„Wo gibt es das sonst, dass manzuhause bis zu 40 Meter weitsehen kann“, sagt HausherrFlorian Blümig, 43, rechts mitseiner Frau Carola, 48. Zu ihrenFüßen Gildo, Deutscher Kurzhaar-Rüde.Der Blick geht durchFlur, Küche,Essbereich bis hinüber insWohnzimmer, alles ohneTrennwände.Buche prasselt, Flammen lodern,draußen stürmt der Winter heran,hier ist es behaglich. Glas stopptden Funkenflug, das erhöht die Sicherheit,auch für die Dekoration.
Sammlerstücke in der ehemaligen Scheune.Bilder, Spiegel, Truhen, die optisch nichts Bulliges,Schweres an sich haben. Das Kinderbett (o.) istvom Flohmarkt. Ausrangiertes hat hier ein zweitesLeben.mehr. Längst waren die Abrissarbeiten ausgeschrieben.Das Ende war besiegelt, fast.Der Architekt wusste, was zu tun war. Ermusste Behörden und Politiker mit seinenPlänen für die alte Scheune überzeugen,denn „die Entscheidungen einer Verwaltunglassen sich nur schwer rückgängig machen“,fürchtete er.So reichte der Architekt Antrag um Antragund Gutachten um Gutachten ein. Dasich niemand eine Wohnnutzung desZweckbaus von 1939 so recht vorstellenkonnte, baute er sogar von seinem Traumhausein Miniaturmodell. Schließlich fandFlorian Blümig, 43, doch noch einen Fürsprecher,der ganz begeistert war - und daswar immerhin der Bürgermeister.Nach einem Jahr konnten Florian undCarola Blümig endlich loslegen. Theoretischwar in dem 3.700 Kubikmeter dicken Bauchder Tabakscheune genug Platz für acht Reihenhäuser.Damit wäre der offene und weitläufigeCharakter des Hauses allerdingsfutsch gewesen. Genau das wollte ArchitektFlorian Blümig verhindern.So behielt er das luftige Prinzip des Speichersauch für den Wohnbereich bei undhängte zwei doppelgeschossige Penthäuserwie Wespennester rechts und links untermDach ein. Sie sind mit orangefarbenem Heraklith(Faserplatten) verkleidet und halteneinen Meter Abstand zu den Außenwänden.So kann die Luft weiterhin zirkulieren.Eines der beiden Lofts nutzen die Hausherrenprivat, das gegenüberliegende alsBüro- und Ferienapartment. Von untenführt eine Holztreppe – das Original vonfrüher – hinauf. Wer sie erklimmt, sollte keineHöhenangst haben. Carola und FlorianBlümig steigen voran, wir hinterher.DENKE GROSS, WAGE GROSSOben weisen die ????? den Weg: durch eineGlastür hinein in ihre Wohnhälfte. „Die Leute,die draußen vorübergehen, meinen, hierdrinnen müsste es dunkel sein. Dabeikommt durch die Lamellen überall das Lichtherein“, sagt Carola Blümig. Die Holzlamellen,die mit schädlichem Teeröl bearbeitetwaren, hat das Ehepaar selbst ausgebautund durch neue, unbedenkliche, ersetzt.„3660 waren es insgesamt“, sagt Carola Blümig.Übrigens kommt noch mehr Lichtdurch zwei Oberlichter.Die Hausherrin geht vier Schritte vorund steht gleichzeitig: im Flur, in der Küche,im Esszimmer, im Wohnzimmer.Bei Familie Blümig gibt es nämlich keineeinzelnen Zimmer. Alles ist ein großerRaum. Lediglich die zahlreichen Holzbalkenverleihen Struktur. Über eine freischwebendeTreppe gelangt man ins Schlaf-, Fernseh-und Bade-Zimmer. Auch hier ist allesoffen. Selbst die verglaste Dusche scheintmittendrin zu stehen.Carola Blümig gibt zu, dass es Momentegibt, da hätte sie „gerne Türen“ oder ein„abgeschlossenes Zimmer“, in das man sich„zurückziehen“ kann.80 <strong>Servus</strong>