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Zwischenraeume 01-09 - bagru Soziologie an der

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editorialinhaltBegonnen hat wohl alles damit, dass Kollegin M. von <strong>der</strong> Studienrichtungsvertretung gebeten wurde, füreinen Vortrag am Institut für <strong>Soziologie</strong> in die unterste Schublade zu greifen.M. kam dieser relativ gesehen eher ungewöhnlichen Bitte mit einem bemerkenswerten Enthusiasmusnach - und füllte mit dem Inhalt ihrer Schublade einen g<strong>an</strong>zen Abend. Zugegeben, die Masse <strong>der</strong> damalsAnwesenden hätte auch ein frühpensionierter Tischlermeister <strong>an</strong> einer H<strong>an</strong>d abzuzählen vermocht, docheröffnete sich den Org<strong>an</strong>isatorInnen <strong>an</strong> diesem Abend allmählich eine Vorstellung dessen, welch ein Potentialihre ursprüngliche, grundlegende Idee bot. Die Idee, dass AbsolventInnen <strong>der</strong> <strong>Soziologie</strong> ihre Diplomarbeiteneben nicht in <strong>der</strong> untersten Schublade verstauben lassen, son<strong>der</strong>n ihnen die Möglichkeit gegeben sein soll, dieErgebnisse ihrer Forschungen auch einem interessierten Publikum zukommen zu lassen.„Zu schade für die Lade“, dieser Umst<strong>an</strong>d trifft nicht nur auf Diplomarbeiten, son<strong>der</strong>n wohl auch auf eineVielzahl <strong>an</strong><strong>der</strong>er Dokumente zu. Seminararbeiten, Reiseberichte, zu Schrift gemachte Ged<strong>an</strong>ken rund umaktuelle Ereignisse o<strong>der</strong> allgemeine gesellschaftliche Fragen - sie alle geben mit ihrem Inhalt oftmals wichtigeErfahrungen und Erkenntnisse wie<strong>der</strong> und bleiben dennoch zumeist einer breiteren Öffentlichkeit verborgen.So lag es nahe, eine autonome Plattform zu schaffen, welche Studierenden wie auch AbsolventInnen <strong>der</strong>Sozialwissenschaften Gelegenheit und Raum bieten soll, sich über eigene Forschungen, Überlegungen undEindrücke auszutauschen, zu diskutieren sowie erste Erfahrungen mit dem Verfassen und <strong>der</strong> Publikation vonArtikeln zu sammeln.Mit <strong>der</strong> vorliegenden Erstausgabe <strong>der</strong> „zwischen[ ]räume“ hoffen wir nun, dass unsere Vorbereitungen undBemühungen <strong>der</strong> verg<strong>an</strong>genen Monate ebendiesen Zielsetzungen gerecht geworden sind. Zugleich möchtenwir abschließend all jenen d<strong>an</strong>ken, ohne welche dieses Projekt niemals hätte verwirklicht werden können: allenvor<strong>an</strong> <strong>der</strong> Vielzahl interessierter AutorInnen, den unzähligen Personen, die uns mit kreativen Beiträgen undTipps rund um Gestaltung, Layout, Druck, usw. unterstützt haben, <strong>der</strong> strv|<strong>bagru</strong>_soziologie, <strong>der</strong> Fakultätsvertretung,sowie <strong>der</strong> Leitung des Instituts für <strong>Soziologie</strong>.291218232934404652J. Herberg | Columbo im Kampf mit Schichtung und funktionaler DifferenzierungCh. Klosz, M. Eckl | Experiment: FlugblattA.-K. Plach | Bedeutungsw<strong>an</strong>del <strong>der</strong> Familie in <strong>der</strong> MongoleiC. Czingon | Ein Interview mit Ludwig von FriedeburgL.dünser | <strong>Soziologie</strong> en masse!A. Striedinger | Über den europäischen Diskurs zur HochschulpolitikB. Rothmüller | Politisches InteresseA. Dachs | Coaching als Beratungsinstrument des „unternehmerischen Selbst“S. A. Weitl<strong>an</strong>er | „Kopftuch-Zw<strong>an</strong>g“ vs. „Minirock-Freiheit“p. wejwar | EM - QuadratDas RedaktionsteamMärz 20<strong>09</strong>1


herberg | columboherberg | columboColumbo im Kampf mitSchichtung und funktionalerDifferenzierungvon Jeremias HerbergEs ist eine einfache, sehr unterhaltsame Eigenschaftvieler TV-Kriminalserien, dass <strong>der</strong>/die KomissarInviel Zeit mit seinen/ihren Hauptverdächtigen verbringt.Diese Begegnungen spielen sich meist entwe<strong>der</strong>im Rotlichtmilieu o<strong>der</strong> in den Villengegenden<strong>der</strong> Vorstadt ab. Eine dieser Serien, vermutlich dieBeste, ist Columbo. Diese Nähe zwischen PolizistInund Verdächtigem/r ist nicht nur ein H<strong>an</strong>dgriff <strong>der</strong>RegisseurInnen um die Serie am Laufen zu halten.Wie Norbert Schröer und <strong>an</strong><strong>der</strong>e qualitative Polizeiforscherlängst ausgemacht haben, herrscht auch in<strong>der</strong> Realität von Vernehmungen eher <strong>der</strong> inoffiziellbeziehungsmäßigeTon vor. Das muss nicht einmalin autoritären Drohungen enden. Mehr noch. M<strong>an</strong>k<strong>an</strong>n dies als eine g<strong>an</strong>ze Vernehmungsstrategie, die„Beziehungsarbeit“, bezeichnen (Reichertz 2007,Schröer 1992). Columbo k<strong>an</strong>n als fiktiver Repräsent<strong>an</strong>tdieser Polizeiarbeit beh<strong>an</strong>delt werden. Wasdenkt er sich dabei, wenn er ständig mit seinen Verdächtigenrumhängt?Status- und RollengefälleDoch zunächst die Frage: Warum wun<strong>der</strong>n wir unsüberhaupt darüber? Der Grund für unsere Verwun<strong>der</strong>ungüber jene „Beziehungsarbeit“ liegt, glaubeich, in <strong>der</strong> ständigen Sp<strong>an</strong>nung zwischen Status- undRollengefälle, bzw. stammt aus <strong>der</strong> (unbewussten)Kenntnis <strong>der</strong> Systemtheorie. Denn gemäß <strong>der</strong> Systemtheorieist <strong>der</strong> Vorr<strong>an</strong>g des Rollengefälles eineEigenschaft unserer funktional differenzierten Gesellschaft.Die Ungleichheit, also das Statusgefälle,verliert gesamtgesellschaftlich gesehen <strong>an</strong> Aussagekraftund <strong>an</strong> Zugriff auf Interaktionen. Wie wir ausFernsehserien wie Columbo wissen, k<strong>an</strong>n es dennochpassieren, dass Polizeibeamte, die von berufswegeneinen Führungs<strong>an</strong>spruch in <strong>der</strong> Interaktion mit allenBürgerInnen genießen, auf Menschen treffen, diewegen irgendeiner Leistung o<strong>der</strong> von Geburt <strong>an</strong> jeneUnterordnung verweigern. Dies sind kommunikativeRückgriffe auf das ältere gesellschaftliche Ordnungsprinzip<strong>der</strong> Schichtung, heute repräsentiertdurch Rotlichtmilieu und Villengegend.Nimmt m<strong>an</strong> die Systemtheorie (zu sehr) beim Wort,haben PolizistInnen dieses Problem nicht mehr. Inden Subsystemen <strong>der</strong> Gesellschaft spielt gesellschaftlicherStatus keine Rolle mehr, um etwa die systemspezifischenInteraktionen zu bestimmen. Auchzwischen den Subsystemen lässt sich systeminternerStatus nicht übertragen – etwa vom ökonomischenauf wissenschaftlichen Erfolg. So auch im Recht:Der/die PolizistIn nimmt die „Leistungsrolle“ ein, dieLaien finden sich in „Komplementärrollen“ wie<strong>der</strong>,selbst wenn die Anklage gegen einen Anwalt gerichtetist. Innerhalb <strong>der</strong> Funktionssysteme jedoch gibtes notwendigerweise systematische Ungleichheit, diedie Menschen nur insofern „gleich“ beh<strong>an</strong>delt, alsdass Ungleichheiten in <strong>an</strong><strong>der</strong>en Funktionssystemen,in die dieselben Personen inkludiert sind, völlig ignoriertwerden. Das ist die Gleichheit vor Gericht(Luhm<strong>an</strong>n 1985: 130).Gesellschaft und InteraktionDie mo<strong>der</strong>ne Ignor<strong>an</strong>z gegenüber dem Statusgefälleermöglicht es den InhaberInnen <strong>der</strong> Leistungsrolle,das Gespräch <strong>an</strong><strong>der</strong>s zu beh<strong>an</strong>deln als normaleInteraktionen: D<strong>an</strong>k <strong>der</strong> Amtsautorität, also <strong>der</strong>Ungleichheit vor Gericht, stehen dem/<strong>der</strong> PolizistIndiverse Strategien zur Verfügung, diese gesprächsmäßigeUnsicherheit zu nützen, die im Aufein<strong>an</strong><strong>der</strong>-23


herberg | columboherberg | columbogen ihn zu wenden droht, spielt er sich wie beschriebenauf. Offensichtlich k<strong>an</strong>n er sich seit seiner erstenIntervention darauf verlassen, dass Columbo undsein Chef wissen, mit wem sie es zu tun haben.Columbo´s „Beziehungsarbeit“Wie geht <strong>der</strong> Polizist damit um? Nach <strong>der</strong> Rügedurch den Chef öffnet sich Columbo für CreigtonsEingriffe und weiht ihn fort<strong>an</strong> immer wie<strong>der</strong>, sogarungefragt, in Fahndungsinterna ein. Mehr noch: Eskommt sogar vor, dass Creighton Columbo für den„ausgezeichneten Fahndungsbericht“ lobt und Instruktionenfür eine korrekte Festnahme gibt. Sogarauf sachlicher Ebene legt <strong>der</strong> Verdächtige also ein generösesChefgebahren <strong>an</strong> den Tag. Das Statusgefällekommt nicht etwa in einer Sprache zum Tragen, die<strong>an</strong> die Herablassung eines Fürsten in vormo<strong>der</strong>nenZeiten erinnert. Die Sprache, <strong>der</strong>er sich Creightonbedient, kennt m<strong>an</strong> tatsächlich aus dem mo<strong>der</strong>nenBüroalltag, als wäre er <strong>der</strong> Chef. Die Übersetzungvon allgemeinen auf systemspezifischen Status funktionierthier also, entgegen dem systemtheoretischenPrimat <strong>der</strong> funktionalen Differenzierung, reibungslos.Sein Status ermöglicht es Creighton, in <strong>der</strong> BerufsweltColumbo´s eine Innenrolle zu spielen; undzwar eine hierarchisch überlegene.Auch auf <strong>der</strong> Beziehungsbene, die er fort<strong>an</strong> schierkultiviert, überlässt Columbo Creighton die Kontrolleüber Zeit und Ort <strong>der</strong> Treffen, wie z.B. in demNobelrestaur<strong>an</strong>t, in dem er dem Verdächtigen ausgiebigGelegenheit gibt, seine Versuche zu starten,die Auslegung <strong>der</strong> Beweise zu beeinflussen. In Wirklichkeitsind das Rechtfertigungen, da Columbo undCreighton oft über „den Täter“ sprechen, von dembeide längst wissen, dass es eben Creighton ist. Columbolässt ihn in dem Glauben, dass diese M<strong>an</strong>ipulationgelingt und gibt sich äußerst interessiert <strong>an</strong>Creightons plumpen Erklärungen. Die Vernehmungenhaben längst begonnen.Immer wie<strong>der</strong> funktionieren diese offensichtlichen,aber zunächst nicht wi<strong>der</strong>legbaren Lügen und Columbogibt, zur Freude des Verdächtigen, immerwie<strong>der</strong> klein bei - „Ich fürchte jetzt haben sie wie<strong>der</strong>gewonnen“. Ähnlich wie diese zwischenzeitlichenNie<strong>der</strong>lagen, geht es mit Columbos Strategie einher,sich wie im Beispiel oben auch mal rauswerfen zulassen o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Rückschläge in Kauf zu nehmen.Denn diese spielen sich auf <strong>der</strong> Beziehungsebene ab,auf die er sich einlässt, um nicht immer mit weiterenErmahnungen des Vorgesetzten rechnen zu müssen.Stattdessen steht es ihm mit diesem Rückzug in dieInformalität frei, den Verdächtigen zu seinen Freizeitbeschäftigungenzu begleiten. Dieser fühlt sichgeschmeichelt. Im Feld <strong>der</strong> beinahe zufälligen Interaktionenist er nun zwar Arrog<strong>an</strong>z des statusüberlegenenGegenübers ausgesetzt, muss sich aber nichteiner juristischen Diskussion behaupten, zu <strong>der</strong> dieVernehmung eines Anwalts leicht mutieren könnte.Dies ist also g<strong>an</strong>z und gar nicht <strong>der</strong> generellen Höflichkeitvon Columbo geschuldet, son<strong>der</strong>n eine Strategie,zugeschnitten auf den Umg<strong>an</strong>g mit ´besserverdienendenMör<strong>der</strong>n`. In <strong>an</strong><strong>der</strong>en Situation hingegen,etwa wenn er gewaltsam in die Wohnung eines vorbestraftenRock n´Rollers eindringt, erkennen wirden s<strong>an</strong>ftmütigen, schielenden Kauz, den wir vorhererlebt haben, kaum wie<strong>der</strong>.Das Ende einer Freundschaftund die Lösung des FallsWie reagiert Creighton auf diese Strategie? Er siehtsich gezwungen von sich abzulenken und beginnt –g<strong>an</strong>z zum Vorteil des Polizisten - zu lügen. Die Interpretationliegt nahe, dass <strong>der</strong> Polizist diese Äußerungeneines Verdächtigen über <strong>an</strong><strong>der</strong>e Verdächtige alsRechtfertigungen betrachtet - Rechtfertigungen, diein Wirklichkeit Hinweise darauf geben, welche Nebensacheeigentlich eine Hauptsache ist, obwohl <strong>der</strong>Verdächtige immer wie<strong>der</strong> dessen Nebensächlichkeitbetont. 2 Da Columbo so einen unmittelbaren Nutzenaus Creightons Lügengeschichten zieht, hat erdurchaus Interesse dar<strong>an</strong>, dass dieser nicht aufhörtsie zu erzählen. Er spielt weiter den beflissenen Empfängerseiner Ratschläge.Während sich Creighton oft zu großspurigen, eherprovisorischen Spekulationen hinreißen lässt, steht<strong>der</strong> Inhaber <strong>der</strong> Spezialistenrolle ständig unter demZw<strong>an</strong>g, seine Argumente mit Beweisen zu stützen.Die Tatsache, dass die meisten Laien schon vombürokratischen Spießrutenlauf <strong>der</strong> Polizisten gehörthaben, machen es diesen nicht leichter, ihre Amtsautoritätglaubwürdig darzustellen. Die notgedrungeneBescheidenheit k<strong>an</strong>n erst aufgegeben werden, wennseine Theorie lückenlos ist und erst d<strong>an</strong>n beugt sich<strong>der</strong> statusüberlegene Verdächtige dem Prinzip <strong>der</strong>´Gleichheit vor Gericht`. Die <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs erwähntenqualitativen Studien im Polizeimilieu füllen diesenGed<strong>an</strong>ken mit soziologischem Leben (Reichertz2007, Schröer 1992): Auch bei <strong>der</strong> tatsächlichenPolzeiarbeit wird die Hierarchie zwischen Mittel(Beziehungsarbeit) und Zweck (Geständnis) vertauscht:Wenn das Ziel des Geständnisses erreichtist, ist es längst <strong>der</strong> entst<strong>an</strong>denen Beziehung untergeordnet,<strong>der</strong>en verbindlicher Charakter d<strong>an</strong>n nurnoch auf die ehrliche Be<strong>an</strong>twortung <strong>der</strong> wichtigstenFrage <strong>an</strong>gewendet wird: „Sei ehrlich, warst du es –ja o<strong>der</strong> nein?“Ebenso bei Columbo. Erst kurz vor Schluss erkennenwir die Raffinesse Columbos und die Perfiditätjener „Beziehungsarbeit“: Der scheinbar „weiche“Bezug auf die totale, nicht rollenmäßig differenzierteIdentität stellt sich als beson<strong>der</strong>s effektive Spielweiseeiner „Degradierungszeremonie“ <strong>der</strong> g<strong>an</strong>zenPerson heraus (Garfinkel 1976). Die Verhaftung, fürdie das Subsystem Recht bei aller Freundschaft nunmal zuständig ist, kommt im Moment des Vollzugsschließlich doch einer Degradierung <strong>der</strong> g<strong>an</strong>zen Personin <strong>der</strong> g<strong>an</strong>zen Gesellschaft gleich: Nachdem alleKommunikation mit dem Verdächtigen in je<strong>der</strong> Hinsichtvon dessen Gestaltung abhing, liest Columbodem verhafteten Anwalt in den letzten Minuten desKrimis seine Rechte vor - nicht ohne kauziges Augenzwinkern,versteht sich.Anmerkungen1Die Zitate, die ich hier verwende, stammen aus <strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>skription,die ich von Ausschnitten aus <strong>der</strong> Fernsehsendung gemacht habe.Die DVD-Aufnahme k<strong>an</strong>n ich bei Bedarf zur Verfügung stellen.2Hier liegt eine weitere Verbindung zwischen SystemtheoretischenDenkprinzipien und Columbo vor: Diese Technik vom Licht <strong>der</strong> Erzählungauf die Schatten <strong>der</strong> gesamten Darstellung zu schließenerinnert <strong>an</strong> das Konzept des „unwritten Cross“ eines Vorreiters <strong>der</strong>Systemtheorie, George Spencer-Brown (Spencer-Brown 1971).LiteraturBrusten, M<strong>an</strong>fred; Malinowski, Peter, 1975: Die Vernehmungsmethoden<strong>der</strong> Polizei und ihre Funktion für die gesellschaftliche67


plach | familie in <strong>der</strong> mongoleiplach | familie in <strong>der</strong> mongoleiBedeutungsw<strong>an</strong>del <strong>der</strong>Familie in <strong>der</strong> MongoleiDarstellung <strong>der</strong> sozialwirtschaftlichen Problemeim urb<strong>an</strong>en Raum unter beson<strong>der</strong>erBerücksichtigung <strong>der</strong> politischen Wende 1990Exposé zur DissertationVON Mag a . Anna-Katharina Plach1. EinleitungDie Menschen in <strong>der</strong> Mongolei müssen die westlichorientierte Lebensweise erst erlernen. Auch die Politikmuss sich grundlegend än<strong>der</strong>n, um die Mongoleiaus <strong>der</strong> Armut zu befreien. Die Mongolen müssenihre Identität erst wie<strong>der</strong>finden und selbstbewussterwerden. Diese Worte sagt Dege, eine Starjournalistinin Ula<strong>an</strong>baatar, immer wie<strong>der</strong>.Einst herrschten die Mongolen über eines <strong>der</strong> größtenImperien, die es je gegeben hat. Ihre Politikzeichnete sich durch eine mo<strong>der</strong>ne Sozial- und Gesellschaftsordnung,Freizügigkeit und Offenheit aus.Unter <strong>der</strong> Herrschaft <strong>der</strong> Mongolen erlebte <strong>der</strong> H<strong>an</strong>delzwischen Asien, insbeson<strong>der</strong>e China, und Europaauf <strong>der</strong> Seidenstraße eine Blüteperiode. Es wareine friedliche Zeit, die m<strong>an</strong> auch als Pax Mongolicabezeichnet. Darüber hinaus waren die Mongolen offengegenüber <strong>an</strong><strong>der</strong>en Religionen.Heute hat die Mongolische Volksrepublik (MVR) das,was von dem Riesenreich noch übrig geblieben ist, eineFläche von 1.566 Mio. km² (vgl. Folkert, Stelling 2007)und 2.996.081 Einwohner (http://encarta.msn.com ;vom 3.11. 2008). Das L<strong>an</strong>d ist heruntergewirtschaftetund die Preise sind instabil. Die Hauptstadt Ula<strong>an</strong>baatarist geprägt von Plattenbauten und nicht fertiggestelltenBauwerken. Gehsteige sind nicht durchgehendasphaltiert und m<strong>an</strong> muss sich vor Schlaglöchern inAcht nehmen. Nicht selten begegnet m<strong>an</strong> Straßenkin<strong>der</strong>n,die betteln, Souveniere und Gebrauchsgegenständeverkaufen o<strong>der</strong> den Abfall, <strong>der</strong> von Pass<strong>an</strong>ten aufdie Straße geworfen wird, mit großen Plastiksäckeneinsammeln. Auch Betrunkene und Obdachlose prägendas Stadtbild Ula<strong>an</strong>baatars.In <strong>der</strong> Kultur <strong>der</strong> Mongolen spielt die Familie eineübergeordnete Rolle. Vor allem für die Hirtennomadenin <strong>der</strong> Steppe ist <strong>der</strong> Zusammenhalt des Cl<strong>an</strong>sVorraussetzung für das Überleben. Auch in <strong>der</strong> Stadtspielt die Familie immer noch eine wichtige Rolle. Esgelten jedoch zusätzlich <strong>an</strong><strong>der</strong>e Werte, die die westlicheLebensweise symbolisieren, wie etwa die Gleichberechtigung<strong>der</strong> Frau im westlichen Sinne.2. Forschungsst<strong>an</strong>d undwissenschaftliche Relev<strong>an</strong>zEs gibt zahlreiche Forschungen über die Mongolei.Vor allem die Schweizer Ethnologin Amélie Schenknimmt sich seit über 10 Jahren <strong>der</strong> Nomadenkultur<strong>an</strong>. Aber auch die österreichischen Studentinnen KurabasaElvira, Mühlberger Petra, Öfner Elisabeth,Paulischin Kathrin und Reisinger Andrea haben sichin einer qualitativen Feldforschung mit dem Thema„Mongolei zwischen Tradition und Mo<strong>der</strong>ne“ ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>gesetzt.Die Ergebnisse sind 2006 publiziertworden (vgl. Kurabasa et al. 2006). Sie beh<strong>an</strong>deln,wie viele <strong>an</strong><strong>der</strong>e Forscher auch, vorwiegend die Kultur<strong>der</strong> Nomaden.Auch <strong>der</strong> Spezialist für nachsowjetischen RaumKai Ehlers beschäftigt sich mit <strong>der</strong> Nomadenkultur.Klaus Sagaster o<strong>der</strong> M<strong>an</strong>fred Taube, Experten fürZentralasien, nehmen sich hauptsächlich <strong>der</strong> mongolischenHistoriografie <strong>an</strong>. Morris Rossabi, Professor<strong>an</strong> <strong>der</strong> Columbia University in New York, gehtvor allem auf die wirtschaftlichen und sozialen Aspektein <strong>der</strong> Mongolei ein.Diese Arbeit knüpft <strong>an</strong> den bisherigen Forschungen<strong>an</strong>. Sie durchleuchtet Zusammenhänge <strong>der</strong> paradox1213


plach | familie in <strong>der</strong> mongoleiplach | familie in <strong>der</strong> mongoleischeinenden sozialwirtschaftlichen Geschichte imHinblick auf Familie und Tradition. Einzelschicksalewerden beschrieben und ziehen sich wie ein roterFaden durch die Arbeit. Historische Hintergründe<strong>der</strong> einzelnen Bereiche sollen vertiefend dazu beitragen,aktuelle Situationen zu begründen. Dadurchsoll die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Familie undihr soziales Netzwerk dargestellt werden. Vor allemwird herausgearbeitet, wie sie sich den wirtschaftlichenBedingungen und den äußeren Einflüssen <strong>an</strong>passtund welche Probleme dadurch entstehen.Da es unmöglich ist, das große L<strong>an</strong>d in dieser Forschungals G<strong>an</strong>zes zu erfassen, wird <strong>der</strong> Forschungsrahmenauf die Hauptstadt Ula<strong>an</strong>baatar und diefrühere Hauptstadt Karakorum eingeschränkt. Somitwird ein Gesamtwerk entstehen, das, d<strong>an</strong>k <strong>der</strong>bereits geleisteten Arbeiten, dieses facettenreicheL<strong>an</strong>d, trotz räumlicher Einschränkung, von wirtschaftssoziologischerSeite zeigen soll.3. Inhaltliches Grundgerüst3.1. Entwicklung <strong>der</strong> Mongolischen Volksrepublikim ÜberblickDie Bezeichnung <strong>der</strong> Bevölkerungsgruppe „Mongolen“basiert auf dem Namen eines kleinen Stammes,<strong>der</strong> etwa im 12. Jahrhun<strong>der</strong>t südlich des heutigenBaikalsees lebte.Diesem Stamm gehörten nach <strong>der</strong> Sozialstruktur <strong>der</strong>Turko-Mongolen nach Kra<strong>der</strong> (vgl. Kra<strong>der</strong>, Lawrence1997) etwa 10 Kleinfamilien <strong>an</strong>, die 6 o<strong>der</strong> 7 Generationenpatrilinear 1 vom selben Vater abstammen.M<strong>an</strong> könnte behaupten, dass <strong>der</strong> Mongolenstammeine „Familienkonfö<strong>der</strong>ation“ gewesen ist. Ein Mitglieddieser Konfö<strong>der</strong>ation und Sohn des Oberhauptes(Ch<strong>an</strong>s) war Temüjin, <strong>der</strong> als Dschingis Ch<strong>an</strong> indie Geschichte eingeg<strong>an</strong>gen ist. Er und seine Nachkommendehnten ihr Einflussgebiet so weit aus, dassdaraus eines <strong>der</strong> größten Reiche entst<strong>an</strong>d, das es jegegeben hat. Zwischen dem 13.- und 14. Jahrhun<strong>der</strong>tbrachte es dieser Cl<strong>an</strong> <strong>der</strong> Mongolen fertig, eineDynastie zu schaffen, die über weite Teile Asiens undauch bis Mitteleuropa reichte.All diese Gebiete werden noch heute von mongolischstämmiger Bevölkerung besiedelt. Sie stellenMinoritäten dar, die wenig Nationalbewusstsein haben(vgl. Golden 1992). Die Gebietsgrenzen in denRegionen, die sie bewohnen, sind hauptsächlich unterdem Einfluss <strong>der</strong> Sowjetunion gezogen worden,wodurch ihre nomadische Lebensweise stark eingeschränktworden ist. Aufgrund <strong>der</strong> sowjetischen Nationalitätenpolitiksind die Völker bestimmten Nationenzugeteilt worden. Ihr Zugehörigkeitsgefühl giltvor allem dem Cl<strong>an</strong>, <strong>der</strong> Familie.Vom Mongolenreich übrig geblieben ist die heuteunabhängige „Volksrepublik Mongolei“. Nachl<strong>an</strong>ger Zeit <strong>der</strong> Okkupation durch China und <strong>der</strong>Abhängigkeit von <strong>der</strong> Sowjetunion ist die Mongoleiheute unabhängig und demokratisch. Doch die Verg<strong>an</strong>genheithat auch hier ihre Spuren hinterlassen.Die klimatischen Bedingungen in <strong>der</strong> Mongolei sindfür die Betreibung von Ackerbau nicht günstig. Daherhat sich <strong>der</strong> Hirtennomadismus durchgesetzt(vgl. Sinor 1990). Durch die Einflüsse frem<strong>der</strong> Kulturen,vor allem <strong>der</strong> chinesischen und <strong>der</strong> russischen,ist die traditionell nomadische Bevölkerung, die inCl<strong>an</strong>s lebt, nach und nach sesshaft geworden.Da die Mongolei reich <strong>an</strong> Bodenschätzen wie Kohle,Kupfer, Gold, Ur<strong>an</strong> o<strong>der</strong> Erdöl (vgl. Schenk 2006)ist, ist das L<strong>an</strong>d nach <strong>der</strong> chinesischen Besatzung zuBeginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts immer wie<strong>der</strong> in Konfliktezwischen Russl<strong>an</strong>d, China und auch Jap<strong>an</strong>geraten. Die drei Großmächte haben es verst<strong>an</strong>den,das politisch unerfahrene L<strong>an</strong>d für ihre Vorteile zunutzen.Ausländische Betriebe haben sich in <strong>der</strong> Mongoleinie<strong>der</strong>gelassen, um dessen Ressourcen abzubauen.Als Arbeitskräfte dienten die urb<strong>an</strong>isierten MongolInnen,die es eigentlich nur verst<strong>an</strong>den Vieh zuzüchten.3.2. Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Sowjetunion unddie Folgen für die traditionelle FamilieNachdem sich die Mongolei Anf<strong>an</strong>g des 20. Jahrhun<strong>der</strong>tsvon China losgesagt hat, brauchte sie dringendUnterstützung und die Sowjetunion sah in <strong>der</strong>nun unabhängigen Volksrepublik einen wichtigenH<strong>an</strong>delspartner (vgl. Schlageter 2008). So wurdedie Mongolei kommunistisch und in weiterer Folgegeschah alles im Sinne <strong>der</strong> Sowjets. In kurzer Zeitwurden Städte aufgebaut, Klöster zerstört, politischeGegner ausgeschaltet, die Nomaden wurdenmit ihrer Viehwirtschaft kollektiviert und Teil <strong>der</strong>staatlichen Pl<strong>an</strong>wirtschaft (vgl. Schenk 2006).Die „sozialistische und internationale Hilfe“ desgroßen Bru<strong>der</strong>s brachte Fachleute wie Geologen,Ingenieure, Ärzte ins L<strong>an</strong>d und Facharbeiter in dieBetriebe. Neue Gewohnheiten, Methoden, Geräteund Maschinen verdrängten die mongolischen Arbeitsweisenin <strong>der</strong> Viehwirtschaft.Darüber hinaus wurde das Bildungswesen enormausgebaut. Viele Hirtennomaden verließen ihre Familien,um in <strong>der</strong> Stadt zu studieren und/o<strong>der</strong> dortzu arbeiten. Die urb<strong>an</strong>e Bevölkerung wuchs innerhalbkurzer Zeit stark <strong>an</strong> und es wurden zahlreichePlattenbauten aus dem Nichts errichtet, um dieseunterzubringen.Die Familien trennten sich zwar, ihre Bedeutung undNormen blieben aber auch in <strong>der</strong> urb<strong>an</strong>en Bevölkerungerhalten. Gleichzeitig wurde die Em<strong>an</strong>zipation<strong>der</strong> Frau forciert. Die Frauen sollten nun dieselbenTätigkeiten ausüben wie die Männer, was in <strong>der</strong> traditionellenFamilie jedoch nicht vorgesehen ist.3.3. Die WendeMit dem Unterg<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Sowjetunion zerbrachenauch das kommunistische Regime <strong>der</strong> Mongolei unddie Beziehungen zu Russl<strong>an</strong>d.Diese hatten auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Mongolen einige Abhängigkeitengeschaffen. Rohstoffe, darunter auchUr<strong>an</strong>, Gold und Kupfer aus dem Billigl<strong>an</strong>d Mongoleiwaren von Russl<strong>an</strong>d auf dem Weltmarkt gewinnbringendverkauft worden. Im Gegenzug wurde dasBru<strong>der</strong>l<strong>an</strong>d mit verbilligtem Öl und ausgedientenFabrik<strong>an</strong>lagen und Technologien beliefert (ebd.2006).Nun sah sich die Mongolei alleine gelassen. Diezinslos gewährten Kredite blieben aus, genauso wiedie dringend benötigten Ersatzteile, Maschinen undAusrüstungen. Das Erbe des Kommunismus bot keineAusg<strong>an</strong>gslage für einen Neu<strong>an</strong>f<strong>an</strong>g.In <strong>der</strong> Steppe gibt es heute nur mehr wenige Familien,die von Viehwirtschaft leben. Durch die Zw<strong>an</strong>gskol-1415


plach | familie in <strong>der</strong> mongoleiplach | familie in <strong>der</strong> mongoleilektivierung und Verstaatlichung des Viehs, wodurchdie Hirtennomaden mit regelmäßigen Einnahmenrechnen konnten, und <strong>der</strong> von den Sozialisten eingeführtenmech<strong>an</strong>isierten Wirtschaftsweisen habensie die traditionelle Arbeitsweise, die sich nach <strong>der</strong>Natur und ihren Launen richtet, großteils verlernt.Nach 1990 waren die russischen Experten aus <strong>der</strong>Mongolei verschwunden und die Nomaden bekamenauch keinen Lohn vom Staat mehr. Die Folgeist bittere Armut.3.4. Die Bedeutung <strong>der</strong> Wende für das sozialeLeben in <strong>der</strong> StadtStädtische Frauen, die sich traditionsgemäß umHaushalt und Kin<strong>der</strong> kümmern, sind durch diegleichzeitige Em<strong>an</strong>zipation einer Doppelbelastungausgesetzt (vgl. Rossabi 2005). Im Kommunismushatten sie bessere Ch<strong>an</strong>cen auf Bildung und sinddaher seit <strong>der</strong> Wende in Führungspositionen tätig,während viele Männer arbeitslos geworden sind.Die Zahl <strong>der</strong> Arbeitslosen stieg enorm <strong>an</strong>, da auchdie durch die Sowjetunion geför<strong>der</strong>ten Betriebe stillgelegt worden sind.Während die Männer häufig zu Hause sind, nichtstun und dem Alkohol verfallen, müssen sich dieFrauen nun um Haushalt, Kin<strong>der</strong> und Geld kümmern.Ferner gilt auch immer noch, dass Frauenohne Kind(er) als wertlos <strong>an</strong>gesehen werden. Da esauch in <strong>der</strong> traditionellen mongolischen Gesellschaftkeine Kin<strong>der</strong>erziehung wie in Europa gibt, sind auchfast keine Einrichtungen wie Kin<strong>der</strong>gärten o<strong>der</strong>Tagesheime vorh<strong>an</strong>den, in denen Kin<strong>der</strong> betreutwerden, während ihre Mütter arbeiten. Daher verbringensie ihre Tage auf <strong>der</strong> Straße und werden zu„Straßenkin<strong>der</strong>n“.Aus diesem Blickwinkel bekommt die traditionelleBedeutung <strong>der</strong> Familie, wie sie noch immer aufrechtist, einen völlig <strong>an</strong><strong>der</strong>en Inhalt.Durch die internationalen Beziehungen orientiertsich auch die Jugend in <strong>der</strong> Mongolei immer globaler.Viele studieren im Ausl<strong>an</strong>d. Die Anzahl jener, diein die Mongolei zurückkehren, ist gering, da sich inEuropa o<strong>der</strong> auch in <strong>an</strong><strong>der</strong>en asiatischen Staaten wieJap<strong>an</strong> bessere Berufsch<strong>an</strong>cen bieten.Die Anzahl <strong>der</strong>er, die den Bonus eines Studiums inEuropa nutzen, um <strong>der</strong> Mongolei zu einem internationalwettbewerbsfähigen L<strong>an</strong>d zu verhelfen istzunächst sehr hoch. Jene, die in die Mongolei zurückkehren,sind jedoch wenige, da sich in Europao<strong>der</strong> auch in <strong>an</strong><strong>der</strong>en asiatischen Staaten wie Jap<strong>an</strong>bessere Berufsch<strong>an</strong>cen bieten.Die Familie trennt sich, wenn auch nur regional. Diemongolische Familie, in <strong>der</strong> traditionelle Werte bisheute bewahrt werden, befindet sich somit in einerPeriode des W<strong>an</strong>dels.4. MethodikDa es sich in dieser Forschung um eine Kombinationvon Kultur- und Sozialwissenschaft h<strong>an</strong>delt, werdeich vor allem die Methode <strong>der</strong> qualitativen Beobachtung<strong>an</strong>wenden und nach <strong>der</strong> Chicagoer Schule,wie Howard Becker, vorgehen. Becker sagt, dassm<strong>an</strong> immer den Zusammenh<strong>an</strong>g eines Verhaltensbetrachten muss, um es zu verstehen (vgl. Becker1959). Die Beobachtung wird aktiv teilnehmendsein und sich auf kleine Gruppen o<strong>der</strong> einzelne Personenbeziehen.Durch den laufenden Kontakt und dem ero-epischenGespräch 2 nach Rol<strong>an</strong>d Girtler (vgl. Girtler 20<strong>01</strong>)mit MongolInnen und ihren Familien werde ich ihrensozialen und kulturellen Kontext erfassen. JedesGespräch wird in einem Protokoll festgehalten undkategorisiert. Somit nähert m<strong>an</strong> sich schrittweiseden Thesen, die die Regeln und Rituale des sozialenLebens erfassen sollen.Anmerkungen1patrilinear: Ordnung <strong>der</strong> Abstammung nach <strong>der</strong> Familie des Vaters2ero-episches Gespräch: eine Form <strong>der</strong> Befragung, in <strong>der</strong> sich <strong>der</strong>Interviewer selbst genauso aktiv einbringt wie <strong>der</strong> BefragteLITERATURBecker, Howard. <strong>Soziologie</strong> als Wissenschaft vom sozialen H<strong>an</strong>deln.Würzburg. 1959Folkert, Fred/ Stelling, Barbara. Mongolei. H<strong>an</strong>dbuch für individuellesEntdecken. Bielefeld. 2007Girtler, Rol<strong>an</strong>d. Methoden <strong>der</strong> Feldforschung. Wien. 20<strong>01</strong>Golden, Peter B. An introduction to the history of the Turkicpeoples. Ethnogenesis <strong>an</strong>d state-formation in medieval <strong>an</strong>d earlymo<strong>der</strong>n Eurasia <strong>an</strong>d the Middle East. Wiesbaden. 1992Kra<strong>der</strong>, Lawrence. social org<strong>an</strong>ization of the Mongol-Turkic nomads.Richmond. 1997Kurabasa, Elvira/ Mühlberger, Petra/ Öfner, Elisabeth/ Paulischin,Kathrin/ Reisinger, Andrea. Mongolei zwischen Traditionund Mo<strong>der</strong>ne. Linz. 2006Schenk, Amélie. Mongolei. München. 2006Schlageter, Jürg. Ein L<strong>an</strong>d zwischen zwei Gig<strong>an</strong>ten. Die Mongolei.Nor<strong>der</strong>stedt. 2008Sinor, Denis (Hg.). The Cambridge history of early Inner Asia.Cambridge. 1990Rossabi, Morris. Mo<strong>der</strong>n Mongolia. From Ch<strong>an</strong>s to Capitalists.California. 2005Internetquellenhttp://encarta.msn.com; vom 3.11. 2008Mag a . Anna-Katharina Plach ist 26 Jahre alt und istDoktoratsstudentin <strong>der</strong> „Sozial- und Wirtschaftswissenschaften“.Ihr Thema ist „Die Bedeutung <strong>der</strong> Wende 1990 für dassozialpolitische Leben in <strong>der</strong> Mongolei“.Sie schloss das Diplomstudium <strong>Soziologie</strong> (RESOWI), mitSchwerpunkt Geschichte, 2007 ab.1617


czingon | interview mit von friedeburgczingon | interview mit von friedeburg„…den besseren Zust<strong>an</strong>d aber denken alsden, in dem m<strong>an</strong> ohne Angst verschiedensein k<strong>an</strong>n.“ Theodor W. AdornoEin Interview mit Ludwig von FriedeburgVon Claudia CzingonLudwig von Friedeburg, 1924 in Wilhelmshavengeboren, studierte Psychologie, <strong>Soziologie</strong> und Philosophieund promovierte über „Die Umfrage alsInstrument <strong>der</strong> Sozialwissenschaften“ <strong>an</strong> <strong>der</strong> PhilosophischenFakultät <strong>der</strong> Universität Freiburg. 1955wurde er Abteilungsleiter am Institut für Sozialforschung<strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität Fr<strong>an</strong>kfurt am Main. 1960habilitierte er für <strong>Soziologie</strong> mit einer Arbeit über„Sozialforschung im Industriebetrieb und Gesellschaftstheorie“bei Theodor W. Adorno. Er wurdeProfessor für <strong>Soziologie</strong> in Berlin und Fr<strong>an</strong>kfurt undab 1966 Direktor des Instituts für Sozialforschungin Fr<strong>an</strong>kfurt. 1969 wurde er als hessischer Kultusministernach Wiesbaden berufen. D<strong>an</strong>ach kehrte er<strong>an</strong>s Institut zurück, wo er bis 20<strong>01</strong> Geschäftsführen<strong>der</strong>Direktor blieb. Seit 2002 ist er Ehrenmitglieddes Stiftungsrates <strong>der</strong> Stiftung „Institut für Sozialforschung“.Claudia Czingon: Herr v. Friedeburg, w<strong>an</strong>n sind Sie<strong>an</strong>s Institut für Sozialforschung gekommen und welcheUmstände haben sie dorthin geführt?Ludwig von Friedeburg: Ich bin <strong>an</strong> das Institut fürSozialforschung gekommen, weil ich <strong>an</strong> <strong>der</strong> Entwicklung<strong>der</strong> empirischen Sozialforschung interessiertwar. Als Adorno und Horkheimer 1949 ausAmerika zurückkehrten, beg<strong>an</strong>nen sie mit einerStudie über die Einstellung <strong>der</strong> Deutschen zu denzentralen Fragen Krieg, Schuld, Juden und Besatzung.Als Forschungsmethode verwendeten sie keineUmfrage, son<strong>der</strong>n Gruppendiskussionen. Da es fürdie Auswertung dieser Diskussionen nahezu keineKenntnisse und kein Personal gab, bekam ich für dieersten Monate des Jahres 1951 die Zusage, <strong>an</strong> dieserAuswertung teilzunehmen. Während dieser Zeit jedochbeg<strong>an</strong>n bereits <strong>der</strong> Neubau des Instituts auf <strong>der</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>en Seite <strong>der</strong> Straße. D<strong>an</strong>ach beendete ich meinPsychologiediplom in Freiburg und ging nach Allensbach,um dort Umfrageforschung zu lernen. AnsInstitut kam ich erst wie<strong>der</strong> 1954, um <strong>an</strong> <strong>der</strong> Auswertung<strong>der</strong> ersten großen industriesoziologischenStudie teilzunehmen. Diese Untersuchung f<strong>an</strong>d imRuhrgebiet statt, in einer Zeit, in <strong>der</strong> Gesetze überBetriebsverfassung und Mitbestimmungsrechte erlassenworden waren. Es ging also um das Verhältnis<strong>der</strong> Gewerkschaften zu den Unternehmen. MehrereInstitute arbeiteten <strong>an</strong> diesem Thema. Diesmal wurdennicht nur Gruppendiskussionen, son<strong>der</strong>n auchUmfragen in Stahl- und Kohlebergwerken durchgeführt.Mit <strong>der</strong> Auswertung kam m<strong>an</strong> jedoch nichtsehr zurecht. Da ich in Allensbach Erfahrungen mitBetriebsumfragen gesammelt hatte, fragte mich HerrHorkheimer, ob ich nicht die empirische Arbeit hierübernehmen würde. So wurde ich 1955 Leiter <strong>der</strong>Abteilung für empirische Sozialforschung am Institutfür Sozialforschung.Czingon: Wie war ihre Beziehung zu Adorno?von Friedeburg: Wir arbeiteten im Keller <strong>der</strong> Ruine,dort gab es noch vier o<strong>der</strong> fünf Räume. Jeden Mittagüberquerten wir die Straße, denn in einem <strong>der</strong> demInstitut gegenüberliegenden Häuser saß <strong>der</strong> Kurator<strong>der</strong> Universität und in demselben Gebäude hatte Adornoein Arbeitszimmer. Wir trafen uns regelmäßigmit ihm und besprachen den Fortg<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Arbeit.So habe ich ihn einerseits als einen sehr engagierten,sehr interessierten Teilnehmer <strong>an</strong> <strong>der</strong> empirischenSozialforschung kennen gelernt – g<strong>an</strong>z im Gegensatzzu dem, was er oft über die Sozialforschung schrieb.1819


charwat | serie: puppestriedinger | eu-hochschulpolitikBildung im Dienst des Wettbewerbs:Über den europäischenDiskurs zur Hochschulpolitikvon Angelika Striedinger29


striedinger | eu-hochschulpolitikstriedinger | eu-hochschulpolitikDie zweite Hälfte des verg<strong>an</strong>genen Jahrhun<strong>der</strong>tsverzeichnete einen enormen Anstieg <strong>der</strong> Studierendenzahlenquer durch Europa. Studiengebührenwurden abgeschafft, soziale Unterstützungsleistungenfür Studierende eingeführt und erweitert, Mitbestimmungsmöglichkeiten<strong>an</strong> universitären Entscheidungsprozessengestärkt. „Es wäre jedoch“,so die Europäische Kommission 2005 in einem Diskussionspapier,„<strong>an</strong>maßend zu meinen, dass diesesoffene, egalitäre, horizontale und m<strong>an</strong>chmal minimalistischeKonzept eine solide Grundlage für dieWissensgesellschaft und -ökonomie in Europa undfür den Platz Europas in <strong>der</strong> Welt bieten könnte“(EK 2005a: 4). Tatsächlich kommen die Universitätsreformen<strong>der</strong> verg<strong>an</strong>genen 10 Jahre einer Absage<strong>an</strong> grundlegende Elemente von Ch<strong>an</strong>cengleichheit,akademischer Freiheit und dem offenen Zug<strong>an</strong>g zuBildung gleich. Im Vor<strong>der</strong>grund stehen vielmehr Begriffewie „Effizienz“, „Flexibilität“, „Differenzierung“o<strong>der</strong> „Exzellenz“.„Weltklasse“Ebenso wie die oben zitierte Aussage <strong>der</strong> Kommissionbeziehen sich diese Begriffe auf die Lissabon-Strategie <strong>der</strong> Europäischen Union. Diese ist mittlerweileallumfassen<strong>der</strong> zentraler Orientierungspunkt<strong>der</strong> Reformagenda <strong>der</strong> Europäischen Kommission:Beim EU-Ratsgipfel 2000 in Lissabon einigten sichdie Staats- und RegierungschefInnen auf die gemeinsameZielsetzung, die EU bis 2<strong>01</strong>0 zum wettbewerbsfähigstenwissensbasierten Wirtschaftsraum<strong>der</strong> Welt zu machen (ER 2000).Die Ende 2004 veröffentlichte Zwischenbil<strong>an</strong>zzeichnet allerdings ein ernüchterndes Bild: Der Abst<strong>an</strong>dzu den USA sei noch größer geworden, dieeuropäische Wirtschaft habe ihr Ziel, die führendeÖkonomie <strong>der</strong> Welt zu werden, verfehlt. Umso stärkerwird Druck auf alle Politik- und Gesellschaftsbereichegemacht, ihren Beitrag zur Erfüllung <strong>der</strong>Lissabon-Strategie zu leisten: „Selbst wenn es gelänge,alle Vorgaben fristgerecht zu erfüllen, könnte Europasich nicht in Sicherheit wiegen. Denn auch dieWettbewerberlän<strong>der</strong> und -regionen kommen weitervor<strong>an</strong> und drohen, Europa seine Position auf <strong>der</strong>R<strong>an</strong>gliste in <strong>der</strong> Weltwirtschaft streitig zu machen“(Kok 2004: 13).Zwar ist in <strong>der</strong> Lissabon-Strategie auch <strong>der</strong> sozialeZusammenhalt als Ziel erwähnt – vor diesem Bedrohungsszenariobleibt allerdings für die Konzentrationauf „rom<strong>an</strong>tische“ Ideale wie „Gleichheit“ und „Gerechtigkeit“keine Zeit. Prioritäten müssten gesetztwerden, schließlich ginge es um die Optimierung <strong>der</strong>Wettbewerbsfähigkeit in <strong>der</strong> viel beschworenen globalenKonkurrenzsituation <strong>der</strong> EU mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en dominierendenWirtschaftsräumen. Diesem Ziel habe sichauch <strong>der</strong> Bildungsbereich unterzuordnen.BetriebswirtschaftlicherFachjargonEinen ersten Schritt für die Definition <strong>der</strong> „Rolle <strong>der</strong>Universitäten im Europa des Wissens“ setzte 2003die gleichnamige Mitteilung <strong>der</strong> Kommission. Gleichzu Beginn wird hier die Aufgabe <strong>der</strong> Hochschulenfestgelegt: Sie sollen „mit den besten Universitäten<strong>der</strong> Welt konkurrieren und dauerhaft Spitzenleistungengewährleisten“ (EK 2003: 4). Im Zeichen <strong>der</strong>durch die Zwischenbil<strong>an</strong>z und den darauffolgendenNeustart <strong>der</strong> Lissabon-Strategie ausgelösten Dynamikst<strong>an</strong>d denn auch eine Konferenz <strong>der</strong> EU imFebruar 2005 mit dem Ziel, den Beitrag <strong>der</strong> Hochschulenfür die Lissabon-Strategie zu steigern. Ausgehenddavon publizierte die Kommission im April2005 ein Folgedokument <strong>der</strong> Mitteilung zur Rolle<strong>der</strong> Universitäten.Gemeinsam ist all diesen Diskussionen und Papieren<strong>der</strong> betriebswirtschaftlich inspirierte Fachjargon.Wohlklingende Worte verschleiern dabei allerdingsoft die tatsächlichen Auswirkungen <strong>der</strong> davon ausgehendenReformen.Es scheint daher <strong>an</strong>gebracht, die zentralen Begriffedes aktuellen bildungspolitischen Diskurses aufzugreifenund vor dem Hintergrund <strong>der</strong> gegenwärtigenHochschulpolitik zu <strong>an</strong>alysieren.„Effizienz“ und „Flexibilität“Oberstes Gebot bei <strong>der</strong> Umgestaltung <strong>der</strong> Universitätenist die Ausrichtung nach ökonomischen Effizienzkriterien.Die den Hochschulen zur Verfügungstehenden Ressourcen – einschließlich <strong>der</strong> sogen<strong>an</strong>nten„Hum<strong>an</strong>ressourcen“ – sollen so eingesetztwerden, dass mit den geringsten Mitteln <strong>der</strong> größte„Output“ erzielt wird. Wesentlich ist dabei vor allemZählbarkeit und Vergleichbarkeit: In möglichstkurzer Zeit sollen daher möglichst viele Studierendendurch das Studium geschleust werden, währendgleichzeitig möglichst verwertbare Forschungsergebnisseerarbeitet, und möglichst viele Publikationenvon Universitäts<strong>an</strong>gehörigen in renommiertenFachzeitschriften veröffentlicht werden. Die Sammlungvon Datenmaterial für die boomenden Evaluierungs-und Qualitätssicherungsverfahren bildetgleichzeitig auch die Grundlage für Vergleichbarkeitund folglich den Wettbewerb zwischen den Universitäten.Kriterien wie die Freiheit von Forschung undLehre, o<strong>der</strong> die soziale Zusammensetzung <strong>der</strong> Studierendensind dabei allerdings nachr<strong>an</strong>gig.Um die gefor<strong>der</strong>te Effizienz zu erreichen ist eineUmgestaltung <strong>der</strong> universitätsinternen Strukturenvorgesehen: Sie müssen „einen wirksamen Entscheidungsfindungsprozess,eine effiziente Verwaltungund ein gutes Fin<strong>an</strong>zm<strong>an</strong>agement“ gewährleisten(EK 2003: 20), und auf die sich rasch verän<strong>der</strong>ndenVerhältnisse von Arbeits- und Forschungsmarktreagieren können. Studierendenmitbestimmung unddemokratische Entscheidungsgremien werden durchmonokratische Steuerungskörper ersetzt: Eine demokratischeUniversität gilt demnach in erster Linieals hin<strong>der</strong>lich für das als notwendig erachtete Ausmaß<strong>an</strong> Flexibilität und Wettbewerbsfähigkeit.„Autonomie“Als wesentlicher Grundbaustein für die flexibleAnpassungsfähigkeit <strong>der</strong> Universitäten wird Autonomie<strong>an</strong>gesehen: Die Universitäten sollen sich aufihre Stärken konzentrieren und ein autonomes Profilentwickeln. Entscheidungen und Zuständigkeitenwerden dafür von <strong>der</strong> staatlichen Politik in die Verwaltungskörper<strong>der</strong> Universität verlagert.Eine beson<strong>der</strong>s wesentliche dieser Zuständigkeitenist die Fin<strong>an</strong>zierung. Zwar betont die Kommissiondie Notwendigkeit, „die Hum<strong>an</strong>kapitalinvestitionenpro Kopf jährlich erheblich zu steigern“ (EK 2002:20) – das soll allerdings nicht primär durch staatlicheMittel geschehen. Vielmehr werden privateFin<strong>an</strong>zierungsquellen empfohlen: Sponsoring vonUnternehmen, die kommerzielle Nutzung von Forschungsergebnissenund „Beiträge“ <strong>der</strong> Studierenden(EK 2003: 15). Die Erschließung dieser Geldquellenliegt in <strong>der</strong> Ver<strong>an</strong>twortung <strong>der</strong> Universitäten. Vordem Hintergrund <strong>der</strong> Unterfin<strong>an</strong>zierung <strong>der</strong> Hoch-3031


striedinger | eu-hochschulpolitikstriedinger | eu-hochschulpolitikschulen k<strong>an</strong>n Autonomie daher wohl treffen<strong>der</strong> als„Mängelverwaltung“ beschrieben werden.Forschungsschwerpunkte müssen d<strong>an</strong>n so gesetztwerden, dass sie auch wirtschaftliche Erträge bringen.Sponsoring zahlt sich für Unternehmen nurd<strong>an</strong>n aus, wenn eine entsprechende Gegenleistunggeboten wird – beispielsweise ein Sitz im Leitungsorg<strong>an</strong><strong>der</strong> Universität. Studiengebühren erschwereno<strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>n den Zug<strong>an</strong>g für sozial Schwächere.Zwar suggeriert das Wort „Autonomie“ Freiheit undSelbstbestimmung, real verstärkt sie jedoch die Abhängigkeitvon Wirtschaft und Marktmech<strong>an</strong>ismen.„Attraktivität“,und „Exzellenz“„Differenzierung“Vor dem Hintergrund des globalen St<strong>an</strong>dortwettbewerbsist es erklärtes Ziel <strong>der</strong> EU, die internationaleAttraktivität des europäischen Hochschulraumszu steigern, um damit weltweit die „besten Köpfe“<strong>an</strong>zuziehen – Studierende wie Lehrende und ForscherInnen.Als Vorbild gelten dabei die Elite-Forschungsuniversitäten<strong>der</strong> USA.Die Trennung in „Exzellenz-Zentren“ einerseitsund <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits Massenuniversitäten min<strong>der</strong>erQualität, die den Großteil <strong>der</strong> Studierenden arbeitsmarktkonformausbilden sollen, wird d<strong>an</strong>n als „Differenzierung“des europäischen Hochschulraumsbezeichnet. Differenziert soll auch die Bezahlungvon Lehrenden und ForscherInnen werden – „in <strong>der</strong>Erwartung, dass dies die Motivation des Personalsvergrößern wird“ (EK 2005a: 5).Weiters sollen die Universitäten die Möglichkeit haben,sich ihre Studierenden selbst aussuchen zu können,um einer Vergeudung von Ressourcen <strong>an</strong> Studierende„ohne wirkliche akademische Befähigung“zu vermeiden (EK 2003: 16). Dieser Klassifizierungentspricht auch die Unterteilung des Studiums inBakkalaureats- und <strong>an</strong>schließende Master-Studiengänge– beson<strong>der</strong>s wenn <strong>der</strong> Zug<strong>an</strong>g zum Master <strong>an</strong>zusätzliche Hürden gebunden ist.„Universitäten, die sich nicht verän<strong>der</strong>n“, betontdie Kommission in <strong>der</strong> Mitteilung von April 2005,werden „für ihr L<strong>an</strong>d zunehmend zum H<strong>an</strong>dicapwerden“ (EK 2005b: 5). Diese Verän<strong>der</strong>ungen sindallerdings nicht primär geleitet von demokratischenAush<strong>an</strong>dlungsprozessen und politischem Interessensausgleich,son<strong>der</strong>n folgen in erster Linie den „Sachzwängen“betriebs-ökonomischen Denkens. Dasmag zwar objektiv scheinen, die oben beschriebenenzentralen Elemente dieser Methode zeigen aber, dassdiese sehr wohl politischen Charakter haben, denInteressen wirtschaftlicher Eliten dienen und sozialSchwächere ausgrenzen. Ausg<strong>an</strong>gspunkt ist dabeidas Wettbewerbsprinzip für alle Politik-, Gesellschafts-und Lebensbereiche. Der Abbau demokratischerStrukturen o<strong>der</strong> sozialer Ausschluss werden– entsprechend dem neoliberalen Credo „there is noalternative“ – als notwendige Ableitungen darauspräsentiert.Zwar verfügt die EU rein rechtlich über wenigeKompetenzen im Bildungsbereich, durch Konferenzenund die regelmäßige Herausgabe von Diskussionspapierenstimuliert die Kommission allerdingsden bildungspolitischen Diskurs in den Mitgliedsstaaten.Nationale PolitikerInnen nutzen gleichzeitigEU-Initiativen als „überparteiliche“ Legitimationsgrundlage,um ihre Agenden im Hochschulbereichvor<strong>an</strong>zutreiben.Selber gestalten!Die beschriebenen Prozesse sind domin<strong>an</strong>t im Bildungsbereichin <strong>der</strong> EU, aber bei weitem nicht einstimmig:Org<strong>an</strong>isationen wie <strong>der</strong> Dachverb<strong>an</strong>d <strong>der</strong>europäischen Studierenden ESU und gewerkschaftlicheZusammenschlüsse im Bildungsbereich wie EducationInternational o<strong>der</strong> ETUCE (Europe<strong>an</strong> TradeUnion Committee on Education) stellen diesenEntwicklungen weiterhin einen sozialen und freienBildungsbegriff entgegen. Stärker als bisher muss allerdings<strong>der</strong> vorherrschende Diskurs und die daraushervorgehende Politik hinterfragt, sowie die dahinterstehenden Interessen sichtbar gemacht werden.Sinnvoll scheint es dabei, <strong>an</strong> <strong>der</strong> Wurzel <strong>an</strong>zusetzen,<strong>an</strong> <strong>der</strong> Absurdität <strong>der</strong> eindimensionalen Ausrichtungaller Politik- und Gesellschaftsbereiche <strong>an</strong> <strong>der</strong> globalenWettbewerbsfähigkeit des europäischen Wirtschaftsraumes.In Anbetracht <strong>der</strong> zu Beginn geschil<strong>der</strong>ten Drohkulissebleibt dabei nämlich we<strong>der</strong> Zeit für die Überlegung,ob das, was wir tun, eigentlich Sinn ergibt,noch Raum für die Frage, welche Alternativen dementgegen gestellt werden könnten. Diese Zeit, diesenRaum gilt es zu be<strong>an</strong>spruchen und selber zu gestalten:Bildung beginnt erst dort, wo m<strong>an</strong>/frau sieselbst in die H<strong>an</strong>d nimmt!LiteraturEK – Europäische Kommission (2003): Die Rolle <strong>der</strong> Universitätenim Europa des Wissens. Mitteilung <strong>der</strong> Kommission KOM(2003)58 endgültig. Brüssel.EK – Europäische Kommission (2005a): Die europäischen Hochschulenin die Lage versetzen, ihren vollen Beitrag zur Wissensgesellschaftund Wirtschaft zu leisten. Diskussionspapier für die Konferenzin Brüssel am 10. Februar 2005.http://europa.eu.int/comm/education/policies/2<strong>01</strong>0/doc/conferencepaper_de.pdf,20.3.2005.EK – Europäische Kommission (2005b): Das intellektuelle PotenzialEuropas wecken: So können die Universitäten ihren vollen Beitragzur Lissabonner Strategie leisten. Mitteilung <strong>der</strong> KommissionKOM(2005) 152 endgültig. Brüssel.ER - Europäischer Rat von Lissabon (2000): Schlussfolgerungendes Vorsitzes. http://www.europarl.eu.int/summits/lis1_de.htm,20.3.2005.Kok, Wim (2004): Die Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong>nehmen. Die Lissabon-Strategiefür Wachstum und Beschäftigung, Bericht <strong>der</strong>Hochr<strong>an</strong>gigen Sachverständigengruppe unter Vorsitz von WimKok. http://europa.eu.int/growth<strong>an</strong>djobs/pdf/kok_report_de.pdf,20.3.2005.Angelika Striedinger (25) studiert seit 20<strong>01</strong> <strong>Soziologie</strong>(ReSoWi) in Wien. Sie war von 2003 bis 2007 in <strong>der</strong> ÖsterreichischenHochschülerInnenschaft aktiv, sowie von2004 bis 2006 im Europäischen Studierendenverb<strong>an</strong>dESU. Derzeit arbeitet sie in Brüssel <strong>an</strong> ihrer Diplomarbeit.Der Artikel erschien erstmals 2005 in <strong>der</strong> „Education NotProfit“-Broschüre <strong>der</strong> ÖH-Bundesvertretung.3233


othmüller | politisches interesserothmüller | politisches interesseLiteraturBeaufays, S<strong>an</strong>dra; Krais, Beate 2005: Doing Science – DoingGen<strong>der</strong>. Die Produktion von WissenschaftlerInnen und die Reproduktionvon Machtverhältnissen im wissenschaftlichen Feld. In: FeministischeStudien 1/2005. Stuttgart: Lucius & Lucius. S. 82-99.Bourdieu, Pierre 1982: Die feinen Unterschiede. Kritik <strong>der</strong> gesellschaftlichenUrteilskraft. Fr<strong>an</strong>kfurt am Main: Suhrkamp.Burtscher, Klaudia; Hager, Isabella; Hartel, Margit; Raml,Reinhard 2006: Übungen Statistik I & II für SoziologInnen. Skriptum.Wien: Facultas.ESS3-2006: Jowell, R. <strong>an</strong>d the Central Co-ordinating Team: Europe<strong>an</strong>Social Survey 2006/2007: Technical Report. London: Centrefor Comparative Social Surveys, City University (2007). (http://ess.nsd.uib.no/index.jsp?year=2007&module=download&country=AT, 29.11.2008)GeschlechtGesamtmännlichweiblichTabelle 1: eigene Berechnung, Datensatz Social Survey 2003.Kreuztabelle: Politisches Interesse nach GeschlechtPolitisches InteresseAnzahl%Anzahl%Anzahl%sehr stark13213,9%767,2%20810,4%stark19921,0%13512,9%33416,7%Rothmüller, Barbara 2007: Fairer Konsum als Bürgertugend?Politischer Habitus und Konsumpraktiken. Bakkalaureatsarbeit amInstitut für <strong>Soziologie</strong> <strong>der</strong> Universität Wien.Social Survey 2003: www.univie.ac.at/soziologie-statistik/soz/(29.11.2008)Vester, Michael; von Oertzen, Peter; Geiling, Heiko; Herm<strong>an</strong>n,Thomas; Müller, Dagmar 20<strong>01</strong>: Soziale Milieus im gesellschaftlichenStrukturw<strong>an</strong>del. Zwischen Integration und Ausgrenzung.Fr<strong>an</strong>kfurt am Main: Suhrkamp.Barbara Rothmüller studiert Philosophie und <strong>Soziologie</strong> inWien. Laufende Projektmitarbeit nach dem Pflichtpraktikumam öibf - Österreichisches Institut für Berufsbildungsforschung.Derzeit Diplomarbeit in Philosophie: „Inkorporierungals Zentralkategorie bei <strong>der</strong> Analyse sozialer Ordnung“.mittel37039,0%38338,5%75337,7%wenig15716,5%27225,9%42921,5%überhaupt nicht919,6%18317,4%27413,7%Gesamt949100,0%1,049100,0%1.998100,0%Geschlecht1 männlich2 weiblichSchulbildung BefragterGesamtSchulbildung BefragteGesamtKreuztabelle: Politisches Interesse nach Schulbildung und Geschlecht1 Pflichtschule2 Lehre/FS/BMS3 AHS/BHS4 Hochschule1 Pflichtschule2 Lehre/FS/BMS3 AHS/BHS4 HochschuleTabelle 2: eigene Berechnung, Datensatz Social Survey 2003.Anzahl%Anzahl%Anzahl%Anzahl%Anzahl%Anzahl%Anzahl%Anzahl%Anzahl%Anzahl%sehr starku. stark4629,9%15027,3%8552,5%5261,2%33335,0%5<strong>01</strong>4,3%7216,4%5429,5%3647,4%21220,2%Politisches Interessemittel5032,5%24344,2%5030,9%2731,8%37038,9%8724,9%18341,6%7943,2%3444,7%38336,5%wenig u. überhauptnicht5837,7%15728,5%2716,7%67,1%24826,1%21360,9%18542,0%5027,3%67,9%45443,3%Gesamt154100,0%55<strong>01</strong>00,0%162100,0%85100,0%951100,0%35<strong>01</strong>00,0%44<strong>01</strong>00,0%183100,0%76100,0%1.049100,0%3839


dachs | coachingdachs | coachingCoaching alsBeratungsinstrument des„Unternehmerischen Selbst“von Augusta DachsWährend die fordistische Produktionsweise durchdeutliche Grenzziehungen zwischen Arbeit und Freizeitgekennzeichnet war, finden wir heute immer häufigerArbeitsformen vor, die in ihren zeitlichen, räumlichen,sozialen und sinnhaften Bezügen nicht mehrklar definiert sind. Voswinkel und Kocyba (2005)sprechen von einer zunehmenden „Entgrenzung <strong>der</strong>Arbeit“: Arbeit ist nicht mehr <strong>an</strong> einen bestimmtenArbeitsplatz o<strong>der</strong> klar vorgegebene Arbeitszeiten gekoppelt,Stellenprofile sind nicht mehr eindeutig zuumreißen, traditionelle Aufgabenzuweisungen vonArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen verwischenzusehends. Die Entgrenzung <strong>der</strong> Arbeit gehteinher mit einer zunehmenden gegenseitigen Durchdringungverschiedener gesellschaftlicher Teilsysteme,die sich ihrerseits durch gegensätzliche Logikenund Anfor<strong>der</strong>ungen kennzeichnen. Es sind nun dieSubjekte, die diese verschiedenen Ansprüche, Deutungenund Wertungen koordinieren müssen. Siesind <strong>der</strong> Belastung ausgesetzt, die fehlenden Grenzziehungenzu ersetzen und wi<strong>der</strong>sprüchliche Systemlogikenauszubal<strong>an</strong>cieren.Genau dort setzt die „Selbstentfaltungsindustrie“(vgl. Bolt<strong>an</strong>ski/Chiappello 1999) <strong>an</strong>. Damit sindjene Wirtschaftszweige gemeint, die den Aufbauvon marktkompatiblen Selbstbil<strong>der</strong>n <strong>an</strong>regen sollen.In den letzten Jahrzehnten weist diese beachtlichesWachstum auf. RatgeberInnenliteratur, Lebensberatungund Selbsterfahrungskurse sollen denzwischen Arbeitswelt und Lebenswelt verstricktenIndividuen helfen, die wi<strong>der</strong>sprüchlichen Logiken<strong>der</strong> unterschiedlichen gesellschaftlichen Teilsystemezu vereinbaren.Die von ihnen vermittelten Inhalte und H<strong>an</strong>dlungs<strong>an</strong>weisungenkönnen –in Anlehnung <strong>an</strong> die GovernmentalityStudies - als Subjektivierungsprogrammeverst<strong>an</strong>den werden, durch die Menschen zu UnternehmerInnenihrer Selbst werden sollen. Das „unternehmerischeSelbst“ (vgl. Bröckling 2002) ist dabeials eine mikropolitische Ratio zu verstehen, dieüber verschiedenste Technologien <strong>der</strong> Selbst- undFremdführung <strong>an</strong>geregt wird - etwa im Rahmenvon institutionellen o<strong>der</strong> administrativen Vorgängeno<strong>der</strong> eben im Zuge von direkten o<strong>der</strong> indirekten Beratungsprozessen.Deren Ziel ist aber nicht nur dieVermittlung von Verhaltensregeln zur Optimierungdes Selbst am Markt, son<strong>der</strong>n die Regulierung <strong>der</strong>Selbstbeurteilung- und Bewertung. So etwa sollendie Subjekte auch jene Persönlichkeits<strong>an</strong>teile, diedem Ziel <strong>der</strong> Selbstoptimierung nicht dienlich sind –wie etwa Müdigkeit o<strong>der</strong> Unlust- optimal in ihr Arbeitsmarktdaseinintegrieren und koordinieren. Idealwäre demnach ein Persönlichkeitszust<strong>an</strong>d, <strong>der</strong> esim Arbeitsalltag erlaubt, wi<strong>der</strong>sprüchliche persönlicheQualitäten wie „Sensibilität“ und „Kampfgeist“zugleich einzusetzen. Um dies zu bewerkstelligen,ist das „unternehmerische Selbst“ zu perm<strong>an</strong>enterSelbstdisziplinierung <strong>an</strong>gehalten. Disziplinierungbedeutet Selbstkontrolle. Gleichzeitig aber soll diePersönlichkeit des unternehmerischen Selbst auch„gezielt“ ihre Kontrolle verlieren und authentischund enthusiastisch auftreten. Emotionalität, kreativerSelbstausdruck und die Überschreitung <strong>der</strong> eigenenGrenzen heben nämlich den eigenen Marktwert– aber nur, wenn dies zum geeigneten Zeitpunktpassiert.Die Freiheit des Spätkapitalismus, eine Vielfaltvon Emotionen ausdrücken zu dürfen, ist also beschränktdurch die Rahmung ökonomisch rationalenH<strong>an</strong>delns. Investiere ich darin, meine „emotio-4041


dachs | coachingdachs | coachingnale Intelligenz“ zu verbessern, so tue ich es nachrationalem Kalkül zur Verbesserung meiner Marktposition.Im Gegensatz zu früheren Konzepten <strong>der</strong>Emotionsregulierung ist das Ziel allerdings nunnicht mehr, vorh<strong>an</strong>dene Gefühle - z.B. in Interaktionssituationenmit GeschäftspartnerInnen- zu beherrschenund wenn nötig auch vorzutäuschen. Daskulturelle Programm <strong>der</strong> gegenwärtigen Selbstentfaltungsindustriebehauptet vielmehr, dass nützlicheGefühle überhaupt frei gewählt, selbst erzeugt undreguliert, aber dennoch authentisch erlebt werdenkönnen (vgl. Neckel 2005).Das kulturelle Programm <strong>der</strong> Emotionsregulierungkommt vor allem dort zum Einsatz, wo Menschennach Lösungen für Überfor<strong>der</strong>ungen, die aufgrunddes Spagats zwischen Arbeits- und Lebenswelt auftreten,suchen. Es geht dabei nicht allein um dieVermittlung von praktischen Techniken zur Arbeitserleichterungo<strong>der</strong> Stressbewältigung, son<strong>der</strong>nes h<strong>an</strong>delt sich dabei vielmehr um ein umfassendesModell <strong>der</strong> Selbstwahrnehmung. Wie oben erwähnt,bedienen sowohl RatgeberInnenliteratur als auchBeratungsunternehmen dieses Marktsegment.Wie aber stellt sich dieser Prozess nun im Zuge vonberuflichem Coaching dar? Es taucht die Frage auf,ob sich die theoretischen Konzepte des „unternehmerischenSelbst“ sowie die gen<strong>an</strong>nten Mech<strong>an</strong>ismenzur emotionalen Selbststeuerung auch in Coachingprogrammenwie<strong>der</strong> finden lassen. Die Ergebnisseeiner Analyse <strong>der</strong> virtuellen Selbstdarstellung einesCoaching<strong>an</strong>bieters mittels Bild- bzw. Homepage<strong>an</strong>alyse(Breckner 2003; Reichertz/Marth 2004), sowiedie Themen<strong>an</strong>alyse (Froschauer/Lueger 2003) einesInterviews mit einem Coachee zeigen, ob und wieCoaching als berufliches Beratungsinstrument desSelbst-UnternehmerInnentums fungiert.Der österreichische Coachingdachverb<strong>an</strong>d bezeichnetCoaching als einen ressourcen- und lösungsorientiertenProzess unter vier Augen, welcher dieberuflichen Kompetenzen <strong>der</strong> KundInnen för<strong>der</strong>nund aktivieren soll, damit „individuell <strong>an</strong>gemesseneLösungen in Passung <strong>an</strong> das System“ (www.coachingdachverb<strong>an</strong>d.at)gefunden werden. Die Unverbrauchtheitdes Begriffs Coaching scheint diesemBeratungsinstrument im Augenblick einen gewissenCharme des Neuen und damit Attraktiven zu verleihen.In jedem Fall boomt die Br<strong>an</strong>che – o<strong>der</strong> zumindestdie Berufsbezeichnung. Die Funktionen vonCoaches dehnen sich in immer weitere Lebensbereicheaus. Deutlich wird dies etwa in <strong>der</strong> Zunahme<strong>der</strong> Zahl <strong>an</strong> so gen<strong>an</strong>nten Life-Coaches in den USA(vgl. br<strong>an</strong>deins 3/2002). Hierzul<strong>an</strong>de konzentrierensich CoachingunternehmerInnen allerdings nochvornehmlich auf die Beratung im Arbeitsprozess.Generell besteht jedoch auch eine Tendenz, unterschiedlichstealtbek<strong>an</strong>nte Beratungsverfahren mitdem Begriff Coaching zu labeln (etwa Gruppentraining,Schulungen etc.). Die wachsende Nachfragefür berufliche Coachings wird häufig mit steigendenAnfor<strong>der</strong>ungen bzw. „Herausfor<strong>der</strong>ungen“ <strong>an</strong> dieArbeitskräfte unter verschärften Konkurrenzbedingungenargumentiert. Coachingunternehmen wollensich diesbezüglich als kreative und innovative Lösungs<strong>an</strong>bieterInnenpräsentieren (vgl. Kühl 2005).In ihrer Selbstpräsentation bemühen sich Coaching<strong>an</strong>bieterInnendarum, „G<strong>an</strong>zheitlichkeit“, dasheißt die Integration aller Lebensbereiche zu betonen,während sich ihre Programme bei näherer Betrachtungvor allem auf die Arbeit <strong>an</strong> <strong>der</strong> eigenenBerufsposition konzentrieren. Einer Verän<strong>der</strong>ung imberuflichen Bereich wird auch <strong>der</strong> Einfluss zugest<strong>an</strong>den,das „Privatleben“ nachhaltig beeinflussen zukönnen, aber nicht umgekehrt.Die Sp<strong>an</strong>nungen und Wi<strong>der</strong>sprüche, die <strong>der</strong> Versuchvon „individuell <strong>an</strong>gemessenen Lösungen in Passung<strong>an</strong> das System“ erzeugt, müssen von den Individuenin irgendeiner Weise bewältigt werden. Wo nunzuvor KollegInnen, FreundInnen o<strong>der</strong> unter UmständenTherapeutInnen eine beratende, zuhörendeo<strong>der</strong> unterstützende Rolle in beruflichen Situationeneingenommen haben, werden nun diese Aufgabenin <strong>der</strong> Funktion des Coaches institutionalisiert. SowohlBeratende als auch Beratene nehmen dabeifeste Positionen ein. Das Gespräch ist - <strong>an</strong><strong>der</strong>s alsdas austauschende kollegiale Gespräch - nach Effizienz-und Zielvorgaben orientiert. Es klammert biszu einem bestimmten Grad Faktoren aus, die nichtdirekt dem Ziel <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Berufsausübungdienen. Arbeitsprobleme können so in einengetrennten Kommunikationsbereich ausgelagert,Unternehmensabläufe von den persönlichen Nötenihrer MitarbeiterInnen strukturell entlastet werden.Coachingprozesse scheinen somit Lösungen für diePersonalentwicklung zur Verfügung zu stellen, ohnedass diese fin<strong>an</strong>zielle Investitionen beisteuern muss.Der/die MitarbeiterIn trägt meist die Kosten selbst,da es sich um eine „persönliche Weiterbildung“im Rahmen des subtilen Zw<strong>an</strong>gs zur perm<strong>an</strong>entenSelbstentwicklung h<strong>an</strong>delt.Während klassische Psychotherapien stärker insUmfeld von Kr<strong>an</strong>kheit, Bedürftigkeit, Stillst<strong>an</strong>do<strong>der</strong> neurotischer Lächerlichkeit gerückt werden,ist es über das Label des Coachings möglich, Selbst-Pflege in einen Kontext von dynamischem und eigenver<strong>an</strong>twortlichemErfolgsstreben zu stellen.Wo die fortwährend vermuteten „Potentiale“ und„Selbstverwirklichungsmöglichkeiten“ durch simpleÜberfor<strong>der</strong>ung eingeholt werden, da tritt <strong>der</strong> Coachals „Stärkenstimulator, Potenzialentfalter, provokativerEvolutionist und Sinn-Supporter“ auf - so dieWorthybride in <strong>der</strong> virtuellen Selbstpräsentation einesCoaching<strong>an</strong>bieters.Für den Gecoachten spielen dabei nicht die verwendetenTools die größte Rolle, son<strong>der</strong>n die „Persönlichkeit“des Coachs. Die habituelle Orientierungslosigkeit,die ein Aufstieg aus einer niedrigerenKlasse, die Abwesenheit von elterlichen Bildungsvorbil<strong>der</strong>no<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zw<strong>an</strong>g zum Selbstm<strong>an</strong>agementohne das Wissen um ein „Wie“ mit sich bringen,k<strong>an</strong>n durch den Coachingprozess unter Umständensymptomatisch beh<strong>an</strong>delt werden. Der Coach mussdazu aber dem Coachee das vorleben, was er vermittelnwill. Interess<strong>an</strong>t ist dabei, dass viele Coachesvor ihrem Einstieg in den Beratungsmarkt selbst injenen Berufsfel<strong>der</strong>n tätig gewesen sind, die sie späterberaten (vgl. Kühl 2005). Im Coachingprozessselbst verschwimmen die Grenzen zwischen Freizeitund Beratungseinheit. So berichtet ein interviewterCoachee etwa von gemeinsamen Tennis- o<strong>der</strong> Golfstundenmit seinem Coach.Die komplexen, ein<strong>an</strong><strong>der</strong> wi<strong>der</strong>sprechenden Aufgabenin den unterschiedlichen, ein<strong>an</strong><strong>der</strong> interpenetrierendenSphären von Beruf, Familie, FreundInnenschaftund Liebesleben müssen in Bal<strong>an</strong>ce gehaltenwerden. Hier scheint <strong>der</strong> Coachingprozess durchpersönliche Anleitung, hohe Aufmerksamkeitszuflüsseund das Versprechen <strong>der</strong> „G<strong>an</strong>zheitlichkeit“Abhilfe zu schaffen. Vermittelt wird, dass Selbstbzw.Grenzm<strong>an</strong>agement erfolgreich trainiert werdenk<strong>an</strong>n. Gleichzeitig aber produziert Coaching die wi<strong>der</strong>sprüchlichenSystemlogiken sowie die Trennung4243


dachs | coachingdachs | coachingbzw. gleichzeitige Kopplung <strong>der</strong> Sphären mit. Sozeigt sich in den verschiedenen visuellen und sprachlichenFormen <strong>der</strong> untersuchten Homepage (Logo,B<strong>an</strong>ner, Fotografie, Selbstbeschreibung, vgl. www.hutner.eu) ein Programm, das einerseits Gemeinschaftlichkeit,Teamwork und Sicherheit vermittelnwill, <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits aber auch einen einsamen, unsicherenWeg abbildet, <strong>der</strong> sich auf eine unbestimmteZukunft hin richtet. Die virtuell veröffentlichte fotografischeInszenierung <strong>der</strong> Coaching-Tätigkeit zeigtden Coachee zwar als befreites, über allen <strong>an</strong><strong>der</strong>ensich erhebendes Subjekt. Die dargestellte Em<strong>an</strong>zipiertheitwird aber durch die immer noch präsenteAnleitung und fast intime Nähe zum Coach bildlichgebrochen. Der Coachee selbst erscheint in diesemWi<strong>der</strong>spruch eingeklemmt.sich nach <strong>der</strong> Zweckrationalität des Marktes steuernlernen.LiteraturBolt<strong>an</strong>ski, Luc und Eve Chiapello (2000): Befreiung vom Kapitalismus?Befreiung durch Kapitalismus? In: Blätter für deutscheund internationale Politik, Jg.45, Heft 4, S. 476-487.Bolt<strong>an</strong>ski, Luc und Eve Chiapello (2003): Der neue Geist desKapitalismus. Konst<strong>an</strong>z: UVK Verlagsgesellschaft.Breckner, Roswitha (2003): Körper im Bild. Eine methodischeAnalyse am Beispiel einer Fotografie von Helmuth Newton. Zeitschriftfür qualitative Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung,1/2003, S. 33-60.Bröckling, Ulrich (2002): Das unternehmerische Selbst undseine Geschlechter. In: Leviath<strong>an</strong>, Jg. 30, Heft 2, S.175-194.Bröckling, Ulrich (2007): Das unternehmerische Selbst. <strong>Soziologie</strong>einer Subjektivierungsform. Fr<strong>an</strong>kfurt/Main: Suhrkamp.Kühl, Stef<strong>an</strong> (2005): Das Scharlat<strong>an</strong>erieproblem. Coaching zwischenQualitätsproblemen und Professionalisierungsbemühung. 90kommentierte Thesen zur Entwicklung des Coachings. Eine Studieim Auftrag <strong>der</strong> deutschen Gesellschaft für Supervision e.V. ImWWW unter http://www.dgsv.de/pdf/Studie_Coaching.pdf (Zugriffvom 19.1.2008)Waldherr, Gerhard (2002): Training fürs Leben. In: br<strong>an</strong>deins 3/2002. Im WWW unter http://www.br<strong>an</strong>deins.de/home/inhalt_detail.asp?id=489&umenuid=1&wh=coaching(Zugriff vom19.1.2008)Augusta Dachs ist Studierende des Masterstudieng<strong>an</strong>gs<strong>Soziologie</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> Uni Wien.Der vorliegende Artikel ist die Kurzfassung einer Seminararbeit,entst<strong>an</strong>den unter Betreuung von Sighard Neckel.Durch die scheinbare Vereinbarkeit von Disziplinierungund emotionaler „Befreiung“ ist es schwierig,Kritik <strong>an</strong> den Programmen <strong>der</strong> Selbstentfaltungsindustriezu ver<strong>an</strong>kern (vgl. Bröckling 2002). Dadie Selbstregierung und Selbstdisziplinierung, soscheint es, völlig freiwillig und unter Wertschätzungaller Persönlichkeits<strong>an</strong>teile von statten geht,fällt es auch schwer, sie als tatsächlich freiheitsmin<strong>der</strong>ndzu verstehen.Froschauer, Ulrike und M<strong>an</strong>fred Lueger (2003): Das qualitativeInterview. Zur Praxis interpretativer Analyse sozialer Systeme.Stuttgart: UTB.Neckel, Sighard (2005): Emotion by Design. Das Selbstm<strong>an</strong>agement<strong>der</strong> Gefühle als kulturelles Programm. In: Berliner Journal für<strong>Soziologie</strong>, Jg.15, Nr. 3, S. 419-430.Reichertz, Jo und Nadine Marth (2004): Abschied vom Glauben<strong>an</strong> die Allmacht <strong>der</strong> Rationalität? O<strong>der</strong>: <strong>der</strong> Unternehmensberaterals Charismatiker. Lässt sich die hermeneutische Wissenssoziologiefür die Interpretation einer Homepage nutzen? In: Zeitschrift fürqualitative Bildungs-, Beratungs-, und Sozialforschung, Jg.5, Heft1, S.7-28.Coachingprogramme leiten letztlich dazu <strong>an</strong>, Ursache-Wirkungszusammenhänge<strong>der</strong> eigenen emotionalenBefindlichkeit nur in einem kleinen Ausschnitt<strong>der</strong> eigenen Mikrowirklichkeit zu verorten. DieSelbstdisziplinierung zu einem „unternehmerischenSelbst“, wie sie auch im Coachingprozess sichtbarwerden k<strong>an</strong>n, ist dabei aber ein höchst politischesProjekt. Es k<strong>an</strong>n dazu dienen, Gesellschaft ökonomischoptimal zu org<strong>an</strong>isieren, indem IndividuenVoswinkel, Steph<strong>an</strong> und Herm<strong>an</strong>n Kocyba (2005): Entgrenzung<strong>der</strong> Arbeit. Von <strong>der</strong> Entpersönlichung zum perm<strong>an</strong>enten Selbstm<strong>an</strong>agement.In: WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.2,S.73-83.Internetquellenwww.coachingdachverb<strong>an</strong>d.at (Zugriff vom 25.1.2008)www.hutner.eu (Zugriff vom 2.2.2008)4445


weitl<strong>an</strong>er | zw<strong>an</strong>gs-freiheitweitl<strong>an</strong>er | zw<strong>an</strong>gs-freiheit„Kopftuch-Zw<strong>an</strong>g“vs. „Minirock-Freiheit“Ein Essay über die Vielfältigkeit von„Zw<strong>an</strong>gs-Freiheiten“ in ÖsterreichVON Silvia Anna Weitl<strong>an</strong>erDer FilterSeit einiger Zeit beschäftigt sie sich mit <strong>der</strong> Thematikdes Kopftuchs.Ihre Ged<strong>an</strong>ken wirken wie ein Filter für ihren Blick.Selektiv und bewusst betrachtet sie die Frauen auf<strong>der</strong> überfüllten Mariahilfer Straße. Da gibt es großeund kleine, dicke und dünne, Frauen mit Kin<strong>der</strong>nund Frauen im Rollstuhl. Viele davon tragen eineKopfbedeckung.Ihr Blick bleibt stehen. Eine alte Frau mit Kopftuchgeht <strong>an</strong> ihr vorbei. Das ist sicher eine Österreicherin,denkt sie so bei sich. Ihr Blick w<strong>an</strong><strong>der</strong>t weiter undtrifft auf eine junge Frau mit Rastazöpfen. Ihr geflochtenesHaar ist liebevoll drapiert und von einemfarbenfrohen Kopftuch zusammengehalten. Ihr Weghat sie mittlerweile bis zur Kirchengasse geführt. DieKirchturmglocken läuten. Das Haupttor öffnet sich.Ein frisch vermähltes Ehepaar kommt aus <strong>der</strong> Tür.Wie wun<strong>der</strong>voll und prächtig die Braut mit ihremHochzeitsschleier aussieht. Eine kleine Gruppe vonOrdensschwestern folgt den frisch Vermählten. IhrHaupthaar ist durch einen Schleier verdeckt. EinZeichen ihrer Frömmigkeit. Ein Zeichen ihrer Hingabezu Gott, denkt sich die junge Frau.Über die M<strong>an</strong>nigfaltigkeitPlötzlich wird ihr klar, wie sehr das Kopftuch einTeil ihrer eigenen Kultur ist. Dieses Kopftuch, dasin vielen Diskursen rund um die MuslimInnen inÖsterreich so oft verteufelt wird. Jenes, welchesgerne als Erklärungsvorw<strong>an</strong>d und Zeichen für dieRückständigkeit <strong>der</strong> ‚An<strong>der</strong>en‘ verwendet wird (vgl.Höglinger 2002: 1<strong>01</strong>ff). Eben dieses ist <strong>der</strong> österreichischenGesellschaft selbst nicht fremd.Um so interess<strong>an</strong>ter erscheint hier <strong>der</strong> Opportunismus,mit welchem die Kopftuchdebatte im In- undAusl<strong>an</strong>d geführt wird. Was im Hinblick auf die eigeneKultur keiner Diskussion bedarf, wird für eineKonstruktion ‚des Fremden‘ plötzlich zentral.Während das Kopftuch als modisches AccessoireEinzug in den Kleidungsstil vieler ‚westlicher‘ Frauengehalten hat – und dort dem Ausdruck einer individuellenIdentität dient – werden identitätsstiftendeAspekte bei Musliminnen häufig nicht <strong>an</strong>- und erk<strong>an</strong>nt.Im Gegenteil.Die muslimische Community und ihre Frauen werdenim öffentlichen Diskurs vorzugsweise als homogeneGruppe dargestellt (vgl. Fleisch<strong>an</strong><strong>der</strong>l et al.2007). Individuelle Entscheidungsprozesse und Beweggründefür - o<strong>der</strong> gegen - das Tragen des Kopftuchsrücken dabei in den Hintergrund. In solchenDiskursen hat es oft den Anschein, als ob ‚alle‘ Musliminnen‚das Kopftuch‘ tragen würden. Hier wirddie Kopfbedeckung zum kollektiven Stigma einerreligiösen Min<strong>der</strong>heit und dient somit <strong>der</strong> Homogenisierungeiner <strong>an</strong> sich sehr heterogenen Menschengruppe.Dass viele muslimische Frauen das Kopftuchnicht tragen, scheint in diesen Diskursen selten vonRelev<strong>an</strong>z zu sein.DiversitätDoch gerade hier gilt es - im Sinne einer „Vermenschlichung“solcher Diskurse - zu differenzieren. Nichtnur, dass sich die muslimische Community in Österreichaus Menschen unterschiedlichster Herkunftzusammensetzt, son<strong>der</strong>n vor allem die Tatsache, dass4647


weitl<strong>an</strong>er | zw<strong>an</strong>gs-freiheitweitl<strong>an</strong>er | zw<strong>an</strong>gs-freiheitdie weiblichen Mitglie<strong>der</strong> dieser religiösen Min<strong>der</strong>heitIndividuen mit einer eigenständigen Persönlichkeitensind, soll innerhalb des vorliegenden Essay inden Mittelpunkt gerückt werden. Gerade über dieBetrachtung persönlicher Motivationen für - o<strong>der</strong>gegen - das Tragen des Schleiers k<strong>an</strong>n und soll dieserFor<strong>der</strong>ung genüge get<strong>an</strong> werden.„Only Politics“Das Kopftuch ist seit einigen Jahren das wohl amhäufigsten diskutierte Kleidungsstück Europas. Darüberwerden For<strong>der</strong>ungen nach Säkularisierung, Integration(und/o<strong>der</strong> Assimilation) auf die muslimischenFrauen projiziert. Der weibliche Körper wirdin diesem Zusammenh<strong>an</strong>g zur Projektionsflächeeurozentrischer Betrachtungsweisen verschiedensterinteressenspolitischer Gruppierungen.Wir alle kennen die gängigen Argumente des rechtspolitischenFlügels in Österreich. Nicht selten werdenvon diesem Klischeebil<strong>der</strong> über das Kopftuch<strong>der</strong> muslimischen Frauen konstruiert und verhärtet.Der Angst vor einem <strong>an</strong>wachsenden Fundamentalismusinnerhalb <strong>der</strong> muslimischen Bevölkerungwird dabei über die Diskriminierung und Diskreditierungvon Frauen und ihren Kopftüchern Ausdruckverliehen. So werden diese Frauen häufig alsGefahr für die westliche Zivilgesellschaft dargestelltund dienen rechtspopulistischen Gruppen und Parteiendazu, einen sich radikalisierenden Islam zupropagieren (Vgl. z.B. http://www.fpoe.at/index.php?id=477&backPID=1741&tt_news=16530u.a.m.).Des Weiteren sieht m<strong>an</strong> sich im öffentlichen Raumhäufig mit Argumenten des linkspolitischen Flügelskonfrontiert, welcher im Kopftuch ein Symbol <strong>der</strong>universellen Unterdrückung muslimischer Frauen zuerkennen glaubt. Unter dem Vorw<strong>an</strong>d, diesen Frauenhelfen zu wollen, werden For<strong>der</strong>ungen nach Frauenrechtenlaut, ohne jedoch den Stimmen <strong>der</strong> betroffenenAkteurInnen Relev<strong>an</strong>z beizumessen. „The veil istaken as the inherently oppressive <strong>an</strong>d unfree natureof the entire tradition of Islam <strong>an</strong>d Oriental cultures<strong>an</strong>d by extension it is used as a proof of oppressionof women in these societies.“ (Yegenoglu 1998: 99in Höglinger 2002: 105f)RitualisierungDie oben <strong>an</strong>geführten, stereotypen Argumente bezeichnetdie Kultur- und Sozial<strong>an</strong>thropologin MonikaHöglinger in ihrem Aufsatz Verschleierte Frauenin Österreich als „Ritualisierung des Diskurses“(vgl. Höglinger 2006). Die Gefahr solcher „Ritualisierungen“liegt immer dort vor, wo differente unddiversifizierende Argumente nicht mehr wahrgenommenwerden. Daher besteht das Risiko, dass esüber populistische Argumentationsstränge zu einerHomogenisierung und Kriminalisierung <strong>der</strong> MuslimInnenin Österreich kommt. Zudem werden übersolche Diskurse ‚Feindbil<strong>der</strong>‘ konstruiert - und haltenEinzug in die Köpfe Vieler.Alternative BetrachtungsweiseEbenso geht es Höglinger in ihrem Buch VerschleierteLebenswelten um das Aufzeigen alternativer Betrachtungsweisen<strong>der</strong> Thematik. Sie bemüht sich umeine Darstellung <strong>der</strong> „Gefühle aus <strong>der</strong> Nähe“ – umeine sogen<strong>an</strong>nte emische Perspektive 1 . Über Interviewsmit Frauen aus <strong>der</strong> muslimischen Communityin Österreich versucht sie, die unterschiedlichstenBeweggründe für o<strong>der</strong> gegen das Tragen des Kopftuchszu eruieren. Durch ihre Arbeit gelingt es <strong>der</strong>Autorin, die Vielfalt solcher Motivationen darzustellen– und auch mit dem hartnäckigen Klischee<strong>der</strong> weiblichen Unterdrückung ‚im Islam‘ aufzuräumen.Höglinger zeigt in ihrem Buch auf, wie sehrdas Selbstbild dieser Frauen dem Klischeebild <strong>der</strong>Mehrheitsgesellschaft wi<strong>der</strong>spricht. Diese sonst sooft als homogen begriffene Gruppe erfährt dadurcheine längst ausständige Heterogenisierung und „Vermenschlichung“.„Das Kopftuch bekommt viele Gesichter“(Höglinger 2002: 42-1<strong>01</strong>)Eine Frage <strong>der</strong> IndividualitätIm Zuge dessen wird klar, wie groß <strong>der</strong> Einfluss desIndividuums auf die ‚Kopftuchfrage‘ ist. Dies äußertsich in offensichtlichster Form durch das individuelleErscheinungsbild <strong>der</strong> muslimischen Frauen. Es istkein seltenes Phänomen, dass vor allem junge Musliminnenin ihrer Klei<strong>der</strong>wahl gerne Farbe bekennen.Ihre Kleidung orientiert sich d<strong>an</strong>n <strong>an</strong> mo<strong>der</strong>nen Modeströmungenund einem jugendlichen Lebensstil.An<strong>der</strong>e bevorzugen demgegenüber die klassischere„Kopftuch-M<strong>an</strong>tel-Kombination“ in schlichterenFarben und wie<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e tragen eine Burka. Es gibtMuslima, die Hosen bevorzugen, wohingegen diesfür <strong>an</strong><strong>der</strong>e Frauen aus <strong>der</strong> Community nicht mit ihrenpersönlichen und religiösen Überzeugungen zuvereinbaren ist.Mag es für ein ungeübtes, westliches Auge den Anscheinhaben, als ob all diese Frauen gleich sind, istes unter genauerer Betrachtung nicht von <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dzu weisen, wie vielfältig und different die Empfehlungen<strong>der</strong> Kor<strong>an</strong>suren (vgl. Sure 33:59, 24:30-31) 2im Alltagsleben dieser Frauen interpretiert werden.Positive Aspekte <strong>der</strong> KopftuchsIn den von Höglinger geführten Interviews wirddeutlich, dass das Tragen des Kopftuchs in Österreichkeinem tatsächlichen Zw<strong>an</strong>g unterworfen ist.Vielmehr ist es den Frauen ein persönliches Anliegen,ihrer bewussten Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzung mit ‚demIslam‘ hierdurch Ausdruck zu verleihen. Das Kopftuchbedeutet für sie die Möglichkeit <strong>der</strong> Schaffungeines stolzen Selbstbewusstseins und eines positivenSelbstwerts. Weitere Vorteile liegen für viele Trägerinnenin seiner identitäts- und gruppenstiftendenEigenschaft. Vor allem in <strong>der</strong> Migration bietet esdie Möglichkeit, eine spirituelle und soziale Heimatzu finden (vgl. Höglinger 2006: 87-103). Die religiöseGemeinschaft wird zu einer ‚großen Familie‘,welche Schutz und Rückhalt vor rassistischen unddiskriminierenden Übergriffen in <strong>der</strong> Alltagsweltbietet. „Durch das Kopftuch wird das Bekenntniszum Islam ausgedrückt, es vermittelt Identität undZugehörigkeit und wird Ausdruck eines - von <strong>der</strong>„Mehrheitsgesellschaft“ als <strong>an</strong><strong>der</strong>s empfundenen -muslimisch-weiblichen Selbstverständnisses.“(vgl. Höglinger 2006: 87-103)Die emische PerspektiveVon <strong>der</strong> Aufnahmegesellschaft wird diese Suche nacheinem positiven Selbst- und Frauenbild innerhalb <strong>der</strong>muslimischen Community oft nicht wahrgenommeno<strong>der</strong> zumeist falsch interpretiert. Durch eine eurozentrischeBetrachtungsweise wird übersehen, dassdas Kopftuch seine Trägerinnen nicht unterdrücken,son<strong>der</strong> viel mehr schützen, soll. Schützen davor, ein„Objekt <strong>der</strong> männlichen Lust“ zu werden. DieserSchutz gibt den Frauen die Möglichkeit, sich im öf-4849


weitl<strong>an</strong>er | zw<strong>an</strong>gs-freiheitweitl<strong>an</strong>er | zw<strong>an</strong>gs-freiheitfentlichen Raum frei und ungezwungen zu bewegen.Durch eine Verhüllung <strong>der</strong> körperlichen Reize wirdzudem auch die Persönlichkeit <strong>der</strong> Trägerin in denMittelpunkt gerückt. Daher verschafft das Tragendes Kopftuchs den Frauen auch eine kulturspezifischeForm von Respekt und Anerkennung innerhalb<strong>der</strong> eigenen Community.Em<strong>an</strong>zipation „reloaded“Dahinter steht ein gänzlich differentes Verständnisvon Freiheit, Schönheit und Em<strong>an</strong>zipation. MuslimischeFrauen fühlen sich auch mit dem – o<strong>der</strong> geradedurch das – Tragen des Schleiers attraktiv, freiund em<strong>an</strong>zipiert. Vor allem junge Muslima, die inÖsterreich aufgewachsen sind, engagieren sich fürdie Rechte <strong>der</strong> Frauen, nehmen ungehin<strong>der</strong>t am öffentlichenLeben teil und lassen sich nicht mehr aufdie private Sphäre reduzieren. Das Kopftuch wirdhier neu erfunden – gilt als mo<strong>der</strong>n und zeitgemäß.Mo<strong>der</strong>ne Lebenswelten werden so dem religiösenGlauben auf synkretistische Art und Weise verbunden.Das westliche Em<strong>an</strong>zipationsmodell wirddemzufolge muslimisch uminterpretiert. Es erfährtin diesem Kontext eine Neudeutung und wird zu einerAlternative gegenüber dem westlich-freizügigenSchönheitsideal. Für viele MuslimInnen hat die ‚imWesten‘ <strong>an</strong>zutreffende, mediale und öffentlicheObjektivierung des weiblichen Körpers nicht vielmit ihrem Verständnis von Freiheit, Em<strong>an</strong>zipationund Gleichberechtigung zu tun. (vgl. Höglinger2006: 87-103)Das MaSS aller DingeÜber diese kulturspezifische Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzung mitwestlichen Werthaltungen und Rollenbil<strong>der</strong>n formulierendie weiblichen Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> muslimischenCommunity alternative Perspektiven. Die in diesemZusammenh<strong>an</strong>g vorgebrachten Artikulationen werdenzu einer „Kritik von Außen“, über welche erstdeutlich wird, wie heuchlerisch und eurozentrischm<strong>an</strong>che westlichen Werte tatsächlich sind. Hier wirddas ‚eigene‘ Verständnis von Schönheit, Freiheit undEm<strong>an</strong>zipation zur objektiven Wahrheit zum Maß allerDinge hochstilisiert.Dabei übersieht m<strong>an</strong>(n) nur all zu oft, wie groß <strong>der</strong>Druck einer westlich orientierten Konsumgesellschaftauf die weiblichen Mitglie<strong>der</strong> eben dieser ist.Die Tatsache, dass zahlreiche westliche Frauen untereinem regelrechten Schönheitswahn leiden, m<strong>an</strong>ifestiertsich in verschiedensten gesellschaftlichenBereichen. Schönheitskorrekturen, Essstörungenund fin<strong>an</strong>zielle Verschuldung auf Grund von ‚Shoppingexzessen‘sollen den geringen Selbstwert, unterdem zahlreiche weibliche Mitglie<strong>der</strong> westlicher Gesellschaftenleiden, ausgleichen. Schönheit wird hierzu einem Statussymbol, welches die jeweilige Persönlichkeitvieler Frauen in den Hintergrund rückenlässt. ‚Trendy‘ Styling, künstlich gebräunte Hautund eine perfekte ‚Minirock-Figur‘ stellen somit einekulturspezifisch-westliche Zw<strong>an</strong>gs-Freiheit dar, vonwelcher aber durch die Fokussierung auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e,noch viel ‚unfreiere‘ Frauen, abgelenkt wird.Die „Minirock-Freiheit“Und daher fragt sie sich seit einiger Zeit am Morgen,wenn Sie wie<strong>der</strong> eine halbe Stunde früher aufsteht,um ihr Make-up zu machen und ihre Haare perfektzu frisieren: „Sind die Frauen im Westen wirklichfreier und em<strong>an</strong>zipierter als m<strong>an</strong>ch eine Muslima?“Und wenn Sie auf dem Weg zur Arbeit <strong>an</strong> einer Plakatw<strong>an</strong>dmit halbnackten Pin-ups vorbeistöckeltund dabei ihren Minirock zurecht rückt, stellt Siesich nicht selten die Frage: „Ist das Em<strong>an</strong>zipation?“Anmerkungen1„An emic model is one which explains the ideology or behaviourof members of a culture according to indigenous difinitions“ (BarnardA./Spencer J. 1996:180ff).2Knieps 1993: 204 in Höglinger 2002: 69-71; Höglinger 2006:94-96LiteraturBarnard A./Spencer J. (Hg.) (1996): Encyclopädia of Social <strong>an</strong>dCultural Anthropology. Routledge, London.Höglinger, Monika (2006): Verschleierte Frauen in Österreich.In: Sauer B./Knoll E. (Hg.): Ritualisierung von Geschlecht. FacultasVerlags- und Buchh<strong>an</strong>dels AG. Wien. S. 87-103.Höglinger, Monika (2002): Verschleierte Lebenswelten. ZurBedeutung des Kopftuchs für muslimische Frauen. EthnologischeStudie. Edition Roesner. Wien.Fleisch<strong>an</strong><strong>der</strong>l B./Kozm<strong>an</strong>n V./Neureiter A./, Steffek A./Weitl<strong>an</strong>erS. (2007): „Religion als Feindbild – <strong>der</strong> Islam im Zentrumaktueller Debatten“. In: (Hg.) ZARA, Rassismus Report 2007.Einzelfall-Bericht über rassistische Übergriffe und Strukturen inÖsterreich. M<strong>an</strong>z Crossmedia, Wien, S. 68-69.Internetquellehttp://www.fpoe.at/index.php?id=477&backPID=1741&tt_news=16530 (zuletzt eingesehen, 08.02.20<strong>09</strong>).Silvia Anna Weitl<strong>an</strong>er, 27 Jahre jung, in <strong>der</strong> Diplomarbeitsphase,Studentin <strong>der</strong> Kultur- und Sozial<strong>an</strong>thropologieund <strong>Soziologie</strong>, freiwillige MitarbeiterIn <strong>der</strong> ArbeitsgemeinschaftWissenschaft des DokumentationsarchivsIslamophobie (DAI) seit 2006.5051


wejwar | em-quadratausblick | impressum | offenlegungzum schluss ein <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gsonntagnachmittag um vier die straßen sind rotweiß kariert menschen tragen kroatischebierwerbung auf ihren köpfen und wuseln um das stadion herum wie mistkäfer die stationist schon wesentlich bunter da gibt es braune bierflaschen halbe und g<strong>an</strong>ze goldenegrüne und graue bierdosen lassen den bahnsteig ein wenig euopameisterschaftlicher aussehenwer dachte wien sei dreckig hat die rechnung ohne den fußball gemacht da hilftdas sackerl fürs gackerl auch nicht mehr eine wild gewordene rotweißkarierte meuteschwappt durch den l<strong>an</strong>gen g<strong>an</strong>g und bringt die scherben auf dem fußboden mit ihrenprunftschreien zum schwingen massenmobilisation o<strong>der</strong> war es motivation durch sportkommt mir bek<strong>an</strong>nt vor und wozu das alles natürlich könnte m<strong>an</strong> jetzt die altbek<strong>an</strong>ntezynische bemerkung hervorkramen was denn elf menschen und ein ball und so weiterwürde uns aber auch nicht weiter bringen was noch viel eher weiterbringt sind die <strong>an</strong>geschwollenenmenschenschwalle die sich durch die stadt wälzen und verwüstung hinterlassenals scheinbar einziger mensch in dieser stadt <strong>der</strong> nicht zum stadion will son<strong>der</strong>ngenau in die <strong>an</strong><strong>der</strong>e richtung hat m<strong>an</strong> es nicht leicht was die liebe euro außer mist vonmassen und massenmist sonst noch für uns hat sie gibt gevatter überwachungsstaat dieeinmalige ch<strong>an</strong>ce unbemerkt seine wurzeln zu schlagen natürlich stört es uns alle nichtwenn wir beim überdiestraßegehen gefilmt werden wird ja erstens sowieso nicht gespeichertdarf m<strong>an</strong> ja auch nicht und zweitens tun wir ja e nix wofür wir uns genieren müsstennicht auf <strong>der</strong> straße zyniker würden behaupten das ginge zu weit aber bei <strong>der</strong> steigendenkriminalität ach sollen sie doch filmen klar als nächstes stürmt vielleicht noch die wegaprivatwohnungen von keine ahnung tierschützern vielleicht aber so weit sind wir ja nochnicht o<strong>der</strong> nichtsdestotrotz sieht uns die tatsache o<strong>der</strong> wer auch immer ins Auge undzwar durch die vielen kameras die versteht sich von selbst aus sicherheitsgründen <strong>an</strong> denfußgängerampeln in <strong>der</strong> stadt installiert worden sind ob big brother fußball gespielt hat?Damit diese Seite nicht die letzte bleibt und damit dieser neu geschaffene Raum nicht gleich wie<strong>der</strong> zum Abstellkammerl werdensoll, brauchen wir eure Unterstützung!Für die nächste Ausgabe ist <strong>der</strong> Schwerpunkt „Kultur|Migration“ gepl<strong>an</strong>t, falls also Arbeiten, Essays, o<strong>der</strong> auch g<strong>an</strong>z <strong>an</strong><strong>der</strong>e Textsortenzu diesen, aber auch <strong>an</strong><strong>der</strong>en Themen in euren Schubladen zu verschwinden drohen, schickt sie <strong>an</strong> unsere Redaktion unterzwischen_raeume@gmx.at.Folgenden Anfor<strong>der</strong>ungen sollen die Texte entsprechen:- max. 13.000 Zeichen (mit Leerzeichen!)- Zitation im Text: (Autor Jahr: Seitenzahl); wörtliche Zitate mit Anführungszeichen- Bil<strong>der</strong> u Tabellen (nur Excel) extra schicken mit Verweisen im Text- Hervorhebungen im Text sind einheitlich (kursiv) zu gestalten- Kurze Info über den/die AutorInZusätzlich zu den wissenschaftlichen Texten ist auch in Zukunft gepl<strong>an</strong>t, Raum für KünstlerInnen und Kreative zu bieten.Bei Interesse schickt eure Fotos, Illustrationen, literarische Arbeiten, etc. einfach <strong>an</strong> zwischen_raeume@gmx.at!Gerne sind in den Zwischen|Räumen auch LeserInnenbriefe willkommen. Auf Anfrage zu einem konkreten Text stellen wir auchgerne Kontakt zu einem/r AutorIn her.Wir freuen uns auf eure Zusendungen, Anregungen und Kritik,die RedaktionImpressum:Herausgeber: Vorst<strong>an</strong>d des GVFSPS: Petra Wejwar, Jakob Hartl, Lukas Dünser, Juli<strong>an</strong> PleyerMedieninhaber, Redaktions- und Verwaltungsadresse: GVFSPS - Gemeinnütziger Verein zur För<strong>der</strong>ungsozial- wissenschaftlicher Publikationen von Studierenden, 1<strong>09</strong>0 Wien, Rooseveltplatz 2Hersteller, Herstellungs- und Erscheinungsort: digidruck | Triester Straße 33 | A-1100 WienRedaktion: Lukas Dünser, Maximili<strong>an</strong> Freissler, Doris Graß, Jakob Hartl, Juli<strong>an</strong> Pleyer, Friedrich Teutsch, Petra WejwarLayout: Isabella Reisenzaun & www.ohm.atTitelfoto: Samuel David Sinclair © suuperguut.comKünstlerInneninsert: Elisabeth Charwatvon petra wejwarOffenlegung gemäSS §25 Mediengesetz:Die Zeitschrift „zwischen|räume. Blattform <strong>Soziologie</strong>“ ist zu 100% im Besitz des GVFSPS - Gemeinnütziger Verein zur För<strong>der</strong>ungsozial- wissenschaftlicher Publikationen von Studierenden mit Sitz in Wien.Herausgeber ist <strong>der</strong> Vorst<strong>an</strong>d des GVFSPS: Petra Wejwar, Jakob Hartl, Lukas Dünser, Juli<strong>an</strong> PleyerDie Zeitschrift „zwischen|räume. Blattform <strong>Soziologie</strong>“ versteht sich als offenes Medium, das allen Studierenden die Möglichkeitzu Publikation und Diskussion bieten möchte.5253

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