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Die Fichte - SDW - Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

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Nr.9<strong>Die</strong> <strong>Fichte</strong><strong>Die</strong> immergrüne <strong>Fichte</strong> ist ausunseren Landschaften nichtwegzudenken. Sie ist derNadelbaum, der nach der großenRodungsperiode und der <strong>Wald</strong>zerstörungdurch Kohlenbrenner,Glashütten und Schweinemastgroßflächig gepflanzt oder gesätwurde. Als Allheilmittel fürdevastierte Wälder, kriegszerstörteund durch Reparationshiebeverwüstete Landschafteingesetzt, begrünte die <strong>Fichte</strong>weite Gebiete. Häufig alsPionierbaumart und heute mehrals Wegbereiter für kommendeandere anspruchsvollere <strong>Wald</strong>generationenverwendet, war sieoft der <strong>Wald</strong>baum, der inNotzeiten in großer Menge undpreiswert bei Baumschulen zuhaben war. Heute wird ihr Anbaukontrovers diskutiert.Mit der Fläche von 3,5 MillionenHektar ist die <strong>Fichte</strong> neben derKiefer die häufigste Baumart inDeutschland (10,3 Mio. ha) undfür die Forstwirtschaft der bedeutendsteHolzlieferant. Ihren Beinamen„Brotbaum des <strong>Wald</strong>besitzers“verdankt sie dieser Tatsache.Bundesweit betragt derFlächenanteil der <strong>Fichte</strong> 32,8 %.In den westlichen Bundesländernliegt der Anteil bei 45 % und imOsten bei 22 %.Häufig kommen <strong>Fichte</strong>n in denMittelgebirgen vor. Harz,Schwarzwald, Erz- und <strong>Fichte</strong>lgebirge,Thüringer <strong>Wald</strong> undBayerischer <strong>Wald</strong> gelten als<strong>Fichte</strong>n-Domänen.Besonders hoch ist der <strong>Fichte</strong>nanteilin Baden-Württemberg mit55 %, Bayern mit 50 %, Thüringenmit 48 % und Sachsen mit 46 %.Weniger vertreten ist die <strong>Fichte</strong> inSachsen-Anhalt mit 19 %, inMecklenburg-Vorpommern mit12% und verschwindend geringmit 3 % in Brandenburg.<strong>Die</strong> <strong>Fichte</strong>n (Picea) bilden eineder sechs Gattungen der Familieder Kieferngewächse. Sie umfasstca. 40 Arten, die die nördliche,gemäßigte Zone Europas,Nordamerikas und Asiensbesiedeln. Meist sind es geradeBaume mit dünnschuppiger Rindeund quirlförmig am StammDurch Wind oder Stürme entstehen künstliche Kahlschläge, dieanfällig für Folgeschäden sindwaagerecht ansetzenden Ästen.<strong>Die</strong> Halfte der <strong>Fichte</strong>nartenwächst in China. In Zentral-Europa sind nur zwei Arten heimisch:<strong>Die</strong> gemeine <strong>Fichte</strong> (Piceaabies) und die Serbische <strong>Fichte</strong>(Picea omorika). Gelegentlich wirddie aus dem Kaukasus stammendeMorgenländische <strong>Fichte</strong>(Picea orientalis) in der Forstwirtschaftzu Versuchszwecken angepflanzt.Zwerg- und Gold-(Aurea)-Formen dieser immergrünen Gehölzesind in Garten, Parks undAnlagen als gestalterisches Elementbeliebt. Das vorliegendeFaltblatt befasst sich nur mit derWeibliche <strong>Fichte</strong>nblüte, aus dersich die <strong>Fichte</strong>nzapfenentwickeln„Gemeinen <strong>Fichte</strong>“, die auch „Rottanne“genannt wird. Im angelsächsischenRaum kennt man sieals „Norway Spruce“.VerbreitungAbgesehen von Mittel- und Südeuropabesiedelt die <strong>Fichte</strong> denNorden/Nordosten von Skandinavienbis Sibirien. Hier kommt sieüberwiegend in Reinbeständenvor. In den deutschen MittelgebirgenHarz, <strong>Fichte</strong>lgebirge, Erzgebirge,Bayerischer <strong>Wald</strong> undSchwarzwald steigt sie bis etwa1400 m, in den Alpen bis 1800 m.Ihr Optimum findet die <strong>Fichte</strong> imkühl-kontinentalen Klima mit aus-<strong>Fichte</strong>nzapfen fallen - imGegensatz zum Tannenzapfen -im ganzen ab„Maitriebe“ heißen die neuengrünen Nadeln


Das <strong>Fichte</strong>lgebirge ist ein typisches <strong>Fichte</strong>nwuchsgebietNatürliches Areal von Picea abies; östlich des Urals vorherrschendP. obovatareichenden bis hohen Niederschlägen.Vielseitige Verwendbarkeit undihr Einsatz als Pionierbaumartförderte den <strong>Fichte</strong>nanbau außerhalbdes natürlichen Verbreitungsgebietesund auf für sieungeeigneten Standorten. So kamsie nach West- undNordwestdeutschland in dieEbenen, Flußtäler, in das Hügellandund die unteren Gebirgslagen.Falsche Bewirtschaftungund häufig mangelnde Pflege inder Jugend, zu engePflanzverbände und langerDichtstand programmiertenschließlich Insekten-Kalamitätenund andere Schäden vor.Kalkstandorte, verdichteteBöden, Wasserstau verträgt die<strong>Fichte</strong> nicht. Besonders geeignetaber sind tiefgründige sandige bislehmige Verwitterungsbödensilikatischer Grundgesteine (reichan Kieselsäure) im Bergland, wieBunt- und Kreidesandstein, Grauwacken-und Tonschieferböden,Löß- und Feinlehme mit geringerNeigung zu Wasserstau (Pseudovergleyung),also alle mittlerenStandorte mit reichem Nährstoffangebot.Obwohl die <strong>Fichte</strong> keineswegsein Tiefwurzler ist, kann sie mitihren Hauptwurzeln tiefgründigeBöden nutzen, etwaFeinlehmböden, vor allem, wenndiese gut durchlüftet sind. Auffalschem Standort bildet sievielfach nur ein extrem flachstreichendesWurzelsystem (Tellerwurzel),was zusätzliche Windwurfgefahrbedeutet.<strong>Fichte</strong>n können bis zu 600Jahre alt werden. Sie werden imWirtschaftswald meist im Alter von100 bis 120 Jahren genutzt. <strong>Die</strong>Äste sind besetzt mit grünen, etwasflachgedrückten Nadeln. Eingesunder <strong>Fichte</strong>nzweig weist biszu sieben Nadeljahrgange auf.<strong>Die</strong> mitunter vorkommende BezeichnungKammfichte, Plattenfichteoder Bürstenfichte orientiertsich für die gleiche Art amAussehen von Zweigen und Nadeln.Manche Wissenschaftler sehendarin lokale oder Standortrassen.Einen deutlichen Unterschiedzeigen die spitzkronigenHochlandfichten oder die mit breiterKrone versehenen Tieflandfichten.Am Ende der vorjährigenKronentriebe präsentieren sich imApril / Mai die scharlach- bishellroten weiblichen Blüten,die wie Miniaturzapfen aussehen.Sie stehen senkrecht am Endeder Äste und drehen sich erstnach der Befruchtung nach unten.Zwischen den Zweigen, verteilt ingroßer Zahl, sind die männlichenBlüten angeordnet. Ihr gelberPollen wird „vom Winde verweht“.Der massenhaft produziertePollen färbt als "Schwefelregen"Pfützen, Tümpel und Teiche.Nachdem die Samen aus denZapfen "ausgeflogen" sind, fallendie hangenden leeren Zapfen imGanzen ab. <strong>Fichte</strong>n sind je nachStandort etwa ab 30 Jahrenmannbar (= fruchtbar).Pflege undwaldbaulicheBehandlungDer alte forstliche Pflegegrundsatz„früh, mäßig, oft“ scheint aufdie <strong>Fichte</strong> zugeschnitten zu sein.Pflege heißt hier, schon im Weihnachtsbaumalteretwa die Hälfeder <strong>Fichte</strong>n auf der Pflanzflächeherauszuhauen. Damit werdenStand- und Wurzelraum für denEinzelbaum positiv beeinflusst sowieder Zuwachs und die Standfestigkeitverbessert. In den darauffolgendenJahren werden Läuterungenund Durchforstungendurchgeführt, die das Wachstumlenken. Bewährt haben sichDurchforstungen, die mitherrschendeBestandesmitglieder ausdem Kronendach entnehmen,Licht an den Boden lassen, denUnter- und Zwischenstand fordernund anderen sich natürlichausdehnenden Arten Raum geben.<strong>Die</strong> Entnahme einzelner Bestandesmitglieder(= Durchforstung)kann auf die Stufigkeit desBestandes einwirken und hilft,Dichtschluß, Einförmigkeit und Instabilitatzu verhindern.Botanik<strong>Fichte</strong>n bilden geradschattigeschlanke Stämme mit bräunlichroterRinde. Stammlangen bis 30m gelten als normal; Baumhöhenvon über 50 m sind aber keineSeltenheit. <strong>Die</strong> regelmäßige,kegelförmige Krone gesunder<strong>Fichte</strong>n ist eines ihrerErkennungsmerkmale.Der <strong>Fichte</strong>nwald der Zukunft;. aufgelockert durch "Femel" (Löcher), in denen sich Mischbaumarten entwickelnkönnen


<strong>Wald</strong> in GefahrDurch Rotwild verursachteverharzte SchälschädenIn Mittel- und Norddeutschlandhaben sich lange die sogenanntenpreußischen und sächsischenVerfahren der <strong>Fichte</strong>nwirtschaftgehalten, die alle im Wesentlichenauf dem Kahlschlag basieren.Neue Erkenntnisse, vorbeugenderBodenschutz, Zwang zu Kosteneinsparungenund Veränderungenin der Holzverwendung, bewirktenschließlich hier anderewaldbauliche Methoden.Ein <strong>Fichte</strong>nwald muss beinaturgemäßer Behandlung nichtdie „verabscheuungswürdigeMonokultur“ werden, als die erimmer dargestellt wird. Durchausmischungsfähig, zeigt die <strong>Fichte</strong> inKombination mit Buche und Tanne,mit Bergahorn und Buche, mitTanne, Douglasie oder Lärche,dass ökologische und ökonomischeAnsprüche gleichermaßenbefriedigt werden können. Entscheidendist dabei die Verträglichkeitdes Standorts für alle beizumischendenBaumarten.Der Weg vom Samenkorn zumerntereifen Stamm ist nicht nurlang, sondern für Bäume undBestand auch gefährlich. Ganzbesonders gefährdet sind<strong>Fichte</strong>nbestande, die auf einemfalschen Standort stehen. Wind,Sturm, Schnee, Trockenheit undzuviel Nässe können dasWachstum beeinträchtigen odersie sogar zerstören. Reh- undRotwild können an jungen <strong>Fichte</strong>ndurch Knospenverbiss, Schälen,Fegen und Schlagen den<strong>Fichte</strong>nbestand klein halten oderihm durch Eindringen von Pilzenein vorzeitiges Ende bescheren.Ein „eiserner Bestand" von Läusen,ein Heer von Borkenkäfern,Schmetterlingen und Holzwespengehört immer zum Ökosystem.Bei normalem Witterungsverlaufwird er kaum bemerkt. Beigünstigen Bedingungen, diezusätzlich durch Monokulturengegeben sein können, kann esjedoch zu explosionsartigerMassenvermehrung kommen unddamit zu gravierenden Schädenan Baum und Bestand. <strong>Die</strong>Borkenkäfer (besonders Buchdruckerund Kupferstecher)können schon im zeitigen Aprilstehende Stämme befallen undalles Erreichbare zwischen Rindeund Holz auffressen. DerRüsselkäfer schädigt Stämmchen,die Gespinstblattwespe unddie Nonne schädigen durch Kahlfraßder Nadeln. <strong>Die</strong> Holzwespeund der <strong>Fichte</strong>nbockkäfer könnenjeden Stamm so entwerten, dasser lediglich noch brennholztauglichist.Von den den lebenden Baumschädigenden Pilzen sind besondersder Hallimasch und der dieRotfäule verursachende Wurzelschwammzu nennen. Wahrendder Hallimasch über die Wurzelnin die <strong>Fichte</strong>npflanze einwachsenkann, erfolgen Infektionen mitdem Wurzelschwamm durch Verletzungenbeispielsweise durchAls „Ananasgalle“ wird die Reaktion des <strong>Fichte</strong>nzweiges auf einenInsektenstich bezeichnet, in der sich die Eier des InsektesentwickelnFällungsschäden oder Beschädigungender Wurzeln durch dasHolzrücken. Maßnahmen gegeneinmal begonnene Pilzinfektionengibt es nicht.ImmissionsschädenSeit Ende der siebziger Jahrehaben sich die Schaden durch Immissionenbei der <strong>Fichte</strong> erkennbarverstärkt. Aus vielfältigen Verbrennungsrückstandenvon Auto,Flugzeug, Hausheizung und Industriehaben Abgase, auch in Verbindungmit Niederschlägen, zuschweren Schäden an Nadeln undWurzeln geführt. Schwefel, Stickstoff,Ozon und ihre Folgen sindheute jedem geläufig. <strong>Die</strong>WaIdzustandsberichte listenjährlich den aktuellen Zustand des<strong>Wald</strong>es auf. Davon ist die <strong>Fichte</strong>besonders stark betroffen. 1993wies etwa jede fünfte <strong>Fichte</strong>deutliche Schäden auf (22 %), derAnteil schwacher Schäden lag bei36 %, keine Schadensmerkmalezeigten 42 % der Bäume.<strong>Die</strong> Immissionen wirken direktüber die Nadeln oder indirekt undkumulierend durch Boden undWasser über die Wurzeln. ZusätzlicheBelastungen führen häufigzum Absterben ganzer Bestände.Extrembilder weisen in Deutschlanddie Hochlagen der Mittelgebirgeauf.<strong>Die</strong> Holzverarbeiter rechnen<strong>Fichte</strong>nholz zu den Weichhölzernund zu den leichteren Hölzern.<strong>Die</strong> Rohdichte liegt im mittlerenBereich (0,47 g/cm³), Festigkeitund Elastizitätsverhalten sind gut.Das Holz schwindet nur ingeringem Umfang; allerdings istes wenig dauerhaft. Tränken,Streichen sowie konstruktiverHolzschutz helfen Außenverkleidungendauerhafter zuerhalten. Im Erdbau vergeht die<strong>Fichte</strong> unbehandelt schnell.Holzbearbeiter schätzen die<strong>Fichte</strong>. Sägen und Hobeln sindproblemlos, ebenso Schneiden,Spalten und Fräsen.Das leichte Spalten haben dieerzgebirgischen Spielzeugmacherim sogenannten „Seifener Ring“zur Perfektion gebracht.Das Knistern des Holzes vordem Brechen hat dem <strong>Fichte</strong>n-Grubenholz im Bergbau lange Zeiteinen festen Platz gesichert. <strong>Die</strong><strong>Fichte</strong> "stöhnt" bei Überdruck besonderslaut, sagen die Bergleute;eine Warnung, die vielen von ihnendas Leben gerettet hat.Eigenschaften desHolzesKompensationskalkung gegen die niedrigen ph-Werte des Bodenshelfen dem <strong>Wald</strong> zu überlebenDas fast weiße, gelblich schimmerndeHolz wird den Reifhölzernzugeordnet. Das bedeutet, KernundSplintholz sind nicht deutlichabgesetzt. Nicht behandeltes<strong>Fichte</strong>nholz dunkelt unter Lichteinwirkungnach.<strong>Fichte</strong>nholz lässt sich gutbearbeiten. Von Harztaschenabgesehen, ist das Holz imVergleich zur Kiefer weitgehendharzfrei.Der Buchdrucker lässt stehendeBäume absterben


<strong>Die</strong> Stabkirchen in Norwegen, hier in Ringeby, sind aus <strong>Fichte</strong>nholz<strong>Fichte</strong> – das Bauholzschlechthin<strong>Fichte</strong>nholz ist vielseitigverwendbar, ein Grund für denfrüher häufigen Anbau. VomTomatenpfahl über dieBohnenstange, von der Reiserstangezur Derbstange, denLeiterstangen, Telegraphenmastenreichte die Rundholzverwen-Der <strong>Fichte</strong>nkreuzschnabelernährt sich von <strong>Fichte</strong>nsamendung. Chemisch und/oder physikalischaufgeschlossen wurde das<strong>Fichte</strong>nholz für die Zellstoffgewinnung,Papierherstellung undSpanplattenproduktion verwendet.Im Bau- und Konstruktionsbereichkönnen ganze Häusergebaut oder Dachstühle, Balkenund Bretter eingesetzt werden.Verleimt und unter Druck zusammengepresst,können „Leimbinder“Hallen großer Dimensionund Breite überspannen. Auch derInnenausbau - Fenster, Türen,Paneele - lebten von der <strong>Fichte</strong>.Selbst zum Treppenbau und zurFußboden-<strong>Die</strong>lung kann das Holzverwendet werden. DekorativeVerkleidungen und rustikales Mobiliarbedienen sich des hellenHolzes. Verpackung und Spielwaren,Musikinstrumente- und Kleingerätebaubenötigen <strong>Fichte</strong>. Einvöllig neuer Verwendungsbereichwurde im Garten-, LandschaftsundSpielplatzbau erschlossen.<strong>Die</strong> Zaunindustrie bedient sichschwacher <strong>Fichte</strong>n für StaketenoderJägerzäune.Auf fichtentypische Eigenschaftengehen alte Nutzungen in Notzeitenzurück. Das „Harzen“ und„Lohen“ lebte nach den Weltkriegenwieder auf. Beim "Harzen"wird das am stehenden Stammaustretende "Scharrharz" mühsamabgekratzt, gereinigt undchemisch aufbereitet. Das darausgewonnene Kolophonium undTerpentin ist Ausgangsprodukt fürweitere chemische Produkte undVerwendungen.Beim "Lohen" wird die gerbstoffhaltigeRinde von im Frühjahr gefälltenStämmen in meterlangenPlatten stammrund abgeschält,um getrocknet und gemahlen alsGerbstoff (Gerberlohe) verwendetzu werden.Tiere und Pflanzenim <strong>Fichte</strong>nwald<strong>Fichte</strong>nbestände in jedem Altergeben einer Reihe von Tieren Lebensraum,Nahrung und Nistplatz.Vögel, wie der <strong>Wald</strong>baumläufer,der <strong>Fichte</strong>nkreuzschnabel, derTannen- und Eichelhäher, dieSingdrossel, der Sperber, die<strong>Wald</strong>ohreule und der <strong>Wald</strong>kauz,der Mäusebussard und der Habicht,bevorzugen die Deckungimmergrüner, dichter Zweige,Bäume und Bestände.Interessant ist der WaIdbaumläufer.Er klettert auf derSuche nach kleinen Insekten undInsekteneiern ruckweise in Spiralenan Baumstämmen hoch undfliegt oben angekommen abwärtszum nächsten Stammfuß.In den natürlichen <strong>Fichte</strong>nwäldernlässt die <strong>Fichte</strong> als starkschattender Nadelbaum nur seltenandere Bäume und Sträucher -höchstens die Vogelbeere -aufkommen. Gräser undZwergsträucher (Heidelbeeren)herrschen in der Krautschicht vor.Den <strong>Wald</strong>boden überzieht oft einefast geschlossene Moosschicht.Ein Zeichen für die Versauerungder obersten Schicht ist auch derSauerklee.Charakteristische Pflanzengruppender <strong>Fichte</strong>nwälder sind in derKrautschicht der Draht-Schmie-len-Gruppe, Heidelbeer-Gruppeund die Adlerfarn-Gruppe.Interessant ist auch der <strong>Fichte</strong>nspargel,der in Nadel- und Laubwäldernvorkommt. <strong>Die</strong> blattgrünlose,10 bis 20 cm hohe und vanilleartigduftende Moderpflanzewächst in einer Symbiose mit den<strong>Fichte</strong>nwurzeln.Typisch sind ferner die Große<strong>Fichte</strong>ngallenlaus, die vorzugsweisejunge und an Schadstoffenleidende <strong>Fichte</strong>n befällt und dieKleine <strong>Fichte</strong>ngallenlaus, diemeist ältere, unterdrückte Randfichtenbefällt.<strong>Die</strong> Große <strong>Fichte</strong>ngallenlausverursacht durch ihr Saugen anden Knospen im Frühjahr grüne,ananasförmige große Gallen, dieKleine gelbgrüne, erdbeerförmigekleine Gallen.KulturgeschichteIhre kulturgeschichtliche Bedeutunghat die <strong>Fichte</strong> in der Weihnachtszeitals Baum und alsSchmuckreisig.Auch der Maibaum, geschältoder mit nur kurzem grünenWipfel, ist oft der längste<strong>Fichte</strong>nstamm des Umkreises.Das <strong>Fichte</strong>ngrün als Girlande oderTürschmuck bei Hochzeiten undfür Festtage ist ein Zeichen füreine ewig oder lange währendeLebensgemeinschaft.Naturheilkunde und Kosmetikbedienen sich auch der <strong>Fichte</strong>:<strong>Fichte</strong>nnadel-Franzbranntweinzum Einreiben, <strong>Fichte</strong>nnadelsalzzum Baden, Maienspitzen(<strong>Fichte</strong>ntriebe) direkt insBadewasser oder als Auszug mitAlkohol wurden früher selberhergestellt.Der „Aufgesetzte“ aus Maienspitzengehört auch heute nochzum Repertoire von Schnapsliebhabern.In dem Spruch„Aufgesetzten soll man trinken,solange die Tannen grün sind“ istdie <strong>Fichte</strong> gemeint, die sich auchsonst hinter Tannenbaum,Tannennadel, Tannenzapfen undTannengrün synonym verbirgt.Ein Thüringer Zauberspruch hilftGichtkranken, die Krankheit ausdem Körper auf die <strong>Fichte</strong> zuübertragen.Früher war das erste Spielzeugder Kinder aus „Tannenzapfen“,aus dem sich fantasievoll TierebasteIn ließen. Kleinkinderbekamen Tiere, einen Bauernhof,eine Eisenbahn und einenBollerwagen aus <strong>Fichte</strong>nholz.In abgelegenen <strong>Wald</strong>dörfern wiez. B. im Erzgebirge nach demNiedergang des Bergbaues wardie Schnitzerei aus <strong>Fichte</strong>nholzzuhause.ImpressumHerausgeber:<strong>Schutzgemeinschaft</strong> <strong>Deutscher</strong><strong>Wald</strong> Bundesverband e.V. (<strong>SDW</strong>),Meckenheimer Allee 79,53115 BonnTelefon: 0228- 945983-0, Fax:0228 -945983-3,Email: info@sdw.de,Internet: http://www.sdw.deSpendenkonto: Sparkasse Bonn,Ktn. 31017775, BLZ 37050198Text: Christian GriescheBilder: Griesche(11), Bräsecke(1)Verbreitungskarte: Lexikon d.Forstbotanik; Schütt, Schmuck,StimmGefördert mit Mitteln desBundesministeriums fürErnährung, Landwirtschaft undVerbraucherschutz

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