegebedarf e<strong>in</strong>er Bewohner<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong>es Bewohners entwickelt sich<br />

langsam. Mit steigendem Pflegebedarf ist kraft der gesetzlichen Vorgaben auch die entsprechend<br />

notwendige Leistung vom Heimpersonal zu erbr<strong>in</strong>gen. Die Höherstufung als<br />

solche dokumentiert <strong>den</strong> gestiegenen Pflegebedarf <strong>und</strong> die erbrachte Leistung des Personals<br />

<strong>in</strong> der Regel erst nach Wochen <strong>und</strong> Monaten <strong>und</strong> führt erst dann zu e<strong>in</strong>er höheren<br />

Vergütung <strong>für</strong> die Heime.<br />

Aus diesem Zusammenhang ist ersichtlich, wie schwierig die Kalkulation des Personale<strong>in</strong>satzes<br />

<strong>für</strong> die Heimträger ist. Die durch die Pflegekassen festgelegten Pflegestufen entsprechen<br />

nicht dem tatsächlichen Aufwand, dieser liegt <strong>in</strong> der Regel höher. Bei Neuaufnahmen<br />

hat die E<strong>in</strong>richtung nur bed<strong>in</strong>gt E<strong>in</strong>fluss auf die Pflegestufe des neu e<strong>in</strong>ziehen<strong>den</strong><br />

<strong>Menschen</strong>. Die Personalausgaben bleiben jedoch <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Wirtschaftperiode relativ<br />

stabil.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Problem der stichtagsbezogenen Überprüfung liegt dar<strong>in</strong> begründet, dass<br />

sich schnell Auffälligkeiten ergeben, wenn kurz vor dem Stichtag oder genau zum Stichtag<br />

e<strong>in</strong>zelne Pflegekräfte <strong>den</strong> <strong>Arbeit</strong>sgeber wechseln oder auch <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen vom bisherigen<br />

<strong>Arbeit</strong>geber (also vom Träger des überprüften Heims) entlassen wur<strong>den</strong>. Bei e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

oder mittleren Pflegee<strong>in</strong>richtung mit zum Beispiel 20 Vollzeitstellen <strong>in</strong> der Pflege hat es<br />

rechnerisch -bezogen auf die quantitative <strong>und</strong> qualitative Personalausstattung- schnell<br />

bedeutsame Auswirkungen, wenn zu dem von der Heimaufsicht festgelegten Stichtag 1<br />

Vollzeitstelle aus <strong>den</strong> oben genannten Grün<strong>den</strong> vom Heimträger als nicht besetzt gemeldet<br />

wer<strong>den</strong> muss.<br />

Die Nachteile der stichtagsbezogenen Überprüfungen müssen <strong>in</strong> Kauf genommen wer<strong>den</strong>,<br />

da nur durch <strong>den</strong> Abgleich der Zahlen zu e<strong>in</strong>em festgelegten Term<strong>in</strong> die Personalstruktur<br />

errechnet wer<strong>den</strong> kann. Durch die regelmäßige Wiederholung der stichtagsbezogenen<br />

Prüfungen wird jedoch auch die Gesamtentwicklung der Personalstruktur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pflegeheim<br />

klar erkennbar, so dass hierdurch die oben genannten Nachteile wieder ausgegli-<br />

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chen wer<strong>den</strong> können. Sofern sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Pflegeheimen über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum<br />

Auffälligkeiten gezeigt haben, hat die Heimaufsicht mehr als zwei Überprüfungen<br />

der Personalstruktur im Jahr durchgeführt. Hierdurch wurde erkennbar, ob Maßnahmen<br />

(Ausschreibungen, Bewerbungsverfahren, Bewerbungsgespräche), die zuvor mit dem<br />

Heimträger abgestimmt waren <strong>und</strong> zusätzlich der Behörde nachgewiesen wer<strong>den</strong> mussten,<br />

auch tatsächlich e<strong>in</strong>geleitet waren.<br />

Abschließend wird nochmals klargestellt, dass die Überprüfung der Personalstrukturen <strong>in</strong><br />

allen Heimen zu guten Ergebnissen geführt hat <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e heimrechtlichen Maßnahmen<br />

der Heimaufsichtsbehörde notwendig waren. Sofern Problemstellungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Heimen<br />

aufgetreten s<strong>in</strong>d, konnten diese <strong>in</strong> vertrauensvoller Zusammenarbeit mit <strong>den</strong> Heimträgern<br />

besprochen <strong>und</strong> beraten wer<strong>den</strong>. Die Heimträger haben dann -auch im eigenen Interesse<br />

e<strong>in</strong>er guten Leistungserbr<strong>in</strong>gung- die notwendigen Maßnahmen e<strong>in</strong>geleitet <strong>und</strong> durchgeführt,<br />

um die Personalausstattung zu verbessern. Lediglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung bemängelt<br />

die Heimaufsicht nachhaltig <strong>den</strong> dauerhaften <strong>und</strong> verstärkten E<strong>in</strong>satz von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern von Zeitarbeitsfirmen aus <strong>den</strong> bereits oben genannten Grün<strong>den</strong>. Leider<br />

zeigt der Heimträger hier ke<strong>in</strong> Interesse an e<strong>in</strong>er Verbesserung der Situation. Heimaufsicht<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem zuständigen Landesverband<br />

der Pflegekassen daher im Jahr 2007 verstärkt Prüfungen <strong>in</strong> der betroffenen E<strong>in</strong>richtung<br />

durchführen. Dabei soll festgestellt wer<strong>den</strong>, ob trotz des nachhaltigen E<strong>in</strong>satzes von<br />

Kräften von Zeitarbeitsfirmen die pflegerische Versorgung unter <strong>den</strong> Aspekten der Qualitätssicherung<br />

gewährleistet ist, da sich nur dann rechtliche Möglichkeiten ergeben, um<br />

<strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz der Zeitarbeiter zu unterb<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />

4.4 Heimvertragsprüfungen<br />

Im Berichtszeitraum wur<strong>den</strong> 3 Heimvertragsmuster durch die Heimaufsicht geprüft, die<br />

von <strong>den</strong> Heimträgern zur Genehmigung übersandt wur<strong>den</strong>. Die ger<strong>in</strong>ge Zahl ist darauf<br />

zurückzuführen, dass nach der Novellierung des Heimgesetzes im Jahr 2001 die Heimträger<br />

im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss ihre Vertragsmuster schnell an die neue Rechtslage angepasst<br />

haben <strong>und</strong> diese Muster bis heute unverändert im E<strong>in</strong>satz s<strong>in</strong>d.<br />

4.5 Nosokomiale Infektionen<br />

Das Kreisges<strong>und</strong>heitsamt hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Infektionsbericht bereits die besondere Problematik<br />

von Gruppenerkrankungen <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftse<strong>in</strong>richtungen beschrieben. Dabei s<strong>in</strong>d<br />

nosokomiale Infektionen (Infektionen, die <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaftse<strong>in</strong>richtung erworben<br />

wur<strong>den</strong>) <strong>in</strong> <strong>Altenpflegeheimen</strong> deshalb so problematisch, weil der hier lebende<br />

Personenkreis aufgr<strong>und</strong> von Alter, Pflegebedürftigkeit <strong>und</strong> <strong>den</strong> oftmals vorliegen<strong>den</strong><br />

Gr<strong>und</strong>erkrankungen sehr anfällig <strong>für</strong> <strong>den</strong> Erwerb von übertragbaren Krankheitserregern ist<br />

<strong>und</strong> die Auswirkungen die alten <strong>Menschen</strong> besonders schwer treffen können.<br />

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Insbesondere das Noro-Virus kann nur durch die strikte E<strong>in</strong>haltung von Hygiene <strong>in</strong> allen<br />

Funktionsbereichen e<strong>in</strong>es Pflegeheims e<strong>in</strong>gedämmt wer<strong>den</strong>, da es ke<strong>in</strong>erlei therapeutische<br />

Behandlungsmöglichkeiten gegen diesen Verursacher von Durchfällen <strong>und</strong> Erbrechen gibt.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Ausbruch von Noro-Viren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pflegeheim s<strong>in</strong>d die Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Bewohner akut gefährdet, da mit der Symptomatik e<strong>in</strong> erheblicher Flüssigkeitsverlust bei<br />

<strong>den</strong> alten <strong>Menschen</strong> verbun<strong>den</strong> ist, der im schlimmsten Fall zum Tode führen kann.<br />

Daher war im Berichtszeitraum die Beratung der Heime beim Auftreten von nosokomialen<br />

Infektionen wieder e<strong>in</strong> Schwerpunkt der <strong>Arbeit</strong> des Ges<strong>und</strong>heitsamtes. Leider musste immer<br />

wieder festgestellt wer<strong>den</strong>, dass die Meldungen der Heime oftmals erst e<strong>in</strong>ige Tage<br />

nach dem Auftreten der ersten Erkrankungen an das Ges<strong>und</strong>heitsamt erfolgten. Insbesondere<br />

an Wochenen<strong>den</strong> <strong>und</strong> Feiertagen kam es hier immer wieder zu Verzögerungen,<br />

obwohl die Meldewege durch e<strong>in</strong> R<strong>und</strong>schreiben der Verwaltung bereits im Jahr 2003 allen<br />

Heimen zugänglich gemacht wor<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d. Demnach ist das Kreisges<strong>und</strong>heitsamt über<br />

die Kreisleitstelle an 365 Tagen im Jahr r<strong>und</strong> um die Uhr erreichbar. E<strong>in</strong>e schnellstmögliche<br />

Meldung ist notwendig, um e<strong>in</strong>erseits unverzüglich Stuhlproben zu veranlassen die<br />

e<strong>in</strong>en Erregernachweis ermöglichen, andererseits um durch die verb<strong>in</strong>dliche Absprache<br />

von Hygienemaßnahmen die weitere Verbreitung von Krankheitserregern <strong>in</strong> <strong>den</strong> Heimen<br />

zu vermei<strong>den</strong>.<br />

Das Ges<strong>und</strong>heitsamt hat immer wieder festgestellt, dass trotz des Hygienemanagements<br />

<strong>und</strong> der zum Teil vertraglich verpflichteten, externen Hygieneberater <strong>in</strong> <strong>den</strong> Heimen immer<br />

wieder kle<strong>in</strong>ere Lücken auftreten, die zu e<strong>in</strong>er Durchbrechung der E<strong>in</strong>haltung strikter<br />

Hygiene führen können. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist die Verwaltung an der schnellen Meldung<br />

durch die Heime so sehr <strong>in</strong>teressiert, da gerade diese kle<strong>in</strong>en Lücken, zum Beispiel Hol<strong>und</strong><br />

Br<strong>in</strong>gedienste beim Wäschetransport, fatale Auswirkungen haben <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Ausbreitung<br />

der Krankheitserreger über zentrale Stellen des Heims auf die gesamte E<strong>in</strong>richtung<br />

möglich machen.<br />

Im Berichtszeitraum wur<strong>den</strong> 13 Gruppenerkrankungen von <strong>den</strong> <strong>Altenpflegeheimen</strong> gemeldet<br />

(2005: 8; 2006: 5), bei <strong>den</strong>en im Rahmen e<strong>in</strong>es Erregernachweises Noro-Viren als<br />

Ursache festgestellt wur<strong>den</strong>. Im Rahmen dieser 13 Herde (E<strong>in</strong>richtung, <strong>in</strong> der die Gruppenerkrankung<br />

auftritt) wur<strong>den</strong> <strong>in</strong>sgesamt 378 Erkrankte vom Ges<strong>und</strong>heitsamt registriert.<br />

Bereits Anfang 2007 war festzustellen, dass die Anzahl der Herde <strong>und</strong> der Erkrankten<br />

drastisch zunehmen wird: bereits <strong>in</strong> <strong>den</strong> ersten Monaten des Jahres wur<strong>den</strong> 13 Herde mit<br />

478 Erkrankten von <strong>den</strong> Heimen gemeldet!<br />

Des Weiteren meldeten im Jahr 2006 die Altenpflegeheime 3 Gruppenerkrankungen durch<br />

Scabies-Erreger mit <strong>in</strong>sgesamt 30 Erkrankten.<br />

Durch Kontrollen von Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt wurde <strong>in</strong> <strong>den</strong> Zeiten e<strong>in</strong>er Gruppenerkrankung<br />

das Hygieneverhalten des Pflegepersonals verstärkt kontrolliert. Dabei<br />

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wurde zum Teil festgestellt, dass das Hygieneverständnis bei vielen Pflegekräften nur unzureichend<br />

vorhan<strong>den</strong> ist. Im Gespräch können die Pflegekräfte zwar die theoretischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen nennen, jedoch scheitert die E<strong>in</strong>haltung der Hygiene an der praktischen Umsetzung.<br />

Dies ist zum e<strong>in</strong>en mit dem erhöhten <strong>Arbeit</strong>sdruck auf das Pflegepersonal während<br />

der Zeit e<strong>in</strong>er Gruppenerkrankung zu erklären, zum andern aber auch auf e<strong>in</strong> gewisses<br />

Maß an Unwissenheit über die Notwendigkeit der Hygiene, <strong>in</strong>sbesondere bei<br />

Pflegehilfskräften. Hier wurde durch Informationsveranstaltungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Heimen versucht,<br />

das Hygieneverständnis zu verbessern.<br />

Für die Heime selbst stellt das Auftreten von nosokomialen Infektionen e<strong>in</strong>e erhebliche<br />

Belastung dar, da auch oftmals das Personal selbst durch Krankheit ausfällt. Da <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Zeiten der Infektion der <strong>Arbeit</strong>saufwand durch die zusätzlichen Hygienemaßnahmen sowie<br />

die Versorgung <strong>und</strong> Betreuung der erkrankten Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner ebenfalls<br />

höher ist, kommt es schnell zu Problemen <strong>und</strong> Schwierigkeiten <strong>in</strong> der täglichen <strong>Arbeit</strong>.<br />

An die Heim- <strong>und</strong> Pflegedienstleitungen ist daher seitens des Ges<strong>und</strong>heitsamtes immer<br />

wieder appelliert wor<strong>den</strong>, die Meldungen nosokomialer Infektionen schnellstmöglich vorzunehmen<br />

<strong>und</strong> dem Pflegepersonal das R<strong>und</strong>schreiben mit der Darstellung der Meldewege<br />

zugänglich zu machen.<br />

4.6 Qualitätsprüfungen durch <strong>den</strong> MDK<br />

Im Auftrag der Landesverbände der Pflegekassen hat der Mediz<strong>in</strong>ische Dienst der Krankenkassen<br />

(MDK Nordrhe<strong>in</strong>) <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Altenpflegeheimen</strong> im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss wieder zahlreiche<br />

Qualitätsprüfungen durchgeführt. Im Rahmen der guten Zusammenarbeit zwischen<br />

Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss, MDK <strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esknappschaft Bochum liegen Heimaufsicht <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsamt sämtliche Prüfberichte vor. Auch die Term<strong>in</strong>e der Prüfungen wur<strong>den</strong> dem<br />

Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss stets vorab durch <strong>den</strong> MDK mitgeteilt. An 7 von 12 Qualitätsprüfungen<br />

hat der Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss <strong>in</strong> der Rolle e<strong>in</strong>es Beobachters an <strong>den</strong> Prüfungen der Struktur<strong>und</strong><br />

Prozessqualität teilgenommen. An der Prüfung der Ergebnisqualität, die durch Bewohnerbesuche<br />

der MDK-Prüfer erfolgt, nehmen die Behör<strong>den</strong>vertreter jedoch nicht teil,<br />

da dies e<strong>in</strong>e zu große <strong>und</strong> vermeidbare Belastung <strong>für</strong> die Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner<br />

darstellen würde <strong>und</strong> die Ergebnisse später anonymisiert übermittelt wer<strong>den</strong>.<br />

Die Ergebnisse des MDK besche<strong>in</strong>igen <strong>den</strong> 12 geprüften Heimen, dass e<strong>in</strong>e sach- <strong>und</strong><br />

fachgerechte Pflege gewährleistet ist. Selbstverständlich wur<strong>den</strong> Verbesserungspotentiale<br />

<strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>richtungen deutlich <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen, wenigen Fällen kle<strong>in</strong>ere Defizite <strong>in</strong> der<br />

Versorgung der vom MDK besuchten Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner festgestellt. Die Stellungnahmen<br />

der Heimträger zu <strong>den</strong> MDK-Berichten zeigen jedoch auf, wie dankbar die<br />

gegebenen H<strong>in</strong>weise zur Verbesserung der eigenen <strong>Arbeit</strong> aufgenommen wer<strong>den</strong>. Auffallend<br />

war auch, dass die Befragung der MDK-Prüfer bei <strong>den</strong> auskunftsfähigen Bewohner<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Bewohnern fast immer e<strong>in</strong> hohes Maß an Zufrie<strong>den</strong>heit bei <strong>den</strong> aufgesuchten<br />

<strong>Menschen</strong> widerspiegelte.<br />

– 21 –


Die Feststellungen von Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt des Rhe<strong>in</strong>-Kreises Neuss bezüg-<br />

lich der guten Versorgung der Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner <strong>in</strong> fast allen <strong>Altenpflegeheimen</strong><br />

wurde durch die unabhängigen Prüfungen des MDK somit klar bestätigt.<br />

4.7 Zusammenfassung<br />

In <strong>den</strong> Jahren 2005 <strong>und</strong> 2006 haben Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt <strong>in</strong> jedem Heim<br />

Begehungen durchgeführt <strong>und</strong> Prüfungen vorgenommen. Dabei konnte erneut festgestellt<br />

wer<strong>den</strong>, dass der weitaus größte Teil der Heime gemessen an <strong>den</strong> gesetzlichen Vorgaben<br />

e<strong>in</strong>e gute pflegerische Versorgung der Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner gewährleistet. Die<br />

gleichzeitig festgestellten Mängel <strong>und</strong> Problemfälle wur<strong>den</strong> genau geprüft <strong>und</strong> analysiert.<br />

Dabei hat sich erneut gezeigt, wie wichtig e<strong>in</strong>e objektive Prüfung ist, bei der alle beteiligten<br />

Seiten angehört wer<strong>den</strong>, bevor die Behörde e<strong>in</strong>e Wertung des Sachverhaltes vornimmt.<br />

Je nach Ergebnis der Überprüfungen wur<strong>den</strong> konkrete Maßnahmen durch die Behörde<br />

e<strong>in</strong>geleitet oder im Zuge der Beratung dem Heimträger die Möglichkeit gegeben,<br />

aus eigener Kraft <strong>und</strong> mit eigenen Mitteln die erkannten Probleme abzustellen.<br />

Die Zusammenarbeit mit <strong>den</strong> Heimträgern, Heim- <strong>und</strong> Pflegedienstleitungen <strong>und</strong> <strong>den</strong> übrigen<br />

Stellen <strong>und</strong> Institutionen erfolgt auf der Basis des gegenseitigen Vertrauens <strong>und</strong> mit<br />

dem geme<strong>in</strong>samen Ziel, die Pflege <strong>und</strong> Betreuung der alten <strong>Menschen</strong> im Rahmen der<br />

gegebenen Möglichkeiten optimal zu gestalten. E<strong>in</strong> Beweis hier<strong>für</strong> ist die hohe Zahl von<br />

Mitteilungen der Heime selbst gegenüber der Behörde, wenn vor Ort Beschwer<strong>den</strong> oder<br />

Probleme aufgetreten s<strong>in</strong>d.<br />

Verbesserungspotentiale s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen beim Umgang mit nosokomialen Infektionen<br />

zu erkennen. Hier wird die Verwaltung weiterh<strong>in</strong> mit <strong>den</strong> Heimträgern, Heimleitungen<br />

<strong>und</strong> Pflegedienstleitungen <strong>in</strong> Kontakt bleiben <strong>und</strong> verstärkte Kontrollen durchführen.<br />

Die personelle Ausstattung der E<strong>in</strong>richtungen ist aus behördlicher Sicht zufrie<strong>den</strong>stellend,<br />

wenngleich die Personaldecke der Heime alle<strong>in</strong> durch die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Ref<strong>in</strong>anzierung<br />

der Personalkosten geregelt wird <strong>und</strong> sich daher nicht an <strong>den</strong> tatsächlichen<br />

Bedürfnissen der alten <strong>Menschen</strong> orientiert. Dieses Problem kann jedoch nicht durch die<br />

Heimaufsicht oder das Ges<strong>und</strong>heitsamt gelöst wer<strong>den</strong>, sondern ist Aufgabe der Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> der zuständigen politischen Gremien. Das <strong>in</strong> <strong>den</strong> Heimen im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss<br />

trotz dieser engen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>e so gute <strong>Arbeit</strong> geleistet wird, ist zu e<strong>in</strong>em<br />

Großteil dem E<strong>in</strong>satz der engagierten Leitungs- <strong>und</strong> Pflegekräfte zu verdanken.<br />

5. Ursachen <strong>für</strong> Mängel <strong>in</strong> der stationären Altenpflege<br />

Wer<strong>den</strong> Mängel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung festgestellt, hat die Behörde e<strong>in</strong>e Beratung durchzuführen<br />

<strong>und</strong> somit dem Heimträger Gelegenheit zu geben, die Probleme zu beseitigen. Dies<br />

setzt auf Seiten der Behörde voraus, dass die eigentlichen Ursachen <strong>für</strong> Mängel auch analysiert<br />

wer<strong>den</strong>. Natürlich s<strong>in</strong>d diese Ursachen zu vielschichtig, um diese hier im E<strong>in</strong>zelnen<br />

– 22 –


zu beschreiben. Jedoch soll versucht wer<strong>den</strong>, e<strong>in</strong>zelne Ursachen aufzuzeigen, die sich <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> vergangenen Jahren der <strong>Arbeit</strong> von Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt wiederholt<br />

feststellen ließen. Hier s<strong>in</strong>d auch Erfahrungen außerhalb des Berichtszeitraumes 2005 /<br />

2006 e<strong>in</strong>geflossen.<br />

Mögliche Ursachen können <strong>in</strong> drei Kategorien e<strong>in</strong>geteilt wer<strong>den</strong>: „Materielle Ursachen“,<br />

„Organisatorische Ursachen“ <strong>und</strong> „Personelle Ursachen“.<br />

5.1 Materielle Ursachen<br />

Hierbei handelt es sich gr<strong>und</strong>sätzlich um die am leichtesten zu behebende Ursache: Fehlende<br />

Materialien <strong>und</strong> Hilfsmittel. Ist ke<strong>in</strong>e Schutzkleidung vorhan<strong>den</strong>, kann das Pflegepersonal<br />

die Hygienerichtl<strong>in</strong>ien nicht e<strong>in</strong>halten. Ist ke<strong>in</strong>e Sitzwaage vorhan<strong>den</strong>, wird das<br />

Pflegepersonal alte <strong>Menschen</strong> nicht mehr wiegen, wenn diese nicht mehr stehen können.<br />

Fehlt es an geschlossenen Behältern, wird die Schmutzwäsche <strong>in</strong> Säcke verpackt <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

offenen Wagen durch das Heim gefahren. Sofern Mängel auf solche Materiellen Ursachen<br />

zurückgeführt wer<strong>den</strong> können, kann der Heimträger diese Probleme durch entsprechende<br />

Beschaffungen beseitigen.<br />

5.2 Organisatorische Ursachen<br />

Die Abläufe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Altenpflegeheim bestehen aus zahlreichen Prozessen wie zum Beispiel:<br />

Pflege, Speisenversorgung, Wäscheversorgung, Hausre<strong>in</strong>igung, Hausmeisterdienst,<br />

Fahrdienste, Heimverwaltung. Damit die Leistungserbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong>sgesamt im H<strong>in</strong>blick auf<br />

die Versorgung der Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner erfolgreich verlaufen kann, ist e<strong>in</strong>e<br />

enge Verzahnung aller Prozesse Voraussetzung. Sofern die Pflegee<strong>in</strong>richtung auf die besonderen<br />

Bedürfnisse jeder e<strong>in</strong>zelnen Bewohner<strong>in</strong> <strong>und</strong> jedes e<strong>in</strong>zelnen Bewohners Rücksicht<br />

nehmen kann -<strong>und</strong> hierzu ist sie gesetzlich <strong>und</strong> vertraglich verpflichtet!- muss diese<br />

Verzahnung zusätzlich noch flexibel <strong>und</strong> dynamisch bleiben. Im Rahmen der Organisationsverantwortung<br />

s<strong>in</strong>d hier zunächst Heimträger <strong>und</strong> Leitungskräfte gefordert. Sowohl die<br />

Schaffung von Standards, deren ständige Evaluation <strong>und</strong> die Kontrolle der E<strong>in</strong>haltung<br />

durch das Personal s<strong>in</strong>d hier die primären Aufgaben. Und genau hier ist oft die Ursache<br />

<strong>für</strong> Mängel:<br />

» Neue Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter müssen <strong>in</strong> vorhan<strong>den</strong>e Prozesse e<strong>in</strong>geführt<br />

wer<strong>den</strong>. Ansonsten verstauben erarbeitete Standards <strong>in</strong> <strong>den</strong> Regalen <strong>und</strong> können<br />

ke<strong>in</strong>e Wirkung erzielen.<br />

» Wird die <strong>Arbeit</strong> der e<strong>in</strong>zelnen Mitarbeiter von <strong>den</strong> Leitungskräften nicht überprüft,<br />

können Fehler zur Rout<strong>in</strong>e wer<strong>den</strong>. Wer<strong>den</strong> Fehler zur Rout<strong>in</strong>e, kann dies sehr<br />

nachteilige Auswirkungen <strong>für</strong> die betroffenen Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner haben.<br />

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» Wenn e<strong>in</strong>e Information über e<strong>in</strong>e defekte Rufanlage oder e<strong>in</strong>en defekten Rollstuhlreifen<br />

nicht <strong>den</strong> Hausmeister erreicht, weil die Wege nicht e<strong>in</strong>deutig geregelt s<strong>in</strong>d,<br />

wartet die Bewohner<strong>in</strong> oder der Bewohner vergeblich auf e<strong>in</strong>e Reparatur.<br />

» Wer<strong>den</strong> Informationen von Angehörigen oder Ärzten nicht so weitergegeben, dass<br />

alle betroffenen Pflegekräfte davon Kenntnis erhalten, können Maßnahmen nicht<br />

durchgeführt wer<strong>den</strong>, die <strong>für</strong> die pflegerische Versorgung oder auch schlicht <strong>für</strong><br />

das Wohlbef<strong>in</strong><strong>den</strong> des alten <strong>Menschen</strong> notwendig s<strong>in</strong>d.<br />

Hier bieten sich relativ e<strong>in</strong>fache Ansatzpunkte <strong>für</strong> die Verbesserung e<strong>in</strong>er festgestellten<br />

Situation: Die Bitte der Behörde an <strong>den</strong> Heimträger, im Rahmen der Qualitätssicherung<br />

entsprechende Maßnahmen zu treffen, um e<strong>in</strong>e bessere Verzahnung der e<strong>in</strong>zelnen Prozesse<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pflegeheim dauerhaft zu erreichen, oder der H<strong>in</strong>weis auf verstärkte Kontrollen<br />

der Abläufe im Heim durch die dortigen Leitungskräfte.<br />

5.3 Personelle Ursachen<br />

Die personelle Ausstattung e<strong>in</strong>er Pflegee<strong>in</strong>richtung wird durch die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

bestimmt, die der Heimträger mit <strong>den</strong> Kostenträgern verhandelt. Mit <strong>den</strong> vorhan<strong>den</strong>en<br />

Personalkapazitäten ist e<strong>in</strong>e gute Pflege gr<strong>und</strong>sätzlich leistbar. Diesen Beweis treten viele<br />

Altenpflegeheime an. Aber auch bei voller Ausschöpfung der Personalressourcen durch die<br />

Träger treten immer wieder Engpässe auf, zum Beispiel bei Urlaubszeiten oder bei Krankheit.<br />

Auch die Fortbildungen <strong>und</strong> die bürokratischen Tätigkeiten im Zusammenhang mit<br />

der Pflege nehmen Zeit <strong>in</strong> Anspruch, <strong>in</strong> der das Personal nicht unmittelbar <strong>den</strong> alten <strong>Menschen</strong><br />

zur Verfügung steht. In der Pflege stellt sich <strong>in</strong> diesem Zusammenhang e<strong>in</strong> Problem<br />

dar, das <strong>in</strong> anderen Berufen nicht so stark ausgeprägt zu f<strong>in</strong><strong>den</strong> ist: Die Versorgung der<br />

Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner muss immer durchgeführt wer<strong>den</strong>, unabhängig von der<br />

Frage, wie viel Personal an e<strong>in</strong>em Tag oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schicht tatsächlich zur Verfügung<br />

steht. Wenn man se<strong>in</strong> Auto nicht wie zugesagt morgens aus der Werkstatt holen kann,<br />

sondern erst am Nachmittag, wird man sich darüber zwar ärgern, aber sich auch schnell<br />

mit der Situation arrangieren. Bekäme e<strong>in</strong> Heimbewohner se<strong>in</strong> Frühstück erst am Nachmittag,<br />

würde man dies sicher anders beurteilen. Somit wird <strong>den</strong> Pflegekräften täglich<br />

abverlangt, ihr Pensum zu erledigen, unabhängig davon, wie viele Kräfte tatsächlich <strong>für</strong><br />

<strong>den</strong> Dienst zur Verfügung stehen <strong>und</strong> unabhängig von der Frage, wie viele unvorhergesehene<br />

D<strong>in</strong>ge im Verlauf des Dienstes geschehen. Solange die politisch Verantwortlichen<br />

ke<strong>in</strong>e Maßnahmen e<strong>in</strong>leiten, die auch von e<strong>in</strong>em breiten, gesellschaftlichen Konsens getragen<br />

wer<strong>den</strong>, wird hier weiterh<strong>in</strong> die wesentlichste Ursache <strong>für</strong> Defizite bei der Möglichkeit<br />

der Altenpflegeheime bestehen bleiben, dem eigenen Anspruch <strong>und</strong> dem der Kun<strong>den</strong><br />

umfassend <strong>und</strong> dauerhaft gerecht zu wer<strong>den</strong>. Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt können<br />

dieses Problem nicht lösen, sondern s<strong>in</strong>d genauso wie das Personal selbst gezwungen, mit<br />

<strong>den</strong> Auswirkungen zu leben <strong>und</strong> sich damit zu beschäftigen.<br />

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„Pflegekräfte s<strong>in</strong>d auch nur <strong>Menschen</strong> – auch wenn von ihnen manchmal etwas anderes<br />

verlangt wird.“ Dieses Zitat e<strong>in</strong>er Altenpflegeschüler<strong>in</strong> beschreibt sehr gut, wie sich viele<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter e<strong>in</strong>er Pflegee<strong>in</strong>richtung selbst sehen. Dass <strong>Menschen</strong><br />

Fehler machen ist sicher so h<strong>in</strong>länglich bekannt wie die Tatsache, dass jeder Mensch anders<br />

ist. Daher liegen viele Ursachen <strong>für</strong> Probleme oder Mängel <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Altenpflegeheimen</strong><br />

auch e<strong>in</strong>fach an <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong>, die dort tätig s<strong>in</strong>d. Fehler, Irrtümer <strong>und</strong> Missverständnisse<br />

passieren sicher jedem von uns täglich. Jedoch können Fehler bei der Versorgung e<strong>in</strong>es<br />

schwerstkranken <strong>und</strong> pflegebedürftigen <strong>Menschen</strong> manchmal sehr schnell fatale Folgen<br />

<strong>für</strong> <strong>den</strong> Betroffenen haben. Diese Ursache <strong>für</strong> Probleme kann niemand ausschalten, solange<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> arbeiten. Gleiches gilt auch <strong>für</strong> das Vorkommen von strafbaren<br />

Handlungen bis h<strong>in</strong> zur Ausübung körperlicher Gewalt.<br />

Pflege ist Teamarbeit! Nur e<strong>in</strong> funktionierendes Pflegeteam wird dauerhaft <strong>in</strong> der Lage<br />

se<strong>in</strong>, die ihm anvertrauten <strong>Menschen</strong> gut <strong>und</strong> umfassend zu versorgen. E<strong>in</strong>gespielte Abläufe<br />

s<strong>in</strong>d genauso wichtig wie gegenseitiges Vertrauen <strong>und</strong> das Wissen um die Stärken<br />

<strong>und</strong> Schwächen der anderen Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen. H<strong>in</strong> <strong>und</strong> wieder kann festgestellt<br />

wer<strong>den</strong>, dass <strong>in</strong> der Pflege Defizite auftreten, weil es zu Differenzen oder persönlichen<br />

Abneigungen <strong>in</strong>nerhalb des Pflegeteams oder zwischen diesem <strong>und</strong> <strong>den</strong> Leitungskräften<br />

gekommen ist. Häufig lei<strong>den</strong> die Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner unter solchen spürbaren<br />

Spannungen, die sich im Alltag e<strong>in</strong>es Wohnbereichs nicht unterdrücken lassen. Auch hier<br />

kann die Behörde lediglich die Auswirkungen angehen, nicht aber die Ursache an sich<br />

bekämpfen. Hier ist der Heimträger gefordert, um zum Beispiel durch Supervisionen oder<br />

Umsetzungen wieder e<strong>in</strong>e Atmosphäre zu schaffen, die e<strong>in</strong> gedeihliches Mite<strong>in</strong>ander im<br />

Alltag ermöglicht.<br />

Personalfluktuation ist e<strong>in</strong> weiteres Feld, das Ursache <strong>für</strong> Probleme oder Mängel <strong>in</strong> der<br />

Altenpflege ist. Mehrfach konnte im Berichtszeitraum beobachtet wer<strong>den</strong>, dass Leitungskräfte<br />

von e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung zu e<strong>in</strong>em anderen Heim wechseln. Bis hierher e<strong>in</strong> normaler<br />

Vorgang! Jedoch entstehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Heim zum Teil massive Schwierigkeiten, wenn dieser<br />

Leitungskraft e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Pflegekräften <strong>in</strong> die neue E<strong>in</strong>richtung nachfolgt. Der<br />

bisherige <strong>Arbeit</strong>geber muss nicht nur quantitativ die entstan<strong>den</strong>e Lücke füllen, sondern<br />

auch noch Personal f<strong>in</strong><strong>den</strong>, dass sich mit der neuen E<strong>in</strong>richtung <strong>und</strong> deren Gr<strong>und</strong>richtung<br />

i<strong>den</strong>tifiziert <strong>und</strong> auf der zwischenmenschlichen Ebene zu <strong>den</strong> Leitungskräften <strong>und</strong> Kollegen<br />

passt. Denn -wie oben erwähnt- Pflege ist Teamarbeit. E<strong>in</strong>e solche Situation kann<br />

auch entstehen, wenn e<strong>in</strong>e neue Leitungskraft e<strong>in</strong>gestellt wird <strong>und</strong> Prozesse, Abläufe oder<br />

lieb gewonnene Gewohnheiten des Personals verändert – unabhängig von der Frage, ob<br />

solche Veränderungen notwendig oder richtig s<strong>in</strong>d. Mehrfach konnte festgestellt wer<strong>den</strong>,<br />

dass teilweise langjährige Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter e<strong>in</strong> Heim verlassen, weil sie<br />

mit e<strong>in</strong>er neuen Leitungskraft nicht zusammenarbeiten konnten oder wollten. Dies ist legitim<br />

<strong>und</strong> soll hier nicht kritisiert wer<strong>den</strong>, jedoch gehen dadurch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Heim Beziehungen<br />

zu <strong>den</strong> Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohnern <strong>und</strong> e<strong>in</strong>gespielte Abläufe verloren, oftmals<br />

unwiederbr<strong>in</strong>glich.<br />

– 25 –


6. Fazit <strong>und</strong> Ausblick<br />

Die Präsenz von Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt des Rhe<strong>in</strong>-Kreises Neuss gehört zum<br />

Alltag <strong>in</strong> <strong>den</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen. Vor Ort ist niemand verw<strong>und</strong>ert, wenn die zuständigen<br />

Mitarbeiter dort auftauchen. Durch <strong>den</strong> vertrauensvollen Umgang mite<strong>in</strong>ander können<br />

viele bürokratische Wege vermie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>: Man spricht mite<strong>in</strong>ander anstatt mehrseitige<br />

Schriftsätze auszutauschen. Aus Sicht des Rhe<strong>in</strong>-Kreises Neuss ist dies von Vorteil, <strong>den</strong>n<br />

der Auftrag der Behörde entspricht dem, was der Großteil der Heimträger, der Leitungskräfte<br />

<strong>und</strong> das Heimpersonal ebenfalls will: Im Rahmen der Möglichkeiten e<strong>in</strong>e gute Versorgung<br />

der <strong>Menschen</strong>, die auf die Hilfe anderer angewiesen s<strong>in</strong>d. Vor Ort erlebt man die<br />

herzlichen Äußerungen oder die liebevollen Umarmungen, mit <strong>den</strong>en sich Pflegebedürftige<br />

<strong>und</strong> Demenzkranke beim Personal <strong>für</strong> deren <strong>Arbeit</strong> oder <strong>für</strong> e<strong>in</strong> nettes Wort bedanken.<br />

Und solche Gesten s<strong>in</strong>d wohl kaum e<strong>in</strong>studiert, um der Behörde e<strong>in</strong> positives Bild zu vermitteln.<br />

Die <strong>Arbeit</strong>steilung zwischen <strong>den</strong> an der Überwachung der E<strong>in</strong>richtungen zuständigen Stellen<br />

funktioniert e<strong>in</strong>wandfrei, weil jede Seite die Grenzen <strong>und</strong> Möglichkeiten des anderen<br />

kennt <strong>und</strong> somit durch e<strong>in</strong>fache <strong>und</strong> kurze Absprachen immer das beste Mittel <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samem<br />

Interesse genutzt wer<strong>den</strong> kann. Wer<strong>den</strong> diese Wege durch e<strong>in</strong> neues Landesheimrecht<br />

zerstört, wer<strong>den</strong> Bürokratie <strong>und</strong> Zuständigkeitsfragen wieder e<strong>in</strong>en Teil der<br />

<strong>Arbeit</strong> e<strong>in</strong>nehmen, die die Behör<strong>den</strong>vertreter <strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>nvoller nutzen könnten.<br />

Probleme <strong>in</strong> <strong>den</strong> Pflegeheimen waren <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d vorhan<strong>den</strong>, <strong>und</strong> sie wer<strong>den</strong> es zukünftig<br />

se<strong>in</strong>. Ob die Zukunft der Altenpflege dadurch verbessert wird, dass gewerblich tätige<br />

Heimträger durch die Pflege alter <strong>Menschen</strong> Geld verdienen wollen <strong>und</strong> dabei ganz unverhohlen<br />

von „Aldi-Pflege“ sprechen, mag dah<strong>in</strong>gestellt se<strong>in</strong>. Ob sich die Zukunft verbessern<br />

wird, weil der Pflegemarkt durch das Landespflegegesetz jedem Interessenten oder Anbieter<br />

geöffnet wer<strong>den</strong> musste, um auch <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen dem SGB XI zu entsprechen,<br />

bleibt abzuwarten. Schlechte Auslastung <strong>und</strong> s<strong>in</strong>kende Pflegesätze zeigen <strong>in</strong> anderen<br />

Kommunen bereits, dass Pflege zum Geschäft wird. Und ob der qualitativ beste<br />

Anbieter oder der günstigste Pflegesatz darüber entschei<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>, <strong>für</strong> welche E<strong>in</strong>richtung<br />

sich Angehörige <strong>und</strong> Betreuer im Namen ihrer Verwandten oder Betreuten entschei<strong>den</strong>,<br />

muss abgewartet wer<strong>den</strong>. Somit zeigt die Zukunft viele Fragezeichen auf.<br />

Solange es jedoch <strong>Menschen</strong> gibt, die sich mit all ihrer Kraft <strong>den</strong> alten <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

E<strong>in</strong>richtungen widmen, die ihr Privatleben zurückstellen, um schnell noch e<strong>in</strong>e Früh- oder<br />

Spätschicht <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e erkrankte Kolleg<strong>in</strong> übernehmen zu können, solange wird es immer<br />

wieder Beispiele da<strong>für</strong> geben, dass die Altenpflege deutlich besser ist, als ihr Ruf.<br />

Der Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss dankt <strong>den</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeitern der Pflegeheime <strong>für</strong><br />

die von ihnen geleistete <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> bittet darum, trotz häufig pauschalierter Kritik an ei-<br />

– 26 –


nem ganzen Berufsstand, trotz schwieriger <strong>und</strong> sich verschärfender Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>und</strong> trotz der harten <strong>Arbeit</strong>, die tagtäglich geleistet wer<strong>den</strong> muss, weiter mit Herz,<br />

Verstand <strong>und</strong> Menschlichkeit die alten, pflegebedürftigen <strong>und</strong> kranken <strong>Menschen</strong> an ihrem<br />

Lebensabend zu begleiten.<br />

B <strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Wohnhäusern</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong><br />

mit Beh<strong>in</strong>derung<br />

1. Rechtsgr<strong>und</strong>lagen<br />

Rechtsgr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die <strong>Arbeit</strong> der Heimaufsicht <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Wohnhäusern</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit<br />

Beh<strong>in</strong>derung ist das Heimgesetz mit <strong>den</strong> hierzu erlassenen Verordnungen. Hier s<strong>in</strong>d die<br />

Heimmitwirkungsverordnung, die Heimpersonalverordnung <strong>und</strong> die Heimm<strong>in</strong>destbauverordnung<br />

zu nennen.<br />

Bei vielen Vorgaben aus dem Heimrecht war die Altenpflege zum<strong>in</strong>dest richtungsweisend<br />

<strong>für</strong> die geregelten Inhalte. Jedoch wurde durch die Novellierung des Heimgesetzes im<br />

Jahr 2001 das Heimrecht an vielen Stellen „nachgebessert“ <strong>und</strong> um spezielle Vorgaben an<br />

<strong>den</strong> Betrieb e<strong>in</strong>es Wohnhauses <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit Beh<strong>in</strong>derung angepasst. Insbesondere<br />

wur<strong>den</strong> die Träger <strong>in</strong> die Pflicht genommen, <strong>den</strong> <strong>für</strong> die <strong>Menschen</strong> notwendigen Hilfebedarf<br />

zu planen, die erbrachten Leistungen aufzuzeichnen sowie die Wiedere<strong>in</strong>gliederung<br />

der Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner aktiv zu fördern.<br />

In der Heimpersonalverordnung <strong>und</strong> Heimm<strong>in</strong>destbauverordnung s<strong>in</strong>d Sondervorschriften<br />

enthalten, die der Behörde e<strong>in</strong>e Ermessensentscheidung zur personellen Ausstattung <strong>und</strong><br />

der baulichen Struktur ermöglichen, die am Hilfebedarf der hier leben<strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> zu<br />

treffen ist.<br />

2. Anforderungen an die Wohnhäuser <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong><br />

mit Beh<strong>in</strong>derung<br />

Im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss bestehen derzeit 42 Wohnhäuser (mit Außenwohngruppen) <strong>für</strong><br />

<strong>Menschen</strong> mit Beh<strong>in</strong>derung mit 809 Wohnplätzen. Aus Sicht der Heimaufsichtsbehörde<br />

s<strong>in</strong>d diese Wohnhäuser jedoch aus verschie<strong>den</strong>en Blickw<strong>in</strong>keln zu betrachten, <strong>den</strong>n <strong>in</strong><br />

ihnen leben völlig unterschiedliche Personenkreise. Neben <strong>den</strong> heimrechtlichen Anforderungen,<br />

die <strong>für</strong> alle Wohnhäuser gleich s<strong>in</strong>d, z.B. die Qualifikation der Leitungskräfte, die<br />

Pflicht der Träger zur Förderung der Wiedere<strong>in</strong>gliederung, die Förderung der Selbstbestimmung<br />

<strong>und</strong> Selbstverantwortung, ergeben sich durch die unterschiedlichen Ansätze<br />

auch differenzierte Vorgaben. Hier s<strong>in</strong>d als Beispiele zu nennen der E<strong>in</strong>satz von Nachtwachen,<br />

die Beteiligung von Fachkräften an der somatischen Pflege <strong>und</strong> Behandlungspflege,<br />

– 27 –


e<strong>in</strong>zelne bauliche Anforderungen wie Rufanlage oder Handläufe sowie e<strong>in</strong>zelne tägliche<br />

Abläufe.<br />

2.1 Die Wohnhäuser<br />

Um die Unterschiede der Wohnhäuser zu verdeutlichen, sollen diese zunächst kurz <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

groben Zügen dargestellt wer<strong>den</strong>:<br />

Wohnhäuser <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistiger Beh<strong>in</strong>derung<br />

In diesen <strong>Wohnhäusern</strong> leben <strong>Menschen</strong> mit geistiger Beh<strong>in</strong>derung wobei das Spektrum<br />

hier von e<strong>in</strong>er schweren Lernbeh<strong>in</strong>derung bis zu <strong>Menschen</strong> reicht, die unter Autismus lei<strong>den</strong>.<br />

E<strong>in</strong>ige dieser <strong>Menschen</strong> haben zusätzlich e<strong>in</strong>e körperliche Beh<strong>in</strong>derung. Die Bewohner<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Bewohner s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>destens 18 Jahre alt, jedoch erreichen mehr <strong>und</strong> mehr<br />

Personen auch e<strong>in</strong> sehr hohes Lebensalter. Ziel der Wohnhäuser ist es gr<strong>und</strong>sätzlich, die<br />

Wiedere<strong>in</strong>gliederung der hier leben<strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> zu fördern, aber auch die beh<strong>in</strong>derungsbed<strong>in</strong>gten<br />

Hilfestellungen zu leisten. Soweit die Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner nicht<br />

bereits das Rentenalter erreicht haben, gehen die meisten von ihnen e<strong>in</strong>er <strong>Arbeit</strong> nach,<br />

manche sogar auf dem 1. <strong>Arbeit</strong>smarkt!<br />

Wohnhäuser <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit psychischer Erkrankung<br />

Die hier leben<strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> lei<strong>den</strong> an e<strong>in</strong>er so schweren psychischen Erkrankung <strong>und</strong><br />

<strong>den</strong> damit verbun<strong>den</strong>en Auswirkungen, dass ihnen e<strong>in</strong> selbstständiges Leben im eigenen<br />

Haushalt nicht möglich ist. Ziele, Alter, Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong> Beschäftigung s<strong>in</strong>d hier<br />

<strong>den</strong> <strong>Wohnhäusern</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistiger Beh<strong>in</strong>derung ähnlich.<br />

Soziotherapeutische E<strong>in</strong>richtungen<br />

In diesen <strong>Wohnhäusern</strong> leben <strong>Menschen</strong>, die ehemals Suchtkrank waren <strong>und</strong> <strong>den</strong>en e<strong>in</strong><br />

Leben ohne <strong>den</strong> geschützten Rahmen des Wohnhauses nur unter der ständigen Gefahr<br />

e<strong>in</strong>es Rückfalls möglich wäre. Das Wohnhaus bietet diesen <strong>Menschen</strong> Halt <strong>und</strong> Tagesstruktur<br />

mit dem Ziel, die langfristigen Auswirkungen der überstan<strong>den</strong>en Sucht zu überw<strong>in</strong><strong>den</strong>,<br />

um bestenfalls wieder im eigenen Haushalt leben zu können. E<strong>in</strong> Teil der Bewohner<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Bewohner leidet jedoch auch so sehr unter <strong>den</strong> Spätfolgen der Sucht, zum<br />

Beispiel e<strong>in</strong>em jahrelangen Alkoholmissbrauch, dass entsprechende ges<strong>und</strong>heitliche Schä<strong>den</strong><br />

bereits irreversibel s<strong>in</strong>d.<br />

– 28 –


Heim <strong>für</strong> mehrfach beh<strong>in</strong>derte Bl<strong>in</strong>de<br />

Die spezielle E<strong>in</strong>richtung des Bl<strong>in</strong><strong>den</strong>verbandes Nordrhe<strong>in</strong> <strong>in</strong> Meerbusch-Strümp nimmt<br />

bl<strong>in</strong>de <strong>Menschen</strong> auf, die neben der Bl<strong>in</strong>dheit unter zusätzlichen Beh<strong>in</strong>derungen lei<strong>den</strong>.<br />

Neben der Tagesstruktur wird hier auch Pflege angeboten.<br />

2.2 Das Normalitätspr<strong>in</strong>zip<br />

Bereits im Bericht der Heimaufsicht aus dem Jahr 1998 wird das Normalitätspr<strong>in</strong>zip als<br />

e<strong>in</strong>e Maxime bei der <strong>Arbeit</strong> der Heimaufsicht <strong>in</strong> <strong>den</strong> Heimen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit Beh<strong>in</strong>derung<br />

dargestellt. Dies gilt im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss bis heute. Das Normalitätspr<strong>in</strong>zip besagt<br />

im Gr<strong>und</strong>satz, dass alle Anforderungen an e<strong>in</strong> Wohnhaus <strong>und</strong> das dortige Geschehen (also<br />

bauliche Strukturen, Personale<strong>in</strong>satz, <strong>Arbeit</strong>sabläufe) an der Normalität gemessen wer<strong>den</strong>,<br />

die <strong>in</strong> der Gesellschaft auch <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> ohne Beh<strong>in</strong>derung gelten. E<strong>in</strong> Beispiel:<br />

Haben Sie zu Hause e<strong>in</strong>en Handlauf auf dem Flur oder e<strong>in</strong>e Rufanlage im Schlafzimmer?<br />

E<strong>in</strong> Mensch mit e<strong>in</strong>er geistigen Beh<strong>in</strong>derung benötigt dies ebenso wenig! Also fordert die<br />

Heimaufsicht dies auch nicht e<strong>in</strong>.<br />

Die Grenze des Normalitätspr<strong>in</strong>zips ist dort erreicht, wo der Bedarf an Hilfestellung der<br />

Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner e<strong>in</strong>setzt. Daher gibt es ke<strong>in</strong>e klaren Richtl<strong>in</strong>ien, sondern <strong>in</strong><br />

jedem Heim ist abhängig von <strong>den</strong> dort leben<strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> immer neu zu entschei<strong>den</strong>,<br />

welche Anforderungen seitens der Heimaufsicht an das Haus oder die Tätigkeiten der Mitarbeiter<br />

gestellt wer<strong>den</strong>. Insoweit dient das Normalitätspr<strong>in</strong>zip der Behörde als Hilfsmittel<br />

bei Ermessensentscheidungen nach <strong>den</strong> Vorgaben des Heimgesetzes, der Heimpersonalverordnung<br />

oder der Heimm<strong>in</strong>destbauverordnung.<br />

3. Tätigkeiten der Heimaufsicht<br />

3.1 Umwidmung von Krankenhausbereichen zu Heimen<br />

E<strong>in</strong> Schwerpunkt der <strong>Arbeit</strong> der Heimaufsicht <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Wohnhäusern</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit Beh<strong>in</strong>derung<br />

war im Berichtszeitraum die Überführung der sogenannten „Nichtgeförderten<br />

Krankenhausbereiche“ des St. Alexius- <strong>und</strong> des St. Josefs-Krankenhauses <strong>in</strong> die Strukturen<br />

von <strong>Wohnhäusern</strong> im S<strong>in</strong>ne des Heimgesetzes. In diesen Teilen der bei<strong>den</strong> Fachkrankenhäuser<br />

lebten <strong>Menschen</strong> mit psychischer Beh<strong>in</strong>derung, bei <strong>den</strong>en nicht mehr die Behandlung<br />

e<strong>in</strong>er akuten, psychischen Erkrankung im Vordergr<strong>und</strong> stand, sondern e<strong>in</strong><br />

dauerhafter Aufenthalt. Bei <strong>den</strong> Betroffenen handelte es sich oftmals um Personen, die<br />

bereits seit vielen Jahren <strong>und</strong> bei e<strong>in</strong>igen sogar fast das ganze Leben <strong>in</strong> Krankenhäusern<br />

oder E<strong>in</strong>richtungen gelebt hatten. Diese <strong>Menschen</strong> begründeten hierdurch <strong>in</strong>nerhalb der<br />

Krankenhäuser ihren Lebensmittelpunkt. Der bauliche Zustand <strong>und</strong> die Raumstrukturen<br />

der Krankenhausbereiche entsprachen jedoch nicht dem Standard e<strong>in</strong>es adäquaten Wohnens<br />

unter „modernen“ Aspekten, wie er <strong>für</strong> die Wohnhäuser <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit Beh<strong>in</strong>derung<br />

heute gilt. Es handelte sich tatsächlich um „Stationen“ mit wenigen Sanitärbereichen<br />

<strong>für</strong> alle dort untergebrachten <strong>Menschen</strong>.<br />

– 29 –


Diese Strukturen waren vor Jahrzehnten im Bereich der psychiatrischen Versorgung entstan<strong>den</strong>.<br />

Es soll hier nicht der E<strong>in</strong>druck entstehen, dass die Krankenhausträger e<strong>in</strong>e<br />

schlechte Unterbr<strong>in</strong>gung der Betroffenen zu deren Nachteil <strong>in</strong> Kauf genommen hätten. Im<br />

Gegenteil muss <strong>den</strong> Trägern attestiert wer<strong>den</strong>, dass sie große Mühen <strong>und</strong> Belastungen<br />

auf sich genommen haben, um <strong>den</strong> Prozess der Verbesserung zu <strong>in</strong>itiieren <strong>und</strong> durchzuführen.<br />

Die E<strong>in</strong>leitung dieser Veränderungen ist <strong>in</strong>soweit auch nicht e<strong>in</strong> Verdienst der<br />

Heimaufsichtsbehörde!<br />

Um hier e<strong>in</strong>e bessere Situation <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Patienten zu erreichen, nahm der frühere Träger<br />

des St. Alexiuskrankenhauses daher schon im Jahr 2002 Kontakt zur Heimaufsicht auf <strong>und</strong><br />

es wur<strong>den</strong> erste Gespräche geführt, um e<strong>in</strong>e schrittweise Annäherung der vorhan<strong>den</strong>en<br />

Strukturen an die Standards der E<strong>in</strong>gliederungshilfe abzustimmen. Dies bedeutete umfassende<br />

Veränderungen unter räumlichen, personellen, f<strong>in</strong>anziellen <strong>und</strong> organisatorischen<br />

Aspekten, so dass die Heimaufsicht zunächst <strong>in</strong> der Rolle e<strong>in</strong>es Beobachters <strong>und</strong> Beraters<br />

verblieb. Insbesondere die Suche nach Gebäu<strong>den</strong>, die der Heimm<strong>in</strong>destbauverordnung<br />

<strong>und</strong> modernen Wohnstandards entsprachen, war <strong>für</strong> <strong>den</strong> Krankenhausträger e<strong>in</strong>e langwierige<br />

<strong>und</strong> schwierige Aufgabe.<br />

Nach der Fusion der Träger des St. Alexius- <strong>und</strong> des St. Josefs-Krankenhauses wurde der<br />

gleiche Prozess auch <strong>für</strong> <strong>den</strong> Nichtgeförderten Krankenhausbereich des St. Josefs-<br />

Krankenhauses <strong>in</strong>tensiviert. Im Jahr 2005 wur<strong>den</strong> dann durch feststellende Verwaltungsakte<br />

der Heimaufsichtsbehörde auch die letzten Teile der Nichtgeförderten Krankenhausbereiche<br />

beider Krankenhäuser zu „Heimen im S<strong>in</strong>ne des Heimgesetzes“ erklärt, da die<br />

Anpassung an die heimrechtlichen Vorschriften durch <strong>den</strong> Träger nach <strong>und</strong> nach erreicht<br />

wer<strong>den</strong> konnte. Andere Bereiche waren bereits 2003 durch Verwaltungsakt zum Heim<br />

umgewidmet wor<strong>den</strong>.<br />

3.2 Maßnahmen der Heimaufsicht <strong>und</strong> Umsetzung durch <strong>den</strong> Träger<br />

Folgende Punkte wur<strong>den</strong> seitens der Heimaufsicht geprüft <strong>und</strong> vom Träger umgesetzt:<br />

» Die Qualifikation der Leitungskräfte wurde von der Heimaufsicht gemäß der Heimpersonalverordnung<br />

geprüft <strong>und</strong> positiv beschie<strong>den</strong>.<br />

» Die baulichen Strukturen wur<strong>den</strong> durch Umzüge der bisherigen Stationen <strong>in</strong> geeignete<br />

Wohnhäuser, Neubauprojekte oder andere Krankenhausbereiche zum<strong>in</strong>dest<br />

soweit verbessert, dass die Heimm<strong>in</strong>destbauverordnung als erfüllt angesehen wer<strong>den</strong><br />

konnte. Alle Umzüge führten aber <strong>für</strong> die Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner zu<br />

e<strong>in</strong>er deutlichen Steigerung der Wohn- <strong>und</strong> Lebensqualität.<br />

» Es wur<strong>den</strong> Heimvertragsmuster auf Basis des Heimgesetzes erarbeitet <strong>und</strong> genehmigt.<br />

– 30 –


» Die Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner wur<strong>den</strong> durch die Heimaufsicht <strong>in</strong> vier Informationsveranstaltungen<br />

über die Aufgaben <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>en des Heimbeirates <strong>in</strong>formiert.<br />

Dabei flossen Aspekte zum Wahlverfahren, die Rechte <strong>und</strong> Pflichten der Mitglieder<br />

<strong>und</strong> praktische Erfahrungen anderer Heimbeiräte e<strong>in</strong>. Ziel der Veranstaltungen war<br />

es, <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> Angst <strong>und</strong> Sorgen vor <strong>den</strong> ihnen unbekannten Aufgaben zu<br />

nehmen <strong>und</strong> ihnen Mut <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Kandidatur als Heimbeiratsmitglied zu machen.<br />

Für alle Teilbereiche der ehemaligen Nichtgeförderten Krankenhausbereiche, die<br />

durch <strong>den</strong> Heimträger zu neuen Organisationsformen zusammengeschlossen s<strong>in</strong>d,<br />

konnten e<strong>in</strong>ige Zeit später Heimbeiräte erfolgreich gewählt wer<strong>den</strong>.<br />

4. Beschwer<strong>den</strong><br />

In <strong>den</strong> Jahren 2005 <strong>und</strong> 2006 wur<strong>den</strong> der Heimaufsicht vier Beschwerdefälle aus <strong>den</strong><br />

<strong>Wohnhäusern</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit Beh<strong>in</strong>derung bekannt, die Gegenstand heimrechtlicher<br />

<strong>Arbeit</strong> wur<strong>den</strong>.<br />

E<strong>in</strong> Vater monierte die Kostenabrechnung e<strong>in</strong>es Wohnhauses <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit Beh<strong>in</strong>derung.<br />

Diese Beschwerde wurde <strong>in</strong> enger Kooperation mit dem Landschaftsverband Rhe<strong>in</strong>land<br />

bearbeitet, da e<strong>in</strong> Großteil der Beschwerdepunkte <strong>in</strong> die Zuständigkeit des Kostenträgers<br />

fiel. Im Ergebnis konnte festgestellt wer<strong>den</strong>, dass die Abrechnung sämtlicher<br />

Kosten vom Heimträger korrekt vorgenommen wurde.<br />

Die Heimleitung e<strong>in</strong>es Wohnhauses <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistiger Beh<strong>in</strong>derung teilte der Behörde<br />

mit, dass e<strong>in</strong>e Bewohner<strong>in</strong> erhebliche Hämatome im Gesicht habe, deren Ursache<br />

ungeklärt sei. Angehörige wür<strong>den</strong> dem Träger vorwerfen, se<strong>in</strong>e Aufsichtspflicht verletzt zu<br />

haben. Im Rahmen e<strong>in</strong>er Heimbegehung wur<strong>den</strong> die Umstände vor Ort <strong>in</strong> Augensche<strong>in</strong><br />

genommen <strong>und</strong> die Dokumentation e<strong>in</strong>gesehen. Des weiteren trug der Träger die Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>er von dort aus e<strong>in</strong>geleiteten Recherche zu <strong>den</strong> möglichen Ursachen des Hämatoms<br />

vor. Im Rahmen dieser Recherche waren alle <strong>den</strong>kbaren Möglichkeiten berücksichtigt<br />

wor<strong>den</strong>, selbst e<strong>in</strong>e mögliche strafbare Handlung der Nachtwache <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

Fremdverschul<strong>den</strong> durch andere Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohner. Hierdurch konnte jedoch<br />

die Ursache zunächst nicht festgestellt wer<strong>den</strong>. E<strong>in</strong>ige Zeit später fand e<strong>in</strong>e Nachtwache<br />

die Bewohner<strong>in</strong> im Gesicht blutend <strong>in</strong> ihrem Zimmer vor. Nach E<strong>in</strong>leitung der Notfallmaßnahmen<br />

wurde im Krankenhaus neben Verletzungen an der Nase e<strong>in</strong>e Prellung der Schulter<br />

festgestellt. Die Vertreter des Heims nahmen im Beise<strong>in</strong> der Angehörigen das Zimmer<br />

der Bewohner<strong>in</strong> <strong>in</strong> Augensche<strong>in</strong> <strong>und</strong> konnten anhand der Blutspritzer feststellen, dass die<br />

Betroffene aus dem Bett gefallen se<strong>in</strong> musste. Da nunmehr die Ursache der Hämatome<br />

feststand, konnten Maßnahmen e<strong>in</strong>geleitet wer<strong>den</strong>, um zukünftige Verletzungen auszuschließen.<br />

Weitergehende Tätigkeiten der Heimaufsicht waren somit nicht notwendig.<br />

Sowohl der Heimträger als auch die Nachtwache hatten sich richtig verhalten <strong>und</strong> im<br />

Rahmen der Ereignisse alle notwendigen Maßnahmen getroffen.<br />

– 31 –


E<strong>in</strong>em Vater war die gesetzliche Betreuung se<strong>in</strong>es geistig beh<strong>in</strong>derten Sohnes durch das<br />

zuständige Gericht entzogen wor<strong>den</strong>. Gr<strong>und</strong> hier<strong>für</strong> waren dauerhafte Spannung <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Familie <strong>und</strong> e<strong>in</strong> hieraus resultierendes, aggressives Verhalten des Sohnes gegenüber<br />

se<strong>in</strong>em Vater. Diese latente Konfliktsituation führte immer wieder zu Beschwer<strong>den</strong> des<br />

Vaters gegen das Wohnhaus, <strong>in</strong> dem se<strong>in</strong> Sohn lebte. Hier wur<strong>den</strong> seitens der Wohnhausleitung<br />

-<strong>und</strong> auf deren Bitte unter Beteiligung der Heimaufsicht- zahlreiche Gespräche<br />

geführt, die jedoch immer wieder nur e<strong>in</strong>e zeitweilige Beruhigung der Situation zur Folge<br />

hatten. Da die Aufgaben <strong>und</strong> Befugnisse der Heimaufsicht sich <strong>in</strong> solchen Situationen nur<br />

auf das Rechtsverhältnis Bewohner/Träger beziehen, wurde der Fall seitens der Heimaufsicht<br />

nicht weiter verfolgt.<br />

E<strong>in</strong>e Betreuer<strong>in</strong> <strong>in</strong>formierte die Behörde über e<strong>in</strong>e aus ihrer Sicht mangelhafte Personalausstattung<br />

<strong>und</strong> berichtete <strong>in</strong> diesem Zusammenhang über e<strong>in</strong>e Häufung von Todesfällen<br />

im betroffenen Haus. Zur Überprüfung des Sachverhaltes wurde geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />

Kreisges<strong>und</strong>heitsamt die benannte E<strong>in</strong>richtung aufgesucht <strong>und</strong> dort der Dienstplan e<strong>in</strong>gesehen.<br />

Dieser zeigte ke<strong>in</strong>e jedoch Auffälligkeiten. Durch Befragung der Heimleitung wurde<br />

eruiert, wie viele Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewohnern <strong>in</strong>nerhalb des letzten Jahres verstorben<br />

waren. Anhand der Daten konnten beim Kreisges<strong>und</strong>heimsamt mittels der dort archivierten<br />

Totensche<strong>in</strong>e die näheren Umstände geprüft wer<strong>den</strong>, die mit dem Tode der benannten<br />

5 Personen zusammenh<strong>in</strong>gen. Auch hieraus ergaben sich ke<strong>in</strong>e Auffälligkeiten. Jedoch<br />

konnten dem Heimträger aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er durchgeführten Überprüfung der Betreuungs<strong>und</strong><br />

Pflegedokumentationen e<strong>in</strong>ige H<strong>in</strong>weis zur Verbesserung der Aufzeichnungen <strong>in</strong> besonderen<br />

Situationen gegeben wer<strong>den</strong>. E<strong>in</strong> entsprechendes Beratungsgespräch wurde von<br />

Heimaufsicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsamt vor Ort geme<strong>in</strong>sam geführt.<br />

5. Fazit<br />

Die Wohnhäuser <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit Beh<strong>in</strong>derung im Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss wer<strong>den</strong> gut geführt<br />

<strong>und</strong> von engagierten <strong>und</strong> kompetenten Kräften geleitet. Dies spiegelte sich im Berichtszeitraum<br />

<strong>in</strong> allen besuchten E<strong>in</strong>richtungen wieder. Hier ist die ger<strong>in</strong>ge Zahl der Beschwer<strong>den</strong><br />

ebenso e<strong>in</strong> Faktor e<strong>in</strong>er positiven Bewertung wie auch die Tatsache, dass ke<strong>in</strong>e der<br />

Beschwer<strong>den</strong> nach deren Prüfung Anlass zu heimrechtlichen Beanstandungen war.<br />

– 32 –


6. Ausblick 2007<br />

Bei <strong>den</strong> künftig geplanten Heimbegehungen wer<strong>den</strong> folgende Punkte geprüft:<br />

» Heimpersonalverordnung<br />

- Heimleitung<br />

- Betreuungspersonal<br />

- Nachtwache<br />

- Sonstiges Personal<br />

» Heimm<strong>in</strong>destbauverordnung<br />

z. B. Handläufe, Aufzüge, Fußbö<strong>den</strong>, Beleuchtung, Rufanlage, Zugänge, sanitäre<br />

Anlagen, Wirtschaftsräume, Bewohnerzimmer, Geme<strong>in</strong>schaftsräume <strong>und</strong> Therapieräume<br />

» Heimbeirat<br />

» Heimverträge<br />

» Prüfung der Förder- <strong>und</strong> Hilfepläne (Dokumentation)<br />

» Lagerung <strong>und</strong> Umgang mit Medikamenten<br />

» Barbetragsverwaltung<br />

» Freiheitsbeschränkende Maßnahmen<br />

» Versorgungsvertrag mit e<strong>in</strong>er Apotheke<br />

Durch die personelle Ausweitung der Heimaufsicht (siehe A 2.) kann <strong>in</strong> 2007 e<strong>in</strong>e größere<br />

Anzahl von <strong>Wohnhäusern</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit Beh<strong>in</strong>derung aufgesucht wer<strong>den</strong>. In Absprache<br />

mit dem Ges<strong>und</strong>heitsamt des Rhe<strong>in</strong>-Kreises Neuss wird im 2-Wochen-Rhythmus jeweils<br />

e<strong>in</strong> Heim überprüft wer<strong>den</strong>.<br />

– 33 –


Impressum<br />

Herausgeber<br />

Rhe<strong>in</strong>-Kreis Neuss<br />

Der Landrat<br />

Sozialamt<br />

L<strong>in</strong><strong>den</strong>straße 2-6<br />

41515 Grevenbroich<br />

Telefon: 02181 601-5034<br />

E-Mail: heimaufsicht@rhe<strong>in</strong>-kreis-neuss.de<br />

Ges<strong>und</strong>heitsamt<br />

Auf der Schanze 1<br />

41515 Grevenbroich<br />

Telefon: 02181 601-5322<br />

E-Mail: ges<strong>und</strong>heitsamt@rhe<strong>in</strong>-kreis-neuss.de<br />

Redaktion<br />

Marcus Mertens (Sozialamt)<br />

Klaus Stutz (Ges<strong>und</strong>heitsamt)<br />

– 34 –

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