Handwerk + Dienstleistung - DIABOLO / Mox
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Richtig sanieren<br />
Energetische Maßnahmen an Wohnhäusern<br />
sollten durchdacht sein<br />
Energieberater Hartmut Brinkmeier hat über die Sanierung seines Heims zu seinem Beruf gefunden<br />
Ein Thema ist für Hauseigentümer in<br />
den vergangenen Jahren immer<br />
wichtiger geworden: Wie kann ich<br />
Energie sparen? Angeheizt von der<br />
Debatte um die sogenannte Energiewende,<br />
steigende Gaspreise<br />
und den Energiepass, ist Energie<br />
sparen längst nicht nur eine Kostenfrage,<br />
sondern auch eine Frage<br />
des Werterhalts des Gebäudes. Was<br />
können jedoch Hauseigentümer<br />
tun?<br />
„Es ist noch gar nicht so lange her, da<br />
war Energie so günstig, dass eine gute<br />
Häuserdämmung nicht notwendig<br />
war“, erinnert sich der Oldenburger<br />
Energieberater Hartmut Brinkmeier.<br />
Energetisch unterschieden sich Gebäude<br />
aus den 1950ern und 1850ern<br />
kaum – eine Dämmung sei in beiden<br />
Fällen kaum vorhanden. Erst in Folge<br />
der Ölkrise von 1972 und den stei-<br />
04 <strong>DIABOLO</strong> Extrablatt 09 | 11<br />
genden Gaspreisen habe die Bauwirtschaft<br />
angefangen, Häuser zu dämmen.<br />
Das Einsparpotential sei gerade<br />
bei alten Häusern groß. „Wer ein altes<br />
Haus ordentlich saniert, kann seinen<br />
Heizenergieverbrauch bis zu 70 Prozent<br />
verringern“, schätzt Energieberater<br />
Hartmut Brinkmeier. Doch generelle<br />
Aussagen seien bei Gebäudesanierungen<br />
kaum möglich. „Jedes Haus<br />
ist anders“, betont Energieberater<br />
Brinkmeier, der seine eigenen vier<br />
Wände selbst energetisch optimiert<br />
hat.<br />
Welcher Aufwand und welche Maßnahmen<br />
sich für ein Gebäude lohnen,<br />
muss für jedes Objekt neu berechnet<br />
werden. Dabei kommt es immer wieder<br />
zu Überraschungen. „Ein Kunde<br />
hatte ein normales Siedlungshaus mit<br />
einem Anbau und Fenstern von 1980<br />
und einer acht Jahre alten Heizungs-<br />
anlage – eigentlich ein guter Standard,<br />
sollte man meinen“, erzählt Schornsteinfeger<br />
und technischer Innungswart<br />
Gottfried Tamms. Trotzdem habe er<br />
für das Haus jährliche Energiekosten<br />
von 340 Euro pro Quadratmeter berechnet,<br />
moderne Häuser liegen zwischen<br />
60 und 80 Euro.<br />
Er sitzt vor einer riesigen Schreibtischfläche,<br />
die übersät ist mit Unterlagen<br />
und farbigen Kärtchen. Tamms<br />
arbeitet mit sechs unterschiedlichen<br />
Computerprogrammen, um das Einsparpotential<br />
von lohnenswerten<br />
Maßnahmen festzustellen und Energiepässe<br />
auszustellen. „Aus einem alten<br />
Haus kann ich kein 60-Liter-Haus machen“,<br />
stellt er klar. Deshalb müsse er<br />
gerade älteren Kunden immer wieder<br />
darlegen, dass sich eine Sanierung auch<br />
finanziell lohnt. „Wer sein Objekt<br />
nicht an die aktuellen Energiestandards<br />
Text und Fotos: Wenzel Herzig<br />
anpasst, nimmt einen Wertverlust in<br />
Kauf“, erklärt er. Damit sei eine Sanierung<br />
langfristig eine gute Geldanlage,<br />
mal abgesehen von der Energieersparnis.<br />
Die energetische Begutachtung geht<br />
nach einem Grundsatz vor: „Man muss<br />
sich zunächst Gedanken über die thermische<br />
Hülle des Hauses machen und<br />
gucken, wo Wärme verloren geht“, erklärt<br />
Brinkmeier. Das kann durch verzogene<br />
Fenster, undichte Bodenluken,<br />
Kellertüren oder Dunstabzüge geschehen.<br />
Wer die falschen Maßnahmen<br />
ergreift, verursacht leicht unnötige<br />
Mehrkosten. Hauseigentümer, die zum<br />
Beispiel zunächst die Heizungsanlage<br />
modernisieren, müssen eine größere<br />
Anlage kaufen, als nötig wäre. Mitunter<br />
können Sanierungsmaßnahmen sogar<br />
größeren Schaden anrichten.<br />
„Die sogenannte Oldenburger Hundehütte<br />
hat zum Beispiel einen unterlüfteten<br />
Fußboden“, erklärt Brinkmeier.<br />
„Wer außen die Lüftungsgitter<br />
dichtmacht, hat gleich ein Schimmelproblem,<br />
da die Feuchtigkeit nicht<br />
mehr nach draußen kann.“ Gleiches<br />
gelte für den Austausch von Fenstern.<br />
An schlecht gedämmten Fenstern kann<br />
das Wasser kondensieren; ersetzt der<br />
Hauseigentümer sie durch moderne<br />
Scheiben, sammelt sich die Feuchtigkeit<br />
an anderen Stellen. Deshalb sollten<br />
Hauseigentümer bei der Sanierung<br />
darauf achten, dass die Wände die innere<br />
Luftfeuchtigkeit aufnehmen<br />
können und nach draußen befördern.<br />
Kalk- und Lehmwände sind besonders<br />
„diffusionsoffen“, wie der Fachmann<br />
sagt. Nullenergiehäuser sind sogar so<br />
gut gedämmt, dass technische Lösungen<br />
nötig sind, um sie zu belüften.<br />
„Die Bedeutung der Fenster wird oft<br />
überbewertet, dagegen wird die Dämmung<br />
der Wasserröhre oft unterbewertet“,<br />
sagt Hartmut Brinkmeier.<br />
Jedes Haus hat eigene Voraussetzungen.<br />
Aus diesem Grund halten Energieberater<br />
zunächst den energietechnischen<br />
Zustand des Gebäudes und<br />
der Heizungsanlage fest. Hierzu notieren<br />
sie allgemeine Gebäude-Daten,