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2 MAGAZIN DIABOLO WOCHENZEITUNG | Ausgabe 2/12<br />
Geschichten aus der Ostseeregion<br />
Im Rahmen der LiteraTour Nord liest Gregor Sander<br />
Copyright * Sintje Sander<br />
TEXT | HORST E. WEGENER<br />
Naheliegend für einen Nachwuchsautoren,<br />
sich bevorzugt jener Region zuzuwenden,<br />
deren Menschen und Mentalitäten einem<br />
vertraut erscheinen. So fußen sämtliche<br />
Erzählungen Gregor Sanders auf Geschichtchen,<br />
die im Ostseeraum angesiedelt werden.<br />
Der gebürtige Schweriner ist ab 1968 in<br />
der ehemaligen DDR aufgewachsen. Ab<br />
´90 lockte ihn im nahen Rostock ein<br />
Medizinstudium, auf das sich der Mekklenburger<br />
ganze drei Semester lang einließ.<br />
Experimentierwütig sattelte Nordlicht<br />
Sanders alsbald auf ein Germanistikund<br />
Geschichtsstudium an der Berliner<br />
Humboldtuniversität um. Und er ergänzte<br />
die ewig trockene Theorie durch<br />
schweißtreibende Ausbildungen zum<br />
Schlosser, Krankenpfleger, rundete das<br />
Germanistikstudium zusätzlich mithilfe<br />
der praxisnahen Berliner Journalistenschule<br />
ab. Somit bestens gerüstet starte-<br />
REI/ „Wenn man das liest, wird einem ganz<br />
anders.“Bei Durchsicht von Materialien und<br />
Infoblättern zeigt sich eine junge Frau<br />
schockiert über die Tatsache und Folgen<br />
von weiblicher Genitalverstümmelung. Sie<br />
hatte bisher noch keine Informationen darüber,<br />
dass es so etwas gibt.<br />
te der Jungschriftsteller seine literarische<br />
Laufbahn 2002 mit dem von Rowohlt<br />
verlegten Debüterzählband „Ich bin aber<br />
hier geboren“. Fünf Jahre später ließ er<br />
den ersten Roman „abwesend“ nachfolgen,<br />
der im ambitionierten Göttinger<br />
Wallstein-Verlag erschien. Mit der Titelgeschichte<br />
des aktuellen Erzählbands<br />
„Winterfisch“, ebenfalls von Wallstein<br />
verlegt, reüssierte Sander vorab beim Ingeborg<br />
Bachmann-Wettbewerb, wo ihm<br />
2009 sogar der 3sat-Preis zuerkannt wurde.<br />
Typisch „Winterfisch“: dass alle Erzählungen<br />
querbeet in der Ostseeregion verortet<br />
sind. Mal ist´s das Baltikum oder<br />
Küstenorte der ehemaligen DDR, dann<br />
wieder sind´s die Länder Skandinaviens,<br />
in denen sich Gregor Sanders neun<br />
Geschichten zutragen. Stets lauscht sie<br />
der Erzähler Alltagsmomenten ab, die sich<br />
wie ein trockener Schwamm peu à peu<br />
vollsaugen dürfen mit „Versatzstücken<br />
ganzer Lebensläufe, Spuren menschlicher<br />
Weil es wahrscheinlich viele Menschen<br />
gibt, die keinen Kenntnisstand darüber<br />
haben, veranstaltet Terre des Femmes e.V.<br />
anlässlich des Internationalen Tages gegen<br />
weibliche Genitalverstümmelung vier Einzelveranstaltungen<br />
und eine Ausstellung<br />
im PFL über diese Problematik. Am 26.1.<br />
Tragödien und biografischen Verwerfungen<br />
der Zeitgeschichte“, laut Deutschlandradio<br />
Kultur. Wer Gregor Sander<br />
beim Vortragen einer Erzählung wie „Weiße<br />
Nächte“ miterleben kann, bekommt<br />
vom „Meister des literarischen Minimalismus“,<br />
(hr) einen Segeltörn ausgeleuchtet,<br />
der wortmächtig den Ostseeausflug<br />
zweier Freunde schildert. Beide haben sie<br />
diesen Trip von ihren Frauen geschenkt<br />
bekommen. Ungemein präzise bringt uns<br />
Sander die zwei nahe – einer der Freunde<br />
ist Alkoholiker; in Rückblenden wird<br />
dessen Sucht glaubwürdig charakterisiert.<br />
Und im literarischen Zwiegespräch mit<br />
dem Oldenburger Publikum könnte es<br />
sich durchaus ergeben, dass der Autor aus<br />
dem Nähkästchen plaudert. Dann hört<br />
man, dass bei dieser Geschichte zum<br />
Beginn des Schreibprozesses das Ende<br />
nicht klar war. Er habe der Geschichte<br />
einfach ihren Lauf gelassen, hat der nach<br />
wie vor in Berlin lebende Sander im Rahmen<br />
der Buchvorstellung schon mehr-<br />
findet ebenfalls im PFL die Auftaktveranstaltung<br />
statt, eine Lesung aus ihrem<br />
Buch „Schwester Löwenherz“. Die Autorin<br />
Fadumo Korn berichtet darin über<br />
ihre eigenen Erfahrungen in Somalia und<br />
lädt zu einem anschließenden Rundgang<br />
durch die Ausstellung ein. Ein Vortrag<br />
LIEBE LESERIN,<br />
LIEBER LESER!<br />
Zur Zeit wirkt Oldenburg etwas müde.<br />
Weihnachten ist vorbei und die Konsumenten<br />
bleiben erschöpft zu Hause.<br />
Das Wetter lässt die Stadt grau<br />
aussehen. Plätze wie der Waffenplatz<br />
zeigen ihre morastige Seite und so<br />
manches Gebäude in der Stadt wirkt<br />
besonders trist. Da lohnt sich ein<br />
Besuch im Buchgeschäft, wo es<br />
neben historischen Bildbänden auch<br />
hoch glänzende Werke gibt, die<br />
Oldenburg in ausgesprochen schönen<br />
Bildern zeigen. So schön, dass<br />
man gelegentlich nicht weiss, ob der<br />
betreffende Ort wirklich so gut aussieht.<br />
Das wäre alles nicht erwähnenswert,<br />
wenn ein Verlag eigenständig eine<br />
solche Broschüre veröffentlicht.<br />
Wenn allerdings das Logo der Wirtschaftsförderung<br />
der Stadt Oldenburg<br />
auf dem Cover prangt, und das<br />
Titelbild insgesamt nach den Layout-<br />
Vorgaben der Stadt gestaltet ist, dann<br />
denkt man schnell an das Merian-<br />
Heft über Oldenburg, das der Stadt<br />
ja eine Menge Geld gekostet haben<br />
soll und Oldenburg nur von der allerschönsten<br />
Seite zeigte. Es ist also zu<br />
hoffen, dass bei der geleimten Broschüre<br />
„Ubermorgenstadt Oldenburg<br />
2012 - Spannung.“ der Stadtsäckel<br />
verschont blieb. Schließlich finden<br />
sich in dem Druckwerk neben schönen<br />
Fotos und Texten, die keinen<br />
Autoren kennen, viele Werbe-Anzeigen.<br />
Doch auch dabei weiss der Leser<br />
nicht immer, ist es Werbung, ist es<br />
objektive Information oder kommt es<br />
vom städtischen Presseamt?<br />
Die Redaktion<br />
fach erzählt; die Inspiration zu „Weiße<br />
Nächte“ kam im Verlauf eines Segelausflugs,<br />
den der Autor mitgemacht hat. Und<br />
so geraten ihm all seine Figuren lebensprall,<br />
ist´s ein Vergnügen, in die Tragödie<br />
wortkarger, alter Seebären hineingezogen<br />
zu werden. Oder Anteil an der<br />
Sehnsucht der Menschen nach Verständnis,<br />
Liebe oder der persönlichen Freiheit<br />
empfinden zu dürfen, die Sander mit<br />
wenigen Strichen charakterisiert. Da capo!<br />
Lesung: Gregor Sander<br />
So 22.1., Wilhelm13, OL<br />
Veranstaltungen gegen weibliche Genitalverstümmelung<br />
Informationen über ein Verbrechen an Mädchen und Frauen<br />
am 31.1. will die politischen und medizinischen<br />
Aspekte der Verstümmelung<br />
beleuchten. Dazu werden Heidemarie<br />
Grobe von Terre des Femmes aus Hamburg<br />
und Dr. med. Henning Ritter vom<br />
Pius-Hospital anwesend sein.