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DAS FEST - Vom Film zum Stück II - Theater Ulm

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<strong>DAS</strong> <strong>FEST</strong> - <strong>Vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> StückDie <strong>Film</strong>emacherThomas Vinterberg (*1969)studierte in Kopenhagen an der Dänischen <strong>Film</strong>hochschule. Sein Abschlußfilm DIE LETZTERUNDE (1993) wurde auf internationalen Festivals präsentiert und 1994 als besterStudentenfilm für den Oscar nominiert. 1994 drehte er seinen ersten Fernsehfilm DIEGROBE SCHÄTZUNG. Der Kurzfilm DER JUNGE DER RÜCKWÄRTS GING wurdemehrfach ausgezeichnet.Thomas Vinterberg führte 1997 Regie bei <strong>DAS</strong> <strong>FEST</strong> und erhielt ein Jahr später auf denInternationalen <strong>Film</strong>festspielen in Cannes den Spezialpreis der Jury.Mogens Rukov (*1943)ist Leiter des Fachbereiches Drehbuch an der Dänischen <strong>Film</strong>hochschule in Kopenhagen. Erarbeitet international als Dozent für Drehbuchschreiben und hat sich als Autor zahlreicherBeiträge über <strong>Film</strong>, Ästhetik und Politik auch nachhaltig in die Diskussion über dasKEUSCHHEITSGEBOT Dogma 95 eingemischt. Er schrieb die Drehbücher zu <strong>DAS</strong> MEER(1985), ELISE (1986) sowie zu Vinterbergs Kinodebüt DIE GRO?EN HELDEN (1996). AlsMentor der Dogma-Gruppe betreute er u. a. Lars von Triers <strong>Film</strong>e THE ELEMENT OF THECRIME (1984), BREAKING THE WAVES (1996), sowie IDIOTEN (1998) und den <strong>Film</strong>MIFUNE (1999) von Sören Kragh-Jacobsen.Mogens Rukov erarbeitete gemeinsam mit Thomas Vinterberg das Drehbuch zu <strong>DAS</strong> <strong>FEST</strong>.Idee und Entstehung des <strong>Film</strong>esMogens Rukov„Thomas erzählte die Geschichte Anfang Dezember 1996. Voller Entsetzen angesichts desMißbrauchs der Zwillinge (Ein Freund von T. Vinterberg erzählte diesem von einemRadiointerview, in dem ein junger Mann seine Geschichte erzählt, ähnlich der von Christianim <strong>Film</strong>. A. d. R.) Das erste Gespräch, das wir danach in Zusammenhang mit dem <strong>Film</strong>führten, verlief sachlich. Wir fragten uns: Sollte es ein Fest sein? Sollte das Fest im Zentrumstehen? Wo sollte man beginnen, vor dem Fest oder während des Festes? Wie lange sollte dasFest dauern? Neununddreißig Stunden, vierundzwanzig, weniger? Wie weit sollte es den<strong>Film</strong> ausfüllen?Die Arbeit begann dann im März 1997. Mit kurzen Texten, die oft dem Drehbuchvorausgehen, Ideenskizzen, Handlungsentwürfen, einem Treatment, einer Art Prosaskizze zurSzenenfolge. Sie war Anfang April 1997 fertig.Ab März 97 stand fest, daß der ganze <strong>Film</strong> von der Geburtstagsfeier ausgefüllt werden sollte,daß er mit der Ankunft der Gäste beginnen und am nächsten Tag beim gemeinsamenFrühstück enden sollte.Wir wollten zeigen, wie die Leute ankommen, empfangen werden, sich versammeln, sich imGarten aufhalten, sich umziehen, sich an den Tisch setzen, essen, Ansprachen halten, überdas Essen reden, das Menü durchstehen; wie sie das private Familienritual über sich ergehenlassen, Kaffee und Cognac trinken und so lange tanzen, bis früh am Morgen nur noch all jeneübrig sind, die immer die Letzten sind: Die Jungen und der „betrunkene Onkel, der jungeMädchen mag."


,,Genau innerhalb dieser natürlichen Geschichte sollte das Dilemma dieser Familie, der dreiKinder und ihrer Eltern - der Mißbrauch und die Aufdeckung des Mißbrauchs - erzähltwerden. Außerdem stellten wir uns die Aufgabe, jede Etappe mit einer Sequenz auszufüllen.Und das jede Sequenz ihre Eigenart haben sollte: ihren besonderen Rhythmus, ihre besondereForm. Dabei sollte die Aufmerksamkeit auf jene besonderen Orte in der Wirklichkeitgerichtet werden, die für uns von Interesse waren.Wir gaben den Sequenzen Überschriften, die uns halfen, sowohl die Stimmung als auchdie Aufmerksamkeit für die betreffende Sequenz festzuhalten, aber auch die deutlichenBrüche wahrzunehmen, die wir zwischen die Sequenzen plaziert haben wollten.Es war die Rede von Überschriften wie „Ankunft der Kinder", „Die Ansprache und danach",„Die Nacht" und ähnliches. Wir gehen davon aus, daß solche Brüche, anstatt - wie vermutet -den Handlungsverlauf zu blockieren, ihn vielmehr dynamisch machen. Es gab aber auchInspirationen außerhalb der Geschichte. <strong>Film</strong>e, die wir gesehen hatten, Szenen, an die wir unserinnerten, Beziehungen, in denen uns Verständnis entgegengebracht wurde. Man wird Zitatefinden, z. B. die Polonaise, die von FANNY UND ALEXANDER inspiriert wurde. Mehr alseinmal haben wir an HAMLET gedacht.Die Geschichte war von Thomas. Wir gingen direkt in die Szenen hinein, von Anfang an.Wir diskutierten nicht. Wir versuchten nicht, uns gegenseitig zu überzeugen. Wir machtenVorschläge. Wir probierten das Gegenteil. Die Möglichkeit des Gegenteils ist ein gutesästhetisches Mittel. Wir gingen weiter. Wir ließen es liegen.Es gibt eine bestimmte Arbeitsteilung, die keineswegs garantiert war. Ihr lag gegenseitigerRespekt zugrunde, der sich während der Arbeit offenbarte. Der gegenseitige Respekt istbei einer solchen Arbeit ganz entscheidend.“Die <strong>Theater</strong>macher„Burkhard Kosminski nahm Kontakt mit mir auf. Ihm ist die Idee zu verdanken, aus dem <strong>Film</strong>ein Schauspiel zu entwickeln. "Mogens RukovBurkhard C. Kosminski (*1961)studierte Regie und Schauspiel am Lee-Strasberg-<strong>Theater</strong>-Institute in New York. Erwar Mitglied der „Artists in Residence" in der Villa Aurora in Los Angeles. Seit derSpielzeit 2001/2002 ist er leitender Regisseur am Düsseldorfer Schauspielhaus.Er eröffnete die Spielzeit 2003/2004 im Großen Haus Düsseldorf mit der Uraufführung DIEEHE DER MARIA BRAUN nach dem gleichnamigen <strong>Film</strong> von Rainer Werner Faßbinder.Im März 2004 folgte die Uraufführung von Katrin Rögglas WIR SCHLAFEN NICHT.2002/2003 inszenierte er an der Berliner Schaubühne MERLIN, im Januar 2004ENDSTATION SEHNSUCHT von Tennessee Williams und im Januar 2005 STILLER nachMax Frisch am schauspielfrankfurt.Burkhard C. Kosminski inszenierte 2000 die Uraufführung <strong>DAS</strong> <strong>FEST</strong> am SchauspielhausDortmund. Ein Jahr später wurde er dafür beim 20. NRW<strong>Theater</strong>treffen mit dem Preis fürdie Beste Regie ausgezeichnet.Juliane Gruner (*1942)studierte Skandinavistik in Hamburg und Stockholm. Sie ist Schauspielpädagogin undübersetzt vor allem dänische Literatur und Hörspiele.


Sie erarbeitete gemeinsam mit Burkhard C. Kosminski die Textfassung „Das Fest" für das<strong>Theater</strong>.zitiert aus: Jana Hallberg/Alexander Wewerka (Hrsg.): DOGMA 95. ZWISCHENKONTROLLE UND CHAOS, Alexander Verlag, Berlin, 2001

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