gezielte Verdummung - Ensuite
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uns als Blödmann zu bezeichnen, sagten wir einander<br />
«Du alter Wombat». Einfach als Ersatz für<br />
«Dumm».<br />
Ihr habt ja sogar ein Lied, das Tieren gewidmet<br />
ist: «Tales of boys, girls and marsupials».<br />
Ja, wir wollten unseren eigenen «Themen» haben.<br />
Etwas, mit dem man uns erkennen kann. Wir beginnen<br />
die meisten Shows mit diesem Song. Also wenn<br />
uns danach ist.<br />
Wo holst Du denn die Inspiration, um deine<br />
Texte zu schreiben? Die sind nämlich extrem<br />
geistreich, zum Teil auch ironisch…<br />
Und trocken. Ich schreibe eigentlich nur über Sachen,<br />
die ich getan habe oder die mir passiert sind.<br />
Sachen, welche ich die ganze Zeit mache, obwohl<br />
ich weiss, dass das Endergebnis schlimm sein wird.<br />
Dann verdreh ich das Ganze ein wenig, mache es ein<br />
wenig dramatischer als was es in Wirklichkeit war,<br />
obwohl es sich für mich so anfühlte. Ja, also meine<br />
Songs drehen sich um vergangene Erfahrungen,<br />
um echte Sachen halt.<br />
Das ist eigentlich ziemlich übel, denn ich benutze<br />
oft Mädchennamen und meine Exfreundin<br />
heisst Laura und sie mag einzelne Lieder nicht so.<br />
Ich denke, das ist der Nachteil, wenn du ehrliche<br />
Songs schreibst.<br />
Geben diese Leute Dir Rückmeldungen über<br />
diese Texte? Wie zum Beispiel Deine Exfreundin.<br />
Ja, schon. Meine Exfreundin weinte an Konzerten,<br />
als ich den Song spielte («party in a forest<br />
(where’s Laura?)») und wir gerade Schluss gemacht<br />
haben. Und meine aktuelle Freundin, die geht an die<br />
Bar, wenn wir dieses Lied spielen. Dort sagt sie dann<br />
dem Barkeeper: «Das ist mein Stichwort für einen<br />
Drink.».<br />
Einer Eurer Band ist ja aus Norwegen, gibt’s<br />
da nie Verständnisprobleme?<br />
Ja, Tort ist aus Norwegen. Gott nein, in Norwegen<br />
sprechen sie besseres Englisch als viele Engländer<br />
es tun. Sie lernen es von klein auf in der Schule. Er<br />
kam auf Liverpool, um zu studieren, da haben wir<br />
uns kennengelernt.<br />
Und Du und Dan habt Euch vorher am Paul<br />
McCartney Institute kennengelernt.<br />
Genau, wir haben uns im ersten Jahr kennengelernt<br />
und am Anfang dachte ich, er sei ein selbstüberzeugter<br />
Idiot. Er hatte so ein Piercing an der<br />
rechten Augenbraue und er hat versucht seine<br />
Haare rosa zu färben, was allerdings voll daneben<br />
ging, denn seine Haare waren am Ende grau. Irgendwann<br />
gab’s dann so eine Party und ich torkelte<br />
stockbesoffen in sein Zimmer herein. Dort tranken<br />
wir noch ein wenig Wein. Nach diesem Ereignis wurden<br />
wir sehr enge Freunde.<br />
Was ist das Schlimmste, was Du je gemacht<br />
hast?<br />
Die Liste ist unendlich. Das wirklich Schlimmste,<br />
was ich je gemacht habe… Ich weiss nicht, ob ich<br />
das jetzt sagen soll. Na ja, so um acht Uhr morgens<br />
an einer Party, habe die ganze Nacht durch blödes<br />
Zeug geschwatzt und Sachen genommen… Ich war<br />
so weggetreten, dass ich eine Woche lang nicht<br />
mehr sprach. Und danach mussten sie mich ins Spital<br />
bringen. Das war die schlimmste Erfahrung, die<br />
ich je gemacht habe.<br />
Du bist im Spital gelandet, nach einer Woche?!<br />
Ja. Die mussten mir Beruhigungsmittel geben,<br />
um mich runterzuholen. Aber das ist wirklich das<br />
Schlimmste, was ich je getan habe. Ich habe daraus<br />
gelernt.<br />
Kannst Du uns eine überbewertete Band nennen?<br />
Ich glaube die Klaxons werden ziemlich überbewertet.<br />
Ich glaube, es ist eine Frage des Geschmacks.<br />
Ich mag Songs, die eine gewisse Struktur haben,<br />
welche einen gewissen Sinn ergeben. Die schreiben<br />
irgendwas und kleistern es nachher irgendwie wieder<br />
zusammen. Aber sie sind trotzdem eine coole<br />
Band. Ich weiss einfach nicht, was mit ihren Lyrics<br />
los ist.<br />
Wie würdest Du sterben wollen?<br />
(lacht) Wie ich gerne sterben möchte. Es sollte<br />
etwas dramatisch Blödes sein. Wie zum Beispiel<br />
mich auf meinem Stuhl zurücklehnen und von<br />
einem Wolkenkratzer stürzen. Und wenn ich dann<br />
auf dem Boden klatsche, will ich ca. zehn Leute<br />
mitziehen. Wenn ich schon sterbe, dann will ich es<br />
irgendwo in den Schlagzeilen haben. Ich will es so<br />
dramatisch wie möglich haben, aber es soll nichts<br />
Trauriges sein. Die Leute müssen es feiern wollen,<br />
dass ich so gestorben bin.<br />
«Raise your glass to the ceiling».<br />
Ja! Genau.<br />
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ensuite - kulturmagazin Nr. 60 | Dezember 07 23