Klinoptikum 01/2009 - LKH-Univ. Klinikum Graz
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Gendermedizin betrachtet die Medizin unter<br />
geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten<br />
und beruht auf der Erkenntnis, dass sich<br />
die beiden Geschlechter wesentlich mehr unterscheiden,<br />
als man bisher angenommen und zugegeben<br />
hat. Das betrifft sowohl die psychologischen<br />
als auch die biologischen Unterschiede.<br />
Frauen und Männer haben ein ziemlich unterschiedliches<br />
Gesundheitsbewußtsein. Frauen nehmen<br />
z. B. wesentlich häufiger Vorsorgeuntersuchungen<br />
wahr, sie berichten völlig anders über ihre<br />
Erkrankung und leben auch ganz anders mit ihrer<br />
Erkrankung. Männer hingegen gehen weniger häufig<br />
zum Arzt, neigen ihren Körper betreffend zu<br />
Dissimulation und Bagatellisierung.<br />
Krankheiten äußern sich auch bei Frauen und<br />
Männern auf unterschiedliche Weise, so wie auch<br />
der Stoffwechsel und die Wirkung von Medikamenten<br />
unterschiedlich sind. Das Vorhandensein<br />
18 Ausgabe 1/<strong>2009</strong><br />
MEDIZIN<br />
GENDERMEDIZIN –<br />
modernes Schlagwort oder Notwendigkeit?<br />
Forschungen zeigen, dass der vermeintlich kleine Unterschied zwischen Mann und Frau so klein gar<br />
nicht ist. Frauen erkranken häufiger als Männer an Autoimmunerkrankungen, Männer häufiger als<br />
Frauen an Magenkrebs und es mangelt ihnen an herzschützendem Östrogen. Gendermedizin ist die<br />
Kunst, all diese Unterschiede zu berücksichtigen.<br />
Unterschiedliche Wirksamkeit bestimmter Medikamente bei Frauen und Männern trotz gleicher Dosierung.<br />
der Hormone hat einen Einfluß auf die Wasser-<br />
Muskel-Fettverteilung und die Enzymausstattung<br />
der Leber. Der Abbau vieler Medikamente wie<br />
z.B. Herzmedikamente oder Schmerzmittel ist bei<br />
Frauen verzögert und Wirkung und Nebenwirkung<br />
halten länger an. Das führt – bei gleicher Dosierung<br />
– zu unterschiedlicher Wirksamkeit bestimmter<br />
Präparate bei Frauen und Männern.<br />
Medikamentenstudien wurden bisher aber hauptsächlich<br />
an jungen Männern durchgeführt und die<br />
Erkenntnis, dass die Ergebnisse aus diesen Studien<br />
nicht immer 1:1 auf Frauen umzulegen sind, hat<br />
sich nur langsam durchgesetzt.<br />
Herz-Kreislauferkrankungen<br />
und Diabetes<br />
Der Herzinfarkt galt bis weit in die 80er Jahre als<br />
typisch männliches Risiko. Heute weiß man, dass<br />
eigentlich sogar mehr Frauen daran versterben.