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Aufschwung und Rückschlag<br />
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam Aufbruchstimmung auf.<br />
1829 wurde nach Norden ein neues Tor in die Stadtmauer<br />
gebrochen, der Stadtgraben zugeschüttet und die heutige<br />
Grabenstraße angelegt. Nördlich der Grabenstraße wurde<br />
die Anlegung einer neuen Vorstadt geplant, die allerdings<br />
nur zum Teil realisiert wurde. Schloss Kaltenstein wurde 1843<br />
zum Arbeitshaus umfunktioniert. Heinrich Franck produzierte<br />
in seinem Stammhaus in der heutigen Stuttgarter<br />
Straße ab 1828 im großen Stil Ersatz-Kaffee aus Zichorien,<br />
Gottlieb Conradt nahm die industrielle Herstellung von<br />
Leim auf. Doch schon bald sollte ein herber Rückschlag<br />
erfolgen. Durch den Bau der „Westbahn“ Stuttgart-Bruchsal<br />
geriet Vaihingen in den Verkehrsschatten; die Stadt verfügte<br />
lediglich über einen ortsfernen Bahnanschluss, was sich in<br />
der Zeit zunehmender Industrialisierung besonders negativ<br />
auswirkte.<br />
1868 verlegte die Firma Heinrich Franck ihren Sitz von Vaihingen<br />
nach Ludwigsburg, von wo sie einen weltweiten Aufschwung<br />
nahm. Die Einwohnerzahlen Vaihingens gingen<br />
von 1852 bis 1900 von 3392 auf 2940 zurück; erst 1939 wurde<br />
die Zahl von 1852 wieder erreicht. 1904 kam es durch die<br />
Eröffnung einer Nebenbahnstrecke zum direkten Anschluss<br />
Vaihingens an das moderne Verkehrsnetz. 1938 wurden die<br />
Oberämter Maulbronn und Vaihingen zusammengelegt,<br />
Vaihingen wurde Kreisstadt.<br />
Im August 1944 wurde im unteren Glattbachtal das Konzentrationslager<br />
„Wiesengrund“ als Außenstelle des KZ Natzweiler/Elsass<br />
eingerichtet. Bis zur Befreiung des Lagers<br />
durch die Franzosen am 8. April 1945 fanden fast 2000 In-<br />
Foto: Stadtarchiv Vaihingen/Enz<br />
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Foto: Stadt Vaihingen/Enz<br />
Foto: Stadtarchiv Vaihingen/Enz<br />
sassen des Lagers dort den Tod. Heute erinnern eine Gedenkstätte<br />
und ein Ehrenfriedhof an das Grauen.<br />
Als Gründer des Christlichen Jugenddorfwerks bezog Pfarrer<br />
Dannenmann 1949 Schloss Kaltenstein als „Stammburg“<br />
des Jugenddorfwerks. Bis heute besteht diese Einrichtung<br />
in den Räumen des Schlosses und benachbarten Gebäuden<br />
fort.