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tag, rein in die Ferien! Die AWO bietet viele ... - AWO Journal

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zum mitnehmen<br />

Wir s<strong>in</strong>d<br />

dann mal weg<br />

auf Tour mit reiselustigen senior<strong>in</strong>nen<br />

und senioren vom rhe<strong>in</strong> bis zur ostsee<br />

langeweile? Von wegen!<br />

e<strong>in</strong>e aktive Woche <strong>in</strong> den aWo seniorenzentren<br />

Luxus ist ...<br />

e<strong>in</strong>e uhr? zeit mit enkeln? Musik?<br />

e<strong>in</strong>e spannende umfrage unter Bewohnern<br />

Das Magaz<strong>in</strong> für senioren unD ihre faMilien<br />

ausgaBe 03 | 2012<br />

Leidenschaftliche<br />

Weltenbummler:<br />

Alice, 82, und Egon<br />

G<strong>in</strong>sbach, 84


02<br />

<strong>in</strong>halt<br />

aktuell Tipps für den All<strong>tag</strong> 04<br />

titelthema<br />

Wir s<strong>in</strong>d<br />

dann mal weg<br />

Auf Tour mit reiselustigen Senior<strong>in</strong>nen und<br />

Senioren vom Rhe<strong>in</strong> bis zur Ostsee<br />

06-13<br />

me<strong>in</strong>e awo 14<br />

Christiane Maurer über ihren All<strong>tag</strong> als Bundesfreiwilligen<strong>die</strong>nstler<strong>in</strong> bei der <strong>AWO</strong><br />

mittendr<strong>in</strong><br />

mittendr<strong>in</strong><br />

Langeweile? Von wegen!<br />

Nach dem Motto »Aktiv durch <strong>die</strong> Woche« geht's bei den<br />

SeniorInnen von heute ganz schön unternehmungslustig zu<br />

15-17<br />

Luxus ist ...<br />

… sich edle Ohrr<strong>in</strong>ge zu gönnen, Zigarren aus<br />

Kuba oder e<strong>in</strong> Sternemenü. Und was empf<strong>in</strong>den<br />

<strong>AWO</strong> BewohnerInnen als (herrlichen) Überfluss?<br />

18-23<br />

aus unserer mitte<br />

Auf e<strong>in</strong>e Tasse Kaffee mit Elise Fuchs (88)<br />

Über Heimatgefühle, Familie und <strong>Ferien</strong> auf Rügen<br />

ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012<br />

Anzeige<br />

<strong>in</strong>halt<br />

24<br />

von lesern für leser 26<br />

Josef Stiel über Sommerferien damals und heute<br />

bunte seite Zum Auswendiglernen und Mits<strong>in</strong>gen 27<br />

<strong>in</strong> eigener sache 28<br />

So werden Sie exklusiv Gast-Autor für das <strong>AWO</strong> Onl<strong>in</strong>e-Magaz<strong>in</strong><br />

mitmachen Rätsel-Mix 29<br />

gesund und fit 30<br />

Willkommen, lieber Sommer! Saisonale Anregungen für Körper, Geist und Seele<br />

vorschau, 32<br />

impressum<br />

E<strong>in</strong> Ausblick auf <strong>die</strong> nächste Ausgabe<br />

awo direkt 33<br />

Ihr <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum stellt sich vor<br />

03


04 aktuell<br />

aktuell 05<br />

<strong>Die</strong> große Flatte<br />

Am letzten Augustwochenende ist es wie-<br />

der soweit: Bei der europaweiten »Batnight«<br />

dreht sich alles um <strong>die</strong> Fledermaus. Gruppen<br />

des Naturschutzbundes (NABU) bieten Exkursionen<br />

und Feste <strong>in</strong> den verschiedenen Bundesländern<br />

an. <strong>Die</strong> Hauptveranstaltung f<strong>in</strong>det im<br />

schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Bad Segeberg statt.<br />

Der dortige Kalkberg zählt zu den bedeutendsten<br />

Fledermausquartieren <strong>in</strong> Europa und ist das<br />

deutschlandweit größte W<strong>in</strong>terquartier für <strong>die</strong><br />

gefährdeten Säugetiere.<br />

Aber nicht nur am 25./26.08., sondern den ganzen<br />

August h<strong>in</strong>durch stehen <strong>die</strong> großen Mausohren<br />

im Fokus. Nachtschwärmer sollten also<br />

<strong>die</strong> Augen offen halten. (Veranstaltungen <strong>in</strong><br />

Ihrer Nähe unter www.nabu.de).<br />

buch<br />

Tipps<br />

»Reisen mit Mama – mit dem Rollator durch Italien«<br />

Sechs Wochen lang reisen Mutter und Tochter<br />

durch Italien und erkunden das Land von<br />

der Amalfiküste bis nach Sizilien, von Venedig<br />

bis nach Rom. Dabei stolpern <strong>die</strong> beiden<br />

unterwegs permanent über Baustellen – vor<br />

allem im zwischenmenschlichen Bereich,<br />

denn Mutter Valeria ist längst nicht mehr<br />

so rüstig, wie sie stets vorgibt. Und so s<strong>in</strong>d<br />

Arthrose, Schwerhörigkeit und Blasenschwäche ständige<br />

Begleiter. – Amüsante Urlaubslektüre über das Älterwerden,<br />

<strong>die</strong> trotz Mutter-Tochter-Konflikten nie ihren warmherzigen<br />

Ton verliert. (Piper, 9,99 Euro)<br />

kluges fürs<br />

kaffeekränzchen<br />

Wissen sie, Warum augenbrauen<br />

im alter als letztes ergrauen?<br />

Für unsere Haarfarbe sorgen sogenannte<br />

Melanozyten. Das s<strong>in</strong>d Pigmentzellen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> den<br />

Haarwurzeln sitzen und permanent den Farbstoff<br />

Melan<strong>in</strong> produzieren. Allerd<strong>in</strong>gs tun sie das mit dem<br />

Alter immer weniger. Der Zeitpunkt des Ergrauens<br />

ist genetisch bed<strong>in</strong>gt, tritt mal schon mit 30, mal<br />

jenseits der 60 auf. <strong>Die</strong> Melanozyten der<br />

Augenbrauen s<strong>in</strong>d biologisch anders als <strong>die</strong><br />

der Haare und können deshalb länger<br />

Pigmente produzieren und speichern.<br />

Außerdem leben <strong>die</strong> Augenbrauen deutlich<br />

länger als <strong>die</strong> Haare auf dem Kopf,<br />

<strong>die</strong> <strong>in</strong> der Regel mit der Zeit<br />

ausfallen.<br />

wege zur pflege<br />

Wie wird Pflege organisiert? Welche E<strong>in</strong>richtungen und <strong>Die</strong>nste gibt es? Wie<br />

funktioniert <strong>die</strong> neu e<strong>in</strong>geführte Familienpflegezeit? Welche Kosten entstehen?<br />

<strong>Die</strong>se und andere Fragen beantworten <strong>die</strong> Fachleute des Bundesfamilienm<strong>in</strong>isteriums<br />

am Servicetelefon unter 01801-507090 (3,9 Cent/M<strong>in</strong>.; mon<strong>tag</strong>s<br />

bis donner<strong>tag</strong>s von 9 bis 18 Uhr).<br />

»Je oller, je doller. So vergreisen Sie richtig«<br />

Statt mickriger Seniorenteller brauche<br />

man fürs Alter e<strong>in</strong>e extragroße Portion<br />

Humor, f<strong>in</strong>det Bill Mockridge. Nachdem<br />

sich der Kabarettist, Regisseur und<br />

Schauspieler (spielt u. a. den Ehemann<br />

von Mutter Beimer <strong>in</strong> der »L<strong>in</strong>denstraße«)<br />

seit Jahren auf der Bühne mit Fragen der<br />

Generation 50plus auf äußerst unterhaltsame<br />

Weise ause<strong>in</strong>andergesetzt hat, brachte er nun<br />

e<strong>in</strong> entsprechendes Buch heraus. Achtung: Dauergr<strong>in</strong>sen<br />

garantiert. Aber Lachen ist ja schließlich gut für <strong>die</strong><br />

Gesundheit ... (Scherz Verlag, 14,99 Euro)<br />

Über<br />

Stock<br />

und<br />

Ste<strong>in</strong><br />

Sie gehen gern spazieren, s<strong>in</strong>d aber<br />

nicht mehr so gut zu Fuß? Viele bleiben<br />

dann lieber zuhause als sich e<strong>in</strong>es<br />

Gehstocks zu be<strong>die</strong>nen, der sie an e<strong>in</strong><br />

gekrümmtes Großmütterchen er<strong>in</strong>nert.<br />

Schade, denn heutzu<strong>tag</strong>e gibt es<br />

Modelle, <strong>die</strong> so schick wie komfortabel<br />

s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e besonders elegante Kollektion<br />

<strong>bietet</strong> <strong>die</strong> Bad Sooden-Allendorfer<br />

Firma Gastrock, <strong>die</strong> seit 1868 Stöcke<br />

aus Holz, Metall und Carbon anfertigt.<br />

<strong>Die</strong> Auswahl reicht vom farbenfrohen<br />

»Rosen-Bukett« bis zum ziselierten<br />

Silberknauf (www.stocksauer.de).<br />

Weitere Anbieter: www.stockshop.de;<br />

www.rehashop.de; www.aktivwelt.de<br />

Es lebe der Altersunterschied!<br />

In der Zürcher Josefstraße kommt zusammen, was<br />

zusammen gehört: Jung und Alt. Um den Austausch<br />

unter den Generationen zu fördern, eröffneten zwei<br />

Kunsthochschulabsolventen im März 2011 <strong>die</strong><br />

»Senior Design Factory« mit Shop, Atelier und Café/<br />

Restaurant. Auf der Speisekarte stehen vor allem alte<br />

Rezepte, <strong>die</strong> ebenso von Studenten wie von Rentnern<br />

serviert werden. Außerdem f<strong>in</strong>den regelmäßig Handarbeits-Workshops<br />

statt, <strong>in</strong> denen bis zu 90-jährige<br />

Senior<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Welt des Strickens e<strong>in</strong>führen. E<strong>in</strong><br />

Konzept, das hoffentlich bald <strong>viele</strong> Nachahmer auch<br />

<strong>in</strong> Deutschland f<strong>in</strong>det.<br />

<strong>AWO</strong> Aktuell<br />

Vor e<strong>in</strong>em Jahr startete <strong>die</strong> Arbeiterwohlfahrt e<strong>in</strong>e Onl<strong>in</strong>e-Beratung<br />

für den Bereich Pflege und Senioren. Das Internetportal <strong>in</strong>formiert<br />

und berät zu Themen wie Leistungsansprüche (z. B. über Pflege-/<br />

Krankenversicherung, Sozialhilfe), <strong>Die</strong>nstleistungsangebote (u. a.<br />

Essen auf Rädern, Hausnotruf), aktive Lebensgestaltung (z. B. über<br />

Reisen oder ehrenamtliche Tätigkeit) sowie über Fachthemen wie<br />

Demenz und Vorsorge. <strong>Die</strong> Nachfrage nach <strong>die</strong>ser kostenlosen<br />

Beratung war bisher so groß, dass sie nach der e<strong>in</strong>jährigen Projektphase<br />

weiter von der <strong>AWO</strong> angeboten wird. »Pflege ist e<strong>in</strong> sensibles<br />

Thema«, so <strong>AWO</strong> Vorstandsmitglied Brigitte Döcker. Hier schätzen<br />

Betroffene, aber auch deren Angehörige, von denen 70 Prozent aller<br />

Anfragen kommen, <strong>die</strong> Onl<strong>in</strong>e-Beratung für ihre Anonymität. Wer<br />

sich also <strong>in</strong>formieren will oder kompetent und schnell (<strong>in</strong>nerhalb<br />

von 48 Stunden) Antworten auf se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuellen Fragen bekommen<br />

möchte, klickt auf www.awo-pflegeberatung-onl<strong>in</strong>e.de<br />

SPIELEN MIT ALLEN SINNEN<br />

Sie heißen »LebensSchätze«, »WortArchitekt« oder »StrukturFahnder«<br />

– Spiele, <strong>die</strong> T<strong>in</strong>a Schuster für ältere Menschen<br />

entwirft. Allen geme<strong>in</strong>sam ist ihre liebevolle Gestaltung und<br />

<strong>die</strong> leichte Handhabung mit Schwierigkeitsgraden von sehr<br />

e<strong>in</strong>fach bis ziemlich kniffelig.<br />

»Ich möchte Abwechslung und Freude <strong>in</strong> den Heimall<strong>tag</strong><br />

br<strong>in</strong>gen«, so <strong>die</strong> Frechener<strong>in</strong>, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>st durch Besuche im<br />

Seniorenzentrum ihrer Großmutter auf <strong>die</strong> Idee mit »Haptikon«<br />

kam, so der Name ihres kle<strong>in</strong>en Spieleunternehmens.<br />

Das br<strong>in</strong>gt z. B. auch e<strong>in</strong> Produkt für demenziell veränderte<br />

Menschen heraus: Bei »LosFlorados« sollen <strong>die</strong> Teilnehmer<br />

Kräuter und Gewürze erfühlen oder erschnuppern und sie den<br />

passenden Pflanzenfotos zuordnen – e<strong>in</strong> Spaß für Senioren<br />

und Betreuer gleichermaßen. (Infos unter www.haptikon.de)<br />

ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012


06 titelthema titelthema 07<br />

Gut aufgelegt: Helga Deubert (3. von l<strong>in</strong>ks) mit ihren neuen Reisebekanntschaften<br />

Wir s<strong>in</strong>d<br />

dann mal<br />

weg<br />

Jetzt heißt es: Raus aus dem All<strong>tag</strong>,<br />

<strong>re<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Ferien</strong>! <strong>Die</strong> <strong>AWO</strong><br />

<strong>bietet</strong> <strong>viele</strong> Möglichkeiten, Neues<br />

zu entdecken und per Bus, Bahn,<br />

Schiff oder sogar Flugzeug andere<br />

Länder und Regionen kennenzulernen.<br />

Ob Kur oder Kultur, Strand<br />

oder Stadt – für jeden gibt’s e<strong>in</strong><br />

passendes Angebot.<br />

Sommerliche Reise-Impressionen<br />

von Rhe<strong>in</strong> bis Ostsee: Auf geht's!<br />

ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012


08 titelthema titelthema 09<br />

Sie<br />

ähnelt mit ihrem grau-weißen<br />

Bob und den stahlblauen Augen<br />

der Schauspieler<strong>in</strong> Barbara Rütt<strong>in</strong>g<br />

– und sie strahlt wie <strong>die</strong> Mecklenburger<br />

Sonne. Auf <strong>die</strong>sen Anblick<br />

hatte sie sich schon lange gefreut:<br />

das Ensemble aus alten Speicherhäusern,<br />

Hafen und der über allem<br />

thronenden Marienkirche. »Hier<br />

lebte ich zwanzig Jahre mit me<strong>in</strong>em<br />

Mann und den K<strong>in</strong>dern«, sagt<br />

<strong>die</strong> 79-Jährige und zeigt auf <strong>die</strong><br />

Gebäudefassaden der hübschen Altstadt<br />

von Waren an der Müritz. Zur<br />

Auffrischung der Er<strong>in</strong>nerung sollte<br />

es noch e<strong>in</strong>mal hierher gehen,<br />

gebucht beim <strong>AWO</strong> Reise<strong>die</strong>nst<br />

Brandenburg. E<strong>in</strong>e Tagesfahrt zum<br />

Luftkurort <strong>in</strong>klusive Dampfschifffahrt.<br />

Seit den frühen Morgenstunden<br />

s<strong>in</strong>d sie und ihre Reisegruppe<br />

auf den Be<strong>in</strong>en. <strong>Die</strong> meisten der<br />

48 Teilnehmer haben sich erst im<br />

Bus kennengelernt, sie unterhalten<br />

sich jedoch beim Matjesessen <strong>in</strong><br />

der urigen Fischerkneipe »Pier 13«<br />

schon angeregt wie alte Bekannte.<br />

... e<strong>in</strong>fach mal e<strong>in</strong>e Weile<br />

von zuhause weg se<strong>in</strong> ...<br />

Das ist e<strong>in</strong>er der Gründe für geme<strong>in</strong>same<br />

Unternehmungen: der Austausch<br />

mit Gleichaltrigen. Für Elli Mattschey<br />

ist es sogar das Schönste an <strong>die</strong>sen Ausflügen.<br />

»Ich habe e<strong>in</strong>e große Familie<br />

mit fünf Enkeln und vier Urenkeln, <strong>die</strong><br />

ich über alles liebe«, so <strong>die</strong> 82-Jährige.<br />

»Aber ich möchte me<strong>in</strong>e Freizeit auch<br />

mit Leuten verbr<strong>in</strong>gen, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e ähnliche<br />

Lebensgeschichte und Themen wie<br />

ich haben.«<br />

E<strong>in</strong> anderes wichtiges Reisemotiv ist <strong>die</strong><br />

Abwechslung. Christel Höhne etwa will<br />

»e<strong>in</strong>fach mal e<strong>in</strong>e Weile von zuhause<br />

weg se<strong>in</strong>«. Und Margot und Horst<br />

Abraham s<strong>in</strong>d als Stammkunden jeden<br />

Monat dabei. Ihr nächstes Highlight:<br />

<strong>die</strong> Fahrt zum <strong>AWO</strong> Reiseball an den<br />

Rangsdorfer See. Dort werden sie e<strong>in</strong>en<br />

Auftritt der Saaletaler Schlagerstars erleben.<br />

»Solche speziellen Veranstaltungen<br />

s<strong>in</strong>d immer sehr beliebt«, erzählt <strong>AWO</strong><br />

Reisebegleiter<strong>in</strong> Heidrun Kle<strong>in</strong>hans beim<br />

Spaziergang über <strong>die</strong> Ste<strong>in</strong>mole zur<br />

Anlegestelle. »Für unser Neujahrskonzert<br />

<strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Philharmonie haben<br />

sich schon jetzt <strong>viele</strong> angemeldet.«<br />

Das Nebelhorn der »Weißen Flotte«<br />

ertönt – Start für <strong>die</strong> zweie<strong>in</strong>halbstündige<br />

Fahrt über <strong>die</strong> Müritz, dem größten<br />

zusammenhängenden Seengebiet<br />

Mitteleuropas. E<strong>in</strong>ige Senioren s<strong>in</strong>d<br />

an Deck gegangen und lauschen dem<br />

naturkundlichen Vortrag des Kapitäns,<br />

der so erfrischend ist wie <strong>die</strong> feuchte<br />

Seebrise.<br />

ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012


10<br />

titelthema<br />

D ie<br />

meisten jedoch sitzen dr<strong>in</strong>nen<br />

und lassen zu Kaffee und Kuchen<br />

<strong>die</strong> Schilflandschaft, Kiefernwälder und<br />

Moore an sich vorbeiziehen.<br />

<strong>Die</strong> Bandbreite der Tagestouren reicht vom<br />

Forellenessen im Schlaubetal bis zur Gondelfahrt<br />

im Wörlitzer Park, vom Kulturtrip<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> Lutherstadt Wittenberg bis zur<br />

MDR-Studiotour nach Leipzig. Und sogar<br />

»Überraschungsfahrten«, bei denen <strong>die</strong><br />

Kunden morgens noch nicht wissen, an<br />

welchem Ort sie am Nachmit<strong>tag</strong> e<strong>in</strong>kehren<br />

werden, gehören zu den Buchungsfavoriten.<br />

Da sage noch mal e<strong>in</strong>er, Senioren<br />

seien nicht flexibel! Es habe sich <strong>viele</strong>s<br />

geändert auf dem Tourismusmarkt für<br />

Ältere, so Dorit Kl<strong>in</strong>ke vom <strong>AWO</strong> Reise-<br />

<strong>die</strong>nst »Reisen mit Herz« Berl<strong>in</strong>-Brandenburg,<br />

der rund 120 Ziele <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Katalog an<strong>bietet</strong>, darunter auch Kreuzfahrten<br />

oder »Oma-Opa-Enkel«-Urlaube.<br />

Gerne unterwegs: Egon und Alice G<strong>in</strong>sbach<br />

Wir gehen mit<br />

der Zeit und<br />

stellen uns auf<br />

<strong>die</strong> gestiegenen<br />

Anspruche e<strong>in</strong>.<br />

Dazu gehören e<strong>in</strong> kostenloser Haustür-<br />

Transfer und e<strong>in</strong> sogenanntes Rundum-<br />

Sorglos-Versicherungspaket, oft auch der<br />

Verzicht auf e<strong>in</strong>en Zuschlag für <strong>die</strong> meist<br />

auf Seniorenreisen gebuchten E<strong>in</strong>zelzimmer.<br />

Beim Wohlfahrtsverband legt man<br />

eben besonders viel Wert auf e<strong>in</strong> optimales<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis. »Wir bieten<br />

zum Beispiel e<strong>in</strong>e achttägige Kreuzfahrt<br />

nach Süd-Norwegen mit allem<br />

Drum und Dran für knapp 900 Euro an«,<br />

sagt Dorit Kl<strong>in</strong>ke. Wichtig sei, auch bei<br />

den Details auf <strong>die</strong> Bedürfnisse e<strong>in</strong>er älteren<br />

Klientel e<strong>in</strong>zugehen. Statt e<strong>in</strong>es Buffets<br />

wird das Essen am Tisch serviert, und<br />

<strong>die</strong> Bordsprache ist Deutsch.<br />

Flotte Runde: Ellen Nemetz, Eva Fröhlke, Maria Reucher, Heide Kröger, Gutrud Besten und Waltraud Koch<br />

Weiter zu beobachten ist <strong>die</strong> steigende<br />

Nachfrage nach dem Urlaub<br />

im eigenen Land. So fand <strong>die</strong> Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

»Urlaub und<br />

Reisen« jüngst heraus, dass e<strong>in</strong> Drittel<br />

der Bundesbürger gern <strong>in</strong> Deutschland<br />

bleibt. Besonders beliebt ist,<br />

neben Bayern und Mecklenburg-Vorpommern,<br />

das Obere Mittelrhe<strong>in</strong>tal,<br />

dessen e<strong>in</strong>zigartige Landschaft seit<br />

2002 zum Weltkulturerbe gehört.<br />

We<strong>in</strong>berge und Wanderwege durch<br />

romantische Fachwerkdörfer prägen<br />

<strong>die</strong> Region zwischen Koblenz und<br />

B<strong>in</strong>gen, <strong>die</strong> übrigens auch unsere<br />

ausländischen Nachbarn nur allzu<br />

gern besuchen.<br />

E<strong>in</strong>e Sprachenmelange aus Spanisch,<br />

Italienisch, Französisch, Englisch und<br />

Holländisch ist auf der Promenade<br />

<strong>in</strong> Boppard zu hören. Auf der Gartenterrasse<br />

des hübschen Jugendstillokals<br />

»Le Jard<strong>in</strong>« sitzt Egon G<strong>in</strong>sbach<br />

mit elegantem Sonnenhut und<br />

genießt an der Seite se<strong>in</strong>er Frau Alice<br />

zum kühlen Kölsch den Blick aufs<br />

Wasser. »Wir s<strong>in</strong>d schon viel <strong>in</strong> der<br />

Welt herumgekommen«, erzählt der<br />

84-Jährige aus Brüssel, »aber immer<br />

wieder zieht es uns an den Rhe<strong>in</strong>.«<br />

Und natürlich auf den Rhe<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e<br />

Schiffsfahrt entlang der <strong>viele</strong>n mittelalterlichen<br />

Burgen, <strong>die</strong> sich wie<br />

Riesen entlang des Ufers aufbäumen,<br />

gehört hier zum Urlaubsprogramm<br />

so wie der Riesl<strong>in</strong>g zum Flammkuchen.<br />

Und so strömen jetzt <strong>die</strong> Leute<br />

von überallher, um sich mit der<br />

»Köln-Düsseldorfer« auf den Weg<br />

zu machen <strong>in</strong>s Tal der Loreley. Mit<br />

titelthema 11<br />

an Bord: e<strong>in</strong>e jecke Frauenrunde, <strong>die</strong><br />

mit ihrem Lachen und Geschnatter<br />

das Bild der rhe<strong>in</strong>ischen Frohnatur<br />

aufs Schönste bestätigt. Seit <strong>viele</strong>n<br />

Jahren spielen <strong>die</strong> Damen, zwischen<br />

62 und 71 Jahre alt, Doppelkopf<br />

und unternehmen Ausflüge. »Und<br />

e<strong>in</strong>mal im Jahr fahren wir richtig<br />

<strong>in</strong> Urlaub und verprassen unsere<br />

Kasse«, erzählt Eva Fröhlke. »Demnächst<br />

geht’s <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Wellness-Hotel.«<br />

Denn das Interesse an Gesundheitsurlauben<br />

ist <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

ebenfalls enorm gewachsen. Das<br />

konnte man auch auf der <strong>die</strong>sjährigen<br />

Seniorenmesse SenNova <strong>in</strong> Hamburg<br />

beobachten, wo zahlreich Stände von<br />

Spezialanbietern wie Kneipp oder<br />

»Bewegt reisen« vertreten waren.<br />

ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012


12 titelthema titelthema 13<br />

Fit & Vital -<br />

Angebote s<strong>in</strong>d der<br />

absolute Renner<br />

Fakt ist: <strong>Die</strong> ältere Generation möchte dem<br />

Körper etwas Gutes tun, ihn hegen und<br />

pflegen. Ob Basenfasten, Moorpackung<br />

oder Zen-Gymnastik – Hauptsache es hilft,<br />

Krankheiten vorzubeugen. Bei dem <strong>AWO</strong><br />

Reise<strong>die</strong>nst s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> »Fit & Vital«-Angebote<br />

der absolute Renner. Da geht es vom<br />

Morgenlauf bis zum abendlichen Ernährungsvortrag,<br />

von der Aqua-Rhythmik bis<br />

zum Walk<strong>in</strong>g-Kurs rund ums Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />

»Gesunder Rücken – Bewegung und<br />

Spaß« heißt es z. B. im September, wenn<br />

im Kurort Mielno an der polnischen Ostseeküste<br />

mit gezielten Übungen <strong>die</strong> Wirbelsäule<br />

gestärkt wird. E<strong>in</strong> besonderer Service<br />

der <strong>AWO</strong> s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Gesundheitswochen<br />

für Menschen mit Demenz. Unter dem<br />

Motto »Atempause – Zeit für mich« können<br />

sie und ihre pflegenden Angehörigen<br />

etwa im »Haus am Sund« im Ostsee-Heilbad<br />

Großenbrode dank Tagesbetreuung<br />

geme<strong>in</strong>sam urlauben. Wer will, tauscht<br />

sich hier <strong>in</strong> Gesprächsrunden mit ebenso<br />

Betroffenen aus.<br />

In e<strong>in</strong>em anderen Ostseeheilbad, nämlich<br />

<strong>in</strong> Dahme, verbr<strong>in</strong>gt Waltraud Fischer aus<br />

Leverkusen jeden Sommer. »Seitdem habe<br />

ich ke<strong>in</strong>e Schilddrüsenprobleme mehr«,<br />

so <strong>die</strong> 69-Jährige, für <strong>die</strong> der schleswigholste<strong>in</strong>ische<br />

<strong>Ferien</strong>ort längst zur zweiten<br />

Heimat geworden ist. Hier hat sie neben<br />

e<strong>in</strong>em Wohnwagen-Platz auch Freunde<br />

gefunden – und mit Radfahren e<strong>in</strong> neues<br />

Hobby. Jeden Tag strampelt sie sich durch<br />

Dünen und Dörfer mit reetgedeckten<br />

Häusern, heute sogar bis <strong>in</strong>s 25 Kilometer<br />

entfernte Grömitz.<br />

»E<strong>in</strong>e Seefahrt <strong>die</strong> ist lustig, e<strong>in</strong>e Seefahrt, <strong>die</strong> ist schön ...« Das f<strong>in</strong>den auch <strong>die</strong> Bordgäste der »Weißen Flotte« von Waren an der Müritz<br />

Nur im Strandkorb rumzuhängen<br />

wäre auch nichts für Helga Deubert,<br />

<strong>die</strong> gerade e<strong>in</strong>en zweiwöchigen<br />

Urlaub <strong>in</strong> Dahme verbr<strong>in</strong>gt. »Seit ich<br />

denken kann, habe ich Fernweh«,<br />

so <strong>die</strong> 68-Jährige aus Frankfurt am<br />

Ma<strong>in</strong>. »Früher b<strong>in</strong> ich sogar extra<br />

nach der Arbeit zum Flughafen gefahren,<br />

um <strong>die</strong> <strong>in</strong>ternationale Atmosphäre<br />

zu spüren. Beim Anblick<br />

der Flieger g<strong>in</strong>g es mir sofort besser.«<br />

Heute f<strong>in</strong>anziert sie ihre Reiselust<br />

mit gelegentlichen Jobs als<br />

Bordstewardess. »Ich betüdel Leute<br />

im Bus wie neulich nach Italien und<br />

komme dabei selbst <strong>in</strong> den Genuss<br />

der weiten Welt.«<br />

Zurück zu Heidrun Kle<strong>in</strong>hans an <strong>die</strong><br />

Müritz. Für »Reisen mit Herz«, so<br />

der Name der <strong>AWO</strong> Agentur aus Berl<strong>in</strong>-Brandenburg,<br />

geht sie oft mehrmals<br />

<strong>die</strong> Woche auf Tour und kümmert<br />

sich nonstop um alle Fragen,<br />

Sorgen und (Extra-)Wünsche. Dabei<br />

achtet sie auch auf e<strong>in</strong>e gute Balance<br />

zwischen Anregung und Erholung,<br />

wie jetzt nach der Dampfschifffahrt.<br />

Wer will, kann sich noch im Müritzeum<br />

schlaumachen über Karpfen,<br />

Aal, Zander und andere Fischarten<br />

der Region.<br />

Gegen 18 Uhr geht’s wieder zurück<br />

gen Heimat. Müde, aber erfüllt von<br />

den neuen E<strong>in</strong>drücken, steigen <strong>die</strong><br />

Senioren <strong>in</strong> den Bus.<br />

reise<strong>in</strong>fos: aWo reise<strong>die</strong>nst gmbh<br />

Tel. 0331 600 690<br />

www.awo-reise<strong>die</strong>nst.de<br />

ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012<br />

Tritt gern <strong>in</strong> <strong>die</strong> Pedale, um Landschaft und Leute kennenzulernen: Waltraud Fischer


14 me<strong>in</strong>e awo<br />

mittendr<strong>in</strong> 15<br />

»<br />

Wie ist es, als 18-Jährige<br />

für dreifach so alte Menschen da zu se<strong>in</strong>?<br />

Christiane Maurer<br />

aus Bergisch Gladbach erzählt über ihren All<strong>tag</strong>,<br />

den sie im Rahmen des Bundesfreiwilligen<strong>die</strong>nstes<br />

im <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum Saaler Mühle verbr<strong>in</strong>gt.<br />

Ich b<strong>in</strong> das jüngste von acht<br />

K<strong>in</strong>dern und <strong>in</strong>teressiere mich<br />

schon lange für soziale Berufe.<br />

Das Haus lernte ich vor e<strong>in</strong>igen Jahren<br />

durch me<strong>in</strong>e Schwester Dorothea<br />

kennen, <strong>die</strong> hier ihr Freiwilliges Soziales<br />

Jahr absolviert und mir davon<br />

nur Gutes erzählt hat. – Da ich nach<br />

me<strong>in</strong>em Realschulabschluss nicht<br />

gleich e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz bekam,<br />

wollte ich <strong>die</strong> Zeit s<strong>in</strong>nvoll überbrücken,<br />

und ich freute mich, dass der<br />

BFD-Job im <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum<br />

Saaler Mühle klappte. Seit Februar<br />

arbeite ich hier täglich rund acht Stunden<br />

<strong>in</strong> der Tagespflege und bekomme<br />

336 Euro im Monat Taschengeld. <strong>Die</strong><br />

Zeit geht schnell vorbei, denn es gibt<br />

immer etwas zu tun: Essen vorbereiten,<br />

Marmelade e<strong>in</strong>kochen, spazieren<br />

gehen, Zeitung vorlesen … wobei das<br />

Tageshoroskop auf besonders großes<br />

Interesse stößt. Super f<strong>in</strong>de ich, dass<br />

<strong>die</strong> Beschäftigten hier immer mit den<br />

Senioren geme<strong>in</strong>sam frühstücken,<br />

Mit<strong>tag</strong>essen und Kaffee tr<strong>in</strong>ken – man<br />

nennt das ›pädagogische Mahlzeiten‹,<br />

was ich so aus anderen E<strong>in</strong>richtungen<br />

nicht kenne.<br />

Ich gehe oft mit e<strong>in</strong>em oder mehreren<br />

Tagesgästen <strong>in</strong> den Park oder zum<br />

Weiher. Da entstehen manchmal spannende<br />

Gespräche – schließlich haben<br />

<strong>die</strong> Senioren <strong>in</strong> ihrem bisherigen<br />

Leben schon viel erlebt. Oft plaudern<br />

wir aber e<strong>in</strong>fach nur über Tagesaktuelles.<br />

In den letzten Wochen war –<br />

so wie überall – Fußball e<strong>in</strong> großes<br />

Thema. Wir hatten e<strong>in</strong>e Tippgeme<strong>in</strong>schaft,<br />

und der Tagessieger bekam<br />

e<strong>in</strong>e Belohnung. Mir gefällt <strong>die</strong><br />

Atmosphäre im Seniorenzentrum, es<br />

herrscht immer gute Laune. Natürlich<br />

werde ich auch mit Themen konfrontiert,<br />

<strong>die</strong> das Alter mit sich br<strong>in</strong>gt.<br />

Gleich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em ersten Monat ist<br />

e<strong>in</strong> Gast kollabiert und später im<br />

Krankenhaus gestorben. Das fand ich<br />

megaschlimm! Ich habe dann viel<br />

mit älteren Mitarbeitern über den<br />

Tod gesprochen, was mir bei der Verarbeitung<br />

geholfen hat.<br />

Schön ist <strong>die</strong> Dankbarkeit der Gäste.<br />

Es gibt hier z. B. e<strong>in</strong>en Mann, der zeitgleich<br />

mit mir gekommen ist. Neulich<br />

sagte er, wie sehr er <strong>die</strong> geme<strong>in</strong>same<br />

Zeit mit mir genießt. Oder <strong>die</strong><br />

Frau, <strong>die</strong> im Rollstuhl sitzt und sich<br />

kaum noch verständigen kann. Aber<br />

wenn sie ihre Hand auf me<strong>in</strong>e legt,<br />

spüre ich, wie gut es ihr tut.<br />

<strong>Die</strong> alten Menschen s<strong>in</strong>d mir sehr<br />

ans Herz gewachsen und ich weiß<br />

schon jetzt, dass ich sie vermissen<br />

werde. Inzwischen hab ich nämlich<br />

e<strong>in</strong>e Zusage aus Köln bekommen, wo<br />

ich im August als Azubi zur Fotome<strong>die</strong>nfachfrau<br />

anfange. <strong>Die</strong> Fotografie<br />

ist von jeher me<strong>in</strong> großes Hobby.<br />

Mit me<strong>in</strong>er alten, analogen Spiegelreflexkamera<br />

war ich auch hier im<br />

<strong>AWO</strong> Seniorenzentrum unterwegs<br />

und habe e<strong>in</strong>e Bilderserie über Hände<br />

gemacht. Bevor ich gehe, sollen <strong>die</strong><br />

Gäste e<strong>in</strong> Bild von ihren Händen<br />

bekommen. Aber vorher müssen sie<br />

raten, welche zu wem gehören.«<br />

Luxus ist ...<br />

... das, was über das Notwendige h<strong>in</strong>ausgeht. Für <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en zum Beispiel e<strong>in</strong>e wertvolle Perlenkette, für andere Zeit, sich um<br />

den eigenen Garten zu kümmern. Wir haben Damen und Herren aus <strong>AWO</strong> Seniorenzentren nach ihrem ganz persönlichen<br />

Luxus befragt.<br />

Irmgard von der Heydt, 90, <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum »Vierw<strong>in</strong>denhöhe«, Bendorf<br />

Ich habe Luxus von jeher geliebt und besonders für Schmuck und schöne Garderobe<br />

e<strong>in</strong>e Schwäche. Im Morgenrock am Frühstückstisch sitzen – das hätte es bei me<strong>in</strong>em<br />

Mann nie gegeben. Er hat wie ich viel Wert auf gutes Auftreten gelegt. Heute genieße<br />

ich es, wenn mich me<strong>in</strong>e Tochter abholt und wir <strong>in</strong> Koblenz e<strong>in</strong>kaufen gehen oder <strong>in</strong> das<br />

dortige Theater. Solche Abende er<strong>in</strong>nern mich dann an me<strong>in</strong>e Jugend. Damals war es<br />

für mich das Höchste, wenn ich <strong>die</strong> Sommerferien bei me<strong>in</strong>en Verwandten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

verbr<strong>in</strong>gen durfte. Mir gefiel das Weltstädtische, <strong>die</strong> <strong>viele</strong>n Bühnen und Museen. <strong>Die</strong>sen<br />

Luxus würde ich mir gern noch e<strong>in</strong>mal gönnen: <strong>in</strong> <strong>die</strong> Hauptstadt fahren, zu den Seen<br />

und dem Prachtboulevard unter den L<strong>in</strong>den ... herrlich!<br />

WILLI WacH, 72, <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum Saaler Mühle, Bergisch Gladbach<br />

Für mich ist es e<strong>in</strong> Stück Luxus, dass me<strong>in</strong>e bettlägerige Frau, mit der ich seit 47 Jahren<br />

verheiratet b<strong>in</strong>, bei der <strong>AWO</strong> so gut aufgehoben ist. Ich wohne ihr zuliebe auch<br />

hier, gehe aber täglich zu unserem Haus, das sich nur wenige Schritte vom Seniorenheim<br />

bef<strong>in</strong>det, und kümmere mich um unseren Garten. Das bereitet mir große Freude.<br />

Manchmal nehme ich me<strong>in</strong>e Frau mit – dann genießen wir auf der Terrasse <strong>die</strong> Natur.<br />

Als ich noch als Masch<strong>in</strong>enbaumeister gearbeitet habe, verbrachte ich als Ausgleich<br />

me<strong>in</strong>e Freizeit am liebsten im Wald. Ich b<strong>in</strong> öfter mit Ornithologen unterwegs gewesen.<br />

Schon morgens um fünf Uhr <strong>in</strong> der Früh g<strong>in</strong>g es auf Exkursion. Ich habe damals viel<br />

gelernt über <strong>die</strong> unterschiedlichen Vogelstimmen. Mich beruhigt das Gezwitscher; deshalb<br />

hatte ich damals <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Werkstatt auch e<strong>in</strong>e Voliere.<br />

marga LuestrotH, 92, <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum »Laubach«, Koblenz<br />

Seit über 60 Jahren lackiere ich mir me<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>gernägel – das ist me<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Luxus,<br />

mit dem ich mich schmücke. Je nach Stimmung oder Jahreszeit variieren <strong>die</strong> Farben;<br />

derzeit bevorzuge ich e<strong>in</strong> leuchtendes Erdbeerrot.<br />

ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012


16<br />

mittendr<strong>in</strong><br />

Luxus ist ...<br />

HILdegard conratH, 98, <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum »Vierw<strong>in</strong>denhöhe«, Bendorf<br />

Für mich bedeutet Bildung Luxus. Ich b<strong>in</strong> als jüngstes von acht K<strong>in</strong>dern aufgewachsen.<br />

Als ich mit der Schule fertig war, hätte ich gern stu<strong>die</strong>rt; aber da g<strong>in</strong>g me<strong>in</strong> Vater <strong>in</strong><br />

Ruhestand und konnte das nicht mehr f<strong>in</strong>anzieren. Ich war immer wissbegierig, <strong>in</strong>teressiere<br />

mich sehr für <strong>die</strong> hiesige Kulturlandschaft. E<strong>in</strong> ganz besonderer Tag war, als<br />

ich vor wenigen Jahren das wieder restaurierte Schloss Sayn besuchen konnte. Ich<br />

habe ja damals <strong>die</strong> Zerstörung im Krieg miterlebt. Beim Bombenangriff auf Bendorf<br />

wurde ich mit me<strong>in</strong>en zwei kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern verschüttet. Wir hatten danach nichts<br />

mehr, noch nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Bett! Zu den wenigen Sachen, <strong>die</strong> nicht verloren g<strong>in</strong>gen,<br />

gehört das Goldkettchen, das me<strong>in</strong>e Mutter 1894 zu ihrer Hochzeit trug – es ist e<strong>in</strong><br />

wunderschönes Andenken.<br />

WILHeLm H., 87, <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum Wolfratshausen<br />

Ordnung und Orientierung im Leben. Und noch mal jung se<strong>in</strong>.<br />

eLfrIede BaumHauer, 88, <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum Saaler Mühle, Bergisch Gladbach<br />

Luxus? Das ist für mich e<strong>in</strong> deftig-gutes Essen. Gänsekeule, schön knusprig – dar<strong>in</strong><br />

kann ich schwelgen. Ich b<strong>in</strong> gelernte Konditor<strong>in</strong> und habe lange <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bäckerei<br />

gearbeitet. Oft wurde ich darum beneidet, dass ich me<strong>in</strong> Geld damit ver<strong>die</strong>ne, Buttercremetorten<br />

zu verzieren. Aber glauben Sie mir: Wenn man den ganzen Tag von Süßem<br />

umgeben ist, dann sehnt man sich eher nach e<strong>in</strong>em Wurstbrot. Besonders freue ich<br />

mich auf <strong>die</strong> Gourmet<strong>tag</strong>e, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>mal im Jahr stattf<strong>in</strong>den. Dann wird hier wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Restaurant gekocht und aufgetischt.<br />

corneLIus Jansen, 92, <strong>AWO</strong> »Marie Juchacz Zentrum«, Köln<br />

Früher war für mich e<strong>in</strong> Mercedes Luxus, heute ist es e<strong>in</strong> Elektro-Rollstuhl.<br />

erIka marx, 82, <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum Saaler Mühle, Bergisch Gladbach<br />

mittendr<strong>in</strong><br />

Inge WeBerBauer, 92, <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum »Vierw<strong>in</strong>denhöhe«, Bendorf<br />

In me<strong>in</strong>er Umgebung und wohl auch me<strong>in</strong>er Generation hat man das Wort Luxus<br />

nicht ausgesprochen. Wir s<strong>in</strong>d Kriegsk<strong>in</strong>der und besaßen kaum etwas. Aber ich hatte<br />

immer e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n für das Schöne und umgebe mich gern mit Blumen und Musik. Me<strong>in</strong>e<br />

CD-Sammlung ist me<strong>in</strong> Schatz, denn ich kann jederzeit alles hören – von Bach bis<br />

Tschaikowsky, am liebsten <strong>in</strong>terpretiert von der großartigen Viol<strong>in</strong>ist<strong>in</strong> Anne-Sophie<br />

Mutter. H<strong>in</strong> und wieder besuche ich klassische Konzerte auf Schloss Engers. Aber auch<br />

hier im Haus treten manchmal kle<strong>in</strong>e Orchester auf – das erfreut me<strong>in</strong> Herz.<br />

<strong>Die</strong> Musik begleitet mich seit me<strong>in</strong>em neunten Lebensjahr, als ich anf<strong>in</strong>g Klavier zu lernen. Dass ich<br />

noch immer täglich spielen kann, ist <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Alter ke<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit, sondern e<strong>in</strong> Luxus,<br />

den ich hege und pflege. Gerade gestern habe ich wieder anderthalb Stunden am Flügel <strong>in</strong> der Cafeteria<br />

gesessen. Musik tut mir e<strong>in</strong>fach gut, erst recht, wenn ich mal traurig b<strong>in</strong>. Dann spiele ich leichte Muse,<br />

und schon geht es mir besser. Ich habe lange im Dortmunder Tanzorchester gespielt, das me<strong>in</strong> Vater<br />

geleitet hat und mit dem wir durch Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen auf Tournee g<strong>in</strong>gen. Es ist e<strong>in</strong> schönes Gefühl,<br />

auch andere mit Musik zu erfreuen. Das versuche ich auch hier zu tun und begleite den S<strong>in</strong>gkreis am<br />

Klavier.<br />

anIta reInarz-reImann, 73, <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum Saaler Mühle, Bergisch Gladbach<br />

Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Kölsche Mädsche und seit ich denken kann Fan des 1. FC Köln. Als der <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong>ser Saison abgestiegen ist, war das für mich schlimm. Aber ich werde dem Ve<strong>re<strong>in</strong></strong><br />

natürlich weiterh<strong>in</strong> <strong>die</strong> Treue halten. Vielleicht gönne ich mir mal wieder den Luxus, e<strong>in</strong><br />

Spiel im Stadion anzuschauen – dann werde ich der Mannschaft mit Fanschal und Geißbock-Maskottchen<br />

<strong>die</strong> Daumen drücken. Ich habe sogar e<strong>in</strong> T-Shirt mit Unterschriften<br />

aller Spieler! Fast noch mehr als Fußball liebe ich den Kölner Dom. Wenn man von der<br />

Hochstraße kommend auf ihn zuläuft, geht e<strong>in</strong>em das Herz vor Glück auf. Bei me<strong>in</strong>em<br />

letzten Besuch wurde er von der Sonne angestrahlt – <strong>die</strong>sen Anblick empfand ich als<br />

puren Luxus.<br />

ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012<br />

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18<br />

mittendr<strong>in</strong><br />

mittendr<strong>in</strong><br />

langeweile?<br />

Von wegen!<br />

Wer denkt, im Seniorenzentrum würde man außer essen, ruhen und Rätsel raten nicht viel mehr<br />

machen, irrt gewaltig. Das Freizeitangebot <strong>in</strong> den Häusern der <strong>AWO</strong> ist so vielseitig wie umfangreich.<br />

Ob Turnen oder Töpfern, Literatur- oder Liederkreis, Ausflüge oder Feste – hier ist immer<br />

etwas los. Das <strong>AWO</strong> <strong>Journal</strong> hat BewohnerInnen aus Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen und dem Rhe<strong>in</strong>land<br />

bei ihren Aktivitäten durch <strong>die</strong> Woche begleitet.<br />

ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012<br />

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20<br />

Gerda Wendt<br />

mittendr<strong>in</strong><br />

mon<strong>tag</strong><br />

Im »Coeln«-Saal des <strong>AWO</strong> Marie-Juchacz-<br />

Zentrums herrscht Tohuwabohu: Überall<br />

s<strong>in</strong>d Schüler zu sehen, <strong>die</strong> sich ange-<br />

regt mit Bewohnern unterhalten. Dabei<br />

machen sie sich Notizen.<br />

»Lernen durch Engagement«, heißt das Projekt,<br />

an dem <strong>die</strong> Fünftklässler der Kölner Henry-<br />

Ford-Realschule teilnehmen und das sie heute<br />

zu den Senioren geführt hat. Es geht um den<br />

Austausch von Jung und Alt, wobei jede Gruppe<br />

e<strong>in</strong>e andere Fragestellung bearbeitet. <strong>Die</strong> Mädchen<br />

aus der 5d wollen zum Beispiel wissen, wie<br />

sich das »City Center« im Laufe der Zeit verändert<br />

hat, und <strong>in</strong>terviewen dazu Brigitte Stracks:<br />

»Was war an <strong>die</strong>sem Platz vorher? Haben Sie<br />

davon noch e<strong>in</strong> Foto? F<strong>in</strong>den Sie es blöd, dass es<br />

sonn<strong>tag</strong>s geschlossen ist?« Sel<strong>in</strong>, Sevval, Duhah<br />

Erfahrungsaustausch: Brigitte Stracks im Gespräch<br />

mit Sel<strong>in</strong>, Sevval, Duhah und Gizem<br />

Frühsport: Helga Benn<strong>in</strong>g und Paul<strong>in</strong>e Wagner<br />

und Gizem erfahren, dass <strong>die</strong> 74-Jährige auch<br />

heute noch gern durch das E<strong>in</strong>kaufszentrum<br />

bummelt, obwohl <strong>die</strong> Geschäfte mittlerweile<br />

fast alle gewechselt haben. Schnell ist man im<br />

Gespräch beim geme<strong>in</strong>samen Liebl<strong>in</strong>gsthema<br />

Kleider und unterhält sich über Farben, Stoffe<br />

und Handarbeit.<br />

Bee<strong>in</strong>druckt s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Elfjährigen, als Frau<br />

Stracks vom selbst genähten Hochzeitskleid<br />

ihrer Schwiegertochter erzählt – mit 36.000<br />

Strassste<strong>in</strong>chen! <strong>Die</strong> Gegenwart der Mädchen<br />

und Jungen mit ihrer unbefangenen, neugierigen<br />

Art tut den Senioren sichtlich gut. Auch sie<br />

bekommen an <strong>die</strong>sem Tag viel von der Enkel-<br />

Generation mit. So staunt Klara Bous, als sie<br />

hört, wie laut es heutzu<strong>tag</strong>e manchmal <strong>in</strong> den<br />

Klassenzimmern zugeht und dass <strong>die</strong> Lehrer<br />

deswegen schon mal den Raum verlassen.<br />

Hannelore Rüttgen beim<br />

Konzentrationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

»Wir mussten während des Unterrichts<br />

<strong>die</strong> Hände gefaltet auf dem Tisch liegen<br />

lassen«, erzählt <strong>die</strong> 92-Jährige. »Und<br />

wenn man störte, bekam man manchmal<br />

sogar mit dem Stöckchen Schläge auf <strong>die</strong><br />

Hand.«<br />

Um das Leben von damals geht es mon<strong>tag</strong>mit<strong>tag</strong>s<br />

auch im Alfred-Delp-Altenzentrum.<br />

Unter der Leitung von Herrn<br />

Schöpe trifft man sich zum »Verzällcher«<br />

im 4. Stock des Troisdorfer Hauses. »Das<br />

ist immer sehr lustig«, f<strong>in</strong>det Paul<strong>in</strong>e<br />

Wagner. »Wir reden <strong>in</strong> Platt und über<br />

alles Mögliche, zum Beispiel über <strong>die</strong><br />

schöne Zeit, <strong>in</strong> der wir poussiert haben.«<br />

Ihre männlichen Mitbewohner unterhalten<br />

sich lieber über andere D<strong>in</strong>ge<br />

<strong>in</strong> der wöchentlichen »Männerrunde«.<br />

Ke<strong>in</strong>e Strickrunde ohne Margarete Scherer<br />

Außerdem können <strong>die</strong> Senioren an <strong>die</strong>sem<br />

Tag im hauseigenen Töpferraum mit<br />

Ton und Lehm kreativ se<strong>in</strong> oder bei der<br />

Bewegungstherapie <strong>die</strong> müden Glieder<br />

<strong>in</strong> Schwung br<strong>in</strong>gen. »Wenn man alles<br />

mitmachen würde, was das Haus an<strong>bietet</strong>,<br />

hätte man richtigen Freizeitstress«,<br />

me<strong>in</strong>t Helga Benn<strong>in</strong>g und lacht. Ihre Mitbewohner<strong>in</strong><br />

Gerda Wendt musste neulich<br />

e<strong>in</strong>e aushäusige Verabredung absagen,<br />

»weil ich so ausgebucht war«.<br />

<strong>die</strong>ns<strong>tag</strong><br />

Kaum s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> letzten Brotkrumen vom<br />

Frühstückstisch gekehrt, da hat Margarete<br />

Scherer aus dem <strong>AWO</strong> Haus<br />

»Vierw<strong>in</strong>denhöhe« <strong>in</strong> Bendorf schon <strong>die</strong><br />

mittendr<strong>in</strong><br />

Stricknadeln zwischen den F<strong>in</strong>gern. Um<br />

10.00 Uhr trifft sich <strong>die</strong> Handarbeitsgruppe<br />

unter der Leitung von Ulrike<br />

Beißwenger. Dass <strong>die</strong> Betreuer<strong>in</strong> wieder<br />

so viel Spaß an <strong>die</strong>sem Hobby hat, verdankt<br />

sie Frau Scherer, <strong>die</strong> ihr viel beigebracht<br />

hat. »Me<strong>in</strong> ganzes Leben lang<br />

habe ich gestrickt und gehäkelt – selbst<br />

während me<strong>in</strong>er Arbeit, denn ich war<br />

Krankenschwester mit <strong>viele</strong>n Nachtschichten«,<br />

erzählt <strong>die</strong> 91-Jährige, während<br />

sie <strong>in</strong> W<strong>in</strong>deseile aus e<strong>in</strong>em Knäuel<br />

blauer Wolle e<strong>in</strong>en Schal zaubert. »Auch<br />

im Krieg hörte ich nicht auf und machte<br />

aus dem Garn von Zuckersäcken zum<br />

Beispiel Söckchen.« Heute gehören ihre<br />

farbenfrohen Puppenkleider, Mützen,<br />

Topflappen und wunderschön gehäkelten<br />

ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012<br />

21<br />

>>


22<br />

mittendr<strong>in</strong><br />

Klaus Nussbaum und Sofie Dörich machen im Kölner <strong>AWO</strong> Haus e<strong>in</strong>en Tanzkurs<br />

Schmetterl<strong>in</strong>ge zu den Verkaufsschla-<br />

gern auf den Basaren des Senioren-<br />

zentrums. Dort stehen heute noch<br />

Tanzen im Sitzen, Kegeln sowie e<strong>in</strong><br />

Spielenachmit<strong>tag</strong> auf dem Programm.<br />

Im 70 Kilometer entfernten Troisdorf<br />

trifft sich <strong>die</strong> »Rosenkranzgruppe«<br />

um 9.30 Uhr im kle<strong>in</strong>en Festsaal zum<br />

geme<strong>in</strong>samen Gebet. Alle anderen<br />

können entscheiden, ob sie beim S<strong>in</strong>gkreis<br />

oder Kraft-Balance-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

mitmachen wollen. Paul<strong>in</strong>e Wagner<br />

greift zu den Hanteln: Muskelaufbau<br />

sei gerade im Alter wichtig, so <strong>die</strong><br />

Senior<strong>in</strong>, <strong>die</strong> bis zu ihrem 80. Lebensjahr<br />

im Turnve<strong>re<strong>in</strong></strong> war und auch hier<br />

regelmäßig an den Bewegungskursen<br />

teilnimmt. Kaum zu glauben, dass sie<br />

im Dezember ihren 100. (!) Geburts<strong>tag</strong><br />

feiert.<br />

mittwoch<br />

Im Koblenzer Haus »Laubach« haben<br />

<strong>die</strong> Bewohner mittwochvormit<strong>tag</strong>s <strong>die</strong><br />

Gelegenheit, <strong>die</strong> katholische Messe<br />

bzw. den evangelischen Gottes<strong>die</strong>nst<br />

zu besuchen. In Troisdorf beg<strong>in</strong>nt der<br />

Tag mit »Malen & Gestalten«, <strong>in</strong> Bendorf<br />

mit dem geme<strong>in</strong>samen Vorlesen<br />

und Diskutieren der Rhe<strong>in</strong>zeitung.<br />

Highlight ist allerd<strong>in</strong>gs der 14-tägig<br />

stattf<strong>in</strong>dende Stammtisch »Gemiggel«,<br />

bei dem sich Bewohner und Besucher<br />

zu e<strong>in</strong>em Gläschen We<strong>in</strong> versammeln.<br />

Wir legen viel Wert auf Geme<strong>in</strong>schaft.<br />

Es soll für jeden Geschmack etwas<br />

dabei se<strong>in</strong>«, sagt Iris Asholt, <strong>die</strong> u. a.<br />

für <strong>die</strong> Freizeitgestaltung der rund<br />

400 Senioren im Marie-Juchacz-<br />

Altenzentrum zuständig ist. »Unsere<br />

Angebote reichen vom Spielen mit der<br />

Wii bis zum Waffelbacken, von der Theaterveranstaltung<br />

bis zum Tanzkurs<br />

<strong>in</strong>klusive Abschlussball.« Sofie Dörich<br />

und Klaus Nussbaum genießen den<br />

Unterricht mit Cha-Cha-Cha, Rumba<br />

und Walzer. »Me<strong>in</strong> Wunsch wäre, dass<br />

ich bis zum Karneval richtig gut das<br />

Tanzbe<strong>in</strong> schw<strong>in</strong>gen kann«, verrät der<br />

77-Jährige. Mittwochs wird traditionell<br />

zum »Musikalischen Nachmit<strong>tag</strong>«<br />

geladen. Wie wichtig das Musizieren<br />

im Alter ist, wurde längst auch wissenschaftlich<br />

erwiesen: 20 M<strong>in</strong>uten S<strong>in</strong>gen<br />

wirkt antidepressiv. Das tiefe Luftholen<br />

br<strong>in</strong>gt mehr Sauerstoff <strong>in</strong> den<br />

Körper und aktiviert auf <strong>viele</strong>n Ebenen,<br />

wie man jetzt an den entspannten<br />

Gesichtern der Damen und Herren aus<br />

Chorweiler sieht, <strong>die</strong> zu alten Schlagern<br />

fröhlich schunkeln.<br />

donners<strong>tag</strong><br />

Es klappert <strong>die</strong> Mühle am rauschenden<br />

Bach, klipp klapp ... Beim Betreten des<br />

<strong>AWO</strong> Seniorenzentrums <strong>in</strong> Bergisch<br />

Gladbach kommt e<strong>in</strong>em beim Anblick<br />

der alten Mühle vorm Haus sofort<br />

das Volkslied <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n. Doch <strong>die</strong><br />

Bewohner haben sich an <strong>die</strong>sem warmen<br />

Sommermorgen nicht zum S<strong>in</strong>gen,<br />

sondern zur Gymnastik im Freien<br />

versammelt.<br />

»Richten Sie sich gerade auf und nehmen<br />

Sie den Ball <strong>in</strong> <strong>die</strong> rechte Hand«,<br />

weist <strong>die</strong> Reha-Übungsleiter<strong>in</strong> Gabi<br />

Pötter <strong>die</strong> im Kreis sitzenden Bewohner<br />

an. »Dann rollen Sie ihn mit der l<strong>in</strong>ken<br />

Hand Richtung Schulter und wieder<br />

zurück.« Konzentration und Koord<strong>in</strong>ation<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den nächsten 45 M<strong>in</strong>uten<br />

gefragt. Wer <strong>die</strong> schult, schützt sich<br />

vor Stürzen und bleibt länger mobil und<br />

aktiv. Neben großen und kle<strong>in</strong>en Bällen<br />

kommen auch bunte Tücher zum E<strong>in</strong>satz,<br />

Soft-Würfel für Gedächtnisspiele<br />

und Löffel, mit denen sich <strong>die</strong> Teilnehmer<br />

e<strong>in</strong>en Gegenstand weiterreichen<br />

müssen. »Wenn man nicht regelmäßig<br />

etwas für den Körper tut, rostet er e<strong>in</strong>«,<br />

weiß Karl Breuer, der jeden Morgen um<br />

den Weiher läuft und mit 50 das letzte<br />

Mal se<strong>in</strong> Sportabzeichen absolviert<br />

hat. <strong>Die</strong> 80-jährige Irma Dax kann sich<br />

e<strong>in</strong>en Start <strong>in</strong> den Donners<strong>tag</strong> nicht<br />

mehr ohne Gymnastik vorstellen. Und<br />

Hannelore Rüttgen fühlt sich danach<br />

viel energiegeladener.<br />

»Hier kriegt man ke<strong>in</strong>e Langeweile«,<br />

sagt <strong>die</strong> 84-Jährige, <strong>die</strong> sich nicht nur<br />

körperlich, sondern auch geistig viel<br />

bewegt. »Zu me<strong>in</strong>en liebsten Programmpunkten<br />

gehört <strong>die</strong> Zeitungsrunde,<br />

<strong>in</strong> der wir über <strong>die</strong> Artikel aus<br />

dem Bergischen Handelsblatt oder<br />

Kölner Stadtanzeiger diskutieren.«<br />

frei<strong>tag</strong><br />

»B<strong>in</strong>go«, heißt es im Koblenzer <strong>AWO</strong><br />

Haus »Laubach«. Um 15.00 Uhr drehen<br />

<strong>die</strong> beiden ehrenamtlichen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

Ursula Schunk und Marlies<br />

Wiederste<strong>in</strong> <strong>die</strong> mit Zahlen versehenen<br />

Holzkugeln durch <strong>die</strong> Trommel.<br />

Wer als erstes alle Zahlen auf se<strong>in</strong>er<br />

Spielkarte komplett hat, gew<strong>in</strong>nt – und<br />

kann sich aus e<strong>in</strong>em Korb e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Geschenk aussuchen. <strong>Die</strong>se Art<br />

von Lotterie erfreut sich unter den<br />

Bewohnern aller Häuser äußerster<br />

Beliebtheit. Man sitzt beie<strong>in</strong>ander und<br />

Herbert Eh<strong>in</strong>ger<br />

Margarete Lünstroth<br />

kann dabei noch wunderbar plaudern.<br />

Trotzdem ist das nicht jedermanns<br />

Sache. »Ich fühle mich bei B<strong>in</strong>go nicht<br />

gefordert«, sagt Herbert Ehl<strong>in</strong>ger,<br />

während er <strong>die</strong> Schachfiguren unterm<br />

Sonnenschirm aufstellt. Damit auch<br />

der 72-Jährige nicht zu kurz kommt,<br />

bemühte sich <strong>die</strong> <strong>AWO</strong> um e<strong>in</strong>en Spielpartner<br />

und fand ihn <strong>in</strong> Günter Moors.<br />

Der ehemalige Kommissar ist Mitglied<br />

im örtlichen Schachclub und kommt<br />

nun jeden Frei<strong>tag</strong>mit<strong>tag</strong> für drei,<br />

vier Partien vorbei. Und wie sieht der<br />

Wochenausklang <strong>in</strong> den anderen Seniorenzentren<br />

aus? In Köln steht e<strong>in</strong>e<br />

Modenschau auf dem Programm; <strong>in</strong><br />

Troisdorf erst Schuhverkauf, später<br />

dann e<strong>in</strong> gemütliches Beisammense<strong>in</strong><br />

im Nachtcafé; und <strong>in</strong> Bendorf, da triff<br />

sich heute <strong>die</strong> Backgruppe.<br />

wochenende<br />

Wie überall geht es auch <strong>in</strong> den Häu-<br />

sern der <strong>AWO</strong> sams<strong>tag</strong>s und sonn<strong>tag</strong>s<br />

etwas ruhiger zu. An <strong>die</strong>sen Tagen<br />

kommen <strong>die</strong> Verwandten zu Besuch,<br />

es wird zu Kaffee und Kuchen geladen,<br />

zum Früh- oder Dämmerschoppen.<br />

Auch Gottes<strong>die</strong>nste, geme<strong>in</strong>same Spaziergänge,<br />

Film- und Grillnachmit<strong>tag</strong>e<br />

stehen <strong>viele</strong>rorts auf dem Plan. Nur<br />

e<strong>in</strong>es gibt es hier nicht: Langeweile<br />

und E<strong>in</strong>samkeit.<br />

ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012<br />

Irma Dax<br />

Karl Breuer<br />

mittendr<strong>in</strong><br />

23


24<br />

aus unserer mitte<br />

<strong>AWO</strong> <strong>Journal</strong>: Auf Ihrem Tisch<br />

liegt e<strong>in</strong> Buch über den rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen<br />

Ort Eckweiler<br />

bei Bad Kreuznach – ist das Ihre<br />

Heimat?<br />

ElisE Fuchs: Ne<strong>in</strong>, aber <strong>die</strong><br />

me<strong>in</strong>es <strong>in</strong>zwischen verstorbenen<br />

Mannes. Wir haben dort 33 glückliche<br />

Jahre gelebt. 1978 wurde Eckweiler<br />

wegen des nahen NATO-<br />

Übungsplatzes e<strong>in</strong>geäschert, und<br />

wir wurden, wie auch rund 270<br />

andere E<strong>in</strong>wohner, umgesiedelt.<br />

Dank der Entschädigung konnten<br />

wir zwar e<strong>in</strong> neues haus bauen,<br />

aber <strong>in</strong> hargesheim habe ich nie<br />

richtig Wurzeln geschlagen.<br />

Ke<strong>in</strong> Wunder, es war ja ke<strong>in</strong><br />

freiwilliger Umzug ...<br />

Als noch schlimmer empfand ich<br />

aber <strong>die</strong> Vertreibung aus me<strong>in</strong>em<br />

niederschlesischen Geburtsort. ich<br />

komme ursprünglich aus B<strong>in</strong>dow<br />

an der Oder, wo ich bis 20 <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>em Elternhaus wohnte. Dort<br />

Auf e<strong>in</strong>e Tasse<br />

Kaffee ...<br />

... mit ELiSE FucHS (88)<br />

aus dem <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum Ma<strong>in</strong>z-Gonsenheim<br />

über Heimatgefühle, Familie und <strong>Ferien</strong> auf Rügen<br />

lernte ich me<strong>in</strong>en späteren Mann<br />

kennen, der mit me<strong>in</strong>em lehrer,<br />

e<strong>in</strong>em Freund me<strong>in</strong>es Vaters, im<br />

lazarett lag. Es war liebe auf<br />

den ersten Blick. Aber schon kurz<br />

nach unserer hochzeit b<strong>in</strong> ich mit<br />

me<strong>in</strong>er Mutter und schwester vor<br />

den Russen geflohen. Es waren <strong>die</strong><br />

letzten Januar<strong>tag</strong>e 1945.<br />

... also kurz vor knapp.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs. Wir hatten uns e<strong>in</strong>em<br />

der letzten Flüchtl<strong>in</strong>gstrecks angeschlossen<br />

und wurden über halle<br />

geleitet, wo damals noch förmlich<br />

das leben pulsierte. Durch<br />

<strong>die</strong> Zugritzen konnten wir von<br />

Weitem das brennende Dresden<br />

sehen, wussten aber nicht, wie<br />

schlimm es tatsächlich dort zug<strong>in</strong>g.<br />

Gott sei Dank s<strong>in</strong>d wir erst mal<br />

bei Verwandten im Thür<strong>in</strong>gischen<br />

untergekommen.<br />

Wann kam es zum Wiedersehen<br />

mit Ihrem Mann?<br />

E<strong>in</strong>es Mit<strong>tag</strong>s Ende Juli 1945 –<br />

da stand er plötzlich bei me<strong>in</strong>en<br />

Verwandten <strong>in</strong> Allstedt und holte<br />

mich ab. Wir s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em<br />

offenen Güterwagen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Pfalz<br />

gefahren. ich höre heute noch, wie<br />

der Rhe<strong>in</strong> unter uns gluckerte.<br />

Haben Sie später noch e<strong>in</strong>mal<br />

Ihre alte Heimat besucht?<br />

Ja, obwohl mich me<strong>in</strong>e schwester<br />

davor gewarnt hatte ... Beim<br />

Anblick unseres hauses musste ich<br />

viel we<strong>in</strong>en. ich weiß, dass es <strong>die</strong><br />

schuld der Deutschen war und<br />

uns das nicht mehr gehört. hier<br />

im seniorenheim arbeitet e<strong>in</strong>e polnische<br />

Pfleger<strong>in</strong>, <strong>die</strong> aus der Nähe<br />

von B<strong>in</strong>dow stammt. Wir verstehen<br />

uns gut und tauschen uns über<br />

unser geme<strong>in</strong>sames Zuhause aus.<br />

Gerade im Sommer s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />

Er<strong>in</strong>nerungen an <strong>die</strong> K<strong>in</strong>dheit oft<br />

besonders stark. Welche Bilder<br />

haben Sie <strong>in</strong> der jetzigen Jahreszeit<br />

vor Augen?<br />

aus unserer mitte<br />

Das waren unbeschwerte Wochen,<br />

denn dann kamen <strong>die</strong> urlaubsgäste<br />

<strong>in</strong> unseren Ort und sprangen<br />

zum Baden <strong>in</strong> <strong>die</strong> Oder. Neulich<br />

hatte ich wieder e<strong>in</strong> Déjà-vu: ich<br />

besuchte mit me<strong>in</strong>er Tochter <strong>in</strong><br />

Ma<strong>in</strong>z den botanischen Garten<br />

und war geradezu besessen davon,<br />

Arnika zu f<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong> pflückten<br />

wir nämlich immer für unsere<br />

Großmutter, <strong>die</strong> daraus zusammen<br />

mit Maiwurz und Kalmuswurzel<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>reibung herstellte.<br />

Und was erfreut Sie <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem<br />

Sommer?<br />

Me<strong>in</strong>e älteste Tochter sigrid hat<br />

e<strong>in</strong>e <strong>Ferien</strong>wohnung auf Rügen,<br />

wo sich unsere Familie seit Jahren<br />

trifft. Das ist immer sehr schön,<br />

zumal ich <strong>in</strong>zwischen auch urenkel<br />

habe.<br />

ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012<br />

25


26 von lesern für leser<br />

bunte seite 27<br />

ausgabe 03 | 2012<br />

Sommerferien damals und heute Von Josef Stiel *<br />

Was ist pures K<strong>in</strong>derpara<strong>die</strong>s? Wenn man nach Lust und Laune herumstromern<br />

und herumtrollen kann. Das ist heute wohl nicht anders als<br />

damals – mit dem Unterschied, dass es anno dazumal mehr Auslauf<br />

gab. Wir spielten eigentlich immer draußen: auf dem Hof, im Garten,<br />

auf der Straße, auf Wiesen und Feldern, im nahe dem Ort gelegenen<br />

Wäldchen.<br />

Ke<strong>in</strong>e Schule, ke<strong>in</strong>e Hausaufgaben – <strong>die</strong> Zeit zum Spielen war nahezu unbegrenzt.<br />

Von früh bis spät waren wir unterwegs. Unser Spiel wurde nur unterbrochen von der Glocke der Dorfkirche.<br />

Wenn sie läutete (um 12 Uhr mit<strong>tag</strong>s und abends um 7 Uhr) mussten wir uns zu Hause e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den:<br />

e<strong>in</strong>erseits zum Essen, andererseits, damit <strong>die</strong> Eltern wenigstens e<strong>in</strong>e gewisse Kontrolle über uns hatten.<br />

Dazwischen aber lag <strong>die</strong> Freiheit mit immer neuen oder sich wiederholenden Aktivitäten: Fußballspielen<br />

auf e<strong>in</strong>er Kuhwiese, Drachen (W<strong>in</strong>dvögel) basteln und steigen lassen, Obst stibitzen, Zelte/Unterstände<br />

bauen, Pfeil und Bogen herstellen, auch Gummischleudern (Zwille), Bandenkriege führen (Räuber und<br />

Gendarmen/Cowboys und Indianer), Lagerfeuer anzünden, auf Bäume klettern, auf Strohmieten herumkraxeln,<br />

Murmelspiele verschiedenster Art usw. Sogar nach dem Abendessen durften wir weiterspielen,<br />

mussten allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Rufweite bleiben, damit irgendwann (nach dreimaligem H<strong>in</strong>auszögern) der Tag mit<br />

Waschen und Zubettgehen beendet werden konnte. Bis zur Dunkelheit jedoch war <strong>die</strong> Straße unser Terra<strong>in</strong><br />

für: Seilchenspr<strong>in</strong>gen, Hüpfspiele, Nachlaufen (Fangen), Versteckspiele, Völkerball (Hasenschießen) ...<br />

Langeweile? Nie gekannt! Spielgefährten? Es waren immer welche da. Denn damals fuhr ke<strong>in</strong> Mensch <strong>in</strong><br />

Urlaub! <strong>Die</strong> Gruppen waren altersgemischt, jüngere Geschwister immer und überall dabei – oft zum Leidwesen<br />

der Älteren. <strong>Die</strong> Kle<strong>in</strong>en aber brachte das unheimlich voran. Probierten sie doch alles aus, was sie<br />

bei den »Großen« als möglich kennen lernten.<br />

Heutzu<strong>tag</strong>e fehlen <strong>in</strong> den <strong>Ferien</strong> oft <strong>die</strong> Spielgefährten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der sonst vor allem aus Kitas und Schulen<br />

kennen. Zunächst werden sie kaum vermisst, wenn <strong>die</strong> Familie geme<strong>in</strong>sam ihren Urlaub verbr<strong>in</strong>gt.<br />

Dann spr<strong>in</strong>gen Papa und Mama e<strong>in</strong>, was <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der begrüßen, weil <strong>die</strong> Eltern endlich e<strong>in</strong>mal den ganzen<br />

Tag lang für sie da s<strong>in</strong>d. Das führt allerd<strong>in</strong>gs oft dazu, dass <strong>die</strong> Eltern immer neue Ideen entwickeln,<br />

um den Nachwuchs zu »bespaßen«. Es werden Vergnügungsparks, Tiergehege, Museen aufgesucht und<br />

möglichst Gleichaltrige zu zweit oder <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppen an e<strong>in</strong>em sicheren Ort zusammengebracht, um<br />

für e<strong>in</strong> paar Stunden geme<strong>in</strong>sam etwas zu unternehmen. Denn: Wo können K<strong>in</strong>der wie früher ganz e<strong>in</strong>fach<br />

vor dem Haus auf der Straße spielen? Heute parken doch Autos jeden freien Fleck zu. Um <strong>die</strong>sen Missstand<br />

zu beheben, müsste anders gebaut werden. Wenn zu jeder Wohnbebauung z. B. verpflichtend e<strong>in</strong>e<br />

gestaltete Freifläche vorgeschrieben würde, welche den K<strong>in</strong>dern alle Möglichkeiten <strong>bietet</strong>, wie sie früher<br />

quasi vor der Haustür gegeben waren. Denn: K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d dann am glücklichsten, wenn sie mit anderen<br />

K<strong>in</strong>dern spielen können.<br />

* Der (gekürzte) Text stammt von <strong>AWO</strong> <strong>Journal</strong>-Leser Josef Stiel,<br />

dem es am Herzen liegt, weder <strong>die</strong> Vergangenheit zu glorifizieren<br />

noch sie schlecht darzustellen. Zusammen mit Karl Pütz hat der<br />

pensionierte Stu<strong>die</strong>nrat aus der Eifel e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Buchreihe namens<br />

»Früher war alles viel besser …« herausgebracht (9,90 Euro bzw.<br />

12,90 Euro, erhältlich im Buchhandel oder unter www.josef-stiel.de)<br />

Geh aus,<br />

me<strong>in</strong> Herz<br />

Geh aus, me<strong>in</strong> Herz, und suche Freud<br />

In <strong>die</strong>ser schönen Sommerzeit<br />

An de<strong>in</strong>es Gottes Gaben.<br />

Schau an der schönen Gärtenzier<br />

Und siehe, wie sie mir und dir<br />

Sich ausgeschmücket haben.<br />

<strong>Die</strong> Bäume stehen voller Laub,<br />

Das Erdreich decket se<strong>in</strong>en Staub<br />

Mit e<strong>in</strong>em grünen Kleide.<br />

Narzissen und <strong>die</strong> Tulipan,<br />

<strong>Die</strong> ziehen sich viel schöner an<br />

Als Salomonis Seide.<br />

<strong>Die</strong> Lerche schw<strong>in</strong>gt sich <strong>in</strong> <strong>die</strong> Luft,<br />

Das Täuble<strong>in</strong> fleucht aus se<strong>in</strong>er Kluft<br />

Und macht sich <strong>in</strong> <strong>die</strong> Wälder.<br />

<strong>Die</strong> hochbegabte Nachtigall<br />

Ergötzt und füllt mit ihrem Schall<br />

Berg, Hügel, Tal und Felder.<br />

Text: Paul Gerhardt (1607–1676)<br />

Melo<strong>die</strong>: August Harder (1775-1813)<br />

Geh aus, me<strong>in</strong> Herz, und suche Freud <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser schönen Sommer-zeit an<br />

de<strong>in</strong>es Gottes Gaben. Schau an der schönen Gärtenzier und siehe, wie sie<br />

mir und dir sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.<br />

Sommer<br />

Weißt du, wie der Sommer riecht?<br />

Nach Birnen und nach Nelken,<br />

nach Äpfeln und Vergissme<strong>in</strong>nicht,<br />

<strong>die</strong> <strong>in</strong> der Sonne welken,<br />

nach heißem Sand und kühlem See<br />

und nassen Badehosen,<br />

nach Wasserball und Sonnencrem,<br />

nach Straßenstaub und Rosen.<br />

Weißt du, wie der Sommer schmeckt?<br />

Nach gelben Aprikosen<br />

und Walderdbeeren, halb versteckt<br />

zwischen Gras und Moosen,<br />

nach Himbeeren, Vanilleeis<br />

und Eis aus Schokolade,<br />

nach Sauerklee vom Wiesenrand<br />

und Brauselimonade.<br />

Weißt du, wie der Sommer kl<strong>in</strong>gt?<br />

Nach e<strong>in</strong>er Flötenweise,<br />

<strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Mit<strong>tag</strong>sstille dr<strong>in</strong>gt,<br />

e<strong>in</strong> Vogel zwitschert leise,<br />

dumpf fällt e<strong>in</strong> Apfel <strong>in</strong> das Gras,<br />

e<strong>in</strong> W<strong>in</strong>d rauscht <strong>in</strong> den Bäumen,<br />

e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d lacht hell, dann schweigt es schnell<br />

und möchte lieber träumen.<br />

Ilse Kleberger (1921 – 2012)<br />

ausgabe 03 | 2012


28 <strong>in</strong> eigener sache<br />

mitmachen 29<br />

Werden sie<br />

gast-autor!<br />

Schreiben Sie exklusiv für das <strong>AWO</strong> Onl<strong>in</strong>e-Magaz<strong>in</strong><br />

auf www.awo-journal.de<br />

Es gibt unvorhersehbare Ereignisse im Leben, <strong>die</strong><br />

uns persönlich stark prägen, unsere Zukunft auf<br />

den Kopf stellen oder aber e<strong>in</strong>en kompletten S<strong>in</strong>neswandel<br />

nach sich ziehen. Und nicht selten werden <strong>die</strong>se<br />

nachhaltigen Veränderungen durch <strong>die</strong> Begegnung mit<br />

e<strong>in</strong>em ganz besonderen Menschen oder auch durch e<strong>in</strong><br />

später bedeutsames historisches Geschehen hervorgerufen.<br />

Das <strong>AWO</strong> Onl<strong>in</strong>e-Magaz<strong>in</strong> ist auf der Suche nach eben<br />

<strong>die</strong>sen großartigen Geschichten, <strong>die</strong> das Leben schreibt. Und<br />

zwar Geschichten von Ihnen, Ihren K<strong>in</strong>dern oder Enkeln,<br />

von Ihrer besten Freund<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong>em guten Bekannten.<br />

Dabei geht es weniger um Spektakuläres, das <strong>die</strong> Welt noch<br />

nicht gesehen oder gehört hat, sondern vielmehr steht der<br />

persönliche Moment im Vordergrund. Der e<strong>in</strong>zigartige<br />

Und so e<strong>in</strong>fach werden Sie zum Gast-Autor<br />

auf www.awo-journal.de:<br />

1. Schreiben Sie auf, was Sie bewegt, welcher<br />

Moment für Sie unvergessen bleibt.<br />

2. Verfassen Sie Ihren Artikel bitte direkt <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em digitalen Text- oder Mail-Programm.<br />

3. Schicken Sie Ihren getippten Artikel – sehr gern<br />

auch mit e<strong>in</strong>em Foto – per E-Mail an:<br />

<strong>in</strong>fo@awo-journal.de<br />

Unser Tipp: Wenn Sie selbst ke<strong>in</strong>en Computer<br />

haben, fragen Sie e<strong>in</strong>fach Ihre K<strong>in</strong>der, Enkel, Neffen<br />

oder Nichten oder aber <strong>die</strong> E<strong>in</strong>richtungsleitung bzw.<br />

das Pflegepersonal Ihres <strong>AWO</strong> Seniorenzentrums.<br />

Sobald Ihr Artikel im <strong>AWO</strong> Onl<strong>in</strong>e-Magaz<strong>in</strong> unter<br />

Ihrem Namen veröffentlicht wurde, werden Sie per<br />

E-Mail benachrichtigt, um all Ihren Verwandten und<br />

Bekannten Bescheid geben zu können. Selbstverständlich<br />

muss Ihre Tätigkeit als <strong>AWO</strong> Gast-Autor ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges<br />

Erlebnis bleiben. Schreiben Sie gern auf, was<br />

Sie zu erzählen haben – und zwar so oft Sie mögen.<br />

Mitmachen & gew<strong>in</strong>nen!<br />

Schicken Sie <strong>die</strong> Lösung des Schwedenrätsels bitte bis zum 8. September 2012 an: <strong>AWO</strong> <strong>Journal</strong><br />

Redaktion, Deichstraße 36 b <strong>in</strong> 20459 Hamburg. Wir wünschen viel Spaß beim Knobeln. Gew<strong>in</strong>nen<br />

Sie <strong>die</strong>smal e<strong>in</strong> Buch aus der Buchreihe »Früher war alles viel besser …« von Josef Stiel (siehe<br />

Seite 26). Sie gew<strong>in</strong>nen gerne? Dann rätseln Sie auch auf www.awo-journal.de. Es w<strong>in</strong>kt e<strong>in</strong> toller<br />

Preis! Unsere herzlichen Glückwünsche gehen an Birgit Ritterbach aus Köln, <strong>die</strong> Gew<strong>in</strong>ner<strong>in</strong><br />

unseres letzten Rätsels.<br />

schwedenrätsel<br />

10 extrem<br />

Sauer- 11<br />

4 unruhig<br />

gras<br />

rätselwurm<br />

Nach rechts oben<br />

2. chem. Zeichen für Kobalt<br />

3. Fremdwortteil: Volk<br />

4. Gesetzgeber im A.T.<br />

5. an <strong>die</strong>ser Sache<br />

6. germanischer Gott des Donners<br />

7. Gespenstertreiben<br />

Lösungen der letzten Ausgabe:<br />

5 behälter<br />

5 6<br />

6<br />

Nach rechts unten<br />

1. Vorzeichen<br />

2. französischer Männername<br />

3. arab. flaschenartiges Tongefäß<br />

4. late<strong>in</strong>isch: Hand<br />

5. ugs.: Rauschgift<br />

6. Initialen Schönherrs<br />

Moment, den Sie ab sofort im <strong>AWO</strong> Onl<strong>in</strong>e-Magaz<strong>in</strong> festhalten<br />

und mit anderen Menschen teilen können.<br />

Jetzt lesen, <strong>in</strong>formieren und selbst schreiben<br />

auf www.awo-journal.de<br />

Schwedenrätsel: Freundeskreis<br />

Zahlenrätsel:<br />

Wo ich sitze, ist immer oben<br />

4<br />

7<br />

1<br />

3<br />

5<br />

2<br />

6<br />

8<br />

4<br />

7<br />

3<br />

5<br />

9<br />

8<br />

6<br />

9<br />

8<br />

7<br />

2<br />

4<br />

5<br />

1<br />

4<br />

6<br />

9<br />

6<br />

2<br />

3<br />

5<br />

1<br />

7<br />

3<br />

5<br />

1<br />

2<br />

1<br />

9<br />

6<br />

7<br />

8<br />

8<br />

4<br />

2<br />

9<br />

3<br />

G R U N D<br />

S T E I N<br />

B L U T<br />

W I L D<br />

W A S S E R<br />

6<br />

7<br />

9 1 2 3 8 7 6 4 5 Z E I T<br />

Silbenrätsel:<br />

2 3 4 1 7 8 9 5 6<br />

G R O S S<br />

ausgabe 03 | 2012 Verzug br<strong>in</strong>gt Gefahr<br />

6<br />

8<br />

9<br />

5<br />

1<br />

7<br />

5<br />

6<br />

2<br />

3<br />

4<br />

9<br />

8<br />

4<br />

3<br />

2<br />

7<br />

1<br />

T E I L<br />

L A N D<br />

ausgabe 03 | 2012<br />

e<strong>in</strong>e<br />

Kleiderlänge<br />

US-<br />

Schauspieler<br />

(de ...)<br />

europäisches<br />

Meer<br />

E<strong>in</strong>fahrt<br />

Stickstoffverb<strong>in</strong>dung<br />

Amtssprache:beiliegend<br />

e<strong>in</strong>e<br />

Kleider-<br />

länge<br />

Papstname<br />

US-<br />

Schauspieler<br />

(de ...)<br />

europäisches<br />

Meer<br />

E<strong>in</strong>fahrt<br />

Papstname<br />

nigerian.<br />

Staatsmann<br />

(Hamani)<br />

Halbton<br />

OstseebadHanfabfallFrauenStickBergkurznamestoffBergstock<br />

bei<br />

verb<strong>in</strong>stock bei Sankt<br />

dungSankt<br />

Moritz<br />

Moritz<br />

Amtsröm.<br />

sprache: Gött<strong>in</strong><br />

beiliedes<br />

gend 8 Friedens<br />

8<br />

nigerian.<br />

Staatsdurch- Nahrung<br />

mann<br />

des<br />

e<strong>in</strong>ander<br />

(Hamani)<br />

Wildes<br />

nicht<br />

durch-<br />

Nahrung japani-<br />

völlig sches<br />

des<br />

e<strong>in</strong>ander englisch: Heilig-<br />

Wildes ungerade tum<br />

nicht<br />

völlig<br />

feuer-<br />

englisch:<br />

festes<br />

ungerade<br />

M<strong>in</strong>eral 3 r<strong>in</strong>ne<br />

10 feuer- extrem<br />

dt. Airl<strong>in</strong>e 11<br />

röm.<br />

Gött<strong>in</strong><br />

des<br />

Friedens<br />

festes<br />

M<strong>in</strong>eral<br />

Halbton<br />

4<br />

Ostseebad<br />

Welle<br />

it.: sechs<br />

KörperHanfspraysabfallFrauenkurzname<br />

7<br />

landwirtsch.<br />

Arbeit<br />

Fluss<br />

durch<br />

Paris<br />

1 2<br />

1<br />

3<br />

2<br />

4<br />

3<br />

5<br />

4<br />

6 7<br />

5 6<br />

8 9<br />

7<br />

10<br />

8<br />

11<br />

9<br />

12<br />

10<br />

13<br />

11 12 13<br />

Sudoku:<br />

Welle<br />

Sauergras<br />

Wasservogel<br />

7Segel<br />

landtauwirtsch. Arbeit<br />

1<br />

Fluss<br />

durch<br />

Paris<br />

japanischesHeiligtum<br />

sdt. Hö- Vorname<br />

henzug von Ten-<br />

Münze a. nisprofi<br />

Samoa Korda<br />

it.: sechs<br />

Körpersprays<br />

9<br />

Gemüse<br />

Grubenwasser<br />

Brückenrätsel:<br />

3<br />

unruhig<br />

Kaffee-<br />

13<br />

late<strong>in</strong>.:<br />

Luft 9<br />

LachsWasserforellevogelSegeltau 1<br />

sdt. Hö- Vorname<br />

henzug von Ten-<br />

Münze a. nisprofi<br />

Samoa Korda<br />

Gemüse<br />

SchichtGrubenwechselwasserr<strong>in</strong>ne niederl.<br />

Adelsprädikat<br />

Vorname<br />

L<strong>in</strong>denbergsKaffeebehälter<br />

fertiggekocht<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

13<br />

late<strong>in</strong>.:<br />

Luft<br />

Lachsforelle<br />

2<br />

griech.<br />

Gott<br />

Holzraummaß<br />

1<br />

Substanz<br />

der Gene<br />

(engl.)<br />

Schichtwechsel<br />

dt. Airl<strong>in</strong>e<br />

niederl.<br />

Adels- 12<br />

prädikat<br />

unerzogenes<br />

K<strong>in</strong>d<br />

Vorname<br />

L<strong>in</strong>denbergs<br />

fertiggekocht<br />

2<br />

griech.<br />

Gott<br />

Holzraummaß<br />

12<br />

unerzogenes<br />

K<strong>in</strong>d<br />

Substanz<br />

der Gene<br />

(engl.)


30 gesund und fit<br />

gesund und fit 31<br />

willkommen, lieber sommer! Wissen jetzt beg<strong>in</strong>nen <strong>die</strong> sogenannten hunds<strong>tag</strong>e, <strong>die</strong> heissesten <strong>tag</strong>e im jahr. damit sie auch<br />

besonders schön werden, geben wir ihnen e<strong>in</strong>ige anregungen für körper, geist und seele.<br />

viel spass mit frau juli und herrn august!<br />

Juli<br />

Im römischen Reich hieß <strong>die</strong>ser Monat eigentlich Qu<strong>in</strong>tilis,<br />

der fünfte Monat. Seit 44. v. Chr. trägt er den Namen Julius<br />

Caesars, denn Caesar wurde <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Monat geboren. Der<br />

Feldherr und Herrscher hat se<strong>in</strong>erzeit den römischen Kalender<br />

auf 365 Tage umgestellt und mit dem Januar beg<strong>in</strong>nen<br />

lassen (Julianischer Kalender).<br />

Am 25. Juli ist der Tag des heiligen Jakobus. Der war e<strong>in</strong> Jünger<br />

Jesu und Bruder des Evangelisten Johannes. Nach dem<br />

Tod Jesu verkündete er das Evangelium <strong>in</strong> der Gegend von<br />

Samaria und Jerusalem, bis er dafür von Herodes Agrippa im<br />

Jahr 43 enthauptet wurde. Somit wurde Jakobus zum ersten<br />

Märtyrer unter den Aposteln.<br />

Es gibt unzählige Legenden über den heiligen Jakobus. So<br />

soll er auch Teile Spaniens zum Christentum bekehrt haben.<br />

Anders als <strong>die</strong> Bibel erzählt <strong>die</strong> Legende, dass se<strong>in</strong> Leichnam<br />

auf dem Seeweg nach Galizien gebracht und <strong>in</strong> Compostela<br />

begraben worden sei. Dort ist seit dem 11. Jahrhundert e<strong>in</strong>er<br />

der größten Wallfahrtsorte des Abendlandes. Im Mittelalter<br />

kamen <strong>die</strong> Pilger zu Fuß oder zu Pferd. Sie benutzten <strong>die</strong> rund<br />

12 cm großen Jakobsmuscheln als Tr<strong>in</strong>kgefäße oder als Essgeschirr.<br />

<strong>Die</strong> Muschel wurde das Wahrzeichen der Jakobspilger<br />

und am Hut oder am Mantel befestigt. Heute gehen jährlich<br />

rund 200. 000 Pilger auf den alten Wegen nach Santiago.<br />

Tipp: Es gibt auch zahlreichen Strecken, <strong>die</strong> durch<br />

Deutschland führen, z. B. von München zum Bodensee oder<br />

durch <strong>die</strong> Pfalz, <strong>die</strong> auch als Tagestour geeignet s<strong>in</strong>d (Infos<br />

unter: www.jakobsweg.de).<br />

Sie wollen sich lieber literarisch mit dem<br />

Thema befassen? Neben Herbert Hirschler<br />

(»Himmel, Herrgott, Meer, Musik, ...<br />

Der andere Jakobsweg über <strong>die</strong> Ruta del<br />

Norte«, Leykam, 20,40 €) hat z. B. auch<br />

Felix Bernhard, selbst<br />

Rollstuhlfahrer, darüber<br />

geschrieben (»Weglaufen ist nicht: E<strong>in</strong>e<br />

andere Perspektive aufs Leben«, adeo<br />

Verlag, 17,99 €).<br />

Viele Bräuche entwickelten sich gerade am Jakobs<strong>tag</strong>. Fast<br />

überall beg<strong>in</strong>nt dann <strong>die</strong> Ernte, vor allem von Roggen und<br />

Weizen. <strong>Die</strong> ersten Kartoffeln und Äpfel werden oft auch<br />

Jakobskartoffeln und Jakobsäpfel genannt. Kirschen gehören<br />

zu den ersten Früchten im Jahr, <strong>die</strong> man von Obstbäumen<br />

essen kann. Sonnengereift und aus heimischem Anbau<br />

schmecken sie am besten. Greifen Sie zu, denn das Kernobst<br />

steckt voller Vitam<strong>in</strong>e, M<strong>in</strong>eral- und Farbstoffe, <strong>die</strong> für frischen<br />

Te<strong>in</strong>t und straffes B<strong>in</strong>degewebe sorgen. Außerdem<br />

s<strong>in</strong>d Kirschen e<strong>in</strong> altbewährtes Hausmittel bei schmerzhaften<br />

rheumatischen Erkrankungen, weil sie überschüssige<br />

Harnsäure abbauen. Wer täglich über e<strong>in</strong>ige Wochen zwei<br />

Hände voll von den Früchten nascht, wird bald e<strong>in</strong>e deutliche<br />

Schmerzl<strong>in</strong>derung erfahren. Dabei gilt: Je dunkler <strong>die</strong><br />

Kirschen, desto mehr ist von dem Stoff vorhanden. Übrigens:<br />

In der Traditionellen Tibetischen Küche helfen Kirschen,<br />

<strong>die</strong> Hitze des Sommers besser zu verkraften.<br />

august<br />

Sie, warum der August 31 Tage hat? Julius Caesars<br />

Neffe Octavian nannte sich als römischer Kaiser Augustus<br />

(dt.: »der Erhabene«) und gab dem Monat se<strong>in</strong>en Namen.<br />

Augustus nahm dem Februar e<strong>in</strong>en Tag weg, damit auch se<strong>in</strong><br />

Monat 31 Tage hat – so wie Caesars Monat Juli.<br />

Am 10. August ist der Tag des heiligen Laurentius. Er kümmerte<br />

sich als Diakon unter Papst Sixtus II. <strong>in</strong> Rom um das<br />

Geld der Christengeme<strong>in</strong>de und um <strong>die</strong> Armen. Als Kaiser<br />

Valerian während e<strong>in</strong>er Christenverfolgung Sixtus enthaupten<br />

ließ, begleitete Laurentius ihn we<strong>in</strong>end zur H<strong>in</strong>richtung. Er<br />

ist e<strong>in</strong>er der meistverehrten Heiligen der katholischen Kirche.<br />

<strong>Die</strong> Bauern begannen früher an se<strong>in</strong>em Tag mit dem Anbau<br />

der Herbstfrüchte. Und weil man zwischen dem 10. und 15.<br />

August besonders gut Sternschnuppen beobachten kann,<br />

heißen <strong>die</strong>se »Laurentiustränen«. In <strong>die</strong>sem Jahr ist <strong>die</strong> größte<br />

Aktivität (Maximum der Perseiden) voraussichtlich <strong>in</strong> der<br />

Nacht des 12. August zu erwarten.<br />

Tipp: Besuchen Sie doch<br />

mal e<strong>in</strong> Planetarium <strong>in</strong> Ihrer<br />

Nähe (Info unter www.gdpplanetarium.org).<br />

Dort f<strong>in</strong>den<br />

regelmäßig spannende Veranstaltungen<br />

rund um Sonne, Mond<br />

und Sterne statt. Auch <strong>tag</strong>süber lohnt<br />

es sich, genauer h<strong>in</strong>zugucken, denn nun ist <strong>die</strong> Zeit der<br />

Schmetterl<strong>in</strong>ge: Zu hunderten flattern sie durch <strong>die</strong> Lüfte.<br />

Halten Sie bei Ihren Spaziergängen <strong>die</strong> Augen auf nach Sommerflieder;<br />

auf dessen Dolden sitzen nämlich besonders gern<br />

<strong>die</strong>se hübschen Insekten.<br />

Buchtipp für alle, <strong>die</strong> mehr<br />

wissen möchten über Zitronenfalter,<br />

Kohlweißl<strong>in</strong>g, Pfauenauge, Admiral oder<br />

Kle<strong>in</strong>er Fuchs: »<strong>Die</strong> Schmetterl<strong>in</strong>ge<br />

Deutschlands <strong>in</strong> ihren Lebensräumen:<br />

F<strong>in</strong>den und Bestimmen.« (Quelle &<br />

Meyer, 19,95 €).<br />

Schmerzende, geschwollene Be<strong>in</strong>e?<br />

Wenn <strong>die</strong> Temperaturen steigen,<br />

erweitern sich bei schwachen Venen<br />

<strong>die</strong> Blutgefäße, es kommt zu Stauungen und Schwellungen.<br />

<strong>Die</strong> Deutsche Venen-Liga gibt Tipps, wie man leichtfüßiger<br />

durch den Sommer geht:<br />

• Marschieren Sie jeden Tag 2 x 15 M<strong>in</strong>uten,<br />

möglichst ohne Pause.<br />

• Bei längerem Stehen stellen Sie sich abwechselnd<br />

auf <strong>die</strong> Zehenspitzen und auf <strong>die</strong> Fersenballen,<br />

m<strong>in</strong>destens 10 x.<br />

• Tr<strong>in</strong>ken Sie jeden Tag rund 2 Liter Wasser oder<br />

ungesüßten Kräutertee. Dann fließt das Blut<br />

besser durch <strong>die</strong> Venen.<br />

• Lagern Sie sooft wie möglich <strong>die</strong> Be<strong>in</strong>e hoch.<br />

• Duschen Sie Ihre Be<strong>in</strong>e von unten nach oben kalt ab,<br />

dadurch ziehen sich erweiterte Gefäße zusammen.<br />

• Tragen Sie bequeme Kleidung und vor allem<br />

bequeme Schuhe.<br />

• Nehmen Sie viel Vitam<strong>in</strong> C zu sich, z. B. <strong>in</strong> Form<br />

von Kiwis, Grapefruits, Paprika, Sauerkraut;<br />

damit halten Sie auch das Blut flüssig.<br />

• Tragen Sie bei langem Sitzen oder langem Stehen,<br />

auch bei Bus- und Autofahrten oder Flugreisen,<br />

Stütz- oder Kompressionsstrümpfe. Damit beugen<br />

Sie e<strong>in</strong>er gefährlichen Thrombose vor.<br />

<strong>Die</strong>se und weitere Tipps gibt es <strong>in</strong> der Venen-Fibel, <strong>die</strong> Sie<br />

kostenlos bei der Deutschen Venen-Liga e.V. bestellen können,<br />

Telefon 02674 1448; auch über <strong>die</strong> gebührenfreie Venen-<br />

Hotl<strong>in</strong>e 0800 4443335 oder im Internet www.venenliga.de.<br />

ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012


32<br />

vorschau<br />

<strong>Die</strong> nächste Ausgabe ersche<strong>in</strong>t im oktober 2012<br />

titelthema<br />

Harte Schale.<br />

Weicher Kern.<br />

Sie waren Soldaten, litten unter<br />

Kriegsverletzungen und Gefangenschaft<br />

und mussten alle<strong>in</strong>e oft e<strong>in</strong>e<br />

große Familie ernähren.<br />

Gestandene Männer im Porträt.<br />

mittendr<strong>in</strong><br />

mit ruhestand<br />

folgt ehrenamt<br />

Wir treffen Senior<strong>in</strong>nen und<br />

Senioren, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

besonders spannenden Bereich<br />

engagieren.<br />

aus unserer mitte<br />

Essen hält Leib<br />

und Seele jung!<br />

Ob alte Liebl<strong>in</strong>gsrezepte, neue<br />

Wohnküchenkonzepte oder e<strong>in</strong>fach<br />

nur das geme<strong>in</strong>same Genießen:<br />

Das Thema Essen verliert auch<br />

im Alter nicht an Bedeutung – und<br />

an H<strong>in</strong>gabe.<br />

<strong>in</strong> eigener sache<br />

Für <strong>die</strong> nächste Ausgabe des <strong>AWO</strong> <strong>Journal</strong>s<br />

suchen wir SeniorInnen, <strong>die</strong> uns aus ihrem<br />

Leben berichten. Gern kommen wir persönlich<br />

bei Ihnen vorbei.<br />

Melden Sie sich bitte bei uns: <strong>AWO</strong> <strong>Journal</strong><br />

Redaktion, Deichstraße 36 b, 20459 Hamburg,<br />

Telefon 040 32 55 53-33<br />

impressum<br />

Das <strong>AWO</strong> <strong>Journal</strong> ist e<strong>in</strong> Informations- und Ratgebermagaz<strong>in</strong><br />

für Senioren und ihre Familien. Es ersche<strong>in</strong>t vierteljährlich. E<strong>in</strong><br />

halbseitiger Extra-Umschlag (<strong>die</strong> »Flappe«) stellt Seniorenzentren<br />

aus den <strong>AWO</strong> Landes-, Bezirks- und Kreisverbänden vor.<br />

herausgeber<br />

Eric Langerbe<strong>in</strong>s, Geschäftsführung<br />

COMMWORK Werbeagentur GmbH · Deichstraße 36 b<br />

20459 Hamburg · T: 040 325553-33 · F: 040 325553-34<br />

<strong>in</strong>fo@commwork.de · www.commwork.de<br />

<strong>in</strong>fo@awo-journal.de · www.awo-journal.de<br />

Handelsregister Amtsgericht Hamburg<br />

Steuernummer 48/712/01620<br />

HRB 69 889 - USt-IdNr. DE200473685<br />

Herausgegeben mit Genehmigung des <strong>AWO</strong> Bundesverbands e. V.,<br />

Berl<strong>in</strong> und <strong>in</strong> Kooperation mit dem Landesverband Hamburg e. V.,<br />

den <strong>AWO</strong> Bezirksverbänden Baden, Braunschweig, Hessen-Süd,<br />

Mittelrhe<strong>in</strong>, Oberbayern, Ostwestfalen-Lippe, Rhe<strong>in</strong>land und<br />

Unterfranken sowie den <strong>AWO</strong> Kreisverbänden He<strong>in</strong>sberg,<br />

Karlsruhe-Land und Leverkusen.<br />

chefredaktion<br />

Eric Langerbe<strong>in</strong>s<br />

redaktion<br />

Andrea Bierle (Text), Ramona Loppnow (Chef<strong>in</strong> vom <strong>Die</strong>nst)<br />

kreativ direktion<br />

Susanne Priebe<br />

grafik<br />

Anastasia Peters<br />

fotos<br />

Eric Langerbe<strong>in</strong>s und andere<br />

onl<strong>in</strong>e<br />

Henn<strong>in</strong>g Fischer, Maren Menge<br />

fachliche beratung<br />

der Altenhilfee<strong>in</strong>richtungen der <strong>AWO</strong> sowie Bildredaktion:<br />

Alice Landsiedel, Carmen Litzba, Annkathr<strong>in</strong> Münster<br />

redaktionsgruppe der awo<br />

Torsten Dendler, Leiter Altenhilfe des <strong>AWO</strong> Bezirksverbands<br />

Braunschweig e. V.; Renate Gartmann-Schnepel, Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong><br />

Altenhilfe der <strong>AWO</strong> Gesellschaft für Altenhilfee<strong>in</strong>richtungen mbH;<br />

Andreas Niedermeier, Geschäftsführer des <strong>AWO</strong> Bezirksverbands<br />

Oberbayern e. V.<br />

beirat<br />

Wolfgang Sch<strong>in</strong>dele, Geschäftsführer des <strong>AWO</strong> Bezirksverbands<br />

Oberbayern e. V.; Max Ruf, Leiter der Fachabteilung Altenhilfe<br />

des <strong>AWO</strong> Bezirksverbands Oberbayern e. V.<br />

produktion und druck<br />

Horst Rehn · Am Brennbusch 8 · 44141 Dortmund<br />

anzeigen<br />

Oeser Media Service GmbH · Michael Oeser<br />

Postfach 50 11 48 · 22711 Hamburg<br />

lektorat<br />

Ute Hauswerth · www.hauswerth.de<br />

rätsel<br />

Bernhard Franz Verlags-GmbH<br />

We<strong>in</strong>l<strong>in</strong>gergasse 29/18 · A-2301 Groß-Enzersdorf<br />

ersche<strong>in</strong>ungsweise<br />

vierteljährlich<br />

– Irrtümer und Druckfehler vorbehalten –<br />

weitere <strong>in</strong>teressante themen f<strong>in</strong>den sie auf<br />

www.awo-journal.de

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