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07 I,VII 05 - MDZ-Moskau

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<strong>Moskau</strong>er Deutsche Zeitung Nr. 20 (243) Oktober 2008Wirtschaft<strong>05</strong>Dominant und aggressivGorbuschkin Dwor-Chef Olaf Warzecha stellt fest: Russische Manager ticken andersOlaf Warzecha ist 35 Jahre alt und im Auftrag der Hamburger SECCenter-Management GmbH seit 2006 mitverantwortlich für das größteTechnik-Shopping-Center Russlands „Gorbuschkin Dwor“. Er ist einer derwenigen deutschen Manager in russischen Unternehmen. InterkulturelleUnterschiede machen sich auch bei Führungsmethoden bemerkbar. Seitzwei Jahren ist Warzecha auf der Suche nach seinem eigenen Weg, sich imGeschäft durchzusetzen.Gorbuschka - das russische Technikcenter Nummer einsStaub sauger, Lap top, Wasserkocheroder MP3 -Player – werTechnik sucht, findet sie hier:Gorbuschka ist eine <strong>Moskau</strong>erEinkaufsinstitution. Das Herzdes Marktes ist das ZentrumGorbuschkin Dwor mit 60 000Quadrat metern Verkaufsfläche.Es gehört der russischen RubinCompany. Vor acht Jahren wurdedie umge baute Fernseherfabrikeröffnet. Vorläufergeschäfteboten schon Jahre zuvorim benachbarten Park ihreelektronischen Waren feil. DasCenter hat über 1 500 Mieterund wird täglich von rund50 000 Besuchern frequentiert.Herr Warzecha, was macht ein Centermanagergenau?In meinem Fall kümmert er sichdarum, dass so ein Objekt wie GorbuschkinDwor reibungslos funktioniert.Die Organisation kann einCentermanager nicht alleine erledigen.Es gibt einen Stab von Leutenfür Administratives, Sicherheitund Reinigung. Wir sind ein Dreier-Führungsteam. Meine Kollegen sindRussen und um einiges älter als ich.Sie kümmern sich um das Operativeund um die Finanzen. Ich bin fürMarketing und Development verantwortlich.Gibt es manchmal Konflikte untereinander?Täglich. Dabei gewinnt mal der, malder. Letztendlich habe ich die Unterstützungdes Inhabers und das istfür mich das Entscheidende. GroßeInteressenskonflikte gibt es zuhauf.Ich komme aus dem Shoppingcenter-Bereich.Gorbuschkin Dwor isteher eine Mischung aus Markt undBasar. Da tauchen grundsätzlicheFragen auf. Wie treten wir Mieterngegenüber auf, wie behandeln wirdie Kundschaft? Managementqualitätenund Mentalität – beides unterscheidetsich stark von dem, was wirin Deutschland kennen. Im Grundestellen wir uns hier aber denselbenAufgaben. Der gesamte Komplexmuss technisch funktionieren.Dazu gehören Sauberkeit, Kundeninformationen,Parkhäuser und dieSicherheit selbstverständlich. Danndas Marketing: Was müssen wirmachen, damit der Besucherstromnicht abbricht? Wie können wir unserImage weiter optimieren und unsgegen die stärker werdende Konkurrenzbehaupten? Gorbuschkin Dworhat in <strong>Moskau</strong> einen Bekanntheitsgradvon 99 Prozent. Selbst als ichvor kurzem am Baikalsee war underzählte, wo ich arbeite, kannten dieMenschen das Center. Unsere Befragungenhaben aber ergeben, dassviele Mos kauer vergessen haben,wo genau sich das Center befindet,weil sie Ewigkeiten nicht mehr hierwaren. Da setzt meine Aufgabe an.Das ist kein schmuddliger Marktmehr, wie man ihn häufig in <strong>Moskau</strong>vorfindet. Das Warensortiment istnach wie vor riesig, aber auf einemhohen Hightech-Niveau.Wie kommen Sie in Ihrer Arbeit mitder russischen Sprache zurecht?Ich habe eine Assistentin, diegleichzeitig meine Übersetzerin ist.Sie ist bei Gesprächen, Diskussionenoder Meetings immer dabei. Ichkann mich zwar allein verständigen,aber im beruflichen Umfeld istdie Sprache noch zu schwierig unddie Gefahr von Missverständnissengroß.Ist Russland für Sie mehr einegeschäftliche oder eine persönlicheHerausforderung?Definitiv beides. Würde michjemand danach fragen, wo ich lebenmöchte, dann würde ich nichtsofort antworten: <strong>Moskau</strong>. Zwarist die Dynamik interessant für dasGeschäft, sie bedeutet aber gleichzeitigauch Staus ohne Ende, Hektikund Stress. Die Menschen sind verschlossenund oft unfreundlich. Deshalbbleiben sie vielen Ausländernein Geheimnis. Den besonderenCharme muss man sich erst einmalerschließen. Natürlich gibt es auchangenehme Seiten, die man hervorhebenmuss. Wir können nichtnur im Gorbuschkin Dwor, sondernfast überall sieben Tage die Wocheeinkaufen. Das brauchen wir zwarnicht unbedingt, es ist aber trotzdeminteressant. Daran kann man sicherfreuen. Auch der hiesige weiblicheCharme kann einem das Privatlebenschon versüßen (lacht). Wenn miraber morgen jemand sagt, du kannstin Kapstadt arbeiten, dann packe ichsofort meine Koffer und bin weg.Jeden Tag erlebe ich Situationen, woich mir denke, verdammt, wo binich hier gelandet. Es gibt aber auchMomente, die mich aufleben lassen.Ganz besonders im Geschäft, wennalle sagen, dass dieses nicht funktioniertund jenes nicht machbarwäre. Und auf einmal funktioniertes doch. Dann hat man Erfolgserlebnissebesonderer Art.Geben Sie uns ein Praxisbeispiel.Wenn wir ein neues Projekt starten,erscheint zunächst alles kompliziert.Als wir den Branchenmix fürunser neues Shoppingcenter „Filio“abgestimmt haben, wollte ich unbedingteinen Obst- und Gemüsehändlerintegrieren. Meine Kollegenerwiderten, wir würden keine Mieterfinden, die bereit dazu sind. Ichhabe mich dann selber auf die Suchebegeben und bin auf einem Marktfündig geworden. Vor kurzem habenFoto: André Naumann Foto: Privatwir mit diesem Mieter einen Vertragabgeschlossen. Seine eigene Liniezu halten, sich quasi durchprügeln,damit man dann mal irgendwannErgebnisse sieht, erfordert enormeAnstrengungen. Deshalb funktioniertim russischen Geschäftsleben,besonders auf der Führungsebene,alles nur über Dominanz undeine gewisse Aggressivität. In einerrussischen Company kommt auchein ausländischer Manager ohneAggressivität nicht aus.Wie stark unterscheiden sich deutscheund russische Führungsmethodenvoneinander?In Deutschland haben wir gelerntzuzuhören. Das gibt es hier nicht.Dem Sprecher wird einfach ins Wortgefallen. Es gibt keine Diskussionskultur.Es wird weder zugehört nochwerden die Worte des Vorrednersüberdacht. Das beste Beispiel istAutofahren, hier kann man Tiefenpsychologiebetreiben. Der Grundsatzist: „Wer bremst, verliert.“ Wasdenken die Menschen am Steuer,frage ich mich immer: „Macht esSinn, den anderen vorzulassen, nein,ich stelle mich mitten auf die Straße,damit alles blockiert ist.“ Das könnteebenso gut eine Szene aus einemGespräch sein. Immer voll drauf undden anderen nicht zu Wort kommenlassen. Diese Kleinigkeiten erscheinenin der Summe unüberwindbar.Fehlt es russischen Mitarbeitern ankompetenter Anleitung?In Deutschland praktiziert manden kooperativen Führungsstil. Derfunktioniert hier überhaupt nicht. InRuss land gelten nur Anweisungen,in drei Minuten ist es erledigt, sonstgibt es eine Strafe. Das ist der Führungsstil.Zugegeben erleichtert erviele Entscheidungen und beschleunigtProzesse im Allgemeinen, dafürfallen auch die Ergebnisse dementsprechendunbefriedigend aus. Esist nicht einfach, die Mitarbeiter fürsich zu gewinnen und auf seine Seitezu bringen. Nach zwei Jahren arbeiteich immer noch am richtigen Konzept,meiner eigenen Methode.Die Russen investieren in deutschesKnow-how, das ist bekannt. Interessierensich deutsche Unternehmenauch für russisches Manager?Deutschen Unternehmen in Russlandmuss man unbedingt raten,russisches Führungspersonal zubeschäftigen, weil viele Sachen hieranders laufen und es mit Deutschenallein nicht funktioniert. Grundsätzlichglaube ich, dass beide Seiten voneinanderlernen können und sollten.Den Deutschen täte es gut, etwasflexibler zu sein, Entscheidungenschneller zu treffen. Auch wird hierjungen Führungskräften viel schnellerVerantwortung zu übertragen,das ist in Russland vorbildlich.Das Interview führte André Naumann.Industriebödenaus KunstharzenTel.: +49 (0) 22 51/ 94 12-10www.romex-export.deNachrichtenKurz u n d KnappStaat verkauftUnternehmen2009 will sich der russische Staatvon 500 seiner Unternehmen trennen.Der im September verabschiedetePrivatisierungsplan sieht für dieJahre 2009 bis 2011 jeweils rund 340Millionen Euro Erlöse aus AktienundBetriebsverkäufen vor – um dieHälfte weniger als in den Vorjahren.Veräußert werden sollen vor allemBetriebe aus den Bereichen Landwirtschaft,Straßenbewirtschaftung,Geologie und Telekommunikation,ebenso Banken, Versicherungen,Flughäfen und Reedereien. Anfang2008 gehörten zu den Besitztümernder Russischen Förderation noch5 700 Unternehmen und Anteile an3 674 Aktiengesellschaften. Zu denungewöhnlichsten Verkaufsobjektendürfte wohl das Postamt in WelikijUstjug gehören, in dem jährlichTausende Briefe für Väterchen Frosteingehen, der in der Kleinstadt 1100Kilometer nordöstlich von <strong>Moskau</strong>offiziell residiert.Biosiegel fürLebensmittelPünktlich zum weltweiten UNO-Tag der Lebensmittel am 16. Oktoberwurde in <strong>Moskau</strong> ein neuesSystem zur Qualitätsprüfung vonNahrungsmitteln vorgestellt. DasZertifikat „Biologisch sicher“ wirdin Zukunft auf getesteten und fürunbedenklich erklärten Produktenprangen. Die Entwickler der russischen„Nationalen Assoziationfür genetische Sicherheit“ (OAGB)vergeben das staatlich registrierteBiosiegel an Firmen, die sich freiwilligdarum bewerben. Nach OAGB-Angaben werden deren Produktein einem zufälligen Geschäft oderSupermarkt irgendwo in Russlandnormal erworben und in den hauseigenenLaboren untersucht. Einmalzertifizierte Lebensmittel unterliegeneiner regelmäßigen Kontrolle.Anfang November gehen die ersten„biologisch sicheren“ Produkte überrussische Ladentische: der Fruchtsaft„Grante“ und Pelmeni der Marke„Schelannyje“.Mehr Flüge nachDeutschlandDie zweitgrößte russische Fluglinie S7ist Mitte Oktober eine umfangreicheKooperation mit der FluggesellschaftAir Berlin und deren österreichischemPartner NIKI eingegangenen. ImRahmen dieser Vereinbarung profitierenPassagiere vom Codesharing –durch gemeinsame Flugnummernkönnen sie über eine Buchung ihrZiel mit mehreren Fluggesellschaftenerreichen. Dadurch erweitert sichdas Angebot für die Kunden einerAirline zunächst auf den Streckenvon <strong>Moskau</strong> nach Berlin, Düsseldorf,Frankfurt, Hannover, München undWien. Auch Anschlussflüge könnenzukünftig über diese Destinationenmit ein- und demselben Ticketunternommen werden. Geplant istaußerdem eine Angebotsaufstockunghinsichtlich der Flugraten und Ziele.S7 hat neben Lufthansa und der niederländischenKLM auch ein Gebotfür die zum Verkauf stehende österreichischeGeselllschaft Austrian Airlinesabgegeben.

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