Gemeindebrief 1 - Ev.- Luth. Kirchengemeinde Heiligengeist in Kiel

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4 | Gemeindebrief 1 | 2012
Theologischer Beitrag Ostern„Am dritten Tageauferstanden vonden Toten“Wir bekennen seit Jahrhunderten in unseremGlaubensbekenntnis, dass Jesus von den Totenauferstanden ist, und schon die frühen Christenbegrüßten sich am Ostermorgen mit den Worten:„Der Herr ist auferstanden!“ und die Antwortlautete: „Er ist wahrhaftig auferstanden.“Aber ist er denn auferstanden oder nicht dochauferweckt worden? Aus dem neuen Testamentkennen wir beide Beschreibungen: So heißt esz.B. im Markusevangelium: „Er ist auferstanden,er ist nicht hier.“ (Mk 16,6), während Paulusschreibt: „ist Christus nicht auferweckt, soist euer Glaube ein leerer Wahn.“ (1. Kor. 15,17)Wenn wir diese Bibelstellen nebeneinanderstellen., dann haben wir sofort Bilder im Kopf,die uns Auferstehung und Auferweckung unterscheidenlassen. Es scheint ein Unterschiedzu sein, ob jemand selber aufersteht oder docheher erweckt, auferweckt, geweckt wird. Auferstehungist nach unseren Vorstellungen solchein aktiver Akt. Jesus selbst ist auferstanden.Reden wir aber von Auferweckung, so gehenwir von einem Handeln Gottes, des Vaters, anseinem Sohn aus. Um diese unterschiedlichenVorstellungen ranken sich viele theologischeDiskussionen. Schon auf den frühen Konzilenwurde darum gerungen und der Versuch derErklärung reicht bis in die Dogmatiken der heutigenZeit. Natürlich kann man die Diskussioneinfach abtun, weil eigentlich entscheidend ist,dass Jesus als Christus lebt. Aber durch einenkurzen Blick auch auf solche theologischen Fragen,können wir uns immer mal wieder unsererGlaubensgrundlagen vergewissern. Das Bild derAuferstehung betont die Einheit von Gott Vaterund Sohn. Die Rede von der Auferweckung hingegenlässt das wahre Menschsein Jesu in denBlickpunkt rücken. Er hat wirklich gelitten undsich ganz dem Willen seines Vaters hingegeben.Gott ist das handelnde Subjekt. Beide Tatsachensind für unseren christlichen Glauben ganz entscheidend.Vater und Sohn sind eins, aber Jesuswar eben auch wirklich wahrer Mensch. Diefrühen Christen wollten, ob sie nun das griechischeWort für Auferstehung oder Auferweckungwählten, eins betonen: der Verstorbenelebt im wahrsten Sinne des Wortes leib-haftig..Sie grenzten sich ab von der Vorstellung, dassbeim Tod eines Menschen die Seele den Körperendgültig verlässt und stellten sich zugleich indie jüdische Tradition der Hoffnung auf Auferweckungaller Toten zum Ende der Zeit.2012 | Gemeindebrief 1 | 5
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