Irmtraud Morgner Hochzeit in Konstantinopel
Irmtraud Morgner Hochzeit in Konstantinopel
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Blech und Beton. Später e<strong>in</strong> graues, durchsichtiges Segment,<br />
Blech und Wolken. Dem l<strong>in</strong>ken ihr zugewandten Armstützenteil<br />
des Vordersessels war ke<strong>in</strong> Schild aufgeschraubt. »Kle<strong>in</strong>e<br />
Flugzeuge s<strong>in</strong>d gemütlicher«, sagte Paul, »worauf wartest<br />
du?« – »Dir gefällt alles, was kle<strong>in</strong> ist«, sagte Bele. Paul sagte:<br />
»Frauen können gar nicht kle<strong>in</strong> genug se<strong>in</strong>, wer dauernd aus<br />
dem Fenster sieht, wartet auf wen.« Luftdusche, ke<strong>in</strong> Essen,<br />
nur Wolken. Paul verhandelte mit Reiseleiter Konstant<strong>in</strong>. Landung.<br />
Aufbruch <strong>in</strong> südliche Kälte. E<strong>in</strong> Vertreter des Deutschen<br />
Reisebüros sagte »nun herzlich willkommen« und kündigte e<strong>in</strong>e<br />
dreistündige Busfahrt an. Die Autobusse wären unterwegs.<br />
Neue Platztheorie, die sich von der alten <strong>in</strong>sofern unterschied,<br />
als sie sich nicht auf das menschliche Sicherheitsstreben, sondern<br />
auf das Trachten nach Verbesserung der Existenzbed<strong>in</strong>gungen<br />
gründete. Bele bezeichnete derartiges Theoretisieren<br />
als uns<strong>in</strong>nig. Paul entgegnete, es gäbe viele Tätigkeiten, die<br />
uns<strong>in</strong>nig wären, das spräche nicht gegen sie. Bisweilen wären<br />
sie sogar schön, <strong>in</strong> Genf hätte er zum Beispiel fast jeden Tag an<br />
irgende<strong>in</strong>em Institutsfenster gestanden und auf Bele gewartet.<br />
Im Flughafengebäude saßen zwei Soldaten und e<strong>in</strong> Hund. Bele<br />
sprach ihre Urlaubsdefi nition, die sich auf Wärme gründete.<br />
Paul sprach über ossianisches Wetter. Dr. Stolp sagte, er führe<br />
oft <strong>in</strong>s Ausland. Dr. Stolp war namentlich bekannt, weil Reiseleiter<br />
Konstant<strong>in</strong> häufi g »Herr Dr. Stolp« sagte. Die Reisegruppe<br />
überfüllte das Flughafengebäude. Paul verhandelte<br />
mit dem Vertreter des Deutschen Reisebüros. Der erklärte<br />
sich <strong>in</strong> Personenstandsfragen für nicht zuständig. Paul befragte<br />
ihn über die Historie des Ortes, <strong>in</strong> dem die Reisegruppe<br />
für drei Wochen angesagt war. Der Vertreter antwortete, die<br />
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