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HUM-Magazin Nummer_12

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Österreich und die WeltNicht für den Profit!Martha C. Nussbaum ist US-Amerikanerin, Professorin für Rechtswissenschaftenund Ethik in Chicago und hat ein Buch geschrieben. Es heißt „Nicht für den Profit!Warum Demokratie Bildung braucht“ und ist ein Plädoyer für Bildung, die nicht mitWirtschaftswachstum verwechselt wird.Nussbaum beschreibt eine Entwicklung der Pädagogik und der Schulen, die sich nahezuausschließlich auf Wirtschaftswachstum konzentriert. Schulen sind dann gut,wenn sie das Wachstum fördern.Was für die Wirtschaft gut sein mag – was auch einige Expert/innen aus diesemFach bezweifeln – , dient noch lange nicht der Bildung junger Menschen. Jedenfallsnicht, wenn wir unter Bildung die Erziehung zu „gut informierten, selbstständigdenkenden und empathiefähigen demokratischen Bürgern“ (S. 32) verstehen.Wirtschaftswachstum findet auch ohne diese Bildung statt. Die Autorin verweist aufden indischen Bundesstaat Gujarat, in dem zwar das Pro-Kopf-Bruttosozialproduktgestiegen ist, was aber keinen Einfluss auf die Gesundheit und die Lage der armenLandbevölkerung hatte. Wirtschaftswachstum sagt nichts aus über die Verteilung desVermögens und das allgemeine Bildungsniveau.Nussbaum erwähnt den indischen Pädagogen Rabindranath Tagore, der 1913 denNobelpreis für Literatur erhielt und sich intensiv mit Pädagogik beschäftigte. SeinZiel war ein über nationales Denken hinausgehendes Bewusstsein zu schaffen, eineSynthese auch zwischen östlichem und westlichem Denken.Viel ist von seinen Idealen nicht geblieben, stellt die Autorin fest. Die für kritischesDenken nötigen Inhalte wie Literatur und musische Fächer werden erbarmungslosgestrichen, an ihre Stelle ist die einseitige Ausrichtung auf technische Inhalte getreten.„Bildungskonzepte, die sich ausschließlich in den Dienst von Wirtschaftswachstumstellen, sind in funktionierenden Demokratien kaum zu finden. Eine Demokratie basiertauf dem Respekt vor jedem einzelnen Menschen, das Wachstumsmodell dagegenrespektiert nur die Gesamtmenge. Dennoch ordnen sich die Bildungssystemeweltweit immer mehr den Zielen der wirtschaftlichen Entwicklung unter, ohne dassbedacht wird, wie abträglich dies den Zielen der Demokratie ist.“ (S. 38)In dem Kapitel „Bürger-Bildung“ beschäftigt sich Nussbaum mit den ProblemenMacht, Unterdrückung und Reinheitsmythos, letztlich Rassismus. Sie erstellt einenAufgabenkatalog, an dessen erster Stelle die Entwicklung der Fähigkeit steht, „diehum-magazin 0<strong>12</strong> Seite 13

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