Vorwort„Der <strong>Berufswahlpass</strong> hilft dir, <strong>de</strong>n Wegin <strong>de</strong>ine berufliche Zukunft erfolgreich zu gehen!“Mit diesem Satz wer<strong>de</strong>n die Schülerinnen und Schüler in <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s <strong>Berufswahlpass</strong>esangesprochen. Das heißt, es geht für Schülerinnen und Schüler um eine Wegstrecke, diezurückgelegt wer<strong>de</strong>n muss, es geht darum, <strong>de</strong>n individuell richtigen Weg zu fin<strong>de</strong>n, und esgeht darum, auch über die Brücke aus <strong>de</strong>r Schule in <strong>de</strong>n Beruf o<strong>de</strong>r ins Studium zu gehen.Auf diesem Weg ist immer wie<strong>de</strong>r Begleitung nötig – durch Eltern und Sorgeberechtigte,durch Lehrkräfte, durch Beraterinnen und Berater, durch Vorbil<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Arbeits<strong>welt</strong>. Das heißtfür Sie: „Der <strong>Berufswahlpass</strong> hilft Ihnen, die Berufswahlkompetenz <strong>de</strong>r Jugendlichen aufzubauenund zu stärken.“ Die vorliegen<strong>de</strong> – überarbeitete – <strong>Handreichung</strong> wen<strong>de</strong>t sich an alle Akteure,die Jugendliche bei <strong>de</strong>r Berufs- und Studienorientierung begleiten bzw. beraten.Ausgehend von <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>s aktuellen Verständnisses von Berufsorientierung wer<strong>de</strong>nAufbau und konzeptionelle Überlegungen <strong>zum</strong> <strong>Berufswahlpass</strong> erläutert. Konkrete Hinweise<strong>zum</strong> Einsatz, zur Zusammenarbeit mit wichtigen Partnern, zur Nutzung für <strong>de</strong>n Übergang undzur Reflexion <strong>de</strong>r Arbeit schließen sich an.Die <strong>Handreichung</strong> ist ein Ergebnis aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft <strong>Berufswahlpass</strong>.Vertreterinnen und Vertreter <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r mit <strong>Berufswahlpass</strong> haben sich zusammengeschlossenund engagieren sich für die Weiterentwicklung und Qualitätssicherung <strong>de</strong>s <strong>Berufswahlpass</strong>es.Auf diese Weise wer<strong>de</strong>n seit Beendigung <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rprogramms im Dezember2005 Fortbestand und Nachhaltigkeit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Projektlaufzeit erreichten Ergebnisse sichergestellt.Dass fast alle Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r inzwischen mit <strong>de</strong>m Instrument „<strong>Berufswahlpass</strong>“ arbeiten, dassdie Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit ein fester Partner ist und dass eine län<strong>de</strong>rübergreifen<strong>de</strong> Arbeitgelingt, ist ein vielversprechen<strong>de</strong>r Erfolg.Damit dieser Erfolg auch bei <strong>de</strong>n Jugendlichen ankommt, soll die <strong>Handreichung</strong> dazu beitragen,dass die Arbeit mit <strong>de</strong>m <strong>Berufswahlpass</strong> ihre größtmögliche Wirkung entfalten kann.Für die Bun<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft <strong>Berufswahlpass</strong>:Brigitte Döring (Schleswig-Holstein)Jana Holstein (Thüringen)Doris Keilwagen (Bran<strong>de</strong>nburg)Nikolas Kruse (Hamburg)6 <strong>Handreichung</strong>
Warum sollte ich mit <strong>de</strong>m <strong>Berufswahlpass</strong>arbeiten?Sie haben sich entschie<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n <strong>Berufswahlpass</strong> in Ihre Arbeit - sei es mit Schülerinnen undSchülern, Eltern, Berufsberaterinnen und Berufsberatern - stärker einzubeziehen. In dieser<strong>Handreichung</strong> wird beschrieben, wie das gelingen kann.Wie wird Berufsorientierung <strong>de</strong>finiert?Berufsorientierung ist im aktuellen Verständnis mehr als die einmalige, lineare Berufswahlvorbereitungfür eine Berufs- o<strong>de</strong>r Studienwahlentscheidung. Sie ist ein lebenslanger Prozess <strong>de</strong>rEntwicklung und Klärung von individuellen Interessen, Wünschen und Stärken. Dabei umfasstsie <strong>de</strong>n Erwerb grundlegen<strong>de</strong>n Wissens über die Berufs- und Arbeits<strong>welt</strong>, über Anfor<strong>de</strong>rungenim Ausbildungssystem und im Studium sowie <strong>de</strong>n Erwerb eines Wissens über sich selbst, dieeigenen Interessen und Stärken, die eigenen Einstellungen, Haltungen und Orientierungen.Berufsorientierung unterstützt und för<strong>de</strong>rt die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Lernenund die Schritte in die Berufs<strong>welt</strong> zu übernehmen, die aktive Entwicklung <strong>de</strong>s Selbstbewusstseinsund die Fähigkeit, die eigene Berufsbiografie zu gestalten.Berufsorientierung ist ein individueller Prozess, <strong>de</strong>r aktiv vom Jugendlichen bewältigt wird.Lehrkräfte, Sorgeberechtigte, außer<strong>schul</strong>ische Begleiter und Partner übernehmen spezifischeAufgaben, damit Jugendliche <strong>de</strong>n Übergang in eine Berufsausbildung o<strong>de</strong>r ein Studium erfolgreichorganisieren und gestalten können.Berufsorientierung istdie För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>rKompetenz, Berufsbiografienzu entwerfen,vorzubereiten undzu gestalten.(aus: Berufs- und Studienorientierungan ThüringerSchulen. Thillm. 2010)Berufsorientierung ist somit zu verstehen als Berufswege- und Lebensplanung (1).Unter dieser Perspektive gestalten die Schulen ihr Konzept <strong>de</strong>r Berufsorientierung. Begleitung,Coaching und Beratung als Formen pädagogischer Unterstützung in <strong>de</strong>r <strong>schul</strong>ischen Berufsorientierunggewinnen an Be<strong>de</strong>utung. Junge Menschen wer<strong>de</strong>n bestärkt, <strong>de</strong>n eigenen Berufswahlprozessselbstgesteuert und eigenverantwortlich zu gestalten. Die Entwicklung <strong>de</strong>r individuellenBerufswahlkompetenz stellt für Schule als ein Partner <strong>de</strong>r jungen Heranwachsen<strong>de</strong>n imBerufswahlprozess eine Herausfor<strong>de</strong>rung dar. Be<strong>de</strong>utsam in diesem Prozess ist <strong>de</strong>r persönlicheKontakt zu Menschen in ihren vielfältigen Lebens- und Arbeits<strong>welt</strong>en. Diese Lebens- undBerufsbiografien können für die Schülerinnen und Schüler <strong>zum</strong> Vorbild wer<strong>de</strong>n.Berufswahlkompetenz als Ziel von Berufsorientierung: Wie lassen sichBerufswahlprozesse mit <strong>de</strong>m <strong>Berufswahlpass</strong> unterstützen?*Die Berufswahl beginnt bereits in <strong>de</strong>r Kindheit und ist als lebenslanger Entwicklungsprozess zuverstehen, in <strong>de</strong>m Menschen immer wie<strong>de</strong>r berufliche Entwicklungsaufgaben bewältigen müssen.(vgl. zsf. Driesel-Lange et al., 2010). Bereits sehr früh entwickeln Mädchen und JungenVorstellungen von für sie möglichen Berufen; sie schließen bestimmte Berufe bereits für sichaus. Vor allem das Geschlecht, die individuelle Leistungs- und Interessenentwicklung sowiesozialkontextuale Faktoren nehmen Einfluss auf die Gestaltung <strong>de</strong>s Berufswahlprozesses (vgl.Driesel-Lange, 2011; Kracke, 2011).Berufsorientierung als pädagogische Begleitung junger Menschen im Berufswahlprozess zieltab auf <strong>de</strong>n Erwerb von Berufswahlkompetenz. Berufswahlkompetenz ist als Bün<strong>de</strong>l spezifischerkognitiver Fähigkeiten, motivationaler Orientierungen und Handlungsfähigkeiten zu verstehen,die es Heranwachsen<strong>de</strong>n ermöglichen, eine wohlbegrün<strong>de</strong>te Entscheidung für eine nach-* Autorin <strong>de</strong>s folgen<strong>de</strong>nAbschnitts ist Frau Dr. KatjaDriesel-Lange.<strong>Handreichung</strong> 7