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Rahmenstruktur für eine DVO-zertifizierte Patientenschulung

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<strong>Rahmenstruktur</strong> für ein <strong>Patientenschulung</strong>sprogramm zurZertifizierung durch den <strong>DVO</strong>Einleitung:Liebe Kolleginnen und Kollegen,sehr geehrte Damen und Herren,Es ist soweit, die Arbeitsgruppe des <strong>DVO</strong> hat die Strukturvorlage für<strong>Patientenschulung</strong>en bei Osteoporose zur Zertifizierung durch den <strong>DVO</strong> erstellt. Andieser Stelle sei nochmals ausdrücklich allen Teilnehmenden, Mitarbeitenden undUnterstützenden gedankt. Die erste konstituierende Sitzung fand im Jahr 2006 aufdem Osteologie-Kongress in Köln statt. Die Arbeitsgruppe setzt sich aus Mitgliedernder Länder Österreich, Schweiz und Deutschland zusammen. Bei intensivenArbeitssitzungen und Diskussionen war es unser Ziel Ihnen <strong>eine</strong>n Strukturrahmenan die Hand zu geben, der es Ihnen ermöglicht vorhandene und zu entwickelnde<strong>Patientenschulung</strong>en für Osteoporosepatienten zu prüfen und zertifizieren zu lassenEs berücksichtigt moderne pädagogische Aspekte, das höhere Alter undHeterogenität der Teilnehmenden und die unterschiedlichen Möglichkeiten derSchulungszentren in ambulanten und Stationären Gruppen vonSelbsthilfeorganisationen, Rehabilitationskliniken, Akutkliniken und Praxen.Es ging uns darum, <strong>eine</strong>n Rahmen zu finden, der es vielen schon im Bereich der<strong>Patientenschulung</strong>en mit guter Qualität arbeitenden Gruppen ermöglicht, ihreProgramme in unseren <strong>Rahmenstruktur</strong>en wieder zu finden und auf die schongeleistete Arbeit aufzubauen bei der Zertifizierung. Hierbei ist ein hoherQualitätsstandard zu fordern, der auch von Kostenträgern aufgrund entsprechenderqualitätssichernder Maßnahmen akzeptiert und somit bezahlt werden kann.Da solche Leitlinien und Konzepte mit dem Gebrauch wachsen, sind wir natürlich fürAnregungen dankbar.Christian Hinzim Namen der Arbeitsgruppe1Leitlinien der AG <strong>Patientenschulung</strong>en bei Osteoporose im Auftrag des <strong>DVO</strong>Stand 20.07.2007


Strukturelle VoraussetzungenPräambel<strong>Patientenschulung</strong>en haben sich in den vergangenen Jahren in vielenFachdisziplinen bei chronischen Erkrankungen etabliert und werden mittlerweile nichtnur stationär, sondern auch im Rahmen von Desease-Management-Programmenambulant durchgeführt. Sie haben das Ziel, Einstellungen und Bewertungen derBetroffenen günstig zu beeinflussen, die Mitarbeit bei der medizinischen Behandlungzu verbessern und ihre Fähigkeit zum selbstverantwortlichen Umgang mit derErkrankung in Kooperation mit professioneller Hilfe zu stärken. Der Patient soll durchden Erwerb von Wissen, Fertigkeiten und praktischer Kompetenzen in die Lageversetzt werden, selbstbestimmt Entscheidungen bezüglich s<strong>eine</strong>r durch dieKrankheit beeinflussten Lebensführung zu treffen (Empowerment). Die Effektivitätsolcher interdisziplinären Schulungs- und Trainingsprogramme konnte mittlerweiledurch einige prospektive randomisierte Kontrollgruppenstudien belegt werden.Charakteristisch für die Schulungen ist, dass anhand verbindlicher Curricula, inwelchen Lernziele und Inhalte einschließlich der methodischen Zugänge niedergelegtsind, überregional die Vergleichbarkeit und Qualität der Programme garantiert undein einheitlicher Standard festgelegt wird.Nachfolgend werden für die Osteoporose-Schulungen strukturelle Kriterienfestgelegt, die Voraussetzung für die Anerkennung <strong>eine</strong>r Schulung durch den <strong>DVO</strong>sind. Die Schulung muss die Leitlinien des Dachverbandes berücksichtigen.StrukturkriterienZielgruppe• Patienten mit <strong>eine</strong>r Osteoporose• Patienten mit <strong>eine</strong>m hohen Risiko, an Osteoporose zu erkrankenHervorzuheben ist an dieser Stelle die Heterogenität der Teilnehmergruppe, in derRegel von 45-85 Jahren. Sie unterscheidet sich im Aktivitätsgrad, den körperlichenund geistigen Fähigkeiten sowie diesbezüglichen Einschränkungen. Dem muss beider Planung, der Durchführung und den Inhalten Rechnung getragen werden, d.h.das Programm muss Gruppen- und Fähigkeitsbezogen modifiziert werden könnenAusschlusskriterien:• Mangelndes Sprachverständnis• Mangelnde Motivation• Kognitive Einschränkungen2Leitlinien der AG <strong>Patientenschulung</strong>en bei Osteoporose im Auftrag des <strong>DVO</strong>Stand 20.07.2007


Standardisierte SchulungsmaterialienHier ergibt sich die Frage nach der Qualität der Schulung und Schulenden. Dahererscheint es sinnvoll, hier <strong>eine</strong> hohe Qualität zu fordern. Andererseits muss dieSchulung aber auch praktikabel und durchführbar sein. Ein Trainermanual sollvorhanden sein, um die Struktur, Qualität und die Inhalte nachvollziehbar zu machen.Methodisches VorgehenDie Trainer sollten die einzelnen Unterrichtseinheiten nach folgendenGesichtspunkten aufbereiten:• Was will ich erreichen?• Wie viel Zeit habe ich hierfür?• Welche Materialien möchte ich einsetzen?• Welche spezifischen Besonderheiten der Gruppe / Stolperfallen undLernhindernisse muss ich beachten?Bei der Schulungsgestaltung sollten in jeder Schulungsstunde die Lerninhalte sowenig wie möglich frontal (Kurzvortrag), sondern vor allem über die Methode desGruppenlernens nach den didaktischen Regeln der modernen Erwachsenenpädagogikvermittelt werden (Diskussion, Kleingruppenarbeit, Rollenspiel, Kochen,Eigenübungen etc.).Zertifizierung und TrainerqualifikationEin Schulungsleiter organisiert den Schulungsablauf und steht den einzelnenFachtrainern während der Schulung als Ansprechpartner zur Verfügung. DieLerninhalte der einzelnen Module werden den Teilnehmern durch berufsspezifischeFachtrainer vermittelt. Bei Schulungsbeginn müssen diese über Kenntnisse derwichtigsten Techniken moderner Erwachsenenbildung als auch die spezifischeVermittlung des Schulungsinhaltes verfügen, z.B. aus genannten Trainerseminaren.TrainerseminareDer Schulungsleiter ist qualifiziert in modernen Schulungstechniken (z.B.<strong>zertifizierte</strong>s Train-the-Trainer-Seminar) und stellt sicher, dass die anderenSchulenden nach diesen Kriterien arbeiten und dass alle das Gesamtmanual unddessen Inhalte kennen.4Leitlinien der AG <strong>Patientenschulung</strong>en bei Osteoporose im Auftrag des <strong>DVO</strong>Stand 20.07.2007


Inhaltliche Grundlagen der Schulungsprogramme(mit gewichtender Kategorisierung)Kategorisierung der LerninhalteDiese sind nicht mehr über Zielformulierungen gemäß dem Grad des Verständnissesdes Patienten (soll informiert werden,....begreifen, .... reproduzieren können) definiert,sondern über inhaltliche Gewichtungsgrade. (Dies kann in den Wissenstests zurLernzielkontrolle Spiegelung und Niederschlag finden).Inhaltliche Gewichtungsgrade(Minimalanforderungen)A =B =Inhalte, die im Rahmen der Schulung so intensiv vermittelt werden,dass sie beim Teilnehmer als aktives Wissen vorhanden sind.Inhalte, die im Rahmen der Schulung so intensiv vermittelt werden,dass sie beim Teilnehmer als passives Wissen vorhanden sindAnatomie und Stoffwechsel des KnochenKnochenaufbau (Kortikalis, Spongiosa, Trabekel, Architektur)Zellen, Mechanotransduktion, Wirkungsweise der. Belastungen. auf dieKnochenzellen,)Knochenstoffwechsel (Osteoklasten, Osteoblasten, Calcium, Vitamin D)Knochendichte (Knochenfestigkeit, -qualität)ABBBFunktionelle Anatomie des BewegungsystemesZusammenspiel von Muskulatur und KnochenDruck- und Zugkräfte(Modelling/Re-Modelling)AAKrankheitsbild Osteoporose5Leitlinien der AG <strong>Patientenschulung</strong>en bei Osteoporose im Auftrag des <strong>DVO</strong>Stand 20.07.2007


Definition von Osteoporose (als verminderte Knochendichte mitkonsekutiver Störung der Mikroarchitektur und verstärkterFrakturgefährdung)Folgen der Osteoporose (Biopsychosoziale)Definition und Differenzierung von primärer und sekundärerOsteoporoseOsteoporose-PrimärpräventionOsteoporosetypische Frakturen (Lokalisation, Häufigkeit)Osteopenie, präklinische OsteoporoseEpidemiologie der Osteoporose (z.B. Anteil Mann/Frau; Betroffenenstatistik)AABABBBRisikofaktoren OsteoporoseBeeinflussbare Risikofaktoren (z.B. Bewegungsmangel, Untergewicht,Rauchen)Nicht beeinflussbare Risikofaktoren (Alter, Genetik, Ersterkrankungen,Vorfrakturen)Non-Compliance, medikamentös, nicht-medikamentösABADiagnostik der OsteoporoseIndikation zur Diagnostik (z.B. 10-Jahres-Fraktur-Risiko)Ablauf der Osteoporose-Diagnostik (Anamnese, Befund, spezielleDiagnostik)Messverfahren, Messorte und ihre Wertigkeit (DXA, (p)QCT,Ultraschall)Messergebnisse und deren Bedeutung: T-Score, Z-ScoreBBBBKörperwahrnehmung und Bewegungstherapie6Leitlinien der AG <strong>Patientenschulung</strong>en bei Osteoporose im Auftrag des <strong>DVO</strong>Stand 20.07.2007


Grundlagen der nichtmedikamentösen Therapie (Schmerztherapie,Bewegungstherapie, Trainingaufbau und Materialien)Die 5 motorischen Grundeigenschaften: Koordination, Kraft, Ausdauer,Beweglichkeit, Schnelligkeit und ihre Bedeutung in der OsteoporosetherapieErfahren von individuellen MobilitätsdefizitenPositive Tätigkeiten für die Knochenfestigkeit und ihre WertigkeitSchädliche Tätigkeiten für die KnochenfestigkeitKonkrete Übungen zur Verbesserung der Muskelkraft unterBerücksichtigung der individuellen LeistungsfähigkeitABAABAFrakturvermeidung (Sturzprophylaxe, Hilfsmittel)Risikofaktoren für Stürze (anamnestisch, klinisch, häusliche Umgebung)Individuelles Sturzrisiko und positive EinflussnahmeHilfsmittel zur Frakturvermeidung, ihre Indikation und Wirkprinzipien(Hüftprotektor, Gehstützen, Rollator, Orthesen)Konkrete Übungen zur individuellen Sturzprophylaxe erlernenund ausführenAABAMedikamentöse Therapie (außer Schmerztherapie)Medikamente zur Behandlung der Osteoporose (Leitlinien/ A-Klassifizierung)Einnahmemodalitäten der Osteoporose-MedikamenteWirkprinzipien, Wechselwirkungen, Zusatz- und Nebenwirkungen derOsteoporosemedikamenteNotwendigkeit der gleichzeitigen Einnahme von Calcium und Vitamin DBABBErnährungBedeutung von Calcium und Vitamin D für den Knochenstoffwechselund die Vermeidung von StürzenWichtigste Quellen <strong>eine</strong>r ausreichenden Versorgung mit Calcium undVitamin D und CalciumräuberBeurteilung der persönlichen Calcium- und Vitamin-D-Zufuhr7Leitlinien der AG <strong>Patientenschulung</strong>en bei Osteoporose im Auftrag des <strong>DVO</strong>Stand 20.07.2007AAA


Risiken <strong>eine</strong>r zu hohen Calcium- und Vitamin D-ZufuhrRisikofaktor Untergewicht: Einfluss des Körpergewichtes auf denT-Score WertBBSchmerz- und KrankheitsbewältigungGrundprinzipien der Schmerz-PhysiologieDifferentialdiagnosen chronischer RückenschmerzenÜberblick über den Schmerzverlauf mit und ohne osteoporotischeFrakturenErfassen des subjektiven SchmerzverlaufesIndividuelle Schmerz- und KrankheitsbewältigungMedikamentöse, nichtmedikamentöse und chirurgische Möglichkeitender Schmerztherapie (Schmerzmittel, muskelentspannende Techniken,aktive und passive Physiotherapie, physikalische Therapie,Kyphoplastie, Vertebroplastie) und deren NebenwirkungenBBABBBSelbsthilfe und SozialberatungArbeitsweise und Angebote sowie Hilfestellungsmöglichkeiten durchSelbsthilfegruppenKontaktherstellung zu lokalen Selbsthilfegruppen oderSelbsthilfegruppenverbänden der Region, sofern vorhandenAAInformation zu rechtlichen Möglichkeiten (z.B. durch Sozialdienste) undzu Möglichkeiten der Hilfestellung bei der Bewältigung des Alltags(Pflegestufe, Schwerbehindertenstatus, Zuzahlungsbefreiung,Rehabilitationsmaßnahmen)B8Leitlinien der AG <strong>Patientenschulung</strong>en bei Osteoporose im Auftrag des <strong>DVO</strong>Stand 20.07.2007

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