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Wirtschaft Konkret Nr. 423 - Wirtschaft Konkret by Euler Hermes

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<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>nen. „Im Jahr 2050 werde ich 102 Jahrealt sein“, erklärte er der Wochenzeitung„Die Zeit“, „und ich habe nicht nur vor,dann noch am Leben zu sein, sondernsogar ziemlich fit zu sein.“ Schon in10 bis 15 Jahren, glaubt er, werde dieBiologie die Werkzeuge erforschthaben, um den Alterungsprozess aufzuhaltenoder sogar umzukehren. UndAltersforscher assistieren, mit demmenschlichen Körper sei das genausowie mit einem Haus: Wenn alle Schädenrechtzeitig repariert würden, habedas praktisch eine unbegrenzteLebensdauer.Kurzweil ist auch davon überzeugt,dass Maschinen in wenigen Jahrenintelligenter sein werden als Menschen.„Bis 2030 wird die nichtbiologischeIntelligenz mit der menschlichengleichgezogen haben“, prophezeit er,„danach wird sie uns hinter sich lassen“.Und schon 15 Jahre später werdendie Menschen keine Chance mehrhaben, „denn die nichtbiologischeIntelligenz, die in jenem Jahr geschaffenwird, wird etwa eine Milliarde Malso groß sein wie die aller Menschen vonheute“, so der Forscher.Die amerikanische EvolutionstheoretikerinSusan Blackmore glaubt sogar,dass mit Computern und Internet eineEvolution gestartet wurde, in der einesTages die Maschinen die Weltherrschaftübernehmen könnten. Die Menschenseien zerbrechliche Wesen, sagt sie,die einen gesunden Planeten mit denrichtigen Klimabedingungen und Nahrungsmittelnbenötigten, um zu über -leben. Gegenwärtig würde der Menschnoch gebraucht, um die Maschinen zubauen, aber der nächste Schritt bestehedarin, dass die Technik sich selbst replizierenkönne. Blackmore: „Wir wärendann entbehrlich, damit würde sichalles verändern.“Doch es gibt sicher auch existenziellereFragen als die nach dem Stand derplastischen Chirurgie, die in den nächs -ten vierzig Jahren gelöst werden müssen.Zum Beispiel die, ob die Medizindie großen Krankheiten der Gegenwartbesiegt haben wird? Werden Organeindividuell gezüchtet und bei Bedarfausgewechselt? Wie lebt eine erheblichgrößere Weltbevölkerung dann in denMegastädten? Gibt es Autos, die ihreInsassen vorprogrammiert und ohneStress im Stau zum Ziel bringen? Ist dieÜberwachung und Fahndung perVideo kamera alltäglich? Und schließlich:Bieten Fusionsreaktoren und hocheffiziente Solarzellen unbegrenzt Energie,ohne das Klima zu gefährden?Klar ist: Das 21. Jahrhundert wird keinebloße Fortsetzung des vorangegangenen.Technologische Innovationenund die Globalisierung treiben denFortschritt voran. Megatrends wie dasenorme Wachstum der Weltbevölkerungbei gleichzeitigem Altern undSchrumpfen der Bevölkerung in denIndustriestaaten, die Knappheit dernatürlichen Ressourcen, insbesonderedes Öls, oder der drohende Klimawandelbergen große Gefahren, bieten aberauch demjenigen große Chancen, dersich rechtzeitig darauf einstellt.Vom Nutzen der PrognosenTatsächlich nimmt die Zukunft jedenTag eine neue Gestalt an, MillionenMenschen auf dem Globus erforschensie und viele versuchen, sie in mehroder weniger plausiblen Szenarien zubeschreiben. Aber auch wenn sie darineine konkrete Vorstellung geben, wiedie Welt 2050 aussehen könnte, wäre esfalsch zu glauben, genauso würde(oder müsste!) sie auch aussehen. DieZukunft ist keineswegs schon vorgefertigt.Ganz im Gegenteil, sie ist ein leererPlatz, den die Menschen heute zu füllenbeginnen. Sie können sie noch gestalten.Die Frage ist nicht: Kommt das so?Sondern: Wollen wir das so haben?Deshalb werden die Voraussagen inder Regel auch nicht in Form von Prog -nosen gemacht, die den Anspruchhaben, die Zukunft genau so vorher -zusagen. Sondern es werden Szenarienformuliert, die nicht mehr, aber auchnicht weniger leisten sollen, als einemögliche zukünftige Entwicklung zu5


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>beschreiben. „Der Zukunftsforscherextrapoliert ausgehend vom heutigenWeltzustand“, erklärt KarlheinzSteinmüller, „das Ergebnis wird oft ineine mehr oder wenig lebendigeDarstellungsform, Szenario genannt,gefasst, als eine Art Geschichte derZukunft erzählt“.Genauso wie die Geschichtsschreibungnicht nur eine Rekonstruktion derVergangenheit ist, sondern immer aucheine Konstruktion, weil der Historikerauswählt und interpretiert, so ist auchdie Zukunftsforschung auf die Auslegung,das Urteil des Forschers angewiesen.Die Szenarien werden auf zweierleiWeise bewertet, so Steinmüller: „Zumersten normativ: die Futurologenäußern sich über die Wünschbarkeitder vorgestellten Szenarien und legendamit auch ihr Wertesystem offen.Zum zweiten untersuchen sie die Möglichkeitbzw. die Wahrscheinlichkeitder Szenarien.“Immer geht der Futurologe vomgegenwärtigen Zustand aus und fragt„was wäre wenn?“. Grundsätzlich wirddabei auf die Fortsetzung bestehenderTrends spekuliert, die Grundlage fürStandardszenarios sind üblicherweise„überraschungsfreie Projektionen“, dieden bestehenden Weltzustand verlängern.Aber daran zeigt sich die notwendigeBegrenztheit futurologischen Vorgehens,denn plötzliche Wendungensind praktisch alltägliche Realität.Steinmüller: „Dass sich heutige poli -tische, soziale, technologische Ent -wicklungen ohne Überraschung in dieZukunft fortsetzen, ist erfahrungs -gemäß hochgradig unwahrscheinlich.“Überraschungen aber lassen sich definitionsgemäßnicht prognostizieren.Auch der Amerikaner Kurzweil istdavon überzeugt, dass die meistenlangfristigen Prognosen die Ent -wicklung auf dramatische Weise unterschätzen,weil sie auf einer linearenSicht beruhen statt auf einer exponentiellen.Was exponentielles Wachstumvon Wissen und Technik aber bedeutet,lässt sich zum Beispiel in der Informationstechnikerkennen. ZentraleGrößen wie der Speicherplatz vonComputern oder das Preis-Leistungsverhältnisverdoppeln sich etwa jedesJahr. Kurzweil: „Das ist ein Faktor von1.000 in zehn Jahren und von einerMilliarde in 30 Jahren.“ Und diesesexponentielle Wachstum habe auchin der Biologie begonnen, denn dieSequenzierung des Aids-Virus dauerte14 Jahre, die des SARS-Virus dagegennur noch 31 Tage.Denn meistens kommt es andersWie gestaltbar und auch revidierbarsolche Zukunftsszenarien sind, zeigtexemplarisch ein Blick in die Vergangenheit.Eine beliebte Utopie in den50er Jahren des vorigen Jahrhundertswar die Vorstellung, 2007 gebe es Städteauf dem Mond und Siedlungen in derErdumlaufbahn. Der Atomantriebschien eine universelle Lösung zu sein,ob für Autos, Flugzeuge oder Schiffe.Ein eindrucksvolles Beispiel ist auchdas von Frankreich und Großbritanniengemeinsam gebaute ÜberschallflugzeugConcorde. Als der erstePrototyp 1969 nach siebenjährigerPlanungs- und Bauphase abhob,glaubten die meisten Luftfahrtexperten,das sei das Verkehrsflugzeug desnächsten Jahrtausends. Es sah völliganders aus als die bis dahin üblichenModelle, flog schneller als zweifacheSchallgeschwindigkeit und erreichteNew York von London oder Paris aus inrund drei Stunden, also in der Hälfteder Zeit herkömmlicher Flugzeuge.6


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Mehr Energie für mehrMenschenRund neun Milliarden Menschen werden Mitte des Jahrhunderts auf demPlaneten leben. Alle wollen mehr Energie, aber Öl und Gas gehen zur Neige.Können Fusionsreaktoren oder Sonnenkollektoren die Nachfrage stillen?Vom wachsen und alternDie Prognose erscheint auf den erstenBlick paradox: Obwohl die Geburtenratenweltweit, also auch in den Entwick -lungsländern, in den nächsten Jahrzehntensinken werden, wächst dieWeltbevölkerung nach der neuestenPrognose der UNO bis 2050 noch einmalum fast 50 Prozent auf dann mehrals neun Milliarden Menschen. Beinäherem Hinsehen ist die Erklärungjedoch relativ einfach: Gleichzeitigsteigt auch die Lebenserwartung derMenschen fast überall.Welche Folgen das hat, lässt sich aneinigen Zahlen aus dem UNO-Bevölkerungsberichtverdeutlichen: Weltweitwird sich die Zahl der Menschen, dieälter als 60 Jahre sind, auf rund zweiMilliarden verdreifachen. In den Industrieländernsteigt er sogar von einemFünftel auf ein Drittel der Bevölkerung– auf jedes Kind kommen dort dannzwei Menschen über 60. Die Gruppe derüber 80jährigen wird sich sogar mehrals verfünffachen auf 380 Millionen.Insgesamt aber wird die Entwicklungin den verschiedenen Weltregionensehr unterschiedlich sein. Währenddie Bevölkerung vor allem in den ärmerenRegionen und Ländern wächst,wird es in Europa einsam, wie mancheKommentatoren – nicht ganz ernstgemeint – prophezeien. Im alten Konti-8


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Weltbevölkerung nach RegionenBevölkerung (Mio)Wachstum2004 2015 2025 2050 2004 – 50 04 – 25 p. a. 25 – 50 p. a.Europa (ohne Russland) 584 585 585 549 –6 % 0,0 % –0,3 %Russland 144 140 137 119 –17 % –0,2 % –0,6 %Nord-Amerika 326 356 386 457 40 % 0,8 % 0,7 %Latein-Amerika 549 616 685 778 42 % 1,1 % 0,5 %Asien (ohne Japan, China, Indien) 1.361 1.587 1.818 2.220 63 % 1,4 % 0,8 %Japan 127 124 121 100 –21 % –0,2 % –0,8 %China 1.300 1.389 1.476 1.437 11 % 0,6 % –0,1 %Indien 1.087 1.224 1.363 1.628 50 % 1,1 % 0,7 %Afrika 885 1.092 1.323 1.941 119 % 1,9 % 1,5 %Welt 6.403 7.159 7.942 9.283 45 % 1,0 % 0,6 %Quelle: Population Reference Bureau. CEInent Schrumpft die Bevölkerung in dennächsten 40 Jahren um 67 Millionen.28 europäische Staaten, darunter auchDeutschland, können infolge niedrigerGeburtenraten den Bevölkerungsrück -gang nur durch Aufnahme von Migrantenstoppen, so die UNO.Ähnlich wird die Entwicklung inNordamerika und Japan sein, so dassder Anteil dieser Länder und Regioneneinschließlich Europa von heute16 Prozent an der Weltbevölkerung aufnur noch 12 Prozent sinkt. Lediglich inden USA wird die Entwicklung durchanhaltende Immigration und eine markanthöhere Fruchtbarkeitsrategedämpft.Ganz anders sieht es in der DrittenWelt aus. „Vor allem die am wenigstenentwickelten Länder wachsen immernoch rasant“, erklärt die Deutsche StiftungWeltbevölkerung. In den 50 ärms -ten Ländern der Erde werde sich dieBevölkerung in den nächsten 40 Jahrenauf 1,7 Milliarden Menschen mehr alsverdoppeln.Indien und China, die heute bereitsmehr als ein Drittel der Weltbevölkerungauf sich vereinen, werden auch in40 Jahren noch einen ähnlich großenAnteil der Menschen beherbergen.Dabei dürfte die Entwicklung der beidenLänder allerdings sehr unterschiedlichverlaufen. Die BevölkerungChinas wird, bedingt durch die Ein-Kind-Ehe, kaum noch zunehmen undmerklich altern. Die Zahl der über60-jährigen wird bis 2050 von heute16 auf dann 56 Prozent steigen. Indienkann das kommunistische Riesenreichdagegen in wenigen Jahren als bevöl -kerungsreichstes Land ablösen.Das größte Bevölkerungswachstumwird jedoch in den nächsten Jahrzehntender afrikanische Kontinent verzeichnen.Bedingt durch die mitAbstand höchste Fruchtbarkeitsratevon 5,1 Kindern pro Frau wird AfrikaChina und Indien 2025 einholen. ImJahr 2050 wird jeder fünfte Mensch aufdem Globus aus Afrika stammen.Bei ihrer Prognose für die Entwick -lung der Weltbevölkerung bis 2050sind die UNO-Experten davon ausgegangen,dass die durchschnittlicheGeburten rate in den Entwicklungsländernvon gegenwärtig 2,75 auf 2,05 Kinderpro Frau sinkt. Würde sie sogar auf1,5 Kind pro Frau sinken, kämen bis2050 nur eine Milliarde Menschenhinzu. Bliebe sie jedoch auf demheutigen Niveau, würden 2050 sogarknapp 13 Milliarden Menschen die Weltbevölkern.Ende oder WendeDer blaue Planet droht zu kollabieren,die natürlichen Ressourcen werdenimmer schneller verbraucht. „Wir übersteigenmit unserem Konsum dievorhandenen Möglichkeiten um einDrittel“, sagt Christoph Heinrich, Direktorbeim Worldwide Fund for Nature(WWF). Wenn die natürlichen Res sour -cen im heutien Tempo weiterhin aus -gebeutet würden, bräuchten dieMenschen theoretisch schon 2035 zweiPlaneten, um den weltweiten Bedarf anEnergie, aber auch Nahrungsmittelnund Fläche zu decken.Insbesondere der weltweite Energiehungerwächst dramatisch, bis 2050könnte sich die Nachfrage laut einemBericht des Weltenergierates verdoppeln.Grundlage für die pessimistischePrognose ist eine breit angelegte Studiein den knapp 100 Mitgliedsländern desRates, darunter viele Entwicklungs- undSchwellenländer in Afrika, Asien undLateinamerika. Danach haben fast zwei9


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Milliarden Menschen, das ist ein Drittelder Weltbevölkerung, keinen Zugang zueinem modernen Energieangebot. Siekochen mit Holz, Stroh oder Dung.Allein um diese Menschen mit leichtverfügbarer Energie zu versorgen,müss te sich der Energieverbrauch bis2050 verdoppeln. Doch die Bevölkerungwächst weiter und die Menschen in denbenachteiligten Regionen dieser Weltwollen am wachsenden Wohlstandeiner globalisierten <strong>Wirtschaft</strong> teilhaben.„Die Vorstellung, man könnte denweltweiten Anstieg des Energieverbrauchsstoppen, ist abwegig“, erklärtdenn auch Johannes Teyssen, Vorstanddes Eon-Konzerns.Das Ziel, den Ausstoß klimaschädlicherGase bis 2050 deutlich zu reduzieren,scheint vor diesem Hintergrundkaum erreichbar zu sein. Die Expertendes Weltenergierates sind skeptisch, sieglauben, es könne bis 2030 bestenfallsgelingen, den Anstieg der CO 2-Emissionenzu verringern. Es bliebe aber beieinem Zuwachs und erst nach einerPhase der Stabilisierung könnte derAusstoß tatsächlich ab 2050 langsamzurückgehen.Wie sich Energieverbrauch undEmissionen aber tatsächlich entwikkelnwerden, hängt entscheidend vonden Preisen für die auf absehbare Zeitwichtigsten Energieträger ab: Öl undGas. Doch wie lange reichen sie noch?Gibt es 2050 noch genug von den fossilenEnergierohstoffen, ohne die dasLeben zumindest in den Industrie -ländern überhaupt nicht denkbar ist?Eine eingeschworene Gemeinde vonGeologen ist davon überzeugt, dass derso genannte Peak Oil, das Maximumder Ölförderung, noch in diesem Jahrzehnterreicht wird. „Dieses Datumwird wahrscheinlich einen bedeutendenhistorischen Wendepunkt darstellen“,sagt der ehemalige Ölmanagerund Wortführer der Mahner, ColinCampbell.Andere Ökonomen halten dagegen,die „Grenzen des Wachstums“ seiender Welt schon mehrfach prophezeitworden, insbesondere was die Ölvorräteangeht. So erklärte das US-Bergbauamtbereits 1914, der Rohstoff reichenur noch zehn Jahre. In den Sechzigernging man schließlich davon aus, dasser noch 40 Jahre reiche – und das istauch gegenwärtig noch die Prognose.Die wundersame Haltbarkeit der Vor -räte hat zwei wesentliche Ursachen.Erstens eine technische: Den Ingenieurengelang es, immer wieder neue Vor-10


kommen aufzuspüren, vor allem aberdie Ausbeute alter Quellen zu steigern.Die zweite Ursache ist der Preis: Jeteurer das Öl wird, desto lohnendersind Bohrungen in unzulänglichemGelände, etwa in großen Meerestiefen,und desto mehr rentiert sich einestärkere Ausbeute.So dreht sich also alles immer imKreis: Je knapper Öl und Gas werden,desto höher steigt der Preis und destogrößer ist der Anreiz, neue Quellen zuerschließen und alte weiter auszubeuten.Aber, je teurer fossile Rohstoffewerden, desto konkurrenzfähiger werdenauch alternative Energien, ob ausSonne, Wind oder Atomenergie. Mitanderen Worten: Je näher das Ende desÖlzeitalters kommt, desto stärker werdendie Impulse für eine Energiewende.Der Sonne entgegenWie die Energieversorgung im Jahr2050 wirklich aussieht, das gleicht derberühmten „Eine-Million-Dollar-Frage“.Einig sind sie sich bei allen Unterschiedenin der Einschätzung darin, dassirgendwann Mitte des Jahrhundertserneuerbare Energien das Öl als wichtigsteEnergiequelle ablösen und biszum Ende des Jahrhunderts völligverdrängt haben werden.Bis 2050 könnten 50 bis 70 Prozentdes weltweiten Energieverbrauchsdurch erneuerbare Energien gedecktwerden, glaubt der amerikanischeWissenschaftler Armory Lovins. Nichtnur, weil sie klimafreundlicher, sondernvor allem, weil sie dann billigersind – Öl und Gas aber immer teurerwerden. Technischer Fortschritt und dieimmer breitere Anwendung werden diePreise von Wind- und Sonnenenergiekontinuierlich sinken lassen.Die Losung der Bundesregierung fürerneuerbare Energien heißt „plus zehnProzent alle zehn Jahre“. Entsprechendihrer Nachhaltigkeitsstrategie sollenSonne, Wind und Erdwärme 2050 runddie Hälfte der Primärenergieträger ausmachen.Doch eine der größten Energiequellender Zukunft ist nach Ansicht desAmerikaners Lovins die Einsparung.„Es ist ganz einfach, den Ölkonsum zubeenden“, sagt er, „wir müssten nur dieHälfte des Verbrauchs einsparen, indemwir unsere Energieeffizienz ver dop peln“.Beim Auto könne man die Effizienzsogar verdreifachen mit ultraleichtenMaterialien, niedrigerem Luft- undRollwiderstand sowie Hybridmotoren.Das Wuppertal-Institut hat ähnlicheÜberlegungen für Deutschland ange-Beitrag regenerativer Energien2000 % - 2050 % -Exajoule Anteil Exajoule AnteilÖl 159 38,9 229 26,7Kohle 93 22,8 134 15,7Erdgas 93 22,8 177 20,7Nuklearenergie 29 7,1 32 3,8Wasserkraft 30 7,4 39 4,6Bioenergie 0 0,0 52 6,1sonstige erneuerbare Energien 4 1,0 191 22,4Insgesamt 408 100,0 854 100,0Quelle: Shell Internationalstellt und kommt zu dem Schluss, dassder Primärenergieverbrauch pro Kopfin Deutschland bis 2050 um etwa zweiDrittel verringert werden kann, unddamit „doppelter Wohlstand bei halbemNaturverbrauch“ möglich ist. KonsequenteEnergieersparnis würde sichbesonders auf einem Feld deutlichbemerkbar machen. Geht heute nochdie meiste Energie in Deutschland fürdie Wohnung und das Auto drauf,würde zumindest Heizenergie 2050keine große Rolle mehr spielen. Niedrigenergiehäuserkönnten ab etwa2025 Standard sein, perfekte Isolierung,Luftklimatisierung über das Erdreichund große Südfenster würden denHeizbedarf gegen Null sinken lassen.11


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Mobil in MegastädtenEs beginnt das Jahrhundert der Metropolen, drei Viertel der Menschen werden2050 in Städten leben. Das gilt nicht nur weltweit, sondern auch für Deutschland,wo sich die ländlichen Regionen immer mehr entvölkern, besonders im Osten.Mobilität wird dabei zum größten Problem.Zug in die ZentrenIn vielen Schwellenländern wie Chinaoder Indien halten die Großstädte demrasanten Wachstum schon heute nichtmehr stand. Verkehrschaos und plan -lose Zersiedlung machen das Leben fürdie meisten Bewohner zur Hölle. Dochdas ist nach allen vorliegenden Szenarienerst der Anfang einer fundamen -talen Entwicklung. Schon jetzt lebt,erstmals in der Weltgeschichte, dieHälfte der Menschheit in Städten, 2020werden es bereits 60 Prozent sein undMitte des Jahrhunderts drei Viertel.Als Folge davon wird es nicht nurweit mehr Städte geben, sondern diebereits heute bekannten Mega-Metropolenwerden weiter in bisher unbekannteGrößen wachsen. Das Tempoder Entwicklung ist dabei atem -beraubend. Dauerte es noch 130 Jahre,bis London von einer Million auf achtMillionen Einwohner gewachsen war,schaffte Bangkok das Gleiche in 45 undSeoul sogar in 25 Jahren.Der größte Agglomerationsraum mit35 Millionen Menschen ist heute derGroßraum Tokio-Yokohama. Doch erwird ohne Zweifel in den nächsten40 Jahren von einer anderen Megastadtauf einem Kontinent wie Asien oderAfrika mit weiterhin hohem Bevölkerungswachstumabgelöst. Als möglicherKandidat ganz vorn steht dabei12


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Die MegastädteStadt Einwohner Wachstum LandTokio-Yokohama 35.000.000 –> JapanDelhi 25.000.000 ++ IndienSeoul 23.000.000 –> SüdkoreaBombay 21.000.000 ++ IndienSão Paulo 20.000.000 + BrasilienMexiko-Stadt 19.000.000 + MexikoNew York 18.900.000 + USAJakarta 18.600.000 + IndonesienManila 18.500.000 + PhilippinenSchanghai 18.400.000 + ChinaOsaka-Kobe-Kyoto 17.500.000 –> JapanKairo 16.000.000 + ÄgyptenKalkutta 15.000.000 + IndienMoskau 14.000.000 + RusslandBuenos Aires 13.600.000 –> ArgentinienTeheran 13.400.000 + IranLondon 13.000.000 –> GroßbritannienLos Angeles 12.900.000 + USAKaratschi 12.400.000 + PakistanDhaka 12.300.000 + BangladeschZahl der Armen rapide an. In Lagos lebtetwa die Hälfte der Bevölkerung inSlums, ein Nährboden für Kriminalitätund Gewalt. Neben dem Elend in denSlums werfen die Megastädte vor allemaber auch ökologische und logistischeProbleme auf. So wird es zunehmendschwieriger, sie mit Lebensmitteln undWasser zu versorgen. Vor allem aberwirft die Überlastung der Verkehrswegegroße Probleme auf. Zu Megastädtengehören Megastaus mit erheblichenFolgen nicht nur für die Lebensqualität,sondern auch für die <strong>Wirtschaft</strong> inForm von Produktivitätsverlusten.Utopische WohnmaschinenSeit Jahren machen sich Stadtplanerund Architekten Gedanken darüber,wie die wachsenden Probleme derwachsenden Städte gelöst werden können.So lässt China zwei vollkommenneue Städte am Rande von Shanghaidurch deutsche Architekten bauen, umdem Wildwuchs der ungezügelt expandierenden<strong>Wirtschaft</strong>smetropole zubegegnen.Aber auch unterirdische Städtewerden mit den technischen und baulichenEntwicklungen der Zukunftmöglich. Als Vorbild dient dabei diekanadische Stadt Montreal, in der dasZentrum fast völlig unterkellert ist, umden arktischen Temperaturen im–> = ungefähr gleich bleibend + = Wachstum ++ = starkes Wachstum Quelle: Wissen digitaldas indische Mumbai (Bombay), aberauch die Nigerianische HafenstadtLagos. Wobei letztere ein beeindru -ckendes Beispiel für das rasante undungezügelte Wachstum solcherWeltstädte ist.Entstanden als Fischerdorf hatteLagos um 1900 gerade einmal37.000 Einwohner. Doch mit dem Endedes Sklavenhandels wuchs die Stadtrasch, 1970 überschritt sie die Millionengrenzeund heute leben in demBallungszentrum schätzungsweise15 Millionen Menschen.Doch mit dem stetigen Bevölkerungswachstumsteigt nicht nur derFlächenverbrauch, sondern auch die13


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Winter zu entgehen. In unterirdischenPassagen von 30 Kilometer Länge, diemit der Metro und den Gebäuden derStadt verbunden sind, befinden sichrund 1.600 Geschäfte und 200 Restaurants.Kühne Prognosen sagen voraus, dassauch die hoch industrialisierten Städteder Zukunft unter der Erde verschwindenwerden. Auf mehreren Ebenenwerden die Menschen dann leben,arbeiten und einkaufen, beschreibt dasWissensmagazin Scinexx die Zukunfts -modelle. Autos und Züge fahren vieleStock werke tief in Röhren, Containerfrachtwird als Rohrpost verschickt.Sogar Tageslicht wird dann über Röhrenin den Untergrund geleitet, so dassdort sogar Pflanzen wachsen können.Für die Heizung wird Erdwärmegenutzt und Mikroorganismen reinigendie Abwässer in den Kläranlagen.Im Gegensatz zur unterirdischenLösung gibt es auch Pläne, die Stadt derZukunft in die Höhe wachsen zu lassen,schreibt Scinexx. So plant etwa derZukunftsforscher Orville Simpsonbereits seit Jahrzehnten seine „VictoryCity“. Sie besteht aus sieben Hauptgebäudenmit jeweils 102 Stockwerken,die miteinander verbunden sind. Wohnungen,Büros, Fabriken, Einzelhandel,Restaurants und Erholungsbereichewerden so unter einem Dach versammelt.In den Geschäften wird natürlichnicht mehr mit Geld sondern mit Kartenbezahlt.Umgeben ist die Stadt für mehr als300.000 Menschen von Farmen, Fischtanksund Gewächshäusern, die ständigfrische Nahrungsmittel für dieBevölkerung herstellen. Konserven gibtes nicht mehr, kochen muss auch niemandmehr, denn die Mahlzeitenwerden gemeinsam in den großenCafeterias eingenommen.Die Wohnungen sind komplett eingerichtet,unterschiedlich je nach denBedürfnissen von Alten und Jungen,Singles und Familien. Sie werden ebenfallsmit vielen Chips bestückt sein, dieden Kühlschrank direkt mit dem Einzelhändlerverbinden und die Videowandmit dem Progammlieferanten.Alle, vom Kleinkind bis zum Greis,werden intelligente Kleidung tragen,die alle möglichen Funktionen, von derKreislaufschwäche bis zum Aufenthaltsortan Ärzte, Behörden, Polizeizeitgenau überträgt.Ein System von Fahrstühlen befördertdie Menschen in dem gesamtenKomplex, zwischen den „Victory Cities“verkehren Schienenbahnen, Elektrobusseund kaum noch Autos. Hubschrauberund Luftschiffe können aufden Dächern landen.Als besonders prädestiniert fürZukunftsentwürfe gilt Japan, denn aufden schmalen Inseln wird der Platzkünftig besonders knapp. Ein zukunftsweisendesModell ist das der schwimmendenStadt, entworfen von der TasaiCorporation. Sie soll vor der Küste rund4.000 Meter in den Himmel ragen und700.000 Menschen beherbergen. In dervon einer Stahlkonstruktion getragenenAnlage wird alles zu finden sein, waseine moderne Stadt ausmacht: Wohnungen,Büros, Freizeitparks, Schulen,Universitäten und Parks. Und auf demDach können die Bewohner ganzjährigSki fahren.14


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Ähnliche Ideen sind die einer gut2.000 Meter hohen Pyramide in derBucht von Tokio, die Platz für eine MillionMenschen bietet oder ein Wolkenkratzer,ebenfalls im Meer errichtet, derin 500 Stockwerken 300.000 Menschenbeherbergt. Allerdings: In dieser Weltkönnte auch „Big Brother“ wieder erwachen:Personen und Objekte lassen sichmit Kameras lückenlos verfolgen.Auch Deutschland verstädtertIn Deutschland gibt es keine Megastädte,die uferlos und kaum kontrollierbarwuchern; auch die Bevölkerung wächstnicht, sondern schrumpft und altert.Dennoch wird der Zug der Menschen indie Stadt auch hier das vorherrschendeMerkmal der Entwicklung in den nächs -ten Jahrzehnten sein. Die heute schonbestehenden Ballungszentren werdenweiter wachsen. Hamburg, Berlin undMünchen breiten sich stark aus, hin -zukommen andere Metropolen wie dieRuhrstadt, Frankencity oder die Millionen-Populationim Neckartal.Während immer mehr Menschen indie Zentren ziehen, veröden andereRegionen geradezu, vor allem in Ostdeutschland.Die Boomregionen pros -perieren und in der Lausitz heulen dieWölfe. Die Situation im Jahr 2050beschreibt die ZukunftsforscherinCornelia Daheim vom Zukunftsforschungsinstitutz-punkt in Essen so:„Ein zunehmender Teil der östlichenLändereien Deutschlands ist entleert.“Und Michael Scharp vom BerlinerInstitut für Zukunftsstudien assistiert:„Es ist abzusehen, dass in den neuenBundesländern bis zum Jahr 2050 weiteLandstriche ziemlich leer stehenwerden.“Wie das Leben dann konkret aus -sehen wird, hat der WestdeutscheRundfunk in einer Hörfunk-Reise in dieZukunft am Beispiel eines über 50-jährigenEhepaares beschrieben. Nachdemdie Kinder ausgezogen waren, habendie Ehepartner ihr Haus in der Provinzverkauft und sind in eine Wohnung mitneuester Technik in der Stadt gezogen.Der Bildschirm im Wohnraum liefertmit Fernbedienung die neuesten Nachrichten,der Kühlschrank druckt denEinkaufszettel automatisch aus undder Staubsauger wird beim Verlassender Wohnung programmiert damit erin Abwesenheit seinen Dienst automatischverrichtet.Die Haustechnik ist komplett überdrahtlose Kommunikation vernetzt. Aufdem Markt gibt es längst Service-Roboter,die alle möglichen Dienste erweisen,und zum Statussymbol gewordensind wie heute eine Hightech-Küche.Fast jedes Gebäude hat eine Anlage fürSolarenergie, die in die Fassade, in dieFensterscheiben oder die Dachpfannenintegriert ist. Natürlich gibt es auchintelligente Sicherheitssysteme. Solässt sich zum Beispiel ein Sensor inden Teppich integrieren, der einen hartenSchlag erkennt und einen Notrufaktiviert, weil eine Person zu Bodengefallen sein könnte. Schließlich lebenviele alte Menschen ganz allein in ihrenWohnungen.Mobil, aber wie?Vermutlich werden auch 2050 diemeisten Menschen mit dem Auto alsVerkehrsmittel mobil sein, das glaubtjedenfalls der Berliner Mobilitäts -forscher Andreas Knie vom Wis sen -schafts zentrum Berlin für Sozial -forschung. „Das Auto bedient denRhythmus moderner Menschen“, sagter, „ihre Sehnsucht nach Eigenständigkeit“.Es wird zwar fast vollständigautomatisiert sein und möglicherweisemit einem Joystick gesteuert, einfachweil ein Drittel der Bevölkerung inDeutschland älter als 60 sein wird. Aberdie meisten Alten werden Auto fahren.Womit auch sonst sollten sie sichfortbewegen, zumindest wenn sie zuder Minderheit gehören, die noch aufdem Land lebt. Denn weil viele Regionenweitgehend entvölkert sein werden,dürfte auch kaum noch ein Zugoder ein Bus fahren. Die ländlicheInfrastruktur wird in 40 Jahren weitgehendzerfallen sein prognostizierenExperten. Kein öffentlicher Nahverkehrmehr, vielleicht noch ein paar Schulbusseund Sammeltaxis. Keine Post,kaum Geschäfte und nur noch wenigeArztpraxen.„Draußen wohnen wird immer teurer“,prophezeit Tilman Bracher vomDeutschen Institut für Urbanistik. Erstwird die Eigenheimförderung gestrichen,dann die Pendlerpauschale, dieBenzinpreise steigen unaufhaltsamwegen der zunehmenden Ölknappheitund die Straßennutzung kostet Maut.Autofahren ist für Landmenschen zwarunentbehrlich, wird aber immer mehrzum Luxus.15


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Das gilt erst recht für die Städter,denn das Auto, das Statussymbol derWohlstandsgesellschaft, beanspruchtauch unheimlich viel Fläche und kanndeshalb kaum das Transportmittel derZukunft in den extrem verdichtetenMetropolregionen sein – sowohl inDeutschland wie weltweit. Der Verzichtauf das heute beliebteste Verkehrsmittelwird daher eine der großen Herausforderungenin der Zukunft.Es führt kein Weg daran vorbei: Dieöffentlichen Verkehrsmittel in denMetropolen müssen attraktiver werden,sie brauchen mehr Komfort undschnellere Beförderung. Werden sichalso schienen geführte Vehikel durchsetzen,die bis zu sechs Personen ineine Kabine aufnehmen und ständigzwischen festgelegten Punkten hinundherfahren? Sichert 2050 ein Metrosystem,das rund um die Uhr verkehrt,die Mobilität der Menschen? Sind esmoderne Busse und Straßenbahnen?Oder am Ende doch das Fahrrad undkleine Rikschas, die für individuelleStrecken zur Verfügung stehen?Schwieriger noch als die Bewältigungdes Personenverkehrs dürfte derFrachtverkehr zu organisieren sein. Ineiner autofreien Stadt haben natürlichauch LKWs nichts mehr zu suchen.Werden die Güter also über ein zentralesFrachtsystem zu zentralen Verteilungszentrengebracht von wo aus siedann mit Elektrotransportern weiter -befördert werden?16


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Gesund und produktivim AlterDie Menschen in den Industrieländern werden immer älter –auch in Deutschland. Doch sie werden auch bis ins hohe Alter vital bleibenund einer Arbeit nachgehen können.Ende des JugendwahnsDie Einstellung zum Alter wird sich inden kommenden 40 Jahren in Deutschlanddramatisch ändern. Vom sogenannten Jugendwahn keine Spurmehr, die Gesellschaft wird sich zurJahrhundertmitte vollkommen auf dieBedürfnisse älterer Menschen eingestellthaben, ob in der Mode, beim kulturellenAngebot und natürlich auch inder Infrastruktur. Begriffe wie Kreativi -tät oder Innovation werden nicht mehrautomatisch mit jungen Menschen inVerbindung gebracht und die Unternehmenhaben längst erkannt, dass esvon Vorteil ist, wieder ältere Menschenzu beschäftigen und eine Belegschaftmit einer breiten Altersstruktur zuhaben.Jugend war schon immer relativ undwird es in den nächsten Jahrzehntenzunehmend. Wer im 20. Jahrhundertmit 50 zum alten Eisen zählte, steht2050 in der Blüte seines Lebens. Ineinem Beitrag des WestdeutschenRundfunks zum demografischen Wandelin Deutschland wurde die Veränderungfolgendermaßen skizziert: „EineGruppe 80-jähriger verabredet sichdurchaus zum Heli-Skiing, Surfen oderSnowboarden und neuen Extremsportarten.Sie sind entweder körperlich auf-17


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>gerüstet mit Super-Prothesen, mitmedikamentös gehärteten Knochenoder mit Hilfe von ‚Tissue Engineering‘verbesserten Muskeln. Oder sie nutzenexterne Hilfsmittel wie Anzüge mitKraftverstärkern, mit denen auch ein84-jähriger Mike Tyson seinen letztengroßen Boxkampf bestreitet.“Gezielte Veränderungen des Körperssind 2050 völlig unumstrittener Alltag,dazu gehören auch Schönheitsoperationen.Niemand wird mehr darüberdiskutieren, ob das richtig oder falschist, es findet einfach statt. Auch mitMedikamenten und Hormonen, die dasAussehen sozusagen von innen herausverändern. Setzt sich der Trend nur inannähernd gleichem Tempo fort wie inden vergangenen Jahren, wird dieManipulation des Körpers Mitte desJahrhunderts so normal sein wie heuteeine Zahnspange.Allerdings: Gesundheit und Fitnesssind dann zwar keine Frage des Altersmehr, werden aber stark an Bildungund Einkommen geknüpft sein. DieSchere zwischen gebrechlichen undgesunden, fitten Alten wird sich immerweiter auftun. Denn die einen könnensich nicht nur die medizinischen undkosmetischen Hilfen leisten, sondernauch einen persönlichen Physiotherapeuten,die anderen eben nicht. Insgesamtwerden die Kosten für Gesundheitund Alterspflege stark steigen.Segensreiche MedizinDie größere Lebensqualität bis inshohe Alter ist aber auch eine Folge deserheblichen medizinischen Fort-Gesundheitsausgaben*20181614121086420NorwegenIrland9,915,0Deutschland6,714,58,814,3Japan6,913,4FrankreichItalien8,113,4Tschechien6,613,2SchwedenGroßbritannien7,413,2Ungarn8,612,97,212,7Niederlande7,012,66,812,57,212,4USASchweizPolen7,412,34,912,2Spanien5,612,16,011,7TürkeiÖsterreich5,110,92005 2050* Prognose des Anteils der Ausgaben für Gesundheit und Alterspflege am BIP Quelle: OECD18


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>schritts. Denn viele Volkskrankheitenwie zum Beispiel Krebs werden auchdann zwar nicht heilbar, dafür abersehr viel besser kontrollierbar und therapierbarsein. In den vergangenen50 Jahren hat die Medizin rasante Fortschrittegemacht, bedenkt man alleindie Möglichkeiten der Organtransplantation,die Entwicklung von Antibiotikaoder auch Krebstherapien.Wird es also bald möglich sein, denKrebs vollends zu besiegen? Soweitwollen die Mediziner heute nichtgehen, aber sie sind optimistisch beider Therapie erheblich weiter zu kommen.Krebs könnte soweit beherrschbarsein, dass es quasi eine chronischeKrankheit ist, mit der man alt werdenkann. So wie das heute bereits bei Diabetesmöglich ist.Die Möglichkeit dafür bietet einezielgerichtete Therapie mit völlig neuenMedikamenten, die gesunde vonkranken Zellen unterscheiden kann.Während Chemotherapien heute alleZellen angreifen und dadurch erheb -liche Nebenwirkungen erzeugen,attackiert die so genannte „targetedtherapie“ nur noch die wucherndenZellen und ihre genetischen Defekte.Eine ganz entscheidende Voraussetzungdafür war die Entzifferung desmenschlichen Genoms, die enormeFortschritte im Wissen über die Entstehungvon Krebs brachte und somitauch gezielt wirkende Medikamentemöglich macht. Experten glauben, dasses bereits ab 2016 „targeted drugs“ gibt,die eine ähnliche Behandlung wie beiAids ermöglichen und eine Chemotherapieüberflüssig machen. 2050, so dieUtopie, könnte der Durchbruch bei derKrebsverhütung mit speziellen Testszur Ermittlung bestimmter Risikoprofileerreicht werden.denen defekte ersetzt werden. Nahezu90 Prozent der Mediziner, die 2004 aneiner Studie des Bundesforschungsministeriumszur Zukunft der Stammzellforschungteilnahmen, rechnen damit,dass es bis 2018 möglich sein wird, ausStammzellen jeden der mehr als 200Typen menschlicher Körperzellen zurekonstruieren.So könnte etwa bei einem Herz -infarkt abgestorbenes Gewebe nachwachsenoder bei Diabetikern könntenInselzellen in der Bauchspeicheldrüseersetzt werden, so dass die Einnahmevon Insulin überflüssig wird. Auch beiParkinson, Querschnittslähmung oderAlzheimer geht es darum, zerstörteZellen zu ersetzen. Die Nebenwirkungenbleiben zwar eine große Gefahr derStammzellenmedizin und nicht alleHoffnungen werden sich erfüllen, dochdamit eröffnen sich völlig neue Wege,tödliche Krankheiten zu besiegen.Große Möglichkeiten bietet in dennächsten Jahrzehnten auch die Fernheilung,also Diagnostik und Heilungmit räumlicher Distanz mit Hilfe derInformationstechnologie. Schon 2001wurde einer Patientin in Straßburg dieGallenblase von einem ferngesteuertenRoboter entfernt, den ein Arzt in NewYork mit dem Joystick bediente. DieZeitverzögerung beim Datenaustauschüber die 13.000 Kilometer betruggerade einmal 155 Millisekunden.Nach Ansicht der EU-Kommissionkönnte sich die Telemedizin zurdrittgrößten Gesundheitsbrancheausweiten, neben Arzneimitteln undMedizintechnik. Die Welt ge sund heits -or ga ni sation WHO nennt den Trend„unausweichlich“. Nutznießer davonwerden vor allem Menschen in dünnbesiedelten Gebieten sein, die sowenigsten über das Internet rechtzeitigfachärztliche Betreuung bekämen.Andererseits könnten so auchpausenlos Blutwerte oder Organfunktionenaufgezeichnet werden, wennden Patienten Biosensoren in den Körperimplantiert werden. Einem Arztbliebe dann auch nicht mehr diehässlichste Sünde im gesundenLebenswandel verborgen. Schließlichist es möglich, durch einen gesundenLebensstil bis zu 30 Prozent derheutigen Kosten des Gesundheits -systems zu vermeiden, etwa für echteVolkskrankheiten wie Diabetes,Herz infarkt oder Bluthochdruck.Organe aus dem ReagenzglasAber auch die Transplantationsmedizinwird nach Ansicht der Experten großeFortschritte machen. So wie die Organeim Mutterleib aus embryonalen Zellenheranwachsen, könnte man in Zukunftim Reagenzglas aus frischen Stammzellenneue Körperteile züchten, mit19


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Arbeit nach MaßDie Menschen werden nicht nur älterund bleiben länger vital, sondern siewerden in Zukunft auch im Alter nocharbeiten. Über die Praxis zu Beginn desJahrhunderts, Menschen über 50 ausdem Arbeitsleben zu drängen und ausschließlichauf Jüngere zu setzen, wirdman 2050 nur noch mit dem Kopfschütteln. Große Teile der Belegschaftenin den Unternehmen werden dannältere Mitarbeiter sein, viele sogar über60 und noch älter.Nach 2015 bleibt der jugendlicheNachwuchs nahezu aus, die Unternehmenwerden keine andere Chancehaben, als sich um die älteren Arbeitnehmerzu kümmern und auf ihreErfahrung zu setzen. Die Lebensarbeitszeitwird mit Sicherheit steigen, Mittedes Jahrhunderts könnte das Eintrittsalterfür die Rente schon bei 72 Jahrenliegen und nicht mehr wie heute tatsächlichbei knapp 60. Andernfalls würdendie sozialen Systeme gesprengt.Die künftige Situation auf demArbeitsmarkt lässt sich weitgehend ausder demografischen Entwicklung ab -leiten. Insgesamt wird die Bevölkerungin Deutschland nicht nur um mehr alszehn Millionen schrumpfen, sondernsie wird auch immer älter. Nach denZahlen des Statistischen Bundesamtessind gegenwärtig rund 50 MillionenMenschen in Deutschland zwischen20 und 64 Jahre alt. Die Gruppe dieserPersonen, die nach heutigen Maß stäbenim erwerbsfähigen Alter sind, wird bis2050 um rund ein Drittel schrumpfen –abhängig von der Zuwanderung.Gleichzeitig wird sich der Arbeitsmarktin Deutschland auch noch auseinem anderen Grund fundamentalverändern. In den nächsten Jahrzehntenwerden sich die osteuropäischenLänder weiter entwickeln, so dass sieauf einem ökonomischen Standardsind wie die westeuropäischen Staaten.Das heißt, die Arbeitskräfte werdendort wesentlich besser entlohnt undkaum noch Interesse daran haben, alsBilligarbeitskräfte gen Westen zuwandern.Sowohl auf die Beschäftigten wie vorallem auch auf die Betriebe kommendadurch in den nächsten Jahrzehntenenorme Herausforderungen zu. DieFähigkeit zur Beschäftigung ältererArbeitnehmer muss durch betrieblicheWeiterbildung, aber auch durch flexibleArbeitsmodelle erheblich verbessertwerden. Gleichzeitig wird es immerwichtiger, Arbeitsplätze so zu gestalten,dass Frauen sehr viel stärker als heuteBeruf und die Erziehung von Kindernverbinden können. Denn das Schrumpfender Erwerbsbevölkerung kann auchdurch eine höhere Erwerbsquote derFrauen ausgeglichen werden.Europaweite Erhebungen zeigen,dass gerade deutsche Unternehmenhier noch einen großen Nachholbedarfhaben. Besonders in kleinen und mittlerenBetrieben gibt es bislang kaumsystematische und mittelfristige Maßnahmen,die dazu beitragen, dieErwerbsfähigkeit von Frauen und älterenArbeitnehmern zu erhöhen.Dabei geht es vor allem auch umeine positive Einstellung zu flexiblenArbeitsmodellen. Ältere Menschen werdennatürlich geringere ArbeitszeitenBevölkerung im Erwerbsalterin %10090807060504030201032 38 3030 37 3230 31 3929 35 3629 34 3702000 2010 2020 2030 2040 205050–64 Jahre 35–49 Jahre 21–34 JahreQuelle: Statistisches Bundesamtanstreben. Entscheiden ist die Flexibilitätder Lebensarbeitszeit, die Möglichkeit,mit zunehmendem Alter dieWochenstunden zu reduzieren, vielleichtsogar nur auf 10 Stunden. DerEintritt ins Rentenalter wird in 40 Jahrenvoraussichtlich völlig flexibel sein,Menschen, die gern arbeiten, viel Erfahrungund hohe Kompetenz besitzen,werden bis zum 75ten Geburtstag odervielleicht sogar länger arbeiten, wennsie Lust dazu haben.Flexibel in verschiedenen JobsAber nicht nur bei den Älteren werdendie starren Arbeitszeiten passé sein,auch junge Leute werden wenigerarbeiten und geringere Löhne dafür inKauf nehmen. Ein flexibler Arbeitsalltagwird nichts außergewöhnliches mehrsein, Teilzeitjobs, Telearbeit oder Heimarbeitsind mit den Möglichkeiten dermodernen Informationstechnologieund dem Internet leicht zu organisieren.Ohnehin werden nur noch wenigein der weitgehend automatisiertenProduktion arbeiten, die meisten inden Bereichen Verkauf, Marketing,Forschung und Innovation.30 33 3720


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>In der allgemeinen Entwicklung zurDienstleistungsgesellschaft expandierenzudem ganz bestimmte Berufe.Zum Beispiel Wellness- und Sportan -gebote für Ältere oder auch die gesamtePalette der Gesundheits- und Pflegeberufe.Schon im vergangenen Jahrzehnthat sich die Zahl der Beschäftigten imPflegebereich um ein Drittel erhöht.Und auch in Zukunft dürfte dieseBranche ein Jobmotor in Deutschlandsein, denn bis 2050 wird sich die Zahlder Vollzeitbeschäftigten noch einmalverdreifachen.Dafür gibt es mehrere Gründe.So wird die Altersgruppe der über80-jährigen Mitte des Jahrhunderts fastdreimal so groß sein wie heute. Hinzukommt, dass in es Zukunft auch immermehr Single-Haushalte geben wird,häufig also keine Angehörigen zurPflege verfügbar sind. Immer mehrPflegefälle werden zudem in Zukunftin Heimen betreut.Die Berufswelt des Jahres 2050 wirdstark von der Selbstverantwortungjedes einzelnen Arbeitnehmers geprägtsein, der für sich, für seine Arbeitsleis -tung und seine Qualifikation selbstverantwortlich ist. In diese Welt passendann auch kleine, mittelständischeUnternehmen, die innovativ sind unddezentral produzieren, ganz besondersgut hinein.21


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Die lückenloseKommunikationTechnik und Nutzung der Kommunikation entwickeln sich so rasantwie kaum ein anderer Lebensbereich. Kommt die total transparente undüberwachte Gesellschaft?Technik ohne Grenzen?Was in 40 Jahren in der Welt der Kommunikationalles möglich ist und wiewenig die Vorstellungskraft ausreicht,um es sich heute schon auszumalen,zeigt ein einfacher Blick zurück. Im Jahr1963 ging in Deutschland das „ZweiteDeutsche Fernsehen“ auf Sendung.Bis dahin gab es allein die ARD, und diesendete nur in den Abendstunden einProgramm, in der Nacht und währenddes Tages bekamen die Zuschauer einunbewegtes Testbild. Hat damalsjemand auch nur ansatzweise geahnt,dass heute rund 500 Fernsehkanäleempfangen werden können, die ihrProgramm in der Regel rund um dieUhr anbieten? War es auch nur vorzehn oder zwanzig Jahren erkennbar,welche Fülle an Informationen heuteständig über E-Mails oder Handysverfügbar sind?Was also wird Mitte des Jahrhundertssein? Werden die technischen Möglichkeitenweiter so exorbitant zunehmenwie in der Vergangenheit? Nach demso genannten Mooreschen Gesetz inder Halbleiterindustrie, vor 40 Jahrenvon einem der Gründer der ChipfirmaIntel formuliert, verdoppelt sich dieKapazität elektronischer Schaltungenetwa alle zwölf Monate. Sollte sich dieseEntwicklung fortsetzen, dann könntedie Leistung aller Computer mit denendie Internetsuchmaschine Googleheute arbeitet, von einem Apparat inder Größe eines Handys erbrachtwerden.22


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Allerdings ist erkennbar, dass dieaktuellen Chips in wenigen Jahren technischan ihre Leistungsgrenzen stoßenwerden. Doch die Halbleiter industriearbeitet bereits an neuen Schaltungenmit Biomolekülen, Nanomaterialienoder nach den Gesetzen der Quantenphysik.„Ob es gelingt, mit ihrer Hilfedie Gültigkeit des Mooreschen Gesetzesin die Zukunft bis 2050 zu verlängern,davon hängt alle Entwicklung ab“,schriebt die Wochenzeitung „Die Zeit“in einer Serie über die Welt 2050.Aus der zugrunde liegenden Technikergeben sich unendlich viele Anwendungsmöglichkeiten,die größtenteilsheute kaum seriös zu prognostizierensind. Einige Trends sind dennoch zuerkennen. So dürfte schon in dennächs ten Jahren jedes neue Telefon einmobiles sein. Und werden zum telefonieren2050 überhaupt noch Apparategebraucht? Was heute als Freisprechanlagegenutzt wird, könnte dann ganzselbstverständlich in die Kleidung integriertsein, so dass sich niemand mehrbeim telefonieren ein Gerät ans Ohrhalten muss.Alles mit allem vernetztSchon bald wird zumindest in denIndustrieländern jeder Haushalt an dasweltweite Netz angeschlossen sein.Das Netz wird zur Basis für sämtlicheKommunikationstechnologien. Nochist telefonieren über das Netz dieAusnahme, doch das wird nicht mehrlange so sein. Und die verschiedenenKommunikationsmittel werden multifunktional.Mit dem Handy kann mannicht nur telefonieren, sondern Nachrichtenim Internet abfragen, Musikabspielen, Fotos machen und Termineverwalten. Zwischen Handys, Fotoapparaten,Computern, Fernsehapparatenund Musikgeräten wird es kaum nocheinen Unterschied geben. Alles ist füralles nutzbar.Die britische Medienwissenschaft -lerin Sue Thomas skizziert eine Welt, inder nicht nur Computer vernetzt sind,um weltweit Informationen auszutauschen,sondern alle Dinge des Alltags.„Die Teekanne weiß dann, wo die Tassenstehen, die Bahnfahrkarte informiertüber Verspätungen und Zuganschlüsse,und die Wäscheladung einigtsich ohne Zutun des Menschen mit derWaschmaschine auf dasjenige Waschmittel,das sich am besten eignet,ordert es und stellt die Maschine an“,versucht „Die Zeit“, die Vorstellungenhalbwegs greifbar zu machen.23


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Und natürlich spielt in den Utopienauch wieder der „humanoide sozialeRoboter eine Rolle: „Bis zur Mitte desJahrhunderts könnte die Robotik soweit sein, dass sie dem Menschen eineKlasse künstlicher Diener zur Verfügungstellt.“ Spätestens dann stellt sichdie Frage: „Müsste man diese Roboterdann nicht als Teil der Gesellschaftakzeptieren?“Eine gläserne ZukunftDie ungeahnten Möglichkeiten derKommunikationstechnik lassen aberauch andere Entwicklungen zu: dieschon 1984 von George Orwell prophezeitetotal überwachte Gesellschaft,zum Beispiel. In Großbritannien kontrollierenbereits mehrere hundert -tausend Kameras den öffentlichenRaum, speichern und verwerten Bilderund Daten der Bürger.Welche Perspektiven die Überwachunghat, zeigt ein Modellversuch derUniversität Kingston. Dort wurden dieKameras mit Software verknüpft, diees möglich macht, Personen nuranhand ihrer Gesichter zu erkennen.Über lü ckenlos installierte Kameras istjeder ihrer Schritte zu verfolgen. Nocharbeitet die 3-D-Technik nicht ausreichendgenau, doch entsprechendeForschungsprojekte werden das inwenigen Jahren verändert haben.Denkbar ist sogar, dass in der Stadtder Zukunft auf diese Weise auch Kinderauf dem Weg in die Schule oder inden Kindergarten jederzeit zu beobachtensind und die Eltern immer wissen,wo ihr Nachwuchs steckt. Bei irgendwelchenUnregelmäßigkeiten ist einesofortige Kontaktaufnahme über dasmobile Telefon jederzeit möglich.In der zunehmend technisiertenWelt hinterlassen die Menschen überallihre Spuren. Kundenkarten mit Chipserfassen das Kaufverhalten oderelektronische Uniausweise dokumen-24


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>tieren das Verhalten von Studenten,ganz zu schweigen von der riesigenDatenmenge, die im Internet täglichproduziert wird und unkontrolliertabgerufen werden kann. Die Entwick -lung steht hier erst am Anfang, künftigwerden immer mehr Daten elektronischerfasst und stehen für die Auswertungzur Verfügung.Wie auch immer die Entwicklungverlaufen wird, soviel steht jedenfallsfest: Die Menschen müssen darüberentscheiden, was Wirklichkeit wird undwas nicht. Die Technik schafft den großenunbestimmten Raum der Möglichkeiten,die Gesellschaft wählt die aus,die sie für sinnvoll hält. Hier zeigt sichganz deutlich, die Frage ist nicht:Kommt das so? Die Frage ist: Waswollen wir?25


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Weiterführende Links*Herwig Birk: „Die demographischeZeitenwende“, Verlag C.H. BeckRay Kurzweil: „Fantastic Voyage“,Steinmüller, Kreibich, Zöpel (Hrsg.):„Zukunftsforschung in Europa.Ergebnisse und Perspektiven,Nomos Verlag Baden-BadenKarlheinz Steinmüller: „Die Zukunftder Technologien“, Murmann VerlagHamburgKarlheinz Steinmüller: „Zukünfte, dienicht Geschichte wurden. Zum Gedankenexperimentin Zukunftsforschungund Geschichtswissenschaft (Aufsatz)www.z-punkt.deErgebnisse zu Projekten und Studienüber die Zukunftwww.zeit.deZeit Wissen Serie: Welt 2050www.edge.orgÜber das Wissen von morgenwww.destatis.deBevölkerungsprognose 2050www.oilendgame.domStudien von Armory Lovins zurÖlabhängigkeit der USAwww.wissen-digital.deUniversal-Lexikonwww.scinexx.deDossier über Zukunftsweltenwww.wdr.deEine Leonardo-Zukunftsreise in dieWelt von morgenwww.bibb.deBundesinstitut für Berufsbildung zurBeschäftigung 2050www.zdf.deSendereihe terra x über die Welt 2050* Für den Inhalt der Seiten ist die <strong>Euler</strong> <strong>Hermes</strong> Kreditversicherungs-AG nicht verantwortlich.26


<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>AnhangIn der Reihe „<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong>“ sind derzeit folgende Ausgaben verfügbar:Schutz vor Forderungsausfall<strong>Nr</strong>. 100<strong>Nr</strong>. 104*<strong>Nr</strong>. 105Liefern unter Vorbehalt – Wie Unternehmen ihre Eigentums rechte durchsetzen könnenIm sicheren Hafen – Die richtige Finanzierung für hohe Risiken im AuslandsgeschäftAuf der sicheren Seite – Der richtige Schutz vor Forderungs ausfall und seinen FolgenAvale<strong>Nr</strong>. 201Sicherheiten im Baugeschäft – Wie sich Auftraggeber gegen Ausfälle und Mängel schützenSchutz vor Veruntreuung<strong>Nr</strong>. 301*<strong>Nr</strong>. 302<strong>Nr</strong>. 303Ein sicheres Netz – Computerrisiken sind ChefsacheGewappnet für den Ernstfall<strong>Wirtschaft</strong>skriminalität – Die verkannte GefahrAllgemeine Themen<strong>Nr</strong>. 404*<strong>Nr</strong>. 412*<strong>Nr</strong>. 414<strong>Nr</strong>. 416<strong>Nr</strong>. 417<strong>Nr</strong>. 418<strong>Nr</strong>. 419<strong>Nr</strong>. 420<strong>Nr</strong>. 421<strong>Nr</strong>. 422<strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>Erfolgreich neue Märkte erobern – Worauf es bei der Expansion ins Ausland wirklich ankommtWissen richtig managen – Das Know-how der Mitarbeiter ist das Kapital für künftigen ErfolgUrsachen von Insolvenzen – Gründe für Unternehmensinsolvenzen aus der Sicht von InsolvenzverwalternFair Trade und Umwelt – Handel(n) ohne GrenzenDie Zukunft Deutschlands – Bildung und Demografie im WandelRettung aus der Insolvenz – Chancen, Barrieren und die besondere Rolle von Private EquityDer Charakter der Wissensgesellschaft – Möglichkeiten, Herausforderungen, GrenzenLeben versus Arbeiten? – Arbeitsmodelle der ZukunftFinanzKommunikation jetzt krisenfest machen! – Erfolgsrezepte für den Umgang mit KapitalgebernInsolvenzprognose 2009 – Im Abwärtssog der WeltwirtschaftZukunfts-Welten. Lebenswelten 2050 – Wie wir leben werden* Nur im Internet abrufbar.Diese Broschüren liegen als Druckstücke nur unter Vorbehalt vor. Zu beziehen über <strong>Euler</strong> <strong>Hermes</strong> Kreditversicherungs-AG, Hamburg.Alle Ausgaben sind auch im Internet verfügbar unter www.wirtschaftkonkret.de27


<strong>Euler</strong> <strong>Hermes</strong>Kreditversicherungs-AGFriedensallee 25422763 HamburgTel. +49 (0) 40/88 34-0Fax +49 (0) 40/88 34-77 44info.de@eulerhermes.comwww.eulerhermes.deSie finden uns ganz in Ihrer NäheHauptverwaltung22763 HamburgFriedensallee 254Postanschrift22746 HamburgTel. +49 (0) 40/88 34-0Fax +49 (0) 40/88 34-77 44info.de@eulerhermes.comNiederlassungen und Geschäftsstellen12435 BerlinAn den Treptowers 1Tel. +49 (0) 30/20 28 43-00Fax +49 (0) 30/20 28 43-01gs.berlin@eulerhermes.com33602 BielefeldZimmerstraße 8Tel. +49 (0) 5 21/9 64 56-0Fax +49 (0) 5 21/9 64 56-50gs.bielefeld@eulerhermes.com28195 BremenMartinistraße 34Tel. +49 (0) 4 21/1 65 97-0Fax +49 (0) 4 21/1 65 97-49gs.bremen@eulerhermes.com44137 DortmundWestfalen-CenterLindemannstraße 79Tel. +49 (0) 2 31/1 82 99-0Fax +49 (0) 2 31/1 82 99-99gs.dortmund@eulerhermes.com60311 FrankfurtGroße Gallusstraße 1–7Tel. +49 (0) 69/13 48-0Fax +49 (0) 69/13 48-1 70nl.frankfurt@eulerhermes.com79100 FreiburgRehlingstraße 6eTel. +49 (0) 7 61/4 00 79-0Fax +49 (0) 7 61/4 00 79-50gs.freiburg@eulerhermes.com20251 HamburgStraßenbahnring 11Tel. +49 (0) 40/2 36 36-0Fax +49 (0) 40/2 36 36-1 66nl.hamburg@eulerhermes.com30159 HannoverGeorgstraße 36Tel. +49 (0) 5 11/3 64 01-0Fax +49 (0) 5 11/3 64 01-70gs.hannover@eulerhermes.com50672 KölnHohenzollernring 31–35Tel. +49 (0) 2 21/9 20 60-0Fax +49 (0) 2 21/9 20 60-1 59nl.koeln@eulerhermes.com81373 MünchenBUSINESS CENTER BAVARIARadlkoferstraße 2Tel. +49 (0) 89/5 43 09-0Fax +49 (0) 89/5 43 09-1 66nl.muenchen@eulerhermes.com90429 NürnbergSpittlertorgraben 3Tel. +49 (0) 9 11/2 44 05-0Fax +49 (0) 9 11/2 44 05-30gs.nuernberg@eulerhermes.com70597 StuttgartLöffelstraße 44Tel. +49 (0) 7 11/9 00 49-0Fax +49 (0) 7 11/9 00 49-70nl.stuttgart@eulerhermes.comExportkreditgarantien des BundesBüro Berlin10117 BerlinFriedrichstadt-PassagenQuartier 205Friedrichstraße 69Tel. +49 (0) 30/20 94-53 10Fax +49 (0) 30/20 94-53 30aga-berlin@eulerhermes.com04157 LeipzigLandsberger Straße 23Tel. +49 (0) 3 41/9 08 23-0Fax +49 (0) 3 41/9 08 23-10gs.leipzig@eulerhermes.com15 9000/<strong>423</strong> 0309

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