Hochfest der Geburt des Herrn - Seelsorgeeinheit Görwihl

Weihnachten ist in Gefahr�
Der Schmerz setzte wieder ein, begann in ihrem Bauch, griff jedoch auf den ganzen Körper und
ihre Sinne über, so dass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Als sie auf das
Kopfsteinpflaster sank, platzte die Fruchtblase.[�]
Man trug sie an einen Ort, wo es dunkel und kühl war und stark nach Dung roch. [�] Weiter
hinten in der Dunkelheit bewegten sich schwankend große Gestalten. Ein Huf schlug hallend an
ein Brett, gefolgt von lautem Wiehern. »Was soll das? Ihr könnt sie nicht hierherbringen«,
wehrte sich eine mürrische Stimme. Es war ein aufgeregter, kleiner Mann mit rundem Bauch
und lückenhaften Zähnen, und als sie seine Stallknechtstiefel und die Mütze sah, erkannte sie
Geoff Egglestan und wusste, dass sie in seinem Stall lag.
»Master Egglestan«, keuchte sie leise. »Ich bin Agnes Cole, die Frau des Zimmermanns, den Ihr
gut kennt.« Sein Gesicht verriet, dass er sie widerwillig erkannte und ihm klar wurde, dass er sie
nicht hinauswerfen konnte. (aus: Der Medicus, Noah Gordon)
Eine Romanszene. Und doch kommen mir Parallelen zu unserer Weihnachtsgeschichte in
den Sinn: Die Frau des Zimmermanns, die hoch schwanger unterwegs ist, der Stall, die
nahende Geburt, … Aber, hier ist keine Krippenromantik zu spüren, sondern beißender
Stallgeruch, Staub, Kot und Schmutz.
Das scheint so gar nicht zu unserem Weihnachtsfest zu passen, obwohl dort auch kein Platz
in der Herberge war und das Kind in eine Krippe gelegt wurde. Lassen wir einmal
dahingestellt, in wie weit die Weihnachtsgeschichte historisch zu verstehen ist, die
gewählten Bilder und Szenen sind aber gut vorstellbar und haben ihren Sinn.
Und gerade in ihrer Bildsprache machen sie uns etwas deutlich. Aber irgendwie stelle ich
einen Unterschied fest: Die Weihnachtskrippen (und meine eigene auch) sind peinlich
sauber gehaltene Musterställchen, die perfekt gebastelt und bemalt uns die Romantik des
Heiligen Abends direkt ins Wohnzimmer liefern sollen (wenn wir sie zwischen den vielen
Geschenkpapieren und Verpackungen noch wahrnehmen).
Und so denke ich manchmal, Weihnachten ist in der Gefahr missverstanden zu werden.
Missverstanden deshalb, weil ich den Eindruck habe, dass es ein Wohlfühl-und-Kauf-dichglücklich-Fest
geworden ist.
Ich finde, es ist durchaus berechtigt, ein solches Fest zu feiern, aber ist das Weihnachten?
Aber nun, was ist Weihnachten denn? Worum geht es? Um Menschwerdung. Gott wird
Mensch, Fleisch und Blut. Gott wird direkt erfahrbar in einem Menschen Namens Jesus von
Nazareth. Dieser Mensch beginnt seinen Weg ganz unten, das bedeutet Krippe (Stall kommt
gar nicht vor). Und dann ist da noch etwas: Denn euch wurde heute der Retter geboren…! Und
hier wird es wieder ein wenig unbequem: Retter? Für mich? Von diesem Menschen, dessen
Geburt wir an Weihnachten feiern, soll Heil und Rettung kommen für uns?! Wie kann das sein?
Aber in den Zeiten der Krise wissen wir, was uns nicht retten kann, um so notwendiger ist es
doch ein Fest zu feiern, das uns davon erzählt, wo wir wirklich Rettung finden können …
Ein gesegnetes Weihnachtsfest und
einen guten Übergang ins Neue Jahr 2010
wünschen Ihnen allen
Pfarrer Dr. Jörg Lichtenberg
und die Pfarrgemeinderäte
Donnerstag, 24.12. Heilig Abend
17:00 Ob Wortgottesdienst am Heilig Abend
17:00 Gö Kinderchristfeier
19:00 St Wortgottesdienst am Heilig Abend
19:00 Ni Wortgottesdienst am Heilig Abend
22:00 Gö Christmette
Lina+ Eugen + Alois Rüd; Elisabeth + Josef Büdel + Mina Baumgartner;
Walter Schmidt; Elisabeth + Eugen Mutter + Olga + Fritz Vogt; Rudolf +
Anna Ringwald + Emilie + Hermann Scheuble; Helene + Ernst Meßmer;
Anna + Josef Strittmatter
Adveniat-Kollekte
Freitag, 25.12. Hochfest der Geburt des Herrn
09:00 Ni Messe mitgestaltet durch den Frauenchor Niederwihl
10:30 Gö Messe mitgestaltet durch den Kirchenchor Görwihl
Adveniat-Kollekte