Interview mit Dr. María-Fernanda Ugalde, Kulturattaché der ...
Interview mit Dr. María-Fernanda Ugalde, Kulturattaché der ...
Interview mit Dr. María-Fernanda Ugalde, Kulturattaché der ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
gesprochen. Die Struktur <strong>der</strong> Sprachen zu studieren hat mir Einblicke in <strong>der</strong>en Kultur gewährt. Nach meiner<br />
Promotion habe ich <strong>mit</strong> meiner jetzigen Tätigkeit begonnen. Für meine Position und entsprechend für die<br />
ecuadorianische Botschaft ist es sicherlich positiv, dass ich mich in Berlin bereits auskenne, mir die kulturelle<br />
Szene bekannt ist und ich die deutsche Sprache spreche.<br />
3. Was möchten sie während ihrer Zeit in Berlin im Bezug auf kulturell diplomatische Beziehungen noch<br />
erreichen?<br />
Vor allem möchte ich die Vielfältigkeit <strong>der</strong> ecuadorianischen Kultur bekannter machen. Wenn man von unserer<br />
Kultur spricht denken viele Menschen in erster Linie an die folkloristische Seite unseres Landes. Es gibt jedoch<br />
auch sehr viele mo<strong>der</strong>ne Künstler in Ecuador. Man versucht zwar immer den ganzen kulturellen Bereich<br />
abzudecken, aber je<strong>der</strong> hat dennoch seine Schwerpunkte, nicht zuletzt <strong>mit</strong>tels seiner Kontakte. Mein<br />
Vorgänger war Musiker und deshalb bestehen heute schon eine Menge Kontakte zur Musikbranche. Ich kenne<br />
mich in Kunst und Archäologie besser aus und treibe entsprechend diese Bereiche voran. Momentan können<br />
wir, Dank <strong>der</strong> Leihgabe einer Privatsammlerin, die Vielfalt <strong>der</strong> ecuadorianischen Malerei <strong>mit</strong> Werken<br />
verschiedenen Stils und Alters, in unserer Botschaft ausstellen. Noch dieses Jahr möchte ich einen Künstler<br />
nach Deutschland bringen, dessen Theaterstück schon durch viele Län<strong>der</strong> reiste und sich <strong>mit</strong> dem Thema <strong>der</strong><br />
Migration beschäftigt. Und am 22. Mai werden wir eine Ausstellung, <strong>mit</strong> Werken <strong>der</strong> jungen ecuadorianischen<br />
Künstlerin Alegría Pólit, hier in Berlin eröffnen. Zum 200‐jährigen Jubiläum <strong>der</strong> Unabhängigkeitsbewegung<br />
Ecuadors planen wir zudem eine große archäologische Ausstellung. Einen weiteren Fokus lege ich auf die<br />
Bildung und den akademischen Bereich. Dazu gehört die enge Kooperation <strong>mit</strong> den verschiedenen<br />
Universitäten. Gerade sind wir in Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Universität Rostock für die Organisation eines<br />
Symposiums über Migration. Unser Botschafter ist ebenfalls sehr kulturinteressiert. Seine Unterstützung ist<br />
natürlich ein Vorteil für meine Arbeit. Es liegt mir außerdem viel daran, den Ecuadorianern die Möglichkeiten<br />
für ein Studium in Deutschland aufzuzeigen. Es gibt in Deutschland viele Stipendien, aber es fehlt genügend<br />
Information vor Ort darüber. Ich möchte eine Plattform entwickeln, über die solche Informationen besser<br />
fließen, da<strong>mit</strong> in Zukunft mehr Bewerbungen aus Ecuador kommen.<br />
4. Letzte Woche herrschten rege Diskussionen zwischen Ecuador und Kolumbien aufgrund eines Militäreinsatzes<br />
<strong>der</strong> kolumbianischen Armee gegen die FARC auf ecuadorianischem Boden. Vor wenigen Tagen jedoch<br />
versöhnten sich die Staatsoberhäupter, unter an<strong>der</strong>em <strong>mit</strong> Hilfe des venezolanischen Präsidenten Hugo<br />
Chávez. Wie beurteilen Sie dieses Ereignis und dessen Lösung? Inwiefern sind die jüngsten Ereignisse ein<br />
Resultat unterschiedlicher politischer Kulturen zwischen Kolumbien und Ecuador? 2<br />
Diese Frage gehört nicht in meinen Auftragsbereich und ich kann demnach höchstens meine persönliche<br />
Meinung, als Staatsangehörige Ecuadors kundtun. Die jüngsten Konflikte und <strong>der</strong>en Lösungsfindung müssen in<br />
einem breiteren Kontext betrachtet werden. Ecuador ist ein kleines Land und hat nicht genügend Geld und<br />
Kraft seine Grenze zu Kolumbien vor den Übertritten <strong>der</strong> FARC vollkommen zu schützen. Die kolumbianische<br />
Regierung versäumte es ihrerseits, zu diesem Schutz genügend beizutragen. Obwohl dieses Problem erst jetzt<br />
in <strong>der</strong> internationalen Presse bekannt wurde, betrifft und belastet es unsere gemeinsame Grenze schon seit<br />
vielen Jahren. Lei<strong>der</strong> wird in <strong>der</strong> europäischen Presse nicht darüber berichtet, dass die ecuadorianische<br />
Regierung bereits viel Geld investiert hat, um die Übergriffe <strong>der</strong> FARC zu verhin<strong>der</strong>n und schon mehrere Camps<br />
2 http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3179264,00.html<br />
Institute for Cultural Diplomacy<br />
Keithstr. 14; D-10787 Berlin<br />
Tel.: +49.(30).23 607 680<br />
Fax: +49.(30).23 607 6811<br />
www.culturaldiplomacy.org