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Die Eberesche/Vogelbeere - Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

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Nr.11<strong>Die</strong> <strong>Eberesche</strong>/<strong>Vogelbeere</strong><strong>Die</strong> <strong>Eberesche</strong> oder <strong>Vogelbeere</strong>(Sorbus aucuparia L.) zähltzur Gattung Sorbus, die etwa 85Arten umfasst. In Nord-,Mitteleuropa und Westasien istdie Baumart zu Hause. Sie besitzteine Fülle von Volksnamen, dieihre weite Verbreitung inDeutschland belegen. <strong>Eberesche</strong>,<strong>Vogelbeere</strong>, Quitsche, Drosselbeereoder Krametsbeere sindweitere gebräuchliche Namen.Der wissenschaftliche, lateinischeArtname „aucuparia“ leitet sichvon "Vogelfang" (avis=au= Vogel;capere = fangen) ab: Mit denBeeren wurden lange ZeitMillionen von Drosseln alljährlichin die für sie tötlichen Schlingengelockt.<strong>Die</strong> ökologische und landschaftsästhetischeBedeutung der<strong>Eberesche</strong> tritt zunehmend in denVordergrund.Auch wegen ihres unkompliziertenEinsatzes als Pionierbaumart,als natürliche (ofteinzige) Mischbaumart in denHochlagenbeständen von Fichteund Buche wird die <strong>Vogelbeere</strong> inunseren Wäldern mehr und mehrberücksichtigt. Im Erzgebirge istdie <strong>Vogelbeere</strong> oft die einzigeBaumart, die nicht nur dem Frost,Auch ohne weißliche Blüten oder rötliche Beeren kann die<strong>Vogelbeere</strong> ein ästhetischer Baum seinsondern bisher auch allenImmissionsbelastungen standhielt.Das gilt ebenso für andere,stark belastete Mittelgebirge, z. B.Harz, Fichtelgebirge. Sie ist einBaum mit sehr guter Streuzersetzungund hat großeBedeutung für Insekten, Vögelund Säuger.Unumstritten war die <strong>Vogelbeere</strong>bei Garten-, Park- undAlleegestaltern. Dabei spielteneben der herbstlichen Laubfärbungvor allem der orange bisrotgefärbte Fruchtschmuck dieentscheidende Rolle.Verbreitungzwar bevorzugt; besiedelt abersowohl das NorddeutscheTiefland, wie auch die Alpen biszur Baumgrenze (bis zu 2400 m).Charakteristisch ist sie in denBergfichtenwäldern der höherenLagen unserer Mittelgebirge, z. B.Bayerischer <strong>Wald</strong> und Erzgebirge.ÖkologieIn Ihrer Vielseitigkeit sucht die<strong>Vogelbeere</strong> ihresgleichen. LichteLaub- und Nadelwälder, Freiflächen,lückige <strong>Wald</strong>bestände,<strong>Wald</strong>- und Wegränder besiedeltsie ebenso wie Erlenbruch- undHochmoorgesellschaften. Sie giltals Kiefern-, Fichten- und Birkenbegleiter.An den Boden stellt die<strong>Vogelbeere</strong> keine besonderenAnsprüche.Sie zeichnet sich besondersdurch ihre Frosthärte undWinderträgnis aus. Auch Spätfrostekönnen ihr nichts anhaben.Ihre weit reichenden Wurzelnkönnen größere Tiefendurchdringen und die reichlicheVermehrung durch Wurzelbrutmacht sie daher als Bodenschutzgehölzbesonders geeignet.<strong>Die</strong> weißlichen Blüten der <strong>Eberesche</strong>riechen unangenehmZweigspitzen mit der oft gekrümmtenEndknospeVon den Eiszeiten verdrängt,kehrte die <strong>Vogelbeere</strong> ca. 6600 v.Chr. zurück. In Deutschlandkommt die <strong>Vogelbeere</strong> überall vor.In Europa ist sie vonSkandinavien und Westsibirien bisnach Griechenland und Italien,von Spanien, Portugal bis Irlandund Südisland anzutreffen. Auchin der Höhenverbreitung geht die<strong>Vogelbeere</strong> an die Grenzen. Inden Mittelgebirgen gedeiht sie<strong>Die</strong> rötlichen Früchte schmeckenv.a. Vögeln. Daher auchder Name „<strong>Vogelbeere</strong>“


<strong>Die</strong> <strong>Eberesche</strong> wird auch als Alleebaum verwendet<strong>Die</strong> abgeworfenen Blätter zersetzensich schnell und beeinflussendamit positiv dieHumusbildung. <strong>Die</strong> dadurch bedingtebessere Nährstoffversorgungmacht die Bäumewiderstandsfähiger gegen negativeUmwelteinflüsse.Wuchs undAussehenIm Durchschnitt erreichen<strong>Eberesche</strong>n etwa 17 bis 19 m. ImSauerland und im Thüringer <strong>Wald</strong>sind sogar Höhen von 25 bis 27 mbekannt. Stammstärken wurdenbis über 50 cm in Brusthöhegemessen. Stockausschläge dagegenwachsen als vielstämmiger,wesentlich kleinerer Strauch. Dermeist schlanke, walzige Stammträgt eine lockere,lichtdurchlässige Krone.<strong>Die</strong> glatte Rinde ist silber- bisgelblichgrau, unterbrochen vonKorkporenDas glatte Rindenbild ist silberbisgelblichgrau, unterbrochenvon Korkporen, aber im Alterweicht es am Stammfuß einerschwarzgrauen, kräftigen Borke.<strong>Die</strong> Zweige des Vogelbeerbaumessind anfangs filzig, kahlund aschgrau gefärbt. <strong>Die</strong>Zweigspitze trägt eine Endknospe,die oft gekrümmt ist.Das Laub der <strong>Vogelbeere</strong> istverantwortlich für den synonymgebrauchten Namen <strong>Eberesche</strong>(Eber = Aber = "falsch " wie inAberglaube entsprechend falscheEsche). <strong>Die</strong> wechselständigen,unpaarigen Blätter sindeschenähnlich. Im Herbst ändertsich die Farbe über ein Gelb zueinem tiefen Rot. <strong>Die</strong> einzelnen 7bis 8 cm langen Fiederblätter (13bis 17 Stück) besitzen einengesägten Rand und sitzen miteinem kurzen Stiel an einer etwa20 bis 25 cm langen Blattrippe.<strong>Die</strong> gelblich weißen Blüten der<strong>Vogelbeere</strong> sind in einerreichblütigen Rispe vereint undbilden eine aufrecht stehendegroße, abgewölbte Trugdolde. Derganze Blütenstand riechtunangenehm. Er lockt damit eineVielzahl von Insekten, vor allemBienen und Fliegen, zurBestäubung an.Ist der Blütenschmuck desVogelbeerbaumes schon eindrucksvoll,sind es die scharlachroten,hängenden Fruchtständenoch mehr. Etwa einen<strong>Die</strong> <strong>Eberesche</strong> lässt sich unkompliziert als Pionierbaumart einsetzenZentimeter groß sind die ku-geligen Beeren (eigentlichbeerenförmige Kernäpfel), indenen sich meist drei spitze Sa-men befinden. Erst mit der Reifenehmen die zuerst grünlichen,später gelblichen "Beeren" ihrerote Farbe an. <strong>Die</strong> <strong>Vogelbeere</strong>nbleiben im Winter am Baum oderbesser gesagt: Sie würden imWinter am Baum bleiben, wennder Appetit der Vögel nicht wäre!<strong>Die</strong> Angaben zum Lebensalterder <strong>Vogelbeere</strong> schwanken von:„Selten über 80“ bis „150 Jahre“.Mit durchschnittlich 20 Jahrenwerden <strong>Vogelbeere</strong>n vermehrungsfähig.<strong>Wald</strong>baulicheEigenschaften<strong>Die</strong> forstliche Wertung der<strong>Vogelbeere</strong> hat sich gewandelt.Aber selbst Burckhardt (1854)hielt in seinem von praktischerErfahrung und wissenschaftlicherKenntnis geprägten Lehrbuch die<strong>Vogelbeere</strong> für erwähnenswert,obwohl ihr "eine forstwirtschaftlicheBedeutung kaumzugesprochen werden kann".<strong>Die</strong> Fähigkeit, auf Kahlflächenals Vorwald oder PionierbaumartGrundlage für eineWiederbewaldung zu sein, wurdepositiv als beste Eigenschaft von<strong>Wald</strong>besitzern und Forstleutengewertet. <strong>Die</strong> Wiederbewaldungder durch Schadstoffebeispielsweise im Erzgebirgeentstandenen Kahlflächen seitetwa 1850 oder die Ausnutzungnatürlicher Verjüngung der<strong>Vogelbeere</strong> nach denverheerendenOrkanschäden1990 führte zu vielen um-fangreichenwissenschaftlichenUntersuchungen und zur Anlagevon Dauerversuchs- undBeobachtungsflächen.Auch die Eigenschaft der Vo-gelbeere, durch intensive Wur-zeltätigkeit den Boden festzu-halten und durch Laubabfall denHumus anzureichern sowie diegute Streuzersetzung, werdenheute besonders gewertet.Besonders positiv stehen<strong>Wald</strong>besitzerbeigemischten<strong>Vogelbeere</strong>n und ihrer Erhaltungin rohhumusreichen Fichtenbeständengegenüber. Das leichteVerpflanzen von Wildlingen,Stockausschlägenund Wurzelschösslingendagegen wurde


<strong>Die</strong> rötlichen Früchte und Blätter sorgen dafür, dass man die<strong>Eberesche</strong> im Herbst gut erkennt<strong>Die</strong> gefiederten Blätter entfaltensich kurz nach dem Austriebschon vor 150 Jahren erkannt undgewürdigt.Bei der biologischen Wildbach-und Lawinenverbauung ist die Vo-gelbeere besonders anerkannt.Entscheidend dabei ist ihre großeAusschlagfähigkeit.Tiere und VogelbeerbäumeBlätter, Knospen, Früchte,Rinde und die Naturverjüngungwerden von vielen Tieren alsNahrung aufgenommen. Dabeireicht die Spannweite von Käfernund Kleinschmetterlingen überVögel, Nager bis zu Reh- undRotwild. Am auffälligsten zeigensich Fegeschäden von Rehwildund Verbiss durch Rotwild.Auffälliger Blattfraß im Frühjahrwird häufig durch den Weißdorn-blattkäfer verursacht. ÄltereVogelbeerbäume werden oft vomHallimasch oder vom SparrigenSchüppling befallen.<strong>Die</strong> Aufnahme der Früchtedurch Vögel und Kleinsäuger istäußerst erwünscht und Voraussetzungfür die Verbreitung. Über60 Vogelarten wurden beim Fraßvon <strong>Vogelbeere</strong>n beobachtet. Sieträgt ihren Namen also völlig zuRecht. Besonders die Drosselnwie Sing-, Wacholder- und Misteldrosselund die Amsel nehmen<strong>Vogelbeere</strong>n als Nahrung gerneauf. Große Bedeutung haben die<strong>Vogelbeere</strong>n auch für die im Winteraus Nordeuropa zu unskommenden Vogelarten wieRotdrossel und Seidenschwanz.Aber auch Fuchs und Dachs essendie Früchte gerne. <strong>Die</strong> Samenwerden nach dem Verdauen desFruchtfleisches meist unversehrtausgeschieden und so durch dieVögel verbreitet. Zwar wachsennicht alle Samen an, doch ist dieKeimrate hoch.Holzverwendung<strong>Die</strong> Farbe des Vogelbeer-baumholzes lässt Kern und Splinterkennen. Der Kern ist hellbraun,der Splint als leben- deTransportzone ist rötlich-weißgefärbt. Das Holz weist einenangenehmen Glanz auf. <strong>Die</strong>Festigkeitswerte halten ei- nemVergleich mit Wirtschafts-baumarten stand. Eine Ver-wendung in der Tischlerei undMöbelindustrie ist ohne Ein-schränkungen möglich. Auch inder Holzwerkstoffindustrie und beider Zellstofferzeugung wird sieeingesetzt.<strong>Die</strong> Tropenholzdiskussion unddie Suche nach neuen-alten,bisher wenig geschätztenBaumarten in Mitteleuropa, ließenneue Untersuchungen der Holz-eigenschaften und Holzverwendungwieder aufleben.Nach Leder („Weichlaubhölzer“,LAFO-Schriftenteihe) waren selbstBüchsenmacher und Fassherstelleram Vogelbeerholzinteressiert. Heute bahnt sich eineWiederentdeckung als Möbelholzund Paneele in der Möbeltischlereiund im Innenausbau an.Holzbildhauer verwenden unteranderem gern Vogelbeerholz.Ebenso wurden Werkzeugstieleaus <strong>Vogelbeere</strong> hergestellt.<strong>Die</strong> Verwendung des Holzes fürdie Schießpulverherstellung undfür die Ledergerbung - hierverstärkt allerdings die Rinde -sind heute lediglich historischinteressant.LandschaftsgestaltungIm Landschaftsbau bei derLandschaftsgestaltung,der<strong>Wald</strong>randgestaltung, in Parks,Garten oder an Straßen und imVogelschutz wird immer wiederauf die <strong>Vogelbeere</strong> zurückgegriffen.Sie wird alsChausseebaum verwendet und fürdie Gartengestaltung wird gezieltauf verschiedene Blatt- undFruchtfarben gezüchtet.Teilweise werden hier auchArten aus Asien oder Nord-amerika verwendet. Neben denUnterarten der <strong>Vogelbeere</strong> sindnoch essbare Sorten bekannt.<strong>Die</strong> wechselständigen unpaarigen Blätter sind eschenähnlich


<strong>Die</strong> <strong>Eberesche</strong> (Sorbus aucuparia, links) im Vergleich zum Speierling (Sorbus domestica)Nahrung, Genussmittel,Heilpflanze<strong>Die</strong> <strong>Vogelbeere</strong>, und diesmal istdie Frucht gemeint, war denMenschen in früherer Zeit so-wohl Nahrungs- wie Genuss-mittel, immer aber eine Heil-pflanze. Das Wissen um dieWirkung war Allgemeingut.Den Pharmazeuten ist schonlange bekannt, dass sie VitaminC, Sorbin- und Apfelsäure ausden Beeren gewinnen können.Eingedicktes Beerenmuß wurdebei Verdauungsbeschwerden undals harntreibendes Mittelverwendet. Heilwirkung wurdeauch bei Hämorrhoiden erzielt.Früchtemuß wurde regelmäßig beiAppetitlosigkeit verabreicht.Der Presssaft der Beeren,frisch, eingedickt und gesüßt, giltals blutreinigend. Seine zugleichharntreibende Wirkung lindert dieBeschwerden bei Rheuma undGicht.Brotaufstrich aus <strong>Vogelbeere</strong>nin Form von Mus, Marmelade,Sirup und Gelee lässt sich alsreines <strong>Vogelbeere</strong>nerzeugnis herstellen.<strong>Die</strong> Kombination mitanderen Früchten oder Gemüsenist möglich. Ebenso lassen sichSaft oder Kaffee-Ersatz (nachentsprechenderVorbehandlung)aus den Früchten herstellen.Auch alkoholische Getränkelassen sich aus den Beeren her-stellen. Sie reichen vom schlich-ten Aufgesetzten über den dop-pelt Gebrannten, den Kräuter-likör bis zum Vogelbeerwein.<strong>Die</strong> säuerlichen Fruchte desVogelbeerbaumes haben einenherben, bitteren Nachgeschmack.Dem lässt sich abhelfen, entwederdurch Ernten nach dem erstenFrost oder durch Entbittern imkochenden Wasser. Eine andereMethode ist das Einlegen der„entbeerten“ Fruchte in Essigwasser.Einfacher ist es jedoch,im eigenen Garten diegerbstoffarme Süße oder Mährische<strong>Vogelbeere</strong> anzubauen(Sorbus aucuparia var. edulis).Wahrscheinlich handelt es sichdabei um eine Mutation der wilden<strong>Vogelbeere</strong>.Dass sich Menschen schon vor2000 Jahren mit der <strong>Vogelbeere</strong>befasst haben, zeigt ein Blick indie germanische Mythologie:Danach soll in vorchristlicher Zeitdie <strong>Vogelbeere</strong> dem Wetter- undDonnergott Thor gewidmetgewesen sein. Im keltischenHoroskop ist ihr die Zeit vom 1.-10. April sowie vom 4.-13.Oktober zugeordnet. Nach einerBauernregel sind in den Jahreneine gute Getreideernte und einstrenger Winter zu erwarten, indenen die <strong>Vogelbeere</strong> vieleFrüchte trägt. Den Zweigen der<strong>Vogelbeere</strong> wurde zugeschrieben,dass sie böse Geister abhaltenkönnen.ImpressumHerausgeber:<strong>Schutzgemeinschaft</strong> <strong>Deutscher</strong><strong>Wald</strong> Bundesverband e.V. (SDW),Meckenheimer Allee 79,53115 BonnTelefon: 0228- 945983-0, Fax:0228 -945983-3,Email: info@sdw.de,Internet: http://www.sdw.deSpendenkonto: Sparkasse Bonn,Ktn. 31017775, BLZ 37050198Text: Christian Griesche, OlafSchmidtBilder: Griesche, Hooge, LederGefördert mit Mitteln des Bundesministeriumsfür Ernährung, Landwirtschaftund Verbraucherschutz<strong>Die</strong> <strong>Eberesche</strong> liefert ein sehr attraktives Holz, das z.B. im Möbelbau Verwendung findet

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